Religionskritische aus der SED

Jesuiten (1959)


Herausgegeben von Alois Payer (payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Jesuiten. -- 1959. -- Fassung vom 2004-12-20. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/SED02.htm  

Erstmals publiziert: 2004-12-20

Überarbeitungen:

©opyright: Urania-Verlag

Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library


Dies ist kein offizieller Text der SED, wohl aber ein offiziöser. Ursprünglich erschienen in:

Wegweiser zum Atheismus : Vom Jenseits zum Diesseits / Hrsg.: Günter Heyden, Karl A. Mollnau ; Horst Ullrich.  -- Leipzig ; Jena : Urania-Verl. -- Bd. 1., / [Mitarb.: Rudi Bellmann  u.a.]. -- 1969. -- 243 S.  -- S. 95 -104


Jesuiten


Abb.: Ignatius von Loyola


Die Jesuiten haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der spanische Ritter Ignatius von Loyola1 rief den Orden der Jesuiten2 am 15. August 1534 zu Paris ins Leben. Loyola war in seinen Jünglingsjahren ein ekstatischer, überaus ehrgeiziger Mensch, ein rauflustiger Abenteurer. Bei der Gründung des Jesuitenordens berief er sich auf einen angeblich persönlichen Auftrag der Jungfrau Maria. Die wenigen Ordensleute befassten sich zunächst mit der Betreuung von Prostituierten sowie mit Armen- und Krankenpflege. Nachdem jedoch die Kurie nicht ohne Zutun des eitlen Loyola auf die «Kompagnie Jesu" aufmerksam geworden war und Papst Paul III. die Ordensgründung am 27. September 1540 durch die Bulle „Regimi militantis Ecclesiae" bestätigt hatte, wechselte Loyola mit seinen Leuten das Tätigkeitsfeld. Der Jesuitenorden wurde zum gehorsamen Werkzeug der politischen Reaktion ausgebaut. Die wesentlichen Aufgaben, denen sich nunmehr der Orden verschrieben hatte, waren die Zurückdrängung des Protestantismus, die Ketzerausrottung und die Bekämpfung des gesellschaftlichen Fortschritts mit dem Ziel der Ausbreitung und Befestigung der katholischen Religion. Es begann für die Jesuiten jene noch heute andauernde Periode, deren Inhalt ein katholischer Theoretiker unserer Tage dezent als „unchristlich übertriebene Weltbejahung" charakterisierte. Die „Kompagnie Jesu", in die Politik eingestiegen, breitete sich rasch aus. Um die Wende des 16. Jahrhunderts besorgten die streitbaren Ordensleute in sämtlichen katholischen Ländern wichtige Geschäfte der feudalen Reaktion; darüber hinaus hatten sie in Indien (seit 1542), Japan (seit 1549), China (seit 1563), auf den Philippinen (seit 1594) und in verschiedenen anderen Ländern Fuß gefasst. Die Zahl der Ordensmitglieder stieg in dem Zeitraum von 1616 bis 1749 von 13112 auf 22589 an. Die gegenreformatorische und reaktionäre politische Betätigung betrieb der Orden nach dem Prinzip: „Der Zweck heiligt das Mittel". Menschenführung durch Missbrauch des Beichtgeheimnisses, Königsmord, Spionage, Kindesunterschiebung, Massenhinrichtungen durch die Inquisition und kriegerische Gewaltakte alles wurde je nach Bedarf und Situation angewandt, wenn man damit die Macht katholischer Monarchen erhalten zu können glaubte. Mit derselben moralischen Ungehemmtheit und Skrupellosigkeit begann der Orden schon frühzeitig, lukrative Geschäfte zu machen. Unter dem Deckmantel christlich-katholischer Missionstätigkeit kolonisierten die Jesuiten überseeische Gebiete. Vor allem die Wechselgeschäfte und der Handel mit China und Indien waren für den Jesuitenorden äußerst gewinnbringend.

Die dunklen Machenschaften der Jesuiten auf ökonomischem und politischem Gebiet riefen alsbald härteste Kritik hervor; vor allem wandte sich die junge Bourgeoisie in einigen Ländern gegen den Orden. Auch aus Ländern, in denen der Katholizismus vorherrschte, erhoben sich Stimmen, die das unheilige Tun und Treiben der Jesuiten missbilligten, weil sie eine Diskreditierung der katholischen Kirche fürchteten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde dann die „Societas Jesu" in verschiedenen Ländern verboten, ihre Güter wurden eingezogen; so in Portugal 1759, in Frankreich 1764, in Spanien und Neapel 1767. Unter dem Druck der bürgerlichen Aufklärung sah sich schließlich Papst Klemens XIV. gezwungen, den Orden durch das Breve „Dominus ac Redemptor" vom 21. Juli 1773 gänzlich zu verbieten. Lediglich in Russland bestand der Orden weiter. Katharina II. verhinderte nämlich die Bekanntmachung des „Breve", während die dortigen Jesuiten behaupteten, das „Breve" könne nur in Kraft treten, wenn es in jedem Kollegium förmlich veröffentlicht würde. Einige Jahre später hat der Vatikan die Haltung Katharinas mit höchstem Lob bedacht. Nichtsdestoweniger hatte aber Papst Klemens XIV. im besagten „Breve" den Jesuitenorden „verflucht" und „verdammt" und ihm „unersättliche Begierde nach Reichtum" vorgeworfen. Die Moral des Papsttums hat eben einen doppelten Boden. Als nach der Französischen Revolution die Zeit der Restauration begann, holte die politische Reaktion das Ordenswerkzeug wieder hervor. Und es ist sicher nicht von ungefähr, dass die Bulle „Sollicitudo omnium ecclesiarum", die die Jesuiten wieder legalisierte, vom 7. August 1814 datiert. Wenige Monate vorher war Paris von der „Heiligen Allianz"3 eingenommen worden.

Die Neuorganisierung des Jesuitenordens zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnen katholische Kirchenhistoriker heute als die wichtigste Tat Papst Pius VII. (1800-1823). Diese hohe Bewertung wird verständlich, wenn man betrachtet, welcher Tätigkeit sich der Jesuitenorden nach seiner Neugründung zuwandte. Befehdeten die Jesuiten zunächst noch das revolutionäre Bürgertum und seine rationalistischen Ideen, so galt in dem Maße, wie das Bürgertum reaktionär wurde, ihre steigende Aufmerksamkeit der Bekämpfung der proletarischen Bewegung und des Sozialismus. Als der Kapitalismus schließlich in die Epoche der proletarischen Revolutionen eingetreten war, söhnte sich der Jesuitismus mit dem Bürgertum und seinen Ideen aus und schloss mit der Monopolbourgeoisie ein enges Bündnis. Rückhaltlose Verteidigung des imperialistischen Regimes und erbittertster Kampf gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung und das sozialistische Lager sind die beiden Säulen, auf denen sich heute die gesamte Betriebsamkeit der „Societas Jesu" nach dem provokatorisch-scheinheiligen Motto: „Alles zur höheren Ehre Gottes" aufbaut. Dass der Jesuitenorden dem Sozialismus feind ist und für den Kapitalismus eine tiefe Vorliebe zeigt, hat nicht, wie einzelne Jesuiten immer wieder glauben machen wollen, religiös-ethische Motive, sondern ökonomische. Genauso wie sich im Mittelalter der Orden auf das Geschäftemachen verstand und aktiv an der feudalen Ausbeutung beteiligt war, genauso ist er gegenwärtig ein kapitalistischer Ausbeuter. Zwar muss der Orden insgesamt nach den eigenen Satzungen eigentumslos sein, dafür ist es aber den einzelnen Niederlassungen gestattet, Eigentum zu erwerben. Man schätzt augenblicklich die industrielle Kapitalbeteiligung der Jesuiten auf etwa 5 Milliarden Dollar.

