Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā

Anhang A: Pflanzenbeschreibungen

Syzygium aromaticum (L.) Merr. & L.M. Perry


zusammengestellt von Alois Payer

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Zitierweise / cite as:

Carakasaṃhitā: Ausgewählte Texte aus der Carakasaṃhitā / übersetzt und erläutert von Alois Payer <1944 - >. -- Anhang A: Pflanzenbeschreibungen. -- Syzygium aromaticum (L.) Merr. & L.M. Perry  -- Fassung vom 2007-06-27. -- URL: http://www.payer.de/ayurveda/pflanzen/syzygium_aromaticum.htm         

Erstmals publiziert: 2007-06-27

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung SS 2007

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WARNUNG: dies ist der Versuch einer Übersetzung und Interpretation eines altindischen Textes. Es ist keine medizinische Anleitung. Vor dem Gebrauch aller hier genannten Heilmittel wird darum ausdrücklich gewarnt. Nur ein erfahrener, gut ausgebildeter ayurvedischer Arzt kann Verschreibungen und Behandlungen machen!


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Abb.: Syzygium aromaticum (L.) Merr. & L.M. Perry
[Bildquelle: Köhler]

"Tafelbesehreibung:

A Blütenzweig, natürl Größe; 1 Blütenknospe, während des Aufblühens, mit abgehobenen Blumenblättern (links oben), vergrößert; 2 Blütenknospe im Längsschnitt, desgl.; S Staubgefässe von verschiedenen Seiten, desgl.; 4 Pollen, desgl.; 5 Fruchtknoten im Querschnitt, desgl.; 6 Frucht, natürl. Größe; 7 dieselbe im Querschnitt, mit Würzelchen und Samenlappen, desgl.; 8 Embryo, desgl.; 9 Ein Samenlappen mit Würzelchen, desgl. Nach einer Originalzeichnung des Herrn Professor Schmidt in Berlin."


Abb.: Gewürznelken, Blüte
[Bildquelle. Wikipedia]


Abb.: Getrocknete Gewürznelke
[Bildquelle. Wikipedia] 

Dutt:

"CARYOPHYLLUS AROMATICUS, Linn.

Sans. Lavanga.

Cloves, as might be expected, are much used in Hindu Medicine, as an aromatic adjunct. They are regarded as light, cooling, stomachic, digestive and useful in thirst, vomiting, flatulence, colic, etc. An infusion of cloves is given to appease thirst.1 The following pill, called Chatuhsama vati, is commonly used in indigestion. Take of cloves, ginger, ājowan and rock salt, equal parts, and make into eight-grain pills."

[Quelle: Dutt, Uday Chand: The materia medica of the Hindus / Uday Chand Dutt. With a glossary of Indian plants by George King. -- 2. ed. with additions and alterations / by Binod Lall Sen & Ashutosh Sen. -- Calcutta, 1900. - XVIII, 356 S. -- S. 164f.]

Köhler:

"Eugenia caryophyllata Thunberg.

Syn. Caryophyllus aromaticus L. Eugenia aromatica Baill. Myrtus caryophyllus Spr. Gewürznelkenbaum — Clove — Giroffle.

Familie: Myrtaceae (Unterfamilie: Myrteae); Gattung: Eugenia Micheli.

