Computervermittelte Kommunikation

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Kapitel 13, 2, 3: OSI-7 -- Application Layer, Teil 2, 3

USENET


von Margarete Payer

mailto: payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Computervermittelte Kommunikation. -- Kapitel 13, 2, 3: OSI-7 -- Application Layer, Teil 2, 3: USENET. -- Fassung vom 26. Juni 1999. -- URL: http://www.payer.de/cmc/cmcs1323.htm . -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 1995

Überarbeitungen: 12. Juni 1997; 26.6.1999 [grundlegende Neubearbeitung und Erweiterung]

Anlass: Lehrveranstaltungen an der HBI Stuttgart

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.


Zur Inhaltsübersicht von Margarete Payer: Computervermittelte Kommunikation.


13.0. Übersicht

13.0.2.3. Übersicht über Teil 2, 3



13.5.2.12.NNTP für USENET


NNTP -- Network News Transfer Protocol
RFC 977. -- URL: http://www.cis.ohio-state.edu/htbin/rfc/rfc977.html. -- Zugriff am 24.6.1999
TCP Port 119


Weiterführende Ressourcen zu NNTP:

Yahoo Categories:


13.6. USENET


13.6.1. Weiterführende Ressourcen


Yahoo Categories:

Internet: Verzeichnisse der Newsgroups:

USENET:

WWW-Gateway zum USENET:

FAQ


13.6.2. Zur Geschichte von USENET


1978 schuf Mike Lesk bei AT&T die Programmgruppe UUCP = UNIX to UNIX Copy.

UUCP enthält eine Reihe von Programmen, die drei wichtigsten sind:

UUCP Internals FAQ. -- URL: http://www.cis.ohio-state.edu/hypertext/faq/usenet/uucp-internals/faq.html. -- Zugriff am 26.6.1999

UUCP wurde ein solcher Erfolg, dass es Bestandteil der UNIX- Betriebssysteme wurde.

USENET = The User's Network begann 1979, als drei Studenten an der Duke University und an der University of North Carolina ein Programm "netnews" schrieben. Netnews ist ein Konferenzsystem mittels UUCP durch mail-Verteilung. Netnews bewirkt, dass eine mail-Nachricht an jedes UUCP-System geht, das netnews laufen hat und die betreffende Konferenz subskribiert hat.

USENET wurde innert kürzester Zeit ein Riesenerfolg. An USENET können jetzt nicht nur UNIX-Computer teilnehmen, sondern es gibt Versionen von UUCP für fast jedes Betriebssystem. Auch kann man an USENET teilnehmen, wenn man kein UUCP hat: Computer-Freaks haben für die verschiedensten Übertragungsprotokolle USENET-Programme geschrieben.


13.6.3. Was ist USENET


"Das Usenet ist ein Cyberkosmos für sich. Es ist ein loser, bunt zusammengewürfelter Verbund, asynchron, interaktiv, chaotisch und faszinierend wie eine fraktale Graphik. Es ist ein weltumspannendes Netzwerk, gesteuert von Tausenden von Newsservern, gegliedert in 15 000 themenspezifische Newsgruppen, belebt von 30 000 aktiven, gelesen von einer Million passiven Benutzern. Allein der Schweizer Internet Service Provider Switch transportiert durchschnittlich über 10 GByte Usenet-Daten pro Tag. Diese Zahlen verweisen auf Größenordnungen; sie sind aber nicht zum Nennwert zu nehmen. Bisher hat es, noch niemand geschafft die unübersichtliche Masse an internationalen und lokalen, öffentlichen oder nur für bestimmte Gruppen zugänglichen, häufig frequentierten oder verstummten Diskussionsrunden quantitativ exakt zu erfassen.


Es fehlt nicht an Bestrebungen, das Usenet zu vermessen. Marc Smith von der Universität Los Angeles zum Beispiel entwickelte das Programm Netscan  welches täglich rund 6 GByte Daten aus dem Usenet durchwühlt, um statistische Schlussfolgerungen zu ziehen. Unter anderem ermittelt das Programm, wie viele Beiträge während einer bestimmten Periode an eine Newsgruppe gesandt wurden, von wie vielen verschiedenen Autoren diese Beiträge kamen und wie viele davon gleichzeitig an andere Gruppen verschickt wurden. Dadurch werden sozialwissenschaftliche Studien- - so etwa über die soziale Dynamik in bestimmten Gruppen -- möglich. Marc Smith plant seine Erkenntnisse demnächst als Beitrag zu dem von ihm als Herausgeber zusammen mit Peter Kollock realisierten Buch «Communities in Cyberspace» zu veröffentlichen." [Mei, Jie: Das Usenet droht Opfer seines Erfolges zu werden. -- In: NZZ : Internationale Ausgabe. -- 11.10.1998. -- S. 39]

USENET ist eine Verknüpfung von Netzwerken und Computern, das den weltweiten ungleichzeitigen Austausch von Nachrichten, Bildern usw. ermöglicht.

