Religionskritik

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XIV:

Fliegende Blätter (1845 - 1944)


kompiliert und herausgegeben von Alois Payer

(payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XIV: Fliegende Blätter (1845 - 1944)  / kompiliert und hrsg. von Alois Payer. -- Fassung vom 2004-111-08. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen14.htm  

Erstmals publiziert: 2004-04-30

Überarbeitungen: 2004-11-08 [{Ergänzungen]; 2004-10-15 [{Ergänzungen]

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library



Abb.: Titelleiste

Fliegende Blätter. -- München : Schreiber. --  [1.]1845 - 100.1944 = Bd.1-[200]; auch mit durchgehender Nr.-Zählung


"Fliegende Blätter, humoristisches illustriertes Wochenblatt, das seit 1844, von den Holzschneidern Kaspar Braun (s.d. 11) und Friedrich Schneider gegründet, in München erscheint und durch seinen volkstümlichen, von jeder politischen Tendenz unabhängigen Witz und Humor allmählich die größte Verbreitung von allen deutschen Witzblättern gefunden hat. Die Begründer zogen hervorragende Künstler, wie Moritz v. Schwind, Spitzweg, F. Pocci, Ferd. Dietz, W. Diez, W. Busch u. a., und tüchtige schriftstellerische Kräfte zur Mitwirkung heran, und nach diesem Vorbild haben auch ihre Nachfolger gehandelt. Die beliebtesten Zeichner der »Fliegenden Blätter« sind gegenwärtig Adolf Oberländer (s.d.), E. Harburger (s.d.), René Reinicke (s.d.), H. Schlittgen, A. Hengeler, Mandlick, Flashar und Herm. Vogel. Auf die künstlerische Reproduktion der Zeichnungen, die lange Zeit ausschließlich durch Holzschnitte erfolgte, wird auch jetzt noch ein Hauptgewicht gelegt. Mit besonders großem Eifer bekämpfen die »Fliegenden Blätter«, aus deren Inhalt seit 1884 auch ein »Fliegende Blätter-Kalender« zusammengestellt wird, alle Torheiten der Mode und des Geschmacks im Geiste des gesunden deutschen Volkstums. Die 3000. Nummer des jetzt über den ganzen Erdball verbreiteten Blattes trug das Datum vom 23. Jan. 1903. Redakteur ist jetzt (1904) Julius Schneider, der Sohn des Mitbegründers."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

1847



Abb.: Der urdeutsche Michel. -- Karikatur von H. Dyck. -- In: Fliegende Blätter. -- 1847

Als Deutsche, Griechen noch und Inder
In der Selbstbeschauung Ruh'
Die Kaschmirziegen und die Rinder
Weideten auf Sumeru:

Da war dies Volk schon hoch politisch,
Und im Lotoskelche saß
Der deutsche Michel paramythisch
Denkend ohne Zeitenmaß.

Saß darin viel Mahakalpen
Dacht der Welterschaffung nach.
Und er sitzt noch immer deinnen,
Wurde immer noch nicht wach.

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 6]


1848



Abb.: Der Peterspfennig. -- In: Fliegende Blätter. -- 1848

[Bildquelle: Fliegende Blätter : Facsimile Querschnitt durch die Fliegenden Blätter / Eingel. von Erich Pfeiffer-Belli ; Hrg. von Eva Zahn.  -- München ; Scherz, 1966. -- (Facsimile-Querschnitte durch alte Zeitungen und Zeitschriften ; 7). -- S. 78]

"Peterspfennig (Peterpenny, lat. Denarius Petri), Abgabe, die von Ina, König von Wessex, 725 n. Chr. in der Absicht eingeführt worden sein soll, davon in Rom eine Herberge für die angelsächsischen Pilger einzurichten. Diese Schola Anglorum hat jedenfalls Äthelwolf 855 wiederhergestellt und bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich den Grund zu jener drückenden Abgabe gelegt, die anfangs einen Silberpfennig von jeder ansässigen Familie betrug. Der P. wurde auch in Dänemark und Polen seit dem 11. Jahrh., in Schweden, Norwegen, Island seit dem 12. Jahrh. gezahlt, in Preußen aber im 14. Jahrh. ebenso vergeblich wie in Frankreich im 11. Jahrh. eingefordert. Mit der Reformation erlosch der P. als Abgabe. Als Liebesgabe für den Papst ist der P. seit der Wegnahme des Kirchenstaates eine regelmäßig sowie bei besondern Anlässen statthabende, freiwillige Sammlung der Katholiken aller Länder für die Bedürfnisse des Päpstlichen Stuhls (s. d.), da der Papst den ihm vom italienischen Garantiegesetz bestimmten Gehalt nicht erhebt. Der P. betrug früher im Durchschnitt etwa 5 Mill. Lire, ist aber seit 1900-05 auf 21/2 Mill. zurückgegangen."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]



