HBI weltweit

4. Philippinen

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Eine andere Perspektive: Die Philippinen, ein wichtiger Teil Asiens


4.1. Das International Rice Research Institute (IRRI)


4.12. Über das International Rice Research Institute (IRRI)


von Margarete Payer


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: HBI weltweit. -- 4. Philippinen. -- 4.12. Über das International Rice Research Institute (IRRI). -- Fassung vom 1997-05-30. -- URL: http://www.payer.de/hbiweltweit/weltw412.html. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 1997-05-30

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.


Alle Informationen über das IRRI in diesem Text stellen keine offizielle Stellungnahmen des IRRI dar. Dies gilt auch für die Teile, die direkt auf Publikationen des IRRI beruhen.


Übersicht



Ein erster Eindruck:


Abb.: Versuchsfelder des IRRI (Bild: Payer)


Abb.: Versuchfelder des IRRI (Bild: Payer)


1. FAQ zum IRRI


Vorlage:

IRRI and the world of rice : questions and answers about the International Rice Research Institute. -- [Los Baños : IRRI,] 1996. -- 8 S. -- [Das Folgende lehnt sich stark an diese "public awareness publication" an, ohne daß Änderungen, Verdeutlichungen oder Kürzungen als solche gekennzeichnet werden. Die folgende deutsche Fassung stellt keine offizielle Stellungnahme des IRRI dar!]

Siehe auch einige FA's in:

About IRRI / IRRI


1.1. Allgemeines


Was ist das International Rice Research Institute (IRRI)?

Das IRRI ist ein autonomes, gemeinnütziges landwirtschaftliches Forschungs- und Lehrzentrum. Sein Zweck ist, die Gesamtproduktion an Nahrung von auf Reis beruhenden Landwirtschaftsystemen zu erhöhen und dabei die Umwelt zu schützen und die natürlichen Ressourcen zu erhalten. Der Großsteil der Forschung am IRRI geschieht in Zusammenarbeit mit nationalen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Das IRRI wurde 1960 gemeinsam durch die Ford Foundation und die Rockefeller Foundation in Zusammenarbeit mit der philippinischen Regierung gegründet. Die Forschungsarbeit begann 1962.

Das Forschungszentrum des IRRI umfaßt Laboratorien und Einrichtungen für die Lehre auf 252 ha Experimentierfeldern auf dem Campus der University of the Philippines Los Baños (UPLB). Es liegt ca 60 km südlich von Manila.


Warum braucht man ein internationales Reisforschungszentrum?

Für jede dritte Person der Weltbevölkerung bildet Reis mehr als die Hälfte der täglichen Nahrung. 91% des Reises der Welt wird in Asien angebaut und gegessen. In Asien leben auch mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und ca 2/3 der Armen dieser Welt. Auch in Lateinamerika und Afrika ist Reis ein wichtiges Grundnahrungsmittel.

Das IRRI ist gegründet worden, um den Bauern in Entwicklungsländern zu ermöglichen, mehr Reis auf begrenztem Land anzubauen, mit weniger Wasser, weniger Arbeit, weniger chemischen Produkten, ohne die Umwelt zu schädigen.


Wer bestimmt die Richtlinien des IRRI?

Die Richtlinien des IRRI werden durch einen fünfzehnköpfigen Treuhändlerausschuß (Board of Trustees) bestimmt. Der Landwirtschaftsminister der Philippinen, der Präsident der University of the Philippines und der Generaldirektor des IRRI sind kraft Amtes Mitglieder dieses Ausschusses.

Der Ausschuß überprüft die Forschungsprioritäten des IRRI und die Verteilung der Mittel und setzt die Richtlinien für die wissenschaftliche Forschung. Der Generaldirektor ist für die Durchführung dieser Richtlinien verantwortlich.


Wer arbeitet und studiert am IRRI?

Am IRRI sind ca 1500 wissenschatliche und andere Mitarbeiter beschäftigt. 93% der Beschäftigten sind Filipinos. Ca 150 Wissenschaftler in leitenden Stellungen werden international angeworben. 16 der internationalen Wissenschaftler arbeiten an nationalen Programmen in Bangladesh, Indien, Indonesien, Japan, Kambodscha, Laos, Madagaskar, Myanmar (Burma), Nigeria und Thailand. Die Hälfte der international angeworbenen Wissenschaftler stammt aus Entwicklungsländern.

Forscher, die an einer Diplomarbeit oder Dissertation arbeiten, lernen am IRRI unter Anleitung von Wissenschaftlern des IRRI neue und traditionelle Wege der Reisforschung kennen. Die meisten dieser Diplomanden und Dissertanden stammen aus Entwicklungsländern. Jährlich kommen in Gruppen ca 200 sonstige Auszubildende, um sich am IRRI länderspezifisch wissenschaftlich auszubilden und weiterzubilden.

Über 8000 Fachleute aus nationalen und internationalen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen haben am IRRI an einem oder mehreren der Fortbildungsprogramme des IRRI teilgenommen. Die meisten ehemaligen Studierenden des IRRI stammen aus Entwicklungsländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas.


Haben die international angeworbenen Beschäftigten des IRRI die Privilegien und Immunität eines Botschafters?

Nein. Nach dem Präsidentenerlass PD 1620 hat nur der Generaldirektor des IRRI die Privilegien und Immunität eines Botschafters. Der Generaldirektor bezeichnet aufgrund ihrer Funktion die Mitarbeiter, die dieselben Privelegien und Immunität erhalten sollen, wie sie entsprechende Mitarbeiter in Botschaften haben.

Aufgrund von PD 1620 brauchen Nicht-Filipinos unter den international angeworbenen Beschäftigten ihr Einkommen am IRRI nicht zu versteuern.


Wie wird das IRRI finanziert?

Das IRRI erhält finanzielle Unterstützung von Geberländern, Entwicklungsorganisationen der Regierungen und internationalen Organisationen über die Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR).

Die Geberländer sind:

Das IRRI erhält auch Mittel von folgenden nichtnationalen Organisationen

IRRI war der Prototyp für ein weltweites Netzwerk von 16 gemeinnützigen internationalen Forschungszentren für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischereiwesen, die vom CGIAR unterstützt werden. CGIAR wurde 1971 gegründet und ist eine Koordinationsstelle, die den verschiedenen Zentren finanzielle Mittel für internationale landwirtschaftliche Forschung zuweist. CGIAR wird gemeinsam getragen von FAO, Weltbank und UNDP.

Das CGIAR setzt sich zusammen aus Geberländern, internationalen und regionalen Organisationen, Entwicklungsbanken und privaten Stiftungen. Ein Technical Advisory Committee aus führenden Wissenschaftlern überprüft die wissenschaftliche Qualität der Forschungen in den Zentren.


Wie hoch sind die Mittel des IRRI?

Die vom CGIAR genehmigte finanzielle Grundausstattung des IRRI war 1994 US$ 27,1 Mio. Weitere US$ 12 Mio wurden als Sondermittel für bestimmte Projekte zugewiesen.

Die Bundesrepublik Deutschland hat für das IRRI von 1974 bis 1995 ca 27 Mio US$ aufgewendet. Zum Vergleich: die kleine Schweiz gab von 1979 bis 1995 für das IRRI über 13 Millionen US$ aus.


Nimmt das IRRI finanzielle Mittel von Privatfirmen, z.B. multinationalen Konzernen, an?

Nein.


Was sind die Auswirkungen des IRRI auf die Reisproduktion?

Mitte der 60er Jahre entwickelte das IRRI die ersten kurzwüchsigen Reissorten. Die hohen Erträge und die schnelle Akzeptanz der neuen Sorten durch die Bauern bewirkte die Grüne Revolution. Nationale Landwirtschaftsprogramme arbeiteten mit dem IRRI zusammen, um die Reisproduktion zu intensivieren. Auf die IRRI-Reissorten folgten bald Dutzende, ja Hunderte neuer kurzwüchsiger Reissorten, die von Wissenschaftlern in nationalen Programmen gezüchtet wurden. Das genetische Material des IRRI war der Ausgangspunkt solcher Züchtungen.

Damit nicht aufgrund der Neuzüchtungen die traditionellen Reissorten verlorengehen, hat das IRRI von Anfang an die Konservierung solcher Sorten betrieben. Man vermehrte und konservierte Saatmaterial von allen bekannten Reissorten (bis jetzt 90.000!), um sie für gegenwärtige und künftige Nutzung durch Reiszüchter in aller Welt bereitzuhalten.

Die Auswirkungen der gemeinsamen Anstrengungen von IRRI und nationalen landwirtschaftlichen Programmen zeigen folgende Zahlen: Die durchschnittlichen Reiserträge in Südasien und Südostasien waren 1991/93 83% höher als 1964/66, den letzten drei Jahren vor der Einführung der ersten Hochertragssorte. Die Gesamtproduktion an Reis ist in diesem Zeitraum um 120% angestiegen, während nur 21% mehr Land mit Reis bebaut wurde. Allerdings wuchs auch die Bevölkerung Südasiens und Südostasiens in diesem Zeitraum um 85% an.


Welche Herausforderung stellt die Zukunft an das IRRI?

Reisüberschuß und niedrige Reispreise in den letzten Jahren haben den Eindruck entstehen lassen, die Probleme der Nahrungsproduktion für die Welt seien gelöst. Der Bevölkerungsdruck in den reisanbauenden Ländern ist aber groß: jedes Jahr müssen 80 bis 100 Millionen zusätzliche Menschen mit Reis ernährt werden. Gutes Reisland wird rar. In Asien sind arme Bauern und Landlose gezwungen, äußerst erosionsgefährdetes oder marginales Land zu bearbeiten oder in Städte zu ziehen, um dort einen Lebensunterhalt zu suchen (was oft zu noch grösserer Armut führt).

In Asien leben 59% der Weltbevölkerung, in Asien wird 91% des Reises der Welt geerntet und gegessen. 35 bis 80% der gesamten Kalorien, die Asiaten zu sich nehmen, stammen von Reis.

Von 1965 bis 1993 hat sich die Reisproduktion verdoppelt. 70% dieses Anstiegs gehen auf das Konto höherer Erträge und häufigerer Ernten, aber 30% stammen daher, daß Neuland für Reisbau genutzt wurde oder daß Reis statt anderer Feldfrüchte angebaut wurde. Ein hoher Anteil an der Ertragssteigerung beruht auf der Einführung moderner Reissorten, den erhöhten Einsatz von Dünger, Wasser und anderer Inputs.

In den nächsten 32 Jahren muß die Weltreisproduktion um beinahe 70% ansteigen, um mit der Bevölkerungszunahme und der erhöhten Nachfrage aufgrund höherer Einkommen Schritt zu halten.

Wenn sich die Voraussagen bezüglich Bevölkerungszunahme, Klimaveränderungen und beschleunigter Erosion bewahrheiten, dann wird der Jahrtausendwechsel eine Abnahme der Fläche, die für Reisanbau zur Verfügung steht, mit sich bringen. Bis 2025 muß der Durchschnitts-Reisertrag pro Hektar auf 8 Tonnen pro Hektar künstlich bewässerter Reisfläche und 3,6% pro Hektar regenbewässserter Reisfläche ansteigen. Heute liegt der Durchschnittsertrag bei 5 Tonnen bzw. 1,9 Tonnen pro Hektar. IRRI und seine Partner müssen auch die eventuellen negativen Auswirkungen intensiven Reisanbaus auf die natürlichen Ressourcen und die Umwelt in Angriff nehmen.


