Materialien zur buddhistischen Ethik

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"Güte (mettâ) und Mitgefühl (karu*nâ)"

Kapitel 2: Zur Laienethik :

Das Vyagghapajjâsutta und das Sigâlovâda-Sutta


von Alois Payer

mailto:payer@well.com


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zur buddhistischen Ethik.  --   Kapitel 2: Zur Laienethik : Das Vyagghapajjâsutta und das Sigâlovâda-Sutta. -- Fassung vom 4. März 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddhethik/ethbud02.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 4. März 1996

Anlaß: Lehrveranstaltung Ethik des Buddhismus, Univ. Tübingen, SS 1993

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.


Übersicht



1. Weiterführende Ressourcen


Als Beispiel einer modernen Ethikunterweisung im Sinne des Sigâlovâdasutta:

Piyasîlo: Introduction to Buddhism : an illustrated exposition in simple language for the beginner. - 2nd ed. - Bangkok, 2516=1973. - S. 48ff.

Als Beleg für die Bedeutung des Sigâlovâdasutta für heutige Theravâdabuddhisten:

Vajirañâ.navarorasa: Navakovâda : instructions for newly- ordained bhikkhus and sâma.neras (standard text for the dhamma student, 3rd grade). - Bangkok : Mahâmaku.tarâjavidyâlaya, 2514=1971. - S. 77ff.


2. Einleitung


Zunächst einiges zur Ideologie der Laienethik. Wenn wir uns z.B. im Navakovâda den Abschnitt über die Praxis des Haushalters ansehen, dann fällt uns die Orientierung der Laienethik an der Tat und ihren (meist nahen) Folgen auf: die Laienethik hat nichts mit Erlösung zu tun, sondern nur mit der Orientierung in dieser Welt und den innerweltlichen Folgen (auch für Wiedergeburten). Dasselbe können wir bei Piyasîlo festestellen.

Die meisten Unterweisungen, ein glückliches und nutzbringendes Leben als Haushalter zu führen, gehen auf einige Suttas des Suttapitaka zurück: insbes. das Vyagghapajjâsutta (unter mehreren Namen an mindestens zwei Stellen) Anguttaranikâya IV,281 (nach Nyanatiloka, Anguttaraübers. IV,187 "einer der populärsten Texte über Laienethik") schildert die Bedingungen für Wohlergehen im gegenwärtigen Leben und in zukünftigen Leben.

Ein zweites, auch heute bei den Laien sehr bekanntes Sutta, das auch an mehreren Stellen des Navakovada exzerpiert ist, ist das Sigalovâda-Sutta, das als gihivinaya "Vinaya (Verhaltensregel) des Haushalters" bezeichnet wird: D III, 180ff.

Diese beiden Sutten mögen in diesem Kapitel als Beispiele für die Ideologie der Laienethik dargestellt werden.

Eine große Rolle bei der Unterrichtung der Laienmoral spielen Jâtakas - Erzählungen von den früheren Geburten Buddhas. Wir kommen noch auf das wichtigste Jâtaka, das Vessantarajâtaka zu sprechen.


3. Das Vyagghapajjâsutta


Ein weiterer wichtiger Text zur Laienethik:

Vyagghapajjâsutta:

Übersetzung: Die Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung : Neue Gesamtausg. in fünf Bänden / aus dem Pâli übersetzt von Nyanatiloka. - Köln : DuMont Schauberg, 1969. - Bd. IV, S. 153-156

Da das Sutta - wie gesagt sehr populär ist - will ich es teilweise in Übersetzung wiedergeben (es ist auch im Navakovâda verwertet):

"Diese vier Dinge, Vyagghapajja, gereichen einem Sohn von Familie zum Wohl und Glück im gegenwärtigen Leben. Welche vier ?

