Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg

 

Japanische Kalligraphie: "Stille und Abgeschlossenheit"

"Sekan" = "Stille und Abgeschlossenheit", Kalligraphie eines japan. Tendai-Priesters

Kapitel 5: Übrige Methoden der Ruhigwerdemeditation


von Alois Payer

mailto:payer@well.com


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum buddhistischen Erlösungsweg. -- Kapitel 5: Übrige Methoden der Ruhigwerdemeditation. -- Fassung vom 9. Februar 1996. -- URL: http://www.payer.de/buddherloesung/vism05.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung:  9. Februar 1996

Anlaß: Lehrveranstaltung Der buddistische Erlösungsweg, Univ. Tübingen, WS 1995/96

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.


Übersicht



Asubha - Verfallszustände eines Leichnams


Visuddhimagga, Kap. 6

Betrachtungen einer Leiche in den verschiedenen Verfallstadien mit Anwendung auf den eigenen Körper:

"Auch dieser Körper ist so beschaffen, wird so werden, kann dem nicht entgehen."

Zweck der Leichenbtrachtung ist es, von sexueller Gier zu befreien.

Geeignet für: râga-carita n. - zu Gier neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: erstes jhâna.

Die asubha n. sind unter dem Titel sîvathikâ f. - Leichenfeldbetrachtungen auch Bestandteil der kâyânupassanâ f. - Betrachtung des Körperlichen der satipa.t.thâna - Grundlagen der Achtsamkeit (s. Dhammavibhâga I.4.15. ).

Die asubha gehören auch zu den ârakkha-kamma.t.thâna n. - Meditationsübungen zum Schutz (s. Dhammavibhâga I.4.13.

Weiterführende Ressourcen:

Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ´sâstra) / [trad. par] Étienne Lamotte. - Tome III. - p. 1311-1313.

Asubha - Zerfallszustände eines Leichnams:

  1. uddhumâtaka m. - der aufgedunsene / aufgetriebene Leichnam (durch Fäulnisgase)
  2. vinîlaka m. - der schwarzblau-verfärbte Leichnam (durch Totenflecken)
  3. vipubbaka m. - der "eitrige" Leichnam (durch Fäulnisflüssigkeit)
  4. vicchiddaka m. - der aufgeborstene Leichnam (durch aufbrechende Fäulnisblasen ...)
  5. vikkhâyitaka m. - der (von verschiedenen Tieren) angefressene Leichnam
  6. vikkhittaka m. - der (von Tieren) verergestreute Leichnam
  7. hata-vikkhittaka m. - der (von Tieren) zerhackte und verstreute Leichnam
  8. lohitaka m. - der blutige Leichnam (durch rötlichgelbe Fäulnisflüssigkeit, Blut und das durchbrechende Venennetz)
  9. puluvaka m. - der madige Leichnam (durch schlüpfende Fliegenmaden, die die Skeletierung vorantreiben)
  10. a.t.thika m. - der skelettierte Leichnam

Für eine zeitgemäße Praxis empfehle ich den Gebrauch einschlägiger Lehrbücher und Atlanten der Gerichtsmedizin. Danach klassifiziert man Leichenveränderungen folgendermaßen:

Quelle: Ökologisches Stoffgebiet / Günther Reinhardt ... - Stuttgart : Hippokrates Verlag, 1991. - (Duale Reihe). - ISBN 3-7773-0893-5. - S. 203-211.


Anussati (f.) - Vergegenwärtigungen


Visuddhimagga, Kap. 7, Kap. 8


Buddhânussati f. - Vergegenwärtigung des Buddha


Visuddhimagga, Kap.7, §§ 2-67

Geeignet für: saddhâ-carita n. - zu Glauben neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Die Buddhânussati gehört auch zu den ârakkha-kamma.t.thâna n. - Meditationsübungen zum Schutz (s. Dhammavibhâga I.4.13. )

Vergegenwärtigung der Eigenschaften Buddhas, wie sie in folgender Formel ausgedrückt werden:

iti pi so bhagavâ: araha.m sammâ-sambuddho vijjâ-cara.nasampanno sugato loka-vidû anuttaro purisa-damma-sârathi satthâ deva-manussâna.m buddho bhagavâ ti

Buddha, "der Ehrwürdige (bhagavâ) ist vollkommen zur Erlösung gelangt (araha.m), vollkommen richtig von selbst zur Wahrheit erwacht (sammâ-sa.mbuddha), in Wissen und Wandel vollendet (vijjâ-cara.na-sa.mpanna), hat den Weg durch die Wiedergeburten gut beendet (sugata), ist ein Kenner der Welten (loka-vidû), ein unübertrefflicher Lenker der bezähmbaren Menschen (anuttara purisa-damma-sârathi), Lehrer der Götter und Menschen (satthâ deva-manussâna.m), ein Buddha (buddha), ein Ehrwürdiger (bhagavâ)."

