Quellenkunde zur indischen Geschichte bis 1858

3. Inschriften

2. Die Asiatic Society in Calcutta. J. Prinsep und die Asoka-Inschriften / von Ernst Windisch (1917)


Herausgegeben von: Alois Payer

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Zitierweise / cite as:

Windisch, Ernst <1844 - 1918>: Die Asiatic Society in Calcutta. J. Prinsep und die Asoka-Inschriften (1917). -- (Quellenkunde zur indischen Geschichte bis 1858 / Alois Payer ; 3. Inschriften, 2.). -- Fassung vom 2008-02-15. -- http://www.payer.de/quellenkunde/quellen032.htm         

Erstmals publiziert als: Windisch, Ernst <1844 - 1918>: Geschichte der Sanskrit-Philologie und indischen Altertumskunde. -- Bd. 1. -- Strassburg : Trübner, 1917. -- VII, 208 S. ; 25 cm. -- (Grundriss der Indo-arischen Philologie und Altertumskunde ; 1,1B). -- S. 97 - 112

Erstmals hier publiziert: 2008-02-15

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung FS 2008

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Ernst Windisch <1844 - 1918>: 1877-1918 o. Prof. des Sanskrit an der Univ. Leipzig.


Abb.: Ernst Windisch
[Bildquelle: http://www.keltologie.uni-bonn.de/archiv.htm. -- Zugriff am 2008-02-15]
[Public domain]

"Windisch, Ernst, Sanskritist und Keltolog, geb. 4. Sept. 1844 in Dresden, studierte 1863–67 in Leipzig, wurde dort 1868 Hilfslehrer am Thomasgymnasium und habilitierte sich 1869 für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft, ging aber kurz darauf nach London, um sich an der Katalogisierung der Sanskrithandschriften der India Office Library zu beteiligen. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig 1871 zum außerordentlichen Professor ernannt, ward er 1872 Ordinarius in Heidelberg, 1875 in Straßburg und bekleidet seit 1877 die Professur des Sanskrits in Leipzig. Von seinen Arbeiten nennen wir: »Der Heliand und seine Quellen« (Leipz. 1868); »Der Gebrauch des Konjunktivs und Optativs im Sanskrit und Griechischen« (mit Delbrück, Halle 1871); »Kurzgefaßte irische Grammatik« (das. 1879); »Irische Texte mit Wörterbuch« (das. 1880; 2. u. 3. Serie mit Stokes, 1884 ff.); »Zwölf Hymnen des Rigveda mit Sayanas Kommentar« (das. 1883); »Māra und Buddha« (Leipz. 1895, in den »Abhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften«). In den Publikationen der Pali Text Society edierte er den Palitext »Iti-Vuttaka« (Lond. 1890). Seit 1880 ist er Mitherausgeber der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]


KAP. XIV. DIE ASIATIC SOCIETY IN CALCUTTA. J. PRINSEP UND DIE ASOKA-INSCHRIFTEN.

In Indien selbst war die Asiatic Society in Calcutta das Zentrum der auf das indische Altertum gerichteten Studien geworden. Daher ist die "Centenary Review of the Asiatic Society of Bengal, from 1784 to 1883", Calcutta 1885, zugleich ein großes Stück Geschichte der indischen Altertumskunde. Part I, von Rājendralāla Mitra, enthält die äußere Geschichte der Gesellschaft. Part II, von Rudolf Hoernle, gibt einen Überblick über das, was in den Organen der Gesellschaft, den Asiatick Researches, dem Journal und den Proceedings, für die Aufhellung des indischen Altertums, sowie in der Bibliotheca Indica für den Druck der alten Literatur, geleistet worden ist. Part. III, von Baboo P. N. Bose, ist naturwissenschaftlichen Inhalts. Der erste Band der "Asiatick Researches", in 40, erschien 1788ff., der XX. und letzte Band 1839. Die ersten 11 Bände wurden viel in dem London 1808ff. in 80 erfolgten Neudruck benutzt. Das Journal, in 8°, eine Umwandlung der 1829 von Major Herbert gegründeten und von Prinsep übernommenen Zeitschrift "Gleanings in Science", hatte schon 1832 zu erscheinen begonnen, ging aber erst in den Besitz der Gesellschaft über, als Prinsep Ende 1838 Indien verließ, s. Prinsep's Essays, ed. E. Thomas, II 218. Die Proceedings sind seit 1865 besonders erschienen, Cent. Rev. I 53.

Hörnle hat seinen Stoff in fünf Kapitel eingeteilt:

  1. Antiquities,
  2. Coins,
  3. Ancient Indian Alphabets,
  4. History,
  5. Language and Literature.

Der Schwerpunkt liegt in den Monumenten, Münzen und Inschriften. Durch die Beschreibung der ausgegrabenen Altertümer, die Sammlung und Lesung der gefundenen Münzen und die Entzifferung der alten Alphabete auf den Münzen und Inschriften haben die Engländer in Indien die Grundlinien der älteren Geschichte Indiens gezogen, die aus den Literaturwerken nicht zu gewinnen waren. "One of the great merits of the Asiatic [S. 98] Society of Bengal is to have laid the foundation for a true history of Ancient India", sagt Hoernle zu Anfang seines vierten Kapitels, Cent. Rev. II 82. Die Namen aller Mitarbeiter sowie die Überschriften ihrer Beiträge sind von den Herausgebern der Centenary Review in verschiedenen Appendices verzeichnet worden. Berühmte Monumente und Inschriften waren schon zur Zeit der ersten Anfänge der Sanskritstudien bekannt, aber man wusste noch nicht viel mit ihnen anzufangen, Cent. Rev. II 6, und die eifrigen Sammler waren nicht zugleich die ersten Entzifferer. Schon 1799 hatte Sir Charles Ware Mallet, As. Res. VI 382, eine eingehende Beschreibung der "Caves or Excavations, on the mountain, about a mile to the eastward of the town of Ellore . ." gegeben. Auch die Tempelgrotte von Elephanta war schon früh bekannt. Wir sahen, dass Robertson, Heeren, A. W. v. Schlegel und P. v. Bohlen diese in den Felsen gehauenen Kultstätten eingehend behandelt haben, s. o. S. 59, 81. Aber so sehr sie auch als eine besondere Merkwürdigkeit angesehen wurden, kommen sie doch für die alte Geschichte Indiens nicht in erster Linie in Betracht. Größeres Aufsehen erregte zuerst 1830 die Öffnung des Stūpa zu Manikyāla durch General Ventura. Hier kamen Münzen der griechischen, baktrischen und der indoskythischen Könige zum Vorschein. Diesem Funde folgten andere Funde und Entdeckungen, die von Hoernle verzeichnet sind. Die Jahre 1834 bis 1838 waren Glanzjahre der auf die indischen Altertümer gerichteten Forschung, deren Ergebnisse zum großen Teil in den Bänden des Asiatic Journal of Bengal niedergelegt sind. Derjenige, der in dieser kurzen Zeit das Meiste für die Entzifferung der Münzen und Inschriften getan hat, war J. Prinsep. Da die Bände des Journal später schwer zu erlangen waren, hat Edward Thomas Prinseps Arbeiten mit einigen Weglassungen und mit Zusätzen1 neu herausgegeben: "Essays on Indian Antiquities, historic, numismatic, and palaeographic, of the late James Prinsep, F. R. S., Secretary to the Asiatic Society of Bengal: to which are added his Useful Tables, Illustrative of Indian History, Chronology, Modern Coinages, Weights, Measures etc.", 2 Voll., London 1858. Hier findet sich I S. I—XVI eine Biographie Prinseps, von seinem Bruder2.

1 Durch diese Veränderungen wird der Überblick über das von Prinsep geleistete etwas erschwert, aber andererseits ist dankenswert, dass Thomas die von Prinsep behandelten Gegenstände bis zum Jahre 1858 weiterverfolgt hat. Ich habe mich vorwiegend an die Originalartikel gehalten. Edward Thomas hat sich um die indische Münzkunde große Verdienste erworben, wie A. Weber hervorhebt in der Anzeige seiner Schrift "The Chronicles of the Pathān kings of Delhi, illustrated by coins, inscriptions and other antiquarian remains", London 1871. Indische Streifen III, S. 64.

