Kāmasūtra : Leitfaden der Liebeskunst

4. Buch IV

2. Kapitel 2


verfasst von Vātsyāyana

Übersetzt und erläutert von Alois Payer

mailto:payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Vātsyāyana: Kāmasūtra : Leitfaden der Liebeskunst / übersetzt und erläutert von Alois Payer. -- 4. Buch IV. -- 2. Kapitel 2. -- Fassung vom 2007-06-23. -- http://www.payer.de/kamasutra/kamas402.htm      

Erstmals publiziert: 2007-06-23

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung SS 2007

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bhāryādhikārikaṃ caturtham adhikaraṇam

Buch 4: Über die Gattin


dvitīyo 'dhyāyaḥ

Zweiter Lehrabschnitt


jyeśṭhāvṛttaprakaraṇam

Kapitel über das Verhalten der ältesten Gattin


jāḍyadauḥśīlyadaurbhāgyebhyaḥ prajānutpatter ābhīkṣṇyena dārikotpatter nāyakacāpalād vā sapatnyadhivedanam |1|

1. Er heirate eine zweite Frau, wenn die erste Frau

oder wenn der Geliebte flatterhaft (cāpala) ist.

Kommentar:

1 jāḍya = Kälte => Frigidität

"Unter Frigidität (von frz. frigide = kühl/kalt) werden diverse Störungen der weiblichen Sexualität zusammengefasst. Der Begriff ist als Fachausdruck veraltet, ist aber allgemeinsprachlich nach wie vor populär. Frigidität äußert sich in geringem sexuellem Verlangen oder geringem sexuellen Genuss und tritt bei ca. 35 % aller Frauen mindestens einmal im Leben während einer mehr oder weniger langen Phase auf. Es kann sich hierbei um eine krankhafte Störung handeln, oftmals ist dies jedoch nicht der Fall. Die analoge Störung beim Mann wird als Impotenz bezeichnet.

Es kann in jeder Lebensphase zu Beeinträchtigungen der Sexualität kommen: Verminderte Libido (mangelndes sexuelles Verlangen), Störungen der sexuellen Erregung und Orgasmusstörungen gehören zu den sexuellen Dysfunktionen. Des Weiteren können durch sexuelle Aktivität bedingte Schmerzen auftreten.

[...]

Auswirkungen

Das einseitige mangelnde sexuelle Interesse kann zu weitreichenden Problemen in der Partnerschaft führen, etwa zu beidseitigen Unzulänglichkeits- und Minderwertigkeitsgefühlen, gegenseitigem Ausweichen, Schuldzuweisungen, aggressivem Verhalten, gegenseitiger Entfremdung bis hin zu Trennungsabsichten.

Um nicht als "frigide" zu gelten, täuschen manche Frauen Lustgefühle und einen Orgasmus vor, vergl. Vorgetäuschter Orgasmus."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Frigidit%C3%A4t. -- Zugriff am 29007-06-15]

tad ādita eva bhaktiśīlavaidagdhyakhyāpanena parijihīrṣet | prajānutpattau ca svayam eva sāpatnake codayet |2|

2.  Das suche sie von Anfang an zu vermeiden, indem sie Hingabe (bhakti), Charakter (śīla) und Schlauheit (vaidagdhya) beweist. Wenn sie aber kinderlos bleibt, dränge sie selbst ihn, eine Zweitfrau zu nehmen.

Kommentar:

nāyakacāpalaṃ vaidagdhyakhyāpanena | prajānutpattau svayam eva | anyathā tena kartavyam eva | sāpatnake codayet - kuru vivāham iti | dārikotpattāv apy ayam eva kramaḥ | strīparigrahasya putraphalakatvāt || Die Flatterhaftigkeit des Geliebten [suche sie zu vermeiden], indem sie Schlauheit beweist.  Wenn sie aber kinderlos bleibt, dränge sie selbst andernfalls muss er es tun, eine Zweitfrau zu nehmen mit den Worten: "heirate!". Dasselbe gilt, wenn sie nur Mädchen gebiert; da man eine Frau nimmt, um Söhne zu bekommen.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
adhividyamānā ca yāvac chaktiyogād ātmano 'dhikatvena sthitiṃ kārayet |3|

3. Wenn er zu ihr eine Zweitfrau nimmt, verschaffe sie dieser unter Aufbietung aller Kräfte eine Stellung die höher ist als ihre eigene.   

āgatāṃ caināṃ bhaginīvad īkṣeta | nāyakaviditaṃ ca prādoṣikaṃ vidhim atīva yatnād asyāḥ kārayet saubhāgyajaṃ vaikr̥tam utsekaṃ vāsyā nādriyeta |4|

4. Wenn die Zweitfrau ins Haus gekommen ist, betrachte sie diese wie eine Schwester. Sie lasse sie mit besonderem Eifer für den Abend so zurechtmachen, dass es der Liebhaber wahrnimmt. Sie beachte nicht, wenn jene wegen ihres Glücks wie verwandelt oder hochmütig ist.

Kommentar:

nāyakaviditam iti -- yathā nāyako jānāty anayā kāritam iti | [...] nādriyeta nāpekṣeta | abhibhavabhayāt || dass es der Liebhaber wahrnimmt -- so dass der Liebhaber erkennt, dass jene es getan hat [...] Sie beachte nicht sie schaue nicht darauf, aus Furcht, dass sie besiegt wird.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
bhartari pramādyantīm upekṣeta | yatra manyetārtham iyaṃ svayam api pratipatsyata iti tatrainām ādarata evānuśiṣyāt |5|

5. Wenn die Zweitfrau gegenüber dem Gatten nachlässig ist, blicke sie darüber hinweg. Wo sie meint, dass jene selbst das Ziel erreichen wird, darin belehre sie sie höflich.

Kommentar:

yatreti yasmin pramāde manyeta nāyakasaṃbhogārtham iyaṃ kṛtā sapatnī svayam eva pratipatsyate pramādo mā bhūd iti tatraināṃ snehakhyāpanārtham ādarato 'nuśiṣyāt punar mā kārṣīr iti || Wo = bei welcher Nachlässigkeit sie meint, dass jene zur Mitgattin gemachte selbst das Ziel, den Genuss des Liebhabers, erreichen wird, darin belehre sie sie, damit keine Nachlässigkeit geschieht, höflich: "Tu das nicht wieder!".
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

nāyakasaṃśrave ca rahasi viśeṣān adhikān darśayet |6|

6. Und sie bringe dem Geliebten unter vier Augen die besonderen Vorzüge der Zweitfrau zu Ohren.

Kommentar:

vieṣān iti kalāviśeṣān adhikān iti ye nāyakasya na darśitāḥ | taddarśane hy ubhāv api snihyataḥ || Vorzüge = Vorzüge in den Künsten, besonderen = die dem Geliebten noch nicht gezeigt wurden. Wenn dies gezeigt wird, lieben das nämlich beide.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
tadapatyeṣv aviśeṣaḥ | parijanavarge 'dhikānukampā | mitravarge prītiḥ | ātmajñātiṣu nātyādaraḥ | tajjñātiṣu cātisaṃbhramaḥ |7|

7. Gegen deren Kinder mache sie keinen Unterschied, gegen ihre Diener sei sie besonders gnädig, gegen ihre Freundesschar lieb; ihre eigenen Verwandten behandle sie nicht mit besonderer Aufmerksamkeit, die Verwandten der Zweitfrau umschwärme sie.

bahvībhis tv adhivinnā | avyavahitayā saṃsr̥jyeta |8|

8. Wenn er aber viele Frauen zu ihr hinzugenommen hat1: dann verbünde sie sich mit der Nächstjüngeren (ODER: mit der, von der sie nichts trennt).

