Religionskritische aus der KPdSU

Der gegenwärtige Reformismus und die religiöse Ideologie (1970)


Herausgegeben von Alois Payer (payer@payer.de)


Zitierweise / cite as:

Welikowitsch, L. N.: Der gegenwärtige Reformismus und die religiöse Ideologie. -- 1970. -- Fassung vom 2005-02-03. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/kpdsu01.htm   

Erstmals publiziert: 2005-02-03

Überarbeitungen:

©opyright: Staatsverlag der DDR

Dieser Text ist Teil der Abteilung Religionskritik  von Tüpfli's Global Village Library


Dies ist kein offizieller Text der KPdSU, wohl aber ein offiziöser.

Die deutsche Übersetzung ist ursprünglich erschienen in:

Ideologie des Sozialdemokratismus in der Gegenwart / [Autoren: E. D. Modrshinskaja u. a. Übers.: Wolfgang Eckstein u. a. Hrsg. v. d. Akad. d. Wiss. d. UdSSR]. -- Berlin : Staatsverl. d. Deutschen Demokratischen Republik, 1971. -- 510 S. ; gr. 8. -- Originaltitel: Идеология современного реформиэма [Ideologija sovremennogo reformizma] (Moskau : Nauka, 1970). -- S. 212 - 226


Der gegenwärtige Reformismus und die religiöse Ideologie

Die neutralistische Position der Revisionisten der II. Internationale1 gegenüber der Religion: Religion ist Privatsache

Eine der wichtigsten Besonderheiten des heutigen Reformismus2 ist dessen immer stärkere Annäherung an Fideismus3 und Klerikalismus. Die rechten Führer der sozialdemokratischen Parteien haben sich von den atheistischen Traditionen der Arbeiterbewegung losgesagt und den Weg einer offenen Unterstützung des reaktionären Klerikalismus und des religiösen Obskurantismus beschritten.

Es muss bemerkt; werden, dass sich das Problem des Verhaltens gegenüber Religion und Kirche für die sozialistischen Parteien Westeuropas bereits in den ersten Jahren ihrer Existenz erhob. Denn die Partei der Arbeiterklasse konnte die Tatsache nicht ignorieren, dass es unter den Arbeitern eine große Anzahl von Gläubigen gibt. Es war die Praxis der revolutionären Bewegung, die in den sozialdemokratischen Parteien die Frage nach dem Verhältnis zur Religion aufwarf. Marx und Engels hatten dieser Frage besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Sie warnten vor Fehlern bei der Festlegung der prinzipiellen Position der Partei in dieser Frage. So kritisierte Marx den Entwurf des Gothaer Programms (1875) insbesondere auch deswegen heftig, weil darin lediglich die typisch bürgerliche Forderung nach Gewissensfreiheit wiederholt wird. Er beharrte darauf, dass die Partei ihre negative Einstellung zur Religion verkünden müsse.

Marx und Engels traten gegen die These auf, dass die Partei die Religion als Privatsache anzusehen habe. Sie waren der Ansicht, dass die Partei des Proletariats gegen die Religion einen ideologischen Kampf führen müsse. In Marx' Kritik des Gothaer Programms heißt es:

"Jeder muss seine religiöse wie seine leibliche Notdurft verrichten können, ohne dass die Polizei ihre Nase hineinsteckt. Aber die Arbeiterpartei musste doch bei dieser Gelegenheit ihr Bewusstsein darüber aussprechen, dass die bürgerliche ,Gewissensfreiheit' nichts ist außer der Duldung aller möglichen Sorten religiöser Gewissensfreiheit, und dass sie vielmehr die Gewissen vom religiösen Spuk zu befreien strebt."4

Marx hat somit betont, dass die Partei mit der religiösen Ideologie keinerlei Kompromiss eingehen dürfe.

1890 hob Engels in der Einleitung zu Marx' Broschüre "Der Bürgerkrieg in Frankreich" erneut hervor, "dass dem Staat gegenüber die Religion bloße Privatsache sei", nimmer jedoch gegenüber der Arbeiterpartei5. Allein die Führer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ignorierten die Hinweise von Marx und Engels. Das drückte sich auch im Erfurter Programm6 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands aus, in dem es hieß: "Religion ist Privatsache".

Von den Opportunisten wurde diese Formulierung dahingehend ausgelegt, als stünde die Partei der Religion schlechthin neutral gegenüber. Lenin schrieb:

"Es ist bekannt, dass die deutsche Sozialdemokratie in dem Maße, wie sie versumpfte und immer opportunistischer wurde, immer häufiger zu einer philisterhaften Falschdeutung der berühmten Formel »Erklärung der Religion zur Privatsache« hinabsank. Nämlich: Diese Formel wurde so gedeutet, als sei auch für die Partei des revolutionären Proletariats die Frage der Religion Privatsache!!"7

Die These von der Neutralität der Sozialdemokratie gegenüber der Religion hat den grundlegenden Gegensatz zwischen dem wissenschaftlichen Kommunismus und der Religion praktisch verwischt.

Schon vor dem ersten Weltkrieg suchten die Ideologen der westeuropäischen Sozialdemokratie ihre Abkehr von den prinzipiellen Positionen des Marxismus in Fragen der Religion theoretisch zu begründen. F. Stampfer behauptete beispielsweise, dass "die Sozialdemokratie in keiner Weise mit der materialistischen Weltanschauung verbunden" sei.8 Ausgehend von der These der Indifferenz der sozialistischen Partei gegenüber der Weltanschauung erklärten viele Ideologen der II. Internationale, eine Verbindung von Sozialismus und Religion sei durchaus möglich. Der Führer der belgischen Sozialisten, E. Vandervelde9, sagte, dass der Sozialismus lediglich mit dem katholischen Klerikalismus unvereinbar, mit Religion dagegen vereinbar sei. Er solidarisierte sich mit den Ideen des christlichen Sozialismus. Nach Ansicht Vanderveldes "hindert jedoch nichts daran, gleichzeitig Christ und Sozialist zu sein, ein Christ für den Himmel und ein Sozialist für die Erde".10

 


Abb.: Emile Vandervelde (1866 - 1930) [Bildquelle: http://www.hbvl.be/dossiers/-e/eeuw/1919/1919_9.html. -- Zugriff am 2005-01-31]

In Fortführung der Linie Vanderveldes behauptet der belgische Reformist Vermeylen, der Sozialismus könne überhaupt nicht antireligiös sein. Er schrieb, dass die sozialistische Bewegung lediglich in ihren Anfängen "im wesentlichen proletarisch, revolutionär und sogar . . . antireligiös war". Heute sei die reformistische Bewegung weder proletarisch noch revolutionär, noch antireligiös. Vermeylen stellt fest:

"Wir können weder in den Doktrinen, noch in der Tätigkeit der sozialistischen Parteien etwas erkennen, was die Behauptung rechtfertigen würde, dass der Sozialismus antireligiös ist."11

W. I. Lenin unterzog die Ansichten der Opportunisten der westeuropäischen Sozialdemokratie über die Religion einer vernichtenden Kritik. Er verurteilte die opportunistischen Entstellungen des Marxismus in der Frage des Verhältnisses der sozialistischen Partei zur Religion kategorisch. Lenin schrieb:

"Für die Partei des sozialistischen Proletariats ist die Religion keine Privatsache. Unsere Partei ist ein Bund klassenbewusster, fortgeschrittener Kämpfer für die Befreiung der Arbeiterklasse. Ein solcher Bund kann und darf sich nicht gleichgültig verhalten zu Unaufgeklärtheit, zu Unwissenheit oder Dunkelmännertum in Form von religiösem Glauben . . . Für uns ist der ideologische Kampf keine Privatsache, sondern eine Angelegenheit der ganzen Partei, des gesamten Proletariats."12

Die Leninsche Kritik der opportunistischen Positionen der Revisionisten in der Frage des Verhältnisses der Arbeiterpartei zur Religion hat in unseren Tagen, da die Führer der sozialdemokratischen Parteien Westeuropas nicht nur vollständig auf den ideologischen Kampf gegen die Religion verzichten, sondern auch den Weg einer engen Zusammenarbeit mit den Klerikalen beschritten haben, eine besonders aktuelle Bedeutung.