  1. daß er fleißig ist
  2. daß er wachsam ist
  3. daß er gute Freunde (kalyanamitta) hat
  4. daß er ein ausgewogenes Leben führt

Was bedeutet, daß er fleißig ist? Da erwirbt sich ein Sohn von Familie durch eine Tätigkeit seinen Lebensunterhalt: seis durch Ackerbau, seis durch Handel, seis durch Viehhaltung, seis als Bogenschütze, seis im Dienst des Königs, seis durch irgendein Handwerk - in dieser Tätigkeit ist er gechickt, nicht träge. Er versteht sich auf die rechten Mittel, um zu handeln und zu disponieren. Das bedeutet, daß er fleißig ist.

Was bedeutet, daß er wachsam ist ? Da besitzt ein Sohn von Familie Güter, die er durch Fleiß und Strebsamkeit erworben, durch die Kraft seiner Arme angehäuft, durch Schweiß angesammelt hat, rechtmäßige Güter, rechtmäßig erworben. Diese bewacht und behütet er, damit nicht Fürsten oder Räuber sie wegnehmen, das Feuer sie verbrennt oder Wasser sie forttragen oder unliebe Erben sie wegnehmen. Das bedeutet, daß er wachsam ist.

Was bedeutet, daß er gute Freunde hat ? Er hat Umgang, unterhält sich, führt Gespräche mit denjenigen im Dorf oder der Stadt, in der er wohnt, die da sind Hausväter oder Söhne von Hausvätern, seien sie jung und von erwachsenem Charakter, oder seien sie alt und von erwachsenem Charakter, voll Vertrauen (saddhâ), Sittlichkeit (sîla), Freigiebigkeit (câga), Einsicht (pa?n?nâ). Er hat Umgang, unterhält sich, führt Gespräche mit solchen, deren Vertrauen er nacheifert, deren Sittlichkeit er nacheifert, deren Freigebigkeit er nacheifert, deren Einsicht er nacheifert. Das bedeutet, daß er gute Freunde hat.

Was bedeutet, daß er ein ausgewogenes Leben führt ? Da kennt ein Sohn von Familie Einkünfte und Ausgaben und und richtet sein Leben ausgewogen ein: nicht zu üppig, nicht zu karg, wissend: "So werden meine Einkünfte die Ausgaben übertreffen und nicht werden meine Ausgaben die Einkünfte übertreffen." Wie ein Wäger oder ein Wägergehilfe, wenn er die Waage vor sich hält weiß, um wieviel sie sich gesenkt hat oder um wieviel sie in die Höhe geht....Wenn dieser Sohn von Familie, wenn er geringe Einkünfte hat, ein üppiges Leben führt, dann sagt man von ihm, daß er seinen Besitz auffrißt wie ein Feigenesser. Wenn aber dieser Sohn von Familie, wenn er große Einkünfte hat, ein miserables Leben führt, dann sagt man von ihm, daß dieser Sohn von Familie den Tod eines armen Schluckers sterben wird.... Das bedeutet, daß er ein ausgewogenes Leben führt.

Für den so erworbenen Besitz, Vyagghapajja, gibt es vier Abflüsse:

  1. wenn er ein Schurke bezüglich Frauen ist
  2. wenn er ein Schurke bezüglich Alkohol ist
  3. wenn er ein Schurke durch Spiel ist
  4. schlechte Freunde, schlechte Gefährten, schlechte Genossen.

Es ist so, wie wenn ein großer Teich vier Zuflüsse und vier Abflüsse hat. Wenn da jemand die Zuflüsse verstopft und die Abflüsse öffnet, und kein Gott es recht regnen läßt, dann ist für diesen Teich nur Abnahme zu erwarten, keine Zunahme. Ebenso gibt es für den erworbenen Besitz vier Abflüsse.

Für den so erworbenen Besitz gibt es vier Zuflüsse:

  1. wenn er kein Schurke bezüglich Frauen ist
  2. wenn er kein Schurke bezüglich Alkohol ist
  3. wenn er kein Schurke durch Spiel ist
  4. wenn er gute Freunde hat, gute Gefährten, gute Genossen.