Kommentar:

1 da adhvinnā nicht mit avyavahitayā durch Sandhi verbunden ist, ist nach adhivinā eine Sūtrabschnitt: bahvībhis tv adhivinnā gibt als eigenständiges Sūtra den Gegenstand der folgenden Sūtren an.

yāṃ tu nāyako 'dhikāṃ cikīrṣet tāṃ bhūtapūrvasubhagayā protsāhya kalahayet |9|

9. Diejenige aber, die der Liebhaber zur Favoritin machen will, stifte sie an, mit der früher Beglückten zu streiten.

tataś cānukampeta |10|

10. Dann bemitleide sie jene.

Kommentar:

anukampeta kalahitāṃ pracchanne samāśvāsayet kalahavardhanārtham || bemittleide die, gegen die sie zum Streit angestiftet hat, tröste sie heimlich, um den Streit zu vergrößern.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
tābhir ekatvenādhikāṃ cikīrṣitāṃ svayam avivadamānā durjanīkuryāt |11|

11. Mit den Mitgattinnen mach sie die schlecht, die er zur alleinigen Favoritinnen machen will; ohne aber selbst zu streiten.

nāyakena tu kalahitām enāṃ pakṣapātāvalambanopabr̥ṃhitām āśvāsayet |12|

12. Wenn aber der Geliebte mit jener streitet, tröste sie sie, indem sie ihre Seite unterstützt und sie so stärkt.

kalahaṃ ca vardhayet |13|

13. Und sie mehre den Streit.

mandaṃ vā kalaham upalabhya svayam eva saṃdhukṣayet |14|

14. Oder: wenn sie bemerkt, dass der Streit träge ist, entflamme sie ihn.

yadi nāyako 'syām adyāpi sānunaya iti manyeta tadā svayam eva saṃdhau prayateteti jyeṣṭhāvr̥ttam |15|

15. Wenn sie meint, dass der Geliebte auch jetzt noch jener geneigt ist, bemühe sie sich selbst um Frieden. -- So viel über das Verhalten der ältesten Gattin.


kaniṣṭhāvṛttaprakaraṇam

Kapitel über das Verhalten der jüngsten Gattin


kaniṣṭhā tu mātr̥vat sapatnīṃ paśyet |16|

16. Die jüngste Gattin betrachte die Mitgattin als Mutter.

jñātidāyam api tasyā aviditaṃ nopayuñjīta |17|

17. Sie gebe ohne deren Wissen nicht einmal ihrer Verwandten ein Geschenk.

ātmavr̥ttāntāṃs tadadhiṣṭhitān kuryāt |18|

18. Ihre eigenen Lebensumstände lasse sie ganz von jener beherrschen.

anujñātā patim adhiśayīta |19|

18. Mit Erlaubnis der ältesten Gattin schlafe sie ihm bei.nn

Kommentar:

anujñātā jyeṣṭḥayā dharmaprāpte 'dhiśayane patim adiśayīta |19| Mit Erlaubnis der ältesten Gattin = nachdem sie so auf rechtmäßige Weise den Beischlaf erworben hat, schlafe sie dem Gatten bei
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

na vā tasyā vacanam anyasyāḥ kathayet |20|

20. Sie hintertrage die Worte der ältesten Gattin keiner anderen.

tadapatyāni svebhyo 'dhikāni paśyet |21|

21. Deren Kinder ziehe sie ihren eigenen vor.

rahasi patim adhikam upacaret |22|

22. Im Verborgenen bediene sie den Gatten mehr als die anderen.

Kommentar:

rahasi śayane | Im Verborgenen = im Bett.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
ātmanaś ca sapatnīvikārajaṃ duḥkhaṃ nācakṣīta |23|

23. Und sie erzähle ihm nicht vom Leid, das ihr aus der feindlichen Gesinnung der Mitgattinnen entsteht.

Kommentar:

anyena tu kathayet || Sie lasse es aber von jemand anderem erzählen.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

patyuś ca saviśeṣakaṃ gūḍhaṃ mānaṃ lipset |24|

24. Sie trachte nach der besonderen, heimlichen Hochschätzung durch den Gatten.

anena khalu pathyadānena jīvāmīti brūyāt |25|

25. Sie sage: "Durch diese Hochschätzung lebe ich wie von einer Wegzehrung.

tat tu ślāghayā rāgeṇa vā bahir nācakṣīta |26|

26. Draußen erzähle sie aber von dieser Gunst nichts, weder aus Prahlerei noch im Affekt.

Kommentar:

rāgeṇa ceti sapatnīkrodhena | im Affekt = im Zorn über die Mitgattin.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
bhinnarahasyā hi bhartur avajñāṃ labhate |27|

27. Denn eine Frau, die Geheimnisse bricht, wird vom Gatten verachtet.

jyeṣṭhābhayāc ca nigūḍhasaṃmānārthinī syād iti gonardīyaḥ |28|

28. Gonardīya1 sagt: Und aus Furcht vor der ältesten Gattin strebe sie nach ganz heimlicher Ehrung.

Kommentar:

1 Gonardīya ist nach Kāmasūtra I,1,12 der Herausgeber des gesonderten Teils über das Eheleben auf der Grundlage eines Urkāmasūtra.

durbhagām anapatyāṃ ca jyeṣṭhām anukampeta nāyakena cānukampayet |29|

29. Sie zeige Mitleid, wenn die älteste Gattin unglücklich ist und keine Kinder hat, und die bringe den Geliebten dazu, Mitleid zu haben.

prasahya tv enām ekacāriṇīvr̥ttam anutiṣṭhed iti kaniṣṭhāvr̥ttam |30|

30. Hat sie aber über jene gesiegt, dann verhalte sie sich wie eine einzige Gattin. -- So viel über das Verhalten der jüngsten Gattin.

