Materialien zur Religionswissenschaft

Menora

Menora -- der siebenarmige Leuchter nach Sacharja 4,2

Judentum als Lebensform

13. Chanukka


von Alois Payer

payer@Well.com


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Judentum als Lebensform. -- 13. Chanukka. -- Fassung vom 26. April 1999. -- (Materialien zur Religionswissenschaft). -- URL: http://www.payer.de/judentum/jud513.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 21. Februar 1998

Überarbeitungen: 26. 4. 1999 [Hinzufügung von Buchbestell-Links zu amazon.de]

Anlaß: Lehrveranstaltung Wissenschaftskunde Religionswissenschaft / Theologie, HBI Stuttgart, WS 1995/96

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Übersicht



Zitate im Folgenden:


1. Anlaß, Zeitpunkt und Dauer


Chanukka gehört zu den nachbiblischen Feiertagen. Chanukka beginnt am 25. Kislew und dauert acht Tage lang. Man feiert an Chanukka den Sieg des Judas Makkabäus und seiner vier Brüder über die Seleukiden-Dynastie von Syrien im Jahr 165 v. Chr. Danach wurde der Tempel von unten bis oben gesäubert, gereinigt und neu geweiht. Chanukka heißt "Neueinweihung", "Wiedereröffnung". (Siehe dazu das 1. und 2. Makkabäerbuch, Bestandteil des katholischen Alten Testaments).

"Die seleukidischen Syrer hatten unter ihrem König Antiochus IV. Epiphanes die Ausübung der Religion im wesentlichen verboten. Sie versuchten, den Juden das heidnische Hellenentum aufzuzwingen.

Obgleich Chanukka zur Erinnerung an einen der großen Siege der jüdischen Geschichte gefeiert wird, hat man bis in die Neuzeit nur wenig Aufhebens davon gemacht. Es wird nicht als religiöses Vollfest gefeiert; die Erwachsenen gehen weiterhin ihrer Arbeit nach und die Kinder besuchen die Schule. Abgesehen von einigen Ergänzungen der Liturgie und vom Anzünden des Chanukka-Leuchters an jedem der acht Festtage, hat das Fest nur geringen Einfluß auf den Alltag.

In jüngerer Zeit haben jüdische Eltern angefangen, Chanukka etwas ausgeprägter zu feiern, um den starken Einfluß von Weihnachten auf die jüdischen Kinder auszugleichen, die sich sonst vielleicht benachteiligt fühlen könnten. Geschenke an jedem Chanukka-Abend sind jetzt üblich, und die Gemeindefeiern werden stärker betont." [Kolatch, S. 305]


2. Menora -- der Chanukka-Leuchter


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Abb.: Chanukkaleuchter von M. S. Rockland, USA, 1974

"Die Menora ist ein achtarmiger (!) Leuchter, mit einem weiteren Platz für den Schamasch (den 'Diener'). Er kann für Kerzen oder Öl geeignet sein. Die Lichter werden mit dem Schamasch-Licht angezündet, das dann an seinen dafür bestimmten Platz zurückgestellt wird.

Die Chanukka-Lichter werden sobald als möglich nach Nachtbeginn entzündet.

Während man das angezündete Schamasch-Licht in der Hand hält, aber bevor man die Lichter anzündet, spricht man ... zwei Segenssprüche ...

Am ersten Abend wird nur ein Licht angezündet -- das rechteste, wenn man vor der Menora steht. Am zweiten Abend -- zwei, und so fort, bis am achten Abend alle acht Lichter entzündet werden.

Obgleich jeden Abend ein weiteres Licht hinzugefügt wird, findet das Entzünden von links nach rechts statt.

Nach dem Lichteranzünden werden Gebete und Lieder rezitiert und von der ganzen Familie gesungen, um damit die freudige und feierliche Stimmung zu erhöhen." [Donin, S. 266f.]

Chanukka Lied Maos Zur

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Abb.: Noten von Maos zur [Quelle der Abb.: Jüdisches Fest, jüdischer Brauch / hrsg. von Friedrich Thieberger ... Nachdruck der im Jahr 1937 von den deutschen Behörden beschlagnahmten und vernichteten Erstauflage. -- Frankfurt a. M. : Jüdischer Verlag, 1997. --ISBN 3-633-54003-2. -- S. 353. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]

Gott ließ mich das Allerheiligste seines Tempels betreten, aber auch dort kam ich nicht zur Ruhe, denn es kam der Feind und brachte mich ins Exil, weil ich anderen Göttern gedient hatte. Er mischte mir vergifteten Wein

Die Griechen rotteten sich gegen mich zusammen, damals zur Zeit der Hasmonäer. Sie durchbrachen die Mauern meiner Türme, sie verunreinigten fast alles Öl.
Aber mit dem Rest der Ölkännchen erlebte die 'Rose' ein Wunder. Deine weisen Kinder ordneten acht Tage für Gesang und Jubel an.

