Kulturen von Arbeit und Kapital

Teil 3: Kapitaleignerkulturen

7. Postsowjetische Oligarchen

4. Georgien (საქართველო)


von Margarete Payer

mailto: payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Kulturen von Arbeit und Kapital. -- Teil 3: Kapitaleignerkulturen. -- 7. Postsowjetische Oligarchen. -- 3. Georgien (საქართველო). -- Fassung vom 2005-12-17. -- URL: http://www.payer.de/arbeitkapital/arbeitkapital030703.htm           

Erstmals publiziert: 2005-12-17

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung an der Hochschule der Medien Stuttgart, Wintersemester 2005/06

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Georgien
საქართველო


0. Übersicht



1. Einleitung


"Barbara Minderjahn

Auf georgisch heißt es nicht "Geld verdienen"

Geld bekommt man oder eben nicht

Irgendwann reißt auch dem stoischsten Menschen der Geduldsfaden. Bei der jungen Sekretärin Tea ist es soweit, als sie auch beim sechsten Versuch, ihren Gesprächspartner im Büro anzurufen, scheitert. Die hübsche, zierliche Person wirft den Hörer auf die Gabel und schreit: "Jetzt reicht es. Jetzt muss es eben doch auf traditionelle Weise gehen". Traditionell, das heißt: Alle Freunde anrufen und fragen, ob sie jemanden kennen, der die Handynummer des Gesprächspartners hat. Auch in Georgien kann man zwar ins Telefonbuch gucken, um eine Telefonnummer herauszufinden. Aber die Festnetznummer, die man dort findet, nützt einem nichts. Man braucht die Handynummer. Um die herauszubekommen, muss man jemanden kennen, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der mit jemandem befreundet ist, der die Nummer hat. Clanwirtschaft fängt in Georgien bei alltäglichen Dingen an und setzt sich in allen Bereichen des Lebens fort.

Gefälligkeiten bedeuten Verpflichtungen

Wer unter solchen Bedingungen erfolgreich wirtschaften will, braucht Zeit, Geduld, viel Einfühlungsvermögen und manchmal auch eine harte Hand, um drängende Angebote abzulehnen. "Wenn die Mitarbeiter wissen, dass man als Unternehmer einen Arbeitsplatz zu besetzen hat, schlagen sie sofort Leute dafür vor," erzählt der Reiseveranstalter und Unternehmensberater Rainer Kaufmann. "Jeder Mitarbeiter hat irgendwo einen Verwandten, einen Bekannten, einen Onkel, eine Studienkollegin, die alle nach Arbeit suchen."

Dienstleistungen werden nicht über einen freien Markt gelöst, sondern durch Gefälligkeiten, und die müssen irgendwie abgegolten werden – z. B. indem man jemandem einen Job oder einen Studienplatz verschafft.

"Das Problem ist, dass die Leute nicht unbedingt jemanden vorschlagen, der qualifiziert ist, sondern denjenigen, dem sie gerade am stärksten verpflichtet sind. Wenn man hier Leute anstellt, muss man sehr genau ihre Qualifikation prüfen. Und man muss aufpassen, dass man nicht reine Clans und Cliquen im Betrieb hat, die man nicht mehr kontrollieren kann."

Mit Bestechung zum Studienplatz

Auch staatlichen Zeugnissen und Urkunden kann man in Georgien nur bedingt trauen: "Ich habe meinen Studienplatz bekommen, weil mein Vater den Direktor der Universität kennt," bekennt Tea. Wer keine guten Kontakte hat, versucht es, indem er jemanden aus der Auswahlkommission besticht. Auf reguläre Weise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist so gut wie unmöglich. Das irrsinnige am georgischen System aber ist: Die Leute zahlen nicht, um die Chance zu bekommen, etwas zu lernen. Sie zahlen sogar mehr, um nicht lernen zu müssen: "Ich und zwei Freundinnen von mir – wir waren die einzigen, die vor Klausuren wirklich die Bücher gelesen haben. Die anderen haben sich ihre Noten und sogar das Abschlussdiplom erkauft", sagt Tea.

Das Basis-Einmaleins des georgischen Wirtschaftens

Es gibt nichts, worauf man sich verlassen kann, höchstens auf sich und seinen eigenen Clan. Das ist die erste Regel im Einmaleins des georgischen Wirtschaftslebens.

Eine weitere lautet: Der Ehrliche ist vermutlich der erste, der Insolvenz anmelden muss. Ein großer Teil der Geschäfte findet außerhalb der Bücher statt. Selbst auf gezielte Aufforderung hin erhält man fast nirgendwo, weder in Geschäften, noch im Taxi oder Restaurant eine Quittung. Geschäftsausgaben lassen sich wohl nicht steuerlich geltend machen. Wer seinen gesamten Umsatz offen deklariert, zahlt überproportional viel Steuern, auf jeden Fall mehr als die Konkurrenz. "Außerhalb der Bücher braucht man keine Belege. Die Georgier sind Weltmeister im Kopfrechnen. Sie müssen zwar einen Taschenrechner nehmen, um drei und fünf zusammenzuzählen, aber was sie an Geld aus der einen Tasche in die andere bewegen, haben sie im Kopf, über Wochen, Monate und Jahre, wenn es sein muss," bestätigt Rainer Kaufmann.

Der Fluch der Steuerhinterziehung

Ein funktionierendes System von Schwarzgeldkonten und falscher Buchführung – manch einem deutschen Politiker oder Unternehmer mag das wie im Paradies vorkommen. In Georgien kann es die Hölle bedeuten. Der zuständige Finanzbeamte weiß genau, welche Unternehmen systematisch Steuern hinterziehen und hält jedes Jahr die Hand auf. Wer nicht zahlt, kommt ins Gefängnis. Beweise lassen sich in Georgien immer finden. Wer den Staat hintergeht, bleibt erpressbar. Das gilt übrigens nicht nur im Verhältnis zu Staatsbeamten, sondern auch in Bezug auf die eigene Belegschaft. Häufig versuchen leitende Mitarbeiter, das florierende Unternehmen ihres Chefs zu übernehmen, indem sie ihn mit begangenen Straftaten wie z. B. Steuerhinterziehung unter Druck setzen. Nicht wenige ausländische Unternehmer haben aus diesem Grund am Ende ihr Geschäft verkauft.

Michail Saakaschwili [მიხეილ სააკაშვილი] als Retter?

Aus all diesen Gründen sehnen sich die Unternehmer schon lange ein Ende der Schattenwirtschaft und den Beginn von tiefgreifenden Wirtschaftsreformen herbei. Große Hoffnungen ruhen dabei auf dem jungen, seit einem Jahr regierenden Präsident Michail Saakaschwili. Er hatte vor seiner Wahl versprochen, die Korruption abzuschaffen und das georgische System an westliche Standards heranzuführen. Bislang hat er jedoch noch nicht viel erreicht.

[...]

Unternehmen warten auf bessere Zeiten

Während die Regierung also noch unter dem Druck der ehrgeizig angekündigten Reformen mit der Umsetzung kämpft, wartet die Wirtschaft ab. Weder Georgier noch ausländische Unternehmer investieren derzeit in großem Umfang. Der erwartete Wirtschaftsaufschwung findet nicht statt. Für das vier bis fünf Millionen Einwohner zählende, zwischen der Türkei und Russland gelegene Land bedeutet das: Es wird auch weiterhin nur von Wohlstand träumen können. Dabei gäbe es in dem Kaukasusstaat genügend Branchen, in die es sich zu investieren lohnen würde: zum Beispiel in den Tourismussektor. Georgien besitzt wunderbare Strände in Abchasien und faszinierende Berglandschaften an den Grenze zu Russland, Armenien oder zur Türkei. Doch um an die Zeit anzuknüpfen, als Georgien noch gut an den vielen Reisenden aus der Sowjetunion verdiente, müssten die Menschen als erstes die Konflikte mit den beiden abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien beenden. Sie müssten die dortige Bevölkerung davon überzeugen, dass es besser ist, zu Georgien zu gehören, als zu irgendeinem anderen Land. Doch wie wollen sie das erreichen, wenn die neue Regierung in ihrer einjährigen Amtszeit noch nicht einmal die Wirtschaft von einer positiveren Zukunft überzeugen konnte?

Ende der Korruption in Adscharien [აჭარის ავტონომიური რესპუბლიკა საქართველო]?

Georgien könnte außerdem, so wie einst zur Blütezeit der Seidenstraße, eine bedeutendere Rolle im Handel zwischen Asien und Europa spielen. Es gibt genügend Produkte, die von Westeuropa über Russland und die Türkei nach Zentralasien, den Iran, Afghanistan, China oder umgekehrt transportiert werden müssen. Um dieses Potenzial zu aktivieren, müsste der Kaukasusstaat seine Infrastruktur ausbauen und die Korruption entlang der Transportwege und besonders an den Grenzen ausmerzen. In letzter Hinsicht scheint Michail Saakaschwili [მიხეილ სააკაშვილი] übrigens im ersten Jahr seiner Amtszeit doch etwas bewirkt zu haben: Die Umstrukturierung der Grenze zur Türkei – es ist eine der wichtigsten für den georgischen Fernverkehr – scheint ihm geglückt zu sein.

Der Landstreifen gehört zur autonomen georgischen Provinz Adscharien, die jahrelang vom regionalen Machthaber Aslan Abaschidse [ასლან აბაშიძე] beherrscht wurde. Er und sein korrupter Clan kontrollierten Politik, Wirtschaft, Polizei und sämtliche Grenzbehörden der Region. Zolleinnahmen und Bestechungsgelder flossen in seine Tasche. In Form von erzwungenen Beteiligungen soll er darüber hinaus auch bei privaten Unternehmen und Staatsbetrieben abkassiert haben.

Durch eine spektakuläre Machtdemonstration setzte Michail Saakaschwili im Frühjahr den korrupten Regionalfürsten Aslan Abaschidse ab und stellte damit wieder die reguläre staatliche Ordnung her. Korrupte Zöllner wurden entlassen. Beamte aus verschiedenen Abteilungen kontrollieren sich jetzt gegenseitig und sorgen dafür, dass die Zoll- und Visaformalitäten rechtmäßig bearbeitet werden.

[...]

Nicht ohne Grund sagt man auf georgisch nicht Geld "verdienen". Geld "hat" oder "bekommt" man, oder eben nicht. "

[Quelle: Barbara Minderjahn. -- http://www.trend-zeitschrift.de/trend101/10115.html. -- Zugriff am 2005-12-08]


2. Georgien საქართველო


Da Georgien bei Deutschsprachigen weitgehend unbekannt ist, folgt zunächst eine ausführliche landeskundliche Einführung.


Abb.: Georgien
(Bildquelle: U.S.Department of State, 1994)

"Georgien (auch Grusinien, Grusien; georgisch საქართველო, Sakartwelo) ist ein Land in Transkaukasien, östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Kaukasus. Es grenzt im Norden an Russland, im Süden an die Türkei, Armenien [Հայաստան] und im Osten an Aserbaidschan [Azərbaycan].

Geographie


Abb.: Waldgebiet im Kaukasus, Georgien
[Bildquelle. Wikipedia]

Geographisch liegt die Kaukasusrepublik Georgien an der Grenze zwischen Europa und Asien. Die Bewohner bezeichnen ihr Land als Balkon Europas. Die Fläche beträgt 69.700 Quadratkilometer. 87% des Landes bedecken Gebirge und Vorgebirge. Im Norden liegt die Südabdachung des Großen Kaukasus. Im Süden befinden sich die westlichen Rücken des Kleinen Kaukasus und der Rand des vulkanischen Armenischen Hochlands. Dazwischen dehnt sich im Westen die Kolchische Tiefebene, im Osten die Transkaukasische Senke, die sich in die Innerkarteli-, die Unterkarteli und die Alsasaniebene unterteilt.

Der höchste Berg ist der Schchara [შხარა] im Großen Kaukasus mit 5.068,8 Metern. Der längste Fluss ist die insgesamt 1.364 km lange Kura (georgisch: Mtkwari [მტკვარი]), die das Land in ihrem Oberlauf vom Süden nach Osten auf 351 Kilometer Länge durchzieht. Weitere Flüsse sind der Alasani [ალაზანი] (351 km), der Rioni [რიონი] (333 km) und der Enguri [ენგური] (213 km). Größter See ist der auf 2.073 Metern Höhe gelegene Parawani [ფარავანი] mit einer Ausdehnung von 37,5 Quadratkilometern. Die Voronya-Höhle ist mit 2.164 Metern die tiefste bekannte Höhle der Welt.

