Religionskritik

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XV:

Lachen links (1924 - 1927)


kompiliert und herausgegeben von Alois Payer

(payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XV: Lachen links (1924 - 1927)  / kompiliert und hrsg. von Alois Payer. -- Fassung vom 2005-02-10. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen15.htm  

Erstmals publiziert: 2004-05-01

Überarbeitungen: 2005-02-10 [Ergänzungen];  2004-10-26 [Ergänzungen]

©opyright: abhängig vom Sterbedatum der Künstler

Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library



Abb.: Titelleiste

Lachen links : das republikanische Witzblatt. - Berlin : Dietz   -- 1.1924,1(Jan.) - 4.1927,26(Juni)



Abb.: Kundenphilosophie am Weihnachtstag. "Einen Gott gibt's; Liese!" — "Jloob ich nich! Et jibt keenen!" — "Doch, doch! Sieh mal, wer hilft denn sonst den Reichen?". -- Karikatur von Hans Baluschek (1870 - 1935). -- In: Lachen links. -- 1924

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 145.]


Erich Weinert: Das pasteurisierte Freudenhaus

Auch die sexuelle Frage
Trat im neuen Staat zutage.
Ganz besonders für Betriebe
Öffentlicher Nächstenliebe
Gab's noch keine feste Norm;

Und sie schrien nach Reform.
Schon vonseiten deutscher Frauen
Scholl der Ruf, sie abzubauen.
Doch auf männlichen Kongressen
Fand für ihre Interessen
Nirgends sich das nötige Drittel.
Und so blieb kein andres Mittel,
Als besagte Lasterhöhlen
Völkisch-christlich zu durchseelen.
Auch erwog man, und ganz richtig
(Dies erschien besonders wichtig):
Schon zu Zeiten unsrer Kaiser
Gab es solche Freudenhäuser.
Doch bei Schaffung höhrer Ebne
Stieß man auf naturgegebne
Hindernissen und Gefahren,
Die nicht zu umgehen waren.
Da, in einer Stadt im Norden,
War sie bald gefunden worden,
Und von einer Dame zwar,
Welche aus der Branche war.
Dieses war die Mutter Klippschen,
Die Besitzer eines hübschen
Kleinen Freudenhauses war,
Wo die zarte Kinderschar,
Die sie zwar nicht selbst gebar,
Teils aus Lust, teils aus Prinzip,
Ihre muntren Späße trieb.
Eines Nachts, im Glorienschein,
Trat ein Geist zu ihr hinein,
Der sie freundlich interviewt;
Und das ganze Institut
War von Sphärenklang durchläutet.
Sie verstand, was das bedeutet,
Und erwog, vom Geist durchdrungen,
Wesentliche Änderungen.
Sie besuchte Pastor Quandte,
Den sie schon von früher kannte,
Dem sie ihre neuerbaute
Mädchenseele anvertraute.
Pastor Quandte, sanft geölt,
Sprach: Das ist es, was uns fehlt!
Ein für sittenreine Freude
Eingerichtetes Gebäude,
Das in jeder Hinsicht frei
Von gemeiner Wollust sei.
Man verpöne das Obszöne,
Damit auch der angesehne
Ältre Herr sich hingewöhne!
Denn man weiß ja aus Erfahrung,
Daß die eheliche Paarung
Einmal nicht mehr den Effekt hat.
Variatio delectat.
Worauf er, für den Bedarf,
Einen schlichten Plan entwarf,
Wo die schwüle Atmosphäre
Gründlich zu bereinigen wäre:
Schlichte Kleidung, hochgeschlossen,
Alkohol wird nicht genossen,
Keine Akte, dafür schmucke
Sonnige Dreifarbendrucke.

Kurz, man fühle sich inmitten
Guter bürgerlicher Sitten.
Mutter Klippschen, so beschieden,
Wandelte, im Herzen Frieden,
Heimwärts in ihr Freudenhäuschen
Und eröffnete den Mäuschen
Bürgerliche Perspektiven
Bei ermäßigten Tarifen.

