Architektur für die Tropen

สถาปัตยกรรมเกี่ยวกับเขตร้อน

Bambus als Material

ไผ่

1. Botanisches - พฤกษศาสตร์

A. Anhang: Botanische Einleitung / von Carl Schröter, 1903


Kompiliert von Alois Payer

mailto:payer@payer.de 


Zitierweise | cite as:

Payer, Alois <1944 - >:  Bambus als Material. -- 1. Botanisches. -- (Architektur für die Tropen). --  A. Anhang: Botanische Einleitung / von Carl Schröter, 1903. -- Fassung vom 2009-10-14. -- URL: http://www.payer.de/tropenarchitektur/troparch031a.htm     

Erstmals veröffentlicht in:

Spörry, Hans <1859-1925> ; Schröter, Carl <1855-1939>: Die Verwendung des Bambus in Japan und Katalog der Spörry'schen Bambussammlung  / von Hans Spörry. Mit einer botanischen Einleitung / von C. Schröter. -- Zürich : Zürcher & Furrer, 1903.  -- 198 S. : 8 Tafeln im Anhang und  etwa 100 Textbilder.  -- (Geographisch-Ethnographische Gesellschaft Zürich). -- S. 1 - 10. --  Online: http://www.archive.org/details/dieverwendungdes00sp. -- Zugriff am 2009-09-20

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Dieser Text ist Teil der Abteilungen Architektur und Entwicklungsländerstudien von Tüpfli's Global Village Library


น้ำชา gewidmet


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Botanische Einleitung / Von C. Schröter


Diese einleitenden botanischen Bemerkungen haben vor allem den Zweck, den Besucher der Sammlung und den Leser des Kataloges mit Bau und Wachstum des Bambus bekannt zu machen, das Verständnis zu erleichtern für den innigen Zusammenhang zwischen Struktur und Verwendung, und für das Raffinement, mit dem der Japaner die gegebenen natürlichen Vorteile dieses einzigartigen Materials auszunützen verstand.


Tafel I

Unter dem Begriff „Bambus" fasst man im gewöhnlichen Sprachgebrauch alle baum- oder strauchartigen Gräser mit ausdauerndem, verholztem und verzweigtem Stamm zusammen. Wissenschaftlich sind die Bambusen zu definieren als eine Unterfamilie der Gräser; sie ist charakterisiert durch den verholzenden Halm, das Gelenk zwischen Blattspreite und Blattscheide (Tafel I, Fig. 4), die drei Schüppchen (Lodiculae) und drei oder sechs bis viele Staubgefässe der Blüte (Tafel I, Fig. 7). Die Bambusen umfassen nach der neuesten Bearbeitung derselben durch Hackel (in Engler und Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien) 23 Gattungen mit 184—186 Arten, welche in der alten Welt von 32 S. B. (Südafrika) bis 46 N. B. (Kurilen), in der neuen Welt von 42 S. B. (Insel Chiloé) bis 40 N. B. (bei Philadelphia) verbreitet sind.

Sie sind mit wenigen Ausnahmen in ihren Wuchsverhältnissen eine eigenartige Mischung von Gras, Palme und Laubbaum. Wie viele unserer Gräser bilden sie von einem unterirdischen Wurzelstock aus entweder dichtgedrängte Horste oder weit kriechende Ausläufer. Von allen andern Gräsern aber unterscheiden sie sich durch die mehrjährige Dauer, die Verzweigung und die Verholzung ihres Halmes ; er kann bis 60 und mehr Jahre dauern. Dabei gleicht er einem Laubbaum in der alljährlichen Vergrößerung der Krone durch neuen Zweigansatz und durch das Abwerfen [S. 2] der Blätter an einem Gelenk (Tafel I, Fig. 4). Mit den Palmen aber hat der Bambus die Eigenschaft gemein, den Stamm gleich von Anfang an in seiner definitiven Dicke aus der Erde emportreten zu lassen (Tafel I, Fig. 1). Der Bambus hat kein nachträgliches Dickenwachstum wie die Laub- und Nadelhölzer; der 60-jährige Halm ist nicht dicker als der einjährige!1  — Zuletzt aber bricht doch wieder die Grasnatur siegreich durch ; nachdem der Halm endlich, oft nach langen Jahren, geblüht und gefruchtet, stirbt er ab wie ein fruchtender Grashalm, und die Erneuerung des Lebens greift wieder auf den Wurzelstock zurück.