Größte Städte sind Tiflis (georgisch: Tbilissi [თბილისი]; 1.258.085 Einwohner), Kutaissi [ქუთაისი] (178.350 Einwohner), Batumi [ბათუმი] (118.297 Einwohner), Rustawi [რუსთავი] (112.624 Einwohner), Sochumi [Abchasisch Аҟəа, georgisch სოხუმი] (81.546 Einwohner), Sugdidi [ზუგდიდი] (73.014 Einwohner), Gori [გორი] (46.680 Einwohner) und Poti [ფოთი] (46.112 Einwohner). (Stand: 1. Januar 2005)

Im Nordwesten Georgiens liegt die autonome Republik Abchasien [georgisch აფხაზეთის ავტონომიური რესპუბლიკა, abchasisch Аҧсны Аҳәынҭқарра], im Südwesten die autonome Republik Adscharien [აჭარის ავტონომიური რესპუბლიკა საქართველო], im Norden das Gebiet Südossetien [ossetisch: Республикæ Хуссар Ирыстон, georgisch: სამხრეთ ოსეთი]. Abchasien und Südossetien beanspruchen staatliche Unabhängigkeit, Adscharien Autonomie gegenüber Georgien.

Klima

Der Kaukasus schützt Georgien vor Kaltluftwellen aus dem Norden und erlaubt dem Schwarzen Meer, das Land zu erwärmen. Die Klimazonen reichen von einem subtropisch-feuchten Klima im Westen bis hin zu einem trockenen und gemäßigten Kontinentalklima im Osten. Die durchschnittliche Lufttemperatur schwankt zwischen 15° C im West- und 11 bis 13° C im Ostteil. Der durchschnittliche Niederschlag im Westen beträgt 3.000 mm, im Osten 400 mm. Der Frühling in Georgien ist kurz mit abrupten Klimaschwankungen, der Sommer oft sengend heiß. Der Herbst ist sonnig-warm, der Winter schneearm.

Flora und Fauna

Georgien hat dank unterschiedlicher Klimazonen eine hohe Artenvielfalt. Abgeschlossene Täler begünstigten die Entwicklung endemischer, nur in dieser Region beheimateter, Pflanzen und Tierarten. Der WWF zählt Georgien zu den 238 wichtigsten Ökoregionen der Erde. Die IUCN hat es als globales Zentrum der Pflanzenvielfalt benannt und BirdLife International als weltweites endemisches Vogelgebiet ausgewiesen.

40 % (2,75 Millionen Hektar) des Landes sind mit Wald bedeckt, 5 % davon sind Urwald. 40 % der Wälder sind in ihrer ursprünglichen Struktur erhalten geblieben. In den niederen Berggebieten wachsen vor allem Laubwald (Eichen, Buchen), in höheren Lagen Nadelhölzer (Fichten und Tannen). Oberhalb der Baumgrenze breiten sich subalpine und alpine Wiesen aus. Das Gebirge im Süden, die Tiefebene und die Transkaukasische Senke waren früher Steppen. Heute sind sie überwiegend kultiviert.

Das Land zählt fast 5.000 Pflanzenarten. Davon sind 380 in Georgien endemisch und 1.000 im Kaukasus. Nach einer Zählung des WWF sind in Georgien allein rund 400 Baum- und Straucharten zu Hause. 61 davon sind endemisch, 60 Arten gelten als weltweit bedroht und wurden in die Rote Liste aufgenommen. Zu den endemischen Arten zählt die Pontische Buche, die in der Kolchischen Tiefebene wächst.

Georgien beherbergt rund 1.000 verschiedene Tierarten. Darunter sind etwa 330 Vogelarten, 160 Fischarten, 48 Reptilienarten und 11 Amphibienarten. In den Wäldern leben der selten Kaukasische Leopard, Braunbären, Wölfe und Luchse. Feuchtgebiete beherbergen den selten gewordenen Fischotter, das vom Aussterben bedrohte endemische Kaukasische Birkhuhn und verschiedene endemische Eidechsenarten.

Umwelt- und Naturschutz

Im Umweltschutz gibt es viele ungelöste Probleme. Dazu zählen die Luftverschmutzung, besonders im industriellen Umfeld von Rustawi [რუსთავი], die starke Verschmutzung der Kura [მტკვარი] und des Schwarzen Meeres bei Poti [ფოთი] und Batumi [ბათუმი]. Die Trinkwasserversorgung ist unzureichend. Viele Böden sind durch giftige Chemikalien verseucht.

Im südlichen Kaukasus fehlt eine übergreifende Landnutzungsplanung, die die geschützte Natur von landwirtschaftlichen und industriellen Flächen trennt. Waldgebiete werden großräumig für illegale Exporte in die Türkei abgeholzt.

Georgien hat elf staatliche Naturschutzgebiete. Das größte ist der Bordschomi-Charagauli-Nationalpark [ბორჯომ-ხარაგაულის ეროვნული პარკი] im Kleinen Kaukasus (76.000 Hektar). Er wurde mit Hilfe Deutschlands sowie des World Wide Fund for Nature errichtet und 2001 eröffnet. Er ist eines der größten zusammenhängenden Naturschutzgebiete in Europa. Der Nationalpark Tuscheti umfasst 83.007 Hektar, der Nationalpark Waschlowani 25.112 Hektar und das Schutzgebiet Tuscheti 27.903 Hektar.

Bevölkerung

Einwohner

Georgien hat 4,4 Millionen Einwohner. Seit 1991 haben eine Million Menschen das Land verlassen. Ursache der anhaltenden Auswanderungswelle ist der wirtschaftliche Niedergang des Landes. Gegangen sind vor allem Einwohner mit hohem Bildungsgrad, die Arbeitsplätze zunächst in anderen Staaten der GUS, später auch in Westeuropa und den USA finden konnten. Die größte georgische Gemeinschaft im Ausland lebt in Moskau. Nach russischen Angaben waren es 2002 rund 300.000 Menschen.

Bis hin zum Zweiten Weltkrieg war Georgien ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Der deutsche Politiker Karl Kautsky nannte Georgien 1921 eine sozialdemokratische Bauernrepublik. Mit der von Stalin [იოსებ ჯუღაშვილი, Josif Wissarjonowitsch Dschugaschwili] verfügten Industrialisierung zogen immer mehr Menschen in die großen Städte. Heute leben 52,3 % der Einwohner in Städten, 47,7 % in Dörfern und ländlichen Gebieten.


Abb.: Der berühmteste und berüchtigste Georgier: Josef Stalin Иосиф Сталин — geboren als: იოსებ ჯუღაშვილი = Josif Wissarjonowitsch Dschugaschwili (1879 - 1953), 1894
[Bildquelle. Wikipedia]

Die Bürgerkriege in Abchasien und Südossetien haben zur Flucht oder Vertreibung von rund 250.000 Menschen aus ihrer Heimat geführt. Georgien beherbergte 2004 etwa 230.000 Vertriebene aus Abchasien und 12.200 aus Südossetien. Hinzu kamen rund 2.600 Flüchtlinge aus Tschetschenien [Чеченская Республика Российской Федерации].

Volksgruppen


Abb.: Ethnien im Kaukasusgebiet, 1995
[Bildquelle: CIA]

Georgien ist traditionell ein multiethnisches Land. Es beherbergt über 26 Volksgruppen. 83,8 % der Einwohner sind Georgier [ქართველები], 6,5 % Aserbaidschaner [Azəri], 5,7 % Armenier, 1,5 % Russen [Русские], 0,9 % Osseten, 0,1 % Abchasen und 1,51 % gehören weiteren Volksgruppen wie z. B. Griechen [Έλληνες], Kurden, Tuschen und Mescheten [Axıska Türkləri] an (Volkszählung 2002).

Bis auf Phasen des Nationalismus von 1918 bis 1921 und zu Beginn der 1990er Jahre sind Volksgruppen in Georgien nicht diskriminiert worden. Die Ausgrenzung richtete sich damals vor allem gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Volksgruppen der Abchasen und Osseten sowie die russische Volksgruppe, die von manchen als Handlanger der sowjetischen Führung betrachtet wurde.

In einzelnen Regionen Georgiens bilden Volksgruppen die Mehrheit. In Kwemo-Kartli leben mehr Aserbaidschaner als Georgier. Das gleiche gilt für die Armenier in der Region Samtsche-Jawacheti. Dort kam es im Oktober 2005 zu Protesten. Die Demonstranten forderten wirtschaftliche Gleichberechtigung und politische Autonomie. Der Protestzug wurde von der Polizei mit Gummiknüppeln und Warnschüssen aufgelöst.

Seit 1989 haben viele Russen Georgien verlassen. Ihr Anteil an der georgischen Bevölkerung sank innerhalb von 13 Jahren um 4,8 %. Ursache dafür waren aber weniger Diskriminierungen als die soziale Mobilität der russischen Diaspora, ihr hoher Bildungsgrad und die Möglichkeit, mit einem russischen Pass leicht das wirtschaftlich besser gestellte Russland zu erreichen.

Sprachen

Aufgrund der multiethnischen Zusammensetzung werden auch viele verschiedene Sprachen verwendet. Auf dem Lande leben viele Volksgruppen in getrennten Dörfern und sprechen nur ihre eigene Sprache. Kinder, die dort aufwachsen, sprechen kein Georgisch und haben Schwierigkeiten, dem Schulunterricht zu folgen.

Amtssprache ist die georgische Sprache [ქართული ენა], diese wird von etwa 4 Millionen Menschen gesprochen (Stand 1993). Sie gehört dem südkaukasischen Sprachzweig an und besitzt ein eigenes Alphabet. Das georgische Alphabet wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. entwickelt und gehört damit zu einem der ältesten Schriftsysteme, die noch Anwendung finden.

Georgischer Buchstabe Unicode Name offizielle Transliteration ISO-Standard 9984:1996 Deutsche Transkription Hinweis zur Aussprache
U+10D0 AN A a A a A a  
U+10D1 BAN B b B b B b  
U+10D2 GAN G g G g G g  
U+10D3 DON D d D d D d  
U+10D4 EN E e E e E e wie bei "Bett"
U+10D5 VIN V v V v W w  
U+10D6 ZEN Z z Z z S s wie bei "Segel"
U+10D7 TAN T t T’ t’ T t behauchtes T wie bei "Tür"
U+10D8 IN I i I i I i  
U+10D9 KAN K’ k’ K k K k unbehauchtes K wie im Französischen
U+10DA LAS L l L l L l wie im Russischen (im Hals gebildet)
U+10DB MAN M m M m M m  
U+10DC NAR N n N n N n  
U+10DD ON O o O o O o wie bei "vorne"
U+10DE PAR P’ p’ P p P p unbehauchtes P wie im Französischen
U+10DF ZHAR Zh zh Ž ž Sch sch wie französisch "Genre" oder "Jacques"
U+10E0 RAR R r R r R r gerolltes R
U+10E1 SAN S s S s S s (ss)1 wie bei "ist"
U+10E2 TAR T’ T’ T t T t unbehauchtes T wie im Französischen
U+10E3 UN U u U u U u  
U+10E4 PHAR P p P’ p’ P p behauchtes P wie bei "Pech"
U+10E5 KHAR K k K’ k’ K k behauchtes K wie bei "Kanu"
U+10E6 GHAN Gh gh Ḡ ḡ G g Rachen-R
U+10E7 QAR Q’ q’ Q q K k Kehlkopflaut zwischen ღ und ხ (wie das Knarren der Tür)
U+10E8 SHIN Sh sh Š š Sch sch  
U+10E9 CHIN Ch ch Č’ č’ Tsch tsch  
U+10EA TSAN Ts ts C’ c’ Z z wie bei "Zone"
U+10EB DZIL Dz dz J j Ds ds wie დზ
U+10EC TS'IL Ts’ ts’ C c Z z unbehaucht (kurz gesprochen)
U+10ED CH'AR Ch’ ch’ Č č Tsch tsch unbehaucht (sch daher sehr kurz)
U+10EE KHAN Kh kh X x Ch ch wie bei "Achtung"
U+10EF JAN J j Ĵ ĵ Dsch dsch wie englisch "John"
U+10F0 HAE H h H h H h  
  1. Zwischen zwei Vokalen wird das stimmlose ს mit ss umschrieben.

