Religionskritik

Meine Qualen und Wonnen im Jenseits (1913)

von Gustav Meyrink


herausgegeben von Alois Payer (payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Meyrink, Gustav <1868 - 1932>: Meine Qualen und Wonnen im Jenseits. -- 1913. -- Fassung vom 2004-07-17. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/meyrink01.htm  

Erstmals publiziert: 2004-07-15

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library


Ursprünglich erschienen in:

Meyrink, Gustav <1868 - 1932>: Fledermäuse : Sieben Geschichten. -- Leipzig : Wolff, 1916. -- 236 S


"Meyrink, Gustav, österreichischer Schriftsteller, geb. 19.1.1868 Wien, gest. 4.12.1932 Starnberg

Meyrink,  unehelicher Sohn der Schauspielerin Maria Meyrink und des württembergischen Staatsministers Friedrich Karl Gottlob Varnbüler von und zu Hemmingen, wuchs, bedingt durch die wechselnden Engagements seiner Mutter, in München, Hamburg und Prag auf. Dort besuchte er die Handelsakademie und gründete gemeinsam mit einem Neffen Christian Morgensterns 1889 ein Bankhaus. Nach mehreren Prozessen wegen Ehrbeleidigung und 1902 unter Betrugsverdacht verhaftet, verließ Meyrink, zwischenzeitlich rehabilitiert, jedoch geschäftlich ruiniert, Prag. Er war Redakteur des "Simplicissimus’" (1901-08) und der Wiener satirischen Zeitschrift "Der liebe Augustin" (1904). 1907 übersiedelte er nach München, 1911 nach Starnberg. Meyrinks literarischer Werdegang begann mit der durch Ludwig Thoma im "Simplicissimus" veranlassten Veröffentlichung der Erzählung Der heiße Soldat. Eine Sammlung seiner satirischen Novellen erschien unter dem Titel Des deutschen Spießers Wunderhorn (3 Bde., 1913). In seinen Romanen bearbeitete M. alte Sagenstoffe, religiös-mystische Vorstellungen, kabbalistische und buddhistische Elemente sowie mystische Ideen. Am erfolgreichsten war sein erster Roman Der Golem (1915), der in zwei Jahren eine Auflage von 145000 Stück erreichte."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

"Meyrink, der "Bürgerschreck von Prag", wandte sich dem Okkulten und Antibürgerlichen zu und gilt mit seinen bekannten Romanen "Der Golem", "Das grüne Gesicht", "Walpurgisnacht" und "Der weiße Dominikaner" als Klassiker der phantastischen Literatur. In sein Werk gingen mystische, kabbalistische und indische Geisteselemente ein. Er selbst konvertierte 1927 zum Mahayana-Buddhismus."

[Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/meyrink.htm. -- Zugriff am 2004-07-15]


Gustav Meyrink

Meine Qualen und Wonnen im Jenseits

Geschrieben 1913

Wie es sich für einen Schriftsteller deutscher Nation geziemt, bin auch ich kürzlich -- Sie werden es wohl in den Münchener Zeitungen in der Rubrik für "Kunst", knapp unter den üblichen Leitartikeln: "Maul- und Klauenseuche in Bayern", gelesen haben -- eines unnatürlichen Todes gestorben.

Müde, dem unabwendbaren Dichterschicksal: dereinst im Golde qualvoll ersticken zu müssen, von früh bis spät ins Auge zu sehen, beschloss ich, schnellerhand, meinem Leiden ein Ende zu bereiten.

Hurtigen Schrittes -- rings um mich tobte ein Schneesturm, denn Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen -- betrat ich eines jener steinernen Häuschen, deren Giebelschrift besagt, dass darinnen streng auf Trennung der Geschlechter gesehen wird -- entnahm der wachthabenden Matrone nach Einwurf eines Zehnpfennigstückes ein sauberes Handtuch und knüpfte eine Schlinge darein. --

Dann ein würgendes Gefühl im Hals, massenhaft goldene Funken vor den Augen, erschreckte Ausrufe neben mir, wie: "Ja, was wär' denn jetzt dös?!", endlich ein Ruck und -- meine Seele war draußen.

Sofort umgab mich ein völlig verändertes Bild, aber dank meiner sorgfältigen, auf Erden betriebenen okkulten Studien und vom Jünglingsalter an gewöhnt, meine sieben seelischen Bestandteile peinlich in Ordnung zu halten, war es mir ein leichtes, mich augenblicklich zurechtzufinden.


Abb.: Tannhäuser am Venusberg, Postkarte um 1900

Eine weibliche Gestalt von unsäglicher Holdheit kam auf mich zugeschwebt und schickte sich an, mir eine Reihe gespenstischer Liebkosungen zu erweisen. Der durchdringende Geruch nach Ziegenmilch, der ihr entströmte, verriet mir, dass sie sich in einem bereits stark vorgeschrittenen Stadium der Läuterung befand, aber nichtsdestoweniger entstrebte ich -- zitternd eingedenk der Venusbergszene in Richard Wagners Tannhäuser -- ihren Händen. -- Eine Sekunde später hatte sie bereits die Maske abgeworfen, stand vor mir als Mrs. Pankhurst1, die bekannte amokläufige Suffragettenführerin, und trachtete, meine Flucht zu hemmen.


