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4. Philippinen

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Eine andere Perspektive: Die Philippinen, ein wichtiger Teil Asiens


4.3. Zur Geschichte der Philippinen


von Margarete Payer

mailto:payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: HBI weltweit. -- 4. Philippinen. -- 4.3. Zur Geschichte der Philippinen. -- Fassung vom 1998-07-05. -- URL: http://www.payer.de/hbiweltweit/weltw43.html. -- [Stichwort].

Erstveröffentlichung: 1997-02-26

Überarbeitungen: 1998-07-05 (Korrekturen zur Zeit zwischen 1521 - 1600 aufgrund von Angeben von Herrn Peter Miñoza)

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.


Übersicht



1. Chronik zur Geschichte der Philippinen


ca. 25000 v. Chr.

Besiedlung der Philippinen durch Negroide.

ca. 3000 v. Chr.

Erste Einwanderungswelle protomalaiischer / altmalaiischer Völker.

ca. 1000 v. Chr.

Zweite Einwanderungswelle protomalaiischer / altmalaiischer Völker.

ab ca. 200 v. Chr.

Einwanderung deuteromalaiischer / jungmalaiischer Völker.

ab ca. 600 n. Chr.

Handelskontakte mit China.

ab ca. 800

Einfluß von Sri-Vijaya, einem indisch beeinflußten südostasiatischem Großreich mit Zentrum in Sumatra.

13. Jhdt.

Einwanderung aus Borneo. Gründung chinesischer Niederlassungen.

14./15. Jhdt.

Einfluß des hinduistischen indonesischen Majapahit-Reiches. Teilweise Tributpflicht philippinischer Stammesfürsten an chinesisches Ming-Reich.

Ab 1380

Vordringen des Islam von Borneo her.

1381

Erste muslimische Sufis auf Sulu.

1405 - 1417

Chinesische Schiffe kommen nach Manila.

1417

Eine Tribut- und Handelsmission aus Sulu besucht Peking.

1450

Gründung des muslimischen Sultanats von Sulu durch Sultan Sharif-ul-Hasim Abubakr aus Palembang.

1475

Gründung des muslimischen Sultanats von Mindanao. Ausbreitung des Islam bis Zentralluzon.

1493

Papst Alexander VI. (1431-1503; Papst 1492-1503) teilt die Welt in Interessensphären Portugals und Spaniens auf.

1494

Vertrag von Tordesillas zwischen Spanien und Portugal. Eine Gedenktafel in Tordesillas gibt den Zweck und Inhalt des Vertrages so wieder:

"An diesem Ort unterschrieben am 7. Juni 1994 Diplomaten -- Kastilier und Portugiesen -- , unterstützt von Kartographen beider Länder, ein Abkommen, das auf päpstlicher Erlaubnis basierend, die Welt in zwei Zonen teilt, die Ziel der Entdeckung und Evangelisation sein sollten. Aus diesem Abkommen entstanden die Länder, die heute die hispanisch-lusitanische Gemeinschaft in Amerika, Asien und Afrika bilden."

[Zitat in: Siebert, Rüdiger <1944 ->: 3mal Philippinen. -- München [u.a.] : Piper, ©1989. -- (Serie Piper ; 5131). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 127]

um 1511

Die Portugiesen erobern Malacca (im heutigen Malaysia; an der wichtigen [See-]Straße von Malacca). Malacca ist das Handelszentrum und der Warenumschlagsplatz Südostasiens. Durch Malacca läuft u.a. der Handel folgender Güter:

1521

16. März: Ferdinand Magellan (1480? - 1521) nimmt, von Spanien über die Südspitze Südamerikas kommend, die philippinischen Inseln für Spanien in Besitz.

31. März: Erste Hl. Messe auf philippinischem Boden auf einer Insel der Visaya's (der genaue Ort ist umstritten, vermutlich Limassawa). Magellan schließt Freundschaft mit den Datus Kalambo und Siaui

7. April: Magellan landet auf Insel Cebu.

14. April: Magellan schenkt der neugetauften Frau Juana von Raja Humab-on, einem Herrscher auf Cebu, die aus Flandern stammende Statue des Jesuskindes Santo Niño. Diese Statue wird bis heute am dritten Sonntag im Januar auf den ganzen Philippinen durch Fiestas geehrt.

27. April: Als Magellan mit Gewalt auf der Insel Mactan landen will, wird er von Lapu-Lapu (1500? - ?), einem Stammeshäuptling, getötet. Lapu-Lapu wird später als philippinischer Nationalheld verehrt.

1543

Januar/Februar: Obwohl die spanischen Ansprüche auf die Philippinen von Portugal mit Berufung auf die Aufteilung der Welt durch den Vertrag von Tordesillas (1494) bestritten wurde, gibt Lopez de Villalobos den Inseln den Namen Islas Filipinas nach dem spanischen Kronprinzen und späteren König Philipp II (1527 - 1598; spanischer König 1556 - 1598). Minadanao nennt er Caesarea Caroli zu Ehren von Karl I./V. (1500-58; König von Spanien 1516-56; als Karl V. Kaiser der Hl. Römischen Reiches 1519-58).


1565 - 1898

Spanische Kronkolonie


Das Territorium der spanischen Kolonie Philippinen unterscheidet sich vom Territorium der heutigen philippinischen Republik in folgenden Punkten:

Mehrfach (u.a. 1619, 1621) wurde dem spanischen König geraten, die Philippinen als unrentable Provinz aufzugeben oder gegen Brasilien mit Portugal einzutauschen. Jedesmal gelang es Ordensgeistlichen den König davon "zur Ehre und Herrlichkeit Gottes" abzuhalten.

Die meisten Spanier leben innerhalb von Intramuros Manilas. Außerhalb Manilas lebende Spanier sind vor allem Geistliche, wobei die Ordensgeistlichen überwiegen (Mitte des 17. Jhdts leben außerhalb Manilas 254 Ordenspriester und 60 Weltpriester). Die Kirche und die Orden werden so zu einer entscheidenden Wirtschaftsmacht.

Spanien belohnt Dienste für die Krone von Seeleuten und Soldaten mit Encomienda's, Ländereien. Encomienda's werden zunächst für zwei Generationen vergeben, ab 1636 für drei Generationen. Dann fielen sie an die Krone zurück. Die Eigentümer der Encomiendas leben meist in Manila und lassen die Erträge ihrer Ländereien durch Mittelsmänner eintreiben. Die Encomiendas berechtigen zu folgenden Einkünften bzw. Dienstleistungen, die sonst dem König zustehen:

Bei der Eintreibung von Polo und Bandala ist die Bevölkerung der Willkür von Beamten, Mönchen und Mittelsmännern (die der Principalia angehören) ausgesetzt. Das Encomienda-System besteht auf den Philippinen bis Anfang des 19. Jahrhunderts (also länger als in den lateinamerikanischen Kolonien).

Es herrscht strikte Einheit von Kirche und Staat. Die katholische Kirche ist Staatsreligion. Außerhalb Manilas ist der Pfarrer die eigentliche spanische Machtperson: er vereinigt in sich folgende Machtpositionen:

Dazu kommen noch die ganzen Machtfunktionen aufgrund des wirtschaftlichen Besitzes der Geistlichkeit: Frondienste, Abgaben, wirtschaftliche Abhängigkeit usw.

Im 19. Jahrhundert nennen liberale Filipinos die Herrschaftsform der Philippinen wegen der Stellung der Mönchsorden frailocracia "Mönchsherrschaft". Die Mönche nennen ihre Kritiker filibusteros "Verräter".


1565 - 1821

Spanische Kronkolonie unter dem Vizekönig von Mexiko


Die Philippinen unterstehen dem Vizekönig von Mexiko. Die rechtliche Grundlage der Verwaltung ist vor allem Recopilacion de Leyes de las Indias, bekannt als Leyes de Indias. Die Recopilacion wurde auf Anordnung von Karl II. 1680 gedruckt. Sie besteht in ihrer endgültigen Form aus 6400 Gesetzesvorschriften in neun Büchern, die in titulos unterteilt sind.

Der Verwaltungsaufbau ist in groben Zügen so:

Man darf sich die spanische Verwaltung aber nicht als zu zentralistisch vorstellen: die anarchistischen Kräfte auf allen Ebenen, Machtmißbrauch und Korruption dürfen nicht unterschätzt werden.

Auch religiös stehen die Philippinen unter der Oberjurisdiktion Mexikos. Die 1536 in Mexiko etablierte Hl. Inquisition ist in Manila seit 1578 repräsentiert durch einen Kommisar. Alle Weißen, die der Häresie verdächtigt werden, werden in Manila verhaftet und nach Mexiko verschifft, wo sie der Hl. Inquisition vorgeführt werden. Filipinos und Chinesen unterliegen nicht der Inquisition. Bis 1595 (Errichtung der Erzdiözese Manila) untersteht der Bischof von Manila dem Erzbischof von Mexiko.

Aus Mexiko stammen viele der Heiligenbilder auf den Philippinen, so:

Umgekehrt stammen Schnitzereien in der Basilica von Guadaloupe und in der Kathedrale von Mexiko City von Filipino und chinesischen Bildhauern in Manila.

Finanziell ist die Verwaltung der Philippinen von Subventionen (real situado) Mexikos abhängig. Jährlich werden die Philippinen abhängig vom Bedarf, aber im Durchschnitt mit 250.000 Pesos aus der Staatskasse Mexikos subventioniert.

Die engen Beziehungen zwischen den Philippinen und Mexiko zeigen sich auch in der Anwesenheit von Mexikanern in den Philippinen. Die Mexikaner wurden ebenso Spanier genannt wie die Spanier Spaniens, so sind viele der als Spanier bezeichneten Missionare, Händler, Militärs und Beamten in Wirklichkeit Mexikaner. In Acapulco gibt es eine Filipino-Kolonie. Die Filipinos machten Palmwein in Mexiko zu einem beliebten Getränk.

Bevölkerungsentwicklung der Philippinen in mexikanisch-spanischer Zeit:

1591 0,67 Mio
1735 0,84 Mio
1800 1,6 Mio

Spanier (und Mexikaner) sind eine verschwindend kleine Minderheit:

Anfang 17. Jhdt. 2000 (davon 400 Geistliche)
19. Jahrhundert 4000

1565

27. März: Miguel López de Legazpi beginnt mit der Eroberung der Philippinen. Beginn der spanischen Kolonialherrschaft. Die Philippinen sind dem Vizekönigreich Mexiko unterstellt.

April: Eroberung der Insel Cebu. Gründung der Stadt Cebu. Missionstätigkeit der Augustiner.

4. Juni: Vertrag mit Rajah Tupas und anderen Fürsten Cebu's: die Fürsten von Cebu anerkennen die Oberherrschaft und "Freundschaft" Spaniens.

Felipe de Salcedo entdeckt die Seeroute von Cebu nach Acapulco, Mexiko.

1565 - 1570

Beginn des Galeonenhandels zwischen den Philippinen und Mexiko (s. unter 1593).

1567/69

Legazpi ist durch eine portugiesische belagerung (seit September/Oktober 1567) und wiederholte feindliche Übergriffe der Einheimischen gezwungen, die erste spanische Siedung von Cebu nach Panay zu verlagern.

1569

Der Augustinermissionar Martin de Rada schreibt an den Vizekönig von Mexiko über die Filipinos:

"They can be converted and adopt our faith easily ... the fear with which God has inspired them is great, for no matter how large may be the village, when a dozen Spaniards go for it, the natives come out immediately with their hands tied and beg for peace."

[Zitat und Übersetzung in: Zaide, Sonia M.: The Philippines : a unique nation. -- Cubano : All-Nations Publishing, ©1994. -- ISBN 971-642-005-6. -- S. 92]

1570/71

Martin de Goiti besiegt mit Hilfe von ca. 600 Kriegern aus Panay den Herrscher von Manila (Maynilad), Rajah Sulayman (ca 1540 - 1588) und nimmt am 19. Mai 1571 Manila für den spanischen König in Besitz.

1572

Miguel López de Legazpi macht Manila zum Verwaltungszentrum. In der Folgezeit leben die meisten weltlichen Spanier in Manila.

1575

China öffnet auf Bitten Spaniens den Hafen Amoy (Xiamen) für den Manilahandel.

1577

Franziskaner kommen auf die Philippinen.

1579

In geheimer englischer Mission versucht Sir Francis Drake (1540? - 1596) für Großbritannien in Inselsüdostasien Fuß zu fassen.

1580

Philipp II. erobert Portugal, so ist Portugal kein Konkurrent mehr um die Herrschaft über die Philippinen.

In Manila wird den Chinesen ein eigener Stadtteil -- Parian -- zugewiesen. Bis zu 15.000 chinesische Händler leben in Parian. Um die chinesische Einwanderung zu drosseln, müssen Chinesen hohe Sonderabgaben zahlen:

1590 schreibt Bischof Domingo de Salazar an den König über das Parian:

"The Parian has adorned the city so that I do not hesitate to affirm your Majesty that no other known city in España or in these regions possesses anything so well worth seeing as this: for in it can be found the whole trade of China ... workmen of all trades and handicrafts ... doctors and apothecaries ... There were also many eating houses where the Sangleys [= Chinesen] and the natives take their meals; and I have been told that these are frequented even by the Spaniards."

[Zitat und Übersetzung in: Zaide, Sonia M.: The Philippines : a unique nation. -- Cubano : All-Nations Publishing, ©1994. -- ISBN 971-642-005-6. -- S. 164]

Bevölkerungsentwicklung der Chinesen (vor allem in Manila):

1571 150
1588 10.000
1603 30.000
1748 40.000
1886 67.000
1896 100.000

1581

Jesuiten kommen auf die Philippinen.

1587

Dominikaner kommen auf die Philippinen.


1593 - 1813

Monopolisierter Galeonenhandel


Philipp II. verbietet in einem Dekret 1593 den direkten Handel zwischen China und Amerika. Als Verbindung wird nur die Verbindung über Manila zugelassen. Damit wird der Galeonenhandel monopolisiert: Chinesische Produkte (vor allem Seide) werden (meist von Chinesen) nach Manila gebracht. Dort werden sie auf spanische Galeonen geladen, nach Mexiko gebracht, wo für sie in Silber (das in China sehr geschätzt wird) bezahlt wird. Um chinesische Waren in Amerika knapp zu halten, wird von den Spaniern als einziger Hafen in Mexiko Acapulco zugelassen. Auch darf pro Jahr in jeder Richtung nur eine einzige Galeone fahren. Investitionen im Galeonenhandel sind äußerst lohnend: normalerweise beträgt der Gewinn 300% des investierten Geldes.

Von Acapulco werden die Waren auf Eselkarawanen weiterbefördert nach Mexico City, Puebla, Guadalajara, Vera Cruz u.a. Ein Teil der Güter wird weiterverschifft nach Guatemala, Ecuador, Peru, Chile und Argentinien.

