Religionskritik

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XVII:

Reformation und Gegenreformation


kompiliert und herausgegeben von Alois Payer

(payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XVII: Reformation und Gegenreformation  / kompiliert und hrsg. von Alois Payer. -- Fassung vom 2005-02-11. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen17.htm  

Erstmals publiziert: 2004-05-22

Überarbeitungen: 2005-02-11 [Ergänzungen]; 2005-01-20 [Ergänzungen]; 2004-12-23 [Ergänzungen]; 2004-10-26 [Ergänzungen]; 2004-06-13 [Ergänzungen]; 2004-06-07 [Ergänzungen]

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Bildquellen: Bildquellen sind neben anderen

Deutsche Einblattholzschnitte 1500 bis 1700. -- Berlin : Directmedia, 2003. -- 2 CD-ROM. -- ISBN 3-932544-69-2

Karikaturen : Zeitkritik mit Witz. -- Berlin : York Project, 2004. -- 1 DVD. -- (The York Project). -- ISBN 3-936122-18-0


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Text und Melodie: Martin Luther (1483-1546). -- 1529

1.Ein' feste Burg ist unser Gott,
Ein gute Wehr und Waffen;
Er hilft uns frei aus aller Not,
Die uns jetzt hat betroffen.
Der alt' böse Feind,
Mit Ernst er's jetzt meint,
Groß' Macht und viel List
Sein' grausam' Rüstung ist,
Auf Erd' ist nicht seinsgleichen.

2. Mit unsrer Macht ist nichts getan,
Wir sind gar bald verloren;
Es streit' für uns der rechte Mann,
Den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesu Christ,
Der Herr Zebaoth,
Und ist kein andrer Gott,
Das Feld muss er behalten.

3. Und wenn die Welt voll Teufel wär
Und wollt uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
Wie sau'r er sich stellt,
Tut er uns doch nichts,
Das macht, er ist gericht',
Ein Wörtlein kann ihn fällen.

4. Das Wort sie sollen lassen stahn
Und kein'n Dank dazu haben;
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr', Kind und Weib:
Lass fahren dahin,
Sie haben's kein' Gewinn,
Das Reich muss uns doch bleiben.


Vorgeschichte



Abb.: Ulrich von Richental: Konzilienbuch.  -- Augsburg : Anton Sorg, 1483; Blatt 34: Jan Hus wird verbrannt und seine Asche in den Rhein gestreut



Abb.: Der Seiler findet den Mönch wieder bei seiner Frau und ersticht beide (Illustration zum »Der Ritter vom Turn«) / von Albrecht Dürer (1471 - 1528). --  1493



Abb.: Papst Alexander VI.(1431?–1503, Papst 1492–1503)  -- Um 1500



Abb.: Hans Süss von Kulmbach (†1522): Das sinkende Schiff der katholischen Kirche. Holzschnitt aus: Josef Grünpeck, Speculum naturalis coelestis & propheticae visionis, Nürnberg 1508



Abb.: Bauern am Altar, Priester und Mönche am Pflug. -- Nürnberg. -- 1508


1517


Hellleuchtendes evangelisches Licht von Herrn Martino Luther im 1517. Jahr in der Finsternuss des Papsttums aus Gottes Wort angezündet und in einer Figur im ersten Jubeljahr vorgebildet. -- Fliegendes Blatt. -- 1517