Jeder USENET-Server unterhält die neuesten ihm zugegangenen Postings zu den auf ihm geführten Newsgroups. Welche Newsgroups geführt werden, bestimmt der System-Administrator.


13.6.4. Arten von Newsgroups



13.6.5. FAQ -- Frequently Asked Questions


Ein wertvolles Informationsmittel sind die FAQ. Damit in Newsgroups nicht immer wieder die gleichen Fragen gestellt und beantwortet werden, verfassen Freiwillige in vielen Newsgroups FAQ (Frequently Asked Questions and Answers). FAQ werden oft regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht und sind für viele Gebiete der beste Einstieg.

Es gibt verschiedene Archive, in denen man FAQ's herunterladen kann. Am bequemsten ist:

"Wer im Usenet als Gesprächsteilnehmer ernst genommen werden will, ist gut beraten, die hier geltenden Sitten und Gebräuche zu studieren und sich ihnen unterzuordnen. Je nachdem, wie man ein Anliegen formuliert, kriegt man auch die entsprechenden Antworten', sagt Christopher Lueg, News-Administrator am Institut für Informatik der Universität Zürich. 'Wenn ein typischer AOL-Benutzer fordert: <Send me pics<, wird er kaum etwas anderes als Spott und Hohn ernten. Usenet-Teilnehmer lassen sich nicht gerne als komfortablere Alternative zu Datenbankrecherchen missbrauchen.' Überall willkommen ist, wer sich an die Netiquette hält. In dieser Sammlung von Verhaltensmassregeln wird zum Beispiel davon abgeraten, die Artikel mit HTML zu gestalten oder elektronische Visitenkarten zusammen mit dem Text zu versenden. Die Netiquette ist ein Leitfaden, der die weltweite Gemeinschaft von einander im wirklichen Leben zumeist unbekannten Diskussionsteilnehmern zusammenhält. Um sich mit der Netiquette vertraut zu machen, gibt es für Neulinge Einführungsgruppen."  [Mei, Jie: Das Usenet droht Opfer seines Erfolges zu werden. -- In: NZZ : Internationale Ausgabe. -- 11.10.1998. -- S. 39]


13.6.6. Spamming im USENET


"Zu den krassesten Verstößen gegen Netiquette gehört das Verbreiten von Werbung. Solches «Spamming» kostet Bandbreite, Speicherplatz und strapaziert die Nerven der Diskussionsteilnehmer. Spamming droht das Usenet zum Ersticken zu bringen. Die Zahl solcher Werbebotschaften hat sich in jüngster Zeit rasch erhöht. Bereits gelten 33 Prozent von allen Beiträgen als Spams, weitere 33 Prozent sind Bemühungen, diese Gefahr und mögliche Gegenmaßnahmen zu thematisieren. «Das Usenet droht, den Bach hinunterzugehen, weil viele Leute sich nicht an die Netiquette halten», sagt Lueg «Die großen Provider wie AOL oder UUnet tun zu wenig, um den Netzmissbrauch zu verhindern.» Doch den Providern sind oft die Hände gebunden. Die Spammer benutzen sehr oft fremde oder ungültige E-Mail-Adressen, um eine große Anzahl von Meldungen loszuschicken, und tauchen danach wieder unter. AOL treibt allerdings mit dem großzügigen Verschenken von zeitlich befristeten Testabos eine Marketingstrategie, die Spammers geradezu ermuntert, jeden Monat mit einer anderen Identifikation das Usenet als Werbeumfeld zu missbrauchen.

Die Wächter des Usenets haben allerdings eine mächtige Waffe in der Hand, um sich, zwar nicht gegen die Spammer selbst, aber doch gegen die Provider, die das Spamming fördern, zu wehren: Es handelt sich um die Usenet Death Penalty (UDP). Diese richtet sich gegen die Onlinedienste und bewirkt, dass deren Kunden vom Usenet aus geschlossen werden. Ende letzten Jahres brachte allein schon die Androhung der UDP Compuserve dazu, ihre Politik gegenüber Spammern zu ändern. Wo das Problem lokal, also gruppenspezifisch, ist, muss freilich zur Selbsthilfe gegriffen werden. «de.talk.sex», eine deutsche Diskussionsgruppe für die schönste Sache der Welt, ergriff die Flucht vor der nicht mehr erträglichen Spam-Flut und taufte sich zu «de.talk.liebesakt» um. Da Spammer geeignete Zielpublika mit Hilfe von Software automatisch anhand von Stichwörtern suchen, wird die Gruppe zumindest vor den unzähligen englischsprachigen Spammern eine Zeit lang Ruhe haben.

Neben der UDP helfen auch Cancelbots im Kampf gegen Spam. Diese Software-Roboter löschen Beiträge, die in Kopien gleichzeitig an viele thematisch miteinander nicht verwandte Gruppen versandt wurden. Solche Roboter werden vor allem von den internationalen «Despammern» eingesetzt dem eigentlichen Elitekorps der Usenet-Bürger. Spam-Botschaften, die dieses Kordon durchbrechen, können von den einzelnen Anwendern mit Hilfe eines «Killfile» automatisch unschädlich gemacht werden. Viele Programme für das Lesen und Verfassen von Usenet-Beiträgen, sogenannte Newsreader, offerieren Hilfsmittel; mit denen sich Unerwünschtes auf Grund von bestimmten Merkmalen wie Absender oder Wörter im Titel ausblenden lässt."