Den heutigen rechten Führern der sozialdemokratischen Parteien ist mit der Position der Revisionisten der II. Internationale in der Religionsfrage nicht mehr gedient. Sie sind der Ansicht, dass die Formel "Religion ist Privatsache" veraltet sei und dass man sich bei der Bestimmung des Verhältnisses der Partei zur Religion gegenwärtig nicht mehr davon leiten lassen solle. So erklärte K. Czernetz13, einer der Theoretiker der Sozialistischen Partei Österreichs,

"das Aktionsprogramm geht aber über die alte Formulierung noch hinaus . . . »Religion ist Privatsache« . . . Aber er (der demokratische Sozialismus) hat gegenüber der Religion heute zweifelsohne eine positivere Einstellung als in der Vergangenheit."14


Abb.: Karl Czernetz (1910 - 1978

Diese positive Stellung drückt sich vor allem in dem Verzicht der sozialistischen Parteien auf eine Politik der Neutralität gegenüber der Religion aus. Nicht Neutralität, sondern Orientierung auf die Religion — lautet die Forderung der heutigen Ideologen des Reformismus. Der protestantische Theoretiker Kupisch schrieb, dass in der SPD der Standpunkt vertreten wird,

"die Partei müsse ihre bisherige religiöse Neutralität verlassen, sich offener und eindeutiger für Christentum und Kirche aussprechen, also die ideologische Wiege mit einem evangelischen Betthimmel umkleiden . . ."15

Der gegenwärtige Reformismus und die Religion — Kapitulation vor der Ideologie des Klerikalismus

Die ideologische Annäherung des heutigen Reformismus an den Klerikalismus wurde nach dem zweiten Weltkrieg besonders deutlich. Am offenkundigsten vollzieht sich diese Annäherung in Italien, der BRD und in Österreich. Die These von der Neutralität gegenüber der Religion wird immer mehr durch die These von der Gemeinsamkeit der ideologischen Positionen von Sozialdemokratie und Klerikalismus ersetzt.

Die Orientierung der heutigen Sozialdemokratie auf die Religion erfolgt nicht zufällig. Sie ist erstens eine logische Folge der Abkehr der Ideologen des "demokratischen Sozialismus" vom Marxismus. Gerade deshalb passt sich der Reformismus2 immer mehr den ideologischen Hauptströmungen der Bourgeoisie an, darunter auch der klerikalen Ideologie. Das Bündnis mit dem. Klerikalismus soll gewissermaßen das ideologische Vakuum ausfüllen, das durch die Abkehr der Reformisten vom Marxismus entstanden ist. Da sich eine immer größere Zahl von Werktätigen vom Einfluss des Reformismus frei macht und damit dessen soziale Basis schrumpft, trachten die rechten Führer der sozialdemokratischen Parteien zweitens danach, durch Lobpreisungen des Klerikalismus diejenigen gläubigen Werktätigen für sich zu gewinnen, die christlichen Parteien und Gewerkschaften angehören, sich jedoch von der reaktionären Politik der Klerikalen immer enttäuschter zeigen.

Mit welchen Argumenten begründen die Ideologen des Reformismus ihre Haltung gegenüber Religion und Kirche? Sie behaupten, dass sich sozialistische Parteien in weltanschaulichen Fragen gleichgültig verhalten sollten. Diese Ansicht war seinerzeit von E. Bernstein16 kolportiert worden, der eine einheitliche Weltanschauung als wissenschaftliches Fundament für die Politik der sozialdemokratischen Partei abgelehnt hatte. Nach Meinung Bernsteins hat sich die Partei um praktische Lösungen zu kümmern und nicht um die Weltanschauung.


Abb.: Eduard Bernstein (1850 - 1932) [Bildquelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BernsteinEduard/. -- Zugriff am 2005-01-31]

Diese Position, deren sozialer und theoretischer Inhalt im ersten Kapitel dieses Buches dargelegt worden ist, bestimmt im wesentlichen die Haltung der heutigen rechten sozialdemokratischen Ideologen. Sie vertreten die Ansicht, der Sozialismus sei überhaupt keine Weltanschauung, sondern lediglich Politik, Bewegung. Eine sozialdemokratische Partei könne folglich Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen vereinen. Dieser Standpunkt schlug sich insbesondere in der "Erklärung über Sozialismus und Religion" nieder, die 1953 auf einer Konferenz sozialdemokratischer Parteien in den Niederlanden verabschiedet wurde. In diesem Dokument wird behauptet, dass

"der Sozialismus an sich weder religiös noch antireligiös ist. Er ist eine politische Bewegung zur Umgestaltung der Gesellschaft." Und an anderer Stelle heißt es: "Die sozialistische Politik kann aus einer Ethik abgeleitet werden, die sich sowohl auf religiöse wie auch auf nichtreligiöse Quellen stützt... In Europa ist das christliche Evangelium eine der geistigen und ethischen Quellen der sozialistischen Idee."17

Die Erwägungen über die weltanschauliche Neutralität haben nur ein Ziel — vor den einfachen Parteimitgliedern den Übergang der rechten sozialdemokratischen Führer auf die Positionen der bürgerlichen Ideologie zu verbergen. Eine Partei der Arbeiterklasse kann gegenüber weltanschaulichen Fragen nicht neutral sein, wenn sie die grundlegenden Interessen der Arbeiterklasse konsequent verteidigen und für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft kämpfen will. Die Partei muss aktiv die materialistische Weltanschauung propagieren, denn religiöse Vorurteile hindern die Werktätigen daran, aktiv für den Sozialismus zu kämpfen.

Die soziale Funktion der Religion besteht vor allem darin, dass sie die Gläubigen mit den im Kapitalismus bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen aussöhnt. Religiöse Predigten über Geduld, Sanftheit und Demut hemmen die Entwicklung der revolutionären Initiative der werktätigen Massen und deren Kampf gegen die Bourgeoisie. Die Religion stumpft die sozialen Gefühle ab und untergräbt die Klassensolidarität der Arbeiterklasse und aller Werktätigen.

Gerade diesen Umstand suchen die reformistischen Prediger einer Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen Sozialismus und Religion den Massen nach Kräften zu verbergen. Die rechten Führer der sozialdemokratischen Parteien streben keineswegs die Aufhebung der kapitalistischen Gesellschaft und den Aufbau des Sozialismus an. Sie erachten es darum nicht nur als für die Partei überflüssig, einen ideologischen Kampf gegen die Religion zu führen, sondern gleiten selbst immer mehr auf die Positionen des Pfaffentums ab.

Ihre Kapitulation vor der Ideologie des Klerikalismus begründen die rechten sozialdemokratischen Theoretiker des weiteren damit, dass der Atheismus für den Sozialismus und selbst für den Marxismus angeblich überhaupt eine zufällige Erscheinung sei. Sie wiederholen praktisch die Behauptungen des katholischen Paters M. Reding18, welcher erklärt, der Atheismus sei kein organisches Element des Marxismus und keine wesentliche Seite der marxistischen Weltanschauung, und behauptet, dass der "Atheismus eine politische Losung ist", die zur Philosophie des Marxismus in keinerlei Beziehung stehe. Reding schreibt:

"Das gute oder böse Verhältnis von Sozialismus und Religion entspringt nicht aus ihren innersten Anliegen, sondern aus geschichtlichen Konstellationen, die bei der Geburtsstunde des Sozialismus für ein gutes Verhältnis besonders ungünstig waren."18

Reding charakterisiert den marxistischen Atheismus als rein politischen Atheismus.

In seiner Rede bei einer Begegnung von Marxisten und christlichen Theologen erklärte Reding, der Marxismus setze nicht zwingend den Atheismus voraus.

"Soweit der Kirche angehörende Kreise Gott dazu missbrauchen, ungerechte Zustände als gottgewollt zu erhalten, hat die Marx'sche Kritik recht; sie hat aber unrecht, solcherlei Denken dem Gottesglauben selbst anzulasten."19

Reding erklärt Marx' Atheismus daraus, dass das Christentum in der Periode des Entstehens des Marxismus von den Revolutionären und ihren Vorläufern in den vorhergegangenen Jahrhunderten als Instrument der sozialen und geistigen Versklavung aufgefasst worden war. Daraus ließe sich auch ihr Kampf gegen die Religion und den traditionellen Gottesglauben verstehen.


