Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā

Anhang A: Pflanzenbeschreibungen

Myristica fragrans Houtt.


zusammengestellt von Alois Payer

mailto:payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Carakasaṃhitā: Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā / übersetzt und erläutert von Alois Payer <1944 - >. -- Anhang A: Pflanzenbeschreibungen. -- Myristica fragrans Houtt.  -- Fassung vom 2007-06-27. -- URL: http://www.payer.de/ayurveda/pflanzen/myristica_fragrans.htm        

Erstmals publiziert: 2007-06-27

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung SS 2007

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers

Dieser Text ist Teil der Abteilung Sanskrit  von Tüpfli's Global Village Library

WARNUNG: dies ist der Versuch einer Übersetzung und Interpretation eines altindischen Textes. Es ist keine medizinische Anleitung. Vor dem Gebrauch aller hier genannten Heilmittel wird darum ausdrücklich gewarnt. Nur ein erfahrener, gut ausgebildeter ayurvedischer Arzt kann Verschreibungen und Behandlungen machen!


Falls Sie die diakritischen Zeichen nicht dargestellt bekommen, installieren Sie eine Schrift mit Diakritika wie z.B. Tahoma.

Verwendete und zitierte Werke siehe: http://www.payer.de/ayurveda/caraka0001.htm



Abb.: Muskatnussbaum mit aufgesprungener Frucht
[Bildquelle: Wikipedia]


Abb.: Muskatnuss mit innerer Schale, Macis und Frucht
[Bildquelle: Wikipedia]

Drury:

"Myristica moschata (Thunb.) Do.

Nutmeg-tree, Eng. Jadikae, Tam.

Description.—Tree; leaves ovate, elliptic, acute at the base, acuminate at the apex, lateral nerves on both sides, 8-9 ; peduncles supra-axillary, males few-flowered, females 1-flowered ; pedicels nearly equalling the peduncle; bracteole under the flower broadly ovate, scale-shaped; flower nodding; perigonium ovoid, half 3-cleft, nearly equalling the pedicel, strigose externately with adpressed hairs; anthers 9-12; fruit ovoid-globose, drooping; aril laciniated, red, aromatic, covering the seed.— Dec. Prod. xiv. 189.—M. fragrans, Houtt. Hist. Nat. ii. part 3, p. 233.—Blume Rumphia, p. 180, t. 55.—M. officinalis, Linn. Hook, Exot. Bot. t. 155, 156.—Humph. Amb. t. 4.------Cultivated.

Medical Uses.—A volatile oil resides in the kernel of the fruit It is stimulant and carminative, and in larger doses narcotic. It is used in atonic diarrhoea and tome forms of dyspepsia, hut is chiefly used as an addition to other remedies. It is used largely as a condiment. Oil of nutmeg is a useful application in rheumatism, paralysis, and sprains, diluted with a bland oil. Mace, the false aril investing the shell of -the kernel as met with in commerce, is of a pale cinnamon yellow, and an odour and taste analogous to those of nutmegs. It yields by distillation a volatile oil, which, in composition, effects, and uses, is similar to that of nutmegs. It is chiefly used as a condiment- -Pharm. of India.

Economic Uses.—Indigenous to the Indian Archipelago, but has long been successfully cultivated in the warm moist climate of the western coast of India. The tree begins to bear at eight years old; it is in its prime at twenty-five years, and continues to bear fruit till sixty or older. The mace is dried in the sun, but the nutmegs are smoked by slow fires of wood for three months before they are fit for exportation. The refuse nuts are ground down, and by steaming and pressure afford a brown fluid, which cools into the so-called "nutmeg soap."-(T. Oxley) In 1870-71 about 7 cwt. of nutmegs were exported from Bombay, and 30 wt. from Madras, valued respectively at Rs. 575 and Rs. 3012.—Trade Reports."

[Quelle: Drury, Heber <1819 - 1872>: The useful plants of India : with notices of their chief value in commerce, medicine, and the arts. -- 2d ed. with additions and corrections. London : Allen, 1873. -- xvi, 512 p. ; 22 cm. -- s.v.]

Dutt:

"MYRISTICA OFFICINALIS, Linn. Both nutmegs and mace enter into the composition of numerous medicines as aromatic adjuncts, but there is no peculiarity in their use that need special consideration here. An infusion of nutmegs is recommended by several writers as a serviceable drink in the thirst of cholera patients."

[Quelle: Dutt, Uday Chand: The materia medica of the Hindus / Uday Chand Dutt. With a glossary of Indian plants by George King. -- 2. ed. with additions and alterations / by Binod Lall Sen & Ashutosh Sen. -- Calcutta, 1900. - XVIII, 356 S. -- S. 224.]