Welche Forschungsprogramme hat das IRRI?

Die fünf interdisziplinären Forschungsprogramme des IRRI zentrieren um die vier großen Ökosysteme des Reises -- künstlich bewässerter Reis, regenbewässerter Tieflandreis, Hochlandreis, flutausgesetzter Reis -- sowie ökosystemübergreifende Forschung. Ein großer Teil der Forschung am IRRI geschieht in Zusammenarbeit mit nationalen Forschungsprogrammen und Labroratorien in aller Welt.

Laufende Forschungsprojekte sind u.a.


1.2. IRRI und die Philippinen


Welche Bedeutung hat Reis für die Philippinen?

Reis ist das Grundnahrungsmittel für 3/4 der philippinischen Bevölkerung. Reisbearbeitung bindet ca 45% der landwirtschaftlichen Arbeitskraft.

Als 1966 die ersten modernen Reissorten freigegeben wurden, war die Bevölkerungsgröße der Philippinen nur 33,1 Millionen. 1966 war der Durchschnittertrag von Reis 1,3 Tonnen pro Hektar. Auf 3,1 Mio Hektar Land wurden 4,1 Mio Tonnen Rohreis geerntet. 1966 importierten die Philippinen 108.000 Tonnen gemahlenen Reises.

Seit 1966 hat sich die Bevölkerung fast verdoppelt (1993 ca 66,5 Millionen Einwohner). Die Fläche für Reis wurde um ca 7% auf 3,3 Mio Hektar (1993) vergrössert. Die Reisproduktion wuchs aber auf 9,4 Mio Tonnen Rohreis an, mehr als doppelt so viel wie 1966. Dies wurde ermöglicht durch die Einführung moderner Hochertragssorten und damit verbundener Technologien, die vom IRRI und den Philippinen entwickelt wurden. Heute werden auf 94% der Reisbaufläche verbesserte Sorten angebaut. Ca 40% des Reises wird im Regenfeldbau angebaut mit einem Durchschnittsertrag von nur 2,1 Tonnen pro Hektar. Der Gesamtdurchsnittsertrag für künstlich bewässerten und regenbewässerten Reis war 1993 2,9 Tonnen pro Hektar. Die folgende Tabelle faßt die wichtigsten Zahlen nochmals zusammen:

  1966 1993
Bevölkerung 33,1 Mio 65,6 Mio
Durchschnitts-Reisertrag 1,3 t/ha 2,9 t/ha
Gesamternte Rohreis 4,1 Mio t 9,4 Mio t
Bebaute Reisfläche 3,1 Mio ha 3,3 Mio ha
Reisimporte 108.000 t 0 t

Die Bevölkerung der Philippinen wächst immer noch um mindestens 2,2% pro Jahr, deshalb muß die Reisproduktion wachsen, um Schritt halten zu können. Im Jahr 2000 müssen 74 Mio Einwohner ernährt werden, d.h. daß die Philippinen dann 10,2 Mio t Rohreis produzieren müssen. 2025 werden 101 Mio Filipinos 14 Mio t Rohreis benötigen, fast 50% mehr als heute. Dieser Reis wird auf weniger Land als heute angebaut werden müssen, da die städtischen Zentren sich in Reisland hinein ausbreiten.


Sind die Forschungen und Technologien des IRRI schädlich für die philippinische Wirtschaft?

Nein. Es gibt keinen Beleg dafür, daß die Forschungen und Technologien des IRRI der philippinischen Wirtschaft schaden.

1985 untersuchte das philippinische Parlament Anschuldigungen, das IRRI sei Teil einer Verschwörung zur Sabotage der philippinischen Wirtschaft. Das Batsan Commitee on Agriculture and Food führte öffentliche Anhörungen durch und ein Ad-hoc-Ausschuß führte am IRRI Nachforschungen durch. Am 9. Sept. 1985 veröffentlichte Batsan einen Untersuchungsbericht, der feststellte:

Batsan "found the charges to be unfounded. The complainant failed to substantiate his charges while IRRI, through its director general, has specifically denied the allegations and presented documents supporting its denial."

Der Untersuchungsbericht ist öffentlich zugänglich.


Hat die Verbreitung von IRRI-Reis-Technologie durch Masagana 99 die philippinischen Bauern in eine Schuldenkrise gestürzt?

Nein. IRRI ist ein internationales Reisforschungsinstitut, das in den Philippinen aufgrund einer Einladung der philippinischen Regierung ist. Zu den Aufgaben von IRRI gehören nicht lokale Maßnahmen zur Verbreitung oder Kreditvergabepolitik. Masagana 99 war ein philippinisches Programm, das auf politischen Entscheidungen der philippinischen Regierung beruhte und Technologien einheimischer Institutionen und des IRRI benutzte.


Werden Filipino Bauern durch das IRRI davon abgehalten, traditionelle Reissorten anzubauen?

Nein. Jeder Bauer, der traditionelle Sorten anbauen will, kann dies tun.

PhilRice hat vom Genetic Resources Center am IRRI 1400 traditionelle Reissorten erhalten, um sie zu vermehren und an Bauern zu verteilen.

Normalerweise ergeben traditionelle Sorten nur eine Ernte pro Jahr mit einem Hektarertrag von 1 bis 2 Tonnen. Im allgemeinen brauchen traditionelle Reissorten länger zur Reifung (nämlich 150 bis 170 Tage) als moderne Sorten.

Würde man ausschließlich zu traditionellen Reissorten zurückkehren, würde dies zu einem Defizit an Reis von mehr als 5 Mio t ungemahlenem Reis, bzw 3 Mio t gemahlenem Reis führen.

Reisbauern pflanzen heute Reis nicht nur zur Selbstversorgung, sondern sie erwarten auch einen Gewinn. Deshalb ist es für sie besser, traditionelle Sorten, besonders solche mit einmaligen oder bevorzugten Eigenschaften, neben modernen Sorten anzupflanzen, als nur die ertragärmeren traditionellen Sorten zu verwenden. Ein solches doppelgeleisiges Sysstem wird nicht nur die genetische Breite des Reises verbessern, sondern auch Selbstversorgung und Einkommen für die Bauern sichern.


1.3. Superreis oder Die neue Reispflanze


Steht die neue, vom IRRI entwickelte Reispflanze den Bauern schon zur Verfügung?

Nein. IRRI hat bisher Prototypen der neuen Reispflanze entwickelt. Diese Prototypen werden nun am IRRI in Feldversuchen getestet.

Weitere Forschungen sind nötig, um die Kornqualität zu verbessern und um Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Insekten zu erreichen.

Die neuen Sorten werden voraussichtlich um die Jahrtausendwende freigegeben werden.


Welches sind die Zuchtlinien der neuen Reispflanze?

1989 wurde die Zielvorstellung eines neuen Reispflanzentyps entwickelt und mit den Arbeiten zur Zucht dieses Pflanzentyps begonnen. Man pflanzte am IRRI ca 2000 Sorten aus der Genbank während der Trockenzeit und während der Regenzeit an, um Pflanzen zur Zucht bestimmter Eigenschaften zu identifizieren. Man wählte für die Zuchtexperimente Pflanzen aus mit folgenden Eigenschaften:

Die meisten dieser Geberpflanzen kommen aus Indonesien und gehören zur Javanica-Gruppe. Javanica-Reis ist genetisch verwandt mit Japonica-Reis, der in gemäßigten Zonen wie Nordchina, Japan, Korea, Kalifornien wächst.

1990 begann man mit Kreuzungsversuchen. Seither hat man über 1000 Kreuzungen durchgeführt und über 50.000 Zuchtlinien gezüchtet. Pflanzen mit den gewünschten Eigenschaften wurden ausgewählt. 1993 erreichte man die Zucht von Pflanzen, die vermutlich dem gewünschten neuen Pflanzentyp entsprechem. Sie werden nun in Feldexperimenten getestet.


Welche charakteristischen Merkmale hat die neue Reispflanze?

Moderne Hochertragssorten (high yielding varieties -- HYV) bringen 20 bis 25 Sprosse hervor, von denen nur 14 bis 15 kleine Rispen mit je ca 100 Reiskörnern tragen. Die anderen Sprosse bleiben ertragslos und stehen in Konkurrenz zu den rispentragenden Sprossen im Kampf um Mineralstoffe (vor allem Stickstoff) und Sonnenenergie. Das dichte Blätterdach, das durch die überschüssigen Sprosse entsteht, schafft auch ein feuchtes Mikroklime, das Insekten und Krankheiten begünstigt.

Der neue Pflanzentyp soll folgende Eigenschaften haben:

Der Schlüssel zu erhöhtem Ertrag ist die grössere Rispengrösse. Die neuen Pflanzen müssen näher beieinander gepflanzt werden, um die geringere Anzahl der Sprosse zu kompensieren. Deshalb eignen sie sich mehr für die Wurfsaat als für die Umpflanzung aus Saatbeeten. Dies reduziert den Arbeits- und Wasserbedarf. Mit einer Höhe von 90 bis 100 cm sind sie ähnlich hoch wie moderne Hochertragssorten.

Der Höchstertrag von Hochertragssorten in den Tropen ist gegenwärtig 10 t/ha. Geplant ist ein neuer Pflanzentyp mit einem Höchstertrag von 12,5 t/ha, also eine Ertragssteigerung von 25% gegenüber den gegenwärtigen Hochertragssorten.


Warum braucht man überhaupt eine neue Reispflanze?

Die Zunahme der Weltbevölkerung von heute 5,5 Milliarden auf voraussichtlich 6,2 Milliarden im Jahr 2000 und 8,3 Milliarden im Jahr 2025 erfordert eine Zunahme der Nahrungsproduktion. Die Bevölkerung in Ländern mit Reis als Grundnahrungsmittel nimmt schneller zu als der Rest der Welt. Vermutlich wird die Nachfrage nach Reis in den nächsten 35 Jahren um 70% steigen -- in dieser Projektion resultieren 55% Steigerung aus dem Bevölkerungswachstum und 15% aus der Zunahme des Pro-Kopf-Verbrauchs der armen Bevölkerungsschichten Asiens (falls es gelingt, die Armut zu verringern). Das bedeutet, daß im Jahr 2025 zusätzlich 350 Mio Tonnen Reis produziert werden müssen.

Eine nennenswerte Zunahme der Fläche für Reisbau ist unwahrscheinlich. Es ist eher wahrscheinlich, daß sie abnimmt, da das Wachstum der Städte und der Industrie gutes Reisland vernichtet. Auch die Nachfrage nach Wasser aus anderen Sektoren der Industrie nimmt mit dem ökonomischen Wachstum zu und beeinträchtigt den Wasserbedarf des Reisbaus.

Deshalb bleibt wohl nichts anderes als eine weitere Intensivierung des Reisbaus übrig. Zu diesem Zweck wird ein neuer Reispflanzentyp mit höherem Ertrag gezüchtet.


Wie wird die neue Pflanze mithelfen, daß ein neuer 'Quantensprung' in den Ertragsmöglichkeiten von Reis erreicht wird?

