Kulturen von Arbeit und Kapital

Teil 3: Kapitaleignerkulturen

5. Kreditinstitute


von Margarete Payer

mailto: payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Kulturen von Arbeit und Kapital. -- Teil 3: Kapitaleignerkulturen. -- 5. Kreditinstitute. -- Fassung vom 2006-06-07. -- URL: http://www.payer.de/arbeitkapital/arbeitkapital0305.htm        

Erstmals publiziert: 2005-10-19

Überarbeitungen:  2006-06-07; 2005-11-20 [Ergänzungen]; 2005-11-13 [Ergänzungen]; 2005-10-29 [Ergänzungen]; 2005-10-20 [Ergänzungen]

Anlass: Lehrveranstaltung an der Hochschule der Medien Stuttgart, Wintersemester 2005/06

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0. Übersicht



1. Mottos



Abb.: Buchtitel

Pecunia) non olet Geld stinkt nicht.

Vgl. Suetonius, De vita Caesarum, Vespasian 23,3 (über die Urinsteuer)

Quid faciant leges, ubi sola pecunia regnat? Was sollen Gesetze, wo ausschließlich das Geld regiert?

cf. Petronius, Satyricon 14,2

Wie verdient man an der Börse ein kleines Vermögen?

Indem man seinem Anlagenberater ein großes Vermögen anvertraut.

Alter Kalauer

"Handelsteil

Da lesen wir nun so viel über Bankkrachs, zerplatzte Versicherungsgesellschaften, Geschäfte, die ihre Zahlungen eingestellt haben . . . viel Geld ist da verloren gegangen, viel Geld der andern – ja. Und was, glauben Sie, wird uns da beschrieben? Die letzte Verzweiflung der kleinen Leute, die ihre Spargroschen nicht mehr wiedersehen? zerstörtes Alter? zerstörtes Leben? Ach nein, das nicht. Es werden uns die Bankiers beschrieben. Was tun die Bankiers –? Sie brechen zusammen.

Jeder Bankier, der etwas ausgefressen hat, bricht zusammen. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch. Und zwar bricht er entweder in einem Sanatorium zusammen oder auch zu Hause, aber das ist nicht so fein. Er – »Na, hören Sie mal, Sie sind aber komisch: Meinen Sie, das ist ein Spaß, so eine Pleite? Machen Sie das mal mit, ehe Sie mitreden . . . « – Nein, danke; ich verdiene ja auch nicht so viel; ich brauche das nicht. Und ein Spaß ist es gewiss nicht. Ich meine nur . . . »Was? Was soll der Bankier denn tun, wenn er Pleite macht? Auf einem Bein tanzen?« – Nein, das sähe nicht hübsch aus. Ich meine nur . . . wenn sie einen Lokomotivführer herunterholen, weil er nach zehn Stunden Dienst ein Signal überfahren hat, und es hat ein Unglück gegeben, dann sperren sie ihn ein. Fertig. – »Und? Na und? Sperren sie den Bankier vielleicht nicht ein?« – Nicht so lange. Es finden sich zwei Hausärzte und ein Professor, die die ganze Strenge ihrer militärärztlichen Dienstzeit vergessen, die gar nicht mehr »k.v.!« brüllen, sondern ellenlange Atteste schreiben: die Haftfähigkeit . . . das Herz . . . und es finden sich fast immer Kautionen, und es finden sich fast immer Gerichtsbehörden, die den Mann herauslassen, den Herrn Verantwortlichen. – »Damit er draußen behilflich sein kann, sein Geschäft zu ordnen.« – Sicher. Aber der verhaftete Arbeiter hat auch ein Geschäft: nämlich seine Familie, die durch die Bestrafung, die ihm zugedacht ist, fast allemal zugrunde geht . . . aber darauf kommt es wohl nicht so sehr an. Er ist ja nicht verantwortlich. – »Was wollen Sie damit sagen?« – Dass dieses Wort im Deutschen überhaupt nichts mehr bedeutet. Verantwortlich? Ich habe eine verantwortliche Stellung . . . deine Verantwortlichkeit . . . er ist mir dafür verantwortlich . . . neulich habe ich in einer Tierschutz-Zeitschrift gelesen: »Wenn die Schafe eingerückt sind, ist für die Herde der Hund verantwortlich.« Ich sage Ihnen: das Wort hat seine Bedeutung verloren. Ist im Weltkrieg jemand verantwortlich gewesen? Wer ist überhaupt verantwortlich? Ich werde es Ihnen sagen: kleine, untergeordnete, meist proletarische Einzelne – der Rest verkriecht sich hinter die Gruppe, hinter eine Vorschrift, hinter das Reglement, hinter einen Befehl – in Wahrheit trägt kein Mensch die Verantwortung für das, was er macht. Sie decken sich gegenseitig, und zum Schluss ist es niemand gewesen. Die Geschichte wird richten, wissen Sie? Das ist eine schöne Geschichte. – »Aber die armen Bankiers . . . « Mir bricht das Herz. Ich sehe sie vor mir: schluchzende Devisenhändler, taschentuchauswringende Fondsmakler, zusammengebrochene Kommerzienräte . . . nach bestem Wissen und Gewissen . . . es muss furchtbar sein. Da gibts nur ein Mittel.

Sich auch weiterhin der Rechtlosen anzunehmen: jener kleinen Leute, die in die Klauen der Justiz fallen, und die sich nicht wehren können. »Das Gesetz in seiner erhabenen Gleichheit verbietet Armen und Reichen, unter den Brücken zu schlafen« – sagt Anatole France.

Kurt Tucholsky (alias Ignaz Wrobel) <1890 - 1935>. -- In: Die Weltbühne. -- 1929-10-15. -- Nr. 42. -- S. 603


2. Zur Einstimmung: Erfolglose Fondsmanager feuern Anleger


Was man als durchschnittlicher Bürger nicht für möglich hält, ist einem Hamburger Pensionär passiert: ihm wurde von seiner Bank "gekündigt". Dabei hatte die Bank falsch beraten und vor allem nicht rechtzeitig reagiert.  Christiane Oppermann berichtet darüber:

"Erfolglose Fondsmanager feuern Anleger


Abb.: Credit Suisse, Hauptverwaltung, Zürich, Paradeplatz
[Bildquelle: http://www.fotopanorama.ch/. -- Zugriff am 2005-10-14]

Eine besonders dreiste Geschichte erlebte der Hamburger Pensionär Jürgen H. mit der Hamburger Niederlassung der Credit Suisse. Der Diplomvolkswirt wollte mit den Renditen aus seinen Aktienanlagen sein Alterseinkommen aufbessern. Davon kann nun jedoch keine Rede mehr sein. H. wurde von seiner Bank nach allen Regeln der Kunst über den Tisch gezogen. Der frühere EU-Beamte ist wütend:

»Ich habe von der Börse die Nase voll. Im Dezember 1998 habe ich 735.000 DM angelegt - mit äußerst mangelhaftem Erfolg: Allein im Jahr 2000 habe ich 26 Prozent meines Investments verloren. Zu den größten Flops gehörten die Aktien eines kanadischen Softwareunternehmens, dessen Namen ich nie vorher gehört hatte, dessen Aktien mir aber von meinem Berater bei der Credit Suisse wärmstens empfohlen wurden. Ich stieg mit knapp 42.000 DM im Dezember 1999 ein und Ende 2000 mit rund 1.900 DM wieder aus. Drei Wochen nach dem Aktienkauf war der Kurs um 50 Prozent abgesackt, als er später für einen Tag um 50 Prozent nach oben schnellte, verpasste mein Berater den Ausstieg. Natürlich war ich auch Besitzer von Katastrophenpapieren wie Micrologica oder Freenet, die ich Ende 2000 mit Verlusten von 88 oder 98 Prozent abgestoßen habe. Da hatte mein Berater sogar wohlfeilen Rat parat: Zehn Jahre lang könnte ich die Verluste gegen Gewinne aufrechnen lassen und so Steuern sparen. Der Mann hat wirklich Humor! Ich bin fast 70 Jahre alt.«'

Als H. seine Erfahrungen mit Bank und Börse in der Hamburger Wochenzeitung Die Woche veröffentlicht und wegen eines verlustreichen Optionsverkaufs Schadensersatz gefordert hatte, erhielt er Post von der Bank. Der Brief enthielt nicht etwa eine Entschuldigung der Banker für die schlechten Leistungen des Kundenberaters, sondern die Kündigung.

Die Credit Suisse eröffnete ihrem geschröpften Kunden, er möge sich nach einer neuen Bankverbindung umsehen. Begründet wurde der Rausschmiss mit dem »Vertrauensbruch«, den H. begangen habe, als er seine Erlebnisse als Bankkunde in einer Zeitung veröffentlicht habe und wegen seines Begehrens auf Entschädigung."

[Quelle: Oppermann, Christiane: Schwarzbuch Banken. -- Aktualisierte Taschenbuchausg. -- München : Knaur-Taschenbuch-Verl., 2004. -- 363 S. ; 19 cm. -- (Knaur ; 77715). -- ISBN 3-426-77715-0. -- S. 59f. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


3. Was machen Banken mit unseren Einlagen?


Im Prinzip verwaltet eine Bank alle Gelder, die sie von ihren Kunden bekommt, als eine Einheit. Bei einer durchschnittlichen Bank kann also der einzelne Kunde nicht sagen, was mit seinem Geld gemacht werden darf und was nicht. Bei Spareinlagen (z.B. Festgelder, Sparbriefe, Sparbücher) verpflichtet sich die Bank zu einer Verzinsung, deren Höhe im allgemeinen abhängig ist von der vereinbarten Laufzeit.

Einen Teil der Gelder muss eine Bank als Mindestreserve bei ihrer zuständigen Landeszentralbank hinterlegen, was der Sicherheit der Bankkunden dient, denn etwa 90% des restlichen Geldes darf die Bank kurz- oder mittelfristig verleihen, was durchaus ein Risiko sein kann. Das dann noch übrigbleibende Geld legt die Bank langfristig an, damit sie einen sicheren Gewinn hat und ihre Verwaltungskosten gedeckt sind.

Mit dem frei verfügbaren Geld arbeiten die Banken u.a.so:

Abgesehen von denBanken, die nach ethischen Gesichtspunkten Gelder vergeben, kann man nicht sagen, für was die Gelder verwendet werden. Es gibt zwar eine von der Deutschen Bundesbank herausgegebene Bankenstatistik, die sagt, in welche Bereiche Kredite fließen, aber es gibt keine Aussage, was in den Bereichen mit den Geldern gemacht wird (z.B. wenn ein Kredit in die Landwirtschaft geht: geht es um Massentierhaltung oder um den Ausbau eines tiergerechten Stalles?)

Die genannte Statistik bezieht sich nur auf inländische Kreditkunden, dabei sind die großen deutschen Banken sehr stark im Ausland vertreten. Schneeweiß verweist darauf, dass vor allem in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts Banken Kredite an diktatorische Regimes vergeben haben, die von dem Geld Prestigeobjekte bauten und vor allem Militärgüter einkauften. Das Problem dabei ist u.a., dass Staaten, die vielleicht heute nicht mehr diktatorisch regiert werden, die Last der Zurückzahlung der Kredite zu tragen haben.

Da ab einer bestimmten Kapitalbeteiligung Banken in ihren Jahresberichten ihre Beteiligungen offen angeben müssen, ist es interessant so etwas zu lesen. Eins der bekanntesten Beispiele für problematische Finanzierung ist der Drei-Schluchten-Staudamm, dessen Fertigstellung gerade (Mai 2006) von der chinesischen Regierung mit großem Aufwand gefeiert wurde - obwohl noch gar nicht alle Turbinen eingebaut sind. Zitat aus Schneeweiß:

" So hält z. B. die Deutsche Bank 12,1 % des Kapitals der DaimlerChrysler AG, die ihrerseits wiederum mit 33 % der größte Einzelaktionär des Rüstungskonzerns European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) ist. In diesem Zusammenhang ist der Konzern über einen Auftrag des französischen Verteidigungsministeriums an der Entwicklung atomarer Trägersysteme beteiligt. Der Konzern bietet auch nach wie vor über die Beteiligung RTG Euromunition Minen an, die von dem deutschen Initiativkreis gegen Landminen, aber auch von Italien und den USA als Anti-Personen-Minen klassifiziert werden. Die Deutsche Bank und die Dresdner Bank sind zudem mit je einem Anteil von über 9 % an der mg technologies,ag (vormals Metallgesellschaft) beteiligt, deren Tochtergesellschaft Dynamit Nobel Landminen hergestellt hat und diese auf Rüstungsmessen nach wie vor anbietet.

Deutsche Anlagen- und Maschinenbauunternehmen erhalten wiederum vielfach kurz- und mittelfristige Kredite für Aufträge aus Übersee, die sich in einigen Fällen als ökologisch und sozial umstrittene Mammutprojekte herausstellen.