Kommentar:

jyeṣṭhākaniṣṭhayor madhyavartinīnāṃ pūrvāparāpekṣayā jyeṣṭhākanisniṣṭhāvṛttaṃ yojyam | Von den Gattinnen, die zwischen der Ältesten und der Jüngsten stehen, ist das Verhalten der Ältesten bzw. der Jüngsten anzuwenden, je nachdem es sich beim Gegenüber um eine ältere oder jüngere Gattin handelt.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

punarbhūprakaraṇam

Kapitel über die wiederverheiratete Witwe


Kommentar:

punarbhūr dvidhā -- kṣatayonir akṣatayoniś ca | tatrāntyā saṃskārārhatvāt kanyāyām evāntarbhūtā | yathoktam -- punar akṣatayonitvād ūhyate yā yathāvidhi iti | dvitīyāyā na saṃskāraḥ | svīkāra eva kevalam | sā ca loke 'paruddhikety ucyate | sā caivaṃvidhā śāstre 'nujñātaiva | yathāha vasiṣṭhaḥ -- manodattā vacodattā yā ca maṅgacchayācikā (?) udakasparśikā caiva yā ca pāṇigṛhītakā || agniṃ parigatā caiva punarbhūḥ prasavā ca yā || iti | atra pūrvāḥ ṣaḍ akṣatayonayaḥ | prasaveti kṣatayonir ity arthaḥ | tām evādhikṛtya vṛttam āha -- Es gibt zweierlei wiederverheiratete Witwen (punarbhū): entjungferte und nicht-entjungferte. Die letztere gehört zu den Mädchen, da sie noch fähig ist fürs Sakrament (saṃskāra) der Ehe. Wie es heißt: "Welche nach den Riten wieder geheiratet wird, da sie nicht entjungfert wurde." Für die andere Art verheirateter Witwen gibt es kein Sakrament der Ehe. Es gibt nur die Aneignung. Bei den Leuten heißt eine solche aparuddhikā (Ausgeschlossene). Eine solche wird auch im Lehrwerk erlaubt. Wie Vasiṣṭha sagt [in der überlieferten Fassung von Vasiṣṭha nicht enthalten]: "Punarbhū ist eine. die in Gedanken gegeben ist; eine, die mit Worten gegeben ist; eine maṅgacchayācikā (?), die unter Berührung von Wasser [als Rechtsakt des Schenkens] gegeben ist; eine, die bei der Hand ergriffen wurde; eine, die ums Feuer gegangen ist; eine, die geboren hat." In diesem Text sind die sechs zuerst genannten nicht-entjungfert, die, welche geboren hat, ist entjungfert - das ist der Sinn. Inbezug auf diese Entjungferte behandelt der Verfasser nun das Verhalten:
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

vidhavā tv indriyadaurbalyād āturā bhoginaṃ guṇasaṃpannaṃ ca yā punar vindet sā punarbhūḥ |31|

31. "Punarbhū" ist eine Witwe, die von der Schwäche ihrer Sinnlichkeit gepeinigt, einen wohlhabenden Mann voller Vorzüge findet.

"REMARRIAGE OF WIDOWS

Remarriage of widows - The word punarbhū is generally applied to a widow that has remarried. Before going into the detailed history of the remarriage of widows it is desirable to probe into the meaning of the word ' punarbhū' Nārada (strīpuṃsa, v. 45) says that there are seven sorts of wives (mentioned in order) who have been previously married to another man (parapūrvā); among them, the punarbhū is of three kinds and the svairiṇī (wanton woman) is of four kinds. The three punarbhūs are :

  1. a maiden whose hand was taken in marriage but whose marriage was not consummated; in her case the marriage ceremony has to be performed once more;
  2. a woman who first deserts the husband of her youth, betakes herself to another man and then returns to the house of her husband ;
  3. a woman who is given by the husband's relatives ( when the husband dies) to a sapiṇḍa of the deceased husband or a person of the same caste, on failure of brothers-in-law (this is niyoga and no ceremony is to be performed).

The four svairiṇīs are :

  1. a woman, whether childless or not, who goes to live with another man through love while the husband is alive;
  2. a woman who rejects after her husband's death his brothers and the like and unites herself with another through passion for him;
  3. a woman, coming from a foreign country or purchased with money or oppressed by hunger or thirst, gives herself to a man saying ' I am yours';
  4. a woman who is given to a stranger by the elders relying on the usages of the country, but who incurs the blame of wantonness (as the smṛti rules about niyoga are not observed by them or her).

Nārada says that each preceding one of the punarbhūs and svairiṇīs' enumerated is inferior to the next in order. Yāj. (1.67) does not give this elaborate classification; all he says is that a punarbhū is of two kinds, one whose marriage had not been consummated and another who has had sexual intercourse and that both have the marriage ceremony performed again (i.e. punarbhū is one who is ' punaḥ saṃskṛtā'); a svairiṇī is one who forsakes the husband whom she married when a maiden and lives with another man of the same caste through love for the latter. Viśvarūpa on Yāj. I. 67 remarks that the elaborate classification of Nārada and Śaṅkha (3 punarbhūs and 4 svairiṇīs) is not of much use, that it only indicates the various degrees of blame (or sin) attaching to them and is also meant to discriminate among prāyaścittas to be performed by those women. It is the second husband and the son of the second marriage that bear the appellation ' paunarbhava ' (pati or putra respectively) and not the first husband. Vide Śaṃ. Pr. pp. 740-41. The Sm. C. (I. p. 75 ) quotes a passage from Baudhāyana and certain verses of Kaśyapa.

According to Kaśyapa the seven kinds of punarbhū are :

  1. the girl who had been promised in marriage,
  2. one who was intended to be given,
  3. one on whose wrist the auspicious band was tied by the bride-groom,
  4. whose gift had been made with water ( by the father),
  5. whose hand was held by the bridegroom,
  6. who went round the fire,
  7. who had given birth to a child after marriage.

In the first five cases it is to be supposed that the bride-groom either immediately died or left the further prosecution of the marriage rites. Even such girls would be styled punarbhūs, when they married another person later on, though the first marriage was not complete because the saptapadī had not been performed. The sixth case is one of completed marriage (though it refers to only going round fire ).

Baudhāyana's seven varieties are slightly different, the first two being the same as Kaśyapa's : the others are

  • (3) one who went round the fire (with the bridegroom;
  • (4) one who took the seventh step;
  • (5) one who has had sexual intercourse ( either after marriage or even without it) ;
  • (6) one who has conceived;
  • (7) one who has borne a child