[Quelle der Tabelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Georgisches_Alphabet. -- Zugriff am 2005-12-08]

Siehe auch: Wikipedia:Namenskonventionen/Georgisch

Religionen

Georgien ist ein christlich geprägtes Land. Seit dem Mittelalter ist die Orthodoxie ein Symbol der Nation. 75 % der Bevölkerung gehören der autokephalen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche [ქართული მართლმადიდებელი და სამოციქულო ეკლესია] an. Sie genießt Verfassungsrang und muss keine Steuern zahlen. Patriarch der Kirche ist Ilia II [ილია II]. Am Unabhängigkeitstag steht er mit der Regierung auf dem Podium und segnet das Parlament zu Beginn der Legislaturperiode.

Zugleich leben in Adscharien [აჭარის ავტონომიური რესპუბლიკა საქართველო] rund 376.000 Georgier, die unter osmanischer Herrschaft zum muslimischen Glauben konvertiert sind. 11 % der Einwohner Georgiens sind Muslime [مسلم].

14 % verteilen sich auf die Religionsgemeinschaften der Armenier (200.000 Menschen Armenische Apostolische Kirche), der Katholiken (insgesamt 2,5% der Bevölkerung, davon 60.000 Menschen Armenisch-Katholische Kirche, 50.050 Römischer Ritus, 3.000 Chaldäisch-Katholische Kirche), der Protestanten (Baptisten, Lutheraner und Pfingstler), der Juden [יהודי] und der Zeugen Jehovas.

In den 1990er Jahren wurden Kirchenbauten religiöser Minderheiten, u.a. der Katholiken, enteignet und der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche übergeben. Immer wieder kommt es zu religiös motivierten Ausschreitungen gegen Minderheiten, darunter gegen die Zeugen Jehovas und gegen die Baptisten. Georgien stand bis 2004 auf einer Liste der US-Kommission zur Religionsfreiheit in der Welt (USCIRF), die jene Länder nennt, in denen die Religionsfreiheit am wenigsten gewährleistet ist. Erst nachdem Georgiens Strafverfolgungsbehörden handelten, ließ die Zahl der Überfälle nach und Georgien wurde aus der Liste entfernt.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Georgiens

Georgien wurde bereits im mittleren Paläolithikum von Menschen besiedelt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. entstand der westliche georgische Staat, Kolcheti, im 4. Jahrhundert der östliche, Iberien. Später unterwarfen die Assyrer, dann Alexander der Große [Αλέξανδρος ὁ Τρίτος ὁ Μακεδών] das Land. Georgien erhob im Jahr 327 das Christentum zur Staatsreligion.

Am Ende des 10. Jahrhunderts wurde Georgien im goldenen Zeitalter vereint. Die langjährige Abhängigkeit vom Byzantinischen Reich wurde abgeschüttelt. Unter David dem Erbauer [დავით IV აღმაშენებელი] und Königin Tamara [თამარი] wurde Georgien zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die stärkste Macht in Transkaukasien. Es folgte eine mongolische Invasion unter Timur Lenk. Im 16. Jahrhundert zerfiel Georgien in die Königreiche Imeretien, Kachetien und Kartli sowie fünf Fürstentümer, die unter osmanischem und iranischem Einfluss standen, bis sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Bitten des Königshauses Kartli um die russisch Schutzmacht vor widerholten perischen Eroberungsversuchen, in Russland, eingegliedert wurden.

Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 unabhängig. Am 16. Februar 1921 wurde die Demokratische Republik Georgien von der Roten Armee [Рабоче-Крестьянская Красная Армия] unter der Führung des bolschewistischen Georgiers Sergo Orschonikidse besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert. Während der späten 1980er Jahre entwickelte sich ein starker georgischer Nationalismus . Rund 200.000 meschetische Türken wurden aus ihrer Heimat vertrieben, aber auch große Teile der russisch-sprachigen Bevölkerung. Am 9. April 1991 erklärte sich Georgien erneut unabhängig. In Abchasien und Südossetien kam es zu Sezessionskriegen. Die georgische Regierung hat noch heute keine Kontrolle über weite Teile ihres Territoriums, da es den Krieg gegen Südossetien,welches eine Wiedervereinigung des Ossetischen Volkes in Nordossetien erhofft, anfangs der 1990er Jahre verlor und in Abchasien herrscht ein unruhiger Waffenstillstand.


Abb.: Eduard Schewardnadse ედუარდ შევარდნაძე Эдуард Амвросьевич Шеварднадзе
[Bildquelle. Wikipedia]

Georgiens erster Präsident Swiad Gamsachurdia [ზვიად გამსახურდია]  wurde durch einen Putsch abgelöst. Sein Nachfolger wurde der frühere georgische KP-Chef und sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse [georgisch ედუარდ შევარდნაძე, russisch Эдуард Амвросьевич Шеварднадзе]. Er leitete demokratische Reformen ein. Die Wirtschaft stagnierte jedoch auf niedrigem Niveau. Hinzu kamen eine weitverzweigte Korruption und regelmäßige Wahlfälschungen.


Abb.: Michail Saakaschwili მიხეილ სააკაშვილი
[Bildquelle. Wikipedia]

Im November 2003 wurde Schewardnadse in einer von jungen Reformpolitikern initiierten samtenen Revolution von der Macht verdrängt. Im Januar 2004 wurde Michail Saakaschwili [მიხეილ სააკაშვილი] zum neuen Präsidenten gewählt. Premierminister wurde Surab Schwania [ზურაბ ჟვანია].


Abb.: Surab Schwania ზურაბ ჟვანია (1963 - 2005)
[Bildquelle. Wikipedia]

Für wichtige Reformfelder wurden erfolgreiche Auslandsgeorgier als Minister ins Land geholt. Die Korruption wurde energisch verfolgt. Die Privatisierung des staatlichen Sektors wurde vorangetrieben. Die Staatsschulden gingen 2004 erstmals zurück. Es gelang Saakaschwili den adscharischen Machthaber Aslan Abaschidse [ასლან აბაშიძე] zu vertreiben und Adscharien [ჭარის ავტონომიური რესპუბლიკა საქართველო] zurück unter die Kontrolle Georgiens zu bringen.

Am 3. Februar 2005 verstarb Premierminister Schwania unter nach wie vor ungeklärten Umständen. Das Amt übernahm Finanzminister Surab Nogaideli [ზურაბ ნოღაიდელი].


Abb.: Surab Nogaideli ზურაბ ნოღაიდელი
[Bildquelle: ka.wikipedia]

Im Sommer 2004 bestanden nach wie vor große Spannungen in Südossetien [სამხრეთ ოსეთი], das international nicht anerkannt ist.

Politik

Hauptartikel: Politik Georgiens

Georgien ist eine demokratische Republik mit einem starken Präsidialsystem und zentralisierter Verwaltung. Es ist zugleich eine defekte Demokratie. Zwar ist der Zugang zur Politik durch freie und geheime Wahlen gesichert, doch werden politische und bürgerliche Rechte sowie die Gewaltenkontrolle oft eingeschränkt.

Staatsoberhaupt ist Micheil Saakaschwili [მიხეილ სააკაშვილი]. Er wurde am 4. Januar 2004 mit 96 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Premierminister ist Surab Nogaideli [ზურაბ ნოღაიდელი]. Er wurde am 17. Februar 2005 auf Vorschlag des Präsidenten vom Parlament zum Premierminister ernannt und steht einem 14-köpfigen Reformkabinett vor. Erklärte Ziele der Regierung bis 2009 sind der Kampf gegen die Korruption, wirtschaftliches Wachstum und, neben dem Streben nach NATO- und EU-Beitritt, entspannte Beziehungen zu Russland.

Am 28. März 2004 fanden Wahlen zum georgischen Parlament statt. Stärkste politische Partei wurde die Nationale Bewegung - Demokraten [ნაციონახური მოდრაობა – დემოკრატები], die die Träger der samtenen Revolution zusammenfasst. Sie erhielt mit 66,24 % der Stimmen die Mehrheit in der Legislative. Wichtige Oppositionsparteien sind die Rechte Opposition [მემარჯვენე ოპოზიცია] (7,96 %), die Georgische Arbeiterpartei [საქართველოს ლეიბორისტული პარტია] (3,89 %) und die Freiheitsbewegung (4,39 %).

Seit dem 29. Oktober 2004 ist Georgien mit der NATO durch einen Individual Partnership Action Plan (IPAP) verbunden. In dem Plan verpflichtet sich Georgien zur Reform seines politischen, Sicherheits- und Verteidigungssystems entsprechend den bei der NATO üblichen Standards. Die USA unterstützen Georgiens Armee seit 1994 finanziell. Von 2002 bis 2004 waren Ausbilder im Land tätig.

Georgien ist Mitglied in den folgenden internationalen Organisationen: UNO, GUAM, GUS, OSZE, IWF, Weltbank, EBRD, WTO, Europarat, EU-Programm Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP), NATO-Programm Partnerschaft für den Frieden (PfP), Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation.

Die Bundesrepublik Deutschland zählte von der Unabhängigkeit an zu den wichtigsten Förderern Georgiens, was vor allem auf die Rolle Eduard Schewadnadses bei der Wiedervereinigung Deutschlands zurückzuführen ist. Deutschland war der erste Staat, der Georgien anerkannte. Heute ist Deutschland einer der wichtigsten bilateralen Geber in Georgien. Von 1993 bis 2005 hat Deutschland mehr als 250 Mio. EUR an Entwicklungshilfegeldern bereitgestellt.

[...]

Bildung und Wissenschaft

Bildung wird in Georgien groß geschrieben. Pro 1.000 Einwohner gibt es statistisch 27,97 Studenten. Das sind mehr als in Deutschland oder in der Schweiz. Georgiens Regierung will die in den letzten Jahren rückläufigen Bildungsausgaben (2001: 2,3 % des Bruttoinlandsprodukts) drastisch steigern. Präsident Saakaschwili nannte Georgiens Reichtum nicht Gold und Erdöl, sondern unsere Begabung, unseren Intellekt, unsere Fähigkeiten, unsere Bildung und unsere gebildeten Menschen.

Die wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen sind die Staatliche Universität Tiflis [თბილისის სახელმწიფო უნივერსიტეტი] mit rund 30.000 Studenten an 18 Fakultäten, die Georgische Technische Universität, die Staatliche Pädagogische Universität, die Staatliche Medizinische Universität und die Staatliche Universität für Sprache und Kultur in Tiflis sowie die Akaki-Zereteli-Universität Kutaissi [ქუთაისი]. Die Georgische Akademie der Wissenschaften [საქართველოს მეცნიერებათა აკადემია] hat zehn wissenschaftliche Abteilungen und 63 Forschungsinstitute.

Georgien besitzt knapp 5.000 Bibliotheken, rund 250 verschiedene Museeen und ein Netzwerk von über 70 Archiven.


Abb.. Georgische Nationalbibliothek Tiflis საქართველოს პარლამენტის+


[Bildquelle: en.wikipedia]

Medien, Publizistik

Printmedien

In Georgien werden 76 gedruckte Publikationen verlegt. Die Zeitungen und Zeitschriften sind unabhängig. Einzelne haben noch eine staatliche Beteiligung. Die beliebtesten Tageszeitungen sind Kwiris Palitra, Alija, Achali Taoba, Asawal Dasawali, Resonansi und die Sportzeitung Sarbieli. Die Auflagen liegen jeweils bei 10.000 bis 12.000 Exemplaren. Daneben gibt es Tageszeitungen der verschiedenen Volksgruppen: Swobodnaja Gruzija und Vetscherny Tbilisi (beide auf Russisch), Gjurdgistan (auf Azeri) und Wrastan (auf Armenisch).

Elektronische Medien

Es gibt 52 registrierte Fernsehstationen. Dazu gehören sieben staatseigene Kanäle, einschließlich des Georgischen Staatsfernsehens (1. und 2. Programm) und des adscharischen Fernsehens sowie zwei bis drei russische Programme. Bis Dezember 2003 konnte nur das Staatsfernsehen überall in Georgien empfangen werden. Einflussreichste TV-Station ist der private Sender Rustawi 2, der, obgleich bis Dezember 2003 nur in Tiflis und einigen Ballungszentren nahe der Hauptstadt über Antenne angeboten, einen Marktanteil von 27,94 % hat. Neben dem staatlichen Rundfunk verfügt das Land über mehrere private Radio-Stationen.

Der Internet-Dienst Civil Georgia bietet Nachrichten auf Englisch, Georgisch und Russisch. Allerdings spielt das Internet in Georgien noch keine große Rolle. Nur fünf Prozent der Bevölkerung besitzen einen Computer. Weniger als 14 % der Einwohner nutzen das Internet, 27 % erklärten Meinungsbefragern im Juli 2004, sie hätten noch nie vom Internet gehört.