Beschreibung. Immergrüner, bis 12 Meter hoher Baum von pyramidalem Wachse, mit zahlreichen, herabhängenden oder' wagerecht abstehenden, Stielranden Ästen, deren glatte Rinde eine gelblich - graue Färbung besitzt. Ästchen rundlich-vierkantig. Die mit ungefähr 3 Cm. langen Blattstielen versehenen Blätter lederig, 8 cm. lang, 3 cm. breit, länglich-elliptisch, keilförmig in den Blattstiel verschmälert, stumpf zugespitzt, ganzrandig, etwas wellenförmig, oberseits längsfurchig, glänzenddunkelgrün, mit zahlreichen kleinen Ölräumen ausgestattet, Unterseite blasser; vom Hauptnerven gehen zahlreiche, sehr dicht stehende, wenig hervortretende, am Rande bogig verbundene Seitennerven ab. Blütenstände endständige, dreifach-dreigabelige Trugdolden bildend, mit ungleich vierkantigen, gegliederten, einblütigen Ästen, welche von kleinen, frühzeitig abfallenden Deckblättern gestützt sind. Blüten bis 17 Mm. lang, am Grunde mit kleinen, bald abfallenden Deckblättchen versehen, die mittlere gewöhnlich von den 2 Seitenblüten überragt. Unterkelch (Receptaculum) anfangs weißlich, dann grün, zuletzt dunkelrot, fleischig, zylindrisch bis gerundet vierkantig, 1 cm. lang, 3 Mm. dick, die ganze Rinde mit zahlreichen Ölräumen durchsetzt, mit vier kurzen, lederigen, eiförmigdreieckigen, etwas abstehenden, ebenfalls roten, mit Öldrüsen ausgestatteten, bleibenden Kelchlappen, im unteren Teile fest und markig, im oberen unmittelbar unter den Kelchlappen die 2 ziemlich kleinen Fruchtknotenfächer enthaltend, von denen jedes mit etwa 20, in der Mitte der Scheidewand auf wenig hervortretenden Samenträgern befestigten Samenknospen ausgestattet ist. Kronenblätter 4, nebst den Staubgefässen der den Griffel wallartig umgebenden Scheibe eingefügt, milchweise, rosenrot angehaucht, rundlich, konkav, mützenförmig zusammenhängend und beim Aufblühen der Blüte deckelartig abfallend. Staubgefässe zahlreich, frei oder an der Basis in 4 mit den Kelchblättern wechselnde Bündel vereinigt; letztere nur in der Knospe deutlich wahrnehmbar. Staubfäden haarförmig, vor Entfaltung der Blüte eingebogen, dann aufrecht Staubbeutel oval, auf dem Rücken oberhalb der Basis angeheftet, oben mit einer Drüse, zweifächerig, mit parallelen Längsspalten sich öffnend. Pollen dreieckig, dreiporig. Griffel pfriemenförmig, schlank, mit sehr kleiner, einfacher Narbe. Frucht eine längliche oder elliptische, bauchige, 25 Mm. lange, 12 Mm. dicke, von den bleibenden, aufrechten oder nach innen gebogenen Kelchblättern gekrönte, ein-, selten zweifächerige, ein-, selten zweisamige, graubraune Beere bildend. Same länglich, mit sehr dünner Samenhaut. Embryo eiweißlos. Die 2 dicken, nach außen gewölbten Samenlappen in einander gewunden; das gerade Würzelchen in der Mitte der letzteren schildförmig angeheftet und zwischen ihnen liegend.

Anatomisches. Der aus dem Unterkelche gebildete Prachtknoten besitzt eine derbe Rinde, deren Parenchym die dicht unter der Oberhaut liegenden, zahlreichen, 2—3reihig geordneten, querovalen Ölbehälter einschließt und von einer knorpeligen, wellenförmigen Oberhaut und einer Reihe Epidermalzellen bedeckt ist. Darauf folgt ein Kreis Gefäßbündel, welcher die Rinde von dem schwammigen, in der Mitte wiederum mit einem Gefäßbündel ausgestatteten Marke trennt. Die an Größe verschiedenen, von einander ungleich entfernten, durch schlaffes Parenchym getrennten Gefäßbündel zeigen an ihrem Umfange zerstreute, oder einen dichten Kreis bildende, verholzte Fasern und ein Bastparenchym, dessen in Längsreihen geordnete, würfelige Zellen je eine morgensternartige Druse von Calciumoxalat enthalten. Das die Gefäßbündel umgebende schlaffe Parenchym wird nach innen dickwandiger und lockerer, wurmförmige Bänder bildend, welche große, weite, unregelmäßige Lücken einschließen. Der zentrale Gefäßbündelstrang ist in seinem Bau den Rindengefäßbündeln gleich, nur fehlen ihm die Fasern. Die Fruchtwand besteht aus einem, von einer Oberhaut bedeckten, derben Parenchym, dessen tangential gestreckte Zellen in der äußeren Schicht gleichfalls viele Ölräume einschließen. Die Rinde der Nelkenstiele, welche einen strahligen, dichten Holzkreis umschließt, der wiederum ein weitmaschiges Mark umgibt, enthält neben wenigen Ölzellen eine Menge großer Steinzellen.

Blütezeit September.