These meanings of the word punarbhū must be borne in mind when one meets with the word punarbhū in Vedic texts. That even the promise to give in marriage without the performance of any ceremonies was looked upon as tantamount in its consequences to marriage follows from the words of Sukanyā quoted above from the Śat. Br., where she had been only offered to the sage Cyavana by her father, but where no ceremonies had been performed as none are described or referred to therein. Manu (IX. 69-70) confines the rules of niyoga to a girl who was only promised (vāgdattā); while Vas. Dh. S. XVII. 72 speaks of the vāgdattā and one given with water as still a maiden, if no Vedic mantras have been repeated. Vas. Dh, S. XVII. 74 refers to the 4th variety of Baudhāyana. Yāj. I. 67 when he speaks of akṣatā refers to all the six varieties of Kaśyapa or the first four varieties of Baudhāyana and when he speaks of ' kṣatā' he refers to the seventh variety of Kaśyapa and the last three of Baudhāyana. Vas. Dh. S. 17. 19-20 describes paunarbhava as the son of a woman, who leaves the husband of her youth and after having lived with another person, re-enters the house of the husband or as the son of a woman who takes another husband after leaving an impotent, outcast or lunatic husband or after the death of the first husband. Baud. Dh. S. II. 2. 31 describes paunarbhava as the son of a woman who after abandoning an impotent or outcast husband goes to another husband. Nārada ( strīpuṃsa, v. 97), Parāśara IV. 30 and Agnipurāṇa 154. 5-6 have the same verse ' another husband is ordained for women in five calamities viz. when the husband is lost ( unheard of), is dead, has become a saṃnyāsin, is impotent or is patita. Great controversies have raged round this verse. Some like the Par. M. (II. part I. p. 53) give the easy explanation (always given about inconvenient texts) that this verse refers to the state of society in another yuga (age) and has no application to the Kali age. Others like Medhātithi (on Manu V. 157) explain that the word pati means only ' pālaka ' ( guardian). Medhātithi ( on Manu III. 10 and V. 163 ) is not dead against niyoga, but he is opposed to the remarriage of widows. Even the Smṛtyarthasāra (which belongs to about 1150 to 1200 A. D.) mentions several views viz. some hold that a girl may be married to another if the bride-groom dies before saptapadī, others hold that she may be remarried if the first husband dies before consummating the marriage, while still others are of opinion that if after marriage the husband dies before she begins to menstruate she may be remarried and some hold that remarriage is allowed before conception.

Āp. Dh. S. II.6. 13.3-4 condemns remarriage 'if one has intercourse with a woman who had already another husband, or with a woman on whom no marriage saṃskāra has taken place or who is of a different varṇa, then sin is incurred; in that case the son also is sinful'. Haradatta quotes Manu III. 174 and says that the son procreated on another's wife is called kuṇḍa if the husband is living, and golaka if the husband is dead. Manu V.162 is opposed to the remarriage of widows 'nowhere is a second husband declared for virtuous women;' so also Manu IX. 65 (' in the procedure of marriage there is no declaration about the remarriage of widows), Manu IX. 47 'a maiden can be given only once' and Manu VIII. 226 (the Vedic mantras used in pāṇigrahaṇa are applicable to maidens only) are opposed to the remarriage of widows. The Brahmapurāṇa and other purāṇas forbid remarriage of widows in the Kali age. The Saṃ. Pr. quotes a text of Kātyāyana to the effect that a girl, who has gone through the ceremony of marriage with a sagotra, may be married again and remarks that the text refers to the state of society in another yuga. This is the view of all the commentators and nibandha writers. Manu himself (in IX. 176) expressly allows the saṃskāra of remarriage in the case of a girl, whose first marriage has not been consummated or who left the husband of her youth, went to live with another and returned to the first husband. In this the author of the Manusmṛti probably only reiterates popular usage which was too much for him in spite of his own view (in V. 162) denouncing remarriages. So it may be taken that Manu does not forbid the use of mantras in remarriage, but holds that even after the mantras are recited the remarriage of a widow is not dharmya (approved). It is said in the Mahābhārata (Ādiparva 104. 34-37) that Dīrghatamas forbade remarriage and also niyoga. Manu himself speaks of the saṃskāra of a pregnant girl (IX. 172-173). Baud. Dh. S. IV. 1. 18, Vas. Dh. S. 17. 74, Yāj. I. 167 speak of the saṃskāra of remarriage (paunarbhava saṃskāra). Manu III. 155 and Yāj. I. 122 include the paunarbhava (the son of a punarbhū) among brāhmaṇas that are not to be invited at a śraddha. Aparārka (p. 97) quotes a passage from the Brahmapurāṇa itself which speaks of a fresh saṃskāra of marriage for a child widow or for one who was forcibly abandoned or carried away by somebody."

[Quelle: Kane, Pandurang Vaman <1880 - 1972>: History of Dharmasastra : (ancient and mediaeval, religious and civil law). -- Poona : Bhandarkar Oriental Research Institute. -- Bd. II, 1. -- 2. ed. -- 1974. -- S. 608 - 612.]

yatas tu svecchayā punar api niṣkramaṇaṃ nirguṇo 'yam iti tadā anyaṃ kāṅkṣed iti bābhravīyāḥ |32|

32. Wenn sie, weil der zweite Mann ohne Vorzüge ist, von diesem wieder weggeht, kann sie einen anderen begehren. -- So sagen die Anhänger Bābhravyas1.

Kommentar:

1 Bābhravya: nach Kāmasūtra I,1,10 Herausgeber eines Kāmasūtra in 150 Büchern.

saukhyārthinī sā kilānyaṃ punar vindeta |33|

33. Nach Glück verlangend kann sie wohl einen anderen finden.

Kommentar:

kileti vitarke | kilā (wohl) im Sinne einer Vermutung.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

 

guṇeṣu sopabhogeṣu sukhasākalyaṃ tasmāt tato viśeṣa iti gonardīyaḥ |34|

34. Bei Vorzügen samt Genuss liegt die Fülle des Glücks. Deshalb besteht ein Unterschied zu jenem. -- So Gonardīya1.

Kommentar:

yā tu punaḥ punar niṣkrāmaty asau veśyāviśeṣe 'ntarbhavati || Eine, die immer wieder davonlauft, fällt unter eine Kategorie von Huren.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

1 Gonardīya ist nach Kāmasūtra I,1,12 der Herausgeber des gesonderten Teils über das Eheleben der Grundlage eines Urkāmasūtra.

ātmanaś cittānukūlyād iti vātsyāyanaḥ |35|

35. Wenn er ihrem Herzen entspricht -- sagt Vātsyāyana.

Kommentar:

ātmanaś cittānukūlyād iti | saty api guṇavati bhogini cittaṃ cen nānukūlaṃ tathāpi na sukhasākalyaṃ tasmād ayam aparo viśeṣaḥ | tenoktalakṣaṇād agamyo 'nyo darśayati |35| Wenn er ihrem Herzen entspricht. Auch wenn er tugendhaft und wohlhabend ist, aber das Herzen der Frau nicht anspricht, dann ist das Glück nicht vollkommen. Deswegen ist das ein weiteres besonders Merkmal. Damit zeigt der Autor, dass sie zu keinem anderen gehen soll als einem, der das genannte Merkmal besitzt.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

sā bāndhavair nāyakād āpānakodyānaśraddhādānamitrapūjanādi vyayasahiṣṇu karma lipseta |36|

36. Durch Vermittlung ihrer Verwandten suche sie vom Geliebten kostspielige Leistungen (karma) zu erhalten, wie z. B.:

Kommentar:

āpānakaṃ madyagoṣṭhī | [...] mitrapūjanādīty ādiśabdāt svajanaṃ ca vastrādinā | Saufgelage = Geselligkeit bei Alkohol. [...] Wie z.B. das Wort ādi meint, ihre eigenen Leute mit Kleidung u.ä. [zu erfreuen].
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
ātmanaḥ sāreṇa vālaṃkāraṃ tadīyam ātmīyaṃ vā bibhr̥yāt |37|