2 Vgl. dazu JASB, VII Preface X fg.

James Prinsep, geboren 1799 in London, kam 1819 nach Indien als "Assistant to the Assay Master of the Calcutta Mint". Diese Stellung nahm damals H. H. Wilson ein. Nachdem Prinsep einige Jahre Assay Master in Benares gewesen war, wurde er 1833 Wilsons Nachfolger in Calcutta. Auch war er einer der Secretaries der Asiatic Society, zuerst 1832 noch neben Wilson, bis er im November 1838 aus Gesundheitsrücksichten Indien verlassen musste und nach England zurückkehrte, wo er schon 1840 gestorben ist. Er besaß ein großes Zeichentalent und außergewöhnliche technische Geschicklichkeit3. Diese Art der Begabung und sein [S. 99] Amt werden nicht ohne Einfluss auf die numismatische und paläographische Richtung seiner Studien gewesen sein. Doch weist die lange Liste seiner Beiträge zu den Asiatic Researches und zum Asiatic Journal. Cent. Rev. I 172 ff., auch zahlreiche mineralogische und meteorologische Arbeiten auf. In philologischer Beziehung unterstützte ihn sein Pandit Kamalākānta, der ihm z. B. den Inhalt der berühmten Sanskrit-Inschrift von Junagarh in Gujerat zugänglich machte, JASB, VII 337, 343 = Essays II 57. 60. Wie sehr die Verdienste Prinseps anerkannt wurden, sprach sich in den Beschlüssen der Gesellschaft aus, als er aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied nehmen musste, s. Essays II 218, ferner in der Würdigung, die ihm Lassen nach seinem Tode zuteil werden ließ in der Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes IV 499 fg.

3 "It is now 19 years since Mr. James Prinsep arrived amongst us, a boy in age, wanting perhaps the finish of classic scholarship which is conferred at the public schools and universities of England, but well grounded in Chemistry, Mechanics, and all useful sciences", JASB, VII Pref. XI. — Zahlreiche Tafeln, auch naturwissenschaftliche, tragen den Vermerk "Prinsep lith.".

Prinsep begann 1832 und 1833 mit der Beschreibung der römischen, der griechischen und persischen Münzen, die sich im Besitz der Asiatic Society angesammelt hatten, Journ. As. Soc. Beng. I 3921, II 27 = Ess. I I ff. Der nächste Artikel, Journ. II 310, bezieht sich auf Münzen, die Lieutenant Alexander Burnes aus dem Panjāb und aus dem Tal des Oxus mitgebracht hatte2, baktrische Münzen mit griechischer Schrift, daneben eine Kupfermünze aus der Nachbarschaft von Manikyāla (bei Attock) mit dem Namen ΚΑΝΗΡΚΟΥ, der Buchstabe vor ΚΟΥ könnte auch Θ oder C sein. Prinsep suchte diesen Namen vergeblich unter den bis dahin bekannten griechisch-baktrischen Königen und erkannte in ihm den Kaniṣka der tibetischen Werke und der Rājatarangiṇī (I 168), "a Tartar or Scythic conqueror of Bactria", Journ. II 315 = Ess. I 38. Für die griechisch-baktrischen Könige stützte sich Prinsep auf ein Verzeichnis, das A. W. v. Schlegel aus Strabo, Plutarch, Trogus Pompeius, Arrians Periplus und den bis dahin in Europa bekannt gewordenen Münzen, darunter den von Major J. Tod beschriebenen, gegeben hatte, im Journal Asiatique 1828, S. 326: Theodotus I und II, Euthydemus, Apollodotus, Menander, Heliocles, Demetrius, Eucratides I und II. Aus den Münzen sind im Laufe der Zeit noch andere Namen hinzugekommen, und neue Dynastien, von denen wir sonst überhaupt nichts wissen würden.

1 Dazu S. 476 eine Bemerkung über die Provenienz der Münzen Diocletian's.

2 Vgl. den kurzen Bericht von Burnes (On the 'Topes" and Grecian Remains in the Panjāb), der Journ. II 30S der Abhandlung von Prinsep vorausgeht.

Major James Tod geboren 1782, gestorben 1835, einer der frühesten großen Sammler von Münzen, hatte 1826 in den Transactions of the RAS, I 318ff., über einige wertvolle Münzen in seinem Besitz berichtet: "An Account of Greek, Parthian and Hindu Medals3, found in India". Während eines zwölfjährigen Aufenthalts in Indien, "amongst Mahrattas and Rajputs", hatte er, besonders in Mathurā, ungefähr 20000 Münzen aller Art zusammengebracht, von denen ihm aber nur 100 von Interesse, und von diesen nur ein Drittel von größerem Wert zu sein schienen. Er begann seinen Bericht mit einer Münze des Apollodotos und einer des Menandros. Mit zwei Münzen derselben griechisch-baktrischen Könige beginnt Prinsep seine Mitteilungen aus Dr. Swineys Sammlung, JASB, II 405 = Essays I 45. Er gibt hier eine Übersetzung der erwähnten Abhandlung Schlegels, die ihm zur Orientierung gedient hat. Was bis zum Jahre 1838 auf diesem Gebiete der Münzforschung geleistet worden war, fasste Chr. Lassen zusammen in seinem Buche "Zur Geschichte der Griechischen und Indoskythischen [S. 100] Könige in Baktrien, Kabul und Indien durch Entzifferung der Altkabulischen Legenden auf ihren Münzen". Bonn 1838. Hier findet sich zu Anfang ein Bericht über die Münzfunde und die Geschichte der Entzifferung bis dahin.

3 Unter "Medals" verstand man damals besonders schön ausgeführte Münzen, vgl. Prinsep, JASB, I 393.

In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts erregten die Münzfunde dreier Männer besonders großes Aufsehen, das sich auch, in Prinseps Arbeiten widerspiegelt. Schon im Jahre 1830, wie erwähnt, hatte General Ventura, einer der französischen Offiziere, die im Dienste des Mahārājā Ranjit Sing (Raṇajit Siṃha) die Streitkräfte der Sikhs befehligten (Wilson, Ariana Antiqua 34), den Stüpa von Manikyāla geöffnet, einem Dorfe südlich von Attock am Indus1, das auf dem Boden des alten Taxila steht. Ventura hat in der hochherzigsten Weise seine Schätze Prinsep zur Verfügung gestellt, durch Vermittelung von Captain C. M. Wade, Political Agent at Lūdiana, JASB, III 313 ff. Auch andere französische Offiziere haben in jenen Gegenden gesammelt, Allard und Court2. Von dem letzteren, A. Court, "Engineer Officer in the Army of Mahārājā Ranjit Singh", veröffentlichte Prinsep JASB, III 556 'Further Information on the Topes of Mānikyāla, being the translation of an Extract from a Manuscript Memoir on Ancient Taxila", und fügte dem eine 'Note" über die von Court gefundenen Münzen bei. Dieser hatte in einem von ihm geöffneten Stūpa neben vier Goldmünzen des Kanerki sieben römische Silbermünzen gefunden, eine vom Triumvir M. Antonius, eine mit dem Kopf von Julius Caesar. Prinseps Angaben über die übrigen Münzen wurden von Cunningham berichtigt, der zum Schlusse sagt: "Of these seven coins found in the second tope at Manikyāla, not one can be proved to be of a later date than the birth of Christ", JASB, III 636. Dieses Zusammenauftreten von Münzen des Kanerki mit alten römischen Münzen, das Prinsep als "a most curious fact" bezeichnete, erscheint jetzt bedeutsam, nachdem Lüders auf einer Inschrift des Kaniṣka als dessen Beiwort Καισαρος; entdeckt zu haben glaubt, Berl. Sitzgsber. 1912, S. 828 ff.

1 "Manikyāla is the name of a small viilage situated on the route leading from Attok to Lahor", Court, JASB, III 557.

2 Court nennt sich in der Überschrift seiner Abhandlung "Conjectures on the march of Alexander', JASB, V 3S7, "ancien élève de l'école militaire de St. Cyr".

Sodann entdeckte Captain P. T. Cautley bei Behat nördlich von Sahāranpur, "in the Doāb of the Jamnā and Ganges", die Reste einer alten Stadt, worüber er im Januar 1834 an die Asiatic Societv berichtete, JASB, III 43 fg.

Gleichfalls auf dem Boden untergegangener Wohnstätten, auf der Ebene von Beghrām sammelte Charles Masson3 während eines längeren Aufenthalts als politischer Agent im Panjāb und in Kabul Tausende von Münzen. Er berichtet über seine Münzen in dem "Memoir on the [S. 101] Ancient Coins found at Beghram, in the Kohistān of Kābul", JASB, III 153ff. = Essays I 80ff. Seine Klassifizierung deutet zugleich an, was für verschiedene Arten von Münzen in Indien zutage gefördert worden sind: "The coins of Beghrām comprise five grand classes, viz. Greek, Indo-Scythic, Parthian, and Guebre, Brahminical, and Muhammedan, and each of these classes contains many varieties or series". Vgl. V 538. Nirgends tritt der Zusammenhang des nordwestlichen Indiens mit Kabul und Baktrien so klar zutage wie in den Münzen. Eingehender handelt Masson von der Lage und von der Geschichte Beghrāms in einem 2. und 3. Memoir, JASB, V I ff., 537 ff. In seinen "Notes on the Antiquities of Bāmīān", JASB, V 707, beschrieb er auch die Bāmīān genannte Gegend "in one of the Paropāmisan Valleys", bekannt durch ihre "idols and caves".