Abb.: Otto Bauer (1881 - 1938)

Bekanntlich hatte O. Bauer20 seinerzeit ähnliche Ansichten geäußert. Er war der Auffassung, dass sich der Marxismus nicht gegenüber der Religion feindlich verhält, sondern nur gegenüber der Politik des Klerus, die die bürgerliche Gesellschaft verteidigt. Er schrieb:

"Der Kapitalismus zwingt den Arbeiter, am Klassenkampf teilzunehmen, aber im Klassenkampf stößt der Arbeiter auf die Geistlichkeit, die seinem Klassenfeind dient. Der Arbeiter überträgt seinen Hass gegen die Geistlichkeit auf die Religion, in deren Namen die Geistlichkeit die bürgerliche Gesellschaftsordnung verteidigt."21

Bauer war bestrebt, die Kritik der Religion auf eine Kritik an der Geistlichkeit zu beschränken. Er war der Ansicht, dass eine sozialistische Partei Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen vereinigen könne. Seiner Meinung nach

"ist die Behauptung, dass das Bekenntnis zum wissenschaftlichen Sozialismus ein Bekenntnis zum antireligiösen, atheistischen naturwissenschaftlichen Materialismus einschließt oder voraussetzt, von Grund auf falsch"22.

Indem Reding18 den marxistischen Atheismus auf den politischen Atheismus reduziert, sucht er zu beweisen, dass die marxistische Ablehnung der Religion eine Ablehnung der Kirche sei, welche von den Forderungen des Evangeliums abgewichen sei. In Wirklichkeit war der marxistische Atheismus niemals nur ein politischer. Er trug stets wissenschaftlichen und weltanschaulichen Charakter. Er lehnt die Religion nicht nur deshalb ab, weil sie eine ideologische Stütze der Klassen war und bleibt, gegen die der Marxismus kämpft, sondern deshalb, weil der wissenschaftliche Sozialismus untrennbar mit der Kritik aller Formen der idealistischen, darunter auch der religiösen, Ideologie verbunden ist, und nicht nur mit einer Kritik der politischen Rolle der Kirche als einer Stütze der Ausbeuterklassen. Der Marxismus war von Anfang an als entschiedener Gegner der religiösen Weltanschauung aufgetreten. Der von Marx und Engels geschaffene wissenschaftliche Atheismus ist ein System wissenschaftlich begründeter Anschauungen, die sich aus der marxistischen Philosophie ergeben.

Mit M. Reding18 solidarisiert sich der Österreicher M. Neugebauer, der die Feindseligkeit des Marxismus gegenüber der Religion damit erklärt, dass die Religion unter den Bedingungen des Mittelalters einige reaktionäre Züge angenommen hatte. Gerade dieser Umstand, behauptet Neugebauer, brachte die Sozialisten gegen die Religion auf. Er ist auch der Ansicht, "dass der politische Atheismus an Sinn verliert und absterben wird".(14)


Abb.: Max Neugebauer [Bildquelle: http://www.noe.kinderfreunde.at/index.php?action=Lesen&Article_ID=2805. -- Zugriff am 2005-01-31]

Die Führer der SPD haben mehrfach erklärt, dass sich die Möglichkeit einer Übereinkunft zwischen der SPD und der katholischen Kirche daraus ergebe, dass sich beide Partner verändert hätten. In einem Interview, das v. Knoeringen dem katholischen Journalisten Kornetzki im Sommer 1965 gewährt hatte, heißt es, das Godesberger Programm sei von katholischen Politikern und Theoretikern positiv eingeschätzt worden.

"Schon vor 10 Jahren", sagte v. Knoeringen, "habe ich die Auffassung vertreten: die Stunde des Gesprächs auch mit der Katholischen Kirche wird kommen. Heute fühle ich mich bestätigt."24


Abb.: Waldemar von Knoerringen, Erich Ollenhauer und Herbert Wehner. -- 1958 [Bildquelle: http://www.fes.de/archiv/_vorsitz/10913.htm. -- Zugriff am 2005-01-31]

Die reformistischen Ideologen, die sich für eine Annäherung von "demokratischem Sozialismus", Religion und Kirche einsetzen, suchen zu beweisen, dass dies auch deshalb möglich sei, weil die Kirche selbst ihr Verhältnis zur Arbeiterklasse geändert habe. Derartige Ansichten leiten sich aus der genannten These vom politischen Atheismus ab. Allein die Behauptungen über eine Veränderung der Position der Kirche gegenüber der Arbeiterklasse entsprechen nicht der Wirklichkeit. Die Kirche fährt auch heute fort, den Kapitalismus mit allen Mitteln der religiösen Propaganda zu verteidigen.

Für die rechten sozialdemokratischen Ideologen ist charakteristisch, dass sie die Frage des Verhältnisses von Sozialismus und Religion, das heißt des Verhältnisses zweier Ideologien, durch die Frage nach dem Verhältnis der sozialistischen Parteien zur Kirche ersetzen. Sie bemühen sich dabei zu beweisen, dass es zwischen dem Sozialismus und der Kirche keinerlei prinzipielle Widersprüche gäbe, es sich lediglich um anomale Beziehungen handle, die sich in der Vergangenheit keineswegs aus irgendwelchen ideologischen Widersprüchen ergeben hätten.

Die Ideologen des Reformismus versuchen, die Ursache des Auftretens des Sozialismus gegen die Religion auf kleine, leicht zu beseitigende Missverständnisse zu reduzieren.

Das Thema "Religion und Sozialismus", heißt es in der theoretischen Zeitschrift der Sozialistischen Partei Österreichs "Die Zukunft", erlangt in den letzten Jahren immer aktuellere Bedeutung. Die Theorie, derzufolge sich Religion und Sozialismus zueinander wie Feuer und Wasser verhalten, hat nach Meinung dieser Zeitschrift einen Zusammenbruch erlitten, weil die "historischen Ursachen dieses scheinbar unlösbaren Konfliktes (nicht) mehr existieren"25.

Die Ideologen des Reformismus erkennen Widersprüche zwischen dem Sozialismus und der Kirche an, ordnen sie aber lediglich der Vergangenheit zu. Heute sind — behaupten sie — die Ursachen, welche die Feindschaft zwischen dem Sozialismus und der Kirche hervorgebracht hatten, beseitigt. Der Österreicher O. Pollak26 schrieb, die Behauptungen der Gegner des "demokratischen Sozialismus", wonach die Sozialisten Feinde der Religion sind, seien unrichtig. Eine solche Feindschaft habe seiner Meinung nach niemals bestanden. Wenn auch Widersprüche auftreten, so "ergeben sie sich keineswegs aus der Ideologie der Sozialdemokraten, sondern aus der von der Kirche bezogenen Position".27


Abb.: Oscar Pollak (1893 -1963) [Bildquelle: ÖNB]

Die Kirche war stets ein unversöhnlicher Feind der sozialistischen Bewegung. Zur Charakterisierung der katholischen Kirche hatte K. Kautsky28 1902 geschrieben:

"Die katholische Geistlichkeit ist der erklärte Feind jeder revolutionären Bewegung. Sie verneigt sich zwar vor der siegreichen Revolution, aber für die sich erhebende, kämpfende und revolutionäre Klasse hält sie nur alle Mittel der Unterdrückung bereit. Jegliches Streben, die Ausbeutung und die Klassenunterschiede zu beseitigen, ist ihr zutiefst verhasst."29


Abb.: Karl Kautsky (1854 - 1938) [Bildquelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KautskyKarl/. -- Zugriff am 2005-01-31]

Aber zugleich mit der Kritik an der katholischen Kirche lehnte Kautsky faktisch die marxistische These vom Gegensatz zwischen dem wissenschaftlichen Kommunismus und der religiösen Ideologie ab. Er propagierte den Gedanken von der Versöhnung zwischen Sozialismus und Christentum.