Hauptgüter der Galeonenhandels von Manila nach Acapulco:

Hauptgüter des Galeonenhandels von Acapulco nach Manila:

Am Galeonenhandel hat der Klerus durch die frommen Stiftungen, Obras Pias, direkt Anteil. Obras Pias sind fromme Stiftungen, die ihr Geld im Handel investieren und den Gewinn für mehr oder weniger karitative Werke verwenden. Die fromme Stiftung Santa Misericordia brachte an Gewinnen aus dem Galeonenhandel jährlich 70.000 Pesos ein. Die Obras Pias waren auch die ersten Banken: sie gaben an Händler Kredite zu verschiedenen Zinssätzen.

In den philippinischen Gewässern ist Manila der einzige "international" offene Hafen. Aber auch hier dürfen nur chinesische und mexikanische Schiffe einlaufen.

Das Handelsmonopol des Galeonenhandels wird 1813 offiziell aufgehoben.


1589

9. August: auf Antrag des Bischofs von Manila, Domingo Salazar, sowie der Ordensoberen befiehlt Philipp II. die Freilassung aller Sklaven und verbietet Sklaverei.

1591

18. April: Papst Gregor XIV (Papst 1590 -91 droht allen mit Exkommunikation, die ihre Sklaven nicht freilassen.

1595

Manila wird offiziell zur Hauptstadt der Philippinen erklärt.

1601

November: die Igorots von Nordluzon rebellieren und widersetzen sich der Christianisierung. Der Augustiner Esteban Marin versucht sie durch zu überreden, sich Spanien und dem Katholizismus zu unterwerfen. Statt gute Katholiken zu werden, töten die Igorots den Priester. Die Spanier schlagen die Rebellen vernichtend.

1603

Umsturversuch der Chinesen wird niedergeschlagen. Ca. 23.000 Chinesen werden getötet.

1606

Rekollekten kommen auf die Philippinen.

1611

28. April: Gründung der University of Santo Tomas in Manila durch Dominikaner. Zunächst war es ein Priesterseminar, 1616 wurde es zum Colegio de Santo Tomas de Nuestra Señora del Rosario. 1645 erhob es der Papst zur Universität. 1785 erhielt diese vom spanischen König den Titel Real (königlich).

1617

13. April: in der Schlacht von Playa Honda zerstören die Spanier drei holländische Schiffe. Diese Schlacht ist eine von mehreren Attacken durch niederländische Schiffe zu Beginn des 17. Jahrhunderts.

1621 - 1622

Auf Bohol ruft ein Priester der einheimischen Religion namens Tamblot die Filipinos zur Rückkehr zur alten Religion auf. Die Zeit sei gekommen, daß sie sich von der Unterdrückung der Spanier befreien könnten, da den Filipinos ihre Vorfahren und Götter beiständen. Darauf machen ca 2000 Boholanos einen Aufstand. Der Aufstand wird am Neujahrstag 1622 brutal niedergeschlagen.

1646

Die Spanier besiegen die niederländische Flotte bei Corregidor. Der Sieg wird Maria, der Rosenkranzkönigin, zugeschrieben. Bis heute wird ihre Statue in Quezon City am zweiten Sonntag im Oktober mit einer großen Fiesta gefeiert.

1662

Die Niederlande erobern die Molukken. Ab jetzt sind spanische Schiffe weniger durch niederländische Schiffe bedroht.

1744 - 1829

Aufstand auf der Insel Bohol. Anlaß: Der Jesuit Gaspar Morales wollte einen Mann wegen Abfalls vom Christentum ins Gefängnis stecken lassen. Dieser widersetzte sich und tötete dabei einen einheimischen Polizisten und wurde selbst getötet. Der Jesuit verweigerte daraufhin eine christliche Beerdigung. Der Bruder des Getöteten, Francisco Dagohoy schwor Rache und 20.000 Männer schlossen sich dem Aufstand an und errichteten in den Bergen einen Rebellenstaat. Erst im August 1829 konnte spanisches Militär die Widerstandsbewegung Bohols vernichten.

1745 - 1746

Verschiedene Agrarrevolten in der Umgebung von Manila gegen die Aneignung von Landbesitz durch die Orden. Der Generalgouverneur enteignet zunächst die Orden, unterliegt dann aber in einem Rechtstreit, und die Orden können ihr Land behalten.

1753

Der Jesuit José Calvo empfiehlt der spanischen Krone den direkten Handel zwischen Spanien und den Philippinen.


1762 - 1764

Besetzung durch die britische East India Company


Als Folge des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763) zwischen Spanien und England erobert die britische East India Company (Madras) Manila am 5. Oktober 1762 und hält es besetzt. Aufgrund des Friedensvertrages von Paris vom 10. Februar 1763 muß Großbritannien die Philippinen wieder an Spanien zurückgeben. Bis diese Nachricht Manila erreicht, vergeht natürlich viel Zeit. So nehmen die Spanier am 31. Mai 1764 wieder Besitz von Manila.

Diego Silang (1730 - 1763) leitet von Dezember 1762 bis Mai 1763 einen Aufstand gegen die Spanier außerhalb Manilas. Er fordert die Abschaffung von Steuern und Fronarbeit. Die Briten sehen in ihm einen willkommenen Mitstreiter. Silang wird 1763 von einem pro-spanischen Mestizen getötet.


1766

König Karl III. (1716 - 88; spanischer König 1759 - 1788) ordnet die Öffnung des direkten Handels zwischen Spanien und den Philippinen an. Bis 1784 fuhr jährlich eine Fregatte von Cadiz nach Manila und zurück. Dann scheiterte der Direkthandel am Widerstand der Händler in Manila.

1778 - 1787

Generalgouverneur José Basco: er versucht, die Philippinen ökonomisch zu "entwickeln". Die Naturschätze sollten genutzt werden, um so die Philippinen ökonomisch von Mexiko unabhängig zu machen. Er versucht, durch Rundschreiben bessere landwirtschaftliche Methoden, insbesondere zur Produktion von Baumwolle, Seide, Zucker u.ä. einzuführen. Er läßt in Camarines 4 Mio Maulbeebäume anpflanzen, um die Seidenindustrie voranzutreiben.

1781 - 1882

Staatliches Tabakmonopol: auf weiten Gebieten Luzons müssen die Kleinbauern Tabak anpflanzen und der Regierung zu festgelegten Preisen verkaufen. Das System begünstigt Korruption, Schwarzhandel und Schmuggel.

Neben dem Tabakmonopol schuf die Regierung, um zu Einnahmen zu kommen, auch andere Monopole, z.B. auf Wein (1786), Schießpulver, Hahnenkämpfe, Spielkarten.

1781

6. Mai: Generalgouverneur José Basco gründet die Sociedad Economico de los Amigos del Pais, einer wohltätigen Gesellschaft im Sinne der Aufklärung. Die Gesellschaft dient der Förderung der Landwirtschaft und des Handwerks in den Philippinen. Einige der Projekte der Gesellschaft

1784

20. März: Generalgouverneur José Basco erläßt ein Dekret, das Land, Wasserbüffel und landwirtschaftliches Gerät nicht gepfändet werden dürfen, und daß Bauern während der Pflanz- und Erntezeit nicht inhaftiert werden dürfen.

1785

10. März: Gründung der Real Compania de Filipinas durch königliches Edikt. Die Ziele der Gesellschaft sind:

Trotz verschiedener königlicher Privilegien und einer großzügigen Kapitalversorgung durch den König war die Gesellschaft nicht sehr erfolgreich und ging 1834 mit der Öffnung Manilas als Freihafen endgültig ein.

1786

Spanisches Weinmonopol. (Führt 1807 zum basi-Aufstand in Piddig.

1789 - 1791

Aufgrund eines Erlasses von König Karl IV. (1748-1819; span. König 1788-1808) ist Manila vorübergehend offen für Schiffe aus Europa.

1790

23. Januar: Generalgouverneur Berenguer de Marquina unterbreitet der spanischen Krone einen Plan zur Reform der Verwaltung der Philippinen. Seine Vorschläge:

1796

Erster Zuckerexport nach den USA.

1807

16. September: Basi-Aufstand der Bewohner von Piddig (Ilocos Norte) wegen des staatlichen Weinmonopols. Die Bewohner von Piddig waren Produzenten von basi, dem einheimischen alkoholischen Gebräu. Am 28. Dezember wird die Revolte niedergeschlagen.

1810 - 1821

Mexikanischer Unabhängigkeitskampf. Der Kampf wird zum Teil finanziert mit für die Philippinen bestimmtem Silber, das auf dem Weg von Mexico City nach Acapulco geraubt wurde.

1812 - 1814

19. März 1812: die spanische liberale Verfassung von Cádiz ist in Kraft. Sie fordert -- "verfaßt von freien Menschen, um Menschen zu befreien" -- die Verwirklichung von Menschenrechten für alle Menschen im spanischen Herrschaftsbereich. Am 4. Mai 1814 hebt Ferdinand VII. (1784-1833; span. König 1808-33) diese Verfassung auf.

1813

Ende des Galeonenhandels. Allmählich Öffnung Manilas für nichtspanische europäische Händler.

1814

1. Februar: ein Ausbruch des Mayon Vulkan fodert 12000 Tote und Verletzte.

1815

3. März: Aufstand von 1500 Ilocanos aus Sarrat (Ilocos Norte) unter Simon Tomas gegen die Aufhebung der liberalen spanischen Verfassung von 1812. Die Revolte breitet sich aus, wird aber am 6. März niedergeschlagen.


1821 - 1898

Spanische Kolonie direkt unter Madrid


Wirtschaftlicher Aufstieg der Mestizos, spanisch-philippinischer bzw. chinesisch-philippinischer Mischlinge. Die spanisch-philippinischen Mischlinge sind oft die Nachkommen von Mönchen und Geistlichen. Mestizos erkennen die Bedeutung der Landwirtschaft, besonders von Zucker, Manilahanf und Kaffee, später auch Reis, Indigo, Kopra. Sie ergaunern sich deswegen großen Landbesitz. Da ihnen die Mönche mit ihrem Landbesitz im Wege stehen, sind sie gegen die Mönche, aber trotzdem treukatholisch. Die bis heute herrschenden Clans bilden sich heraus. Die Mestizen sehen sich als die echten Filipinos (unter Ausschluß der Mehrzahl der philippinischen Bevölkerung).

"Diese aufstrebende Gesellschaftsschicht nannte sich Filipino in einem exklusiven Sinn, der sich am städtischen Leben Manilas orientierte, in materiellem Reichtum wurzelte und sich gegen Mönchsherrschaft auflehnte, aber weder das Christentum noch die Kirche als Institution in Frage stellte. In ihre Vorstellung vom Filipino bezogen die Mestizos die Landleute der zahlreichen Volksgruppen nicht mit ein."

[Siebert, Rüdiger <1944 ->: 3mal Philippinen. -- München [u.a.] : Piper, ©1989. -- (Serie Piper ; 5131). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 150]

Die politische Unstabilität Spaniens zeigt sich auch in der Kolonialverwaltung:

Von 1810 bis 1813, 1820 bis 1823, 1834 bis 1837 sind die Philippinen im spanischen Cortez (Parlament) vertreten. Ab 1837 werden die Philippinen nur noch per Sondergesetze verwaltet.


Bevölkerungsentwicklung 1829 bis 1896:

1829 2,1 Mio
1850 3,9 Mio
1870 4,7 Mio
1877 5,6 Mio
1885 5,8 Mio
1896 6,3 Mio

Entwicklung des Außenhandels 1841 bis 1894 (in Mio Pesos)

Jahr Export Import Handelsvolumen Handelsbilanz
1841 4,4 3,1 7,5 1,3
1851 4,2 4,0 8,2 0,2
1861 8,1 10,8 18,9 - 2,7
1870 28,0 25,3 53,3 2,7
1880 23,5 25,5 49,0 - 2,0
1890 25,2 19,3 44,5 5,9
1894 33,1 28,6 61,7 4,5

Entwicklung des Grundschulwesens 1867 bis 1898:

Jahr Grundschulen Schüler
1867 593 134.000
1898 2150 über 200.000

1821

Mexiko erkämpft die Unabhängigkeit von Spanien. Die Philippinen werden direkt Madrid unterstellt. Bisher waren die Philippinen von Mexiko aus verwaltet worden.

1824

Der Augustinerpater Diego Cera beendet die 1816 begonnene Arbeit an der Bambus-Orgel von Las Piñas. 900 der 1000 Orgelpfeifen bestehen aus Bambus. (1973 bis 1975 wurde diese berühmte Orgel in Deutschland vom Orgelbauer Hans G. Klais restauriert).

1834

6. September: durch königliches Dekret wird Manila zum internationalen Hafen erklärt, den Schiffe aller Nationen anlaufen dürfen. Dies führt in der Folgezeit zur Ansiedlung ausländischer Konsulate und ausländischer Firmen.

Die Öffnung für den Welthandel wird die Agrarproduktion für den Export für die Mestizen interessant. Auf dem Weltmarkt sind folgende philippinischen Produkte gefragt:

1838 ff.

Die Regierung errichtet experimentelle Landwirtschaftsbetriebe zur Erprobung von neue Pflanzensorten, Viehzucht und neuen landwirtschaftlichen Methoden.

1840 - 1842

Aufstand der religiösen Bruderschaft von Apolinario de la Cruz (Hermano Pule) (1815 - 1841). Hermano Pule will einem der spanischen Orden beitreten, wird aber wegen seiner philippinischen Abstammung abgewiesen. Nun gründet er im Juni 1840 selbst eine Bruderschaft, Cofradia de San José, die keine Spanier, Mestizen oder Chinesen aufnimmt. Die spanischen Kirchenfürsten verbieten deswegen die Bruderschaft. Dies macht die Bruderschaft populär und macht sie zur Sekte. Die Angehörigen der Sekte halten sich für unverwundbar und treten schlecht bewaffnet, aber mit Amuletten dem spanischen Heer entgegen. Sie werden gnadenlos vernichtet. In der Folge werden Hunderte von Filipinos als Sympathisanten hingerichtet. Apolinario de la Cruz verteidigt sich vor seiner Hinrichtung, ihm sei es nur um das gegangen, was ihn die spanischen Mönche gelehrt haben: Vor Gott sind alle Menschen gleich.

1842

Die Madrider Regierung sendet den Ökonomen und Diplomaten Sinibaldo de Mas nach Manila, damit er die Kolonie ökonomisch und politisch untersucht. Sein Bericht Informe sobre el estado de las Islas Filipinas en 1842 erscheint in 3 Bänden 1843 in Madrid. Die wichtigsten Empfehlungen von de Mas sind:

1848

Erste Dampfschiffe legen in Manila an.

