Einführung in

Entwicklungsländerstudien

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32. Entwicklungsstrategien: Beispiele für Entwicklungsstrategien und Entwicklungsprojekte


von Bettina Eckl und David Prüm

herausgegeben von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil III: Entwicklungsstrategien. -- Kapitel 32: Beispiele für Entwicklungsstrategien und Entwicklungsprojekte / von Bettina Eckl und David Prüm. -- Fassung vom 28. Juni 2000. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw32.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert:

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien". HBI Stuttgart, 1998/99

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.


Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird.


0. Übersicht


 


Zur Evaluation von Projekten und Strategien


In Anlehnung an die Methoden der Prüfung der Wirksamkeit von von Medikamenten beschreiben folgende beiden leenswerten Bücher Möglichkeiten und versuche der Evaluation von Projekten und Strategien:

Duflo, Esther <1972 - >: Kampf gegen die Armut. -- Berlin: Suhrkamp, 2013. -- 182 S. -- (suhrkamp taschenbuch wissenschaft ; 2064). -- ISBN 978-3-518-29664-6. -- Originaltitel: Le développement humain. Lutter contre la pauvreté (I) + La politique de l'autonomie. Lutter contre la pauvreté (II), 2010


Abb.: Einbandtitel

Banerjee, Abhijit [Bengali: অভিজিৎ বন্দ্যোপাধ্যায়] <1961 - > ; Duflo, Esther <1972 - >: Poor economics : a radical rethinking of the way to fight global poverty. -- New York : PublicAffairs, 2012. -- 323 S. -- ISBN 9781610391603


Abb.: Einbandtitel

Damit wird die Diskussion über Wirksamkeit und Scheitern der Maßnahmen und Strategien auf ein solides Fundement außerhalb von Zweckoptimismus und Resignation gestellt.

"Die Aufgabe, den Bürgern Gesundheit und Bildung zu gewährleisten, ist zu wichtig, um sie dem Zufall der Umstände oder der Improvisation zu überlassen, selbst wenn sie fruchtbar ist. Der Misserfolg birgt, wenn er eintritt, die Gefahr, sämtliche Anstrengungen, die unternommen wurden (vor allem im Zuge der internationalen Hilfe), zu diskreditieren. Deshalb muss man die Entwicklung der Gesundheit und Bildung weltweit an eine Technik der Evaluierung anlehnen und die Frage stellen: Wie findet man die beste Politik, also diejenige, die am effektivsten zu dem Ziel fuhrt, das man sich gesetzt hat? Mit dieser Frage sind sehr konkrete Konsequenzen verbunden. Soll die Schule etwas kosten oder kostenlos sein? Was ist die optimale Klassengröße? Muss man in der Nähe der Dörfer Gesundheitszentren bauen oder die Kranken aus den ländlichen Gebieten in die städtischen Krankenhäuser bringen? Um zwischen diesen Möglichkeiten eine Wahl zu treffen, sind die Intuition und die Überlegung in abstracto ziemlich unzuverlässige Ratgeber. Die einzige Lösung besteht darin, jede dieser Politiken gründlich zu testen und dabei sowohl den Preis als auch die Wirkungen zu vergleichen.

Um die Wirkung neuer Medikamente zu testen, hat die pharmazeutische Forschung »klinische Studien« entwickelt: Ein neues Medikament wird an einer Stichprobe von nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Personen getestet, eine Kontrollgruppe erhält ein Placebo. Die aleatorische Wahl der Kontrollgruppe und der Gruppe, die die Behandlung erhält, garantiert, dass der Vergleich zwischen beiden es erlaubt, ausschließlich die Wirkung des neuen Produkts zu isolieren. Ein neues Medikament wird nur nach einem nach dem Zufallsprinzip arbeitenden Versuch zugelassen und auf den Markt gebracht. Im 20. Jahrhundert haben die klinischen Studien die Praxis der Medizin revolutioniert.

Bedauerlicherweise ist das bei den Bildungs- und Gesundheitspolitiken nicht so. Sie werden off nicht gründlich evaluiert, bevor sie verallgemeinert werden. Sind sie dies erst einmal, dann ist das, was politisch auf dem Spiel steht, zu wichtig, um noch eine objektive Bilanz zulassen zu können. Aus diesem Grunde kann der UNO-Generalsekretär, Ban Ki-moon, erklären, dass man bei den »Millenniumszielen« Fortschritte gemacht hat, vor allem dank der von der UNO unterstützten Politik, während Easterly zu dem Schluss kommt, dass jede Hilfe von außen Verschwendung ist. Die Wahrheit ist, dass weder der eine noch der andere überzeugende Argumente hat, um seine Position zu untermauern. Die Tatsache, dass aus den Experimenten der Vergangenheit keine Lehren gezogen werden und dass eine Regierung, die ein neues Programm auflegen möchte, nicht in der Lage ist, die Erfolge und Fehlschläge anderer Länder zu berücksichtigen, kann aber nur dazu führen, die Ausgabeneffizienz zu beeinträchtigen.

Doch es gibt die Möglichkeit, sich von den klinischen Studien inspirieren zu lassen, um eine Evaluierung von Pilotprogrammen im Bereich der Bildung und Gesundheit durchzuführen. So kann man nicht nur herausfinden, ob die Programme effizient sind oder nicht, sondern man kann sie auch untereinander vergleichen und besser verstehen, worin in diesen Bereichen die Determinanten der Nachfrage bestehen. Diese aleatorischen Experimente (oder randomisierten Evaluationen) führen ein Zufallselement in die Umsetzung eines Programms ein. In einigen Fällen wird ein Programm auf eine zufällig ausgewählte Unter-Stichprobe (von Dörfern, Schulen oder Begünstigten) angewendet, dann werden die in den »behandelten« Dörfern gewonnenen Ergebnisse mit denen der Kontrolldörfer verglichen. In anderen Fällen werden zwei Maßnahmen miteinander verglichen: So werden zum Beispiel in der einen Hälfte der Schulen die Schüler nach dem Zufallsprinzip auf zwei Klassen verteilt, und in der anderen Hälfte schafft man Gruppen, die sich am Niveau orientieren. Wenn die Stichproben groß genug sind, erlaubt die aleatorische Auswahl sicherzustellen, dass die Kontrollgruppe und die behandelte Gruppe (öder die Gruppen, die unterschiedlichen Maßnahmen ausgesetzt sind) sich im Durchschnitt in jeder Hinsicht sehr ähnlich sind, mit Ausnahme der Anwendung des Programms, dessen Wirkung man ermitteln möchte.

Aufgrund ihrer konzeptuellen Transparenz, ihrer Flexibilität und ihrer Positionierung an der Schnittstelle zwischen der Welt der Politik und der Forschung erweist sich die Evaluierung nach dem Zufallsprinzip als ein außerordentlich reichhaltiges und vielseitiges Instrument. Im Anschluss an die Pionierarbeiten von Michael Kremer und Abhijit Banerjee hat im Laufe der letzten zehn Jahre in den Entwicklungsländern der Rückgriff auf diese Methode zur Evaluierung früherer Lösungen und neuer Ideen stark zugenommen. Auch wenn die Forschung in einem rasanten Tempo immer weitergeht, verfügen wir bereits heute über genügend Beispiele und Resultate, um für den Bereich der Gesundheit und Bildung ein aussagekräftiges Bild zu zeichnen.

Vorliegendes Buch berichtet über diese Experimente, um so ein neues Licht auf die Herausforderungen einer menschlichen Entwicklung zu werfen. Wir werden versuchen zu verstehen, inwieweit die traditionellen Politiken, ihr Ziel erreicht haben und weshalb die Fortschritte so langsam vonstattengehen. Im Laufe dieser Erkundung werden wir schnell darauf verzichten, einfach nur den Erfolg oder Misserfolg festzustellen, und stattdessen versuchen, die Fülle an Verhaltensweisen und Motivationen der Akteure herauszustellen, handle es sich nun um die Eltern, die Kinder, die Lehrkräfte oder das medizinische Personal. Diese Erkenntnis wird uns erlauben, Wege zu einer effizienteren Politik aufzuzeigen."

[Quelle: Duflo, Esther <1972 - >: Kampf gegen die Armut. -- Berlin: Suhrkamp, 2013. -- 182 S. -- (suhrkamp taschenbuch wissenschaft ; 2064). -- ISBN 978-3-518-29664-6. -- Originaltitel: Le développement humain. Lutter contre la pauvreté (I) + La politique de l'autonomie. Lutter contre la pauvreté (II), 2010. -- S. 17 - 20. -- Fair use]


1. Entwicklungspolitische Strategien des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)


WWW-Präsenz des BMZ:

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). -- URL: http://www.bmz.de/. -- Zugriff am 27.6.2000


Das BMZ hat fünf Kriterien entwickelt, an denen es Art und Umfang seiner Entwicklungszusammenarbeit orientiert:

  1. Die Beachtung der Menschenrechte
  2. Die Teilhabe der Bevölkerung am politischen Prozess
  3. Die Herstellung von Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit
  4. Die Errichtung einer marktfreundlichen, sozial ausgerichteten Wirtschaftsordnung
  5. Die Entwicklungsorientierung des staatlichen Handelns in den Partnerländern

Das BMZ hat außerdem für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Lateinamerika, Afrika, Asien, dem Nahen Osten sowie Mittel-Ost-Europa und der GUS fünf eigene Regionalkonzepte entwickelt. Daneben wird für jedes wichtige Empfängerland ein eigenes Länderkonzept erstellt, in dem die allgemeinen Grundsätze und Schwerpunkte in die konkrete Politik der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Land umgossen wird. (Bisher gibt es 30 solcher Länderkonzepte.)


1.1. Konzentration auf die Schlüsselbereiche Armutsbekämpfung, Bildung und Umweltschutz


  1. Armutsbekämpfung
    Armutsbekämpfung will die produktiven Fähigkeiten der Armen fördern und sie in die Lage versetzen, durch eigenständiges Wirtschaften ihre Bedürfnisse besser zu befriedigen. Der Armutsbekämpfung geht es um menschenwürdiger Lebensbedingungen, dazu gehört die Möglichkeit der eigenverantwortlichen Lebensgestaltung und die Beteiligung der Armen an den gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Tragende Prinzipien der Armutsbekämpfung sind daher Partizipation und Selbsthilfe.

    Das BMZ unterscheidet drei Säulen der Armutsbekämpfung:

  2. Bildung Ein wichtiger Bereich der Entwicklungsarbeit des BMZ ist der Bereich Bildung und Ausbildung. Bildung ist die entscheidende Investition in die Zukunft. Das BMZ wird den Einsatz auf diesem Gebiet verstärken, z.B. in Lateinamerika. Angesichts des verhältnismäßig hohen allgemeinen Bildungsstandes in den fortgeschrittenen lateinamerikanischen Staaten wird sich die Förderung dort vor allem auf den Bereich der beruflichen Bildung konzentrieren. In ärmeren Ländern mit hoher Analphabetenrate oder großen Defiziten im Primarschulbereich sollte vorrangig die formale und nicht formale Grundbildung gefördert werden.

  3. Umweltschutz Das BMZ hat hier eine Strategie entwickelt, das drei Aktionsfelder unterscheidet:

    1. Die globale Aufgabe: Beiträge zu internationalen und regionalen Anstrengungen bei der Lösung von Umweltproblemen
    2. Eigenverantwortliche Umweltpolitik und konkrete Umweltschutzmaßnahmen: Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Formulierung und Verfolgung einer eigenverantwortlichen Umweltpolitik sowie die Förderung von konkreten Umweltschutzmaßnahmen der Partnerländer (Umweltprojekte).
    3. Umweltverträglichkeitsprüfung: Die umweltgerechte Gestaltung aller Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit.

1.2. Beispiele zu Förderung der Armutsbekämpfung


1.2.1. Bangladesh -- Grameen-Bank



Abb.: Lage von Bangladesh (Quelle: CIA)


Abb.: Grameen Bank, Zweigstelle (Foto: S. Azizee)

Ausbildungsprogramm der Grameen Bank

 Die von Prof. Yunus (Story -- siehe Anhang) gegründete Grameen(=Dorf)-Bank gilt weltweit als erfolgreicher Entwicklungsansatz zur Bekämpfung von Armut durch Selbsthilfe. Sie ermöglicht ländlichen Armen, die wegen fehlender Sicherheiten keine Chancen für Kredite durch Geschäftsbanken haben, den Zugang zu Krediten nach dem Gruppenprinzip und somit die Möglichkeit, ihre eigenen produktiven Kräfte zu entfalten und den Lebensunterhalt zu sichern. Sie versteht sich aber nicht nur als Bank, sondern auch als ein System, das die Lebensumstände der Kunden verbessern will. Diese sollen über Verhaltensänderungen zu sozialem Wandel beitragen. GB-Mitglieder lehnen z.B. die Zahlung von sog. Brautgeldern ab. Verhaltensänderungen werden u.a. auch in Fragen des Gesundheitswesens, der Familienplanung und der Ernährung angestrebt. Der Anteil der Frauen bei der Kreditvergabe mit derzeit ca. 94 % ist bemerkenswert hoch, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass diese Frauen ihre Aktivitäten in einer islamisch geprägten Lebenswelt entfalten. Die erfolgreiche Kreditvergabe wird durch eine Rückzahlungsquote von ungefähr 98 % belegt.

Die Frauen verstehen die Kleinkredite von 100 DM bis 400 DM gut zu nutzen. Sie werden produktiv eingesetzt, z.B. für den Kauf von Federvieh oder einer Kuh zum Mästen, von ungeschältem Reis zur Weiterverarbeitung, für den Erwerb einer Fahrrad-Rikscha oder einer Nähmaschine. Mit den Erlösen steigern sie das Nettoeinkommen ihrer Familien, sparen und legen Kapital in Land an, investieren in ihre Kleinbetriebe und schaffen auch Arbeitsplätze für andere.

Da im GB-System "die Bank zum Kunden kommt", d.h. ein Großteil der Bankgeschäfte in Versammlungen vor Ort abgewickelt wird, kommt gut ausgebildetem Personal sowie aktiven Kunden eine Schlüsselfunktion zu. Hier liegt auch der Ansatz des TZ-Projektes, dessen Ziel die Unterstützung der GB im Bereich der Aus- und Fortbildung von Bankpersonal und Kunden ist. Der GB konnte damit eine schnelle Ausdehnung ihres Bankennetzes ermöglicht werden und viele ländliche Arme haben durch die Expansion Zugang zu Finanzmitteln erhalten. Hatte die GB bei ihrer Gründung im Jahre 1978 noch etwa 30.000 Mitglieder, so waren es Ende 1995 schon zwei Millionen. Dieses schnelle Wachstum wäre ohne gut ausgebildetes und motiviertes Personal nicht möglich gewesen. Auch hat die Verlagerung der Ausbildungskosten dazu beigetragen, dass GB ihr finanzielles Gleichgewicht halten konnte.

Das Ausbildungsprogramm der GB wurde durch die deutsche TZ mit rd. 24,9 Mio. DM unterstützt.

Kreditlinien

Zur Finanzierung der Kreditvergabe erhielt die Grameen-Bank im Rahmen der deutschen FZ 30 Mio. DM. Diese Finanzierungsbeiträge wurden bzw. werden für die Vergabe von Einzel- und Gemeinschaftskrediten sowie Hausbaudarlehen an GB-Mitglieder verwendet.
Daneben erhielt die Grameen Bank 10 Mio. DM für Abhilfemaßnahmen im Rahmen der Sturmflut von 1991 und für vorbeugende Maßnahmen gegen künftige derartige Katastrophen. Davon wurden 6,5 Mio. DM zur Vergabe von Hausbaudarlehen an sturmflutgeschädigte Mitglieder eingesetzt und 3,5 Mio. DM für die Errichtung von Sturmflutschutzbauten.

Anhang -- Professor Muhammad Yunus

Wie es begann..........

"Jeden Morgen führte mich mein Weg zur Universität von Chittagong durch ein extrem armes Viertel". Prof. Yunus erzählt gerne von den Anfängen der heute international bekannten Grameen Bank, die er 1976 als kleines privates Projekt gründete.