 " . . . Das proletarische Streben nach Beseitigung der Klassenunterschiede ist mit der Lehre des Christentums und des Evangeliums vereinbar", schrieb Kautsky.30

Die Ansicht Kautskys über die reaktionäre Rolle der katholischen Kirche wird heute von den rechten sozialdemokratischen Ideologen nicht geteilt.

Die Kirche trat vor allem deshalb gegen den Sozialismus auf, weil sie die kapitalistische Ordnung als gottgefällig heiligte und verteidigte. Zahlreiche Tatsachen beweisen, dass die Kirche in den kapitalistischen Ländern als aktive politische Kraft auftritt, die zugunsten des Kapitalismus wirkt.

Im Verlauf vieler Jahre, schrieb die Zeitschrift "Socialist International Information", hatte es den Anschein, als wären Sozialismus und Katholizismus unvereinbar. Die christdemokratischen oder katholischen Parteien in vielen Ländern Westeuropas bildeten die Regierungen, und die sozialdemokratischen Parteien befanden sich in der Opposition. Die Zeitschrift konstatiert Veränderungen, die in den letzten Jahren in den Beziehungen zwischen der Kirche und den sozialistischen Parteien vor sich gegangen sind. Ein Beweis dafür sei nach Ansicht der Zeitschrift der Empfang von Pietro Nenni31 sowie der Führer anderer sozialdemokratischer Parteien Westeuropas, insbesondere der SPD und der SPÖ, durch Papst Paul VI.32

Die französische katholische Zeitschrift "Informations catholiques internationales" schrieb, dass Papst Paul VI. beim Empfang einer SPD-Delegation im Jahre 1964 seine Befriedigung über die Evolution dieser Partei und ihre Abkehr vom Marxismus und vom Klassenkampf ausgedrückt habe.33

Die Führer der rechten sozialdemokratischen Parteien, die für eine Zusammenarbeit mit klerikalen Organisationen eintreten, wiederholen die Behauptungen des Klerus, dass die Kirche lediglich religiöse Funktionen wahrnehme und dass die Religion und ihre Diener nichts mit der Politik gemein hätten. In Wirklichkeit benutzte und benutzt die Kirche die religiöse Ideologie und die religiösen Überzeugungen der Gläubigen zum Schutz der Interessen der Ausbeuterklassen. Die Kirche mischt sich aktiv in das politische Leben der heutigen kapitalistischen Gesellschaft ein und nutzt ihren Einfluss auf die Gläubigen aus, um die politische Herrschaft der imperialistischen Bourgeoisie zu festigen. Das wurde besonders nach dem zweiten Weltkrieg spürbar. Die Kirche, besonders die katholische, ist eng mit den klerikalen Gewerkschaften und Parteien verbunden, die in einer Reihe von Ländern Westeuropas, wie zum Beispiel in Italien, der BRD, in Österreich oder Belgien, an der Regierung waren oder es noch sind. Die klerikalen Organisationen unterstützen aktiv die Politik der herrschenden Kreise der kapitalistischen Länder, indem sie die Gläubigen davon überzeugen, dass diese Politik den Absichten Gottes entspreche.

Die rechten Führer der sozialdemokratischen Parteien haben den Weg der Zusammenarbeit mit den Klerikalen eingeschlagen. Es ist bezeichnend, dass sie zwar Verhandlungen mit Kommunisten ablehnen, aber gerne in Verhandlungen mit den Klerikalen treten. Solche Verhandlungen fanden beispielsweise 1958 in München und 1959 in der Schweiz statt. An der Begegnung im Jahre 1959 nahmen Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der Sozialistischen Partei Österreichs und der Sozialistischen Partei der Schweiz teil. Diese Begegnungen zeigten, dass sie zur ideologischen Kapitulation vor den Klerikalen übergegangen waren. Sie beteuerten ihren katholischen Partnern nach Kräften die ideologische Verwandtschaft des "demokratischen Sozialismus" und des "sozialen Katholizismus".

"Die Begegnung von Vertretern der SPD und der katholischen Kirche in München", schrieb die Zeitung "Vorwärts" am 13. Juli 1967, "hatte auch den Inhalt des Godesberger Programms beeinflusst".

Solche Begegnungen und Verhandlungen könnte man begrüßen, hätte es sich um gemeinsame Aktionen sozialdemokratischer Parteien und klerikaler Organisationen zur Verteidigung der Interessen der Werktätigen gehandelt. Indessen ging es nicht um eine Zusammenarbeit mit den gläubigen Werktätigen, sondern um etwas ganz anderes — um die Zusammenarbeit von rechten Sozialdemokraten und Klerikalen im Kampf gegen den Kommunismus. Die rechten sozialdemokratischen Ideologen verhehlen nicht, dass sie bereit sind, mit den Klerikalen auf der Grundlage der sozialen Doktrin des Katholizismus zusammenzuarbeiten, deren Wesen die Verteidigung des Kapitalismus und seiner sozialen Institutionen ist. Eine solche Zusammenarbeit ist nur für den Klerus von Vorteil, insofern sie ihm hilft, seinen Einfluss unter den Arbeitern zu stärken, die der sozialdemokratischen Partei anhängen.

W. Eichler34, einer der rechten Ideologen in der SPD, wollte die Klerikalen davon überzeugen, dass es zwischen der katholischen Kirche und dem "demokratischen Sozialismus" keinerlei Meinungsverschiedenheiten gäbe, da dieser gleichfalls die katholische Soziallehre anerkenne. Weiterhin erklärte Eichler sogar, dass die SPD die katholische Kirche als Verbündete im Kampf um die Verwirklichung der Ideale des "demokratischen Sozialismus" betrachte. Nach seiner Ansicht ist die Kirche für die Verwirklichung der Ideen des "demokratischen Sozialismus" notwendig, da die " »demokratisch-sozialistische« Idee der Freiheit . . . sich nur mit Hilfe der ,Liebe', der ,Caritas' " verwirklichen lässt.35


Abb.: Willi Eichler (1896 - 1971)

In seinem Buch "Sozialdemokratie" (1965) behauptet G. Nenning36, der Atheismus sei ein von Marx in den Sozialismus hineingetragenes bürgerliches Vorurteil. Seiner Meinung nach sind Sozialismus und Christentum identisch. Nenning setzt sich für die Erweiterung der geistigen Grundlagen des "demokratischen Sozialismus" ein, indem er ihn auf zwei Säulen stellt, das heißt den Sozialismus mit dem Christentum verbindet. Nenning ist der Ansicht, dass die neue Sozialdemokratie eine Symbiose von integralem Sozialismus und Christentum sei. Er definiert die neue Sozialdemokratie wie folgt:

"Sozialismus plus Demokratie minus Atheismus. Die neue Sozialdemokratie ist Sozialismus minus Diktatur plus Christentum."37


Abb.: Günther Nenning (geb. 1921) [Bildquelle: http://www.uni-graz.at/communication/unizeit/archiv/1999/heft4/4-99-09.html. -- Zugriff am 2005-01-31]

In dem Bestreben nach Annäherung an die klerikale Ideologie beziehen sich diese Theoretiker immer mehr auf die Bibel als Hauptquelle ihrer Gedanken. Sie behaupten, dass gerade die Bibel als Quelle sittlicher Impulse für die Sozialdemokratie dienen könne. In dieser Hinsicht ist eine Äußerung von K.-P. Schulz charakteristisch:

"Der Sozialismus wird nur dann eine Zukunftschance haben, wenn er sich dazu bekennt, dass Marx zwar zu seinen Stammvätern gehört, aber ohne jede Ausnahmestellung. Die von Marx und Engels so viel geschmähten Utopisten wie Owen, Fourier und Proudhon sollten ebenso aus der Versenkung heraufbeschworen werden wie der vielverkannte Lassalle, und bei aller Bedeutung dieser Namen dürfte sich kein Sozialist mehr der Tatsache verschließen, dass Plato und die Bibel als Leitbilder für seine sittlichen Impulse noch ungleich wichtiger sind."38

Schulz ging so weit zu behaupten, "dass die Bibel für die Sozialdemokraten wichtiger (sei), als die Werke von Marx und Engels"39. Hier dürfte sich jeder Kommentar erübrigen.