Köhler:


Abb.: Myristica fragrans Houtt.
[Bildquelle: Köhler]

"Tafelbeschreibung:

A. blühender Zweig mit männlichen Blüten, nat Größe; 1 Staubgefässsäule mit Staubgefässen, vergrößert (stimmt mit der Zeichnung in Hayne, jedoch nicht mit Baillon in der Beschreibung überein); 2 dieselbe im Längsschnitt, desgl.; 3 dieselbe im Querschnitt, desgl.; 4 Pollen, desgl.; 5 weibliche Blüte, desgl.; 6 Stempel im Längsschnitt, desgl.; 7 Frucht mit der aufgesprungenen fleischigen Hülle, natürl. Größe; 8 dieselbe mit halbierter Hülle, desgl.; 9 Nuss mit Arillus, desgl.; 10 dieselbe ohne Arillus, desgl.; 11 Nuss im Längsschnitt, desgl.; 12 Embryo, vergrößert. Nach einer Originalzeichnung des Herrn Prof. Schmidt in Berlin."

 

"Myristica fragrans Houttuyn.

Syn. Myristica officinalis L. fil. Myristica moschata Thunberg. Myristica aromatica Lam, Muskatnuss — Nutmeg — Noix de muscade, Muscadier cultivé.

Familie. Myristicaceae; Gattung. Myristica L.

Beschreibung. Immergrüner, eingeschlechtiger, bis 15 Meter (nach Luerssen 20 Meter) hoher Baum mit grünlich-aschgrauer oder schmutzig olivengrüner, innen roter Binde, viel- und quirl- weit-ästiger, pyramidaler Krone und wechselnden Ästchen. Blätter immergrün, abwechselnd, fast zweizeilig, kurz gestielt, lederig, eiförmig-elliptisch, beiderseits (am Grande etwas weniger) zugespitzt, wellenförmig, ganzrandig, 4 bis 8 cm. lang, 1 1/2 bis 4 cm. breit, anfangs schwach seidenhaarig, später kahl, drüsig punktiert, aderig gerippt, mit jederseits 8—9 stärker hervortretenden, gegen den Band bogig verlaufenden Seitennerven, oberseits dunkelgrün, unterseits blasser. Blattstiel 4 bis 10 Mm. lang. Blüten 2 häusig, von kleinen eiförmigen Deckblättchen gestützt, kurz oberhalb des Blattwinkels entspringend, fast hängend; die männlichen Blüten in wenig- (5 oder 6)blüthigen, einfachen oder 2theiligen, überhängenden, gestielten Trauben oder Trugdolden; die weiblichen Blüten einzeln, sehr selten 3blütig, gestielt. Die Blütenstielchen beider Blüten unterhalb der Blüte mit einem breit-eiförmigen, am Grunde schwach 2kieligen, hinfälligen Nebenblatte versehen. Das gelblichweiße Perigon fleischig, eiförmig-glockig, 6 bis 8 Mm. lang, außen kurz seidenhaarig, bis zur Mitte 3 spaltig und 3 lappig; Lappen kurz, eiförmig, spitz, aufrecht Staubgefässe 9 bis 12, unter sich und mit der perigonlangen, mittelständigen, keulenförmigen Säule verwachsen und letztere größtenteils bedeckend; Staubbeutel linienförmig, bis zur Spitze der Säule reichend oder wenig kürzer, 2fächerig; Fächer der Länge nach nach außen aufspringend. Pollen kugelig. Der oberständige Stempel umgekehrt eiförmig, fast perigonlang, mit einer Naht ausgestattet, mit 1 fächerigem Fruchtknoten, sehr kurzem Griffel und fast sitzender, schwach 2 lappiger Narbe. Eichen 1, fest grundständig, sitzend, die Höhlung ziemlich ausfüllend. Frucht hängend, fleischig, eiförmig-kugelig, 4 bis 5 cm. lang, kurz behaart, ockerfarbig, mit einer Naht versehen, durch einen senkrecht ringsherum laufenden Riss 2 klappig (selten 4 klappig) aufspringend. Samen nussartig, länglich rund, 3 1/2 cm. lang, 2 1/2 cm. dick, von dem im frischen Zustande fleischigen, aromatischen, blutroten, am Grunde ganzen, mit der Samenschale und dem Nabelstreifen verwachsenen, nach oben vielspaltig zerschlitzten Samenmantel (Arillus, Macis des Handels) eingehüllt. Samenschale knochenhart, glänzend dunkelbraun., feinwarzig, mit Eindrücken, welche den Streifen des Arillus entsprechen, die eine Hälfte in der Regel etwas abgeflacht, von dem breiten, sich nach oben verschmälernden Nabelstreifen durchzogen, dessen Ursprungsstelle, der Nabel, mehr auf die gewölbte Schalenfläche gerückt ist und welcher unterhalb der Spitze durch die Schale zu der inneren Samenhaut eindringt, sich hier zum Hagelfleck ausdehnend. Der Kern (Muskatnuss des Handels) trennt sich beim Austrocknen von der Schale und besitzt bei etwas geringerer Größe (3 zu 2 cm.) die Gestalt der Samenschale; die Farbe ist bräunlich-grau, an dem vertieften Hagelfleck dunkler, am Nabel heller, die Oberfläche ist in Folge der Faltung und Einschrumpfung der dünnen Samenhaut sehr unregelmäßig netzig-runzelig, auf der flachen Seite mit deutlichem Nabelstreifen, welcher sich zu dem häufig von Insekten zerfressenen Nabel herunterzieht Das grauweiße (im alten Zustande bräunliche), wachsartige und schneidbare Endosperm ist durch die braune, unregelmäßig und strahlenförmig bis fast zur Mitte eindringende Samenhaut dunkel marmoriert; außerdem enthält es heller umschriebene Stellen, die sich jedoch anatomisch von der Umgebung nicht unterscheiden. Embryo im Grunde des Eiweiß, dicht am Nabel, ziemlich ausgedehnt, rotbraun, mit kurzem, dem Nabel zugekehrtem Wurzelchen und 2 dünnen, becherförmig zusammenstehenden, zerschlitzt und krausränderigen Samenlappen. Der Myrist. fragrans steht in chemischer Beziehung nahe die ebenfalls im ostindischen Archipel einheimische Myristica fatua, Houtt., welche fast zylindrische, bis 4 cm. lange, bis 2 cm. dicke Kerne, die sogen. langen Muskatnüsse, besitzt.

