Einführung in

Entwicklungsländerstudien

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8. Grundgegebenheiten: Tierische Produktion

9. Seidenraupen, 1. Teil I


zusammengestellt von Alois Payer

herausgegeben von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil I: Grundgegebenheiten. -- Kapitel 8: Tierische Produktion. -- 9. Seidenraupen / zusammengestellt von Alois Payer. -- 1. Teil I. -- Fassung vom 2018-10-08. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw0891.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2000-07-20

Überarbeitungen: 2018-10-08 [grundlegend überarbeitet] ; 2001-02-21 [Update]

Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien". HBI Stuttgart, 1998/99

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.


Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird,


0. Übersicht



1. Zoologische Systematik


Folgende Schmetterlinge werden zur Seidengewinnung verwendet


Abb.: Maulbeerspinner (Bombyx mori) schlüpft aus Seidenkokon, Südafrika (©Corbis)


2. Allgemeines


"Die Seide, in ihren vielen Webarten (wie Satin, Schantung, peau de soie [ein Mattatlas], Brokat, Organza, Taft oder Chiffon) ein eleganter und kostbarer Stoff, ist im Grunde nichts anderes als Insektenspeichel. Genauer gesagt ist sie das fädige, visköse Speicheldrüsensekret der Raupe von Bombyx mori, dem Chinesischen Maulbeerseidenspinner aus der Spinnerfamilie Bombycidae. Alle Raupen stellen Seide her, doch nur wenige in so großem Stil wie die Seidenraupe. Ihre Speicheldrüsen sind voll ausgestreckt fast zehnmal so lang wie die Raupe selbst und machen die Hälfte ihres Körpergewichts aus. Bombyx mori benutzt die Seide, um zum Zeitpunkt der Verpuppung einen Kokon zu spinnen; die Raupe ist imstande, mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 Zentimetern in der Minute zusammenhängende Fäden von bis zu 800 Metern Länge zu spinnen. Die Seide selbst besteht aus zwei Bestandteilen: dem Fibroin, einer hornartigen, eiweißhaltigen Substanz, die die innere Schicht bildet, und dem Sericin. der klebrigen äußeren Schicht. die durch Kochen entfernt wird, um der Seide ihren charakteristischen Schimmer zu verleihen. Was wie ein einfacher Faden aussieht, ist in Wirklichkeit ein doppelter: die paarigen Speicheldrüsen geben durch die winzigen Öffnungen der Spinndüsen, die sich unter den Mandibeln der Raupe befinden, jeweils einen Faden ab. Die Seide wird als trockene Faser gesponnen, eine Leistung, die die moderne Technologie bisher noch nicht zustandebrachte.

Seide besitzt einige Eigenschaften, die sie im Textilbereich attraktiv machen.

  • Im Vergleich zu Wolle und Baumwolle hat sie eine geringe Dichte, deshalb ist sie leicht und bequem und trägt nicht auf.
  • Sie zeichnet sich durch relativ hohe Formbeständigkeit und Elastizität aus, daher ist sie weitgehend knitterfrei -- mehr als die meisten anderen Naturfasern.
  • Seide isoliert sehr gut; wahrscheinlich schützt sie unter natürlichen Bedingungen die Puppe bei der Metamorphose vor widrigen Wetterverhältnissen. Aufgrund der isolierenden Eigenschaften sind seidene Kleidungsstücke im Winter warm und im Sommer kühl.
  • Seide schimmert und glänzt und nimmt Farbstoffe sehr gut auf.
  • Sie ist auch stark absorbierend, fast dreimal stärker als Nylon.
  • Wie Wolle (und im Gegensatz zu synthetischen Stoffen) ist sie nicht brennbar.
  • Im Verhältnis zu ihrem Gewicht ist sie die stärkste bekannte Naturfaser: ein Tau aus Seide kann größere Gewichte tragen als ein Metallkabel von vergleichbarer Dicke.
  • Seide ist elegant, bequem und schön. und sie ist die begehrteste, am eifersüchtigsten bewachte und am heftigsten verteidigte Faser aller Zeiten."