Ausführlich erklärt in:

Materialien zu den Grundbegriffen des Buddhismus: Buddha-ppavatti : Materialien zum historischen Buddha und zum Buddha des Glaubens, :Teil III: Die Buddhânussati als Ausdruck für den Buddha des Glaubens.


dhammânussati f. - Vergegenwärtigung der Buddhalehre


Visuddhimagga, Kap.7, §§ 68-88

Geeignet für: saddhâ-carita n. - zu Glauben neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Vergegenwärtigung der Eigenschaften der Lehre Buddhas, wie sie in folgender Formel ausgedrückt werden:

svâkkhâto bhagavatâ dhammo - Gut erklärt ist vom Ehrwürdigen die Lehre,
sandi.t.thiko - sichtbar,
akâliko - zeitlos,
ehi-passiko - von der Art des "Komm und sieh!",
opanayiko - fruchtbar anleitend,
paccatta.m veditabbo viññuhî ti - von Weisen selbst erkennbar."


sa°nghânussati f. - Vergegenwärtigung der Gemeinschaft der Erlösten


Visuddhimagga, Kap.7, §§ 89-100

Geeignet für: saddhâ-carita n. - zu Glauben neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Vergegenwärtigung der Eigenschaften der Gemeinschaft derer, die zurecht Heilsgewißheit haben, wie sie in folgender Formel ausgedrückt werden:

supa.tipanno bhagavato sâvaka-sa·ngho, - "Die Gemeinschaft der Jünger des Ehrwürdigen hat (die Lehre) gut praktiziert,
ujju-pa.tipanno bhagavato sâvaka-sa·ngho, - geradeaus praktiziert,
ñâya-pa.tipanno bhagavato sâvaka-sa·ngho, - in rechter Weise praktiziert,
sâmîci-pa.tipanno bhagavato sâvaka-sa·ngho, - richtig praktiziert hat die Gemeinschaft der Jünger des Ehrwürdigen,
yadida.m cattâri purisa-yugâni - nämlich die vier Menschenpaare,
a.t.tha purisa-puggalâ, - die acht einzelnen Menschen. (d.h. die edlen Menschen (ariya-puggala m.), die einen der vier Stadien der Erlösten (Stromeintreter <sotâpanna m.>, Einmalwiederkehrer <sakad-âgâmî m.>, Niewiederkehrer <anâgâmî m.>, Arhant <arahanta m.>) verwirklicht haben, und zwar jeweils den Weg (magga m.) und das Ziel (phala n.) (2 mal 4 = 8).) (s. Dhammvibhâga II.2.1. )

esa bhagavato sâvaka-sa·ngho - Diese Gemeinschaft der Jünger des Ehrwürdigen ist
âhuneyyo, - würdig der Opfergaben,
pâhuneyyo, - würdig der Gastlichkeit,
dakkhineyyo, - würdig der Gaben,
añjalîkara.nîyo, - würdig des ehrfurchtvollen Grußes,
anuttara.m puñña-kkhetta.m lokassâ ti - ein unübertreffliches Verdienstfeld für die Welt."


sîlânussati f. - Vergegenwärtigung der eigenen Sittlichkeit


Visuddhimagga, Kap.7, §§ 101-106

Geeignet für: saddhâ-carita n. - zu Glauben neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Vergegenwärtigung der eigenen Sittlichkeit gemäß folgender Formel:

"Da vergegenwärtigt sich ein edler Jünger seine eigene Sittlichkeit: die ungebrochene, ungespaltene, unbefleckte, unverdorbene, befreiende, von den Weisen gepriesene, nicht anhaftende, zur Sammlung führende."


câgânussati f. - Vergegenwärtigung der eigenen Freigebigkeit:


Visuddhimagga, Kap.7, §§ 107-114

Geeignet für: saddhâ-carita n. - zu Glauben neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Vergegenwärtigung der eigenen Freigebigkeit gemäß folgender Formel:

"Es ist ein Vorteil für mich, ein großer Vorteil, daß ich unter vom Schmutz des Geizes besessenen Wesen mit vom Schmutz des Geizes befreitem Sinn weile, freigebig, mit ausgestreckten Händen, am Weggeben Freude empfindend, für Bitten zugänglich, am Geben und Teilen Freude empfindend."


devatânussati f. - Vergegenwärtigung der Gottheiten.