Feierlich im nächsten Lenz,
Unter Quandtes Assistenz,
Ward in aller Heimlichkeit
Die Geschichte eingeweiht.
Alle prominenten Geister

Bis hinauf zum Bürgermeister,
Meistens schon gewohnte Gäste,
Kamen zum Eröffnungsfeste.
Pastor Quandte, stante pede,
Schlug ans Glas und hielt die Rede.
Hierauf folgte Rektor Müller;
Dieser brachte was von Schiller:
Freude, schöner Götterfunken!
Und dann wurde Wein getrunken.
Später sang man frohe Lieder:
"Deutsche Mädchen, keusches Mieder-
Steh allein auf weiter Flur-
Gaudeamus igitur."
Darauf las Herr Pastor Quandte
Noch was von der Waterkante.
Und zum Schluß der Kommissar,
Der schon ungeduldig war,
Brachte auf die polygamen,
Venusdienstbeflißnen Damen
Einen sehr galanten Toast.
Und dann wurde ausgelost.
Und so wandelten die Zecher
In die stillen Schlafgemächer.
Und, von allen Lastern frei,
Schlief man dort den Damen bei.
Bald trug Minna auf der Taille
Freudig die Verdienstmedaille,
Und ihr Venusschwesternorden
War zur Sensation geworden.
Hier roch nichts mehr nach Verführung;
Und in strenger Rationierung
Wurde, je nach Interessen,
Freie Liebe zugemessen.
Auch die sonst fast monogamen
Bessersituierten Damen
Sah man, frei von Vorurteilen,
Hier in Andacht still verweilen.
Abends wurde temperenzelt,
Nachmittags gekaffeekränzelt.
Und so blühte still in wahren
Teutschen Geist der neue Harem.

Text und Zeichnungen von Erich Weinert (1890-1953) . --  In: Lachen links. -- Nr. 8, 1924

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 195]




Abb.: Das normale Sittlichkeitsempfinden: Wir veröffentlichen hiermit die Porträts der sechs Personen, aus deren Psyche im Prozess George Grosz das Gericht — im Wege mathematischer Durchschnittsbeschreibung — den Maßstab für das Schamgefühl des sittlichen Normalmenschen gewann. -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 9, 1924 [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

Erläuterung: Bezieht sich auf den Prozess gegen den Maler und Graphiker George Grosz (1893 - 1959) nachdem 1922 der Berliner Malik-Verlag eine Mappe mit Drucken unter dem Titel "Ecce homo" angekündigt hatte.

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 202]



Abb.: Ein merkwürdiger Spruch: "George Grosz erklärte, er habe mit seinen im 'Ecce homo' gezeigten Akten Abscheu vor niederer Erotik erwecken wollen. Prompt erklärte das ihn bestrafende Urteil, er habe sich in Widerspruch zum Empfinden breiter Volkskreise gesetzt." -- Karikatur von A. Florath. -- In: Lachen links. -- Nr. 9, 1924

[Bildquelle: Hintergrund : mit den Unzüchtigkeits- und Gotteslästerungsparagraphen des Strafgesetzbuches gegen Kunst und Künstler ; 1900 - 1933 / hrsg. und kommentiert von Wolfgang Hütt. -- Berlin : Henschelverl.,1990. --  411 S. : Ill. ; 25 cm. -- ISBN 3-362-00384-2. -- S. 332]



1. Bild: Der Knabe Jesus erscheint im Ältestenrat des Reichtages und übertrifft alle an Weisheit der Rede; doch hilft man sich durch einstimmige Wortentziehung

2. Bild: Bei dem Versuch, die Wucherer und Schieber aus dem tempel zu treiben, wird Jesus als Plünderer festgenommen


3. Bild: Christus predigt dem wilden Volk der Bajuwaren; wird aber aus Bayern ausgewiesen, weil sein aus Galiläa lautender Geburtsschein und seine jüdische Herkunft ihn als "Galizier" offenbaren

4. Bild: General von Seckt verhindert die Bergpredigt, weil Versammlungen unter freiem Himmel verboten sind.


5. Bild: Der Einzug in Berlin-W.-Jerusalem am Palmsonntag kann nicht stattfinden, weil Stinnes alle Esel für seine Redaktionen aufgekauft hat.


6. Bild: Von den Femeverbänden "Werwolf" und "Wiking" wegen Gotteslästerung verklagt, weil er die Existenz Wotans geleugnet hat, wird Christus ans Hakenkreuz geschlagen.

