Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā

Anhang A: Pflanzenbeschreibungen

Punica granatum L.


zusammengestellt von Alois Payer

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Zitierweise / cite as:

Carakasaṃhitā: Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā / übersetzt und erläutert von Alois Payer <1944 - >. -- Anhang A: Pflanzenbeschreibungen. -- Punica granatum L. -- Fassung vom 2007-07-08. -- URL: http://www.payer.de/ayurveda/pflanzen/punica_granatum.htm         

Erstmals publiziert: 2007-07-08

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung SS 2007

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WARNUNG: dies ist der Versuch einer Übersetzung und Interpretation eines altindischen Textes. Es ist keine medizinische Anleitung. Vor dem Gebrauch aller hier genannten Heilmittel wird darum ausdrücklich gewarnt. Nur ein erfahrener, gut ausgebildeter ayurvedischer Arzt kann Verschreibungen und Behandlungen machen!


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Verwendete und zitierte Werke siehe: http://www.payer.de/ayurveda/caraka0001.htm



Abb.: Granatapfel - Punica granatum L.
[Bildquelle: Wikipedia]


Abb.: Granatapfel mit Blüten
[Bildquelle: Wikipedia]


Abb.: Aufgebrochener Granatapfel
[Bildquelle. Wikipedia]

Drury:

"Punica granatum (Linn.) N. O. Myrtaceae.

Pomegranate-tree, Eng. Madalum or Magilam, Tam. Madala, Mal. Dadima Tel. Anar, Darim, Hind. Dalim or Darim, Beng.

Description.—Tree, 15-20 feet; leaves opposite, oblong-lanceolate ; calyx 5-cleft; petals 5; fruit globose, crowned by the tubular limb of the calyx; seeds numerous, covered with a pellucid pulp; flowers nearly sessile, scarlet. Fl. Nearly all the year.— W. & A. Prod. i. 327.—Wight Ill. ii. 99.—Roxb. Fl Ind. ii. 499.------Cultivated.

Medical Uses.—The pomegranate, according to Pliny, is a native of Carthage, as its name would denote. It is now common in Barbary, France, and Southern Europe, and has become naturalised in this as well as many other countries of the East, to which it has migrated. Royle states that it may be seen growing wild in the Himalaya. The rind of the fruit and the flowers are the parts used medicinally. They are both powerfully astringent, and are employed successfully as gargles in diarrhoea and similar diseases. The pulp is sub-acid, quenching thirst, and gently laxative. The bark of the root is a remedy for tape-worm given in decoction. It sickens the stomach, but seldom fails to destroy the worm. All parts of the plant are rich in tannic acid, and act as astringents and anthelmintics. Besides the above uses, it is used as a local application for relaxed sore-throat and cancer of the uterus.—Ainslie. Powell's Punj. Prod. Royle.

Economic Uses.—The Jews employ the fruit in their religious ceremonies. The bark was formerly employed in dyeing leather, the yellow morocco of Tunis being still tinted with an extract from it. The flowers also were used to dye cloth a' light red. The tree is easily propagated by cuttings. The longevity of the tree is said to be remarkable, some at Versailles being nearly two hundred years old. There are several varieties, those with the yellow flowers being most rare.—Don. Royle."

[Quelle: Drury, Heber <1819 - 1872>: The useful plants of India : with notices of their chief value in commerce, medicine, and the arts. -- 2d ed. with additions and corrections. London : Allen, 1873. -- xvi, 512 p. ; 22 cm. -- s.v.]

Dutt:

"PUNICA GRANATUM, Linn. Sans. Dāḍima. Vern. Ānār, Hind.

The pomegranate is indigenous to North Western India. The best fruits, having sweet juice and very small seeds come from Cabul. The fresh juice of the fruits is much used as an ingredient of cooling and refrigerant mixtures and of some medicines for dyspepsia. The rind of the fruit is used as an astringent in diarrhoea. In the Pharmacographia it is stated that the use of the root-bark as an anthelmintic by the Hindus attracted the notice of Buchanan at Calcutta about the year 1805. This physician pointed out the efficacy of the root-bark which was further shown by Fleming and others. I have not been able to find any notice of pomegranate root-bark in Sanskrit works.