Visuddhimagga, Kap.7, §§ 115-118

Geeignet für: saddhâ-carita n. - zu Glauben neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Vergegenwärtigung der verschiedenen Götter gemäß folgender Formel:

"Es gibt die Catummahârâjika-Götter, die Tavati.msa-Götter, die Yâma-Götter, die Tusita-Götter, die Nimmânaratî- Götter, die Paranimittavasavattî-Götter, es gibt noch darüber hinaus Götter. Das Vertrauen (saddhâ), von dem erfüllt jene Gottheiten in dieser Welt dahingeschieden und in jenen Götterwelten wiederentstanden sind, ein solches Vertrauen habe auch ich. Die Sittlichkeit (sîla)... Die Kenntnis der Buddhalehre (suta)... Die Freigebigkeit (câga)... Die Weisheit (paññâ)...eine solche Weisheit habe auch ich."

Zu den Götterwelten

s. Dhammavibhâga II.3.15.

Ausführlich zu den einzelnen Götterwelten s. unter den betreffenden Stichworten:

Malalasekera, G. P.: Dictionary of Pâli proper names. - Reprint of the 1938 ed. - London : The Pali Text Society, 1974. - 2 vol.


mara.na-sati f. - Vergegenwärtigung des Todes, des Sterbenmüssens


Visuddhimagga, Kap. 8, §§ 1-41

Geeignet für: buddhi-carita n. - zu Erkenntnis neigenden Typ

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Die mara.na-sati gehört auch zu den ârakkha-kamma.t.thâna n. - Meditationsübungen zum Schutz (s. Dhammavibhâga I.4.13. )

Vergegenwärtigung des Todes, der Unentrinnbarkeit des Todes, der Tatsache, daß Tod (wegen der Unbeständigkeit von allem) jeden Augenblick in meinem Leben geschieht.

Weiterführende Ressourcen:

Mara.nasatisutta : A°guttaranikâya III, 303-306; IV, 316-319.

Nyanatiloka <Thera> <1878 - 1957>: Buddhistisches Wörterbuch : kurzgefasstes Handbuch der buddhistischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung. -- 5. Aufl., (Unveränd. Nachdr. der 2., rev. Aufl.). -- Stammbach : Beyerlein und Steinschulte, 1999. -- 277 S. ; 18 cm. -- Originaltitel: Buddhist dictionary. -- ISBN: 3-931095-09-6. - S. 126-128 (s.v. mara.na-sati). -- Hier können Sie dieses Werk bestellen: http://www.buddhareden.de/fr-bestellung.htm
[Gute Darstellung der verschiedenen Methoden]

Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ´sâstra) / [trad. par] Étienne Lamotte. - Tome III. - p. 1422-1425


kâyagata-sati f. = pa.tikûla-manasi-kâra m. - Bewußtmachen des Widerlichen, d.h. Bewußtmachen der 32 Körperbestandteile


Visuddhimagga, Kap. 8, §§ 42-144

Geeignet für: râga-carita n. - zu Gier neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: erstes jhâna.

Zweck dieser Übung: Aufgeben des Gedankens an eine unauflösliche Individualität; Verwirklichung des Denkens in Elementen (Konstituentien).

kâyagata-sati gehört zu den kâyanupassanâ's unter den Satipa.t.thâna's - den Grundlagen der Achtsamkeit (s. Dhammavibhâga I.4.15.).

Diese Übung ist auch als Mûla-kamma.t.thâna n. - Grundmeditation Bestandteil der Ordination zum Novizen (pabbajjâ). s. Materialien zu den Grundbegriffen des Buddhismus: Vinayamukha : Grundbegriffe der Ordensregeln und des Ordensrechts des Theravâda, Teil Teil I.