Die Jesuiten sind eng mit dem amerikanischen Finanzkapital liiert. Das Kapital der „Bank of America" befindet sich zu 51 Prozent im Besitz der amerikanischen Assistenz des Jesuitenordens; ferner sind einzelne amerikanische Ordensniederlassungen und -provinzen an den US-Stahlwerken Republic Steel und National Steel sowie an der Flugzeugproduktion von Boeing, Curtiss-Wright, Douglas und Lockheed beteiligt. Auch die jesuitischen Niederlassungen anderer Länder haben zum Teil beträchtlichen Kapitalbesitz (Spanien, Italien, Frankreich, Westdeutschland und die Schweiz).

Dass die einzelnen Ordensniederlassungen, Provinzen und Assistenzen als kapitalistische Eigentümer auftreten, darf nicht zu der Annahme führen, dass die schwarze Finanzoligarchie des Vatikans und das jesuitische Ordensgeneralat in Rom von der Kontrolle und Verfügung der einzelnen Vermögen ausgeschaltet ist. Im Gegenteil; das Verbot, wonach die „Gesellschaft Jesu" als Ganzes kein Eigentum haben darf, ist eine ordensrechtliche Vorschrift, die die Öffentlichkeit irreführt. In Wirklichkeit verfügt das Jesuitengeneralat und die schwarze Finanzoligarchie in letzter Instanz ausschließlich über den jesuitischen Kapitalbesitz in den verschiedenen Ländern.

Eigens zu diesem Zweck und zu dem der Kontrolle und Verwaltung des Vermögens aller übrigen Orden und Stiftungen gründete Papst Pius XII. am 27. Juni 1942 die vatikanische Bank „Opere di Religione". Der Jesuitenorden kann mit Fug und Recht als der reichste Orden der katholischen Kirche bezeichnet werden. Der große Reichtum ermöglicht es denn auch den Jesuiten, Unternehmungen großen Stils gegen die Arbeiterbewegung und den Sozialismus ins Werk zu setzen.

Eines der wichtigsten Gebiete, auf dem sich der Jesuitenorden heute betätigt, ist die soziale Demagogie. Seit Marx und Engels die Entwicklungsgesetze der Gesellschaft entdeckt haben, bemühen sich die Ordensleute, die Arbeiterklasse daran zu hindern, sich mit dem Marxismus-Leninismus zu befassen. Aus diesen Gründen waren die Jesuiten äußerst aktiv an der Wiederverbreitung des Thomismus und an der Ausarbeitung der katholischen Soziallehre beteiligt.

Obwohl der Orden von jeher den Thomismus4 förderte, erklärte die 23. Generalkongregation im Jahre 1883 für den gesamten Orden die neothomistischen Grundsätze der Thomas-Enzyklika „Aeterni patris", die Papst Leo XIII. am 4. August 1878 erlassen hatte, für verbindlich. Darüber hinaus erließ der Jesuitengeneral Ledochowski am 8. März 1916 noch einmal ein Rundschreiben, in dem er ebenfalls auf die große Bedeutung des Neothomismus für die ideologische Verteidigung des Kapitalismus hinwies. Die beiden grundlegenden Enzykliken der katholischen Soziallehre, „Rerum novarum" vom 15. Mai 1891 und „Quadragesimo anno" vom 15. Mai 1931, wurden von Jesuiten ausgearbeitet.
 


Abb.: Umschlagtitel

Angesichts dieser Umstände ist es kein Zufall, dass die Standardwerke der bürgerlichen Versuche, den Marxismus zu „töten", von Jesuiten geschrieben wurden. Die Rolle, die momentan das Buch des Jesuiten Wetter5 „Über den dialektischen Materialismus" im NATO-Bereich spielt, nahm nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes und in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts die Schrift „Der Sozialismus" von Cathrein6 wahr.

Für die kapitalistische Sozialdemagogie ist das umfangreiche Pressewesen des Jesuitenordens wichtig. Nach neuesten bürgerlichen statistischen Angaben gibt er 1320 Zeitschriften in 50 Sprachen heraus, die von 13,5 Millionen Lesern im Abonnement bezogen werden. Die jährliche Gesamtauflage der jesuitischen Zeitschriften beträgt 144 Millionen. Neben der Ausnutzung der Presse zur sozialen Demagogie versucht der Jesuitenorden auch mit Hilfe verschiedener klerikaler Verbände und sogenannter sozialer Bildungswerke die Hirne der Werktätigen zu verkleistern.



Abb.: Neues Exerzitienhaus der Jesuiten in Bad Schönbrunn bei Edlibach, Zug (Schweiz) [Bildquelle: http://www.lassalle-haus.org/port/p_index.php. -- Zugriff am 2004-12-20]

In diesem Zusammenhang müssen auch die Exerzitien7 genannt werden. Ursprünglich wurden die Exerzitien, auch geistliche Übungen genannt, von Loyola eingeführt, um die Ordensuntergebenen in regelmäßigen Zeitabständen einer eingehenden Seelenknetung zu unterziehen und ihnen den sogenannten Willen Gottes, besser: den Kadavergehorsam, einzupflanzen.

Im Zeitalter des Imperialismus kamen die Jesuiten auf die Idee, die Exerzitien auch außerhalb des Ordens zu praktizieren. Der Jesuit Watrigant8 rief um die Jahrhundertwende in Nordfrankreich eine „Arbeiter-Exerzitien-Bewegung" ins Leben. Die „Arbeiter-Exerzitien" sollen bei den Arbeitern die indifferentia, die totale Gleichgültigkeit, gegenüber der kapitalistischen Ausbeutung und den gesamten irdischen Lebensumständen wecken, das heißt, die Arbeiter sollen auf diese Weise politisch ohnmächtig gemacht werden.

Nachdem das Kapital den apologetischen (Apologetik = Rechtfertigung) Wert dieser jesuitischen Seelenmassage erkannt hatte, förderte es die allgemeine Exerzitienbewegung in jeder Hinsicht. Papst Pius XI. verordnete in einer Konstitution vom 22. Juli 19229, die gesamte katholische Kirche habe sich hinfort für die rasche Verbreitung der Exerzitienbewegung, besonders unter der werktätigen Bevölkerung, einzusetzen.