"Ich sah, dass die Leute hart arbeiteten, aber trotzdem blieben sie arm. Warum? Sie sagten mir, es läge daran, dass sie kein eigenes Kapital hätten. Um also Materialien zur Herstellung einfacher Möbel zu erstehen oder Zutaten für das Essen, das sie an der Straße kochten und verkauften, mussten sie sich Geld leihen: entweder bei den Rohstofflieferanten, und die dann auch gleich für die fertigen Produkte bezahlten, oder beim Geldverleiher, der horrende Zinsen verlangte. So oder so -- ihnen selber blieb am Ende eines langen Arbeitstages kaum etwas übrig.

Ich fragte sie, warum sie nicht zur Bank gingen, um einen Kredit aufzunehmen. Sie lachten mich aus. 'Wir bekommen doch keinen Kredit bei der Bank. Diese Idee schon!', sagten sie -- amüsiert und bitter zugleich. 'Das wollen wir doch mal sehen', erwiderte ich.

Yunus ging mit einigen der Leute, mit denen er geredet hatte, zu verschiedenen Banken.

Keine war bereit, ihnen, die über keinerlei dingliche Sicherheiten verfügten, einen Kredit einzuräumen. Schließlich stellte Yunus selber kleine Kredite zur Verfügung: " Nur ein paar hundert Mark insgesamt, und sie zahlten alles -- mit Zinsen -- zurück". Auch diese Geschichte überzeugte die Bankiers nicht. "Sie haben das nur getan, weil sie Sie persönlich kennen", argumentierten sie. "Wenn Sie den Nachweis erbringen wollen, dass die Armen kreditwürdig sind, dann gehen Sie in eine Gegend in Bangladesch, in der Sie kein Mensch kennt.

Eine Bank für die Armen

Was die Bankiers gesagt hatten -- dass die Leute ihm sein Geld zurückgezahlt hätten, weil sie ihn persönlich kannten -- leuchtete Yunus ein. So entwickelte er ein System, in dem sich die Kreditnehmer zur Rückzahlung verpflichtet fühlten. Zugang dazu haben Arme, d.h. Menschen, die weniger als 0,13 ha oder gar kein Land besitzen, die keine materielle Sicherheiten besitzen usw.

Die Mitarbeiter der inzwischen gegründeten Grameen Bank gehen zu den Armen in die Dörfer und bieten ihnen kleine, also überschaubare, in wöchentlichen Raten binnen eines Jahres zurückzuzahlende Kredite an -- vorausgesetzt, sie schließen sich zu einer Gruppe von fünf Männern oder Frauen zusammen, die füreinander bürgen. Erst wenn die ersten zwei Gruppenmitglieder ihren persönlichen Kredit eine Weile regelmäßig zurückgezahlt haben, erhalten die nächsten ihrerseits ein Darlehen, so dass eine pünktliche Rückzahlung in aller Interesse ist. Die Gruppen setzen sich aus Menschen zusammen, die einander kennen und vertrauen -- und letztlich der Bank die Kontrolle der Rückzahlungen abnehmen.

Die Grameen Bank hat sich seit 1976 von einem kleinen Projekt zu einer Bank der Armen mit über 1.000 Zweigstellen in ganz Bangladesch entwickelt. Sie befindet sich teilweise in staatlichem Besitz und teilweise im Besitz ihrer Mitglieder."

Quelle: BMZ. -- URL:  http://www.bmz.de/projekte/pr3.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.2.2. Bolivien -- "Abfedern" der Strukturanpassung



Abb.: Lage von Bolivien mit Gran Chaco (Quelle: CIA)


Abb.: Der "Gran Chaco": Savannenähnliche Landschaft im Länderdreieck Bolivien, Paraguay und Argentinien. (Foto: BMZ/GTZ)

"Bolivien: Das ärmste Land Südamerikas

Bolivien, das steht für: Hochgebirge -- die Anden -- und tropisches Tiefland. Indianische Bevölkerungsgruppen, alte Kulturen und spanischen Kolonialismus. Bergwerke, vor allem Zinnminen, und Ausbeutung -- von Menschen. Militärdiktaturen und Putsche. Seit 1985 auch für Demokratisierung, Dezentralisierung, Strukturanpassung. Und weiterhin Armut. Auf Grund seiner Sozialstruktur gilt Bolivien als ärmstes Land Südamerikas.

Über dreiviertel der rund 6,5 Mio. Bolivianer können ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen. Extrem arm sind die indianische Landbevölkerung und die Bewohner der städtischen Randgebiete.

Der schlechte Gesundheitszustand der armen Bevölkerung steht in engem Zusammenhang mit ihren allgemeinen Lebensbedingungen: Nur 10 Prozent der ländlichen Bevölkerung hat Zugang zu einer geregelten Wasserversorgung, das verfügbare Wasser ist oft nicht sauber, und eine geregelte Abwasserentsorgung gibt es fast nur in den Städten.

Mit der 1986 eingeleiteten Strukturanpassungspolitik musste die Regierung auch zusätzlich dort sparen, wo es die Armen besonders trifft: bei der Grundversorgung im Gesundheits- und Bildungswesen.

Eine kurzfristige Überbrückung des sozialen Notstands

Angesichts dieser Situation richtete die bolivianische Regierung Ende 1986 im Rahmen ihrer neuen Wirtschaftspolitik einen Sozialen Notstandsfonds zur kurzfristigen Abmilderung der sozialen Kosten von Wirtschaftskrise und Strukturanpassung ein.

In den auf vier Jahre befristeten Fonds zahlten verschiedene internationale Geber ein -- darunter die Bundesregierung 30 Mio. DM. Die auf Druck der Gebergemeinschaft gegründete unabhängige Institution machte den bolivianischen Fachkräften ein effizientes parteiunabhängiges Agieren möglich.

 Der Fonds wirkte. Von den 240 Millionen US $ wurden Gelder für die Durchführung von Sozialprogrammen vergeben, von denen schätzungsweise 1,2 Mio. Menschen auf dem Lande und in den Städten profitierten. Mit den Maßnahmen wurden beispielsweise in erheblichem Umfang Arbeitsmöglichkeiten geschaffen -- auch für Kleinstbetriebe des informellen Sektors, die bislang gänzlich von staatlichen Programmen ausgeschlossen gewesen waren. Und die dezentrale Durchführung der Programme stärkte die kleineren, ärmeren Gemeinden nicht nur in ihrer Stellung gegenüber der Zentralregierung, sondern auch in ihrer entwicklungspolitischen Orientierung und Handlungsfähigkeit.

Aber auch die Grenzen des Fonds waren offensichtlich. Zum einen ergab die Auswertung der Programme, dass die ärmsten Bevölkerungsschichten nur teilweise und auf dem Lande eher als in der Stadt von den Maßnahmen erreicht wurden, zum anderen waren die Beschäftigungsprogramme eindeutig auf Männer ausgerichtet: Nur ein Prozent der Menschen, die hier Arbeit fanden, waren Frauen.

Wichtiger noch: Der zeitlich befristete Fonds war darauf ausgerichtet, die negativen sozialen Folgen der Strukturanpassungspolitik übergangsweise aufzufangen, bis die Reformen gegriffen hätten. Damit stellte sich die Frage, wie nachhaltig die Maßnahmen wirken konnten -- und wie es nach Erschöpfung der Fondsmittel eigentlich weitergehen sollte.

Dennoch: Der Notstandsfonds hatte ein sehr wichtiges psychologisches Element: der Staat machte sich zum ersten Mal auch in Gegenden präsent, in denen er nie vorher auftrat. Die Bevölkerung hatte das Gefühl, es tut sich was.

Der Soziale Investitionsfonds: In die Armen investieren

 Vor diesem Hintergrund ist die Einrichtung des Sozialen Investitionsfonds Boliviens -- kurz: FIS -- im Jahr 1990 zu sehen, an dem Deutschland seit 1992 mit 20 Mio. DM über die Kreditanstalt für Wiederaufbau beteiligt ist. Aus dem FIS werden Maßnahmen auf den Gebieten der Basisgesundheit und Grundbildung finanziert, wodurch mittelfristig die geringe Leistungsfähigkeit der ärmeren Bevölkerung gesteigert wird. In Armut lebende Menschen sollen bessere Chancen zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit und Beteiligung am Entwicklungsprozess erhalten, und der mit dem Anpassungsprogramm eingeschlagene Entwicklungsweg soll so längerfristig abgesichert werden. Auch dieser Fonds soll die sozialen Kosten der Anpassung abmildern, aber er ist ohne zeitliche Befristung eingerichtet.

Die Region "Chaco" -- ein Versuchsmodell

Parallel zur Einrichtung des FIS wurde die Armut in Bolivien zum ersten Mal nach bestimmten Armutskriterien kartiert. Das erleichterte die Auswahl der Projektregionen. Deutscherseits werden nur Vorhaben im besonders benachteiligten Chaco mit seinen rund 186.000 Einwohnern gefördert. Die meisten von ihnen gehören der Volksgruppe der Guarani an, die nicht nur über traditionell enge soziale Bindungen verfügen, sondern seit 1987 auch über ein gemeinsames Gremium der regionalen Selbstverwaltung, die "Versammlung des Volkes der Guarani".

Im Ansatz partizipativ, nachhaltig und breitenwirksam ...

Mit bis zu 500.000 US $ kann ein einzelnes Projekt bezuschusst werden, wobei sich die Nutzer an den Durchführungskosten durch Einsatz ihrer Arbeitskraft, von Materialien und durch die zur Verfügungstellung von Land beteiligen.

Bei eventueller Übernahme von laufenden Betriebskosten nimmt die Bezuschussung nach und nach ab, so dass die für das Projekt Zuständigen allmählich in ihre Verantwortung hineinwachsen können. Schulung und Beratung schaffen eine Grundlage für die Weiterführung der Projekte -- auch nach Beendigung der Förderung durch den FIS.

... aber kein Ersatz für eine armutsorientierte Wirtschafts-, Sozial- und Haushaltspolitik

Trotz alledem: Eine Untersuchung der verschiedenen Investitions- und Entwicklungsfonds -- bis Mitte 1993 hatten 17 Länder solche Fonds eingerichtet, mit denen die jeweiligen Regierungen die sozialen Auswirkungen ihrer Strukturanpassungen abzufedern suchten -- kam zu dem Schluss, dass die Fonds ein gutes Instrument zur Armutsbekämpfung sind, sie aber keineswegs genügen, um die Lebensbedingungen der Armen dauerhaft zu verbessern. Denn erstens sind die in den Fonds zur Verfügung gestellten Mittel letztlich viel zu gering, als dass mit ihnen die über Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch aufgebaute soziale Ungleichheit und strukturelle Ungerechtigkeit auch nur annäherungsweise ausgeglichen werden könnten. Und zweitens bedarf die Bekämpfung der strukturell bedingten Armut über einzelne Instrumente wie die Fonds hinaus einer umfassenden Strategie, die die Wirtschafts- und Sozialpolitik mit ihren vielfältigen Instrumenten schlüssig verbindet.

Fazit: Die Sozialen Investitionsfonds können manche entwicklungspolitischen Maßnahmen ergänzen und unterstützen -- aber sie sind kein Ersatz für eine armutsorientierte Wirtschafts-, Sozial- und Haushaltspolitik."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr10.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.2.3. Ägypten -- Stadtteilsanierung Nasriya, Assuan 



Abb.: Lage von Assuan (Quelle: CIA)


Abb.: Nasriya: Rund 50.000 Menschen in 6.000 Haushalten siedeln auf 100 Hektar Land. Wachstumsrate: 4 Prozent pro Jahr. (Foto: BMZ/GTZ)

"Nasriya ist mit 50.000 Einwohnern mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung von Assuan -- die größte "Randsiedlung" dieser Stadt. Die meisten Einwohner von Nasriya zählen mit einem monatlichen Einkommen zwischen 25 und 75 DM tendenziell zu der ärmeren Bevölkerung Ägyptens. Die Stadt entstand in den 60er Jahren, als die Regierung auf der Suche nach Arbeitskräften für den Bau des Assuan-Staudamms viele Menschen vom Lande -- manchmal gleich ganze Dörfer -- nach Assuan umsiedelte. Nasriya ist also keine illegale Siedlung; das Land gehört der Stadt, und die Siedler zahlen eine jährliche Pacht.

Ein Versuchsprojekt mit Modellcharakter

 Wie überall in den städtischen Randsiedlungen litten auch die Bewohner Nasriyas unter den sich verschlechternden Wohn- und Lebensbedingungen. 1986 erarbeitete schließlich die nationale Stadtplanungsbehörde GOPP mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen Stadtentwicklungsplan für Assuan. Es entstand die Idee, bereits vorhandene Aktivitäten der Bevölkerung aufzugreifen und ein Sanierungsprojekt in Nasriya durchzuführen -- mit Beteiligung der Bevölkerung. Man erhoffte sich, dass hier methodische Ansätze und Verfahren für die partizipative und angepasste Sanierung städtischer Randsiedlungen entwickelt und erprobt werden könnten, die später auf regionaler und nationaler Ebene verbreitet werden sollten.

Das Projekt der Bezirksregierung von Assuan wird seit sieben Jahren von der deutschen Bundesregierung bisher mit 8 Mio. DM unterstützt.

Probleme zu Anfang:

Die Herausforderung bestand darin, eine handlungsfähige, formale Körperschaft in Nasriya zu gründen, die sowohl von den verschiedenen Bevölkerungsgruppen Nasriyas als auch von staatlicher Seite anerkannt werden konnte.

Es gab Missverständnisse, Probleme mit der Bürokratie, Verzögerungen, die die Kosten einzelner Maßnahmen erhöhten. "Manchmal ging es einen Schritt vor und dann zwei Schritte zurück", so heißt es in einem Bericht über das Projekt. Rückblickend betrachtet wurde es aber gerade hinsichtlich der Beteiligung der Bevölkerung an den Infrastrukturmaßnahmen zu einem Erfolg.

Die Erfolge im einzelnen

Eine der wichtigsten Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur: das Verlegen eines Netzes von Abwasserleitungen; Testfall für die Mobilisierung der Bevölkerung und deren Beteiligung an den Arbeiten.

 Auch die soziale Infrastruktur wurde ausgebaut: Gemeindezentren, Schulen, ein Jugendclub. Ebenso wichtig wie die sichtbare Verbesserung der physischen Lebensbedingungen der Einwohner von Nasriya waren die sozialen Veränderungen, die mit der Sanierung ihrer Siedlung einhergingen. Die neuen Gemeinschaftszentren wurden zum Ausgangspunkt für die Organisation selbstverwalteter Dienstleistungen. Sie führten beispielsweise zur Einrichtung von Gesundheitsstationen, informellen Bildungseinrichtungen, Familienberatungsstellen, Kindergärten und -krippen; sie förderten immer neue Initiativen und Projekte der Einwohner des Stadtteils, die mit zusätzlichen Ansprüchen an die Stadtverwaltung einhergingen.

Darüber hinaus wurde der partizipative Projektansatz auch in der Verwaltung von Assuan verankert. Der Gouverneur von Assuan, ohne dessen fortgesetzte Unterstützung es das Projekt gar nicht gegeben hätte, hat die Stadtverwaltung aufgefordert, künftig selber solche Sanierungsprojekte mit der Bevölkerung zu planen und durchzuführen.

 In diesem Sinne beraten die Projektmitarbeiter nun die Mitarbeiter der Bezirksregierung -- vor allem der neu gegründeten "Abteilung für Stadtplanung und Landnutzung"; die für die Identifizierung, Planung und Steuerung von Programmen zur Sanierung bestehender Stadtviertel und zur Erschließung neuer Siedlungsgebiete zuständig ist. Das Projekt wertet mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung die Erfahrungen aus Nasriya im Hinblick auf die Beteiligung der Bevölkerung an der Planung und dem Management der Infrastrukturmaßnahmen aus, entwickelt auf dieser Grundlage Instrumente und Arbeitsanleitungen und organisiert Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Stadtverwaltung."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr12.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.2.4. Sri Lanka -- Ländliches Regionalentwicklungsvorhaben Kandy



Abb.: Lage von Kandy (Quelle: CIA)

Abb.: Pflanzprojekt (Foto: R. Riethmüller)

"Seit 1987 unterstützt die Bundesrepublik Deutschland die ländliche Entwicklung im Kandy Distrikt im Herzen Sri Lankas. Das Projekt in Kandy ist nicht nur eines der ältesten, sondern auch eines der größten im Rahmen der derzeit mehr als 15 Projekte der Technischen Zusammenarbeit mit der Inselrepublik Sri Lanka. Insgesamt 20 Millionen DM hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit für das Projekt bereitgestellt, die srilankische Regierung bringt ihrerseits Mittel hauptsächlich in Form von Personal- und Sachleistungen ein. Nach 13 Jahren Projektlaufzeit soll das Projekt im August 1999 abgeschlossen werden.

