Einführung in

Entwicklungsländerstudien

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31. Entwicklungsstrategien: Entwicklungstheorien


von Bettina Eckl und David Prüm

herausgegeben von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil III: Entwicklungsstrategien. -- Kapitel 31: Entwicklungstheorien / von Bettina Eckl und David Prüm. -- Fassung vom 24. Juni 2000. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw31.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert:

Überarbeitungen: 2018-10-08 [völlig überarbeitet von Alois Payer]

Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien". HBI Stuttgart, 1998/99

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.


Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird.


0. Übersicht


 


Was ist Entwicklung?


Der Begriff Entwicklung lässt sich nicht eindeutig definieren, da er dauernder Veränderung unterworfen ist und dazu noch abhängig von individuellen und kollektiven Wertvorstellungen ist

Um Entwicklungsstrategien ausarbeiten zu können, muss man gewisse Maßstäbe festlegen, mit denen man die Entwicklung messen kann.

Drei allgemein anerkannte Ansatzpunkte sind:


Einführung


Es existieren noch keine umfassenden Theorien der Entwicklung/Unterentwicklung, was mit ein Grund für die relative Erfolglosigkeit von Entwicklungsstrategien ist. Es gibt ein großes Nebeneinander unterschiedlicher Theorien und Theorieansätze die bis heute noch nicht zusammengeführt werden konnten. Bei vielen Entwicklungstheorien steht besonders der programmatische Aspekt im Vordergrund. Die Erklärung der Unterentwicklung wird vernachlässigt oder ist nur implizit enthalten. Diese Theorien werden meist als Entwicklungsstrategien bezeichnet.


Entwicklungstheorien im Überblick


Entwicklungstheorien Ökonomische
Theorien Nicht-ökonomische
Theorien Dualismus Image Map  

1 Ökonomische Theorien

1.1 Direkte Armutsbekämpfung

1.2 Außenwirtschaft

1.3 Bevölkerung

1.4 Zirkuläre Verursachung

1.5 Sektorales Wachstum

1.6 Struktureller Wandel

1.7 Dualismus

1.8 Modernisierung

2 Nichtökonomische Theorien

2.1 Dualismus

2.2 Modernisierung

2.3 Sozialer Wandel

2.4 Mentalität

2.5 Natürliche Umwelt



1 Ökonomische Entwicklungstheorien


1.1 Direkte Armutsbekämpfung


Die meisten Theorien sehen wirtschaftliches Wachstum als Mittel oder sogar Ziel der Entwicklung. Dies geschah in der Annahme, dass die sich daraus ergebenden Einkommenssteigerungen sich mehr oder minder gleichmäßig auf die verschiedenen Einkommensschichten verteilen würde. Dies trifft jedoch nicht zu, meist sammelt sich der erhöhte Wohlstand bei den sowie so schon bessergestellten Bevölkerungsschichten an und zum Teil werden die ärmeren Bevölkerungsschichten sogar noch ärmer.

Im Gegensatz zu früher steht heute nun die direkte Armutsbekämpfung durch die Ausweitung produktiver Beschäftigungsmöglichkeiten, Reduzierung der Disparitäten der Einkommens- und Vermögensverteilung und die Befriedigung des menschlichen Grundbedarfs im Vordergrund. Grundbedarf umfasst dabei nach einer weitverbreiteten Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO):

  1. Bestimmte Mindesterfordernisse bezüglich des privaten Konsums einer Familie an Nahrung, Wohnung und Bekleidung sowie gewissen Haushaltsgeräten und Möbeln.
  2. Wichtige öffentliche Güter und Dienstleistungen, die für die Allgemeinheit bereitgestellt werden, wie sauberes Wasser, sanitäre Anlagen, öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen.
  3. Als unerlässlich zur Befriedigung des Grundbedarfs wird zudem die Beteiligung der Bevölkerung an den sie berührenden Entscheidungen angesehen.

(Siehe auch Strategien des BMZ)


1.2 Außenhandelstheorien


1.2.1 Die Theorie der dominierenden Wirtschaft


Bezeichnet die Annahme, dass die Entwicklungsländer in einer schwächeren Verhandlungsposition stehen als die Industrieländer. Durch die Ausübung dieser Macht durch die Industrieländer werden die Entwicklungsländer dominiert. Dieser Sachverhalt wird aber besser durch folgende Theorie der Terms of Trade (ToT) beschrieben.