Presseagenturen

Neben der staatlichen Agentur Sakinformi gibt es die privaten Agenturen Caucasus Press und Prime News. Alle wichtigen internationalen Agenturen beschäftigen Mitarbeiter im Land.

Ausländische Medien

Ausländische Fernsehsender werden meist über Kabel angeboten. Dazu gehören fast alle wichtigen russischen Kanäle (ORT, NTV, TV-Center, TV-6) und alle führenden westlichen Programme (CNN, BBC World, Deutsche Welle, ESPN, Eurosport). Radio France Internationale hat Sendemasten in Georgien. Das staatliche Radio strahlt den georgischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty und der Voice of America aus. Die privaten Radiosender Ewrika und Zelenaja Volna übertragen die Programme des russischsprachigen Dienstes der BBC. Die ausländische Presse ist an den Kiosken hauptsächlich durch russische Titel präsent. Die wichtigsten russischen Tageszeitungen und Unterhaltungsblätter werden nach Georgien importiert. Die russischen Blätter Argumenty i Fakty und Komsomolskaja Prawda verfügen in Georgien über eigene Druckereien.

Pressefreiheit

Die georgische Verfassung vom 24. August 1995 garantiert die Pressefreiheit und verbietet Zensur. Sie verbietet zugleich, die Medien oder ihre Verbreitung zu monopolisieren. Das am 17. Juni 2004 novellierte Pressegesetz erschwert es Klägern, Journalisten wegen ihrer Berichterstattung zu belangen. Zuvor waren Redakteure wegen angeblicher Ehrverletzung zu hohen Schadensersatzbeträgen verurteilt worden.

In der Schewardnadse-Ära hatte es immer wieder staatliche Bemühungen gegeben, die Medien einzuschüchtern. Der Journalist Giorgi Sanaia [გიორგი სანაია], Redakteur und Anchorman der Sendung Nachtkurier auf dem privaten Fernsehsender Rustawi-2 [რუსთავი 2], wurde im Juli 2001 ermordet, nachdem er von einer Videokassette erfuhr, die Beamte des Innenministerium belastete, Rauschgift durch Georgien geschleust zu haben. Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Meridiani war im Februar 2001 von Unbekannten zusammengeschlagen, seine Familie telefonisch bedroht worden. Im Mai 2002 wurden die Redaktionsbüros von Rustawi-2 [რუსთავი 2] in Tiflis beschossen.

Im Sommer 2004 kam es erneut zu Einschüchterungen der Presse. Die Staatsanwaltschaft von Tiflis durchsuchte die Büros der Zeitung Georgian Times nachdem sie mehrere Artikel über die Herkunft des Vermögens des damaligen Chefanklägers der Hauptstadt, Waleri Grigalaschwili, veröffentlicht hatte. Grigalaschwili wurde zwei Monate später von seinem Posten abberufen.

Der Chefredakteur der Volkszeitung in Gori [გორი] wurde in Untersuchungshaft genommen, nachdem sein Blatt über die Verwicklung des lokalen Polizeichefs in Schmuggelaktivitäten berichtet hatte. Die Einschüchterungen haben zu zunehmender Selbstzensur der georgischen Medien geführt. Auf dem internationalen Media Freedom Index stand Georgien im Oktober 2005 auf Platz 99."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Georgien. -- Zugriff am 2005-12-08]


3. Georgiens Wirtschaft


"Die Wirtschaft Georgiens dreht sich traditionell um den Tourismus am Schwarzen Meer, den Anbau von Zitrusfrüchten, Weintrauben, Tee, den Abbau von Mangan und Kupfer sowie den Ertrag eines kleinen industriellen Sektors, der Wein, Metalle, Maschinen, Chemikalien und Textilien produzierte. Den Großteil seines Energiebedarfs muss das Land importieren, einschließlich Naturgas- und Ölprodukte. Seine einzige erhebliche interne Energieressource ist die Wasserkraft.

Geschichte

Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. war Georgien die Waffenschmiede der Antike. Im Kaukasusgebirge wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen abgebaut. Georgische Handwerker stellten die Schwerter her, mit denen Griechen und Trojaner kämpften.

Zu sowjetischen Zeiten galt die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik als die mit den besten Lebensverhältnissen. Westliche Beobachter nannten das Land die Schweiz des Kaukasus. Das subtropische Klima ermöglichte eine reiche Ernte landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Georgien war in der UdSSR fast alleiniger Anbieter von Zitrusfrüchten und Tee. Georgischer Wein fand starken Absatz. Die Weinbaufläche stieg zwischen 1950 und 1985 von 58.000 auf 128.000 Hektar. Die jährliche Weinproduktion betrug Mitte der 1980er Jahre 800.000 Tonnen. Im Westen des Landes wurden Rinder gezüchtet, im Osten Schafe. Der Tourismus florierte. An der Küste und im Gebirge entstanden Ferienheime und Sanatorien. Bekannte Ferienorte waren Sochumi [Аҟəа,სოხუმი], Gagra [გაბრა], Pizunda, Bordschomi [ბორჯომი] und Bakuriani. Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierten die Schwer- und Rüstungsindustrie.

Ein besonderes Merkmal der georgischen Wirtschaft war die persönliche Nebenwirtschaft. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion war privat. 70% der Gesamternte und 30% der Ernte von Zitrusfrüchten wurden vom nicht-staatlichen Sektor erbracht. Die Produktivität der Privatwirtschaft lag stets deutlich über der der staatlichen Betriebe. Äußere Zeichen waren eine erhöhte Dichte privater Kraftfahrzeuge in Georgien und die intensive Reisetätigkeit georgischer Bauern, die ihre Waren per Flugzeug auf die Märkte russischer Großstädte brachten.

Gegenwart

Nach der Auflösung der Sowjetunion erlitt Georgien von allen Sowjetrepubliken den schwersten Wirtschaftskollaps. Die Schwerindustrie erhielt keine Zulieferungen mehr. Flugzeugteile, militärische Elektronik, Elektrolokomotiven, Computer, Lastwagen, Tee, Zitrusfrüchte, Wein und Mangan fanden keine Abnehmer. Viele Betriebe wurden stillgelegt. Die Produktion in Industrie und Landwirtschaft ging zurück. Das Produktionsvolumen rutschte bis 1994 auf eine Viertel des Niveaus von 1989. Die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadt Tiflis [თბილისი] stieg auf 40%.

Hinzu kam eine Hyperinflation. 1992 lag sie bei 1.339% jährlich. Bis 1995 stiegen die Verbraucherpreise um das 7.000fache. 1993 wurde als an Stelle des Rubel eine Couponwährung eingeführt. Der Kurs fiel in nur zwei Jahren von 1.000 Kuponi pro US-Dollar auf zwei Millionen Kuponi pro US-Dollar.

Hilfe vom Westen kam erst 1995 als der Internationale Währungsfonds (IWF) Georgien Kredite in Höhe 206 Milliarden US-Dollar und Deutschland in Höhe von 50 Milliarden Mark gewährten. Mit Unterstützung des IWF und der Weltbank wurde im Oktober 1995 der Lari [ლარი] (GEL) als nationale Währung eingeführt. Sie blieb bis zur Abwertung 1998 stabil zum US-Dollar.

Das wirtschaftliche Wachstum blieb jedoch schwach. Zwischen 1995 und 1997 stieg das Produktionsvolumen auf etwa 30% des Niveaus zu Sowjetzeiten, bis 2001 erreichte es etwa 35%. 51% der Bevölkerung leben heute unterhalb der Armutsgrenze, 13 bis 15% der Haushalte sogar in extremer Armut (Statistik 2001). Professoren verdienen 15 US-Dollar im Monat, Bürgerkriegsflüchtlinge erhalten maximal fünf US-Dollar monatliche Unterstützung. Alterspensionen sind seit Anfang 2003 nicht mehr gezahlt worden.

Bis heute ungelöst ist die Stromversorgung. Georgien kann seinen Strombedarf allein nicht decken und war stets auf ausländische Lieferungen angewiesen. 1990 wurden die Stromlieferungen und die Belieferung der Kraftwerke mit Brennstoffen aus Russland, Aserbaidschan [Azərbaycan] und Turkmenistan auf mehrere Jahre abgeschnitten. Die eigene Stromerzeugung sank zwischen 1991 und 1994 von 13,4 Milliarden auf drei Milliarden Kilowattstunden. Inzwischen haben sich die Strom- und Brennstofflieferungen normalisiert, doch kommt es wegen Schulden bei Lieferanten immer wieder zu Abschaltungen. Georgiens eigene Kraftwerke fallen wegen mangelnder Modernisierung und Instandhaltung regelmäßig aus.



Abb.: Lage der Pipelines
[Bildquelle: http://www.caspiandevelopmentandexport.com/ASP/Home.asp. -- Zugriff am 2005-12-07]

Die georgische Wirtschaft leidet unter einem großen Defizit des Staatsbudgets. Die Einnahmen der öffentlichen Haushalte betrugen 2001 nur 15% des Bruttosozialprodukts. Es gelang der Regierung nicht, die Steuern einzutreiben. Korruption und Vetternwirtschaft ließen Gelder versickern. Ständige Stromausfälle schaden der Industrie. Georgien setzt seine Hoffnungen für eine wirtschaftliche Erholung auf die Entwicklung eines internationalen Transport-Korridors durch die Schwarzmeerhäfen Poti [ფოთი] und Batumi [ბათუმი], eine große Ölpipeline vom aserbaidschanischen Baku [Bakı] über Tiflis [თბილისი] nach Ceyhan in der Türkei, die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline, sowie die parallel dazu verlaufende Südkaukasus-Pipeline, die Gas transportieren soll. Ein wachsendes Handelsdefizit, die Probleme des Steuereinzugs, der Korruption und separatistische Konflikte, verdunkeln das wirtschaftliche Bild. Dennoch könnten ausländische Investitionen ein höheres Wirtschaftswachstum anspornen.

Einzelheiten

Georgiens wirtschaftliche Erholung wurde durch verheerende Bürgerkriege um die Staatsmacht, die Regionen Abchasien [georgisch აფხაზეთის ავტონომიური რესპუბლიკა, abchasisch Аҧсны Аҳәынҭқарра] und Südossetien [Республикæ Хуссар Ирыстон; სამხრეთ ოსეთი], eine beharrlich schwache Infrastruktur, Reformwiderstand von Seiten korrupter und reaktionärer Gruppen sowie die russische und asiatische Wirtschaftskrise behindert. Mit Krediten des Weltwährungsfonds und der Weltbank brachte die georgische Regierung die Wirtschaft seit 1995 zu neuem Wachstum: Die Inflation konnte abgebaut, die vom Weltwährungsfond gesetzten Ziele erreicht und eine stabile Nationalwährung, der Lari [ლარი] eingeführt werden. Die Freigabe des Brotpreises, die Vorbereitung der zweiten Stufe zum Anschluss and die Welthandelsorganisation (WTO), der Abschluss des Vertrages über die Ölpipeline von Baku über Tiflis nach Ceyhan am Mittelmeer ließen auf weiteres Wachstum hoffen. Doch die Wirkungen der wirtschaftlichen Krise Russlands und Asiens machten einen Strich durch die Rechnung.


Abb.: 20 Lari
[Bildquelle: http://aes.iupui.edu/rwise/countries/georgia.html. -- Zugriff am 2005-12-08]

Georgiens Wirtschaft hat bei der Strukturreformen Fortschritte gemacht. Alle Preise und der größte Teil des Handels wurden liberalisiert, der Einfluss des Staates wurde beschnitten, weitere Gesetzesreformen stehen auf der Tagesordnung. Mehr als 10.500 kleine Unternehmen wurden privatisiert und mehr als 1.200 mittlere und größere Unternehmen in Aktiengesellschaften umgewandelt. Die Privatisierung von Firmen in Staatsbesitz wird weiter vorangetrieben, inzwischen allerdings genauer kontrolliert.

Wegen ausbleibender Investitionen ist Georgiens Transport- und Kommunikationsinfrastruktur in einem sehr schlechten Zustand. Die Telekommunikation ist zum Teil privatisiert, zum Teil weiterhin in staatlicher Hand.