Vorkommen. Ursprünglich auf den Molukken und südlichen Philippinen einheimisch, gegenwärtig auf Sumatra, Malakka, auf den Mascarenen, den westindischen Inseln, namentlich aber auf Sansibar und auf" der in der Nähe liegenden Insel Pemba kultiviert. Auf den Molukken erstreckt sich die Kultur auf die südlich von Ceram gelegenen kleinen Inseln Amboma, Nusa-Laut, Saparua und Haruku.

Name und Geschichtliches. Gewürznelken oder Gewürznägelein (althochd. necheleche, mittelhochd. nogelken, nägelin, neigin, mittelniederd. Nalen, Nagelboum, bei Hildegard Nelchin) rührt von der Form der Blütenknospe her, Eugenia von Micheli zu Ehren des Prinzen Eugen von Savoyen, dem Förderer der botanischen Wissenschaften, so benannt. Caryophyllus aus karyon (Nuss, Kern) und phyllon Blatt, wegen des zwischen den Kelchblättern befindlichen, aus den gewölbten Kronenblättern bestehenden, nussförmigen Köpfchens. Flückiger bezeichnet die Abstammung von Caryophyllus (Caryophyllon des Plinius, welcher damit ein nicht bestimmbares indisches Gewürz bezeichnete) als ungewiss. Er ist der Meinung, dass man es hier mit einem gräzisierten Fremdworte zu tun habe, dem vielleicht ein indischer Laut zu Grunde liegt.

Schon die alten Ägypter sollen die Gewürznelken gekannt haben, wie dies eine Mumie beweist, welcher ein Halsband von Gewürznelken beigegeben war. Auch die Chinesen haben schon frühzeitig Kenntnis von den Gewürznelken gehabt, denn schon 226 v. Chr dienen sie bei ihnen als Kaumittel Das von Plinius erwähnte Caryophyllon ist wegen der Kürze seiner Beschreibung unbestimmbar; einige halten es für unsere Gewürznelken, andere für Cubeben, Wittstein für Nelkenpfeffer. Das erste Auftreten der Gewürznelken in Europa, welches vermutlich durch die Araber veranlasst worden ist, fällt in die Zeit von 314—335 n. Chr., in welcher Periode Kaiser Konstantin dem Bischof Silvester von Rom unter anderen Geschenken auch 150 Pfund Nelken (caryophyllorum) verehrte. In der griechischen Literatur finden wir die Nelken zuerst bei Alexander Trallianus (zu Anfang des 6. Jahrh.) erwähnt, der sie als ein Magenmittel und gegen Podagra empfiehlt, auch verschiedenen Medikamenten beimischte. Paulus von Ägina, ein vielgereister Arzt des 7. Jahrh., bemerkt, dass die Nelken von einem indischen Baume stammen und häufig sowohl als Gewürz als auch als Arznei dienten. Von dieser Zeit ab erscheinen die Nelken häufig im Handel des Mittelmeeres, ohne dass man ihre Abstammung und ihre Herkunft kannte, bis es Ludovico de Barthema im Jahre 1504 gelang, die Gewürznelkeninseln zu erreichen. Von ihm stammt eine Beschreibung der Einsammlung der Gewürznelken her. Bigafetta, der Reisegefährte Magellan's, welcher den Baum im Jahre 1521 auf den Molukken sah, gibt eine ausführliche Schilderung desselben; die erste zuverlässige Beschreibung, stammt jedoch von Garcias ab Horto. Von 1524 ab setzten sich die Portugiesen in den Besitz der Gewürzinseln und betrieben den Handel mit Gewürznelken; sie wurden jedoch um 1600 von den Holländern vertrieben, welche den Gewürznelkenhandel monopolisierten, alle nicht unter ihrem Schutze liegenden Gewürznelkenbäume (Ternate-Inseln) ausrotteten und hauptsächlich auf Amboina große Nelkenbaumpflanzungen anlegten. Trotz der großen Wachsamkeit der Holländer gelang es doch anderen Nationen, sich Samen und Pflänzlinge zu verschaffen — so namentlich dem französischen Gouverneur von Bourbon und Isle de France — und die Kultur dieses wertvollen Baumes weiter zu verbreiten. 1793 kam der erste Nelkenbaum nach Cayenne und kurz darauf (um 1800) erfolgte die Einführung in Sansibar, angeblich von Mauritius und Reunion her.

Auch die sogenannten Nelkenstiele, die abgeschnittenen Blütenstiele der Gewürznelken, bildeten im Mittelalter einen Gegenstand des Handels, Sie dienten zur Herstellung eines billigen Nelkenpulvers, welches zu Fälschungen des Gewürznelkenpulvers verwendet wurde.