Der Kandy Distrikt ist eine der am dichtest besiedelten Regionen Sri Lankas. Aufgrund der gebirgigen Landesnatur sind der Flächenausdehnung landwirtschaftlicher Produktion enge Grenzen gesetzt. Die Bevölkerung hängt aber heute noch zum großen Teil von der Landwirtschaft ab. Neben den traditionellen Reisanbaubetrieben in Tälern und Becken dominiert in den Höhengebieten der Gemüseanbau und Teeanbau auf Plantagen. Die Teeindustrie ist jedoch tiefgreifenden Strukturproblemen ausgesetzt. Langjährige Vernachlässigung von Investitionen der in den 70er Jahren verstaatlichten Teeplantagen führten schließlich zum Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die tamilischen Plantagenfamilien gehören zu den einkommensschwächsten und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen des Landes.

Gemüseanbau an Steilhängen gefährdet die natürliche Ressource Boden durch Erosion. In der landwirtschaftlichen Produktion sind Erträge stagnierend, das Produktionsrisiko und vor allem das Vermarktungsrisiko sind sehr hoch. Arbeit in der Landwirtschaft ganz allgemein erfährt ein abnehmendes Image und hat besonders bei jugendlichen Schulabgängern nur noch wenig Attraktivität. junge Leute drängen in den industriellen und in den Dienstleistungsbereich. Hier zeigt sich jedoch das Dilemma beschränkter Arbeitsplatzangebote in Kombination mit einer geringen Risikobereitschaft der Bevölkerung und sehr geringer Investitionstätigkeit. In der Konsequenz erfährt besonders das ländliche Sri Lanka Abwanderungen nicht nur in die Städte, sondern auch ins Ausland.

Das Ländliche Regionalentwicklungsprojekt zielt auf die langfristige Verbesserung ökonomischer Rahmenbedingungen und Förderung von Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten insbesondere für die ärmeren Bevölkerungsgruppen. Vom Projekt gefördert werden sollen direkt und indirekt Kleinbauern sowie arbeitsuchende Menschen in verschiedenen, meist armen und strukturschwachen Gebieten des Distriktes.

Der Projektansatz beruht auf den Prinzipien der "integrierten ländlichen Entwicklung". Dieses Entwicklungskonzept geht auf die Erfahrung zurück, dass Maßnahmen zur Entwicklung in nur einem Sektor selten eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen auf dem Lande bewirken. Die Komplexität sozialer wie ökonomischer Rahmenbedingungen erfordert ein sektorübergreifendes Vorgehen, das unter Berücksichtigung regionsspezifischer Besonderheiten gleichzeitig an verschiedenen Problembereichen ansetzt. Wichtige Merkmale des ländlichen Regionalentwicklungsvorhabens Kandy sind:

Während seiner Laufzeit hat das ländliche Regionalentwicklungsvorhaben Kandy die Schwerpunkte seiner Projektaktivitäten erheblich verlagert. In der ersten dreijährigen Orientierungsphase ging es vorwiegend um die Identifizierung von regionsspezifischen Entwicklungshemmnissen und Entwicklungspotentialen, sowie um die Durchführung erster kleiner Pilotprojekte in Dörfern in einem ausgewählten "Test-Landkreis". In den anschließenden Phasen wurden die Projektaktivitäten auf weitere vier Landkreise ausgedehnt. Das gemeinsame Merkmal dieser Landkreise ist ihre relative Abgelegenheit und ihr Entwicklungsrückstand im Verhältnis zu den restlichen Landkreisen des Distriktes.

Ländliche Bevölkerungsgruppen wurden motiviert, gemeinschaftlich Probleme zu analysieren und Lösungs- bzw. Verbesserungsvorschläge in Form von Kleinprojekten zu entwickeln, die dann vom Projekt im Verbund mit anderen Organisationen unterstützt werden konnten. In der Zeit von 1990 bis 1996 wurden auf diese Weise über 400 Kleinprojekte gefördert. Typische Beispiele für diese Kleinprojekte sind dörfliche Infrastrukturmaßnahmen wie Trinkwasseranlagen oder Wege- und Straßenbau, Rehabilitierung bzw. Kapazitätserweiterung von Bewässerungsanlagen, Förderung von Obstanlagen bzw. Milchviehstallhaltung. Die Förderung direkt einkommensschaffender Projekte nahm mit der Zeit einen immer größeren Stellenwert ein.

In der Projektphase von 1993 bis 1996 wurden zusätzlich individuelle Kleinunternehmer im landwirtschaftlichen wie außerlandwirtschaftlichen Bereich gefördert.

Seit Beginn der jetzigen letzten Phase hat das Projekt seine Strategie noch mehr hin zur Unterstützung des Privatsektors gewandelt. Es ist nun das Hauptanliegen des ländlichen Regionalentwicklungsvorhabens Kandy, staatliche wie private Dienstleister dahingehend zu fördern, dass diese effektiver individuelle Klein- und Mittelbetriebe bei Expansion oder Diversifikation ihrer Produktion unterstützen. Hierdurch sollen Stimuli auf lokale Beschäftigungsmärkte ausgehen und es werden Verbesserungen von Produktqualität und Produktivität in einer Reihe von Sektoren erwartet. Mit diesem Ansatz verlagert das Projekt seinen Schwerpunkt scheinbar weg von den armen und strukturschwachen Gebieten, doch indem es sich mehr auf jene Gebiete konzentriert, in denen der Privatsektor bereits investiert, gehen von dort verstärkt Entwicklungsimpulse für das ärmere Hinterland aus. Ein besonderes Merkmal dieser letzten Phase ist die Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie Kammern, Unternehmensverbänden und kommerziellen Banken. In diesem Ansatz spielt die Regionalplanung unter Beteiligung von Gebietskörperschaften wie den Landkreisen und der Provinz eine wichtige Rolle. Eine vom Projekt eingerichtete Datenbank erlaubt in Verbindung mit einem sogenannten "Geographischen Informationssystem-GIS" die Analyse räumlicher Sachverhalte und Trends, und soll vom Privatsektor wie von staatlichen Einrichtungen zur regionalen Wirtschaftsförderung genutzt werden.

Das ländliche Regionalentwicklungsvorhaben Kandy ist kein isoliertes Vorhaben der deutschen Technischen Zusammenarbeit. Es steht im engen Verbund mit anderen sektoralen Projekten, vorwiegend der bilateralen Zusammenarbeit, die sich auf ländliche Kredite, auf landwirtschaftliche Beratung und Forschung sowie auf Informationsmanagement konzentrieren."

Quelle: BMZ. -- URL:  http://www.bmz.de/projekte/pr6.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.3.Beispiele zu Bildungsförderung


1.3.1. Äthiopien -- Förderung des Primarschulwesens



Abb.: Lage von Äthiopien (Quelle: CIA)


Abb.: Schule in Addis Abeba, Äthiopien (Foto: gtz, Eschborn)

"Viele lesen -- nur wenige lernen

Bildung hat in breiten Teilen des Landes, nicht nur in den städtischen Gesellschaften, einen hohen Stellenwert: Nirgendwo in Afrika sieht man in der Öffentlichkeit so viele lesende Menschen. Statistiken zeigen allerdings geringe Teilnahme am formalen Bildungssektor. So haben die niedrige Einschulung und der Verbleib in der Primarschule in und auch nach den langen Bürgerkriegsjahren zunächst noch weiter abgenommen. Mädchen im Gegensatz zu Jungen und ländliche Regionen im Vergleich zu Stadtgebieten sind besonders betroffen. Doch es bewegt sich viel: 1994 (New Education and Training Policy) und 1997 (Education Sector Develpment Programme) wurde von der (Übergangs-)Regierung eine nationale Bildungspolitik formuliert, die eine regionale kulturelle und unterrichtssprachliche Anpassung an die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen vorsieht und auf erhöhte Relevanz und Qualität der Grundbildung und damit auch auf breitere Nachfrage zielt. Im afrikanischen Kontext ist die eindeutige Entscheidung, die Kinder in den lokalen/regionalen Sprachen zu unterrichten und die Grundbildung in die regionale Verantwortung (Dezentralisierung) zu legen, ein bedeutender Schritt. Jedoch steckt die Umsetzung erst in den Anfängen.

Mit einem Projekt der technischen Zusammenarbeit unterstützt die GTZ im Auftrag des BMZ seit Anfang 1995 eben diesen Prozess des qualitativen Aufbaus der Primarschule in drei Regionen des Landes, im nördlichen Tigray, im ausgedehnten bevölkerungsreichen Oromia und in zwei abgelegenen und besonders vernachlässigten Zonen der riesigen, multilingualen und -kulturellen Südregion (50 Sprachen!). An den drei Standorten sind regionale Teams mit je einem entsandten pädagogischen Berater tätig. Viele Äthiopier erkennen an, dass dieses Projekt mit der Realisierung der Landespolitik ernst macht.

Die Arbeit setzt auf der Gemeindeebene an: Intensive Diskussionen zwischen Gemeindemitgliedern, Lehrer/innen und Schulleitung mit dem Projektteam führen zu Vereinbarungen, wer wieviel Arbeit und Material zur Rehabilitierung der Schulen beiträgt. Damit werden Eltern und Lehrerschaft in das Gespräch und in die Mitgestaltung und -verantwortung hineingezogen -- warum Schule, für wen Schule, wie Schule? Aus diesen ersten Initiativen entwickeln sich Lehrerfortbildungsprogramme, die auf die Ausgangslage der einzelnen Schulen hin orientiert sind, da der Bedarf von den Lehrern selbst benannt wird. Oder auch ein regional angepasster integrierter Curriculumansatz mit dem thematischen Schwerpunkt Umwelterziehung wird entwickelt und in den Schulen umgesetzt. In alle Entwicklungen sind die lokalen Verwaltungsinstanzen und die Dozent/innen der Lehrerausbildungseinrichtungen einbezogen. Ihr professionelles Selbstverständnis und ihre Arbeit werden damit immer wieder an der Zielgruppe überprüft. Daneben regt das Projekt Autoren zur Produktion von Lesestoff in den lokalen Sprachen, über die Schulmaterialien hinaus, an und unterstützt deren Druck und Verteilung.

Die Bundesregierung hat für die erste dreijährige Phase (2/1995 - 1/1998) DM 7,35 Mio. für das umfangreiche Projekt bereitgestellt. Diese Mittel werden für die Folgephase um DM 4,5 Mio. aufgestockt. Sie folgt auch mit diesem Projekt der Schwerpunktsetzung auf die Grundbildung im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit und der Überzeugung, dass eine verbesserte und deshalb verstärkt in Anspruch genommene Grundbildung hohe Renditen in den Entwicklungsländern erbringt und neben erwarteten wirtschaftlichen Wirkungen, einem Grundbedürfnis und Grundrecht der Menschen entgegenkommt."

Quelle: BMZ. -- URL: http://http://www.bmz.de/projekte/pr5.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.3.2. Bangladesh -- Nicht-staatliche Grundbildung



Abb.: Lage von Bangladesh (Quelle: CIA)

Abb.: Schulklasse in Bangladesh (Foto: KfW Bildarchiv, Frankfurt a. M.)

"Bangladesch, der mit rd. 847 Einwohner/km2 am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt, zählt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von US$ 230 pro Kopf zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern. Etwa die Hälfte der Menschen lebt unterhalb der Armutsschwelle. Bangladesch weist mit 65 % eine der höchsten Analphabetenraten der Welt auf. Ländliche Bevölkerung und Mädchen gehören zu den besonders benachteiligten Gruppen: Die Einschulungsquote in ländlichen Gebieten beträgt ca. 50 % gegenüber rund 85 % in den Städten. Das Verhältnis von eingeschulten Mädchen zu Jungen liegt in ländlichen Gebieten bei ca. 1:2. 1991 hat der bangladeschische Staat eine Neuorientierung des Bildungssektors zugunsten der Grundbildung mit dem Ziel "Bildung für Alle" bis zum Jahr 2000 vorgenommen. Trotz der enormen Anstrengungen ist angesichts der finanziellen und administrativen Engpässe offensichtlich, dass der Staat diese Herausforderung im vorgesehenen Zeitrahmen nicht allein bewältigen kann.

Die 1972 gegründete Nichtregierungsorganisation (NRO) Bangladesh Rural Advancement Committee (BRAC) begann Ende 1992 das Programm Non-formal Primary Education Programme (NFPE) im Bereich der nicht-staatlichen Grundbildung. Im Rahmen dieses Programms sollen bis zum ersten Quartal 2002 insgesamt 1,5 Millionen Kinder alphabetisiert werden. Projektgebiete sind vornehmlich ländliche Regionen Bangladeschs und zu einem geringeren Teil Schulen in den Slums großer Städte. BRAC-Schüler werden gezielt aus besonders armen Familien ausgesucht, in denen zumindest ein Elternteil nicht lesen und schreiben kann; 70 % der Kinder sind Mädchen. Diese Zielgruppe wird am wenigsten vom staatlichen Schulsystem erfasst. Die Unterrichtsinhalte decken den Lehrstoff an öffentlichen Schulen ab, um den Kindern nach Abschluss des durch BRAC angebotenen Schulzyklus den Übergang zu staatlichen Schulen zu ermöglichen. Ergänzt werden diese Inhalte durch Fächer wie Hygiene, Familienplanung und Umwelterziehung, die besonders lebensrelevant für die Zielgruppe sind.

Vor dem Hintergrund besonders hoher Abbruchraten in den ersten drei der insgesamt fünf Jahre umfassenden Primarschulbildung (u.a. wegen weiter Wege zur nächstgelegenen öffentlichen Schule) betreibt BRAC Schulen mit dreijährigem Zyklus . Das Curriculum ist darauf ausgelegt, die Schüler innerhalb dieses Zeitraums zu alphabetisieren; außerdem ist der Lehrplan auf das formale Bildungssystem abgestimmt, um das Überwechseln auf eine staatliche Schule im Anschluß an den BRAC-Zyklus zu ermöglichen. Um Investitionskosten gering zu halten, werden die Räumlichkeiten für die Schulen angemietet oder in Einfachstbauweise (Bambushütten) unter Mitarbeit der Eltern erstellt. Die Gesamtkosten des Programms belaufen sich auf DM 160 Mio., wobei die deutsche Seite mit DM 41,2 Mio. neben der Europäischen Union, UNICEF, Groß-Britannien, den Niederlanden, Schweden und Norwegen den zweitgrößten Geberanteil innehat."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr8.html. -- Zugriff am 27.6.2000 


1.3.3. Marokko -- Reform der Berufsbildung



Abb.: Lage von Casalanca (Quelle: CIA)


Abb.: Ausbildungszentrum Casablanca (Foto: gtz, Eschborn)

"Casablanca -- wer denkt da nicht zuerst an den gleichnamigen Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann, an große Liebe und echtes Hollywoodkino. Die Realität in Marokko ist jedoch weit entfernt von jeder Filmromantik. Etwa 60% der 27 Millionen Einwohner sind jünger als 25 Jahre. Und während Marokko eines der nordafrikanischen Länder mit den besten wirtschaftlichen Aussichten ist, wächst unter seinen Jugendlichen die Arbeitslosigkeit -- mit all ihren sozialen und politischen Folgen.

Schon heute stellen die unter 24jährigen mehr als die Hälfte der Arbeitslosen, obwohl viele von ihnen eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Eine Ursache liegt darin, dass den Abschlusszeugnissen von den Unternehmen kein allzu großer Wert beigemessen wird, da die Ausbildung zuwenig auf die Praxis und die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet ist. Die Folge: Viele Fachkräfte emigrieren nach Europa in der Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft.

Modellprojekt in Casablanca

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, bat die marokkanische Regierung Ende der 80er Jahre Deutschland um Unterstützung bei der Reform des beruflichen Bildungswesens. Das deutsche System der beruflichen Bildung schien durch seinen Praxisbezug gut geeignet, um die Schwächen der staatlichen Berufsbildung auszugleichen. 1991 begann das erste Modellprojekt einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte in Casablanca.