1 Das darf nicht etwa so missverstanden werden, als ob der Bambus gleich im ersten Jahr seines Lebens aus dem Wurzelstock einen eben so dicken Halm hervortreibe als mit 60 Jahren. Die Halme einer jungen Bambuspflanze sind dünn; jedes Jahr werden dickere Halme erzeugt, bis zur definitiven Dicke. Der einzelne Halm aber behält seine anfängliche Stärke bei, so lange er steht (Nr. 1183).

Die unterirdischen Wurzelstöcke (Rhizome) sind solid, dicht geringelt und an den Knoten rings herum von zahllosen Nebenwurzeln besetzt (Tafel I, Fig. 1); sie kommen als dünne Spazierstöckchen in den Handel.

Die Halme entstehen als kleine Knospen an den Knoten der Wurzelstöcke, wachsen mehrere Jahre unter der Erde in die Dicke und brechen dann als kurze dicke Kegel hervor, die von scheidigen Niederblättern eingehüllt sind (Tafel I, Fig. 1). Diese jungen saftigen Bambussprosse sind ein beliebtes Gemüse der Japaner (Katalog Nr. 14).

Der Spross entwickelt sich mit erstaunlicher Raschheit zum Halm. Das Maximum an Wachstumsschnelligkeit wurde in einem Gewächshaus des botanischen Gartens in Kew bei London an Bambusa arundinacea beobachtet, nämlich 91 cm. in 24 Stunden! Dr. Shibata konstatierte an Schösslingen von Phyllostachys mitis im botanischen Garten der Universität von Tokyo eine maximale Wachstumszunahme von 83,8 cm. in 24 Stunden1. Kraus2 fand [S. 3] bei Dendrocalamus spec. im botanischen Garten von Buitenzorg [heute Bogor] in Java ein Maximum von 57 cm. pro 24 Stunden, ebenso Rivière bei Phyllostachys mitis im Jardin d'acclimatation in Algier.

1, 2 Vergl. R. Shibata, Beiträge zur Wachstumsgeschichte der Bambusgewächse — Journal of the College of Science, Imperial University, Tokyo, Japan Vol. XIII P. III 1900. — Eine vollständige Zusammenstellung der altern Angaben über das Wachstum der Bambuspflanzen findet man bei Kraus, in den „Annales du jardin botanique de Buitenzorg" 1895 Bd. XII.

Während des Aufschießens bleibt der Halm unverzweigt, bis er seine volle Höhe erreicht hat, was schon im ersten Jahr geschieht. Er erscheint also als astloser Spieß, nur von den oft mächtigen Scheidenblättern bedeckt (Tafel I, Fig. 2). Diese fallen ab, sobald der Halm sich zu verzweigen beginnt. Sie sind oft sehr derb gebaut und werden technisch verwendet (Kat. Nr. 2).

Wunderbar graziös ist der Anblick des entwickelten, reich verzweigten und beblätterten Halmes ! Pfeilgerade entsteigt er dem Boden als schlanke, zierlich geringelte Säule, oben in feine und immer feinere Äste sich auflösend, die unter der Last der federförmig die äußersten Zweigenden bekleidenden Blätter in anmutigem Schwung sich neigen, jedem Windhauch folgend.

Der ausgebildete verzweigte Halm sitzt mit kegelförmig zugespitzter stets etwas gebogener Basis dem Wurzelstock auf und ist mit demselben durch ein ganz dünnes stielförmiges Stück verbunden (Tafel I, Fig. 3). Diese Halmbasis ist charakterisiert durch dicht aufeinanderfolgende Knoten, welche mit zahllosen Nebenwurzeln besetzt sind. Da die Verbindung mit dem Wurzelstock nur eine sehr dünne ist, muss eben der Halm durch reiche Produktion eigener Wurzeln für seine Befestigung im Boden und die nötige Säftezufuhr sorgen.