Anatomisches. Der Samenmantel (Arillos), welcher nach Baillon zuerst als eine Verdickung der äußeren Eihülle rechts und links am Grunde der Samenknospe auftritt, sich horizontal um den Nabel herum fortentwickelt und allmählich erhebt, besteht aus einem von Gefäßbündeln durchzogenen, mit zahlreichen Ölzellen ausgestatteten Parenchym, welches beiderseits von einer farblosen, mit Cuticula versehenen Epidermis bedeckt ist. Die polyedrischen Parenchymzellen besitzen einen körnigen, mit Öl gemengten, harzartigen Inhalt, welcher durch Jod dunkelrotbraun gefärbt wird. Die ovalen oder rundlichen Ölzellen, welche die Parenchymzellen an Größe übertreffen, sind mit zitronengelbem, ätherischem Öle angefüllt. Die aus Spiralgefäßen und Treppengängen zusammengesetzten, von dünnwandigen Parenchymzellen umgebenen Gefäßbündel sind der inneren Seite des Mantels sehr genähert.

Die äußere knöcherne Samenschale (testa) ist aus 3 Schichten zusammengesetzt, von denen die äußerste Schicht aus einem von Gefäßbündeln durchzogenen, kleinzelligen, tangential gestreckten, vorwiegend farblosen und mit Stärke erfüllten Parenchym besteht, welches beiderseits mit je einer Reihe quadratischer oder radial etwas gedehnter Zellen bedeckt ist. Konzentrische Reihen stärkefreier, mit rotbraunem Inhalte angefüllter Zellen verleihen dieser Schicht ein marmoriertes Ansehen. Die mittlere, weniger breite, fast farblose und gefäßfreie, an den Grenzen mit Einbuchtungen versehene und in Folge dessen auf dem Querschnitte perlschnurartig erscheinende Schicht besteht aus einer Reihe sehr dünner, radial sehr lang gestreckter Zellen, welche nur an den Buchten braunrot gefärbt, sonst farblos sind. Die innerste, am mächtigsten entwickelte, kastanienbraune Schicht ist aus einer Reihe sehr dünner, radial sehr lang gestreckter Steinzellen zusammengesetzt.

Die den Kern bedeckende und faltenartig in das Innere desselben eindringende Samenhaut, welche im frischen Zustande mit der Samenschale verbunden ist, beim Austrocknen sich jedoch von der letzteren trennt, zeigt 2 verschiedene Schichten: eine äußere aus einem schlaffen, farblosen Parenchym zusammengesetzte Schicht und eine innere, dichtere, kleinzellige, rotbraune, faltenartig in das Innere des Kernes eindringende Schicht. In der äußeren, farblosen Schicht kommen zerstreut oder tangential geordnet, rotbraune Zellen vor. Die Falten, welche durch die innere Schicht der Samenhaut angefüllt werden, gehen mehr oder weniger tief in das Innere des Kernes, sind einfach oder geteilt, auf- oder absteigend und stets von einem Gefäßbündel durchzogen. Das Gewebe ist in den Falten lockerer und mit zahlreichen Ölzellen durchsetzt.