[Folgt wieder Gleichnis mit großem Teich]

Vier Dinge gereichen einem Sohn von Familie zum Wohl und Glück in der Zukunft:

  1. daß er Vertrauen (saddhâ) besitzt
  2. daß er Sittlichkeit (sîla) besitzt
  3. daß er Freigebigkeit (câga) besitzt
  4. daß er Einsicht (paññâ) besitzt.

Was aber bedeutet, daß er Vertrauen besitzt. Da ist der Sohn von Familie vertrauend, voll Vertrauen bezüglich der Einsicht (bodhi) des Buddha: "Dies ist der Ehrwürdige, Würdige(arahan), vollkommen Erwachte, der in Wissen und Wandel Vollkommene, der den Weg der Wiedergeburten gut gegangen ist, der Kenner der Welten, der Lenker der Männer, der Lehrer der Götter und Menschen, der Erwachte, der Ehrwürdige." [Dies ist die Buddhanussati, eine Form der Ruhigwerdemeditation.]

Was aber bedeutet, daß er Sittlichkeit besitzt? Da enthält sich der Sohn von Familie des Tötens von Lebewesen, er enthält sich des Nehmen von Nichtgegebenem, er enthält sich von falschem Verhalten in Liebesdingen, er enthält sich der Lüge, er enthält sich von Schnaps und Likör, die Ursache für Nachlässigkeit sind. [Dies sind die fünf Trainingspunkte der Sittlichkeit für Laien]. Von diesem sagt man, daß er Sittlichkeit besitzt.

Was aber bedeutet, daß er Freigebigkeit besitzt? Da lebt der Sohn von Familie zu hause mit einem Herzen, daß frei ist vom Schmutz des Egoismus und streckt seine Hände freigebig aus, er freut sich am Loslassen, ist Bitten zugänglich, hat Freude am Verteilen von Gaben. Von diesem sagt man, daß er Freigebigkeit besitzt.

Was bedeutet aber, daß er Einsicht besitzt? Da ist ein Sohn von Familie einsichtsvoll, ausgerüstet mit der Einsicht bezüglich Entstehen und Vergehen, der edlen, durchdringenden, zu völliger Leidvernichtung führenden. Von diesem sagt man, daß er Einsicht besitzt.

Diese vier Dinge gereichen einem Sohn von Familie zum Wohl und Glück in der Zukunft."


4. Das Sigâlovâdasutta


Sigâlovâdasutta:

Übersetzung: Die Reden Gotama Buddhos / übersetzt von Karl Eugen Neumann. - Zürich : Artemis, 1957. - Band II: Längere Sammlung, S. 539-549


Das Sigâlovâdasutta beginnt so:

"So habe ich [nämlich Ânanda] gehört. Einstmals weilte der Ehrwürdige in Rajagrha im Bambuswald an der Eichhörnchenfutterstelle. Um diese zeit nun war Singalako, der Sohn eines Haushalters schon zeitig aufgestanden, aus Rajagrha weggegangen und verbeugte sich mit nassem Gewand, mit nassen Haaren, mit gefalteten Händen, vor jeder Himmelsrichtung einzeln: vor dem Osten, dem Süden, dem Westen, dem Norden, dem Unten und dem Oben."

[Da fragt Buddha den Singalaka, warum er das tut. Singalaka antwortet, daß er das tut, weil sein Vater bei seinem Tod ihm so geheißen hat. Buddha sagt ihm, daß er das nicht richtig macht und hält auf Bitte Singalakas folgende Lehrrede:]

"Wenn ein edler Anhänger (des Buddha) vier Befleckungen durch Taten aufgibt, keine böse Tat aus vier Gründen begeht, den sechs Abflüssen des Besitzes nicht frönt, dann ist er so den 14 Übeln entgangen, überzieht die sechs Himmelsrichtungen und ist ausgezogen zur Eroberung beide Welten. Er hat diese Welt erlangt und die jenseitige. Nach dem Zerfall des Leibes, nach dem Tod gelangt er zu einem guten Ziel, einer himmlischen Welt."