37. Oder sie er unterhalte seinen oder ihren eigenen Schmuck mit ihrem eigenen Vermögen.

Kommentar:

ātmanaḥ sāreṇa veti | madhyamādhamā sāvadhānībhūya dhārayed ity arthaḥ |37| Oder mit ihrem eigenen Vermögen - das bedeutet: als mittlere oder niedrigste Gattin halte sie ihn voll Aufmerksamkeit aus.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

prītidāyeṣv aniyamaḥ |38|

38. Bei aus Liebe Geschenktem gibt es keine Beschränkung.

svecchayā ca gr̥hān nirgacchantī prītidāyād anyan nāyakadattaṃ jīyeta | niṣkāsyamānā tu na kiṃcid dadyāt |39|

39. Wenn sie aus eigenem Willen aus dem Heim wegzieht, dann soll sie um etwas anderes vom Geliebten Geschenktes, nicht  das aus Liebe Geschenkte,  gebracht werden. Wird sie aber vertrieben, braucht sie nichts zu geben.

Kommentar:

nāyakadattaṃ lohakṣuraṃ jīyeta dāpyeta || vom Geliebten Geschenktes = eisernes Rasiermesser [sic!] um ... gebracht werden = man soll sie herausgeben lassen.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

sā prabhaviṣṇur iva tasya bhavanam āpnuyāt |40|

40. Sie besetzte sein Heim wie ein Herrscher.

kulajāsu tu prītyā varteta |41|

41. Mit den Frauen aus guter Familie sei sie lieb.

dākṣiṇyena parijane sarvatra saparihāsā mitreṣu pratipattiḥ | kalāsu kauśalam adhikasya ca jñānam |42|

42. Dem Gesinde gegenüber sei sie liebenswürdig, allseits scherzend, zu den Freunden verhalte sie sich ehrfurchtsvoll. Sie sei geschickt in den Künsten und wisse überdurchschnittlich viel.

kalahasthāneṣu ca nāyakaṃ svayam upālabheta |43|

43. Bei Anlass zu Streit tadle sie selbst den Geliebten.

Kommentar:

kalahasthāneṣv iti upacitacchedaḥ svairiṇīsaṃsargo dvirātrāgamanaṃ vāsakān niṣkramaṇaṃ cety asyāḥ kalahasthānāni | Bei Anlass zu Streit.

Anlässe zum Streit sind für sie

  • häufiges Getrenntsein
  • Umgang mit erotisch freizügigen Frauen (svairiṇī)
  • zZwei Nächte ohne Geschlechtsverkehr
  • Auszug aus dem Schlafgemach
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

rahasi ca kalayā catuḥṣaṣṭyānuvarteta | sapatnīnāṃ ca svayam upakuryāt | tāsām apatyeṣv ābharaṇadānam | teṣu svāmivad upacāraḥ | maṇḍanakāni veṣān ādareṇa kurvīta | parijane mitravarge cādhikaṃ viśrāṇanam | samājāpānakodyānayātrāvihāraśīlatā ceti punarbhūvr̥ttam |44|

44. Im Intimen gehe sie mittels der 64fachen Kunst vor. Und den Mitgattinnen helfe sie selbst; deren Kindern schenke sie Schmuck; sie betrage sich ihnen gegenüber wie Herren; sie schmücke und kleide sich rücksichtsvoll; zu Gesinde und Freunden sei sie enorm freigebig; sie mache Gesellschaften, Saufgelage, Gartenfeste, Prozessionen und Vergnügungen zur Gewohnheit. -- So viel über das Verhalten der wiederverheirateten Wittwe.

Kommentar:

rahasi ceti nāyakaṃ śayanāgataṃ | kalayety āliṅganādibhiḥ puruṣopasṛptāntaiḥ | Im Intimen = gegenüber dem Geliebten im Bett. Mit der Kunst angefangen von Umarmen bis zum Sexualakt des Mannes.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

durbhagāvṛttaprakaraṇam

Kapitel über die unglückliche Gattin.


durbhagā tu sāpatnakapīḍitā yā tāsām adhikam iva patyāv upacaret tām āśrayet | prakāśyāni ca kalāvijñānāni darśayet | daurbhāgyād rahasyānām abhāvaḥ |45|

45. Eine unglückliche Gattin aber, die unter der Vielweiberei Qualen leidet, schließe sich derjenigen unter den Gattinnen an, die an den Gatten sozusagen bevorzugt herankommt. Und sie zeige offen ihre Kenntnisse in den Künsten. Wegen ihres Unglücks soll sie nichts verbergen.

nāyakāpatyānaṃ dhātreyikāni kuryāt |46|

46. Den Kindern des Geliebten leiste sie die Dienste einer Milchschwester.

Kommentar:

dhātreyikāny abhyañjanodvartanasnapanādīni |46| Dienste einer Milchschwester z.B. Einsalben, Einreiben, Baden.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
tanmitrāṇi copagr̥hya tair bhaktim ātmanaḥ prakāśayet |47|

47. Und sie gewinne seine Freunde und lasse ihm durch diese ihre Hingabe offenbaren.

dharmakr̥tyeṣu ca puraścāriṇī syād vratopavāsayoś ca |48|

48. Bei religiösen Handlungen gehe sie stets voran, ebenso bei Gelübden und Fasten.

Kommentar:

dharmakṛtyeṣu śrāddhādiṣu puraścāriṇī prārambhikā syāt| Bei religiösen Handlungen wie z.B. śrāddha gehe sie stets voran = mache den Anfang.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
parijane dākṣiṇyam | na cādhikam ātmānaṃ paśyet |49|

49. Dem Gesinde gegenüber sei sie liebenswürdig. Sich selbst betrachte sie nicht als etwas Besonderes.

śayane tatsātmyenātmano 'nurāgapratyānayanam |50|

50. Im Bett erwidere sie seine Leidenschaft so, wie es seine Eigenart ist.

Kommentar:

yathaiva nāyako 'bhyuṅkte tathaivānicchanty apy ātmano 'nurāgaṃ ā tṛptiṃ pratyānayet || Wie der Liebhaber beginnt, so erwidere sie seine Leidenschaft bis zu seiner Befriedigung, auch wenn sie es nicht mag.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
na copālabheta vāmatāṃ ca na darśayet |51|

51. Nicht tadle sie ihn und sei nicht abweisend.

Kommentar:

vāmatāṃ prātikūlyam aṅgagūhanena na darśayet || abweisend = sie zeige keine Abneigung durch Verbergen ihrer Glieder.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

yayā ca kalahitaḥ syāt kāmaṃ tām āvartayet |52|

52. Wenn er mit einer Gattin im Streit ist, dann beeinflusse sie ihn, dass er diese wieder liebt.

Kommentar:

anenāpi prakāreṇa mamabhimukhaḥ syāt || "Auf diese Weise wird er sich mir zuwenden."
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
yāṃ ca pracchannāṃ kāmayet tām anena saha saṃgamayed gopayec ca |53|