Abb.: Drei-Schluchten-Staudamm
[Bildquelle: NASA/GSFC/METI/ERSDAC/JAROS, and U.S./Japan ASTER Science Team ]

Beispiel: Finanzierung des Drei-Schluchten-Staudamms in China

Ende 1994 begannen in China die ersten Arbeiten für den Bau des größten Staudamms der Welt. Das Drei-Schluchten-Projekt soll den Jangtse, den zweitgrößten Fluss des Landes, mit einer 2335 Meter langen Mauer aufstauen. Ein mit dem Damm verbundenes Kraftwerk soll ab 2009 insgesamt 85 Milliarden kWh Strom erzeugen, ein Neuntel des derzeitigen Stromverbrauchs in China. Außerdem erhofft sich die Regierung eine Erleichterung für die Schifffahrt und eine Eindämmung des periodisch auftretenden Hochwassers.

Bereits in der Planungsphase warnten jedoch zahlreiche Studien unterschiedlichster Experten eindringlich vor den unübersehbaren ökologischen und sozialen Folgen und Gefahren dieses Mammutprojekts. Bei Beginn der Zwangsumsiedlung, die insgesamt bis zu 1,9 Mio. Menschen treffen wird, kam es zu Unruhen und massiven Korruptionsvorwürfen. Die Bürokratie habe sich ein Großteil der Entschädigungsgelder für die Umgesiedelten in die eigene Tasche gewirtschaftet, hieß es. Der Unmut der Bauern darüber, ihren angestammten Boden verlassen zu müssen, hat einen guten Grund: Sie sollen aus dem sehr fruchtbaren Jangtse-Tal in wesentlich ärmere Regionen mit kargen Böden und steilen Hängen ziehen.

Abgesehen von diesen gravierenden sozialen Folgen und Gefahren hat das Projekt auch ökologisch und ökonomisch wenig Sinn. Zwar ist die Stromerzeugung mit Wasserkraft umweltfreundlicher als die Verfeuerung von Kohle, wie sie derzeit im großen Stil betrieben wird. Diesem Vorteil steht aber die Vernichtung von großen Flächen fruchtbaren Ackerbodens gegenüber, der nur durch den massiven Einsatz von Kunstdünger mit entsprechenden ökologischen Folgen ausgeglichen werden kann. Wesentlich sinnvoller wäre in jeder Hinsicht eine dezentrale Lösung, bei der an den Oberläufen des Flusses kleine Kraftwerke entstehen würden. Fraglich ist mittlerweile auch, ob der durch den Staudamm erzeugte Strom überhaupt Abnehmer findet. Die umliegenden Gemeinden, mit denen als Kunden gerechnet wird, gehen zunehmend dazu über, selbst kleine Kraftwerke zu errichten.

Die chinesische Regierung setzt den Bau des Staudamms trotz der erheblichen Gefahren und Nachteile gegen den Willen der Bevölkerung fort und sucht internationale Partner für die Finanzierung und die technische Umsetzung. Das Projekt wird nach derzeitigen inoffiziellen Schätzungen 75Mrd. US-Dollar kosten, was Mitte 1996 den gesamten chinesischen Devisenreserven entsprach.

Die US-amerikanische Export-Importbank erteilte der chinesischen Regierung von vornherein eine Absage, auch die Weltbank hält sich bei der Finanzierung zurück. Neben ökologischen und Menschenrechtsbedenken ist man hier wohl auch von der finanziellen Machbarkeit nicht überzeugt. Anders sieht es in der Bundesrepublik aus. Der Turbinenhersteller Voith Hydro und die Siemens AG bewarben sich erfolgreich um Aufträge für das Projekt und stellten entsprechende Kreditanträge bei Banken für die Vorfinanzierung von Kränen, Turbinen und Generatoren. Die Banken verlangen allerdings im Fall eines derart riskanten Auslandsengagements, dass die Kredite über eine staatlich garantierte Kreditversicherung der Hermes AG abgesichert sind. Sie wird dann wirksam, wenn die Firmen die Kredite an ihre Bank nicht zurückzahlen können, weil ihre chinesischen Auftraggeber für die erbrachten Leistungen und Güter nicht zahlen. In diesem Fall übernimmt der bundesdeutsche Staat den Kredit und tritt gegenüber dem chinesischen Staat als Gläubiger auf. Da die Bundesregierung für Aufträge aus dem Jangtse-Projekt Bürgschaften vergibt und deutsche Unternehmen, wie z. B. Siemens, bereits den Zuschlag für die Lieferung von Generatoren und Turbinen erhalten haben, werden hierzulande Millionen € als Kredit für dieses Projekt vergeben werden. Als vorfinanzierende Kreditinstitute werden die Deutsche Bank, die Dresdner Bank aber auch das zentrale Institut der Volks- und Raiffeisenbanken, die DG Bank (inzwischen mit der GZ Bank zur DZ Bank fusioniert), genannt."

[Quelle: Schneeweiß, Antje <1964 - >: Kursbuch ethische Geldanlage : Aktien, Fonds, Beteiligungen / Antje Schneeweiß. Hrsg. vom Institut für Ökonomie und Ökumene SÜDWIND. Mit einem Vorw. von Ernst Ulrich von Weizsäcker. -- Aktualisierte und überarb. Neuausg. -- Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl. -- 2002. -- 232 S. : graph. Darst. ; 19 cm. --  (Fischer ; 15269 : Fischer Wirtschaft). -- ISBN 3-596-15269-0. -- S. 25 -28]


4. Kreditinstitute
(Bank, Banque, Banca, Banco, Pankki, Банк, 銀行, Τράπεζα, בנק , بنك, ธนาคาร)


"Ein Kreditinstitut wird umgangssprachlich meist als Bank oder Bankhaus bezeichnet.

Ein Unternehmen ist nach dem deutschen Kreditwesengesetz (KWG) dann ein Kreditinstitut, wenn es Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert. Unter Bankgeschäften im Sinne des KWG werden gefasst:

  • Einlagengeschäft: Die Annahme fremder Gelder als Einlagen oder anderer rückzahlbarer Gelder des Publikums, sofern der Rückzahlungsanspruch nicht in Inhaber- oder Orderschuldverschreibungen verbrieft wird, ohne Rücksicht darauf, ob Zinsen vergütet werden.
  • Kreditgeschäft: Die Gewährung von Gelddarlehen und Akzeptkrediten.
  • Diskontgeschäft: Der Ankauf von Wechseln und Schecks.
  • Finanzkommissionsgeschäft: Die Anschaffung und die Veräußerung von Finanzinstrumenten im eigenen Namen für fremde Rechnung.
  • Depotgeschäft: Die Verwahrung und die Verwaltung von Wertpapieren für andere.
  • Investmentgeschäft: Die in § 7 Abs. 2 des Investmentgesetzes bezeichneten Geschäfte.
  • Darlehnserwerbsgeschäft: Die Eingehung der Verpflichtung, Darlehensforderungen vor Fälligkeit zu erwerben.
  • Garantiegeschäft: Die Übernahme von Bürgschaften, Garantien und sonstigen Gewährleistungen für andere.
  • Girogeschäft: Die Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und des Abrechnungsverkehrs.
  • Emissionsgeschäft: Die Übernahme von Finanzinstrumenten für eigenes Risiko zur Platzierung oder die Übernahme gleichwertiger Garantien.
  • E-Geld-Geschäft: Die Ausgabe und die Verwaltung von elektronischem Geld.

Diese Geschäfte umfassen aber nur das "Außengeschäft" des Kreditinstituts im Sinn der Volkswirtschaftslehre. Dazu kommen:

  • das Einlagengeschäft gegenüber anderen Kreditinstituten (Interbankenhandel),
  • das Kreditgeschäft gegenüber anderen Kreditinstituten (Interbankenhandel),
  • das Einlagengeschäft gegenüber der Notenbank (zur Refinanzierung).
    • Dieses ist Grundlage dafür, dass überhaupt Bargeld im Umlauf ist: Die Notenbank überlässt Bargeld in einer bestimmten Höhe dem Kreditinstitut, was sich im Gegenzug verpflichtet, Geld in dieser Höhe später an die Notenbank zurückzuzahlen.

Das KWG definiert auch Ausnahmen: Die Deutsche Bundesbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Sozialversicherungsträger und die Bundesagentur für Arbeit sind beispielsweise keine Kreditinstitute im Sinne des Gesetzes.

Arten von Geschäftsbanken
  • Universalbanken
    • private Geschäftsbanken
      • Großbanken
      • Privatbankiers
      • Regionalbanken
      • Teilzahlungskreditinstitute
      • Auslandsbanken
      • Zweigstellen ausländischer Banken
    • Genossenschaftliche Kreditinstitute
      • Genossenschaftsbanken (Kreditgenossenschaft)
      • Genossenschaftliche Zentralkassen
    • Öffentlich-rechtliche Banken
      • Sparkassen
      • Girozentralen
  • Spezialbanken
    • Realkreditinstitute
      • Grundkreditanstalten
      • Hypothekenbanken
    • Kreditinstitut mit Sonderaufgaben
    • Bausparkassen
    • Kapitalanlagegesellschaften
    • Direktbanken
Notenbanken/Zentralbanken

Europäische Zentralbank (EZB), Englisch: European Central Bank (ECB).

Die Bundesbank ist die nationale Zentralbank Deutschlands.

siehe auch: Bankbetriebslehre

Geschichte

Als eine der ersten Zettelbanken fungierte die Bank von Amsterdam im Jahr 1609.

Banken wurden in einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft nötig, da die Leistungen der Wirtschaftssubjekte unter Zwischenschaltung von Geld ausgetauscht wurde. Die Vermittler dieser Geldströme sind die Kreditinstitute. Weiterhin sorgen sie für den Ausgleich zwischen Geldanlagewünschen und Kreditbedarf.

Kreditinstitute unterliegen aufgrund ihrer besonderen Bedeutung im Wirtschaftskreis im Regelfall einer Reihe von nationalen und internationalen gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Vorschriften (z. B. bei der Besetzung der Geschäftsleitung, bei der Bilanzierung usw.) und unterstehen im Regelfall zudem der Aufsicht einer eigens zuständigen Behörde. Daher gelten für sie auch besondere Anforderungen.

In Deutschland übt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Aufsicht über Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute aus, die die Ausübung von Bankgeschäften explizit genehmigen muss. Anfang 2004 waren in Deutschland 2292 Kreditinstitute zum Geschäftsverkehr zugelassen."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Banken. -- Zugriff am 2005-10-14]

The essential function of a bank is to provide services related to the storing of deposits and the extending of credit. The evolution of banking dates back to the earliest writing, and continues in the present where a bank is a financial institution that provides banking and other financial services. Currently the term bank is generally understood as an institution that holds a banking license. Banking licenses are granted by bank regulatory authorities and provide rights to conduct the most fundamental banking services such as accepting deposits and making loans. There are also financial institutions that provide certain banking services without meeting the legal definition of a bank, a so called non-banking financial company. Banks are a subset of the financial services industry.

The word bank is derived from the Italian banca, which is derived from German language and means bench. The terms bankrupt and "broke" are similarly derived from banca rotta, which refers to an out of business bank, having its bench physically broken. Money lenders in Northern Italy originally did business in open areas, or big open rooms, with each lender working from his own bench or table.

Typically, a bank generates profits from transaction fees on financial services and on the interest it charges for lending.

Services typically offered by banks

Although the type of services offered by a bank depends upon the type of bank and the country, services provided usually include:

  • Directly taking deposits from the general public and issuing checking and savings accounts
  • Lending out money to companies and individuals (see moneylender)
  • Cashing cheques
  • Facilitating money transactions such as wire transfers and cashiers checks
  • Issuing credit cards, ATM, and debit cards
  • online banking
  • Storing valuables, particularly in a safe deposit box
Types of banks

There are several different types of banks including:

  • Central banks usually control monetary policy and may be the lender of last resort in the event of a crisis. They are often charged with controlling the money supply, including printing paper money. Examples of central banks are the Bank of England, the European Central Bank and the U.S. Federal Reserve Bank.
  • Commercial bank, is the term used for a normal bank to distinguish it from an investment bank. Since the two no longer have to be under separate ownership, some use the term "commercial bank" to refer to a bank or a division of a bank that mostly deals with corporations or large businesses.
  • Community development bank are regulated banks that provide financial services and credit to underserved markets or populations.
  • Investment banks "underwrite" (guarantee the sale of) stock and bond issues and advise on mergers. Examples of investment banks are Goldman Sachs of the USA or Nomura Securities of Japan.
  • Merchant banks were traditionally banks which engaged in trade financing. The modern definition, however, refers to banks which provides capital to firms in the form of shares rather than loans. Unlike Venture capital firms, they tend not to invest in new companies.
  • Offshore banks are banks located in jurisdictions with low taxation and regulation, such as Switzerland or the Channel Islands. Many offshore banks are essentially private banks.
  • Postal savings banks are savings banks associated with national postal systems. Japan and Germany are examples of countries with prominent postal savings banks.
  • Private banks manage the assets of high net worth individuals.
  • Retail banks primary customers are individuals. An example of a retail bank is Washington Mutual of the USA.
  • Savings banks traditionally accepted savings deposits and issued mortgages. Today, some countries have broadened the permitted activities of savings banks.
  • Universal banks, more commonly known as a financial services company, engage in several of these activities. For example, Citigroup, a very large American bank, is involved in commercial and retail lending; it owns a merchant bank (Citicorp Merchant Bank Limited) and an investment bank (Salomon Smith Barney); it operates a private bank (Citigroup Private Bank); finally, its subsidiaries in tax-havens offer offshore banking services to customers in other countries. Almost all large financial institutions are diversified and engage in multiple activities. In Europe, big banks are very diversified groups that, among other services, distribute also insurance, whence the bancassurance term.
Susceptibility to crisis

Banks are susceptible to many forms of risk which have triggered occasional systemic crises. Risks include liquidity risk (the risk that many depositors will request withdrawls beyond available funds), credit risk (the risk that those that owe money to the bank will not repay), and interest rate risk (the risk that the bank will become unprofitable if rising interest rates force it to pay relatively more on its deposits than it receives on its loans), among others.

