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Zitierweise / cite as:
Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil I: Grundgegebenheiten. -- Kapitel 6: Landwirtschaftliche Betriebssysteme / zusammengestellt von Alois Payer. -- Fassung vom 2001-02-07. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw06.htm. -- [Stichwort].
Erstmals publiziert: 1998-12-21
Überarbeitungen: 2018-10-06 [grundlegend überarbeitet] ; 2001-02-07 [Update]
Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien", HBI Stuttgart, 1998/99
©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.
Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.
Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird.
Das Folgende hat als Vorlagen vor allem:
Doppler, Werner: Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen. -- Stuttgart : Ulmer, ©1991. -- 216 S. : Ill. -- (Agrarökonomie in den Tropen und Subtropen). -- ISBN 3-8001-4084-5.
Arnold, Adolf: Allgemeine Agrargeographie. -- Gotha [u.a.] : Klett-Perthes, ©1997. -- 247 S. : Ill. -- (Perthes Geographiekolleg). -- ISBN 3-623-00846-X. -- [Empfehlenswerte Einführung].
Beets, Willem Cornelis: Raising and sustaining productivity of smallholder farming systems in the tropics : a handbook of sustainable agricultural development. -- Alkmaar : AgBé, ©1990. -- 738 S. : Ill. -- ISBN 974-85676-1-3. -- [Herausragend, detailreich und praxisbezogen]
Im Folgenden wird versucht, eine Übersicht über landwirtschaftliche Betriebsysteme in den Tropen und Peritropen (Subtropen) zu geben. Damit sind alle Entwicklungsländer außerhalb der ehemaligen und gegenwärtigen sozialistischen Staaten erfasst. Da in den Betriebsstrukturen aller ehemaligen und gegenwärtigen (China, Nordkorea, Kuba) sozialistischen Staaten große Veränderungen im Gang sind, die noch nicht übersehbar sind, habe ich diese Staaten ausgeklammert.
Wie bei allen Klassifikationen kümmert sich die Wirklichkeit wenig um ihre Stellung in der Klassifikation, das heißt, dass es in der Wirklichkeit viele Systeme gibt, die Übergangsformen oder Mischformen der klassifikatorischen Kategorien sind. Die folgende Übersicht soll nur eine Anleitung sein, die Wirklichkeit landwirtschaftlicher Betriebsysteme mit offeneren und kundigeren Augen zu sehen (man sieht meist nur, was man weiß!).
Obwohl ein Teil der Betriebssysteme (besonders Wanderfeldbau) teilweise noch mit der Wirtschaftsform des Jagens und Sammelns verbunden sein kann, beschränke ich dieses Kapitel auf landwirtschaftliche Betriebssysteme.
Bei allen Betrachtungen über Betriebssysteme darf man die die Systeme betreibenden Menschen nicht vergessen: der traditionelle Bauer ist nicht nur ein homo oeconomicus, ein Wesen, das sich nach den Idealvorstellungen marktwirtschaftlich orientierter Volkswirtschaftslehre verhält. 1922 schrieb Theodor Brinkmann <1877 - > über Landwirte:
"Zunächst kommt in Betracht, dass schon das Streben nach höchstem Gewinn ganz offensichtlich nicht bei allen Landwirten mit gleicher Schärfe sich ausprägt. Der Geist des Unternehmertums, des Kapitalismus, das ausgesprochene Reichtumsstreben, oder wie man sonst die moderne Auffassung vom Wesen der Wirtschaft bezeichnet, findet in der Landwirtschaft treibenden Bevölkerung an sich einen weniger empfänglichen Boden als in anderen Gebieten des Erwerbslebens." [Zitat bei Arnold, 1997, S. 67; dort Quellenangabe]
Herbert Alexander Simon <1916 - > stellte darum 1959 zu Recht "dem auf Gewinnmaximierung abzielenden fiktiven 'homo oeconomicus' ('optimizing behavior') einen realitätsnäheren Menschen mit suboptimalem Verhalten ('satisfying behavior') gegenüber. Dieses [satisfying behavior] resultiert aus
Das 'satisficer'-Konzept berücksichtigt den Wunsch des Bauern nach 'befriedigendem' Einkommen, Freizeit und anderen sozialen Erwägungen." [Arnold, 1997, S. 67] Vor allem darf man die Freude am Beruf als Faktor nicht unterschätzen.
U. Peters hat 1968 vorgeschlagen, beim Verhalten von Landwirten folgende Zielsetzungen zu unterscheiden:
Landwirte erscheinen hier als "einzelne menschliche Wesen mit unterschiedlicher Präferenzstruktur" [Zitat bei Arnold, 1997, S. 68]
"Die Bedeutung von außerökonomischen Faktoren im Entscheidungsverhalten der Landwirte ist durch zahlreiche empirische Untersuchungen bewiesen. Das Streben nach Unabhängigkeit hält manchen Kleinbauern auf seinem Hof, obwohl er in anderen Berufen mit niedrigerem Arbeitsaufwand ein höheres Einkommen erzielen könnte. Die Anschaffung eines Traktors für den kleinbäuerlichen Betrieb muss nicht vom Zwang der Rentabilitätserhöhung diktiert sein, sie befriedigt oft ein Bedürfnis nach Selbstachtung und Prestige ... Der Wunsch nach freien Wochenenden und Urlaub ist oft das Hauptmotiv für die Abschaffung der Milchkühe. Für die Hirtenbevölkerung Ostafrikas bildet der Viehbestand nicht nur Risikoversicherung, sondern entscheidet auch über den sozialen Rang der Besitzer." [Arnold, 1997, S. 68]
Deshalb gilt: "Eine Grundvoraussetzung für die Steigerung der Agrarproduktion in der Dritten Welt ist eine bessere Qualifizierung der Landwirte, angefangen von der Alphabetisierung bis zur Verbreitung neuer agrartechnischer Kenntnisse.