Zunächst wurde die private Wirtschaft zur aktiven Mitwirkung bewegt: Die Trägerschaft für das überbetriebliche Ausbildungszentrum Casablanca wurde paritätisch von der staatlichen Ausbildungsbehörde (OFPPT) und vom Unternehmerverband der Metallindustrie (FIMME) übernommen. Letzterer war der geeignete Partner auf Seiten der Wirtschaft, denn das Zentrum bildete zu Beginn Fachkräfte aus, die besonders in der Metallindustrie gefragt sind. Gemeinsam mit deutschen Experten entwickelten die Partner Ausbildungsordnungen und Lehrpläne für drei Modell-Ausbildungsgänge: Wartungstechniker, Kfz-Mechaniker und Industrieelektriker. Ausbilder und betriebliche Ausbildungsbeauftragte wurden qualifiziert. Aus Deutschland kamen Maschinen und Lehrmaterialien. Die Schulungen sind so angelegt, dass die Absolventen möglichst vielseitig einsetzbar sind. Die Resonanz auf das Projekt ist positiv; beispielsweise zeigt die marokkanische Textilindustrie starkes Interesse an dem praktizierten Ausbildungssystem. Das Ausbildungszentrum in Casablanca ist so auf dem besten Weg, eine "Keimzeile" für die Reform der beruflichen Bildung in Marokko zu werden.

Ausbildung der Ausbilder

Außerdem hat die Zentralstelle für gewerbliche Berufsförderung (ZGB) im Rahmen der deutsch-marokkanischen Zusammenarbeit 120 Ausbilder für Berufsbildungseinrichtungen der OFPPT für Jugendliche qualifiziert. Sie tragen mit ihrem neuen Wissen über praxisorientierte Ausbildung zum Gelingen der Ausbildungsreform und zur wirtschaftlichen Entwicklung in Marokko bei."

Quelle: BMZ. -- URL:  http://www.bmz.de/projekte/pr2.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.3.4. Südafrika -- Chancengleichheit durch Bildung



Abb.: Lage von Südafrika (Quelle: CIA)


Abb.: (Foto: GTZ, Werner Gartung)

"Mehr als 300 Jahre lang galt die schwarze Bevölkerung in der Republik Südafrika als Menschen zweiter Klasse. Erst mit den Reformgesetzen 1984 und schließlich den ersten freien und demokratischen Wahlen 1994 endete die Apartheid.

Auch wenn es eine neue Verfassung gibt, die allen Bevölkerungsgruppen gleiche Rechte einräumt, und Nelson Mandela zum Präsidenten gewählt wurde, wird es noch geraume Zeit brauchen, bis sich die wirtschaftliche und soziale Lage der Schwarzen grundlegend ändert. Eine Ursache dafür ist, dass die Politik der Apartheid ihnen jede Chancengleichheit auch im Bildungsbereich verwehrt hatte. Es war für die schwarze Bevölkerungsmehrheit sehr schwer, eine solide Schul- und Berufsausbildung zu erhalten. Und so war es ihnen nicht möglich, qualifizierte Arbeitsplätze zu übernehmen.

Die deutsch-südafrikanische Zusammenarbeit im Bereich beruflicher Bildung begann bereits vor den Wahlen 1994 mit der Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen (NRO). Dadurch ergab sich die Chance, die wichtige Phase des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs schon frühzeitig zu begleiten und Entwicklungsprozesse beratend zu unterstützen.

Zwei Schwerpunkte deutschen Engagements zeichneten sich bald ab: Unterstützung südafrikanischer NRO, die sich besonders für die berufliche Qualifizierung benachteiligter Bevölkerungsgruppen einsetzen, sowie Beratung der Regierung Südafrikas bei der Gestaltung eines nationalen Berufsbildungssystems. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit mit Südafrika ist Berufsbildung ein Schwerpunkt, wobei Maßnahmen der Berufsbildung und der Gewerbeförderung eng verzahnt werden.

Ein kooperatives System der Berufsbildung

1992 wurde ein internationales Team aus Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften, der Ausbildungsinstitute sowie des Staates eingerichtet. Wichtigste Aufgabe: ein System der allgemeinen und beruflichen Bildung für Südafrika vorzubereiten, in das vor allem diejenigen Bevölkerungsgruppen integriert werden sollten, die früher keinen Zugang zur beruflichen Qualifikation hatten. Vorbild ist dabei -- neben anderen -- auch das deutsche Modell der praxisorientierten Berufsausbildung. Deutsche Fachleute der Technischen Zusammenarbeit helfen dabei, das neue System auf den Bedarf des Arbeitsmarktes und die speziellen Bedürfnisse der zukünftigen Auszubildenden abzustimmen.

Besonderes Engagement für Jugendliche

Arbeitslosigkeit in Südafrika betrifft besonders auch junge Menschen. Ihnen die Chance bieten, sich beruflich zu qualifizieren, haben sich viele südafrikanische Nichtregierungsorganisation zum Ziel gesetzt. Denn in ihrer täglichen Arbeit in den Townships spüren sie, wieviel sozialer Sprengstoff in der Arbeitslosigkeit liegt. "Khuphuka Step" beispielsweise ist eine Organisation, die mit deutscher Unterstützung den Jugendlichen eine sehr praxisorientierte Ausbildung anbietet: In hauseigenen Werkstätten können sie sich zum Elektroinstallateur, Metalltechniker oder auch Tischler ausbilden lassen. Und wenn diese jungen Auszubildenden dann in der eigenen Gemeinde beginnen, vernachlässigte Häuser zu renovieren, neue Leitungen zu verlegen oder die Abwasserversorgung zu erneuern, spüren sie selbst die Veränderungen: Ihre eigenen Zukunftsperspektiven werden positiver, und sie wirken verändernd in ihrem Lebensumfeld.

Weiterqualifizierung von Führungskräften

Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der zum Teil bereits durchgeführten Maßnahmen ist die Qualifizierung von Lehrern, betrieblichen Ausbildern und Managern. Denn Chancengleichheit bedeutet auch, dass die schwarze Bevölkerung nun selbst Führungsaufgaben übernimmt. Gemeinsam mit dem Black Management Forum, einem Berufsverband schwarzer und farbiger Manager, kümmert sich z. B. die Kölner Carl Duisberg Gesellschaft um diesen Bereich und bietet eine 15monatige Fortbildung zum Thema "Internationales Management" an -- damit langfristig schwarze Führungskräfte selbstbewusst und erfolgreich südafrikanische Wirtschaftsunternehmen leiten können. Auch der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) wird in Kürze Entwicklungshelfer nach Südafrika entsenden, die beim Aufbau des Berufsbildungssystems mitwirken.

... und Chancen für Menschen ohne Ausbildung

 45 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung sind Analphabeten, und ein wahrscheinlich noch größerer Prozentsatz lebt an bzw. unter der Armutsgrenze. Viele dieser Menschen haben nie eine Ausbildung erhalten. Ihre Kenntnisse, z.B. im Handwerk oder in der Kfz-Mechanik, haben sie durch "learning-by-doing" erworben. Für sie werden im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit Ausbildungsgänge angeboten, die speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind und so langfristig zu einer Verminderung der Armut beitragen. Produktionsorientierte Ausbildungen, berufsbezogene Alphabetisierungskurse oder auch die formelle Anerkennung langjähriger beruflicher Tätigkeiten schaffen Chancen, dass auch sie an der gesellschaftlichen und sozialen Entwicklung Südafrikas beteiligt werden.

Südafrika -- Stabilitätsfaktor für das südliche Afrika

Südafrika ist der Motor der Entwicklung für die gesamte Region des südlichen Afrika. Impulse der Wirtschaftsentwicklung wirken weit über die Landesgrenzen hinaus. Auch aus diesem Grund hat die Förderung der beruflichen Bildung einen bedeutsamen Einfluss auf die soziale und ökonomische Stabilität Südafrikas und seiner Nachbarn."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr11.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.4. Beispiele zur Förderung des Umweltschutzes


1.4.1. Burkina Faso -- Programmansatz zur Desertifikationsbekämpfung



Abb.: Lage von Burkina Faso (Quelle: CIA)


Abb.: Hier wurde ein Viehtriebsweg von der Bevölkerung abgesteckt und markiert, den die Hirten respektieren müssen (Foto: M. Banzhaf)

"Sahelprogramm

(Programme Sahel Burkinabé)

 Die Bevölkerung im Sahel Burkina Fasos ist von einer großen ethnischen, sozialen und wirtschaftlichen Heterogenität geprägt: Wanderhirten, sesshafte Ackerbauern, ehemals adelige Gruppen und einstige Abhängige, zugewanderte Bauern und Hirten konkurrieren um die gleichen natürlichen Ressourcen, vor allem um die besonders günstigen Standorte wie Flussniederungen und Altdünen.

Das rasche Bevölkerungswachstum, Veränderungen in der Sozialstruktur, die Zuwanderung von Ackerbauern, die Zwänge zur Anpassung, die sich aus den Dürrejahren ergaben und andere Faktoren haben in den letzten 20 Jahren das traditionelle Ressourcenmanagement in der Region aus dem Gleichgewicht gebracht. Bewährte und angepasste Landnutzungsformen wie die Wanderviehhaltung wurden eingeschränkt oder gingen verloren. Die landwirtschaftliche Nutzung ehemaliger Weidezonen und Viehpassagen führt zu Nutzungskonflikten von Ackerbauern und Viehhaltern.

Hinzu kommt, dass die Regierung Burkina Fasos in den achtziger Jahren die traditionellen Autoritäten und damit auch die bestehenden Boden- und Nutzungsrechte außer Kraft setzte. Durchsetzungsfähige neue Landnutzungsregeln fehlen bis heute. Diese mit der Bevölkerung zu erarbeiten, ist eine der wesentlichen Aufgaben des "Programme Sahel Burkinabé (PSB)".

Das PSB entstand im Rahmen des deutschen CILSS-Beitrags (Comité Permanent Interétats de Lutte contre la Sécheresse dans le Sahel -- Zusammenschluss der Sahel-Länder) in den achtziger Jahren als ein umfassendes Programm im Kontext der nationalen Desertifikationsbekämpfung. Es wird nicht nur von Deutschland, sondern auch von den Niederlanden und Dänemark mit langfristig angelegten Entwicklungsvorhaben zum Ressourcenmanagement unterstützt. Die Bundesregierung fördert das PSB im Rahmen der deutsch-burkinischen Zusammenarbeit seit 1986 in Ergänzung von zwei in der Region laufenden Projekten des DED. Das Projektgebiet umfasst vier Departements mit 56 Dörfern. Bis heute beträgt der deutsche Beitrag 16,91 Mio. DM.

Das PSB will die ländliche Bevölkerung des burkinischen Sahel dabei unterstützen, ihre natürlichen Ressourcen produktiver und nachhaltig zu bewirtschaften. Es arbeitet mit vielen Partnern zusammen: mit den direkten Ressourcennutzern, den staatlichen land- und forstwirtschaftlichen Beratungsdiensten sowie mit in der Region tätigen NRO.

Die gleichberechtigte Beteiligung aller Nutzergruppen (Wanderviehhalter, sesshafte Ackerbauern) an der Planung und Durchführung der Ressourcenschutzmaßnahmen ist eine wesentliche Voraussetzung. Über Beratung und Ausbildung soll die Bevölkerung in die Lage versetzt werden, Eigenverantwortung für die nachhaltige Entwicklung der Region zu übernehmen.

Ausgangspunkt der Arbeit auf Dorfebene sind Planungssitzungen, bei denen Frauen, Männer und Jugendliche zunächst getrennt Aktivitäten zur Wiedergewinnung durch Erosion zerstörter Acker- und Weideflächen sowie begleitende dörfliche Entwicklungsmaßnahmen (wie z. B. die Einrichtung und Verwaltung einer Getreidebank) beschließen, über die dann in der dörflichen Vollversammlung entschieden wird. Auf der Grundlage zwei bis dreijähriger Erfahrung wird dann ein umfassender Aktionsplan erarbeitet, der die langfristige Ressourcennutzung festlegt. Vom Projekt und seinen Partnern ausgebildete "Dorfplaner" und "Dorftechniker" sollen mit der Bevölkerung die entsprechenden Maßnahmen eigenständig durchführen.

Dazu gehören beispielsweise Erosionsschutz durch Rückhalten von Regenwasser mittels Steinwällen oder die Anlage von Windschutzhecken, die Einführung agroforstwirtschaftlicher Methoden, das zeitweise Unterschutzstellen gefährdeter Flächen und ein schonendes Weidemanagement. Bisher wurden über 200 Personen, Männer wie Frauen, in Planungs- und Ressourcenschutztechniken als "Multiplikatoren" ausgebildet.

Durch Abstimmung und Koordinierung mit allen Partnerprojekten im burkinischen Sahel konnte das PSB erreichen, dass die Bedeutung der mobilen Viehhaltung als besonders, angepasstes Produktionssystem in der Region wieder erkannt und eine Strategie zur Einbeziehung wandernder Viehhalter in Ressourcenschutzmaßnahmen entwickelt wurde.

Zur gemeinsamen Landnutzungsplanung und zur Lösung von Konflikten bei der Nutzung derselben, natürlichen Ressourcen durch unterschiedliche Gruppen wurden dorfübergreifende Gremien eingerichtet. Hier verständigen sich Bauern und Viehhalter unter anderem über Grenzen von Weide- und Ackerzonen sowie Viehpassagen. So einigten sich beispielsweise die Vertreter von 18 Nutzergruppen der nördlichen Provinz Oudalan über die Einhaltung gemeinsam festgelegter Regeln für die Nutzung von Wasserstellen, Weiden und Ernterückständen. Die Unterstützung solcher Einigungsprozesse, die eine Grundvoraussetzung für langfristiges Ressourcenmanagement sind, ist derzeit eines der Hauptanliegen des Projektes."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr4_h.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.4.2. Brasilien -- Pilotprogramm zur Bewahrung der tropischen Regenwälder



Abb.: Lage von Brasilien (Quelle: CIA)


Abb.: Brandrodung am mittleren Amazonas (Foto: BMZ)

"PPG7 -- das Internationale Pilotprogramm zur Bewahrung der tropischen Regenwälder in Brasilien -- ist heute das Beispiel praktischer, internationaler Zusammenarbeit in dem Bemühen, die weiterhin fortschreitende Zerstörung der tropischen Regenwälder zu beenden.

 Die Initiative von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl auf den Gipfeltreffen der Europäischen Union (EU) in Dublin und der G7-Staaten in Houston im Jahre 1990 war Basis für ein Angebot an die brasilianische Regierung, ein Pilotprogramm zum Schutz der Regenwälder in Brasilien zu unterstützen. Dieses Angebot war mit der Erwartung verknüpft, im Zuge der Programmdurchführung die schon eingeleitete Abkehr von einer auf Raubbau basierenden Entwicklung des Amazonasraums politisch und materiell zu unterstützen. Sie wurde von der Notwendigkeit getragen, eine nachhaltige Entwicklung dieses Gebiets im Bewusstsein der politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit zu verankern.

Die brasilianische Regierung griff diese Initiative auf und arbeitete mit Unterstützung der Weltbank, der EU-Kommission, der Bundesrepublik Deutschland und den weiteren Geberstaaten einen umfangreichen Programmentwurf aus. Im Dezember 1991 wurden in Genf von den beteiligten Partnern die Strategie, Finanzierung und Umsetzungsmodalitäten des Programms festgelegt. Die Weltbank erklärte sich bereit, die Koordinierung des Programms zu übernehmen. Eine Rain Forest Coordination Unit, heute mit Sitz in Brasilia, wurde extra zu diesem Zwecke eingerichtet.

Nicht zuletzt diese internationale Kooperation macht die Besonderheit des "PPG7" aus. Es ist nicht nur das größte und anspruchvollste Tropenwaldprogramm, sondern hat auch Vorbildcharakter hinsichtlich seiner Inhalte und des methodischen Vorgehens. Die Strategien, die hier entwickelt werden, sollen -- wo möglich und sinnvoll -- auch in andere Bereiche oder Regionen übertragen werden.

Das Pilotprogramm zielt darauf ab, Brasiliens Entwicklungsziele mit der Aufgabe, die brasilianischen Regenwälder zu bewahren, in Einklang zu bringen. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung soll dabei umfassend eingeführt und eine kontinuierliche Senkung der Waldzerstörungsrate sichergestellt werden.