Abb.: Emmeline Pankhurst [Bildquelle: http://www.jamstalldhet.nu/jmst/rostr/historia/s_emmelp.htm. -- Zugriff am 2004-07-15]

Doch schon hatte mein eilender Fuß das Gestade eines trüben Flusses erreicht, und eine Barke, eigenhändig geführt von dem ersten Vorsitzenden des Ruderklubs "Charon" nahm mich auf.

Die Tracht meiner Mitpassagiere: gamslederne Hosen, Pinselbüschel auf den Hüten und grüne Wadenstrümpfe, sowie der Umstand, dass sich die Herren in regelmäßigen Intervallen aus kleinen farbigen Fläschchen Tabakpulver auf die Daumengrube schüttelten, um es sodann unter Zischgeräusch aufzuschnupfen, ließ mich annehmen, dass es Schemen abgeschiedener, höherer bayrischer Ehrenbürger waren.

Gewisse hämische Anspielungen in Schnadalhüpflform auf mein Glaubensbekenntnis evangelischer Konfession wie:

"Protestantischer Zipfi,
Steig aufi am Gipfi,
Fall abi in d' Höll',
Bist 'm Teifi sei Gsell",

bestärkten mich in dem Verdacht.

Nach glücklich überstandener Fahrt an Zypressenhainen im Gardone-Rivierastil vorüber, landeten wir endlich an einer Landzunge, auf der es von Verblichenen nur so wimmelte. Es war ein ungemein reges Treiben -- ein echter Auswandererhafen. Äußerst interessant, sag' ich Ihnen.

In größter Eile -- das Dienstpersonal murrte bereits und wollte "Brotzeit" machen -- wurden wir gewogen und, um den vorgeschriebenen Formalitäten zu genügen, von einem Kameltreiber durch ein Nadelöhr gescheucht. Mir wurde die Prozedur, da ich mich durch ein dickes Paket unbezahlter Rechnungen als glaubwürdig ausweisen konnte, nachgesehen.

Wenige Minuten später saß ich auf dem Bock eines mit Seelen aller Berufs- und Gesellschaftsklassen überfüllten Aussichtsstellwagens, und dahin ging's unter Peitschenknallen und Hufegeklapper dem Gefilde der Seligen entgegen, wie ich damals -- leider irrtümlich -- annahm.

Luxusautomobile überholten uns und rasten an uns vorbei: "der Hölle zu", belehrte man mich.

"Sagen Sie mal, guter Mann, was ist das da drüben für ein grauer Turm --, dort zwischen den beiden Telegraphenstangen?" wandte ich mich wissbegierig an den neben mir sitzenden Kutscher, einen handfesten ägyptischen Anubis2, dessen Wohlwollen ich mir durch Erzählen einiger schlüpfriger Anekdoten zu sichern gewusst.


Abb.: Anubis [Bildquelle: http://www.boiseartmuseum.org/i_education_egyptian_color.htm. -- Zugriff am 2005-07-15]

"Oh mei", erwiderte der Anubis und schüttelte trüb seinen Hundekopf, "wissen S', gnä Herr, da drinnat wohnt jetzen der Wettertrottel. Wissen S', der wo das Barometergetrübe unter sich hat und für dö da drunt, die wo noch auf Erden wallen, die Temperaduhrunterschiede liefert. -- Er is jetz scho' a wenig a olter Grantler und a bisserl a Gehürnerweichung hat er aa; wissen S', i sag's wie's is."

"Hören Se mal, Sie, Postilljong!", mischte sich eine norddeutsche Dame hinter mir schrill ins Gespräch, "wird d'n nich endlich ma Halt jemacht? Die Ferd müssen doch Fefferkuchen kriejen." -- An den Schwimmbewegungen ihrer Speckarme, der soldatenhaften Haltung und der kleinen krummen Papageiennase erkannte ich ohne Schwierigkeit, dass es die Seele der berühmten Sängerin und extremen Tierschützlerin Lilli Piefke war, die da geredet hatte.

Ärgerlich drehte sich der Anubis um, spuckte durch die Zähne und sprach den abweisenden Kalauer:

"Dös san fei' ächte Elberfelder Ross'! Dö fressen ka Kletzenbrod ned, dö fressen bloß Quadratwurzeln, und dö ziag'n sö si selber." -- --

Nicht lange und wir hielten an einem langgestreckten Schulgebäude.

Entsetzen durchrieselte mich, das konnte nur das Purgatorium3 sein!

Und richtig, da kam auch schon der Herr Oberlehrer Sassafraß4, der das Fegefeuer leitete, heraus, blickte mir durchdringend in die Augen und sagte: "Das ist der Meyrink Gustav, der gegen den Stachel gelöckt hat." Dann nahm er mich beim Ohr und führte mich in die Klasse. Ganz hinten -- in der letzten Bank -- saß der Lessing. Er hatte kurze Hosen an -- rückwärts zum Knöpfen -- und weinte. Er hatte wieder sein Pensum nicht gekonnt: die Aufsätze des Herrn Holzbock ohne Stocken aufzusagen. Er war überhaupt ein schlechter Schüler! Einmal hatte er dem Lenau Nikolaus eingesagt, und dann wieder hatte er einen Tintenklecks abgeleckt ...

Zuvörderst trat der Lehrkörper zusammen, murmelte untereinander und schoss finstere Blicke auf mich.