"Mit der Erfindung synthetischer Fasern wie Nylon in den dreißiger Jahren verlor die Seidenindustrie nicht... im ganzen großstädtischen Nordosten der USA gänzlich an Bedeutung. Der Zweite Weltkrieg etablierte synthetische Fasern fest auf dem amerikanischen Markt, als Gefechte auf dem pazifischen Kriegsschauplatz die Rohseidenimporte aus dem fernen Osten gänzlich zum Erliegen brachten. Dennoch ist Seide heute (fast ebenso wie in ihren Anfängen) immer noch ein sehr wertvolles Erzeugnis, in erster Linie als luxuriöser Stoff.

Auch ohne die weltpolitischen Unterbrechungen des Zweiten Weltkrieges hätte Nylon die Seide wohl vom Markt verdrängt; einer der Gründe, weshalb Nylon und andere synthetische Fasern Seide so schnell ersetzten, ist der, dass die Seidenproduktion im Grunde sehr aufwendig ist. Bombyx mori verzehrt ausschließlich Maulbeerblätter -- bevorzugt die von Morus alba -- , doch er kann auch gezwungen werden, einige andere Morus-Arten zu fressen. Und er frisst viele Maulbeerblätter -- vom Schlüpfen bis zur Verpuppung bis zu 40 000mal sein eigenes Körpergewicht. Ein halbes Kilogramm Raupen kann im Laufe seines Lebens zwölf Tonnen Blätter verzehren. Seidenspinner beginnen ihr Leben als winzige, schwarze Raupe -- im Japanischen heißen die ersten Entwicklungsstadien kego, 'haarige Babies' --, doch innerhalb von vier Wochen nimmt ihre Größe um das 25fache, ihr Gewicht um das 12 000fache zu. Während ihres Raupendaseins sind sie für verschiedene Krankheiten anfällig (von denen sich eine, Pebrine, als nutzbringend erwies -- Louis Pasteur wurde unter anderem durch die Erforschung dieser Krankheit zu seiner berühmten Theorie vom mikrobiellen Ursprung von Erkrankungen angeregt). Der Maulbeerseidenspinner ist im Grunde ein Haustier - und er zeigt ähnliche Anfälligkeiten wie andere domestizierte Tiere auch. ...

Um ein Paar Seidenstrümpfe herzustellen, werden etwa 350 Kokons gebraucht; für ein Kleid benötigt man zirka ein halbes Kilogramm Seide oder 1700 Kokons. Um diese 1700 Kokons zu erhalten, muss man die hungrigen Raupen mit fast 60 Kilogramm Maulbeerblättern füttern. Es dauert etwa zehn Stunden. um diese Kokons zu haspeln, und noch länger, sie zu weben. Die Seidenkultur ist also ganz sicher nichts für faule und lustlose Menschen."

[Berenbaum, May R.: Blutsauger, Staatsgründer, Seidenfabrikanten : die zwiespältige Beziehung von Mensch und Insekt. -- Heidelberg [u.a.] : Spektrum, ©1997. -- ISBN 3827400783. -- Originaltitel: Bugs in the system (1995). -- S. 198 - 200; 207 - 208; .]


2.1. Merkblatt "Bombyxseide"


[Angaben nach: Textile Werkstoffe. -- 6. Aufl. -- Leipzig, DDR : Fachbuchverlag, ©1988. -- (Lehrbücher für den Facharbeiter für Textiltechnik). -- S. 61f.: Bombyxfaserstoffe]


3. Vom Ei bis zur Seide


Der Maulbeerspinner durchläuft folgende Lebensstadien:


Abb.: Lebenszyklus des Maulbeerspinners

[Quelle der Abb.: Biodiversity in the Western Ghats : an information kit. -- New Delhi : WWF, 1994. -- Darin: Mulberry silkworms. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}. -- Online zugänglich: URL: http://media.payson.tulane.edu:8083/. -- Zugriff am 2001-02-21]


Abb.: Vom Bombyxfalter bis zum Kokon [Quelle: Brockhaus, 1895]

Zitate im Folgenden aus: 

Conway = Conway, Susan: Thai textiles. -- Bangkok : Asia Books, ©1992. -- 192 S. : Ill. -- ISBN 974-8206-99-8