Je stärker marktorientiert ein Betrieb ist, desto mehr ist der Betriebsleiter auf die Hilfe der jeweiligen Informations- und Kommunikationssysteme angewiesen, um flexibel auf die in den Industrieländern immer schneller aufeinander folgenden Innovationen reagieren zu können. |
Morgan und Munton (1971, S. 34) unterscheiden
[Arnold, 1997, S. 68f.]
Der Informationsverbreitung und -akzeptanz widmen sich die Innovations- und Diffusionsforschung.
Als Regel gilt, "dass immer nur wenige Landwirte aktiv nach neuen Informationen über Problemlösungen suchen, während die Mehrzahl sich konservativ verhält und neue Methoden erst übernimmt, wenn Kollegen, die ihnen persönlich bekannt sind, sie erfolgreich ausprobiert haben." [Arnold, 1997, S. 69]
Das Verhalten des einzelnen Landwirts wird auch entscheidend beeinflusst durch seine Zugehörigkeit und Eingebundenheit in verschiedene soziale Gruppen, besonders:
Soziale Gruppe | Wirtschaftsraum | Funktion |
---|---|---|
Haushalt, Großfamilie | Einzelgehöft, Weiler | Kocheinheit, gemeinsame Feldbestellung und Eigentumsverwaltung |
Verwandtschaftslinie | Bauernschaft, kleine Taleinheit | bevorzugte Heiratsgruppe; gemeinsames Weideland |
Unterclan | Gemeinde, große Taleinheit | Olivenpresse, Getreidemühle, Moschee |
Clan | Fraktionsgebiet | zentraler Wochenmarkt |
Stamm | Stammesgebiet | Kriegführung |
[Vorlage der Tabelle: Arnold, 1997, S. 70; dort Quellenangabe]
Doppler, 1991 [S. 19] unterscheidet folgende Kriterien zur Klassifikation von landwirtschaftlichen Betriebssystemen in den Tropen und Subtropen:
Beets, 1990 [S. 4] nennt folgende Determinanten landwirtschaftlicher Systeme:
Arnold, 1997 [S. 10] nennt folgende vier Hauptproduktionsketten von Nahrungsmitteln:
Produktionskette A | Produktionskette B | Produktionskette C | Produktionskette D | ||
---|---|---|---|---|---|
Pflanzliche Primärproduktion | Pflanzenwachstum | ||||
Acker-, Baum- und Strauchfrüchte | Gras, Laub und Zweige | ||||
Tierische Sekundärproduktion | Nicht-Wiederkäuer | Wiederkäuer | |||
eventuelle Verarbeitung | Aufbereitung, Verarbeitung, Konservierung | ||||
eventuelle Verteilung | eventuell Vermarktung | ||||
Konsum | Konsum durch Menschen und Tiere (z.B. Katzen) |
Diese Produktionsketten werden in Betriebssystemen verwirklicht.
Für die oberste Differenzierungsebene von Betriebssystemen verwendet Doppler, 1991 den Grad der Marktorientierung, für die zweite Differenzierungsebene die Knappheit an Fläche. Auf der dritten Differenzierungsebene kommen verschiedene der genannten Kriterien zur Anwendung. Dadurch erhält er folgende Gruppen landwirtschaftlicher Betriebssysteme:
Doppler, 1991 schätzt, dass gegenwärtig die landwirtschaftlichen Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen folgende Schwerpunktverteilung haben:
[Nachgezeichnet nach Doppler, 1991, S. 25]
Subsistenz = Selbstversorgung. Reine Subsistenzbetriebe tauchen in volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen nicht auf; das kann bei hohem Anteil an Subsistenzwirtschaften zu starken Verzerrungen der Beurteilung von Entwicklungsländern führen (z.B. ist die wirtschaftliche Lage von Laos sicher bedeutend besser als es die wirtschaftlichen Globalzahlen ausdrücken).
Vollständige Selbstversorgung eines landwirtschaftlichen Betriebes bedeutet einen sehr hohen Grad an Diversifikation der Produkte, damit alle physiologischen und kulturellen Bedürfnisse gedeckt werden können. Beets, 1990 nennt für einen Pflanzerbetrieb folgende Pflanzengruppen, die angebaut werden müssen, um vollständige Selbstversorgung zu gewährleisten:
(ein Teil dieser Bedürfnisse kann durch tierische Produkte ersetzt werden). Beets, 1990 schätzt, dass mindestens 15 verschiedene Pflanzenarten angebaut werden müssen.
Sobald sie mit entsprechenden Märkten in Kontakt kommen, gehen die meisten Subsistenzbauern dazu über, einen Teil ihrer Bedürfnisse durch auf dem Markt Eingehandeltes oder Gekauftes zu decken. Meist wird als erstes Kleidung gekauft. Um handeln zu können, muss ein gewisser vermarktbarer Überschuss erzeugt werden.
