Religionskritik

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XXXVI:

Der Ulk (1872 - 1933)


kompiliert und herausgegeben von Alois Payer

(payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Antiklerikale Karikaturen und Satiren XXXVI: Der Ulk (1872 - 1933)  / kompiliert und hrsg. von Alois Payer. -- Fassung vom 2005-02-07. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen36.htm  

Erstmals publiziert: 2004-10-30

Überarbeitungen: 2005-02-07 [Ergänzungen]; 2004-11-09 [Ergänzungen]

©opyright: Abhängig vom Todesdatum der Autoren.

Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library



Abb.: Titelleiste

Der Ulk : illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire. - Berlin : Mosse   1.1872,6(8.Mai) - 62.1933[?]


1872



Abb.: Hermann Scherenberg (1826 - 1897): In Canossa: Wie sich der Abgeordnete für Meppen1 Bismarck kalt gestellt denken möchte. -- In: Der Ulk. -- Nr. 9. -- 1872-05-22

Erläuterung: Spielt auf Bismarcks Wort: "Nach Canossa gehen wir nicht!" an. Canossa, eine verfallene, auf steilem Felsen gelegene Burg in der italienischen Provinz Reggio nell' Emilia, gehörte einem Geschlechte, das im 11. Jahrh. in den Besitz der Mark Tuscien gelangte, und wurde berühmt durch die Buße des Kaisers Heinrich IV. vor Papst Gregor VII., der sich dorthin zur Markgräfin Mathilde begeben hatte. 25.-28. Jan. 1077.


Abb.: Bismarck und Windthorst. Liebigs Sammelbilder. -- 1904

1 Abgeordnete für Meppen [Provinz Hannover]: Ludwig Windthorst

"Windthorst, Ludwig. deutscher Politiker, geb. 17. Jan. 1812 in Osterkappeln bei Osnabrück, gest. 14. März 1891 in Berlin, wurde auf dem Carolinum in Osnabrück für den geistlichen Stand vorbereitet, studierte 1831-34 die Rechte, wurde Rechtsanwalt in Osnabrück, dann ritterschaftlicher Syndikus und vorsitzender Rat des katholischen Konsistoriums daselbst und 1848 Oberappellationsgerichtsrat in Celle. Seit 1849 Mitglied der hannoverschen Zweiten Kammer, im unterstützte Windthorst die partikularistische, preußenfeindliche Politik Stüves, wurde 1851 als Führer der ministeriellen Partei Präsident der Kammer, 22. Nov. Justizminister und setzte die Errichtung des katholischen Bistums Osnabrück durch. 1853 schied er aus dem Ministerium und ward wieder Abgeordneter, 1862 in dem Ministerium Brandis-Platen Justizminister, unterstützte die Bemühungen Österreichs, Hannover an seine Politik zu ketten, und ward 21. Okt. 1865 Kronoberanwalt in Celle. Nach der Annexion von 1866 legte er sein Amt nieder und führte 1867 die Verhandlungen mit Bismarck über die Abfindung des Königs Georg, die mit dem Vertrage vom 29. Sept. 1867 endeten. Seit 1867 auch Mitglied des norddeutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses für Meppen (»Perle von Meppen«), hielt er sich anfangs zurück, nahm 17. Juni 1869 an dem anti-infallibilistischen Laienkonzil in Berlin teil, stellte sich aber zuerst im Reichstag im März 1871, dann auch im Abgeordnetenhaus entschieden an die Spitze der ultramontanen Partei, die er straff zusammenhielt, und mit der er die partikularistischen Elemente der Opposition (Polen und Welfen) gegen die Regierung verschmolz. Schlagfertig und witzig, in allen Künsten sophistischer Dialektik erfahren, errang Windthorst als Führer der Opposition bedeutende rednerische Erfolge, und wenn er auch die Maigesetzgebung nicht hindern konnte, so bereitete er doch Bismarck und Falk durch seine scharfe Opposition manche Schwierigkeiten, verzögerte durch seine zahllosen Reden den Fortgang der Geschäfte und suchte jede Erstarkung der Reichsgewalt zu verhindern. Ein Staatsmann war W. nicht, aber ein ausgezeichneter Parlamentarier. Auf den jährlichen Katholikenversammlungen gab er die politische Parole für die ultramontane Partei aus. Nach seinem Tod erschienen seine »Ausgewählten Reden, gehalten in der Zeit 1851-1891« (Osnabr. 1901-02, 3 Bde.)."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

[Bildquelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 521]


1874



Abb.: Hermann Scherenberg (1826 - 1897): Vom letzten Umzugstermin: Bischof Melchers wegen Episcopatzigkeit gegen seinen Hausherrn exmittiert, bedient sich bei seiner Wohnungssuche der jetzt so beliebten militärischen Hilfe. -- In: Der Ulk. -- Nr. 15. -- 1874-04-09

Erläuterung:

"Melchers, Paulus, Kardinal, geb. 6. Jan. 1813 in Münster, gest. 14. Dez. 1895 in Rom, studierte zuerst Rechtswissenschaft, dann Theologie, ward 1841 Kaplan in Haltern, später Subregens am Priesterseminar in Münster, 1851 Generalvikar daselbst, 1857 Bischof von Osnabrück und im Januar 1866 auf Antrag der preußischen Regierung vom Papst zum Erzbischof von Köln ernannt. Auf dem vatikanischen Konzil unterwarf er sich dem Infallibilitätsdogma bereitwilligst, nahm dann an dem Widerstand gegen die Maigesetze hervorragenden Anteil, wurde 1874 zu mehrmonatigem Gefängnis verurteilt und 28. Juni 1876 vom Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt. M. ging nach der holländischen Provinz Limburg, von wo er seine Amtstätigkeit durch einen Geheimdelegierten fortzusetzen suchte. Nach Beendigung des Kulturkampfes vom Papst 1885 zum Kardinalpriester ernannt, verzichtete M. auf den Kölner Erzbischofsstuhl und begab sich nach Rom. Seine Gebeine wurden im Dom zu Köln beigesetzt. M. schrieb: »Eine Unterweisung über das Gebet«, »über das heilige Messopfer«, »über das heilige Altarssakrament«; »Die katholische Lehre von der Kirche« (4. Aufl., Köln 1881) u. a."

[Quelle: Meyers großes Konversations-Lexikon. -- DVD-ROM-Ausg. Faksimile und Volltext der 6. Aufl. 1905-1909. -- Berlin : Directmedia Publ. --2003. -- 1 DVD-ROM. -- (Digitale Bibliothek ; 100). -- ISBN 3-89853-200-3. -- s.v.]

Klingelpütz: Gefängnis in Köln, das zwischen 1834 und 1838 entstand und sich bis 1968 an der Straße Klingelpütz befand. 1968 wurde das Gefängnis dort abgerissen und in den Kölner Stadtteil Ossendorf im Stadtbezirk Ehrenfeld verlegt.

[Bildquelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 526]


1881


Bismarchius placat clericorum chorum corum episcopum praebens1. -- In: Der Ulk. -- 1881-08-11

Galt er bisher in numero virorum obscurorum
ist auch sein Deutsch nur so und so,
begrüß ihn derum nicht minder froh,
den wälschen Bischof Korum . . .

Bismarck und Windthorst Hand in Hand,
sie löschten des Kulturkampf Brand
und wählten Bischof Korum ...

Erläuterung: Anlass ist die Ernennung des Elsässers ("wälschen") Michael Felix Korum (1840 - 1921) zum Bischof von Trier. Bismarck hat dem Zentrum  (Windthorst) die Besetzung von Bischofsstühlen zugestanden gegen politische Zugeständnisse der Zentrumspartei.

