Computervermittelte Kommunikation
Kapitel 6A: Schichtübergreifendes
von Margarete Payer
mailto: payer@hdm-stuttgart.de
Zitierweise / cite as:
Payer, Margarete <1942 - >: Computervermittelte Kommunikation. -- Kapitel
6A: Schichtübergreifendes. -- Fassung vom 2003-10-08. -- URL: http://www.payer.de/cmc/cmcs06a.htm. --
[Stichwort].
Erstmals publiziert: 1995
Überarbeitungen: 1997-06-23; 1999-05-31 [Neubearbeitung und
Erweiterung]; 2002-05-24 [Revision]; 2003-10-08 [Kleine Änderungen]
Anlass: Lehrveranstaltungen an der HdM (früher: HBI) Stuttgart
©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung
in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen
Genehmigung der Verfasserin.
Dieser Text ist Teil der Abteilung Computervermittelte
Kommunikation von Tüpfli's
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Zur Inhaltsübersicht von Margarete
Payer: Computervermittelte Kommunikation.
6.0. Übersicht
- 6.1. Schnittstellen (Interface)
- 6.2. Synchronisierung
- 6.3. Betriebsarten (operations mode):
Übertragungsrichtung
- 6.4. Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern
- 6.5. Multiplexing
- 6.6. Namen, Adressen, Routen
- 6.7. Dienste (services)
- 6.8. Klassifikation von Diensten: Verbindungsarten
- 6.9. Parameter zur Bestimmung der Qualität von Diensten
- 6.9.1. Parameter, die sich auf eine einzelne
Übertragung beziehen
- 6.9.2. Parameter, die sich auf eine größere Anzahl von
Übertragungen beziehen
- 6.9.3. Parameter, die sich nur auf connectionful
services beziehen
- 6.10. Codierung und Decodierung
- 6.11. Signal-Kompression und Datenreduktion
- 6.11.1. Kompressionsverfahren ohne Datenverlust
- 6.11.2. Kompressionstechniken mit Datenverlust:
Datenreduktionsverfahren
- 6.12. Fehlerkontrolle und Fehlerbehandlung
- 6.13. Betriebsmittelverwaltung
- 6.14. Arten von Datenkanälen
- 6.15. Topologien
- 6.16. Switching (Vermittlung)
Diese Kapitel behandelt Elemente, Begriffe u.ä., die für CMC wichtig sind und die
nicht nur einer einzigen OSI- bzw. Internetprotokoll-Schicht zugeordnet werden können.
6.1. Schnittstellen (Interface)
Eine Schnittstelle (Interface) ist der definierte
Übergang zwischen Teilen, Komponenten oder Schichten eines Übertragungssystems. |
Eine Schnittstelle wird festgelegt durch:
- die physikalischen (elektrischen, mechanischen) Eigenschaften der Schnittstellenleitung
= physikalische Schnittstelle
- die austauschbaren Signale = logische Schnittstelle
- die Bedeutung der Signale
6.2. Synchronisierung
Synchronisierung ist die zeitliche Abstimmung von
Datenübermittlungs- und Datenempfangsstationen zur geregelten Übertragung von Signalen. |
Synchronisierung ist notwendig, damit die übertragenen Signale korrekt interpretiert
werden können: wo z.B. eine Nachricht beginnt, wo ein Zeichen beginnt u.ä.
Synchronisierung geschieht durch Bildung eines Rahmens, d.h. eine Einheit von
zusammenhängend übertragenen Bits.
Bei sog. asynchroner Übertragung ist der Rahmen 5-8 Bit (ein ASCII
Zeichen) groß, am Anfang und Ende jedes Zeichens stehen Synchronisationssignale: am
Anfang ein Start-Bit, am Ende ein Stop-Bit. Über Telephonleitungen ist asynchrone
Übertragung bis 28.800 bps möglich.
Bei sog. synchroner Übertragung ist der Rahmen mehrere KB groß. Am
Anfang und Ende stehen Synchronisationssignale. Diese heißen z.B.