Merkmale solcher Systeme:
Grundmerkmale des Nomadismus sind:
Man kann nach dem Lebensraum folgende Formen von Nomadismus unterscheiden:
Um 1900 waren die Nomaden im Trockengürtel der Alten Welt von Osten nach Westen noch so verteilt:
In der arktischen Tundra war damals noch der Nomadismus der Rentierhalter verbreitet (Lappen, Samen).
In der ehemaligen Sowjetunion (zentralasiatische Republiken wie Kasachstan, Kirgisien usw.) wurden die Nomaden durch die Kollektivierungen 1930 bis 1936 zwangsweise sesshaft gemacht und die Viehwirtschaft wurde ab da in Kolchosen und Sowchosen betrieben, wobei die Winter- und Sommerweiden bis zu 200 km von den Hauptsiedlungen entfernt sind.
Der jetzige Rückgang von Kamel, Dromedar und Pferd als Transporttiere wird durch die Vermehrung der Schaf- und Ziegenherden kompensiert.
In der neueren Zeit ist der Nomadismus im Ganzen im Niedergang begriffen. Hauptgründe dafür sind:
Man unterscheidet:
- Wanderfeldbau: die durch starke Ertragsrückgänge erzwungene Verlegung der Felder, die zugleich mit einer Verlegung der Siedlungen verbunden ist
- Landwechselwirtschaft: von festen Wohnsitzen aus betrieben, also ein stationäres System
- Wanderfeldbau mit Landwechselwirtschaft: eine Zeit lang wird Landwechselwirtschaft von einem festen Wohnsitz aus betrieben, dann wird der Wohnsitz verlegt
Gemeinsame Merkmale von Wanderfeldbau und Landwechselwirtschaft:
Wanderfeldbau |
---|
Landwechselwirtschaft |
Wanderfeldbau mit Landwechselwirtschaft |
Im Sinne westlicher Juristerei unklare Eigentumsverhältnisse führen in den Wanderfeldbaugebieten Lateinamerikas häufig zu Konflikten.
Nach dem Lebensraum kann man folgende Formen des Wanderfeldbau unterscheiden:
Eine Vorstellung von der Dauer der Brache und damit dem benötigten Land gibt folgende Tabelle:
Anbaujahre | Brachejahre | |
---|---|---|
Tropischer Regenwald (Waldbrache) | ||
Sarawak (Malaysia) | 1 | 15 - 25 |
Guatemala | 1 | 4 |
Liberia | 1 - 2 | 8 - 15 |
Sumatra (Indonesien) | 2 | 10 - 16 |
Buschbrache | ||
Westafrika | 2 - 4 | 6 - 12 |
West-Nil, Uganda | 2 - 3 | 8 - 15 |
Ilesha, Nigeria | 2 | 6 - 7 |
Zentraluganda | 3 | 8 |
Grasbrache | ||
Elfenbeinküste | 2 - 3 | 6 - 10 |
Uganda | 1 | 2,5 |
Nord-Ghana | 3 -4 | 7 - 10 |
Mali | 3 | 12 - 15 |
[Vorlage der Tabelle: Doppler, 1991, S. 33, dort Quellenangaben]
Die Intensität der Landnutzung suchen Agrarwissenschaftler mit folgender Formel auszudrücken:
R = (100·A)/(A+B)
Rotationsumlaufzeit (R) = (100 mal Anbaujahre (A)) durch (Anbaujahre (A) plus Brachejahre (B))
R = 10 heißt 10% des anbaufähigen Landes werden im jeweiligen Jahr tatsächlich bestellt, d.h. z.B. 2 Anbau und 18 Brachejahre (100·2)/(2 + 18)=10
Wegen des großen Landbedarfs ist nachhaltige Landwechselwirtschaft nur bei niedriger Bevölkerungsdichte möglich: für Sumatra z.B. werden als Obergrenze 50 Einwohner pro km² angegeben.
Angebaute Pflanzen im Wanderfeldbau: sehr vielfältig
Mischkulturen und Stockwerkkulturen sind üblich.
Zur Bewältigung der Flächenknappheit ergriff man traditionellerweise vor allem zwei Maßnahmen:
Die Reduzierung der Naturbrache in stationären Systemen gegenüber Wanderfeldbau führt zum Problem des langfristigen Erhalts der Bodenfruchtbarkeit. Deswegen entwickelte man in traditionellen Brachewirtschaften verschiedene Formen der Düngung mit betriebseigenen Ressourcen wie Asche, pflanzliche Materialien u.ä. Ebenso wird nötigenfalls Erosionsschutz durch Terrassen oder Konturhügel betrieben.
Dominierende Anbaupflanzen sind :
Hauptverbreitungsgebiete:
Teilweise werden Zugtiere (z.B. Wasserbüffel) zur Feldbestellung verwendet.
Wichtigste Anbaupflanze ist Reis, insbesondere als Flutreis-, Sumpfreis-, Mangrovenreis-, Überflutungsreiskultur, seltener als Paddy-Reis (Terrassen und Bewässerungsfelder).
Oft rechnet man Regenstau und Überschwemmung zur künstlichen Bewässerung. Im engeren Sinn rechnet man aber zur künstlichen Bewässerung nur Systeme, bei denen durch menschliches Zutun Wasser auf irgendeine Weise zu landwirtschaftlichen Zwecken an Stellen gebracht wird, an die es von Natur aus nicht gelangen würde. Wegen dieser Zweideutigkeit in der Terminologie findet man unterschiedliche Zuordnungen.