Offizinell sind die noch unentfalteten, geschlossenen, getrockneten Blütenknospen: Caryophylli (Caryophylli aromatici); früher auch die jetzt nur noch selten in den Handel gelangenden unreifen Früchte, die sogen. Mutternelken: Anthophylli und die jetzt noch häufig im Handel erscheinenden aromatischen Blütenstiele, das Nelkenholz: Festucae Caryophyllorum (Stipites Caryophyllorum, Fusti). Im Mittelalter wurden auch die abgeworfenen Blumenblätter, die sogen. Hütchen: Capelletti verwendet.

Die Gewürznelken haben die Form eines kleinen stumpfen Nagels, sind 4—10 Mm. lang, undeutlich vierkantig, oben mit 4 ausgebreiteten Zähnen, den Kelchblättern, versehen, welche die noch unentfaltete, leicht ablösbare, pfefferkornförmige Blumenkrone umgeben. Sie sind dunkelbraun, auch gelbrötlich, fest, im Bruche eben, ölglänzend, beim Drücken mit dem Fingernagel ölgebend. Der Geruch ist durchdringend, angenehm, eigentümlich aromatisch, der Geschmack feurig aromatisch.

Die Nelken der kultivierten Bäume besitzen einen größeren Ölreichtum, als die der wildwachsenden; erstere liefern vom 6. bis 12. Jahre die höchsten Erträge, sollen jedoch nicht über 20 Jahre alt werden. Nach Flückiger gibt ein guter Baum jährlich 2—4 Kilogr. Nelken. Die Einsammlung erfolgt zweimal im Jahre und zwar sobald der Unterkelch sich zu röten beginnt, kurz vor dem Abwerfen der Kronenblätter, zu welcher Zeit der Ölreichtum am bedeutendsten sein soll In Sansibar werden die Nelken gepflückt, in Amboina zum Teil gepflückt, zum Teil mit Bambusstäben abgeschlagen und auf Tüchern gesammelt. Sansibar und Pemba liefern gegenwärtig die meisten Nelken, nach Flückiger jährlich mehrere Millionen Kilogramme im Werte von (1880) über 300,000 Mark- Die Versendung erfolgt in Säcken aus Kokospalmenblättern, oder auch in Häuten. England steht mit einer jährlichen Einfuhr von ca. 2 Millionen Kilogr. obenan; Hamburg erhält 1/3 Million Kilogr.; letzterer Ort erhält außerdem jährlich bis 1/3 Million Kilogr. Nelkenstiele.

Im Handel erscheinen mehrere Sorten, die sich aber nur durch unbedeutende Äußerlichkeiten unterscheiden: Englische Nelken, Amboina - Nelken, Bourbon - Nelken, Cayenne-Nelken, Sansibar-Nelken. Die schönsten sind diejenigen von Amboina. Die Bourbon- (Reunion-) Nelken sind etwas schlanker und mit Stielen und Blattresten untermengt; die Sansibarsorte ist dunkler und dünner, die Cayenne-Nelken sind dünn, spitz, trocken, schwärzlich, wenig aromatisch.

Die Matternelken (Anthophylli) sind länglich oval, haben fast die Größe einer kleinen Eichel, sind von dem Kelche gekrönt, lederartig, etwas runzelig, von der Farbe der Gewürznelken und enthalten einen braunen, fettglänzenden Kern; sie riechen und schmecken weniger aromatisch als die Gewürznelken.

Missbildungen, welche der Insel Matchian eigen zu sein scheinen, die sich dadurch auszeichnen dass anstatt der vier Kelchblätter deren mehrere am unteren Teile des Receptaculum auftreten, genossen früher unter dem Namen Caryophyllum regium hohes Ansehen.

Die Nelkenstiele haben einen kräftigeren Geschmack als die Mutternelken, besitzen jedoch ein weniger feines Öl als die Gewürznelken. Sie werden, wie bereits bemerkt, zur Fälschung der gepulverten Gewürznelken benutzt. Das Vorhandensein von Steinzellen in dem Pulver lässt durch das Mikroskop die Fälschung leicht nachweisen.

Fälschungen der Gewürznelken finden nicht statt, doch kommt es vor, dass Nelken in den Handel gebracht werden, die bereits der Gewinnung des Öles gedient haben, also ohne Öl sind.