- SOH = Start of Heading
- STX = Start of Text
- ETX = End of Text
- EOT = End of Transmission
- SYN = Synchronisation Idle.
Synchrone Übertragung ist effizienter als asynchrone Übertragung, da viel weniger
Synchronisationssignale übertragen werden müssen.
Asynchrone Übertragung:
START |
ZEICHEN |
PARITY |
STOP |
START |
ZEICHEN |
PARITY |
STOP |
... |
Synchrone Übertragung:
START |
ZEICHEN |
ZEICHEN |
ZEICHEN |
ZEICHEN |
ZEICHEN |
ZEICHEN |
PRÜF |
STOP |
6.3. Betriebsarten (operations mode): Übertragungsrichtung
- simplex: Übertragung in nur einer einzigen Richtung (z.B. Rundfunk)
- half-duplex (Wechselbetrieb): simplex-Übertragung mit abwechselnder
Richtung (z.B. Funksprechverbindung)
- full-duplex (Gegenbetrieb): gleichzeitige Übertragung in beiden
Richtungen (z.B. Telefon)
6.4. Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern

Abb.: Unterschiedliche Möglichkeiten der Verteilung derselben Aufgabe
zwischen Client und Server
Weiterführende Ressourcen:
FAQ:
Ressourcen in Printform:
Orfali, Robert: The essential client/server survival guide / Robert
Orfali, Dan Harkey, Jeri Edwards. -- 2. ed. -- New York [u.a.] : Wiley, ©1996. -- 676 S.
: Ill. -- ISBN 0-471-15325-7. -- [Empfehlenswerte Einführung in die neueren
Entwicklungen]. -- {Wenn Sie HIER klicken,
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6.5. Multiplexing
Multiplexing ist die gemeinsame Nutzung einer Verbindung durch mehrere parallele oder
zumindest quasiparallele Nutzer.
Im Prinzip ist Multiplexing auf jeder Schicht möglich. In den ISO-Protokollen wird
Multiplexing auf dem Presentation- und dem Session-Layer nicht unterstützt.
6.6. Namen, Adressen, Routen
- Name = was man sucht (in eher umgangssprachlicher Form)
- Adresse = wo sich das mit dem Namen bezeichnete Objekt befindet
- Route = wie man dorthin gelangt
|
Die Verwendung von Namen neben Adressen und Routen hat den Vorteil, dass man z.B. einen
Rechner von einem Ort zu einem anderen bewegen kann (auch in ein anderes Netzwerk), ohne
seinen Namen zu verändern. Verändert man die Netztopologie, so kann man dies tun, indem
man die Route für die Namen und Adressen ändert, ohne die Namen und Adressen selbst
verändern zu müssen.
6.7. Dienste (services)
Dienste sind Kommunikationsformen in Netzen. Während Netze die
physische Grundlage (das Transportmedium) für Kommunikation sind, nutzen Dienste
Netze, um dem Benutzer Leistungen anzubieten.
Während früher alle Dienste getrennt waren, geht die Entwicklung immer mehr
dahin, alle Dienste in einem Dienst zu integrieren. Ein erster Schritt zu dieser
Integration ist ISDN, in der Mobilkommunikation ist eine solche Integration mit
den zellularen Netzwerken der dritten Generation geplant, die digital (zweite
Generation) und datenorientiert sind (vor allem ist hier UMTS
-- Universal Mobile Telecommunications System zu nennen).
Wichtige (heute weitgehend integrierte) Dienste sind:
- Fernsprechen
- Fernschreiben
- Fernkopieren
- Fernwirken:
- Fernüberwachung (Fernanzeige, Fernmessen)
- Fernsteuerung (Fernschalten, Ferneinstellung)
- Datenübermittlungsdienste (Datenübertragung und Datenvermittlung)
- elektronische Briefkästen
- Funkrufdienst
- Rundfunkdienst
- Hör-Rundfunk
- Fernseh-Rundfunk
6.8. Klassifikation von Diensten (Services): Verbindungsarten
- Connection-oriented service (COM): die beiden Stationen, die
miteinander kommunizieren wollen, stellen auf einer Schicht oder mehreren Schichten von
Schicht 2 bis 7 eine Verbindung her, bevor Daten übermittelt werden. D.h. Station A teilt
Station B mit, dass sie Daten übertragen will. Station B antwortet, dass sie bereit ist
bzw. nicht bereit ist, Daten zu empfangen. Die Verbindung wird während der ganzen
Datenübertragung überprüft. (Vorbild für connection-oriented service: Telephonsystem).