Im Regenfeldbau herrscht meist noch Mischanbau verschiedener Kulturen, Bewässerungsfeldbau dagegen nur Reisanbau. Im selben Betrieb kann nebeneinander oder abwechselnd je nach Wasserangebot Regenfeldbau und Bewässerungsfeldbau betrieben werden.
Zur Bewässerung werden u.a. folgende Systeme verwendet:
Hauptverbreitungsgebiet: Asien
Beets, 1990 [S. 89] stellt folgende Argumente für und gegen den Anbau von Marktfrüchten (cash crops) gegenüber:
Für die Vermarktung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, u.a.:
Als Transhumanz bezeichnet man die Wirtschaftsform in Betriebssystemen mit Tierhaltung, bei der die Familien einen festen Wohnsitz haben und Hirten oder ein Teil der Familie mit den Tierherden wandert (z.B. Alpwirtschaft in den Alpen). Die Wanderungen mit den Herden erfolgen in vorgegebenen zeitlichen und örtlichen Abläufen, die von natürlichen Gegebenheiten wie Jahreszeit, Regenperiode, Überflutung u.ä. bestimmt werden.
Ein großes Problem bei diesen Betriebssystemen ist die Überweidung und die daraus folgende Desertifikation (Wüstenbildung, Verwüstung). Der Ablauf der Desertifikation kann vereinfacht so verstanden werden:
Beduinentum ist ein Betriebssystem der Transhumanz in Afrika nördlich der Sahara und im Nahen Osten. Die Familien sind teilsesshaft mit je einem festen Wohnplatz während der Trocken- und während der Regenperiode. Es gibt auch Beduinen mit nur einem festen Wohnplatz. Ein Teil der Familie, ein männliches Familienmitglied mit Sohn, oder ein Familienmitglied mit Fremdarbeitskräften wandert mit der Herde. Im nördlichen Bereich des Nahen Ostens erfolgt die Wanderung oft mit Lastkraftwagen, sonst zu Fuß. Früher waren Kamelherden wichtig, heute sind es großteils Schafherden, manchmal kombiniert mit Ziegenhaltung. Die Herdengrößen liegen häufig bei 200 bis 600 Schafen.
Beduinen nützen als Weide Steppen und Wüsten, für die eine andere landwirtschaftliche Nutzung nicht sinnvoll ist. Hauptproblem ist die Trinkwasserversorgung. Man sucht dies durch Brunnenbohrungen zu lösen. In Übergangszonen beschafft man häufig in den Trockenperioden Futter von Ackerbaubetrieben: Stroh oder Abweiden von Stoppelfeldern.
Die Marktorientierung kann sehr hoch sein: im Norden Syriens ist schon 80 bis 90% der Produktion marktorientiert. Der größte Teil heutiger Beduinen, besonders im Nahen Osten, passt die Tierhaltung stark an die Preise und Preisentwicklungen an. Man verkauft oft antizyklisch (d.h. bei Knappheit auf einem Markt und damit hohen Preisen). Staatsgrenzen sind für den Zugang zu Märkten meist kein Hindernis. Entsprechend wird der Eigenbedarf ebenfalls weitgehend aus dem Markt befriedigt.
Als Seminomadismus bezeichnet man Betriebssysteme mit Tierhaltung, bei denen die Familie sesshaft ist, die Wanderung der Tierherden in ihrem Ausmaß noch weitgehend der Wanderung bei den Nomaden entspricht.
Seminomadismus ist in Afrika in den semiariden und semihumiden Klimaten nördlich und südlich des Äquators weit verbreitet. In Lateinamerika findet man Seminomadismus in Zonen mit ungünstigen Produktionsbedingungen. Seminomadismus kommt in einem Gebiet saisonbedingt mit unterschiedlichen anderen Betriebssystemen der Tierhaltung vor.
Wichtigste Tierart sind Rinder, zusätzlich oft Ziegen und Schafe. Die wichtigsten Produkte sind Milch und Fleisch. Beweidet wird meist im offenen Busch oder auf nicht eingezäunten Weideflächen. Die Weideflächen werden durch Abbrennen gepflegt. Nachts werden die Tierherden in der Regel in einem Kraal vor Raubtieren und Dieben geschützt, deshalb ist das klimatisch vorteilhaftere Nachtweiden nicht möglich. Die Herden müssen oft lange Strecken zu den Wasserplätzen und Weiden zurücklegen.
Folgende Zahlen aus der Provinz Sokoto in Nigeria zeigen die wanderungs- und marktbedingten Unterschiede zwischen Regenperiode und Trockenperiode:
Betriebssysteme mit Tierhaltung in der Provinz Sokoto (Nigeria) | ||
---|---|---|
Betriebsystem | Regenperiode | Trockenperiode |
Nomadismus | 17,1% |
9,8% |
Seminomadismus | 9,3% |
5,3% |
Auftragsrinderhaltung und Ackerwirtschaft mit Transhumanz | 61,5% | 35,0% |
Rinderhaltung in der Stadt | 12,0% | 6,9% |
Rinderhaltung als Kapitalanlage höherer Einkommensgruppen | 0,1% | 0,1% |
Einwanderung durch Nomaden, Seminomadismus und übrige Transhumanz | 0,0% | 42,9% |
Total | 100% 57181 Stück |
100% 100000 Stück |
[Quelle der Tabelle: Doppler, 1991, S. 62; dort Quellenangabe]
"Während sich der Nomadismus gut an die ökologischen Bedingungen anpasst, verschärft sich im Semi-Nomadismus die Futtersituation. Die Rinder sind im Einzeleigentum der Familie, die Fläche aber ist im Gemeinschaftseigentum. Aus diesem Grunde ist es für jede Familie sinnvoll, die Zahl ihrer Kühe möglichst hoch zu halten, selbst wenn dies kurzfristig dazu führt, dass sich der Zustand der Weideflächen verschlechtert. Der einzelne kann die Entscheidung anderer Familien über die Herdengröße, die auf dem Weideland gehalten wird, nicht beeinflussen. Eine Regulation der Besatzdichte wäre daher nur bei Einstimmigkeit aller beteiligten Familien und Tiereigentümer möglich. Aus diesem Grund tendieren diese Systeme zu einer Vergrößerung der Rinderherden, vor allem bei Milchkühen, was schließlich zu einer Überlastung der Weiden führt. Höhere Besatzdichten als sie langfristig von der Weidenarbe verkraftet werden können, führen zur Schädigung des Potentials an Futteraufwuchs. Dies ist besonders in der Trockenperiode ausgeprägt." [Doppler, 1991, S. 61f.]