Seder hat-tefillôt, I, S. 201

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"Die angezündeten Chanukka-Lichter dürfen nicht für praktische Zwecke benutzt werden, wie etwa zum Lesen, zum Beleuchten eines Zimmers oder zum Anzünden einer Zigarette. Darum befindet sich der Schamasch (das Licht des 'Dieners') neben den Lichtern, und kann für solche Zwecke gebraucht werden.

Die angezündete Menora soll möglichst an ein Fenster gestellt werden, damit sie von außen gesehen werden kann, so daß das Chanukka-Wunder öffentlich verkündet wird." [Donin, S. 267f.]

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Abb.: Chanukka-Leuchter in Fenster von orthodoxen Juden in Zürich [Vorlage der Abb.:  Schtetl Zürich : von orthodoxen jüdischen Nachbarn / Livio Piatti ; mit Texten von ... -- Zürich : Offizin, ©1997. -- ISBN 3-907495-78-0. -- S.  144. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]

"Es ist gut, wenn jedes Familienmitglied einen eigenen Chanukka-Leuchter hat, damit jeder Chanukka-Lichter entzünden kann. Dies ist aber nicht vorgeschrieben, solange im Haus eine Menora ist und einer für alle entzündet.

Eine Frau kann die Menora für alle ihre Haushaltsmitglieder entzünden." [Donin, S. 268]


3. Feier der Chanukka-Tage


"Die Chanukkatage sind eine Zeit freundschaftlicher Zusammenkünfte, gemeinsamer Erinnerungen an die Vergangenheit und neuer Hoffnungen für die Zukunft. Fasten und Totenklagen sind streng untersagt. Die heiterste Stimmung herrscht an diesem Fest unter den Kindern. Sie freuen sich über die Geschenke, die sie jeden Abend bekommen, und hören Märchen und Geschichten aus der Bibel an, besonders die apokryphische Erzählung von den Makkabäern. Das Verteilen von Geschenken hat seinen Ursprung in einem alten Brauch, der jiddisch Chanukkageld genannt wurde. Die Kinder bekamen damals Geld für ihre Lehrer in Cheder [jüdische Elementarschule], und diese Tradition hat sich mancherorts bis auf den heutigen Tag erhalten, jedoch mit dem Unterschied, daß das Geld nicht für die Lehrer bestimmt ist, sondern daß sich die Kinder selbst Geschenke dafür kaufen. Während dieser acht Tage nötigt sie niemand zum Lernen, sie dürfen die ganze Zeit spielen. Trendel, hebräisch Swiwon, ist das typische Spiel dieses Festes. Swiwon bedeutet Kreisel, aber der Trendel ist kein gewöhnlicher Kreisel. Er trägt die hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin, mit denen die Worte des Satzes 'Nes gadol haja scham' ["Da unten hat sich ein großes Wunder ereignet'] beginnen." [Dolezalová, S. 108] Nach der Gründung des Staates Israel wurde das Schin oft durch Pe ersetzt für po = "Hier", so daß der Satz nun heißt: "Hier (in Israel) hat sich ein großes Wunder ereignet".

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Abb.: Chanukkatafel [Quelle der Abb.: Dolezalová, S. 108]

"Wie jeder jüdische Festtag hat auch Chanukka seine typischen Speisen. Man ißt ausgiebig und mit Appetit. Vor allem müssen in Öl gebratene Speisen auf den Tisch kommen, die an das Öl erinnern, das im Tempel gefunden wurde und für acht Tage reichte. Besonders beliebt sind Krapfen (Sufganiot) und Latkes. Auf ein anderes Ereignis aus jenen Zeiten beziehen sich die Käsegerichte. Sie werden zur Erinnerung an die Heldentat der schönen Judith genossen, die von Holofernes, dem Feldhauptmann Nebukadnezars, begehrt wurde. Judith aber war nicht nur schön, sondern auch klug. Sie setzte Holofernes gesalzenen Käse vor, und nachdem er seinen Durst mit zahlreichen Bechern Wein gelöscht hatte und in tiefen Schlaf versunken war, schlug sie ihm das Haupt ab. Sie brachte es nach Jerusalem und zeigte es seinen Soldaten. Die wurden von Grauen erfaßt und flohen bis auf den letzten Mann." [Siehe das Buch Judith, das Bestandteil des katholischen Alten Testaments ist] [Dolezalová, S. 108]


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