Religionskritisches von Ludwig Thoma

Josef Filser über die Beichte bei einem Kapuziner (1909)

von Ludwig Thoma


Herausgegeben von Alois Payer (payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Thoma, Ludwig <1867-1921 >: Josef Filser über die Beichte bei einem Kapuziner.  -- 1909. -- Fassung vom 2004-06-14. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/thoma05.htm     

Erstmals publiziert: 2004-06-14

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library


Erstmals erschienen in:

Thoma, Ludwig <1867-1921 >: Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten. -- München : Langen, 1909.


An hern
Gorbinian Bechler, Bosdhalder
in Mingharting
Bosd Daselbs

liber Freind

Indem ich gestern zur Fohlendung fon meiner barlamendarrischen Anwäsenheit in München noch beicht hab bei di Kabutsiner mus ich dier ahles verzeihgen wo du mier gethan hasd in Worden, Wergen und fräche brife.


Abb.: Kapuziner. -- Von Eduard Thöny (1866 - 1950)

[Bildquelle: Thoma, Ludwig <1867-1921 >: Jozef Filsers gesamelter Briefwexel : 2 Bde in einem / Ludwig Thoma. Mit 30 Zeichngn v. Eduard Thöny . -- München : Langen, [1938] -- S. 93]

Indem der hochwierninge Kabutsiner disses gesagt hat, das ich es dier ferzeihgen mus.

liber Freind, du must nichd klauben das ich noch der alde Mentsch bin, sontern ich bin ein neier Mentsch und bald du wider nach Minchen kohmst, da gehen mier nichd mer auf die Rähdut sontern mier gengen briederlich zusahmen zu die Kabutsiner und lahsen inserne Sählen auswaschen und reunigen und buzen, den du must es klauben, mier braugen schon einen schtarken Kabutsiner bis das mier ausbuzt sind.

Disses hawe ich jez erkahnt. Liber Freind ich mus es dier beriechden, das disser heulige Badder Zirilus mich ausbeidelt had, das keine Siende nichd mer blaz gehabd had bei mir sontern siend ahle herausgefahlen und ist es jez ganz lär. Er is zuerscht gans schtill dagesiezt und hawe ien plos schnaubfen hören bald er geschnubft had, haber auf einmahl hat er angefahngen mit seinen grosen Barth zum waggeln und mit die Augn zum Kuhgeln das ich gemergt hawe jez bakt er den Deifel an und fozzt ien aber anderst her das ihm die Lufd ausget und fieleicht bleggt er seine hellischen zene und wiel nicht ford, haber der Kabutsiner kehnt keinen Schpas nichd und fozzt ien umeinand in beichdschtuhl das er wimbseld, und der badder Zirilus hat geschwiezd for lauder Arbeid und auf einmahl had es habscheiling gerohchen und fieleicht wahr es der Deifel und ist fort.

Der badder Zirilus hat geseifzd und ist iem leuchter wohrden und ich hawe gefragt hochwiern her badder zuwägen was miessen sie ienen so blahgen und er war gans zohrnig und had gesagd, das mein Deifel, der wo bei mier loschierd gewesen ist ein biesiger Bauerndeifel wahr wo immer nach iem geschnabbt had und geknuhrt und had iem missen auf die Schnautsen schlahgen und obachd gäben, das er nicht beußt haber jez ist er heraussen.

Der badder Zirilus had gesagd was ich fieleichd klaube, wie schwär es ofd ist bald man einem Menschen plos einen Zan ziegt wo fest schtekt und grose Wurtseln had, und der Deifel had fiel schtärkerne Wurtseln und ist tifer einwändig und schpreizt sich ein, bis man ien herausziegt aus der bauernsähle und derf man kein Augnpliek loslahsen sonzt rudscht er wider hinunder in die Bauernsähle. Haber jez ist er heraussen und der badder mus schnaubfen for er zum buzen anfahngt, das der ganse Dräg weg kohmt wo der Deifel hinderlahsen had.

Liber Freind jez hat der Badder Zirilus in die hende geschbiben indem er jez den geischlingen Schubkahren niemt, das er den grosen Misthauffen der Siende hinausfarrt aus der Bauernsähle.

Liber Freind, ich mus es dir beriechden, das ich iem ahles gesagd hawe und auch deinen Brif hawe ich iem gesagt. Liber Freind da had awer sein Barth gedanzt, wie ich iem gesagt hawe, das du mit einen Oxenfisel die Schuzbadrön herum lahsen wielst.

Er had gesagt was fier ein Deifel mus bei dissem Mentschen loschürn. Da braugen mier ja einen Kaiblstriek das mier dissen Deifel herausziegen und er had gesagd, ich sohl meinen Freind herbriengen, und er niemt noch zwei Kabutsiner, das sie zusahmen disse schwäre Arbeid ferrichden und ein Kabutsiner mus dier den Kobf halden und die andern zwei ziehgen, sonzt get disser Deifel nichd heraus.

Mein liber Gorbinian du derfst es nichd ferseimen, indem es mier der Badder Zirilus genau beschriem had das dein Deifel zulezd das Fuhderal zerschbrengt, wo deine Sähle ist und bald einmahl das Fuhderal kabud ist kahn man es nichd mer buzen. Du derfst nichd mehr zohrnig sein und keine schlechden Reden nichd fieren, indem disses dem Deifel sein Fudder ist, wo du iem zu fressen giebst, sontern du must jez ganz sanbftmiedig sein, bald ich zu dier kohme und lahse auch deinen Oxenfisel in der Schuhbladen.

Liber Freind ich bin jez auch gans sanbftmiedig, indem meine Sähle ausbuzt ist und kein Dräg nichd mer darin und ich fezeihge dier ahles und auch deinen frächen und unferschembten Brif, haber lahse deinen Oxenfisel in der Schublade darin. Ich wiel Deiner Alden nichz sahgen, indem jetz disse wollistige Begäbenheid forbei ist und disses Weibsbild hat ein Afikat kadollisch gemachd und ier gesagd, bald sie plos mit die Augn plinselt, mus sie wegen Erbresung inz Zuchdhaus. Jez lahst sie mier meine Ru und du brauxt keine Anxt nicht mer zum haben for die ierdischen Ferlegenheiden und wegen den hiemlischen Ferdrus brauxt du plos einen Kabutsiner, wo dich ausbuzt. Indem du mier deine Freindschaft kündigt hast mus ich bemergen, das ich zwei Kaibeln zum ferkaufen hawe und der Lamblwierth mechte sie gern kauffen, haber fieleichd maxt Du kein Brofid machen fon deinen Feind und ich geb die Kaibln dem Lamblwierth? Aber bald Du klaubst das mier sich wider gud sind krixt Du die Kaibln.

Indem ich jez ganz sanbftmietig bin und ich nichd wiel, das Deine Alde was schbannt, indem die Weibsbilder es gleich in die Nahsen krigen.

Fieleichd bist du auch fohler Reie ieber Deinen frächen und unferschembten Brif und mir sind wider Schbezeln, indem ich bald heimkohme.

Es grüßt Dich

Dein liber
Jozef Filser.


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