Abb.: "Morgens liest sie im Gebetbuch — Casanova erst im Bett.". -- Karikatur auf die Scheinheiligkeit. -- In: Fliegende Blätter

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 215]


1871



Abb.: "Das Modell" (Ausschnitt): "Herr Maler, brauchen Sie kein Modell?"—"Ja wohl — was verlangen Sie für die Stunde?" ... — "Als Heiliger: zwei Gulden; denn da tu ich mir am schwersten.". -- In: Fliegende Blätter. -- 1871

[Bildquelle: Fliegende Blätter : Facsimile Querschnitt durch die Fliegenden Blätter / Eingel. von Erich Pfeiffer-Belli ; Hrg. von Eva Zahn.  -- München ; Scherz, 1966. -- (Facsimile-Querschnitte durch alte Zeitungen und Zeitschriften ; 7). -- S. 157]


1881



Abb.: "Stilgemäß". -- In: Fliegende Blätter. -- 1881

Getäfelt ist der Raum zu seh'n
Am Schenktisch prangen alte Krüge —
Und schön geschnitzte Stühle steh'n
Ringsum von Eichenholzgefüge.

Und ehe man zu Tische geht,
Erhebt der Hausherr fromm die Hände
Und spricht ein kräftig' kurz Gebet,
Um unsers Hergotts Segensspende.

Wie?! Kam zurück die alte Zeit,
Voll Poesie, so oft bewundert?
Wie kommt doch solche Frömmigkeit
In unser aufgeklärt' Jahrhundert?!

Die Kleinste frug ich: "Betet Ihr
Denn stets so eifrig? Sag' Mariele!"
Sie lächelte und sprach zu mir:
"Papa sagt, das gehör' zum Style!"

[Bildquelle: Fliegende Blätter : Facsimile Querschnitt durch die Fliegenden Blätter / Eingel. von Erich Pfeiffer-Belli ; Hrg. von Eva Zahn.  -- München ; Scherz, 1966. -- (Facsimile-Querschnitte durch alte Zeitungen und Zeitschriften ; 7). -- S. 163]



Abb.: Ein paar liebe Engel: "Ach, meine liebe Base, wenn ich so das sündige Treiben der Welt betrachte, so fürcht' ich halt immer, dass wir zwei einmal im Himmel allein sein werden.". -- Karikatur von Adolf Oberländer (1845 - 1923). -- In: Fliegende Blätter

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 424]



Abb.: Fritz Steub (1844 - 1903): Die Macht des Gebetes. -- In: Fliegende Blätter

"Du hast keinen Mann gekriegt, ich hab keinen Mann gekriegt, wir Alle haben keinen gekriegt, jetzt sollen die Andern auch kein' kriegen; wir wollen deshalb einen Verein machen gegen alle Anfechtungen während der Karnevalszeit und beten, bis wir schwarz werden. Ich bin klein und watschel herum und bettle das geld dazu zusammen — und Du bist groß, Du pappst die Zettel an."

[Bildquelle: Die Weibsbilder im Spiegel der Karikatur : eine Kultur- und Sittengeschichte des 19. Jh. / versammelt von Kristiane Müller und Eberhard Urban. -- Menden/Sauerland : Ed. Aktuell, 1987. -- 287 S. : nur Ill. ; 26 cm. -- ISBN 3-924456-51-8. -- S. 166]



Abb.: Die fromme Erziehung: "Aber warum macht denn das Fräulein dort beständig das Kreuz?" — "Ja, das kommt von ihrer frommen Erziehung her; da hat ihr nämlich die Frau Mutter sel. angelernt, dass sie vor jedem Herrn, zu dem sie eine Neigung fühlt, das Kreuz machen soll. Jetzt hat das gute Kind den ganzen Tag nichts Anderes zu tun, als sich zu bekreuzen." -- In: Fliegende Blätter

[Bildquelle: Die Weibsbilder im Spiegel der Karikatur : eine Kultur- und Sittengeschichte des 19. Jh. / versammelt von Kristiane Müller und Eberhard Urban. -- Menden/Sauerland : Ed. Aktuell, 1987. -- 287 S. : nur Ill. ; 26 cm. -- ISBN 3-924456-51-8. -- S. 167]



Abb.: Moderne Treibhauspflanzen: Die Geistliche. -- In: Fliegende Blätter

 [Bildquelle: Die Weibsbilder im Spiegel der Karikatur : eine Kultur- und Sittengeschichte des 19. Jh. / versammelt von Kristiane Müller und Eberhard Urban. -- Menden/Sauerland : Ed. Aktuell, 1987. -- 287 S. : nur Ill. ; 26 cm. -- ISBN 3-924456-51-8. -- S. 205]


Zu: Antiklerikale Karikaturen und Satiren XV: Lachen links 1924 - 1927

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