In einem Interview mit dem Vertreter der katholischen Agentur der BRD erklärte W. v. Knoeringen24, dass die sozialdemokratische Partei nicht jenen Sozialismus vertrete, der 1931 von Papst Pius XI. in der Enzyklika "Quadragesimo anno"40 verurteilt worden war. Von Knoeringen bezog sich auf eine Erklärung des Oberhaupts der anglikanischen Kirche, das nach der Veröffentlichung dieser Enzyklika äußerte:

 "Die Labour Party ist nicht in dem Sinne sozialistisch, in welchem davon in der erwähnten Enzyklika die Rede ist."

Nach Knoeringens Ansicht gilt das gleiche für die SPD.

Die rechten sozialdemokratischen Ideologen suchen mit allen Kräften vom Marxismus loszukommen. So drückte G. Mann41 seine Unzufriedenheit darüber aus, dass die 1945 entstandene neue sozialdemokratische Partei ihre Identität mit der alten behauptet hatte und fortgefahren war, vieles Veraltete mit sich herumzuschleppen. Sie zählte immer noch Marx, Engels und Bebel zu ihren Urvätern. Seinen Hass auf den Marxismus und Marx nicht verhehlend, schreibt Mann:

"Für die deutsche Sozialdemokratie wäre es besser gewesen, Marx hätte nie gelebt oder sie wäre (d. h. die SPD) nie mit ihm in Kontakt gekommen."42

Die neuen Programmdokumente sozialdemokratischer Parteien zeugen davon, dass die rechten Sozialdemokraten der Meinung der reaktionären Klerikalen praktisch Rechnung trugen. Sie waren bei der Formulierung der neuen Programme nach Kräften bestrebt, sich den Klerikalen gefällig zu zeigen und konsultierten sogar den katholischen Klerus. Beispielsweise wurde der Entwurf des neuen Programms der Sozialistischen Partei Österreichs mit einem Begleitschreiben des Sekretärs dieser Partei, O. Probst43, allen österreichischen Geistlichen zugesandt. Zugleich erhielt jeder Geistliche auch den vollständigen Text eines Referats, welches B. Kautsky44 im November 1957 auf dem SPÖ-Parteitag hielt.45 Probst motivierte den Versand dieser Materialien an die Geistlichen damit, dass sich diese gegenüber den Prinzipien und Zielen der Sozialistischen Partei Österreichs nicht gleichgültig verhalten könnten, da die Hälfte der Katholiken Österreichs für die Sozialisten stimmt.46

Die neuen Programmdokumente dieser Parteien sollen den Klerikalen zeigen, dass die sozialdemokratische Partei eine positive Haltung gegenüber Religion und Kirche einnimmt, dass sie nicht gegen die religiöse Ideologie und die Kirche auftritt, sondern im Gegenteil bereit ist, nach Kräften mit der Kirche zusammenzuarbeiten.

Die rechten sozialdemokratischen Theoretiker wollen die Geistlichkeit überzeugen, dass die neuen programmatischen Dokumente der Sozialdemokratie nicht der Sozialdoktrin des Katholizismus widersprechen. So schrieb F. Klenner47, einer der Führer der Sozialistischen Partei Österreichs:

"Auch die schärfste Kritik an dem Programm kann nichts finden, was in dem im Programm gezeichneten Weltbild im Widerspruch zur katholischen Glaubenslehre steht. Was an wirtschaftlichen Reformen im Programm verlangt wird, ist bei objektiver Betrachtung weniger, als was manche christliche Sozialreformer verlangen."48

Die bereits zitierte Zeitschrift "Die Zukunft", theoretisches Organ der SPÖ, schreibt, der "demokratische Sozialismus ist eine politische Doktrin, in der hohe sittliche Werte enthalten sind. Sie stehen nicht im Gegensatz zu einer christlichen Weltanschauung."49 Mit Genugtuung stellt H.-D. Ortlieb, ein SPD-Ideologe, fest, dass mit dem Godesberger Programm "sich die SPD spät, aber in überzeugender Form von ihrer marxistischen Vergangenheit distanziert und die letzten dogmatisch marxistischen Restbestände liquidiert (hat)"50.

Eines der von den Anhängern einer Annäherung zwischen "demokratischem Sozialismus" und Religion vorgebrachten Argumente ist die Behauptung, dass der "demokratische Sozialismus" den Problemen der Moral gegenüber nicht gleichgültig bleiben könne.

"Die Entwicklung der Welt", schreibt der Belgier Spinoy, "ist untrennbar mit Moralvorschriften verbunden und diese beeinflussen zweifellos das wirtschaftliche, soziale und politische Leben. Daraus ergibt sich, dass zwischen dem demokratischen Sozialismus und der Religion nicht nur Berührungspunkte bestehen, sondern auch strittige Fragen, die geregelt werden müssen. Wir haben den Glauben und die Gläubigen stets geachtet. Jetzt ist die Zeit gekommen, da wir, unsere Konzeptionen präzisierend, der Kirche, die in Richtung auf die Gläubigen evolutioniert, einen Schritt entgegenkommen müssen."51

Der von den rechten Sozialdemokraten vertretene ethische Sozialismus ist eine weitere Bestätigung ihres Verzichts auf den Kampf für den Sozialismus sowie ihres Übergangs auf die Positionen der sogenannten christlichen Sozialisten. Die rechten Sozialdemokraten sind ideologisch so weit gesunken, dass sie die christliche Ethik gar zu einer Hauptquelle des "demokratischen Sozialismus" erklärt haben. Im Abschnitt "Über die Grundwerte des Sozialismus" des Godesberger Programms heißt es:

"Der demokratische Sozialismus, der in Europa in christlicher Ethik, im Humanismus und in der klassischen Philosophie verwurzelt ist, will keine letzten Wahrheiten verkünden . . ."52


Abb.: Godesberger Programm

Die rechten Führer der SPD negieren die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Begründung des Parteiprogramms. Mit der Erklärung der christlichen Ethik zu einer der Quellen der sozialistischen Lehre verfälschen sie die Geschichte. Es ist nur zu gut bekannt, dass die proletarische, die sozialistische Bewegung im Kampf gegen die "geistige Agentur" der Ausbeuterklassen entstanden ist. Die religiösen Organisationen verteidigen heute wie ehedem die Gottgegebenheit der bürgerlichen Ordnung und des Privateigentums.

Die Versuche, sich auf die humanistische Philosophie zu beziehen, sind ebenso haltlos, da die Ideologen des Humanismus stets gegen die herrschende Religion und gegen die für das Mittelalter charakteristische Vorherrschaft der Kirche auf allen Gebieten der Kultur auftraten.

Die neuen Programme der sozialdemokratischen Parteien Westeuropas zeugen von dem Kniefall der rechten Führer vor den Klerikalen und von ihrer Kapitulation vor der religiösen Ideologie.

"In keiner Frage", heißt es in der österreichischen Zeitschrift "Furche", "sind die in der SPD eingetretenen Veränderungen so offensichtlich festzustellen, wie in der Frage des Verhältnisses der Partei zur Religion und Kirche."53

Diesem Ziel dient insbesondere die umfassende Propagierung der klerikalen Sozialdoktrin durch die rechten Sozialdemokraten. Sie betonen wiederholt die Nähe der sozialpolitischen Grundgedanken des "demokratischen Sozialismus" und der Soziallehre der katholischen Kirche. In einem in der theoretischen Zeitschrift der SPD "Die Neue Gesellschaft" veröffentlichten Artikel schrieb F. Klüber54, dass die These von der Unvereinbarkeit der katholischen Glaubenslehre mit den Ideen des Sozialismus, die in Papst Pius' XI. Enzyklika "Quadragesimo anno"40 enthalten ist, auf den marxistischen Sozialismus und möglicherweise sogar auf das Sozialismusbild der Sozialdemokraten der 30er Jahre bezogen werden könne, keineswegs jedoch auf die heutige SPD. Klüber erklärt weiter, dass sich der Sozialismus, wie er sich aus den Thesen des Godesberger Programms ergebe, in voller Übereinstimmung mit den Prinzipien der katholischen Soziallehre befinde.55

Die Sozialdoktrin des Katholizismus, mit der sich die rechten Sozialdemokraten solidarisieren, heiligt und rechtfertigt das kapitalistische Eigentum als gottgewollte Einrichtung, proklamiert es zu einem der grundlegenden und geheiligten Säulen der menschlichen Gesellschaft und spricht die Klassenteilung der Gesellschaft heilig. Die Verkünder der katholischen Soziallehre behaupten, die soziale Ungleichheit, die Klassenteilung der Gesellschaft sei nach Gottes Willen erfolgt, der die Welt so eingerichtet habe, dass die einen im Wohlstand und die anderen im Elend leben. Die klerikalen Apologeten des Kapitalismus reden den Werktätigen ein, dass sie ihre Last in Demut zu tragen hätten, denn es sei unmöglich, die soziale Ungleichheit abzuschaffen. Die katholische Kirche verurteilt den Klassenkampf des Proletariats in allen seinen Formen, da er sich gegen den von ihr unterstützten Kapitalismus richtet.