Der neue Pflanzentyp hat eine höhere Biomasse und gleichzeitig einen günstigen Ernteindex (Verhältnis Korn zu Gesamtbiomasse):

  Biomasse Körner Stroh Ernteindex
Traditionelle Sorten 10 t/ha 3 t/ha 7 t/ha 0,3
Moderne Sorten 20 t/ha 10 t/ha 10 t/ha 0,5
Neuer Pflanzentyp 21 t/ha 12,5 t/ha 8,5 t/ha 0,6

Was ist der gegenwärtige Stand der Zucht der neuen Reispflanze?


1.4. Geistiges Eigentum (Intellectual property rights -- IPR)


Dürfen multinationale Chemiekonzerne IRRI-Saatgut verkaufen?

Nein. Multinationale Konzerne verkaufen kein Saatgut von IRRI-Sorten. IRRI-Saatgut ist nicht einmal ein potentieller Markt für multinationale Konzerne. Man sollte die verbesserten Reissorten nicht verwechseln mit den F1 bzw. hybriden Sorten von Mais, Sorghum und anderen Feldfrüchten, deren Saatgut durch Konzerne verkauft wird. Bei diesem Saatgut müssen die Bauern für jede neue Aussaat der F1-Sorten neues Saatgut kaufen, weil die Samen, die man erntet nicht für die nächste Pflanzung verwendet werden können. Im Gegensatz dazu kann man IRRI-Reissorten immer wieder als neues Saatgut verwenden.

Nationale Landwirtschaftsorganisationen, nicht IRRI, entscheiden, welche Reissorten im jeweiligen Land den Bauern freigegeben werden. Bauern entscheiden, welche Sorten sie anpflanzen wollen. In den Philippinen benennt das National Seed Industry Council die Sorten und gibt sie frei. Hochertragssorten, die das IRRI, die University of the Philippines Los Baños, Bureau of Plant Industry (BPI) oder PhilRice züchten, werden ständig in Einrichtungen von BPI und PhilRice Feldtests unterworfen. Auf den Philippinen sind auch Hochertragssorten weitverbreitet, die die University of the Philippines Los Baños, das Bureau of Plant Industry (BPI) oder PhilRice gezüchtet haben.


Welche Haltung hat das IRRI zur Patentierung von Pflanzen?

Das IRRI ist ein Gegner der Anwendung des Patentrechtes auf pflanzengenetische Ressourcen (Genotyp und/oder Gene), die das IRRI verwahrt. Das IRRI macht genetische Ressourcen unter der Auflage zugänglich, daß der Empfänger nichts tut, was die Zugänglichkeit und Verwertbarkeit dieser Ressourcen für andere Interessenten einschränkt.

IRRI wird keinen geistigen Eigentumsschutz (inklusive Patente) anstreben für die Zuchtlinien, Keimplasma, Elternlinien von hybriden Reissorten, die aus seinem konventionellem (conventional) [d.h. nicht-gentechnischem] Zuchtprogramm stammen.


Wird das IRRI geistigen Eigentumsschutz für genetische Ressourcen anstreben?

Nein. In Übereinstimmung mit der Convention on Biological Diversity und der Übereinkunft zwischen IRRI und der FAO (Placing Collections of Plant Germplasm under the Auspices of FAO) plant das IRRI, diese Ressourcen mit einem Material Transfer Agreement zugänglich zu machen, das die freie Erhältlichkeit des Materials und der Gene, die direkt aus diesen Ressourcen erhalten werden, garantiert.


Sammelt das IRRI einheimische Reissorten und lagert sie in einer Genbank nur, um Reisforschung zu betreiben?

Nein. Die International Rice Genbank dient Wissenschaftlern und Bauern in aller Welt. Wissenschaftler und Regierungen deponieren Saatgut traditioneller Sorten, die vom Aussterben bedoht sind, in der Genbank und beziehen aus der Genbank solches Saatgut als Ausgangspunkt für die Züchtung besserer lokaler Sorten. Das IRRI bewahrt Saatgut von ca 90.000 Sorten von kultiviertem oder wildem Reis aus 113 Ländern. Die Genbank sichert für die Entwicklungsländer die genetische Variationsbreite, die wesentlich ist für ständige Verbesserungen des Reises.

Eine große Sammlung ist sinnlos, wenn man nicht weiß, was für Eigenschaften das gespeicherte genetische Material hat. Deshalb testen und katalogisieren Wissenschaftler das Material nach seinen Eigenschaften. Saatgut wird gratis auf Verlangen Wissenschaftlern, Bauern und anderen zur Verfügung gestellt.

Zur Einrichtung nationaler Genbanken haben Kambodscha, Kenia, Nepal, Pakistan, Indien und Sri Lanka vollständige Sets des aus dem betreffenden Land stammenden Saatgutes angefordert und erhalten.

In den 80er Jahren übergab das IRRI an Kambodscha Saatgut von 524 traditionellen Sorten, vor allem von Tiefwasserreis, die während der Herrschaft der Roten Khmer [1975 - 1979] verlorengegangen waren. Ohne die IRRI Genbank wären diese Sorten vermutlich verschwunden. So aber pflanzen kambodschanische Bauern diese Sorten wieder an.

1984 stellte das IRRI die Assam Rice Collection für das National Bureau of Plant Genetic Resources Indiens wieder her.


Wird das IRRI mit kommerziellen Organisationen zusammenarbeiten?

Das IRRI erkennt, daß der private Sektor zunehmend Bedeutung gewinnt in der Entwicklung und Verbreitung fortschrittlicher biologischer Technologien. Das IRRI möchte andrerseits in die Entwicklungsländern und insbesondere zu den einkommensschwachen Bauern in diesen Ländern die Vorteile der fortschrittlichsten biologischen Technologien bringen. Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor ist also notwendig, wird aber in Übereinstimmung mit den Zielsetzungen des IRRI geschehen.

Das IRRI wird sicherstellen, daß in seiner eigenen biotechnologischen Arbeit sowie in auf Biotechnologie bezogenen Abkommen angemessene Bio-Sicherheitsstandards eingehalten werden, und diese Abkommen werden Bestimmungen enthalten, daß die Partner solche Standards einhalten müssen. Auch wird das IRRI bei der Aushandlung von Abkommen über Zusammenarbeit darauf achten, daß die Ergebnisse solcher Arbeit frei zugänglich sind. Um fortgeschrittene Biotechnologie für Entwicklungsländer zugänglich zu machen, kann das IRRI für eine beschränkte Zeit und nur im notwendigen Umfang Einschränkungen bezüglich des verwendeten und abgeleiteten Materials akzeptieren.

Zusammenarbeit mit gewinnorientierten Organisationen im Bereich der Entwicklung von Reistechnologie wird -- wo dies angemessen ist -- erfolgen nach Konsultation mit den zuständigen Behörden im betreffenden Gast-Entwicklungsland.


Welche Ausnahmen gibt es zur oben definierten Haltung des IRRI zum Schutz geistigen Eigentums?

Jede Art von Information, Erfindung oder biologischem Material wird kostenlos zugänglich sein mit folgenden Ausnahmen:


1.5. Pestizide


"Schädling" wird im folgenden für alle Organismen verwendet, die ökonomische Verluste in der Reisproduktion verursachen können. Schädlinge in diesem Sinne können also Gliederfüssler (besonders Insekten), Krankheitserreger, Viren, Unkraut, Weichtiere, Wirbeltiere u.ä. sein. Nagetiere (besonders Ratten) und Schnecken können empfindliche Verluste verursachen, doch ist die Expertise des IRRI im Umgang mit diesen Tieren beschränkt. Deshalb meint "Schädling" hier vor allem Gliederfüssler, Krankheitserreger, Viren und Unkraut.


Benötigen moderne Hochertragssorten mehr Pestizide und Kunstdünger, die von multinationalen Konzernen hergestellt werden? Beeinflussen diese multinationalen Konzerne die Forschungsstrategie des IRRI?

Auf beide Fragen lautet die Antwort: Nein. IRRI erhält keine Mittel von irgendeinem Unternehmen, das Saatgut oder Chemikalien verkauft. Multinationale Konzerne haben keinen Einfluß auf und keine Kontrolle über die Programme oder das Saatgut des IRRI.

Eine wichtige Stoßrichtung der Forschung am IRRI ist, die Notwendigkeit der Anwendung von Pestiziden zu reduzieren durch die Entwicklung von Reissorten mit größerer Wiederstandsfähigkeit gegen Insekten und Krankheiten sowie durch Strategien integrierten Umgangs mit Schädlingen, die auf ökologischen Prinzipien beruhen.

Was Ansprüche an Dünger betrifft, sind die modernen Reissorten des IRRI in der Umwandlung von Nährstoffaufnahme in Körnerertrag wirksamer als die traditionellen Sorten, an deren Stelle sie getreten sind. Auch ohne Kunst- oder Naturdünger erzielen die modernen Sorten viel höhere Ertrage als die traditionellen Sorten. Es gibt keinerlei Hinweis, daß die modernen Sorten mehr Dünger "benötigen"; sie reagieren nur stärker auf den Input von Nährstoffen.

Die Luft enthält unbegrenzt Stickstoff. Das Wasserfarn Azolla , das auf Naßreisfeldern wächst, kann diesen Stickstoff aus der Luft binden und der Reispflanze zugänglich machen. Wissenschaftler des IRRI und nationaler Programme entwickeln Methoden, wie Bauern Azolla und andere stickstoffbindende Pflanzen in ihren Reisfeldern züchten können und so ihren eigenen Stickstoffdünger anbauen können. Am besten geeignet für Azolla sind Gegenden mit Böden mit hohem Phosphorgehalt, tiefen Höchsttemperaturen und langen Regenzeiten. IRRI hat eine Landkarte veröffentlicht, Conditions for Azolla in the Philippines (1988), die Gebiete in den Philippinen ausweist, wo die Bauern statt kommerziellen Kunstdüngers Azolla einsetzen können. Jeder Bauer kann kostenlos ein Exemplar dieser Karte erhalten.

Die Entwicklung von Reissorten, die die vorhandenen Nährstoffe besser nutzen, ist eines der Hauptziele des IRRI. So übertrifft IR42 andere Sorten dort, wo wenig Stickstoff und Phosphor zur Verfügung steht.

IRRI Wissenschaftler haben auch herausgefunden, daß Reisbauern den Düngerbedarf halbieren können, wenn sie den Dünger unter die Erdoberfläche in die Wurzelzone des Reises einbringen. IRRI hat einfache, billige Maschinen entwickelt, um ein solches Einbringen in die Wurzelzone zu erleichtern.


Sind moderne Reissorten mehr von Pestiziden abhängig?

Nein. Anders als die ersten verbesserten Reissorten, die einen großen Input an Pflanzenschutzmitteln benötigten, sind neuere Sorten wie IR64, IR66, IR72 so gezüchtet, daß sie gegen viele Insekten und Krankheiten widerstandsfähig sind. Dadurch wird die Abhängigkeit der Bauern von Pestiziden verringert.


Empfiehlt und propagiert das IRRI den Gebrauch von Pestiziden?

Nein, im Gegenteil. Das IRRI befürwortet integrierten Umgang mit Schädlingen (Integrated Pest Management -- IPM), der auf ökologischen Prinzipien beruht und bei dem man natürliche Vorgänge einschließlich der Widerstandsfähigkeit der Reispflanze voll zum Pflanzenschutz ausnützt.

