Computervermittelte Kommunikation
Kapitel 14: Netzwerk-Verwaltung
von Margarete Payer
mailto: payer@hbi-stuttgart.de
Zitierweise / cite as:
Payer, Margarete <1942 -- >: Computervermittelte
Kommunikation. -- Kapitel 14: Netzwerk-Verwaltung. -- Fassung vom 12. Juli
1999. -- URL: http://www.payer.de/cmc/cmcs14.htm.
-- [Stichwort].
Erstmals publiziert: 1995
Überarbeitungen: 23. Juni 1997; 12. 7. 1999 [grundlegende Überarbeitung
und Erweiterung]
Anlaß: Lehrveranstaltungen an der HBI Stuttgart
©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung.
Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht,
bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.
Zur Inhaltsübersicht
von Margarete Payer: Computervermittelte Kommunikation.
14.0. Übersicht
- 14.1. Aufgaben einer Netzwerk-Verwalterin
- 14.2. Netzwerkmanagement-Funktionen
- 14.3. Netzwerkmanagement-Standards
- 14.4. Anforderungen an LAN-Komponenten, ihre
Hersteller und Vertreiber
- 14.5. Weiterführende Ressourcen
14.1. Aufgaben einer Netzwerk-Verwalterin
Aufgaben einer Netzwerkverwalterin, sind u.a.:
- Einrichtung des Systems und Installation der netzweit verfügbaren
Programme
- Dokumentation von Netzwerkaufbau, Netzwerkkonfigurationen usw.
- Einrichtung und Wartung der Peripheriegeräte
- Verwaltung der User (Hinzufügen und Löschen von Accounts
usw.)
- Benutzerunterweisung und -beratung
- Beobachtung des Systems auf Schwachstellen usw.
- Beobachtung des Softwaremarktes und Installation von Upgrades,
besseren Programmen als Ersatz von nicht zufriedenstellenden Programmen
usw.
- Backup und sonstige Sicherheitsfragen
A. Frisch zählt folgende Tätigkeiten auf, die die meiste Zeit
seines full-time Jobs als System-Administrator ausfüllten:
- neue Benutzer-Accounts hinzufügen
- Toner in Laserdrucker und Plotter füllen
- Backups herstellen
- Files, die Benutzer versehentlich zerstört oder gelöscht
hatten, aufgrund der Backups wieder herstellen
- Benutzerfragen beantworten
- Die System-Aktivität beobachten und versuchen, die
Systemparameter so einzustellen, daß die Performance möglichst
optimal ist
- Sich um Sicherheitsaspekte kümmern und die gefährlichsten
Sicherheitslücken schließen
- Programme und Betriebssystem-Updates installieren
- Auf den Datenträgern Platz schaffen und die Belegung der
Datenträger optimieren
- Rebooting des Systems nach Systemzusammenbrüchen
- Hardwareproblemen im Netzwerk nachgehen (z.B. Kabelunterbrechungen)
- Neue Geräte installieren
- Plötzlich auftretenden Problemen bei Programmen usw. nachgehen
und sie möglichst beheben
- An Sitzungen teilnehmen
- Neue Systeme zum Netzwerk hinzufügen
- Programme schreiben, die möglichst viele der genannten Tätigkeiten
automatisieren bzw. erleichtern
Fürs Netzwerkmanagement gilt ganz besonders die Maxime: "Vorbeugen ist
besser als Heulen!". D.h. gutes Netzwerkmanagement ist vor allem präventiv
und darum für den Nutzer unsichtbar: je weniger man bei einem tadellosen
Netzwerk von der Existenz der Netzwerkverwalterin merkt, desto besser ist sie!
Wichtige Präventivaufgaben sind:
- vorbeugende Planung durch:
- Backups
- Sicherheit
- Standardisierung (wenn man tausenderlei verschiedene Komponenten hat,
wird man für jedes einzelne Produkt weniger kompetent)
- Updates ohne dass die Benutzer danach schreien müssen
- Dokumentation
- Überwachung
- Nutzerschulung
- Erkennen, Suchen und Eliminieren von sich anbahnenden Engpässen
- Gewährleisten einer ausreichenden Bandweite
- Herausfinden von Personen, die im Notfall schnell helfen können
14.2. Netzwerkmanagement-Funktionen
Fünf Gruppen der Netzwerkmanagement-Funktionen:
- Netzsteuerung (Konfigurationsverwaltung) (operational management): Bereitstellung und
Steuerung der Netzwerk-Betriebsmittel: Planung der
ursprünglichen Konfiguration, deren ständige Erweiterung, Wartung der
Konfigurationsinformationen und ihrer Dokumentation.