Auftragstierhaltung kommt vor allem in den semiariden und semihumiden Zonen Afrikas vor. Wichtigste Tierart sind Rinder.
Bei diesem Betriebssystem geben Ackerbauern und andere Besitzer von Tierherden ihre Herden einem gemeinsamen Hirten zur Betreuung. Die Weiderechte sind Gemeinschaftsbesitz.
Die Entlohnung des Hirten ist sehr unterschiedlich. Oft erhält der Hirte als Entlohnung die Milch, gelegentlich auch ein Stierenkalb oder das erste Kalb eines Rindes. Betrug durch die Hirten ist sehr einfach.
Im Unterschied zur Auftragstierhaltung unterliegt die Haltung der Tiere Familienmitgliedern des Eigentümers und in der Herde sind meist nur noch Tiere eines einzigen Betriebes enthalten. Zwischen Auftragstierhaltung und diesem System gibt es Zwischenstufen.
Wichtigste Tierart sind Rinder. Die Milch wird vom Eigentümer zur Selbstversorgung und zum Verkauf genutzt.
Die Arbeitsteilung zwischen Familienmitgliedern in solchen Betrieben ist oft:
Silvopastoralismus = Waldweidewirtschaft, d.h. Betriebssysteme, bei denen die Tiere Wald als Weide nutzen. Die Nutzung der Waldweide geschieht in traditionellen Systemen meist in ungeregelter Form. Zu modernen silvopastoralen Systemen siehe unten.
Feldgraswirtschaften sind Betriebssysteme von Ackerbauern, die die Bracheperiode der Ackerflächen für die Tierhaltung nutzen.
Man kann unterscheiden:
Der Hauptunterschied zu den Weidewirtschaften ist vor allem die enge Verflechtung von Ackerbau und Tierhaltung.
Als kleine und mittelgroße Weidewirtschaften definiert Doppler, 1991 [S. 69] Betriebssysteme, "deren Produktionsschwerpunkt in der Tierhaltung liegt und die eine systematische und planmäßige Weidewirtschaft mit intensiver Futterproduktion betreiben".
Terminologisch unterscheidet man:
Überwiegende Tierart sind Rinder. Es wird Zucht betrieben. Für die Rinder gibt es Gesundheitsvorsorge (z.B. Tauchbäder gegen Zecken).
Dieses Betriebssystem ist arbeitsaufwendig. Man findet:
Im Unterschied zu den Feldgraswirtschaften steht die Weide nicht in einer Fruchtfolge (Brache) mit Feldfrüchten.
Die Einschränkung auf kleine und mittelgroße Betriebe dient der Unterscheidung zu Ranches mit ihrer Lohnarbeitsverfassung. Im Unterschied dazu sind die hier behandelten Betriebssysteme Familienbetriebe.
Die Größe der Betriebsfläche kann sehr unterschiedlich sein, z.B.
Diese Betriebssysteme sind eine Kombination von:
Als Weide verwendet man die Flächen unter dem Baumbestand sowie die abgeernteten Flächen sowie speziell angelegte Weiden oder Futterbüsche und Futterbäume.
Häufigste Tierart sind Rinder (Milch- und Fleischnutzung).
Einige der vielen Formen agrosilvopastoraler Betriebssysteme:
Diese Systeme werden seit ca. 20 Jahren vor allem von Entwicklungsprojekten gefördert.
Wird der Forst als Dauerkultur betrieben, dann rechnet Doppler, 1991 das Betriebssystem zu den Dauerkultur-Beweidungssystemen.
Tierhaltung in Dauerkultursystemen nutzt die Fläche am Boden innerhalb der Dauerkulturen (z.B. Ölpalmen) als Futtergrundlage.
Man kann zwei Gruppen unterscheiden:
Tierhaltung in Bewässerungssystemen ist in der Regel in den Ackerbau integriert. Die Tiere werden als Zugtiere gehalten und/oder dienen der Milch- und Fleischproduktion.
Als solche spezielle Tierhaltungssysteme kann man bezeichnen:
Solche Betriebssysteme nehmen infolge der Verstädterung der Entwicklungsländer immer mehr zu.
Hierunter versteht Doppler, 1991 Betriebssysteme mit vorwiegender Pflanzenproduktion im Regenfeldbau.