Kadolph-Langford = Kadolph, Sara J. ; Langford, Anna L.: Textiles. -- 8. ed. -- Uper Saddle River, NJ : Merrill, ©1998. -- ISBN 0134945921. -- S. 61 - 66: Silk

Chinesische Holzschnitte im Folgenden aus:

 Keng tschi t'u [Das Buch von Ackerbau und Seidenzucht]. -- Abgedruckt in: Atlantis : Länder, Völker, Reisen. -- 9. Jahrgang, Heft 2 (Februar 1939). -- S. 91 - 104

Thailand: "The silkworm which is indigenous to Thailand is Bombyx mori Linnaes: the cocoons are a golden yellow and produce thread with a rich slub and sheen which give Thai silk its unique appearance and texture. There are many native and native hybrid varieties; so far nineteen have been collected bv the Thailand Department of Agriculture." [Conway, S. 64]


3.1. Paarung


"Nach dem Schlupf, der meist in den Morgenstunden erfolgt, begatten sich die Falter. Damit wird die Reproduktion innerhalb einer Rasse gesichert. Die Begattung geschieht sofort nach dem Schlüpfen und dauert mehrere Stunden, kann aber nach zwei Stunden unterbrochen werden. Sollen zwei Rassen gekreuzt werden, müssen die Geschlechter vor der Paarung getrennt werden. Meist werden die Weibchen auf eine Unterlage gebracht und die Männchen einfach darüber geschüttet. Ein Männchen kann zwei bis drei Weibchen begatten, wenn nicht genügend männliche Tiere zur Verfügung stehen und eine Pause zwischen den Paarungen eingefügt wird. Die Mindesttemperatur bei der Begattung soll 20 °C betragen. In speziellen Fällen ist eine Individualverpaarung von Einzeltieren möglich.

Bei jeder der aufgeführten Verpaarungsmöglichkeiten erfolgt vor der Paarung eine Auslese (physiologische Zuchtwahl). Kleine, inaktive und kranke Falter werden gemerzt."

[Legel, Siegfried. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. --  ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 696]


Abb.: Maulbeerspinner bei der Paarung, Mysore, Indien, 1989 (©Corbis)

Thailand: "The time for breeding silkworms is when the monsoon rains bring new leaf growth to the mulberry trees and women have free time after helping plant the main rice crop. Initial stock is obtained by barter from those who have bred silkworms out of season; this can provide an important source of income for poor families. In the first cycle the moths are allowed to hatch, and males and females are placed together on rattan trays and left covered with a cotton cloth." [Conway, S. 65] 

3.2. Eiablage



Abb.: Maulbeerspinner bei Eiablage, Mysore, Indien, 1989 (©Corbis)

"Sericulture is the production of cultivated silk, which begins when the silk moth lays eggs on specially prepared paper." [Kadolph-Langford, S. 62]
"Around seven days after breeding each female lays 250-300 eggs which hatch about nine days later into tiny caterpillars, referred to as silkworms." [Conway, S. 65]

"Nach der Eiablage erfolgt eine mikroskopische Untersuchung der Weibchen -- besser auch der Männchen -- auf Infektionen. Je nach dem Ergebnis wird das Eigelege aufgenommen oder mit den Faltern verworfen. Für die Untersuchung werden die Falter im Mörser zerrieben. Proben der Falter werden mit Wasser vermischt unter dem Mikroskop untersucht. 

Für die kontrollierbare Eiablage gibt es zwei Methoden:

  • die Großflächenablage und 
  • die Zellensystemablage.

Bei dem Zellensystem werden die Weibchen nach der Begattung lebend in Zellen (Behälter oder Tüten) eingeschlossen. In ihnen legen die Falter ihre Eier ab, und nach dem Tod des Falters erfolgt die mikroskopische Untersuchung. Mit dem Zellensystem lassen sich alle Gelege individualisieren und damit auf Infektionen kontrollieren. 

Bei der Großflächenablage --  bei der die Falter die Eier großflächig auf eine Unterlage aus Stoff oder Pappe ablegen --  sind nur Stichproben für die Untersuchung möglich."

