Materialien zur buddhistischen Ethik

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"Güte (mettâ) und Mitgefühl (karu*nâ)"

Kapitel 6: Die vier unbegrenzten Haltungen (Einstellungen) (brahmavihâra)


von Alois Payer

mailto:payer@well.com


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zur buddhistischen Ethik.  --   Kapitel 6: Die vier unbegrenzten Haltungen (Einstellungen) (brahmavihâra). -- Fassung vom 6. März 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddhethik/ethbud06.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 6. März 1996

Anlaß: Lehrveranstaltung Ethik des Buddhismus, Univ. Tübingen, SS 1993

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.


Übersicht



0. Zugrundegelegter Text


Buddharakkhita: Mettâ : the philosophy and practice of universal love. - Kandy : Buddhist Publ. Soc., 1989. - (The Wheel publication ; no. 365/366)

1. Die vier unbegrenzten Haltungen (Einstellungen) (brahmavihâra)

"Zu allen Wesen will ich unbegrenztes Wohlwollen, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfalten, im Wissen um das Streben aller Lebewesen nach Glück." (nach dem Buddhistischen Bekenntnis der Deutschen Buddhistischen Union)

"Unbegrenzt" sind diese Haltungen, weil es keine Grenzen gibt, an denen diese Haltungen Halt machen sollen.

Weiterführende Ressourcen:

Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ`sâstra) / [Trad. par] Étienne Lamotte. - Tome III. - p. 1239-1273.
[p. 1239-1240 Nachweise von Pali- und Sanskritstellen]


1.1. mettâ f. - Güte


Gegenteil: Haß, Aversion

sabbe sattâ - "Mögen alle Wesen
averâ hontu - frei sein von Anfeindungen,
abyâpajjhâ hontu - frei von Bedrückung,
anîghâ hontu - frei von Beklemmung,
sukkhî attâna.m pariharantu. - mögen sie glücklich ihr Leben verbringen."

(Mettâkathâ: Pa.tisambidhamagga II, 130)

Die Entfaltung von Güte spielt in der Praxis der Theravâdabuddhisten, auch der Laien, eine ziemliche Rolle. Dabei werden Güte und die anderen unbegrenzten Haltungen als reale Energien verstanden, nicht nur als psychische Zustände. So kann Güte z.B. auch in Fernwirkung Kranke heilen usw. Die Entfaltung von Güte und den anderen unbegrenzten Haltungen ist also in der Vorstellung der Buddhisten soziales, zutiefst "karitatives" Wirken und Handeln!


1.2. karu.nâ f. - Mitgefühl


Gegenteil: Grausamkeit, Schadenfreude

sabbe sattâ - "Mögen alle Wesen
dukkhâ pamuccantu. - vom Leid befreit werden."


1.3. muditâ f. - Mitfreude


Gegenteil: Neid, Eifersucht

sabbe sattâ - "Mögen alle Wesen
mâ laddha-sampattito vigacchantu - erlangtes Wohlergehen nicht verlieren."


1.4. upekkhâ f. - Gelassenheit / Gleichmut


Gegenteil: Gier, Haß

sabbe sattâ - "Alle Wesen sind
kamma-ssakâ - Besitzer ihres Karma,
kamma-dâyâdâ - Erben ihres Karma,
kamma-yonî - aus ihrem Karma entstanden,
kamma-bandhû - haben ihr Karma als Vorfahren,
kamma-pa.tisara.nâ - haben ihre Hilfe im Karma.
ya.m kamma.m karissanti - Welcherart Karma sie tun,
kalyâ.na.m vâ pâpaka.m vâ - gutes oder schlechtes,
tassa dâyâdâ bhavissanti. - dessen Erbe werden sie sein."


2. Unbegrenzte Haltungen als Gegenstand von Ruhigwerdemeditation und als Verhaltensmuster


Vier unbegrenzte Haltungen: Wohlwollen, Mitgefühl, Mitfreude, Gleichmut


Zu Kapitel 7: Die Wurzeln des karmisch Heilsamen und Unheilsamen