Pestizide sollten nur dann verwendet werden, wenn alle anderen Mittel erfolglos sind, oder wenn sie die Wirksamkeit solcher nichtchemischer Methoden verbessern. Pestizide, die die Umwelt belasten oder für die menschliche Gesundheit gefährlich sind, sind zu meiden.

Das IRRI ist der Überzeugung, daß die Bauern mit den nötigen Informationen versorgt werden müssen, um verantwortungsvolle Entscheidungen über Pflanzenschutztechniken treffen zu können. Das IRRI unterstützt deswegen Änderungen in der Politik, die zu dieser Befähigung der Bauern beitragen.

Das IRRI sieht, daß bisher zu wenig Mittel zur Verfügung gestellt wurden zur Forschung im Bereich von Unkraut, Nagetieren und Weichtieren (besonders Schnecken).


Warum waren die ersten Hochertragssorten so abhängig von Pestiziden, insbesondere Insektiziden?

Die Anstrengungen in den 60er Jahren zur Modernisierung und Intensivierung der Reisproduktion verstärkten die Probleme mit Schädlingen, besonders bei bewässertem Reis. Insektenbefall und Krankheiten verminderten in den 70er Jahren den Nutzen der ersten IRRI-Züchtungen IR8 und IR5. Man setzte intensiv Chemie ein, um diese Schädlinge zu bekämpfen. Gleichzeitig arbeitete man an der Entwicklung schädlingsresistenter Züchtungen.

Da die ersten Hochertragssorten schädlingsanfällig waren, schnellte der Gebrauch von Insektiziden in die Höhe. Dieser Trend setzte sich auch fort nachdem schädlingsresistente Sorten eingeführt wurden. Weltweit werden bei Reis mehr Pestizide verwendet als bei irgendeiner anderen Feldfrucht. 1993 wurden weltweit Pestizide im Wert von ca 3,3 Milliarden US$ verwendet. Reisanbauer in Japan, Südkorea und China verwenden ca 70% der Pestizide der Welt.

In vielen Gebieten wurde die Anwendung von Chemie zur hauptsächlichen Methode der Schädlingsbekämpfung. Im tropischen Asien hat sich der Gebrauch von Pestiziden beim Reisanbau schneller verbreitet als die Fähigkeit, einen effektiven, profitablen und sicheren Gebrauch der Pestizide sicherzustellen. Die am häufigsten gebrauchten Pestizide in tropisch Asien sind Insektizide.

Wissenschaftlich gesehen ist es aber fraglich, ob eine routinemäßige Anwendung von Insektiziden zum Pflanzenschutz nötig ist. Bei Untersuchungen bei Reisbauern der Philippinen stellte sich heraus, daß viele unbehandelte Felder genau so hohe Erträge hatten wie Felder, die mit ein bis über fünf Insektiziden bearbeitet worden waren.

In einem Reisfeld sind Hunderte von Arten von Insekten, Spinnen und anderen Organismen in einem komplizierten Nahrungsnetz miteinander verbunden. Viele Insektenschädlingsprobleme beim tropischen Reis konnte man zurückführen auf Unterbrechungen dieses Nahrungsnetzes durch extreme Witterung, Anbaupraktiken und den Gebrauch von Pestiziden.


Was ist integrierter Umgang mit Schädlingen (Integrated Pest Management -- IPM)?

Die grundlegende Annahme bei IPM ist, daß keine einzelne Maßnahme der Schädlingskontrolle langfristig erfolgreich sein kann. Eine Mischung von biologischen, physikalischen und chemischen Methoden muß in eine zusammenhängende Strategie integriert werden.

IPM kombiniert

Zusammen mit dem Erfahrungswissen der Bauern sucht IRRI nach der besten Mischung von Schädlingskontrolltechniken.

Tausende von Reisbauern haben in IPM-Programmen gelernt IPM-Prinzipien auf ihre Reisfelder anzuwenden. Trotzdem ist es bis jetzt nur ein kleiner Bruchteil aller Reisbauern in Asien.


Betreibt das IRRI Forschungen zum integrierten Umgang mit Schädlingen (Integrated Pest Management -- IPM)?

Ja. Das IRRI gibt IPM-Forschung höchste Priorität.


Warum ist es nicht empfehlenswert, Insektizide in den ersten 30 bis 40 Tagen nach dem Umsetzen oder der Saat zu versprühen?

Asiatische Reisbauern versprühen oft Insektizide während ersten 30 bis 40 Tagen nach dem Umsetzen oder der Saat. Sie zielen dabei vor allem auf Insekten ab, die die Reisblätter fressen. Dies ist unnötig, da sich die Ernte normalerweise von frühem Insektenfraß von selbst ohne nennenswerten Verlust erholt.

Solch frühes Versprühen von Insektiziden kann sogar zu zusätzlichen Problemen führen wie der braunen Zwergzikade (Nilaparvata lugens). In Vietnam haben Versuche, das Versprühen von Insektiziden während der ersten 30 bis 40 Tage zu unterlassen, dazu geführt, daß die Regierung dieses Nichtversprühen zur Standardpraxis für die Reisproduktion erklärte.


Was ist mit Herbiziden (Unkrautvertilgungsmitteln) und Unkraut?

Reisbauern verwenden immer mehr Herbizide auf direkt eingesätem Reis, um so Handarbeit zu ersetzen. Der Gebrauch von Herbiziden ist in den letzten 10 Jahren schneller angestiegen als der Gebrauch von Insektiziden und Fungiziden (Pilzschutzmitteln). In den nächsten zehn Jahren wird der Gebrauch von Herbiziden voraussichtlich dramatisch zunehmen.

Unkraut sind Pflanzensorten, die mit dem Reis konkurrieren um Nährstoffe, Wasser und Sonnenlicht. Traditionell erfolgte die Unkrautkontrolle dadurch, daß man Reis in Lehmboden verpflanzte, durch Regelung der Wasserzufuhr und durch Unkrautjäten von Hand. Da jetzt aber Arbeitskraft und Wasser in Asien rarer und teurer werden, sind andere Methoden der Unkrautbekämpfung gefragt.

Eine der am verbreitesten anderen Methoden ist der Gebrauch von Herbiziden. Reisbauern geben weltweit ca 1,1 Milliarden US$ für Herbizide aus. Da die Kosten für Wasser und die Arbeitskräfte zum Handjäten steigen, ist zu erwarten, daß sich der Gebrauch von Herbiziden beschleunigt.

Die geringere Verfügbarkeit von Wasser und Arbeitskräften führt zu einer Änderung im Reisanbau: auf weiten Flächen wechselt man vom Umsetzen zur Direktsaat. Dies führt aber zu einer Zunahme von Unkraut und damit dem Einsatz von Herbiziden.

Es gibt zunehmend Anzeichen dafür, daß in Reissystemen, die für die Unkrautkontrolle sich ganz auf Herbizide verlassen, Unkräuter herbizidresistent werden. IRRI beobachtet diese Entwicklung aufmerksam und besorgt. Aus der Direktsaat ergab sich noch ein weiteres Unkrautproblem durch unwillkommene Reistypen: roter Reis (red Reis) in Lateinamerika und verkrauteter Reis (weedy rice) in Malaysia.


Gibt es andere Möglichkeiten des Umgangs mit Unkraut?

Genauso wie bei Schadinsekten muß man eine Mischung verschiedener Methoden anwenden. Eine gute Landbestellung mit ebenen Feldern kann verbunden mit wenig Wasser eine gute Unkrautkontrolle darstellen. Der Gebrauch von reinem Saatgut kann die Einschleppung neuer Unkrautarten verhindern. Der Einsatz von Maschinen sowohl beim Umsetzen als auch bei Direktsaat erleichtert den Umgang mit Unkraut. Langfristige Lösungen im Umgang mit Unkraut weden die Züchtung von Reissorten einschließen, die in der Konkurrenz um Licht, Nährstoffe und Wasser den Unkräutern überlegen sind, und die das Wachstum von Unkräutern durch biologische Unverträglichkeit verhindern. Unkräuter haben auch ihre eigenen Schädlinge: Insekten, Krankheiten, Nematoden. Es gibt Möglichkeiten, diese natürlichen Kontrollen als biologische Unkrautbekämpfungsmittel einzusetzen.


Was tut das IRRI bezüglich anderer Schädlinge?

Das IRRI ist auch besorgt wegen anderer Schädlinge wie Nagetiere, Schnecken und neue Schädlinge, die auftreten könnten. Nagetiere vernichten in manchen Reisökosystemen ca 19% der Ernte. Die Goldschnecke (golden snail), ein als Delikatesse eingeschleppter Schädling, ist auf den Philippinen und anderswo zum ernsthaften Problem geworden.

Das IRRI ist besorgt, daß es bei Nagetieren und Schnecken zunächst nötig ist, die ökologischen Zusammenhänge zu verstehen, bevor man Strategien zum Umgang mit diesen Problemen entwerfen kann.


1.6. Transgener Reis


Vgl.
Biotechnology / IRRI

Was ist transgener Reis?

Eine transgene Reispflanze ist eine ganz normale Reispflanze mit ein oder mehreren zusätzlichen Genen aus verschiedenen Quellen.

Reispflanzen haben normalerweise vermutlich 40.000 bis 50.000 Gene. Eine transgene Reispflanze enthält ein bis zwei zusätzliche Gene. Die zusätzlichen Gene wurden gewählt, um den Erntertrag oder die Reisqualität zu steigern oder um mit ihrer Hilfe Informationen über die Biologie der Reispflanze zu gewinnen. Wenn das Gen erfolgreich übertragen ist, muß die transgene Pflanze angepflanzt und getestet werden, um festzustellen, ob das übertragene Gen das Richtige, zur rechten Zeit, am rechten Ort, im rechten Umfang tut.


Welches Konzept steht hinter der Konstruktion des neuen Gewächshauses für Transgene?

Das neue Gewächshaus bedeckt 400 m². Es ist so gebaut, daß es Erdbeben, Taifunen und Feuer widersteht. Es entspricht den Sicherheitsauflagen des National Committee on Biosafety on the Philippines.

Das Gewächshaus wird gemeinsam genutzt von Wissenschaftlern des IRRI, PhilRice, University of the Philippines Los Baños.

Das Gewächshaus enthält acht getrennte Abteilungen, jede mit eigener Schleuse und eigenem Waschraum. Die Reispflanzen in Abteilung 1 bis 5 werden unter krankheitsfreien Bedingungen gehalten, oft über mehrere Generationen. In den Abteilungen 6 bis 8 werden die Pflanzen denselben Schadinsekten und anderen Schädlingen ausgesetzt wie sie auf philippinischen Reisfeldern vorkommen.

Das Konzept des Gewächshauses ist, drinnen zu halten, was drinnen ist, und draußen zu halten, was draußen ist. Deshalb sind die Kammern vollkommen abgeschlossen, um zu verhindern, daß Pollen hinausgelangen oder Insekten oder Krankheiten hineinkommen.


Was ist der gegenwärtige Stand von Gentechnik am IRRI?

IRRI-Wissenschaftler haben schon erfolgreich Gene für Resistenz gegen den gelben Stengelbohrer (Scirpophaga incertulas) von Bakterien und Sojabohnen auf Reis übertragen.