53. Wenn er eine Frau heimlich liebt, dann bringe sie diese mit ihm zusammen und verberge sie.

Kommentar:

yāṃ pracchannāṃ parastriyaṃ kāmayet | Wenn er eine Frau heimlich  = die Frau eines anderen liebt.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

yathā ca pativratātvam aśāṭhyaṃ nāyako manyeta tathā pratividadhyād iti durbhagāvr̥ttam |54|

54. Sie richte es so ein, dass der Geliebte an ihre Gattentreue und Redlichkeit glaubt. -- So viel über das Verhalten der unglücklichen Gattin.


antaḥpurikavṛttaprakaraṇam

Kapitel über das Verhalten im Harem


Kommentar:

tatra nāyako dvividhaḥ -- rājanyako jānapadaś ca | tatra pūrvam adhikṛtyāntaḥpurikam ucyate | antaḥpure bhavaṃ vṛttam āntaḥpurikam | Hier ist der Liebhaber von zweierlei Art: von königlichem Stand und aus dem Volke. Inbezug auf den Erstgenannten spricht man von āntaḥpurika. āntahpurika ist der Zustand, das Verhalten im Harem.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.


Abb.: Ein Harem macht satī, d.h. folgt dem verstorbenen Herrscher auf den Scheiterhaufen: jede Hand steht für eine Witwe, man beachte die Hierarchie, Jodhpur (जोधपुर), Rajasthan (राजस्थान), Mehrangarh Fort
[Bildquelle: pinreader. -- http://www.flickr.com/photos/pinreader/494336317/. -- Zugriff am 2007-06-14. -- NamensnennungKeine kommerzielle NutzungKeine BearbeitungCreative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)]

antaḥpurāṇāṃ ca vr̥ttam eteṣv eva prakaraṇeṣu lakṣayet |55|

55. Das Verhalten der Haremsfrauen1 ersehe man aus diesen Abschnitten.

Kommentar:

1 wörtl.: "der Harems". antaḥpura = Intimgemach des Palastes = "Harem"

moderne (vom Islam kommende Bezeichnung): Zenana (Urdu: زنانه, Hindi: ज़ेनाना)

"Coming from the Arab tradition, the harîm حريم (compare haram) is the part of the household forbidden to male strangers. The world knows the harem by way of the Ottoman Empire (دولت عالیه عثمانی). The word itself means privacy that is very respected and honoured.

In Western languages such as English, this term refers collectively to the women in any polygynous household as well as to the "no men allowed" area, or in more modern usage to a number of women followers or admirers of a man.

In other Western languages, the term seraglio - from an Italian variant of Persian saraay (سرای), meaning 'palace, enclosed courts' - has much the same connotations.

Word history

The word has been recorded in the English language since 1634, via the Turkish harem, from the Arabic haram (forbidden), originally entailing "women's quarters," literally: "something forbidden or kept safe," from the root harama: "he guarded, forbade." The triconsonantal H-R-M is common to Arabic words entailing forbidden. The word is cognate to the Hebrew herem, rendered in Greek as ’anáthema when it applies to excommunication pronounced by the Jewish Sanhedrin (סנהדרין) court - all these words mean that an object is "sacred" or "accursed".

Female privacy in Islam is very respected and honoured, to the extent that any unlawful breaking into that privacy is harām (forbidden).


Contrary to the common belief, a Muslim harem does not necessarily consist solely of women with whom the head of the household has sexual relations (wives and concubines), but also their young offspring; and it may either be a palatial complex, as in Romantic tales, in which case it includes staff (women and eunuchs), or simply their quarters, in the Ottoman tradition separated from the men's selamlik.

History

The harem of the Turkish Great Sultan, which was in the Topkapı Palace seraglio, typically housed several hundred - at times over a thousand - women including wives. It also housed the Sultan's mother, daughters and other female relatives, as well as eunuchs and slave girls to serve the aforementioned women. During the later periods, the sons of the Sultan also lived in the Harem until they were sixteen, when it might be considered appropriate for them to appear in the public and administrative areas of the palace. The Topkapı Harem was, in some senses, merely the private living quarters of the Sultan and his family, within the palace complex.

It is claimed that harems existed in Persia under the Ancient Achaemenids (هخامنشیان) and later Iranian dynasties (The Sassanid (ساسانیان) Chosroes II (خسرو پرویز) reportedly had a harem of 3,000 wives, as well as 12,000 female slaves) and lasted well into the Qajar (قاجاری) dynasty. The women of the royal harem played important though underreported roles in Iranian history, especially during the Iranian Constitutional Revolution. However, this claim is disputed by some Persian historians.

Harem is also the usual English translation of the Chinese language term hougong, 後宮—literally meaning "the palaces behind." Hougong are large palaces for the Chinese emperor's consorts, concubines, female attendants and eunuchs. The women who lived in an emperor's hougong sometimes numbered in the thousands.

Some Muslims assert that Islam never prescribes the use of harems, and that they (re)emerged rather as part of Ottoman culture, as the institution pre-dates Islam and even Christianity (obviously under other names).

The institution of the harem exerted a certain fascination on the European imagination, especially during the Age of Romanticism (see also Orientalism), due in part to the writings of the adventurer Richard Francis Burton. Many Westerners imagined a harem as a brothel consisting of many sensual women lying around pools with oiled bodies, with the sole purpose of pleasing the powerful man to whom they had given themselves. Much of this is recorded in art from that period, usually portraying groups of attractive women lounging by spas and pools.

A centuries-old theme in Western culture is the depiction of European women forcibly taken into Oriental harems - evident for example in the Mozart opera Die Entführung aus dem Serail ("The Abduction from the Seraglio") concerning the attempt of the hero Belmonte to rescue his beloved Konstanze from the seraglio/harem of the Pasha Selim.

The same theme was and still is repeated in numerous historical novels and thrillers. For example "Angélique and the Sultan", part of the bestselling French series by Sergeanne Golon, in which a 17th Century French noblewoman is captured by pirates, sold to the King of Morocco and installed in his harem, stabs the king with his own dagger when he tries to have sex with her and stages a dramatic and successful escape."

[Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Harem. -- Zugriff am 2007-06-14]


Abb.: Ein Riesenharem: Hawa Mahal (हवामहल) - Palast der Winde, Jaipur, 2006
[Bildquelle: zadeus. -- http://www.flickr.com/photos/zadeus/291631251/. -- Zugriff am 2007-06-14. -- NamensnennungWeitergabe unter gleichen BedingungenCreative Commons Lizenz (Namensnennung)]

"Hawa Mahal (हवामहल) („Palast der Winde") ist ein architektonisch außergewöhnlicher Palast in Jaipur (Hindi: जयपुर, Urdu: جے پور) (Indien). Es wurde 1799 erbaut und ist als Sehenswürdigkeit überregional bekannt.

Das Bauwerk befindet sich östlich des Stadtpalastes in der Altstadt.