1.2.2 Terms of Trade


Als Erklärung der Unterentwicklung wird diese Theorie oft herangezogen. Terms of Trade zeigen die Austauschbedingungen zwischen zwei ökonomischen Einheiten (z. B.. Länder, Sektoren, Individuen) an. Dabei können sich die Terms of Trade auf unterschiedliche Aspekte des Austausches beziehen:
Auf den Tausch von Gütern, z.B. bei Commodity Terms of Trade und den Income Terms of Trade, auf die Relation der produktiven Ressourcen, die in die getauschten Produkte eingegangen sind (einfache und doppelte faktorale Austauschverhältnisse), sowie den Vergleich der in zusätzlichen Nutzen gemessenen Handelsgewinne. Die Nutzenanalyse hat unter den verschiedenen Konzepten der Terms of Trade den größten Aussagegehalt, ist in der Praxis aber kaum durchführbar


1.2.3 Verelendungswachstum


Diese Theorie besagt, dass das Wachstum in Märkten mit ziemlich gleichbleibendem Nachfrageniveau zu einer Verschlechterung der Terms of Trade führt und damit das Wohlfahrtsniveau senkt (Verelendung). Diese Auswirkungen zeigen sich aber nur Weltmarktanteil des Exportprodukts so hoch ist, dass eine erhöhte Produktion den Weltmarktpreis beeinflusst (senkt). In diesem Fall kann es vorkommen, dass trotz erhöhter Produktion das Realeinkommen sinkt.


1.2.4 Ungleicher Tausch


1.2.5 Importsubstitution


Importsubstitution bedeutet das Ersetzen von Importgütern durch im Inland produzierte Güter. Dies wird erreicht in dem die heimische Industrie in bestimmten Bereichen vor der ausländischen Konkurrenz geschützt wird. Importsubstitution findet meist im Industriellen Bereich statt kann sich aber auch auf Agrarprodukte beziehen.

Man kann zwei Zielsetzungen der Importsubstitution unterscheiden. Zum einen die Verbesserung der eigenen Produktionsstrukturen und zum anderen die komplette Abkoppelung vom Weltmarkt.


1.2.6 Abhängigkeitstheorien


Zwar gibt es nicht die Abhängigkeitstheorie als begrifflich und logisch geschlossenes System, sondern nur eine Anzahl verschiedener Ansätze, die Kernthese ist jedoch allen gemeinsam. Danach ist Unterentwicklung nicht das Ergebnis interner Verursachungsfaktoren, sondern sie ist auf externe, exogene Faktoren zurückzuführen. Die Eingliederung der Entwicklungsländer in das System der internationalen Beziehungen ist die Ursache der Unterentwicklung. Dieses System ist nach Auffassung der Abhängigkeitstheoretiker durch die strukturelle Abhängigkeit der Entwicklungsländer (Peripherie) von den hochentwickelten Industrieländern (Metropolen) gekennzeichnet.

1.2.7 Exportdiversifizierung


Die Exportdiversifizierung bedeutet, dass zum einen der Anteil der Exporte am BSP steigt und zum anderen, dass sich die Anzahl der verschiedenen Exportgüter erhöht. Damit geht meistens auch eine Exportsubstitution einher, bei der die Exporte gering verarbeiteter Güter durch den Export weiterverarbeiteter Produkte ersetzt wird.

Dies führt dazu dass die Wirtschaft dieses Landes nicht mehr in diesem Maße von den Weltmarktpreisschwankungen eines Produkts oder weniger Produkte abhängig ist und durch die Exportsubstitution steigt die Gewinnspanne im Export an.


1.3 Ökonomisch-demographische Theorien


Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung einerseits und Bevölkerungswachstum andererseits ist, insbesondere für die Entwicklungsländer, von großer Tragweite. Zahlreiche Entwicklungsländer sind durch hohe Wachstumsraten der Bevölkerung bei gleichzeitig niedrigen oder gar negativen Wachstumsraten der Pro-Kopf-Einkommen gekennzeichnet. Dies wird zumeist dahingehend interpretiert, dass das Bevölkerungswachstum die wirtschaftliche Entwicklung dieser Länder behindere oder gar völlig zunichte mache; das Bevölkerungswachstum wird somit als eine (mitunter die bedeutsamste) Ursache von Unterentwicklung angesehen. Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Bevölkerungsentwicklung ist indes keineswegs eindeutig. Vielmehr ist es äußerst schwierig, Ursache und Wirkung deutlich zu trennen. Beeinflusst das Bevölkerungswachstum die wirtschaftliche Entwicklung oder umgekehrt die wirtschaftliche Entwicklung das Bevölkerungswachstum oder besteht sogar ein wechselseitiger Zusammenhang? Auch Richtung und Stärke des Zusammenhangs sind unklar: Bewirkt das Bevölkerungswachstum eine Verringerung oder eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung; oder trägt wirtschaftliche Entwicklung zu einem erhöhten oder verringerten Bevölkerungswachstum bei?