- Wartung und Fehlermanagement (maintenance): Verhindern, Ermitteln und Lösen
von Netzwerkproblemen, besonders auch rechtzeitiges Feststellen von drohenden
Engpässen
- Konfigurationsverwaltung (configuration Management):
Planung, Änderung, Erweiterung und Pflege der Konfiguration
und Konfigurations-Informationen
- Verwaltung der Systemleistung (Netztuning) (performance management):
Überwachung und Aufzeichnung der Vorgänge im Netzwerk, um die Systemleistung
auf einem bestimmten Niveau zu halten bzw. die Systemleistung zu steigern
- Benutzerverwaltung (user administration): Einrichtung und Wartung von
Benutzerkonten und des Zugriffs auf die Netzwerkressourcen (Zugangsverwaltung), Verbrauchkontrolle, Informationsdienste usw.
|
Ausführliche Auflistung der Funktionen des integrierten Netzwerkmanagements:
- Netzwerkdimension:
- Dokumentation des installierten Systems in allen Details
- Installation von Komponenten
- Konfiguration von Komponenten
- Statusüberwachung: permanente Überwachung des
Zustands des Netzes und seiner Komponenten
- Lastmessung zur frühzeitigen Erkennung von
Problembereichen
- Wartung / Tests: "Die Wartung muss in einem
Betriebskonzept verankert sein, damit es keine
Aufgabenschieberei zwischen Abteilungen und Verantwortlichen
gibt, die man heute leider als wesentlichen Teil der mittleren
Zeit zwischen Auftreten und Beheben eines Fehlers werten muss." [Kauffels, Franz-Joachim: Lokale
Netze. -- 8., aktualisierte und erw. Aufl. -- Bergheim :
DATACOM, ©1996. -- ISBN ISBN 382664042X. -- S. 621. -- {Wenn Sie HIER
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- Fehlerprophylaxe / Fehlerbehebung: "Die vornehmste
Aufgabe des Fault Management ist das Erkennen von Problemstellen
vor dem Auftreten von Fehlern." [Kauffels, a.a.O., S. 621]
- Schützen von Daten vor Verlust durch Brand, Löschung, Beschädigung,
Diebstahl, Vandalismus, Ausfall der Stromversorgung, Spannungsschwankungen,
Hitze, Staub, Ausfall von Netzwerkkomponenten, Naturkatastrophen. Der Schutz
geschieht u.a. durch Sicherung, unterbrechungsfreie Stromversorgung,
fehlertolerante (d.h. redundante) Systemkonfiguration, klimatisierte Räume
...
- Benutzerdimension:
- Zugriffsrechte
- Benutzerprofile
- Einrichtung neuer Dienste
- Auswertung von Logfiles
- Konfiguration der Server
- Technologiesicherungsdimension:
- Aufbau von eigenem Know-how (statt
unseligem Outsourcing)
- Koordination der Standorte und
Unternehmensstandards: d.h. sachliche Notwendigkeiten statt
Machtpositionen, Statussymbole usw.
- Komponententests
- Leistungsanalysen
- Erweiterungsplanung
14.3. Netzwerkmanagement-Standards und -Dienstprogramme
Das Management eines heterogenen Systems aus Komponenten verschiedener
Hersteller basiert üblicherweise auf einer einheitlichen
Management-Plattform. Der Einheitlichkeit solcher Plattformen dienen
Netzmanagement-Standards.
Die wichtigsten Standards sind:
- OSI: die OSI-Standards konnten
sich wegen der aufwendigen Implementierung noch nicht durchsetzen
- CMIP/CMIS -- Common Management Information
Services/Common Management Information Protocols
- Konfigurations-SMFA -- System Management
Functional Area
- Fehler-SMFA
- GDMO -- Generic Description of Managed
Objects
- IEEE 802.1B: hat keine Vorzüge
gegenüber SNMP
- TCP/IP: hat sich wegen fehlender praktikabler
Alternativen in über 70% aller Netzwerkmanagement-Systeme
durchgesetzt
SNMP--Simple Network Management Protocol
SNMP ist ein verbreiteter Standard zur Netzwerkverwaltung. In einem Netzwerk
nach SNMP werden auf jedem verwalteten Gerät (Server, Hubs,
Schnittstellenkarten, Router, Bridges usw.) sogenannte Agents geladen.