 Dādimāṣṭaka. Take of pomegranate rind one seer, bamboo-manna two tolās, cardamom, cinnamon, tejapātra, and flowers of Mesua ferrea (nāgakesara), each four tolās, ajowan, coriander, cumin seeds, long pepper root, long pepper, black pepper and ginger, each eight tolās, sugar one seer. Powder the ingredients and mix. Dose, about one drachm in chronic bowel complaints.

"

[Quelle: Dutt, Uday Chand: The materia medica of the Hindus / Uday Chand Dutt. With a glossary of Indian plants by George King. -- 2. ed. with additions and alterations / by Binod Lall Sen & Ashutosh Sen. -- Calcutta, 1900. - XVIII, 356 S. -- S. 166.]

Köhler:

"Punica granatum L.

Granatapfel — Grenadier — Pomegranate.

Familie: Myrtaceae (Lythraceae Benth. u. Hook.). Gattung: Punica L.

Beschreibung. Strauch oder bis 8 Meter hoher Baum mit ästiger, holziger, außen bräunlicher Wurzel, unregelmäßig verzweigtem Stamme, braunen, runden Ästen und gegenständigen, vierkantigen, blattwinkelständig-dornigen oder unbewaffneten, rötlichen Zweigen. Blätter lederig, ohne Öldrüsen, oblong-lanzettlich oder oblong bis verkehrt-eiförmig, bis 5 cm. lang, bis 3 1/2 cm. breit, sehr kurz gespitzt bis stumpf oder abgerundet, kahl, ganzrandig oder etwas geschweift, fiedernervig; Blätter derselben Pflanze bisweilen die verschiedensten Formen zeigend. Blüten einzeln oder zu dreien, endständig und in den obersten Blattachseln. Der granatrote Unterkelch verkehrt-kegelförmig oder glockig, über den Fruchtknoten hinaus in eine becherförmige, fleischige Röhre auswachsend, deren Wand unmittelbar über dem Fruchtknoten stark verdickt ist, während sie nach oben zu sich mehr und mehr verdünnt und auf dem Rande die Kelch- und Kronenblätter trägt. Kelch fünf- bis acht-(meist sechs-)blätterig, dick, dreieckig, in der Knospe klappig, granatrot, bleibend. Kronblätter mit den Kelchblättern gleichzählig und mit den letzteren wechselnd, verkehrt-eiförmig, in der Knospe dachig und gerunzelt, abfallend, scharlachrot. Staubgefässe zahlreich, in mehreren Reihen dem oberen dünneren Teile des Unterkelchs entspringend; Staubfäden fadenförmig, in der Knospe eingebogen; Staubbeutel klein, breit-oval, auf dem Rücken über der Basis angeheftet, zweifächerig, der Länge nach sich öffnend. Pollen dreifurchig, dreiporig, unter Wasser aufgequollen-dreieckig. Fruchtknoten ganz unterständig, mit 2 Kreisen von Fächern, von denen der äußere höhere vor. den Kronblättern steht and die Anzahl seiner Fächer der Zahl der Kronblätter entspricht, während der innere, tiefere Kreis aus 3 (seltener 5 und mehr) Fächern besteht. Samenträger groß, markig, mit vielen Samenknospen, im oberen Kreis wandständig, im unteren bodenständig. Luerssen sagt über die Entwickelung der Fruchtknotenfächer folgendes: „Diese Anordnung kommt dadurch zu Stande, dass an den beiden ungleichzähligen Carpellblattkreisen in Folge eines in der Peripherie des Fruchtknotens stattfindenden starken Längenwachstumes der Fruchtknoten gewissermaßen umgestürzt wird, so dass die ursprünglich unten und innen liegenden Fächer nach oben und außen zu liegen kommen, wobei die anfänglich axilen Placenten dieser Fächer zunächst nach außen abschüssig, dann horizontal gelegt zuletzt schräg nach oben und außen gerückt werden. Wird noch, wie dies bisweilen vorkommt, ein dritter innerster Carpellkreis angelegt, so wird in Folge dessen auch der nun mittlere Fruchtkreis schräg nach oben und außen geschoben." Griffel 1, fadenförmig, mit verdicktem Grunde und kopfiger, mit großen Papillen besetzter Narbe. Fracht apfelförmig, etwas niedergedrückt-kugelrund, bis 12 cm. im Durchmesser, vom bleibenden Kelche gekrönt, mit dicker, lederartiger, bräunlich-grünlicher, gelblicher oder blutroter Schale; durch eine gegen die Mitte etwas emporsteigende Querwand in zwei mehrfächerige Stockwerke geteilt; Scheidewände häutig. Samen zahlreich, schwammigen Samenträgern entspringend, groß, unregelmäßig-kantig, länglich, fast verkehrt-eiförmig, mit einer harten Samenschale, die durch eine sehr dicke, saftige, durchsichtige, nach oben purpurrote Schicht bedeckt ist. Embryo eiweißlos; Würzelchen kurz, dem Nabel zugewendet, Samenlappen laubig, spiralig umeinandergerollt, am Grunde 2 öhrig.