Die Propagierung der klerikalen Soziallehre ist eines der Mittel, das Bewusstsein der Massen mit der bürgerlichen Ideologie zu infiltrieren. Die Sozialdoktrin des Katholizismus nimmt die wichtigste Stellung im ideologischen Arsenal der klerikalen Parteien ein. Die reaktionäre Bourgeoisie ist zutiefst daran interessiert, die katholische Soziallehre unter den Werktätigen umfassend zu propagieren. Die rechten sozialdemokratischen Führer kommen den Klerikalen in dieser Hinsicht bereitwillig entgegen.

Die Führung der SPD gab im Dezember 1959 eine Broschüre W. v. Knoeringens24 und W. Eichlers34 "Der Katholik und die SPD"´65 heraus, in welcher von der Einheit der Anschauungen der Sozialdemokratie und der katholischen Kirche in politischen und ideologischen Grundsatzfragen die Rede ist. Die Verfasser dieser Broschüre schrieben sogar von einem klar ausgeprägten Bündnis zwischen dem "demokratischen Sozialismus" und dem Katholizismus. Sie wiesen nach, dass sich die in Papst Pius' XI. Enzyklika "Quadragesimo anno"40 enthaltene Exkommunizierung des Sozialismus nicht auf die SPD erstreckt, da sich deren Position derartig verändert hat, dass sie dem Katholizismus heute in keinem Punkt widerspricht. In dem Abschnitt ihrer Broschüre: "Sozialistische Sozialvorstellungen und katholische Soziallehre" schreiben v. Knoeringen und Eichler:

"Diese vielfach gleiche Kampfstellung ist schon oft beschlossen worden. Immer wieder ist auch von Annäherungen die Rede. In der tagespolitischen Polemik gerät dieser in den ersten Nachkriegsjahren allgemein bekannte Tatbestand zunehmend in Vergessenheit. Auch hier gibt es so etwas wie ein »Komplott des Schweigens', das es im Interesse notwendiger Begegnungen zu durchbrechen gilt. Es scheint daher notwendig, die oft beschworenen Übereinstimmungen zwischen sozialistischen Sozialvorstellungen und katholischer Soziallehre wieder einmal aktenkundig zu machen. Dies soll geschehen durch eine Gegenüberstellung von sozialistischen Aussagen der katholischen Soziallehre, wie sie in dem päpstlichen Rundschreiben ,Quadragesimo anno' niedergelegt ist."(36)

In ihren Reden und Aufsätzen haben die rechten sozialdemokratischen Theoretiker einen ganzen Katalog von Thesen zusammengestellt, welche die Übereinstimmung von "demokratischem Sozialismus" und kirchlicher Soziallehre kennzeichnen.

Die wichtigste dieser Thesen ist die von der Gemeinsamkeit der Ansichten in der Frage des Privateigentums. Sie geben zu, dass der "demokratische Sozialismus" in der Frage des Privateigentums voll und ganz die Gesellschaftslehre der katholischen Kirche unterstützt. In der Broschüre "Katholik und Godesberger Programm"58, die an alle Delegierten des Kölner SPD-Parteitages (1962) verteilt worden war wird betont, dass heute die Meinungsverschiedenheiten zwischen der SPD und der katholischen Kirche in der Frage des Verhältnisses zum Privateigentum überwunden sind.58 Der "demokratische Sozialismus" verteidigt das Privateigentum ebenso wie die katholische Kirche. Die rechten Sozialdemokraten betrachten die Aufrechterhaltung des Privateigentums an den Produktionsmitteln als Voraussetzung und Garantie der wirtschaftlichen und politischen Freiheit, das heißt der Freiheit der kapitalistischen Ausbeutung.

Das SPD-Programm befürwortet den Schutz und die Unterstützung des Privateigentums im Interesse der Gesellschaft. Im Godesberger Programm heißt es:

"Das private Eigentum an Produktionsmitteln hat Anspruch auf Schutz und Förderung, soweit es nicht den Aufbau einer gerechten Sozialordnung hindert."59

Von was für einer gerechten Gesellschaftsordnung ist hier die Rede? Nach Meinung der rechten sozialdemokratischen Theoretiker ist eine solche Ordnung der lediglich von einigen Extremen befreite Kapitalismus.

Die Anschauungen der reformistischen Theoretiker und der katholizistischen Sozialdoktrinäre über die Rolle des Eigentums in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft sind identisch. In der Enzyklika "Mater et magistra"60 wird festgestellt, dass unter den heutigen Bedingungen die Eigentumsfrage keine besondere Rolle spiele und für die Werktätigen angeblich keine große Bedeutung habe.

"In unserer Zeit", heißt es in der Enzyklika, "streben die Menschen eher danach, berufliche Kenntnisse zu erwerben, als Eigentümer zu werden; die Menschen setzen mehr Vertrauen in ein Einkommen, dessen Quellen die Arbeit bzw. auf ihr begründete Rechte sind, denn in ein Einkommen, welches durch Kapital bzw. durch Rechte aus Kapitalbesitz erzielt wird. All das entspricht im übrigen dem bevorzugten Charakter der Arbeit als unmittelbarer Ausdruck der Persönlichkeit im Vergleich zum Kapital, einem Schatz, der seinem Charakter nach lediglich ein Werkzeug ist."60


Abb.: SPD-Chef:  Johannes XXXIII.

Die rechten Sozialdemokraten behaupten ebenfalls, die Hauptsache sei nicht das Eigentum und nicht die Frage, in wessen Händen es sich befindet, sondern die Kontrolle über das Eigentum. Hierbei wird natürlich der Umstand verschwiegen, dass diese Kontrolle ein Staat verwirklichen soll, in welchem die entscheidende Rolle die Monopole spielen. In dieser Frage korrespondiert das Godesberger Programm mit der Enzyklika "Mater et magistra", in der es heißt:

"In den letzten Jahrzehnten verstärkt sich, wie bereits festgestellt, die Kluft zwischen dem Eigentum an den Produktionsmitteln und der Verantwortlichkeit der Leiter der großen Wirtschaftsorganisationen immer mehr. Wir wissen, dass dieser Umstand komplizierte Probleme der Kontrolle seitens der gesellschaftlichen Autoritäten hervorbringt, die garantieren sollen, dass die Ziele der Leiter von Großbetrieben, insbesondere derjenigen Betriebe, die im Wirtschaftsleben der betreffenden politischen Gemeinschaft die größte Bedeutung haben, nicht den Forderungen des Gemeinwohls widersprechen . . ."61

Eine ausführliche Untersuchung der Frage nach der Vereinbarkeit der beiden Lehren hat, wie v. Knoeringen24 feststellt, ergeben, dass die SPD keine Prinzipien verteidigt, die nicht mit den päpstlichen Enzykliken vereinbar wären — im Gegenteil, in vieler Hinsicht decken sie sich sogar.62

Von der Enzyklika "Populorum progressio"63 begeistert, bezeichnete sie der sozialdemokratische "Vorwärts" als das "kommunistische Manifest der katholischen Kirche". Mehr noch, nach Meinung dieser Zeitung hätte Marx, wäre eine solche Enzyklika in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts erlassen worden, nicht die Einleitung "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie"64 zu schreiben brauchen.65


Abb.: Der künftige Verfasser des "Kommunistischen Manifests der katholischen Kirche" wird zum Papst gekrönt: Papstkrönung von Papst Paul VI. -- 1963

Für den gegenwärtigen Reformismus ist nicht nur dessen Gemeinsamkeit mit dem Klerikalismus hinsichtlich der Ziele, sondern auch hinsichtlich der Methoden des Kampfes gegen den Marxismus bezeichnend. Eine dieser Methoden ist die Sozialdemagogie.