Das Sigâlovâdasutta hat folgenden Aufbau:

  1. Einleitung: Sigâlaka verehrt die sechs Himmelsrichtungen - Buddha korrigiert ihn
  2. Die richtige Verehrung:
    • Aufgeben der vier Tat-Befleckungen
    • Nicht-Tun von schlechten Taten (karma) auf vier Arten
    • Vermeiden der vier Abflüsse des Besitzes

    Erfolg der richtigen Verehrung

    • Bedecken / Beschützen der sechs Himmelsrichtungen
    • Eroberung dieser und der jenseitigen Welt
    • Wiedergeburt in einer himmlischen Welt
  3. Im Einzelnen:
    1. Die vier Tat (Karma) - Befleckungen (kamma-kilesa):
      1. Töten von Lebewesen (pâ.nâtipâta)
      2. Diebstahl (adinnâdâna)
      3. Ehebruch (kâmesu micchâcâra = paradâragamana)
      4. Lüge (musâvâda)
    2. Vier Arten, schlechte Tat (Karma) zu tun:
      1. aus Willen (chanda)
      2. aus Haß / Aversion (dosa)
      3. aus Verblendung (moha)
      4. aus Feigheit (bhaya)
    3. Sechs Abflüsse des Besitzes:
      1. Trinken von Alkohol
      2. Herumstreunen zur Unzeit
      3. Besuch von Festveranstaltungen
      4. Würfelspiel
      5. Umgang mit schlechten Freunden
      6. Müßiggang

      Die Nachteile (âdînava) der einzelnen Abflüsse des Besitzes:

      1. Nachteile des Trinkens von Alkohol:
        1. Verlust des Reichtums
        2. Streit
        3. Krankheiten
        4. Schande
        5. Verlust des sexuellen Schamgefühls
        6. Verminderung des Verstandes
      2. Nachteile des Herumstreunens zur Unzeit:
        1. man achtet nicht auf und hütet nicht sich selbst
        2. man achtet nicht auf und hütet nicht seine Frau und seine Kinder
        3. man achtet nicht auf und hütet nicht sein Eigentum
        4. man macht sich verdächtig
        5. es entstehen grundlose Gerüchte
        6. böse Dinge hängen einem an
      3. Nachteile des Besuchs von Festveranstaltungen:

        Man hat nichts anderes im Kopf als:

        1. Wo gibt es Tanz?
        2. Wo gibt es Gesang?
        3. Wo gibt es Instrumentalmusik?
        4. Wo gibt es Erzählungen?
        5. Wo gibt es Handmusik?
        6. Wo gibt es Trommeln?
      4. Nachteile des Würfelspiels:
        1. Sieg bringt Feindschaft
        2. der Verlierer trauert seinem Besitz nach
        3. Reichtum schwindet
        4. in Versammlungen gilt das Wort eines Spielers nichts
        5. Verachtung durch Freunde und Gefährten
        6. man wird nicht als Schwiegersohn gewünscht
      5. Nachteile des Umgangs mit falschen Freunden:

        Man hat Umgang mit:

        1. Schurken
        2. Trinkern
        3. Wüstlingen
        4. Betrügern
        5. Schwindlern
        6. Raufbolden
      6. Nachteile des Müßiggangs:

        Man arbeitet nicht:

        1. weil es zu kalt ist
        2. weil es zu heiß ist
        3. weil es zu spät am Abend ist
        4. weil es zu früh am Morgen ist
        5. weil man hungrig ist
        6. weil man durstig ist
    4. neu:Sechs Dinge, die einen Mann fallen lassen:
      1. Liegen nach Sonnenaufgang
      2. Ehebruch
      3. Rachsucht
      4. Nutzlosigkeit
      5. schlechte Freunde
      6. Geiz
  4. Über falsche und echte Freunde:
    1. Feinde die sich wie Freunde geben:
      1. der, der nur nimmt
      2. der, der in Worten der Größte ist
      3. der Schmeichler
      4. der Gefährte auf dem Weg abwärts