Der aus Eiweiß bestehende, von den oben beschriebenen Falten der Samenhaut durchzogene und am Grunde mit dem Embryo versehene Samenkern ist in blass rotbräunliche mit helleren Zonen ausgestattete Felder eingeteilt. Das Parenchym des Eiweiß ist mit Stärkekörnern, welche aus 2 bis 6 Teilkörnern bestehen, und mit fettem Öle angefüllt; letzteres fehlt in den Zellen der helleren Zonen.

Blütezeit. ?

Vorkommen. Einheimisch auf den Molukken, namentlich auf den zu den Molukken gehörigen Bandainseln und auf dem westlichen Teile von Neu-Guinea. Flückiger sagt über die Verbreitung: Seine engbegrenzte Heimat beschränkt sich auf die vulkanische Inselgruppe der Residentien Amboina und Ternate im äußersten Osten der holländischen Besitzungen im Archipelagus, sowie auf die benachbarte Westhalbinsel Neu-Guineas. Im wilden Zustande befindet sich Myristica fragrans z. B. auf Damma und den zerstreuten kleinen Inseln der Bandagruppe bis Amboina, auf Ceram, Buru, Batjan, Halma-heira und vermutlich auch an anderen Standorten dieser Inselwelt." Zum Zwecke der Kultur ist der Muskatnussbaum nach Sumatra, Malakka, Bengalen, Singapore, Pinang, auch, jedoch mit weniger Erfolg, nach Brasilien und Westindien gebracht worden.

Name und Geschichtliches. Muskat (mittelhochd. Macis Muscait, Muscart, Muscat, Muscatenbluome, mittelniederd. Muschade, Muscatenblome) von Moschus (moschata), wegen des angeblich moschusartigen Geruches der Früchte. Myristica von myristikos balsamisch (myrin Balsam, wohlriechender Saft), bezogen auf die ölig aromatischen Früchte; ebenso fragrans, wohlriechend, duftend.

Es wird angenommen, dass die Muskatnüsse und Blüten (Macis) den Alten unbekannt gewesen sind, was von Flückiger unter Hinweis auf Crawfurd, nach dessen Forschungen die Erzeugnisse des Muskatbaumes in früheren Zeiten bei den Eingeborenen keine Beachtung gefunden haben, als sehr wahrscheinlich betrachtet wird. Martius behauptet zwar, dass das in einem Lustspiele von Plautus (260—180 v. Chr.) vorkommende Wort Macis auf unsere Muskatblüte zu beziehen sei; Flückiger hält dieses Wort jedoch für einen Phantasienamen und ähnlich klingende Namen wie macer, macis, machis, machir, makar welche bei Scribonius Largus, Dioskorides, Galenus, Plinius u. A. vorkommen, für die Bezeichnung der Binde eines indischen Baumes. Gewiss ist, dass die alten arabischen Ärzte schon lange Kenntnis von Macis und den Nüssen hatten und dass durch dieselben die Verbreitung der Erzeugnisse des Muskatbaumes nach Westen erfolgt ist. Letztere kannten auch schon um 900 die Abstammung der Muskatnüsse ans Indien. Vorerst dienten die Muskatnüsse zu Räucherungen in Kirchen und hei festlichen Gelegenheiten und standen zu jener Zeit wahrscheinlich sehr hoch im Preise. Letzteres scheint um 1214 nicht mehr der Fall gewesen zu sein, denn in diesem Jahre wurde zu Treviso gelegentlich eines Festspieles unter anderen Spezereien und Früchten auch mit Muscatis geworfen. Von dieser Zeit ab beginnt auch die Verwendung der Muskatnüsse zu pharmazeutischen und kosmetischen Präparaten. Hildegard kennt die Muskatnüsse um 1150, und Albertus Magnus (1198—1280) gibt, ohne Angabe der Quelle, aus der er seine Kenntnis schöpfte, eine Beschreibung des Baumes Muscata, den er als einen lorbeerblätterigen Baum Indiens schildert, dessen Blüten die Macis lieferten. Um dieselbe Zeit treten Nux muscata und Muscatae blomae in Dänemark auf. Das eigentliche Vaterland des Muskatbaumes wurde jedoch erst um 1500 bekannt, und zwar zur Zeit der ersten Seereisen nach Indien. Ludovico Barthema aus Bologna bezeichnet die Insel Bandan als die Heimat. Die Portugiesen bemächtigten sich vorerst des Handels mit Muskatnüssen, mussten aber später den Holländern weichen, welche den Handel, gleich demselben mit Zimt und Gewürznelken, monopolisierten und auf Banda und Amboina beschränkten, alle Bäume außerhalb dieser Orte ausrotteten und in Jahren reicher Erträge den Überfluss verbrannten. Die von der Regierung angelegten geschlossenen Gärten (Perken) wurden den Nachkommen holländischer Soldaten oder der unteren Beamten als Belohnung, mit dem Rechte der Vererbung übergeben, jedoch unter der Bedingung, den ganzen Ertrag gegen einen bestimmten Preis der ostindischen Compagnie zu liefern. Außerdem stellte die Regierung für die einzelnen Perken eine bestimmte Zahl von Sklaven zur Verfügung.