Ein Beispiel hierfür ist die Unterstützung der Theorie des "Volkskapitalismus" durch die rechten Sozialdemokraten. Die von ihnen empfohlenen Rezepte zur Heilung der sozialen Gebrechen des Spätkapitalismus entsprechen denen, die von den klerikalen Apologeten dieser Gesellschaftsformation vorgeschlagen werden. Ebenso wie die Klerikalen kolportieren auch die rechten Sozialdemokraten Gedanken von der Beteiligung der Arbeiter am Eigentum, der Zusammenarbeit von Arbeitern und Unternehmern, der Sozialpartnerschaft usw. Der SPD-Ideologe Arndt erklärt, dass die sozialdemokratische Partei das Eigentum als eine gute Einrichtung betrachte, sofern es sich in vernünftigen Grenzen befindet.66

Die rechten sozialdemokratischen Ideologen in der BRD bekunden ihr Einverständnis mit den Grundthesen der Gesellschaftslehre des Katholizismus und suchen die Wähler für sich zu gewinnen, die ihre Stimme den klerikalen Parteien CDU und CSU zu geben pflegen. Die Anstrengungen der rechten Führer der Sozialdemokratischen Partei sind darauf gerichtet, die Gläubigen und die Geistlichkeit davon zu überzeugen, dass die SPD genauso eine christliche Partei ist wie die CDU/CSU.

Katholische Kirchenpolitiker sehen die SPD als Verbündete des Katholizismus im Kampf gegen den Kommunismus an. So schrieb Kafka67:

"Wäre die historische Situation, dass ein Katholik etwa nur zwischen einer kommunistischen und einer sozialistischen Partei Wählen könnte, hätte er ... die Pflicht, die freiheitlichen Sozialisten mit aller Kraft zu unterstützen."67

Die Führer der reformistischen Parteien haben sich von dem im Erfurter Programm6 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und in anderen Dokumenten sozialdemokratischer Parteien Westeuropas formulierten Thesen über das Verhältnis der Arbeiterklasse zu Religion und Kirche abgekehrt. Die programmatischen Dokumente der sozialdemokratischen Parteien erkennen das Recht der Kirche auf ein Eingreifen in das politische Leben der Gesellschaft an. So heißt es in dem politischen Programm der Niederländischen Partei der Arbeit, das auf dem Amsterdamer Parteitag (November 1959) beschlossen wurde:

"Die Partei ist der Ansicht, dass die Regierung den Kirchen Freiheit bei der Erfüllung ihrer Sendung sowohl hinsichtlich der Predigt ihrer Doktrinen wie auch der Erfüllung ihrer Pflicht gegenüber der Menschheit gewährleisten muss. Ihnen muss die Freiheit gewährt werden, sich zu Fragen des gesellschaftlichen und politischen Lebens des Landes zu äußern."68

Somit tritt die Niederländische Partei der Arbeit dafür ein, dass die Kirche ihre Tätigkeit nicht nur auf die Wahrnehmung religiöser Funktionen beschränkt, sondern auch aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes teilnimmt. Verlautbarungen des Klerus zu gesellschaftlichen und politischen Fragen haben bekanntlich ein bestimmtes Ziel — den Einfluss der Kirche auf die Gläubigen auszunutzen, um ihnen zu suggerieren, dass die von den herrschenden Kreisen der kapitalistischen Länder betriebene Politik den Interessen der Werktätigen entspricht.

Die rechten Sozialdemokraten treten als Befürworter einer engen Zusammenarbeit mit der Kirche in sozialpolitischen Fragen auf. In der Broschüre "Katholik und Godesberger Programm" heißt es:

"Die SPD anerkennt das Recht von Religion und Kirche auf eine aktive Rolle im Staat. Religion und Kirche ... als gesellschaftliche Organisationen stehen nicht außerhalb der Staatsordnung . . ., sie haben das Recht auf Schutz und Unterstützung seitens des Staates."69

Die klerikale Staatslehre wird an den Funktionärsschulen der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften der BRD studiert. Vertreter des politischen Klerikalismus hielten dort Lektionen zu Themen wie "Kirche und Staat", "Die evangelische Anthropologie als Grundlage der sozialen Ethik" usw. 70

Es ist mithin kein Zufall, dass die Funktionäre der katholischen Kirche diese Haltung der rechten sozialdemokratischen Führer nach Kräften loben. Der Jesuit Gundlach71 schrieb:

"Die versöhnlichen, privaten Anschauungen der sozialistischen Führer und das von ihnen zumindest als Staatsmänner gezeigte Verständnis für die Aufgaben und Bedürfnisse der Kirche stehen überhaupt außer jedem Zweifel."72

Die Ideologen des Reformismus haben wiederholt ihre Solidarität mit der Staatslehre der katholischen Kirche erklärt. Die katholische Soziallehre nimmt den bürgerlichen Staat bekanntlich als eine göttliche Institution in Schutz.

Die Führung der SPD beteuert der katholischen Kirche, dass sie an ihren antimarxistischen Ansichten in Fragen des Staates, der Gesellschaft usw. festhält. Die Verfasser der Broschüre "Katholik und Godesberger Programm" betonen nach Kräften, dass sich die SPD von der Einschätzung des bürgerlichen Staates als Herrschaftsinstrument der Bourgeoisie abgekehrt hat.

Auf dem Kölner Parteitag von 1962 beriefen sich W[illy] Brandt und andere Führer der SPD auf die in der Enzyklika "Mater et magistra"60 dargelegte Gesellschafts- und Staatslehre. In Charakterisierung des Kölner SPD-Parteitages schrieb M. Reimann:

"Auch auf dem Gebiet der Sozialpolitik rückte der Kölner Parteitag noch näher an die klerikale Lehre heran und solidarisierte sich mit der Enzyklika ,Mater et magistra', die auf der Negierung des Klassenkampfes begründet ist."73

Die Ideologen der SPD verneinen die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Herangehens an die Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung. Sie propagieren irrationalistische, mystische Ideen. So behauptet v. Knoeringen24, dass der Mensch die Rätsel von Leben und Tod nicht lösen wird, dass überhaupt auf den Menschen "viele noch unerkannte und irrationale Kräfte . . . wirken"74.

Von den rechten Sozialdemokraten wird umfassend die These von der Abgrenzung der Einflusssphären des Sozialismus und der Religion propagiert. Daraus wird auf die Verträglichkeit von Sozialismus und Religion gefolgert. So schrieb der Österreicher G. Nenning36 in der katholischen Wochenschrift "Furche", dass es zwischen der sozialistischen Partei und der Kirche keinerlei Gegensatz gäbe:

"Die erste befasst sich mit den diesseitigen Dingen, der Politik, die zweite mit den jenseitigen. Beide wirken auf verschiedenen Ebenen und können deshalb einander nicht stören."75


Abb.: G. W. Plechanow (1856 - 1918)

Die Theorie der beiden Sphären wurde seinerzeit bereits durch G. W. Plechanow76 ad absurdum geführt, der schrieb:

"Wenn sich unter dem Einfluss der Erfahrung das Gebiet des religiösen Glaubens als wesentlich eingeengt erweist, dann tritt jene Philosophie als Hilfe für die Religion auf den Plan, die da lehrt, dass Wissenschaft und Religion auf völlig verschiedenen Ebenen liegen, da es die Religion mit der jenseitigen Welt zu tun habe und die Wissenschaft, die Erfahrung dagegen nur mit den Erscheinungen, und dass die Erweiterung des Gebiets der Erfahrung das Gebiet der Religion deshalb nicht einengen kann."77

Die unterwürfige Haltung der rechten Sozialdemokraten in der Frage von Religion und Kirche fügt der Arbeiterbewegung großen Schaden zu und vertieft die Spaltung in ihren Reihen. Indem sie die Ideologie des Reformismus und den Kurs auf eine Annäherung an Klerikalismus und Fideismus3 entlarven, sind die kommunistischen Parteien bestrebt, die Aktionseinheit von Gläubigen und Atheisten im Kampf gegen die Politik der Monopole herzustellen.


