Religionskritik

Antiklerikale Karikaturen und Satiren III:

Varia


kompiliert und herausgegeben von Alois Payer

(payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Antiklerikale Karikaturen und Satiren III: Varia  / kompiliert und hrsg. von Alois Payer. -- Fassung vom 2004-09-29. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen3.htm   

Erstmals publiziert: 2004-07-29

Überarbeitungen: 2004-09-29 [Ergänzungen]

©opyright: Abhängig vom Todesdatum der Autoren

Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library


Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803): Lavaters Messias.

Er spricht so mächtig schön, dass man ihn kaum versteht:
War denn, o Lavater, dein Christus ein Poet?

Erläuterung: bezieht sich auf :

Lavater, Johann Kaspar <1741-1800>: Jesus Messias. Oder Die Evangelien und die Apostelgeschichte in Gesängen. Kündigt Seine Gerechtigkeit aus den Völkern der Zukunft. -- [Winterthur : Heinrich Steiner], 1782. - 431 S.


Aloys Blumauer (1755-1798): Der Freier aus Religionsgründen

Hinweg von mir, ihr Furien,
Ihr sieben Katechismus-Sünden!
Ein junges Weibchen, fromm und schön,
Soll mir euch helfen überwinden.

Du schnöde Hoffahrt trolle dich,
Sie wird in Demut dich verkehren,
Und wie ihr kleines Möpschen mich
Gehorsamst apportieren lehren.

Du hellerkarge Filzigkeit
Sollst mich nun länger nicht betören:
Mein Weib wird mich Freigebigkeit
Für Modekrämerinnen lehren.

Du Trieb des Fleisches, magst dich bläh'n;
Sie weiß ein Mittel, dich zu dämpfen,
Sie wird zum Nimmeraufersteh'n
Im kurzen dich zu Boden kämpfen.

Du böser Neid, flieh Augenblick's,
Du sollst mich nimmermehr betrüben;
Sie wird mich lehren fremden Glück's
Mich freu'n, und meine Schwäger lieben.

Vergebens bist du auch bemüht,
O Völlerei, mich zu verführen;
Sie wird mir schon den Appetit
Bei Tische wegmoralisieren.

Du, Zorn, sollst künftig weder Kinn
Noch Augenbraunen mir verschieben;
Mein Weibchen wird sich schon bemüh'n,
Mich stets in der Geduld zu üben.

Auch dein, o Trägheit, lach' ich dann;
Sie wird für meinen Fleiß schon sorgen,
Und mehr, als ich verdienen kann,
Für Spitzen, Hauben, Bänder borgen.

So wird sie mich vor Sünden hier,
Und vor der Hölle dort bewahren,
Und - leb' ich länger noch mit ihr -
Mir auch das Fegfeuer ersparen.


1808


Heinrich von Kleist (1777-1811): Der Bauer, als er aus der Kirche kam. -- 1808

Ach, wie erwähltet Ihr heut, Herr Pfarr, so erbauliche Lieder!
Grade die Nummern, seht her, die ich ins Lotto gesetzt.


um 1848



Abb.: Geistige Erquickungsstunde kleinbürgerlicher Philister. -- Deutschland. -- um 1848

[Bildquelle: Seine Feinde zu beissen ... Karikaturen aus der deutschen bürgerlichen Revolution 1848 - 49 / [Alfred Gessler ; Karl-Heinz Grahl]. -- Berlin : Der Morgen, [1963]. --173 S. : vorwiegend Ill. -- S. 40]


1864


Georg Herwegh (1817-1875): Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein. -- April 1864

You are many, they are few.
(Eurer sind viele, ihrer sind wenige.)

Bet und arbeit! ruft die Welt,
Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
An die Türe pocht die Not -
Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

Und du ackerst, und du säst,
Und du nietest, und du nähst,
Und du hämmerst, und du spinnst -
Sag, o Volk, was du gewinnst!

Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
Füllst des Überflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn -

Doch wo ist dein Mahl bereit?
Doch wo ist dein Feierkleid?
Doch wo ist dein warmer Herd?
Doch wo ist dein scharfes Schwert?

Alles ist dein Werk! o sprich,
Alles, aber nichts für dich!
Und von allem nur allein,
Die du schmiedst, die Kette, dein?

Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt - o Volk, das ist dein Lohn.

Was ihr hebt ans Sonnenlicht,
Schätze sind es für den Wicht;
Was ihr webt, es ist der Fluch
Für euch selbst - ins bunte Tuch.

Was ihr baut, kein schützend Dach
Hat's für euch und kein Gemach;
Was ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf euch voll Übermut.

Menschenbienen, die Natur,
Gab sie euch den Honig nur?
Seht die Drohnen um euch her!
Habt ihr keinen Stachel mehr?

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.

Deiner Dränger Schar erblasst,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!


1869



Abb.: "Das ökumenische Konzil: Priester, hebt euch hinweg, ich kann mit dem Zuge nicht ausweichen!". -- Anonyme deutsche Karikatur. -- 1869

 [Quelle: Fuchs, Eduard: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- Nach S. 200]


Adolf Glaßbrenner (1810 - 1876): 


Adolf Glaßbrenner (1810 - 1876):  Piefke und Padde

Piefke: Du, Padde, weswejen werden denn noch bei uns immer neue Kirchen gebaut?
Padde:
Det haste ja von die Pastoralkonferenz jehört. Weil in die alten nich mehr jenug 'reinjehen.



Abb.: Karikatur von Félix-Edouard Vallotton (1865 - 1925)

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 377]


1894


Otto Julius Bierbaum (1865-1910): Im Kirchenstuhle. -- 1894

Im Kirchenstuhle
Frau Langeweile gähnt und dreht
Die abgegriffene Spule.



Abb.: Félix-Edouard Vallotton (1865 - 1925): L'Absouten = Der Segen. -- 1894


1908



Abb.: Henry Somm (1844 - 1907): Pauvre homme = Armer Mann: "Voyons, père Thomas, vous devez bien savoir que nous avons un Dieu?" - "J'ons pas le moyen d'acheter les journaux." -- 1908.
 



 

Abb.: Der Arme in der Kirche: Die Seligkeit des Glaubens!. -- Von Hermann Paul <1874 - 1940>.. -- In: Courrier français

[Quelle: Fuchs, Eduard <1870 - 1940>: Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. -- Berlin : Hofmann, 1903. -- 486 S. : Ill. -- S. 425]


Zu: Antiklerikale Karikaturen und Satiren IV: Pater Filucius / von Wilhelm Busch (1872)

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