3 Unter denen, die in jenen Jahren in Kabul reisten, begegnen wir auch dem Dr. Martin Honigberger. Dieser schreibt in einem brieflichen Berichte, JASB, III 177: "There is an European here by name Masson. He was several years in the Punjab. It appears that he has also been to Tabriz, and has lately come to Cabul by the way of Belochistān; he resided some time at Bamian, where he amused himself in making excavations, and has succeeded in finding severai idols. At Cabul, he has been engaged in the same kind of pursuit, and has been rewarded here also by his discovery of several idols quite entire." Honigberger öffnete einen Stūpa in Kabul, den er für das Grabmonument des Kadphises erklärte, a. a. O. 160. Uber andere Funde desselben Reisenden berichtet eine Anmerkung JASB, IV 631. Dass Masson eine politische Aufgabe hatte, geht aus seinen Worten "The duties imposed upon me by the Supreme Government of India" hervor, bei Wilson, Ariana Antiqua 117.

Die Münzforscher gingen zunächst von den Münzen mit griechischen Aufschriften aus. Die Bildnisse und sonstigen Figuren auf Obvers und Revers gaben weiteren Anhalt zu näherer Bestimmung. Auch die ältesten Münzen der indoskythischen Könige haben griechische Aufschrift. So hat denn auch Prinsep, der historischen Reihenfolge entsprechend, den Münzen der baktrischen und der indoskythischen Könige seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Die Abhandlung "Further Notes and Drawings of Bactrian and Indo-Scythic Coins", JASB, IV 327, bringt neue Königsnamen, neben den bekannten, und einen ersten Versuch, auch die unbekannte Schrift der Reverse zu lesen. In der Abhandlung "On the connection of various ancient Hindu coins with the Grecian or Indo-Scythic series", IV 621, fortgesetzt 668 ff., vertritt er die Ansicht, dass die "Hindu coins of Kanouj", überhaupt die ältesten Münzen der Hindus, wie sie "in Captain Cautley's Herculaneum at Behat"1 gefunden worden sind, sich an die indoskythischen Münzen anschließen, und dass die Hindus, ehe die Griechen nach Indien kamen, keine eigentliche Münzprägung gehabt haben. Er entnahm sein Material namentlich der reichen Münzsammlung des Colonel Stacy2, die dieser hervorragende Sammler ihm zur Verfügung gestellt hatte. Zum ersten Male versucht er die Geschichte der Münztypen auf dem indischen Boden zu verfolgen. Nach den Funden von Behat, die teilweise buddhistischen Charakter haben, behandelt er die Münzen der Indoskythen Kadphises und Kanerkos, dann die Münzen von Kanouj, zuerst diejenigen, die sich in der Haltung der Figuren besonders deutlich als Nachahmungen der indoskythischen Münzen erweisen. Kadphises schließt sich an die griechisch-baktrischen Könige an, zunächst an Hermaios, er hat wie dieser und andere die "Pehlevi"-Legende. Bei Kanerkos, sonst dem Kadphises sehr ähnlich, kommt diese nicht vor, er hat den Titel "ΡΑΟ" oder "ΡΑΟΝΑΝΟ ΡΑΟ".

1 Wie Prinsep S. 624 bemerkt, handelt es sich jedoch bei Behat vielleicht nicht um eine alte Stadt, für die sich nach Wilson kein Name findet, sondern um ein altes buddhistisches Kloster, das verlassen, zerstört, und unter dem Sande begraben worden war. Das erinnert an M. A. Stein's "Sandburied Cities".

2 Prinsep nennt diesen an erster Steile in dem Verzeichnis der Sammler, mit denen er in Verbindung stand, JASB, IV 023.

Je nach dem Material, das ihm zufloss, ist Prinsep immer wieder auf alle diese verschiedenen Münzarten zurückgekommen. So bespricht er JASB, V 54S ff. Münzen der griechisch-baktrischen Könige Archebios (damals von ihm "Archelius" genannt), Antialkides, Diomedes, Spalyrios, Spalirisos, Pantaleon, Agathokles, Ermaios, dem er den Kadphises anschließt, aber als ersten der Indoskythen. Als "New Types" bringt er [S.102] ibid. S. 720 einen Amyntas und aus der Sammlung des Dr. Swiney eine basilissa Agathokleia, dazu neue Münzexemplare von Euthydemos, Menandros, Antialkides. Die meisten dieser Münzen stammten aus Massons Sammlung und sind nach Zeichnungen von Masson abgebildet, der sich auch in der Beschreibung der Münzen neben Prinsep ein wissenschaftliches Verdienst erworben hat. Auch aus der Sammlung des Franzosen A. Court, der wie die Generale Ventura und Allard in Diensten des Mahārājā Ranjit Singh stand (S. oben S. 100), erhielt Prinsep neue wertvolle Stücke. Court hatte nach General Ventura in den Gegenden von Peshawar und Attock gesammelt, Prinsep teilte Extracts aus einem Memoir über seine Forschungen mit, JASB, V 468 ff.

Vollständiger gibt Hoernle in seinem Überblick, Centenary Review II 96 die Namen der griechisch-baktrischen Könige, wie sie nach und nach gefunden worden sind. Die Wichtigkeit der Münzen für die Geschichte Indiens tritt hier ganz besonders hervor. Ohne die Münzen würden wir fast nichts von diesen Königen wissen. Nur einige der älteren werden in griechischen Quellen erwähnt (daher Schlegels Kenntnis), kaum einer in der indischen Literatur. Dieser eine, wohl der mächtigste von ihnen, ist Menander. Goldstücker hat auf ihn den Satz Aruṇad Yavanaḥ Sāketam, der im Mahābhāṣya zu Pā. III 2, III den Gebrauch des Imperfekts veranschaulichen soll, bezogen, da nur von diesem Yavana wahrscheinlich ist, dass er bis nach Ayodhyā vorgedrungen war ("Pāṇini" S. 229). In der Form Milinda lebt sein Name im Milindapañha fort, auch dies ein dankenswerter Lichtstrahl, der uns das nordwestliche Indien im 2. Jahrh. v. Chr. buddhistisch erscheinen lässt.

Auf die Indoskythen kommt Prinsep JASB, V 639 zurück : "New varieties of the Mithraic or Indo-Scythic Series of Coins and their imitations". Diese Abhandlung hat deshalb einen besonderen Wert, weil sie genau dieselben Dinge behandelt, wie 50 Jahre später M. Aurel Steins Abhandlung "Zoroastrian Deities on Indo-Scythian Coins", Oriental and Babylonian Record, August 1887. Schon von Prinsep und andern wurde ΡΑΟ ΝΑΝΟ ΡΑΟ, wie man damals trennte, der Titel des ΚΑΝΗΡΚΙ und ΟΟΗΡΚΙ, mit ΒΑΣΙΛΕΥΣ ΒΑΣΙΛΕΩΝ verglichen, indem man dabei an skr. rājan dachte (so noch Lassen, Ind. Alterth. II 832. Erst Stein hat ΡΑΟΝΑΝΟ ΡΑΟ etymologisch richtig auf den iranischen Titel "Shāhan-shāh", altpersisch "khshāyathiyānām khsāyatiya" zurückgeführt. Stein erkannte, dass das griechische Ρ auf den Münzen nicht nur den Laut des r, sondern auch den eines sh bezeichnet, in letzterem Falle immer durch einen kleinen Strich nach oben vom gewöhnlichen Ρ unterschieden, ungefähr dem angelsächsischen Þ vergleichbar. Dieses sh war schon aus ΚΑΝΗΡΚΙ = Kaniṣka, ΟΟΗΡΚΙ = Huviṣka, KΟΡΑΝΟ = Kuṣana zu erschließen, letzteres im Chinesischen "Kuei-shuang", ein Volksname. KΟΡΑΝΟ findet sich hinter ΚΑΝΗΡΚΙ und ΟΟΗΡΚΙ, und bezeichnet den Stamm, dessen Könige sie waren. Stein hat auch die Götternamen auf dem Revers dieser Münzen aus dem Iranischen erklärt, aber schon Prinsep erkannte richtig z. B. ΜΑΟ "Mond" und verglich sogar ΟΑΔΟ "with Odin or Woden of the Saxon mythos: It is not a little curious that the verbal root of two of our present days of the week, Monday and Wednesday, should thus be discovered among a parcel of old coins dug up in the Panjāb!" JASB, V. 642 = Ess. I 363 A. 2.