Abb.: ®Logo

Georgiens Energiesektor ist in einem kritischen Zustand. Kürzungen der Energielieferungen haben in der Bevölkerung großen Unmut verursacht. 1998 begann die Regierung die Energieverteilung und Energiegewinnung zu privatisieren. Inzwischen befindet sich der Energiemarkt weitgehend in russischer Hand. Das russische Energieunternehmen Itera besitzt Mehrheitsbeteiligungen an elf georgischen Gaswerken, darunter dem der Hauptstadt, TbilGazi [თბილგაზი]. Im Mai 2003 vereinbarten Georgien und der russische Konzern Gazprom [Газпром] eine strategische Partnerschaft. Danach soll Gazprom das georgische Pipelinesystem renovieren und ausbauen und dafür die Kontrolle über die Gasverteilung Georgiens bekommen. Im August 2003 erwarb das russische Unternehmen RAO Unified Energy Systems [РАО "ЕЭС России"] 75% der Anteile an des Tifliser Elektrizitätsbetriebs Telasi, die russische Evraz Holding [ЕвразХолдинг] im März 2005 das Wasserkraftwerk Wartsiche.

Georgiens Auslandsschulden betrugen 2003 1,7 Milliarden US-Dollar. 40% des Geldes stammten von der Weltbank, dem Internationalen Währungsfond (IWF) und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Weitere 60% wurden in bilateralen Verträge von Staaten der GUS, vor allem Turkmenistan geliehen.

Um den Reformprozess zu ermutigen und zu unterstützen, haben sich die europäischen Geberländer und die USA darauf verständigt, den Hilfsschwerpunkt von humanitären Projekten auf technische und Programme zur Entwicklung von Institutionen zu verschieben. Die Entsendung von juristischen und technischen Beratern wird durch Fortbildungsmöglichkeiten für Parlamentarier, Justizbeamte und Wirtschaftsberater ergänzt. Georgien hängt jedoch auch weiterhin von humanitärer Hilfe ab, die für bedürftige Menschen bestimmt ist.

Die landwirtschaftliche Produktion erholt sich langsam von den Verwüstungen des Bürgerkriegs und den Strukturveränderungen im Gefolge des Zerbrechens der Sowjetunion. Die Viehproduktion erlebt einen Wiederaufschwung, auch wenn sie periodisch krankheitsgeschwächt ist. Die inländische Getreideproduktion steigt, bedarf aber nachhaltiger politischer und infrastruktureller Verbesserungen, um eine angemessene Verteilung und Gewinne für die Bauern zu sichern. Tee, Haselnüsse und Zitrusfrüchteproduktion haben durch den Konflikt in Abchasien, einem enorm fruchtbaren Gebiet, enorm gelitten. Bei Zitrusfrüchten liegt das Produktionsvolumen nach wie vor auf nur 12% des Niveaus vor 1989, bei Tee sogar auf 5%.

Obwohl etwa 30% der georgischen Wirtschaft landwirtschaftlich geprägt ist, verdirbt auf den Feldern die Ernte, weil die Bauern ihre Produkte entweder nicht auf den Markt bringen können oder Kosten zu zahlen haben, die die Marktpreise über die von importierten Gütern treiben. Mit Hilfe der Europäischen Union hat Georgien Schritte unternommen, um die Qualität und das Marketing seiner traditionellen Mineralwasserquellen zu verbessern. Im Land gibt mehr als 2.400 Mineralwässer, von denen rund 500 bekannt sind. Das Wasser aus dem Kurort Bordschomi [ბორჯომი] ist seit 1995 zum Exportschlager nach Russland, Europa und den USA geworden.


Abb.: Borjomi Mineralwasser

Die georgische Weinproduktion, die in den 1990er auf 100.000 Tonnen zurückging, hat seit 1994 Investoren angezogen und wurde mit moderner Technik ausgerüstet. Die Weinkellereien fanden Anschluss an das internationale Niveau und konnten ihren Absatz in den letzten Jahren wieder steigern. Größter Abnehmer georgischen Weins ist Russland (Import: 27,3 Millionen US-Dollar im Jahr 2003), gefolgt von der Ukraine (3,7 Millionen US-Dollar) und den USA (1,58 Millionen US-Dollar). Die Europäische Union hatte georgischen Wein bis 2003 offiziell nicht anerkannt (Import: 327.000 US-Dollar im Jahr 2003). Seit Februar 2004 können georgische Weine ohne Beschränkungen in die Europäische Union importiert werden.


Abb.: Georgische Weine
[Bildquelle: http://www.erkanet.de/georgien-news/articles/index.php?id=72. -- Zugriff am 2005-12-07]

Der Tourismus Georgiens liegt noch immer am Boden. Der Bürgerkrieg und der Konflikt im benachbarten Tschetschenien hat viele Touristen abgeschreckt, die traditionellen Skigebiete, Kurorte und Naturparks im Kaukasus und am Schwarzen Meer zu besuchen. Kamen zu sowjetischen Zeiten jährlich etwa 1,6 Millionen Touristen nach Georgien, so waren es 1999 nur noch 350.000. Vor allem besserverdienende russische Touristen reisen inzwischen zu westeuropäischen Ferienzielen. 2005 verzeichnete Georgien wieder einen leichten Anstieg der Touristen. Vor allem Armenier und der Ukrainer interessierten sich für preiswerte Ferienplätze an der georgischen Schwarzmeerküste.

Neue Wirtschaftspolitik

Präsident Michail Saakaschwili [მიხეილ სააკაშვილი] versucht, Georgien mit einer wirtschaftlichen Liberalisierung wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Am 1. Juni 2004 ernannte er den russischen Unternehmer Kacha Bendukidse [კახა ბენდუქიძე] zum Wirtschaftsminister. Bendukidse bezeichnet seine Position als ultra-liberal. Der sowjetische Mentalität in der Wirtschaft hat er den Kampf angesagt. Er will sich in Georgien für eine Deregulierung der Wirtschaft, umfassende Privatisierungen, eine Reduzierung der Unternehmenssteuern und ein schnelles Wirtschaftswachstum einsetzen.

Im Juni 2004 legte die Regierung neue Steuergesetze vor, die eine Abschaffung von zwölf Steuern und eine Reduzierung der Einkommenssteuer vorsehen. Einen Monat später benannte sie eine Liste von 372 Staatsbetrieben und -Besitztümern, die zwischen 2004 und 2006 verkauft werden sollen, darunter die Staatliche Münze, die Georgische Telekom, der Internationale Flughafen Tiflis, die Häfen Poti [ფოთი] und Batumi [ბათუმი], die Flugzeugwerke Tbilaviamscheni und die Metallurgische Eisen- und Stahlfabrik Rustawi [რუსთავი]. Unternehmensgründungen wurden deutlich vereinfacht, indem die Zahl der genehmigungspflichtigen Aktivitäten von 909 auf 159 reduziert, die Kosten für betriebsbedingte Kündigungen gesenkt sowie die Zeit und Kosten zur Registrierung von Eigentum verkürzt wurden.

Erste Erfolge sind sichtbar. Die Steuereinnahmen Georgiens haben sich zwischen März 2004 und Oktober 2005 mehr als verdoppelt. Nach einem im September 2005 veröffentlichten Jahresbericht der Weltbank belegte Georgien bei Wirtschaftsreformen den ersten Platz in der GUS und den zweiten Platz weltweit.

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Georgiens. -- Zugriff am 2005-12-07]


4. Die Georgische Mafia


"Die schon zu Gorbatschows Zeiten (1985-91) aktive sog. Georgische Mafia zählte nicht wenige jüdische Mitglieder. Als ab Mitte der 70er Jahre die ersten georgischen Juden nach Israel auswanderten, reisten organisierte Verbrecher mit. Als „Special Types of Criminals" wurden sie hier Anfang der 80er Jahre polizeiauffällig und medienöffentlich. Die organisierte Kriminalität der georgischen Mafia in Israel wurde in einer Dreijahresstudie erstmals Mitte der 80er Jahre von Menachem Amir beschrieben, der, zehn Jahre später, auch eine Übersichtsarbeit zur Organisierten Kriminalität in Israel vorlegte.

1998: Attentat auf das Staatsoberhaupt Eduard Schewardnadse [ედუარდ შევარდნაძე]. Es gehört zu den Verwicklungen der jüngsten georgischen Geschichte, dass hinter dem Anschlag offenbar dieselben Kräfte steckten, die Schewardnadse 1992 aus Moskau in die Heimat als Präsidenten holten. Die Mchedrioni, in Clanstrukturen organisierte Kriminelle, waren in Zeiten des Bürgerkriegs mächtig geworden. Doch statt der erhofften Reputation ihres Regimes entmachtete der Präsident die Clan-Chefs und gab dem Land eine demokratische Verfassung 1995. Damals überlebte er das erste Attentat. Der mutmaßliche Drahtzieher, der damalige georgische Geheimdienstchef, entkam nach Moskau. Von seinem Exil aus soll er auch das jüngste Attentat in Auftrag gegeben haben."

[Quelle: Thamm, Berndt Georg <1946 - > ; Freiberg, Konrad <1951 - >: Mafia global : organisiertes Verbrechen auf dem Sprung in das 21. Jahrhundert. -- Hilden/Rhld. : Verl. Dt. Polizeiliteratur, 1998. -- 383 S. : Ill. ; 21 cm. -- ISBN 3-8011-0354-4. -- S. 79.]

"8.12.2003

Interview

Georgien: Mafiatreffen in Tbilissi . Müssen Gangster jetzt um ihr Geld fürchten?

Jürgen Elsässer sprach mit Jürgen Roth.

Vorbemerkung: Jürgen Roth recherchiert und publiziert seit über 30 Jahren über Organisierte Kriminalität. Zuletzt erschien: 'Die Gangster aus dem Osten. Neue Wege der Kriminalität' (Europa Verlag, 320 Seiten, 17.90 Euro)

J. E.:
Der gestürzte georgische Präsident Eduard Schewardnadse [ედუარდ შევარდნაძე] hat sich eine Villa in Baden-Baden gekauft. Woher hat er eigentlich das Geld?

J. R.:
Wer regt sich denn über den mickrigen Betrag von elf Millionen Euro für die noble Villa auf? Das sind doch Peanuts im Vergleich zu dem, was der Schewardnadse-Clan im Laufe der letzten Jahre auf Konten in der Schweiz und Lichtenstein deponiert haben dürfte. Die traditionellen kriminellen Strukturen in Georgien haben sich mit Dollar dafür bedankt, dass Schewardnadse und Co. ihre Geschäfte deckten. Zudem hat es der Präsidentenclan im Lauf der Jahre geschickt verstanden, durch die Vergabe von Lizenzen abzukassieren und dadurch, dass man die profitablen Wirtschaftszweige Telekommunikation und Ölhandel übernommen hat.

Welche Kontakte hat die georgische Mafia international?

Die georgische Mafia unterhält im wesentlichen Kontakte nach Europa, nach Spanien, Frankreich, Österreich und Deutschland. Ihre Kontakte in die USA spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. dass die kriminellen Geschäfte (ob Georgien oder Russland) ohne den ideologischen Segen der liberalen russischen Parteiführer Anatoli Tschubais [Анато́лий Бори́сович Чуба́йс] und Jegor Gaidar [Егор Тимурович Гайдар] nicht funktionieren würden, ist wieder eine andere Frage: Ist die Globalisierung nicht eigentlich ein kriminogener Prozess? Denn "legale" Wirtschaft und organisierte Kriminalität sind gleichermaßen auf weltumspannende Kooperation angewiesen. Da gibt es viele Überschneidungen.

Letzte Woche tauchte der nach England geflüchtete russische Oligarch Boris Beresowski [Борис Абрамович Березовский] mit einem - nach seinen Angaben - von der britischen Regierung ausgestellten Flüchtlingspass in Tbilissi [თბილისი] auf. Was wollte er denn dort?

Benutzt hat er einen Pass auf den Namen Platon Elenin, ermöglicht hatten die Einreise korrupte Zollbeamte. Er traf sich mit seinem engen Geschäftspartner Badri Patarkazischwili [ბადრი პატარკაციშვილი]. Und der sei, behauptet zum Beispiel das Schweizer Bundesamt für Polizeiwesen, eine kriminelle Autorität. Er war so etwas wie die Brücke zwischen kriminellen und legalen Strukturen. Nach der Flucht Beresowskis nach London war Patarkazischwili nach Tbilissi gegangen. Wahrscheinlich haben die beiden besprochen, wie sie ihre Kapitalinvestitionen retten, nachdem in Georgien endlich ein Machtwechsel stattgefunden hat.

