Herausgegeben von Alois Payer (payer@payer.de)
Zitierweise / cite as:
Strauß, David Friedrich <1808 - 1874>: Streitschriften I <Auszug>. -- 1837. -- Fassung vom 2005-01-21. -- URL: http://www.payer.de/religionskritik/strauss03.htm
Erstmals publiziert: 2005-01-21
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Veröffentlicht in:
Strauß, David Friedrich <1808 - 1874>: Herr Dr. Steudel oder die Selbsttäuschungen des verständigen Supranaturalismus unserer Tage. -- Tübingen : Osiander, 1837. -- XVI, 192 S. ; 8º. -- (Streitschriften zur Vertheidigung meiner Schrift über das Leben Jesu und zur Characteristik der gegenwärtigen Theologie / David Friedrich Strauß ; Bd. 1, H. 1). -- S. 92f.
Abgedruckt in:
Das Christentum im Urteil seiner Gegner / Hrsg. von Karlheinz Deschner. -- Wiesbaden : Limes-Verl., 1969 - 1971. -- 2 Bde. -- Bd. 1. -- 1969. -- S. 275f. [Wiedergabe hier nach diesem Nachdruck]
Über David Friedrich Strauß siehe:
Strauß, David Friedrich <1808 - 1874>: Über Leichenpredigten. -- 1863. -- URL: http://www.payer.de/religionskritik/strauss01.htm. -- Zugriff am 2005-01-21
Ja, ich hasse und verachte jenes andächtige, zerknirschte und
angstvolle Reden in wissenschaftlichen Untersuchungen, welches auf jedem
Schritte sich und dem Leser mit dem Verluste der Seligkeit droht, und ich weiß,
warum ich es hasse und verachte. In wissenschaftlichen Dingen verhält sich der
Geist frei: Soll also auch freimütig das Aug erheben, nicht knechtisch es
senken; für die Wissenschaft existiert unmittelbar kein Heiliges, sondern nur
Wahres: Dieses aber verlangt keine Weihrauchwolken der Andacht, sondern Klarheit
des Denkens und Redens; noch kennt der Geist, wo er der Spur der Wahrheit zu
folgen sich bewusst ist, eine Gefahr: sondern ist völlig ruhig über das Ziel, zu
welchem sie ihn führen wird, überzeugt, es werde das beste sein. Alles jenes
andächtige, beklemmte Wesen aber in
Sachen der Wissenschaft kann nur dazu dienen, das Denken scheu und befangen zu
machen, es durch fremdartige Rücksichten zu bestechen, um statt zum Ziele der
Wahrheit vorwärts, vielmehr im Kreise dahin zurückzuführen, wo das Vorurteil
längst stand, und auch fernerhin zu verbleiben wünscht.
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