Das fünfstöckige Gebäude mit der wabenartigen Fassade besteht aus rotem und rosa Sandstein mit Verzierungen aus Branntkalk und diente einzig und allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein. Die Fassade zur Straße enthält 953 kleine, kunstvoll gestaltete und vergitterte Fenster, die eine ständige Luftzirkulation gewährleisten, daher der Name „Palast der Winde" (hawa = Wind). Die Gitterfenster ermöglichten es den Frauen des Hofes, unbeobachtet das Treiben auf der Straße verfolgen zu können. Ein Luftschloss, welches wohl am besten den verschwenderischen Lebensstil der Rajputenfürsten dokumentiert."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hawa_Mahal. -- Zugriff am 2007-06-14]

mālyānulepanavāsāṃsi cāsāṃ kañcukīyā mahattarikā vā rājño nivedayeyur devībhiḥ prahitam iti |56|

56. Ihre Haremsaufseher oder Kammerzofen sollen dem König Kränze, Salbe und Gewänder überbringen mit den Worten: "Von den Königen wird das dargebracht."

tad ādāya rājā nirmālyam āsāṃ pratiprābhr̥takaṃ dadyāt |57|

57. Der König nehme es an und gebe ihnen vom Opfer übriggebliebene Blumen (nirmālya)1 als Gegengeschenk.

Kommentar:

1 nirmālya: "die (für rein geltenden) Überbleibsel von einem Opfer, die preisgegeben werden; insbes. Blumen, die von einer Opferzeremonie übriggeblieben sind" (Petersburger Wörterbuch s.v.); Ist das Blumen-Gegenstück zu prasāda (prasād).


Abb.: nirmālya, erhalten in einem Tempel in Bangalore, 2006
[Bildquelle: mattlogelin. -- http://www.flickr.com/photos/mattlogelin/107733919/. -- Zugriff am 2007-06-15. -- NamensnennungKeine kommerzielle NutzungCreative Commons Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung)]

alaṃkr̥taś ca svalaṃkr̥tāni cāparāhṇe sarvāṇy antaḥpurāṇy aikadhyena paśyet |58|

58. Geschmückt besichtige er am Nachmittag auf ein Mal alle wohlgeschmückten Haremsdamen.

tāsāṃ yathākālaṃ yathārhaṃ ca sthānamānānuvr̥ttiḥ saparihāsāś ca kathāḥ kuryāt |59|

59. Zeit (Anciennität) und Würde entsprechend gewähre er ihnen Platz und Achtung und unterhalte sich fröhlich.

tadanantaraṃ punarbhuvas tathaiva paśyet |60|

60. Danach besichtige er auf gleiche Weise die wiederverheirateten Witwen.

tato veśyā ābhyantarikā nāṭakīyāś ca |61|

61. Dann die zum Harem gehörigen Huren und die Schauspielerinnen.

Kommentar:

ābhyantarikā antaḥpurikā | ābhyantarikā = zum Harem gehörige
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

tāsāṃ yathoktakakṣāṇi sthānāni |62|

62. Der Plätze sind die ihnen zugewiesenen Geheimgemächer (kakṣa)1.

Kommentar:

1 kakṣa = Versteck, also Geheimgemach (nicht "Galerie" wie Schmidt und Mylius übersetzen). Der Kommentar denkt an einen konzentrischen Aufbau des Harems mit den Königinnen in der Mitte und den Schauspielerinnen im äußersten Teil:

yathoktakakṣānīti madhye devīnāṃ sthānam | tato bahiḥ kakṣe punarbhuvām tato bahir veśyānām | tato 'pi nāṭakīyānām iti || die ihnen zugewiesenen Geheimgemächer: in der Mitte [des Harems] ist der Platz der Königinnen, im Geheimgemach außerhalb von diesem ist der Platz der wiederverheirateten Witwen, außerhalb von diesem der der Huren, dann der der Schaupielerinnen.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
vāsakapālyas tu yasyā vāsako yasyāś cātīto yasyāś ca r̥tus tatparicārikānugatā divā śayyotthitasya rājñas tābhyāṃ prahitam aṅgulīyakāṅkam anulepanam r̥tuṃ vāsakaṃ ca nivedayeyuḥ |63|

63. Die Kammerfrauen (vāsakapālī) sollen dem König, wenn er sich am Tage2 vom Bett erhebt, die von diesen übergebene, mit dem Fingerring versiegelte Salbe überreichen und ihm mitteilen, welche Frau ihre fruchtbaren Tage (ṛtu) hat und welche an der Reihe2 ist. Sie sollen dabei begleitet werden von den Dienerinnen der Frauen, die an der Reihe2 ist, die an der Reihe war, und die ihre fruchtbaren Tage hat3.

Kommentar:

1 am Tage

divā śayyotthitasya -- bhuktvā śayitotthitasya | wenn er sich am Tage vom Bett erhebt = wenn er sich nach der Mahlzeit vom Bett erhebt.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

2 die an der Reihe ist: wörtl.: "bei der sein Schlafgemach (vāsaka) ist"

3 damit ist Objektivität und Gerechtigkeit gewährleistet:

Zu ṛtu siehe Manu III, 45-48: danach dauert ṛtu 16 Tage (nach der alternativen Übersetzung: 20 Tage) ab Beginn der Monatsblutung, an den ersten vier Tagen nach Beginn der Blutung ist Geschlechtsverkehr verboten (Nach der alternativen Übersetzung: an den ersten acht (4 + 4) Tagen), ebenso am 11. (bzw. 15.) und 13. (bzw. 18.) Tag. An geraden Tagen empfängt die Frau Söhne, an ungeraden Töchter. Für das Folgende wird ein Ṛtu von insgesamt 16 Tagen (nicht die Alternativübersetzung) angenommen, wie es auch die meisten einheimischen Kommentare tun, und was also die vorherrschende Auffassung gewesen ist.

Da der Eisprung 14 Tage vor dem Beginn der Monatsblutung liegt, ist bei dieser Bestimmung der fruchtbaren Periode Fruchtbarkeit beinahe "garantiert" für einen Abstand der Monatsblutungen von 19 bis 30 Tagen. Die verbotenen Tage (11. und 13.) verbessern die Wahrscheinlichkeit für Geschlechtsverkehr am 12. und 14. Tag, d.h. die Empfängniswahrscheinlichkeit bei einem Zyklus von 28. Tagen (die Lebensdauer der Spermien in der Frau beträgt ca. 3 Tage). Diese Bestimmungen sind als sozusagen positiver Einsatz von Knaus-Ogino.