Agents sind Programme, die in den Komponenten des Netzwerks den Datenverkehr und
das Betriebsverhalten messen und daraus statistische Daten errechnen, die in der
MIB (Management Information Base = Datenbank für
Netzwerkverwaltungsinformationen) gespeichert werden. Die Agents werden von
einer speziellen Verwaltungskonsole regelmäßig abgefragt und die Daten aus
ihren MIBs abgerufen. Aufgrund dieser Daten kann dann das Verwaltungsprogramm
folgende Aufgaben durchführen:
- Darstellung der Daten
- Weitersenden der Daten an Analyseprogramme
- Alarmmeldung, wenn bestimmte Werte überschritten oder unterschritten
werden (u.U. durch automatisches Anwählen des Piepsers (Pagers) der
Netzwerkverwalterin
Weiterführende Ressourcen zu SNMP:
Yahoo Categories:
FAQ:
Firmen:
WBEM -- Web-Based Enterprise Management und Web-Based Network Management
Während SNMP und RMON auf dem Internetprotokoll UDP (User Datagram Protocol)
beruhen, gehen neuere Trends dahin, das HTTP-Protokoll auch für
Netzwerkmanagement zu nutzen. Nach diesem Konzept fungiert jedes Netzwerkgerät
als eine Art Web-Server, der modifizierten Web-Browsern Netzwerkinformationen
übermittelt. Man verwendet dazu ein modifiziertes HTTP, das HMMP -- Hypermedia
Management Protocol.
Siehe: Web-Based Enterprise Management Forum. -- URL: http://www.wbem.net/.
-- Zugriff am 12.7.1999
Als Konkurrenz zu WBEM hat Sun Microsystems mit 15 anderen Firmen JMX --
Java Management Extensions entwickelt, die auf der Java-Programmiersprache
beruhen.
Siehe: http://java.sun.com/products/JavaManagement.
-- Zugriff am 12.7.1999
Auf die Standards bauen Dienstprogramme zur Netzwerkverwaltung auf.
Die wichtigsten Plattformen von solchen Dienstprogrammen sind:
14.4. Anforderungen an LAN-Komponenten, ihre
Hersteller und Vertreiber
Franz-Joachim Kauffels nennt in seinem praxisbezogenen,
hervorragenden Werk:
Kauffels, Franz-Joachim: Lokale Netze : Grundlagen,
Standards, Perspektiven. -- 8., aktualisierte und erw. Aufl. -- Bergheim :
DATACOM, ©1996. -- ISBN 382664042X. -- S. 445 - 449. -- {Wenn Sie HIER
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folgende Anforderungen:
Anforderungen / Fragen an den Hersteller / Vertreiber von
LAN-Komponenten:
- "Groß genug fürs Überleben, klein genug für
Flexibilität?
- Systematische Schulung, Service und Support?
- Entsprechen die Produkte wirklich den Standards?
- Gibt es neutrale Tests für die angebotenen Produkte?
- Welchen Service-Level zu welchem Preis?
- Realistische Lieferzeiten?
- Wie werden Aufträge in die Tat umgesetzt?
- Ist das Produktprogramm einseitig oder flexibel und großzügig?
...
- Unterstützen die Produkte Management-Systeme? Wenn ja, welche?
Auch offene?
- Wie präsentieren sich Hersteller/Vertreiber bei sachbezogenen,
unabhängigen, herstellerneutralen Kongressen / Workshops /
Seminaren?
Bei Herstellern:
- Mitarbeit in Normungsgremien?
- Zyklische Innovationen?
- Strenge Standardtreue?
- Hohe Qualität zugekaufter Komponenten, z.B. Prozessoren?
- Verhalten in der Vergangenheit?
- Dauerhaftigkeit des Engagement?
- Genügend Eigenkapital, Börsenrating?
Bei Vertreibern:
- Langfristige Bindung an Hersteller?
- Gute Referenzkunden, auch auf anderen Gebieten?
- Erfahrung?
- Systemintegration? ...
- Seriosität der Vertriebsmitarbeiter?
- Fairness gegenüber andern Produkten?
- Objektivität, Offenheit und Kooperationsbereitschaft ... bei
der Integration von Systemlösungen mit Komponenten mehrere
Hersteller?
- Gegebenenfalls Generalunternehmerschaft?"