Die Bevölkerungstheorie von Malthus


Thomas Robert Malthus stellte die These auf (1798), die Bevölkerung eines Landes wachse, sofern keine Hemmfaktoren wirksam werden, entsprechend einer geometrischen Reihe (z.B. 1, 2, 4, 8, 16, 32, ...); die Nahrungsmittelproduktion könne dagegen wegen der Unvermehrbarkeit des Faktors Land nur entsprechend einer arithmetischen Reihe (1, 2, 3, 4, 5, 6,...) ansteigen. Hungersnöte, Epidemien und Kriege seien unvermeidlich, um das Gleichgewicht zwischen Bevölkerung und Nahrungsmittelproduktion wiederherzustellen, es sei denn, die Menschen selbst würden durch Enthaltsamkeit und Geburtenbeschränkung für eine ausgeglichene Entwicklung sorgen. In dieser Hinsicht ist Malthus jedoch wenig zuversichtlich, denn er war der Überzeugung, dass eine Erhöhung der Nahrungsmittelversorgung automatisch das Bevölkerungswachstum anregen würde. Bei einigen Entwicklungsländern, insbesondere in Asien und Afrika, scheint sich die Befürchtung von Malthus zu bestätigen.


Die Theorie der Bevölkerungsfalle


Die Auffassung, die wirtschaftliche Stagnation vieler Entwicklungsländer sei in ihrem raschen Bevölkerungswachstum begründet, wird vom sog. Neo-Malthusianismus vertreten. Zur Erklärung der relativen Stabilität der Subsistenz-Pro-Kopf-Einkommen wird dabei von den Neomalthusianern eine Art Bevölkerungsfalle angeführt, in der die Entwicklungsländer gefangen seien. Insbesondere die Ökonomen Leibenstein und Nelson haben sich mit den Wirkungszusammenhängen zwischen Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Entwicklung und der Gefahr einer Bevölkerungsfalle in Entwicklungsländern auseinandergesetzt. So geht etwa Leibenstein in seiner Theorie der kritischen minimalen Investitionsanstrengung davon aus, dass jeder Mechanismus, der die Pro-Kopf-Einkommen erhöht, automatisch einkommenssenkende Mechanismen in Bewegung setzt. Die Theorie der Falle des niedrigen Gleichgewichtseinkommens nimmt ähnlich wie Malthus einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Pro-Kopf-Einkommen an. Nelson leitet daraus eine Falle des niedrigen Gleichgewichtseinkommens ab, in der die Entwicklungsländer gefangen seien und die die wirtschaftliche Stagnation dieser Länder erklären könne.


1.4 Theorien der zirkulären Verursachung


In den Modernisierungstheorien und den Theorien des strukturellen Wandels und des sektoralen Wachstums steht die Analyse des Übergangs von einer stagnierenden zu einer wachsenden Volkswirtschaft im Vordergrund. Die Theorien der zirkulären Verursachung und auch einige der Bevölkerungstheorien untersuchen dagegen vornehmlich Ursachenketten, die Unterentwicklung bewirken und Entwicklung behindern oder gar unmöglich machen. Solche Ursachenketten oder Regelkreise, deren einzelnen Elemente zugleich Ergebnis und Ursache der Unterentwicklung sind, werden auch als Teufelskreis der Armut (circulus vitiosus) bezeichnet.

Der Teufelskreis des unzureichenden Kapitalangebots beruht auf einer zu geringen Sparfähigkeit und/oder Sparwilligkeit der Bevölkerung. Die Sparfähigkeit wird von der Höhe der Pro-Kopf-Einkommen bestimmt, die Sparwilligkeit von der Entscheidungen der Individuen darüber, wie sie ihre Einkommen auf Konsum und Ersparnis aufteilen.