[Legel, Siegfried. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. --  ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 696]


3.3. Pflege der Eier



Abb.: Eier des Maulbeerspinners (©Corbis)

"Generell wird zwischen den 

  • einbrütigen (annualen) Rassen der gemäßigten Zonen mit einer Faltergeneration und 
  • mehrbrütigen (voltinen) Rassen tropischer Regionen mit fehlender Winterruhe 

unterschieden.

Bei einbrütigen Rassen wird die Entwicklung des Eies durch eine von der Temperatur weitgehend unabhängige natürliche Ruhepause unterbrochen. Die Ruheperiode ist normalerweise für die spätere Entwicklung der Raupe notwendig. Eine Verkürzung führt zu Entwicklungsschäden. Experimentelle Versuche haben jedoch ergeben, dass es möglich ist, die Eier annualer Rassen auch ohne Ruheperiode in kurzer Zeit zur Entwicklung zu bringen und damit einbrütige Rassen in zwei- oder mehrbrütige zu verwandeln. Die Embryonalentwicklung vollzieht sich dabei ohne Unterbrechung. Sie wird durch mechanische, chemische oder elektrische Stimulierung erreicht. Nach Bock und Pigorini (1938) sowie Mell (1955) werden dazu folgende Behandlungsmethoden angewandt:

  • Mechanische Behandlung: Bearbeitung der Eier für 2 Minuten mit Bürsten oder Reibung mit den Fingern unter Wasser. Der Erfolg ist um so besser je frischer die Eier sind. Die mechanische Behandlung muss möglichst sofort nach der Eiablage erfolgen.
  • Chemische Behandlung: Sie geschieht mit Schwefel-. Salpeter- oder Salzsäure. Bevorzugt wird verdünnte Salzsäure (2 Teile HCl und 1 Teil H2O) mit 25 bis 30 °C, der die Eier 12 Minuten (asiatische Rassen) und 15 Minuten (europäische/westasiatische Rassen) ausgesetzt werden. Erforderlich ist eine anschließende gründliche Waschung. Organische Säuren -- z. B. Ameisen- oder Essigsäure -- haben eine geringe Wirkung. 
  • Elektrische Behandlung: Die Eier werden für 1 bis 2 Minuten elektrischem Büschellicht (Spitzenentladungen) ausgesetzt.

Bestrahlung mit ultraviolettem Licht scheint generell die Vitalität zu erhöhen. Nach Le Thi Kim (1986) hatten bestrahlte Eier 1 bis 3% höhere Schlupfergebnisse, und eine 8- bis 16minütige Bestrahlung erhöhte die Vitalität von jungen Raupen um etwa 10%.

Der Voltinismus ist nach Bock und Pigorini (1938) weniger als eine Rasseneigenschaft anzusehen, sondern mehr als eine Tendenz aller Rassen, mehrere Generationen im Jahr zu erzeugen. Die Frühjahrsgeneration bei voltinen und die Nachfolgegeneration bei polyvoltinen Rassen durchlaufen ihre Entwicklung ohne Pause in etwa 10 Tagen. Die Umwelt spielt eine große Rolle, d. h. bivoltine Rassen können in einer anderen Umwelt annual werden und umgekehrt.

Die Entwicklung des Embryos im Ei ist bei ein- oder mehrbrütigen Rassen unterschiedlich. Bei den annualen Rassen sind die befruchteten frisch gelegten Eier gelb und saftig, um nach 2 bis 3 Tagen grau zu werden. Mit der Verfärbung wird sicher die beginnende Entwicklung angezeigt. Die Embryoentwicklung bleibt jedoch für 10 Monate auf einer sehr frühen Entwicklungsstufe stehen. Das Ei tritt in eine „Zwischenpause" (Diapause) ein. Erst bei Temperaturerhöhung setzt die Entwicklung erneut ein, und der Embryo verwandelt sich in die junge Raupe.

Bei den polyvoltinen Rassen bleiben die Eier direkt aufeinanderfolgender Generationen auch nach erfolgreicher Befruchtung gelb. Die Embryonalentwicklung erfolgt ohne Unterbrechung bis zum Schlupf, der 1 bis 2 Wochen nach der Eiablage stattfindet."