Die Wissenschaftler wollen erreichen, daß die Gene für Insektenresistenz nur angeschaltet werden, wenn die Pflanze von einem Insekt befallen wird. Ähnlich wollen sie erreichen, daß Gene für Versaltzungstoleranz nur dann wirksam werden, wenn die Pflanze tatsächlich an einem Übermaß an Salz leidet. Dies deshalb, weil es für die Pflanze eine Energieverschwendung bedeutet, wenn ihre Abwehrmechanismen ständig in Betrieb sind.

Partner des IRRI in fortschrittlichen Laboratorien arbeiten auch an anderen Problemen der Gentechnik, wie z.B. Provitamin A in poliertem Reis zu erhöhen.

Forschungen zu transgenen Pflanzen werden z. Zt. u.a. in folgenden Ländern durchgeführt:


Was sind die nächsten Schritte bei den Forschungen zu transgenem Reis?

Das Gewächshaus für transgenen Reis ist nicht die Endstation für transgenen Reis. Als nächstes kommt die Erprobung auf dem Feld.

Felderprobung von transgenen Pflanzen wurde weltweit bisher schon durchgeführt für:

Transgener Mais ist in den USA, Japan und China im Handel erhältlich.

In Belgien, Großbritannien, Japan, Schweiz und den USA sind die Forschungen zu transgenem Reis etabliert. Im IRRI sind sie noch ziemlich neu. Felderprobungen zu transgenem Reis wurden bisher in den USA, Japan und China durchgeführt.

Die philippinischen Biosafety Guidelines erlauben gegenwärtig Felduntersuchungen mit transgenem Reis nicht. Diese Richtlinien werden aber zur Zeit überarbeitet.


2. Zur Geschichte des IRRI und der "grünen Revolution"


Der Name grüne Revolution kommt daher, weil bei HYV infolge der starken Stickstoffdüngung das früher übliche Gelblichgrün der Felder durch ein Sattgrün abgelöst wurde.


ab 1910

In Japan und ab den 30er Jahren in Taiwan werden neue, ertragreiche Reissorten der Japonica-Gruppe gezüchtet.

1911

Erste Versuchsfarm für Tiefwasserreis in Dhaka (Bengalen).

1943

Die Landreform in Mexiko soll durch eine Agrarreform ergänzt werden. Die Rockefeller Foundation unterstützt das Mexican Agricultural Program. Die Rockefeller-Stiftung fördert Fachleute der Pflanzenzucht, des Pflanzenschutzes und der Bodenkunde, damit sie Verbesserungen bei Mais, Weizen und Bohnen entwickeln. Man beginnt alle einheimischen Maisarten zu sammeln. Bis 1950 hat man 2000 Arten gesammelt. Das Programm wird von der Rockefeller Foundation bis 1962 getragen. Nachfolger wird 1963 das International Center for Corn and Wheat Improvement (CIMMYT = Centro Internacional de Mejoramiento de Maiz y Trigo) (s.unten).

In der Nähe von Ayutthaya (Thailand) wird die Huntra Experiment Station für Tiefwasserreis gegründet. Sie wird 1974 das Hauptzentrum für die Tiefwasserreisforschung des IRRI.

1950er Jahre

Die Rice Breeding Working Party der International Rice Commission der FAO macht im Central Rice Research Institute in Cuttack, Orissa, Indien Kreuzungsversuche zwischen Indica und Japonica Sorten aus verschiedenen Ländern. Es werden u.a. entwickelt ADT-27 für Tamil Nadu, Indien und Malinga und Mashuri für Malaya (heute: Malaysia).

1950

Die Rockefeller Foundation unterstützt ein Landwirtschaftsprogramm in Kolumbien für Forschung über Mais und Weizen, Kartoffeln, Milchwirtschaft, Rindfleischproduktion, Schafe, Schweine, Geflügel, Viehkrankheiten und Ernährung. Nachfolger wird 1966 das CIAT -- Centro Internacional de Agricultura Tropical. (s. unten).

1954

Warren Weaver und J. Georrge Harrar erstellen Paper für Rockefeller Foundation, in dem sie "An International Rice Research Institute in Asia" vorschlagen. Man dachte daran, daß die Rockefeller Foundation die Grundausstattung finanziert, während die reisproduzierenden Länder gemeinsam die laufenden Kosten übernehmen. Dies scheiterte daran, daß zwar alle reisproduzierenden Länder großes Interesse zeigten, aber nur finanzieren wollten oder konnten, wenn das Institut im betreffenden Land errichtet wird.

1955

Die Rockefeller Foundation unterstützt ein ähnliches Progamm wie in Mexiko in Chile

1956

Die Rockefeller Foundation unterstützt ein ähnliches Progamm wie in Mexiko in Indien

Taiwan gibt die Indica-Reissorte Taichung Native 1 frei. Wenn sie gut bearbeitet wird, hat sie einen Ertrag von 6 bis 8 t / ha.

1958

Die Ford Foundation zeigt Interesse, in Zusammenarbeit mit der Rockefeller Foundation ein internationales Reisinstitut zu unterstützen.

1960

Gründung des International Rice Research Institute (IRRI) in Los Baños bei Manila (Philippinen). Es ist ein Gemeinschaftswerk der Rockefeller Foundation und der Ford Foundation. Ziel des IRRI war:

Mehr Reis pro Hektar zu niedrigeren Produktionskosten.

1960 - 1971

Robert F. Chandler Jr., USA, ist Generaldirektor des IRRI.

1961

Beginn der Forschung am IRRI
Erstes Züchtungsziel: Zucht einer Reispflanze mit folgenden Eigenschaften

Literatursuche in den USA für die Reisbibliographie (s. unten 3.2.).

1962

Offizielle Einweihung des Forschungszentrums.
Eröffnung der Reis-Bibliothek (s. unten 3.1.)

1963

Ein wirkungsvolles Vorgehen zur Kreuzung von Reissorten wird entwickelt.

Erstes internationales IRRI-Symposium zu Reisgenetik und Reiszytogenetik.

Gründung des International Center for Corn and Wheat Improvement (CIMMYT = Centro Internacional de Mejoramiento de Maiz y Trigo) in Mexiko. Zunächst von Rockefeller Foundation und Ford Foundation finanziert, später auch von vielen anderen Geberinstitutionen. Volle Inbetriebnahme des CIMMYT erfolgt 1967.

1965

Die am IRRI gezüchtete Reishochleistungssorte IR8-288-3 wird in fünf Ländern getestet: Durchschnittsertrag mehr als 6 t/ha.

Ein IRRI Forscher wird in Bangladesh stationiert.

Gleichzeitig mit den HYV leistet man Entwicklungsarbeiten zu:

Das Düngerangebot erfolgt vor allem durch Privatfirmen der USA.

1966

Die IRRI Züchtung IR8 erzielt am IRRI in der Trockenzeit 8,2 t/ha. IR8 wird nun für andere Züchter freigegeben. Der Pflanzentyp von IR8 sowie die Ansprechbarkeit auf Dünger verdoppeln das Ertragspotential von tropischem bewässertem Reis.

Das IRRI beginnt die Zusammenarbeit mit Pakistan und Thailand.

Beginn der Sammlung von Biodünger.

Die Rockefeller Foundation finanziert die Gründung des CIAT -- Centro Internacional de Agricultura Tropical. in Kolumbien als Forschungszentrum für Lateinamerika. 1966 kommen andere Geberorgansationen hinzu, u.a. die Ford Foundation. Anfänglich beschäftigte sich die Forschung am CIAT mit einer breiten Palette von landwirtschaftlichen Produkten und Problemen: Cassava, Fleischrinder, Schweine, Mais, Bohnen, Reis, Landwirtschaftsökonomie, Soziologie des ländlichen Raumes. Später konzentrierte man sich auf vier Schwerpunkte: Trockenbohnen (Phaseolus sp.), Cassava, Reis (in Zusammenarbeit mit dem IRRI), tropisches Weideland.

1967

IRRI gibt die Hochleistungssorte IR5 frei. IR5 verträgt tieferes Wasser als IR8, widersteht Trockenheit besser und ist gegenüber bakterieller Weißblättrigkeit (bakterial blight) und Tungro widerstandsfähiger.

Beginn der Zusammenarbeit des IRRI mit Sri Lanka und Indonesien.

1968

Weltweit wird auf schätzungsweise 10 Milionen Hektar Land IR8 angebaut. Der Reisertrag in den Tropen beginnt zu steigen. Die Philippinen, ein chronischer Reisimporteur, kann sogar Reis exportieren.

Am IRRI sind bisher 1500 Kreuzungen vorgenommen worden und 40.000 genetische Linien getestet worden.

Gründung des International Institute of Tropical Agriculture (IITA) in Nigeria, zunächst finanziert von Rockefeller Foundation und Ford Foundation. Später kamen andere Geberorganisationen dazu. Anders als das IRRI und CIMMYT ist das IITA nicht auf ein (Reis) oder zwei (Mais und Weizen) landwirtschaftliche Produkte spezialisiert, sondern auf eine ganze Gruppe, u.a. bestimmte Erbsenarten und andere Hülsenfrüchte, Süßkartoffel und Yams. Es soll mit dem IRRI bei Reis zusammenarbeiten, dem CIMMYT bei Mais und dem CIAT bei Cassava. Ein besonderer Schwerpunkt des IITA liegt auf Dauerlandbausystemen, die Schwendbau (Landwechselwirtschaft) ersetzen können.

[Die geplante WWW-Page des IITA ist noch leer]

Über das IITA / Florida Agricultural Information Retrieval System (FAIRS)

1969

Die IRRI-Züchtung IR20 ist gegenüber vier Insektenarten und Krankheiten resistent. IR22 hat verbesserte Kornqualität und eignet sich gut zum Mahlen. Weltweit werden 15 Reissorten, die aufs IRRI zurückgehen, durch nationale Programme freigegeben. Mindestens 15 weitere, national freigegebene Reissorten entstammen Kreuzungen mit IRRI-Zuchtlinien. IRRIs Reisdatenbank (Keimplasmasammlung) umfaßt 12.880 Sorten.

1970

Der Agrarwissenschaftler Norman Ernst Borlaug (1914- ) erhält den Friedens-Nobelpreis für seine Beiträge zur grünen Revolution am CIMMYT.

Eine am IRRI entwickelte Sämaschine für gekeimten Reis kann 1 ha in 5 Stunden besäen (das traditionelle Umpflanzen auf einen Hektar benötigt 120 Arbeitsstunden). USAID beginnt, das IRRI finanziell zu unterstützen.

1971

Bildung der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) zur Koordination und zentralen Mittelverteilung an internationale landwirtschaftliche Forschungszentren. Die entscheidende treibende Kraft hinter der Bildung von CGIAR ist Robert S. McNamara (1916- ), der Präsident der Weltbank von 1968 bis 1981. Er gewinnt u.a. FAO und UNDP zur Mitarbeit. Heute gehören zum Netzwerk des CGIAR folgende internationale Forschungszentren (in runder Klammer: Jahr der Gründung):

Die IRRI Reissorte IR20 zeigt gute Anpassungsfähigkeit an ungünstige Böden. IR24 ist resistent gegen die grüne Singzikade (Green leaf hopper, Nephotettix virescens (Distant)), den Überträger von Tungro, und gegenüber anderen Schädlingen.

Man entdeckt am IRRI, daß die Bindung von atmosphärischem Stickstoff in überfluteten Böden größer ist.