Bestandteile. Nach Tromsdorf enthalten die Nelken in 100 Teilen: 18 ätherisches Öl. 13 Gerbstoff, 6 fast geschmackloses Harz, 13 Gummi, 4 schwerlöslichen Extraktivstoff mit etwas Gerbstoff etc.; ferner Caryophyllin und Eugenin.

Bei der Destillation der Gewürznelken erhält man bis 20% eines gelblichen oder braunen, schwer flüchtigen Öles, das sogen. Nelkenöl, welches ein spez. Gew. von 1,041 —1,060 und den Geruch und Geschmack der Droge in hohem Maße besitzt, bei —25° noch flüssig bleibt. Es besteht zum größten Teile aus Eugenol und zu einem geringen Teile aus einem Kohlenwasserstoff.

Das ätherische Öl, welches bis zu 6,4% aus den Stielen gewonnen wird, besitzt einen weniger feinen Geruch und enthält verhältnismäßig mehr Kohlenwasserstoff als das Öl der Gewürznelken.

Eugenol (Nelkensäure) von der Zusammensetzung C10H12O2 (C20H12O5 Dumas, C48H20O10 Ettmüller), 1827 von Bonastre im ätherischen Öle der Gewürznelken, später im Nelkenpfefferöle, im Öle der Blätter von Cinnamomum ceylanicum Nees, im Öle der Rinde von Canella alba Murr., im Lorbeeröl etc. aufgefunden, ist ein farbloses, klares, an der Luft braun werdendes Öl vom Geruch und Geschmack der Gewürznelken, mit einem spez. Gew. von 1,068—1,079 (1,087 bei 0° nach Flückiger). bei 242° siedend, schwach sauer reagierend. Es ist schwer löslich in Wasser, gut in Weingeist, Äther und konzentrierter Essigsäure, reduziert amoniakalische Silberlösung, wird mit Essigsäureanhydrit in Aceteugenol übergeführt, dessen Kristalle durch Kaliumpermanganat zu Acetvanillinsäure oxydiert werden, zerfällt mit Chromsäure in Kohlensäure und Essigsäure, ist völlig wirkungslos auf das polarisierte Licht und zeigt in jeder Beziehung die Eigenschaften eines Phenols. Wird Acetvanillinsäure mit schwacher Kalilauge gekocht, so geht diese in Vanillin über.

Eugenol wird durch Destillation mit konzentrierter Natron- oder Kalilauge gewonnen, durch welchen Prozess das sogen, leichte Nelkenöl, ein die Polarisationsebene links ablenkender Kohlenwasserstoff, bei 2510 übergeht und das Eugenol als kristallisierende Natrium- oder Kaliverbindung zurückbleibt, aus welcher durch eine geeignete Säure das Eugenol bei 247 1/2° abdestilliert.

Caryophyllin, 1825 von Lodibert und Baget in den Gewürznelken aufgefunden (Cayennenelken sollen es nicht enthalten), kristallisiert aus Weingeist in Kugeln, die aus weißen, seidenglänzenden, geruch- und geschmacklosen Nadeln zusammengesetzt sind. Diese Nadeln reagieren neutral, sublimieren bei 285° vollständig, schmelzen über 330°, sich in einen gelben, bitter schmeckenden, in Weingeist leicht löslichen 'Stoff verwandelnd. Caryophyllin ist in Wasser, kaltem Weingeist, wässerigen Säuren und Alkalien unlöslich, wenig in Essigsäure und ätherischen Ölen, leicht löslich in kochendem Weingeist und Äther. Es wird durch rauchende Salpetersäure zu Caryophyllinsäure oxydiert, welche aus der Salpetersäure in Nadelbüscheln auskristallisiert Caryophyllin wird von konzentrierter Schwefelsäure mit rosenroter, dann blutroter Farbe gelöst.

Eugenin, mit der Zusammensetzung C10H12O2, nach Liebig der Nelkensäure isomer, scheidet sich aus dem über Gewürznelken destillierten, trüben Wasser ab, bildet zarte, weiße, durchsichtige, perlglänzende, später gelblich werdende, geschmacklose Blättchen von schwachem Nelkengeruche, in Weingeist und Äther leicht löslich, in kalter Salpetersäure blutrote Färbung annehmend. Martins erhielt 1% Eugenin, Flückiger hingegen hat es nicht auffinden können.