1849

21. November: Generalgouverneur Narciso Claveria y Zaldua erläßt ein Dekret, das für alle Filipinos Familiennamen obligatorisch macht. Zu diesem Zweck wird an alle Provinzgouverneure eine alphabetische Liste spanischer Namen verteilt. Die Provinzgouverneure senden an die Gemeindepfarrer je einen Ausschnitt aus dieser Liste. Die älteste Person jeder Familie konnte dann für die ganze Familie aus dieser Unterliste einen Namen für seine Familie aussuchen. Da durch dieses System Orte nur Namen bekamen, die mit einem bestimmten Buchstaben begannen, kann man aus vielen Namen die lokale Herkunft erkennen. Die Liste, auf die alle Filipino-Familiennamen zurückgehen, ist als Claveria list bekannt. Der Sinn des Dekretes war eine Vereinfachung der Verwaltung, Steuereinnahme und Volkszählung.

1851

1. August: El Banco Español - Filipino de Isabel II wird von der Junta de Autoridades der spanischen Regierung gegründet. Das Kapital stammt von den Obras Pias, den frommen Stiftungen. Erste Bank auf den Philippinen. [1912 umbenannt in Bank of the Philippine Islands.]

1852

Einführung eigenen philippinischen Papiergelds.

1858 - 1863

Spanien schickt 1500 Filipino-Soldaten nach Indochina zur Unterstützung der Franzosen bei der Eroberung Vietnams.

1854

Einrichtung einer monatlichen Postverbindung zwischen Manila und Hongkong.

1856

In Manila gibt es 13 ausländische Handelsunternehmen: zwei amerikanische, sieben britische, zwei schweizerische, ein deutsches und ein französisches.

1861

19. März: Gründung der Casa Moneda de Manila, der ersten Münzprägeanstalt der Philippinen. Prägung der ersten Münzen mit der Aufschrift Filipinas.

1863

Escuela Normal des Maestros, eine Lehrerbildungsanstalt, wird in Manila eröffnet.

1868

Revolution in Spanien: Absetzung von Isabela II. (1830 - 1904, span. Königin 1833 - 1868). In Folge der Revolution werden liberal gesinnte Kolonialbeamte auf die Philippinen gesandt.

1869 - 1871

23. Juni 1869: General Carlos Maria de la Torre tritt das Amt des Generalgouverneurs an. Er prostet öffentlich auf die Freiheit der Philippinen, hebt die Pressezensur auf, anerkennt die Redefreiheit, schafft die Prügelstrafe ab, kann Landaufstände in Cavite friedlich beenden. De la Torre wird am 4. April 1871 durch den reaktionären Rafael de Izquierdo (Generalgouverneur 1871 - 1873) ersetzt. De Izquierdo brüstet sich, daß er in die Philippinen gekommen ist "mit einem Kruzifix in der einen Hand und einem Schwert in der anderen".

1869

17. November: Eröffnung des Suezkanals. Die Wirkungen der durch den Suezkanal erleichterten Kommunikation mit dem Westen faßte der spanische Generalgouverneur Blanco so zusammen:

"Durch den Suezkanal kam eine Welle von Freiheit und Fortschritt in die Philippinen, die wir vergeblich aufzuhalten versuchten, statt sie in die richtigen Kanäle zu leiten."

[Zitat in: Siebert, Rüdiger <1944 ->: 3mal Philippinen. -- München [u.a.] : Piper, ©1989. -- (Serie Piper ; 5131). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 151]


1872 - 1896

Propaganda Movement


Mit der Bezeichnung Propaganda Movement wird die Bewegung für friedliche, liberale Reformen bezeichnet, deren geistige Führer José Rizal (1861 -1896), Marcelo H. del Pilar (1850 - 1896) und Graciano Lopez Jaena sind. Die Grundforderungen dieser Bewegung sind:

  1. rechtliche Gleichstellung der Filipinos mit den Spaniern
  2. Umwandlung der Philippinen in eine reguläre Provinz Spaniens
  3. Wiederherstellung der philippinischen Vertretung im Cortez (Parlament)
  4. Philippinisierung der philippinischen Pfarreien und Ausweisung der Orden
  5. Menschenrechte für Filipinos: Freiheit der Rede, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Petitionsrecht

Bedeutungsvoll für das Propaganda Movement ist die Freimaurerbewegung. Viele der Mitglieder wurden Freimaurer und suchten so internationale Unterstützung.


1872

Revolte von Cavite: am 20. Januar 1872 treten die Soldaten und einige Arbeiter der Garnison Cavite in Streik wegen ungerechter Behandlung. Schon am nächsten Tag wird der Streik niedergeschlagen. Man betrachtet als Drahtzieher des Aufstandes die Mestizen Patres José Burgos (1834 - 1872), Mariano Gomez (1799 - 1872) und Jacinto Zamora (1835 - 1872). Diese (liebevoll Gom-Bur-Za genannt) werden am 17. Februar 1872 in Manila öffentlich hingerichtet. Der Erzbischof von Manila, Gregorio Meliton Martinez, weigert sich, die Priester vor ihrer Hinrichtung auf Wunsch des Generalgouverneurs zu laisieren.

"Wenn es ein Datum gibt, an dem wir den Beginn eines nationalen Bewußtseins festmachen können, dann war es der Morgen des 17. Februar, als das Volk -- Landleute, Stadtbewohner, Intellektuelle, Mischlinge, Eingeborene -- spontan im Luneta-Park zusammenkam. Die Leute machten aus dem, was eine Warnung sein sollte, ein Ereignis, eine Feier des Triumphes, so unheilvoll, daß die Spanier sich entsetzt hinter die Mauern von Intramuros flüchteten. Es war bereits eine Nation, die die drei Priester als 'unsere Eltern' begrüßte, und die Leute, die solche Worte wählten, mußten wissen, was sie damit proklamierten."

[Nick Joaquin, zitiert in: Siebert, Rüdiger <1944 ->: 3mal Philippinen. -- München [u.a.] : Piper, ©1989. -- (Serie Piper ; 5131). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 127]

José Burgos (1837 - 1872), ein spanischer Mestizo, gehörte zu den Wortführern, die sich für die Gleichstellung einheimischer Priester mit den spanischen Priestern einsetzte und die Mönche kritisierte. Der Streit ging vor allem um einträgliche Pfründe.

1873 - 1874

12. Februar 1873: Ausrufung der ersten spanischen Republik. Ende: 1. Dezember 1874.

1873

April: Eröffnung der ersten britischen Bank, Chartered Bank of India, Australia and China in Manila.

Dampfschiffliniendienst zwischen Manila und Spanien.

Erste Telegraphenlinie.

1879

20. Dezember: Generalgouverneur Moriones eröffnet Hebammenschule in Manila.

1880

Unterseekabelverbindung nach Manila.

1882

3. August: Gründung des Monte de Piedad durch den Franziskaner Felix de Huerta. Diese Institution ist eine Bank für die Obras Pias, die frommen Stiftungen unter Verwaltung der Orden. Die Bank existiert heute noch.

1884

6. März: Steuerreformdekret:

1885

Bustamante, Miguel Lucio <OFM>: Si tandanf basio macunat. -- Manila, 1885. -- [In Tagalog]
Ein rassistische Pamphlet, in dem der Autor die Filipinos beschreibt als von niedriger Gesinnung, unfähig zu Bildung, nur fähig, sich um den Wasserbüffel zu kümmern und die Felder zu pflügen.

1887

Erste Ausgabe der Zeitung La Opinion. La Opinion kritisiert die Orden und fordert ihre Vertreibung aus den Philippinen.

1888

1. März: Hunderte von Filipinos demonstrieren in Manila unter der Führung von Doroteo Cortes gegen die Mönchsherrschaft. Sie überreichen dem Gouverneur von Manila ein Anti-Mönchs-Manifest. Es beginnt mit:

"Lang lebe die Königin!
Lang lebe die Armee!
Nieder mit den Mönchen!"

Das Manifest macht dem Erzbischof Pedro Payo und den Mönchen u.a. folgende Vorwürfe:

Es fordert die Ausweisung der Orden aus den Philippinen.

Die Mönche rächen sich durch Inhaftierung der Unterzeichner des Manifests. 1889 amnestiert die spanische Regentin die Unterzeichner.

1889

12. Januar: Miguel Morayta gründet in Madrid die Asociacion Hispano-Filipino. Ihre Mitglieder sind Spanier, die zuvor als Händler oder Beamte auf den Philippinen tätig waren. Ziel der Gesellschaft sind Reformen auf den Philippinen, u. a. Vertretung im Cortes und Reformen im Schulwesen.

15. Februar: erste Nummer der Zeitschrift La Solidaridad erscheint in Barcelona, die Zeitschrift der liberal-nationalistischen Filipinos in Spanien (des Propaganda Movement). Letzte Nummer: November 1895. Herausgeber: Marcelo H. del Pilar (1850 - 1896). In der ersten Nummer nennt Graciano Lopez Jaena die Ziele der Zeitschrift:

  1. die bedauerlichen Zustände auf den Philippinen darzustellen
  2. friedlich für politische und soziale Reformen zu wirken
  3. die bösen Kräfte des Mittelaltertums und der Reaktion zu bekämpfen
  4. liberale Ideen und Fortschritt zu vertreten
  5. für die legitimen Ansprüche der Filipinos auf Demokratie und Glück zu kämpfen

Der spanische Strafrechtskodex tritt auf den Philippinen in Kraft. Bleibt gültig bis 1931.

1890

Erstes Telephon in Manila.

Generalgouverneur Valeriano Weyler läßt in La Carlota, Negros Occidental den Modellandwirtschaftsbetrieb La Granja errichten. Unter dem Management des Bodenkundlers José Sanchez werden auf diesem Betrieb die ersten wissenschaftlichen landwirtschaftlichen Versuche auf den Philippinen durchgeführt.

1891

Die erste Filipino-Freimaurerloge in Manila wird gegründet. 1892 wird sie von Grande Oriente Español anerkannt.

1892

3. Juli: Gründung der La Liga Filipina durch José Rizal (1861 -1896).

José Rizal: José Mercado y Alonso wurde am 19. Juni 1861 in Calamba (Luzon) geboren. Sein Vater, chinesischer Abstammung, war ein wohlhabender Kaufmann. Seine Mutter stammte aus der philippinischen Oberschicht. Er ging in Manila bei den Jesuiten in die Schule. Da sein älterer Bruder, Paciano (1851 - 1930) sich als politisch Aufbegehrender verstecken mußte, riet er seinem jüngeren Bruder den Namen Mercado abzulegen, um bei der Polizei nicht verdächtig zu werden. Der damals zehnjährige Jóse nannte sich nun José Rizal. Er studierte von 1877 bis 1882 in Manila, dann ging er zum Studium der Philosophie und Medizin nach Madrid. Nach seinem Doktorat (1885) studierte er u.a. in Paris, Heidelberg, London und Berlin. Während dieser Zeit übersetzte er Schillers Wilhelm Tell, das große deutsche Befreiungsschauspiel, ins Tagalog. 1887 veröffentlichte er in Berlin seinen Roman Noli me tangere ("Rühr mich nicht an") in einer Auflage von 2000 Exemplaren. Darin brandmarkt er die Machtgier der katholischen Kirche auf den Philippinen, die Heuchelei der Ordensgeistlichen und die Unmenschlichkeit der Militärs. Die spanische Zensur verbot das Buch, es hatte aber auf geheimen Wegen seine Wirkung. Ein weiteres Buch und viele Aufsätze, die zum Aufstand gegen die Spanier aufriefen, wurden auf den Philippinen geheim verbreitet.

Kurz nach der Veröffentlichung von Noli me tangere reist Rizal nach Österreich. Dort trifft er Ferdinand Blumentritt (1853 - 1913), k. k. Regierungsrat und Gymnasiallehrer in Leitmeritz (heute Litomerice, Tschechien). Blumentritt war ein guter Kenner der Philippinen, obwohl er nie dort war. Bumentritt und Rizal werden enge Freunde. Über zweihundert Briefe dieser Freundschaft sind erhalten. Rizal empfindet diese Freundschaft als "Umarmung zweier Rassen". Blumentritt wird heute noch auf den Philippinen als Mentor Rizals und Förderer der philippinischen Unabhängigkeit verehrt.

Zur Freundschaft Rizal - Blumentritt siehe:Stockinger, Johann: Rizal - Blumentritt Friendship. -- Heruntergeladen am 28. 2. 1997. -- URL: http://www.univie.ac.at/Voelkerkunde/apsis/aufi/fblumen.htm. -- [Mit dem Volltext von Aufsätzen Blumentritts und Gedichten Ritzal's. Sehr empfehlenswert]

1887 kehrt Rizal heim. Auseinandersetzungen mit den Dominikanern zwingen ihn, schon Ende des Jahres die Philippinen wieder zu verlassen. Er schreibt für die Zeitschrift der Filipinos in Spanien La Solidaridad, die mehr Rechte für die Filipinos fordert. 1891 erscheint in Gent sein zweiter Roman, El Filibusterismo. Er ist dem Andenken der drei von den Spaniern als Filibusteros, Seeräuber, diffamierten und wegen Aufruhr 1872 hingerichteten Priester gewidmet. Sie sind nach Rizal "Opfer des Bösen, das zu bekämpfen ich mir vorgenommen habe".

1892 kehrte Rizal aus Hongkong auf die Philippinen zurück und gründete die Liga Filipina. Wenige Tage später wurde Rizal wegen "Einschmuggelns subversiven Materials" inhaftiert und nach Dapitan (Mindanao) verbannt. Als 1896 die philippinische "Revolution" ausbrach, wurde Rizal wegen der Bildung illegaler Vereinigungen und der Förderung und Anstiftung zur Rebellion zum Tode verurteilt und am 30. Dezember 1896 in Manila durch Erschießung hingerichtet. Vor seinem Tode schreibt Rizal noch das Gedicht:

Ultimo Adios -- Letztes Lebwohl

Adiós Patria adorada, región del sol querida,
Perla del Mar de Oriente, ¡nuestro perdido Edén!
A darte voy alegre, la triste, mustia vida,
Y fuera más brillante, más fresca, más florida,
También por ti la diera, la diera por tu bien

Lebe denn wohl, Vaterland, liebes, Kind du der Sonne
Perle des östlichen Meeres, du unser verlorenes Eden!
Freudig will ich mein düsteres, trauriges Dasein dir opfern!
Auch wenn es strahlender, frischer oder blühender wäre,
ja, ich gäb' es für dich, für deine Würde und Größe!

...

Mi Patria idolatrada, dolor de mis dolores,
Querida Filipinas, oye el postrer adiós.
Ahí, te dejo todo: mis padres, mis amores.
Voy donde no hay esclavos, verdugos ni opresores;
Donde la fe no mata, donde el que reina es Dios.

... hört mein letztes Lebewohl, Philippinen, geliebte!
Ich hinterlasse euch alles, die Eltern und all meine Teuren,
ich geh' ins Land ohne Sklaven, Henker, Tyrannen,
wo der Herrscher Gott ist und wo der Glaube nicht tötet.

[Übersetzung von Wilhelm Muster, vollständig in URL: http://www.univie.ac.at/Voelkerkunde/apsis/aufi/rizal/rizposch.htm]

Dieses Gedicht ist das beliebteste und bekannteste Gedicht der Filipinos. Die Anfangzeile Adiós patria adorada ist ein geflügeltes Wort.