Bei verarbeiteten Halmen werden die Nebenwurzeln abgeschnitten (wie es Tafel I, Fig. 3 vorn dargestellt ist) und hinterlassen dann kreisförmige Narben. Solche Halmbasen treten uns in den Griffen unserer Bambus-Spazier- und Schirmstöcke entgegen. Sehr instruktiv zeigt uns die Blumenvase Kat. Nr. 213 die Basis eines Halmes mit dem Rhizom. Auch sonst wird die Halmbasis ihrer kräftigen natürlichen Ornamentik durch die Wurzelnarben und ihrer Kegelgestalt willen vielfach als Rohmaterial verwendet (Kat. Nr. 145,362 — 370,372 — 374,388 — 391 etc.).

Weiter oben am Halme folgen die Knoten in weitem Abstände von einander (siehe Tabelle Seite 49). Die Halmglieder [S. 4] („Internodien") sind hohl, an den Knoten durchsetzen feste, stark verkieselte Scheidewände („Knotenwände") das Innere (Tafel I, Fig- 5).

Die Knoten sind die Einfügungsstellen der abgefallenen Scheideblätter ; sie haben nicht etwa, wie man vielfach von Laien fragen hört, die Bedeutung von Jahresringen, an denen man das Alter abzählen könnte. Sie bestehen meist aus einer Doppellinie (Tafel I, Fig. 3 und 5). Die untere, stärker vorragende, bedeutet die Blattnarbe, die obere, eine ringförmige Erhebung, entspricht der Stelle der Nebenwurzel-Anlagen. Die Nebenwurzeln brechen allerdings meist nur an den untersten, erdnahen Knoten wirklich hervor. Oft aber sieht man bis weit hinauf wenigstens kleine Spitzchen vorragen (so z. B. bei dem vierkantigen Bambushalm, Kat. Nr. 7—8).

An den Knoten entspringen auf abwechselnden Seiten des Halmes die Seitenzweige, deren Knospen durch Druck an den darüberliegenden Internodien oft zwei deutliche durch eine Kante getrennte Rinnen hervorrufen.

Die Oberfläche des Halmes ist glänzend und glatt, anfangs grün, später gelblich, oder braun bis schwarz, einfarbig, oder durch unregelmäßige Pilzflecken punktiert oder getigert oder durch andersfarbige Längslinien gestreift. Immer ist das Gewebe total verkieselt, so dass nach dem Glühen ein vollständiges Skelett der Zellen übrig bleibt. Zur Illustration der durch diese Verkieselung bedingten Härte mag die Tatsache erwähnt werden, dass manche Arten beim Fällen mit eisernen Beilen Funken geben und dass man Bambusspäne als Wetzstein für eiserne Messer benützt (Java). Auch die direkte Verwendung zugeschärfter Bambusspähne als Messer (siehe Seite 13 und 27) und als Sicheln, wie es Verfasser in Java fand, beruht auf der Verkieselung. In den untersten Gliedern alter Halme finden sich manchmal Konkretionen aus beinahe reiner Kieselsäure („Tabaschir", Kat. Nr. 17).

Die Fasern laufen in den Internodien streng parallel und bedingen so die unbegrenzte Spaltbarkeit derselben; in den Knoten durchkreuzen sie sich nach allen Richtungen.


Fig. 1. Hotei-chiku [ホテイチク] (Glücksgott-Bambus). Fig. 2. Kikko-chiku [キッコウチク] (Schildkröten-Bambus).
(Nach japanischem Original im „Nippon chiku fu".)

Bemerkenswert, und von den Japanern, die für alle Naturspiele [S. 5] eine besondere Vorliebe haben, hochgeschätzt, sind die abnormen Halme: Erstens der „Glücksgottbambus" oder „Hotei-chiku" [ホテイチク] (Phyllostachys bambusoides Sieb, et Zucc. var. aurea Makino), mit schiefen Knoten und bauchigen Internodien (Kat. Nr. 9, siehe Fig. 1).

Zweitens der Schildkrötenbambus oder „Kikko-chiku" [キッコウチク] (Kat. Nr. 1 1 , Fig. 2 = Phyllostachys misis Rivière var. heterocycla [Carrière] Onuma) mit eigenartig verzerrten Knotenlinien, welche eine schildplattähnliche Zeichnung bedingen. Die Verzerrung der Knotenlinien ist nach Dingler1 bedingt durch eine an den Seitenknospen auftretende Streckungshemmung.