Abb.: Osterbetrachtung: Wenn Christus heute wiederkehrte. -- Karikaturen von Karl Holtz (1899 - 1978 ). -- In: Lachen links. -- Nr. 15, 1924  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 180-181]



Abb.: Scharfblick: "Um Gotteswillen, Königliche Hoheit — da baden nackte Männer — und wenn ich rechts ehe, sind es gar Juden!". -- Karikatur von Erich Godal (1899 - 1969). -- In: Lachen links. -- Nr. 24, 1924

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 115]



Abb.: Botschaft und Antwort: "Euch ist heute der Heiland geboren!" — "Quatsch, geben Sie uns lieber einen sicheren Börsentip!" -- Karikatur von Herbert Anger. -- In: Lachen links. -- Nr. 50, 1924

[Bildquelle: Frau Republik geht pleite : deutsche Karikaturen der zwanziger Jahre / Klaus Haese ; Wolfgang U. Schütte. -- Kiel : Neuer Malik-Verl., 1990. -- 144 S. : 205 Ill. ; 28 cm. -- Lizenzaug. d. Ed. Leipzig, Leipzig. - Ausg. für d. Bundesrepublik Deutschland, Berlin (West), Österreich u.d. Schweiz. -- ISBN 3-89029-047-7. -- S. 75]



Abb.: Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978). -- In: Lachen links. -- 1925  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 148.]


Abb.: Zum Eisenbahnunglück von Stargard: "Beten müsst ihr, beten, dann wird Gott auch die Eisenbahnschwellen betriebsfähig erhalten!". -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 20, 1925  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 149.]

Hintergrund: Am 1. Mai 1925 ereignete sich im Korridor nach Ostpreußen ein schweres Eisenbahnunglück mit 29 Toten. Ursache war ein Anschlag unbekannter Attentäter, die die Schrauben von vier Schienen entfernt hatten.



Abb.: Das Reichsschulgesetz. Artikel 146 der Reichsverfassung: "Das öffentliche Schulwesen ist organisch auszugestalten!". -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 38, 1925  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 150.]



Abb.: Und dann wurde das Medium vor die Frage gestellt. "Entdecke die Gründe des deutschen Elends!" Da aber erwachte L. L. aus der Hypnose und erwiderte: "Gründe? Ich sehe nur Abgründe des deutschen Elends!". -- Karikatur von Herbert Anger. -- In: Lachen links. -- Nr. 1, 1926

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 59]



Abb.: Der Pfarrer Hell von Perlach: "Los! Schießen Sie! Immer feste umlegen! Das sind die Schweine, die das Christentum verwirklichen wollten!". -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 5, 1926  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

"Bei der Erschießung von zwölf unbewaffneten sozialdemokratischen Arbeitern am 1. Mai 1918 in München spielte der konservative Pfarrer Hell eine merkwürdige Rolle. Er sympathisierte mit den weißen Terroristen, die mit die Münchner Räterepublik zerschlugen, und trat den Verfolgten auch nicht helfend zur Seite, um deren Ermordung zu verhindern. Dieses Verhalten wurde in der sozialdemokratischen Presse aufgedeckt und kritisiert. Dem Pfarrer Hell wurde der Vorwurf gemacht, er habe indirekt mit zum Mord beigetragen. In „Lachen Links" wurde dieser Vorgang mit einer Karikatur von Karl Holz aufgegriffen.

Gegen die sozialdemokratischen Redakteure von „Vorwärts", „Fränkischer Tagespost" und „Sozialdemokratischem Pressedienst" wurde Beleidigungsklage erhoben, ebenso gegen den Zeichner Karl Holz und F. Wendel von „Lachen Links". Die verantwortlichen Redakteure wurden zu zwischen 1 000 und 2 000 Mark Strafe wegen übler Nachrede, ersatzweise 50 bzw. 100 Tagen Haft verurteilt Holz als Zeichner und der Redakteur des „Sozialdemokratischen Pressedienstes" wurden freigesprochen."

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 14f.]