"Du kriegst das 'Lied vom braven Mann'5, raunte mir warnend der Hölderlin Johann zu, neben den ich mich in meiner Herzensnot gesetzt hatte. "Nein, das wird für die Lasker-Schüler Else aufgespart", tröstete mich der Hartleben leise, "ich hab's neulich im Konferenzzimmer gehört. Du kriegst 'Nadowessiers Totenklage'6."

Nadowessiers Totenklage! Der Angstschweiß trat mir auf die Stirn. Unwillkürlich memorierte ich lautlos -- mit bebenden Lippen:

"Seht, da sitzt er auf der Matte,
Aufrecht sitzt er da,
Mit dem Anstand, den er hatte,
Als er's Licht noch sah."

"Na, wenn ich mir die Klänge einer Drehorgel dazu vorstelle", suchte ich mich zu beruhigen, "hoffe ich es überstehen zu können." Aber es sollte weit schlimmer kommen! Mit lautem Krach öffnete sich eine Falltür im Fußboden, und empor aufs Katheder stieg -- glattrasiert -- die Hand im Brustlatz -- der fehlende Backenbart durch Lorbeerblätter angedeutet, der unsterbliche Astralleib eines Mimen.

"Verschärft durch Ernst von Possart7", ging ein Schreckensgemurmel durch die Reihen meiner Leidensgenossen.

Sehr geehrte Redaktion! -- ich -- ich -- ich -- äh -- nein, nein, ich vermag es nicht, Ihnen mein Martyrium zu schildern und den bohrenden Schmerz zu beschreiben, den mir das Abbröckeln meiner seelischen Schlacken bei dieser Kur verursachte. Ich hätte es schwerlich bis zu Ende ausgehalten -- glauben Sie mir --, wäre nicht rechtzeitig ein Wunder geschehen. Der große Mime machte gerade nach den Worten: "der noch jüngst zum großen Geiste -- blies der Pfeife Rauch" -- eine deklamatorische Nachdröhnpause, da klopfte mir eine Hand auf die Schulter, und mein Rechtsanwalt, Dr. Seidenberger aus München, reichte mir ein Papier hin. -- -- Aus dem schwarzen Talar, den er trug, entnahm ich, dass er keineswegs das Zeitliche gesegnet hatte, sondern mich lediglich im "Kama Rupa", wie es die Inder nennen -- dem fluidischen Körper, der bekanntlich den Menschen befähigt, noch bei Lebzeiten die irdische Hülle zu verlassen -- besuchen kam.

"Da, unterschreiben Sie mir rasch diese Prozessvollmacht", sagte er und fügte, während ich mit zitternder Hand Folge leistete, hinzu: "Ich soll übrigens Ihre Verlassenschaft ordnen -- ich habe nur zwei Pfennige gefunden!?"

"Das muss ein Irrtum sein, Herr Doktor", rief ich aus, "soviel habe ich nie besessen", doch er hörte nicht mehr, schritt auf den Herrn Oberlehrer Sassafraß zu, wies die Prozessvollmacht vor und sprach gelassen:

"Im Namen meines Klienten erhebe ich hiermit und insbesondere unter Hinweis auf den Umstand, dass mein Klient evangelischen Glaubensbekenntnisses ist und der Paragraph des Strafgesetzes puncto 'Fegefeuer' auf ihn daher keinerlei Anwendung findet, Einsprache gegen das bereits im Zuge befindliche Verfahren und stelle ferner den Antrag, verfügen zu wollen, ihn unverzüglich auf freien Fuß zu setzen, widrigen- beziehungsweise nötigenfalls wir den Weg der Appellation bis zum Kaiserlichen Salzamt, als dritter und letzter gesetzlicher Instanz, betreten müssten. Die Kosten des Verfahrens, et cetera ..." Worauf Dr. Seidenberger eine Verbeugung machte und verschwand.

Der Lehrkörper zog sich zur Beratung zurück, kehrte gleich darauf wieder, setzte die Barette auf und verkündete mir meine Freilassung.

Mit Hechtsprüngen verließ ich das Lokal und mich umfing bald freie Natur: Jenes Reich des grünen Schleiers der Persephone, von dem schon Ovid singt und das ein getreues Abbild der Triften und Fluren unserer Erde darstellt.

Mit geschwellter Brust, vom Zephyr umsäuselt, schritt ich fürbass -- dem Gefilde der Seligen entgegen.

Da, bei einer Wegeskrümmung, halb verdeckt von lauschigem Jasmin, tauchte eine gebeugte Greisengestalt auf. -- Ich traute meinen Augen kaum: war das nicht Salomon Galitzenstein, mein alter lieber Geschäftsfreund aus längst vergessenen Wiener Börsentagen?!

Auch er erkannte mich auf den ersten Blick. -- "Servus, Meyrinkleben; was tut sich in Kreditaktien?" waren seine ersten Begrüßungsworte und, ehe ich erwidern konnte, hatte er sich in mich eingehängt und forderte mich auf, mit ihm zu einer Partie Klabrias ins "Café Gehinnom" zu gehen.

Gehinnom? Gehinnom? -- dunkel entsann ich mich, dass die Gehenna eine Art israelitischer Unterabteilung der Hölle ist. -- Das übrige erriet ich: mein Freund hatte sich in den Orkus verirrt.