Arten von connection-oriented services:
- Zuverlässiger (reliable), d.h. vom Empfänger bestätigter
(acknowledged), connection-oriented service: z.B. File transfer, Remote login
- Unzuverlässiger (unreliable) (d.h. vom Empfänger nicht bestätigter)
connection oriented-service: z.B. Digitales Telephonieren
- Connectionless service (CLM):die Datenpakete werden einfach
losgeschickt, ohne dass auf einer Schicht überprüft wird, ob der Empfänger
empfangsbereit ist, und ob er die Datenpakete auch erhält. (Vorbild für connectionless
service: Post).
Arten von connectionless services:
- Unzuverlässiges (d.h. vom Empfänger nicht bestätigtes) Datagramm
- Datagramm mit nachfolgender Empfangsbestätigung (vgl. eingeschriebenen
Brief)
- request-reply service: z.B. Datenbank-Anfrage, bei der die Antwort
gleichzeitig die Bestätigung ist
Connection-oriented service bzw. connectionless service bezieht sich immer auf
bestimmte Protokollschichten. Bei einem auf Schicht 2 connectionless service können also
höhere Protokollschichten connection-oriented sein und die Funktionen der
Verbindungskontrolle übernehmen. So sind verschiedene Kombinationen von connectionless
und connection-oriented service innerhalb des OSI-Modells möglich.
6.9. Parameter zur Bestimmung der Qualität von Diensten (Quality
of service parameters)
Grundparameter zur Bestimmung der Qualität von Diensten sind:
- Erhältlichkeit (Availability)
- Zuverlässigkeit (reliability)
- Sicherheit (security)
- Benutzerfreundlichkeit (accessibility)
Für die folgenden (ausführlicheren) Parameter sind wünschenswerte Werte,
höchstzulässige Werte und (teilweise) unterschiedliche Güteklassen definiert.
6.9.1. Parameter die sich auf eine einzelne Übertragung beziehen
(connectionless oder connectionful)
- transit delay: durchschnittliche Zeit zwischen DATA.request und der
entsprechenden DATA.indication
- residual error rate: Anteil von verlorenen Datenpaketen, fehlerhaften
Datenblöcken und Datenblock-Dubletten an der Gesamtzahl der Datenblöcke
- protection: Schutz gegen unautorisierte Beobachtung oder Manipulation
- priority: Wichtigkeit, gemäß derer die Übermittlung gegebenenfalls
verzögert und die Quality of service verschlechtert werden kann sowie Verbindungen
abgebrochen werden können
- maximum acceptable cost: höchstzulässige Kosten der Kommunikation und
der Nutzung der Ressourcen bei den Endsystemen
6.9.2. Parameter, die sich auf eine größere Anzahl von
Übertragungen beziehen (Connectionless oder connectionful)
- troughput -- Durchsatzrate: durchschnittliche Anzahl der übertragenen
Bits. Normgröße und mindestzulässiger Wert
- transfer-failure probability: Prozentsatz der Zeit, in der der
Kommunikationsanbieter die mindestakzeptable Qualität bezüglich throughput, transit
delay und residual error rate nicht bietet
6.9.3. Parameter, die sich nur auf connectionful services
beziehen
- connection-establishment delay: höchstzulässige Verzögerung zwischen
CONNECT.request und dem entsprechenden CONNECT.confirm
- connection-establishment-failure probability: Prozentsatz der Versuche,
eine Verbindung zu schaffen, die aufgrund von Fehlern, Verzögerungen usw. beim
Kommunikationsanbieter scheitern (d.h. nicht aufgrund von Fehlern des Benutzers)
- connection-release delay: höchstzulässige Verzögerung zwischen dem
DISCONNECT.request des Benutzers und der tatsächlichen Auflösung der Verbindung
- connection-release failure probability: Prozentzahl der
DISCONNECT.requests, die nicht innerhalb der höchstzulässigen Zeit erfüllt werden
- resilience: Wahrscheinlichkeit einer durch den Kommunikationsanbieter
bewirkten Verbindungsunterbrechung oder Herstellung einer unangeforderten Verbindung
- service availability: Prozentsatz der Zeit, in der eine Verbindung
erhältlich ist
- extended control: Möglichkeit für den Benutzer, eine Verbindung
abzubrechen, zu resynchronisieren usw., wenn der normale Datenfluss gestört ist
- optimized dialogue transfer: erlaubt dem Protokoll auf dem Session
Layer mehrere Datenblöcke zusammenzufassen und als Einheit zu senden
6.10. Codierung und Decodierung
Codierung ist die eindeutige Zuordnung zwischen Zeichen aus einem Zeichenvorrat zu
Zeichen aus einem anderen Zeichenvorrat.