[Mei, Jie: Das Usenet droht Opfer seines Erfolges zu werden. -- In: NZZ : Internationale Ausgabe. -- 11.10.1998. -- S. 39]


13.6.7. USENET gefiltert: Talkway und Realize


"Die Geräuschkulisse im Usenet ist ohrenbetäubend, niemand hat Zeit, sich da durchzugraben sagt Michael Ginn, Präsident von Startup Realize Communications in San Francisco. Realize ist eines von zwei Unternehmen, die das Usenet kräftig aufräumen und für das Web gesellschaftsfähig machen wollen. Im Gegensatz zu Dejanews wollen beide Unternehmen die Benutzer zur Selbstreinigung motivieren. Benutzer wählen, welche Usenet-Beiträge lesenswert sind und welche eher für die Mülltonne sind - das ist Collaborative Filtering, erklärt Ginn. Um die Nachrichten für andere Benutzer vorzusortieren, darf die Realize-Usenet-Community wählen, ob die Nachricht 'Müll', 'lesenswert' oder gar 'besonders wertvoll' ist. Für 'Junk' befundene Nachrichten werden dann im Sinne der Community auf Wunsch herausgefiltert. Sechs Urteile reichen schon aus, um eine Nachricht für andere herauszufiltern oder als empfehlenswert zu qualifizieren. Eine feinere Skalierung wäre zwar wünschenswert, würde jedoch von den Websurfern nicht angenommen. Unsere Studien an der Uni Stanford zeigen, dass bei einer 1-10-Skala sehr viele Benutzer zu kritisch sind und 1 bis 3 anklicken - das würde alle Beteiligten nur frustrieren. Schließlich sollen viele mitmachen, so Ginn. 

Realize startete das Webangebot erst im Herbst letzten Jahres, etwa 20 000 Onliner lesen mit dem Realize-Webfrontend Usenet-Nachrichten. ... Da die 'kritische Masse' im wahrsten Sinne des Wortes fehlt, bietet Realize momentan nur 60 Newgroups zur Bewertung an. Bis Ende des Jahres sollen es 8000 sein. ... 

Im Gegensatz zu Realize bietet Talkway Zugang zu etwa 10 000 Newsgroups , doch die Suchfunktion beschränkt sich wie bei Realize auch nur auf Newsgroup-Namen. [Vice President Marketing] Tribino sieht darin sogar noch einen Vorteil: Bei Dejanews suchen die Benutzer nur nach Stichworten, saugen die Nachricht auf, werden selten loyale Mitglieder der Newsgroup.  Auch Talkway bietet ein Bewertungssystem, Benutzer bewerten bei Talkway nach den Kriterien Spam, Inhalte für Erwachsene, Flames und 'sehr guter Inhalt'. Während man bei Realize keine Möglichkeit hat, individuelle Filter einzusetzen, bietet Talkway verschiedene detaillierte Filtermöglichkeiten. ... Trotzdem bewerten weniger als 20 Prozent der Mitglieder die Inhalte und mehr als die Hälfte davon nur aus Nonsens. Der Rest hält sich vornehm zurück. Fünf Bewertungen reichen aus, um eine Nachricht auszublenden oder hervorzuheben." 

[Gärtner, Reiner: Auf ins Web!. -- In: Internet professionell. -- Mai 1999. -- S. 109] 


Weiterführende Ressourcen zu Talkway und Realize:


13.6.8. USENET II


"Usenet II, ein moderiertes Usenet, stellt den Versuch dar, Spamming endgültig auszurotten. Moderation heißt, dass die einzelnen Beiträge zuerst von einer Überwachungsinstanz eingesehen werden, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen. Die Hierarchie-Manager (sogenannte 'Zaren') vom Usenet II wollen nach der Devise 'Rules not Tools' eine Ergänzung zum Usenet I aufbauen, das den Vorgänger bezüglich Sauberkeit, Strukturiertheit und Übersichtlichkeit übertreffen soll. So löblich diese Absichten auch sein mögen: Moderation verlagert einen Teil der Rechte und Pflichten, die früher gleichmäßig auf alle Teilnehmer verteilt waren, an eine zentrale Instanz. In den Augen vieler verstößt dieses Konzept gegen das Grundgesetz des Usenets: die Anarchie." [Mei, Jie: Das Usenet droht Opfer seines Erfolges zu werden. -- In: NZZ : Internationale Ausgabe. -- 11.10.1998. -- S. 39]


Weiterführende Ressourcen zu USENET II:


13.6.9. Protokolle für USENET


RFC 1036 : Standards for interchange of USENET messages (1987). -- URL: http://www.cis.ohio-state.edu/htbin/rfc/rfc1036.html. -- Zugriff am 24.6.1999


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