Die alten Goldmünzen von Kanouj las Prinsep JASB, IV 634 mit Hilfe des Alphabets der kurz zuvor von Wathen veröffentlichten "Guzerāt [S. 103] copper-plates" und der Gupta-Inschrift von Allahabad. In der Tat fand er auf diesen Münzen die Namen Kumāragupta, Candragupta, Samudragupta. Wenn viele dieser Münzen in Kanouj (Kanyākubja) gefunden worden sind, so folgt daraus nicht mit Notwendigkeit, dass dies die Hauptresidenz der Guptas war. Er sucht sie eher im Westen, in Ujjain, a. a. O. IV 640. Andererseits werden im Viṇupurāa IV 24, 18 Guptas in Verbindung mit den Māgadhas erwähnt: anugangāprayāgaṃ Māgadhā Guptāś ca bhokṣyanti. Bei Benares gefundene Münzen von Guptas erhielt Prinsep von Lieut. A. Cunningham und V. Tregear, JASB, V 643. Er führt dann den (zum Captain beförΣderten) jungen Cunningham, der in der Reihe der bedeutenden englischen Forscher in Indien sein Nachfolger werden sollte, S. 652 mit folgenden Worten ein: "Henceforward my readers should unterstand, and they will, doubtless, soon perceive the fact, that my coin essays are joint productions, and that I have an auxiliary at my elbow, far better acquainted with the contents of, I may say, all the collections of coins in India, than I have leisure to become".

Die Beschreibung von "Hindū coins of middle age", mit Bemerkungen über die weitverbreitete Familie der Pālas, und von "Rājput coins" JASB, IV 668, 674 führt in spätere Zeiten, die für uns weniger in Betracht kommen. Münzen der "Pāla or Deva dynasty of Canouj" bespricht er auch V 656.

In eine ältere Zeit gehören aber die "Saurāshtra Coins", an denen er IV 684 ff. von neuem das griechische Vorbild beobachtet. Eingehendere Behandlung finden sie in dem Essay "The Legends of the Saurāshtra group of Coins deciphered". JASB, VI 1837) 377ff. Die Fundstätten dieser Münzen waren die Gegenden des heurigen Cutch, Kathiawar, Gujarat im westlichen Indien, die "Surastrene" der Griechen. Das wichtigste Wort dieser Münzen las er zunächst falsch, nicht ohne Schuld seines Pandit. Die einheimischen Gelehrten versagten, wo es sich nicht um ihr Śāstra und um das gewohnte Sanskrit handelte. Der heutige Leser nimmt sofort Anstoß an der Lesung rājñaḥ kṛtrimasya, was "of the elected king" bedeuten sollte. Die richtige Lesung kṣatrapasya, an die er schon damals gedacht, die aber sein Pandit beanstandet hatte, gab er in seinem Essay über die Inschrift des Mahākṣatrapa Rudradāman, der den alten Damm von Girnar wiederherstellen ließ, JASB, VII 345 = Essays II 63 : "The word .. kshatrapas,´although wholly unknown as a sovereign title to modern Hindus, and not to be found in their books, is familiar to the reader of the Grecian history of ancient Persia, with merely a softening of the initial letter as ΣΑΤΡΑΠΗΣ, Satrapa, the prefect of a province under the Persian System of government" So ist Prinsep auch der Entdecker der Dynastie der Katrapas gewesen. Prinsep hat noch einmal Münzen der Katrapas sowie der Guptas beschrieben. JASB, VII 354 ff., und Thomas in seiner Ausgabe von Prinseps Essays II 86 ff. diesen noch einige hinzugefügt, nachdem er zuvor im Anschluss an Prinsep die Stellung der Katrapas erörtert und die Namen, soweit sie zu seiner Zeit bekannt geworden waren, zusammengestellt hatte. Thomas bezieht sich dabei auf seine frühere Abhandlung: "On the Dynasty of the Sāh kings of Surāshtra", JRAS, XII (1848) 1 ff. Die Bezeichnung "Sāh kings" hat aufgegeben werden müssen, denn sie beruht auf falscher Lesung der Namen auf den Münzen: für "Rudra Sāhasa", "Dāmā Sāha-", "Vijaya Sāhasa" usw. bei Prinsep und Thomas ist zu lesen Rudrasihasa, Dāmasenaputrasa, Vijayasenasa usw. Vgl. die Liste bei M. Duff, Chron. 296.

Prinseps Entzifferung der Inschriften auf Monumenten ist von der [S. 104] Säule zu Allahabad ausgegangen. Den Anlass gab ihm 1834 "A Description, with Drawings, of the Ancient Stone Pillar at Allahabad called Bhim Sen's Gadā or Club" von Lieut. T. S. Burt, Engineers", der von seinem Bruder Lieut. Burt unterstützt wurde, Journ. III 105 ff. Die Säule ist mit Inschriften aus verschiedenen Jahrhunderten bedeckt. Für uns kommen in Betracht die oberste Inschrift, in damals noch nicht entzifferten Charakteren, und die zweite, die ohne große Mühe von der Devanāgari aus entziffert werden konnte. Burt hatte bemerkt, dass die Schrift dieser Nr. 2 der Schrift einer alten Inschrift zu "Gya" (d. i. Buddha Gaya) glich, die schon von Wilkins, As. Res. I 279, gelesen worden war. Wilkins hatte damals gesagt: "The character is undoubtedly the most ancient of any that have hitherto come under my inspection". Es handelt sich um eine Inschrift und die Schrift aus der Zeit der Guptas. Prinsep konstatierte in der "Note", die er Burts Description anfügte, Journ. III 114ff., dass die Namen Candragupta und Samudragupta in dieser Inschrift vorkommen. Sie war dem Captain Troyer übergeben worden, der sie trotz der Hilfe seines Pandit Madhava Ray doch nur sehr mangelhaft lesen konnte: Text und Brocken einer Übersetzung in Troyers "Remarks upon the second Inscription of the Allahabad Pillar", im Anschluss an Prinseps "Note", Journ. III 118ff. Zum vollkommenen Verständnis einer Inschrift gehört notwendig die genaueste Wiedergabe ihres Wortlauts und dann eine größere philologische Schulung, als sie die ersten Archäologen besessen haben. Beides ist erst nach und nach erreicht worden. Da Samudragupta in der aus den Purāṇen bekannten Liste der Maurya nicht vorkommt, glaubte Prinsep auch nicht daran, dass unter dem Candragupta der Inschrift der Maurya dieses Namens gemeint sei. Indem er auf eine gewisse Ähnlichkeit der Schriftzeichen mit dem im 7. Jahrh. in Tibet eingeführten Alphabet hinwies, versetzte er die Inschrift in eine viel spätere Zeit.

Etwas weiter in der Entzifferung und Lesung kam kurz darauf Rev. W. H. Mill, "Restoration of the Inscription. Nr. 2, on the Allahabad Column", Journ. III 257ff. Aber der vorzügliche Abklatsch der Inschriften auf der Säule zu Allahabad von Captain Edward Smith, of the engineers, der schon die Bhilsa-Inschriften in derselben Weise abgeklatscht hatte, ließ erkennen, dass auch Mills Text und Übersetzung noch völlig ungenügend war. Gestützt auf diesen Abklatsch gab Prinsep mit Hilfe seines Pandit Kamalākānta 1857. Journ. VI 963 ff. (Re-examination of the Allahabad pillar), eine neue Übersetzung, die wenig mit der von Mill übereinstimmt und namentlich in dem wichtigen Teile, der die Namen der von Samudragupta unterworfenen Könige und Völker enthält (lin. 17 ff.), den sicheren Fortschritt zeigt. Vgl. diese Namen in Mabel Duffs Chronology of India (1899) S. 28 unter A. D. 350. Prinsep war damals geneigt, den Candragupta der Inschrift von Allahabad mit dem Fürsten zu identifizieren, "whom the Chinese Buddhist travellers found reigning in the fifth Century having a name signifying 'cherished by the moon", wobei er sich auf einen im Journ. VI 63 ff. mitgeteilten "Chinese Account of India" beruft.
Zu den wichtigen Entdeckungen der damaligen Zeit gehört eine zweite Gupta-Inschrift, die auf einer Säule zu Bhitārī "in the district of Ghāzipur" (nordöstlich von Benares) entdeckt wurde. Mill veröffentlichte sie 1837 auf Grund einer Bleistiftzeichnung des Lieut. Cunningham JASB, VI 1 ff. Hier werden im Anschluss an die schon aus der ersten Inschrift bekannten ersten Guptas auch die folgenden Könige Candragupta II, Kumāragupta, Skandagupta erwähnt. Mill war der Ansicht, dass die Zeit [S. 105] der Guptas "somewhere between the 1st and 9th centuries of our era" zu suchen sei, eine allerdings noch sehr vage Bestimmung.