Banking crises have developed many times throughout history when one or more risks materialize for a banking sector as a whole. Prominent examples include the U.S. Savings and Loan crisis in 1980s and early 1990s, the Japanese banking crisis during the 1990s, and the banking crisis that developed during the Great Depression.

Role in the money supply

A bank raises funds by attracting deposits, borrowing money in the inter-bank market, or issuing financial instruments in the money market or a capital market. The bank then lends out most of these funds to borrowers.

However, it would not be prudent for a bank to lend out all of its balance sheet. It must keep a certain proportion of its funds in reserve so that it can repay depositors who withdraw their deposits. Bank reserves are typically kept in the form of a deposit with a central bank. This behaviour is called fractional-reserve banking and it is a central issue of monetary policy. Some governments (or their central banks) restrict the proportion of a bank's balance sheet that can be lent out, and use this as a tool for controlling the money supply. Even where the reserve ratio is not controlled by the government, a minimum figure will still be set by regulatory authorities as part of bank regulation.

Regulation
Main article: Bank regulation

The combination of the instability of banks as well as their important facilitating role in the economy led to banking being thoroughly regulated. The amount of capital a bank is required to hold is a function of the amount and quality of its assets. Major banks are subject to the Basel Capital Accord promulgated by the Bank for International Settlements. In addition, banks are usually required to purchase deposit insurance to make sure smaller investors are not wiped out in the event of a bank failure.

Another reason banks are thoroughly regulated is that ultimately, no government can allow the banking system to fail. There is almost always a lender of last resort—in the event of a liquidity crisis (where short term obligations exceed short term assets) some element of government will step in to lend banks enough money to avoid bankruptcy.

How banks are viewed

Banks have a long history of being characterized as heartless, rapacious creditors, hounding honest folk down on their luck for the last dime. See Populism.

In United States history, the National Bank was a major political issue during the presidency of Andrew Jackson. Jackson fought against the bank as a symbol of greed and profit-mongering, antithetical to the democratic ideals of the United States.

“The bank is something else than men. It happens that every man in a bank hates what the bank does, and yet the bank does it. The bank is something more than men, I tell you. It’s the monster. Men made it, but they can’t control it.” – John Steinbeck, The Grapes of Wrath

Profitability

Large banks in the United States are some of the most profitable corporations, especially relative to the small market shares they have. This amount is even higher if one counts the credit divisions of companies like Ford, which are responsible for a large proportion of those company's profits. For example, the largest bank, Citigroup, which for the past 3 years has made more profit than any other company in the world, has only a 5 percent market share. Now if Citigroup were to be as dominant in its industry as a Home Depot, Starbucks, or Wal Mart in their respective industries, with a 30 percent market share, it would make more money than the top ten non-banking U.S. industries combined.

In the past 10 years in the United States, banks have taken many measures to ensure that they remain profitable while responding to ever-changing market conditions. First, this includes the Gramm-Leach-Bliley Act, which allows banks again to merge with investment and insurance houses. Merging banking, investment, and insurance functions allows traditional banks to respond to increasing consumer demands for "one stop shopping" by enabling the crossing selling of products (which, the banks hope, will also increase profitability). Second, they have moved toward risk based pricing on loans, which means charging higher interest rates for those people who they deem more risky to default on loans. This dramatically helps to offset the losses from bad loans, lowers the price of loans to those who have better credit histories, and extends credit products to high risk customers who would have been denied credit under the previous system. Third, they have sought to increase the methods of payment processing available to the general public and business clients. These products include debit cards, pre-paid cards, smart-cards, and credit cards. These products make it easier for consumers to conveniently make transactions and smooth their consumption over time (in some countries with under-developed financial systems, it is still common to deal strictly in cash, including carrying suitcases filled with cash to purchase a home). However, with convenience there is also increased risk that consumers will mis-manage their financial resources and accumulate excessive debt. Banks make money from card products through interest payments and fees charged to consumers and companies that accept the cards.

The banks' main obstacles to increasing profits are existing regulatory burdens, new government regulation, and increasing competition from non-traditional financial institutions."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Bank. -- Zugriff am 2005-10-14]


4.1. Universalbanken


"Universalbanken, auch Vollbanken genannt, sind Kreditinstitute, die im Gegensatz zu Spezialinstituten die gesamte Bandbreite der Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäfte anbieten, wie sie für deutsche Banken im Kreditwesengesetz definiert sind. Dazu gehören u.a.
  • nationaler und internationaler Zahlungsverkehr und Devisengeschäft
  • Einlagen- oder Passivgeschäft
  • Kredit- oder Aktivgeschäft
  • Immobilienhandel und Vermittlung
  • Investment- und Wertpapiergeschäft
  • Vermittlung nicht eigener Finanzdienstleistungen (z.B. Versicherungen, Leasing, Factoring)
  • Nebenleistungen (z.B. Anlageberatung, Vermögensverwaltung)

Die Universalbanken sind bestrebt, ein Allfinanzangebot anzubieten und damit die Kundenbindungen zu intensivieren, beständiger zu machen und Cross-Selling-Geschäfte nutzen zu können und so den Ertrag pro Kunde zu steigern. Auch für den immer intensiver werdenden Beratungsbedarf (insbesondere im Hinblick auf die zunehmend öfter gerichtlich eingeklagte Haftung für richtige und vollständige Beratungsleistungen) ist es von Nutzen, sämtliche Finanzen eines Kunden im Blick zu haben, um ihn so vollständig beraten zu können.

Praktisch wird das Universalbankprinzip dadurch realisiert, dass alle Spezialbankleistungen (Zahlungsverkehr, Aktiv- und Passivgeschäft, Investmentbanking, usw.) im Unternehmen selbst realisiert werden bzw. als Outsourcing-Leistungen wie eigenen Leistungen angeboten werden. Nicht-Bank-Leistungen werden als Vermittlungsleistungen für andere Finanzdienstleister erbracht. Organisatorisch kann dies durch Kooperationen, durch gekaufte oder selbst gegründete Tochterunternehmen (z.B. DWS-Investmentgesellschaft ist eine Tochter der Deutschen Bank AG) oder durch komplexere Konzernstrukturen (z.B. der Aufkauf der Dresdner Bank AG durch die Allianz AG) erfolgen.

Die Geschäfte der Universalbanken lassen sich aufteilen in:

  1. das Aktivgeschäft oder Kreditgeschäft: Kontokorrentkredite, Diskontkredite, Avalkredite, Investitionskredite, Baufinanzierungen, Realkredite
  2. das Passivgeschäft zur Geldbeschaffung: Einlagengeschäfte (z.B. Sparkonten, Termineinlagen), Bankschuldverschreibungen
  3. Dienstleistungen : Zahlungsverkehr, Bargeldgeschäft, Überweisungen, Inkassogeschäfte, Devisengeschäfte, Dokumentgeschäft im Außenhandel
  4. Investmentgeschäft als Wertpapiergeschäft: Verwahrung und Verwaltung, Emissionen, An- und Verkauf von Wertpapieren, Vermögensverwaltung
  5. Sonstige Dienstleistungen: Vermittlung anderer Finanzdienstleistungsprodukte (Lebensversicherungen etc.), Immobiliengeschäft, Beratungsleistungen, Ausgabe von Kreditkarten und Reiseschecks

Deutsche Universalkreditinstitute sind zum Beispiel:

  • Deutsche Bank AG
  • HypoVereinsbank AG
  • Dresdner Bank AG
  • Commerzbank AG
  • Postbank
  • Sparkassen
  • Landesbanken

Das Universalbankprinzip ist nicht auf der ganzen Welt anzutreffen. In zahlreichen Staaten (z.B. USA, Großbritannien) sind überwiegend Spezialkreditinstitute anzutreffen. Dies liegt daran, dass das Universalbankprinzip aus aufsichtsrechtlicher Sicht in diesen Staaten als sehr kritisch und problematisch angesehen wird, weil sich durch die verschiedenen Geschäftsbereiche massive Interessenkonflikte ergeben können. Wickelt beispielsweise ein Unternehmen seine Kreditgeschäfte, seinen Zahlungsverkehr, seine Kapitalanlagen und seinen Börsengang über eine Universalbank ab, stellt sich die Frage, ob die Bank das Wissen aus der vielfältigen Geschäftsbeziehung im Rahmen der Anlageberatung für die Aktie dieses Unternehmens verwenden darf oder muss, ohne dabei die Interesse des Anlegers und des Unternehmens zu verletzen.

Banken arbeiten aufgrund der Sicherheitsbedürfnisse (wie Datenschutz und Datensicherheit) mit spezieller Informationstechnik, sowohl was die Hardware als auch was die Software angeht."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Universalbank. -- Zugriff am 2005-10-14]

"Die 10 größten Kreditinstitute in Deutschland


Deutschland-spezifisch

Ein Übersicht über die 10 größten Kreditinstitute in Deutschland (Referenzgröße: Bilanzsumme im Konzern - sofern verfügbar) gibt die nachfolgende Tabelle, die sich an der Aufstellung der Zeitschrift Die Bank orientiert:

Rang Institut Bilanzsumme 2004 in Mio. EUR Bilanzsumme 2003 in Mio. EUR Bilanzsumme 2002 in Mio. EUR Bilanzsumme 2001 in Mio. EUR Mitarbeiter 2004
1. Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main 840.068 803.614 758.355 918.222 69.417
2. Dresdner Bank AG, Frankfurt am Main 523.990 477.029 413.445 506.683 30.154
3. HypoVereinsbank, München 467.408 479.455 691.157 728.170 57.806
4. Commerzbank AG, Frankfurt am Main 424.877 381.585 422.134 501.312 32.820
5. DZ BANK AG, Frankfurt am Main 356.234 331.723 338.255 364.645 23.307
6. Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart 339.808 323.300 321.800 296.400 12.184
7. Bayerische Landesbank Girozentrale, München 333.102 313.431 341.297 325.826 8.940
7. Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt am Main 303.799 313.894 222.639 244.448 3.574
9. WestLB AG, Düsseldorf 253.793 256.244 265.601 264.049 7.154
10. Eurohypo AG, Frankfurt am Main 226.928 227.220 214.976 236.743 2.728

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kreditinstitute_in_Deutschland. -- Zugriff am 2005-10-14]


4.2. Spezialbanken


"Spezialbanken sind Kreditinstitute, die nur einzelne Produkte des Bankgeschäftes anbieten, die in Deutschland durch das Kreditwesengesetz definiert sind. Im deutschsprachigen Raum sind Universalbanken mit ihrem Angebot der gesamten Leistungspalette der Standard im Bankgeschäft. Im angloamerikanischen Rechtsgebiet sind Spezialbanken üblich.

Im wesentlichen sind zwei Spezialisierungen üblich:

  • Realkreditinstitute, die das langfristige Kreditgeschäft betreiben. Sie vergeben Kredite gegen dingliche Sicherheiten, wie Hypotheken. Hierzu zählen die Hypothekenbanken, die Grundkreditanstalten und Schiffshypothekenbanken. Durch besondere Vorschriften zur Kredithöhe haben sie meist das Recht, sich durch die Emission von Pfandbriefen zu refinanzieren.
  • Investmentbanken beschränken ihre Geschäftstätigkeit auf das Wertpapiergeschäft mit Vermögensverwaltung und der Börseneinführung von Aktiengesellschaften.
  • Bausparkassen sind Institute, die ein Zwecksparen hinsichtlich des Erwerbs von Grundstücken und Immobilien ermöglichen.

Im erweiterten Sinne gehören auch Kreditinstitute mit Sonderaufgaben für die öffentliche Hand zu den Spezialinstituten. Hier wäre zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu nennen."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Spezialbank. -- Zugriff am 2005-10-14]


4.3. Investmentbanken
(Investment bank, Banque d'investissement, Bank investasi, 投資銀行)



Abb.: Lohar Späth (1937 - ; 1978  - 1991 Ministerpräsident von Baden Württemberg; seit Mai 2005 Vorsitzender der Geschäftsführung der Investmentbank Merrill Lynch für Deutschland und Österreich

"Investmentbanken sind Spezialbanken für Investmentgeschäfte. Sie beschäftigen sich vorwiegend mit der Emission von Wertpapieren für Kunden sowie mit der Bereitung beim Erwerb und Verkauf von Unternehmensbeteiligungen (M&A).

Im Vergleich zum Kredit- und Einlagengeschäft weist das Investmentbanking in der Regel höhere Margen aber auch höhere Risiken und eine starke Zyklizität auf.