Im Jahre 1769 gelang es den Franzosen, den Muskatnussbaum nach Isle de France zu verpflanzen. Während der Besetzung der Gewürzinseln durch die Engländer in den Jahren 1796 bis 1802 brachte Roxburgh fil. Myristica nach Bengkulen und Penang; später nach Singapore. Im letzteren Orte wurden die Pflanzungen im Jahre 1860 durch Krankheit vernichtet.

Offizinell ist der getrocknete Samenmantel (Arillus) der reifen Früchte: Macis (Arilli Myristicae moschatae, Flores Macidis, Muskatblüte) und die vom Samenmantel und der Samenschale befreiten Samen: Semen Myristicae (Nuces moschatae, Nuces Nucistae, Muskatnüsse).

Nach Flückiger erfolgt das Einsammeln der Drogen auf folgende Weise: Sobald die Früchte anfangen aufzuspringen, werden sie mit einer langgestielten hölzernen Gabel (Quai-quai), unter welcher am Stiele ein aus Bambusstreifen geflochtenes Körbchen befestigt ist, durch Knicken des Fruchtstieles gesammelt Das gelbliche Fruchtfleisch wird entfernt und zu einem kleinen Teile durch Einmachen oder Bereitung einer Gallerte genussfähig gemacht, während der größere Teil zur Düngung des Bodens verwendet wird. Alsdann wird der zerschlitzte, schön karminrote Mantel (Arillus) abgelöst, getrocknet und als Macis in den Handel gebracht. Die übrigbleibenden Nüsse werden dann auf Bambushorden über glimmendem Feuer, bei täglichem Umschaufeln, einige Wochen lang getrocknet, bis die Kerne sich von der harten Schale gelöst haben und beim Schütteln klappern (rammelen). Hierauf werden die Schalen mit einem hölzernen Klöppel vorsichtig zerschlagen, die übrigbleibenden Kerne von den wurmstichigen und schlechten Samen gesondert, dem Handelsgebrauche gemäß kurze Zeit in Kalkmilch gelegt und mehrere Wochen in luftigen Bäumen getrocknet. Nur auf Penang werden die Nüsse nicht mit Kalkmilch behandelt; diese Unterlassung wird jedoch dem Handelsgebrauch zu Liebe in London nachgeholt. Die monopolisierenden Holländer wollten durch eine längere Behandlung der Kerne mit Kalk die Keimkraft zerstören, um den Anbau in andern Ländern zu verhindern; es war dies jedoch überflüssig, da die Keimkraft schon von selbst sehr bald verloren geht.

Die Muskatblüte oder Macis (Foelie der Holländer), nach Flückiger 13% des ganzen getrockneten Samens betragend, ist im frischen Zustande fleischig, schön karminrot, an der Basis ganz, nach oben durch fast bis zum Grunde reichende Einschnitte in breite Lappen geteilt, welche wiederum in lange, schmale, bandartige, wellenförmig-gekrümmt aufsteigende, oben zu einer krausen, gezähnelten Umhüllung zusammenlaufenden Streifen zerschlitzt sind. Die Muskatblüte (Macis) wird entweder mit dem Messer oder mit der Hand von der Frucht losgelöst, hei günstigem Wetter an der Sonne, bei schlechtem Wetter in luftigen Räumen getrocknet und, um später beim Verpacken das Zerbröckeln zu verhüten, leicht zusammengedrückt. Trocken ist die Macis zimtfarbig, mehr oder weniger gelblich, matt, schwach fettglänzend, hornartig, brüchig. Der Geruch ist eigentümlich aromatisch der Geschmack feiner und milder als der des Kernes, von dem er sich außerdem noch durch einen schwach bitterlichen Beigeschmack unterscheidet. Die Ausfuhr aus Holländisch-Indien betrug nach Flückigers Angaben im Jahre 1877 etwas über 400000 Klgr. 1882 gingen nach Holland 150300 Klgr.--Wilde oder Bombay-Macis bildet einen Handelsartikel und dient zur Verfälschung der echten Macis: Sie ist safranfarben und zeigt einen etwas abweichenden anatomischen Bau (die spitzendig zusammengefügten, nicht geradwandigen Epidermiszellen stark radial gestreckt mit oft sehr enger Höhlung; Ölräume nicht in der Mittelschicht, sondern beiderseits unter der Oberfläche). Sie ist sehr fettreich (bis 55%) und enthält einen Alkohol bräunenden Farbstoff, dessen Lösung Fliesspapier kurkumagelb färbt. Sie besitzt kein Arom und ist bedeutend minderwertig als die echte Macis.