1 H. Dingler. Über abnorme Wachstumshemmungen am Grasstamme. Berichte der deutschen bot. Ges. Jahrg. 1896, Bd. XIV S. 295 ff.


Fig. 3 Rasetu-Chiku (Muschel-Bambus).
(Original im „Nippon chiku fu".)

Drittens der „zwangsgedrehte" Halm, wie ihn Dingler1 [S. 6] beschreibt ; hier sind die Knoten in eine kontinuierliche Spirale aufgelöst, welche den Halm vielmal umkreist (Fig. 3 = Arundinaria Simonii Riviere var. monstrosa Onuma).

 1 H. Dingler. Die Vorgänge bei der sog. „Braunschen Zwangsdrehung". — Flora oder all. Bot. Zeitung. Erg.-Bd. 1897, 84. Bd. Heft 3.

Viertens das dreigeteilte Rohr (Kat. Nr. 10).

Sehr häufig traf ich an Bambusbüschen sogenannte „Hexenbesen", abnorm reich und buschig verzweigte Partien, deren Entstehungsursache (Pilz , Galle oder spontane Abänderung) noch nicht bekannt ist. So im botanischen Garten in Tokyo, in manchen Bambus-Wäldchen auf dem Lande, aber auch in Java an den dort kultivierten Arten. —

Die Blüten sind echte Grasblüten, zwischen Spelzen eingeschlossen (Tafel I, Fig. 6 und 7).

Die meisten Bambusen blühen äußerst selten, und brauchen eine größere Anzahl von Jahren, bis sie blühreif sind. In manchen Teilen Ost-Indiens pflegen die Eingeborenen zu sagen: ein Mann, der zwei Samenjahre des Bambus gesehen hat, müsse mindestens 60 Jahre alt sein. In den unzähligen bildlichen Darstellungen des Bambus in Japan findet man nie eine Blüte wiedergegeben. Der große violette Auswuchs, der auf dem Rollbild Katalog Nr. 1081,9 als „Bambusblüte" dargestellt ist, ist wahrscheinlich ein Pilz, jedenfalls aber keine Blüte; wenn der Maler sie als solche bezeichnet, so beweist er eben, dass er nie eine wirkliche Blüte gesehen hat.

In dem dreibändigen Werke „Nippon-chiku-fu" 1885, von Katayama Naohito herausgegeben, und Beschreibungen sämtlicher [S. 7] japanischer Arten enthaltend, ist auf den 90 Tafeln nirgends eine Blüte abgebildet1 (Kat. Nr. 1101/1103).

1 Nähere Ausführungen über das Blühen der Bambusen hat Brandis gegeben in Hackel: Gramineen, in Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfamilien, II. Teil, 2. Abteil. Seite 89—90, 1887, und der Verfasser in seiner Schrift: Der Bambus und seine Bedeutung als Nutzpflanze, Zürich 1885.

Blühende Bambusen pflegen allgemeines Aufsehen zu erregen. Herr Spörry schreibt: „Im „Mai-nichi-shimbun" [毎日新聞] (Tagblatt vom 30. August 1893) stand zu lesen, dass seit einigen Tagen der Bambus des Hachiman-Tempels [八幡神] in Sugi no mura, Provinz Gifu [岐阜県], einen sehr seltenen Anblick biete, indem das ganze Bambuswäldchen in Blüte stehe, und von morgens bis abends von Neugierigen umgeben sei, die aus der ganzen Umgebung herbeiströmen, um das Wunder anzustaunen." —

Der Bambushalm ist es, der in seiner unerschöpflichen Anwendbarkeit der treueste Freund des Japaners geworden ist. Das dicke Bambusrohr (und es gibt solche von 1 Fuß Durchmesser) ist eine leichte aber tragfeste Säule, glatt und glänzend, leicht polierbar und in der harten Oberfläche die feinste Gravur treu bewahrend.