Abb.: Berg-Exerzitien für Soldaten und Soldatinnen. -- 2004. -- [Bildquelle: http://www.katholische-militaerseelsorge.de/aktuell/internas/2004_0910_bergexerzitien_sonthofen/index.htm. -- Zugriff am 2004-12-20]

Um in Deutschland die „Arbeiterexerzitien" zu popularisieren, führten die Jesuiten 1922 in Innsbruck eine Tagung durch. Obwohl hier bis ins einzelne die psychologischen und technischen Finessen beraten wurden, deren man sich bedienen müsse, um an die Arbeiter heranzukommen, blieben die jesuitischen Bemühungen, die deutschen Arbeiter seelisch zu massieren, in den folgenden Jahren erfolglos. Erst unter der besonderen Schirmherrschaft des westzonalen klerikal-militaristischen Obrigkeitsstaates konnten die Jesuiten und ihr Anhang gewisse Erfolge bei der Ausbreitung der allgemeinen Exerzitien-Bewegung verzeichnen. Dass der deutsche Imperialismus die Exerzitienbewegung von Staats wegen unterstützt — Hilfe bei der Errichtung von Exerzitienhäusern! — hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass neuerdings die Jesuiten und der politische Katholizismus dazu übergegangen sind, die Exerzitien in den Dienst der westzonalen Kriegsvorbereitung zu stellen. Seit ungefähr zwei Jahren werden nämlich regelmäßig in den westdeutschen Diözesen Exerzitien für Soldaten und Rekruten veranstaltet. Im März 1958 wurden beispielsweise 550 Rekruten des Jahrgangs 1937 aus der Diözese Trier unter dem Motto: „Was blüht uns in der Kaserne?" von einem Exerzitienmeister, dem ein Offizier und ein Militärarzt assistierten, zwecks „Wehrvorbereitung'' für den NATO-Dienst seelisch durchgeknetet. Doch die „Kompagnie Jesu" setzt sich mit dem Marxismus-Leninismus nicht nur geistig und geistlich auseinander, sie arbeitet nicht nur ideologisch für den Imperialismus, sondern sie betreibt auch praktische Konterrevolution. Nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution haben die Jesuiten einen umfänglichen Spionageapparat aufgebaut, der heute gegen die Länder des sozialistischen Lagers eingesetzt wird. Zentrum und Leitstelle dieses Apparates ist das der Ostkirchenkongregation angegliederte „Orientalische Institut"9a sowie das „Kollegium für Russland"9b. Beide Institutionen bilden Agenten für den Geheimdienst im sozialistischen Lager aus und arbeiten eng mit dem US-Spionagechef Allan Dulles zusammen. Im „Orientalischen Institut" beziehungsweise im „Kollegium für Russland" laufen alle Fäden der jesuitischen Spionage und Diversion zusammen. Beide Institute unterstehen direkt dem Ordensgeneralat in Rom.


Abb.: P. Johannes Leppich SJ [Bildquelle: http://www.aref.de/kalenderblatt/2002/pater-leppich.htm. -- Zugriff am 2004-12-20]

Mit der Leitung der ideologischen Diversion und der Spionage, die die Gesellschaft Jesu gegen die Deutsche Demokratische Republik betreibt, ist der Jesuitenpater Leppich10 betraut. Leppich gehört zu den einflussreichsten Jesuiten: Westdeutschlands; gegenüber seinen Ordensbrüdern nimm er in verschiedener Hinsicht eine Sonderstellung ein. So lebt er nicht in einer Ordensniederlassung, sondern bewohnt in Frankfurt a. M., Garviniusstraße 6, eine pompöse 6-Zimmer-Wohnung, in der Galaempfänge für Botschafter, hohe Politiker und andere einflussreiche Personen veranstalte werden. Leppich, ein rüder Wanderprediger und Einpeitscher der Adenauerschen Kriegspolitik — die westdeutscher Arbeiter bezeichnen ihn übrigens als „schwarzen Goebbels" —, hat zur Untergrundtätigkeit gegen die Deutsche Demokratische Republik eine Organisation geschaffen, deren vorderste Stützpunkte in Westberlin zu finden sind. Dass Leppichs Truppe aktiv ist, zeigen Prozesse, in denen Gerichte unseres Staates Jesuiten wegen staatsverbrecherischer Betätigung aburteilen mussten.

Wenn sich das Monopolkapital des Jesuitenordens als eines willfährigen Werkzeuges bedienen kann, so ist dafür der innere Aufbau sowie die Moralkonzeption des Ordens nicht ohne Belang.

Der Orden ist nach militärischen Prinzipien organisiert. Der General der „Gesellschaft Jesu", auf Lebenszeit von der Generalkongregation gewählt, herrscht unumschränkt. Für seine Macht ist charakteristisch, dass er auch „schwarzer Papst" genannt wird. Alle Ordensmitglieder sind ihrem nächsthöheren Oberen zum Gehorsam ad cadaverem verpflichtet. Die Gehorsamspflicht geht so weit, dass der Jesuit, wie es in den Satzungen heißt, dasjenige, was seinen Augen weiß erscheint, für schwarz halten muss, wenn es der Obere oder der Papst von ihm verlangt. Jedes Ordensmitglied ist ständig einem ausgeklügelten System der Bespitzelung und Überwachung unterworfen. Die Pflicht zur Denunziation ist Ordensregel. In den Satzungen heißt es: „Ein jeder muss zufrieden damit sein, dass alle seine Fehler, Mängel und dergleichen dem Obern angezeigt werden von irgendeinem, der außer der Beichte sie bemerkt hat. Desgleichen sollen alle es gut aufnehmen, wenn sie von anderen zurechtgewiesen werden, wie sie auch zur Zurechtweisung anderer beitragen sollen."

Dieses menschenunwürdige Ordensregime wie auch die reaktionäre, volksfeindliche Tätigkeit der Jesuiten werden durch die Moral der „Societas Jesu" ideologisch sanktioniert. In den Moralauffassungen der Jesuiten gilt der Satz: „Lex dubia non obligat", das heißt, eine Handlung ist moralisch erlaubt, wenn es für ihre ethische Pflichtmäßigkeit oder Erlaubtheit sowohl Gründe als auch Gegengründe gibt. Dies gilt auch dann, wenn die Gründe, die gegen eine Handlung sprechen, schwerwiegend und in der Mehrzahl sind. Mit dieser Maxime (Regel) lässt sich alles rechtfertigen, seien es die Verbrechen der Nazis oder sei es die atomare Aufrüstung der Bundesrepublik; denn man kann ja irgendwelche Gründe erfinden, die „dafür" sprechen ... Wir können hier die Problematik um die laxe Jesuitenmoral nicht näher ausbreiten, schließen uns aber vollinhaltlich dem Urteil jener bürgerlichen Moralisten an, die das moralische Antlitz der „Gesellschaft Jesu* als verbrecherisch gekennzeichnet haben. Es ist bezeichnend, dass im Volksmund das Wort „Jesuit" als Schimpfwort im Sinne von hinterhältig, lügnerisch und heimtückisch gebraucht wird.

Der Jesuitenorden ist ein Feind des Fortschritts der menschlichen Gesellschaft; politisch hat er sich an der Seite der imperialistischen Reaktion angesiedelt. Die Mehrzahl der Jesuiten sind fanatische Bekämpfer des Kommunismus, die auch nicht vor dem Einsatz verbrecherischer Mittel zurückschrecken.

Obwohl der Jesuitenorden, seit er in der Gunst des Finanzkapitals steht, wächst — 1900 zählte der Orden 15073, 1933: 22936 und 1957 etwa 34000 Mitglieder —, liegt kein Anlass vor, in bürgerlich-freidenkerischer Panikmacherei von einer Jesuitengefahr zu sprechen. Denn nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass die allgemeine Krise des Kapitalismus auch die allgemeine Krise des Jesuitismus ist.

Literatur

Leonidow: Die politische Rolle der Jesuiten im modernen Imperialismus. Sowjetwissenschaft (Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge). 1958, S. 481-498


Erläuterungen:

1 Ignatius von Loyola

"Loyola, Ignatius (1491-1556)

1. Leben und Werk

Inigo Lopez de Loyola (Ignatius erst in Paris), Gründer des Jesuiten-Ordens, * in Loyola, aus baskischem Adelsgeschlecht. Für den Klerikerstand bestimmt, wurde Ignatius 1506/07 Page beim Großschatzmeister des spanischen Königs in Arévalo. Gleich dem romanhaften Ritterhelden Amadis verehrte er eine »hohe Frau« (wahrscheinlich die Infantin Caterina) und war ganz eleganter Junker, seit 1517 Offizier.