Im einzelnen werden mit dem Pilotprogramm folgende Ziele angestrebt:

Um diese Ziele zu erreichen, hat man die einzelnen Vorhaben den folgenden vier Aktionsfeldern zugeordnet:

Für eine erste Phase, einschließlich einer Übergangsphase bis zum Jahre 2002, werden von Brasilien und der internationalen Gebergemeinschaft für bisher 12 Vorhaben, den sogenannten "core projects", 291,1 Mio US-$ bereitgestellt. Der deutsche Anteil an diesen Zusagen beträgt 240,5 Mio DM oder ca. 46 Prozent. Zusätzlich werden durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung noch "bilateral assoziierte" Projekte durchgeführt, die der Zielsetzung des PPG7 entsprechen, aber nicht von der Weltbank koordiniert werden.

Die Durchführung dieser Vorhaben obliegt für die Technische Zusammenarbeit (TZ) der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und für die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

 Einschließlich der Mittel für diese bilateral assoziierten Vorhaben hat die Bundesrepublik Deutschland für die Bewahrung der tropischen Regenwälder in Brasilien Mittel in Höhe von 415,0 Mio DM zur Verfügung gestellt.

Die brasilianische Regierung wird für das Vorhaben durch das Bundesumweltministerium (Ministério do Meio Ambiente, dos Recursos Hídricos da Amazônia Legal) vertreten.

Mit dem Internationalen Pilotprogramm zum Schutz der brasilianischen Regenwälder gingen die beteiligten Staaten durch die Verfolgung eines gemeinsamen Zieles eine Partnerschaft ein. Schon bei der Vorbereitung des PPG7 waren sich alle beteiligten Regierungen und Fachleute bewusst, dass die gesteckten Ziele nicht kurzfristig erreicht werden können. Es ist daher von besonderer Bedeutung, dass die brasilianische Regierung zwischenzeitlich die politischen Voraussetzungen für die Umsetzung des Programms geschaffen hat. Die gesellschaftliche Verankerung des PPG7 sowie seine hohe politische Bedeutung und Beachtung haben einen Wertewandel innerhalb der brasilianischen Gesellschaft eingeleitet.
Die Vision der Agenda 21, eine nachhaltige Entwicklung des Amazonasraums, ist die globale Herausforderung des PPG7."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr1.html. -- Zugriff am 27.6.2000


1.4.3. Argentinien -- Regionalentwicklung und Wüstenbekämpfung



Abb.: Lage von Patagonien und La Rioja (Quelle: CIA)


Abb.: Kontrollierte Tierhaltung ist eine Möglichkeit, der Desertifikation entgegenzuwirken (Foto: W. Moosbrugger)

"Förderschwerpunkt Desertifikationsbekämpfung

 Die Unterstützung von Vorhaben zur Desertifikationsbekämpfung ist seit Mitte der achtziger Jahre ein Förderschwerpunkt der deutschen bilateralen Entwicklungszusammenarbeit. Eine große Anzahl laufender Projekte mit einem Gesamtzusagevolumen von rund 2,3 Mrd. DM bietet einen breiten Erfahrungsschatz für die Technische und Finanzielle Zusammenarbeit.

Der regionale Schwerpunkt der Desertifikationsbekämpfung liegt in Afrika. Über 60% der geförderten Projekte werden in Afrika durchgeführt. Auf Asien und Lateinamerika entfällt jeweils rund ein Fünftel des Fördervolumens. Wasserversorgung, ländliche Entwicklung und Ressourcenmanagement stehen im Vordergrund.

Rund ein Drittel der Mittel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden für multilaterale Programme internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen und ihrer Unterorganisationen, der Weltbank und der Europäischen Union bereitgestellt. Auch auf diese Weise fördert die Bundesrepublik wirksame Programme der Desertifikationsbekämpfung.

Deutschen Nicht-Regierungsorganisationen (Kirchen, Stiftungen der im Bundestag vertretenen politischen Parteien und rund 100 weiteren Organisationen) stellt das BMZ jeweils etwa 10% seiner jährlichen Haushaltsmittel zur Verfügung. Zusätzliche eigene Mittel bringen die NRO meist aus Spenden der deutschen Öffentlichkeit auf. Die NRO leisten in eigener Verantwortung wichtige Beiträge zur Lösung von Entwicklungsproblemen in Ländern der südlichen Hemisphäre. Ein erheblicher Teil dieser Leistungen dient der Unterstützung von Selbsthilfemaßnahmen beim Ressourcenmanagement und bei Desertifikationsbekämpfung.

Beispiele aus der Praxis

Die folgenden Projektbeispiele aus Afrika, Asien und Südamerika sollen die unterschiedlichen deutschen Erfahrungen im Bereich der Desertifikationsbekämpfung veranschaulichen. In Argentinien geht es um ländliche Regionalentwicklung, in Burkina Faso und Namibia um einen Programmansatz im Rahmen der nationalen Desertifikationsbekämpfung, in Mali um dörfliche Landnutzungsplanung und in Indien um das Management von Wassereinzugsgebieten. Am Beispiel von Mali werden auch die deutschen Beiträge zur Umsetzung der Internationalen Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung geschildert. Außerdem werden Beispiele für Institutionenförderung (Comité Permanent Inter-Etats de Lutte contre la Sécheresse au Sahel-CILSS) sowie für die Unterstützung von Forschungseinrichtungen (Arab Center for the Studies of Arid Zones and Dry Lands -- ACSAD) im Bereich der Desertifikationsbekämpfung vorgestellt.

Argentinien: Regionalentwicklung und Desertifikationsbekämpfung

Desertifikationsbekämpfung in Patagonien
Integrierte ländliche Entwicklung der Region Los Llanos, La Rioja

 75% der Flächen Argentiniens sind ariden und semiariden Zonen zuzurechnen, und ungefähr 50% der land- und viehwirtschaftlichen Produktion des Landes werden in diesen Trockengebieten erwirtschaftet. Der argentinische Agrarsektor befindet sich jedoch heute in einer kritischen Lage. Neben sinkenden Weltmarktpreisen für Agrarprodukte liegt eine der Hauptursachen für die gegenwärtigen Probleme darin, dass die nationale Politik bisher der Entwicklung des ländlichen Raums nicht die entsprechende Bedeutung zugemessen hat. Gepaart mit den negativen Auswirkungen nicht angepasster Landnutzungssysteme und der massiven Rodung der Naturwälder führte dies zu Bodendegradation, Erosion und Versalzung. Besonders drastisch wirkt sich diese Entwicklung in Patagonien aus.

Die wirtschaftliche Entwicklung in Patagonien, dem südlichsten Teil Argentiniens mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 100-300 mm, basierte nahezu ausschließlich auf der extensiven Schafhaltung.

Diese uneingeschränkte, einseitige und nicht an die natürliche Tragfähigkeit der Weiden angepasste Nutzung der patagonischen Steppe führte zu großflächiger Zerstörung der Vegetation und damit zur Vernichtung der Futterbasis der Schafherden. Eine direkte Folge davon ist der Niedergang der Schafhaltung. Landflucht und radikale Verarmung der verbleibenden Bevölkerung sind weitere Konsequenzen.

Deutschland fördert seit 1990 das Vorhaben "Desertifikationsbekämpfung in Patagonien" und hat hierfür bisher rund 11,4 Mio. DM zur Verfügung gestellt. Das Projekt will durch seine Aktivitäten erreichen, dass in Patagonien alternative, für die Bauern nachvollziehbare Bewirtschaftungsformen entwickelt und angewendet werden, welche eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen ermöglichen. Es kann damit einen Beitrag zur Eindämmung der Desertifikation in der Projektregion leisten.

Als Beratungsinhalte seien beispielhaft genannt: Information und Sensibilisierung über die prekäre Situation der natürlichen Ressourcen sowie die Ursachen und Auswirkungen auf die Arbeits-, Produktions- und Lebensbedingungen der betroffenen Bevölkerung; verbessertes Weidemanagement: Einführung von Rotation, Futterbevorratung und bewässertem Futterbau; Diversifizierung der Produktion: Wolle, Fleisch und Lämmer (statt nur Wolle); Verbesserung der Schafschur zur Steigerung der Wollqualität; Verbesserung der Herden durch Selektion; Bewässerungslandwirtschaft; Anlage einfacher Gewächshäuser zum Gemüseanbau; Wollverarbeitung; gemeinsame Vermarktung und gemeinsamer Einkauf.

Das Projekt hat eine Landnutzungsplanung entwickelt, die auf der Interpretation von Satellitenbildern beruht und die mit einem System zur Entscheidungshilfe für die Bauern verbunden ist. Dadurch wurde erstmals eine auf die tatsächlich verfügbaren Ressourcen abgestimmte Entwicklungsplanung -- von der Betriebs- bis zur Regionalebene -- möglich.

Ein weiteres von der Bundesregierung gefördertes Vorhaben ist das Projekt "Integrierte ländliche Entwicklung der Region Los Llanos, La Rioja". Der deutsche Beitrag für dieses Projekt beträgt rund 6,4 Mio. DM (1991 bis 1997).

Das zentrale Problem der Ebenen (Llanos) in La Rioja ist die zunehmende Degradierung und Zerstörung der natürlichen Ressourcen durch unangepasste Nutzung (Überweidung, Holzeinschlag, Brände). Dies führt zu einem sich selbst verstärkenden Kreislauf: Abnahme der Bodenfruchtbarkeit, Degradierung der Vegetation, zunehmende Erosion, geringe Futterproduktion, Rückgang der tierischen Produktion, Überstockung und Übernutzung der Weideflächen, niedrige Einkünfte und zunehmende Verarmung der Bevölkerung. Aus diesem Kreislauf können sich vor allem die kleinen Betriebe nicht aus eigener Kraft befreien (etwa 85% aller Betriebe in der Region).

In diesem Zusammenhang ist auch besonders die Rolle der Frauen zu erwähnen. Aufgrund starker saisonaler Migration der Männer müssen die zurückbleibenden Frauen mit ihren Kindern die Betriebe weiterführen. Obwohl sie damit erheblich zum Familieneinkommen beitragen, erhalten sie durch die staatlichen Dienste weder Unterstützung noch Beratung und im Dorf auch keine soziale Anerkennung.

Die Forderung von Frauen spielt im Projekt eine wichtige Rolle. Das Projekt bemüht sich, durch seine Aktivitäten dazu beizutragen, dass Frauen ein höheres Einkommen erzielen, sich dadurch ihre Stellung in der dörflichen Gesellschaft verbessert und sie so bei der Lösung der Ressourcenprobleme eine stärkere Rolle spielen können. Die Beratung der Landfrauen wird dadurch erleichtert, dass 50% der Projektmitarbeiter Frauen sind.

Durch die Aktivitäten des Projektes sollen die ländliche Bevölkerung und die vor Ort arbeitenden Mitarbeiter der staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen in die Lage versetzt werden, langfristig die von ihnen definierten Entwicklungsprobleme zu lösen. Hierzu hat das Projekt eine Regional- und Landnutzungsplanung eingeführt, technologische Neuerungen verbreitet und Basisorganisationen gefördert. Die Problematik der Ressourcenzerstörung wird auch in den formalen und nichtformalen Bildungssektor eingebracht und soll zu einer stärkeren Sensibilisierung der Bevölkerung fuhren. Mit dem Vorhaben wird in La Rioja erstmals der Weg zu einer eigenen Entwicklungsstrategie auf der Basis der verfügbaren Ressourcen aufgezeigt.

NRO und staatliche Beratungsdienste verbreiten die technischen Neuerungen bei den Bauern. So wurde durch die Einsaat von Büffelgras die Bodenbedeckung verbessert. Außerdem wurden Wasserrückhaltebecken gebaut, um die Wasserversorgung für Menschen und Tiere zu sichern. Darüber hinaus hat das Projekt Technologien zum verbesserten Weidemanagement, zu alternativen Produktionssystemen und zu einer besseren Selbstversorgung entwickelt. Die Ausdehnung der Beratungsmaßnahmen in die Nachbarprovinz Cata Marca wird derzeit vorbereitet.

Von den beiden hier vorgestellten argentinisch-deutschen Vorhaben sind wichtige Impulse ausgegangen, die bewirkt haben, dass heute der Desertifikationsbekämpfung in Argentinien eine höhere Bedeutung beigemessen wird. Aber auch in anderen Regionen existieren punktuell sehr erfolgversprechende Erfahrungen, z.B. in Mendoza, Salta und Chaco. Deshalb bereitet Deutschland die Unterstützung eines nationalen Projektes zur Desertifikationsbekämpfung vor.

Das von Argentinien vorgeschlagene Vorhaben ist darauf ausgerichtet, die Projekte und Institutionen, die im diesem Bereich tätig sind, zusammenzuführen. Es will eine Plattform schaffen, um einen Informationsaustausch über die verschiedenen Ansätze, Vorgehensweisen und Techniken bei der Desertifikationsbekämpfung zu ermöglichen. Auf dieser Grundlage soll eine gemeinsame nationale Strategie für Argentinien erarbeitet werden."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr9.html. -- Zugriff am 27.6.2000 


1.4.4.  Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) -- Der Taï-Nationalpark



Abb.: Ungefähre Lage des Taï-Nationalparks (Quelle: CIA)


Abb.: Eine grüne Baumnatter - Teil der Biodiversität im Taï-Nationalpark (Foto: BMZ)

"Der Taï-Nationalpark in der Elfenbeinküste

 In Afrika ist die Waldzerstörung am weitesten in der Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) fortgeschritten. Zusammenhängende und intakte Waldgebiete gibt es nur noch dort, wo die Besiedlung über lange Zeit nur langsam fortgeschritten ist. Dazu gehört der Taï-National-Park, dicht an der Grenze zum Nachbarland Liberia gelegen. Die UNESCO hat den Park mit seinen 454.000 Hektar zum Biosphärenreservat und zum Denkmal des Kultur- und Naturerbes erklärt. Die Artenvielfalt, die sich in dem geschlossenen, in weiten Teilen unzugänglichen Waldgebiet verbirgt, ist nur zum Teil erforscht. Vom Aussterben bedrohte Tiere, u.a. diverse Affenarten, finden hier eines ihrer letzten Rückzugsgebiete.

Weil die ivorischen Behörden den Schutz des Parks aus eigener Kraft nicht mehr sicherstellen konnten, wurde mit deutscher Unterstützung eine formal unabhängige Parkverwaltung ins Leben gerufen. Sie wird heute im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durch Berater der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und einen über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung gestellten Finanzierungszuschuss von 14 Mio. DM unterstützt. Die Wächter des Parks wurden inzwischen neu ausgerüstet, und für sie werden jetzt rund um den Park Stützpunkte errichtet. Die Grenzen des Parks wurden sichtbar markiert. Unter der Bevölkerung, in Schulen und bei Behördenvertretern warben Mitarbeiter der Parkverwaltung für den Schutzgedanken. In Pilotprojekten wird gemeinsam mit der um den Park siedelnden Bevölkerung nach Möglichkeiten gesucht, neue Einkommensquellen zu erschließen.

Heute, nach annähernd drei Jahren Projektlaufzeit, sind die Grenzen des Taï-Parks akzeptiert, die illegale Waldrodung ist unterbunden. Ein großes Problem stellt allerdings nach wie vor die kommerziell betriebene Wilderei dar, über die der Fleischmarkt in den großen Städten des Landes versorgt wird. In dem unzugänglichen Gelände können die Parkwächter nur wenig dagegen ausrichten: Notwendig ist ein Zusammenwirken mit anderen staatlichen Organen, um die Abfuhr des Wildbrets zu unterbinden. Bislang ist dies nicht gelungen.

Es ist abzusehen, dass die Betriebskosten des intensivierten Parkschutzes nicht von der Elfenbeinküste getragen werden können. Deshalb soll später einmal eine Stiftung zum Schutze des Taï-Parks diese Aufgabe übernehmen, die zum Teil über Einnahmen des Parks, evtl. auch im Rahmen von Öko-Tourismus, finanziert wird. Hauptsächliche Geldquelle werden jedoch öffentliche oder private Sponsoren sein müssen, die sich dem Schutz des Naturerbes Taï-Park verpflichtet fühlen.

Geschützt werden mit deutscher Unterstützung auch sieben Staatswälder bei Abengourou im Osten der Republik Côte d'Ivoire. Im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit wird hier ein Finanzierungszuschuß in Höhe von 26 Mio. DM u.a. für die Wiederaufforstung, den Wegebau und die Ausrüstung der von der GTZ beratenen Forstverwaltung verwandt."