Spezialisierte Investmentbanken sind, im Gegensatz zu den in Deutschland und der Schweiz hauptsächlich anzutreffenden Universalbanken, in den USA stärker verbreitet, da dort der inzwischen aufgehobene Glass-Steagall-Act eine strikte Trennung von Investmentbanken und im Kreditgeschäft tätigen Kreditbanken (Commercial banks) vorgeschrieben hatte. Auch in Großbritannien fiel erst unter Margaret Thatcher eine vergleichbare Vorschrift für Merchant banks (sog. Big Bang).

Seit dem Ende der 1980er Jahre ist eine zunehmende Übernahme von Investmentbanken durch Universalbanken zu beobachten. Dies wird neben der Attraktivität und dem Image des Geschäfts auch damit begründet, dass gemischte Banken für ihre Kunden größere Garantien bei Emissionen geben und das gesamte Finanzierungsportfolio abdecken können. So übernahm die Deutsche Bank 1989 Morgan Grenfell, die Dresdner Bank 1995 Kleinwort Benson und 2000 Wasserstein Perella, die WestLB 1996 Panmure Gordon (2002 an Lazard weiterverkauft), die UBS S. G. Warburg und Paine Webber, die Citigroup Salomon Smith Barney. Kritiker dieses Vorgehens sind allerdings der Meinung, dass dieser Ansatz größere Gefahren für die Unabhängigkeit von Bankdienstleistungen darstelle.

Bekannte reine und noch selbstständige Investmentbanken sind Goldman, Sachs & Co., Lazard, Lehman Brothers, Merrill Lynch sowie Morgan Stanley."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Investmentbank. -- Zugriff am 2005-10-14]

"Investment banks assist public and private corporations in raising funds in the capital markets (both equity and debt), as well as in providing strategic advisory services for mergers, acquisitions and other types of financial transactions. Investment banks differ from commercial banks which take deposits and make commercial and retail loans. In recent years, however, the lines between the two types of structures have blurred, especially as commercial banks have offered more investment banking services. In the US, the Glass-Steagall Act, initially created in the wake of the Stock Market Crash of 1929, prohibited banks from both accepting deposits and underwriting securities; Glass-Steagall was repealed by the Gramm-Leach-Bliley Act in 1999. Investment banks may also differ from brokerages, which in general assist in the purchase and sale of stocks, bonds, and mutual funds. In some cases, brokerages and investment banks are integrated into single firms.

Role of Modern Investment Banks

The original purpose of an investment bank was to raise capital and advise on mergers and acquisitions and other corporate financial strategies. As banking firms have diversified, investment banks have come to fill a variety of roles (list taken from the Swiss Banking Institute:

  • Underwriting and distributing new security issues
  • Offering brokerage services to public & institutional investors
  • Providing financial advice to corporate clients, especially on security issues, M&A deals
  • Providing financial security research to investors and corporate customers
  • Market-Making, in particular securities.

Investment banks have also moved into foreign exchange markets, private banking, asset management and bridge financing.

Raising capital in the Capital Markets

A key role of investment banks is to help companies raise capital in the capital markets by arranging the issuance of new securities. There are two ways to do this: through a public offering or through a private placement.

A public offering involves selling securities to a wide range of investors. The investment bank can sell the company's stock in an initial public offering (IPO) or secondary offering, or they can arrange a bond issue. As these securities can end up with many investors, including unsophisticated ones, these sales are tightly regulated by bodies such as the U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) and the Financial Services Authority in the United Kingdom.

A private placement is an offering of securities to a small group of sophisticated investors. There are fewer rules to comply with, though the investment bank must show that the investors comply with certain criteria. The distribution of other types of investment, other than securities, is usually also done through a private placement. This could include investments in venture capital or private equity, acquisitions and other strategic investments by companies.

The main activities and units

Large, global investment banks typically have several business units, including Investment Banking, concerned with advising public and private corporations; Research, concerned with producing reports on valuations of financial products; and Sales and Trading, concerned with buying and selling products both on behalf of the bank's clients and also for the bank itself. Banks undertake risk through Proprietary Trading, done by a special set of traders who do not interface with clients and through Principal Risk, risk undertaken by a trader after he buys or sells a product to a client and does not hedge his total exposure. Banks seek to maximize profitability for a given amount of risk on their balance sheet. The individual activities are described below:

  • Investment Banking, is the traditional aspect of investment banks which involves helping customers raise funds in the Capital Markets and advising on mergers and acquisitions. Investment bankers prepare idea pitches that they bring to meetings with their clients, with the expectation that their effort will be rewarded with a mandate when the client is ready to undertake a transaction. Once mandated, an investment bank is responsible for preparing all materials necessary for the transaction as well as the execution of the deal, which may involve subscribing investors to a security issuance, coordinating with bidders, or negotiating with a merger target.
  • Research, is the division which reviews companies and writes reports about their prospects, often with "buy" or "sell" ratings. While the research division generates no revenue, its resources are used to assist traders in trading, the sales force in suggesting ideas to customers, and investment bankers by covering their clients. In recent years the relationship between investment banking and research has become highly regulated, reducing its importance to the investment bank.
  • Sales and Trading, is often the most profitable area of an investment bank, responsible for the majority of revenue of most investment banks. In the process of market making, traders will buy and sell financial products with the goal of making an incremental amount of money on each trade. Sales is the term for the investment banks sales force, whose primary job is to call on institutional and high-net-worth investors to suggest trading ideas (on caveat emptor basis) and take orders. Sales desks then communicate their clients' orders to the appropriate trading desks, who can price and execute trades, or structure new products that fit a specific need.

Investment banks create value for their clients primarily through their:

  • extensive network of industry and financial contacts, so they can distribute newly issued securities
  • market making and research activities, which allows them to create a liquid environment for the client's securities
  • superior knowledge about transaction structuring, legal processes and comparable market events.
Recent evolution of the business

Investment Banking is constantly evolving. One main course of evolution is with investment banking products. Investment banks constantly invent new products, which are usually accompanied by very high profit margins since buyers are not sure how to value them. However, since these cannot be patented or copyrighted, they are very often copied quickly by other Investment Banks, and margins are forced downward as the pricing approaches commodity pricing. Throughout Investment Banking history, many have theorized that all investment banking products and services would be commoditized, and the concentration of power in the bulge bracket would be eliminated. This has failed to happen, because while many products became commoditized, new ones were constantly being invented. For example, trading stocks for customers is now a commodity style business, but creating stock derivative contracts is now a very high margin business since the contracts are difficult to evaluate. In addition, while many products have been commoditized, an increasing amount of investment bank profit has come from proprietary trading, where size creates a positive network benefit (since the more trades an investment bank does, the more it knows about the market, allowing it to theoretically make better trades).

Compensation

Investment bankers are competitively compensated through a base salary that is paid through the year and a large year-end bonus, in July for junior bankers and in November for senior bankers. Bachelors are hired to fill analyst positions and are commonly paid for their first year a $55,000 salary, a $10,000 sign-on bonus, and a bonus that ranges with the reputation and the profitability of the firm but is usually between $40,000 to $60,000. While the base salary stays the same, the size of the bonus increases by about $15,000 a year. Although the analyst contract expires after 2 years, the best analysts are asked to stay on for a third year, and can be promoted to the Associate level after the 3rd year. MBA graduates usually start at the Associate level. Associate salaries start with a $95,000 base salary, a sign-on bonus, and expected bonus of around $100,000. Vice Presidents usually command all-in compensation of half a million dollars. Bankers more senior get paid according to the revenue they produce, but a typical M.D. earns $1.5-$2.0 million while a group head might earn $3.0-5.0 million.

Compensation for bankers who work in the Sales & Trading division varies much more than in actual investment banking. Because compensation is closely attached to the profit generated by each trader, a star Associate with a good relationship with his Managing Director can sometimes earn more than other (presumably less profitable) Managing Directors at the Firm!

It is also interesting that the most prestigeous banks, like Goldman Sachs and Morgan Stanley, pay lower bonuses than the rest because a short tenure at one of these can drastically increase a banker's value to future employers. Bankers who work outside the major financial centers such as London and New York. typically earn significantly smaller bonuses for various reasons, including the usually better lifestyle abroad, lower cost of living, and in the case of a branch office, the geographic distance from key individuals at head office who may divert money to compensate their own employees.

The big picture of compensation is that ultimately about 50% of total revenues is paid out as compensation to employees (Lazard Freres PLC goes as far as setting a target level for compensation as 57.5% of total revenue). In their 3Q 2005 earnings release, Goldman Sachs earmarked an average of $420,000 per employee per year for compensation (this includes everyone from janitors to the CEO).

Possible conflicts of interest

Because potential conflicts of interest may arise between different parts of a bank, the authorities that regulate investment banking (the FSA in the United Kingdom and the SEC in the United States) require that banks impose a Chinese wall which prohibits communication between Investment Banking on one side and Research and Equities on the other.

These are some of the conflicts of interest involved in investment banking:

  • Historically, most equity research firms are owned by investment banks. It is common practice for equity analysts to initiate coverage on a company in order to develop a relationship with that company that will lead to highly profitable investment banking business. In the 1990s, many equity researchers allegedly traded positive stock ratings directly for investment banking business. The practice went the other way as well: companies would threaten to divert investment banking business to competitors unless an analyst rated their stock favorably. No one is sure how widespread these criminal acts were. Increased pressure from regulators and a series of lawsuits, settlements, and prosecutions curbed this business to a large extent following the 2001 stock market crash.
  • Many investment banks also own retail brokerages. Also during the 1990s, some retail brokerages sold consumers securities which did not meet their stated risk profile. This behavior allegedly occurred, much like with equity researchers, to clinch investment banking business or even to sell surplus shares during a public offering to keep public perception of the stock favorable.
  • Since investment banks engage heavily in trading for their own account, there is always the temptation or possibility that they might engage in some form of front running."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Investment_bank. -- Zugriff am 2005-10-14]


4.4. Kapitalanlagegesellschaften
(Investmentgesellschaften, Investment Trusts)


"Unter einer Investmentgesellschaft, auch Kapitalanlagegesellschaften (KAG), versteht man eine Institution (zumeist in Form einer GmbH oder AG), die an die Öffentlichkeit Anteilscheine ausgibt. Es können dies zum Beispiel Fondsanteile und die daraus erzielten Einnahmen zum Kauf eines Portfolios aus Wertpapieren, z.B. Aktien und Anleihen, Immobilien oder sonstigen Investitionen sein. Steigt der Wert des Portfolios, so profitiert der Inhaber der Fondsanteile. Sinkt er, so trägt er die Verluste.

Investmentgesellschaften bedürfen spezieller Konzessionen und werden von der jeweiligen Aufsichtsbehörde (siehe Tabelle unterhalb) überwacht. Bei Neuauflage eines Wertpapieres muss dieses genehmigt und in amtlichen Blättern angezeigt werden, sowie müssen Wertpapierkurse in dafür geeigneten Tageszeitungen veröffentlicht werden.

Deutschland-, Schweiz und Österreich-spezifisch

Übersicht
Land Deutschland Österreich Schweiz
Aufsichtsbehörde Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) Eidgenössische Bankenkommission
Gesetzestext Gesetzes über die integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht (FinDAG) Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz (FMABG) Bundesgesetz über die Anlagefonds (AFG)
Interessensvertretung Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI) Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) Schweizerischer Anlagefondsverband (SFA)
Anzahl Gesellschaften 80 (Quelle: BaFin; (Stand 13. Mai 2005) 23 (Quelle: VÖIG/OeKB; Stand: 05/2005) 44 (Quelle: EBK;' Stand : '03. Juni 2005)
Gesamtanzahl/-volumen Fonds   2.061 Fonds / 137.463,46 Mio €  

Sondervermögen

Die Gesellschaft muss das bei ihr gegen die Ausgabe von Anteilscheinen eingelgete Geld, die damit angeschafften Vermögensgegenstände, Wertpapiere und Bezugsrechte und alle Ansprüche, die daraus entstehen, einem oder mehreren Sondervermögen zuführen, die von dem eigenen Vermögen der Kapitalanlagegesellschaft getrennt zu halten sind."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalanlagegesellschaft. -- Zugriff am 2005-10-14]


5. KMU und Banken


Kleinere und mittlere Unternehmen - also die Unternehmen des Mittelstandes - sind oft besonders abhängig von Banken, denn die Unternehmen brauchen um mitzuhalten Fremdkapital, das sie im allgemeinen nicht über Aktien bekommen können. Die Unternehmen müssen bei ihrer Bank ihre gesamten Bücher offenlegen, denn die Bankangestellten prüfen im allgemeinen sehr sorgfältig, ob ein Untrnehmen kreditwürdig ist. Man beruft sich heute gern auf Basel II und auf die strengeren Kreditgaberegelungen. Ist das Risiko für die Bank hoch, müssen die Unternehmer höhere Zinsen bezahlen.

"Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Bezeichnung für Unternehmen des Mittelstandes. Dies ist unabhängig von der gewählten Rechtsform.