Die Liga Filipina hat folgende Ziele:

  1. Einigung des philippinischen Archipels zu einem festen, starken und homogenen Körper
  2. gegenseitige Hilfe in allen Fällen dringender Notwendigkeit
  3. Verteidigung gegen jegliche Gewalt und Unrecht
  4. Förderung von Erziehung, Landwirtschaft und Handel
  5. Studium und Anwendung von Reformen

7. Juli: von der Liga Filipina spaltet sich die militante Katipunan unter Andres Bonifacio (1863 - 1897) ab. Katipunan = K.K.K. = Kataatstaang Kagalang-galang na Katipunan ng mga Anak ng Bayan ("Highest and Respected Society of the Sons of the People"). Auch die Katipunan beruft sich auf Rizal. Ihre Ziele sind:

  1. die Filipinos zu einigen
  2. für die philippinische Unabhängigkeit zu kämpfen

Andres Bonifacio wurde 1863 in Tondo in ärmlichen Verhältnissen geboren. Er kann keine Schule besuchen und Autodidakt. Unter dem Einfluß von Rizal's Werken gründet er Katipunan und organisiert es als Geheimgesellschaft nach dem Vorbild der Freimaurerlogen.

Aus: Bonifacio, Andres <1863 - 1897>:Mga katungkulang gagawin ng mga anak ng Z. LL. B. -- ["Duties of the sons of the people" = 10 Gebote des Katipunan]:

"II. Bear always in mind that the love of God is also the love of Country and this, too, is love of ione's fellowmen.

...

X. Punish any scoundrel and traitor and praise all good work. Believe, likewise, that the aims of the K.K.K. [=Katipunan] are Godgiven, for the will of the people is also the will of God."

[Übersetzung von Theodoro A. Agoncillo (1912 - 1985), zitiert in: Students' Philippine almanac. -- Quezon City : Children's Communication Center, ©1991. -- S. 305]

Aus: Bonifacio, Andres <1863 - 1897>: Ang dapat mabatid ng mga Tagalog. -- ["What the Filippinos should know"]

"What, then, must we do? The sun of reason that shines in the East clearly shows to our eyes that have long been blinded the path that we ought to follow: by its light we can see the claws of cruelty threatening us with death. Reason tells us that we cannot expect anything but more and more sufferings, more and more treachery, more and more insults, and more and more slavery. Reason tells us not to fritter away time hoping for the promised prosperity that will never come and will never materialize. Reason teaches us to rely on ourselves and not to depend on others for our living. Reason tells us to be united in sentiment, in thought, and in purpose in order that we may have the strength to find the means of combating the prevailing evils in our country."

[Übersetzung von Theodoro A. Agoncillo (1912 - 1985), zitiert in: Students' Philippine almanac. -- Quezon City : Children's Communication Center, ©1991. -- S. 307]

1893

Eröffnung der Eisenbahnlinie Manila - Dagupan (200 km).

1895

Benediktiner kommen auf die Philippinen.

Elektrisches Licht in Manila.

1896

Andres Bonifacio und der Führungskreis des Katipunan sieht die Zeit gekommen für eine Revolution gegen die Spanier. José Rizal hält unter dem Einfluß von Argumenten Blumentritt's eine Revolution für verfrüht: das Katipunan habe zu geringe militärische Schlagkraft und könne weder mit einem Überlaufen eines Teils der Armee noch mit Unterstützung aus dem Ausland rechnen. Deshalb verbietet Rizal, in seinem Namen eine Revolution zu beginnen. Katipunan versucht mit dem Schlachtruf Es lebe die philippinische Unabhängigkeit einen bewaffneten Aufstand, der jedoch sofort niedergeschlagen wurde. Nun übernahm Emilio Aguinaldo (1869 - 1964) die Führung des Katipunan. Unter Aguinaldo machte Katipunan den Spaniern durch Guerillatätigkeit zu schaffen. Intellektueller Chefberater Aguinaldo's ist Apolinario Mabini (1864 - 1903).

Emilio Aguinaldo wurde 1869 als Sohn eines lokalen Statthalters auf Cavite geboren. Er entstammt im Gegensatz zu Bonifacio der Oberschicht. Seine Hauptqualitäten sind Fähigkeit zu militärischer Führung und zum Guerillakampf.

1897

4. Januar: Hinrichtung der 15 "Märtyrer von Bicol" wegen Teilnahme an der Revolution. 1000 andere werden nach Guam, Fernando Po und andere spanische Kolonien verbracht.

10. Mai: Katipunan verurteilt mit Zustimmung Aguinaldo's Andres Bonifacio wegen "Verrats an der Revolution" zu Tode. Bonifacio wird am 10. Mai 1897 von den eigenen Leuten durch Erschießen hingerichtet.

1. November: Erster nationaler Kongress der Philippinen. Delegierte aus verschiedenen Landesteilen verabschieden eine Verfassung nach liberalem Muster.

1898

20. April bis 10. Dezember: Spanisch-Amerikanischer Krieg wegen Kuba

1. Mai: Die US-Asienflotte unter ihrem Kommandeur George Dewey (1837 - 1917) zerstört die spanische Flotte vor den Philippinen und landet in der Bucht von Manila.

Nach dem Sieg Dewey's senden England, Deutschland, Frankreich und Japan je Flotteneinheiten in die Bucht von Manila, um ihre jeweiligen Interessen auf den Philippinen zu schützen. Der deutsche Flottenverband unter Vizadmiral von Diedrichs hat eine stärkere Kampfkraft als der Verband Dewey's. Von Diedrichs hält sich nicht an die Anweisungen Dewey's. Da kommt der britische Flottenverband Dewey zu Hilfe und die Übermacht der vereinigten Flottenverbände hält von Diedrichs von einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Amerikanern ab.

Mai: US-Präsident McKinley (1843 - 1901; Präsident 1897 - 1901) gibt zu, daß er nicht imstande ist, auf einer Landkarte auch nur mit einer Annäherung von 2000 Meilen zu zeigen, wo die Philippinen liegen.

12. Juni: Emilio Aguinaldo (1869 - 1964) ruft Unabhängigkeit der Philippinen aus mit sich selbst als Diktator.

Juli: Katipunan unter Emilio Aguinaldo schließt mit den Spaniern gegen freies Geleit und hohe Abfindungen Frieden. Aguinaldo und einige seiner Gefolgsleute gehen ins Exil nach Hongkong.

"So wird man den Eindruck nicht los, daß die Ideale der Revolution, für die Tausende von Filipinos ihr Leben hingaben, verraten wurden, verraten für spanische Silberlinge."

[Dahm, Bernhard: Emanzipationsversuche von kolonialer Herrschaft in Südostasien. -- Wiesbaden, 1974. -- Zitiert in: Siebert, Rüdiger <1944- >: 3mal Philippinen : das andere Asien. -- München [u.a.] : Piper, 1989. -- (Serie Piper ; Bd. 5131 : Panoramen der Welt). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 165]

13. August: Manila wird von der US-Marine erobert unter General Arthur MacArthur (dem Vater von General Douglas MacArthur <1880 - 1964>, dem Oberbefehlshaber im Pazifikkrieg des 2. Weltkrieges).

Ab 15. September: Nationalkongreß in Malolos (40 km außerhalb von Manila). Am 29. September ratifiziert dieser Kongreß die Unabhängigkeitserklärung der Philippinen. Die Selbstbedienungsmentalität der Delegierten, die durchwegs aus der Oberschicht stammten, zeigt sich deutlich in den Vorstellungen über den Landbesitz in unabhängigen Philippinen:

"Der Boden sollte den verhaßten Mönchen genommen, aber nicht etwa den landlosen Bauern, die diese Felder seit Jahrhunderten bewirtschafteten, gegeben werden, sondern innerhalb der Kreise, »auf die es ankommt« (men of means), neue Eigentümer finden. »Die Elite belohnte sich selbst mit den ersten Früchten der Revolution«, stellt Renato Constantino sarkastisch fest und nennt diesen Akt den »vielleicht schlimmsten Verrat an den Interessen des Volkes«."

[Siebert, Rüdiger <1944- >: 3mal Philippinen : das andere Asien. -- München [u.a.] : Piper, 1989. -- (Serie Piper ; Bd. 5131 : Panoramen der Welt). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 172]

Oktober: US-Präsident William McKinley (1843 - 1901; Präsident 1897 - 1901) gibt dem Unterhändler bei den Friedensverhandlungen mit Spanien den Auftrag, die Abtretung der Philippinen zu fordern. Er schildert im November 1899 einer Delegation amerikanischer Methodisten seine Motive:

"Die Wahrheit ist, daß ich die Philippinen gar nicht gewollt habe. Als sie auf uns zukamen, ein Geschenk der Götter, wußte ich nicht, was mit ihnen anzufangen sei. Als der Krieg mit Spanien ausbrach, war Dewey [George Dewey, der Kommandeur der US-Asienflotte] in Hongkong. Ich befahl ihm, nach Manila zu fahren und die spanische Flotte zu kapern oder zu zerstören, was er denn ja auch tat. Der Grund dafür war einfach der, wenn er besiegt worden wäre, hätte er auf dieser Seite des Globus keinen Platz gehabt, um seine Schiffe auszubessern; und wären die Dons [die Spanier] siegreich gewesen, wären sie womöglich über den Pazifik gekommen und hätten unsere Küste bei Oregon und Kalifornien verwüstet. So mußte er die spanische Flotte zerstören und tat es. Aber das war alles, an das ich bis dahin gedacht hatte. Als ich dann erkannte, daß uns die Philippinen in den Schoß gefallen waren, gebe ich zu, daß ich nicht wußte, was nun mit ihnen anzufangen sei. Ich bemühte mich um Rat von allen Seiten, aber ich erhielt da wenig Anregungen. Zuerst dachte ich, wir nehmen nur Manila, dann Luzon, dann andere Inseln vielleicht noch. Ich ging durch die Flure des Weißen Hauses, Nacht für Nacht bis Mitternacht; und ich schäme mich nicht, Ihnen meine Herren zu sagen, daß ich auf meine Knie sank und Gott den Allmächtigen mehr als einmal in der Nacht um Einsicht und Rat bat. Und eines Nachts überfiel es mich, ich weiß nicht genau wie, aber es überkam mich:

  1. daß wir sie [die Philippinen] nicht an Spanien zurückgeben konnten -- das wäre feige und unehrenhaft
  2. daß wir sie nicht an Frankreich oder Deutschland übergeben durften -- unseren Handelsrivalen im Orient --, das wäre ein schlechtes Geschäft und würde uns in Mißkredit bringen
  3. daß wir sie auch nicht sich selbst überlassen konnten -- sie waren nicht reif zur Selbstregierung -- und sie würden bald Anarchie haben und eine Mißwirtschaft, schlimmer als es die spanische war
  4. daß uns nichts anderes übrigblieb, als sie alle zu übernehmen, die Filipinos zu erziehen, sie emporzuheben, zu zivilisieren und zu christianisieren und mit Gottes Gnade das Beste für sie zu tun wie für unsere Mitmenschen, für die Christus ebenso gestorben ist.

Und dann ging ich zu Bett und schlief ein und hatte einen gesunden Schlaf. Und am nächsten Morgen ließ ich den Chefingenieur des Kriegsministeriums, unseren Kartographen, rufen und befahl ihm, die Philippinen auf die Landkarte der Vereinigten Staaten zu setzen, und dort sind sie, und dort werden sie bleiben, solange ich Präsident bin."

[Zitat in: Weisberger, Bernard A.: Reaching for Empire. -- New York : Time, 1964. -- (The Life history of the United States ; vol 8: 1890 - 1901). -- S. 138f; Übersetzung modifiziert nach: Siebert, Rüdiger <1944- >: 3mal Philippinen : das andere Asien. -- München [u.a.] : Piper, 1989. -- (Serie Piper ; Bd. 5131 : Panoramen der Welt). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 172f.]

14. November: USA erobern ganz Luzon. Es gibt aber noch rege philippinische Guerilla-Tätigkeit. Der Industrielle Andrew Carnegie (1835-1919) reagiert auf Präsident McKinley's Versprechen, die Filipinos zu zivilisieren und christianisieren mit den Worten:

"About 8,000 of them have been completely civilized and sent to Heaven."

[Zitat in: Chronicle of America / ed. John W. Kirshon. -- Mount Kisko : Chronicle Publications, [1989]. -- ISBN 0-13-133745-9. -- S. 527]


1898 - 1935

Kolonie der USA


Das Territorium der Philippinen unterscheidet sich gegenüber der spanischen Kolonialzeit:

Die Amerikaner beteiligten von Anfang an Filipinos an der Verwaltung der Kolonie., auch in hohen Stellungen (Vorsitzender des Obersten Gerichte, Minister usw.). In der Philippine Commission haben Filipinos ab 1912 die Mehrheit.


Bevölkerungsentwicklung 1903 - 1939:

1903 7,6 Mio
1918 10,3 Mio
1939 16 Mio

Während der amerikanischen Kolonialzeit hatte die Landwirtschaft folgende Zuwachsraten:

Gesamte Agrarfläche 3fach
Tiere 3fach
Tabak 3fach
Mais 4fach
Reis 5fach
Holzeinschlag 6fach
Zucker 6fach
Kopra 9fach

Zunahme des bewässerten Reislandes:

1900 27.000 ha
1935 715.000 ha

Die Philippinen erleben in der amerikanischen Kolonialzeit einen Boom im Bergbau (Gold, Chrom, Mangan, Kupfer, Eisen, Silber, Asbest, Öl). Allein der Wert des abgebauten Goldes stieg von 6,7 Mio Pesos 1929 auf 32 Mio Pesos 1935.


Das Budget der Philippinen hatte während der gesamten amerikanischen Kolonialzeit kein Defizit, auch nicht während der Weltwirtschaftskrise.


1898

10. Dezember: Friedensvertrag von Paris: Spanien muß für $20 Millionen die Philippinen an die USA abtreten.

In den USA wird die Anti-Imperialist League gegründet gegen den Kolonialismus der USA. Sie hat 30.000 Mitglieder. Ihre prominentesten Vertreter sind: Jane Addams (1860-1935; Sozialreformerin, Pazifistin, Friedensnobelpreisträgerin 1931), Carl Schurz (1829-1906, Politiker, Senator 1869 - 1875) ,Mark Twain (1835-1910), William James (1842-1910, Psychologe und Philosoph), Samuel Gompers (1850-1924, Gewerkschaftsführer), Andrew Carnegie (1835-1919, Industrieller). Sie berufen sich u.a. auf John Quincy Adams (1767-1848, US-Präsident 1825-1829), der 1821 als Secretary of State erklärt hatte:

"Wherever the standard of freedom and independence has been unfurled, there will America's heart, her benediction, and her prayers be. But she goes not abroad in search of monsters to destroy ... She well knows that, by once enlisting under other banners than her own, she would involve herself .. in all the wars of interest and ... of avarice, which assume the color and usurp the standard of freedom. The fundamental maxims of her policy would insensibly change from liberty to force ... She might become the dictatress of the world; she would not longer be the ruler of her own spirit."