Codierung kann als Ziel haben:
- einfachere Übertragung
- schnellere Übertragung
- gesicherte Übertragung
Wichtige Codes:
- BCD -- binary coded decimal: Codierung einer Dezimalzahl durch
Verwendung des Dualcodes für jede einzelne Stelle der Dezimalzahl. z.B. 624 -> 0110
0010 0011
- BCDIC -- binary code decimal interchange code: 7-stelliger Code zur
Darstellung alphanumerischer Zeichen
- EBCDIC -- extended binary coded decimal interchange code: 9-stelliger
Code zur Darstellung alphanumerischer Zeichen mit einem Paritätsbit zur Fehlererkennung
- ASCII -- American standard code for information interchange:
7-stelliger Code zur Darstellung von alphanumerischen Zeichen und Steuerzeichen. Kann
durch Paritätsbit zur Fehlererkennung auf einen 8stelligen ASCII Code ergänzt werden
- UNICODE -- ein Standard, der durch eine 16-bit-Kodierung die
einheitliche Kodierung aller Zeichensätze der Welt erlaubt
Codewandler (Codeumsetzer) formen einen Quellcode (Ursprungscode) in
den Zielcode um.
Das Datenformat (Übertragungsformat) definiert die Form der
Darstellung binärer Informationen als Spannungssignale.
6.11. Signal-Kompression und Datenreduktion
Das Ziel von Kompression und Datenreduktion ist, Signale nur in dem Umfang zu
übertragen, wie es für den Empfänger nötig ist.
Es geht u.a. um den Ausschluss von
- Redundanz = der Anteil des Nutzsignals, dessen Wegfall den
Informationsgehalt der Nachricht nicht wesentlich verändert
- Irrelevanz = der Anteil des Signals, der mit der Nachricht in keinem
Zusammenhang steht
Unterscheide:
- Kompression ohne Datenverlust (lossless compression): Nach der
Dekompression stehen die ursprünglichen Daten wieder in vollem Umfang zur Verfügung.
Meist nur bis zu einem Kompressionsfaktor 2:1 möglich
- Kompression mit Datenverlust (Datenreduktion): z.B. bei
hochauflösender Graphik. Kann sehr sinnvoll sein, wenn z.B. die Wiedergabegeräte
(Monitore, Graphikkarten) gar nicht fähig sind, die Graphik in der hohen Auflösung der
ursprünglichen Datei wiederzugeben. Kompressionsfaktoren bis 200:1 sind üblich
Weiterführende Ressourcen zu Signal-Kompression und Datenreduktion:
FAQ:
6.11.1. Kompressionsverfahren ohne Datenverlust
Grundlegende Kompressionstechniken:
- Null Compression: aufeinanderfolgende Leerstellen werden durch einen
Code + Angabe der Anzahl der Leerstellen ersetzt (sehr effektiv bei Tabellen)
- Run-length Compression: Erweiterung des Null Compression Verfahrens:
Jede Aufeinanderfolge von vier oder mehr gleichen Zeichen wird durch einen Code für das
betreffende Zeichen + Angabe der Anzahl der gleichen Zeichen ersetzt
- Key-word Encoding: häufig vorkommende Zeichenabfolgen wie the, for,
sh, th werden codiert
- Huffman statistical method und Lempel-Ziv algorithms:
Die Anzahl der Bits, die für die Codierung eines Zeichens verwendet wird, hängt von der
Häufigkeit seines Vorkommens im betreffenden Dokument ab: je häufiger ein Zeichen
vorkommt, um so kürzer sein Code. Eine Tabelle der Codes wird erstellt und dem Empfänger
zur Decodierung übermittelt.
