Grundlagen der Formalerschließung

Skript

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Kapitel 5: Arbeitsweise bei der Katalogisierung


von Margarete Payer

mailto:payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Grundlagen der Formalerschließung : Skript. -- Kapitel 5: Arbeitsweise bei der Katalogisierung. -- Fassung vom 2011-02-22. -- URL: http://www.payer.de/grundlagenfe/fegscr05.htm. -- [Stichwort].

Überarbeitungen: 16.6.1997; 17.1.2000; 2004-01-06 [Revision]; 2005-05-29; 2009-03-12; 2011-02-22 [Korrekturen]

Anlass: Lehrveranstaltungen an der HdM Stuttgart; im Studiengang MALIS der FH Köln

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.

Dieser Text ist Teil der Abteilung Informationswesen, Bibliothekswesen, Dokumentationswesen von Tüpfli's Global Village Library. 


5.0. Übersicht



5.1. Vorfragen


Abgesehen von den Fragen rund um den Einsatz der EDV sind u. a. folgende Überlegungen anzustellen:

Es gilt: je stärker der Katalogisierer sich spezialisiert, desto schneller und besser kann er im Normalfall seine Materialien bearbeiten. Der Nachteil dieser Methode liegt im größeren Organisationsaufwand und größerer Unbeweglichkeit beim Personal. Eine solche Spezialisierung kann die Freude an der Arbeit erhöhen (z.B. wenn man ein Fach bearbeitet, an dem man interessiert ist), kann aber auch in der Einseitigkeit Frust mit sich bringen -- und das ist nicht gut für das Betriebsklima!

Zusätzlich zu diesen traditionellen Überlegungen müssen die Bibliotheken auf die neuen Herausforderungen elektronischer Ressourcen reagieren. Elektronische Ressourcen auf festen Trägern sind für das Erschließen kein großes Problem. Hingegen müssen für elektronische Ressourcen im Fernzugriff (darunter vor allem Texte im Internet) neue Methoden gefunden werden u.a.:


5.2. Konventionelle Titelaufnahme


Die konventionelle Titelaufnahme bestand aus folgenden Schritten:

  1. Nachschlagen im Katalog (ob Verfasser, Körperschaft usw. schon vorhanden sind, Notieren der Ansetzungen)
  2. Schreiben
  3. Vervielfältigen
  4. vervielfältigte Karten bearbeiten (Köpfen, Sortieren)
  5. Karten in den Katalog einlegen und den Katalog pflegen (z.B. Ziehen, wenn die Karteikästen zu voll werden -- ein Finger muss bequem zwischen die Karten passen)

5.3. Titelaufnahme unter Einsatz der EDV


5.3.1. Katalogisieren in Institutionen, die nicht Verbünden angeschlossen sind


Es handelt sich dabei vor allem um Dokumentationsstellen und Bibliotheken von Firmen, Behörden und speziellen meist unabhängigen Instituten.

Da viele dieser Einrichtungen heute häufiger ihre veralteten Programme und Hardware ersetzen müssen,  kann es durchaus sein, dass Ihre erste berufliche Aufgabe die Einführung des Ablösesystems ist. Daher folgen ein paar Punkte zur Vorgehensweise bei einer solchen Einführung:

  1. Machen Sie eine Ist-Analyse mit mindestens den folgenden Punkten:
  2. Überlegen Sie genau, was Sie brauchen und wollen! (treten Sie mit klaren Vorstellungen an die Software-Firmen heran, überprüfen Sie anhand Ihrer Wunschliste, ob die Produkte der Firmen die von Ihnen gewünschten Funktionen enthalten. Verlassen Sie sich nicht auf Versprechungen, dass man bestimmte Elemente noch programmieren will. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie der erste Anwender sein sollen!). Soll es sein:
  3. In Deutschland häufiger für die Katalogisierung in kleineren Institutionen benutzte Software: Beispiele:

5.3.2. Katalogisieren in Verbundsystemen


Prinzip:

Ziel:

Bedingungen:

Nachteile:  


Man kann verschiedene Verbundvorstellungen unterscheiden:


  1. Der "deutsche" Typ: gemeinschaftliches Erarbeiten eines Kataloges, daraus folgt im allgemeinen: sämtliche lokalen Angaben sind eher in der zentralen Datenbank enthalten, möglichst keine Mehrfacheintragungen (Bedingung dafür: über das Regelwerk hinausgehende Regelungen, Verringerung der lokalen Ansprüche). Die deutschen Verbünde bezogen ursprünglich im allgemeinen nur wissenschaftliche Bibliotheken und Spezialbibliotheken ein. Das ändert sich. Allerdings müssen sich beteiligende öffentliche Bibliotheken RAK-WB und nicht RAK-ÖB als Regelwerk benutzen.