Luther, ein Licht am dunklen Ort,
Hat angezündet aus Gottes Wort,
Ob's gleich der Papst tut fechten an,
Behält doch Gottes Wort den Plan.
Der Drach' speit Wasser aus dem Rachen
Und will dem Licht den Garaus machen,
Und (Doch vergeblich) mit sein Tatzen
Das »forscht die Schrift« aus dem Buch kratzen.
Der Ablasskramer muss entlaufen,
Sein Lumpenwar will niemand kaufen,
Der Geck ist worden gar zu Spott,
Weil er gemacht hat Bankerott.
Die Butte druckt ihn auf den Rücken,
Und stechen ihn Wespen und Mücken.
Er hoffet viel Geld zu erschnappen,
Bekam dafür ein Narrenkappen,
Die ihm Herr Luther zugeschnitten,
Sein War' mag er andern anbieten.
Die solche kennen, kaufen's nicht,
Die Klostermäus' scheuen dieses Licht,
Fürchten, man mög' auch sie ertappen,
Drum folgen sie der Narrenkappen.
O Gott, erhalt dein göttlich' Wort,
Hilf uns an Leib, Seel', hie und dort.

[Quelle: Die Moritat vom Bänkelsang : wieder ans Licht geholt u. hrsg. Mit mehr oder weniger passenden An- u. Bemerkungen vers / Elsbeth Janda ; Fritz Nötzoldt. -- München : Ehrenwirth,: 1976. -- 174 S. : Ill. ; 17 cm. -- (Ehrenwirth-Bibliothek). -- ISBN 3-431-01807-6. -- S. 94f.] 


1520



Abb.: Pilgerzug zur Kirche der Schönen Maria in Regensburg / von Michael Ostendorfer (†1559). -- 1520



Abb.: Luthers Ketzerspiel. -- 1520



Abb.: Die Hirten als Wölfe. -- Um 1520


1521




Abb.: Hans Sebald Beham (1500 - 1550): Allegorie auf das Mönchtum. -- 1521



Abb.:  Satire auf den Ablass. Titelholzschnitt zu: Beklagung eines Laien genannt Hans Schwalb über viele Missbräuche christlichen Lebens. Augsburg: Melchior Ramminger 1521


Ulrich von Hutten <1488 - 1523>:  Vorrede zum »Gesprächsbüchlein. -- 1521

Zu dem Leser dieser nachfolgenden Büchlin

Die Wahrheit ist von neuem gborn,
Und hat der Btrug sein Schein verlorn,
Des sag Gott jeder Lob und Ehr,
Und acht nit fürter Lugen mehr.
Ja, sag ich, Wahrheit was verdruckt,
Ist wieder nun herfür geruckt.
Des sollt man billich genießen Lohn,
Die darzu haben Arbeit gton.
Dann vielen es zu Nutz erscheußt,
Wiewohl es manchen auch verdreußt.
Die faulen Pfaffen lobents nit.
Darumb ich jeden Frommen bitt,
dass er gemeinen Nutz bedenk
Und kehr sich nit an lose Schwänk.
Es ist doch je ein Papst nit Gott,
Dann auch ihm ist gewiss der Tod.
Ach, fromme Teutschen, halt ein Rat,
Das nun so weit gegangen hat,
dass nit geh wieder hinter sich.
Mit Treuen habs gefordert ich,
Und bgehr des anders keinen Genieß,
Dann, wo mir geschäh deshalb Verdrieß,
dass man mit Hilf mich nit verlass.
So will auch ich geloben, dass
Von Wahrheit ich will niemer lan,
Das soll mir bitten ab kein Mann.
Auch schafft zu stillen mich kein Wehr,
Kein Bann, kein Acht, wie fast und sehr
Man mich darmit zu schrecken meint,
Wiewohl mein fromme Mutter weint,
Do ich die Sach hätt gfangen an.
Gott wöll sie trösten, es muss gahn,
Und sollt es brechen auch vorm End.
Wills Gott, so mags nit werden gwend,
Darumb will brauchen Füß und Händ.

Ich habs gewagt.

Ulrich von Hutten.