Abb.: Das Baden der Seidenraupen: die Eier werden in Salzwasser eingetaucht

"Das Ablösen der Eier von den jeweiligen Unterlagen erfolgt im Wasserbad, das den natürlichen Klebstoff, mit dem die Eier angeheftet sind, löst. Die gelösten Eier werden in Wasser gewaschen, wobei die lebenden absinken. Tote oder eingetrocknete Eier können auf dem Wasser schwimmend abgesammelt werden. Das Wasserbad muss die gleiche Temperatur wie die Umgebung aufweisen, damit kein Temperaturreiz entsteht, der die Eier anregt, das Embryonalstadium fortzusetzen, was erst nach erfolgter Ruhepause stattfinden darf. Nach der Trocknung werden die Eier annualer Rassen auf die Ruhezeit vorbereitet. Dazu kommen sie in einen Kühlschrank, wo sie bei + 3 °C bis + 5 °C bis kurz vor den Schlupf aufbewahrt werden. In Italien werden die im Sommer gelegten Eier bei 20 bis 25 °C gehalten, im Herbst Temperaturen von 10 °C ausgesetzt und ab Januar auf Temperaturen von + 3 °C gebracht. Unabhängig von der Art der Aufbewahrung während der Ruhezeit ist immer für ausreichende Belüftung der Eier zu sorgen. 2 bis 3 Wochen vor dem vorgesehenen Schlupf der Raupen werden die Eier langsam normalen Temperaturen ausgesetzt und an die Raupenmäster gesandt."

[Legel, Siegfried. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. --  ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 695f.]


3.4. Schlüpfen der Raupen


3.5. Pflege der Raupen und Füttern mit Maulbeerblättern



Abb.: Das Füttern der Raupen mit Maulbeerblättern

Maulbeerspinner (Bombyx mori) müssen im Raupenstadium mit Blättern des Maulbeerbaums (Gattung Morus) gefüttert werden. Besonders geeignet ist Morus alba, der Weiße Maulbeerbaum. Von ihm gibt es viele Sorten, z.B. in Japan mehr als 700. Neben Morus alba baut man auch andere Arten sowie andere Gattungen der Familie Maubeerbaumgewächse (Moraceae) als Futterpflanzen für Maulbeerspinner an.


Abb.: Weißer Maulbeerbaum (Morus alba), fruchtender Zweig


Abb.: Weißer Maulbeerbaum (Morus alba), Baumform, Höhe 10 bis 15 m. 

Quelle der Abb.: Matousová, Vlasta. -- In: Dausien' großes Buch der Bäume und Sträucher. -- 3. Aufl. -- Hanau : Dausien, 1995. -- ISBN 3768425096. -- S. 128
Einsammeln der Maulbeerblätter


Abb.: Das Einsammeln der Maulbeerblätter


Abb.: Sammeln von Maulbeerblättern für die Seidenraupenzucht, Central Sericulture Station at Pollekelle, Sri Lanka, 1974 (Quelle: FAO)

"When the eggs hatch, the caterpillars, or larvae, are fed fresh young mulberry leaves. 


Abb.: Seidenraupen beim Fressen von Maulbeerbaumblättern, Seidenmuseum, Suzhou, China (©Corbis)

After about 35 days arid 4 moltings, the silkworms are approximately 10,000 times heavier than when hatched and ready to begin spinning a cocoon, or chrysalis case." [Kadolph-Langford, S. 62]

Die Raupe des Maulbeerspinners durchläuft bis zur Verpuppung vier Häutungen:


Abb.: Entwicklung der Maulbeerraupe vom Ei bis zur Spinnreife

[Vorlage der Abb.: Timmermann, Irmgard: Die Seide Chinas : eine Kulturgeschichte am seidenen Faden. -- 2. Aufl. -- München : Diederichs, 1988 (©1986). --  ISBN 342400864X. -- S. 47]

Altersstufe Lebenstag Durchzuführende Arbeiten

1.

1. - 4.

Auflegen feingeschnittener Maulbeerbaumblätter, die allmählich über die Hürde verteilt werden
1. Häutung 5. Raupen nicht stören

2.