"Die von der harten, dunkelbraunen Schale befreiten elliptischen; fast kugeligen Nusskerne, die Muskatnüsse, besitzen ungefähr 3 cm. Länge und 3 cm. Dicke, sind außen zierlich netzartig gefurcht-geadert, haben eine bräunlich-graue, an dem vertieften Hagelflecke dunklere, am Nabel hellere Farbe, die jedoch durch die anhangende Kalkmilch, besonders in den Vertiefungen, verdeckt ist; innen sind sie blassrötlich und hell- oder dunkelbraun marmoriert; sie sind sehr fettreich. Der Geruch und Geschmack ist eigentümlich aromatisch (nicht moschusartig), sehr gewürzhaft. Trotz der vielen Falten, welche in das Innere des Kernes eindringen, ist die Nuss weder zerklüftet, noch bröckelig. Die äußere knöcherne Samenschale ist geschmacklos. Die Vermehrung in den Pflanzungen (Perks der Holländer), welche weder eine sorgfältige Pflege, noch Düngung, höchstens ein Zurückschneiden der zu dicht wachsenden Zweige erfordern, erfolgt hauptsächlich durch Samen, weniger durch Stecklinge. Die Pflanzen; welche in 2 jährigem Alter in das freie Land gebracht werden, liefern vom 7. Jahre ab die ersten Früchte, sind aber erst vom 11. Jahre an (bis zum 80. und 100.) ertragsfähig. Den höchsten Ertrag (2 1/2 bis 11 Klgr., nach Anderen 2000 Nüsse pro Baum) gebe die Bäume in 20 bis 30jährigem Alter den höchsten jährlichen Ertrag (450,000 bis 600,000 Kgr.), liefern; die Bandainseln Lontor Neiru und Aij. Ostsumatra brachte nach Flückigers Angabe 1879 5842 Klgr. Nüsse und Macis in den Handel. Der ganze Jahresertrag von Holländisch-Indien beträgt nach Fleckiger 1 1/2 Million Kgr. Auf den Bandainseln werden. die Nüsse nach ihrem Gewichte sortiert und der höchste Preis für diejenigen bezahlt, von welcher 160 bis 190 auf 1 Klgr. gehen. 

Die ostindischen Ernten werden zunächst nach Batavia und Singapore und von da nach Amsterdam (1882 über 1/2 Million Klgr.), London und Nordamerika gebracht. Die Erträge in Westindien und Brasilien sind gering.

Auf 20 weibliche Bäume wird in den Pflanzungen ein männlicher Baum gerechnet.

Bestandteile. Die Macis enthalten nach Henry: ätherisches Öl, reichlich festes, gelbes, fettes, in Alkohol schwer lösliches und festes, rotes, fettes, in Alkohol leicht lösliches Öl, eine zwischen Gummi und Stärke stehende, durch Jod sich purpurrot färbende Substanz, wenig Faserstoff, kein Stärkemehl. Bley erhielt aus Macis einen Balsam, welcher dem Balsam der Kerne ähnlich, jedoch etwas weicher ist.

Die Kerne enthalten nach Schrader: 2,6% leichtes, 0.52% schweres ätherisches Öl, 10,41% rötliches, weiches, fettes Öl, 17,72% weißes, festes Öl, 25% gummiartiges Extrakt, 3,12% schmieriges Harz, 34,38% Parenchym. Bonastre fand: 6% ätherisches Öl, 7,0% flüssiges Fett, 24,0% festes Fett, 2,4% Stärkemehl, 1,0% Gummi, 54,0% Faser.