"Nun, und wie geht's Ihnen denn immer?" fragte ich mitleidig. Galitzenstein geriet sofort in heftige Erregung, fasste mich am Westenknopf und sprudelte los: "Gehen? Gehen!!, 'Gehen' is ka Ausdruck. Statt dass immerwährend Börse is, wird jede Stund geheult und mit die Zähn geklappert. Natürlich leidet das Geschäft darunter"; -- erläuternd kehrte er seine leeren Hosentaschen von innen nach außen -- "ich sag Ihnen, da war's fast noch in Wien besser."

"Aber hie und da können Sie auch ein Stündchen in der schönen Natur Luft schöpfen; zum Beispiel jetzt?" suchte ich ihn aufzumuntern.

"Das is doch bloß ä Extrastraf' für mich", fuhr Galitzenstein auf; "wenn ich so ä Akrazie nur seh" (er redete sich immer mehr in Wut und deutete ingrimmig auf eine Tanne), "die was nicht mir geheert und noch dazu unten angewachsen is, geht mir schon die Gall' 'eraus."

Meine, wenn auch nur kurze Prüfung im Fegefeuer hatte mich geläutert, ich empfand es deutlich an meinem steigenden Widerwillen ob solch materialistischer Denkungsweise.

"Bleiben Sie noch en Augenblick", redete mir Salomon Galitzenstein mit eindringlicher Gebärde zu. "Ich seh' Ihnen an: Sie wollen in den Himmel -- gut --, ich weiß doch, Sie haben immer so Rosinen im Kopp gehabt, aber, wenn Sie dort emol mit ä paar Erzengel zusammenkommen -- die Leute werden doch bares Geld liegen haben -- sagen Sie ihnen, sie sollen sich bei mir à la hausse engagieren: -- in Staatsbahn oder meinetwegen mit ä paar hundert Sack Zocker. Wenn das Geschäft zustande kommt, vergüt' ich Ihnen die ganze Courtage und den halben Schnitt."

Empört rief ich aus: "Heben Sie sich hinweg, Unseliger!", gürtete meine Lenden und schritt von dannen.

Schon ging der Sonnenball zur Rüste, und immer noch wanderte ich querfeldein, da scheuchte der Anblick einer wundersamen Fata Morgana den Rest meiner Verstimmung. Es war die genaue Widerspiegelung eines Vorgangs auf Erden, nur womöglich noch erhebender: Dr. Schmuser8, der unverbesserliche Gewohnheitsprophet und Gründer der theosophisch-anthroposophisch-rosicruci-pneumatotherapeutischen Gesellschaft wandelte in den Wolken, mit der einen Hand einen Bürstenabzug der ihm vom Werkmeister des Weltalls anvertrauten Akashachronik9 korrigierend, mit der andern die Götter rastlos grüßend, und hinter ihm als Ehrengarde: zwölf ausgewählt vermögende alte Damen. Ich begriff: er führte wieder einmal seine Getreuen an; vermutlich geleitete er sie ins Nirwana, das er bekanntlich von München endgültig nach Basel verlegt hat. --

Im letzten Strahlenglanz des Abendrots erreichte ich endlich das Ziel meiner Sehnsucht. Mein Herz war eitel Friede, und überirdisch Labsal durchströmte meine müden Glieder.

Lautes "Hos--channah, Hos--channah" scholl mir entgegen; ein Pilgerzug aus Elbflorenz10 war soeben eingerückt. Kein Zweifel: ich war in den Gefilden der Protestantisch-Seligen angelangt.

Ein Mägdelein -- von dem Maler Fidus11 entworfen -- kam auf mich zugehüpft und fragte: "Willst du nicht das Lämmlein hüten? Lämmlein ist so fromm und sanft!", und als ich dankend verneinte, ergriff sie meine Hand und führte mich zum Eingangspförtchen.

Abb.: Fidus [ = Höppener, Hugo] <1868 - 1948>: Vignette für Speisekarte des "Vegatrisches Speisehaus von Rudolf Kronberg, Berlin", um 1900

Ein glattgescheiteltes Fräulein, ganz in Reform gekleidet und Prünellstiefelchen mit Lackkappen an den Füßchen (nach der Narbe am Hälschen zu schließen, dürfte sie während ihres Erdenwallens ein wenig rachitisch gewesen sein, aber ansonsten ging ein unbeschreiblich keuscher Reiz von ihr aus), saß an der Kassa und überreichte mir eine gehäkelte Börse mit der perlgestickten Inschrift: "Dem lieben Gustav". "Die Nickelmünzen darin", sagte sie, "sind für den Besuch des Genuss-Automaten bestimmt. -- Nicht jeder kann sogleich vollkommen sein", fügte sie mit schelmischem Lächeln hinzu -- wie ich denn überhaupt bemerkte, dass ihr der Schalk im Nacken saß.


Abb.: Reformkleid, um 1903 [Bildquelle: http://www.museum.vienna.at/images/ausstellungen/Damenmode/Damenmode1900-1909/07.jpg. -- Zugriff am 2004-07-15]

Auf meine erstaunte Frage, warum sie um Gotteswillen Schreibärmel über den Flügeln trage, wurde mir bedeutet: die andern befiederten Engel hätten sogar Pelerinen an -- als Schutz gegen Erkältung. -- Zumal gerade die Zeit der Mauser sei.