Anatomisches. Der Querschnitt der Rinde zeigt einen dünnen Kork, eine dünne Mittelrinde und eine dicke, mehlige, grünlich-gelbe Bastschicht. Die Korkschicht besteht aus würfelförmigen Zellen, deren innere noch lebenstätige Reihen etwas dickwandig sind, die nun folgende, ans 10 bis 20 Reihen kugelig-eckiger, nicht stark tangential gestreckter Zellen zusammengesetzte Mittelrinde, enthält zeitweise reichlich Stärke, daneben kleinere, formlose Körner (wahrscheinlich Gerbstoff) und Kristalldrusen, auch einzelne größere hendyoedrische Kristalle von oxalsaurem Kalk. Diese Schicht geht allmählich in die breite, fast 3/4 des ganzen Querschnittes einnehmende Bastschicht Ober. Der Bast enthält gar keine Bastzellen, sondern besteht nur aus Parenchym, welches durch 1—2 reihige, stärkeführende, 2—6 Zellenreihen zwischen sich lassende Markstrahlen in radialer Richtung getrennt wird. Das Grundgewebe des Bastes besteht aus konzentrischen Reihen, nach Form und Inhalt abwechselnder Zellen, von denen die eine, einfache Reihe würfelige Form und als Inhalt morgensternförmige Kristalldrusen von Calciumoxalat besitzt, während die zwischenliegende I—3 reihige Schicht aus axial etwas verlängerten, Stärkemehl und Gerbstoff führenden Zellen mit eingestreuten Siebröhren besteht. Grosse geschichtete, mit Porenkanälen ausgestattet« Steinzellen sind ohne bestimmte Ordnung in das Bastgewebe eingestreut, manchmal fast die ganze Breite der zwischen 2 Markstrahlen liegenden Schicht einnehmend. Die Kristallzellen sind von kubischer, die Stärkezellen von langgestreckter Form. Die Markstrahlenzellen zeigen sich auf dem Querschnitte wenig radial gestreckt, auf dem radialen Längschnitte erscheinen sie mauerförmig, auf dem tangentialen als schmale, von kleinen viereckigen Zellen erfüllte Spalten.

Vorkommen. Im Orient und im nordwestl. Vorderindien heimisch; im westl. Sind in Höhen bis 4000 Fuß, an dem Ostabhang der Suleimankette und in Belutschistan bis 6000 Fuß, in der Umgegend von Kabul noch größere Höhen erreichend. Gegenwärtig in den subtropischen Klimaten beider Erdhälften kultiviert

Flückiger glaubt die Urheimat in den Ländern zwischen dem kaspischen Meere, dem persischen Meerbusen und dem Mittelmeer suchen zu müssen, vielleicht in Palästina, möglicherweise auch im weiteren Mittelmeergebiete. In Folge der leichten Verwilderung hat sich die Granate nach der Ansicht Flückiger's sehr frühe durch das wärmere Asien bis Nordindien, Chiwa, Südsibirien, durch den ganzen Archipelagus und Nordchina, auch westwärts über ganz Nordafrika bis in die untere Bergregion Abessiniens, in den Atlas, in die Oasen von Tuat, nach den Azoren und Südeuropa verbreitet.