Da Arbeit in den Arbeitsspitzen knapp ist, findet man bei diesen Betriebssystemen alle Mechanisierungs- und Technisierungsgrade von Handarbeit bis zum modernen Schleppereinsatz u.ä.
Bei der Marktorientiertheit von pflanzlicher Produktion kann man unterscheiden:
Dies sind Systeme des stationären Ackerbaus im Regenfeldbau mit traditioneller Naturbrache (Kurzbrache). Kapitalinvestitionen sind in diesen Systemen nicht weit verbreitet. Brach liegt jeweils 1/3 bis 2/3 der nutzbaren Fläche. Der Arbeitsaufwand, besonders für Unkrautbekämpfung ist groß.
Produziert werden vor allem einjährige Kulturen.
Je nach Standort unterscheidet man:
Die folgende Tabelle gibt einen Eindruck von der Produktion von Brachesystemen in Nordghana in den 80er-Jahren (in kg pro Familie pro Jahr):
Produkt | Eigenverbrauch | Zukauf | Subsistenzproduktion | Verkauf | Eigenproduktion |
---|---|---|---|---|---|
Mais | 2796 | 265 | 2531 | 312 | 2843 |
Erdnuss | 612 | 0 | 612 | 1461 | 2073 |
Reis | 395 | 0 | 395 | 474 | 869 |
Hirse | 204 | 0 | 204 | 11 | 215 |
Yams | 353 | 0 | 353 | 0 | 353 |
[Vorlage der Tabelle: Doppler, 1991, S. 124; dort Quellenangabe]
Die vielfältige Nutzung eines einzigen Produkts zeigt folgende Übersicht über die Verwendung von Mais in Kleinbetrieben mit Brachewirtschaft in der Küstenregion Togos:
Teil des Mais | Verwendung im Haushalt | Verwendung in Tierhaltung |
---|---|---|
Saatgut | ||
Maiskolben | geröstete Maiskolben | |
Maiskörner | geröstete Körner, gekochte Körner, Maisbier | Abfall als Futter |
Maismehl | Maisbrei, Cous-Cous, Maissuppe, Maisbrot, Krapfen | |
Maisblätter | Verpackung | Futter |
Kleie | Futter | |
Stengel | Baumaterial, Brennmaterial, Dünger | Futter in Trockenzeit |
Spindel | Schwammersatz, Stöpsel | |
Lieschblätter | Verpackung, Füllung für Matratzen | |
trockene Blätter | Futter in Trockenzeit | |
Unkraut | Futter für Großvieh und Schafe |
[Quelle der Tabelle: Doppler, 1991, S. 123; dort ohne Quellenangabe]
Bei diesen Betriebsystemen wird keine Brache (bzw. keine Naturbrache, sondern Schwarzbrache) praktiziert, sondern das Land in jeder Vegetationsperiode bebaut. Bewässerung findet nicht statt, auch werden keine Dauerkulturen angebaut. Kapitalinvestitionen beschränken sich im Wesentlichen auf die Substitution von Arbeit durch Mechanisierung.
Die Produktionsmöglichkeiten werden vor allem durch die Standortbedingungen bestimmt:
Hierzu zählen kleinere und mittlere Familienbetriebe mit Dauerkulturen. Die Dauerkulturen stellen nur einen Betriebszweig neben anderen dar. Der Marktbezug ist ausgeprägter als bei den bisher behandelten Systemen. Dauerkulturen sind unflexibel gegenüber kurzfristigen Anpassungen. Die Investitionskosten bis zum ersten Ertrag sind hoch.
Ausgewählte Dauerkulturen in den Tropen und Peritropen:
Kultur | Verkaufsprodukt | Eigenverbrauch | Jahre bis zum ersten Ertrag | Nutzungsperiode in Jahren |
---|---|---|---|---|
Dauerhafte Feldkulturen: Kurze Investitionsperiode | ||||
Zuckerrohr | Stängel | Saft/Zucker | 1 - 1,5 | 2 - 4 |
Ananas | Frucht | Frucht/Saft | 1,5 | 6 - 8 |
Sisal | Blatt | Faser | 3 | 5 - 9 |
Pyrethrum | Blüte | Öl | 1 | 2 - 3 |
Pfeffer | Frucht | Frucht | 2,5 - 3 | 20 - 30 |
Strauchkulturen: Mittelfristige Investitionsperioden | ||||
Bananen | Frucht | Frucht / Blätter | 1 - 2 | 10 - 20 |
Kaffee | Frucht | Bohne | 3 | 50 - 80 |
Tee | grüne Blätter | getrocknete Blätter | 3 | 50 |
Wein | Trauben | Trauben / Wein | 3 | 50 - 80 |
Baumkulturen: Langfristige Investitionsperioden | ||||
Citrus | Frucht | Frucht / Saft | 3 - 5 | 40 |
Ölbaum | Frucht/Öl | Frucht / Öl | 7 - 8 | 30 |
Ölpalme | Öl | Öl | 3 - 4 | 35 - 50 |
Kokospalme | Kopra | Öl / Blätter | 4 - 6 | 60 - 80 |
Dattelpalme | Frucht | Frucht | 5 | 75 - 100 |
Kautschuk | Rindensaft | Rohgummi | 4 - 7 | 35 |
Kakao | Frucht | Bohnen | 8 - 11 | 80 - 100 |
Kaschunuss | Nuss | Nuss | 3 | 20 |
Mango | Frucht | Frucht /Saft | 4 - 5 | 50 |
Gewürznelken | Blütenknospen | Blütenknospen | 8 - 9 | 100 |
[Vorlage der Tabelle: Doppler, 1991, S. 118; ohne Quellenangabe]
In diesen Betriebssystemen werden die Standortverhältnisse durch Bewässerung den Bedürfnissen der Menschen angepasst.