International wird häufig die englische Bezeichnung verwendet:

  • Small and Medium-sized Businesses (SMB) bzw.
  • Small and Medium-sized Enterprises (SME)

[französisch: Petites et moyennes entreprises (PME)]

Die EU-Kommission definiert KMU wie folgt:


EU-Definition

Unternehmens-kategorie Zahl der Mitarbeiter Umsatz oder Bilanzsumme
mittelgroß < 250 ≤ € 50 Millionen ≤ € 43 Millionen
klein < 50 ≤ € 10 Millionen ≤ € 10 Millionen
mikro < 10 ≤ € 2 Millionen ≤ € 2 Millionen

Definition von KMU (kleine und mittlere Unternehmen) durch die EU, 2003
[Quelle: http://europa.eu.int/comm/enterprise/enterprise_policy/sme_definition/index_de.htm. -- Zugriff am 2005-10-19]

KMU sind die sozial und wirtschaftlich vorherrschende Unternehmensgröße. In der Europäischen Union (EU) stellen sie ca. 99% aller Unternehmen und bieten ca. 65 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz. Sie sind einer der entscheidenden Kerne für Innovation. Aufgrund dieser Situation und einem häufig begrenzten Zugang zu frischem Kapital werden KMU besonders vom Staat und der EU gefördert.

Die Versorgung mit Kapital ist eines der entscheidenden Hemmnisse für die Entwicklung eines KMU. Die Regelungen durch Basel II setzen die KMU, gerade in Deutschland, zusätzlich unter Druck, insbesondere in Richtung auf eine Erhöhung ihres Eigenkapitals."

[http://de.wikipedia.org/wiki/KMU. -- Zugriff am 2005-10-19]

 
"Hohe Bankenabhängigkeit" [...]


Deutschland-Bezug


"Der Mittelstand am kurzen Zügel

Tatsächlich haben die Geldhäuser die Zügel bei der Kreditvergabe gerade in jüngster Zeit kräftig angezogen. Die Banker fallen wie Rollkommandos über die kleinen und mittleren Unternehmen her. Die drei- bis vierköpfigen Teams der Kreditinstitute drehen in den Firmen jedes Blatt Papier um, wie Drogenfahnder nach Crack und Koks sind Bankbeamte in Werkstätten und Produktionsanlagen auf der Suche nach Schwachstellen und Mängeln. Im Anschluss daran wird die Geschäftsführung in einem mehrstündigen Verhör in die Mangel genommen. Die rigorose Suche nach potenziellen Krisenherden in den Betrieben begründen die Bankangestellten gern mit dem Hinweis auf die Folgen des Basel-11-Abkommens, das den Banken eine Neubewertung ihrer Kreditengagements auferlegt." [...]

"Für Kleinunternehmen soll allerdings weiterhin eine Art Pauschale bei der bankinternen Risikosicherung gelten. Sie sollen mit den Privatkunden in einem so genannten Retailportfolio gebündelt werden, für das es dann einen einheitlichen Prozentsatz gibt. Offen ist bisher noch, wie »Kleinunternehmen« definiert werden."

[Quelle: Oppermann, Christiane: Schwarzbuch Banken. -- Aktualisierte Taschenbuchausg. -- München : Knaur-Taschenbuch-Verl., 2004. -- 363 S. ; 19 cm. -- (Knaur ; 77715). -- ISBN 3-426-77715-0. -- S. 95 - 97. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

"Mit der am 10. Juli 2002 vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht erzielten grundsätzlichen Einigung ist für den deutschen Mittelstand ein großer Durchbruch erreicht worden. Die Bundesregierung hat ihr Ziel erreicht: Basel II (gilt ab 2006) wird nicht zu einer Benachteiligung von rund 3,2 Millionen deutschen mittelständischen Unternehmen führen: l>
  • Für mehr als 90% aller Unternehmen (deren Kredithöhe bei einem Institut nicht höher als 1 Mio. EUR sind) werden geringere Eigenkapitalunterlegungen für die Kreditwürdigkeit verlangt. Damit werden viele Kleinunternehmen besser gestellt als heute.
  • Größere Mittelständler (bis zu einem Umsatz von 50 Mio. EUR) erhalten einen Abschlag bei der Gewichtung des Kreditrisikos, der im Durchschnitt 10%, in der Spitze 20% betragen soll. Damit werden Mittelständler mit guter Zahlungsmoral besser gestellt als heute.
  • Kredite an Unternehmen, bei denen der Umsatz und die Bilanzsumme 500 Mio. EUR nicht überschreitet, sind von Zuschlägen bei lang laufenden Krediten freigestellt. Damit wird es keine Zinsaufschläge im Langfristbereich geben.

[Quelle: http://www.bundesfinanzministerium.de/cln_04/nn_3792/DE/13279.htm. -- Zugriff am 2005-10-19]

"Unsere Freundin, die Hausbank
KMU sehen sich oft in einem belastenden Abhängigkeitsverhältnis mit der Hausbank" [...]


Österreich-Bezug

"Das Problem: Der/die VertreterIn der Hausbank ist zwar machtvoll, aber ebenso abhängig von den Rückzahlungen des Betriebs. In vielen Fällen ist die Hausbank in beratender Funktion in den Betrieb eingebunden, Veränderungen zum Negativen können dadurch nur schwer verschleiert werden. Das erhöht den Druck im Geschäftsalltag. Zudem kann es teuer sein, die Bank zu wechseln, was wiederum der Hausbank die Möglichkeit gibt, die Konditionen zu ihren Gunsten zu verändern.

Begrenzte Kulanz

Gute Kontakte zur Hausbank sind in jedem Fall sinnvoll, sie reichen aber nicht aus. Auch gute Bekannte in der Bank können nur so weit gehen, wie es ihnen ihre Kulanzvorschriften erlauben. KMU sind deshalb gut beraten, sich in der Abhängigkeit von der Bank nicht zu weit treiben zu lassen. Beratungsleistungen von Seiten der Hausbank sind sinnvoll, sie sollten jedoch hinterfragt werden.

Im Zweifelsfall sollte auch der Bankwechsel überlegt werden. Hilfreich sind in solchen Situationen Gespräche mit Unternehmen in einer ähnlichen Situation. Sie können über Erfahrungen mit Banken berichten, können Orientierung geben und dem Betrieb helfen, den oder die PartnerIn zu finden, der/die den Bedürfnissen des finanziellen Alltags am besten entspricht. (mas)"

[Quelle: derStandard.at. -- 2005-07-19. -- http://derstandard.at/?url=/?id=2114839. -- Zugriff am 2005-10-19]


6. Kleinaktionäre und Banken

Kleinaktionäre sind diejenigen, die sich im allgemeinen ein größeres Paket an Aktien finanziell nicht leisten können. Unter den Kleinaktionären befinden sich auch Leute, die versuchen Aktien für ihre Altersvorsorge einzusetzen, oder auch solche Leute, die sich einen großen Gewinn erhoffen. Da unter den Kleinaktionären sich eher Leute finden, die sich in der Wirtschaft nicht sehr auskennen, sind diese auf Analysten angewiesen.

Leider haben die Analysten bei der Einschätzung von New-Economy-Aktien aber oft falsch gelegen. Auch Analysten renommierter Banken sind da keine Ausnahme. Im folgenden wird die Vorgehensweise der Deutschen Bank AG mit der Telekom-Aktie geschildert. Anschließend wird am Beispiel von Infomatec gezeigt, wie durch ein Zusammenspiel von betrügerischen Unternehmern, fahrlässigen Banken, unsorgfältigen Wirtschaftsprüfern und unverantwortlichen Analysten hunderte von Kleinaktionären insgesamt 300 Millionen DM verloren haben. Christiane Oppermann schildert den Fall Infomatec sehr überzeugend.


"Die Machtlosigkeit der Kleinaktionäre (Teil 3): Wer glaubt noch einem Analysten" [...]


Deutschland-Bezug

"Deutsche Bank treibt Anleger auf die Barrikaden


Abb.: Zentrale der Deutschen Bank
[Bildquelle: Wikipedia]

Doch jetzt könnte die Analystenzunft ihre Glaubwürdigkeit endgültig verspielt haben. Ausgerechnet die Aktienexperten der renommierten Deutschen Bank haben dazu einiges beigetragen. Sie gaben Anfang August eine Kaufempfehlung für die Papiere der Telekom und trieben damit den Kurs in die Höhe. Nur einen Tag später warf das Geldhaus gleich 44 Millionen T-Aktien auf den Markt. Anlegergelder von 20 Milliarden Euro lösten sich binnen einer Woche in Luft auf.


Abb.: Telekom-Aktie

Die Telekom-Aktionäre waren geschockt. Wütende Anleger verklagten die Deutsche Bank. Ihr Vorwurf: Betrug! Das Institut habe mit dem Kaufurteil den Telekom-Kurs nach oben getrieben, um das Aktienpaket leichter zu platzieren.

Ein Anleger schrieb der Staatsanwaltschaft, er fühle sich "auf eklatante und betrügerische Weise missbraucht". Erfolg werden die Kläger wohl nicht haben, das ist ihnen klar, denn der Bank Betrug nachzuweisen, dürfte so gut wie unwahrscheinlich sein.

Aber zumindest einen Denkzettel wollen sie dem Kreditinstitut verpassen. "Ich bin absolut überzeugt, dass die Kaufempfehlung eine gezielte Aktion war. So eine falsche Analysteneinschätzung kann es gar nicht geben", so Anwalt Hans-Joachim Wiebe gegenüber wdr.de. Wiebe vertritt einen der Kläger.

Massiver Schaden für die deutsche Aktienkultur

Selbst wenn es sich nicht um eine gezielte Aktion der Deutschen Bank zur Kurspflege gehandelt haben sollte, wie der Anwalt vermutet, so wusste jeder Analyst schon seit langem, dass ab September 2001 ehemalige Voicestream-Aktionäre schlagartig mehr als 200 Millionen T-Aktien auf den Markt werfen können, da dann die Haltefrist abläuft. In einer solchen Situation, die den Kurs massiv negativ belastet, eine Kaufempfehlung abzugeben, grenzt schon an Dummheit.

Sogar Analysten anderer Institute reagierten schockiert auf die Aktion der Deutschen Bank. Denn alle Experten stimmen Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger zu, die gegenüber wdr.de feststellt: "Das hat der Aktienkultur in Deutschland massiv geschadet". "

[Quelle: http://www.wdr.de/online/wirtschaft/kleinaktionaere/analysten.phtml. -- Zugriff am 2005-10-14] 

"Infomatec: die Pleite eines Börsenlieblings" [...]


Abb.: Infomatec Aktie
[Bildquelle: http://www.historisches-wertpapierhaus.de/auktionen/fa9/Los0464.jpg. -- Zugriff am 2005-10-14]


Deutschland-Bezug

"Wettlauf in die Pleite

Der Fall Infomatec AG geriet zu einem Lehrstück für Kleinaktionäre und Wirtschaftsjuristen: Selten konnte bisher in einer Aktiengesellschaft eine ähnliche Häufung von dubiosen Machenschaften, peinlichen Pannen sowie Schlampereien bei den Firmengründern, ihren Wirtschaftsprüfern und den beteiligten Banken beobachtet werden. Der Krimi um die Firma, die sich in dem Augsburger Vorort Gersthofen angesiedelt hatte, begann Mitte der 90er Jahre. Bei einem Stammtisch für Unternehmensgründungen erhielten die beiden Unternehmer Alexander Häfele und Gerhard Harlos wohl die entscheidenden Tipps zur Kapitalbeschaffung und zur Mehrung ihres persönlichen Wohlstands. Ein Finanzberater bot sich an, ihnen einen Businessplan für den Börsengang auszuarbeiten. Ein Geschäftsmann mit besten Kontakten zur WestLB war auch zur Stelle.

Danach war alles ganz einfach. Die Bank übernahm die fünf Firmen, die Harlos und Häfele bereits gegründet hatten, zahlte die bisherigen Gesellschafter aus und schoss einen Kredit für den Börsengang vor. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Haarmann, Hemmelrath ft Partner wurde beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Darin sollten die Experten untersuchen, ob der Wert von fünf kleineren Beratungs- und Internetfirmen, die Harlos und Häfele in die Dachgesellschaft Infomatec (Integrated Information Systems AG) eingebracht hatten, eine Kapitalerhöhung um rund 16,5 Millionen DM durch Ausgabe von 5,4 Millionen neuer Aktien absichert.

Risiken klein gerechnet

Ende 1997 kamen die Kontrolleure zu dem Schluss, dass die fünf Gesellschaften, die die Infomatec-Chefs Harlos und Häfele als Sacheinlage einbringen wollten, durchaus einen Wert von 207,575 Millionen DM darstellen könnten - allerdings nur bei sehr günstigem Geschäftsverlauf.

"Bei Zugrundelegung eines pessimistischen Szenarios, in welchem die Erträge und Aufwendungen des Geschäftsbereichs >In-ternet< unberücksichtigt blieben, die Entwicklungsaufwendungen auf zehn Prozent des Umsatzes festgelegt wurden, die durchschnittliche Auslastung der Mitarbeiter im Beratungsund Schulungsbereich von 200 auf 180 Tage reduziert wurde sowie die durchschnittlichen Personalaufwendungen von 106.000 DM pro Jahr auf 120.000 DM pro Jahr erhöht wurden«, ergab sich nach Rechnung der Wirtschaftsprüfer nur noch ein Unternehmenswert von 92 Millionen DM."