Quelle: BMZ. -- URL: http://www.bmz.de/projekte/pr7.html. -- Zugriff am 27.6.2000


Bevölkerungspolitik


Zu einer Strategie der nachhaltigen Entwicklung gehört es auch, den Ländern bei der Konzeption, Finanzierung und Umsetzung wirksamer Bevölkerungsstrategien und Programme zu helfen. Maßnahmen der Familienplanung sollen so weit wie möglich von integrierten Programmen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Verbesserung der Stellung der Frau unterstützt werden. Vorraussetzung einer Förderung ist die freiwillige Durchführung von Maßnahmen, die die jeweiligen kulturellen und religiösen Traditionen berücksichtigen.

Das BMZ hat auch ein Rahmenkonzept zur Erfassung soziokultureller Kriterien der Vorhaben in der Entwicklungsarbeit erarbeitet. Dieses Rahmenkonzept geht von drei soziokulturellen Schlüsselfaktoren aus, die bei der Planung zu berücksichtigen sind:

Mit Hilfe dieses Konzepts versucht das BMZ die Wirklichkeit der Entwicklungsländer breiter und tiefer zu erfassen, als dies mit der traditionellen wirtschaftlich-technischen Sichtweise möglich ist.


Die neue Weltwirtschaftsordnung -- NWWO


"Wir, die Mitglieder der Vereinten Nationen [...] verkünden feierlich  unsere gemeinsame Entschlossenheit, nachdrücklich auf die Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung hinzuwirken, die auf Gerechtigkeit, souveräner Gleichheit, gegenseitiger  Abhängigkeit, gemeinsamem Interesse und der Zusammenarbeit aller Staaten ungeachtet ihres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systems beruht, die Ungleichheiten behebt und bestehende Ungerechtigkeiten beseitigt, die Aufhebung der sich vertiefenden Kluft zwischen den entwickelten Ländern und den Entwicklungsländern ermöglicht und eine sich ständig beschleunigende wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Frieden und Gerechtigkeit für heutige und künftige Generationen sicherstellt."  
Hinter der NWWO steht als eine wiederkehrende Forderung der Ausgleich von Benachteiligungen der Dritten Welt. Da Gleichberechtigung nur unter Gleichen gerecht ist, wird eine Vorzugsbehandlung der Entwicklungsländer gefordert, wo immer dies möglich erscheint. Dies gilt auch innerhalb der Dritten Welt

Es gibt zwei Organisationen die geholfen haben, ein starkes und florierendes Welthandelssystem aufzubauen. Die GATT1 und die WTO2.

Das System wurde durch eine Reihe von Handelsrunden im Rahmen der GATT entwickelt. Die ersten Runden behandelten hauptsächlich die Zollherabsetzungen aber später auch Bereiche wie anti-dumping und Freihandelsbestimmungen (non-tariffs measures). Die letzte Runde -- Uruguay 1986-1994 -- führte zur Gründung der WTO.


Die Welthandelsorganisation WTO


Die WTO ist die einzige internationale Organisation, die sich mit den globalen Handelsregeln zwischen den Staaten beschäftigt. Ihre Hauptfunktion ist es, den freien, reibungslosen und transparenten (predictable) Handel sicherzustellen. Entscheidungen der WTO werden in der Regel im Konsens zwischen allen Mitgliedsstaaten getroffen und von deren Parlamenten ratifiziert.

Hauptbestandteil des Systems -- bekannt als multilaterales Handelssystem -- sind die Abkommen der WTO, ausgehandelt und unterzeichnet vom Großteil der Handelsnationen der Welt. Diese Abkommen sind die rechtlichen Grundlagen für den internationalen Handel. Im Grunde sind diese Abkommen Verträge, die den Mitgliedsländern wichtige Handelsrechte garantieren.


Die WTO versucht ihre Ziele durch folgendes zu erreichen



Aufbau der WTO


Die WTO hat 130 Mitglieder, welche für über 90% des Welthandels stehen. Über 30 weitere Staaten stehen in Beitrittsverhandlungen.

Das oberste Gremium der WTO ist die Ministerkonferenz, welche sich mindestens einmal alle zwei Jahre trifft. Ihr ist der General Council, welcher sich mehrere Male im Jahr im Genfer Hauptquartier3 trifft, untergeordnet. Der General Council bildet auch die Gremien zur Überwachung der Handelspolitik und zur Schlichtung von Handelsstreitigkeiten. Auf der nächsten Stufe berichten der Goods Council (Güter), der Services Council (Dienstleistungen) und der Intellectual Property (TRIPS) Council (Geistiges Eigentum) dem General Council.

Zahlreiche spezielle Komitees und Arbeitsgruppen behandeln die individuellen Vereinbarungen und andere Gebiete wie Umwelt, Entwicklung, Mitgliedsanträge und regionale Handelsvereinbarungen.


Sri Lanka: Sarvodaya Shramadana Movement



Abb.: Lage von Sri Lanka [Quelle: CIA]


WWW-Präsenz des Sarvodaya Shramadana Movement:

Sarvodaya Shramadana Movement. -- URL: http://www.sarvodaya.org/. -- (= http://phoenix.akasha.de/~sarvdaya/). -- Zugriff am 24.6.2000


Bedeutung des Namens


SARVODAYA

A word coined by Mahatma Gandhi [1869 - 1948].
To us this means "The awakening of all"

SHRAMADANA

This is the voluntary sharing of time, resources, thoughts, energy and labor.

MOVEMENT

The term stands for dynamism, the momentum of people motivated from within, and the popular support that's essential for successful and sustainable development and change on a national level

[Quelle: http://www.sarvodaya.org/Library/Pamphlets/pamphlet1/name.html. -- Zugriff am 24.6.2000]


Geschichte und Zielsetzung


WHAT IS IT
Sarvodaya Shramadana Movement (SSM) is a voluntary, non-governmental, non-profit, non-sectarian, non-political people's development movement founded in 1958 in Sri Lanka. By Act of Parliament the SSM was incorporated in 1972 as the Lanka )athika Sarvodaya Sharamadana Sangamaya (LJSSS). It is an approved charity by gazette notification of 25th August 1965. SSM has brought about 'grass - roots initiative , involvement and development of mind' among thousands of village people in Sri Lanka. It is " Development with a human face "

[Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 1]

Der Gründer dieser Bewegung, Ahangamane Tudor Ariyaratne, interpretiert den Namen Sarvodaya Shramadana als "Das Teilen seiner Zeit, Gedanken und Energien zur Erweckung aller". [Kantowsky, Sarvodaya S. 40]  

Abb.: A. T. Ariyaratne (geboren 1931), der Gründer von Sarvodaya Shramadana

[Quelle der Abb.: http://www.sarvodaya.org/Library/AriBiography/Index.htm. -- Zugriff am 24.6.2000] 

Diese Bewegung ist ein Versuch, genuin buddhistische Werte in die entwicklungspolitischen Bemühungen zu bringen. Die Bewegung geht zurück auf das Jahr 1958, als Ahangamane Tudor Ariyaratne, damals Lehrer für Naturwissenschaft an einer High School, seine Schüler und einige andere mitnahm in ein Dorf mit Outcasts, um dort elf Tage lang auf dem Gebiet Dorfentwicklung tätig zu sein. Damit wollte er Mitgliedern der städtischen Oberschicht Einsichten in die wahren Lebensbedingungen ihrer Outcast-Mitbürger geben. Die Bewegung ist gewiss mit beeinflusst durch Mahatma Gandhi [1869 - 1948] und Vinoba Bhave [1895 - 1982] , will aber eine eigenständige buddhistische Entwicklung sein. 

Die Geschichte der Bewegung ist schwer zu rekonstruieren: einige Ereignisse mögen genügen: 

1966 beschloss man, in hundert ausgewählten Dörfern in Sri Lanka ein sogenanntes Gramodaya Programm (Dorferweckung) durchzuführen, um so den 100. Geburtstag Gandhis (1969) zu feiern. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die eigenen Vorstellungen klarer als bisher formuliert. 

Ziel des Sarvodaya ist es, in jedem Individuum eine doppelte Erlösung (Befreiung) zu erreichen:

Die Realisierung sollte auf drei Ebenen geschehen:

  1. durch Shramadana, d.h.. gemeinsames Arbeiten und Teilen, ein erzieherischer Erweckungsprozess
  2. diese neue Atmosphäre und Selbstachtung wird genutzt durch die Sarvodaya Dorferweckung und Entwicklung
  3. durch Partizipation des Volkes in den verschiedenen Stadien der Planung und Ausführung entsteht ein gewaltloser Prozess der Emanzipation.
SARVODAYA CENTRAL THOUGHT

Harnessing the goodness of man for the Total Awakening of All

OBJECTIVE

To generate a non-violent total revolution towards the creation of a Sarvodaya social order which will ensure the total awakening of:

  • The human personalities --> Paurushodaya
  • The human families --> Kutumbodaya
  • The village communities --> Gramodaya
  • The urban communities --> Nagarodaya
  • The national communities --> Deshodaya and
  • The world community --> Vishvodaya

[Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 2]

AN ANALYSIS OF THE PRESENT SOCIAL ORDER
IN RELATION TO
THE DESIRED SARVODAYA SOCIAL ORDER
Present Order Desired Order
1. Lacks self-knowledge and self-reliance 1. Strives for self-realization and self-reliance
2. Blindly follows materialistic values 2. Motivated by indigenous cultural and [!] values
3. Worship of wealth, power and position and uses untruth, violence and selfishness 3.Respects virtue, wisdom and skills and uses truth, non-violence and self denial
4. Organizations based on possession and vicious competition become strong. Capitalistic economy, bureaucratic control, power and party politics become major social forces 4. Organizations based on sharing and co-operation become powerful. People's politics based on economic trusteeship, people's participation and party-less and participatory democracy become major social forces.
5. Evil in man is harnessed. Society gets fragmented into caste, racial, religious and party-political differences Good in man is harnessed. Society tends to get integrated as one human family. All forces that divide people give way to forces that unite.
6. Economic resources are improperly utilized. Economy becomes weak, unemployment increases. 6. Economic resources are properly combines. Production increases. Employment increases. Full-engagement societies come into being.
7. Dependence on an import-export economy based on colonially inherited patterns of production of cash crops. Foreign debts increase. 7. A self sufficient economy based on people's basic needs. An economy free from foreign debts. National self respect and economic freedom.
8. Subjugated to large scale organizations. Human labor wasted. Corruption increases. Environment is polluted. 8. Small scale organizations. Labor intensively used. Less corruption. Reduction of psychological and environmental pollution.
9. Villages are subservient to the cities. Rural exodus, moral degeneration, social unrest. 9. Balanced village and urban awakening, moral reconstruction.
10. Power of the state and the laws of punishment increase. Laws of righteousness and people's power weakens. 10. Laws of righteousness and the power of the people become strong. No ruling class. People's power becomes supreme. Sarvodaya is realized.

[Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 20]


Paurushodaya -- Erweckung der menschlichen Persönlichkeit


Die Erweckung der menschlichen Persönlichkeit wird im Schema der vier unbegrenzten Haltungen (brahmavihâra) des traditionellen Buddhismus beschrieben: Güte, Mitleid, Mitfreude, Gelassenheit. Siehe dazu: 

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zur buddhistischen Ethik.  --   Kapitel 6: Die vier unbegrenzten Haltungen (Einstellungen) (brahmavihâra). -- URL: http://www.payer.de/buddhethik/ethbud06.htm

The human personalities --> Paurushodaya

PATH TO PERSONALITY AWAKENING ( FOUR SUBLIME ABODES ) SARVODAYA AIMS AT LIBERATING THE GOODNESS THAT IS IN EVERY PERSON

METTA [Güte, Freundlichkeit] -- The Thought
  • Respect for all Life
  • Loving Kindness
  • Friendly Thoughts Towards All
KARUNA   [Mitgefühl, Mitleid] -- The Action
  • Compassionate but scientifically planned action to Remove Causes that Bring about Suffering, Fear and Grief

ACTS OF KARUNA OR COMPASSIONATE ACTIONS

  • SHRAMADANA -- Gift of Labor to remove causes of hunger, ill health etc.. 
    • Repair and build tanks, irrigation canals, wells, water resources 
    • Soil conservation, land preparation, farms, tree-planting
    • Open up access roads to villages
    • School Buildings Toilets, Community Centers, Rural Housing
  • BUDDHIDANA -- Gift of Knowledge
    • Eradicate illiteracy
    • Functional Education
    • Talks, Seminars, Conferences
    • Development Education
  • BHOODANA -- Gift of Land and GRAMADANA -- Community utilization of land 
    • Remove Landlessness 
    • Increase Productivity 
    • Conserve Environment 
    • Protect bio-diversity
  • DHANADANA -- Gift of wealth
    • Rural credit
    • Fair prices
    • Distress relief
  • WAIDYADANA -- Medical aid 
    • Health care
    • Pure water
    • Health Education 
    • Nutrition
  • DHARMADANA -- Gift of self-Knowledge
    • Spiritual Development
    • Practicing Meditation
  • JEEVADANA -- Sacrificing one's whole life in the service of the world
MUDITHA [Mitfreude] -- The Immediate Result
  • Dispassionate happiness 
  • Joy of Living derived from Making others Happy
UPEKKHA [Gelassenheit]  -- The Long - Term Result
  • Equanimity
  • A Balanced Personality, unshaken by Gain or Loss, Wealth or Poverty, Fame or Blame, Comfort or Suffering

[Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 3]


Erweckung von Familie und Gemeinschaft -- Zehn Grundbedürfnisse


Um die Entwicklungsziele in den Dörfern klarer zu machen hat man unter Mitwirkung von 660 Dorfbewohnern zehn elementare menschliche Bedürfnisse in den ländlichen Gebieten Sri Lankas identifiziert:

Maßstab dafür, wo die Befriedigung der Bedürfnisse endet und Gier beginnt ist nach Kantowsky die buddhistische Lehre und langerprobte Standards des ländlichen Lebens, insbesondere "Mögen alle Wesen wohlauf und glücklich sein" (alle Wesen, nicht nur die Menschen).

Family and Community awakening

THE TEN BASIC HUMAN NEEDS (IDENTIFIED BY SARVODAYA TO BE SATISFIED FOR FAMILY AND COMMUNITY AWAKENING ) -- Die zehn elementare menschliche Bedürfnisse nach der Sarvodaya-Bewegung

  1. A CLEAN AND BEAUTIFUL ENVIRONMENT -- eine saubere und schöne Umwelt
  2.  A CLEAN AND ADEQUATE SUPPLY OF WATER -- saubere und ausreichende Wasserversorgung
  3. A MINIMUM OF CLOTHING REQUIREMENTS -- ein Minimum an Kleidung
  4. AN ADEQUATE SUPPLY OF FOOD -- ausgewogene Ernährung
  5. BASIC HEALTH CARE -- elementare Gesundheitsfürsorge
  6. A MODEST HOUSE -- ein einfaches Haus zum Wohnen
  7. ENERGY REQUIREMENTS -- ein Minimum an Energieversorgung
  8. BASIC COMMUNICATION -- einfache Kommunikationsmöglichkeiten
  9.  TOTAL EDUCATION -- ganzheitliche Erziehung
  10. SPIRITUAL AND CULTURAL NEEDS -- geistliche und kulturelle Bedürfnisse

(Diese Grundbedürfnisse werden noch weiter gegliedert, sodass schließlich 167 Punkte herauskommen).


Kutumbodaya -- Erweckung der Familien


PATH TO FAMILY AWAKENING - KUTUMBODAYA
DANA [Freigebigkeit] Adherence to the principle of sharing according to the needs of the members of the family
PRIYAVACHANA [Freundliche Rede] Use of kind pleasant and intelligible language at all times
ARTHACHARYA [gemeinsames konstruktives Handeln] Engagement in right livelihood with constructive engagements only according to one's capacities that ensure a healthy environment, water, clothing, a modest house to live in, a balanced diet, proper health care, energy and communication facilities, life-long education, cultural identity and spiritual development
SAMANATHMATHA [Gleichberechtigung] Respecting the personality of every member of the family on the basis of equality

[Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 5]


Gramodaya -- Erweckung der Dorfgemeinschaften


Folgende Abfolge von Bedingungskreisläufen zeigt Diagnose, Ätiologie, Zielsetzung (Hoffnung) und Therapie bei der Dorf-Erweckung:. (Vorbild ist die Abfolge der vier edlen Wahrheiten des Buddhismus).