[S. 445]
"Das Schlimmste, was Anwendern nach Auswahl
einer schönen Produktlinie eines engagierten Herstellers in der
Vergangenheit passieren konnte, war der Aufkauf dieses Herstellers durch
Dritte, eine Gefahr, die immer besteht. Inwieweit nämlich dann
bestehende Produktlinien weiterentwickelt werden und welche Garantien
der neue Besitzer übernimmt, ist meist offen. Manchmal wechselt
durch diesen Vorgang auch der Vertreiber: Statt der Menschen, mit denen
man bisher vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, kommt man an einen
Haufen arroganter »Schnösel«, die speziell an der
Pflege der übernommenen Produktlinien kein Interesse haben."
[Kauffels, a.a.O., S. 446] |
Anforderungen / Fragen an die Komponenten des Übertragungssystems:
- "Einhaltung der Normen ... für Kabel, Stecker und
Verkabelungssystem sowie ... für die anderen Komponenten,
- Flexibilität für den Einsatz mit allen gewünschten
LAN-Typen,
- Einhaltung oder Übertreffen der für den oder die
LAN-Typen notwendigen Spezifikationen,
- Einhaltung der internationalen, europäischen und deutschen
Bestimmungen für Sicherheit, Betrieb und Störstrahlfestigkeit,
auch bei Schirmfragen mit Steckern und Verteilern,
- Qualität in der Ausführung,
- Bewährung in vergleichbarer Referenzinstallation,
- hinreichende Dokumentation,
- Konfektionierungs- / Verlegeschulung bei Hersteller / Verteiler möglich,
- Dichte des Vertriebsnetzes / Garantien,
- Generalunternehmerschaft des Herstellers / Vertreibers."
[Kauffels, a.a.O., S. 446]
"Wesentlich ist, dass das gesamte
Verkabelungssystem mit allen seinen Komponenten abgenommen wird, bevor
es in den Betrieb geht. Diese Abnahme sollte von Spezialisten durchgeführt
werden. Immerhin sind auch heute noch die meisten Fehler in LANs
auf das technische Übertragungssystem zurückzuführen."
[Kauffels, a.a.O., S. 447]
|
Anforderungen an Unterverteiler (Hubs):
- "Normtreue, für alle Normen ohne Ausnahmen,
- FTZ-Zulassung und ähnliche relevante Siegel ...
- Unterstützung aller für diesen LAN-Typ wichtigen Übertragungsmedien
...
- Unterstützung eines oder mehrere standardisierter
Management-Protokolle, SNMP ist das Mindeste, was man heute verlangen
kann,
- ...
- Ausfallsicherheit,
- Möglichkeit der Fernkonfigurierung ...
- Möglichkeiten zum Datenschutz ...
- Möglichkeit des Einschubs von Netz-Management-Hardwaremodulen
in größere Hubs."
[Kauffels, a.a.O., S. 447f.]
Anforderungen an Adapterkarten:
- "Normtreue,
- gute mechanische und elektrische Ausführungsqualität,
- Einhaltung der gesetzlichen Richtlinien für elektrische
Sicherheit und Störstrahlfestigkeit,
- Software-Konfigurierbarkeit."
[Kauffels, a.a.O., S. 449]
14.5. Weiterführende Ressourcen zum Netzwerk Management
Yahoo Categories:
Ressourcen in Printform:
Frisch, Aeleen: Essential system administration. -- Sebastopol,
Calif. : O'Reilly, 1997. -- 757 S. -- ISBN 1565921275. -- [Empfehlenswert]. --
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Frisch, Aeleen: Essential Windows NT system administration. --
Sebastopol, Calif. : O'Reilly, 1998. -- 467 S. -- ISBN 1565922743. -- {Wenn
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Kauffels, Franz-Joachim: Lokale
Netze. -- 8., aktualisierte und erw. Aufl. -- Bergheim :
DATACOM, ©1996. -- 953 S. : Ill. -- ISBN 382664042X. -- [Herausragend,
sehr empfehlenswert]. -- {Wenn Sie HIER
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Grundlagen des Netzwerkbetriebs. -- 2. Aufl. -- Unterschleißheim :
Microsoft Press, ©1997. -- 846 S. : Ill. + 1 CD-ROM. -- ISBN 3860632671. --
[Praxisbezogen, zum Selbststudium sehr geeignet, enthält sehr brauchbare
Checklisten zu Fehlerbehebung, Planung usw.]. -- {Wenn Sie HIER
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Sheldon, Tom: Encyclopedia of networking. -- Berkeley
[u.a.] : McGraw-Hill, ©1998. -- 1164 S. : Ill. + 1 CD-ROM. -- ISBN
0078823331. -- [Unentbehrlich!]. -- {Wenn Sie HIER
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