Eine schwere Beinverwundung bei der Verteidigung der Feste Pamplona (20.5.1521) beendet seine militärische Laufbahn. Auf dem Krankenlager liest er »ein Leben Christi und ein Buch mit dem Leben der Heiligen« (s. 2). Es beginnt ein Ringen zwischen dem Alten und dem Neuen in seiner Seele, das bei steter Selbstbeobachtung schon früh zu der »Unterscheidung der Geister«, der fundamentalen »aszetischen« Grunderkenntnis und -lehre des Ignatius, führt. Nach schweren Krisen lernt er das Auf und Ab seiner Seele so zu beherrschen, dass er später von sich bekennt, er könne »immer und zu jeder Stunde« Gott finden. Eine Vision der Jungfrau Maria bringt ihm eine dauernde Reinigung von aller Sinnlichkeit. Doch führt die Umwandlung vom weltlichen zum Ritter Christi zunächst ins Extrem: Ignatius wird ein etwas wunderlicher Büßer, der sich bis zum äußersten kasteit, alles verlässt, eine romantische Ritterwache und Waffenweihe an Maria auf dem Montserrat hält und Pilgertracht anlegt. Erst langsam gewinnt er jene aristokratische Ausgeglichenheit und Beherrschtheit, die ihn bis zum Ende seines Lebens immer stärker kennzeichnet.

Auf dem Wege zur geplanten Palästinamission kommt er nach Manresa (1522). Hier beginnt er eine Niederschrift seiner geistlichen Erfahrungen, damit sie auch anderen hilfreich werden können. So entsteht der Kern seines Exerzitienbüchleins. Als Pilger fährt er 1523 über Rom und Venedig nach Jerusalem, wo er sich in inniger Betrachtung der vestigia Christi dem Herrn nahe weiß; nur unter Hinweis auf kirchliche Autorität lässt er sich zur Rückfahrt bewegen. Um »den Seelen zu helfen«, beginnt er jetzt ein geordnetes Studium: seit 1524 zwei Jahre auf der Lateinschule zu Barcelona (Grammatik), 1526/27 auf den Universitäten Alcalá und Salamanca (artes liberales). Sein Drang zur Seelsorge und zur Weitergabe seiner geistlichen Erfahrungen bringt ihm 1526 die ersten Verdächtigungen als Alumbrado bei der Inquisition ein, 1527 sitzt er für mehrere Wochen im Kerker. Er weicht nach Paris aus, wo er seit Febr. 1528 Theologie studiert. Hier gelingt es ihm zum ersten Male, durch seine Exerzitien gleichgesinnte Streiter für seine Sache zu finden (1534; Jesuiten, 2). Seit Ende 1535 ist Ignatius in Venedig. 1537 langen die Pariser Freunde an. Die in Rom genehmigte Palästinafahrt wird durch drohende Kriegsgefahr verhindert, Ignatius, seit 1537 Priester, beginnt ein seelsorgerliches Wirken mit Faber und Laynez in Vicenza. Sie beschließen, sich als »Compañia de Jesús« dem Papst zu unterstellen.

Seit Nov. 1537 bleibt Ignatius mit nur kurzen Unterbrechungen bis an sein Lebensende in Rom. Er beginnt mit Seelsorgearbeit und innerkirchlicher Reformtätigkeit. Einem ersten Entwurf der Ordensgründung, der Formula Instituti (1539), folgen nach der Bestätigung des Ordens (1540) die Arbeiten an der Ordensverfassung. 1541 wird Ignatius einstimmig zum ersten Ordensgeneral gewählt. Bei der Abfassung der Konstitutionen, beim inneren Ausbau und der äußeren Leitung des gewaltig sich entfaltenden Ordens hilft seit 1547 Joh. v. Polanco, ein genialer Sekretär. Aus den Jahren 1544/45 sind Bruchstücke eines geistlichen Tagebuches erhalten, 1553-55 diktiert Ignatius Gonçalves da Câmara seine »Lebenserinnerungen«. Neben der »inneren« galt das Hauptaugenmerk des Ignatius der äußeren Mission ( Jesuiten, 5). Trotz der Berührung mit reformatorischen Regungen in Paris fiel der Blick des Ignatius erst relativ spät auf Deutschland: 1544 wird in Köln eine Niederlassung des Ordens gegründet ( Faber), 1549 Petrus Canisius als Prof. nach Ingolstadt geschickt. Für den deutschen Theologennachwuchs errichtet Ignatius 1552 das Collegium Germanicum, 1551 wurde auf seine Anregung ein römisches Kolleg eröffnet ( Rom: III).

Ignatius wurde 1609 selig-, 1622 heiliggesprochen (Fest 31. 7.). Pius XI. ernannte ihn 1922 zum »Patron der Geistlichen Übungen«.

2. Die Quellenfrage

Ignatius ist zunächst stark durch seine ritterliche Umwelt geprägt. Er ist »adelig und fromm erzogen« worden. Neben dem Amadis-Roman hat Ignatius möglicherweise auch die »Aposteltriumphe« des Juan de Padilla gekannt und, dadurch angeregt, ein (verlorenes) Heldenlied auf den Apostel Petrus gedichtet. Man spürt den in Spanien noch lebendigen Geist der Kreuzzugsfrömmigkeit (H. Wolter).

Neben diesem Einfluss volksfrommer Tradition stehen wenigstens drei spätmittelalterliche Erbauungsbücher: die »Vita Christi« Ludolfs von Sachsen (span. Ausg. in 4 Bden Alcala 1502/03 durch Ambr. Montesino) und der »Flos Sanctorum« des Dominikaners Jakob von Viraggio (span. Ausgaben 1493 und 1511). Brachte ihm das erste die Gestalt Christi und seiner Umgebung im Geiste der deutschen Mystik nahe, so bezeugt er selbst von dem zweiten, dass es ihn auf die Heiligen Franziskus und Dominikus hinlenkte (nach dem span. Vorwort wollen die Heiligen als »Ritter Christi« verstanden sein!). In Manresa schließlich lernte Ignatius die »Nachfolge Christi« des Thomas a Kempis kennen, die er z. T. wie »Losungen« gebrauchte. Daneben hat er auf dem Montserrat das »Exercitadorio« des Abtes Cisneros (1500) und in Barcelona auch das »Enchiridion militis Christiani« des Erasmus kennengelernt, es jedoch unbefriedigt beiseitegelegt, wie ihm überhaupt der Geist seiner Zeit weithin verschlossen blieb.

Das theologische Studium führte den individualistischen Mystiker zu einer gewissen »Kirchlichkeit« und vermittelte ihm die Kenntnis des Thomas von Aquino und der durch Franz von Vitoria erneuerten Scholastik. Später, bes. bei der Abfassung der Konstitutionen, trat noch das Studium von Ordensregeln und anderer theologischer Literatur hinzu, wohl vermittelt durch Polanco.