1972

Ralph W. Cummings, USA, ist Generaldirektor des IRRI.

1973 - 1981

Nyle C. Brady, USA, ist Generaldirektor des IRRI.

1973

IRRI-Reis IR26 hat gute Kornqualität und ist gegen sieben wichtige Schädlinge resistent.

Am IRRI wird ein Phytotron in Betrieb genommen, das die Simulation klimatischer Bedingungen für Reiskultur erlaubt.

Moderne kurzwüchsige Reissorten werden auf 20% der Reisfläche Südasiens und Südostasiens angebaut.

1974

Asian Rice Farming Systems Network (ARFSN) wird gegründet. (Wird bis 1995 finanziert).
Zum ARFSN siehe: Chater, Simon: On farmer's fields : portrait of a network / Simon Chater and Virgilio Carangal. -- Manila : IRRI, 1996. -- 60 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0072-8

1975

Durch Einfügung neuer Gene in herausragende Zuchtlinien kann man die genetische Abwehr diversifizieren.

Bildung des International Rice Testing Program (heute: INGER = International Network for Genetic Evaluation of Rice), ein Netzwerk von IRRI und nationalen Reiserprobungsprogrammen.

1976

IRRI-Reis IR36 ist gegenüber neun Schädlingen resistent, gegenüber sieben ungünstigen Böden sowie Trockenheit tolerant.

INSURF -- International Network on Soil Fertility and Sustainable Rice Farming als Netzwerk von ca 20 nationalen und internationalen Reisforschungsprogrammen. Der Schwerpunkt liegt auf integrierter Bodenbearbeitung. INSURF wird von der Schweiz finanziert. INSURF endet 1993.

1977

Forschungen am IRRI zeigen, daß das Anbringen von Stickstoffdünger in der Wurzelzone des Reises (statt an der Bodenoberfläche) die Wirksamkeit des Düngers verdoppelt.

1978

Einige Zuchtlinien des Reises am IRRI haben Wachstumsperioden von nur 90 Tagen.

Man erkennt die Stickstoffbindung durch Organismen in überfluteten Reisfeldern.

Beginn der Zusammenarbeit des IRRI mit der Volksrepublik China, dem größten Reisproduzenten der Welt.

1979

Die weltweite Reisproduktion kann kaum Schritt halten mit dem Bevölkerungswachstum.

1980

Forschungen am IRRI zu organischem Dünger für Kleinbauern, die sich Kunstdünger nicht leisten können.

1981 - 1982

Marcos R. Vega, (geb. 1936) Philippinen, ist geschäftsführender Generaldirektor des IRRI.

1981

Indonesien produziert Reisüberschuß, obwohl der Reisverzehr pro Kopf zugenommen hat.

Das IRRI übergibt an Kambodscha traditionelles kambodschanisches Saatgut aus der Reisdatenbank. Während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer war ein großer Teil der traditionellen genetischen Vielfalt in Kambodscha verlorengegangen.

1982 - 1988

M. S. Swaminathan, Indien, ist Generaldirektor des IRRI.

1982

Auf über 11 Mio ha in Südostasien wird IR36 angebaut. Bei den braunen Zwergzikaden (Brown planthopper Nilaparvata lugens (Stål)) setzen sich Stämme durch, gegen die IR36 nicht resistent ist. Auf den Philippinen wählt man IR56, um IR36 zu ersetzen.

1983

Bei manchen modernen Reissorten geht der Ertrag zurück. Man sucht nach Wegen, dies zu stoppen und umzukehren.

Am IRRI wendet man sich den nützlichen Insekten zu: so gibt es in philippinischen Reisfeldern 51 Spinnenarten, die Reisschädlinge fressen. Durch den hohen Einsatz von Insektiziden werden diese nützlichen Insekten getötet.

Man "entdeckt" auch die Rolle der Frauen im Reisanbau.

1984

Das IRRI erhält ein neues Elektronenmikroskop, das Fortschritte in der Virusforschung ermöglicht.

1985

IR64 vereinigt als erster IRRI-Reis sowohl hohe geschmackliche Qualitäten mit hohem Ertrag und vielfacher Schädlingsresistenz.

Am IRRI wendet man sich dem Konzept der integrierten Schädlingsbekämpfung (Integrated Pest management -- IPM) zu.

Das IRRI gründet Women in Rice Farming Systems (WIRFS), ein internationales Netzwerk, das endlich die Rolle der Frauen im Reisbau ernst nehmen soll. WIRFS wird Bestandteil des Asian Rice Farming Systems Network (ARFSN).

1986

Am IRRI wendet man sich verstärkt der modernen Genetik zu.

1987

Der Weltmarktpreis für Reis erreicht den Tiefpunkt dieses Jahrhunderts.

Man kann in Asien neun Wildreissorten finden.

Am IRRI ist Gentechnik in vollem Gang.

1988 - 1995

Klaus Lampe, Bundesrepublik Deutschland, ist Generaldirektor des IRRI.

1988

Man entwirft am IRRI die Reispflanze(n) der Zukunft, die konstruiert werden soll.

1989

Zwei schlechte Erntejahre haben den Weltmarktpreis für Reis wieder erhöht. Indien, Indonesien und die Philippinen, die schon zu Selbstversorgern mit Reis geworden waren, müssen wieder Reis importieren. Das Dilemma reisproduzierender Länder bleibt:

Meist wird das Dilemma zuungunsten der Reisbauern gelöst.

Nur 4% der Reisproduktion der Welt kommt auf den Weltmarkt, der Rest wird in den Herstellerländern selbst verbraucht. In den meisten Teilen Asiens wird über die Hälfte der Reisproduktion von den betreffenden reisanbauenden Familien selbst verbraucht.

Weltweit werden in 38 Ländern über 900 Reissorten angebaut, die auf IRRI-Reissorten zurückgehen.

Die IRRI-Sammlung von Biodünger enthält nun 500 Sorten von Azolla, 204 Blaugrünalgen, 45 Arten von Wasserhülsenfrüchten mit den betreffenden symbiotischen Bakterien, 21 verschiedene Arten von stickstoffbindenden Bakterien.

Seit 1987 hat das IRRI die Zahl der Stellen für Filipinos um ca 600 reduziert.

Das IRRI entwirft eine Strategie für seine zukünftige Arbeit:

IRRI toward 2000 and beyond. -- Manila : IRRI, 1989. -- 66 S. : Ill.

Die darin entwickelten Zielsetzungen und Strategien werden so zusammengefaßt:

"The goal
Improved well-being of present and future generations of rice farmers and consumers, particularly those with low incomes.

The objectives
To generate and disseminate rice-related knowledge and technology of short- and long-term environmental, social, and economic benefit and to help enhance national rice research systems.

The strategy
To encrease rice production efficiency and sustainability in all rice-growing environments through interdisciplinary research and to ensure the relevance of IRRI research and the complementarity of international and national research efforts through close colaboration with national programs."

Gründung von INGER = International Network for Genetic Evaluation of Rice als Nachfolgenetzwerk zum International Rice Testing Program von 1975. INGER ist Bestandteil des International Cooperative Rice Improvement Project for Sustainable Rice Farming des UNDP. INGER ist ein Netzwerk für Agrarwissenschaften mit Beteiligung von Wissenschaftlern aus über 70 Ländern.

Erstmals arbeitet das IRRI nicht nur mit offiziellen National Agricultural Research Systems (NARS) zusammen, sondern auch mit philippinischen Nongovernment Organizations (NGOs).

1990

IRRI sieht die sich wandelnden Anforderungen an das IRRI so:

Das IRRI beginnt mit Untersuchungen über die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen Reisanbau und weltweiter Klimaveränderung. Naßreisfelder entlassen große Mengen von Methan (weltweit jährlich schätzungsweise 60 Mio t), was zum Glashauseffekt beiträgt: Methan trägt zum Glashauseffekt ca 30mal so stark bei wie eine entsprechende Menge Kohlendioxid; Methan bindet auch OH-Radikale, die einzigen Luftreiniger. Höhere Temperaturen reduzieren den Ertrag von Reis.

Gründung des Integrated Pest Management for Rice Network (IPM-R), eines internationalen Netzwerkes zur Erforschung von Möglichkeiten integrierten Umgangs mit Schädlingen.

Am IRRI wird eine kleine Reismühle für Kleinbauern entwickelt.

Am IRRI beginnt man mit dem Aufbau eines LAN.

Das IRRI beginnt, Geographic Information Systems (GIS) für die Analyse und Beobachtung von Reisökosystemen einzusetzen.

1991

Als neue Form der Zusammenarbeit in der Reisforschung gründet man -- finanziert von der Asian Development Bank (ADB) -- Konsortien von unabhängigen, gleichberechtigten Forschungsinstitutionen:

Die Rockefeller Foundation unterstützt Forschungen zur Gentechnik des Reises in Laboratorien entwickelter Länder (so an der Cornell University, Texas Tech University und ETH Zürich. Das IRRI ist im Beratergremium, das Laboratorien und Projekte auswählt. Das IRRI stellt auch Keimplasma für gentechnische Forschungen zur Verfügung und arbeitet direkt mit einigen der gentechnischen Laboratorien zusammen.

Am IRRI wird eine Reiserntemaschine für Kleinbauern entwickelt.

IRRI-Forschungen zeigen, daß sich Schadinsekten viel schneller an Insektizide anpassen als Tiere, die Schadinsekten vernichten.

Das IRRI wird ans Internet angeschlossen.

1992

Da die intensive Fruchtwechselwirtschaft: Reis während der Regenzeit -- Weizen während der Trockenzeit in der Gangesebene an Bedeutung gewinnt (15 Mio ha), wenden sich Forscher des IRRI, des CIMMYT und der betroffenen Länder den Problemen dieser Wirtschaftsweise zu.

Die Züchtungen zur Verwirklichung der neuen Reispflanze machen Fortschritte (zB. IR60819-34-2-1).

Seit 1989 hat das IRRI die Stellen für Filipinos auf die Hälfte verringert.

1993

Das IRRI veröffentlicht seinen Fünfjahresplan:

Rice research in a time of change : IRRI's medium-term plan for 1994 - 1998. -- Manila : IRRI, 1993. -- 80 S. : Ill.

Das Hauptproblem ist:

"how to balance the need for ever greater food production at prices that are profitable to farmers and affordable to consumers, against very real concerns about protecting natural resources and the environment for future generations."

Die weltweite Anzahl der von den entsprechenden nationalen Institutionen freigegeben vom IRRI gezüchteten Reissorten beträgt 252.

IRRI wird verantwortlich für die International Rice Genealogy Data Base.

IRRI und die Cornell University bauen eine Reisgenomdatenbank RICE GENES.

Forschungen des IRRI zeigen, daß die Anwendung von Insektiziden in den ersten Wochen nach dem Anpflanzen kontraproduktiv ist: Opfer sind nämlich vor allem die Tiere, die Schadinsekten vernichten. Vietnam ändert aufgrund dieser Ergebnisse seine Insektenbekämpfungspolitik und hoft so 20% der Kosten für Insektizide zu sparen.