Die Gewürznelken enthalten reichlich Schleim, welcher durch Bleizucker gefällt wird. Husemann, Pflanzenstoffe 989.

Anwendung. In Substanz, als Tinktur, besonders als Öl als ein mild adstringierendes, stark gewürzhaftes, die Nerven und das Gefäßsystem anregendes Mittel. „Jetzt dienen die Nelken in der Heilkunde hauptsächlich nur als Bestandteil und aromatischer Zusatz offizineller und magistraler Mischungen zu innerem und äußerlichem Gebrauche, als Kaumittel, um den Atem wohlriechend zu machen und bei Zahnschmerzen, wo namentlich auch das Nelkenöl Anwendung findet." Letzteres ist ein starkes Irritans, in Verdünnung ein gewürzhaftes Excitans und Stomachicum, auch ein Antiseptikum. „Es wirkt reizend auf die Haut, macht Muskelsubstanz mürbe, hemmt die Flimmerbewegungen und erhöht, auf die Mundschleimhaut gebracht, die Speichel- und Schleimabsonderung." Es ist ein vorzügliches Mittel gegen Insekten, namentlich gegen Mücken und Fliegen, welche durch die Dämpfe getötet werden. Die Verwendung der Nelken als Speisegewürz ist bekannt. Husemann, Arzneimittel]. 319,

Drogen und Präparate: Caryophylli: Ph, germ. 49; Ph. austr. 31; Ph. hung. 99; Ph. ross. 67; Ph. belg. 23; Ph. helv. 23; Cod. med. 55; Brit. ph. 72; Ph. dan. 109; Ph. suec. 81; Ph. U. St 67; Flückiger, Pharm. 754; Flückiger and Hanb., Pharm. 380; Hist. d. Drog. I, 498; Berg, Waaren-kmide 316; Berg, Atlas 81, Taf. XLI.

Oleum Caryophyllorum: Ph. germ. 194; Ph. austr. 96; Ph. hung. 315; Ph. ross. 289; Ph helv. 91; Cod. med. 449; Ph. belg. 203; Ph. NeerL 166; Brit. ph. 221; Ph. dan. 36; Ph. suec 16; Ph. U. St. 235; Berg, Waarenk. 561.

Acetum aromaticum: Ph. germ. 1; Ph. austr. 2; Ph. hung. 5; Ph. helv. suppl. 1; Ph. suec. 8.

Acidum aceticum aromaticum: Ph. belg. 98.

Emplastrum aromaticum: Ph, helv. suppl. 34; Ph. belg. 160; Ph. Neerl. 89.

Mixtum oleoso-balsamica: Ph. germ. 179; Ph. hung. 75; Ph. ross. 261; Ph. helv. 83; Ph. belg. 121; Ph. dan. 265.

Pilulae odontalgicae: Ph. helv. suppl. 91.

Species aromaticae: Ph. germ. 240; Ph. ross. 869; Ph. helv. 118.

Tinctura aromatica: Ph. germ. 272; Ph. ross. 413; Ph. helv. 141; Ph. belg. 266; Ph. dan. 264; Ph. suec. 230.

Tinctura Opii crocata (Vinum thebaicum crocatum): Ph. germ. 284; Ph. ross. 433; Ph. helv. 146; Ph. dan. 295; Ph. suec, 252.

Tinctura Lavandulae rubra (composita): Ph. dan. 273; Ph. U. St. 349.

Electuarium aromaticum: Ph. austr. 44. Ph. hang. 151.

Infusum Caryophyllum: Brit. ph, 158.

Infusum Aurantii compositum: Brit. ph. 157.

Mixtum Ferri aromatica: Brit ph. 210.

Vinum Opii aromaticum: Brit ph. 368; Ph. Neerl. 289.

BezügL der Drogen und Präparate siehe auch Hager, Pharm. Prx. I, 762; III. 219."

[Quelle: Köhler's Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte : Atlas zur Pharmacopoea germanica, austriaca, belgica, danica, helvetica, hungarica, rossica, suecica, Neerlandica, British pharmacopoeia, zum Codex medicamentarius, sowie zur Pharmacopoeia of the United States of America / hrsg. von G. Pabst. -- Gera-Untermhaus : Köhler, 1887-1898. -- 3 Bde.]