Die Verbreitung von Bewässerungssystemen zeigt folgende Tabelle:
Kontinent, Land | Anteil der Bewässerungsfläche an der Ackerfläche |
---|---|
Asien | 29% |
China | 48% |
Indien | 21% |
Pakistan | 70% |
Afrika | 5% |
Ägypten | 100% |
Lateinamerika | 9% |
Mexiko | 22% |
[Vorlage der Tabelle: Doppler, 1991, S. 139; Zahlen der FAO, gerundet]
Ein wichtiges Problem bei Bewässerungssystemen ist die soziale und technische Organisation der Verteilung. Technisch lassen sich vereinfacht folgende Verteilungssysteme unterscheiden:
In solchen, meist kleinen Betrieben, hat man große Entscheidungsfreiheit bezüglich Wasserentnahme, Wasserverteilung und Wassernutzung. Grenzen setzen die natürliche Wasserverfügbarkeit und die Investitionsmöglichkeiten des Betriebes.
Die natürliche Überflutung kann geschehen durch
Der Niederschlag wird u.a. auf folgende Weisen gesammelt:
Die Möglichkeiten der Bewässerung reichen von intensiver Beckenbewässerung bis zu Regenfeldbau mit Zusatzbewässerung.
Bei Brunnenbewässerung wird Grundwasser durch Flachbrunnen oder Tiefbrunnen entnommen und auf die Felder verteilt.
Die Verteilung kann geschehen:
Tiefbrunnen können an ungeeigneten Standorten zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führen mit negativen Folgen für die Nachhaltigkeit.
Überbetriebliche Organisationen, die überbetriebliche Wasserbeschaffung organisieren, sind u.a.:
Bei diesen Systemen muss sich der Einzelbetrieb überbetriebliche Regelungen über Wassermenge, zeitliche Wasserverfügbarkeit und Wasserkosten (z.B. in Form von Arbeiten) unterordnen
Großbrunnensysteme können Bewässerungsflächen von 10 bis 100 ha pro Brunnen versorgen. Die Wasserverteilung geschieht meist über Kanalsysteme, manchmal auch über Rohrleitungssysteme. Die Verteilung auf den Einzelparzellen erfolgt durch Beckenbewässerung oder die oben (5.3.1.3.) genannten Methoden der Brunnenbewässerung.
Wehre und Staudämme können ausschließlich der Versorgung von landwirtschaftlichen Betrieben dienen, es sind aber auch Mehrfachnutzungen von Einrichtungen der Elektrizitätswirtschaft oder des Hochwasserschutzes möglich. "Die Entwicklung der vergangenen 40 Jahre zeigt, dass bei Mehrfachnutzung der Bewässerungsfeldbau an letzter Stelle der Prioritätenskala rangiert." [Doppler, 1991, S. 146] Bei solchen Systemen ist ein großes Verteilernetz nötig.
Ebenso wichtig wie Bewässerung ist Dränage. Bei ungenügender oder ungeeigneter Drainage besteht oft die Gefahr der Bodenversalzung.
Dränagesysteme lassen sich unterscheiden in:
Darunter sollen solche Betriebsysteme verstanden werden, bei denen sich die Verhaltensweisen und Entscheidungen fast ausschließlich am Markt orientieren, die also vorwiegend gewinnorientiert sind.
Dies sind Betriebssysteme mit Betriebsgrößen zwischen 5 ha (z.B. intensive Gemüsebetriebe) und ca. 500 ha. Im Extremfall wie z.B. der Hähnchenmast oder von Legebatterien kann sich die Betriebsgröße auf Gebäude beschränken
Doppler, 1991 [S. 180] unterscheidet nach den Produkten folgende Gruppen:
Solche Betriebssysteme sind in der Regel spezialisiert auf:
Man produziert auf dem höchsten Flächenintensivniveau der Pflanzenproduktion mit hohem Mineraldüngereinsatz usw.
Die wichtigsten Betriebssysteme dieser Art sind:
Kraftfutter wird in der Regel zugekauft.
Milchproduktion (nicht nur in Intensivbetrieben) spielt in Entwicklungsländern außerhalb des ehemaligen Ostblocks eine erstaunlich geringe Rolle: "Diese Staatengruppe [Entwicklungsländer] trägt kaum mehr als 20% zur gesamten Milcherzeugung der Erde bei. Das vereinte Deutschland produziert mit 5,3 Mio. Kühen fast doppelt so viel Milch wie der riesige afrikanische Kontinent und nicht viel weniger als Indien mit dem größten Kuhbestand der Erde von 30 Mio. Tieren." [Doppler, 1997, S. 149] Gründe dafür sind u.a. die Tierhaltungssysteme, die Zucht sowie Konsumgewohnheiten (Laktose-Intoleranz bei vielen erwachsenen Ostasiaten).
Hierzu gehören Ranches, Plantagen und Großbewässerungssysteme mit ihrer extrem hohen Flächenausstattung.
Doppler, 1991 [S. 182] unterscheidet folgende Gruppen:
Ranches sind tierhaltende Lohnarbeitsbetriebe mit hoher Flächenausstattung und hohem Einsatz an Tierkapital.