Da müssen die zwei doch keine Angst haben. Der neue starke Mann Michail Saakaschwili [მიხეილ სააკაშვილი] ist auch ein Gangster.

Unsinn! Für mich ist er einer der wenigen aufrechten Politiker, der trotz der verfestigten Strukturen in Georgien eine demokratische und zivile Gesellschaft aufbauen will. Im Dezember 2000 sagte er mir in Palermo, dass vor seiner Amtszeit die Justiz total korrupt war und er jetzt als Justizminister versuche, etwas zu verändern. Doch er scheiterte und verließ daraufhin die Regierung. Mir ist bis zum heutigen Tag nicht bekannt, dass er in kriminelle Machenschaften verwickelt ist.

Vielleicht bekommt er das Geld nicht von der Mafia, sondern vom US-Multimilliardär George Soros?


Abb.: Buchtitel

Die USA hatten seit langem geostrategische Interessen in Georgien und dabei auch kräftig Saakaschwili beraten, und zwar schon als Justizminister. Seine Berater waren aber keine Repräsentanten von Ölmultis, sondern angesehene Vertreter von Antikorruptionsinstitutionen in Washington. Und: Man mag ja George Soros vieles vorwerfen, zu Recht etwa seine führende Rolle im Kasino-Kapitalismus. Andererseits ist er bis heute einer der wenigen, der mit massiven Finanzspritzen versucht, eine Zivilgesellschaft in den Ländern der Ex-UdSSR mit aufzubauen. Ohne sein Geld wären viele kritische Medien, sofern es die noch gibt, nicht überlebensfähig.

Laut der kanadischen Tageszeitung 'Globe and Mail' soll Soros 50 Millionen Dollar an die georgische Oppositionsjugend Kmara [კმარა!] gegeben habe. In einem bettelarmen Land kann man dafür viele Leute kaufen.

Ohne Zweifel. Doch Geldzuwendungen korrumpieren immer. Das ist im übrigen bei uns nicht viel anders als in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion - nur dass es bei uns noch ansatzweise eine Kontrolle durch unabhängige Medien gibt.

Danke für das Gespräch.

Interview: Jürgen Elsässer
Nachveröffentl. aus: 'junge welt', 8.12.2003"

[Quelle: http://netzwerk-regenbogen.de/tbilissielsass031208.html. -- Zugriff am 2005-12-12]


5. ასლან აბაშიძე  Aslan Abaschidse (Aslan Abashidze) (1938 - ) : Autokrat



Abb.: Aslan Abaschidse ასლან აბაშიძე (1938 - )
[Bildquelle. Wikipedia]

"Aslan Abaschidse (georgisch ასლან აბაშიძე; * 20. Juli 1938 in Batumi [ბათუმი]) ist ein georgischer Politiker. Er ist Lehrer und war seit dem 22. Dezember 1991 Staatschef, von 1998 bis 2004 Präsident der Autonomen Republik Adscharien [ჭარის ავტონომიური რესპუბლიკა საქართველო] in Georgien.


Abb.: Lage von Adscharien
(©MS Encarta)

Leben

Jugend und Beruf

Abaschidse stammt aus einer georgischen Aristokratenfamilie. Sein Großvater, der Schriftsteller Memed Abaschidse, während der ersten georgischen Republik von 1918 bis 1921 Parlamentsmitglied, wurde 1937 auf Anweisung Stalins erschossen. Der Vater saß zehn Jahre in einem sowjetischen Zwangsarbeitslager.

1962 schloss Abaschidse ein Studium am Staatlichen Pädagogischen Institut Batumi mit den Schwerpunkten Geschichte und Philosophie ab. 1964 Zweitstudium Volkswirtschaft an der Staatlichen Universität Tiflis [თბილისი]. Bis 1981 arbeite er als Englischlehrer, später als Schuldirektor.

1981 bis 1984 war Abaschidse stellvertretender Sprecher des Stadtrats von Batumi [ბათუმი], 1984 bis 1986 adscharischer Minister für Versorgungsbetriebe, 1986 bis 1989 stellvertretender georgischer Minister für Versorgungsbetriebe.

Autokratischer Herrscher

Um eine kommunistische Abspaltung Adschariens zu verhindern, übernahm Abaschidse im April 1991 auf Betreiben des georgischen Staatspräsidenten Swiad Gamsachurdia [ზვიად გამსახურდია] kommissarisch das Amt des adscharischen Parlamentspräsidenten. Er regierte die Republik seither autokratisch.

Politischer Gegner entledigte sich Abaschidse mit rüden Methoden. Im April 1991 wurde sein Stellvertreter und politischer Rivale, Nodar Imnadse, bei einer Schießerei in Abaschidses Büro getötet. Der spätere Direktor der Georgischen Nationalbibliothek, Lewan Berdsenischwili, wurde nach kritischen Äußerungen über Abaschidse des Landes verwiesen. Der Bürgermeister von Batumi und Parlamentsabgeordnete Tengis Asanidse wurde 1993 wegen angeblicher illegaler Finanztransaktionen und illegalen Waffenbesitzes vor Gericht gestellt. Obgleich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte seine unverzügliche Freilassung fordert, saß er bis April 2004 im Gefängnis.

1998 wurde er mit 93% der abgegebenen Stimmen zum Präsidenten Adschariens gewählt. Von 1991 bis 1995 war Abaschidse Vizepräsident des georgischen Parlaments. 1991 gründete er die politische Partei Union für Demokratische Wiedergeburt [დემოკრატიული აღორძინების პავშირი], die bei den georgischen Wahlen 1995 erfolgreich abschnitt und im 1999 gewählten georgischen Parlament 15 Sitze hielt.

Exil

Nach Massenprotesten gegen seine Regierung in Batumi kam es zum Machtwechsel in Adscharien. Abaschidse trat am 6. Mai 2004 von seinem Amt als adscharischer Regierungschef zurück. Er ging zusammen mit seiner Familie nach Moskau ins Exil, wo er ein Haus besitzt und mit Oberbürgermeister Juri Luschkow [Юрий Михайлович Лужков] befreundet ist. Obgleich ihm die georgische Regierung verschiedene schwere Strafvergehen vorwirft, will sie nach Absprache mit Russlands Präsident Wladimir Putin [Владимир Владимирович Путин] auf eine Strafverfolgung und Auslieferung verzichten.

Auszeichnungen

Abaschidse hat den Ehrenrang eines Generalmajors der russischen Armee (1994). Die Russische Föderation zeichnete ihn mit einem Verdienstorden und dem Orden für Dienste im Kaukasus aus (1996). Zudem ist er Ritter des Malteserordens (1997).

Privates


Abb.: Hummer (Humvee)
[Bildquelle. Wikipedia]

Er pflegt einen aufwendigen Lebensstil, besaß ein großes Landhaus in der adscharischen Provinz, eine Stadtresidenz in Batumi und ein Haus in Moskau. Er hielt 80 preisgekrönte exotische Hunde, außerdem Strauße und Fasane. Zu seinem Fahrzeugpark gehörten zwei Hummer und zwei Tornado-Rennboote. Sohn Giorgi fuhr einen Lamborghini.

Abaschidse ist mit der Musikerin Maguli Gogitidse verheiratet, hat einen Sohn, eine Tochter und zwei Enkelkinder. Er spricht russisch und englisch. Seine Hobbys sind Zeichnen und Modellieren. Der Sohn Giorgi Abaschidse war von Juni 2002 bis Mai 2004 Bürgermeister von Batumi."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Aslan_Abaschidse. -- Zugriff am 2005-12-08]

"Zu den ersten Amtshandlungen des neu gewählten Präsidenten [Saakaschwili] gehörte die Ächtung des adscharischen Machthabers Aslan Abaschidse. Er herrschte seit 1991 im Stil eines Mafiapaten über die kleine autonome Republik, indem er etwa seinen Sohn Georgui zum Bürgermeister der Hauptstadt Batumi machte. "Aslan Pascha" war in den zwölf Jahren seiner Regentschaft nie nach Tbilissi gereist, hütete sich aber auch, seinen Erbhof zum unabhängigen Staat zu erklären. Mit Hilfe des Wahlerfolgs seiner "Union für demokratische Wiedergeburt", die 1999 bei den Parlamentswahlen zur zweitstärksten Kraft hinter Schewardnadses Bürgerunion wurde, baute er dennoch seinen Einfluss in der georgischen Politik aus.

Zwischen Schewardnadse und Abaschidse gab es eigenartige Abmachungen. Obwohl von den Zolleinkünften aus Sarpi, dem wichtigsten georgisch-türkischen Grenzübergang, und aus dem großen Erdölhafen Batumi offiziell nichts an die Zentralregierung abgeführt wurde, waren etliche politische Führer in Tbilissi doch an diesen Einkünften beteiligt. Nicht zuletzt, weil Abaschidse in der Staatskrise von 2003 für Schewardnadse Partei ergriffen und den Präsidenten durch ein Wahlbündnis zu retten versucht hatte, konnte Saakaschwili solche Sonderabmachungen nicht tolerieren.

Der neue Präsidenten sah im Frühjahr 2004 angesichts der schwindenden Popularität Abaschidses eine günstige Gelegenheit, den adscharischen Führer mit den Methoden zu bekämpfen, die schon Schewardnadse zum Verhängnis geworden waren: Studentendemonstrationen und gezielte Proteste bezahlter Aktivisten, Drohungen gegen Funktionäre der unteren Ränge, zeitweise Schließung des Hafens von Batumi, Truppenaufmarsch an den Grenzen. Angesichts der wachsenden Spannungen rechneten manche Beobachter schon mit einem offenen Konflikt oder gar einem Eingreifen der in Batumi stationierten russischen Streitkräfte. Ende April kam es zum Eklat, als Abaschidse die beiden wichtigsten Verbindungsstraßen nach Georgien sperren ließ. Plötzlich schien die Abspaltung der autonomen Republik auf der Tagesordnung zu stehen.

8.10.2004"

[Quelle: Jean Radvanyi. -- http://www.monde-diplomatique.de/pm/2004/10/08.mondeText.artikel,a0036.idx,7. -- Zugriff am 2005-12-08]


6. კახა ბენდუქიძე  Kacha A. Bendukidse (Kaha Bendukidze) (1956 - )



Abb.: Kacha A. Bendukidse კახა ბენდუქიძე
[Bildquelle: http://www.georgiatoday.ge/. -- Zugriff am 2005-12-08]

Kacha A. Bendukidse (georgisch კახა ბენდუქიძე; * 20. April 1956 in Tiflis  [თბილისი]) ist ein georgischer-russischer Industrieller und Politiker (parteilos). Der frühere russische Oligarch war vom 2. Juni bis zum 14. Dezember 2004 Minister für Wirtschaft, Industrie und Handel Georgiens [საქართველო]. Seit dem 15. Dezember 2004 ist er Staatsminister für Wirtschaftsreformen und Entwicklung.

Leben

Biologe

1977 schloss er ein Biologiestudium an der Staatlichen Universität Tiflis [თბილისის სახელმწიფო უნივერსიტეტი] ab, wechselte im gleichen Jahr zu einem Aufbaustudium an die Moskauer Lomonossow-Universität [Московский Государственный Университет]. Anschließend wurde er Mitarbeiter am Institut für Biochemie und Physiologie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1985 leitete er das Laboratorium für molekulare Genetik und tierische Zellen, gründete 1988 die Firma Bioprocess. 1989 übernahm er die Leitung der Abteilung für Genetik und Selektion am Institut für Biotechnologie des sowjetischen Ministeriums für medizinische Industrie.

Unternehmer

1990 wechselte Bedukidse in die Wirtschaft. 1991 wurde er Chef des Ölindustrie-Investors Nipek, 1992 Verwaltungsratsvorsitzender der russischen Promtorgbank und 1994 Verwaltungsratsvorsitzender des Schiffsbauunternehmens Almasi.

1995 erwarb er Uralmasch, Russlands größte Maschinenbaufabrik bei Jekaterinburg [Екатеринбург], wurde ihr Verwaltungsratsvorsitzender. Anschließend kaufte er weitere Unternehmen des früheren militärindustriellen Komplexes der Sowjetunion, darunter die Baufirmen für Kernkraftwerke Izhora Zavodij (Sankt Petersburg [Санкт-Петербург]) und die Schiffsbaufirma Krasnoe Sormowo (Nischni Nowgorod [Нижний Новгород]).