Neuerdings tritt sie auch in dem Kaplande, Nord-Peru und Brasilien auf. In der südlichen Schweiz und in Südtirol gedeiht sie noch in Freien.

Blütezeit. In Europa im Juni und Juli.

Name und Geschichtliches. Granate (althochd. kernafil, kornnapfil, puniske, mittelhochd. Appelgart, Appelgranat, Blutopfel, Granethappelbaum, Granatapfel, Grunopffel, Kranapfel, Malepuniken, Parysapfel, Parczkorn, mittelniederd. Bersapfel, Paradisappel) von granum Korn, granatus mit Körnern versehen, wegen der vielen Samenkörner. Punica von puniceus, welches sowohl punisch als purpurrot!) bedeutet, demnach entweder von der roten Farbe der Blüten und Früchte abgeleitet oder wegen des häufigen Vorkommens in der Gegend von Karthago (regia punica), woher die Römer die besten Granaten (Malum punicum) bezogen, so genannt.

Die Granate, Eide oder Poia des Theophrast, Poa des Dioscorides, ist eines der ältesten und beliebtesten Arzneigewächse. Schon die alten Kunstdenkmäler der Assyrer und Ägypter zeigen Darstellungen des Granatapfels und die Gräber der letztem enthalten noch gut erhaltene Früchte. Die hippokratischen Schriften beschäftigen sich bereits mit einem Extrakt gegen Augenleiden und die Bücher des alten Testamentes erwähnen mehrfach Baum und Früchte. Die Blätter wurden äußerlich zu Umschlägen verwandt und Granatzweige in den Krankenzimmern aufgestellt. Die Blumen (Cytini), die Schalen der Früchte (Sidia) und die Wurzeln wurden schon in frühen Zeiten häufig gegen Bandwurm benutzt, ebenso auch der Saft der Früchte, den Cato, mit Wein gemischt, zu gleichem Zwecke empfahl Die Schale der Früchte wurde im Altertum, wie noch jetzt in Tunis, zum Gerben verwendet. Asclepiades und Scribonius Largus rühmen ein Roob der Frucht gegen Diarrhoe. Auch den Chinesen war die wurmtreibende Wirkung der Granate bereits in den frühesten Zeiten bekannt. Die Hauptverwendung fand jedoch der Granatäpfel schon in Altertume als erfrischendes Obst. Um 1000 tritt die Granate in Deutschland (St. Gallen) als Tafelobst auf und im deutschen Mittelalter war unter der Bezeichnung Cortex Psidii (side) oder Malicorium die Fruchtschale offizinell Die Rinde, welche bis in die Neuzeit keine Beachtung gefunden hatte, wurde durch die Empfehlung Buchanans, der ihre Wirkung J807 in Indien beobachtet hatte, in den europäischen Arzneischatz eingeführt.

Offizinell ist die Rinde der Wurzel und des Stammes der wildwachsenden oder verwilderten Bäume: Cortex Granati radicis (Cortex Granati); ferner die getrocknete Schale der Früchte: Cortex Granati fructus (Cortex Granatorum, Cortex Psidii, Malicorium); auch die getrockneten Blüten der gefüllten Form: Mores Granati (Flores Balaustii, Balaustia).