Ein Hauptbestandteil der Samenkerne ist das Fett, welches ca. 1/4 des Gewichtes der Kerne beträgt und durch Auspressen der erwärmten Samen, mit ätherischem Öle gemengt, gewonnen wird. In Indien wird es aus den unverkäuflichen Nüssen hergestellt und als Oleum Nucistae, Oleum nucum moschatarum expressum, Balsamun Nucistae, Muskatbutter, Muskatbalsam, Banda-Seife in einer besseren Sorte (englische Muskatbutter, orangegelb, weiß und rot marmoriert, feinkörnig, stark bitterlich nach Muskatnuss schmeckend) und einer geringeren Sorte (holländische Muskatbutter, fester, grobkörnig, weniger gewürzhaft riechend und schmeckend) in viereckigen, länglichen, würfelförmigen oder tafelförmigen, mit breiten Blättern oder Bast umwickelten Stücken in den Handel gebracht. Sie wird gegenwärtig auch in Europa hergestellt und ist häufig Fälschungen unterworfen. Die Muskatbutter bildet eine bräunlich-gelbe, durch körnig-kristallinische Ausscheidungen weißlich oder rötlich marmorierte, sich fettig anfühlende, fast butterartige Masse von stark gewürzhaftem Geruch und Geschmack, schmilzt zwischen 41 bis 51° (45°), erstarrt bei 32 bis 33°, besitzt ein spez. Gewicht von 0,995, löst sich in 4 Teilen kochendem, wenig in kaltem Weingeiste, leichter, jedoch nicht vollständig in Äther, Chloroform und Benzol und besteht nach Koller aus 6% Muskatnussöl, 70% Myristin, 2% Olein, 1% Butyrin, 3% saurem Harze. Playfair fand 1841 in dem Balsam die Myristisäure.

Myristinsäure C14H28O2, als Glycerid (Myristin) im Muskatbalsam enthalten, außerdem im Fette von Myristica Otaba Humb. et Bonpl., im Fette der Samen von Mangifera gabonensis, im Crotonöl, im Irisstearopten und in der Kuhbutter nachgewiesen, bildet weiße, glänzende Kristallblättchen, die bei 53,8° schmelzen und beim Erkalten schuppig kristallinisch wieder erstarren, reagiert sauer, ist im Wasser unlöslich, leicht löslich in heißem Weingeist und in Äther.

Das durch Destillation mit Wasser aus den Muskatnüssen in einer Ausbeute von 8% gewonnene ätherische Öl besteht nach Wright der Hauptsache nach aus 2 Terpenen C10H16, welche verschiedene Siedepunkte besitzen. Es ist begleitet von einer geringen Menge Cymol (C10H11) und außerdem wird, nach Flückiger, bei der Destillation die Ausscheidung einer sehr geringen Menge eines im Wasser untersinkenden Anteiles bemerkt. Nach Wright geht bei der Rektifikation des ätherischen Öles zuerst ein bei 163° siedendes Terpen und wahres Cymol über, dann folgt Gladstone's Myristicol (C20H32O2) endlich 2 sauerstoffhaltige Öle, von denen das eine bei 260—280°, das andere bei 280 bis 290° übergeht; 2% eines Harzes bleiben zurück.

Das aus der Muskatblüte bis 17% gewonnene ätherische Öl wird der Hauptsache nach ebenfalls aus Terpenen gebildet und ist, ebenso wie das Öl der Kerne, nach Flückiger rechtsdrehend; es fehlt bis jetzt noch ein genauer Vergleich beider Öle. (Husemann, Pflanzenstoffe 597.)

Anwendung. Innerlich in Form von Pulver und Tinktur als angenehmes Aromaticum, äußerlich als Zusatz zu Kräuterkissen; am häufigsten jedoch als Küchengewürz. Die Muskatbutter wurde früher bei gastrischen Katarrhen, Koliken, Flatulenz etc. auf dem Unterleib eingerieben; es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Wirkung nicht Folge der gelind reizenden Eigenschaften des ätherischen Öles war, sondern größtenteils der Manipulation des Reibens innewohnte. Sie dient gegenwärtig zur Herstellung von Salben, Pflastern, Ceraten.

Der wirksame Bestandteil der Muskatnüsse ist das ätherische Öl, welches nach den Versuchen von Mitscherlich auf der Haut Brennen und Rötung erzeugt. Größere Dosen bringen narkotische Vergiftungserscheinungen hervor. „Therapeutisch finden Muskatnüsse bei Magen- und Darmkatarrhen, Dyspepsie n. s. w. meist nicht für sich, sondern als Adjuvantien und Corrigentien Anwendung." Husemann, Arzneimittel 8G9, 567.