6. - 9. Umbettung und Reinigung am 6. und 9. Tag, Ansteigende Blattgaben
2. Häutung 10.

3.

11. - 15. Umbettung am 11. und 15. Tag; ab 14. Tag können größere Blätter grob gegeben werden
3. Häutung


Abb.: "Der dritte Schlaf", die dritte Veränderung der Raupen nach Beginn des Kriechens

4. 17. - 23. Umbettung am 17., 19., 21. und 23. Tag. Verabreichung ganzer Blätter und kleiner Zweige. Auslese kleiner und kranker Raupen. Raum geben. Ausreichende Belüftung
4. Häutung 24. - 25. Konstante Raumumweltbedingungen einhalten


Abb.: "Das große Erwachen": nach dem letzten Schlaf kommt das große Erwachen: die Raupen beginnen beim Verzehren der Blätter zu rascheln als ob es regnete

5. 26. - 32. Umbettung am 26., 27., 30. und 32. Tag. Fortlaufende Lagerreinigung und Kontrolle. Höchster Arbeitskraftbedarf für Fütterung und Reinigung


Abb.: Sichtung der Seidenraupen: Frauen und Mädchen müssen die Tiere Tag und Nacht beobachten, um kranke Tiere sofort zu erkennen und zu entfernen

33. Raupen bereiten sich durch unruhiges Gebaren auf das Einspinnen vor. Sie werden alabasterartig durchscheinend und schrumpfen durch Ausscheidung von Darmflüssigkeit. Raupen nicht berühren

[Vorlage der Tabelle: Seidenbau-Ratgeber / Hrsg. Fritz Hofmann ; Ursula Hense. -- Radebaul [u.a.] : Neumann, 1951. -- Zitiert von Legel, Siegfried. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. --  ©1993. -- ISBN 3777604976]


Abb.: Seidenraupe beim Fressen, Südafrika (©Corbis)

Thailand: "In early village settlements silk moths were gathered from wild mulberry trees and bred seasonally. Today many women in northeast Thailand cultivate mulberry trees in their home gardens and keep regular breeding stocks of silkworms. The mulberry takes two to three years to establish, and the young trees are pruned and fertilised before the monsoon season when growth is rapid." [Conway, S. 64] 

"The worms are laid on circular rattan trays lined with paper, and feeding begins three days after hatching. The worms are fed three times a day on finely chopped mulberry leaves which women gather fresh from their gardens or from plots on the outskirts of the village. When mulberry leaves are gathered from a distant plot they are wrapped in banana leaves to protect them from shrivelling in the hot sun. If a woman does not own enough mulberry trees to feed her silkworms, she may barter rice for an extra supply of leaves.

Silkworms need shelter from the sun and skilled labour to maintain the necessary standards of hygiene and care. The worms are fed chopped mulberry in the early morning, at noon and in the early evening. In some villages in the north-east the women take a lunch-time meal to the monks in the local monastery and then return home to feed the silkworms. Every day the paper lining the rattan trays is cleaned and changed and the worms graded and resorted by size on to new trays to allow room for growth. Silkworms are vulnerable to insect pests, especially parasitic wasps, flies and ants. To protect the worms from attack by ants and other crawling insects the rattan trays are stacked on wooden racks which are kept standing in water. To keep parasitic wasps and flies away the trays are covered with cotton cloths, often old sarongs. Extra vigilance is needed when the cloths are removed to clean and grade the worms. Recently new methods of protection have been introduced. These include simple nylon-mesh screens supported on bamboo frames which provide an insect-free enclosure about the size of a small garden shed. Inside there is enough room to clean, grade and feed the worms. Concrete rearing sheds with screened windows and doors are also available, although only to families who can afford the initial capital outlay and subsequent upkeep. Poorer families continue to raise silkworms in the traditional way.

It takes about thirty days to raise a batch of silkworms, and as they grow the number of feeds is sometimes increased to four times a day. This is done to make the worms grow faster, but many women with busy households just do not have the time for a fourth feed. When the worms are ready to spin cocoons they stop eating and develop a transparent look, which the women describe as 'ripe'." [Conway, S. 65]


Zu Kapitel 8,9: Seidenraupen, Teil II