Abb.: ®Logo

1996 gründete er die Holding Vereinigte Maschinenbauwerke (russisch Obedinennije Maschinostroitelnije Zavodij - OMZ [ОМЗ Объединенные машиностроительные заводы]), wurde 1998 ihr Generaldirektor. Bendukidse hielt die Mehrheit der Aktienanteile des Unternehmens. 1998 besaß er rund 50 Firmen in Russland [Россия], der Ukraine [Україна/Ukrajina], Rumänien und den USA. Als OMZ 2003 die beiden einzigen russischen Firmen erwarb, die im Ausland Atomkraftwerke errichten, geriet er in Konflikt mit der Regierung. Verschiedene Behörden nahmen Ermittlungen auf, verstärkten die Kontrollen.

Im November 2003 verkaufte Bendukidse OMZ an den Unternehmer Wladimir Potanin [Владимир Потанин]. Seither hat er sich aus der Wirtschaft zurückgezogen. Er behielt zunächst 42,16% der OMZ-Aktien, erwarb 13% der Poltanin-Holding Interros. Im November 2005 trennte er sich von seinem OMZ-Anteil. Die verbliebenen Aktien läßt er von einem Treuhänder verwalten. In Interviews äußerte er sich enttäuscht über die russische Wirtschaftsentwicklung.

1993 und 1994 beriet Bendukidse die russische Regierung im Rat für Industriepolitik, gründete zusammen mit dem Unternehmer Iwan Kiwelidi den Runden Tisch des Unternehmertums Russlands.

Politiker

Am 1. Juni 2004 nominierte ihn Georgiens Premierminister Surab Schwania [ზურაბ ჟვანია] überraschend als neuen Wirtschaftsminister Georgiens. Bereits am nächsten Tag trat Bendukidse sein Amt an. Seine wirtschaftspolitische Ausrichtung nennt er ultra-liberal. Der sowjetischen Mentalität in der Wirtschaft hat er den Kampf angesagt. Er will sich in Georgien für eine Deregulierung der Wirtschaft, umfassende Privatisierungen, eine Reduzierung der Unternehmenssteuern und ein schnelles Wirtschaftswachstum einsetzen. Bendukidse erhielt zu seiner russischen Staatsangehörigkeit zusätzlich die georgische.

Am 15. Juli 2004 legte Bendukidse eine Liste von 372 Staatsbetrieben und -Besitztümern vor, die zwischen 2004 und 2006 verkauft werden sollen. An der Spitze der Liste standen die Staatliche Münze, die Georgische Telekom, der Internationale Flughafen Tiflis, die Häfen Poti [ფოთი] und Batumi [ბათუმი], die Flugzeugwerke Tbilaviamscheni und die Eisen- und Stahlwerke Rustawi [რუსთავი]. Die Privatisierungspolitik Bendukidses löste heftige Kontroversen in Georgien aus. Nationalistische Parteien warfen ihm einen Ausverkauf des Landes vor. Im Juli 2004 wurde der Minister von Demonstranten am Verlassen seines Amtsgebäudes gehindert. Dabei wurde ihm ins Gesicht gespuckt und sein Dienstwagen beschädigt.

Am 15. Dezember 2004 ernannte ihn Präsident Saakaschwili zum Staatsminister für wirtschaftsstrukturelle Reformen. Er konzentriert sich seither auf die Privatisierung, entwickelt Reformpläne zur Deregulierung und zur Verschlankung staatlicher Behörden."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kacha_Bendukidse. -- Zugriff am 2005-12-03]

"ბენდუქიძე, კახა

კახა ბენდუქიძე (დ. 1956, თბილისი) - ქართველი სახელმწიფო მოღვაწე და ბიზნესმენი, საქართველოს სახელმწიფო მინისტრი ეკონომიკური რეფორმების საკითხებში.

განათლება და სამეცნიერო მოღვაწეობა
  • 1977 - დაამთავრა თბილისის სახელმწიფო უნივერსიტეტის ბიოლოგიის ფაკულტეტი.
  • 1977 - ჩაირიცხა მოსკოვის ლომონოსოვის სახელობის უნივერსიტეტის ასპირანტურაში.
  • 1981 - მუშაობა დაიწყო პუშჩინოში განლაგებულ მეცნიერებათა აკადემიის ბიოქიმიისა და მიკროორგანიზმების სამეცნიერო-კვლევით ინსტიტუტში უფროს ლაბორანტად.
  • 1985 - სათავეში ჩაუდგა მოსკოვის ბიოტექნოლოგიის ინსტიტუტის მოლეკულური გენეტიკის ლაბორატორიას, რომელსაც ხელმძღვანელობდა 1990 წლამდე.
ბიზნეს-საქმიანობა
  • 1988 - შექმნა გაერთიანება „ბიოპროცესი“.
  • 1991-დან - ხელმძღვანელობდა ნავთობის სახალხო საინვესტიციო-სამრეწველო გაერთიანება „ნიპეკს“.
  • 1992 - სათავეში ჩაუდგა „პრომტორგბანკის“ დირექტორთა საბჭოს.
  • 1994 - 1998 - გემთმშენებელი გაერთიანება „ალმასის“ დირექტორთა საბჭოს თავმჯდომარე.
  • 1996 - 2000 - ხელმძღვანელობდა „ურალმაშის“ დირექტორთა საბჭოს.
  • 2000 - დაინიშნა „ურალმაშის“ გენერალურ დირექტორად.
საჯარო სამსახური
  • 2004, 2 ივნისი - 15 ივლისი - საქართველოს ეკონომიკის მინისტრი.
  • 2004, 15 ივლისი - 17 დეკემბერი - საქართველოს ეკონომიკური განვითარების მინისტრი.
  • 2004, 17 დეკემბერი - დაინიშნა საქართველოს სახელმწიფო მინისტრად რეფორმების კოორდინაციის საკითხებში."

[Quelle: http://ka.wikipedia.org/wiki/%E1%83%91%E1%83%94%E1%83
%9C%E1%83%93%E1%83%A3%E1%83%A5%E1%83%98%E1%83%AB
%E1%83%94%2C_%E1%83%99%E1%83%90%E1%83%AE%E1%83%90. -- Zugriff am 2005-12-07]


7. ბადრი პატარკაციშვილი — Arkadi (Badri) Patarkazischwili (Badri Patarkatsishvili) (1955 - )



Abb.: Arkadi (Badri) Patarkazischwili — ბადრი პატარკაციშვილი
[Bildquelle: http://sport.internet.ge/stat_relatives.html?date=2004-12-17&stat=11. -- Zugriff am 2005-12-08]

"Arkadi (Badri) Patarkazischwili (georgisch ბადრი პატარკაციშვილი ; * 31. Oktober 1955 in Tiflis [თბილისი]) ist ein georgisch-russischer Geschäftsmann. Der frühere russische Oligarch betätigt sich als Philantrop und ist seit 2004 Präsident des Georgischen Olympischen Komitees und des Georgischen Unternehmerverbandes.

Leben

Er legte das Abitur an der Tiflisser 1. Oberschule ab, studierte an verschiedenen Universitäten.

Russischer Oligarch

Ab 1988 lebte er in Russland, arbeitete zunächst als Kfz-Mechaniker in einer Reparaturwerkstatt. 1993 meldete er sich im Moskauer Oblast [Московская область] an. 1994 wurde Assistent des russischen Finanzmoguls Boris Abramowitsch Beresowski [Борис Абрамович Березовский]. Er saß im Vorstand des Handelsunternehmens LogoVAZ [ЛогоВАЗ] und des Ölkonzerns Sibneft [Сибне́фть], war Vorstandsvorsitzender des privaten Fernsehsenders TV-6. 1998 wurde er stellvertretender Generaldirektor des halbstaatlichen Fernsehsender ORT. Dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch [Роман Аркадьевич Абрамович] war er beim Einstieg in den Aluminiumkonzern Rusal behilflich.

Georgischer Medienunternehmer

2000 verlegte Patarkazischwili seinen Wohnsitz nach Tiflis. 2002 gründete er dort die Imedia Media Holding, Eigentümerin der Tageszeitung Dilis Gazeti, der Radiostation Imedi (dt. Hoffnung) und des privaten Fernsehsenders Imedi TV [ტელეკომპანია იმედის]. Der Sender erhielt eine günstige Frequenz und erreichte ab 2003 90% der georgischen Haushalte. Inzwischen hat er die zweitstärksten Quoten im Lande. Nahe dem Badeort Ureki an der Küste des Schwarzen Meeres errichtete er zwischen 2003 und 2004 eine neue Stadt, die ebenfalls den Namen Imedi trägt.

Philantrop


Abb.: Dinamo Tiflis დინამო თბილისი
[Bildquelle: http://www.fcdinamo.ge/plr_list.asp. -- Zugriff am 2005-12-05]

Patarkazischwili sponsert Georgiens Sport, Kultur und Staat. Er gründete den Patarkazischwili-Fonds, der den georgischen Zirkus, internationale Kulturfestivals, Erdbebenopfer, die Renovierung von Kirchengebäuden und die Veröffentlichung wissenschaftlicher Werke finanziert. 2001 erwarb er den Fußballverein Dinamo Tiflis [დინამო თბილისი]. 2002 unterstützte er die Tiflisser Stadtverwaltung bei der Abzahlung von Schulden bei russischen Energieunternehmen, 2003 stiftete er dem georgischen Innenministerium mehrere Geländewagen und 2005 bezahlte er die Reparatur der Tiflisser Standseilbahn auf den Berg Mtazminda.

Der Geschäftsmann übt verschiedene Ehrenämter aus. Er ist Mitglied der International Academy of Television Arts & Sciences, die jährlich die Emmy Award Gala in New York ausrichtet. Seit 2001 ist er Präsident des Fußballvereins Dinamo Tiflis, seit 2004 Präsident des Georgischen Olympischen Komitees. Im gleichen Jahr wurde er zum Präsidenten des Georgischen Unternehmerverbandes gewählt.

Politische Einflussnahmen

Politisch schien Patarkazischwili bis 2002 dem georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse [ედუარდ შევარდნაძე] verbunden, der sich öffentlich mehrfach lobend über den Geschäftsmann und seine Projekte geäußert hatte. Im April 2003 äußerte Patarkazischwili Sympathien für die Opposition: Er unterstütze die Ziele der Vereinten Demokraten Surab Schwanias [ზურაბ ჟვანია] und der Neuen Konservativen Partei Dawid Gamkrelidses [დავით გამყრელიძე]. Tatsächlich soll er an viele politische Parteien Spenden zur Absicherung seiner Interessen gegeben haben.

Im Frühjahr 2003 vermittelte er ein Treffen zwischen Schwania und seinem früheren Geschäftspartner Beresowski [Борис Березовский] in London. Es war das erste in einer Reihe, in denen Schwania erfolgreich finanzielle Mittel für die Unterstützung demokratischer Institutionen in der Ukraine [Україна/Ukrajina] und die Kampagne des ukrainischen Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko [Віктор Андрійович Ющенко] einwarb.

Kriminelle Autorität

Nach Auffassung des Schweizer Bundesamts für Polizeiwesen ist Patarkazischwili eine "kriminelle Autorität", soll eine Brücke zwischen kriminellen und legalen Strukturen darstellen. Nach Recherchen des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB hatte er enge Verbindungen mit dem führenden georgisch-russischen Kriminellen Otar Kwantrischwili. Kwantarischwili half ihm 1993 in Moskau Fuß zu fassen.

Seit Juni 2001 sucht ihn der russische Generalstaatsanwalt per Haftbefehl, weil er einem früheren Aeroflot [Аэрофлот]-Manager zur Flucht aus dem Gefängnis verholfen haben soll. 2002 wurde er in Russland angeklagt, in den Jahren 1994 und 1995 gemeinsam mit Beresowski und der gemeinsamen Firma LogoVAZ [ЛогоВАЗ] 2.033 Autos im Wert von 13 Millionen US-Dollar unterschlagen zu haben, die dem Automobilkonzern AutoVAZ [AвтоВAЗ] (Lada) gehörten.

Patarkazischwili ist mit I.V. Gudawadse verheiratet und hat zwei Töchter, Liane (* 1980) und Inna (* 1983)."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Badri_Patarkazischwili. -- Zugriff am 2005-12-03]

"25 February 2004

A ‘Gangster’ at Large

Georgia’s new president may once have called him an “oil gangster,” but Georgia’s richest man, Badri Patarkatsishvili, has been untouched by the crackdown on crime and corruption. Why?