Die Knoten festigen und schmücken zugleich den Halm. Das dünnere ganze Rohr ist ein biegsamer Bestandteil von gröbern Geflechten rustiken Stils (s. Seite 43), ein fertiger Handgriff und Stiel, ein Stock, eine Angelrute etc. Die Hohlheit der Glieder macht sie zu mancherlei geschickt : Ein oben und unten durch Knotenwände geschlossenes Glied ist ein Fässchen, an dem man nur Spuntloch und Hahn anzubringen braucht (vergleiche die Reiswein-Fässchen 430— 436). Ein oben offenes Halmglied mit Knotenwand als Boden ist ein Wassertopf, Becher, Pinselständer, Blumenvase, Tabaktopf, Teebüchse, Pinsel- und anderes Futteral. Schneidet man beide Knoten weg oder durchbricht sie in einem langen Halm, so hat man ein Rohr für Wasserleitungen etc. Die isolierte Knotenwand liefert Platten für Vasentische oder Löffel, deren Stiel aus dem am Knoten entspringenden Zweig besteht. Halbieren wir das Halmglied der Länge nach, so erhalten wir Rinnen, [S. 8] aus denen der Japaner Teeschöpfer, Briefschachteln, Sandalen, Ess-Stäbchenlager etc. herstellt. Pressen wir endlich die gebogene Halbwand eben, so erhalten wir Brettchen, die zu Sandalen-Sohlen, Kuchenbecken, Reisopfertellerchen etc. benützt werden.

Der Bambus ist leicht spaltbar; aus gröbern Lamellen werden Körbe geflochten, Gestelle zusammengenagelt, Storen verfertigt, Furniere zusammengesetzt, Schirmgestelle gemacht, Fächerschienen hergestellt. Aus den feinern Lamellen-Stäbchen werden in unendlicher Mannigfaltigkeit in Technik und Mustern Korbwaren aller Art geflochten. Ein am Ende in viele Lamellen gespaltenes Rohr liefert einen Fächer, wenn die Lamellen in eine Ebene ausgebreitet und mit Papier überzogen werden, einen Teequirl, wenn sie in Kreise gebogen werden (Nr. 351). Die feinsten Bambusfäden werden zu dem bekannten geflochtenen Überzug von Porzellantässchen und Flaschen verwendet.

Über die Kultur des Bambus finden sich eingehende Angabe von Herrn Spörry Seite 12 — 19. Hier mögen zur Ergänzung noch einige eigene Beobachtungen eingefügt werden. Der Verfasser hatte auf einer Reise um die Welt Gelegenheit, in der Nähe von Kyoto [京都] die Bambuskultur eines Kleinbauern näher zu besichtigen. Wir staunten ob der Komplikation des japanischen Kleinbetriebes. Der Mann kultivierte auf seinem eine Hektare großen Gütlein nicht weniger als 33 verschiedene Kulturpflanzen! Zuletzt führte er uns in sein Bambuswäldchen, aus Ma-dake [マダケ] (Phyllostachys bambusoides Sieb, et Zucc.) bestehend. Es war vor 50 Jahren gepflanzt worden, mit Rhizomstücken wie immer ; seither stets gedüngt mit Kompost und Gründüngung. Wenn die Halme drei Jahre alt sind, liefern sie Bambussprossen für die Küche; der Bauer erntet jährlich 1800 — 2000 Schösslinge auf einer Fläche von 1200 tsubo [坪] (1 tsubo = 3,306 m2) also ca. 4000 m2. Wenn ein Halm 5 Jahre gestanden hat, wird er geschlagen ; das Wäldchen liefert bei diesem 5-jährigen Umtrieb jährlich 263 Rohre.

Das Alter eines Rohres ist an seiner Dicke bekanntlich nicht zu erkennen ; es wird nach dem Klang und dem Aussehen der Oberhaut beurteilt, was natürlich unsicher ist. Bei sorgfältigen [S. 9] Betrieben, wie z. B. in den Staatswaldungen von Sofu-Kudji [崇福寺] wird nach den Angaben Ussèles jeder Halm, nachdem er geschoßt hat, mit dem Datum seiner Geburt bezeichnet. Es mögen zum Vergleich mit den obigen Zahlen die Erträge dieses Staatswaldes nach derselben Quelle aufgeführt werden. Im Jahre 1887 produzierte derselbe bei dreijähriger Umtriebszeit pro Hektare 1300 Stämme im Werte von 282 Fr., außerdem 700 Bambusspargeln im Werte von 127 Fr., also 409 Fr. pro Hektare. Dazu kommen noch die abgefallenen Blattscheiden, die als Packmaterial gut verkauft werden können. Diesem Ertrag stehen freilich nicht unbeträchtliche Kosten gegenüber für die jährlich notwendige starke Düngung mit Stalldünger, Fäkalien, Reiskleie, Teichschlamm und Kompost. Also ein Gras-Wald, der gedüngt wird, und gleichzeitig Gemüse, Holz und Packpapier liefert!