"KORUM, Michael Felix, Bischof von Trier, * 2.11. 1840 in Wickerschweier (Elsass), + 4.12. 1921 in Trier. - Der aus einer Lehrerfamilie stammende Korum wuchs mit vier Geschwistern in Kolmar auf. Er besuchte bis zu seinem zehnten Lebensjahr die Volksschule der Maristen (Schulbrüder) und anschließend das Collège libre. Mit dem Reifezeugnis versehen verließ er im Jahre 1857 das bischöfliche Gymnasium in Colmar und studierte drei Jahre lang am Priesterseminar in Straßburg. Ab Mai 1861 studierte er an der Hochschule der Jesuiten in Innsbruck eine streng scholastisch ausgerichtete Philosophie und Theologie und schloss dieses Studium mit der Promotion zum Dr. theol. im November 1865 ab. Am 23.12. 1865 wurde er in Straßburg zum Priester geweiht und lehrte ab dem Jahre 1866 Philosophie am Kleinen Seminar (Knabenseminar) St. Stephan in Straßburg. Seit 1869 wirkte er als Professor der Kirchengeschichte, seit 1872 als Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und neutestamentliche Exegese am Straßburger Priesterseminar. Die enge Verzahnung von Seelsorge und Lehre am Priesterseminar hat es mit sich gebracht, dass Korum »zwar ein erfolgreicher Seminarlehrer war, aber niemals eine wissenschaftliche Publikation vorgelegt hat« (Alois Thomas). In Straßburg erlebte er Ausbruch und Ende des deutsch-französischen Krieges und den Anfall des Elsass mit Lothringen an das Deutsche Reich. Im Jahre 1872 wurde er zum französischen Domprediger am Straßburger Münster und am 30.10. 1880 zum Dompfarrer der Kathedrale, Domkapitular und Geistlichen Rat ernannt. Infolge dieser Ämter, die von Kaiser Wilhelm I. als Rechtsnachfolger des französischen Staates aus dem Konkordat von 1802 bestätigt wurden, legte er sein Amt als Professor am Priesterseminar nieder. Überhaupt scheint die praktische Seelsorge eines seiner Hauptanliegen gewesen zu sein: er wirkte von 1869 bis 1880 u. a. noch als Beichtvater, Religionslehrer am staatlichen Gymnasium und bei den deutschen Truppen, unter den Studenten und der Arbeiterjugend und als Präsident der Vinzenzkonferenz und des Bonifatiusvereins. Den Bemühungen des Metzer Bischofs Paul-Georges-Marie Dupont des Loges, ihn 1880 zum Koadjutor cum iure successionis ernennen zu lassen, widerstand Korum erfolgreich; ähnliche Bestrebungen des Straßburger Bischofs Andreas Raess im Folgejahr lehnte er ebenso mit Erfolg ab. - Im Sommer 1881 einigten sich der Vatikan und die preußische Regierung unter starkem persönlichen Engagement Bismarcks im Zeichen der Bemühungen um eine allmähliche Beendigung des Kulturkampfes auf Korum als Bischof der seit 1876 vakanten Diözese Trier. Kaiser Wilhelm I. hätte dagegen lieber den aus dem Bistum Trier stammenden Freiburger Professor Franz Xaver Kraus auf dem Trierer Bischofsstuhl gesehen, doch wurde ihm die Zustimmung zu Korum »abgelistet« (Hubert Schiel). Der »altfranzösische« Kandidat für den preußischen Bischofsstuhl wurde nach anfänglich starkem Widerstand von Papst Leo XIII. persönlich zur Annahme bestimmt, erhielt am 12.8. 1881 nach Verzicht des Trierer Domkapitels auf sein Wahlrecht die päpstliche Ernennung und bereits zwei Tage später in der französischen Kirche S. Trinità dei Monti in Rom die Bischofsweihe durch Kardinal Raffaele Monaco la Valetta, den Generalvikar des Papstes für das Bistum Rom. Am 30.8. 1881 erfolgte die staatliche Anerkennung als Bischof von Trier; es handelte sich somit um die erste Besetzung eines Bischofstuhls in Preußen während des Kulturkampfes. Besitz vom Bischöflichen Stuhl in Trier nahm Korum am 25.9. 1881. - Wider Erwarten wurde der neue Trierer Bischof aber nicht zum Vermittler zwischen Rom und Preußen, sondern zum unbeugsamen, vom französischen Restaurationsdenken geprägten und streng römisch eingestellten Stimmführer der Majorität des deutschen Episkopats gegenüber der preußischen Kirchenpolitik. Die Verteidigung der kirchlichen Freiheiten erfolgten in nobler Form, aber in größter Hartnäckigkeit, auch gegenüber seinem Breslauer Antipoden, Fürstbischof Georg Kopp. Im Gewerkschaftsstreit arbeitete Korum dagegen als Integralist an dessen Seite gegen die Bildung interkonfessioneller Gewerkschaften und für die Bildung von Fachabteilungen innerhalb der katholischen Arbeitervereine. Die Stellung des Bischofs in dieser Frage ist verschiedentlich als verhängnisvolle Rolle charakterisiert worden, und seine Haltung fand auch bei Kreisen innerhalb seines eigenen Diözesanklerus nicht immer Zustimmung. Doch bezeugt sein Biograph und Sekretär der Diözesan-Arbeitervereine, Jakob Treitz, dass Korum weit davon entfernt war, »die beste Absicht oder religiöse Rechtschaffenheit irgendeines Führers oder Mitgliedes auf der anderen Seite zu bezweifeln.