Inzwischen war schon 1835 auch die Dynastie der Fürsten von Valabhī bekannt geworden, durch eine Abhandlung von W. H. Wathen, Persian Secretary to the Bombay Government, "Account of the Inscriptions upon two sets of Copper Plates, found in the Western part of Gujerāt", Journ. IV 477 ff. Diese Kupferplatten enthalten die Namen der Fürsten von Valabhī vom Begründer der Dynastie Senāpati Bhaṭārka an bis zu Dharasena "Muśalī" (falsch für kuśalī). Die Valabhīs sind später als die Guptas, doch haben beide eine Zeitlang neben einander regiert. Die Schriftzeichen der beiderseitigen Inschriften sind einander sehr ähnlich. Wathen fand Hilfe für die Entzifferung der Valabhī-Schrift in der Schrifttafel, die Prinsep Journ. III, Pl. VI, für die Gupta-Schrift gegeben hatte. Über das Verhältnis dieser Inschriften zu einander sagt Prinsep 1838, Journ. VII 275: "The Gujerat plates dated in the third Century of the samvat era, differ but little from the Allahabad pillar or Samudragupta inscription, but that little is all in favor of their superior antiquity". Ebenda S. 629 spricht er vom 3. oder 4. Jahrhundert. Prinsep war also der Ansicht, dass die Valabhī-Platten älter wären als die Samudragupta-Inschrift. Prinsep irrte auch darin, dass er jetzt ebenso wie Wathen die Guptas und die Valabhīs zu früh ansetzte. Wathen folgte dem damals in hohem Ansehen stehenden Werke des Colonel Tod über Rājasthan, in dem als Beginn der Valabhī-Ara das Vikramāditya-Jahr 375 = 319 n. Chr. angesetzt war1. Dies ergab ihm für den Śrī-Dharasena der Inschrift das Jahr 328 n. Chr., auf Grund eines falschen Datums. Für Bhaṭārka gab er das Jahr 144 oder 190. In Mabel Duffs Chronology of India (1899) dagegen erscheint Bhaṭārka erst unter dem Jahre 495, womit Vincent Smith, Early History of India, 2d ed. (1908) S. 275, übereinstimmt, und Dharasena (II) unter dem Jahre 571. Wir haben Samudraguptas Inschrift und Dharasenas Kupferplatten etwas eingehender behandelt, weil die Guptas und die Valabhīs wichtige Dynastien der indischen Geschichte sind, und weil mit diesen beiden Inschriften die tieferen Studien zur Chronologie der Inschriften und der Dynastien anheben, deren Ergebnisse freilich immer und immer wieder umgestoßen worden sind.

1 Seit Fleets Untersuchung gilt die Valabhī-Ära als identisch mit der Gupta-Ära, s. Corp. Inscr. Ind. III (1888) Introd. 130ff. Ebenda III 164 ff. derselbe Text der Schenkungen des Dharasena II, korrekter und richtig datiert (samvat 252 = 571 n. Chr.).

Das Hauptverdienst Prinseps besteht aber in der Entzifferung der Asoka-Inschriften. Er lernte zuerst die Säulenedikte kennen, und zwar machte er 1854 seine ersten Beobachtungen an der "Mathiah Lāth Inscription"2. Er erhielt diese von B. H. Hodgson, Resident in Nepal, der also auch hier eine erste Anregung gegeben hat. Auf Hodgsons "Notice of some Ancient Inscriptions in the Characters of the Allahabad Column", JASB,III 481, folgt Prinseps "Note on the Mathiah Lāth Inscription" ebenda 4S3. Auf Pl. XXIX ein Facsimile der Inschrift "on the Mathiah Lath, between Bettiah and the river Gandak". Ein Facsimile der Inschrift Nr. 1 von Allahabad war auf PI. IV desselben Bandes gegeben. Die Inschrift auf Feroz's Lāth zu Delhi kannte Prinsep aus Band VII der Asiatick Researches. Schon damals hatte Prinsep gesehen, "that all three inscriptions are identically the same", JASB, III 484. Als vierte erhielt er im Jahre darauf, 1835, wiederum von Hodgson, die Inschrift [S. 106] auf dem "Rādhia or Sārun Lāth" in Facsimile, Journ. IV 121 ff. Prinsep sah sich nun im Besitz "of four copies of the same inscription, three of them perfect, viz. the Delhi, the Mattiah (sic!), and the present one, and that of Allahabad mutilated", S. 126.

2 Lāṭh bedeutet "pillar".

Es trägt nicht zur leichten Orientierung auf diesen verschlungenen Pfaden bei, dass die Bezeichnung für diese Säuleninschriften im Laufe der Zeit gewechselt hat. In Bühlers Ausgabe der Säulenedikte, ZDMG, XLV (1891) I44ff. erscheint "Delhi-Sivalik" für Feroz's Lāth zu Delhi (ursprünglich in Topra), "Lauriya-Ararāj" für Rādhia, "Lauriya Navandgarh" für Mathiah (Lauriya ein Dorf "in the Champāran District of North Bihār"). Die Bezeichnung Allahabad ist geblieben. Hinzugekommen sind bei Bühler "Delhi-Mirat" (ursprünglich in Mirat, von Firoz Shāh nach Delhi versetzt) und "Rāmpūrva" (nördlich von Lauriya). Näheres bei Vincent A. Smith, Asoka (1901) S. 99 ff.

Die denkwürdige Abhandlung, in der Prinsep mit unverkennbarer Freude erzählt, wie er den Schlüssel des Asoka-Alphabets gefunden hat, führt die Überschrift "Note on the Facsimiles of Inscriptions from Sanchi near Bhilsa, taken for the Society by Captain Ed. Smith, Engineers; and on the drawings of the Buddhist monument presented by Captain W. Murray, at the meeting of the 7th June (1837)", Journ. VI 451 ff. Die guten Faksimiles verdankte er demselben Smith, der ihm schon den großen Abklatsch der Inschriften auf der Säule zu Allahabad geliefert hatte. Auch jetzt beginnt er mit einem Gupta. Die erste von zwei Inschriften in Guptacharakteren enthält den Namen Candragupta. Text und Übersetzung hat Rāma Govinda, "the Society's pandit" hergestellt. "And now for inscriptions 3 to 25 of Captain Smith's catalogue"! In glücklicher Weise vermutete Prinsep in diesen gleichgebauten kurzen Inschriften Schenkungsurkunden, und erkannte in den oft wiederkehrenden Zeichen am Ende das Wort dānaṃ, in dem ihm wiederholt vorausgehenden Buchstaben das -sa eines Genitivs (Gabe des . .), z. B. Vajajasa gāmasa dānaṃ. Damit war zugleich der Pāli-Charakter der Sprache festgestellt. Er sagt: "Since 1834 also my acquaintance with ancient alphabets had become so familiar that most of the remaining letters in the present examples could be named at once on re-inspection. In the course of a few minutes I thus became possessed of the whole aiphabet, which I tested by applying it to the inscription on the Delhi column", a. a. O. 461, vgl. Hoernle, Cent. Rev. II 62 ff. Schon auf der ersten Schrifttafel, auf der er das Vorkommen der einzelnen Buchstaben auf der Asoka-Inschrift von Allahabad registrierte, JASB, III Pl. V, hatte Prinsep die zwei ersten Worte der Säulenedikte als ein Specimen der Schrift hervorgehoben. Jetzt las er den ganzen ersten Satz "Devānampiya (oftener piye) piyadasi lāja hevam ahā" und übersetzte ihn richtig "The beloved of the gods King Piyadassi thus spoke", VI 469 fg. Er konnte sich nicht enthalten, in einer Anmerkung zu erwähnen, wie Stevenson diese Worte gelesen und übersetzt hatte: Dvedhāraṃpiye piya dvaso bhārjamadva, "In the two ways (of wisdom and of works?) with all speed do I approach the resplendent receptacle of the ever-moving luminous radiance"! Prinsep hat auch geirrt, aber solche phantastische Konstruktionen hat er nie zu veröffentlichen gewagt, ebensowenig Einfälle gleich dem Dr. Swineys. der ΡΑΟ ΝΑΝΟ ΡΑΟ auf den baktrischen Münzen triumphierend aus dem "Celtique Vocabulary" erklärt hat, VI 99. Schon vor ihm hatte 1835 Lassen, wie dieser ihm brieflich mitteilte (JASB, V 723, VI 465), auf dem Revers einer baktrischen Münze des Agathokles die Zeichen des Asoka-Alphabets [S. 107] für a, ga, thu, kla richtig erkannt1. Aber weder hat Lassen damals seine Entdeckung weiter verfolgt, noch ist diese für Prinsep der Ausgangspunkt seiner vollständigen Entzifferung der Säulenedikte gewesen. Prinsep wurde im Verständnis der Sprache von "Ratna Paula the Pāli scholar" unterstützt (JASB, VI 469). Er hat in der ersten Abhandlung auch noch den zweiten Satz der Säulenedikte in der Hauptsache richtig übersetzt. Aber ein Irrtum war, dass er den König der Edikte mit dem König von Ceylon "Deveni Peatissa', besser "Devānaṃ Piyatissa" identifizierte, den er aus Turnours "Epitome of Ceylonese History from the Buddhist Chronicles" kennen gelernt hatte.