Für Grafiken sind die bekanntesten Kompressionsverfahren ohne Datenverlust:
- GIF -- Graphics Interchange Format
- PNG -- Portable Network Graphics: soll Nachfolger von GIF werden
6.11.2. Kompressionstechniken mit Datenverlust:
Datenreduktionsverfahren
Bei Datenreduktion wird die Datenmenge möglichst auf den Umfang reduziert, wie für
die Rekonstruktion des Signals nach der Übertragung unbedingt erforderlich ist.
Datenreduktionsverfahren zur Speicherung von Multimedia:
- JPEG-Compression (Joint Photographic Experts Group Compression)
- Fractal Compression: nutzt fraktale, wiederholte Muster; s. dazu: Fractals
Q & A / Iterated Systems. -- URL: http://www.iterated.com/tech/fractalqna.htm.
-- Zugriff am 17.5.1999
- AVI (Audio-Video Interleave) (Microsoft) zur Speicherung von motion
video auf CD-ROM
- DVI (Digital Video Interface) (Intel) vorwiegend zur Speicherung von
motion video auf CD-ROM. De facto Standard
- Indeo Video: reduziert Video-Files auf 1/5 bis 1/10 ihrer
ursprünglichen Größe
- MPEG-1; MPEG-2; MP3; MPEG-4 (Motion Picture Experts Group Standard)
für Video und Audio. Besonders beliebt für die Übertragung von Musikstücken über das
Internet ist MP3.
Homepage der MPEG: http://drogo.cselt.stet.it/mpeg/.
-- Zugriff am 14.5.1999; Überblick über den aktuellen Stand: http://www.mpeg.org. -- Zugriff am 14.5.1999; Informationen
über MP3: http://www.mp3.com. -- Zugriff am 17.5.1999
- Windows Media Technologies 4.0: von Microsoft u.a. als
Konkurrenzprodukt zu MP3 entwickelt. S. URL: http://www.microsoft.com/windows/windowsmedia/features/.
-- Zugriff am 20.5.1999
Datenreduktionsverfahren nach Modem-Protokollen s. bei Modem
Beispiele für Datenreduktionsverfahren zur Datenübertragung (besonders wichtig für
multimediale Übertragungen):
- Deltamodulation (DM): nur die Unterschiede zwischen Datenworten (z.B.
aufeinanderfolgenden Bildern bei der Übertragung von bewegten Bildern (movies)) werden
übertragen
- Vorhersageverfahren (prediction method): bei Bildübertragungen (z.B.
Bildtelefon) weisen im Regelfall viele benachbarte Bildpunkte gleiche Helligkeit und Farbe
auf und diese ändern sich nicht beliebig. So müssen nicht alle Bildpunkte übertragen
werden. Allerdings kann dies zu Einschränkungen bei der Bildauflösung und bei schnellen
Änderungen des Bildinhaltes führen
Weiterführende Ressourcen zu Datenreduktionsverfahren :
FAQ:
6.12. Fehlerkontrolle und Fehlerbehandlung
Fehlerkontrolle und Fehlerbehandlung sind auf jeder Schicht möglich.