Doppler, 1991 [S. 182] unterscheidet folgende Gruppen:
Ranches:
Verbreitungsgebiete in Entwicklungsländern sind vor allem Lateinamerika, Ostafrika, südliches Afrika:
Die Eigentumsverhältnisse der Ranches können sein:
"Plantagen sind marktorientierte Betriebssysteme mit Dauerkulturen, die durch eine hohe Flächenkapazität, hohe Kapitalinvestitionen und Lohnarbeitsverfassung gekennzeichnet sind. Die Zielsetzung ist in der Regel die Maximierung der Kapitalrendite und des Unternehmergewinns." [Doppler, 1991, S. 188]
Plantagenwirtschaft war das spezifische Marktfruchtsystem der Tropen und Peritropen innerhalb des kolonialen Wirtschaftssystems.
Typische Plantagepflanzen sind:
Pflanze | ökonomische Nutzungsdauer in Jahren | Hauptanbaugebiete 1994 |
---|---|---|
Zuckerrohr | 6 - 8 | Brasilien, Karibik, Indien, Australien |
Bananen | 20 | Zentralamerika, Ecuador, Westafrika |
Sisal | 6 - 20 | Brasilien, Ostafrika |
Tee | 50 | Indien, Sri Lanka, Ostafrika |
Kautschuk | 35 | Liberia, Südostasien |
Ölpalme | 50 | Malaysia, Westafrika, Kongo |
Kaffee | 30 - 100 | Brasilien, Zentralamerika, Ostafrika |
Kokospalme | 80 | Südostasien, Ozeanien |
Ananas | 6 - 13 | Südostasien, Mexiko, Elfenbeinküste |
[Vorlage der Tabelle: Arnold, 1997, S. 194; dort Quellenangaben]
Doppler, 1991 [S. 182] unterscheidet folgende Gruppen:
Plantagen (vgl. oben 5.2.3.):
Hierzu rechnet Doppler, 1991 [S. 196] Bewässerungssysteme mit meist über 1000 ha bewässerten Landes. Produkt ist Reis. Solche Reisgroßbetriebe gibt nur es in Brasilien und Uruguay.
Andreae, Bernd: Agrargeographie : Strukturzonen und Betriebsformen in der Weltlandwirtschaft. -- 2., überarb. und stark erw. Aufl. -- Berlin [u.a.] : Springer, 1983. -- 504 S. : Ill. -- ISBN 3-22-008559-3. -- [Klassiker]
Arnold, Adolf: Allgemeine Agrargeographie. -- Gotha [u.a.] : Klett-Perthes, ©1997. -- 247 S. : Ill. -- (Perthes Geographiekolleg). -- ISBN 3-623-00846-X. -- [Empfehlenswerte Einführung]. --
Becker, Hans <1936 - >: Allgemeine historische Agrargeographie. -- Stuttgart : Teubner, ©1998. -- 330 S. : Ill. -- (Teubner Studienbücher der Geographie). -- ISBN 3-519-03439-5. -- [Auf Mitteleuropa konzentriert, zum Vergleich sehr empfehlenswert].
Beets, Willem Cornelis: Raising and sustaining productivity of smallholder farming systems in the tropics : a handbook of sustainable agricultural development. -- Alkmaar : AgBé, ©1990. -- 738 S. : Ill. -- ISBN 974-85676-1-3. -- [Herausragend, detailreich und praxisbezogen]
Doppler, Werner: Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen. -- Stuttgart : Ulmer, ©1991. -- 216 S. : Ill. -- (Agrarökonomie in den Tropen und Subtropen). -- ISBN 3-8001-4084-5.
Economic anthropology / ed., with an introduction, by Stuart Plattner. -- Stanford, CA : Stanford University Press, ©1989. -- 487 S. : Ill. -- ISBN 0-8074-1752-4. -- [Neuere Einführung in dieses wichtige Gebiet]
Forde, Cyrill Daryll <1902 - >: Habitat, economy and society : a geographic introduction to ethnology. -- London [u.a.] : Methuen, 1934 [seither viele Auflagen und Ausgaben]. -- 500 S. : Ill. -- [Immer noch sehr lesenswerter Klassiker mit guten Beschreibungen von Beispielen zu den einzelnen Wirtschaftsweisen]
Planck, Ulrich <1922 - > ; Ziehe, Joachim: Land- und Agrarsoziologie : eine Einführung in die Soziologie des ländlichen Siedlungsraumes und des Agrarbereichs. -- Stuttgart : Ulmer, ©1979. -- 520 S. -- ISBN 3-8001-2123-9. -- [Das einzige deutschsprachige Lehrbuch der Agrarsoziologie].
Sick, Wolf-Dieter: Agrargeographie. -- 2., verb. Aufl. -- Braunschweig : Westermann, ©1993. -- 254 S. : Ill. -- (Das geographische Seminar). -- ISBN 3-14-160299-9.
In den Jahren 1964 - 1976 hat die Commission on Agricultural Typology der International Geographical Union [Webpräsenz: http://www.igu-net.org/. -- Zugriff am 2001-02-07] unter der Leitung von J. Kostrowicky eine umfassende Klassifikation der Landwirtschaft entwickelt:
[Vorlage: Arnold, Adolf: Allgemeine Agrargeographie. -- Gotha [u.a.] : Klett-Perthes, ©1997. -- (Perthes Geographiekolleg). -- ISBN 3-623-00846-X. -- S. 117. ]
Zu Kapitel 7: Pflanzliche Produktion