      Gründe, warum die Genannten Feinde sind, die sich als Freunde ausgeben

      1. Der, der nur nimmt:
        1. er nimmt nur
        2. er fordert für wenig viel
        3. er tut nur etwas, wenn anders für ihn daraus ein Nachteil erwächst
        4. er dient seinem Freund nur aus Eigennutz
      2. Der, der in Worten der Größte ist:
        1. er redet über seine vergangenen Großtaten
        2. er redet über zukünftige Großtaten
        3. er sympathisiert mit Nutzlosem
        4. gegenwärtigen Aufgaben geht er aus dem Weg
      3. Der Schmeichler:
        1. er lobt ins Gesicht Schlechtes und Gutes
        2. hinter dem Rücken schimpft er
      4. Der Gefährte auf dem Weg abwärts:
        1. er ist Saufkumpane
        2. er ist Kumpane beim Herumstreunen
        3. er ist Kumpane bei Festveranstaltungen
        4. er ist Kumpane beim Würfelspiel
    2. Echte Freunde:
      1. der Hilfsbereite
      2. der Freund in Freud und Leid
      3. der, der einem sagt, was nützlich ist
      4. der Mitleidige

    Gründe, warum die Genannten echte Freunde sind.

    1. Der Hilfsbereite:
      1. er hütet den Nachlässigen
      2. er hütet des Nachlässigen Hab und Gut
      3. dem Freund in Gefahr bietet er Zufluch
      4. wenn etwas zu tun oder zu geben ist, tut oder gibt er doppelt so viel wie er gebeten wurde
    2. Der Freund in Freud und Leid:
      1. er erzählt dem Freund seine Geheimniss
      2. er behält die Geheimnisse des Freundes für sich
      3. im Unglück verläßt er seinen Freund nicht
      4. er gibt sein Leben für seinen Freund
    3. Der, der einem sagt, was nützlich ist:
      1. von Bösem hält er ab
      2. zu Gutem hält er an
      3. er sagt einem, was man noch nicht weiß
      4. er erklärt einem den Weg in einen Himmel
    4. Der Mitleidige:
      1. er freut sich nicht über Mißgeschick
      2. er freut sich über Wohlergehen
      3. wenn einer über den Freund Böses sagt, wehrt er ab
      4. wenn eines über den freund Gutes spricht, lobt er
  5. Wie ein Anhänger Buddhas die sechs Himmelsrichtungen bedeckt:
    1. Uminterpretation der sechs Himmelrichtungen:
      • Osten: Eltern
      • Süden: Lehrer
      • Westen: Frau und Kinder
      • Norden: Freunde und Gefährten
      • Unten: Gesinde und Dienstleistende
      • Oben: Asketen und Brahmanen
    2. Wie man im Einzelnen diese uminterpretierten Himmelsrichtungen bedeckt:
      1. 1. OSTEN:

        Sohn dient Eltern:

        1. von ihnen erhalten, werde ich sie erhalten (Generationenvertrag)
        2. ihre Aufgaben werde ich tun
        3. ich werde den Stammbaum fortbestehen lassen
        4. ich werde dasErbe antreten
        5. den Manen werde ich opfern

        Eltern erbarmen sich des Sohnes:

        1. sie halten ihn vom Bösen ab
        2. sie halten ihn zum Guten an
        3. sie lassen ihn ein Hndwerk lernen
        4. sie verheiraten ihn mit einer passenden Frau
        5. sie übergeben ihm zur rechten Zeit das Erbe
      2. SÜDEN:

        Schüler (Lehrling) dient Lehrer (Meister):