Sehr geehrte Redaktion! Sie sehen schon daraus, dass hier in den Gefilden der Seligen alles ganz, ganz anders ist, als sich der noch in der Sinnenwelt verstrickte Staatsbürger vorstellt. Alles so einfach, so klar und schlicht! So herzerquickend! Unser Reich ist eben kein Ort, sondern ein Zustand, aufgebaut aus der Totalsumme der unbewussten Sehnsüchte des gesamten deutschen Muckertums, die nach dem Zerbrechen der leiblichen Fessel sich naturgemäß und unweigerlich dem trunkenen Auge des Teilnehmers in voller Herrlichkeit offenbaren. --

Mein erster Gang war in den Automaten, auf den mich das Fräulein an der Kassa so neugierig gemacht hatte.

Was es da alles gab!

O Herrlichkeit über Herrlichkeit!

Und alles ungemein billig.

Hier ein Schälchen sterilisiertes Manna, dort ein Gläschen Nektar-Ersatz, ein Schluck alkoholfreie Ambrosia, dann wieder ein paar Tropfen Seelenduft im Sinne Professor Dr. Jägers aufs Taschentuch. Und alles für bloß einen Nickel!

Das Grammophon mit Drommetenschall und dem dreifachen Halleluja -- ausgestoßen von Caruso -- ist, da nur für Vorgeschrittenere in der Reinigung bestimmt, gratis.

Desgleichen der Kino, der einem in wahrhaft erhebender Weise die Folterqualen der Verdammten vor Augen führt. Das Herz geht einem auf!

Doch eine Vorrichtung war es, die mich insbesondere anzog und die gewiss auch Sie lebhaft interessieren wird: Der Apparat für Sinnenrausch! (Nur für ältere gereifte Herren, die außerdem in der Läuterung noch zurückstehen.)

Ein bereits vor längerer Zeit friedlich entschlafener Herr, ein Kommerzienrat mit schon ansehnlichen rosa Fittichansätzen, der zufällig zugegen war, erklärte ihn mir.

"Sehen Sie hier dieses Loch?" fragte er und lächelte ätherisch. "Es sieht für den Laien ganz unverfänglich aus. Sie brauchen nur den Finger hineinzustecken, alles übrige macht der Apparat."

"Nun?" forschte er listig zwinkernd, als ich es getan hatte. Ich war zu überwältigt, um eine Antwort geben zu können. Wollte rasch noch einen zweiten Nickel einwerfen! Doch der Herr Kommerzienrat wehrte mir mild; es genüge für den Anfang, meinte er. -- "Kommen Sie, gehen wir auf einen Bissen Johannisbrot in die Konditorei 'zum fröhlichen Reformator'!"

Hand in Hand eilten wir hin.

So sehr ich seine Liebenswürdigkeit zu schätzen wusste und mich zu ihm hingezogen fühlte, vergaß ich ihn doch bald -- ich muss es zu meiner Schande gestehen, abgelenkt durch die überwältigenden Eindrücke und den herzlichen Familienton, mit dem man mir allenthalben entgegenkam --, taktvoll übersehend, dass ich in meinem früheren Leben der modernen Schriftstellerei gefrönt hatte.

Das Lokal, im trauten Stile altdeutscher Renaissance gehalten, gemahnte in seiner gediegen vornehmen Wohlhabenheit an beste bürgerliche Kreise: in den Ecken aufgespannte japanische Papierschirme, hängende Bastläufer darunter, reich mit Photographien besteckt, oder Makartbuketts12 in üppig verschnörkelten Papiermachévasen -- beziehungsweise ein entzückender Niebelungenmantelständer aus imitierten Wisenthörnern, detto Eberhauern und germanischen Speeren hochkünstlerisch arrangiert und durch überall angebrachte winzige bunte Glühlämpchen als Gebrauchsgegenstand gebrandmarkt -- ä Pardon: gekennzeichnet.

Das einzige, was mir von Zeit zu Zeit ins Gedächtnis zurückrief, dass ich mich im Himmel und nicht in einer Kunstmetropole befand, war, dass sooft ein neuer Gast eintrat, beim Aufgehen die Tür der sich drehenden Angel gar lieblichen Schalmeienklang entlockte.

Allüberall, an jeder Kleinigkeit, war das Walten fürsorglicher Frauenhände zu bemerken: Das Konfekt lag auf kleinen niedlichen Sammetpölsterchen, die Glasstürze trugen gehäkelte Käppchen, ja selbst die Gipsbüste Alois', des Blödsinnigen, hatte ein hellblaues Bändchen um Dero Hals.


Abb.: Hl. Aloisius von Gonzaga [Bildquelle: http://www.bietigheim-hl-kreuz.de/kirchengeistliche/kirche/aleusius.htm. -- Zugriff am 2004-07-15]

Sehr geehrte Redaktion! Finden Sie es nicht auch rührend, dass man hier nach dem Tode an den Sitten des guten Althergebrachten hängt?

Als sich mein Auge ein wenig an die Pracht gewöhnt hatte, erblickte ich auf dem Sofa sitzend einen hochbetagten Greis, der zum Schutz gegen das Licht einen grünen Pappendeckelschirm an der Stirn trug.

Es war, wie ich hörte, der gute alte Torquemada13, der aus dem benachbarten Segment des Paradieses zu uns Protestanten auf Besuch gekommen war, um ein Stündchen zu verplaudern. Auf Erden bekanntlich blind gewesen, ginge es ihm jetzt mit den Augen schon gar recht annehmbar, was zu erfahren mich mit besonderer Befriedigung erfüllte.