1522



Abb.:  Lucas Cranach d. Ä. (1472 - 1553): Die Vermessung des Tempels, die beiden Zeugen und das Untier aus dem Abgrund (mit Papstkrone). -- In: Martin Luther: Das Neue Testament deutsch, Wittenberg: Melchior Lotter d. J. 1522 (September-Testament)


1523



Abb.: Lukas Cranach der Ältere (1472 - 1553): Der Papstesel zu Rom. -- 1523



Abb.: Leonhard Beck (†1542): Mönch und Esel. -- 1523



Abb.: Leonhard Beck (†1542): Mönch und Magd. -- 1523


1524



Abb.: Die Alte und die Neue Kirche / von Meister H. -- 1524



Abb.: Hans Sebald Beham (1500 - 1550): Höllenfahrt des Papstes. -- 1524



Abb.:  Peter Vischer d. J.: Allegorie auf den Sieg der Reformation. Federzeichnung, 1524


1525


Der Tag der ist so freudenreich (Parodie). -- um 1525

Der Tag  der ist so freudenreich
allen Kurtisanen,
den andern Pfaffen auch dergleich,
papistischen Kapelanen.



Abb.: Hans Sebald Beham (1500 - 1550): Sturz des Papsttums. -- Um 1525


In dulci jubilo (Parodie). -- Um 1525

In dulci jubilo
die Pfaffen sind gar froh,
wann sie hond ein Leiche
zu fressen oder zwo,
davon sie werden reiche:
in Baurn gehört Haberstroh!


Resonet Lutherisch. -- Um 1525

Merkt, ihr Pfaffen, was ich sa:
ihr seind schon viel die führen Klag,
kein Baur will kein Seelmess han
zu dieser Zeit: der Luther schreibt,
sei Trügerei.
Euer Jahrmarkt hat ein End,
die Jahrtäg seind auch zertrennt,
ist schädlich.

Kein Baur will kein Zehent geben:
wir müssen führen ein armes Leben
im Grimmetal.



Abb.: Jagd auf die Mönche und Pfaffen / von Erhard Schoen (†1542). -- um 1525


1529



Abb.: Hans Sachs: Evangelische und katholische Predigt. Nürnberg: Wolfgang Formschneider 1529. Einblattdruck mit Holzschnitt von Georg Pencz (†1550)



Abb.: Hans Brosamer (†1552?): Martinus Luther Siebenkopff. -- 1529


1530



Abb.: Klage der Heiligenbilder / von Erhard Schoen (†1542). -- um 1530


1535



Abb.: Teufel mit Luther als Sackpfeife / von Erhard Schoen (†1542). -- um 1535



Abb.: Peter Flötner (†1546): Das neue Leiden Christi. -- Um 1535



Abb.: Peter Flötner (†1546): Prozession der Pfaffen. -- 1535



Abb.: Luthers und Luzifers einträchtige Vereinigung. -- Leipzig, 1535



Abb.:  Matthias Gerung (†1570) (zugeschrieben): Satire auf die katholische Geistlichkeit. Kolorierter Holzschnitt, 30,7 x 22,5 cm, vor 1536


1538



Abb.: Meister BP: Das Spottwappen des Papstes. -- 1538



Abb.: Hans Holbein der Jüngere (1497 - 1543): Tod und Äbtissin (aus »Der Totentanz«). --  1538


1540



Abb.: Lucas Cranach der Jüngere (1515 - 1586): Abendmahl der Protestanten und Höllensturz der Katholiken. -- Um 1540


1545


*
Abb.: Lucas Cranach d. J.  (1515 - 1586): Unterschied zwischen dem evangelischen und katholischen Gottesdienst. -- Um 1545



Abb.: Martin Luther: Wider das Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet. Wittenberg: Hans Lufft 1545. Titelblatt mit Holzschnitt (nach Lucas Cranach d. Ä. (1472 - 1553))