1 Doch hatte Prinsep schon 1834 in einer Note zu JASB, III 166 ausgesprochen, dass die Charaktere des vermeintlichen Pehlevi auf den Münzen des Agathokles und Pantaleon denen der Asoka-Inschrift von Allahabad sehr ähnlich seien: "It will be important to trace them further".

In einer zweiten Abhandlung gab Prinsep den Text der Säule von Delhi (Sivalik) in Faksimile und Transskription mit einer vollständigen Ubersetzung: "Interpretation of the most ancient of the inscriptions on the pillar called the lāt of Feroz Shāh, near Delhi, and of the Allahabad, Radhia and Mattia (sic!) pillar, or lāt, inscriptions which agree therewith", JASB, VI 566 ff. Prinsep legte seinem Faksimile die Zeichnungen des Captain Hoare in Band VII der Asiatick Researches zugrunde, deren Manuskript noch im Besitz der Gesellschaft war. Ebenso fand er "in the society's portfolio" noch zwei große Kopien des ersten und des letzten Ediktes vor, wahrscheinlich die Zeichnungen, die Sir William Jones von Colonel Polier erhalten hatte. Bedenkt man, dass Prinseps Sprachkenntnis nicht sehr groß war, so erscheint seine Divination bewundernswert. Dass er die Edikte nicht gleich so richtig verstand, wie jetzt nach den Arbeiten von Westergaard, Burnouf, Kern, Senart, Bühler und andern möglich ist, kann ihm nicht zum Vorwurf gemacht werden. Die Sprache der Edikte ist schwerfällig, der Zusammenhang der Sätze ist oft nicht leicht zu erkennen, dunkle Wörter hemmten das volle Verständnis. Ein solches findet sich gleich im Anfang des dritten Satzes der Edikte, den auch der auf seine Kenntnis des Pāli pochende Turnour schließlich nicht besser als Prinsep verstehen konnte.

George Turnour, of the Ceylon Civil Service, geboren 1799, gestorben 1843, nach Ceylon gekommen 1818, als Pāliforscher der Vorgänger von Childers und Rhys Davids, hatte sich mit Hilfe der buddhistischen Priester auf Ceylon eine gute Kenntnis des Pāli und der alten Geschichte Ceylons erworben. Damals hatte er eben seine Ausgabe und viel benutzte Übersetzung des Mahāvaṃsa veröffentlicht, Colombo 18372. Aus dem Mahāvamsa und einer entsprechenden Steile des Dipavamsa, der ihm auch schon zugänglich geworden war, ersah er, dass der König Asoka auch den Namen Piyadassi geführt hat, und dass also unter dem Piyadasi der Inschriften der große König Asoka, der Dhammāsoka, zu verstehen sei. Diese wichtige Entdeckung hat er zunächst brieflich an Prinsep mitgeteilt, JASB, VI (1837) 790fg., er hat sie dann näher ausgeführt in seinem Artikel: "Further notes on the inscriptions on the columns at Delhi, Allahabad, Betiah etc.", ebenda S. I049ff. Aber vor dieser Entdeckung [S. 108]  war er — man möchte fast sagen, verführt durch seine Kenntnis der Geschichte Ceylons — JASB, VI 856 ff. auf die ganz verfehlte Idee gekommen, dass unter dem König der Edikte der spätere König Pāṇḍu zu verstehen sei, auf dessen Befehl nach dem Dāṭhādhātuvaṃsa (II 91 ff.) der Zahn Buddhas von Dantapura nach Pāṭaliputra gebracht worden sein soll. Indem er durch Änderungen des Textes eine Erwähnung dieses Ereignisses in den Text hineinbrachte1, ersetzte er mit fast unglaublicher Willkür Pijadasi überall durch Paṇḍu Auch sonst noch hat Turnour den Text willkürlich geändert. Obwohl durch jene Entdeckung überflügelt, ist doch Turnours Text und Übersetzung am Ende der "Further Notes" veröffentlicht worden, a. a. O. 1059 ff., wahrscheinlich weil Turnour von Prinsep zu einer Übersetzung aufgefordert worden war. Die Veröffentlichung wäre aber besser unterblieben, obwohl anzuerkennen ist, dass Turnour einige Fehler Prinseps vermieden hat2.

2 Turnours Übersetzung, die nur das ursprüngliche Werk umfasst (Chapt. I—XXXVIII). ist wiederabgedruckt in L. C. Wijesinhas Übersetzung der späteren Fortsetzung: The Mahāvansa. Part II, Colombo 1889. Der Text I—XXXVII liegt jetzt in W. Geigers kritischer Ausgabe vor. Pāli T. S. 1908. ebenda 1912 Geigers Übersetzung; Mahāwansa Tikā. mit dem Text, revised and edited.. by Pandit Baṭuwantuḍāwe and M. Ñāṇissara Bhikshu, Colombo 1895.

1 Es handelt sich um den Anfang des dritten Satzes des 1. Ediktes: hidataapālate dusaṃpaṭipādaye, von Bühler übersetzt "'Das Heil in dieser Welt und im Jenseits ist schwer zu erwerben". Prinsep übersetzte: "I acknowledge and confess the faults that have been cherished in my heart". Turnour zog hi zum Vorhergehenden und schrieb dann Dantapurato Dasanan upādayin. "From Dantapura I have obtained the tooth" (JASB, VI 1059, vgl. zuvor 857, 868). Seine zweite Übersetzung, die wieder der von Prinsep nahe kam, lautete: "I have renounced the impious courses cherished by myself". Er löste "hidata-pālate auf in hi (für hiṃ, 1. Sg. Prät. von hā verlassen), -ā- (Sandhikonsonant mit Berufung auf Clough's Pāli-Grammatik), atta- (für ātma-) pālite (so auch bei Prinsep), während Prinsep "heart" aus hidata gewonnen und "paṭipādaye" als Verbalform aufgefasst hatte. Aber Prinsep hat bald auch die richtige Ableitung von hidatapalite gefunden, indem er es zu hidalokika pāralokika stellte, JASB, VII 277.

2 So hat er in agāyā, agena des 1. Edikts richtig pāli aggo "precious" erblickt (von Prinsep anerkannt JASB, VII 272), und im 4. Edikt asvathe nicht wie Prinsep mit "holy figtree" übersetzt. In Wirklichkeit ist letzteres gleich skr. āśvasta.