Abb.: Torquemada

Er spielte uns von Zeit zu Zeit, vielleicht zum Zeichen, dass er seine einst so fanatische Denkungsweise von Grund auf ausgemerzt habe, allerlei süße spanische Weisen auf einer -- sit venia verbo -- Maultrommel vor, und wir lauschten atemlos den leisen schmelzenden Klängen, während Lukrezia Borgia13, seine ständige Begleiterin, die ihm innig zugetan ist, einen äußerst diskreten Fandango -- natürlich im hochgeschlossenen Kleide -- dazu tanzte.


Abb.: Bartolomeo Veneto (nachweisbar 1502 - 1530): Lucrezia Borgia

Stundenlang möchte ich Ihnen, sehr geehrte Redaktion, weiter erzählen von all den glänzenden Festen, die hier bei uns eines auf das andere folgen: von Mummenschanz angefangen bis zur Tombola, wo jeder der Frau Kommerzienrat ein Küsschen rauben darf -- doch drängt es mich vor allem, Ihnen zu versichern, dass wir Verklärten keineswegs nur den Lustbarkeiten huldigen. Nein, auch unserer Barmherzigkeitspflichten gegen die armen Verdammten in der Hölle sind wir unentwegt eingedenk: einmal in jedem Jahr -- zu Weihnachten -- geht an den Orkus eine Kiste ab, gefüllt mit unbrauchbaren Kleidern, zerrissenen Schuhen, Flaschenstaniol und was sonst noch den Darbenden Freude bereitet.

Sehr gerne hätte ich Ihnen unsere Gefilde ausführlich geschildert, aber leider reicht die Zeit nicht aus -- der spiritistische Klopfapparat darf nur in Ausnahmefällen benutzt werden -- und überdies möchte ich offengestanden nicht, dass mein telepathischer Verkehr mit dem Verlag in Paradieskreisen ruchbar würde.

Also: keine Minute lässt die Natur den Pilgrim hier unbelehrt. Kaum ruht dein Auge auf einem grünen Blatt, schon wird es eines gravierten Kernspruches gewahr, der dich erhebt und in der Tugend bestärkt. Alles und jedes hat seine Devise. Das Veilchen spricht: "Ich bin die Bescheidenheit; komm, willst du es mir nicht nachtun?" Kurz: Natur und Pädagogik sind zur Harmonie vereint. Die Stengel der Rosen sind mit Plüsch umwickelt, auf dass ihre Dornen dich nicht verletzen, und auf den Wipfeln der Bäume sitzen gebesserte Lämmergeier, jubeln mit den Staren um die Wette und schmettern hinaus ins Morgenrot ihr Lied: "Üb immer Treu und Redlichkeit."

Ja, selbst das Faultier hat innere Einkehr gehalten und stickt und strickt von früh bis spät.

Doch das alles gehört eigentlich ins Gebiet Lilli Piefkes, die jetzt auch unter uns weilt und meine Busenfreundin geworden ist. Sie hat im Fegefeuer endlich durchgesetzt, dass jede Kuh dort morgens eine Tasse Schokolade kriegt.

Sie beherrscht die Vogelsprache in geradezu wunderbarer Weise, und wenn wir bei Tagesgrauen Hand in Hand zusammen hinaus ins Grüne gehen, ruft sie immerlos: "Putzi-Putzi", und das schneidet dem Kuckuck derart in die Seele, dass bereits die meisten Exemplare ihre Eier nicht mehr in fremde Nester, sondern nur noch in die eigenen legen.

Sehr geehrter Verlag! Zum Schluss! Hm, was wollte ich doch nur sagen? Hm. -- Ja, richtig, das Allerwichtigste hätte ich beinahe vergessen. Also hören Sie zu. Ein neues unbekanntes Stück von Schönherr15, das "Glaube und Heimat" weit in den Schatten stellt, soll demnächst hier in Szene gehen!!

Dem müssen Sie beiwohnen!! Das sehen Sie doch wohl ein?! Rasch, rasch, folgen Sie meinem Beispiel: Hängen Sie sich auf, meine Herren, hängen Sie sich auf!

Ehe es zu spät ist.

 

Mit eiligem Hosianna

Ihr aufrichtig verstorbener
Gustav Meyrink

Erläuterungen


1 Mrs. Pankhurst = Emmeline Pankhurst (1858 - 1928)

"Emmeline Pankhurst [1858 - 1928] gehörte zusammen mit ihren Töchtern Christabel (1880 – 1928) und Sylvia (1882 – 1960) zu den führenden Frauen der englischen Stimmrechtsbewegung. 1989 gründete Emmeline in London die "Liga für Frauenrechte" und 1903 gemeinsam mit Christabel und Sylvia die als radikal geltende "Women´s Social and Political Union" (WSPU). Das Verfassen von Petitionen für das Wahlrecht der Frauen, die Forderung von gleichem Lohn für gleiche Arbeit, ein gleiches Ehe- und Scheidungsrecht für beide Geschlechter standen genauso auf ihrer Tagesordnung wie die Stürmung von konservativen Wahlveranstaltungen, was zahlreiche Verhaftungen nach sich zog. In den Jahren 1908 und 1909 waren alle drei im Hungerstreik und wurden zwangsernährt.

Als die Suffragettenkämpfe 1911 in England eskalierten – die Frauen schlugen Scheiben ein und legten Brände - meinte Emmeline Pankhurst: "Wir wollten keine unnötig starken Argumente benutzen. Wenn das Argument der Steine ausreicht, wollen wir uns darauf beschränken". Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem sie zum Waffenstillstand aufgerufen hatte, gründete sie die "Women’s Party". In ihren letzten Lebensjahren hielt sie Vorträge in den USA und Kanada.