Teufelskreis des unzureichenden Kapitalangebotes

 

 

Bei dem Teufelskreis der zu geringen Kapitalnachfrage unterscheidet sich nur das erste Segment von dem Kreis des unzureichenden Kapitalangebots. Die Nachfrage nach Gütern wird in der Regel von der Höhe der verfügbaren Einkommen bestimmt. Sind die verfügbaren Einkommen gering, fällt auch die Güternachfrage entsprechend gering aus.


1.5 Theorien des sektoralen Wachstums


Auch die Theorien des sektoralen Wachstums untersuchen die Verbindungen zwischen den verschiedenen Sektoren der Wirtschaft im Wachstumsprozess. Jedoch steht dabei die relative Bedeutung der Sektoren im Vordergrund. Auch heben sie stärker den programmatischen oder strategischen Aspekt der Theorie hervor, weshalb sie häufig auch als Strategien bezeichnet werden. Diese Strategien beruhen indes auf einer Analyse der Ursachen der Unterentwicklung.


1.6 Theorien des strukturellen Wandels


Die Theorien des strukturellen Wandels untersuchen den Prozess, in dem sich eine traditionelle, landwirtschaftlich geprägte Volkswirtschaft hin zu einer modernen, auf Industrie und Dienstleistungen beruhenden Wirtschaft verändert.


2 Nicht-ökonomische Theorien


2.1 Dualismustheorien


Dualismustheorien versuchen Unterentwicklung dadurch zu erklären, dass in einem Land miteinander unverbundene und strukturell verschiedenartige Wirtschaftsektoren, Regionen, Techniken oder Sozialordnungen existieren.

Die Kritik an der Dualismustheorie richtet sich vor allem dagegen, dass jeweils nur ein einzelner Aspekt zur Erklärung der Unterentwicklung herangezogen wird. Ein weitere wesentlicher Kritikpunkt ist, dass die Dualismustheorie die strukturellen Disparitäten zwischen den unverbundenen Sektoren, Sozialordnungen oder Regionen beschreibt, aber nicht erklärt, worin ursprünglich diese Unterschiede begründet sind, weshalb es neben einem modernen überhaupt einen traditionellen Sektor gibt.


2.2 Modernisierung


Häufig werden "Kulturwandel", "Sozialer Wandel" oder "Verwestlichung" mit "Modernisierung gleichgesetzt. "Modernisierung" wird heute meist als Synonym für den Entwicklungsprozess der Entwicklungsländer verwendet.

Modernisierung ist ein möglichst direkter, vornehmlich evolutionärer Prozess in Richtung auf die gesetzte Norm (Modernität). Die Industrieländer sind die Norm für den Aufholbedarf der "Nachzüglergesellschaften".

Wichtige Elemente des Modernisierungprozeßes sind nach Myrdal: Rationalität, sozio-ökonomische Entwicklung und Entwicklungsplanung, Anstieg der Produktivität, Anhebung des Lebensstandards, soziale und wirtschaftliche Chancengleichheit, effizientere Institutionen und Verhaltensweisen, nationale Konsolidierung und Unabhängigkeit, Demokratie und Partizipation sowie soziale Disziplin.

Da Wirtschaftsstufentheorien in ihrer Struktur Modernisierungstheorien gleichen, sind sie gewissermaßen die ökonomische Ausprägung der Modernisierungstheorie. Wirtschaftliche Entwicklung wird als ein mehr oder minder linear aufwärtsgerichteter Prozess verstanden. Wie sich die heutigen Industrieländer von rückständigen, landwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaften zu hochindustrialisierten und technologisch fortgeschrittenen Ländern entwickelten, so werden auch die heutigen Entwicklungsländer die Stufenleiter der Entwicklung erklimmen.

Die Stadientheorie steht in der unmittelbaren Tradition der historischen Stufentheoretiker. Sie wird am häufigsten auf den Entwicklungsprozess der Länder der Dritten Welt angewendet.

Rostow unterteilt fünf Stadien, die eine traditionelle Gesellschaft auf ihrem Weg zur Modernität durchlaufen muss.