Nach Ansicht der Gutachter war das aber genug, um »weiterhin den Umfang der Kapitalerhöhung von 16,5 Millionen DM abzudecken.«' Doch potenzielle Infomatec-Anleger hätte eine Herabstufung des Unternehmenswerts um rund 50 Prozent bei geringfügiger Verschlechterung der Geschäftsentwicklung wohl eher abgeschreckt - wenn sie diese Risiken denn gekannt hätten.

Die Bank hielt Informationen zurück Im Verkaufsprospekt, in dem die WestLB als Emissionspartner potenziellen Anlegern die wirtschaftliche Lage des Unternehmens schilderte und die Bedingungen für den Erwerb von 5,64 Millionen Inhaber- und Stückaktien erklärte, werden die unterschiedlichen Prognosen aber nicht erwähnt. Für die Wirtschaftsprüfer kein ungewöhnlicher Vorfall: »Da wäre ja die Bank verrückt, wenn man Aussagen über den Unternehmenswert reinschreibt«8, so Hansjörg Zeiger, Wirtschaftsprüfer bei Haarmann, Hemmelrath & Partner und einer der Verfasser der Infomatec-Expertise.

Daran hatten die WestLB und die von ihr protegierten Infomatec-Chefs auch kein Interesse. Die Platzierung von 4,7 Millionen Aktien sollte mindestens 240 Millionen DM einspielen. Bei dem ursprünglich anvisierten Aktienkurs von 60 DM wären sogar 282 Millionen DM zusammengekommen. Tatsächlich lag der Emissionspreis bei 53 DM. Die WestLB hat dabei gut verdient: Ihre Provision aus dem Börsengang betrug rund 8,5 Millionen DM.

Zweifel an der Arbeit von Haarmann, Hemmelrath & Partner hatte keiner der Beteiligten. Die Banken nicht, die Analysten nicht und auch nicht die Börsenaufsicht. Man ziehe bei der Bewertung von Unternehmen die »üblichen Planungsverfahren wie Cashflow-Entwicklung und dergleichen« heran, die auch Analysten bei der Bewertung von Unternehmen für ihre Kursprognosen nutzen.'' Diese Experten wiederum verließen sich auf die Informationen, die die Infomatec-Führung ihnen zur Bewertung präsentierte. So konnte das Blendwerk prächtig funktionieren."

[Quelle: Oppermann, Christiane: Schwarzbuch Banken. -- Aktualisierte Taschenbuchausg. -- München : Knaur-Taschenbuch-Verl., 2004. -- 363 S. ; 19 cm. -- (Knaur ; 77715). -- ISBN 3-426-77715-0. -- S. 62 - 66. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Durch das Depotstimmrecht besitzen Banken einen starken Einfluss bei der Besetzung von Aufsichtsräten:


Deutsches Recht

"Unter dem Depotstimmrecht versteht man ein Stimmrecht, welches gemäß § 135 AktG durch ein Kreditinstitut auf der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft ausgeübt wird. Durch eine ausdrücklich schriftlich dargelegte Weisung gemäß § 128 AktG oder mittels einer Pauschalerklärung beauftragt der Kunde die Vertreter der Bank an seiner Stelle zu handeln. Somit kann die Bank für die bei ihr vom Kunden im Depot hinterlegten Aktien das Stimmrecht ausüben, ist jedoch an die Weisungen ihres Kunden gebunden.

Kritisch wird das Depotstimmrecht unter anderem hinsichtlich der Problematik der Aufsichtsratsbesetzung gesehen, da es häufig dazu kommt, dass Mitglieder in den Aufsichtsrat gewählt werden, die den Gläubigern nahestehen und evtl. dementsprechend weniger Aktionärsinteressen vertreten könnten, sondern die Gesellschaft dahingehend beeinflussen Gläubigerinteressen nachzukommen.

Ein Depotstimmrecht in ähnlicher Form gibt es auch im Kontext des Gesamtbetriebsrats."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Depotstimmrecht. -- Zugriff am 2005-10-19]


7. Wie Investoren mit aufgekauften Bankdarlehen verdienen


Banken handeln heute auch mit Krediten. So können Finanzhaie die Schulden z.B. von gefährdeten Mittelständlern aufkaufen, so wie sie Unternehmensanleihen aufkaufen. Dann diktieren sie dem Unternehmen die Bedingungen, indem sie mit Kreditentzug drohen.


Abb.: Wie Investoren mit aufgekauften Darlehen verdienen
[Bildquelle: http://www.ftd.de/ub/fi/19073.html. -- Zugriff am 2005-10-07. -- © 2005 Financial Times Deutschland]


8. Banken und Großunternehmen


In Deutschland sind Banken und Großunternehmen eng verflochten (daher wird auch von "Deutschland AG" gesprochen), denn die Geldgeber - also die Banken - sitzen im Normalfall in den Aufsichtsgremien der Großunternehmen bzw. Versicherungsgesellschaften. Laut Christiane Oppermann sitzen die führenden Manager der Deutschen Bank AG in mehr als 500 Aufsichtsgremien. Da es keine 500 Spitzenmanager bei der Bank gibt, kann man sich ausrechnen, dass ein Manager mehrere solcher Posten vertritt. Durch diese große Macht können Banken Wirtschaftspolitik (Beispiel Neuber) betreiben. Am Beispiel von Breuer, der z.B. im Aufsichtsrat saß, als die Stahlfirma Klöckner-Werke AG vor dem Konkurs stand, zeigt die Autorin Oppermann das Problem.

"Gierige Postensammler" [...]


Deutschland-Bezug


"Unheimliche Aufgabenfülle


Abb.: Dr. Rolf-E. Breuer (1937 - )
[Bildquelle: http://www.bankenbericht.de/index.asp. -- Zugriff am 2005-10-15]

Neben seinen Aufgaben als Vorstandssprecher der Deutschen Bank leitete das CDU-Mitglied Breuer auch den Aufsichtsrat der Deutschen Börse AG, kontrollierte den Energieversorger e.on AG, Europas größten Medienkonzern, die Bertelsmann AG, die Siemens AG, die Deutsche Lufthansa AG sowie die Münchner RückVersicherungsgesellschaft AG. Zudem ist er Mitglied im Board of Trustees der internationalen Unternehmensvereinigung »The Conference Board« und Präsident des Bundesverbands deutscher Banken." [...]

"Dass der Einfluss der Banken auch im Inland keine segensreiche Wirkung entfaltet, zeigen die großen Pleiten, Beinahekonkurse und Pannen der vergangenen zehn Jahre: Die Namen Holzmann, Deutsche Börse AG (DBAG), Metallgesellschaft, Schneider und Thyssen/Krupp stehen für die Schattenseiten der von den Banken dominierten Deutschland AG."

[Quelle: Oppermann, Christiane: Schwarzbuch Banken. -- Aktualisierte Taschenbuchausg. -- München : Knaur-Taschenbuch-Verl., 2004. -- 363 S. ; 19 cm. -- (Knaur ; 77715). -- ISBN 3-426-77715-0. -- S. 95 - 97. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Die Deutschland AG ist aber heute nicht mehr ein einziges Netzwerk:


Deutschland-spezifisch

Wolfgang Hirn und Heide Neukirchen weisen in ihrem Artikel "Wer die Deutschland AG steuert" auf mehrere Netzwerke hin, die untereinander ebenfalls wieder durch Personen verflochten sind:

[vgl.: Wolfgang Hirn und Heide Neukirchen. -- In: manager magazin. -- 2002-10-18. -- http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,214496-2,00.html. -- Zugriff am 2005-10-15]


9. Moderne Bankmanagerkultur: Josef Ackermann (Vorstandssprecher der Deutschen Bank)


 
Abb.: Josef Ackermann
[Bildquelle: http://www.finance.uni-frankfurt.de/index.php?men=2&case=wimi2&id=329&lg=. -- Zugriff am 2005-10-10]


Deutschland-spezifisch

"Dr. Josef Ackermann (* 7. Februar 1948 als Josef Meinrad Ackermann in Mels, Kanton St. Gallen, Schweiz) ist seit der Hauptversammlung am 22. Mai 2002 Sprecher des Vorstands der Deutsche Bank AG. Ferner ist Josef Ackermann Aufsichtsrat-Mitglied bei Siemens (2. stellvertretender Vorsitzender), der Bayer AG, der Linde AG sowie der Deutschen Lufthansa AG. Ackermann ist im erlauchten Kreis der "Bilderberger" Mitglied.

Nach der Matura studierte Josef Ackermann an der Schweizer Universität St. Gallen (HSG) Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. 1973 schloss er sein Studium in der Fachrichtung Bankwirtschaft ab und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent an der Forschungsgemeinschaft für Nationalökonomie der Universität St. Gallen. 1977 promovierte er dort mit seiner Dissertation über den Einfluß des Geldes auf das reale Wirtschaftsgeschehen zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften beim Geld- und Wachstumskritiker Hans Christoph Binswanger.

Ackermann ist seit 1977 mit der Finnin Pirkko Mölsä verheiratet – sie ist ebenfalls HSG-Absolventin – und hat eine Tochter, Catherine, geb. 1984. Er hat seinen Wohnsitz am Zürichberg an der Schweizer Goldküste und gilt als Hobbymusiker (Klavier, Gesang) sowie großer Opernliebhaber. Er ist Oberst der Schweizer Armee. In seiner Jugend betrieb Ackermann Leichtathletik.

Sein öffentliches Ansehen wurde durch die Mannesmann-Affäre und sein, von manchen Seiten als arrogant angesehenen, Auftretens im Zuge einer Mitarbeiterentlassung schwer beschädigt.

Berufliche Karriere

Nach seiner Promotion begann Ackermann 1977 seinen beruflichen Werdegang bei der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA), deren Präsident er 1993 wurde. Mit der Übernahme dieser Funktion galt er auch nach Rainer Gut als die „Nummer zwei“ der Muttergesellschaft Credit Suisse Group. In seine Amtszeit fällt die Übernahme der Schweizerischen Volksbank (1993), die wenig später vollständig in der Credit Suisse Group aufging. Im Juli 1996 verließ er daraufhin den Konzern und wechselte kurz darauf als Vorstandsmitglied zur Deutschen Bank. Bereits im September 2000 wählte der Vorstand der Deutschen Bank Ackermann mit Wirkung ab Mai 2002 als Nachfolger von Rolf E. Breuer zu seinem Sprecher. Zu seinem Amtsantritt wird ein Bildband mit Illustrationen des japanischen Künstlers Ashira Yokamatsu angekündigt. Die Wirtschafts- und Boulevardpresse stilisiert Ackermann zum Star einer neuen Ära und heißt ihn mit Titeln wie „Low-Key-Joe“ willkommen. Parallel dazu vollzieht sich der Umbau der Deutschen Bank: der Jahresüberschuss 2003 stieg von 397 Millionen auf 1,37 Mrd. Euro bei einer Bilanzsumme von 803,6 Mrd. Euro (Vorjahr: 758,4 Mrd. Euro). Die Mitarbeiterzahl wurde im Geschäftsjahr 2003 von 77.442 auf 67.682 reduziert („Smartsourcing“), doch seine persönlichen Bezüge stiegen im selben Jahr um ca. 60%: von 6,9 Mio. Euro auf 11 Mio. Euro. Damit ist er einer der am besten entlohnten Manager Deutschlands.

Die Zeitschrift Wirtschaftswoche kürte ihn im Jahr 2004 zum attraktivsten Manager Deutschlands. Zu empörten Reaktionen in der deutschen Presse kam es, als Ackermann Anfang 2005 gleichzeitig ein neues Rekordergebnis der Deutschen Bank und einen weiteren Abbau von über 6000 Arbeitsplätzen ankündigte. Von Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde ihm ein mangelndes Verantwortungsgefühl für die Beschäftigten vorgeworfen. Auf diese Kritik reagierte Ackermann mit Unverständnis, sondern demonstrierte Vertrauen in die eigene Strategie, indem er stattdessen am 28. Februar 2005 seinen Privatanteil an DB-Aktien auf 2,7 Mio. Euro erhöhte, die er mittels 57.420 Optionen zu einem Kurs von 47,53 € (Kurs am 4. März 2005: 67,43 €) erwarb. Ackermann habe damit laut Financial Times Deutschland alle Optionen genutzt, die er für das Jahr 2002 im Rahmen seiner aktienbasierten Vergütung erhalten hatte.

Der biographische Hintergrund gibt in den Medien immer wieder Anlass zu Spekulationen über eine Verlegung des Hauptsitzes der Deutschen Bank sowie über eine etwaige Fusion der Deutschen Bank mit einer Schweizer Großbank.

Mannesmann-Affäre

Ab Januar 2004 musste sich Josef Ackermann vor dem Landgericht in Düsseldorf verantworten. Die Anklage gegen ihn und fünf weitere Beteiligte der sogenannten Mannesmann-Affäre – darunter der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Mannesmann AG Klaus Esser und der frühere IG Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel – lautete auf Untreue. Die Angeklagten standen unter dem Verdacht, den Düsseldorfer Konzern im Rahmen der Übernahme durch Vodafone im Februar 2000 durch überhöhte Prämienzahlungen an Esser und weitere Manager um rund 110 Millionen Mark geschädigt zu haben.