Die getrocknete Rinde der Wurzel, vermischt mit der des Stammes — diejenige der Äste soll unwirksam sein — kommt in 6—12 cm. langen, 2—4 cm. breiten, 1—2 Mm. dicken rinnen-, oder röhrenförmigen, oft rückwärts gekrümmten und verbogenen Stücken in den Handel. Die jüngere Rinde ist auf der Außenfläche meist eben, die ältere Rinde höckerig, seltener unregelmäßig längs feinrunzelig und rissig, häufiger durch breite schülferig aufgerissene Korkleisten gefurcht und auf den stärksten Stücken breite, flach-muschelartige Abschuppungen zeigend. Die glatte, fein längs gestrichelte, hell grünlich-gelbe bis bräunliche Innenfläche, welche sich, bei Berührung mit Kalkwasser schön gelb färbt, ist bisweilen mit anhaftenden Streiten des weißlichen, zähen Holzes versehen. Die Stammrinde hat eine hellere, mehr graue, die Wurzelrinde eine unebenere, wellenförmige, bräunliche Korkschicht; außerdem ist die Stammrinde fast regelmäßig mit Flechten besetzt, unter denen sich die kleinen schwarzen (Arthonia astroidea var. anastomosans Hepp. mit strahlig-ästigem Thallus und vierzelligen Sporen, Arthonia punctiformis Ach. mit glänzend schwarzem, kreisförmigem Thallus und fünfzelligen Sporen, Arthopyrenia atomaria Müll. Arg.) besonders auszeichnen.

Flückiger sagt über die verschiedenen Rinden: „Man pflegt die Rinde der Wurzel vorzuziehen, es ist aber nicht anzunehmen, dass der Bedarf in einiger Menge durch dieselbe gedeckt werde, sondern sicherlich zum größten Teile durch die Stammrinde, von welcher eine geringere Wirksamkeit nicht bewiesen ist." Wenn das Alkaloid Pelletierin der wirksamste Bestandteil ist, dann wäre eigentlich die Stammrinde, in welcher dieses Alkaloid am meisten vertreten sein soll, vorzuziehen.

Die Rinde bricht kurz und körnig und lässt durch die Lupe auf dem hellgelblichen Querschnitte einen feingefelderten Bau erkennen; sie schmeckt unangenehm zusammenziehend, färbt den Speichel gelb und riecht schwach widerlich.

Die besten Rinden stammen aus Algerien; auch Portugal soll eine sehr gute Rinde liefern.

Verwechselungen und Fälschungen finden statt mit der Wurzelrinde von Berberis vulgaris L. (etwas biegsamer und zäher, bitter, aber nicht zusammenziehend schmeckend) und mit der Wurzelrinde von Buxus sempervirens L. (hellgelb, auf der Außenfläche längsrissig und schwammig, sehr bitter, ebenfalls nicht zusammenziehend schmeckend).

Die Blüten werden gewöhnlich gefüllt, mit samt dem Kelch in den Handel gebracht; sie sind geruchlos, schmecken sehr herbe und färben den Speichel violett. Die Fruchtschalen treten in gebogenen, oft zerbrochenen Viertelstücken auf; sie sind außen hell oder dunkelbraun, auch gelb-rötlich, glatt oder feinwarzig, innen gelb und uneben; sie besitzen keinen Geruch, aber einen sehr herben Geschmack.

Bestandteile. Außer eisenbläuendem Gerbstoff und Gallussäure enthält die Granatrinde Stärkemehl, Harz, Wachs, Zucker, Gummi, Mannit, Granatin, Punicin und einige Alkaloide. (Pelletierin, Isopelletierin, Pseudopelletierin, Methylpelletierin). Die Granatgerbsäure, deren Gehalt nach Wackenroder 22%, nach Ishikawa 20% beträgt und nach Rembold eine Zusammensetzung von C20H16O13 besitzt, wird als amorphe, grünlich-gelbe in Alkohol und Äther unlösliche Masse erhalten, die durch Leimlösung gefällt und mit Säuren in Ellagsäure und nicht kristallisierbaren Zucker zerlegt wird, mit Kali gekocht dagegen Gallussäure liefert. Rembold glaubt, dass in der Granatrinde zwei verschiedene Gerbsäuren verbanden sind, von denen die eine möglicherweise mit der Gallusgerbsäure übereinstimmt

Die beiden Stoffe: Landerer's kristallisierbares Granatin und Righini's ölig-harziges Punicin sind sehr zweifelhafter Natur. Die 4 Alkoloide, von denen das Pelletierin und das Isopelletierin die wirksamen Bestandteile darstellen, sind von dem Apotheker Tanret zu Troy in den Jahren 1878 — 1880 entdeckt und nach dem 1788 zu Paris geborenen Professor der Ecole de Pharmacie Joseph Pelletier benannt worden.