« 1912 ernannte er sogar den auf der Mönchengladbacher Seite stehenden Franz Tilmann zu seinem Generalvikar. Unglücklich war Korums Position auch im »Trierer Schulstreit«, in welchem er die Erteilung des Religionsunterrichts an der simultanen höheren Töchterschule in Trier untersagte. Rom entschied gegen den am 18.6. 1896 zum Päpstlichen Hausprälaten, Thronassistenten und römischen Grafen Ernannten, woraufhin er seine Abdankung erwog und anbot; sein Rücktritt wurde jedoch nicht angenommen. Umstritten war auch seine Rolle bei der dritten katholischen Großveranstaltung unter seinem Episkopat (Katholikentag 1887 in Trier, Marianischer Weltkongress 1912 ebenda), der Ausstellung des Heiligen Rockes 1891, die fast 2 Millionen Pilger nach Trier führte. Es kam wegen Wunderheilungen und anderer übersinnlicher Phänomene zu scharfen Angriffen von liberaler Seite und zu Polemiken, die u. a. sogar ein gerichtliches Nachspiel hatten. - Die Stärke Korums lag allerdings auf geistlichem Gebiet. Die Teilnahme am Geschick seiner Seminaristen wie seines Seelsorgeklerus wird ebenso gerühmt wie sein überzeugender persönlicher geistlicher Lebensstil und seine Begabung als Prediger. Der zwanglose Umgang mit Klerus und Volk bei seinen zahlreichen Visitationsreisen erwuchs der Fähigkeit zu echter menschlicher Zuwendung. Als Gehilfen im Bischofsamt standen ihm so reputable Weihbischöfe wie Johann Jakob Kraft (bis 1884), Heinrich Feiten (1887-1892), Karl Ernst Schrod (1894-1914) und Antonius Mönch (seit 1915) zur Seite und halfen mit, die Diözese, die Korum bei seinem Amtsantritt infolge des Kulturkampfes nach eigenem Bekunden als »ein wahres Trümmerfeld« vorgefunden hatte (von 731 Pfarreien waren 230 vakant, die Zahl der Geistlichen war von 816 auf 510 gesunken), wieder aufzubauen. Die Organe Generalvikariat, Offizialat, Geistlicher Rat, Priesterseminar und Knabenkonvikt baute Korum zum Teil wieder neu auf, zum Teil organisierte er sie neu. 42 Pfarreien wurden neu errichtet, dazu 30 selbständige Vikarien. Ebenso wurde die kirchliche Bautätigkeit neu belebt: von 1881 bis 1921 entstanden 250 neue Pfarrkirchen, 80 größere Filialkirchen und darüber hinaus eine große Anzahl kirchlicher und klösterlicher Anstaltsgebäude sowie viele Um- und Erweiterungsbauten. Hatte Korum bei seiner Amtsübernahme nur krankenpflegende Ordensgemeinschaften in seiner Diözese angetroffen, so kam es in den vier Dezennien seines Episkopats zu zahlreichen Wieder- und Neugründungen missionarischer, sozial-karitativer, seelsorgerischer und kontemplativer Gemeinschaften, von denen die Benediktinerklöster Maria Laach (1892) und Trier-St. Matthias (1921), das Zisterzienserkloster Himmerod (1921) sowie die Trierer Josefs-Schwestern (1888) besonders genannt seien. Die bauliche Erweiterung des Priesterseminars (1897 und 1910), die Restaurierung der Bischofskirche (1898-1910), die Gründung eines zweiten Knabenseminars in Prüm (1889), die Förderung von Pastoral-Konferenzen und Exerzitien sowie die Begründung der Zeitschrift »Pastor bonus« (1889; später: Trierer Theologische Zeitschrift) erfolgten ebenso aufgrund der Initiative des Bischofs wie die Gründung des Caritasverbandes 1916 und die Einberufung einer Diözesansynode 1920, der ersten seit 400 Jahren. Als französisch erzogener Elsässer und kirchlicher Integralist mit intensiven Romkontakten (u. a. endgültige Einführung der römischen Liturgie 1893 im Bistum Trier nach relativ zügig verlaufenen Verhandlungen) war er der preußischen Regierung lange Zeit nicht unsuspekt. Im Ersten Weltkrieg und erst recht nach 1918 zeigte sich aber, wie tief Korum mit Deutschland verwachsen war. 1915 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Tier; am 1.3. 1916 wurde er mit dem Pallium ausgezeichnet. Er gilt als der letzte »Kirchenfürst« unter den trierischen Bischöfen, blieb bis ins hohe Alter hinein leistungsfähig und starb relativ unerwartet. Seine letzte Ruhestätte fand er am 9.12. 1921 im Dom zu Trier. Der Münchener Bildhauer Georg Busch hat ihm ein Grabdenkmal an der Nordwand des Domes geschaffen. "

