Regeln zur Erfassung von Metadaten (Descriptive Cataloguing)

metadatenlog.gif (32768 Byte)

Erfassung von Metadaten einer buddhistischen Schrift (Brettchenweberei, Birma 19. Jhdt.)

3. Zugangspunkte und ihre Normierung (access points, organizing elements)


von Margarete Payer

mailto: payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942-->: Regeln zur Erfassung von Metadaten = Descriptive cataloguing. -- 3. Zugangspunkte und ihre Normierung (access points, organizing elements). -- Fassung vom 2004-03-17. -- URL: http://www.payer.de/metadaten/metadaten03.htm

Entwurf, erstmals veröffentlicht: 02.11.98

Überarbeitungen: 2004-03-17 [Korrekturen];.2000-11-16; 1999-11-02

Anlass: Lehrveranstaltung Formalerschließung für den Studiengang Informationsmanagement an der HdM, Stuttgart

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.


Sachtitel und Zusätze, weitere Sachtitel

Es ist immer der Zugang über den für das Objekt wesentlichen Sachtitel (Hauptsachtitel) zu gewährleisten. Unter weiteren Sachtiteln bzw. Sachtitelteilen können weitere Zugänge angeboten werden.

Für die Aufbereitung ist zu beachten:


Originaltitel

Im allgemeinen ist der Originaltitel der Sachtitel der ersten Ausgabe eines Werkes in der Originalsprache. 

Ein Originaltitel, den man ermittelt hat, ist in jedem Fall anzugeben, und er ist wie ein Sachtitel aufzubereiten. 


Der Anlass

In folgenden Fällen ist der Anlass für eine Schrift für die Suche aufzubereiten (Die Angabe eines Anlasses findet sich oft im Sachtitel oder im Zusatz):

  1. Festschrift für Personen und Körperschaften: eine solche Festschrift soll suchbar sein unter dem Namen des Gefeierten bzw. der gefeierten Körperschaft und der Angabe "Festschrift" [Festschrift Max Müller]
  2. Veranstaltungen (Kongresse, Tagungen, Symposien u.ä.) müssen suchbar sein unter: Name des Kongresses mit eventueller Zählung, Jahr, Veranstaltungsort; unter abweichenden Namen (insbesondere Namen in anderen Sprachen bei internationalen Kongressen). Da der Kunde sich den Namen einer Veranstaltung nicht unbedingt merkt, muss es möglich sein, unter dem Veranstaltungsort und/oder Jahr zu suchen.
  3. Ausstellungen müssen suchbar sein unter dem Thema der Ausstellung mit eventueller Zählung, Jahr, Veranstaltungsort. Aber auch z.B. bei Ausstellungen der Werke eines Künstlers unter dem Namen dieses Künstlers.

Verantwortliche Personen

Mindestens unter dem ersten Verfasser und/oder dem ersten Herausgeber ist der Zugang zu gewährleisten. Wie weit weitere Personen auch mit unterschiedlichen Funktionen nachgewiesen werden, hängt von den Bedürfnissen der Institution ab. In einem Forschungsinstitut kann es z.B. durchaus sinnvoll sein, dass alle an einem Report beteiligten Personen nachgewiesen werden sollen.

Je nach Bedarf kann man die Personen nach ihren Funktionen unterscheiden, z.B. Hrsg., Illustrator u.ä.

Personennamen sind zu normieren, d.h. pro Person muss eine eindeutige Namensform festgelegt werden, damit man die Schriften einer Person zusammen finden kann. Abweichende Namensformen müssen mit der gewählten Namensform verknüpft werden. Es empfiehlt sich für die Normierung der Namen vorhandene Normdateien zu nutzen, z.B. PND.

Grundregel für die Normierung: Liegen mehrere Namen oder Namensformen für dieselbe Person vor, wird sie unter dem von ihr selbst am häufigsten gebrauchten Namen bzw. der am häufigsten gebrauchten Form normiert, im Zweifelsfall unter dem zuerst vorliegenden Namen und in der zuerst vorliegenden Form. Welchen Namen bzw. welche Namensform eine Person am häufigsten gebraucht, sollte man in den originalsprachigen Ausgaben ihrer Werke feststellen. Ist das nicht möglich oder nicht eindeutig, behandele man den Namen so, wie es in dem Land üblich ist, in dem die Person Staatsbürger ist. Zur Unterscheidung gleichnamiger Personen verwende man möglichst Lebensdaten.

Bei modernen Familiennamen in Staaten mit europäischen Sprachen können folgende Probleme auftreten:

  1. Familiennamen mit Präfixen und Konjunktionen (Problem: sollen diese Präfixe und Konjunktionen zum Familiennamen gezogen werden?)
  2. Familiennamen mit Verwandtschaftsbezeichnungen

Verantwortliche Körperschaften

Mindestens unter der ersten Körperschaft, die Verfasser ist, bzw. unter der ersten Körperschaft, die Herausgeber ist, ist der Zugang zu gewährleisten.

