Materialien zur Forstwissenschaft

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2. Das Ökosystem Wald

9.Die Wälder der Zonobiome

9. ZB IX: Tundren und polare Wüsten (polares Zonobiom)


von Margarete Payer

mailto: payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 -- >: Materialien zur Forstwissenschaft. -- Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 9. Die Wälder der Zonobiome. --  9. ZB IX: Tundren und polare Wüsten (polares Zonobiom). --  Fassung vom 18. Dezember 1997. -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0211.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 18. Dezember 1997

Anlaß: Lehrveranstaltung 1997/98 an der HBI Stuttgart: Informationsnetze, Projekt CIFOR

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Übersicht



1. Klima


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Abb.: Beispiele zum Klimatypus von ZB IX: Nordrußland (kontinental), Norwegen (feucht), Feuerland (maritim)

[Quelle der Abb.: Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-W.: Ökologische Grundlagen in globaler Sicht. -- 2., bearb. Aufl. -- Stuttgart : Fischer, ©1991. -- (Ökologie der Erde ; Bd. 1). -- ISBN 3-437-10454-8. -- S. 21]


2. Verbreitung


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Abb.: Ausdehnung der nördlichen Tundra und ihrer Übergangsgebiete

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Abb.: Ausdehnung der südamerikanischen Tundra und ihrer Übergangsgebiete

[Quelle der Abbildungen: Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 334f.]

Obwohl das polare Zonobiom mit 30 Breitengraden die größte Nordsüderstreckung aller Großlebensräume besitzt, ist es ausgesprochen artenarm: die gesamte arktische Flora umfaßt ca.

Diese Artenzahlen entsprechen in etwa der Flora Vorarlbergs (2260 km²) oder eines einzigen Hektars tropischer Regenwald.


3. Zono-Ökoton VIII/IX: Waldtundra


"Die arktische Waldgrenze entspricht einer Auflösungszone des Waldes (= Waldtundra) mit bis zu 100 km Breite. Je nach Relief ist es einfach ein Lichterwerden des Waldes auf ebenem, aber gut drainagiertem Gelände oder ein inselförmiges Auflösen bei bewegtem Relief, wobei Expositionswirkungen durch das Bodeneis verstärkt werden. Tundrengesellschaften wechseln mit Waldfragmenten. Eine große Rolle an der arktischen Waldgrenze spielt die vegetative Vermehrung bei Baumarten, die a priori nicht dazu neigen (z.B. Nadelhölzer). Niederliegende Zweige werden von Humus überdeckt, bewurzeln sich und wachsen stammartig hoch, ein Phänomen, das auch an Gebirgswaldgrenzen beobachtet werden kann." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 336]

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Abb.: Aus einem einzelnen Nadelbaum (Fichte) entsteht durch vegetative Vermehrung (Adventiv-Bewurzelung) ein Nadelholzhorst [Vorlage der Abb.: Reisigl, Herbert <1929 - > ; Keller, Richard <1923 - >: Lebensraum Bergwald. -- Stuttgart [u.a.] : Fischer, ©1989.  -- ISBN 3-437-20451-3. -- S. 38f.]

Baumarten der Waldtundra:

"Die Gründe für die Ausbildung der Waldgrenze sind komplexer Natur. Einerseits spielt zweifellos Frosttrocknis mit herein, wie dies auch für nemorale bzw. boreale Gebirgswaldgrenzen gilt. Auf der anderen Seite beschränkt der Permafrost den verfügbaren Wurzelraum, was beispielsweise Tiefwurzler ausschließt. Feuer, Nährstoffverlagerungen und allgemeine Nährstoffarmut tragen wesentlich zum Verteilungsmuster der Vegetation in der Landschaft bei, ebenso das Wechselspiel zwischen Bäumen und Buschwerk, das seinerseits von Großherbivoren [Großpflanzenfressern] (z.B. Elch) beeinflußt wird." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 336]

"An der nördlichen Verbreitungsgrenze erzeugen die Bäume nur selten keimfähige Samen, die dazu noch vielfach von Tieren gefressen werden; die Stürme können sie (auf der Schneefläche gleitend) weit nach Norden transportieren, wo eine Entwicklung nicht mehr möglich ist. Auch sind in der Waldtundra dichte Flechten- und Moosdecken vorhanden, die ein ungünstiges Keimbett darstellen. Sehr groß ist die Bedeutung des Menschen und seiner Rentierherden: Neben der Beschädigung durch die Tiere ist namentlich die Holznutzung von Bedeutung; denn der natürliche Zuwachs der Holzpflanzen ist äußerst gering. Meist gelingt es einem Baumsämling nur Fuß zu fassen, wenn 2 Jahre hintereinander besonders günstige Temperaturverhältnisse herrschen. Selbst dann ist das weitere Wachstum äußerst langsam. 20- bis 25jährige Bäumchen ragen kaum aus der Krautschicht hervor; der jährliche Höhenzuwachs beträgt 1 - 2 cm. Das Dickenwachstum der Bäume zeigt eine sehr enge Korrelation zu den Julitemperaturen." [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen .-- 6., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 331]

"Einen nicht zu unterschätzenden Einfluß nehmen teils verheerende Insektenkalamitäten. Der Birkenspanner (Oporinia autumnata) beispielsweise tritt im Bereich der borealen Birkenwälder im Norden Skandinaviens immer wieder in gewaltigen Mengen auf. Wälder werden großräumig kahlgefressen und regenerieren nur über lange Zeiträume -- wenn überhaupt -- wieder. Da die überwinternden Eier des Spanners bei -36°C absterben, kommt es zu einem interessanten Effekt im Bereich von Inversionslagen: in Mulden und Tälern, wo sich Kälteseen bilden, erfrieren die Eier quantitativ. Auf der offenen Hochfläche, wo der Wind die Ausbildung von Inversionen verhindert, können die Raupen dagegen schlüpfen. Die bewaldeten Täler im Norden Finnlands oder Schwedens sind daher nicht Ausdruck lokaler Klimagunst, sondern das genaue Gegenteil." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 337]


4. Weiterführende Ressourcen


Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-Walter: Ökologie der Erde. -- Stuttgart : Fischer. -- (UTB : Große Reihe)

Bd. 3. -- Spezielle Ökologie der gemäßigten und arktischen Zonen Euro-Nordasiens. -- 2., überarbeitete Aufl. -- ©1994. -- 726 S. : Ill. -- ISBN 3-8252-8022-5. -- S. 625 - 668
Bd. 4. -- Spezielle Ökologie der gemäßigten und arktischen Zonen außerhalb Euro-Nordasiens. -- ©1991. -- 586 S. : Ill. -- ISBN 3-437-20371-1. -- S. 485 - 510

[Materialreiches Standardwerk]


Zu Kapitel 3: Mensch und Wald.