[Quelle: Martin Persch. -- http://www.bautz.de/bbkl/k/Korum.shtml. -- Zugriff am 2004-11-09]

[Quelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- S. 224]


1886



Abb.: Herzeleid: Windthorst (am Brünnele): "Und da seh' ich mein herztausigen Schatz bei 'ner andren stehn"1. -- In: Ulk. -- 1886-02-21

Erläuterung: Die Kirche, der Schatz der Zentrumspartei (Windthorst) schmust mit Bismarck

1 Aus dem Lied: "Die drei Röselein" (Friedrich Silcher, 1826)

Für Melodie "Jetzt gang ..." hier drücken

[Quelle der midi-Datei: http://ingeb.org/Lieder/jetztgan.html.  -- Zugriff am 2004-11-09]

1.Jetzt gang i ans Brünnele, Trink aber net.
   Da such i mein herztausigen Schatz, find'n aber net.

2. Do lass i meine Äugele um und um gehen,
    Do sieh i mein herztausigen Schatz bei 'nem andern stehn.

[Bildquelle: Jürgensmeier, Friedhelm <1936 - >: Die katholische Kirche im Spiegel der Karikatur der deutschen satirischen Tendenzzeitschriften von 1848 bis 1900. -- Trier : Neu, 1969. -- XVIII, 265 S. : 6 Bl. Abb. ; gr. 8. -- Zugleich: Diss., Univ. Gregoriana. Rom.  -- Abb. 19.]


1887



Abb.: Hermann Scherenberg (1826 - 1897): In Liebe verbunden: Mephisto: "Mit Grausen seh' ich das von weiten!" (Faust, Szene im Garten). -- In: Der Ulk. -- Nr. 7. -- 1887-02-17

Erläuterung: Bismarck war es gelungen, dass Papst Leo XIII. bei der Zentrumsfraktion zu Gunsten der Verlängerung des Septennats intervenierte (Septennat: Bewilligung der Kosten für eine Friedensstärke des deutschen Heeres von 402,000 Mann auf sieben Jahre, die 1874 durch ein Kompromiss der Nationalliberalen mit der Regierung erfolgte, es wurde 1880 und 1887 erneuert) . Mephisto Windthorst mit Frau Marthe Zentrumspartei spazierend sieht "mit Grausen" wie Gretchen Leo XIII. an Faustens Bismarcks Arm geht.  

Johan Wolfgang von Goethe(1749 - 1832):  Faust. Der Tragödie erster Teil. -- Tübingen, 1808

Szene im Garten

Margarete an Faustens Arm. Marthe mit Mephistopheles auf und ab spazierend.

MARGARETE.
Ich fühl' es wohl, daß mich der Herr nur schont,
Herab sich läßt, mich zu beschämen.
Ein Reisender ist so gewohnt,
Aus Gütigkeit fürlieb zu nehmen;
Ich weiß zu gut, daß solch erfahrnen Mann
Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann.

FAUST.
Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält
Als alle Weisheit dieser Welt. Er küßt ihre Hand.

MARGARETE.
Inkommodiert Euch nicht! Wie könnt Ihr sie nur küssen?
Sie ist so garstig, ist so rauh!
Was hab' ich nicht schon alles schaffen müssen!
Die Mutter ist gar zu genau.

Gehn vorüber.

MARTHE.
Und Ihr, mein Herr, Ihr reist so immer fort?

MEPHISTOPHELES.
Ach, daß Gewerb' und Pflicht uns dazu treiben!
Mit wieviel Schmerz verläßt man manchen Ort,
Und darf doch nun einmal nicht bleiben!

MARTHE.
In raschen Jahren geht's wohl an,
So um und um frei durch die Welt zu streifen;
Doch kömmt die böse Zeit heran,
Und sich als Hagestolz allein zum Grab zu schleifen,
Das hat noch keinem wohlgetan.