Geboren am 14. Juli 1858 in Manchester, wächst Emmeline in einem liberalen Elternhaus auf. Ihr Vater, Robert Goulden, war ein erfolgreicher Geschäftsmann mit radikalen politischen Ideen und ihre Mutter, Sophia Crane, eine leidenschaftliche Feministin, die Emmeline zu Suffragetten-Treffen in den frühen 1870er-Jahren mitgenommen hat. Sie gibt ihr die "Zeitschrift für Frauenwahlrecht" zu lesen und bereits mit vierzehn bezeichnet sich Emmeline selbst als Suffragette. Mit fünfzehn kommt sie in die Pariser Ecole normale, wo sie Sprachen, Chemie und Buchhaltung lernt. Die fortschrittlichen Lehrerinnen bestärken sie in ihrer Überzeugung, dass das Frauenwahlrecht die sozialen Missstände beseitigen könne. Denn, so meint sie, Frauen könnten Elend sehen, eine Gabe, die Männern fremd sei.

1878 kehrt sie nach Manchester zurück und lernt kurz darauf den um 23 Jahre älteren Rechtsanwalt Richard Pankhurst kennen, der ebenfalls ein Befürworter des Frauenwahlrechts war. Sie haben gemeinsam fünf Kinder, von denen der älteste Sohn Frank an Diphterie stirbt. Nach 19 Ehejahren stirbt auch ihr Mann im Alter von 63 Jahren und hinterlässt außer guter Erinnerungen auch einen Berg Schulden. Um ihre vier Kinder ernähren zu können, tritt sie eine Stelle als Standesbeamtin an. Gleichzeitig kämpft sie in jeder freien Minute für das Frauenstimmrecht.

Emmeline Pankhurst starb am 14. Juni 1928 in London. (dabu)

[Quelle: http://diestandard.at/. -- Zugriff am 2004-07-15]

2 Anubis = ägyptischer Gott der Bestattung (Einbalsamierung), Wächter der Totenstädte,  geleitet die Seelen in die Unterwelt, wo Osiris ihre Taten beim Totengericht abwägt.

3 Purgatorium = Fegefeuer

4 Sassafraß = Gestalt aus Georg Weerth 81822 - 1856): Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben. -- 1845-1848

5 Lied vom braven Mann = Gedicht von Gottfried August Bürger (1747 - 1794), hat 21 (!) Strophen

6 Nadowessiers Totenklage = Friedrich Schiller (1759 - 1805): Nadowessische Totenklage. -- 1797, hat 12 Strophen

7 Ernst von Possart

"Possart, Ernst Ritter von, Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter, geb. 11.5.1841 Berlin, gest. 8.4.1921 Berlin

Ursprünglich Buchhändler, wurde Possart Schauspielschüler Wilhelm Kaisers in Berlin. Er debütierte am dortigen Liebhabertheater Urania, wurde 1861 nach Breslau engagiert und spielte seit 1862 in Bern, seit 1863 am Hamburger Stadttheater und gab im folgenden Jahr als Franz Moor sein Debüt in München, wo er zum kgl. Hofschauspieler ernannt wurde. Seit 1872 Regisseur am Hoftheater, wurde Possart 1875 Oberregisseur und 1878 Schauspieldirektor. Nach einem Engagement in Berlin und Gastspielreisen (1887-92) kehrte er 1893 als Leiter des Hoftheaters und Generalintendant nach München zurück, wurde 1898 in den Adelsstand erhoben und trat 1905 in den Ruhestand. Possart machte sich um die Gründung des Münchner Prinzregententheaters 1901 verdient. Seine Glanzrollen als Schauspieler waren u.a. Richard III., Mephisto, Shylock und Jago. Er verfasste Schauspiele (u.a. das Lustspiel Im Aussichtswagen, 1898), Schriften zum Theater und die Autobiographie Erstrebtes und Erlebtes (1916). P. war mit der Sängerin Anna Deinet verheiratet."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

8 Dr. Schmuser = Rudolf Steiner (1861 - 1925), der sich 1913 von der "Theosophischen Gesellschaft" trennte und die "Anthroposophischen Gesellschaft" mit Hauptsitz in Dornach bei Basel gründete. 1904 - 1908 erschien von ihm Aus der Akasha-Chronik.

9Akashachronik

"Als Akashachronik bezeichnet man eine Chronik, in der im Jenseits der ganze Weltenlauf und das Schicksal jedes einzelnen Wesens vorherbestimmt und niedergeschrieben sei. Gemäß dem dort festgelegten Plan müsse der Mensch in seinem irdischen Leben bestimmte Aufgaben erfüllen, und erst wenn dies geschehen ist, könne er in die nächst höhere Stufe gelangen. Damit dies erreicht werden kann, sei nach der Weltsicht, aus der dieser Ausdruck stammt, jedem Menschen ein geistiger Führer aus dem Jenseits beigegeben. In bestimmten esoterischen Richtungen ist es möglich, mit dem geistigen Führer in Kontakt zu treten, um Inhalte seiner Lebensaufgabe zu erfahren. "

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Akashachronik. -- Zugriff am 2004-07-15]