3. Bedeutung

Ignatius ist der Hl. Schrift niemals in der Weise begegnet wie Luther. Bestimmend blieb die Erbauungsliteratur des Spätmittelalters. Von ihm selber gibt es auch keine Predigten oder Kommentare zu Büchern der Bibel, sondern nur Dokumente seines seelsorgerlichen Wirkens, bes. das Exerzitienbuch. Ausgehend vom Vorfindlichen (Schöpfung, Existenz von Gut und Böse) wird der Mensch über die Indifferenz zur Frage nach dem kürzesten Weg zum Heil und zu einem männlichen Entschluss geführt. Der Wunsch, dem Herrn zu dienen, wird zu einer immer neu zu stellenden Frage nach dem »Wie«. Die ursprünglich nur für wenige gedachten Exerzitien sind eine »Geburt«, bei der eine erfahrene Hebamme erforderlich ist. Ihre Wirkung ist deshalb auch wesentlich an den Exerzitienmeister gebunden.

Das Schlüsselwort der Konstitutionen lautet: »Den Seelen helfen«. Theologie über das von der Seelsorge erforderte Maß hinaus ist nicht erwünscht. Auch die vielen von Ignatius erhaltenen Briefe wollen direkt oder indirekt diesem Ziele dienen. Vor allem aber war Ignatius ein Meister des seelsorgerlichen Gespräches.

Aus dieser zentralen Stellung der Seelenleitung ergeben sich bedeutsame Akzentverschiebungen. Das Wort »Glaube« begegnet bei Ignatius äußerst selten. An erster Stelle steht die Liebe. Der Glaube wird zum Gehorsam, da die starke Heraushebung des einzelnen (auf Grund der Mystik des »Gottfindens in allen Dingen«) eine um so stärkere Bindung an die Kirche erheischt. Nicht das Wort Gottes steht im Mittelpunkt, sondern die Gestalt Christi als des Feldherrn, der Nachfolge fordert. Die Transponierung des Wortes zum Bild, des Hörens zur »Andacht«, des Verkündigens zur seelsorgerlichen Aktion lässt die Predigt ein Seelsorgemittel neben anderen werden. Nicht eigentlich das inhaltlich Neue (viele Elemente sind etwa in der deutschen Mystik vorgeprägt) als vielmehr die neue Form, ihre Zielrichtung und Konsequenz machen Ignatius zu einer der wesentlichsten Figuren im Prozess der Umprägung des mittelalterlichen Katholizismus zu einer Kirche der Seelenführung."

[Quelle: Gottfried Maron (1928 - ). -- In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG3). -- Bd. 4. -- 1960. -- Sp. 460 - 462]

2 Jesuiten

"Jesuiten

Die Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, SJ) ist ein katholischer Männerorden. Er wurde am 15. August 1535 von einem Freundeskreis um Ignatius von Loyola gegründet. Die Bezeichnung "Jesuiten" wurde zunächst als Spottname gebraucht, später aber auch vom Orden selbst übernommen.

Allgemeines
  • Der Jesuitenorden gehört zu den Regularklerikern. Die Jesuiten haben keine besondere Ordenskleidung. Mitglieder des Ordens tragen hinter ihrem Nachnamen den Namenszusatz SJ. Symbol des Ordens ist das Christusmonogramm IHS (die ersten drei griechischen Buchstaben des Namens Jesus), welches oft auch ausgedeutet wurde als: Iesus Habemus Socium (Wir haben Jesus als Gefährten). Motto des Ordens ist die lateinische Wendung: Ad Majorem Dei Gloriam (zur höheren Ehre Gottes), oft abgekürzt AMDG.
  • Die Jesuiten geloben neben Armut, Keuschheit und Ordensgehorsam auch noch die Bereitschaft zu jeder Sendung durch den Papst.
  • Die Aufnahme in den Jesuitenorden dauert wesentlich länger als bei anderen Orden und schließt ein abgeschlossenes Studium in Theologie und mindestens einem weiteren Fach ein. Seit dem 20. Jahrhundert gehören Jesuiten zu den fortschrittlicheren katholischen Theologen. Der hohe Bildungsstand der Jesuiten und die große Zahl hochrangiger Berater führte zur Interpretation des SJ als schlaue Jungs.
  • Eine spezifisch jesuitische Form der Spiritualität sind die Exerzitien des Ignatius von Loyola, die heute auch in kürzerer Form für Laien angeboten werden.
  • Heute gehören dem Orden etwas mehr als 20.000 Jesuiten an, die in 112 Ländern tätig sind. Eine große Zahl von Jesuiten weltweit arbeitet in Schulen und Universitäten. Wichtige andere Tätigkeitsfelder sind die Pfarr- und Jugendarbeit, die Begleitung von Exerzitien, die Sozial- und Flüchtlingsarbeit und die Medienarbeit.
  • Weltweit unterhalten die Jesuiten Hochschulen, Schulen und Internate um ihre Grundsätze zu lehren und gleichzeitig für den eigenen Orden zu werben. In Deutschland gibt es zur Zeit drei Jesuiten-Gymnasien: Das Canisius-Kolleg in Berlin, das Kolleg St. Blasien im Schwarzwald und das Aloysius-Kolleg in Bad Godesberg.
  • Auf den Vorwurf, der Name “Gesellschaft Jesu“ sei eine Anmaßung, reagiert der zweite Ordensgeneral Laínez folgendermaßen: “Wieso, das steht doch in der heiligen Schrift!“ In 1Kor 1,6 heißt es: Gott ist getreu demjenigen, der sich in die "koinonia iesou chrestou" (in die Gesellschaft Jesu also) eingliedert. Und auch 1Joh spricht häufig von der "koinonia".
  • Das gilt demnach für alle Christen / jeder Christ dürfte sich somit Jesuit nennen
  • Dieser Name ist eigentlich kein Ordensname, sondern eher (streng genommen) ein Programm: „Zusammen mit Jesus vor Gott stehen“, das gilt es in der Kirche wieder einzupflanzen.
[
Ordensgründung
  • Geschichtlich betrachtet ist die Gründung des Jesuitenordens auf das Engste mit der Person des Ignatius von Loyola verknüpft. In seinem Pilgerbericht bezeichnet er sich als "Der Pilger" und beschreibt, wie ihn Gott in allem geführt hatte. Die beiden anderen noch bedeutenderen Dokumente sind das Exerzitienbuch (Geistliche Übungen) und die Constitutiones, die Satzungen des Jesuitenordens. Der Orden wurde am 27. September 1540 durch die Bulle "Regimini militantis Ecclesiae" von Papst Paul III. anerkannt.
  • Darüber hinaus war die Ordensgründung Teil und Ausdruck einer katholischen Erneuerungsbewegung, die eine Reform der Kirche von der inneren Erneuerung und einer persönlichen Christusbeziehung erwartete.
  • Von den Ordensmitgliedern wurde eine strikte Unterwerfung unter die Heilige Schrift und die Lehre der katholischen Kirche erwartet. So erklärte Ignatius: :"Ich werde glauben, dass Weiß Schwarz ist, wenn es die Kirche so definiert." (Hierbei sind allerdings nur Glaubenssätze im Blick, wie ein Beispiel erläutert: Ich glaube, dass das Brot der Eucharistie der Leib Christi ist, wenn es die Kirche definiert.)
  • Aufgrund des absoluten Gehorsams, einer straffen Hierarchie und einer größtmöglichen persönlichen Flexibilität (ignatianisch: Indifferenz) konnte der Orden sehr schnell wachsen und so in sehr vielen Ländern aktiv werden
Gegenreformation und Barock
  • In Europa hatten Jesuiten bedeutsamen Anteil an der Gegenreformation, der katholischen Reaktion auf die als Häresie betrachtete protestantische Reformation. Eines der wichtigsten Arbeitsfelder waren bald Schulen und Universitäten.
  • Die Jesuiten propagierten, die Zeremonien und der Prunk des organisierten Katholizismus sollten üppig finanziert und zelebriert werden (was gerade den Lutheranern suspekt war). Sie förderten die barocke Baukunst und das Barocktheater, wobei sie mit dem so genannten Jesuitentheater eine eigene Tradition im Zuge der gegenreformatorischen Propaganda als "Sieg der Kirche" begründeten.
  • Die Jesuiten übten einen hohen Einfluss auf die frühe Neuzeit aus, da jesuitischen Priester oftmals als Beichtväter der Könige jener Zeit agierten.