Eine Untersuchung in Myanmar (Burma) über die Faktoren, die für eine erhöhte Reisproduktion seit 1974 verantwortlich sind ergibt:

Seit 1987 sind in Myanmar Reisproduktion und Ertrag zurückgegangen. Dies ist vor allem auf die (im Vergleich zu den Reispreisen) rapide Zunahme des Preises für Kunstdünger zurückzuführen. Der Gebrauch von Kunstdünger ist wegen des Preises um ca zwei Drittel zurückgegangen.

Eine Studie über Indonesien ergibt: In Indonesien hat die Produktivität im Reisanbau von 1969 bis 1989 im Durchschnitt um jährlich 2,9% zugenommen. Die verantwortlichen Faktoren sind:

Eine Untersuchung des IRRI auf den Philippinen über die Auswirkungen von Pestiziden auf die Gesundheit der Reisbauern zeigt den schädlichen Einfluß auf Augen, Haut, Atemwege. Es stellt sich heraus, daß die Praxis, während des Sprayens von Pestiziden Mund und Nase mit einem Tuch zu bedecken schädlich ist: man atmet vermehrt Luft, die durch das mit Pestiziden getränkte Tuch verunreinigt wird.

Gründung des Asian Rice Biotechnology Network (ARBN), das sicherstellen soll, daß die moderne Biotechnologie der Reisproduktion zugute kommt.

1993/94

Am IRRI werden 335 Stellen für Filipinos und 10 international besetzte Stellen abgebaut.

1994

Das IRRI setzt ein Committee on Collaboration with NGOs [Nongovernment Organizations] ein, um neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden.

Am IRRI in Los Baños wird Riceworld eröffnet, ein sehenswertes Museum zum Reisanbau in Geschichte und Gegenwart eröffnet. Riceworld wurde mit Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit errichtet. Riceworld entwickelt sich zum Anziehungspunkt für Besucher, besonders für philippinische Schüler.

1995 -

George Rothschild, Australien, ist Generaldirektor des IRRI.

1995

Die Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) macht Wassermanagement zu einem Schwerpunkt für alle angeschlossenen Forschungszentren. Der Wasserverbrauch ist beim Reisanbau besonders hoch: es braucht ca 5000 (!) Liter Wasser, um 1 kg Reis zu produzieren. Reisanbau braucht im Durchschnitt 7650 m³ Wasser pro Hektar, Weizen "nur" 4000 m³ pro Hektar.

Das IRRI versucht als Mittel gegen Erosion, einen mehrjährigen Hochlandreis durch Gentechnik zu konstruieren.

Das IRRI "entdeckt" die Reisbauern als Mit-Forscher, nicht mehr nur als Objekte, für die man forscht. Der Bericht für 1995/96 heißt dann auch Listening to the farmers.

Seit einiger Zeit arbeitete das IRRI mit Plant Genetic Systems (PGS), einem Privatunternehmen in Belgien, zusammen, um zu untersuchen, wie man Bacillus thuringiensis gentechnisch zur Insektenbekämpfung verwenden kann. Bacillus thuringiensis produziert kristallische Proteine, die sich, wenn sie von Insekten gefressen werden, in Toxine umwandeln. Diese Toxine bewirken, daß die Darmzellen des Insekts platzen und das Insekt stirbt. Man untersucht Möglichkeiten, Gene von Bacillus thuringiensis in Reispflanzen zu übertragen, sodaß die Reispflanzen selbst Insekten wie z.B. Zikaden töten würden. Es gelingt jetzt, Gene von Bacillus thuringiensis in eine Reissorte zu übertragen. Diese wird dadurch resistent gegen den gelben Stengelbohrer. Man befürchtet aber die Herausbildung von unempfindlichen Stämmen des Stengelbohrers und sucht u.a. nach Möglichkeiten, die Paarung von Stengelbohrern mit empfindlichen Partnern zu ermöglichen und zu fördern (sozusagen eine Heiratsvermittlung für Stengelbohrer).

Laos nimmt an einem von der Schweiz geförderten Programm zur Biodiversität von Reis teil. Dies ist wichtig, da in Laos noch viele traditionelle Sorten von Klebereis in Gebieten angebaut werden, wohin noch nie Keimplasmasammler gekommen sind.

Das IRRI wird an das Integrated Voice and Data Network (IVDN) des CGIAR angeschlossen. Von Los Baños geht eine 64 KB Standleitung nach Kalifornien, wo die verschiedenen Gateways von einer Privatfirma zur Verfügung gestellt werden.

1996

Zum ersten Mal seit 25 Jahren kann Kambodscha Reisüberschuß erzeugen. Dies wird u.a. auf das Cambodia-IRRI-Australia Project (CIAP) zurückgeführt. Durch CIAP konnten z.B. traditionelle Sorten Kambodschas wieder eingeführt werden, die während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer verlorengegangen waren: die Reisdatenbank des IRRI hatte das Saatgut gesammelt und bewahrt.

Das IRRI wird im WWW präsent. URL: http://www.cgiar.org/irri

Das IRRI arbeitet mit folgenden deutschen Institutionen zusammen:


3. IRRI Information and Communication of Information


3.1. Bibliothek und Dokumentationsdienst: Allgemeines


IRRI Library Home Page

OPAC der IRRI Library


1960 - 1993

Leiterin der Bibliothek ist Lina D. Vergara [Mädchenname bis 1968: Lina D. Manalo], eine Filippina.

1993 -

Leiter der Bibliothek ist Ian M. Wallace, Kanada [vorher: Canadian Agricultural Library]

Die IRRI-Bibliothek hat sich seit 1993 wesentlich geändert:

Das wurde erreicht durch eine neue Leitung der Bibliothek und erfahrenes Personal , das bereit war und ist, Änderungen mit zu tragen. Besonders erwähnt werden muß, daß die Bibliothekarinnen im Durchschnitt seit 24 Jahren in der Bibliothek sind. Ich empfand das Arbeitsklima als außerordentlich gut.


Regelmässige Lizenzerneuerung für Bibliothekare


Die Bibliothekarinnen haben heute alle eine Prüfung abzulegen und erhalten dadurch eine Lizenz, die alle drei Jahre zu erneuern ist. Die Erneuerung erhält nur, wer nachweisen kann, daß er jährlich an bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen hat, ein einschlägiges Buch geschrieben hat oder einen Vortrag bei einer Konferenz gehalten hat. Die Fortbildungsveranstaltungen werden von einer Kommission daraufhin geprüft, ob sie als Fortbildung gelten. Dadurch wird das Wissen ständig aufgefrischt, und vor allem können Politiker ihre Freunde nicht mehr in bibliothekarische Stellen drücken.


Auskunft


Als Beispiel für die 1993 geänderte Arbeit in der Bibliothek soll die Auskunft (jetzt ein ständig besetzter Auskunftsplatz) stehen:

Reference Librarian ist Carmelita S. Austria, die seit 30 Jahren in der Bibliothek arbeitet und die Bibliothek und ihre Bestände entsprechend gut kennt. Sie teilt die täglichen Fragen in leichte und schwierige ein:

Sie benutzt im allgemeinen zuerst den eigenen Katalog (ist ja der umfassenste Katalog zu Reisliteratur, den es weltweit gibt), dann die Reference-Bücher und die im Netzwerk vorhandenen Cd-ROM´s. First Search von OCLC (im Angebot der Bibliothek) wird aus Kostengründen möglichst nicht benutzt.

Zu beraten hat sie neben dem IRRI-Staff die Studenten der nahe gelegenen University of the Philippines Los Baños (UPLB), Studenten, die extra wegen der IRRI-Bibliothek aus Metro Manila kommen (allerdings oft nicht wissen, daß es sich um eine Spezialbibliothek handelt) und Schüler bis zur Elementarschule, die mangels einer öffentlichen Bibliothek in Los Baños ihre Frage in der IRRI-Bibliothek stellen. Man versucht auch die Schüler nicht zu enttäuschen. Telefonische Anfragen kommen von Seiten des IRRI-Staffs (sofort!), anderen Bibliotheken in Manila und der University of the Philippines Los Baños (UPLB) (in der UB von Los Banos wird Carmelita besonders gelobt). Zusätzliche Anfragen kommen per Brief, Fax und Mail; Fax und Mail vor allem aus dem Ausland. Seit die Mailadresse in der Internet-Webseite der Bibliothek angegeben ist, nehmen die e-mail-Anfragen aus aller Welt rapide zu. (Darunter auch erstaunliche: z.B. warum bei Aufnahmen in der Bibliographie mehr als drei Verfasser angegeben sind - eine Anfrage aus den USA.)

Eine zusätzliche Aufgabe des Auskunftsbibliothekars ist das Einführen von Trainees (das sind Leute aus Entwicklungsländer, die in IRRI in die praktische Arbeit mit Reis eingeführt werden) in die Bibliothek.


Erwerbung


Einige Notizen zur Erwerbung:

Für die Erwerbung zuständig ist Teofila E. Barcenas. 80% der Erwerbungen werden in den USA (durch Midwest) und Großbritannien (durch Blackwell UK) getätigt und sind unproblematisch. IRRI als internationale Organisation muß weder Zoll noch Steuern entrichten und kann in Dollar bezahlen. Der Rest wird in Entwicklungsländer eingekauft. Hier ist vor allem Indien (durch DK Agencies und KK Agencies) wichtig. Das Problem sind die langen Beschaffungs- und Transportzeiten (6 Monate), weshalb man jetzt Versuche mit airmail macht (8 Dollar pro Buch). Das größte Problem macht die Erwerbung von Dissertationen: man muß sich direkt an die verschiedensten Universitäten wenden und um Kopien (die im Durchschnitt dann etwa 56 US Dollar kosten) bitten. Allerdings antworten viele Universitäten nicht, bzw. ist es nicht in allen Ländern erlaubt, Dissertationen zu kopieren.

Um Reisliteratur zu finden, werden neben den Angeboten (heute als e-mail-Listen) der Händler vor allem Bibliothekskataloge in den USA und Australien durchsucht. Viele Anschaffungswünsche kommen aus den Reihen der IRRI-Forscher. Für philippinische Titel durchsucht man auch lokale Zeitungen.

Für die Monographien-Erwerbung (1600 in 1996) lohnt sich das Anschaffen des Innopac Moduls nicht, man benutzt ein d-Base-Programm. Für die Zeitschriftenverwaltung soll das entsprechende Modul angeschafft werden.

Die Subskriptionen für die laufenden Zeitschriften (einschließlich der CD-ROM´s ) kosteten 1996 155,872 US Dollar (das Budget der Bibliothek ohne Gehälter war für 1996 circa 234,000 US Dollar). Mit Blick auf elektronische Zeitschriften, die dann auch in der Webseite der Bibliothek ausgewählt aufgeführt werden, versucht man Subskriptionen zu kündigen. Von den etwa 1400 laufenden Zeitschriften kosten 34 Abonnements jährlich je über 1000 Dollar.

Für 1997 gibt die Bibliothek 36478 Dollar nur für Informationsdatenbanken aus:


3.2. Reisbibliographie


Eine der wichtigsten Aufgaben der Bibliothek ist das Erstellen der Reisbibliographie sowie das Bereitstellen der darin verzeichneten Literatur (Document delivery). Die Reisbibliographie wurde von Anfang an bis zu ihrer Pensionierung im Februar 1997 in ihren wesentlichen Teilen von Milagros C. Zamora bearbeitet.