Litteratur. Abbildung und Beschreibung: Nees v. Esenb., PI. med., Taf. 133, Ilayne, Arzneigew. IX, Taf. 12; Berg u. Schmidt, Offiz. Gew., Taf. XIIIa; Bentley and Trimen, Med. pl., Taf. 218; Luerssen, Handb. der syst. Bot. 578; Karsten, Deutsche Flora 577; Wittstein, Pharm. 555.

Drogen und Präparate: Semen Myristicae: Ph. germ. 238; Ph. austr. 94; Ph. hung. 309; Ph. ross. 362; Ph. helv. 117; Cod. med. 64; Ph. belg. 60; Ph. Neerl. 162; Brit. ph. 217; Ph. dan. 209; Ph. suec. 186; Ph. U. St 228; Flückiger, Pharm. 970; Flückiger and Hanb., Pharm. 502; Hist, d. Drog. II, 213; Berg, Waarenk. 445; Berg, Atlas 95, Taf. XXXXVIII.

Arillus Myristicae (Macis): Ph. austr. 86; Ph. hung. 273; Ph. ross. 255; Ph. helv. 80; Cod. med. 64; Ph. belg. 59; Ph. Neerl. 149; Ph. U. St. 212; Flückiger, Pharm. 979; Flückiger and Hanb., Pharm. 508; Hist. d. Drog. I, 222; Berg, Waarenk. 413.

Oleum Macidis: Ph. germ. 199; Ph. austr. 98; Ph. hung. 319; Ph. ross. 299; Ph. helv. 94; Ph, belg. 199; Ph. Neerl. 169; Ph. suec. 18; Ph. dan. 38; Berg, Waarenk. 564.

Oleum Nucistae: Ph. germ. 199; Ph. austr. 98; Ph. hung. 333; Ph. ross. 300, 301; Ph. helv. 94; Ph. belg. 60; Cod. med. 439; Ph. Neerl. 170; Brit. ph. 225; Ph. suec. 139; Ph. U. St 240; Berg, Waarenk. 565, 583.

Balsamum Nucistae: Ph. germ. 38; Ph. austr. 98; Ph. hang. 333. •

Balsrmum vitae Hoffmanni: Ph. austr. 24; Ph. hung. 75.

Tinctura Macidis: Ph. belg. 265.

Mixtura oleoso-balsamica: Ph. germ. 179; Ph. hung. 75; Ph. helv. 83; Ph. belg. 121.

Tinctura balsamica aromatica: Ph. dan. 265.

Tinctura Opii acetosa: Ph. helv. suppl. 121.

Tinctura Succini aromatica: Ph. suec 238.

Ceratum Myristicae: Ph. helv. suppl. 18.

Emplastrum aromaticum: Ph. helv. suppl. 34; Ph. belg. 160; Ph. Neerl. 89.

Unguentum Rosmarini compositum: Ph. germ. 299; Ph. ross. 465.

Unguentum Myristicae compositum: Ph. suec. 245.

Pulvis aromaticus: Ph. ross. 324; Ph. helv. 104, suppl. 93; Ph. U. St. 272.

Pulvis Catechu compositus: Brit ph. 262,

Spiritus aromaticus: Ph. austr. 120; Ph. hung. 405; Ph. ross. 373; Ph. Neerl. 225.

Spiritus Melissae compositus: Ph. germ. 247; Ph. helv. 125; Ph. belg. 117.

Spiritus Ammonii aromaticus: Ph. helv. suppl. 102; Ph. belg. 119; Ph, Neerl. 226.

Spiritus Anhaltinus et balsamicus: Ph. helv. suppl. 103.

Spiritus Lavandulae compositus: Brit, ph. 335; Ph, U. St. 349.

Spiritus Myristicae: Ph. U. St 310.

Spiritus Armoraciae compositus: Brit ph. 295.

Electuarium Catechu: Ph. Neerl. 87.

Electuarium aromaticum: Ph. austr. 44; Ph. hung. 151.

Confectio aromatica: Brit. ph. 263.

Trochisci Cretae: Ph. U. St. 360.

Trochisci Magnesiae: Ph. U. St 362.

Trochisci Sodii bicarbonatis: Ph. U. St. 364.

Bezüglich der Drogen und Präparate siehe auch Hager, Ph, Prx. II., 482; III., 734."

[Quelle: Köhlers Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte : Atlas zur Pharmacopoea germanica, austriaca, belgica, danica, helvetica, hungarica, rossica, suecica, Neerlandica, British pharmacopoeia, zum Codex medicamentarius, sowie zur Pharmacopoeia of the United States of America / hrsg. von G. Pabst. -- Gera-Untermhaus : Köhler, 1887-1898. -- 3 Bde.]