    Mögliche Erscheinungsformen:

    Während ursprünglich für jede Leihverkehrsregion in Deutschland ein Verbund eingerichtet wurde (gemäß den Vorschlägen der DFG), findet heute eine stärkere Konzentration statt. Eine weitere Konzentration oder zumindest Arbeitsteilung unter den Verbünden könnte in den nächsten Jahren eintreten, wenn die Vorschläge des Wissenschaftsrates und der DFG vom Februar 2011 befolgt werden:

    Empfehlungen zur Zukunft des bibliothekarischen Verbundsystems in Deutschland / Wissenschaftsrat. -- 2011-02-03 http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10463-11.pdf . -- Zugriff am 2011-02-22

    Positionspapier zur Weiterentwicklung der Bibliotheksverbünde als Teil einer überregionalen Informationsinfrastruktur / DFG. - Ende Januar 2011. http://www.dfg.de/lis/bibliotheksverbuende/ . -- Zugriff am 2011-02-22

    Die regionalen Verbünde:

    (Die Zahlenangaben in den Katalogdatenbanken sind nicht ohne Weiteres vergleichbar: zu prüfen ist vorher der Umgang mit Dubletten)

    Die sechs deutschen Verbünde bilden zusammen mit dem Österreichischen Verbund, dem Informationsverbund Deutschschweiz (IDS), der DNB, der ZDB und der DFG die Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme (gegründet 1983). Man koordiniert vor allem Fragen gemeinsamer Standards für Datenkommunikation, Regelwerke, Normdateien, verbundübergreifende Fernleihe usw. Das Sekretariat ist in der DNB, zu erreichen unter: http://www.d-nb.de/wir/kooperation/ag-verbund.htm . -- Zugriff am 2011-02-22.

Wichtige Projekte sind zur Zeit:

2. Der "amerikanische" Typ: Eine zentrale Datenbank, die im wesentlichen durch das Einspielen der Daten ausgewählter Institutionen (insbesondere der LoC, der Nationalbibliothek für Medizin, dem Amt für das Drucken von Amtsdruckschriften usw.) aber auch durch das Hineinkatalogisieren ausgewählter Bibliotheken gespeist wird, steht den lokalen Institutionen zum Abrufen von Daten zur Verfügung. Die durchschnittliche Bibliothek kann etwa 95% der benötigten Daten abrufen. In der zentralen Datenbank stehen die bibliographischen Daten und die Besitzvermerke (wegen der Fernleihe) bereit. Alle lokalen Besonderheiten können in den lokalen OPAC's gepflegt werden. Normdateien sind Gemeinschaftsaufgaben: es ist für die beteiligten Institutionen eine Prestigeangelegenheit mitzuwirken: so arbeiten an der Authority List der LoC alle bedeutenden Bibliotheken mit.

Eine Besonderheit in den USA ist die Konkurrenz (eine Bibliothek nutzt mehrere Verbundsysteme und kündigt, wenn die Qualität nicht mehr stimmt) unter den Systemen und die dadurch entstandene Konzentration (wenige leistungsfähige Systeme). Die Systeme müssen sich selbst finanzieren d.h. sie leben aus dem, was die Abnehmer bezahlen. Es handelt sich meistens um Non-Profit-Organisationen (betriebswirtschaftlich organisiert, aber die Gewinne gehen nicht an Privatleute, sondern werden zu Forschungszwecken u.ä. eingesetzt.)

Die wichtigsten Institutionen:

 

  1. "WWW-Konzept": Die zentrale Verbundkatalogdatenbank wird ersetzt durch verteilte lokale Katalogdatenbanken, die durch das Internet verbunden werden. Es handelt sich um einen virtuellen Verbundkatalog. Zur Recherche wird eine Suchmaschine eingesetzt.

    Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV)

    Der KOBV wurde ab 1997 im Rahmen eines Projektes mit dreijähriger Laufzeit am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) aufgebaut. Die wesentlichen Aufgaben sind die Realisierung eines neuen Verbundkonzeptes und die Entwicklung der KOBV-Suchmaschine, dem technischen Kernstück des neuen Verbundes. KOBV hat den Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg abgelöst. KOBV betreibt das regionale Internetportal "KOBV-Portal - Digitale Bibliothek Berlin-Brandenburg

    URL:http://www.kobv.de/. -- Zugriff am 17.1.2000; 2011-02-22. KOBV arbeitet seit 2008 mit dem Bayerischen Verbund zusammen: man ist dabei in einer "strategischen Allianz" eine gemeinsame Verbunddatenbank aufzubauen.


ENDE