10 Elbflorenz = dresden

11 Maler Fidus = Hugo Höppener (1868 - 1948)

"Fidus, Zeichner, Illustrator, geb. 8.10.1868 Lübeck, gest. 23.2.1948 Schönblick (heute zu Woltersdorf, Kr. Fürstenwalde)

Der Sohn eines Konditors wandte sich nach dem Besuch der Lübecker Gewerbeschule einer künstlerischen Laufbahn zu und besuchte seit 1887 die Kunstakademie in München, wo er bald Schüler Karl Wilhelm Diefenbachs wurde, bei diesem die Silhouettenkunst erlernte und an dessen Schattenfriesen mitarbeitete. Nach Reisen durch Norwegen, die Schweiz, Istrien und Italien ließ sich F. 1893 in Berlin nieder und war Mitbegründer einer theosophischen Gesellschaft sowie der Monatsschrift "Die Sphinx", deren zeichnerische Gestaltung er übernahm. Für seine Idee einer "Tempelkunst" schuf er bauliche Entwürfe. Seit 1896 Mitarbeiter des "Simplicissimus" sowie der "Jugend", schuf er Illustrationen und Buchschmuck für verschiedene Verlage. Seine reichornamentierten Rahmenzeichnungen sind dem Jugendstil verpflichtet. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Lichtgebet; ferner schuf er nordische Küstenlandschaften und Kriegsbilder."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

12 Makartbuketts

"Makartbukett , Makartbouquet, großer Strauß aus künstlichen oder getrockneten Blumen, Gräsern, Schilfkolben, Disteln, vergoldeten Palmenblättern u. ä., verziert mit Bändern und Pfauenfedern. Benannt sind die Blumenarrangements nach dem österreichischen Maler Hans Makart, in dessen Atelier große Vasen mit solch dekorativem Blumenschmuck standen, die auch auf manchen Bildern des Künstlers dargestellt sind. "

[Quelle: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_5656.html. -- Zugriff am 2004-07-15]

13 Torquemada

"TORQUEMADA, Tomás de, span. Generalinquisitor, * 1420 Valladolid, † 16.9. 1498 Ávila, Neffe des Kardinals Juan de T. (s.d.). - T. trat in den Dominikanerkonvent S. Pablo in seiner Geburtsstadt ein, wurde schließlich Prior von Santa Cruz in Segovia. Als Berater und Beichtvater der Kath. Könige Isabella I. und Ferdinand II. erwarb er sich insbesondere das Vertrauen der Königin. 1478 bereits Inquisitor für Kastilien, wurde er 1483 erster Großinquisitor des Königreichs Aragón mit weitreichenden Vollmachten, die bald auf Kastilien ausgedehnt wurden; im selben Jahr erhielt er den Vorsitz des neuerrichteten Consejo de la Santa y Suprema Inquisición General. Bereits im folgenden Jahr erließ er für Sevilla Instrucciones für die Inquisition (1485 für Valladolid, 1488 für Ávila), die später mehrfach erweitert wurden. Unter ihm wurde die Inquisition als territoriale Organisation und staatliches Machtinstrument ausgebaut, das vor allem gegen vermeintlich judaisierende Konvertiten vorging. An der Vorbereitung des Pogroms von 1492, das nichtkonvertierwillige Juden zur Auswanderung zwang, war er führend beteiligt. Nach der Reconquista wurde die Inquisition auf konvertierte Mauren (Moriskenproblem) ausgeweitet. - In dem von T. gegründeten Konvent Santo Tomás zu Ávila führte er in den Statuten das Prinzip der »Reinheit des Blutes« (limpieza de sangre) ein. "

[Quelle: Norbert M. Borengässer . -- http://www.bautz.de/bbkl/t/torquemada_t.shtml. -- Zugriff am 2004-07-15]

14 Lucrecia Borgia (1480–1519)  = skandalträchtige Tochter von Papst Alexander VI.

15 Schönherr = Karl Schönherr (1867 - 1943)

"Schönherr, Karl, österr. Schriftsteller, Mediziner, geb. 24.2.1867 Axams (Tirol), gest. 15.3.1943 Wien

Der Sohn eines Dorfschullehrers studierte seit 1886 Germanistik und klassische Philologie, seit 1887 Medizin in Innsbruck und Wien, wurde 1896 zum Dr. med. promoviert und war dann als Hilfsarzt in St. Pölten tätig. Später eröffnete S. eine Praxis in Wien, die er jedoch 1905 aufgab, um sich ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu widmen. Bereits als Student veröffentlichte S. mundartliche Gedichte und Geschichten aus den Tiroler Alpen (u.a. Allerhand Kreuzköpf, 1895), hatte 1900 mit dem Einakter Die Bildschnitzer einen ersten Bühnenerfolg und verfasste bis zum Ende des Ersten Weltkriegs mehrere, zum Teil sozialkritische Dramen mit Themen aus dem Volkstum und der Geschichte seiner Tiroler Heimat (u.a. Erde, 1907; Der Weibsteufel, 1915; Frau Suitner, 1916). Seine größten Erfolge feierte er am Wiener Burgtheater, in dessen Auftrag zahlreiche Werke entstanden. 1911 und 1917 wurde S. mit dem Grillparzer-Preis ausgezeichnet."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

Schönherr, Karl <1867 - 1943>: Glaube und Heimat : Die Tragödie die eines Volkes. -- 21.-30. Tsd. -- Leipzig : Staackmann, 1911. -- 115 S.


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