        1. er steht auf, wenn der Lehrer kommt
        2. er dient dem Lehrer
        3. er gehorcht
        4. er umsorgt den Lehrer
        5. er lernt respektvoll das Handwerk von ihm

        Lehrer (Meister) erbarmt sich des Schülers (Lehrlings):

        1. er leitet ihn gut
        2. er bringt ihm die Lehrgegenstände leicht faßlich bei
        3. er erklärt ihm alles, was er selber weiß
        4. er führt ihn bei Freunden und Geschäftspartnern ein
        5. er hütet ihn auf jede Weise
      3. WESTEN:

        Gatte dient Gattin:

        1. durch Hochachtung
        2. durch Nicht-Verachtung / Geringschätzung
        3. dadurch, daß er sich nicht gegen sie vergeht oder sie übergeht
        4. indem er ihr die Herrschaft über das Heim überläßt
        5. indem er ihr Schmuck und Schminke gibt

        Gattin erbarmt sich des Gatten:

        1. sie verrichtet ihre Aufgaben gut
        2. sie hält das Gesinde im Zaum
        3. sie vergeht sich nicht gegen den Gatten
        4. sie hütet den Besitz
        5. sie ist geschickt und fleißig
      4. NORDEN:

        Freund dient Freunden und Gefährten:

        1. durch Geschenke
        2. durch freundliche Worte
        3. durch nützliches Verhalten
        4. indem er sie gleich behandelt
        5. indem er seine Versprechen hält

        Freunde und Gefährten erbarmen sich des Freundes:

        1. ie hüten den Nachlässigen
        2. sie hüten Hab und Gut des Nachlässigen
        3. in Gefahr sind sie ihm Zuflucht
        4. sie verlassen ihn im Unglück nicht
        5. auch seiner fernen Nachkommenschaft sind sie gewogen
      5. UNTEN:

        Arbeitgeber dient Gesinde und Dienstleistenden:

        1. er ordnet ihnen Arbeit zu, die ihrer Kraft angemessen ist
        2. er gibt ihnen Kost und Lohn
        3. er sorgt im Krankheitsfall für sie
        4. er teilt außergewöhnliche Leckerbissen mit ihnen
        5. er gibt ihnen rechtzeitig Feierabend

        Gesinde und Dienstleistende erbarmen sich des Arbeitgebers:

        1. sie stehen vor ihm auf
        2. sie gehen nach ihm zu Bett
        3. sie stehlen nicht
        4. sie verrichten ihre Arbeit gut
        5. sie sprechen über den Arbeitgeber gut
      6. OBEN:

        Hausvater dient Asketen und Brahmanen:

        1. durch wohlwollende Gedanken, Worte und Werke
        2. er verschließt ihnen nie das Tor
        3. er gibt ihnen, was sie benötigen

        Asketen und Brahmanen erbarmen sich des Hausvaters:

        1. sie halten ihn vom Bösen ab und zum Guten an
        2. sie sind ihm wohlwollend
        3. sie belehren ihn in dem, was er nicht weiß
        4. sie verbessern ihn in dem, was er weiß
        5. sie erklären ihm den Weg zu einem Himmel
  6. Schluß: Sigâlaka wird Buddhist

5. Exkurs: Zur Hochschätzung von Wohlstand im Buddhismus


Dr. B.R. (Bhimrao Ramji) Ambedkar (1891-1956): Buddhismus ist die Religion für unsere Zeit aus folgenden Gründen:

  1. Sittlichkeit
  2. Kein Widerspruch zu Vernunft und Wissenschaft
  3. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
  4. Keine Verherrlichung der unfreiwilligen Armut

Aus einer viel gebrauchten Anumodanâ-Formel (Danksagung nach Gabenspende an Mönche):

Der Mönch wünscht:

"Langes Leben (âyu), Schönheit (va.n.na), Glück (sukha) und Gesundheit (bala)."


Zu Kapitel 3: Freigebigkeit