[Zitat in: Chronicle of America / ed. John W. Kirshon. -- Mount Kisko : Chronicle Publications, [1989]. -- ISBN 0-13-133745-9. -- S. 524]

Zur Anti-Imperialist League s. die Web-Pages von Jim Zwick. -- URL: http://web.syr.edu/~fjzwick. -- [Mit Originaltexten, u.a. von Mark Twain. Sehr empfehlenswert]


Januar 1899 - März 1901

Erste philippinische Republik (Malolos Republik)


1899

16. Januar: US-Präsident McKinley ernennt die erste Philippine Commission unter Jacob Schurman. Der Bericht dieser Kommission wird Grundlage der zweiten Philippine Commission von 1901.

21. Januar: Präsident Emilio Aguinaldo promulgiert die Verfassung der ersten philippinischen Republik. Dies ist die erste Republik in Asien. Der umstrittenste Artikel war der Artikel über die Trennung von Staat und Kirche gewesen. Er lautet nun:

" Art. 5 The State recognizes the freedom and equality of all religions, as well as the separation of the church and state."

Die Artikel 6 bis 32 enthalten einen liberalen Katalog der Bürgerrechte.

3. Februar: Beginn des philippinisch-amerikanischen Krieges, da sich die USA weigern die Unabhängigkeit der Philippinen anzuerkennen.

2. März: Bischof James M. Thoburn von der Methodist Episcopal Church of India hält die erste protestantische Predigt auf den Philippinen. Am 22. April kommen presbyterianische Missionare. Im September werden die ersten Bibeln verteilt. 1900 folgen weitere protestantische Denominationen.

9. März: Gründung der American Circulating Library, Vorgängerin der National Library of the Philippines.

20. August: Im Bates Agreement erklären die muslimischen Fürsten ihre Nichteinmischung in den philippinisch-amerikanischen Krieg. Präsident McKinley billigt dieses Abkommen, der amerikanische Kongreß hebt es aber 1904 auf.

Der US-Senat ratifiziert den Friedensvertrag mit Spanien. Dadurch werden die Philippinen, Puerto Rico und Guam US-Besitz. Präsident McKinley in seiner Botschaft an den Kongreß:

"The Philippines are ours, not to exploit, but to develop, to civilize, to educate, to train in the science of self-government."

Selbstverständlich hatten die USA auch Interesse an den Philippinen wegen ihrer Nähe zu China uns als Marinestützpunkt.

1900

7. April: Präsident McKinley erläßt Instructions für die Philippine Commission . Darin erinnert er die Commission, daß die Regierung auf den Philippinen

"is not designed for our satisfaction or for the expression of our theoretical views, but for the happiness, peace and prosperity of the Philippines."

[Zitat in: Zaide, Sonia M.: The Philippines : a unique nation. -- Cubano : All-Nations Publishing, ©1994. -- ISBN 971-642-005-6. -- S. 280]

Er weist die Commission an:

to "promote and, as they find occasion, to improve the system of instruction already inaugurated by the military authorities. In doing this, they should regard as of first importance the extension of a system of primary instruction which shall be free for all and which shall tend to fit the people for duties of citizenship and for the ordinary avocation of a civilized community."

[Zitat in: Students' Philippine almanac. -- Quezon City : Children's Communication Center, ©1991. -- S. 413]

1. September: per Gesetz wird der Civil Service eingerichtet.

1901

21. Januar: Einrichtung eines öffentlichen Schulsystems durch die USA: die Grundschule ist für alle kostenlos; es werden Lehrerseminare eingerichtet; Unterrichtssprache ist Englisch. Die ersten amerikanischen Lehrer sind Soldaten.

5. März: Übergabe der American Circulating Library, Vorgängerin der National Library of the Philippines, an die Philippinen.

23. März: Emilio Aguinaldo wird gefangengenommen. Damit endet die erste philippinische Republik.

4. Juli: Die USA setzen William Howard Taft (1857-1930; US Präsident 1909 - 1913) als Zivilgouverneur über die Philippinen ein. Damit endet die Militärverwaltung für alle befriedeten Gebiete. Unbefriedete katholische Gebiete bleiben noch bis 1902 unter Militärverwaltung, die muslimischen Gebiete bis 1914.

23. August: auf dem US-Dampfschiff Thomas landen 540 amerikanische Lehrer und Lehrerinnen in Manila. Sie werden nach dem Schiff Thomasites genannt, ein Name der später auf alle amerikanischen Lehrer übertragen wird. 1902 lehren über 1000 amerikanische Lehrkräfte an philippinischen Schulen. Start eines Erziehungsprogramms für unterprivilegierte Bevölkerungsschichten. Ausbildung einheimischer Lehrer und Errichtung von Volksschulen hat Priorität. Man bildet einheimische Lehrer heran, so daß 1941 nur noch 97 amerikanische Lehrer im Land waren.

General Aguinaldo erklärt:

"By aknowledging the souvereignity of the United States throughout the Philippine Archipelago, as I now do, and without any reservation whatsoever, I believe that I am serving thee, my beloved country."

Englisch wird allmählich zur Verkehrssprache in den vielsprachigen Philippinen.

1902

2. Februar: Gründung der Union Obrero Democratica, der ersten Arbeitervereinigung.

1. Juli: Philippine Bill (Copper Law) von US Congress gebilligt. Er sieht die Einrichtung einer Zivilregierung auf den Philippinen vor.

1. Oktober: die Journalisten Isabelo de los Reyes (1864 - 1938) und Pascual Poblete (1857 - 1928) gründen die von Rom abgespaltene philippinische Nationalkirche Iglesia Filipina Independiente. Zum ersten Bischof ernennen sie Gregorio Aglipay (1860 - 1940). Die Kirche blieb aber im ganzen ziemlich erfolglos. 1948 wird sie affiliiert mit der Protestant Episcopal Church of the United States.

1903

2. März: Census Day in den USA und auf den Philippinen. An diesem Tag haben die Philippinen 7,6 Millionen Einwohner (1994: 63 Mio).

13. März: Gründung von Meralco (= Manila Electric Railroad and Lighting Company; später: Manila Electric Company). 1961 ging sie in Filipino-Besitz über. Als einzige Elektrizitätsgesellschaft Manilas war sie bis 1995 berühmt für die vielen "brown-outs" (=Stromausfälle unter 24 Stunden Dauer) und "black-outs" (Stromausfälle über 24 Stunden Dauer).

1. Juni: Reconcentration Act No 781 tritt in Kraft. Er ermöglicht ein hartes Vorgehen gegen aufständische Filipinos, von den USA als bandolerismo (Banditentum) bezeichnet.

1. Juni: Errichtung der Moro-Provinz, bestehend aus dem Großteil von Mindanao, aus Sulu und Tawi-Tawi, Palawan und den Balabac-Inseln.

26. August: Pensionado law tritt in Kraft. Aufgrund davon erhalten Filipinos Stipendien für amerikanische Colleges und Universitäten. Der Großteil der philippinischen Hochschulprofessoren rekrutiert sich in der Folgezeit aus diesen Stipendiaten.

1904

4. März: Aufstand von dreihundert Muslimen unter Panglima Hasan wird niedergeschlagen.

April: Friars Lands Act: der Landbesitz der Orden, den die USA von den Orden käuflich erworben haben, soll in erster Linie an die 60.000 Pächter, die das Land bearbeiten, verkauft oder verpachtet werden. Vorausgegangen war: die USA wollen eine Landreform, insbesondere des Ordenslandes. Dazu treten sie 1902 in Verhandlungen mit dem Vatikan. Ende 1903 stimmen die Orden zu, 90% ihres Landbesitzes (165.000 ha) für ca $ 7 Mio an die USA zu verkaufen.

1905

17. Februar: Gründung der Philippine Constabulary School, der Vorläuferin der Philippine Military Academy.

1906

Mark Twain schreibt Comments on the killing of 600 Moros

Freer, William B.: The Philippine experiences of an American teacher. -- New York, 1906 beschreibt das amerikanisch-philippinische Schulwesen.

"Dieses Buch ist jenen Amerikanern gewidmet, die durch ihr vortreffliches Beispiel, ihren wohlwollenden Dienst und ihre uneigennützige Arbeit unter anstrengenden Verhältnissen die Filipinos das Beste vom Amerikanismus lehren."

"Zur Grundausstattung einer Barrioschule gehörten Tafel, Bücher, Griffel, Papier -- und die amerikanische Flagge. Rührend die Schlußszene, in der Mr. Freer die Episode eines gefangenen Vogels erzählt. Ein Bauer im Dorf entließ ihn aus seinem Käfig in die Freiheit. Doch ein paar Tage später brachten ihm Dorfpolizisten das lädierte Federvieh zurück; es war von bösen Krähen übel zugerichtet worden und hatte sich aufs Dach der Presidencia, des Rathauses, gerettet. Der Filipino sperrte den Vogel wieder ein, überzeugt daß er noch nicht reif für die Freiheit sei -- ganz wie die Bewohner der Philippinen. Auch sie riefen nach Unabhängigkeit, obwohl es doch gefährliche Krähen gebe, wie etwa Deutschland oder Japan. Dieser Bauer sei ein vorbildlicher Filipino, bemerkt der Lehrer Freer aus USA an die Adresse einiger seiner Landsleute --

'diese wohlmeinenden, aber irrenden Freunde, die wir Anti-Imperialisten nennen'

-- gerichtet, die nicht einsehen wollen, daß die Filipinos keinesfalls in der Lage seien, ihre Geschicke selbst zu lenken. Und diesen Umstand bedauernd, bemüht Mr. Freer Kipling's berühmtes 'the White Man's burden'."

[Siebert, Rüdiger <1944- >: 3mal Philippinen : das andere Asien. -- München [u.a.] : Piper, 1989. -- (Serie Piper ; Bd. 5131 : Panoramen der Welt). -- ISBN 3-492-15131-0. -- S. 181]

Die Episkopalkirche eröffnet Missionsstationen und Schulen in den zentralen Cordilleras.

1907

Erste Wahlen zur Philippinische Versammlung (dem Unterhaus), der erste gewählte Legislative Südostasiens.

Die Kongregation vom Unbefleckten Herzen Mariä (Scheut), Belgien beginnt mit der katholischen Mission in den zentralen Cordilleras Luzons.

1908

18. Juni: Gründung der University of the Philippines, der ersten staatlichen Universität.

Schaffung der Mountain Province in den neu erschlossenen Gebieten der zentralen Cordillera in Luzon.

1909

Der Payne-Aldrich Tariff Act der USA räumt philippinischen Rohstoffproduzenten günstige Sonderkonditionen auf dem amerikanischen Markt ein. Der Anbau von Zucker, Hanf, Tabak, Kokosnüssen u.a. für den Export ist lohnend. Großgrundbesitzer sind die Profiteure.

1911

30. Januar: Bei einem Ausbruch des Taal Vulkan auf Luzon werden 1300 Personen getötet und 13 Dörfer zerstört.

9. November: Young Men's Christian Association (YMCA) in Manila.

1913

1. Mai: Gründung des Congreso Obrero de Filipinas, einer Arbeitervereinigung. Fordert 8-Stundentag und Arbeitsschutzbestimmungen für Frauen und Kinder.

1914

27. Juli: Gründung der Iglesia ni Kristo durch Felix Manalo (1886 - 1963). Die Iglesia ni Kristo entwickelte sich zur größten unabhängigen, einheimischen Kirche. Man kann die nach einem Muster gebauten, großen Kirchen überall in Luzon leicht erkennen.

Felix Manalo Ysagun fand eine Bibel, las darin und wandte sich deswegen von der katholischen Kirche ab. Er wurde nacheinander Mitglied der Iglesia Filipina Independiente, des Rizal-Kultes Colorum, der methodistischen Episkopalkirche, der Presbyterianer, der Sieben-Tage-Adventisten und gründete dann die Iglesia ni Kristo. Nachdem seine Kirche erfolgreich war, ließ er das Ysagun in seinem Namen weg und nannte sich Manalo, was in Tagálog "Triumph" bedeutet.

(Angeblich) Gründung der Iglesia Watawat ng Lahi, der populärsten aller Rizal-Kult-Kirchen, durch Antonio de Guzman, einen Freund José Rizal's (1861 - 1896). 1938 hörten Mateo Alcuran und Alfredo Benedicto angeblich eine Stimme, die ihnen befahl, in die Berge von Lecheria (in der Nähe von Rizal's Geburtsort) zu gehen und sich dort mit Gaudencio Parabuac und Jovito Salgado zu treffen. Dort befahl ihnen eine Stimme, die Verehrung von José Rizal zu verbreiten. Diese Rizal-Kirche feiert ihre Hl. Messe in Tagalog. In Lecheria hat sie ein Priesterseminar und eine Schule.

Es gab (und gibt) noch andere Rizal-Kulte. Einige betrachten Rizal als Sohn Gottes, als wiedergekommenen Christus und rufen seinen Namen in Gebeten an. Diese wurden unter dem Namen Colorum bekannt (nach der lateinischen Schlußformel in saecula saeculorum)

1914 - 1918

Erster Weltkrieg: 6000 Filipinos dienen in der US Navy, weitere 4000 Filipinos, die auf Hawaii leben, treten der US Armee bei. Die Philippinen bieten den USA 25000 Soldaten, ein Unterseeboot und einen Zerstörer an. Filipinos zeichnen die Kriegsanleihe Liberty Bonds mit ca 40 Mio Pesos. 1 Mio Pesos spenden sie an das amerikanische Rote Kreuz.

1915

Im Carpenter Agreement überträgt der letzte Sultan von Sulu, Jamahul Kiram II (1884 -1936) seine politischen Rechte auf die USA.

1916

19. August: Bildung eines Senats nach amerikanischem Vorbild. Die USA erklären feierlich ihre Bereitschaft, die Philippinen in die Unabhängigkeit zu entlassen, "sobald eine stabile Regierung eingesetzt werden kann".

Osmeña Act: im öffentlichen Dienst sollen Amerikaner durch Filipinos ersetzt werden. Auswirkung dieses Gesetzes:

Personen im öffentlichen Dienst:

  Amerikaner Filipinos
1913 2600 6400
1921 300 13200

1921

5. Februar: Gründung der National Federation of Women's Clubs zur Förderung der politischen Emanzipation von Filipinas.

1928

28. November: Philippine Long Distance Telephone Company durch Gesetz gegründet

1929

Erster nationaler Eucharistischer Kongreß in Manila.

1930 ff.

Die philippinischen Unabhängigkeitsbestrebungen erhalten Unterstützung durch die amerikanische Milchwirtschaft und die Gewerkschafen: man will den zollfreien Import von Milchprodukten aus den Philippinen stoppen, ebenso wie die Zuwanderung billiger philippinischer Arbeitskräfte.

1930

26. August: Gründung der Communist Party of the Philippines durch Cristanto Evangalista. (Die philippinische kommunistische Bewegung ist durch Harrison George, den Führer der Communist Party USA, beeinflußt.) 1938 verschmolzen mit der Socialist Party des Pedro Abad Santos.