Abb.: Diagnose: "Decadent Village"


Abb.: Ätiologie: "There is a cause"


Abb.: Zielsetzung: "There is a hope"


 

Abb.: Therapie: "There is a way"


[Vorlage der Abbildungen: Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 6]


Soziale Infrastruktur eines Sarvodaya-Dorfes


Village Sarvodaya Shramadana Society, setzt sich zusammen aus
Pre-school group (Singithi Hamuwa) 0 - 5 years
  • Nutrition care
  • Health care
  • Education for mental well being and sociability
  • Special services as for orphans and the disabled
Children group (Singithi Haula) 6 - 16 years
  • Formal education
  • Training for practical skills, organisational abilities and community services
  • Special services for victims of war and violence
Youth group (Yovun haula)  16 years and above
  • Education for Sarvodaya development and social change
  • psycho-social and physical infrastructure building, training for leadership and know-how to motivate people's participation
  • Acquisition of basic knowledge of socio-economic planning
  • Rural production and co-operatives based on social justice
  • Building up participatory democratic institutions
Mother's group (Mau haula)
  • Training in mother and child care
  • Moral development and spiritual initiation
  • Family welfare
  • Home economics and home crafts
  • Community savings and credit promotion
  • Women's and children rights
Farmer's group (Govi haula)
  • Self sufficiency in food
  • Bio-dynamic nature farming
  • Use of appropriate technology
  • Protection of cattle
  • Protection of farming customs
  • Environmental and biodiversity protection
Elders Group
  • Specialized knowledge and services
  • Rural industries
  • General guidance wisdom and experience

[Vorlage: Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 7]


Die Stadien der Dorfentwicklung


The Five Stage Village Development Process 
Stage 1: Introduce and encourage functional leadership, development orientation and community spirit through shramadana (voluntary shared labor) camps. 

[Tätigkeiten in Shramadana-Lagern::

  • Reparatur und Errichtung von Bewässerungsanlagen und Brunnen
  • Erhaltung des Bodens, Erschließung neuen Ackerlandes
  • Bau von Zufahrtsstrassen zu den Dörfern
  • Bau von Schulen, Toiletten, Dorfzentren usw.

Von der erzieherischen Wirkung der Shramadana-Lager erwartet man:

  1. gegenseitiges Verstehen von Stadt und Land
  2. neues Selbstvertrauen und neue Selbsthilfe auf dem Land
  3. neue ländliche politische Führer]

Zu Shramadana-Lagern siehe: A day in a shramadana camp : we see only peace. -- URL: http://www.sarvodaya.org/virtualshramadanacamp/index.html. -- Zugriff am 27.6.2000

First Stage: This represents the initial stage where the community is still very loosely knit. there are no organizations to represent the community as a whole. the community lacks a sense of direction, there is disunity and egoism. 

The initial self-help work inspired and supported by Sarvodaya is to bring the community together, to give them an idea that collectively they are a considerable resource as well as a pow er. This self-help work is referred to as building the psycho-social infrastructure necessary for the subsequent stages. 

Stage 2: Form functional groups according to the needs of individuals -- mothers, youth, elders, children, farmers -- and the training programs they require.


[Abb.:] Promoting environmentally sound farming practices.


[Abb.:] 5 out of every 6 preschools in Sri Lanka were established and are conducted by Sarvodaya. 2000 more will soon be established.


[Abb.:] Water is a luxury and is available on tap to just 10% of the population. Government agencies aside, Sarvodaya is responsible for the largest number of small and medium-sized water sources as well as other drinking water facilities.  The Sarvodaya technical empowerment services provide extensive technical support for such projects.


[Abb.:] Recognizing the central role and potential of women in the development process, and affording them opportunities to enhance skills and earning capacities.

Second Stage: During this stage functional groups emerge in the community. They are the Children's group, the Youth Group, the Mother's group, the Farmers Group and the Elder's Group. It has been found that the Mother's Group and the Children's Group are the most prevalent and most active. The Sarvodaya field workers inter-act with the groups and development education courses are conducted at Sarvodaya filed centers and special institutes for selected members of these Groups. The village child-care center cum community kitchen generally arises during this stage. 

Stage 3: Groups prioritize needs, discuss and launch projects, using the resources and labor available. Economic activity and employment opportunities increase. The village Sarvodaya Society, a legal entity, emerges for planning and co-ordination activities.


[Abb.:] Trained conservationists conscientise rural communities,
sensitizing them to the needs of the environment.

Third Stage: The characteristic feature of this stage is the emergence of the village-level Sarvodaya Shramadana Society (SSS) which includes all of the functioning Groups and it's registration under the Societies' Ordinance. This makes the village Society a legal entity which can sue and be sued, hold properties and other assets, open a bank account and enter into formal contracts and start their own economic enterprises to create employment and increase incomes. 

At this stage Sarvodaya offers certain services which are contingent on a functioning registered society. The principle service is the initiation of economic activities starting with savings and credit schemes. The office bearers are provided with management training to run these savings and credit schemes. Another service which starts with this stage is the technological support to the village communities to improve their water supply and sanitation. This support consists of the services of professionals at village level and the supply of material not available in the village, as for example cement. 

It is expected that the activities and programs started during the earlier stages will continue but with lesser input from Sarvodaya. 

Stage 4: Income-generating activities bring about an increasingly independent self-financing community, as the social development programs continue.


[Abb.: ]Sarvodaya Operates homes for orphaned and abandoned children, for the physically handicapped, for malnourished infants, as well as community-based rehabilitation services and vocational training for the physically handicapped.

Fourth Stage: This stage is characterized by the starting of economic activities under the aegis of the village SSS. Loans for economic activities are given to be managed by the societies. Technical advice on economic activities are also given. This stage is also characterized by the increasing ability of the village Society to meet the costs of the various community programs and activities on it's own. 

Sarvodaya will continue to provide technological services but the village is expected to bear an increasing portion of the cost.

 

Stage 5: Self-financing continues and an economic surplus may be generated and shared with other communities, in whose development this community will actively participate.

I


[Abb.:] In the war zones of this country crippled by conflict, Sarvodaya organizes relief and rehabilitation, for displaced people and refugees in camps, the first step towards reconciliation.

Fifth Stage: This stage is characterized by the ability of the village not only to meet the costs of it's own services but be able to help other villages financially as well as co-operate with adjacent villages in bigger mutually beneficial tasks
Quelle des Texts und der Abbildungen: http://www.sarvodaya.org/Library/Pamphlets/pamphlet1/how.html
 -- Zugriff am 27.6.2000
Quelle: Ariyaratne, Vinya: An integrated approach to community health : the Sarvodaya experience in Sri Lanka. -- [Colombo] : Sarvodaya, 1997. -- S.6

Deshodaya -- Nationale Erweckung


PATH TO NATIONAL AWAKENING - Deshodaya
  1. Establishment of spiritual, moral and cultural values at individual, family, group, village and urban community and national levels.
  2. Satisfaction of Ten Basic Human Needs of people beginning with the most deprived in society laying the foundation for a Right Livelihood society
  3. Bringing about social development in village and urban communities by intensifying functional development educational program for:
    1. Awareness creation and leadership building
    2. Community participation in decision - making
    3. Community organization for self - reliance and self - government
    4. Community education for a global non-violent social order
    5. Protection of cultural identity and promoting unity with diversity
    6. Health development
    7. Conflict resolution, National integration and peace
    8. Full realization of fundamental human rights for women and children, rule of law
  4. Re-organization of the political power structure in the country on the principles of:
    1. Participatory democratic institutions and
    2. Complete decentralization of power to village and urban community level democratic institutions.
  5. Re - structuring the national economy on the principles of:
    1. National self - sufficiency with regard to basic human needs.
    2. Adoption of small scale decentralized, labor intensive appropriate technologies for production purposes/ without destruction of nature or culture
    3. Replacement of existing production relationships with non-exploitative trusteeship relationship enforced by law with a Right Livelihood Society in view
    4. Complete non-dependence on exploitative international economic relationships while promoting healthy interdependent international economic relationships to create a just global society
    5. Protection of the environment and biodiversity

 [Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 12]


Vishvodaya -- Erweckung der Welt


PATH TO WORLD AWAKENING - Vishvodaya
  1. In all countries of the world, concerned individuals and groups initiate, promote and intensify Paurushodaya, Kutumbodaya, Gramodaya, Nagarodaya, Deshodaya and Vishvodaya movements according to their historical and cultural realities.
  2. These individuals and groups should build up a close communication relationship based an both affinity and vicinity and mutually support one another to build a no - poverty and peaceful society.
  3. They should build up alternative but universal value - based
    1. Living patterns/ Right Livelihood / Full - Engagement communities
    2. Production, Distribution and consumption techniques and structures, and
    3. Assist one another to break though existing ideological barriers and political boundaries to create interdependent just societies
  4.  They should show by example, how to build up non-violent defense mechanisms and oppose all forms of piling up of mass destruction armaments in their countries.
  5. They should oppose all form of production that result in destruction of nature and bio - diversity, enslavement of women and children, increase poverty and bring about economic imbalances, pollution of the environment and psychological and economic impoverishment of communities anywhere in the world.

 [Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 16]


Organisationsstruktur von Sarvodaya


Wie viele ähnliche Organisationen hat das Sarvodaya Shramadana Movement eine beeindruckend komplizierte Organisationsstruktur. So schafft es zumindest Arbeitsplätze in der Verwaltung. Für das Rechnungsjahr 1995/96 werden folgende Personalgrößen angegeben:

Social programs

1181

Economic division

667

Suwasetha

116

Women's movement

29

Vishva Lekha

106

Total

2099

[Annual Report 01.04.1995 - 31.03.1996 / Lanka Jatika Sarvodaya Shramadana Sangamaya. -- Moratuwa,  [1996]. -- S.11]


Abb.: Sarvodaya Organizational Structure [Quelle: Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 18]


Abb.: Sarvodaya-Zentren in Sri Lanka

[Quelle der Abb.: http://www.sarvodaya.org/Library/Pamphlets/pamphlet1/who.html. -- Zugriff am 24.6.2000]

1996 umfasste Sarvodaya folgende rechtlich unabhängige Organisationen:

Organisation Hauptaktivitäten
Lanka Jathika Sarvodaya Shramadana Sangamaya (L.J.S.S.S.)  (Inc. ) 10,000 Village Development Program
Sarvodaya Suwa Setha Sewa Society Ltd. Relief, Welfare, Refugees, Orphans, Malnourished Disabled
Sarvodaya Legal Services Movement Human Rights, Conflict Resolution, Legal Education
Sarvodaya Shanthi Sena Movement Ltd.  Peace Education and Peace work 
Sarvodaya Women's Movement Ltd. Women's and children's rights and welfare
Sarvodaya Samodaya Sewa Ltd. Prevention of drug addiction and rehabilitation
Sarvodaya Vishwa Lekha Ltd. Printing & Publication
Sarvodaya Trust Fund for Humanity Development and Peace Inc. National Awards
A.T. Ariyaratne Charitable Trust Vishwa Niketan Peace and Meditation Center
Sarvodaya Sawan Sahana Sewa (in the process of getting incorporated)  School for Deaf & Dumb Children
Sarvodaya Economic Enterprises Development Services Bank ( SEEDS)  ( in the process of getting  incorporated)  Economic Development
Sarvodaya Early Childhood Development Services (in the process of getting incorporated) Child Survival
(Village Level) Sarvodaya Shramadana Societies Ltd. (Up to June 30th 1996 2295 societies are registered.) Village Re-awakening

 [Sarvodaya Shramadana Movement of Sri Lanka at a glance. -- [Colombo], 1996. -- S. 19]


Programmumfang


Für das Rechnungsjahr werden für das Social Empowerment Programme folgende Abrechnungsdaten angegeben:

Program Number of Projects Participation Beneficiaries Value in Rupees
Education 992 52.000 68.000 1,8 Mio.
Cultural 779 115.000 129.000 1,2 Mio.
Roads 1012 65.000 139.000 3,8 Mio.
Health 605 41.000 48.000 1,4 Mio.
Housing 71 2.000 1.000 0,4 Mio.
Wells 437 22.000 31.000 0,2 Mio.
Environment 192 10.000 21.000 0,7 Mio.
Nutrition 221 14.000 22.000: 0,6 Mio.
Community Centers 541 14.000 29.000 1,3 Mio.
Pre-Schools 534 29.000 68.000 2,1 Mio.
Sports 228 25.000 39.000 1,4 Mio.
Agriculture 261 9.000 13.000 0,6 Mio.
Total 5879 398.000 608.000 17,8 Mio.

Alle Zahlen außer der Anzahl der Projekte wurden gerundet.

[Quelle: Annual Report 01.04.1995 - 31.03.1996 / Lanka Jatika Sarvodaya Shramadana Sangamaya. -- Moratuwa,  [1996]. -- S.1. -- Die Zahlen dort sind offensichtlich fehlerhaft!]


Finanzierung


1995/96 erhielt Sarvodaya Shramadana von folgenden Organisationen und Institutionen Unterstützung:

[Annual Report 01.04.1995 - 31.03.1996 / Lanka Jatika Sarvodaya Shramadana Sangamaya. -- Moratuwa,  [1996]. -- S.12]


Sarvodaya -- ein buddhistisches Entwicklungsmodell?


Wenn man das ideologische Verhältnis der ceylonesischen Sarvodaya-Bewegung zum Buddhismus beschreiben will, dann könnte man mit Kantowsky sagen, dass diese Bewegung versucht, die Leute zum rechten Verständnis von anatta (Nicht-Ich) zu erwecken: die Vorstellung eines Ich führt ja zu den schädlichen Gedanken des Ich und Mein und den diesen Gedanken entsprechenden selbstischen Wünschen, zu Gier, Anhaften, Hass usw. Die ceylonesische Sarvodayabewegung fördert aber nicht das Ideal des heimlosen Mönchs, sondern versucht die buddhistischen Ideale (z.B. die brahmavihâras: Güte, Mitleid, Mitfreude, Gelassenheit) in soziale Tätigkeit einzubringen. Sarvodaya ist überzeugt, dass man nicht nur durch Meditation anatta verwirklichen kann, sondern auch dadurch, dass man seine Zeit, Gedanken und Energie für die Erweckung aller gibt. 

Unter der Überschrift A Buddhist Model of Development? kritisieren Richard Gombrich und Gananath Obeyesekere die Entwicklungsstrategie des Sarvodaya Shramadana Movement in ihrem Buch

Gombrich, Richard ; Obeyesekerer, Gananath: Buddhism transformed : religious change in Sri Lanka. -- Princeton : Princeton Univ. Pr., 1988. -- ISBN 0-691-01901-0. -- S. 243-255 (dort auch Nachweis der Zitate)

Da ihre Kritik auch auf viele andere nativistische und sozial-romantische Entwicklungsvorstellungen bzw. -strategien zutrifft, wird sie hier ausführlich zitiert.

"Sarvôdaya is a modern Buddhist movement that aims to foster a model of development consonant with Buddhist doctrine and ethics. It attempts to carve out a specifically Buddhist model of 'development' and ipso facto to present a critique of Western capitalist and Marxist models. The movement has attracted considerable international attention and much of its success has depended on enormous sums of money given by foreign donors. The idea of an 'indigenous model' of development has great appeal to donors, specially since such development, it is said, occurs within the framework of community participation rather than the notoriously wasteful framework of a government bureaucracy. Much of what has been written on Sarvôdaya is by good-hearted but naive Western intellectuals who see the movement in terms of their own utopian fantasies of a benevolent social order. The exception to this is Detlef Kantowsky's book, Sarvodaya: The Other Development [New Delhi, 1980], a sympathetic yet critical look at Sarvôdaya. The founder of the movement, A. T. Ariyaratna, also a profuse writer, has recently distilled his experience in a pamphlet entitled In Search of Development. In keeping with the educated Protestant Buddhist background of the founder, this work and most of his other writings are in English, which is effectively the language of communication of upper-class urban Buddhists.

That Sarvôdaya is rooted in the Protestant Buddhism of Dharmapâla [1864 - 1933] is explicitly recognized by its founder, who dedicated a pamphlet he wrote in 1963 to Dharmapâla: 

'To the revered memory of Anagarika Dharmapala, patriot, nationalist and Buddhist revivalist, by one who is inspired by his life teachings . . . . We follow in his footsteps.'