Die 32 Körperbestandteile nach der damaligen Anatomie sind:

  1. Kopfhaare
  2. Körperhaare
  3. Nägel
  4. Zähne
  5. Haut
  6. Fleisch
  7. Sehnen
  8. Knochen
  9. Knochenmark
  10. Niere
  11. Herz
  12. Leber
  13. Brustfell
  14. Milz
  15. Lunge
  16. Gedärm
  17. Gekröse
  18. Mageninhalt
  19. Kot
  20. Gehirn
  21. Galle
  22. Schleim
  23. Eiter
  24. Blut
  25. Schweiß
  26. Fett
  27. Tränen
  28. Hautschmiere
  29. Speichel
  30. Rotz
  31. Gelenkflüßigkeit
  32. Urin.

Für eine zeitgemäße Praxis empfehle ich die Benutzung eines Lehrbuchs oder eines Atlas der Anatomie. Gut geeignet für Anfänger ist z.B.:

Yokochi, Chihiro: Photographische Anatomie des Menschen / Chihiro Yokochi ; Johannes W. Rohen ; Eva Lurie Weinreb. - 5. Aufl. - Stuttgart : Schattauer, 1992. - 134 S. ; 303 überw. mehrfarb. Abb. - ISBN 3-7945-1515-3


ânâpâna-sati f. - Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung


Visuddhimagga, Kap. 8, §§ 145-244

Geignet für:

Mit dieser Übung können alle Versenkungszustände (alle acht jhâna) erreicht werden.

ânâpâna-sati gehört zu den kâyanupassanâ's unter den Satipa.t.thâna's - den Grundlagen der Achtsamkeit (s. Dhammavibhâga I.4.15.).

Grundtext für diese Übung:

"Da, ihr Mönche, hat sich ein Mönch in die Wildnis begeben oder an den Fuß eines Baumes oder an eine leere Stätte und setzt sich nieder. Und mit kreuzweise untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich geftet, atmet er achtsam ein, atmet er achtsam aus.

  1. Lang einatmend weiß er, daß er lang einatmet - lang ausatmend weiß er, daß er lang ausatmet
  2. Kurz einatmend weiß er, daß er kurz einatmet - kurz ausatmend weiß er, daß er kurz ausatmet
  3. Den ganzen Körper empfindend werde ich einatmen, so trainiert er ; den ganzen Körper empfindend werde ich ausatmen, so trainiert er
  4. Die Körperkonstellation (kâya-sa°nkhâra) beruhigend werde ich einatmen, so trainiert er; die Körperkonstellation beruhigend werde ich ausatmen, so trainiert er
  1. Verzückung (pîti) empfindend werde ich einatmen, so übt er; Verzückung empfinden werde ich ausatmen, so übt er
  2. Glück (sukha) empfindend ...
  3. Die Bewußtseinskonstellation (citta-sa°nkhâra) empfindend ...
  4. Die Bewußtseinskonstellation beruhigend ...
  1. Das Bewußtsein empfindend werde ich einatmen ...
  2. Das Bewußtsein aufheiternd ...
  3. Das Bewußtsein sammelnd ...
  4. Das Bewußtsein befreiend
  1. Das Vergängliche (anicca) betrachtend werde ich einatmen ...
  2. Gierlosigkeit (virâga) betrachtend ...
  3. Das Aufhören (nirodha) betrachtend ...
  4. Das Loslassen (pa.tinisagga) betrachtend werde ich einatmen, so
  5. trainiert er; das Loslassen betrachtend werde ich ausatmen, so trainiert er."

upasamânussati f. - Vergegenwärtigung des Friedens, d.h. des Nibbâna


Visuddhimagga, Kap. 8, §§ 245-251

Geeignet für: buddhi-carita n. - zu Erkenntnis neigenden Typ

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Vergegenwärtigung des Nibbâna gemäß der Formel:

"Unter allem Bedingten und Nicht-Bedingten ist das Höchste die Begierdelosigkeit, nämlich die Ernüchterung des Rausches, das Aufhören des Durstes, die Zerstörung der Abhängigkeit, das Abbrechen des Weiterrollens, das Schwinden der Begehrens, die Begierdelosigkeit, das Aufhören, das Nibbâna."