Daan van der Schriek

TBILISI, Georgia--It’s a bad time to be an oligarch in Russia. It’s also a bad time to be a wealthy Georgian businessman with a questionable background and links to the old government. In Russia, the country’s richest man, Mikhail Khodorkovsky [Михаил Ходорковский], remains in jail, and the count of charges against his partners in the Yukos oil company has been mounting for eight months. And in Georgia, the new post-revolution government has launched a crackdown on corruption.

Badri Patarkatsishvili [ბადრი პატარკაციშვილი] has a double set of reasons to be worried, then. Georgia’s richest man, he supported the country’s deposed president, Eduard Shevardnadze [georgisch ედუარდ შევარდნაძე, russisch Эдуард Амвросьевич Шеварднадзе], and questions surround his businesses. And if he were to set foot in Russia, the country where he made his fortune, he would face prosecution.

But so far at least, he seems to have been fortunate, and his fortune looks safe. Can his luck last?

THE BEREZOVSKY CONNECTION

Patarkatsishvili, who was born in Tbilisi [თბილისი] in 1953, is a homegrown Georgian oligarch. But he is an oligarch made in Russia, and, like Russia’s wealthiest men, his path to a massive fortune is shrouded in doubts and speculation.

Levan Ramishvili, director of the Liberty Institute, an influential nongovernmental organization in Tbilisi, believes that Patarkatsishvili had contacts with “with various criminal gangs,” at least in the early years after his move to Moscow in the late 1980s. He points in particular to Patarkatsishvili’s close ties with Otar Kvantrishvili, a Georgian who became known as “the godfather of the Russian mafia.”

Kvantrishvili’s role in Patarkatsishvili’s rise is uncertain. But whatever that role was, it was ended by Kvantrishvili’s murder in Moscow in 1994--and was rapidly overshadowed by Patarkatsishvili’s relationship with Boris Berezovsky [Борис Березовский], arguably the most controversial of the Russians who made fortunes during the era of “wild privatization.”

A man whose spent his pre-Moscow days as a mechanic and in the car-repair industry, Patarkatsishvili followed Berezovsky into LogoVaz [ЛогоВаз], the manufacturer of the Lada, the car most synonymous with Russia. Patarkatsishvili then shadowed Berezovsky as he moved into the media. Berezovsky bought the television station ORT; Patarkatsishvili became its deputy chairman. Berezovsky bought TV-6; Patarkatsishvili became its chairman.

The pattern continued, with Berezovsky and Patarkatsishvili taking control of the oil giant Sibneft [Сибнефть] and ticket sales for the Russian national airline, Aeroflot [Аэрофлот]. For Sibneft, Berezovsky paid just $300,000 more than the starting price in the tender ($100 million), a remarkably low mark-up for a major asset for which--at least initially--there were many contenders. It was the type of deal that gave Russian privatization, oligarchs, and in particular Berezovsky a bad name.

Patarkatsishvili rose with Berezovsky; he fell with him, too. Shortly after Vladimir Putin [Влади́мир Влади́мирович Пу́тин] became president, both left Russia, Berezovsky heading for London and Patarkatsishvili back to Tbilisi. By then, the year 2000, Patarkatsishvili was worth somewhere in the range of $400 million to $9 billion, widely divergent estimates that indicate how difficult it can be to trace ownership of assets.

He has kept himself busy since his arrival in Tbilisi, buying up real estate and developing a holiday resort at Ureki on the Black Sea and, most importantly, a media empire called Imedi that consists of a radio and television station, and a daily and a weekly newspaper.

It is the kind of investment not often seen in Georgia, a country most businessmen have been wary of. Moreover, Patarkatsishvili has on occasion handed out what amount to gifts. In December 2001, for example, he gave a $1 million three-year credit to Tbilisi’s city council (with interest of 5 percent) to cover energy costs and meet its debt repayments for Russian gas.

To many Georgians, this all seems rather un-businesslike. Many would agree with the president of the Georgian Foundation for Strategic and International Studies, Alexander Rondeli, who insists “you can’t make money” in Georgia. So why has Patarkatsishvili been putting money into Georgia?

Perhaps there is more to his business interests than he is saying. A case in point was the change of ownership, in February 2003, of a 50 percent stake in the Georgian Glass and Mineral Water Co., producer of Georgia’s biggest export asset, the sparkling mineral water of the Borjomi valley. The buyer was Salford, a private equity and investment bank based in the British Virgin Islands. Again, there is a Berezovsky connection: Berezovsky admitted at the time that he had a stake in Salford.

A source in the business community with contacts in Patarkatsishvili’s inner circle told TOL that Patarkatsishvili is also linked with Salford and that he and Berezovsky “make no move without the other” in the company. Ramishvili of the Liberty Institute agrees.

Patarkatsishvili’s press secretary, Guga Kvitashvili, denies any link, although Patarkatsishvili “considers Borjomi to be a jewel of Georgian industry and would certainly be interested in investing in the company were such a possibility to arise.” So Patarkatsishvili has an interest—and possibly a stake—in a very strategic part of Georgia’s economy.

But whatever Patarkatsishvili’s economic rationale, most Georgians see a political dimension in his return.

Some of the speculation seems wild. Georgians are always suspicious about potential Russian involvement and its domination of the economy. In Armenia, some believe that Armenian businessmen who made money in Russia are buying up Armenian businesses at the Kremlin’s behest. There are similar fears in Georgia--and some argue that Patarkatsishvili could be an agent of Russian power.

It seems a strange allegation to lay at the feet of a man whom the Russian authorities want to put on trial. A more convincing argument is that Patarkatsishvili was buying protection from Russia, in effect bribing the Georgian authorities by, for example, pouring money into prestige projects with little prospect of a good immediate return.

Certainly, Patarkatsishvili will not be returning to Russia voluntarily, at least for some time. In September 2002, Moscow accused him of stealing cars from LogoVaz and embezzling Aeroflot funds--and using the money to support Chechen fighters.

Nor until recently did it look as if there were any chance that he would be forced to return by the Georgian authorities. In November 2002, Moscow asked for his extradition for allegedly helping the former deputy director of Aeroflot, Nikolai Glushkov, escape from prison. No, said Georgian prosecutors, claiming that “Georgia doesn’t extradite its citizens.”

BACKING THE WRONG SIDE

If Patarkatsishvili was primarily interested in political protection, he found the ideal protection: President Eduard Shevardnadze, with whom he had close ties. “They [made] use of each other,” Rondeli says. Patarkatsishvili enjoyed political protection, he believes, while Shevardnadze could in return make use of the oligarch’s money and receive the support of his media.

It was, though, a complex relationship, tested severely ahead of last November’s general elections. In April 2003, Patarkatsishvili announced that he planned to support two small opposition parties, the New Rights party and the United Democrats. After Shevardnadze effectively reprimanded him in public, Patarkatsishvili backed down.

Some believe there was a deal, because in early September Patarkatsishvili’s old friend Vazha Lortkipanidze became the top candidate for the pro-Shevardnadze party, For a New Georgia (FNG). Patarkatsishvili’s media then began to support the FNG.

Genadi Uchumbegashvili, director of Internews Georgia, claims that “an order was issued [at Imedi-TV] that it was no longer allowed to criticize the government,” though journalists could criticize the opposition. This may be a statement by a rival news source, but the content on Imedi suggests the claim was accurate.

But Patarkatsishvili backed the wrong people. A man who once said he always feared “oil gangsters” like Berezovsky and Patarkatsishvili is now president. And another person heavily criticized on Imedi TV during the parliamentary election campaign--Nino Burjanadze [ნინო ბურჯანაძე] —has since November been first the acting president and now the speaker of parliament.


Abb.: Nino Burjanadze - ნინო ბურჯანაძე
[Bildquelle: Wikipedia]

Patarkatsishvili, it seems, now has reason to keep a low profile. Like an increasing number of Georgian businessmen and officials, he could be investigated for corruption. Or perhaps he could be extradited to Russia.

To some extent, Patarkatsishvili does seem to have been keeping his head down. “Because of the political situation, he is holding back a bit in Georgia,” claims the business source close to Patarkatsishvili’s circle.

But President Mikheil Saakashvili [მიხეილ სააკაშვილი]also seems to be holding back. The editor of the online magazine Civil Georgia, Giorgi Sepashvili, calls Saakashvili’s silence on Patarkatsishvili “remarkable,” given the toughness of his statements against allegedly corrupt officials and businessmen, the current anti-corruption drive, and his own previous comments about Patarkatsishvili.

PERCHED ON A FENCE

Patarkatsishvili’s clash with Shevardnadze in April 2003 was something of an aberration. Patarkatsishvili’s normal pattern was to hedge his political bets. Aleko Kupatadze, a junior research fellow at Tbilisi’s Transnational Crime and Corruption Center, says that Patarkatsishvili has financially supported every political party that could gain power at the national level.

All of Georgia’s parties vehemently deny such assertions, though they all suggest other parties have connections with the tycoon. “Badri Patarkatsishvili needs a political ally to protect his investments,” said Shalva Natelashvili, leader of the Labor Party [საქართველოს ლეიბორისტული პარტია], shortly after November’s annulled elections. But why the Labor Party should not be part of the insurance policy he did not say.

If money talks in Georgian politics (and most observers believe it does), there may be some indirect evidence that Patarkatsishvili is supporting a variety of parties: one of his sisters was elected to parliament in November on the ticket of the New Rights party [ახალი მემარჯვენეები], while another was chosen for FNG. (General elections will be re-held on 28 March, but the results in single-mandate districts have been upheld, with the result that Patarkatsishvili’s sisters will not have to stand again.)

But with Saakashvili as popular as he is--96 percent of Georgians voted for him in January’s presidential elections (and the count was free and fair, say international observers)—there is perhaps little point in the old policy of hedging bets. Patarkatsishvili might feel it wise now to be more positive about the new authorities.

And when one examines the tone of his media, formerly strongly pro-Shevardnadze and anti-opposition, Patarkatsishvili seems to be doing just that. Immediately after Shevardnadze’s overthrow, his newspaper Mtavari Gazeti cautiously welcomed the change. His television followed suit.

In the process, they seemed to have gained some objectivity. Indeed, after January’s presidential elections, the OSCE concluded that “Imedi TV gave the most balanced coverage of the campaign.”

As a political force, Patarkatsishvili has neutralized his public position. Georgia’s rulers may, then, feel less need for political vengeance. Still, Patarkatsishvili’s enormous wealth, influence, and connections with Shevardnadze leave him vulnerable to investigation.

He may already have created an escape route, should he need one. Certainly, Patarkatsishvili, a Jew, has in the past year been forging closer ties with political leaders in Israel. In October, before the Rose Revolution, former Israeli prime minister Shimon Peres [שמעון פרס] visited Tbilisi at Patarkatsishvili’s invitation, pledging that their charitable funds would cooperate in fighting terrorism. And before that, in January 2003, the Georgian tycoon visited Israel as a member of a Georgian government delegation.

At the moment, Saakashvili’s silence suggests Patarkatsishvili need not flee. But Patarkatsishvili is a controversial figure, and he has not consistently maintained a low profile since the revolution. A sense of how easily his security could change came in early December, when Berezovsky [Борис Березовский] flew from London to Tbilisi in Patarkatsishvili’s private jet, apparently carrying a British passport in the name Platon Yelevin.

Did the trip have anything to do with the new government? A spokesman for the interim administration said it had “nothing in common with the Georgian government.” Did the authorities know about the trip, made on 3 December, just days after the revolution? No, said the spokesman. Had Berezovsky entered the country legally? The government had no details about the meeting of the two oligarchs. But, the spokesman added, “if Berezovsky arrived in Tbilisi illegally, those who helped him enter … will be punished.”

A little later, after Russia had protested against the visit, it was suddenly decided that Berezovsky’s visit had indeed been illegal.

His willingness to fly Berezovsky into Georgia suggests that, even in a Shevardnadze-less Georgia, Patarkatsishvili feels secure. But the government’s flip-flop under Russian pressure suggests his safety may be less assured than it was under Shevardnadze.

The fate of Patarkatsishvili may, then, say much about Georgia’s new relationship with Russia--and about the real relationship between politics and business in the new Georgia of President Saakashvili.

Daan van der Schriek is a Tbilisi-based journalist who reports from throughout Central Asia and the Caucasus."

 

[Quelle: Daan van der Schriek. -- http://www.tol.cz/look/TOLrus/article.tpl?IdLanguage=1&IdPublication=4&NrIssue=55&NrSection=2&NrArticle=11642. -- Zugriff am 2005-12-08]


Zu 8.: Brasilien (Brasil): Weltmeister bei Sozialkontrasten