Auf die einzelnen Arten und Varietäten der japanischen Bambuseen einzugehen, ist hier nicht der Ort. Es existiert keine neuere Monographie derselben; diejenige von Makino [Tomitaro Makino = 牧野富太郎, 1862 - 1957]  (siehe unten) ist leider noch nicht abgeschlossen. Bei der außerordentlich komplizierten Synonymik, welche z. T. durch die Unmöglichkeit der sichern Bestimmung steriler Formen, die Seltenheit der Blüten und die vielen auf unvollständiges Material begründeten gärtnerischen Namen bedingt ist, und bei der in den verschiedenen Werken stark abweichenden Deutung der japanischen Namen ist nur von einem gründlichen Studium an Ort und Stelle, wie es Makino begonnen hat, eine befriedigende Lösung zu erwarten. Eine treffliche Übersicht der in mitteleuropäischen Gärten kultivierten Arten haben neuerdings Ascherson und Graebner publiziert {Synopsis der mitteleuropaeischen Flora, Bd. II, 1. Abt., S. 769. — Berlin 1902).

Verzeichnisse oder Beschreibungen japanischer Bambusarten finden sich in folgenden Werken und Abhandlungen.

Franchet et Savalier, Enumeratio plantarum in Japonia sponte crescentium, Paris 1875—1879.

A. B. Freeman Mitford: The Bamboo Garden.

Katayama Naohito, Nippon chiku fu (= Japanisches Bambusbuch, siehe Kat. Nr. 1101/1103, 1885). Japanisch geschrieben, enthält eine von einem Liebhaber verfasste Zusammenstellung der japanischen Bambussorten, wie sie vom Volk und im Handel unterschieden werden, mit Abbildungen und japanischen Bezeichnungen. In einem dem Verfasser gehörenden Exemplar hat Dr. Kohei Onuma, ein tüchtiger Kenner der japanischen Flora in Tokyo, handschriftlich die sämtlichen Formen mit ihren lateinischen Namen bezeichnet. Es sind 18 Arten in 45 Abarten und Formen.

E. Satow, The culture of Bamboo in Japan — Transact. of the Asiatic Society of Japan Vol. XXVII. (Im wesentlichen eine Übersetzung des vorigen Werkes.) [S. 10]

Van de Polder, Leon, De Cultuur der Bamboe in Japan. — Bulletin van het Koloniaal Museum te Haarlem. — Maars 1894 (eine holländische Uebersetzung des ,,Nippon-chiku-fu", mit 64 Abbildungen). Siehe Kat. Nr. 11 74.

Makino, Description des Produits forestiers envoyés à l'Exposition universelle de 1900 ä Paris par le ministère de l'Agriculture et du commerce du Japon.

Makino, Bambuseae japonicae (Neueste Monographie der japanischen Bambusarten — Botanical Magazine Tokyo, Vol. XIV, 1900; unvollständig, enthält bis jetzt nur das Genus Arundinaria).

Matsumura, Enumeration of selected scientific names of both native and foreign plants with romanised Japanese names. Tokyo, 1897 (zählt 15 Arten auf).

Makino, T. and Shibata, K., On Sasa, a New Genus of Bambuseae and its Affinities. — Botanical Magazine, Tokyo, Vol. XV, Nr. 168, 1901.

Hackel, E., Enumeratio graminum Japoniae. — Bulletin de l'Herbier Boissier, tome VII, 1899, pag. 637, 701 (zählt 16 Arten auf).

Eine von T. Makino gesammelte, durch Herrn Spörry dem botanischen Museum des Polytechnikums zugekommene Kollektion japanischer Bambusformen in getrockneten Exemplaren und in Halmstücken, teils mit der lateinischen, teils nur mit der japanischen Bezeichnung, zählt 40 verschiedene Nummern.