Mission

  • Jesuiten arbeiteten als Missionare in China, Japan, Indien, Amerika. Die Briefe des Jesuitenmissionars Franz Xaver fanden weite Verbreitung und weckten bei vielen Katholiken eine neue Begeisterung für die Mission.
  • In Paraguay bestand von 1610 bis 1767 ein Jesuitenstaat, in welchem die Jesuiten unter den Indianern ein christliches Sozialsystem eingeführt hatten. Auf diese Art konnten die Indianer in so genannten Reduktionen unabhängig von den spanischen und portugiesischen Kolonialherren und in Sicherheit vor ihnen leben.
  • Die jesuitische Mission in Lateinamerika wurde in Europa kontrovers beurteilt, besonders von Spanien und Portugal, wo man sie als Behinderung für die kolonialen Unternehmungen der eigenen Regierungen ansah. 1767 wurden die Jesuiten von den Spaniern aus Paraguay vertrieben.
Verfolgungen
  • Der Jesuitenorden war lange Zeit starken Anfeindungen ausgesetzt: Die Jesuiten wurden häufig von katholischen und protestantischen Gegnern zahlreicher Verschwörungen verdächtigt.
  • Im 18. Jahrhundert wurden die Jesuiten in vielen Ländern unterdrückt, da der Orden 1773 auf Betreiben vor allem Spaniens und Frankreichs von Papst Klemens XIV. aufgehoben wurde. In Russland und in Preußen, wo die nicht-katholischen Regierungen die päpstliche Autorität nicht anerkannten, fanden einige von ihnen Zuflucht, v.a. weil die Zarin Katharina und Friedrich der Große die Vorteile des jesuitischen Schulsystems nicht aufgeben wollten und weil sie für die katholische Bevölkerung Polens, welches zwischen Russland und Preußen aufgeteilt worden war, Seelsorger benötigte. 1814 wurden sie von Papst Pius VII. wieder zugelassen. Trotz immer neuer Vertreibungen und Verbote wuchs der Orden schnell wieder zu alter Größe.
  • In Deutschland wurden die Jesuiten 1872 des Landes verwiesen. Die Jesuitengesetze in Deutschland wurden 1917 aufgehoben.
  • Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Jesuiten wie die Freimaurer unter die "Volksschädlinge" gerechnet. Mehrere Patres wurden mit Predigtverboten belegt, in ihrer Tätigkeit eingeschränkt, verfolgt und in Konzentrationslagern interniert. Pater Rupert Mayer, der große Männerseelsorger, wurde ins Exil verbannt. Pater Alfred Delp wurde als Mitglied des Kreisauer Kreises inhaftiert und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Von insgesamt 14 inhaftierten wurden 2 hingerichtet; drei weitere starben in den KZs.
  • In der Schweizer Verfassung (nach dem Sonderbundkrieg) von 1848 gab es einen Jesuitenartikel, der nicht nur den Orden selbst, sondern allen Jesuiten auch jede Tätigkeit in Staat und Kirche untersagte. Dieser Artikel wurde 1973 aufgehoben.
Jesuiten in Deutschland heute

Die Jesuiten haben heute in Deutschland zahlreiche Niederlassungen. Besonders wichtig sind:

  • Die philosophisch-theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt
  • Die Hochschule für Philosophie München
  • Die Gymnasien in Berlin (Canisius-Kolleg (http://www.canisius.de)), St. Blasien (Kolleg St. Blasien) und Bonn-Bad Godesberg (Aloisiuskolleg (http://www.aloisiuskolleg.de)
[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesuiten. -- Zugriff am 2004-12-20]

3 Helige Allianz: in Paris am 1815-09-26 (in Russland: Fest der Kreuzaufrichtung) unterzeichnet von Alexander I. von Russland, Franz von Österreich, Friedrich Wilhelm III. von Preußen, welche als "Delegierte der Vorsehung" (im Unterschied zu den "Volksdelegierten" der Aufklärung) für "drei Provinzen der Einen Christlichen Nation" dem "einzigen Souverän Jesus Christus" die Ehre geben und alle Staaten einladen, sich durch Beitritt zu den gleichen geheiligten christlichen Prinzipien für das Völkerleben zu bekehren (Art. 2 u. 3).

4  Thomismus

"Thomismus. Schon zu seinen Lebzeiten hatte die Philosophie und Theologie des Thomas von Aquino rasche Verbreitung gewonnen. Das bedeutete aber nicht, dass die thomistische Lehre kritiklos angenommen worden wäre. Kritik fanden vor allem seine peripatetischen Neuerungen. Sie kam in ältester Zeit von drei Seiten: von Dominikanern, die noch in der augustinischen Tradition aufgewachsen waren (u. a. Robert Kilwardby, † 1279), ferner den Franziskanern (z. B. Joh. Peckham, † 1292; Wilhelm de la Mare, † 1298) und dem Weltklerus (Stephan Tempier, 1270-77 Bischof von Paris; Heinrich von Gent, † 1293). Sie bekämpften die philosophischen Eigenlehren des Thomas, u. a. die Einheit der Lebensform im Menschen, die Lehre vom Individuationsprinzip, die Möglichkeit einer ewigen Weltschöpfung. Wilhelm de la Mare schrieb ca. 1277/82 ein »Correctorium fratris Thomae«, das viele Gegenschriften hervorrief. Der Angriff auf die thomistische Lehre veranlasste zumal die Dominikaner zur Abwehr. Es bildete sich eine thomistische Schule, und auf Grund der Gesetzgebung der Generalkapitel des Ordens (Mailand 1278, Paris 1286, Saragossa 1309, Metz 1313) wurde die Lehre des Thomas zur Ordensdoktrin. Aber auch in anderen Orden hatte Thomas Anhänger, z. B. bei den Augustinereremiten, Karmelitern und Zisterziensern (s. u.). Im 14. Jh. ging die thomistische Bewegung von Paris und Neapel aus. Der Führer der franz. Thomistenschule, Herveus Natalis († 1323), wirkte in Paris und Avignon. In der Erkenntnistheorie vertritt er allerdings von Thomas abweichende Ansichten und verwirft ein Kernstück des späteren Thomismus, nämlich die reale Unterscheidung von Wesenheit und Dasein (essentia und esse). Zur alten Pariser Thomistenschule wird der eigenständige Johannes Parisiensis (Jean Quidort, † 1306) gerechnet. Er tritt entschieden für die Eigenlehre des thomistischen Systems ein, nicht jedoch in seiner Abendmahls- und Kirchenlehre. In seinem Traktat »De potestate regia et papali« wendet er das von Kanonisten vertretene Korporationsprinzip auf die Kirche an. Der Papst unterscheidet sich von den übrigen Geistlichen nur durch seine jurisdiktionelle Gewalt; er hat sie durch menschliche Erwählung und Zustimmung; darum kann er auch bei Verfehlungen von der Kirche abgesetzt werden. Johannes von Neapel († nach 1336) hat für die italienische Thomistenschule dieselbe Bedeutung wie Herveus Natalis für die französische. 1317 wurde er auf den Lehrstuhl des Thomas in Neapel berufen. Er griff die Pariser Artikel gegen Thomas an und stellte Listen der Irrtümer des Durandus von S. Porciano († 1334) zusammen. In England ist aus dieser Zeit Thomas von Sutton zu nennen, einer der bedeutendsten Vertreter des älteren Thomismus

Nach einem Rückgang im 14. Jh. tritt der Thomismus im 15. Jh. wieder stärker hervor. Johannes Capreolus (1380-1444), der princeps Thomistarum, wirkte in Paris und verteidigte die thomistische Lehre u. a. in seinem Sentenzenkommentar, worin er fortlaufend auf die Summa theol. und Quaestiones disputatae des Thomas Bezug nimmt. Diese »Defensiones theologiae D. Thomae de Aquino« können als geschichtlich bedeutendstes Werk des Thomismus zur Verteidigung der thomistischen Lehre bezeichnet werden. Ein hervorragender spanischer Thomist ist der Dominikanergeneral Juan de Torquemada († 1468).