Ackermann sorgte zu Beginn des Prozesses für erhebliches Aufsehen durch seine der Presse gegenüber getätigte Aussage: „Dies ist das einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden.“ Im Gedächtnis der Öffentlichkeit blieb ebenfalls seine zu einem V gespreizte Hand vor Prozessbeginn, die Siegesgewissheit ausstrahlen sollte, doch bei der allgemeinen Wirtschaftslage von vielen Politikern als überheblich und deplaziert kritisiert wurde. Nach Angaben Ackermanns ahmte er mit dieser Geste scherzhaft den zur gleichen Zeit vor Gericht stehenden Michael Jackson nach.

Das Gericht hat am 22. Juli 2004 Josef Ackermann und die fünf Mitangeklagten freigesprochen, da sie sich nicht der schweren Untreue oder der Beihilfe schuldig gemacht hätten, obwohl es Verstöße gegen das Aktienrecht gegeben habe. Die Staatsanwaltschaft legte daraufhin gegen dieses Urteil Revision ein, über die voraussichtlich Ende Oktober verhandelt werden wird."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann_%28Bankier%29. -- Zugriff am 2005-10-10]


10. Beispielgebend: Co-operative Bank


Dass eine Bank ethisch handeln kann und dabei gut existieren kann, zeigt die britische Co-operative Bank, die schon über 125 Jahre alt ist.


UK-spezifisch

Webpräsenz: http://www.co-operativebank.co.uk. -- Zugriff am 2005-10-12

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts führte die Bank eine Reihe von Marktstudien durch, um zu erkunden, welche Wünsche in Bezug auf ethisches Verhalten Kunden und auch Nichtkunden haben. Daraus entwickelte man Ethikleitsätze. Dazu gehören (nach Antje Schneeweiß) u.a.:

"Beispiel: Co-operative Bank

Die Bank wurde 1872 im Zuge der britischen Genossenschaftsbewegung gegründet und entwickelte sich zusammen mit einer wachsenden Zahl von Ein- und Verkaufsgenossenschaften zu einem innovativen Unternehmen mit 3921 Mitarbeitern, rund zwei Mio. Kunden und einer Bilanzsumme von rund 6 Billionen €. Institutionelle Kunden der Bank sind vor allem Kommunen und Wohltätigkeitsorganisationen." [...]

"»Als Bank bemühen wir uns, verantwortliches Mitglied unserer Gesellschaft zu sein, und dies muss auch Auswirkungen darauf haben, mit wem wir Geschäfte machen«, erklärte der Geschäftsführer Terry Thomas anlässlich der Einführung der ethischen Richtlinien 1992. Mit dieser Ansicht steht die Co-operative Bank zwar unter ihren Kollegen in Großbritannien weitgehend allein. Zahlreiche Kunden gaben der Bank jedoch ihre Zustimmung und ihr Geld. Innerhalb von zwei Jahren verzeichnete sie einen Zuwachs an Kontoeröffnungen von knapp 20%, darunter waren eine Reihe neuer Konten von Wohltätigkeitsorganisationen. Auch langfristig zeigte sich, dass diese konsequente Ausrichtung an sozialen und ökologischen Zielen durchaus mit finanziellem Erfolg belohnt wird. Im Jahr 2001 blickte man in der Bank auf eine Serie von sieben Jahren mit Rekordgewinnen zurück."

[Quelle: Schneeweiß, Antje <1964 - >: Kursbuch ethische Geldanlage : Aktien, Fonds, Beteiligungen / Antje Schneeweiß. Hrsg. vom Institut für Ökonomie und Ökumene SÜDWIND. Mit einem Vorw. von Ernst Ulrich von Weizsäcker. -- Aktualisierte und überarb. Neuausg. -- Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl. -- 2002. -- 232 S. : graph. Darst. ; 19 cm. --  (Fischer ; 15269 : Fischer Wirtschaft). -- ISBN 3-596-15269-0. -- S. 31 - 33]

"Our Ethical Policy Statements

This is the Ethical Policy of The Co-operative Bank and smile. It is based on extensive consultation with our customers and reflects their ethical concerns about how their money should and should not be invested. It also informs our choice of partners and suppliers.

The figures which appear in bold denote the level of support registered for each statement in the 2001 Ethical Policy Review.

Human Rights

Through our investments, we seek to support the principles of the Universal Declaration of Human Rights. In line with this, we will not invest in:
  • any government or business which fails to uphold basic human rights within its sphere of influence - 98%
  • any business whose links to an oppressive regime are a continuing cause for concern - 98%
The Arms Trade

We will not invest in any business involved in:

  • the manufacture or transfer of armaments to oppressive regimes - 98%
  • the manufacture of torture equipment or other equipment that is used in the violation of human rights - 99%

Corporate Responsibility

We advocate support for the Fundamental International Labour Organisation Conventions. In line with these, we will seek to support businesses which take a responsible position with regard to:
  • fair trade - 97%
  • labour rights in their own operations and through their supply chains in developing countries - 96%
We will not support:
  • irresponsible marketing practices in developing countries - 93%
  • tobacco product manufacture - 81%
  • currency speculation - 79%
Genetic Modification

We will not invest in businesses involved in the development of genetically modified organisms (GMOs), where, in particular, the following issues are evident:

  • uncontrolled release of GMOs into the environment - 95%
  • any negative impacts on developing countries; in particular, the imposition of 'Terminator' technologies - 93%
  • patenting; in particular, of indigenous knowledge - 88%
  • cloning; in particular, of animals for non-medical purposes - 85%
Social Enterprise

We will seek to support charities and the broad range of organisations involved in the Social Enterprise sector, including: 95%

  • co-operatives
  • credit unions
  • community finance initiatives
Ecological Impact

In line with the principles of our Ecological Mission Statement, we will not invest in any business whose core activity contributes to:

  • global climate change, through the extraction or production of fossil fuels - 70%
  • the manufacture of chemicals which are persistent in the environment and linked to long term health concerns - 88%
  • the unsustainable harvest of natural resources, including timber and fish - 94%
Furthermore, we will seek to support businesses involved in:
  • recycling and sustainable waste management - 98%
  • renewable energy and energy efficiency - 98%
  • sustainable natural products and services, including timber and organic produce - 97%
  • the pursuit of ecological sustainability - 97%
Animal Welfare

We will not invest in any business involved in:

  • animal testing of cosmetic or household products or ingredients - 88%
  • intensive farming methods, for example, caged egg production - 88%
  • blood sports, which involve the use of animals or birds to catch, fight or kill each other - 84%
  • the fur trade - 87%
Furthermore, we will seek to support businesses involved in:
  • the development of alternatives to animal experimentation - 95%
  • farming methods which promote animal welfare, for example, free range farming - 94%
Customer Consultation

We will regularly reappraise customers' views on these and other issues and develop our Ethical Policy accordingly.

From time to time, we will seek to represent our customers' views on the issues contained within our Ethical Policy and other ethical issues, through, for example, our campaigning activities.

On occasion, we will make decisions on specific business, involving ethical issues not included in our Ethical Policy."

[Quelle: http://www.co-operativebank.co.uk/servlet/
Satellite?cid=1077610044297&pagename=CoopBank%2FPage%2FtplPageStandard&c=Page. -- Zugriff am 2005-10-12]


11. Nicht beispielgebend: Vatikanbank (Istituto per le Opere di Religione)



Vatikan-spezifisch

"Das Istituto per le Opere di Religione (deutsch Institut für die religiösen Werke), besser bekannt als Vatikanbank, ist eine Bank im Besitz des Vatikans. Es ist jedoch nicht die Staatsbank des Vatikans.

Geschichte

Mit päpstlicher Konstitution vom 11.Februar 1887 ordnete Papst Leo XIII. die Bildung der Amministrazione delle Opere di Religione, also der Verwaltung der Religiösen Werke an. Es war eine Reaktion auf die Zerschlagung des Kirchenstaates 1870. Die AOR war zunächst nicht mehr als eine Art Sammel- und Verwaltungsstelle für das päpstliche Restvermögen und die Ausgleichszahlungen, die die junge italienische Republik dem Heiligen Stuhl für den Verlust des Staatsterritoriums des Kirchenstaates gewährt hatte. Überdies erhielt der Papst vom italienischen Staat bis zur Unterzeichnung der Lateranverträge 1929 eine jährliche Apanage, die für die damalige Zeit ein Vermögen darstellte. Das alles wollte Leo XIII. zentral verwaltet wissen. Die AOR war aber keine Bank und trat auch nicht als eine solche in Erscheinung. Bis 1942 wussten überdies nur wenige Eingeweihte überhaupt von der Existenz dieser Verwaltung, die direkt dem Papst unterstellt war.

Papst Pius XII. benannte am 27. Juli 1942 die AOR in IOR um und machte das Institut am 24. Januar 1944 schließlich zu einer echten, eigenständigen Bank. Der Begriff Vatikanbank wurde aber erst sehr viel später gebräuchlich, denn auch von der Existenz des IOR wussten zunächst nur Eingeweihte. Hintergrund für Pius' Entscheidung waren die für die damalige Zeit enormen Geldleistungen des italienischen Staates, die im Zusammenhang mit den Lateranverträgen gezahlt wurden. Dazu hatte Mussolini eigens die noch heute existierende Staatsholding IRI gegründet. Pius XII., der wegen seines langen Aufenthaltes als Nuntius in Deutschland nicht nur den Spitznamen „deutscher Papst“ erhielt, sondern auch in seinem Verhalten als typisch deutsch, also vor allem ordnungsliebend galt, wollte dieses Vermögen dementsprechend ordentlich angelegt wissen und betrachtete es als eine Art Notgroschen. Der erste Direktor des IOR, Bernardino Nogara, entpuppte sich als Finanzgenie und vermehrte das Ursprungsvermögen des IOR beträchtlich. Allerdings brachten seine Anlageentscheidungen spätere Päpste in einige Erklärungsnöte. So waren Firmen, die sich im Besitz des IOR befanden, an der Aufrüstung Italiens für den Äthiopienfeldzug beteiligt. Besonders peinlich war es für den erklärten Gegner der Anti-Baby-Pille, Papst Paul VI., als bekannt wurde, dass der Vatikan Eigentümer des größten italienischen Herstellers für Anti-Baby-Pillen war. Zudem entwickelte sich der Goldschatz des IOR mit den Jahren zu einem regelrechten unproduktiven Klotz am Bein des Vatikans.

Pius XII. installierte seine Neffen Giulio, Carlo und Marcantonio Pacelli als sogenannte „uomini di fiducia“, als „Männer des Vertrauens“ im IOR, was nichts anderes bedeutete als die Einsetzung von Treuhändern. Von ihrem mächtigen Onkel zu Fürsten, den „Prinicipi Pacelli“ gemacht, nahmen die drei Prinzen in diversen Aufsichtsgremien von Unternehmen die Interessen des IOR, und somit auch des Papstes, wahr.

Der Banco Ambrosiano Skandal


Abb.: Banco Ambrosiano
[Bildquelle: http://gea.bancaintesa.it/archivio/Objects/bav/Oggetti%20associati%20BAV/Fotografie/Palazzi/Banco%20Ambrosiano2.JPG. -- Zugriff am 2005-10-19]

Ende der 1970er Jahre wurde erstmals bekannt, dass die Bank in undurchsichtige Geschäfte verwickelt war und in mehr als einem Fall über sie Drogengeld gewaschen wurde. Zu einem Skandal weitete sich die Angelegenheit aber erst Anfang der 1980er Jahre aus, als der Banco Ambrosiano, eines der damals bedeutendsten italienischen Bankhäuser, ins Schlingern geriet. Dessen Chef, Roberto Calvi, wurde am 17. Juni 1982 erhängt unterhalb der Blackfriars Bridge in London gefunden. Offiziell war von Selbstmord die Rede, mit dem Calvi angeblich der Schande über den Bankrott seiner Bank entfliehen wollte. Im Juli 2003 erklärte die italienische Staatsanwaltschaft in Rom, dass Roberto Calvi ermordet wurde. Am 18. April 2005 wurde Anklage wegen Mordes an Calvi gegen seine Ex-Freundin Manuela Kleinzig, seinen Ex-Geschäftspartner Flavio Carboni und gegen zwei mutmaßliche Mafiosi, Pippo Calo und Ernesto Diotallevi erhoben. Die Selbstmordtheorie war von Anfang unglaubwürdig. Demnach sollte Calvi, ein alter, kleiner, untersetzter Mann von 120 Kilo Körpergewicht am 17.Juni 1982 abends im Stockdunklen über eine schmale, glitschige Leiter die Blackfriars Bridge hinabgestiegen, sodann über einen schmalen Gang entlangbalanciert und ein hohes Gerüst hinabgeklettert sein. Am Ende hätte er sich, knapp über dem Wasserspiegel der Themse einen Strick um den Hals legen müssen, den er zuvor am Gerüst hätte befestigen müssen, um sich dann ins Wasser gleiten zu lassen, und das alles mit schweren Steinen in den Taschen, denn die fand man in seinem Anzug.