Wie bei Personen sind die Körperschaftsnamen zu normieren und abweichende Namensformen zu verknüpfen. Man verwende nach Möglichkeit die Gemeinsame Körperschaftsdatei -- GKD oder, wenn englische Ansetzungen gewünscht sind, die Authority List der Library of Congress. Kann man auf eine solche Normdatei nicht zurückgreifen bzw. ist die gewünschte Körperschaft noch nicht in dieser Datei, sind folgende Regeln zu beachten (passend zur Gemeinsamen Körperschaftsdatei).

Grundregel der Normierung: Körperschaften sind nach Möglichkeit unter ihrem offiziellen Namen zu normieren. Dabei treten u.a. folgende Probleme auf:

  1. Kurzformen sollten nicht für die Ansetzung verwendet werden
  2. Gibt es mehrere offizielle Namen insbesondere bei internationalen Körperschaften, nehme man bei internationalen Körperschaften, die einen offiziellen Namen in englischer Sprache haben, den englischen Namen sonst den deutschen
  3. Ändert sich der Name der Körperschaft, verknüpfe man zum früheren bzw. späteren Namen der Körperschaft
  4. Zur Unterscheidung gleichnamiger Körperschaften verwende man Ordnungshilfen: bei Körperschaften, die fest mit einem Ort verbunden sind, nehme man den Namen des Ortes als Ordnungshilfe
  5. Gehören zu einer Körperschaft untergeordnete Abteilungen, werden diese getrennt angesetzt, wenn der Name der untergeordneten Abteilung für sich allein bestehen kann
  6. Gehören zu einer Körperschaft untergeordnete Abteilungen, deren Benennung nicht ausreicht, muss die untergeordnete Körperschaft als Teil der übergeordneten angesetzt werden

Der Erscheinungsort

Sollte man eine Suche unter den Erscheinungsorten benötigen, sind diese Orte in einer normierten Form (zusätzlich zu der Vorlageform) anzugeben. Für die Normierung benutze man die Gemeinsame Körperschaftsdatei bzw. die Regeln zur Normierung von Körperschaften.

Bei Bedarf kann das Land zusätzlich angegeben werden. Am besten benutzt man dazu den Ländercode nach DIN/ISO 3166


Das Erscheinungsjahr

Das Jahr bzw. genaue Datum muss in jedem Fall in vierstelliger suchfähiger Form in unserer Zeitrechnung angegeben werden.

Bei Objekten, die sehr häufig aktualisiert werden oder werden könnten (z.B. Internetressourcen) oder die auf Grund des Datums gesucht werden (Gesprächsnotizen u.a.), gebe man das Datum in normierter Form an:  JJJJ-MM-TT


Nummernangabe

Sämtliche in der Vorlage vorhandenen Nummern (ISBN, ISSN, Report number usw.) sind für die Suche aufzubereiten.


Sprache der Vorlage

Für die Angabe der Sprache der Vorlage ist eine normierte Liste zu benutzen. Es wird empfohlen die entsprechende ISO- oder/und DIN-Liste zu benutzen. Im allgemeinen sind alle Sprachen der Vorlage aufzuführen.

Beispiele für wichtige Sprachen aus dem ISO Alpha-2 Code (ISO/CD 639-1), teilweise gefolgt von den Angaben aus dem Alpha-3 code (ISO 639-2):

de deu deutsch
en eng englisch
fr fra französisch
it ita italienisch
es spa spanisch
ru   russisch
cn   chinesisch
ni   japanisch

Im allgemeinen dürfte der zweistellige Code ausreichen. Handelt es sich allerdings um einen sehr großen Bestand und/oder einen Bestand mit sehr speziellen Sprachen (z.B. Dokumentationsstelle für Südasien) wird man den dreistelligen Code benötigen, da in diesem auch Sprachstufen beachtet werden.


Gattung samt Allgemeine Materialbenennung (GMD -- General material designation) 

Vor allem um eine Suche einzugrenzen, ist es sehr wichtig, eine allgemeine Materialbenennung (GMD -- General material designation) anzugeben. Dazu bilde man eine normierte Liste solcher Benennungen.

Vorschlag u.a.:

(die deutschen Benennungen stammen zum Teil aus RAK-NBM, die englischen aus den AACR2, jeweils die englische und die amerikanische Benennung).

Wenn das vorliegende Objekt einer eindeutigen anderen Gattung zugeordnet werden kann und nicht innerhalb der inhaltlichen Erschließung (z.B. mit Hilfe eines Formschlagworts) schon Gattungsbegriffe vergeben werden, empfiehlt es sich die Gattung anzugeben. Dazu ist dann aber eine Normliste zu erstellen.

Vorschlag:

Artikel, Aufsatzsammlung, Bilddatenbank, Handbuch, Homepage, Lehrbuch, Lexikon, Norm, Programm, Skript, statistische Datenbank, Werkausgabe (d.h. es handelt sich um die Ausgabe der gesammelten Werke eines Verfassers), Wörterbuch, Zeitschrift, Zeitung usw.


Zum nächsten Kapitel: 4. Verknüpfungen