Es gibt grundsätzlich zwei Strategien:
- Fehlerkorrektur-Strategie: man sendet genügend zusätzliche
Information, dass der Fehler beim Empfänger korrigiert werden kann (man nennt dies: FEC
= Forward Error Correction
- Fehlererkennungs-Strategie: man sendet nur soviel zusätzliche
Information, dass beim Empfänger erkannt werden kann, dass ein Fehler vorliegt. In einem
solchen Fall fordert der Empfänger eine nochmalige Datenübertragung an (man nennt dies ARQ
= Automatic Repeat Request)
Normalerweise bevorzugt man ARQ, da dies kleinere Datenmengen erfordert.
Fehlererkennung nach ARQ geschieht meist durch Checksummen (Checkquotienten u.ä.).
Checksummenverfahren beruhen oft auf
- Paritätsbits (Prüfbit) (parity bit): die Quersumme des ganzen
Zeichens wird bestimmt und durch ein zusätzliches Bit auf gerade oder ungerade gesetzt
(even/odd parity)
- Auf Empfängerseite wird eine Quersummenprüfung (Querparität, VRC = vertical
redundancy check) durchgeführt. Bei Nichtübereinstimmung mit dem Paritätsbit
kann eine Wiederholung der Sendung angefordert werden. Mit Quersummenprüfung und
Paritätsbits können nicht Doppelfehler in demselben Zeichen erkannt werden, da dann ja
die Quersumme gerade bzw. ungerade bleibt
- Blockprüfung (Blocksicherung): Wenn Doppelfehler pro Zeichen erkannt
werden sollen, muss zusätzlich zur Quersummenprüfung eine Längssummenprüfung (LRC =
longitudinal redundancy check) durchgeführt werden. Die einzelnen Zeichen werden zu
Blöcken zusammengefasst und zusätzlich zu den Quersummenparitätsbits werden
Längssummenparitätsbits gebildet. z.B.
|
Zeichen |
Querparitätsbit |
|
0000 |
0 |
|
0001 |
1 |
|
0010 |
1 |
Längsparitätsbits |
0011 |
|
- Zyklische Blocksicherung (Zyklische Redundanzprüfung, CRC = cyclic redundancy
check) nach dem Cyclic Redundancy Code (CRC) (ITU-T (CCITT) V.41 ). Dabei wird durch
die Division eines Abschnittes des Bitstroms durch ein Polynom (x16 + x12
+ x5 + 1) eine Kontrollzahl gebildet. Beim Empfänger wird diese Kontrollzahl
mit der aus den empfangenen Daten gebildeten Kontrollzahl verglichen
Die Fehlerkorrektur über Rechnergrenzen hinaus beruht meist nicht auf
automatischer Fehlerkorrektur (FEC), sondern auf positiver oder negativer Bestätigung
durch den Empfänger und nochmaligem Senden im Falle von Diskrepanzen (ARQ). Dies
bedeutet, dass der Sender ein abgesendetes Datenpaket bis zum Eintreffen der positiven
Bestätigung speichern muss. Außerdem muss ein Timeout vereinbart sein, nach dem das
Datenpaket automatisch nochmals gesendet wird, damit der Absender nicht im Falle,
dass ein
Datenpaket völlig verlorengeht, unbegrenzt lange auf eine Bestätigung wartet.
6.13. Betriebsmittelverwaltung
Ziel der Verfahren der Betriebsmittelverwaltung in Rechnernetzen ist es, Überlast zu
vermeiden und gemeinsame Mittel "gerecht" zu verteilen (congestion control).
6.14. Arten von Datenkanälen
- Point-to-point-Kanal (bzw. Point-to-multipoint-Kanal): Eins-zu-bestimmte-Adresse(n)-Kanal:
ein Datenpaket wird (über Vermittlungsstationen) von seinem Sender nur zu seinem
Empfänger (bzw. seinen Empfängern) geleitet: fast alle WANs funktionieren nach diesem
Prinzip
- Broadcast- (Verteilungs-) Kanal: Eins-zu-alle-Kanal: ein Datenpaket
wird über einen einzigen, allen angeschlossenen Stationen gemeinsamen Kanal geleitet (es
wird wie ein Radiosignal ausgestreut). Der Empfänger "fischt" das für ihn
bestimmte Datenpaket heraus: die meisten LANs funktionieren nach diesem Prinzip
6.15. Topologien
Obwohl Topologien meist nur im Zusammenhang mit den unteren OSI-Schichten behandelt
werden, werden die verschiedenen Topologien tatsächlich auf allen Schichten benötigt.