1548



Abb.: Meister BP: Spottbild auf das Interim. -- 1548

"Augsburger Interim 1548: (af) Nach der siegreichen Beendigung des Schmalkaldischen Krieges hatte Karl V. auf dem Augsburger Reichstag von 1548 eine neue Ausgangsbasis für eine religiöse Einigung unter kaiserlicher Oberhoheit gewonnen. Das dafür von gemäßigten evangelischen und katholischen Theologen ausgearbeitete Augsburger Interim war doch vor allem katholisch-kaiserlich geprägt. Inhaltlich gestand das Interim den evangelischen Ständen die Priesterehe und den Laienkelch zu, wobei ansonsten die katholischen Traditionen verbindlich bleiben sollten (und damit auch die bischöfliche Jurisdiktion). Für die katholischen Reichstände galt das Interim nicht, stattdessen erließ der Kaiser die Formula reformationis.
Das Augsburger Interim wurde zwar erlassen, war aber nicht durchführbar, da es von Katholiken wie Protestanten abgelehnt wurde. Theologisch war diese Lösung für beide Seiten nicht weitgehend genug, politisch war man nicht bereit dem Kaiser diese Kompetenz in Religionssachen zuzusprechen."

[Quelle: http://www.uni-muenster.de/GeschichtePhilosophie/Geschichte/hist-sem/NZ-G/L1/fnz/Einfuehrung_in_die_Fruehe_Neuzeit/politstrukturen/konfessza/glossar.htm. -- Zugriff am 2004-05-16] 


1556



Abb.: Wandelndes Gesicht der Kirche. -- 1556



Abb.: Verbrennung der Bibelübersetzung Martin Luthers durch die katholischen Einwohner der schweizerischen Stadt Zug am 28. Januar 1556


1558



Abb.: Marter von Johann Hus / von Meister M S. -- 1558,


1568



Abb.: Ecclesia Militan / von Alexander Weissenhorn (fl. 1549 - 1570). -- 1568



Abb.: Der reformierte Mönch / von Wolfgang Strauch (†1572). -- 1568



Abb.: Lutherus Triumphans. -- um 1568


1576



Abb.: Der Papst als Antichrist. -- 1576


1577



Abb.: Gorgoneum Caput: Seemonster / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 1577



Abb.: Malchopapo: Der Unterschied zwischen Hl. Petrus und dem Papst / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 1577



Abb.: Barfüßige Minoriten zerreißen den verstorbenen Hl. Franziskus / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 1577



Abb.: Die Mühle des römischen Papsttums / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 1577


1583


Simon Reutinger: Ein New Liedt von Martin Luther dem trewlosen Augustiner Mönch, wie er das Wort Gottes verfelscht. Gestelt durch Simon Reutinger von Hiltzingen, Pfarherr zu Gerending in Österreich. Im Thon wie das Lutherisch Gesang: Ach Gott vom Himel siech darein etc. Gedruckt im Jar 1583. -- Fliegendes Blatt

[Parodie auf Martin Luthers Kirchenlied Psalm 12 (1524) (Evangelisches Gesangbuch Nr. 274):]

Für Melodie "Ach Gott ..." hier drücken

[Quelle der midi-Datei: http://ingeb.org/spiritua/achgottv.html.  -- Zugriff am 2004-12-07]

Ach Gott vom Himmel schau darein,
Und lass dich das erbarmen,
Wie hat Luther die Bibel dein
So gar verfälscht den Armen.
Er lehrt, der Glaub sei allein gnug,
Man dörff kein gut Werk tun darzu,
Und ist im Grund erlogen.

Er sagt, das Papstumb muss zergahn
In wenig Jahr und Tagen,
Sein Lehr, die werd ein Fortgang han,
Wie alle Ketzer sagen.
Ob es sei war, das sieht man klar,
Sein Glaub ist schier verloschen gar
Bei aller Menschen Kindern.

Pfui dich Luther mit deiner Lehr!
Wie bist gar so verlogen.
Die Päpstler werden täglich mehr,
Du hast dich sehr betrogen,
Dass du hast wollen stürzen umb
Den alten Glauben im Papsttum,
Verflucht wirst jetzt auf Erden.