  1. Die traditionelle Gesellschaft, die gekennzeichnet ist durch ein Überwiegen der Landwirtschaft, durch eine hierarchische Gesellschaftsstruktur und durch geringe vertikale Mobilität.
  2. Das Anlaufstadium oder die Gesellschaft im Übergang. In diesem Stadium werden die Vorraussetzungen für den Beginn des Wirtschaftwachstums geschaffen. Die Investitionsrate steigt an, die Verhaltensweisen der Bevölkerung ändern sich.
  3. Der wirtschaftliche Aufstieg (take off). Es müssen dazu ein politischer, sozialer und institutioneller Rahmen sowie dynamische Unternehmer vorhanden sein.
  4. Das Reifestadium. In diesem Stadium wächst die Volkswirtschaft stetig. Neue Technologien werden genutzt, die Industriestruktur ändert sich.
  5. Im Anschluss an das Reifestadium stehen der Gesellschaft drei Möglichkeiten offen. Mit Hilfe von Militär- und Außenpolitik kann sie nach äußerer Macht streben oder sie konzentriert ihre Anstrengungen darauf einen Wohlfahrtsstaat zu errichten. Schließlich bleibt als dritte Wahlmöglichkeit eine Massenkonsumgesellschaft, insbesondere hinsichtlich Dienstleistungen und dauerhaften Konsumgütern.

Wichtiger Kritikpunkt an der Rostowschen Stadientheorie ist ihr geringer Erklärungsgehalt. Hinweise darauf, wie Entwicklung zustande kommt oder weshalb Unterentwicklung entsteht, sind nur unzureichend und zudem zu wenig präzis. Die Stadientheorie wird vor allem auch kritisiert, den sie den Entwicklungsländern gewissermaßen die soziale, politische und ökonomische Entwicklung der Industrieländer als Norm vorgibt, der diese nun nacheifern sollen.

Diese Kritik gilt auch gegenüber marxistischen Modernisierungstheorien. Modernisierung im westlichen oder sozialistischen Sinne ist zweifellos nicht die einzige Alternative zu Tradition oder Unterentwicklung, es sind vielmehr die unterschiedlichsten Wege der Entwicklung denkbar.


2.3 Theorie des sozialen Wandels


Sozialer Wandel entsteht nicht aus sich selbst heraus, sondern braucht einen Anstoß. Diesen erhält er dadurch, dass im Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung soziale Spannungen entstehen. Einige soziale Klassen oder Schichten erleiden einen Statusverlust, ihr bisher beanspruchtes Sozialprestige wird ihnen streitig gemacht. (withdrawal of status respect) Neue Elitegruppen treten auf mit größeren schöpferischen und innovativen Fähigkeiten. Auch äußere Einflüsse, wie ein Krieg, können diesen Statusentzug bewirken.


Mentalität


(siehe natürliche Umweltbedingungen)


2.5 Natürliche Umweltbedingungen


Laut Montesquieu oder E. Huntington beeinflusst das Klima die menschliche Leistungskraft und das Leistungsstreben, heißes Klima wirkt sich zum Beispiel angeblich negativ aus. Diese Ansätze sind jedoch weder stichhaltig noch allgemein gültig. Neuerdings wird auch nicht mehr die negative Wirkung des Klimas bei Menschen, sondern an der Landwirtschaft in den Vordergrund gestellt, aber auch dieser Ansatz ist wenig gehaltvoll. Natürlich kann nicht übersehen werden, dass das Klima Wirkung auf die menschliche Leistungsfähigkeit ausübt und das extreme Temperaturen für die Entwicklung nicht unbedingt förderlich sind. Aber die Menschen reagieren und reagierten offensichtlich in sehr unterschiedlicher Weise auf die ungünstigen Bedingungen: fatalistisch oder angespornt und zu Gegenmaßnahmen herausgefordert. Dies hängt natürlich auch mit der Mentalität zusammen.