1931

Revidiertes Strafrecht ersetzt das spanische Strafrecht von 1889.

1934

24. März: US-Präsident Franklin Delano Roosevelt (1882-1945; US-Präsident 1933-1945) unterzeichnet den Tydings-McDuffie Act. Der Tydings-McDuffie Act gibt den Philippinen den Status eines Commonwealth. Sie erhalten Selbstverwaltung unter amerikanischer Oberaufsicht. Nach zehn Jahren sollen die Philippinen völlige Unabhängigkeit erhalten. Der amerikanische Hochkommisar hatte Oberaufsicht über Finanzen, Verteidigung und internationale Beziehungen.

August: Made-in-the-Philippines Week: Kauft philippinische Produkte!

19. November: Gründung der National Economic Protectionism Association (NEPA): Propagierung traditioneller einheimischer Produkte. Slogan: "Buy Philippines"


1935 - 1946

Kolonie der USA mit Commonwealth-Status


Amerikanische Anteile an wichtigsten agrarischen Exportindustrien (1935):


1935

14. Mai: Annahme der Verfassung des Commonwealth of the Philippines durch Volksabstimmung.

4. Juli: Inauguration des Commonwealth of the Philippines. Manuel Quezon (1878 - 1944; Präsident 1935 -1944) ist zum ersten Präsidenten gewählt. Er ist der erste einheimische Präsident in einer der Kolonien in Asien.

1937

12. Januar: Präsident Quezon ernennt Jaime C. de Veyra zum Direktor des National Language Institute. Das Institut soll den Auftrag der Verfassung von 1937 erfüllen:

"development and adoption of a common national language based on one of the existing native dialects."

Die Formulierung "dialects" verschleiert das Problem, da es auf den Philippinen viele unterschiedliche Sprachen gibt: 55 Sprachen und 142 Dialekte.

Ein Census von 1939 ergab für die acht Sprachen mit den meisten Muttersprachlern folgende Zahlen:

Tagalog 4,1 Mio
Cebuano 3,6 Mio
Ilocano 2,4 Mio
Hiligayynon 2 Mio
Bicol 1,3 Mio
Waray 0,9 Mio
Pampango 0,6 Mio
Pangasinan 0,6 Mio

14. Dezember: Frauenstimmrecht tritt in Kraft. Ein Plebiszit zum Frauenstimmrecht zeigte, daß Frauen mit überwiegender Mehrheit das Stimmrecht wünschen. Daraufhin wird ein Gesetz verabschiedet, das Frauen zur Stimmabgabe und für öffentliche Ämter berechtigt.

1940

7. Juni: Durch den Commonwealth Act No 570 wird Filipino (nur ein anderer Name für Tagalog) zur Nationalsprache der Philippinen mit dem 4. Juli 1946. 1959 wird Filipino offiziell in Pilipino umbenannt. Bei den Filipinos, die nicht Tagálog als Muttersprache haben, bleibt Pilipino bis heute umstritten.

1941

15. März: Jungfernflug der Philippine Airlines (PAL) von Manila nach Baguio. PAL ist die erste asiatische Fluggesellschaft.

26. Juli: Angesichts der japanischen Bedrohung werden 100.000 philippinische Soldaten den United States Armed Forces in the Far East (USAFFE) eingegliedert und General Douglas MacArthur (1880 -1964) unterstellt.

7. Dezember: Japanischer Angriff auf Pearl Harbor (Oahu, Hawai'i). Beginn des Pazifikkrieges.

8. Dezember: erstes japanisches Bombardement auf amerikanischen Stützpunkt bei Manila.

Dezember: Die Japaner besetzen die Philippinen.

1942

2. Januar: Fall von Manila.

29. März: Führungsmitglieder der Communist Party of the Philippines gründen in Nueva Ecija HUKBALAHAP = Hukbo ng Bayan Laban sa Hapon = People's Army against Japan. Nach dem Krieg organisierte sich HUKBALAHAP als HMB = Hukbong Mapagpalaya ng Bayan = People's Liberation Army.

9. April: Fall von Bataan. Japaner erzwingen "Todesmarsch" von ca 70.000 Filipinos und 10.000 Amerikanern. Nur 4.000 überleben Todesmarsch und Gefangenenlager.

2. Dezember: Japaner gründen Kapisanan sa Paglilingkod sa Bagong Pilipinas = Kalibapi = Society for Service to the New Philippines als politische Partei. Parteichef ist Jorge B. Vargas (1890 - 1980).

1943

7. September: Kalibapi ratifiziert eine Verfassung der Philippinen.


14. Oktober 1943 - 17. August 1945

Zweite philippinische Republik mit einer Marionettenregierung der Japaner


Die Japaner betrachten die Philippinen als Bestandteil ihrer mit dem Namen Greater East Asia Co-Prosperity Sphere verbrämten Gewaltherrschaft über Ost- und Südostasien.

In den Schulen wird japanische Sprache und japanische Kultur zum Pflichtfach.

Die japanabhängige zweite philippinische Republik wurde außer von Spanien und den Achsenmächten auch vom Vatikan anerkannt.


1943

14. Oktober: Inauguration der zweiten philippinischen Republik unter dem Marionettenpräsidenten José P. Laurel (1891 - 1959)

1945

3. Februar: Nach verlustreichen Kämpfen nehmen die Amerikaner das völlig zerstörte Manila wieder ein.

15. März: Gründung des Congress of Labor Organizations (CLO) durch Hukbalahap. Vorsitzender: Cipriano Cid. 1948 muß die CLO in den Untergrund gehen, da Hukbalahap und die kommunistische Partei verboten werden.

15. Juli: Gründung der Democratic Alliance, eines Volksfrontbündnisses. Die sechs 1946 gewählten Abgeordneten dürfen nicht in den Congress einziehen. 1948 aufgelöst.

17. August: José P. Laurel (1891 - 1959), der Präsident der japanischen Marionettenregierung, erklärt das Ende der zweiten philippinischen Republik.


1946

30. April: US Congress verabschiedet Philippine Rehabilitation Act. Danach erhalten die Philippinen $800 Millionen als Entschädigung für Kriegsschäden. Die Zahlung von $300 Millionen daraus wird abhängig gemacht vom Parity Amendment zur philippinischen Verfassung (s. 1947). 1,1 Millionen Filipinos sind durch den Pazifikkrieg umgekommen.


1946 -

Dritte philippinische Republik


"After independence in 1946, moreover, the Philippine central government effectively lost control over the countryside to regional politicians, some so powerful that they became known as warlords. Reinforcing their economic power and political offices with private armies , these warlords terrorized the peasantry and extracted a de facto regional autonomy as the price for delivering their vote banks to Manila politicians."

[Alfred W. McCoy in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 7]

"Thus, under the postwar Republic, local officials maintaining private armies had considerable control over police and the power to intervene in criminal cases to bring about arglo, thus setting aside the state's criminal law.

In short, the central state lacked the ability to enforce its laws and policies throughaout its territory. It also lacked a monopoly on armed force, even in 'normal' situations, a failing the centrifugal tendencies of which were manifested by the existence of private armies of local power holders at all levels from the village to the province. ... In effect, the central state could not give orders to local officials as a right but had to cajole, bargain, and treat with them. The paralysis produced little administration, and much politics, for officials at each level of the system were forced to make 'arrangements' with all the autonomous elected officials below them in order to get their will done."

[Brian Fegan in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 93]

"If elected, the politician will repay the investment [of his financial supportes] many times over through low-cost government credit, selective enforcement of commercial regulations, or licenses for state-regulated enterprises such as logging and broadcasting."

[Alfred W. McCoy ebd. S. 10]

"Under the Republic (1946 - 72), Philippine presidents used the state's licensing powers as bargaining chips in their dealings with national and local elites, thereby creating benefices that favored the dominant political families ... The Philippine political system was not based so much on the extraction of 'surplus' from the production of new wealth but on a redistribution of existing resources and the artificial rents -- in effect, rewarding favored families by manipulating regulations to effect a reallocation of existing wealth."

[Alfred W. McCoy ebd. S. 12]


Bevölkerungsentwicklung 1948 - 1994:

1948 19,2 Mio
1960 27 Mio
1970 36,7 Mio
1975 42 Mio
1980 48,1 Mio
1988 58,7 Mio
1994 63 Mio

1946

4. Juli: US-Präsident Harry S. Truman (1884 -1972; Präsident 1945 - 1953) erklärt die Unabhängigkeit der Philippinen.

Erster Präsident der unabhängigen Philippinen wird Manuel Roxas y Acuña (1892 -1948; Präsident 1946 - 1948)

1947

11. März: in einer Volksabstimmung wird das Parity Amendment zur philippinischen Verfassung von 1935 angenommen. Dieses Amendment gibt US-Amerikanern bei der Ausbeutung von philippinischen natürlichen Ressourcen gleiche Recht wie Filipinos.

14. März: Unterzeichnung des Military Bases Agreement (MBA) zwischen den Philippinen und den USA. Das Abkommen erlaubt den USA, 23 Militärbasen, die sie auf den Philippinen besitzen, bis 2046 pachtfrei zu behalten. Die beiden größten Militärbasen sind Clark Air Base in Pampanga und Subic Naval Base in Zambales.

21. März: Unterzeichnung des Abkommens über JUSMAG = Joint United States Military Advisory Group. Danach werden allen Zweigen der philippinischen Streitkräfte amerikanische Berater zugeordnet. JUSMAG spielt eine Schlüsselrolle bei der Niederschlagung von Huk in den 50er Jahren.

1950

Quirino-Foster Agreement unterzeichnet: die USA geben den Philippinen $250 Mio an Entwicklungshilfe.

1951

30. August: Mutual Defense Treaty zwischen den USA und den Philippinen tritt in Kraft, ein gegenseitiger militärischer Beistandspakt.

1953 - 1957

Ramón Magsaysay (1907-1957) ist Präsident der Philippinen.

Ramón Magsaysay, geboren 1907 als Kind einer wohlhabenden chinesischen Mestizofamilie in Zimbales, während des Pazifikkrieges Guerilla auf Seiten der USA, zu Kriegsende Militärgouverneur einer Provinz, erweist sich 1946 als erfolgreicher Lobbyist für philippinische Kriegsveteranen. dadurch wird Edward Lansdale vom CIA auf ihn aufmerksam und sieht in ihm die ideale Person, um den Kampf gegen die Kommunisten zu führen. Auf US-Intervention hin wird er 1950 Secretary of National Defence. Als solcher ist er sehr erfolgreich in der Bekämpfung der Kommunisten. Später ist Magsaysay das Modell für die USA, mit dem sie in Südvietnam gegen die Kommunisten vorgehen wollen.

"During his campaign for the presidency in 1953, Magsaysay had the backing of a number of moderate intellectuals. More importantly, he had enourmous financial, logistical, and propaganda backing from the U.S. government. He used this support to build a personal machine capable of carrying his campaign to every barrio, and backed his rhetoric with use of the reformed, disciplined armed forces to carry out local pork-barrel projects in the form of roads, bridges, schools, and water pumps. This flood of resources directed downward from the central government was a new phenomenon. Power over allocation of contracts for public works, licenses, and jobs became an important resource for ambitious men in the countryside. After he became president, Magsaysay's national machine used these resources to attract anew kind of local vote broker and build them into a permanent machine for the Nacionalista Party".

[Brian Fegan in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 85]

1954

8. September: Gründung der SEATO = Southeast Asia Treaty Organization, eines Militärbündnisses von USA, Philippinen, Großbritannien, Frankreich, Australien, Neuseeland, Pakistan, Thailand. SEATO wird am 30. Juni 1977 aufgelöst.

1956

1. Januar: Laurel-Langley Agreement tritt in Kraft. Macht Verbesserungen zum Philippine Trade Act von 1946. Unter diesem Abkommen werden die Quoten für zollfreien Zuckerexport in die USA verlängert aber gleichzeitig schrittweise abgebaut. Das Abkommen erlischt 1974.

9. Mai: Reparationsabkommen mit Japan: Japan zahlt in Raten $300 Mio an die Philippinen.

16. Juli: die Philippinen ratifizieren den Vertrag von San Francisco von 1951 [!], damit ist der Kriegszustand zwischen den Philippinen und Japan beendet.

16. August: Rizal Law tritt in Kraft: in allen Schulen muß José Rizal's (1861 -1896) Leben und Werk gelehrt werden, besonders seine Romane Noli me tangere und El filibusterismo.

1957

1. September: Einrichtung einer Sozialversicherung für in Privatwirtschaft Beschäftigte.

Einrichtung der Commission of National Integration zur Integration der ethnischen Minderheiten, insbesondere der Muslime. Vorsitzender ist immer ein Muslim. Doch die Commission ist meistens sehr korrupt.

1959

Das Serrano-Bohlen Agreement reduziert die Laufzeit des Military Bases Agreement (MBA) von 1947 von 99 Jahren auf 25 Jahre mit der Option der Verlängerung.

1960

21. März: Papst Johannes XXIII (1881-1963; Papst 1958-1963) ernennt Rufino Santos (1908 - 1973), den Erzbischof von Manila (seit 1953) als ersten Filipino zum Kardinal.

1962

22. Juni: die Philippinen erheben offiziell Anspruch auf Sabah (Nord Borneo). Großbritannien und Malaysia widersetzen sich.

1963

5. August: Gründung von MaPhilIndo, einer losen Konföderation von Malaysia, den Philippinen und Indonesien.


1966 - 1986

Ära Marcos


Ferdinand Edralin Marcos wird 1917 in der Provinz Ilocos Norte (Nordluzon) geboren. Die Herkunft Marcos's ist sehr wichtig: die Ilocanos sahen ihn als ihren Patron an. Viele seiner engsten Vertrauten waren Ilocanos. Rechtsanwalt. 1949 Abgeordneter im Houes of Representatives. 1959 Abgeordneter im Senat. 1963 Senatspräsident. Stirbt im Exil in Hawaii 1989. 1993 wird seine Mumie in einem Mausoleum in seiner Heimatstadt beigesetzt.

Imelda Marcos wird 1929 in ärmliche Verhältnisse in die Familie Romuáldez in Leyte (Central Visayas) geboren. Sie wird 1953 bei einem Schönheitswettbewerb Muse of Manila. 1953 heiratet sie Ferdinand Marcos. Nach der Erklärung des Kriegsrechts 1972 gewinnt sie immer mehr politische Bedeutung.

"Marcos' principal achievement in 15 years in power has been to help his friends and relatives build giant conglomerates."

[Zeitschrift Fortune vom 27. Juli 1981]

"the main aim of his [Marcos's] rule: changing the composition of the country's economic elite."