Ein Unflat und gar kein Prophet
Wirst du billig genennet,
Der nichts, dann von Dreck reden tät,
Am Gesang man dich erkennet,
Das du ein böser Vogel bist.
Verheert mit aller Ketzer list,
Der bös Geist tät dich's lehren.

Papst, Kaiser, König allzugleich
Tätest du Narren schelten.
Darzu die Fürsten in dem Reich,
Die dich nit hören wöllten.
Du sagtest, dein Wort wär von Gott
Und wärest doch des Teufels Pott,
Ein Vater aller Lugen.

Dein Glaub ist falsch, dein Kunst nichts wert,
Das sieht man klar vor Augen,
Kein gröber Ketzer lebt auf Erd
Dann du, niemand kann's laugen.
Was du heut lehrst, stößt morgen umb,
Ich will dirs sagen in einer Summ:
Du warst Luzifers Gselle.

Darumb Er mit dir disputiert,
Da du lagst an dem Bette,
Zu Wittenberg und Ers probiert,
Als es auch hört dein Käthe.
Das Fasten, Beten wär verlorn,
Damit verdien wir eitel Zorn
Allhie in diesem Leben.

Mord, Ehebruch, Krieg und Dieberei
Mit deiner Lehr tätst stiften.
Du sagst, es stund uns alles frei,
Bewehrst es auch mit Schriften,
Die du fälschlich tätest aneziehen
Und vom rechten Verstande fliehen,
Wie alle Ketzer pflegen.

Viel großer Fürsten und auch Herren
Täten dein Wort gern fassen,
Und hörten es von Herzen gern,
Weils sagt von Schlemmen und Prassen,
Von Kirchenrauben, Klösterreißen,
Wie einr den andern mög bescheißen
Mit Lügen und Betrügen.

Meineidig Mönchen und Nonnen,
Desgleichen falschen Pfaffen,
Die nit wert waren der Sonnen,
Machest du viel zu schaffen
Mit G'lübtbrechen und Unkeuschheit,
Damit sie durch solche Freiheit
Dein falsche Lehr bekennen.

Die Bauren und das gemeines Gesind
Täten sie nit lang besinnen,
Nahmen dein falsch Wort an geschwind,
Als bald sie warden innen,
dass es lehret, ungehorsam sein,
In Sünd zu leben, wie ein Schwein
Sich in dem Kot umbwalzet.

Also hast du gefangen bald
Mit diesen dreien Netzen
Die drei Ständ, gleich wie man im Wald
Tuet das Gewilde hetzen.
Der Anfang süß, das End war saur,
Das erfuhr maniger armer Baur,
Den du bracht hast umbs Leben.

Des musst jetzt in der Höllen Pein
Ewig sieden und braten,
Mit der ausgsprungen Nonnen dein,
Dieweil du hast geraten
Zum Baurenkrieg den Bauren schlecht,
Die sonst warn gwesen fromm und grecht,
Ehe du sie tätst verführn.

Hiemit hat dieses Lied ein End
Von Luthers falscher Lehre,
O Gott, dein göttlich Gnade send,
Dass sie das Volk bekehre,
So steckt in Luthers Ketzerei
Und andern Sekten und Schwärmerei,
Zum katholischen Glauben. Amen.

[Quelle: Die Moritat vom Bänkelsang : wieder ans Licht geholt u. hrsg. Mit mehr oder weniger passenden An- u. Bemerkungen versehen / Elsbeth Janda ; Fritz Nötzoldt. -- München : Ehrenwirth,: 1976. -- 174 S. : Ill. ; 17 cm. -- (Ehrenwirth-Bibliothek). -- ISBN 3-431-01807-6. -- S. 96ff.] 


Undatiert: 1. Hälfte 16. Jahrhundert



Abb.: Karikatur auf den syphilitischen Papst Julius II. -- 16. Jahrhundert




Abb.: Hans Sebald Beham (1500 - 1550): Der Pfaffe vom Laster gefesselt. -- 1. Hälfte 16. Jh.