Weiterführende Ressourcen:

Ekadhammapâli : A·nguttaranikâya I, 30; Nal I, 31,3-7; Th 20/179-180/39-40;

Pasâdakaradhammavagga : A°nguttaranikâya I, 42; Nal I, 41,23-26; Th 20/224/54-55

Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ`sâstra) / [trad. par] Étienne Lamotte. - Tome III. - p. 1329-1430.


Brahma-vihâra m. - unbegrenzte Haltungen


Visuddhimagga, Kap. 9

Geeignet für: dosa-carita n. - zu Haß neigenden Typ.

"Unbegrenzt" weil es keine Grenzen gibt, an denen diese Haltungen Halt machen sollen.

Weiterführende Ressourcen:

Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ`sâstra) / [Trad. par] Étienne Lamotte. - Tome III. - p. 1239-1273.
[p. 1239-1240 Nachweise von Pali- und Sanskritstellen]


mettâ f. - Güte


Visuddhimagga, Kap. 9, §§ 1-76

Geeignet für: dosa-carita n. - zu Haß neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: drittes jhâna.

Entfaltung von mettâ gehört auch zu den ârakkha-kamma.t.thâna n. - Meditationsübungen zum Schutz (s. Dhammavibhâga I.4.13. )

sabbe sattâ - "Mögen alle Wesen
averâ hontu - frei sein von Anfeindungen,
abyâpajjhâ hontu - frei von Bedrückung,
anîghâ hontu - frei von Beklemmung,
sukkhî attâna.m pariharantu. - mögen sie glücklich ihr Leben verbringen."

(Mettâkathâ: Pa.tisambidhamagga II, 130)

Die Entfaltung von Güte spielt in der Praxis der Theravâdabuddhisten, auch der Laien, eine ziemliche Rolle. Dabei werden Güte und die anderen unbegrenzten Haltungen als reale Energien verstanden, nicht nur als psychische Zustände. So kann Güte z.B. auch in Fernwirkung Kranke heilen usw. Die Entfaltung von Güte und den anderen unbegrenzten Haltungen ist also in der Vorstellung der Buddhisten soziales, zutiefst "karitatives" Wirken und Handeln!

Einige Methoden der Entfaltung von Güte:

Methode 1 (personenweise):

Bei der visuellen Vergegenwärtigung ist es wichtig, daß sie deutlich ist und nicht hastig geschieht: man soll wirklich Güte entfalten und nicht einfach Formeln herunterleiern.

Hat man so Individuen-bezogen Güte entfaltet gehe man über zur gruppenweisen Entfaltung der Güte nach Methode 2:

Methode 2 (gruppenweise):

Andere Methoden (Auswahl):

Man kann als Mönch auch den ganzen Almosengang rekonstruieren und jedem einzelnen Geber Güte zuwenden. Analoges gilt für alle Begegnungen.

Die Entfaltung der anderen unbegrenzten Haltungen geschieht analog zur Entfaltung der Güte.


karu.nâ f. - Mitgefühl


Visuddhimagga, Kap. 9, §§ 77-83

Geeignet für: dosa-carita n. - zu Haß neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: drittes jhâna.

sabbe sattâ - "Mögen alle Wesen
dukkhâ pamuccantu. - vom Leid befreit werden."


muditâ f. - Mitfreude


Visuddhimagga, Kap. 9, §§ 84-87

Geeignet für: dosa-carita n. - zu Haß neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: drittes jhâna.

sabbe sattâ - "Mögen alle Wesen
mâ laddha-sampattito vigacchantu - erlangtes Wohlergehen nicht verlieren."


upekkhâ f. - Gelassenheit / Gleichmut


Visuddhimagga, Kap. 9, §§ 88-90

Geeignet für: dosa-carita n. - zu Haß neigenden Typ.

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: viertes jhâna.

sabbe sattâ - "Alle Wesen sind
kamma-ssakâ - Besitzer ihres Karma,
kamma-dâyâdâ - Erben ihres Karma,
kamma-yonî - aus ihrem Karma entstanden,
kamma-bandhû - haben ihr Karma als Vorfahren,
kamma-pa.tisara.nâ - haben ihre Hilfe im Karma.
ya.m kamma.m karissanti - Welcherart Karma sie tun,
kalyâ.na.m vâ pâpaka.m vâ - gutes oder schlechtes,
tassa dâyâdâ bhavissanti. - dessen Erbe werden sie sein."