Ressourcen in Printform


Bardhan, Pranab ; Udry, Christopher:Development microeconomics. -- Oxford : Oxford University Press, ©1999. -- 242 S. : Ill. -- ISBN 0198773714. -- [Sehr technisch, nur für Wirtschaftswissenschaftler geeignet]. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Basu, Kaushik: Analytical development economics : the less developed economy revisited. -- Cambridge, MA [u.a.] : MIT Press, ©1997. -- 366 S. -- ISBN 0262024233. -- Revised ed. of: The less developed economy (1984). -- [Sehr technisch, nur für Wirtschaftswissenschaftler geeignet]. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Dicken, Peter: Global shift : transforming the world economy. -- 3. ed. -- New York [u.a.] : Guilford, ©1998. -- 496 S. : Ill. -- ISBN 1572303034. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Entwicklungstheorien im Widerspruch : Plädoyer für eine Streitkultur in der Entwicklungspolitik / Hrsg. Klaus Zapotoczky ... -- Frankfurt a. M.  [u.a.] : Brandes und Apel, ©1997. -- 233 S. -- (Wissen & Praxis ; 69). -- ISBN 3860992694. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Fieldhouse, David Kenneth <1925 - >: The West and the Third World : trade, colonialism, dependence, and development. -- Oxford : Blackwell, ©1999. -- 378 S. -- (History of the contemporary world). -- ISBN 0631194398. --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Globalisierung und Lokalisierung : neue Wege im entwicklungspolitischen Denken / World Bank. -- Frankfurt a. M . : Frankfurter Allgemeien Zeitung, ©2000. -- 341 S. : Ill. -- (Weltentwicklungsbericht ; 1999/2000). -- ISBN 3933180694. -- Originaltitel: Entering the 21st century. Wold development report 1999/2000 (2000). --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Greider, William <1939 - >: Endstation Globalisierung : neue Wege in eine Welt ohne Grenzen. -- Ungekürzte Taschenbuchausgabe. -- München : Heyne, ©1998. -- 911 S. -- (Heyne Business ; 22/1056). -- ISBN 3453155521. -- Originaltitel: One world, ready or not : the manic logic of global capitalism, ©1997. -- [Materialreich, trotz des Umfangs gut zu lesen. Empfehlenswertes, preiswertes Taschenbuch!]. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Hettne, Björn: Development theory and the three worlds : towards an international political economy of development. -- 2. ed. -- Essex : longman, ©1995. -- 319 S. -- (Longman development studies). -- ISBN 0582237386. --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Index of economic freedom. -- Washington, DC : Heritage Foundation. -- ISSN 1095-7308
[Jahrgang] 2000 / [ed.] Gerald P. O'Driscoll ... -- ©2000. -- 482 S. : Ill. -- ISBN 0891952470. --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Kebschull, Dietrich ; Fasbender, Karl ; Naini, Ahmad: Entwicklungspolitik : eine Einführung. -- 3., verbesserte und erweiterte Aufl. -- Opladen : Westdeutscher Verlag, 1976. -- 305 S. -- (Studienbücher zur Sozialwissenschaft ; 26). -- ISBN 3-531-21303-2. -- [Klassiker]

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Peet, Richard ; Hartwick, Elaine Rachel: Theories of development. -- New York [u.a.] : Guilford Press, ©1999. -- 234 S. -- ISBN 1572304898. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

The political economy of hunger : selected essays / ed. by Jean Drèze ... -- Oxford : Clarendon, ©1995. -- 626 S. -- (WIDER studies in development economics). -- ISBN 0198288832. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Robbins, Richard H. <1940 - >: Global problems and the culture of capitalism. -- Boston [u.a.] : Allyn and Bacon, ©1999. -- ISBN 0205193374. -- 421 S. :Ill. --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Sen, Amartya <1933 - > ; Hart, Keith ; Williams, Bernard <1929 - >: Der Lebensstandard. -- Hamburg : Rotbuch, ©2000. -- 159 S. -- (Rotbuch Rationen). -- ISBN 3434530622. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Simpson, E. S.: The developing world : an introduction. -- 2. ed. -- Essex : Longman, ©1994. -- 348 S. : Ill. -- ISBN 0582218888. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Smith, Stephen C.: Case studies in economic development. -- 2.ed. . -- Reading, MA [u.a.] : Addison-Wesley, ©1997. -- 244 S. -- ISBN 0201421887. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Todaro, Michael P.: Economic Development. -- 6th ed. -- Reading, MA [u.a.] : Addison-Wesley, ©1997. -- 738 S. : Ill. -- ISBN 0201421879. -- [Klassiker]. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}

Norbert Wagner, Martin Kaiser: Ökonomie der Entwicklungsländer - 3. neubearbeitete und erweiterte Aufl. - Stuttgart: G. Fischer, 1995

Yarbrough, Beth V. ; Yarbrough, Robert M. : The world economy : trade and finance. -- 5. ed. -- Fort Worth [u.a.] : Harcourt, ©2000. -- 957 S. : Ill. -- ISBN 0030261864. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}


Zu Kapitel 32: Beispiele für Entwicklungsstrategien