Die italienische Justiz geht inzwischen davon aus, dass Calvi regelrecht zur Schau gestellt wurde, als Warnung für Nachahmer. Als Hintergrund wird der Versuch Calvis gesehen, das IOR, vor allem aber den Papst zu erpressen. Calvi hatte an Papst Johannes Paul II. ein Schreiben gerichtet. 10 Tage später war Calvi tot. Das IOR sollte seine Bank retten, als Dank für seine langjährigen treuen Dienste für den Heiligen Stuhl. Calvi hatte viele krumme Geschäfte für das IOR abgewickelt. Insbesondere war der Banco Ambrosiano in Finanzspekulationen des IOR verwickelt. Vor allem aber lief über den Banco Ambrosiano die geheime Finanzierung der Solidarność-Bewegung in Polen. Es wird vermutet, dass Calvi zum Schweigen gebracht wurde, damit er u.a. eben gerade diese Tatsache nicht ausplauderte.

Paul Marcinkus


Abb.: Der Pate (?) und sein Hirte: Paul Marcinkus und Johannes Paul II.
[Bildquelle: http://www.reformation.org/vatican_power_play.html. -- Zugriff am 2005-10-14]

Eng mit diesem Skandal verknüpft ist der Name des damaligen Leiters des IOR, Erzbischof Paul Casimir Marcinkus. Diesem wurden nicht nur Verbindungen zur Unterwelt in seiner Heimatstadt, sondern auch zur italienischen Mafia nachgesagt. Marcinkus hatte keinerlei wirtschaftswissenschaftliche oder banktechnische Vor- oder Ausbildung, verfügte aber über ein brillantes Organisationstalent und großes Durchsetzungsvermögen. Innerhalb der römischen Kurie galt Marcinkus als brutal, rücksichtslos, undurchsichtig und gefährlich. Er verbreitete ein Klima der Angst um sich und das IOR.

Der Zusammenbruch des Banco Ambrosiano und die Ermittlungen rund um diesen Bankrott, den Tod Roberto Calvis und Johannes Pauls I. entwickelten sich zu einer wirklichen Bedrohung nicht nur für das IOR, sondern für die Reputation des Vatikans schlechthin. Papst Johannes Paul II. gab Marcinkus alle Vollmachten, das IOR aus den Schlagzeilen zu bringen. In einer spektakulären Transaktion überwies das IOR eine dreistellige Millionensumme an Gläubiger des Banco Ambrosiano, waren es doch sogenannte „Patronatsbriefe“ des IOR, von Paul Marcinkus unterzeichnet, die zur Zahlungsunfähigkeit des Banco Ambrosiano geführt hatten.

Für viele Beobachter unverständlich wurde Marcinkus jedoch nicht aus seinem Amt entfernt. Erst als Ermittlungen der italienischen Justiz so drängend wurden, dass die Verhaftung von Marcinkus bevorstand, ordnete Johannes Paul II. am 1.März 1990 das IOR völlig neu und entließ Paul Marcinkus in den Ruhestand, vor dem Zugriff der italienischen Behörden durch diplomatische Immunität geschützt.

Konsequenzen

Johannes Paul II. richtete zugleich einen Wächterrat von fünf Kardinälen ein, die sogenannte Commissione Cardinalizia di vigilanza. Dieses Gremium soll darüber wachen, dass das IOR sich nicht mehr in dunkle Geschäfte verwickeln lässt oder diese selber initiiert. Mitglieder dieser Kommission sind derzeit (Stand 9. Juni 2005) die Kardinäle Angelo Sodano, Rosalio José Castillo Lara, Eduardo Martínez Somalo, Adam Joseph Maida sowie Carlo Furno.

Das IOR arbeitet heute mit eigenem Vermögen und auf eigene Rechnung im Auftrag des jeweiligen Papstes, der, juristisch gesehen, Alleineigentümer des IOR ist. Bis heute legt das IOR seine Bilanzen nicht offen. Insbesondere ist das IOR nicht Teil der APSA, der Amministrazione del Patrimonio della Sede Apostolica, der Verwaltung für das Patrimonium des Heiligen Stuhl. Diese Institution verwaltet heute das Restvermögen aus jenen Geldern, die infolge der Lateranverträge in die päpstlichen Kassen flossen. Vermögensrechtlich hat das IOR also nichts mehr mit den sogenannten Laterangeldern zu tun.

Das IOR fungiert heute vielmehr als eine Art Girozentrale für die römisch-katholische Weltkirche. Alle Diözesen der Welt, Orden, Stiftungen und andere katholische Einrichtungen unterhalten ein Konto beim IOR. Mit einem IOR-Konto kann man sein Geld dem Fiskus entziehen, weil es als päpstliche Privatbank in den allermeisten Staaten der Erde Immunität genießt. Viele Exilkubaner schicken via IOR-Account US-Dollars an ihre Verwandten auf der Zuckerrohrinsel.

Kardinal Castillo Lara bezifferte 1994 die Einlagen des IOR mit 7 Billionen Lire, was damals rund 4 Milliarden US-Dollar entsprach. Die Nettoeinnahmen betrugen laut Lara im gleichen Jahr rund 70 Milliarden Lire, also rund 40 Millionen US-Dollar.

Die Goldreserven des IOR, von Bernardino Nogara in den 1930er Jahren aufgebaut, bestanden laut Angaben der Präfektur für die Ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhl im Januar 1992 aus 235.765 Feinunzen im damaligen Gegenwert von rund 83 Millionen US-Dollar. Ende 1992 waren es nur noch 139.302 Feinunzen und Ende 1993 hatte das IOR nur noch 47.772 Feinunzen Gold in seinen Büchern."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vatikanbank. -- Zugriff am 2005-10-14]


12. Wenn die Bank pleite geht


Eine Bank kann sich verspekulieren, sie kann pleite machen. Da es für ein Land aber sehr wichtig ist, dass die Anleger Vertrauen in ihre Banken haben, ist zumindest in Deutschland ein Sparer gut abgesichert. Wertpapiere (Aktien und Anleihen) sind sowieso Eigentum des Anlegers und werden in der Bank ja nur verwahrt.

Bei Privatbanken gibt es zur Absicherung den Bundesverband deutscher Banken, der die Guthaben der Kunden (im allgemeinen bis zu 1,5 Millionen Euro pro Kunde) ersetzt.

Bei Sparkassen oder Landesbanken greift zuerst der regionale Sparkassenverband ein, notfalls die öffentliche Hand, was aber wettbewerbsrechtlich in der EU umstritten ist. Auch Genossenschaftsbanken haben eine Sicherheitseinrichtung im Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken. (vgl. Simone Weidner "Keine Panik bei Bankpleite", s. unten)

"Eine Bankenpleite einer Bank ist eine tatsächliche Zahlungsunfähigkeit einer Bank. Mit dem Begriff Bankenpleite ist nicht ein Insolvenzverfahren, sondern der Zustand der Insolvenz gemeint. Gegenüber einer "normalen" Insolvenz gibt es bei einer Bankenpleite deutliche Unterschiede:
  • Die Zahlungsunfähigkeit der Bank ist so gut wie immer in Überschuldung begründet.
    • Wäre die Bank zahlungsunfähig, aber nicht überschuldet, so könnte sie im Rahmen des Einlagengeschäfts gegenüber der Notenbank leicht Bargeld und andere Zahlungsmittel erwerben, wenn denn die Notenbank bereit wäre, die Schuldtitel der Bank gegen die Bank selbst als werthaltig zu akzeptieren und daher diese Schuldtitel gegen Geld zu kaufen. Die Notenbank ist zu einer solchen Refinanzierung in aller Regel nur dann nicht bereit, wenn die Bank überschuldet ist.
  • Es gibt erstaunlich viele Banken, die überschuldet sind, sich aber nicht in einem formalen Insolvenzverfahren befinden. Die Gründe dafür liegen vor allem darin, dass dies politisch nicht gewollt ist, dass über das Vermögen einer Bank das Insolvenzverfahren eröffnet wird, da wegen des darunter leidenden Vertrauens in das Bankensystem unten besagte Auszahlungswelle befürchtet wird. (Dies ist in der Geschichte schon öfter vorgekommen.)
  • Eine Bankenpleite löst oft einen Zusammenbruch des Einlagengeschäfts einer größeren Anzahl von Banken in der Form aus, dass Kunden mit einem Guthaben bei ihrer Bank schnell versuchen, dieses Guthaben abzuheben, da diese Kunden das Vertrauen in das Bankensystem durch eine Bankenpleite verloren haben, selbst wenn diese Bank (anfangs) nicht von einer Bankenpleite betroffen ist. Ist diese Bank nun ebenfalls überschuldet, dann wird sie ebenfalls zahlungsunfähig und unterliegt somit selbst einer Bankenpleite. Auf diese Weise kann sich eine Bankenpleitewelle über eine ganze Volkswirtschaft ausbreiten. (Dies ist ebenfalls in der Geschichte schon öfter vorgekommen.)

Eine häufige Maßnahme bei Bankenpleitewellen sind Bankfeiertage, also die offizielle Schließung aller Bankfilialen an Tagen, die eigentlich als Bankarbeitstag gelten. Diese Maßnahme wird dann getroffen, wenn eine größere Anzahl von Banken überschuldet ist und somit das Bankensystem ein komplettes Abheben fast aller Guthaben nicht verkraften würde, also all die Banken, die überschuldet sind, auch tatsächlich in die Bankenpleite getrieben werden. Es kann jedoch passieren, dass sich gerade erst dadurch eine lokale Bankenpleite zu einer landesweiten Bankenpleite auswächst, denn durch Bankfeiertage sind auch alle anderen Banken tatsächlich zahlungsunfähig.

Heute versucht man, Bankenpleiten durch Einlagensicherungsfonds abzumildern, welche andere Banken zur Unterstützung der zahlungsunfähigen Banken in der Hinsicht verpflichten, dass der Einlagensicherungsfonds die Auszahlung der Einlagen übernimmt. Allerdings funktioniert dieses System der Einlagensicherung nur, wenn lediglich sehr wenige Banken überschuldet sind und nicht, wie in vielen geschichtlichen Fällen, eine größere Zahl von Banken."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bankenpleite. -- Zugriff am 2005-10-14]

"Keine Panik bei Bankpleite" [...]


Deutschland-spezifisch

"Mindestschutz

90 Prozent der Einlagen, maximal 20.000 Euro, gibt es in Deutschland pro Kunde bei einer Bankpleite auf jeden Fall zurück. Ehepaare mit Gemeinschaftskonto erhalten das Doppelte. Dies gilt unabhängig davon, ob die jeweilige Bank einem der in Deutschland historisch gewachsenen Sicherungssysteme angehört oder nicht. Der gesetzlich vorgeschriebene Entschädigungsanspruch gilt in allen EU-Ländern und wird in Deutschland durch die Zwangsmitgliedschaft aller Institute in der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) gesichert. In einigen EU-Ländern gibt es noch höhere Sicherungsgrenzen.

Entschädigung

Ist eine Bank pleite, verhängt das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAKred) ein Zahlungs- und Veräußerungsverbot über das Institut. Die Kunden werden vom BdB und der EdB angeschrieben und aufgefordert, ihre Ansprüche anzumelden. In den bislang vom BdB abgewickelten Fällen konnte die Entschädigung innerhalb von drei Monaten ausgezahlt werden.

Zu den geschützten Einlagen gehören Girokonten, Sparbücher und -briefe, Tages- und Festgeldkonten. Nicht gesichert sind Verbindlichkeiten, über die eine Bank Inhaberpapiere ausgestellt hat, wie zum Beispiel Inhaberschuldverschreibungen oder Inhabereinlagenzertifikate.

Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen sind Eigentum des Kunden. Sie werden von der Bank lediglich verwahrt. Nach einer Bankpleite wird das Depot auf ein neues Institut übertragen. Die Abwicklung kann tagelang dauern. Kommt es in dieser Zeit zu Kursverlusten, hat der Anleger Pech.

SIMONE WEIDNER"

[Quelle: Simone Weidner. -- In: taz. -- 2002-01-07. -- S. 9. -- Online: http://www.taz.de/pt/2002/01/07/a0088.nf/text. -- Zugriff am 2005-10-19]


13. Weiterführende Ressourcen



Abb.: Einbandtitel

Lippe, Gerhard ; Esemann, Jörn ; Tänzer, Thomas: Das Wissen für Bankkaufleute : das umfassende und praxisorientierte Kompendium für die Aus- und Weiterbildung. -- 9., neubearb. und erw. Aufl. -- Wiesbaden : Gabler, 2001. -- XL, 1275 S. : Ill., graph. Darst. ; 24 cm. -- ISBN: 3-409-17032-4. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}. -- Klassisches Lehrbuch


Abb.: Einbandtitel

Oppermann, Christiane: Schwarzbuch Banken. -- Aktualisierte Taschenbuchausg. -- München : Knaur-Taschenbuch-Verl., 2004. -- 363 S. ; 19 cm. -- (Knaur ; 77715). -- ISBN 3-426-77715-0. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}


Zu 6.: Asiatische Beziehungsnetzwerke