Um 1480 begann man, die Sentenzen des Petrus Lombardus durch die Summe des Thomas als theologisches Textbuch zu ersetzen und diese nun ebenfalls zu kommentieren ( Summen). 1507-22 schrieb der Dominikanerkardinal Thomas de Vio Cajetan seinen klassisch gewordenen Kommentar zur Summa theologiae des Thomas (abgedruckt in der Editio Leonina). Im ganzen treu gegen Thomas, neigt Cajetan philosophisch in seiner Aristotelesdeutung gewissen averroistischen Ideen zu, d. h. er hält gewisse für beweisbar gehaltene Theologumena philosophisch für unbeweisbar. Seine Schrift über das Analogie-Problem hat der sog. Proportionalitätsanalogie zur Alleinherrschaft im Neuthomismus verholfen. Im Gegensatz zu Thomas hielt er die Rettung von sterbenden, ungetauften Kindern für möglich. Den klassischen Kommentar zur Summa contra gentiles (ebenfalls in der Editio Leonina) verfasste der Ordensgeneral Franciscus de Sylvestris von Ferrara (1474-1528). Sein Versuch, die kontrastierenden Aussagen des Thomas über die Gott-Welt-Analogie zu erklären, hat viele moderne Nachfolger gehabt. Er war kritisch gegen Cajetans Averroismus. Besonders seine Ausführungen über das desiderium naturale, die Unfehlbarkeit der göttlichen Vorsehung und die Unveränderlichkeit der Seele haben im modernen Thomismus Beachtung gefunden.

Zentrum des Th. im 16. und 17. Jh. war Spanien mit der Dominikanerschule von San Esteban in Salamanca. Der Vater der Schule, Franz von Vitoria († 1546), schrieb Kommentare zu Summa theologiae II/I und II/II. Sein Schüler Dominikus Soto († 1560) verfasste außer einem Kommentar zu II/II Schriften über Rechtsfragen und über die Gnade. Gegen Ambr. Catharinus Politus, der die tridentinische Rechtfertigungslehre als Bestätigung einer faktischen Erlösungsgewissheit deutete, verteidigte er die thomistische Ansicht, die nur eine gewisse moralische Gewissheit anerkannte. Die Schule in Salamanca strebte eine Verbindung von Humanismus und Scholastik an. Ein humanistisch-historisches Interesse begegnet z. B. bei dem Vitoria-Schüler Melchior Cano († 1560).

Die Zeit nach dem Tridentinum ist von einem theologischen und religiösen Aufschwung geprägt. 1567 wurde Thomas von Pius V. zum Doctor ecclesiae erhoben. Mit Ausnahme der Franziskaner ( Scotismus) schlossen sich die meisten Theologen mehr oder minder an Thomas an. An der Spitze der Schule von Salamanca standen jetzt Dominikus Báñez († 1604) und Bartholomäus Medina († 1580), beide Schüler von Dom. Soto und M. Cano. Ihre Kommentare zur Summa ergänzen sich gegenseitig zu einem Gesamtwerk, das als klassischer Typus der Thomistentheologie bezeichnet worden ist. Báñez war auch thomistischer Wortführer im Streit mit Molina über das Verhältnis zwischen Gnade und freiem Willen. Gegen Molinas Betonung der menschlichen Freiheit lehrt Báñez die praemotio physica, d. h. eine Lehre von Gott als Ursache aller erlösenden Handlungen. Wie Augustin und Thomas will er die göttliche Priorität und Unabhängigkeit im Verhältnis zum menschlichen Willen bewahren. Der Portugiese Johannes a S. Thoma (1589-1644) will in seinem thomistischen »Cursus philosophicus« und »Cursus theologicus« nichts Neues bringen, sondern die Gedanken des Thomas darlegen und verteidigen. Nur insofern entwickelt er eine neue Methode, als er die Probleme seiner Zeit in Disputationen und nicht in Kommentaren zu Schriften des Thomas behandelt.

Thomas hat auch viele Schüler in anderen Orden gehabt, so bei den Augustinereremiten bes. Ägidius von Rom († 1316) und Jakob von Viterbo († 1307/08), ferner den Kartäuser Dionysius Ryckel († 1471). Die Jesuiten schließen sich an Thomas an, huldigen aber einem gewissen Eklektizismus. Kardinal Franz Tolet († 1596) kommentierte die Summa. Suarez († 1617) neigt in seiner Philosophie scotistischen Ansichten zu. Die von der hl. Therese reformierten Karmeliten folgen dagegen treu Thomas und schufen im »Cursus Salmanticensis in Summam S. Thomae« (15 Folio-Bände, 1631-1701) das größte Werk der Thomistenschule.

Das 18. Jh. war im Thomismus wie in der kath. Theologie überhaupt eine Zeit des Niedergangs. Zur Neubelebung des Thomismus im 19. Jh. s. Neuthomismus, Neuscholastik."

[Quelle: Hampus Lyttkens (1916 - ). -- In: Religion in Geschichte und Gegenwart  (RGG3). --  Bd. 6. -- 1963. --  Sp. 868 ff.]
 

5 Wetter, Gustav A. <1911 - 1991>: Der dialektische Materialismus : Seine Geschichte und sein System in der Sowjetunion. -- Freiburg : Herder, 1952. --XII, 647 S. ; 8°. -- Die 5. Auflage erschien 1960

Dagegen erschien in der D"D"R:

Klaus, Georg <1912 - 1974>: Jesuiten, Gott, Materie : Des Jesuitenpaters Wetter Revolte wider Vernunft u. Wissenschaft. -- Berlin : VEB Dt. Verl. d. Wissenschaften, 1957. -- 350 S. ; 8°

"Wetter, Gustav, Jesuit, Theologe, Philosoph, geb. 4.5.1911 Mödling (Niederösterreich), gest. 5.11.1991 Rom

Wetter studierte Theologie und Philosophie an der päpstlichen Univ. Gregoriana in Rom, wurde 1935 nach byzantinisch-slawischem Ritus zum Priester geweiht und trat 1936 in den Jesuitenorden ein. Nach Studien am Päpstlichen Orientalischen Institut wurde er zum Dr. phil. und zum Doktor der orientalischen kirchlichen Wissenschaften promoviert. Seit 1943 lehrte er dort als a.o.Prof., hatte 1957-70 den Lehrstuhl für russische Philosophie inne und war 1949-54 zugleich Rektor des Päpstlichen Russischen Kollegs. 1970 übernahm er eine Professur für marxistische Philosophie an der Gregoriana und wurde Direktor des Centro Studi Marxisti. Wetter war einer der Wegbereiter eines christlich-marxistischen Dialogs. Zu seinen grundlegenden Werken gehören Der dialektische Materialismus (1952, zuvor italienisch 1948) und Die russische Religiöse Philosophie und der Marxismus (1985)."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

6 Cathrein, Victor <1845 - 1931<: Der Sozialismus : Eine Untersuchung seiner Grundlagen und seiner Durchführbarkeit. -- 14.-16. Aufl. 30.-35. Tsd.  -- Freiburg i. Br. : Herder, 1923. -- XII, 358 S. ; 8°

7 Exerzitien

"Unter Exerzitien oder ausführlicher geistlichen Exerzitien bzw. geistlichen Übungen versteht man Zeiten, in denen sich Einzelne oder Gruppen intensiv und mehr als für sie selbst üblich dem Gebet und der Besinnung widmen.