[Alfred W. McCoy in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 436]

Beleg für obige Zitate: unter Marcos wurden folgende monopolisierten Pfründen für Marcos-Freunde und -Verwandte geschaffen:


Die wirtschaftliche Pfründenwirtschaft und eine Bürokratie, die lauter rechtliche Hindernisse schafft, um dann Bestechungsgelder kassieren zu können, damit man die Hindernisse umgehen kann, sind für ausländische Investitionen hinderlich. So sind die Philippinen viel mehr von ausländischen Anleihen als von ausländischem Kapital abhängig:

"The Philippines had always officially welcomed foreign investment but very little was ever done to provide a conductive atmosphere. Most foreign companies setting up in the Philippines were forced to accept Filipino partners, with the most attractive partnerships going to members of the Grand Coalition [d.h. Günstlinge der Marcos']. In addition the efficiency of its bureaucratic process was underwhelming. Mountains of paperwork and redundant administrative requirements boggled the mind. Red tape and bribes were the rule and not the exception. All that was combines with an infrastructure that featured unreliable and costly communications, prolonged power interruptions, high energy costs, transport problems, and bad roads. An enormous amount of time, money, and effort was lost just contending with bureaucratic and infrastructure problems."

[McDougald, Charles C. <1940 - >: The Marcos file : was he a Philippine hero or corrupt tyrant?. -- San Francisco : San Francisco Publishers, ©1987. -- ISBN 0-940777-06-1. -- S. 219f.]


1965 - 1969

Erste Präsidentschaftsperiode von Ferdinand E. Marcos (1917 - 1989)


1965

Ein CIA-Memorandum schildert die Ausgangssituation zu den Präsidentschaftswahlen:

"The Philippine electorate craves efficient and honest government and increasingly feels it does not get it. There is a generalized condition of discontent and lawlessness in the Philippines that is fed by several basic and interrelated factors: widespread rural poverty; deep social and economic cleavage between upper and lower classes; extensive unemployment and underemployment; widespread graft, corruption, and favoritism in government and in business. In the cities, especially among the youth, there is frustration over the lack of political and economic opportunity."

[Zitiert in: McDougald, Charles C. <1940 - >: The Marcos file : was he a Philippine hero or corrupt tyrant?. -- San Francisco : San Francisco Publishers, ©1987. -- ISBN 0-940777-06-1. -- S. 118]

9. November: Ferdinand E. Marcos (1917 - 1989), Kandidat der Nacionalista Party gewinnt die Präsidentschaftswahlen mit großem Vorsprung gegenüber seinem Konkurrenten, dem regierenden Präsidenten Diosdado Macapagal von der Liberal Party. Marcos Wahlslogan war gewesen:

"This nation can be great again"

30. Dezember: Ferdinand E. Marcos wird als sechster Präsident der philippinischen Republik vereidigt.

1967

8. August: Gründung von ASEAN = Association of Southeast Asian Nations von Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand. 1984 kommt Brunei hinzu. Das Ziel von ASEAN gibt die Präambel an als:

"that the countries of South-East Asia share a primary responsibility for strengthening the economic and social stability of the region and ensuring their peaceful progressive national development, and that they ere determined to ensure their stability and security from external interference in any form or manifestation in order to preserve their national identities in accordance with the ideals and aspirations of their peoples."

7. Oktober: in Rom wird das Colegio Seminario Filipino eröffnet zur Ausbildung von Nachwuchs für hohe geistliche Funktionärsstellen in den Philippinen.

1968

1. Mai: Utdog Matalam veröffentlicht Manifest, in dem er für die Muslime die Schaffung einer unabhängigen Republic of Mindanao und Sulu fordert.

16. Dezember: Neugründung der Communist Party of the Philippines unter Amado Guerro (alias José María Sisón) (1939 - ).

1969

Muslimische Separatisten bilden die Moro National Liberation Front (MNLF) unter der Führung von Nurullahji Misuari (1940 - ). Die MLNF kämpft auf den Philippinen während Misuari im Ausland, vor allem bei muslimischen Staaten, Unterstützung sucht.

29. März: Gründung der NPA = New People's Army in Tarlac. NPA ist der militärische Arm der Communist Party of the Philippines.

11. April: Eröffnung von Radio Veritas als erster Radiostation im Besitz der katholischen Kirche. Starke finanzielle Beteiligung der deutschen katholischen Kirche. Radio Veritas spielt bei den Vorgängen 1986 eine wichtige Rolle.


1969 - 1973

Zweite Amtszeit von Präsident Marcos


1969

11. November: Ferdinand E. Marcos gewinnt die Wiederwahl zum Präsidenten gegen Sergio Osmeña von der Liberal Party

30. Dezember: Ferdinand E. Marcos leistet als erster Präsident der Philippinen seinen Amtseid in Pilipino.

1970

30. Januar: bei Studentendemonstrationen werden sechs Studenten getötet und viele verwundet.

27. bis 29. November: Papst Paul VI. (1897-1978, Papst 1963-1978) besucht die Philippinen. 2 Millionen Filipinos und Filipinas jubeln ihm zu.

Es gibt ca 80 politische Warlords mit Privatarmeen im Land, von diesen sind 6 Senatsmitglieder, 37 Abgeordnete im Unterhaus, der Rest sind Provinzgouverneure, Bürgermeister u.ä.

1971

1. Juni: feierliche Eröffnung der Constitutional Convention zur Erarbeitung einer neuen Verfassung.

21. August: "Plaza Miranda Massaker": während einer Wahlkundgebung der Liberal Party explodieren 2 Granaten und töten 8 Personen. Die Täter werden nie erkannt. Als Reaktion hebt Marcos das Recht auf, nur auf richterlichen Befehl verhaftet zu werden (habeas corpus). Jetzt kann die Polizei Personen beliebig verhaften.

11. September: alle Richter mit Ausnehme der Richter am obersten Gerichtshof müssen undatierte Rücktrittgesuche einreichen. So kann Marcos jederzeit mißliebige Richter entlassen, indem er einfach ihr Rücktrittgesuch datiert und akzeptiert.


1972 -1981

Kriegsrecht unter Marcos


Das Kriegsrecht ermöglicht Marcos u.a. folgende Maßnahmen:


Das Kriegsrecht schwächt die Stellung der einflußreichen Familien (besonders der warlords):

"The central state had disarmed and disruptured the private forces of such figures; closed down the national legislature and suspended the elections that allowed both symbolic and real contests to demonstrate autonomous power; purged local government offices, leaving only supporters of the president; centralized finances and pork barrel to prevent the creation of new machines; and jailed many of the old politicians. ... Moreover, Marcos reduced the significance of private force by means of an arms roundup in 1972 ... As a centralized authoritarian state, the Marcos regime tried to rule through its military and reduce its reliance upon local mediators ... The regime turned into a monarchy of 'conjugal dictatorship' presided over by technocrats but lampooned vas a 'martial law' characterized by 'crony capitalism' and centralized corruption."

[Brian Fegan in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 88]

"Between 1972 and 1978, Marcos had attempted to disarm or co-opt private forces and to centralize the administrative system by subordinating relatively autonomous, elected, local politicians to both central government salaried officials and the KBL's [Partei] cadre. From 1979, when Marcos sought foreign legitimacy through manipulated elections, he restored several powers to local officials. But he also tried to remove their political autonomy by making access to office dependent upon the approval of the centralized KBL machine rather than on autonomous local support. The aim was to use the KBL party machine, paralleled by the relevant civil bureaucracies (the Ministry of Human Settlements and the Ministry of Local Government and Community Development, to give Marcos's central government control down to the barrio level."

[Brian Fegan in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 93]


Entwicklung der Staatsausgaben 1973 bis 1993 (in Milliarden Pesos):

1973 8
1975 18
1977 27
1979 32
1980 54
1983 59
1986 107
1987 114
1993 310

Entwicklung der Auslandsschulden 1965 bis 1993 (in Milliarden US$):

1965 0,5
1970 1
1975 2,2
1980 8,5
1981 11,3
1982 11,9
1983 25,4
1988 28,6
1993 30

1972

21. September: Präsident Ferdinand Marcos erklärt daß er am Vorabend mit Proclamation 1081 das Kriegsrecht erklärt hat. So war genügend Zeit gewesen, eine große Verhaftungswelle durchzuführen, ohne das die Betroffenen gewrnt gewesen wären. Zur Erklärung des Kriegsrechtes ist Präsident Marcos aufgrund der Verfassung von 1935 unter bestimmten Umständen befugt. Das Kriegsrecht wird am 17. Januar 1981 aufgehoben.

21. Oktober: Präsidialdekret zur Landreform: Pächter haben Anrecht auf gepachtetes Land von Großgrundbesitzern, deren Besitz über 7 ha hinausgeht. Da Marcos die Macht zentralisieren wollte, war die Landreform relativ erfolgreich:

"The 1972 land reform dictated the transfer of land to the tenants of large estates. Tenants were to buy their farms in fixed annual amortization over fiteen years. Although Grasing [de Guzman] [ein Großgrundbesitzer] was able to delay the shift from share tenancy to land transfer, and to force up the transfer price per hectare, he could not prevent the bureaucracy from carrying out the will of the newly strenghened central state."

[Brian Fegan in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 84]

1973

9. Januar: Durch Präsidialerlaß wird auf Mindanao eine regionale Freihandelszone errichtet.

10. - 15. Januar: Abstimmung über eine neue Verfassung. 95% der Wähler stimmen angeblich zu

17. Januar: Ratifizierung einer neuen Verfassung.

27./28. Juli: Volksabstimmung, ob Marcos über das Ende seiner Amtszeit (Dezember 1973) hinaus im Amt bleiben soll und seine "Reformen" weiterführen soll. Angeblich stimmen 90% mit Ja.

1974

Das Laurel-Langley Agreement läuft aus. Damit haben die Philippinen keine zollfreien Zuckerexportquoten in die USA, sondern sind dem Weltmarkt unterworfen.

1975

27/28. Februar: Volksabstimmung über die Fortführung des Kriegsrechts. Angeblich stimmen 92% mit Ja.

5. April: Gründung von Kabataang Barangay (KB), des nationalen Jugendverbandes. Führerin: die älteste Marcos-Tochter Imee. Alle Filipinos zwischen 15 und 21 sind Zwangsmitglieder der KB. Die obersten Funktionäre des KB sind automatisch Mitglieder der lokalen Ratsorgane. KB ist ein wichtiges Machtinstrument von Ferdinand Marcos. KB wurde mit der Absetzung von Ferdinand Marcos 1986 aufgelöst. Durch den KB wollte Marcos die Filipino-Jugend zu einer Großfamilie mit dem Übervater Ferdinand und der Übermutter Imelda Marcos zusammenschweißen und so seine New Society schaffen:

"all youths aged fifteen to eighteen were required to join one of these groups and many were sent to remote rural camps for training through 'secret rituals' that tried to instill in them a primal loyality to the first couple. After days of intensive indoctrination, the youths would assemble in a candlelight ceremony to swear loyality to the father and mother of the nation before larger-than-life portraits of Ferdinand and Imelda."

[Alfred W. McCoy in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 17]

8. August: alle Polizeikräfte werden in der Integrated National Police zentralisiert. 1991 aufgelöst.

7. November: Mit Presidential Decree No 824 richtet Präsident Marcos die Metro Manila Commission ein. Sie ist zuständig für Entwicklung und Dienstleistungen in Manila. Erster Governor: Imelda R. Marcos (1930 - )

1976

17. August: ein Erdbeben der Stärke 8,2 (Richterskala) sucht Mindanao, Sulu, Tawi-Tawi und Basilan heim. 9150 Menschen kommen um, 35000 werden obdachlos.

22. September: Volksabstimmung über neun Verfassungsänderungen, unter anderem über die Vereinigung des Amtes des Präsidenten mit dem des Premierministers sowie der Bevollmächtigung des Präsidenten, wenn es ihm nötig erscheint, alleine Gesetze zu erlassen.

Dezember: Tripoli Agreement auf Druck der Organization of the Islamic Conference: die Philippinen verpflichten sich, mittels der Verfassung ein "Moro homeland" zu schaffen.

Infolge des Human Rights Amendment to the Foreign Asstance Act der USA wird die bilaterale Entwicklungshilfe an die Philippinen drastisch gekürzt.

1977

6. Februar: durch Präsidialerlass erläßt Marcos den Muslim Code, ein Zivilgesetzbuch für Muslime auf Grundlage des Koran und muslimischer Traditionen.

26. März: in Übereinstimmung mit dem Tripoli Agreement erklärt Marcos eine autonome Region bestehend aus den 13 Moro Provinzen.

17. April: in einer Volksabstimmung sprechen sich die christlichen und muslimischen Bewohner der 13 Moro Provinzen überwältigend für eine autonome Region und gegen eine selbständige Republik Bangsa Moro aus.

In Quiapo, Manila, im Herzen des philippinischen Katholizismus, wird eine Moschee errichtet, die erste Moschee in Manila.

1978

1. Februar: Ferdinand Marcos gründet das Kilusang Bagong Lipunan = New Society Movement als Partei-Vehikel für die Interim National Assembly im April 1978.

Gründung der Philippine Sugar Commission (Philsucom), die wiederum die National Sugar Trading Corporation (Natsutra) zur Stützung des Zuckerhandels gründet.

Benigno "Ninoy" Aquino Jr. (1932 - 1983) gründet aus der Haft heraus Laban = Lakas ng Bayan = People's Struggle Movement. 1983 (nach Aquino's Ermordung) verschmolzen mit Partido Demokratiko Pilipino = PDP = Philippine Democratic Party zu PDP-Laban unter José Conjuganco, dem jüngeren Bruder von Corazón Aquino

Imelda R. Marcos (1930 - ) wird Minister of Human Settlements.

1979

Februar: Imelda R. Marcos (1930 - ) wird Vorsitzende des Kabinettsausschusses für das BLISS = Bagong Lipunan Site and Services Programms, einem Versuch der Zentralisierung aller sozialen und ökonomischen Entwicklungsprogramme der Philippinen. Ihr Ministry of Human Settlements ist darin verantwortlich für die 11 Bedürfnisse des Menschen (Wasser, Energie, Nahrung, Kleidung, Arbeit, medizinische Versorgung, Erziehung, Kultur, Technologie, Ökologie, Sport und Erholung). So kann Imelda R. Marcos beliebig Ressourcen von anderen Ministerien an sich ziehen.

Ferdinand E. Marcos erreicht Verbesserungen des Military Bases Agreement (MBA) von 1947.

1980

Light Rail Transit Authority zur Errichtung der Hochbahn in Manila gegründet.

Eine Studie von John F. Doherty zeigt, daß ca 60 Familien Handel und Finanzen der Philippinen kontrollieren, ca 40 der Familien sind Vasallen von Marcos. (Unter den Vasallen von Marcos stechen hervor Herminio Disini [verheiratet mit der Leibärztin und Cousine von Imelda Marcos], Rodolfo Cuenca [hatte eine bedeutende Rolle bei der Gewinnung finanzieller Mittel für Marcos's Wahlkampf 1965 gespielt], Ricardo Silverio).