Im Jahre 1838 wendete sich Prinsep den Felseninschriften des Asoka zu. Von dem Rev. Dr. J. Wilson, "president of the Bombay Literary Society", erhielt er dessen Faksimile3 der Inschriften an einem Felsen zu "Girnar (Girinagara) near Junagarh in Gujerat". Dazu kam eine Lithographie der von Lieut. Kittoe entdeckten, weniger gut erhaltenen Inschriften "at a place called Dhauli, in Cuttack" (Orissa)4. Prinsep sah alsbald, dass diese von der Ostseite Indiens stammenden Inschriften zehn von den vierzehn neuen Edikten von Girnar enthielten, mit gewissen Abweichungen im Dialekt und in der Schrift, dazu noch zwei besondere Edikte. Worin die große historische Bedeutung dieser Inschriften besteht, sprach Prinsep schon in den Überschriften von zwei bedeutsamen Abhandlungen aus, deren erste lautet: "Discovery of the name of Antiochus the Great, in two of the edicts of Asoka, king of India", JASB, VII 156ff. Im 2. und 13. Edikt wird Aṃtiyako Yonarāja erwähnt. Weitere Untersuchung hat gelehrt, dass nicht Antiochos der Große, sondern Antiochos Theos von Syrien (263—247 v. Chr.) gemeint ist, wie schon Prinsep selbst in seiner zweiten Abhandlung bemerkt hat. Diese bringt die Editio princeps der vierzehn Edikte von Girnar in Typen des alten Alphabets mit Transskription and Übersetzung, [S. 109] und hat die Überschrift "On the Edicts of Piyadasi, or Asoka, the Buddhist monarch of India, preserved on the Girnar rock in the Gujerat peninsula, and on the Dhauli rock in Cuttack; with the discovery of Ptolemy's name therein," JASB, VII 219 ff. Den Ptolemaios entdeckte Prinsep in dem Turamayo des 13. Ediktes1, gemeint ist Ptolemaios (II) Philadelphos von Ägypten (281—247 v. Chr.). Auf der damals noch unbekannten Inschrift von Khālsi lauten die Namen der vier Könige außer Antiochos: Tulamaye, Aṃtekine, Maka, Alikyashudale. Von diesen konnte Prinsep auch die Namen des Magas von Kyrene und des Antigonos Gonatas lesen, während ihm der Name des Alexander von Epirus noch entging, da die Inschrift von Girnar gerade im 13. Edikt stark beschädigt ist und auch die Inschrift von Dhauli hier versagt. Die Erwähnung dieser Diadochen in den Edikten des Asoka bestätigte auf das Schönste die Identität des Sandrokottos der Griechen mit dem Maurya Candragupta, dem Großvater Asokas. Schon damals konnte als die Regierungszeit des Asoka die Mitte und die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. festgestellt werden. Prinsep hat dann in einer dritten Abhandlung auch die beiden Separatedikte von Dhauli zum ersten Male herausgegeben und übersetzt: "Examination of the separate edicts of the Aswastama inscription at Dhauli in Cuttack", JASB, VII 434ff. Er gibt hier den Bericht Kittoes über die Örtlichkeit und rühmt Kittoe, der die Inschriften gefunden hat, nachdem vor ihm schon "Colonel Mackenzie with his myrmidons" und andere die Gegend nach Altertümern abgesucht hatten. Der Text ist nach Kittoes "original pencil transcript" gegeben, gleichfalls in den von Prinsep hergesteilten Typen des alten Alphabets. Man wird auch hier nicht erwarten, dass Prinsep überall richtig übersetzt hat. So haben er und sein Pandit das Pronomen tuphe "ihr" nicht erkannt, sondern in diesem Worte skr. stūpa vermutet, was allein schon zu vielen Irrtümern geführt hat, da in diesen Separatedikten die, Beamten wiederholt angeredet werden.

3 Wie dieses hergestellt worden war, mit Hilfe von Captain Lang, beschreibt J. Wilson in seinem Reisebericht, JASB, VII 330.

4 Der moderne Name des Felsens, in den die Inschrift von Dhauli eingemeißelt ist, soll 'Aswastama" sein, daher nennt sie Kittoe "the Aswastama Inscription". JASB, VII 435. Der Name ist mysteriös. Nach Prinsep würde er mit den Worten "hida ena mahāmātāsvasatam (nā)ma yajisati" gegen Ende des 2. Separatediktes zusammenhangen, die nicht richtig gelesen und von ihm irrtümlich mit 'whereby (the spot) shall be caused by me to receive the name of 'mahāmtāswasatam, or (place of meditation of the officers)" übersetzt worden waren, a.a.O. 447, 451.

1 Auf Pl. XI gab Prinsep ein Faksimile der Stellen, in denen die Namen enthalten sind.

Soviel nun auch in der Folgezeit am Text und an der Übersetzung hat gebessert werden können, durch genauere Abklatsche und durch bessere Kenntnis der Sprache, so erhob sich doch schon aus Prinseps Übersetzung mit genügender Klarheit die Gestalt dieses großen indischen Königs Asoka, der nach gewaltigen Eroberungen bis über die Grenzen Indiens hinaus im Leben und Regieren den Dhamma, ein edles Sittengesetz zur Geltung bringen wollte, für sich, seine Beamten, seine Untertanen jedweden besonderen Bekenntnisses. Diese Edikte eines Königs stehen einzig da in der Weltgeschichte. Als Burnouf in der Académie über Prinseps Entzifferung der Säuleninschriften vortrug, wurde er mit der größten Aufmerksamkeit angehört: "Le jour où je l'ai reçu (the Society's Journal of June, 1837), j'allais à l'académie: quoique ce savant corps ne prête son attention en ce moment qu'au Grec et à l'Arabe, j'ai demandé la parole, et j 'ai trouvé de la verve pour exposer tout ce que vous veniez de faire, de beau et de grand par votre découverte. J'ai été écouté avec une religieuse attention . . ." So in einem Briefe Burnoufs an Prinsep, den dieser JASB, VII 458 mitteilt.

Von den Inschriften, die damals gefunden und in Prinseps Journal veröffentlicht worden sind, heben wir noch die alte Sanskrit-Inschrift des Mahākṣatrapa Rudradāman auf der Westseite des Felsenblockes von Girnar oder Junagarh hervor, auf der die beiden Maurya Candragupta und Aśoka erwähnt werden. Sie bezieht sich auf die Wiederherstellung eines [S. 110] Dammes oder vielmehr eines Teiches, der schon von Candragupta angelegt und dann wiederholt durch Überschwemmungen zerstört worden war. Rudradāman hatte auch den Dakṣiṇāpati Sātakarṇi besiegt. In Mabel Duffs Chronology ist er unter dem Jahre 150 n. Chr. angesetzt. Prinsep erhielt einen Abklatsch auch dieser Inschrift von Rev. J. Wilson, und übersetzte sie mit Hilfe seines Pandit Kamalākānta, JASB, VII 334 ff. = Essays II 55 ff. Einen genaueren Text und eine bessere Übersetzung dieser merkwürdigen ältesten Sanskritinschrift gab 1878 Bhagvānlāl Indraji (in Verbindung mit Bühler) im Indian Antiquary VII 257. Erschöpfend nach allen Seiten wurde sie, auf Grund eines vorzüglichen Abklatsches von Fleet, nochmals behandelt 1905 von Kielhorn, Epigraphia Indica VIII 36 ff., wo auch alle früheren Arbeiten über sie verzeichnet sind.

Die letzte Tat Prinseps war die Entzifferung der linksläufigen indischen Schrift auf den baktrischen Münzen: "Additions to Bactrian Numismatics, and discovery of the Bactrian Alphabet", JASB, VII 636ff. Ihre Konsequenz, die Entzifferung der Kharoṣṭhī auf der Asoka-Inschrift von Kapurdigiri, hat er nicht mehr erlebt. Die Vergleichung mit den Namen in griechischer Schrift hatte noch nicht zu einer sicheren Bestimmung der Sprache geführt. Man vermutete, dass es Pehlevi sei: "The inscriptions or legends of the reverses are invariably Pehlevi, which proves it to have been the current language of these countries at the period of the Macedonian conquests. The Greeks, as conquerors, inserted on the obverses, their own characters, and by them we recognize their princes, after a lapse of twenty centuries". So Masson, JASB, III 157. Auch hier ging die richtige Entzifferung von einigen wenigen Zeichen aus, vor allem von der richtigen Erkenntnis des S, das bis dahin, auch von Prinsep, für das O gehalten worden war. Durch das S war das Pehlevi mit einem Schlage beseitigt. Dieselben Zeichen, die er bisher, z. B. JASB, V 720, als Pehlevi "malakāo" gelesen hatte, las er nunmehr richtig mahārājasa. Noch heute kann man Prinsep die Freude nachfühlen, wenn er JASB, VII 043 schrieb: "But, once perceiving that the final letter might be rendered as sa, which is the reguiar Pāli termination of the genitive case, I threw of the fetters of an Interpretation through the Semitic languages, and at once found an easy solution of all the names and the epithets through the pliant, the wonder-working Pāli, which seems really to have held an universal sway during the prevalence of the Buddhist faith in India". Prinsep hat damals Lassens in demselben Jahre 1838 erschienenes Buch "Zur Geschichte der Griech. und Indoskyth. Könige" noch nicht gekannt, und ebenso hat Lassen sein Buch geschrieben, ehe Prinseps Abhandlung erschienen war: Lassens Vorwort ist datiert "Bonn im August 1838", und Prinseps Abhandlung steht in dem Heft des Journal für July 1838. Lassen hat unabhängig von Prinsep aus Wörtern wie rājan, dharma "die Indische Neigung" der Sprache, auch ihre "Annäherung an das Prākrit der Dramen" erkannt, aber Prinsep hat allein das Verdienst, die Genitive mahārājasa rājarājasa zuerst richtig gelesen zu haben. Lassen erwähnt auch die Mitarbeit des jüngeren Grotefend an der Entzifferung der Münzen, sowie die des französchen Numismatikers Raoul-Rochette an deren historischer Verwertung, nachdem die Sammlungen der Generale Allard und Ventura, die des letztern wenigstens zum Teil, nach Paris gebracht worden waren. Auf Prinseps Bemerkungen über die Schriftzeichen — zuerst JASB, IV 329ff. (1835)1, [S. 111] dann VII 639ff. (1838) = Essays I 180ff., II 128 ff. —, verglichen mit denen Lassens, stützt sich Wilson, Ariana antiqua (1841) S. 242 ("On the Arianian Alphabet"). Die Asoka-Inschrift von Kapurdigiri war damals auch Wilson noch nicht bekannt. Thomas hat in seiner Ausgabe der Essays, II 143 ff., im Anschluss an Prinseps Entdeckungen und mit Benutzung von Wilsons "Ariana Antiqua" die Sache weiter geführt bis zum Jahre 1858, in einer "Review of the Bactrian Alphabet" mit einem umfangreichen Kataloge der bis dahin bekannten baktrischen Münztypen, angeordnet nach einer fast vierzig Namen enthaltenden Liste der baktrischen Könige von Cunningham aus dem Jahre 1843. Thomas hielt den semitischen Ursprung dieses linksläufigen baktrischen Alphabets für erwiesen. Die Ausbildung erfolgte unter dem Einfluss des "pre-existing and indigenously-matured Pāli alphabet of the South". Dies würde allerdings die prinzipielle Übereinstimmung der beiden Alphabete in der Bezeichnung der Vokale und in der Verbindung des r mit den Konsonanten erklären. In dem Münzkataloge ist unter "Aryan" das baktrische, unter "Indian Pāli" das Alphabet der Asoka-Inschrift von Girnar zu verstehen1. Merkwürdig ist, dass unter der sehr großen Zahl von Münzen "Indian Pāli" nur auf je einer Münze der Könige Agathokles und Pantaleon erscheint (Essays II 179fg.): bei allen anderen Königen ist die Legende auf dem Revers, soweit eine solche überhaupt vorhanden ist in "Aryan".