Abb.: "Graphische Darstellung für die Berechnung der fruchtbaren Tage nach OGINO bei 26- bis 30tägigen Zyklusintervallen; gelbe Kästchen: maximale Lebensdauer der Spermien; blaue Kästchen: »Ovulationstermin«; a) 26tägiges Zyklusintervall: fruchtbare Tage vom 8. bis 15. Zyklustag; b) 30tägiges Zyklusintervall: fruchtbare Tage vom 12. bis 19. Zyklustag. Der untenstehende Pfeil #(pfb) gibt die fruchtbaren Tage für Zyklusintervalle von 26 bis 30 Tagen an = 8. bis 19. Zyklustag" [Quelle für Text und Bild: Roche Lexikon Medizin. --  4.Auflage. -- München :  Urban & Fischer Verlag, ©1984. -- Online: http://www.gesundheit.de/roche/ro20000/r20172.html. -- Zugriff am 2003-12-16]

ṛtukālābhigāmī syāt svadāranirataḥ sadā |
parvavarjaṃ vrajec caināṃ tadvrato ratikāmyayā |45|

ṛtuḥ svābhāvikaḥ strīṇāṃ rātrayaḥ ṣoḍaśa smṛtāḥ |
caturbhir itaraiḥ sārdham ahobhiḥ sadvigarhitaiḥ |46|

tāsām ādyāś catasras tu ninditaikādaśī ca yā |
trayodaśī ca śeṣās tu praśastā daśarātrayaḥ |47|

yugmāsu putrā jāyante striyo 'yugmāsu rātriṣu |
tasmād yugmāsu putrārthī saṃviśed ārtave striyam |48|

45. Er sei stets zufrieden mit seiner eigenen Frau und habe mit ihr Geschlechtsverkehr währen ihres Ṛtu. Mit Ausnahme der Mondwechsel-Tage mag er zu ihr gehen, wenn er Sex begehrt.

46. Der natürliche Ṛtu der Frauen dauert 16 Nächte, inklusive der vier anderen Tage, an denen die Guten Geschlechtsverkehr tadeln.

Alternative Übersetzung: Der natürliche Ṛtu der Frauen dauert 16 Nächte, zusätzlich der vier anderen Tage, an denen die Guten Geschlechtsverkehr tadeln.

47. Unter diesen (16) Tagen wird Geschlechtsverkehr in den ersten vier Nächten, der 11. und der 13. Nacht getadelt, Geschlechtsverkehr an den restlichen zehn Nächten wird empfohlen.

48. Bei in geraden Nächten werden Söhne empfangen, in ungeraden Nächten Frauen. Wer also Söhne wünscht, soll mit seiner Frau in geraden Nächten während der fruchtbaren Tage Geschlechtsverkehr haben.

Manu III, 45-48

tatra rājā yad gr̥hṇīyāt tasyā vāsakam ājñāpayet |64|

64. Der König nehme dabei eine versiegelte Salbe an und bestimme die Frau so für den Beischlaf.

Kommentar:

yad gṛhṇīyāditi -- yadīyam aṅgulīyakam || welches er annimmt = das Versiegelte von welcher
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
utsaveṣu ca sarvāsām anurūpeṇa pūjāpānakaṃ ca | saṃgītadarśaneṣu ca |65|

65. Und bei Festen gebe es für alle Frauen entsprechende Ehrung und Trinkgelage; ebenso bei Konzerten und Schauspielen.

antaḥpuracāriṇīnāṃ bahir aniṣkramo bāhyānāṃ cāpraveśaḥ | anyatra viditaśaucābhyaḥ | aparikliṣṭaś ca karmayoga ity āntaḥpurikam |66|

66. Die Frauen, die sich im Harem aufhalten, dürfen nicht hinausgehen, und die draußen haben keinen Zutritt. Ausgenommen sind solche, deren Reinheit bekannt ist. So ist die Ausführung der Handlungen unbelästigt. -- So viel über das Verhalten im Harem.


puruṣasya bahvīṣu pratipattiḥ

Eines Mannes Umgang mit vielen Frauen


Kommentar:

yathā rājño bahvayaḥ striyas tathā janapadasyāpi bhavantīti puruṣasya bahvīṣu pratipattir ucyate | Wie ein König viele Frauen hat, so kann auch einer aus dem Volke viele Frauen haben. Darum wird jetzt "eines Mannes Umgang mit vielen Frauen" behandelt.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
bhavanti cātra ślokāḥ ---
 
Hierzu gibt es folgende Verse:

puruṣas tu bahūn dārān
samāhr̥tya samo bhavet |
na cāvajñāṃ cared āsu
vyalīkān na saheta ca |67|

67. Ein Mann, der viele Frauen gesammelt hat, behandle sie gleich, missachte keine und dulde keine Tücke.

Kommentar:

Versmaß: Śloka

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na cāvajñāṃ cared iti -- guṇarūparahitāsv api tiraskāraṃ na kurvīta | missachte nicht = vernachlässige auch die Frauen nicht, die ohne Vorzüge oder Schönheit sind.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
ekasyāṃ yā ratikrīḍā
vaikr̥taṃ vā śarīrajam |
visrambhād vāpy upālambhas
tam anyāsu na kīrtayet |68|

68. Er plaudere den anderen Frauen nicht aus

Kommentar:

Versmaß: Śloka

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na dadyāt prasaraṃ strīṇāṃ
sapatnyāḥ kāraṇe kvacit |
tathopālabhamānāṃ ca
doṣais tām eva yojayet |69|

69. Aus Anlass einer Mitgattin lasse den Frauen niemals freien Lauf. Wenn eine derart tadelt, dann gebe er gerade ihr die Schuld.

Kommentar:

Versmaß: Śloka

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doṣais tām eva yojayet tavaiva doṣo na tasyā iti || gebe er gerade ihr die Schuld  "Es ist dein Fehler, nicht ihrer!"
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.
anyāṃ rahasi visrambhair
anyāṃ pratyakṣapūjanaiḥ |
bahumānais tathā cānyām
ity evaṃ rañjayet striyaḥ |70|

70. Er beglücke die Frauen

Kommentar:

Versmaß: Śloka

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rahasi viśvāsair yā lajjāvatī | pratyakṣapūjanair yā sapatnīṣu paṅktim icchati | bahumānair yā manasvinī |70| im Geheimen durch Vertrauensbeweise eine Schamhafte; durch offene Verehrung eine, welche unter den Nebenfrauen ein Defilee wünscht, durch Wertschätzung eine Kluge.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.

udyānagamanair bhogair
dānais tajjñātipūjanaiḥ |
rahasyaiḥ prītiyogaiś cety
ekaikām anurañjayet |71|

71. Die Liebe jeder einzelnen fördere je nachdem

Kommentar:

Versmaß: Śloka

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yuvatiś ca jitakrodhā
yathāśāstrapravartinī |
karoti vaśyaṃ bhartāraṃ
sapatnīś cādhitiṣṭhati |72|

72. Eine junge Frau, die ihre Erbostheit überwunden hat und gemäß diesem Lehrwerk vorgeht, macht sich den Gatten untertan und steht über den Mitgattinnen.

Kommentar:

Versmaß: Śloka

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c: Vipulā !

yathāśāstrapravartinīti yad yasyāḥ śāstram ekacāriṇījyeṣṭhādivṛttam | gemäß diesem Lehrwerk vorgeht = was für welche das im Lehrwerk gelehrte Verhalten für die einzige Frau, für die älteste Frau usw. ist.
Yaśodhara: Jayamaṅgalāṭīkā z. St.