1981

17. Januar: Präsident Ferdinand Marcos hebt das 1972 verhängte Kriegsrecht auf.


1981 - 1986

"New Republic" unter Marcos


1981

Februar: Besuch von Papst Johannes Paul II.(1920 - ; Papst 1978 - ) auf den Philippinen. (Der Papst hatte sich geweigert, während des Kriegsrechts die Philippinen zu besuchen).

30. Juni: Ferdinand E. Marcos wird zum Präsidenten der New Philippine Republik (der vierten Republik) erklärt. Marcos erklärt in seiner "Thronrede":

"Today we proclaim the birth of a new republic, new in structure and character, and ordained to preside over a new time of ferment and change in our national life."

1982

16. September: Staatsbesuch von Präsident Marcos und Gefolge in den USA.

10. Dezember: Unterzeichnung der United Nations Convention on the Law of the Sea (UNCLOS). Dadurch werden die Philippinen international als Archipel (archipelago) anerkannt, d.h. die Inseln und das Meer dazwischen werden als einzige geographische, ökonomische und politische Einheit betrachtet. Außerdem wird eine Exclusive Economic Zone (EEZ) 200 Meilen Meer im Umkreis des Archipels anerkannt. Das Archipel-Prinzip war von den Philippinen 1956 eingeführt worden und wurde nun mit UNCLOS zu internationalem Seerecht.

1983

21. August: Benigno "Ninoy" Aquino Jr. (1932 - 1983) wird auf dem Flughafen Manila bei seiner Rückkehr aus dem Exil in den USA von Marcos-Söldlingen ermordet.

Benigno "Ninoy" Aquino Jr., geboren 1932 in einer Großgrundbesitzerfamile. Sein Vater war Sprecher der japanischen Marionettenlegislative während des Pazifikkrieges. 1954 Heirat mit Corazón Conjuangco "Cory" Aquino (1933 - ). Benigno Aquino wurde 1956 Bürgermeister von Tarlac, 1961 Governor von Tarlac. Aquino war einer der für Marcos gefährlichsten Gegenspieler im Kampf um Macht und Pfründe. Nach der Ausrufung des Kriegsrechts 1972 wurde Aquino gefangengenommen. 1980 erlaubte ihm Marcos die Ausreise in die USA. Bei seiner Rückkehr 1983 wurde er auf dem Flughafen erschossen. Das Attentat wurde als Anschlag eines Einzeltäters, Rolando Galman, ausgegeben. Die Ermordung von Aquino trug wesentlich zum Sturz von Marcos bei. Seine Witwe wird 1986 erste Präsidentin nach Marcos.

Nach Aquino's Ermordung verschmilzt seine Partei Laban mit Partido Demokratiko Pilipino = PDP = Philippine Democratic Party zu PDP-Laban unter José Conjuganco, dem jüngeren Bruder von Corazón Aquino (1933 - ).

Oktober: 21%ige Abwertung des philippinischen Peso wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage.

1984

Mai: Bildung der Alex Boncayao Brigade, einer städtischen Terror- und Mörderbande der kommunistischen New People's Army. Ihr Führer in Manila ist Felimón Lagmán. Im Mai 1994 konnte Lagmán inhaftiert werden.

1986

7. Februar: kurzfristig angesetzte Präsidentenwahlen.

15. Februar: Das offizielle Wahlergebnis wird verkündet: danach ist Marcos der Wahlsieger. Nur die Sowjetunion gratuliert Marcos. Die katholische Bischofskonferenz gibt einen Hirtenbrief heraus, in dem die Bischöfe erklären, daß die Regierung ihre moralische Grundlage aufgrund des Wahlbetruges verloren habe. Die Bischöfe rufen die Katholiken auf, friedlich zu demonstrieren.

16. Februar: vier Millionen demonstrieren in Manila gegen den Wahlbetrug.

22. Februar: Verteidigungsminister Juan Ponce Enrile (1924 - ) und Vizekommandeur der Streitkräfte Fidel Ramos (1928 - ) erklären, daß sie Ferdinand E. Marcos nicht mehr unterstützen. Enrile beschuldigt Marcos des massiven Wahlbetruges. Ramos ruft die Streitkräfte auf, die Volksrevolution zu unterstützen. Kardinal Jaime Sin (1928 - ) ruft das Volk über Radio Veritas auf, die aufständischen Soldaten zu unterstützen und zu schützen.

Juan Ponce Enrile, geboren 1924 in Cayagan, spielte als Vertrauter von Ferdinand Marcos eine entscheidende Rolle bei der Einführung des Kriegsrechts 1972. In der Zeit nach 1986 hat er Verbindungen zu verschieden Staatsstreichversuchen von Militärs. 1990 wird er verhaftet unter der Anklage des Mordes und der Rebellion. Der oberste Gerichtshof spricht ihn frei. 1992 wird er Abgeordneter im House of Representatives.

Jaime Sin, geboren 1928, Priesterweihe 1954, 1976 Erzbischof von Manila und Kardinal. Sein Hauptinteresse ist immer, die Interessen der katholischen Kirche zu vertreten. Deshalb setzte er sich für soziale Reformen ein, damit die Kommunisten keinen Anhang bekommen. Gehört zum rechtsradikalen Flügel der katholischen Kirche, wie sich in seiner verantwortungslosen Haltung zur Geburtenkontrolle zeigt.

23. Februar: Streitkräfte zerstören Radio Veritas. Damit ist das übrige Land von den Vorgängen in Manila abgeschnitten. Auf der EDSA = Epifanio de los Santos, einer zehnspurige Stadtautobahn Manilas, schirmt die Bevölkerung aufständische Truppen und Marcos-treue Truppen (unter Armeechef General Fabian Ver (1920 - )) gegeneinander ab. Das Militär wird schließlich abgezogen.

24. Februar: Aufständische besetzen Radio DZRJ und nennen es Radio Bandido. Radio Bandido übernimmt die Kommunikation.


1986 -

Demokratie


Staatshaushalt 1987 und 1993 (in Milliarden Pesos):

  1987 1993
Schuldendienste 50 127
Sozialwesen 29 70
Post, Öffentlicher Dienst ... 26 67
Polizei, diplomatische Dienste ... 18 36
Erziehungswesen 15 42
Verteidigung 12 29
Transport und Kommunikation 1 18
     

"By the mid-1980s, the decentralization process had gone far enough to seriously weaken the central state, allowing ... local power holders to revive. After February 1986, the new regime of President Corazon Aquino faced not only rebellions by Muslim and communist guerillas, a politicized officer corps, a demoralized central bureaucracy, and a bankrupt treasury but also a revival of autonomous armed forces controlled by local power holders in the provinces, towns and villages."

[Brian Fegan in: An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- S. 89]


Gastarbeiter aus den Philippinen:

  Total nach Asien in Mittleren Osten
1975 12.000 4.000 1.500
1987 380.000 90.000 272.000
1994 560.000 211.000 312.000

Gastarbeiter überweisen seit 1992 jährlich ca 2 Milliarden US$ in die Philippinen (für 1996 rechnet man mit ca 3 Milliarden US$).


1986

25. Februar: Corazon Conjuangco "Cory" Aquino (1933 - ), die Kandidatin von PDP-Laban wird im Club Filipino als Präsidentin der Philippinen vereidigt. Vizepräsident ist Salvador H. Laurel (1928 - ).

Corazon Aquino stammt aus einem reichen Clan, der von Marcos um einen Teil seiner Einflußmöglichkeiten gebracht worden war, (ihre Eltern: Jose Conjuangco und Demetria Sumulong). Sie studierte in den USA Französisch und Mathematik. 1954 heiratete sie Benigno "Ninoy" Aquino Jr. (1932 - 1983), der 1983 auf dem Flughafen Manila von Söldlingen Marcos' ermordet wurde.

Die Vorgänge vom 22. bis 25. Februar gehen unter der Bezeichnung People Power in die Geschichte ein.

Abends fliehen die Marcos' mit US-Helikoptern über Clark Air Base (Philippinen) und Guam nach Hawaii.

25. März: Präsidentin Aquino proklamiert als vorläufige Verfassung die Freedom Constitution.

August: erster Kongreß der Partido ng Bayan =People's Party, einem Versuch der kommunistischen Partei, in der Demokratiebewegung Fuß zu fassen.

1987

2. Februar: Proklamation der neuen Verfassung. Einige wichtige Bestimmungen der Verfassung:

1988

25. Mai: Free Public Secundary Education Act tritt in Kraft. Danach ist der Besuch der High School kostenlos.

10. Juni: Comprehensive Agrarian Reform Law tritt in Kraft. Es bestimmt das Comprehensive Agrarian Reform Program (CARP).

1989

19. November: Volksabstimmung in den muslimischen Landesteilen über den Organic Act, der in Übereinstimmung mit der Verfassung von 1986 eine autonome Region für die Muslime schaffen will. Nur vier der 13 betroffenen Provinzen und nur neun Städte stimmen für Autonomie:

Nurullahji Misuari (1940 - ) von der MNLF hatte den Organic Act von Anfang an als unzureichend abgelehnt. Deswegen hatte die MNLF (erfolglos) zum Boykott der Abstimmung aufgerufen.

Eine Volksabstimmung zum Organic Act for the Cordillera Autonomous Region in den zentralen Kordillieren Luzons ergibt nur in Ifugao eine Zustimmung zur geplanten autonomen Region, bestehend aus Baguio City und den Provinzen Abra, Benguet, Mountain Province, Ifugao, Kalinga-Apayao.

Dezember: Nur das Eingreifen der USA rettet Corazón Aquino vor einem Staatsstreich des Militärs.

1990

16. Juli: Erdbeben der Stärke 8 (Richterskala) in Nord-Luzon: 1600 Tote, 3200 Verletzte.

1991

Juni: der Vulkan Mt. Pinatubo bricht aus. Mehr als 1 Mio Personen werden geschädigt. Durch den Ausbruch wird die US Clark Airbase in Pampanga völlig zerstört. Dies macht es den Amerikanern leicht, ihr ganzes Militär von den Philippinen abzuziehen.

Integrated National Police wird aufgelöst. An ihre Stelle tritt die vom Militär getrennte Philippine National Police.

1992

Januar: Gründung der Lakas = Lakas ng Edsa = People's Power Party als Vehikel für die Präsidentschaftskanditatur von Fidel Valdez Ramos (1928 - ). Ramos hatte die Laban ng Demokratikong Pilipino = LDP (die Nachfolgerin von PDP-Laban) verlassen, weil sie ihn nicht zum Präsidentschaftskandiaten nominiert hatte.

11. Mai: in den Präsidentenwahlen, zu denen Frau Aquino nicht mehr antritt, wird Fidel Valdez Ramos (1928 - ) gewählt. Ramos ist der erste Protestant (evangelikaler Methodist), der philippinischer Präsident ist. Vizepräsident wird Joseph Estrada (1937 -) von der People's Filipino Party. Regierungskoalition von Lakas und NUCD = National Union of Christian Democrats. Wie üblich laufen nach der Wahl maßenhaft gewählte Kandidaten anderer Parteien zur siegreichen Koalition über.

Fidel Valdez Ramos, 1928 in Pangasinan geboren. Cousin von Ferdinand Marcos. Berufsmilitär. Ausbildung an der West Point Militärakademie in den USA, wo er 1950 graduiert. Dient u.a. mit den philippinischen Truppen in Vietnam. Wird Chef der paramilitärischen Polizei Philippine National Constabulary. Unter dem Kriegsrecht wird er 1972 stellvertretender Armeechef.

Joseph Estrada, geboren 1937 in Manila, wird während des Kriegsrechts zweimal verhaftet, wird Mitglied von Marcos's New Society Movement, übersteht den Fall von Marcos unbeschadet, wird 1987 in den Senat gewählt, wo er zusammen mit Juan Ponce Enrile die Opposition bildet. Spielt auf populistisch-nationalistisch.

24. November: die letzten amerikanischen Truppen verlassen die ehemaligen amerikanischen Militärstützpunkte auf den Philippinen.

1993

1. Januar: AFTA = Association of South-East Asian Nations Free Trade Area wird wirksam: Es soll eine Freihandelszone der ASEAN-Länder werden. Innerhalb von 5 bis 8 Jahren sollen die gegenseitigen Zölle auf höchstens 20% gesenkt werden, innerhalb von 15 Jahren auf höchstens 5%.

1994

Januar: Waffenstillstandsabkommen zwischen der philippinischen Regierung und der Moro National Liberation Front (MNLF) als Voraussetzung für weitere Verhandlungen.


2. Weiterführende Ressourcen


Ressourcen auf dem Internet


Austrian - Philippine home page / Johann Stockinger. -- [Herausragende Webseiten zu verschiedenen Aspekten der Philippinen, mit Originaldokumenten. Sehr empfehlenswert]

A Philippine leaf / Hector Santos. -- [Zur Geschichte von Sprache und Schrift, mit guten Abbildungen]

Philippine history 101 / Tribung Pinoy.

Faith in the Filipino

Philippine prehistory page

Philippine centennial series / Philippine History Group of Los Angeles. -- [Zur Geschichte 1890 - 1910]


Ressourcen in Printform


An anarchy of families : state and family in the Philippines / ed. by Alfred W. McCoy. -- Quezon City : Ateneo de Manila Univ. Press, ©1994. -- 542 S. : Ill. -- ISBN 971-550-128-1. -- [Hochinteressante Aufsatzsammlung dazu, wie Politik auf den Philippinen wirklich funktioniert. Für die ernsthafte Beschäftigung mit den Philippinen unerlässlich.]

Leifer, Michael: Dictionary of the modern politics of South-East Asia. -- London : Routledge, ©1995. -- 271 S. -- ISBN 0-415-12794-7. -- [Gut brauchbares Nachschlagewerk mit kurzen, aber präzisen Informationen]

McDougald, Charles C. <1940 - >: The Marcos file : was he a Philippine hero or corrupt tyrant?. -- San Francisco : San Francisco Publishers, ©1987. -- 345 S. -- ISBN 0-940777-06-1. -- [Die Stärke dieses Buches liegt in der Darstellung der Wirtschaft unter Marcos. Sehr uunzulänglich ist die Einsicht in die Clan-Hintergründe. Völlig unkritisch gegenüber den Aquino-Conjuangco-Clans und der katholischen Kirche, insbeonders gegenüber Kardinal Sin]

Students' Philippine almanac. -- Quezon City : Children's Communication Center, ©1991. -- 576 S. : Ill. -- [Nationalistischer Almanach, der zu jedem Tag die Gedenktage angibt. Die genauen Daten in der Chronik sind weitgehend diesem Almanach entnommen. Ist für die vorspanische Geschichte nach freundlicher Mitteilung von Herrn Peter Miñoza unzuverlässig.]

Zaide, Sonia M.: The Philippines : a unique nation. -- Cubano : All-Nations Publishing, ©1994. -- 458 S. -- ISBN 971-642-005-6. -- ["With Gregorio F. Zaide's History of the Republic of the Philippines". -- Lehrbuch für den Gebrauch an Colleges. Nationalistische Geschichtsschreibung]


Zu Kapitel 4.4: Zum Informationswesen der Philippinen