Die Welt neben AACR2 und RAK-WB


von Margarete Payer


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942->: Die Welt neben AACR2 und RAK-WB : Metadatendiskussion und XML. -- Fassung vom 2002-07-09. -- URL: http://www.payer.de/einzel/weltnebenrak.htm. -- [Stichwort]

Letzte Überarbeitung:

Anlaß: Fortbildungsveranstaltung des VDB am 2002-07-09 in Stuttgart

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Informationswesen, Bibliothekswesen, Dokumentationswesen  von Tüpfli's Global Village Library.


Im folgenden möchte ich kurz erwähnen, was sich neben der AACR2 und der RAK-Diskussion gerade tut.

Schon Anfang der 90er Jahre wurden in der Internetwelt Entwürfe zur Erfassung von Metadaten vorgelegt, die es ermöglichen sollten, Internetressourcen schnell, einfach, eindeutig und international nachzuweisen. So wie es heute aussieht, hat sich vor allem in der Bibliothekswelt international das Dublin Core Element Set durch gesetzt. (Ist inzwischen NISO-Standard.)

Der jetzige offizielle Stand:

Es wird hin und wieder die Frage gestellt, warum dieses erfolgreiche international angewandte Schema nicht AACR2 und RAK ersetzen kann?:

Es kann nicht, denn u. a.

  1. ist das Schema ursprünglich nur für einfache Internetressourcen entwickelt worden und dafür auch ausreichend. Schon bei schwierigeren Internetressourcen (z.B. Zeitschriften, mehrteilige Werke) ist meiner Erfahrung nach die Anwendung nicht mehr so einfach bzw. einfach nicht ausreichend. So haben auch die meisten Anwender zusätzliche Elemente eingeführt.
  2. zwei Elemente passen eigentlich nicht in das Schema, dafür fehlen andere
  3. vor allem von deutscher Seite wird bemängelt, dass bei dem Element creator nicht unterschieden wird zwischen Personen und Körperschaften.

Warum hat sich DC vor allem für digitale Bibliotheken durchgesetzt?

  1. Dem Katalogisierer kann Erfassungsarbeit abgenommen werden
  2. Es ist ein internationales Schema, was im Internet wesentlich wichtiger ist, als bei einem örtlichen Bibliothekskatalog
  3. Es kommt ohne die Regelungen zur ISBD aus.

Meines Erachtens ist der letzte Punkt der wichtigste Grund: es lohnt sich einfach nicht für diese Materialien die schwierige ISBD(ER) zu nutzen, die ja dann doch kein Benutzer sieht. In den OPACs der großen Bibliotheken (DDB, LoC usw.) findet man die Anzeigeform in ISBD sowieso nicht mehr.

Warum ziehen wir nicht  die Konsequenzen und ziehen das aus den ISBDs, was weiterhin in der internationalen Arbeit wichtig ist, nämlich die Aufteilung in Elemente und die Bestimmungen, welche Elemente grundsätzlich angegeben werden müssen ? Bei Internettexten ist die Vorlageform als solche doch kein Wert mehr: man sieht die Vorlage ja mit einem Klick. Verzichten wir auf Einiges in der ISBD, könnten wir in Zukunft zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis auch die Titelei einscannen und nur noch wenige insbesondere normierte Elemente erfassen. Das ist aber schon die Welt nach den jetzigen Regelwerken.

MAB und MARC stammen aus der Zeit, als Erschließung eine Tätigkeit war, die von der Erstellung der originären Ressource getrennt war. Dies ist eigentlich schon seit der Normierung von SGML überholt. Doch erst durch den Siegeszug von XML, dem abgespeckten SGML , wird dieser Schritt über Gutenberg hinaus von einer Utopie zu einem realistischen Ziel.

Ein zaghafter Schritt, der für die Katalogaltbestände und für eine Übergangszeit durchaus sinnvoll ist, ist das Unternehmen der LoC MARC in MARCXML umzusetzen.

Die Form der Zukunft um bibliographische Daten zu markieren, wird auf XML beruhen. Da mittels XML der Unterschied zwischen originären Ressourcen und den Ressourcen erschließenden Datenbanken fließend wird, liegt die Zukunft der bibliographischen Erschließung in der Ausarbeitung von einfachen und klaren Document Type Definitions, die bibliographische und inhaltliche Daten leicht extrahierbar machen. Alle bibliographischen Bemühungen, die anstelle von einfachen und einleuchtenden Kategorien unzählige spitzfindige Unterscheidungen machen, stehen diesem Schritt ins nachgutenbergische Zeitalter entgegen und landen hoffentlich auf dem Müll der Geschichte.