Erlärung: Die Laster Superbia (Hochmut), Luxuria (Geilheit) und Avaricia (Habsucht) halten den Pfaffen vom Evangelium und von Papupertas (Armut) ab.



Abb.: Barthel Beham (1502 - 1540): Geburt Christi. -- 1. Hälfte 16. Jh.



Abb.: Jacob Lucius, der Ältere (1530-1597): Vier Mönche und drei Esel. -- 1. Hälfte 16. Jhdt.



Abb.: Das Volk entreißt dem Unwürdigen den Schlüssel Petri. -- Flugblatt der Reformationszeit

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 26.]



Abb.: Die Erschaffung der Mönche: Der Teufel hat sie vom Galgen geschissen. -- Deutschland. -- 16. Jahrhundert

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>:  Geschichte der erotischen Kunst. -- München : Langen. -- Bd. 1: Das zeitgeschichtliche Problem. -- 1908. -- 412 S. : Ill. -- S. 193]



Abb.: Die Kutte macht nicht den Mönch. -- 16. Jahrhundert

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>:  Die Karikatur der europäischen Völker. -- München : lange. -- Teil 1: Vom Altertum bis zum Jahre 1848. -- 4., vermehrte Aufl. -- 1921. -- 480 S. : Ill. -- S. 67]



Abb.: Der Mönch in der Nonnenzelle. -- 16. Jahrhundert

[Quelle:  Fuchs, Eduard <1870 - 1940>:  Die Frau in der Karikatur. -- 3. Aufl. -- München : Langen, 1928. -- 487 S. : Ill. -- S. 186]


Undatiert: 2. Hälfte 16. Jahrhundert



Abb.:Die kirchliche Hierarchie: zwei Äbte und ein Eremit / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 2. Hälfte 16. Jht.



Abb.: Die kirchliche Hierarchie: drei Mönche / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 2. Hälfte 16. Jht.



Abb.: Die kirchliche Hierarchie: Pilger, Vikar und Geißler / von Tobias Stimmer (1539 - 1584). -- 2. Hälfte 16. Jht.



Abb.: Das Schiff der Kirche / von Hans Weigel der Ältere (†1577). -- 2. Hälfte 16. Jht.



Abb.: Verkörperung der Götzenanbetung erschlagen von Hoffnung, Glaube und Wohltätigkeit / von Martin Weigel (fl. 1533 - 1580). -- 2. Hälfte 16. Jhdt.



Abb.: Luthertum / von Alexander Weissenhorn (fl. 1549 - 1570). -- 2. Hälfte 16. Jhdt.



Abb.: Die Päpstin Johanna in Rom im Jahr 855 / von Meister I R. -- 2. Hälfte 16. Jht.



Abb.: Kreuzigung mit dem Papst als böser Schächer und mit dem Antichrist / von Meister I W. -- 2. Hälfte 16. Jht.



Abb.: Die Kirche Englands. -- 2. Hälfte 16. Jhdt.



Abb.: Antipäpstliches Flugblatt. -- 2. Hälfte 16. Jhdt.



Abb.: Antikalvinistisches Flugblatt. -- 2. Hälfte 16. Jhdt.



Abb.: Allegorie des Papsttums. -- 2. Hälfte 16. Jhdt.