1 Unter den Tafeln ist hier namentlich PL XX bemerkenswert, mit den Münzlegenden von 15 Königen in Griechisch und in der unbekannten Schrift und Sprache ("Pehlavi").

1 In Bühlers Paläographie wird das alte linksläufige Alphabet, das nur im äußersten Nordwesten Indiens vorkommt und sicher semitischen Ursprungs ist, Kharoṣṭhī genannt, das rechtsläufige Alphabet, das im ganzen übrigen Indien herrscht, Brāhmī.

Schon Prinsep erblickte in dem Asoka-Alphabet von Girnar "the primeval alphabet of the Indian Languages ", JASB, VII. 275. Er machte auf die Ähnlichkeit aufmerksam, die zwischen gewissen griechischen Buchstaben und den entsprechenden des Sanskrit bestehe, und war geneigt, das griechische Alphabet aus dem altindischen abzuleiten: "the Greek language is now so indisputably proved to be but a branch of the Sanskrit stem, that it is not likely it should have separated from its parent without carrying away some germs of the art of writing, already perhaps brought to perfection by the followers of Brahma", JASB, VI 391. Dieser Standpunkt ist jetzt überwunden. Im Jahre 1855 schrieb A. Weber seine Abhandlung "Über den semitischen Ursprung des indischen Alphabets" (Indische Skizzen S. 125 ff.}. Thomas hielt diese Theorie über die rechtsläufige Schrift für "altogether untenable", Essays II 422 in einer Zusammenfassung von "Prinseps observations introductory to his Chronological Table of Alphabets". JASB, VII 271—276, Pl. XIII und XIV = Essays II 35 ff., Pl. XXXVIII und XXXIX. Schon vorher hatte Prinsep versucht, die verschiedenen Arten der indischen Schrift in Tabellen genetisch anzuordnen, JASB, IV Pl. XIX, VI Pl. XIII und XXII. Auch über die ältesten Zahlzeichen hat Prinsep eine erste Untersuchung angestellt: "On the Ancient Sanskrit Numerals", JASB, VII 348 = Essays II 70. Er glaubte noch erkennen zu können, dass die Ziffern ursprünglich die Anfangsbuchstaben der indischen Zahlwörter gewesen seien. Seine Tafel (Pl. XX) zeigt allerdings wenig Berührungspunkte mit Bühlers Tafel der Zahlzeichen. Immerhin wird man sagen dürfen, dass Prinsep auch der Begründer der indischen Paläographie gewesen ist. Neues Material wurde zuerst von Bombay aus beigebracht, von Rev. J. Stevenson in seinen "Observations on the dates found in the cave inscriptions at Nasik", JRAS. [S. 112] Bombay Branch, July 1853, worüber Thomas, Prinseps Essay vor der Beschreibung einer Anzahl von Surāshtra coins unterbrechend, berichtet.

2 Eine Gegenäußerung von Weber s. Indische Streifen II 340.

In der indischen Astronomie und Mathematik werden die Zahlen durch Wörter ausgedrückt, worauf A. W. v. Schlegel zuerst aufmerksam gemacht zu haben scheint: Eins durch candra, weil es nur einen Mond gibt, Vier durch veda, weil es vier Veden gibt, Sechs durch rasa, weil die Inder sechs Arten des Geschmacks unterscheiden, usw. Prinsep veröffentlichte im Jahre 1834 eine Liste solcher Wörter, die ihm der astronomische Pandit des Sanskrit College geliefert hatte, JASB, III 1.

Unter der Überschrift "Facsimiles of various Ancient Inscriptions" (JASB, V 340), oder ähnlich, hat Prinsep noch oft einzelne Inschriften behandelt, wie sie ihm in die Hände kamen. Auf diese Weise wurden schon durch ihn bekannt, noch aus älterer Zeit stammend und mehr im Süden Indiens, die Könige von Vākāṭaka, einem Gebiet nördlich von der Godāvarī (JASB, V 726, "Seoni Grant"), ferner die Varmans (Harivarman, V 482, "Asirgarh inscription"), vgl. M. Duff. Chronology 307 fg. Auf die wichtige Dynastie der Andhras oder Andhrabhṛtyas, die in den Purāṇen (z. B. Viṣṇup. IV 24, 12 ff.) erwähnt wird, war er wenigstens durch die Inschrift des Rudradāman aufmerksam geworden: Rudradāman rühmt sich den Sātakarṇi, den Herrn des Dekkhan zweimal besiegt zu haben. Diesen Namen führen mehrere dieser Könige, vgl. Vincent Smith, "Andhra History and Coinage" ZDMG. LVII 1903)695 ff., wo auch die gelehrte Literatur bis dahin angegeben ist. Von den späteren Dynastien des Dekkhan, den Cālukya, Rāṣṭrakūta u. a., wusste Prinsep noch nichts. Sie sind erst später bekannt geworden und bilden nach den Andhrabhṛtyas den Hauptinhalt von Bhandarkars "Early History of the Dekkan", 2d ed. Bombay 1895.

Abgesehen von der Entzifferung der alten Alphabete, der Lesung und Sichtung der Münzen hat Prinsep allerhand Wissen, das aus den Münzen gewonnen oder für die Münzkunde wichtig ist, in seinen '"Useful Tables" vorwiegend in Tabellenform zusammengestellt. Dieses einst viel benutzte Werk ist von Thomas ''with Notes, and Additional Matter" in den II. Band der Ausgabe von Prinseps Essays mit aufgenommen worden: "Useful Tables, illustrative of the coins, weights, and measures of British India; together with Chronological Tables and Genealogical Lists, having reference to India and other kingdoms", London 1858. Als Münzmeister von Beruf war Prinsep besonders geeignet, über Währung, Gewicht und alles Technische im Münzwesen der indischen Staaten alter und neuer Zeit zu unterrichten. Für den Historiker sind wichtiger die beiden anderen Abschnitte dieses Werks, die "Indian Chronological Tables" (S. 131), in denen er die verschiedenen Arten der Zeitrechnung vorführt und die indischen Aren auf das christliche Jahr reduziert, sowie die Genealogical Tables" (S. 215), in denen er "a succinct Synopsis of the principal ancient and modern dynasties of India" gibt.


Zu 3. Note on the Facsimiles of Inscriptions from Sanchi near Bhilsa, taken for the Society by Ed. Smith, Engineers, and on the Drawings of the Buddhist Monuments presented by Captain W. Murray / by James Prinsep (1837)