  The footsteps appropriately begin at Nâlanda College, a high school founded by Protestant Buddhists on the model of Christian missionary schools. A. T. Ariyaratna, a science teacher there, led a team of Colombo students to work in a depressed low-caste community in a remote area of Sri Lanka in 1958. The experience spiritually transformed Ariyaratna himself as well as his students. The notion of selfless labor voluntarily given for communal welfare produced the beginnings of Sarvôdaya in Sri Lanka. Soon Ariyaratna gave the movement cultural and philosophical justification. He formulated his own sentimental and idealized view of Sri Lankan villages, a view not unlike that of nineteenth-century Orientalists like [John B.] Phear [The Aryan Village in India and Ceylon. -- London, 1880] who saw the 'Aryan Village' as organized on a 'communistic' type model of sharing. One of the theorists of Sarvôdaya, Professor [Nandasena] Ratnapala, speaks of the necessity to have 'farms cultivated on a communal basis following the pattern found in rural villages.' Nowhere in South Asia do villages display such a pattern, but nevertheless it remains a powerful model for Sarvôdaya. It is an attempt to give indigenous validation to communal farming on the communistic model. More important, Ariyaratna attributed to Sri Lankan villages the spirit of selfless giving of one's time and labor for fellow villagers that he saw in the institution of voluntary communal work groups known as kayiya. He believed that what he did was to inject new vitality into an old Buddhist custom of selfless communal labor. In reality kayiya was neither uniquely Buddhist nor uniquely Sri Lankan. Voluntary work groups like kayiya are found in many smallscale peasant societies all over the world. They are by no means selfless but, as Mauss notes for gift exchange, are based on an assumption of return. Social changes, however, are not produced by reformers on the basis of historical or sociological reality per se, but rather on the image they impose on that 'reality.' Ariyaratna's achievement was to impose his vision of reality on the world and have it accepted as true. His vision of selfless labor was expressed in terms of a powerful religious concept: shramadâna, the selfless gift of labor. The term was derived originally from Vinoba Bhave's [1895 - 1982] essentially Gandhian Sarvôdaya movement. Ariyaratna soon translated it into the Buddhist idea of dâna, 'giving.' Ariyaratna is not the only one to use these work groups for communal 'development': the Indonesian government has used similar work groups ('Gotong-Royong') for village development programs. But in 1958 kayiya had become rare in Sri Lankan villages. The lack of homogeneity in these villages owing to population increase and intervillage migration meant that it was difficult, except sporadically, to muster such communal resources. What Ariyaratna did was not to revive kayiya but to introduce into Buddhist Sri Lanka a concept of voluntary selfless giving of one's own labor for the uplift of the poor and the needy. It was a profound vision of involvement in the world, expressed in Buddhist terms. It has caught on and been taken up by other groups (including the government) in Sri Lanka. Undoubtedly this is the major and truly significant innovation of Ariyaratna and the high point of Protestant Buddhism -- to inculcate in the laity a sense of Buddhist work for the welfare of others by the donation of selfless labor. In our view the rest of the Sarvôdaya program is both naive and unrealistic, with little hope of success once the massive support from aid donors is withdrawn. 

Gandhi [1869 - 1948], who first used the term Sarvôdaya (which is Sanskrit'), translated it 'the welfare of all.' It is significant that Ariyaratna, without any philological justification, translates udaya as 'awakening.' This 'awakening' is not primarily economic, but rather the moral development of the individual and the awakening of villages into self-sufficiency and prosperity. Ariyaratna says: 

'First, within one's own mind or thinking process there are certain defilements one has to recognize and strive to cleanse. Second, one has to recognize that there are unjust and immoral socioeconomic chains which keep the vast majority of people enslaved.'

Thus the goal of Sarvôdaya is personal and social development and economic development related to fundamental wants or needs. It is hoped that these spiritual and social goals can be achieved in a practical this-worldly asceticism of an altruistic rather than acquisitive nature. ...

Kantowsky states:

 'Sarvôdaya is not an extension agency that hopes to improve the so-called `quality of life' in certain rural areas through technical advice and capital aid. All the practical programs started are only one of several means of achieving the ultimate end, namely the development in each individual of an insight into the true nature of things, thus relieving his suffering.'

Therefore the ultimate goal of Sarvôdaya is

'to awaken man's capacity for a correct understanding of the implications of this Buddhist doctrine of `anatta,' of No-soul or No-self; only then will he be able to free himself from the chains of craving (tanha), illusion (moha), and aggression (dosha) which yoke him to the endless cycle of existence and continuity.'

One can see why this transformation of Buddhism in a Protestant direction has an appeal to Westerners. The Buddha had a realistic view of human life in society: the achievement of the ultimate Buddhist goals cannot be realized in the world; it requires the arduous path of the homeless monk and systematic meditation. Buddhist ethics are, of course, relevant for living in the world, but these ethics were enshrined in popular stories of the Buddhas past births. The understanding of profound doctrine cannot be achieved by the laity, whose goal must be heaven, not nirvâna; decent living, not meditation; everyday kindness and generosity, not the noble eightfold path. By contrast, Sarvôdaya attempts to achieve the great goals of Buddhism by living in the world and participating in this-worldly activity. The doctrine which was 'difficult to comprehend' and 'against the current' for the Buddha is realized by Sarvôdaya through its work. It is not an accident that the most recent writings of Ariyaratna, referred to above, read like a Buddhist version of Moral Rearmament. At other times his language has unfortunately been tainted with a shallow social scientism, perhaps influenced by his acquaintance with members of that (social science) species:

'Gramodaya or village awakening go through several identifiable phases one after the other and some together with others. Very broadly these stages are (i) a psychological infra-structural stage where the members of the community start thinking together; (ü) a social infrastructural stage where they start getting organized together; (iii) a physical infra-structural stage where they start building on their own effort the material foundation for their new life; and (iv) a technological infra-structural stage where they upgrade their technological know-how without endangering their psychosocial and economic balance. All these stages have to be passed through within a strong spiritual and cultural framework.' [Ariayaratna]

In order fully to understand the Sarvôdaya movement, one must examine the social composition of its governing body. It will be clear that much of the ideology of Sarvôdaya is neither peasant nor, for that matter, based on Buddhist doctrine per se but on the class interests and ideological views of the Sinhala Buddhist bourgeoisie, influenced by the reform of Anagârika Dharmapâla. ...  In the previous chapter we stated that Protestant Buddhism provided an ethic for what Sri Lankan society earlier lacked -- an urban bourgeoisie. Sarvôdaya is one vehicle for communicating these values, originally confined to an educated elite, to villages and thereby helping to bring village culture in line with the bourgeois ethos of Sri Lankan society and to effect the dominance of the latter over the former. It is to these deeper implications of Sarvôdaya that we must now turn. 

If the governing body of Sarvôdaya consists of an educated urban bourgeoisie, not so those who work in the field for Sarvbdaya. These actual agents of development are much less educated and generally poor. They have bourgeois values but do not come from the upper ranks; they communicate Sarvôdaya values to the villagers. Thus we have here one of the paradoxes of Sarvôdaya, a paradox that was apparent in Dharmapâla's own reform. This is that Sarvôdaya advocates a simple happy life for villagers, a life in conformity with the ten basic needs: ... However, it is doubtful whether any Sarvôdaya leader has lived and participated in village life for long. This is the basic difference between Sri Lankan and Indian Sarvôdaya. The Gandhian ideal was a way of life for all; by contrast Dharmapâla traveled first-class and always addressed social inferiors by derogatory pronouns, putting them in their place. Sarvôdaya believes in the importance of 'insight'; this insight is entirely 'spiritual,' lacking a self-critical historical and social awareness. Its Buddhist intellectuals may justify this stance and say that historical and social knowledge is 'knowing accordingly' whereas true insight is 'deep knowing.' But one would think that it is important to know the former before one can reach the latter! 

Against this background let us examine the founder's (Ariyaratna's) social message as formulated in his recent pamphlet [In search of Development. -- Moratuwa, 1981] . It is a social morality for Sinhala Buddhists, no doubt meant to supersede or supplement the one formulated by Dharmapâla many years ago. Dharmapâla, however, had no illusions that this moral code was canonically sanctioned; by contrast Ariyaratna says that 'in the social philosophy of Buddhism the duties of each person of the community towards others are described in great detail.' He then formulates several series of rules (mostly borrowed from Buddhist texts) on a variety of topics: duties of parents to children and vice versa; of husband to wife and vice versa; duties to a friend and reciprocal duties; duties of an employer to employees and vice versa; and duties of laymen towards monks and vice versa. This is followed by thirty-eight rules for virtuous living. Much of the latter is not uniquely Buddhist but cites moral norms similar to those of other human societies. 

However, some of Ariyaratna's rules reflect the class values of the Buddhist bourgeoisie. Consider the duties of a wife toward a husband. The first rule states, '

'To consider one's husband as a god and do herself everything to look after him with affection.'

This is not a Buddhist idea but a Brahmanic ideal that Ariyaratna has resurrected as a norm for Buddhists. Nowhere has it been part of Sinhala peasant life; indeed, it has been ridiculed in folk literature. Even Dharmapâla firmly believed that Buddhism, unlike Brahmanism, was a liberating force for women; and he pointed out that in India, as contrasted with Sri Lanka, women were treated as slaves.' Nevertheless the introduction of this Brahmanic ideal fits in with the 'puritan' sexual orientation of Protestant Buddhism -- to effect domination over women and satisfy the narcissism of Sinhala males. Moreover, the wife is properly tied to her middle-class domesticity: her job is 

'to keep the house clean, look after food, clothing; household matters, children, relatives, and neighbors.'

All this is fine, except that the urban Buddhist bourgeoisie are meanwhile educating their own daughters to be lawyers, doctors, and engineers and pushing them to win scholarships to receive an education abroad. 

The attitudes prescribed for employees are again a good example of urban Buddhist values: (

  1. To wake up before the employer and start work.
  2. To go to rest after the employer. 
  3. Not to take anything with a stealthy mind besides what has been justly given by way of food and salaries by the employer. 
  4.  To do one's assigned duties to the best of one's ability. 
  5. Always speak good of the employer and never speak evil.

This ethic, especially rules 1-3, is irrelevant for most Sri Lankans -- particularly the bourgeoisie -- who are in the professions or in business. Clearly the model of the employee here is that of the domestic servant living in the employer's house and receiving food and salary  --itself an institution created, for the most part, as a result of the rise of the Bourgeoisie and the increase in the rural poor seeking domestic employment. In Sri Lanka most household servants are de facto slaves who have no fixed hours of work, no entitlement to leave, no room of their own, sleep on the floor, and are miserably paid. Many urban householders even employ children as servants. But nowhere is this social reality recognized in Ariyaratna's discourse. The notion that social and moral criticism must begin at home in his own social class-and that such criticism must be more than platitudinous to be effective is rarely found in Ariyaratna, though this was not the case with Dharmapâla. Ariyaratna by contrast with Dharmapâla is not willing to rock the boat. He uses it to sail to another shore-the ideal Sinhala village.

Sarvôdaya's vision of village society and the past of Sri Lankan civilization is a projection of the bourgeoisie, a fantasy that has no social reality. 

'The mental culture found in Buddhist doctrine and practices is a unique quality that can be utilized in bringing about an economically and politically exploitation-free society. In fact such a society existed during the Anuradhapura and Polonnaruva periods in Sri Lanka.' [Ariyaratna]

This Ariyaratna probably believes; Dharmapâla also had a vision of the past, one in which the Sinhalas had built a monumental civilization (in its literal sense) and trounced the aliens, especially the Tamils. Ariyaratna's is not a true his torical consciousness; anyone familiar with history would know that you cannot compress 1,500 years (the Anuradhapura and Polonnaruva periods) into a single reality. The recent scholarly literature on that past, especially the literature on monastic landlordism, bears no resemblance to Ariyaratna's vision. So is it with his model of the Sinhala village given to communal sharing, embodying Buddhist doctrinal values and familiar with the Dhamma, and so forth. Ariyaratna quotes several stanzas in Pâli and says:

'These are stanzas known by every man, woman and child in a Buddhist village. They are the part of their tradition and daily mental culture.'

The popularization of these stanzas in Sri Lanka is, for the most part, a product of very recent times, mainly due to the compulsory teaching of Buddhism in schools. They were not the vehicle by which Buddhist ethics were traditionally conveyed at the popular level. Ariyaratna's disembodied village has little recognition of social conflict, of the vice and folly that constitute part of our humanity and were clearly recognized by the great religious teachers of history, including the Buddha. 

Having constructed his fantasy of the past, Ariyaratna goes on to state that shramadâna itself was found in its identical form in ancient Sri Lanka. 

'This form of sharing of labor was called Samudan (i.e.shramadâna) by the ancient Sinhala. Samu means a collection of people and Dana means sharing.' 

This is Ariyaratna's invention; no such institution existed in the past and samudan is his own neologism. Here is an example of 'symbolic traditionalization'; Milton Singer shows [1972] that in India innovative practices must be seen as traditional to be accepted by the people. Ariyaratna proceeds to invent the past and give it symbolic validation. 

'Our ancients called it the Dhanyagara-Dharmadweepa ideal -- the ideal of a land of economic prosperity and social righteousness.'

Not only was ancient Sri Lankan society a bountiful place but it was characterized, Ariyaratna says, by political and social equality. 

'Samanthamatha or equality was the fourth principle. Knee-deep in the mud in the paddy field the king and the commoner worked. There was not discrimination due to caste at that time . . . . Every man, king or commoner, was considered equal before the law.'

This is almost millennial in its vision, but projected into the past. Ariyaratna proceeds to elaborate his romantic view of the village. For example: 

'The language our people used in their day-to-day life among members of the family, villagers, the clergy, the elders, and children were so varied and pleasant that everyone's worth and dignity were well recognized.'

One must conclude that Ariyaratna cannot have lived in a traditional village for any length of time. Indeed, ordinary spoken Sinhala had no polite form of a second-person pronoun until very recent times. 

'Even animals were addressed with pet names like `son´ and never in derogatory terms.' 

One wonders where this kind of information comes from. Ariyaratna seems to be totally unaware of such things as the privileged obscenity and abuse that characterize Sinhala village life and make it very different from the sterilized vision of a Protestant Buddhist."

Man sollte sich fragen, ob die vielen Fehlschläge von Sarvodaya nicht doch auch daher kommen, dass man wieder einmal in der Weltgeschichte versucht, den guten Menschen zu erziehen. Der traditionelle Buddhismus hat viel mehr Geduld mit der menschlichen Schlechtigkeit und ist nicht der Meinung, dass es auf der Welt größere Gemeinschaften von Erlösten geben kann, die frei von Verblendung, Gier und Hass sind.


 


Fußnoten

1 General Agreement on Tariffs and Trade trat im Januar 1948 in Kraft.

2 World Trade Organization wurde 1995 als Nachfolger von GATT ins Leben gerufen 

3 Hauptquartier ist das WTO Sekretariat in Genf mit ca. 500 Mitarbeitern geführt von einem Generaldirektor, es besitzt keine Außenstellen und hat auch keine Entscheidungsbefugnis innerhalb b der WTO Hauptaufgaben: Technische Unterstützung der zahlreichen Councils und Kommittees und der Ministerkonferenz, Versorgung von Entwicklungsländern mit technischer Hilfe, Analyse des Welthandels und Öffentlichkeitsarbeit.

Quelle: http://www.wto.org/wto/inbrief/inbr00.htm


Weiterführende Ressourcen


Organisationen


Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). -- URL: http://www.bmz.de/. -- Zugriff am 27.6.2000

Sarvodaya Shramadana Movement. -- URL: http://www.sarvodaya.org/. -- (= http://phoenix.akasha.de/~sarvdaya/). -- Zugriff am 26.6.2000


Ressourcen in Printform


Bohnet, Michael: Entwicklungspolitische Strategien des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. -- In: Probleme der Entwicklungspolitik / Uwe Holtz (Hg.). - Bonn: Bouvier, 1997. -- 320 S. -- ISBN 3416027272. --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Globalisierung und Lokalisierung : neue Wege im entwicklungspolitischen Denken / World Bank. -- Frankfurt a. M . : Frankfurter Allgemeien Zeitung, ©2000. -- 341 S. : Ill. -- (Weltentwicklungsbericht ; 1999/2000). -- ISBN 3933180694. -- Originaltitel: Entering the 21st century. Wold development report 1999/2000 (2000). --  {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Gombrich, Richard ; Obeyesekere, Gananath: Buddhism transformed : religious change in Sri Lanka. - Princeton : Princeton Univ. Pr., 1988. - S. 243-255

Kantowsky, Detlef: Sarvodaya : the other development. - Delhi : Vikas, 1980