Anonym: Spaltvers

Dieses Gedicht kann sowohl einspaltig als auch zweispaltig gelesen werden. Einspaltig ("Ich sage gänzlich ab dem Luther bis ans Grab ...")  ist es das Bekenntnis eines Katholiken, zweispaltig ("Ich sage gänzlich ab der Römer Lehr und Leben ...")   das eines Protestanten. Wahrscheinlich ist es ein Spott auf konfessionelle Unterschiede:

ich sage gänzlich ab
dem Luther bis ans Grab
ich lache und verspott
dem Luther sein gebot
ich hasse mehr und mehr
der Lutheraner Lehr
bei mir hat kein Bestand
was Luthern ist verwandt
wer lutherisch verstirbt
in Ewigkeit verdirbt
der Römer Lehr und Leben
will ich mich ganz ergeben
die Messe, Ohrenbeicht
ist mir ganz sanft und leicht
all, die das Papsttum lieben
hab ich ins Herz geschrieben
die römisch Priesterschaft
lob ich mit aller Kraft
das Himmelreich soll erben
wer römisch bleibt beim Sterben

1600



Abb.: Holländische Karikatur auf die Ohrenbeichte. -- Um 1600

[Quelle: Wendel, Friedrich <1886 - >: Die Kirche in der Karikatur : eine Sammlung antiklerikaler Karikaturen, Volkslieder, Sprichwörter und Anekdoten. -- Berlin : Der Freidenker, 1927. -- 154 S. : Ill. -- S. 37.]


1608


Spiegel des Antichrists. -- 1608

Christus tut uns in seim Wort lehren
Drei Ständ: Zu Lehren, Wehren, Nähren.
Darin alle Menschen eben
Gläubig als Christen sollen leben,
Aber der römisch Antichrist
Solcher Ständ ein Zerrütter ist.

Der Papst als ein Löw frech begehrt
Des Wehrstands Kron, Szepter und Schwert.
Der Jesuit, ein Fuchs mit List,
Des Lehrstandes Verfälscher ist.
Der Mönch Wolf samt der Klosterkatzen
Des Nährstands Güter zu sich kratzen.


1620/30



Abb.:  Nun muss es ja gewandert sein [Martin Luther mit Gattin]. -- Deutschland. -- 1620-1630


1691



Abb.: Cornelis Dusart (1660 - 1704): Die Vorkämpfer der Gegenreformation. -- 1691


1777


Johann Heinrich Voß (1751-1826): An Luther. -- 4. März 1777.

Entschwebe, wie ein goldner Duft,
Mann Gottes, deiner stillen Gruft,
Und schaure Graun durch ihr Gebein,
Die deine stille Gruft entweihn!

Ermattet von dem Drachenkampf
Mit Priestern in der Höllen Dampf,
Sogst du an Katharinens Brust
Dir junge Kraft und Heldenlust.

Sie tränkte dich mit Rebentrank;
Und freudig tönte dein Gesang:
»Dem Papst und allen Teufeln Spott!
Ein' feste Burg ist unser Gott!«

Da zischelt nun die Afterbrut:
»Weh, Brüder, weh! wir sind sein Blut!
Schleicht rücklings hin zu seiner Ruh,
Und deckt die Scham des Vaters zu!«

Ihr Männer Deutschlands, kühn und frei
Durch ihn von Pfaffentyrannei!
Ihr lasst mit lästerndem Gestöhn
Die Heuchler Luthers Asche schmähn?

Wer ist, der nicht beim Kraftgesang
Des Weisen auf zu Taten sprang,
Dem nicht die Seele sonnenhoch,
Ein Adler mit dem Adler, flog?

Wem schafft nicht Gottes edler Wein
Aus Donnerwolken Sonnenschein,
Und reißt der Lebensgeister Tanz
Zum Tugendkampf und Siegeskranz?

Was labt den Frommen in der Zeit
Mit Ahndung höhrer Seligkeit,
Als Mädchenblick und Mädchenkuss,
Des Weibes heiliger Genuss?

Schweig, Gleißner, dich befrag' ich nicht!
Dir bleibt dies ewig ein Gedicht,
Wie dem, der Lastern Lieder zollt,
Dem Hurer, und dem Trunkenbold!

Doch jeder Christ und gute Mann
Stimmt laut mit dir, o Vater, an:
»Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Lebelang!«


Zu: Antiklerikale Karikaturen und Satiren XVIII: William Hogarth  1697 - 1764

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