MEPHISTOPHELES.
Mit Grausen seh' ich das von weiten.

MARTHE.
Drum, werter Herr, beratet Euch in Zeiten.

Gehn vorüber.

MARGARETE.
Ja, aus den Augen aus dem Sinn!
Die Höflichkeit ist Euch geläufig;
Allein Ihr habt der Freunde häufig,
Sie sind verständiger, als ich bin.

FAUST.
O Beste! glaube, was man so verständig nennt,
Ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn.

[Bildquelle: Koch, Ursula E. <1935 - >: Der Teufel in Berlin : von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung ; illustrierte politische Witzblätter einer Metropole, 1848 - 1890. -- Köln : Informationspresse Leske, 1991. -- 880 S. : zahlr. Ill. ; 25 cm. -- (Reihe ilv-Leske-Republik Satire und Macht). -- (ISBN 3-921490-38-3). -- S. 589]


1903



Abb.: Wahl-Kirmes" (Ausschnitt). -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Ulk. -- No. 15, 1903-04-10

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 41]



Abb.: "Die Jesuitenplage": "So will ich Heuschrecken kommen lassen an allen Örtern; dass sie das Land bedecken, also, dass man das Land nicht sehen könne; und sollen fressen, was euch übrig. (Exodus 10)". -- Karikatur von Lyonel Feininger (1871 - 1956). -- In Ulk. -- No. 8, 1903-02-20

[Bildquelle: Luckhardt, Ulrich: Lyonel Feininger Karikaturen. -- Köln : DuMont, 1998. -- 104 S. : zahlr. Ill. -- ISBN 3-7701-4443-0. -- S. 42]


1907



Abb.: "Rom und die Wissenschaft". -- In: Ulk. -- No. 46 (1907-11-15)

"Noch immer ans Kreuz gebunden
Wird in der Zeiten Lauf.

Noch immer, trotz blut'ger Wunden,
Steht Unsterbliches wieder auf."

[Quelle: Humor aus zwei Jahrhunderten : das Beste aus illustrierten Blättern für Satire, Witz und Humor / hrsg. u. eingeleitet von Petra Eisele. -- Bern [u.a.] : Scherz, 1977. -- 208 S. : Ill. -- ISBN: 3-502-30017-8. -- S. 127]



Abb.: Mönch Theophan. Und wieder hört man in Russland den Flügelschlag einer neuen Zeit. -- In: Ulk. -- 38. Jhrg., Nr. 41. -- 1909-10-08

Erläuterung:

"Theophan (weltlicher Name Vasilij Bystrov, ca. 1870- ca. 1940), russisch-orthodoxer Theologe, 1897 an der St. Petersburger Geistlichen Akademie Dozent für biblische Geschichte, 1898 Mönch, dann Prof., Inspektor und (1909) Rektor der Akademie und Bischof, später Erzbischof von Poltawa. Sein wichtigstes Werk ist: »Tetragramma oder der alttestamenttliche. Name Jehova« (St. Petersburg 1905). Theophan war ein Eiferer gegen den theologischen Liberalismus und Anhänger des Imjaslavie (Gottesnamen-Verehrung). Selber Favorit in den höfischen Kreisen, hat er zusammen mit anderen G. Rasputin am kaiserlichen Hofe zur Macht verholfen (1908-09), sich aber nach dessen Entlarvung scharf gegen ihn gewandt. Er wurde aus dem Petersburger Episkopat nach der Krim, später nach Astrachan (1912) und Poltawa versetzt. Während der Revolution war Theophan Mitglied des allrussischen Kirchenkonzils, wanderte dann nach Serbien aus, wurde dort Mitglied des Synods von Karlovci und lebte in asketischer Zurückgezogenheit in Bulgarien, später in Paris."

Quelle: Fritz Lieb <1892 - 1970> (Hildegard Schaeder <1902 - 1984>). -- In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG3). -- Bd. 6. --  1963. -- Sp. 840]

[Bildquelle: Chronik 1909 / Thomas Flemming/Axel Steinhage. -- Gütersloh : Chronik-Verl., 1999. -- 240 S. : zahlr. Ill. . -- (Die Chronik-Bibliothek des 20. Jahrhunderts). -- ISBN 3-611-00161-9. -- S. 167]


Zu Antiklerikale Karikaturen und Satiren XXXVII: Jugend 1896 - 1940

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