Prägend für den Wortgebrauch wie für die Praxis waren die »Ejercicios espirituales« (spanisch, wörtlich: geistliche Übungen) des Heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer der Gesellschaft Jesu, in denen dieser versuchte, seine eigenen geistlichen Erfahrungen anderen zugänglich zu machen. Dazu lud er Freunde und andere an einer radikaleren Nachfolge Jesu Interessierte ein, sich für eine Zeit zurückzuziehen und unter seiner Anleitung sich dem Gebet zu widmen. Zu den ersten, die unter der Leitung des Ignatius Exerzitien machten, gehörten die späteren Jesuiten Peter Faber und Franz Xaver, für die diese Erfahrung ein Wendepunkt in ihrem Leben bedeutete.

Als Hilfe für sich selbst wie für andere, die später nach seinem Vorbild Exerzitien begleiteten, verfasste Ignatius unter dem Titel »Geistliche Übungen« ein kleines Büchlein, das in einer sehr konzentrierten Sprache Hinweise zum gesamten Ablauf der Exerzitien wie zu den einzelnen Übungen, d.h. Zeiten des Gebets und der Besinnung enthält. In ihrer Grundform lagen die »Geistliche Übungen« schon 1533 in Paris auf Spanisch vor, ihre endgültige Fassung fanden sie mit der lateinischen Ausgabe von 1541.

Die Exerzitien des Ignatius dauern in ihrer Grundform vier Wochen, die nacheinander den Themen der Sünde, des Leben und der Nachfolge des irdischen Jesu, des Leidens und Sterbens Jesu und als letztes seiner Auferstehung gewidmet sind. Neben der Teilnahme an der Eucharistie und zwei kürzeren Zeiten der Gewissenserforschung erwartet Ignatius von den Teilnehmern an seinen Exerzitien täglich fünf Stunden Gebet. Die Exerzitien finden im Schweigen statt. Neben dieser Grundform kennt Ignatius noch kürzere Exerzitien von z.B. einer Woche und längere Exerzitien von mehreren Monaten, in denen die Teilnehmer ihren normalen Geschäften nachgehen und nur eine kürzere Zeit täglich dem Gebet widmen (heute Exerzitien im Alltag genannt).

Exerzitien nach dem Vorbild des Heiligen Ignatius zu begleiten, gehört auch noch heute zu den wichtigsten Tätigkeitsfeldern des Jesuitenordens. Dabei werden sowohl (selten) die vollständigen vierwöchigen Großen Exerzitien, wie auch (häufig) einwöchige Exerzitien und mehrwöchige Exerzitien im Alltag angeboten. Neben Jesuiten bieten heute auch viele andere christliche Gruppen oder Einzelpersönlichkeiten Exerzitien an. Eine neue Entwicklung ist es, dass mehr und mehr auch im Rahmen protestantischer Kirchen Exerzitien angeboten werden (bisweilen auch unter dem Namen "Rüstzeit"). Traditionellerweise wurden in protestantischen Kirchen Exerzitien eher abgelehnt, da der Übungscharakter mit der Gefahr der Werkgerechtigkeit verbunden und im Gegensatz zum reinen Geschenkcharakter der Erlösung (sola gratia gesehen wurde. Diese kritische Position wird auch heute noch von vor allem - aber nicht nur - evangelikalen Christen vertreten.

Neben den ignatianischen Exerzitien, d.h. Exerzitien, die in enger Anlehnung an die »Geistlichen Übungen« des Heiligen Ignatius gegeben werden, gibt es heute viele weitere Formen von Exerzitien, die Anregungen und Einflüsse aus anderen geistlichen Traditionen aufgenommen haben. Beispiele sind benediktinische Exerzitien, in denen Gebetsformen der Benediktiner wie das gemeinsame Stundengebet und die geistliche Schriftlesung eingeübt werden, franziskanische Exerzitien, die Inspirationen des Heiligen Franz von Assisi aufnehmen, oder verschiedene Formen von kontemplativen Exerzitien, die Elemente der christlichen Mystik und fernöstlicher Spiritualität (Zen, Yoga) verbinden.

Sehr verbreitet sind heute auch kürzere Exerzitien im Alltag, die in vielen christlichen Gemeinden während der liturgischen Zeiten der Fastenzeit und des Advents angeboten werden, und in viele verschiedene Formen des gemeinsamen und individuellen Betens einführen."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Exerzitien. -- Zugriff am 2004-12-20]

8 Henri Watrigant (1845 - 1926), belgischer Jesuit. Sein Motto: "Wollt ihr, dass die Arbeiter apostolisch werden, lasst sie Exerzitien machen."

9 Apostolischen Konstitution »Summorum pontificum«

9a Pontificio Istituto Orientale

9b Das Päpstliche "Collegium Russicum", das direkt bei der Basilika Santa Maria Maggiore liegt, wurde am 15. August 1929 von Papst Pius XI. gegründet. Das Seminar sollte Ausbildungsmöglichkeiten vor allem für junge Russen und Katholiken des byzantinischen Ritus bieten.

10

"Pater Johannes Leppich (* 16. April 1915 in Ratibor, Oberschlesien; 7. Dezember 1992 in Münster) war Priester und Jesuit und wurde besonders in den 1950er und 1960er Jahren als Wanderprediger bekannt.

Johannes Leppich ist Sohn eines Zuchthauswärters. Mit 20 Jahren trat er am 29. April 1935 dem Jesuitenorden bei. 1942 wird er in Wien zum Priester geweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Seelsorger im Flüchtlingslager Friedland. Später wurde er Gefängnispfarrer. In den 1950er und 1960er Jahren predigte er in Deutschland auf Marktplätzen und in Fußballstadien vor bis zu 40.000 Menschen. Geschätzte 15 Millionen Menschen hörten auf diesem Weg seine Botschaft. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname "Maschinengewehr Gottes".

Auch durch Reisen nach Pakistan, Indien, Thailand und Nordamerika lernte er die Armut in der Welt kennen und organisierte Sach- und Geldspenden.

Pater Leppich gründete in den 1960ern die ökumenische action 365, die aus den "Pater-Leppich-Kreisen" entstand. Später werden ihm die "katholischen Elemente" der action zu wenig; es kommt zur Trennung.

Auf seine Anregung gehen die heute in Hotels üblicherweise ausliegenden Bibeln zurück.

Seit Anfang der 1970er Jahre nahm er nach zwei Herzinfarkten an keinen Massenveranstaltungen mehr teil und beendete auch seine Tätigkeit als Wanderprediger."

[Quelle. http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Leppich. -- Zugriff am 2004-12-20]


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