Unterscheide:
- physikalische Topologie: Topologie der Verkabelung
- logische Topologie: Topologie der Verbindung, Vermittlung bzw.
Verteilung
Grundformen von Topologien (Topologien können in einem Netz vermischt
auftreten):
- vermascht (meshed) bzw. Einzelverbindung (point-to-point): je zwei
Stationen teilen sich genau eine Verbindung. Die Verbindung selbst legt Absender und
Empfänger fest. Werden alle Stationen so mit allen anderen verbunden, dann hat man ein
vollständig vermaschtes Netz
- Stern (star): ein vermaschtes Netz mit einem zentralen Knoten, zu dem
alle Verbindungen point-to-point führen
- Ring: ein vermaschtes Netz, bei dem die Point-to-point-Verbindungen der
Stationen einen Ring bilden. Auch ein Bus kann zu einem Ring geschlossen sein
- Baum: vermaschtes Netz in hierarchischer Baumstruktur
- Bus: Broadcast-Verfahren, bei dem alle Stationen sich eine einzige
Verbindung teilen (z.B. HBI). Ein Bus kann zu einem Ring geschlossen sein
Abbildungen zu den Grundformen von Topologien:

Abb.: Topologien 1: vermascht

Abb.: Topologien 2: Stern

Abb.: Topologien 3: Vermaschter Ring

Abb.: Topologien 4: Ring-Bus

Abb.: Topologie 5: Baum

Abb.: Topologie 6:
Bus
6.16. Switching (Vermittlung)
Nur bei vollständig vermaschten Netzen muss dem Datenpaket beim Absenden keine
Adressangabe mitgegeben werden. Im Regelfall wird ein Datenpaket in einem Netz von Knoten
zu Knoten weitergeleitet. Diese Weitervermittlung nennt man Switching. Reine
Broadcast-Netze (Busnetze) benötigen kein Switching, da jedes Datenpaket jeden möglichen
Empfänger erreicht und der Empfänger die für ihn bestimmten Daten herausfischt.
Arten von Switching (Vermittlung):
- Circuit-Switching (Leitungs-Vermittlung): ein connection-oriented
service. Vor dem Datentransfer wird hardwaremäßig ein fester Pfad durch das Netz
reserviert. Nach der Übertragung wird der Pfad wieder freigegeben. Die Daten treffen beim
Empfänger in der Reihenfolge des Absendens ein (typisch: Telephonverbindung)
- Message-Switching (Daten-Vermittlung): ein connectionless service. Die
Daten (messages) werden vollständig in einem Stück übermittelt. Ein Knoten empfängt
die Daten, speichert sie kurzfristig und sendet sie an den nächsten Knoten. Werden die
Pakete zwischengespeichert, bevor sie weiter transportiert werden, spricht man von Store
and Forward
- Packet-Switching (Paket-Vermittlung): die Daten werden in Pakete
aufgeteilt und in Paketen übermittelt
- Datagram Packet-Switching (Datagramm-Paket-Vermittlung): ein
connectionless service. Datenübertragung wie beim Message-Switching, nur eben in Paketen
- Virtual Circuit (VC) (Virtuelle Leitung): ein connection-oriented
service. Mittels Software wird ein fester Pfad geschaltet. Die Daten treffen beim
Empfänger in der Reihenfolge des Absendens ein
Weiterführende Ressourcen zur Vermittlung:
Ressourcen in Printform:
Siegmund, Gerd: Technik der Netze. -- 3., neubearb. und erw. Aufl. --
Heidelberg : Decker, ©1996. -- 801 S. : Ill. -- (Fachwissen Telekommunikation). -- ISBN
3778526375. -- Bis 2. Aufl. u.d.Titel: Grundlagen der Vermittlungstechnik. -- {Wenn
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Zu Kapitel 6B: Sicherheit