Abb.: Fastenzeit und Arbeitslosigkeit: "Also Sie beachten die Fastenregeln nicht. Weshalb nicht?" — "Ich könnt's nicht, es würde meine Verhältnisse übersteigen!". -- Karikatur von Herbert Anger. -- In: Lachen links. -- Nr. 10, 1926

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 182]



Abb.: Zum Reichstagsbeginn: Der Reichstag soll Anstoß nehmen. Hoffentlich tut er's. -- Karikatur von Willibald Krain (1886 - 1945). -- In: Lachen links. -- Nr. 46, 1926

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 200]



Abb.: Das Zentrum: Und siehe: Die Herde hat mehr Verstand als der Hirte. -- Karikatur von Jacobus Belsen. -- In: Lachen links. -- Nr. 47, 1926

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 171]



Abb.: Gegen Schmutz und Schund. -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 51, 1926  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 202]



Abb.: Zu neuen Taten: "Und nun 'ran an's Reichsschulgesetz!". -- Karikatur von Willi Steinert . -- In: Lachen links. -- Nr. 51, 1926

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 206]



Abb.: Die soziale Fürsorge der Bürgerblock-Ära. -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 6, 1927  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 186.]



Abb.: Das Reichsschulgesetz: Lasset die Kindlein zu mir kommen! Das Wort hätte Jesus Christus bestimmt nicht gesprochen, wenn er die Konsequenzen vorausgesehen hätte!. -- Karikatur von Willibald Krain (1886 - 1945). -- In: Lachen links. -- Nr. 12, 1927

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 209]


Erich Weinert: Gesetz zum Schutz der Jugend

Es schleicht eine lange Nase
Ganz heimlich von Haus zu Haus.
Es gehen moralische Gase
Von ihren Naslöchern aus.

Die Nase ist wie ein Rüssel.
 Sie schnuppert und schnobert und kriecht
Durch jedes heimliche Schlüsselloch,
ob sie nicht irgendwas riecht.

Es schnüffelt der graue Riecher
In jeden frohen Verein;
Er schnüffelt in alle Bücher
Sein christliches Gas hinein.

Es schnüffelt die sittliche Nase
In allen Theatern herum;
Sie schnüffelt mit heil'ger Emphase
Nach einem Erotikum.

Sie schnüffelt an allen Orten,
Sie schnüffelt durch jiedes Lokal
Sie schnüffelt in allen Aborten
Nach allerlei Unmoral.


In jedem Familienbade,
 Auf jedem Familienball,
Bei jeder Olympiade,
Die Nase ist überall.

Sie schnüffelt durch alle Gardinen
In jedes Ehegemach.
Sie schnüffelt sogar im Grünen
Der wandernden Jugend nach.

In jeden Unterrock kriecht sie
Und schnüffelt nach Sittlichkeit;
Und wo sie schnüffelt, da riecht sie
Nur sündige Lüsternheit. —

Was hat denn die Nase zu schnobern?
Beim Külz! Was riecht sie da nur?
Besteht denn aus Schweinekobern
Die ganze Jugendkultur?

Was rümpft denn die Nase die Nase? —
Sie riecht hinter jedem Schrank
Die eignen moralischen Gase,
Sie riecht ihren eig'nen Gestank!
 

Text  von Erich Weinert (1890-1953) . --  In: Lachen links. -- Nr. 13, 1927

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 201]



Abb.: Das Reichsschulgesetz: Und das darf in Deutschland Kulturpolitik machen!. -- Karikatur von Willibald Krain (1886 - 1945). -- In: Lachen links. -- Nr. 20, 1927

[Quelle: Lachen links : das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927 / Udo Achten (Hg.). -- Berlin [u.a.] : Dietz, 1985. -- 239 S. : überwiegend Ill. -- ISBN: 3-8012-0103-1. -- S. 207]



Abb.: Schutzzoll und Reichsschulgesetz: "Wir kürzen euch zwar die Nahrung, liebe Kinder, aber nur um euch ewiges Brot in die Hand zu geben!" -- Karikatur von Karl Holtz (1899 - 1978) . -- In: Lachen links. -- Nr. 20, 1927  [©: Alle Rechte für Karl Holtz bei Wolfgang U. Schütte, Leipzig]

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 208.]


Zu: Antiklerikale Karikaturen und Satiren XVI: Francesco Goya 1746 - 1828

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