Geschichte der Reisbibliographie


1961

Start der aktuellen Bibliographie. Auf Anraten der Rockefeller Foundation sammelte man in den USA Literaturnachweise zu Reis (besonders an der Cornell University). Man bemühte sich, die ganze Literatur auf Mikrofilmen für die IRRI Bibliothek zu erwerben.

Start der japanischen Außenstelle der IRRI Bibliothek. Sie ist zuständig für das Sammeln und Indexieren japanischer Reisliteratur.

1963

Erster Band von:

International bibliography of rice research / International Rice Research Institute. -- New York : Scarecrow Press, 1963. -- 881 S. -- [Berichtszeitraum 1951 bis 1960. -- "A further service to be offered by the Institute is to have microfilm copies of substantially all literature cited in the bibliography available in the library of the Institute in the Philippines. Scientists who do not have access to these articles in their institutional libraries can obtain them in photocopy from the Institute."]

Diese Bibliographie wird weitergeführt als

Supplement to the International bibliography of rice research

Die Bibliographie ist angeordnet nach großen Sachgruppen, hat einen KWIC-Index der Titel und einen Autorenindex. Die Aufnahmen selbst sind sehr knapp, und es werden viele Abkürzungen benutzt, weil das für gedruckte Ausgaben sparsamer war. Leider hat man beim Übergang auf elektronische Erfassung nicht daran gedacht, daß Abkürzungen -- insbesondere von Zeitschriftentiteln und Körperschaften -- die Suche erschweren.

1981

Die Daten in der Reisbibliographie seit 1970 werden im LAN von IRRI zur Verfügung gestellt.

1993

Änderung des Namens und der Erscheinungsweise:

Rice literature update / IRRI Library and Documentation Center. -- Erscheint vierteljährlich

Übergang zum CAB (Commonwealth Agricultural Bureau <London>) Thesaurus. [Später zu CABI = CAB International]. Dies, weil dies der umfassendste existierende Thesaurus ist und von der National Agricultural Library benutzt wird. (CAB und AGRICOLA sind dabei, ihre Stichworte einander anzugleichen. Man hofft, daß auch AGRIS (FAO) seinen Thesaurus anpaßt.)

1996

Rice literature update erscheint wegen der hohen Druckkosten nur noch dreimal jährlich.

Die Datenbank wird im Internet zur Verfügung gestellt:

URL: http://ricelib.irri.cgiar.org:81/screens/opacmenu.html.

Gegenüber der LAN-Version ist die Internetversion insofern eingeschränkt, da Einschränkungen (nach Erscheinungsjahr usw.) für die Suche nicht möglich sind. Man kann nur unter Verfasser, Sachtitel (in englischer Übersetzung!), Schlagwort und Stichworten suchen. Es ist daher zu empfehlen, mit einer Telnetverbindung auf die interne Version zu zu greifen. telnet://ricelib.irri.cgiar.org/ LOGIN: library.


Inhalt der Reisbibliographie


Alles über Reis, weltweit in allen Sprachen und Zeiten. Jährlich über 8000 neue Nachweise. Der älteste Titel stammt von 1746 (in französischer Sprache), die Literaturnachweise bis 1950 sind zwar schon elektronisch erfaßt, konnten aber noch nicht in die Datenbank eingespeist werden. Nichtenglischsprachige Titel werden ins Englische übersetzt. Dazu greift man möglichst auf ein eventuell vorhandenes englisches Abstract zurück. Französische, spanische und philippinische Titel können vom Bibliothekspersonal selbst übersetzt werden, japanische Titel werden von der japanischen Außenstelle übersetzt. Für Titel in anderen Sprachen gibt es am IRRI meist einen Native Speaker. Leider wird der vorliegende Titel in den Aufnahmen nicht mit aufgeführt. [Diese Vorgehensweise hat zumindest im Katalog der Bibliothek schon zu Doppelnachweisen ein und desselben Titels geführt, weshalb man dort bei Sprachen in lateinischer Schrift den vorliegenden Titel mitangibt.]

Die Bibliographie enthält Literatur in über 80 Sprachen, davon:

Englisch 65%
Japanisch 20%
Chinesisch 5%
Übrige 10%

Einbezogen werden in die Bibliographie sämtliche Materialien, u.a.:

Die Aufnahmen erfolgen ausschließlich nach Autopsie, d.h. sämtliche Ressourcen sind in der Bibliothek physisch vorhanden (einschließlich Ausdrucken von Internetdokumenten). Um an einschlägige Artikel, die in der Bibliothek nicht vorhanden sind, heranzukommen, überprüft die für das Indexieren verantwortliche Kollegin laufend fachspezifische Referateblätter und läßt die gefundenen Artikel beschaffen. Unter den regelmäßig zu durchsuchenden Blättern befinden sich z.B.

Die meisten Artikel werden mit e-mail bei der National Agricultural Library in Washington bestellt und gehen als Kopien ein. Japanische Titel werden von der japanischen Außenstelle im allgemeinen mit Hilfe von Datenbankresearchen gefunden.


Index der Reisbibliographie


Entsprechend der Aufgabe der Bibliothek als Dokumentationszentrum wird großer Wert auf die sachliche Erschließung gelegt: das Indexieren. Die Experten in IRRI und entsprechenden anderen Institutionen erwarten, daß sie schnell und korrekt die für sie einschlägigen Titel finden. Wegen des fast täglichen Updates der Bibliographie in der Datenbank, auf die alle IRRI-Experten regelmäßig zugreifen, wurde der von der Bibliothek geplante SDI-Dienst nicht mehr gewünscht (nur für einige auswärtige Benutzer, die Probleme haben, auf die Datenbank zuzugreifen, ist ein SDI-Profil erstellt worden: sie erhalten regelmäßig Literaturlisten mit e-mail). Für das Auffinden relevanter Literatur und das Indexieren ist Editha S. Lantican zuständig, sie ist Pharmazeutin, hat langjährige Arbeitserfahrung im Laboratorium eines philippinischen Zuckerinstituts (Untersuchungen zur chemischen Zusammensetzung des Bodens u.ä.) und hat sich gut in die neue Materie eingearbeitet. Sie sieht keine Probleme darin, den CABI-Thesaurus zu nutzen (für den Katalog der Bibliothek verwendet die Katalogisiererin Mila M. Ramos die LoC Subject headings, die aber für die spezielle Materie absolut nicht ausreichend sind, so daß zusätzlich eigene Schlagworte gebildet werden müssen, wozu es aber leider keinen eigenen Thesaurus gibt.)


Empfänger der Reisbibliographie


Die Bibliographie wird frei verteilt. 1995 z.B. wurden je Ausgabe 11500 Exemplare in alle Welt verschenkt, was den Etat der Bibliothek enorm belastete. 1996 wurden nur noch je Ausgabe 1250 Exemplare verschickt. Der Durchbruch kam, als der leitende Bibliothekar eine Institution in Vietnam besuchte, deren 50 Forscher je ein Exemplar der Bibliographie in ihrem Zimmer hatten. Jetzt werden Exemplare im allgemeinen nur noch an Institutionen geschickt. Außerdem werden kaum mehr Exemplare in Industrieländer versandt, da diese das Internetangebot nutzen sollen.


3.3. Document Delivery


Wie oben erwähnt, ist es eine besondere Aufgabe der Bibliothek, weltweit Literatur zu Reis zur Verfügung zu stellen. Für Entwicklungsländer ist der Dienst pro Bestellung bis zu 50 Seiten umsonst. Während die Anfragen und Bestellungen mehr und mehr bei e-mail eintreffen, werden die Kopien heute noch großteils mit normaler Post zugesandt. (Eine Faxseite kostet hier 8 Dollar und daher wird Fax nur im Ausnahmefall genutzt.) Man hofft, daß immer mehr Bibliotheken die Software Ariel, die IRRI seit einem Jahr nutzt, einsetzen, mit der man gescannte Artikel versenden kann, was entschieden das billigste ist. Da Ariel eine Software der Research Libraries Group ist, wird sie allerdings erst von diesen Bibliotheken genutzt. Ariel erlaubt Scannen, Senden über das Internet, Empfangen und Drucken. 1996 wurden 1250 Anfragen nach Kopien erledigt.


4. Weiterführende Ressourcen


Weiterführende Ressourcen auf dem Internet:


WWW Pages des IRRI


Weiterführende Ressourcen in Printform:


Chandler, Robert F. <Jr.>: An adventure in applied science : a history of the International Rice Research Institute. -- Los Baños : IRRI, 1982. -- 233 S. : Ill. -- [Offizielle Geschichte, geschrieben vom ersten Direktor des IRRI. Gibt einen ausgezeichneten Einblick in Denkweise und Verhalten der Gründer des IRRI. Leicht leserlich. Empfehlenswert.]

Dalrymple, Dana G.: Development and spread of high-yielding rice varieties in developing countries. -- Washington, D.C. : Agency for International Development, 1986. -- 117 S. : Ill. -- [Gute Übersicht mit instruktiven Abbildungen]

Hauser, Jürg A. <1942- >: Die grüne Revolution : Werden, Fortschritt und Probleme. -- Zürich [u.a.] : Atlantis, 1972. -- 203 S. : Ill. -- Zugl. Zürich, Universität Habil. -- [Ausgezeichnete Arbeit zur grünen Revolution und damit dem Kontext der Frühgeschichte des IRRI; obwohl veraltet, immer noch lesenswert]

IRRI 1989 : planning for the 1990's. -- Manila : International Rice Research Institute, 1990. -- 72 S. : Ill. -- ISSN 0115-1142
IRRI 1990 - 1991 : a continuing adventure in rice research. -- Manila : International Rice Research Institute, 1991. -- 88 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0019-1
IRRI 1991 - 1992 : sharing responsibilities. -- Manila : International Rice Research Institute, 1992. -- 79 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0034-5
IRRI 1992 - 1993 : rice in crucial environments. -- Manila : International Rice Research Institute, 1993. -- 65 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0044-2
IRRI 1993 - 1994 : filling the world's rice bowl. -- Manila : International Rice Research Institute, 1994. -- 96 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0061-2
IRRI 1994 - 1995 : water, a looming crisis. -- Manila : International Rice Research Institute, 1995. -- 90 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0079-5
IRRI 1995 - 1996 : listening to the farmers. -- Manila : International Rice Research Institute, 1996. -- 93 S. : Ill. -- ISBN 971-22-0088-4
[Eine Reihe von themenkonzentrierten Berichten zur Arbeit des IRRI und die Probleme rund um den Reis. Sehr verständlich und gut aufbereitet. Empfehlenswert]

Über den Fortgang der Arbeiten am IRRI gibt Auskunft:

Program report / International Rice Research Institute. -- Los Baños : IRRI. -- Erscheint jährlich. -- ISSN 0117-0880

Neueste Ausgabe:
Program report for 1995 / International Rice Research Institute. -- Los Baños, 1996. -- 289 S. : Ill.

Tribe, Derek: Feeding and greening the world : the role of greening the world. -- Oxon : CAB International, ©1994. -- 274 S. : Ill. -- ISBN 0-85198-920-9. -- [Beste mir bekannte Einführung, gut verständlich]

Verzeichnis der erhältlichen IRRI-Publikationen: IRRI Publications / IRRI


Zu Kapitel 4.13: Fallstudie: Agrare Intensivierungsprogramme in Mittel-Java und Probleme ihrer Realisierung (bis 1975)