A-rûpa n. = âruppa n. - Formlose (materiefreie) Gebiete von Versenkungszuständen (jhâna)


Visuddhimagga, Kap. 10

Geeignet für: alle Typen und gemischte Typen

Weiterführende Ressourcen:

Nâgârjuna: La traité de la grande vertu de sagesse (Mahâprajñâpâramitâ`sâstra) / [Trad. par] Étienne Lamotte. - Tome II, p. 1023 - 1024; 1032 - 1034

Im Folgenden die stereotypen Formulierungen.


âkâsânañcâyatana n. - Gebiet der Raumunendlichkeit


Visuddhimagga, Kap. 10, §§ 1-24

sabbaso rûpa-saññâna.m samatikkamma, pa.tigha-saññâna.m attha-gamâ, ñânatta-saññâna.m amanasi-kârâ Ananto akâso ti âkâsânañcâyatana.m upsampajja viaharati

"Nachdem er völlig die Wahrnehmung von Materiellem überwunden hat, wenn die Gegenstands-Wahrnehmungen verschwunden sind, wenn er die Wahrnehmungen von Verschiedenheit nicht mehr beachtet, gelangt er mit dem Bewußtsein, daß der Raum unendlich ist, zum Gebiet der Raumunendlichkeit und verweilt dort"

Versenkungszustand: fünftes jhâna.


viññâ.nñcâyatana n. - Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit


Visuddhimagga, Kap. 10, §§ 25-31

sabbaso âkâsânañcâyatana.m samatikkamma Ananta.m viññâ.na.m ti viññâ.nñcâyatana.m upasampajja viharati

"Nachdem er das Gebiet der Raumunendlichkeit völlig überwunden hat, gelangt er mit dem Bewußtsein, daß das Bewußtsein unendlich ist, zum Gebiet der Bewußtseinunendlichkeit und verweilt dort"

Versenkungszustand: sechstes jhâna.


âkiñcaññâyatana n. - Gebiet der Nichtsheit


Visuddhimagga, Kap. 10, §§ 32-39

sabbaso viññâ.nñcâyatana.m samatikamma N'atthi kiñcîti âkiñcaññâyatana.m upasampajja viharati

"Nachdem er das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit völlig überwunden hat, gelangt er mit dem "Bewußtsein", daß nichts existiert, zum Gebiet der Nichtsheit und verweilt dort"

Versenkungszustand: siebtes jhâna.


nevasaññâ-nâsaññâyatana n. - Gebiet der Weder- Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung


Visuddhimagga, Kap. 10, §§ 40-55

sabbaso âkiñcaññâyatana.m samatikamma nevasaññâ- nâsaññâyatana.m upsampajja viharati

"Nachdem er das Gebiet der Nichtsheit völlig überwunden hat, gelangt er zum Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht- Wahrnehmung und verweilt dort"

Versenkungszustand: achtes jhâna.


âhâre pa.tikûla-saññâ f. - Wahrnehmung der Widerlichkeit des Essens


Visuddhimagga, Kap. 11, §§ 1-26

Geeignet für: buddhi-carita n. - zu Erkenntnis neigenden Typ

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Zweck: Überwindung der Gier nach Essen.

Man macht sich bewußt, was beim Essen eigentlich geschieht und wird sich so bewußt, wie widerlich es ist.


catu-dhâtu-vavatthâna n. - Zerlegung von allem in die vier Elemente


Visuddhimagga, Kap. 10, §§ 27-117

Geeignet für: buddhi-carita n. - zu Erkenntnis neigenden Typ

Tiefster Versenkungszustand, der damit erreichbar ist: upacâra-samâdhi.

Zweck: Befreiung von der Idee der "Individualität".

Catu-dhâtu-vavatthâna ist Bestandteil der kâyânupassanâ f. - Betrachtung des Körperlichen der satipa.t.thâna - Grundlagen der Achtsamkeit (s. Dhammavibhâga I.4.15. ).

Man macht sich die Zusammensetzung des Körpers aus den vier Elementen (Erde, Feuer, Wasser, Wind) bewußt. (Vgl. Dhammavibhâga I.4.16. )

Für eine zeitgemäße Praxis empfehle ich das Studium eines Lehrbuchs der physiologischen Chemie und die Umsetzung des Gelernten in meditativer Vergegenwärtigung.


Zu Kapitel 6: Wirkungen der Ruhigwerdemeditation