Pelletierin, [...] ist flüssig, besitzt einen Siedepunkt von 195°, ein spez. Gew. von 0,988 bei 0°, ist löslich in 20 Teilen Wasser, Äther, Alkohol, Chloroform, nach Flückiger links drehend, (nach Husemann rechts drehend and nur das schwefelsaure Salz links drehend), leicht verharzend, Rotationsvermögen bei 100° schwindend.

Methylpettetierin [...] ist flüssig, besitzt einen Siedepunkt von 215° (250° Flückiger) löst sich in 25 Teilen Wasser, in Alkohol, Äther, Chloroform und dreht die Polarisationsebene nach rechts.

Pseudopelletierin, eine starke Base [...], besteht aus prismatischen Kristallen mit einem Schmelzpunkt von 246°, ist leicht löslich in Wasser, Alkohol, Äther, Chloroform und besitzt kein Drehungsvermögen.

Isopelletierin, von der Zusammensetzung des Pelletierin und von letzterem nur durch den Mangel des Polarisationsvermögens unterschieden.

Die Stammrinde soll vorwiegend Pelletierin, die Wurzelrinde hauptsächlich Methylpelletierin enthalten. Die Ausbeute der Alkoloide ist eine sehr geringe. Wackenroder erhielt aus der Rinde 14,3% Asche; Flückiger aus der Stammrinde 16,73%. Die Fruchtschalen enthalten nach Reuss 27,8% Gerbsäure, 0,9% Harz, 21,8% Extraktivstoff, 34,2% Gummi, 10,2 % Gerbsäureabsatz, Spur von Gallussäure.

Anwendung. Die Granatrinde dient zur Abtreibung des Bandwurmes, welcher durch dieses Mittel rasch und sicher beseitigt wird. Die wurmwidrige Wirkung liegt in den 2 Alkoloiden Pelletierin und Isopettetierin, während die 2 andern Alkaloide sich als unwirksam erweisen sollen. "Die Granatwurzelrinde lässt sich gegen Bothriocephalus latus und Taenia Solium mit größter Sicherheit verwenden, treibt aber auch in der Regel die Taenia mediocanellata ab. Die beste Anwendungsform ist das Macerat oder Macerationsdekokt, welches man kochend filtrieren und Morgens auf 8—4 mal innerhalb einer Stunde nehmen lässt." Die wurmwidrigen Prinzipien sind auch in der Fruchtschale vorhanden. Frischer Rinde ist der Vorzug zu geben, da nach längerer Aufbewahrung die Basen verschwinden oder sich zersetzen. Nach Selbstversuchen von Merat erzeugen größere Gaben Aufstoßen, Magenschmerzen, Nausea, Schwindel, Nebelsehen, Ohnmachten, Wadenkrämpfe, Konvulsionen. Husemann, Arzneimittellehre 198.

Die Blüten dienen als Gurgelspezies und im Teeaufguss bei Ruhr, Diarrhöe, Fluor albus etc.; die Fruchtschalen zum Gerben und Färben, namentlich in Orient zur Herstellung des Saffians." 

[Quelle: Köhler's Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte : Atlas zur Pharmacopoea germanica, austriaca, belgica, danica, helvetica, hungarica, rossica, suecica, Neerlandica, British pharmacopoeia, zum Codex medicamentarius, sowie zur Pharmacopoeia of the United States of America / hrsg. von G. Pabst. -- Gera-Untermhaus : Köhler, 1887-1898. -- 3 Bde.]