Abb.: Beispiel für Verflechtung von SPD und Kirche: Karin Kortmann, MdB, SPD

"Karin Kortmann

Diplomsozialpädagogin (FH)

Geboren am 23. Juni 1959 in Daun; römisch-katholisch; verheiratet, zwei Kinder.

1975 Mittlere Reife. 1976 bis 1979 Ausbildung als staatlich anerkannte Erzieherin, 1980 Fachhochschulreife. 1980 bis 1984 Studium der Sozialpädagogik an der KFH-Mainz.

1985 bis 1988 Leiterin der Fachstelle für Arbeiterjugendliche des Bistums Limburg in Frankfurt, 1988 bis 1991 hauptamtliche BDKJ-Diözesanvorsitzende in Limburg, 1990 bis 1997 hauptamtliche BDKJ-Bundesvorsitzende.

1988 bis 1991 Vorstandsmitglied des Hessischen Jugendrings (HJR), 1988 bis 1991 Mitglied des Landeskuratoriums für Jugendbildung in Hessen, 1988 bis 1992 Mitglied im Gedenkstättenarbeitskreis des Hessischen Sozialministeriums, 1991 bis 1997 zwei Jahre Vorsitzende und vier Jahre stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR), 1991 bis 1997 Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), 1992 bis 1994 Beraterin der Kommission Jugend der Deutschen Bischofskonferenz, 1993 bis 1995 Kuratoriumsmitglied der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim, 1995 bis 1997 stellvertretende Vorsitzende des Bundesjugendkuratoriums.

Seit 1982 Mitglied der SPD; seit 1991 Mitglied der jugendpolitischen Kommission des SPD-Parteivorstandes.

Mitglied des Bundestages seit 1998."

[Quelle: http://www.bundestag.de/mdb15/mdb14/bio/k/kortmka0.html. -- Zugriff am 2005-02-03. -- Hervorhebungen von mir]


Die rechten Sozialdemokraten preisen sich als Vorkämpfer des Bündnisses mit den Gläubigen. Aber ihr Verhältnis zu den Gläubigen ist ein prinzipiell anderes als das Verhältnis der kommunistischen Parteien zu den Gläubigen. Die kommunistischen Parteien treten für ein Bündnis mit den gläubigen Werktätigen im Kampf für Frieden, Demokratie und Sozialismus ein. Im Unterschied zu den kommunistischen Parteien verbünden sich die rechten sozialdemokratischen Führer um den Preis des Verzichts auf Marxismus, Materialismus und Atheismus mit der Kirchenhierarchie und der Spitze der klerikalen Organisationen.

Die kommunistischen Parteien führen gegen die unwissenschaftliche, religiöse Weltanschauung einen ideologischen Kampf und stellen sich die Aufgabe, die Werktätigen von religiösen Vorurteilen zu befreien. Sie haben den Kampf gegen die Religion jedoch niemals als Selbstzweck angesehen und ihn stets den Interessen des Klassenkampfes untergeordnet. Im Hauptdokument der Internationalen Beratung der kommunistischen und Arbeiterparteien heißt es:

"Infolge der ernsten Verschärfung der sozialen Widersprüche haben sich in vielen kapitalistischen Ländern Möglichkeiten für ein Bündnis der revolutionären Arbeiterbewegung mit breiten Massen von Gläubigen auf antimonopolistischer und antiimperialistischer Grundlage ergeben. Die katholische Kirche und einige andere Religionen befinden sich in einer ideologischen Krise, die ihre jahrhundertealten Konzeptionen und Strukturen erschüttert. In einigen Ländern entwickeln sich Zusammenarbeit und gemeinsame Aktionen zwischen den Kommunisten und den breiten demokratischen Massen der Katholiken sowie den Anhängern anderer Religionen; große Aktualität erlangte ihr Dialog über solche Probleme wie Krieg und Frieden, Kapitalismus und Sozialismus, Neokolonialismus und Entwicklungsländer. Ihre gemeinsamen Aktionen gegen Imperialismus, für Demokratie und Sozialismus gewinnen «an Bedeutung. Die Kommunisten sind überzeugt, dass gerade auf diesem Wege breit angelegter Kontakte und gemeinsamer Aktionen die große Masse der Gläubigen zur aktiven Kraft im antiimperialistischen Kampfund bei tiefgreifenden sozialen Umgestaltungen wird."78


Abb.: Nein, nicht Maria, die Himmelskönigin, sondern Ute Vogt (SPD), MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister des Innern, Mitglied im Arbeitskreis "politische Grundfragen" beim Zentralkomittee der deutschen Katholiken [Bildvorlage: André Rival. -- http://www.ute-vogt.de/cgi-bin/mods/editor/e-edr.cgi?f=pers/politik.txt. -- Zugriff am 2005-02-03] 


Anmerkungen und Erläuterungen [unter Verwendung der Anmerkungen des Originalartikels]:

1 Der Internationale Arbeiterkongress 1889 in Paris berief einen zweiten Internationalen Arbeiterkongress nach Brüssel. 1891 fand dieser Kongress in Brüssel statt (daher "Zweite Internationale"). Die Zweite Internationale war ein loser Zusammenschluss sozialistischer Parteien; sie zählte vor 1914 3,3 Mill. Mitglieder und 12 Mill. Wähler. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs brach die Zweite Internationale auseinander, da die nationalen sozialistischen Parteien den Krieg unterstützten.

2 Reformismus

"Reformismus: Im Verständnis des Marxismus-Leninismus der DDR eine »Erscheinungsform bürgerlicher Ideologie und Politik in der Arbeiterbewegung. Der Reformismus vertritt die Auffassung, daß die Arbeiterklasse auf dem Wege über Reformen zum Sozialismus gelangen kann, und lehnt die proletarische Revolution, die Eroberung der politischen Macht der Arbeiterklasse und die Errichtung der Diktatur des Proletariats als einzig möglichen Weg zum Aufbau des Sozialismus ab« (Kleines Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie, 4., überarb. Aufl., Berlin [Ost] 1979, S. 279).

Reformismus gehört zu den historisch gewachsenen Bezeichnungen für Formen der ideologisch-politischen Abweichungen. Heute richtet sich der Vorwurf des Reformismus hauptsächlich gegen die sozialdemokratischen Arbeiterparteien, von denen die SED behauptet, sie trügen zur Stützung der kapitalistisch-imperialistischen Systeme bei ( Sozialdemokratische Partei Deutschlands [SPD]). Dieser Vorwurf wird vielfach mit dem des Antikommunismus, des Opportunismus und des Revisionismus verbunden.

Ablehnung des Reformismus, so wird neuerdings von den marxistisch-leninistischen Ideologen in der DDR stärker betont, bedeutet nicht die Verurteilung jeden Versuches, durch Reformen in kapitalistischen Gesellschaften soziale Verbesserungen zu erzielen. Vielmehr wird der Kampf um Reformen im Kapitalismus ausdrücklich als notwendig anerkannt und unterstützt. Diese müssen jedoch eingebunden bleiben in die Strategie zur Überwindung dieser Gesellschaftsformation unter Führung einer marxistisch-leninistischen Partei."

[Quelle: : DDR-Handbuch / Zimmermann, Hartmut u.a. [Hrsg.]. -- 3., überarb. u. erw. Aufl.. -- Köln : Verl. Wissenschaft u. Politik, 1985. -- ISBN: 3-8046-8642-7. -- s.v.]

3 Fideismus: nach Lenin die Lehre, die den Glauben über die Vernunft, über den Verstand stellt.

4 Marx, Karl: Kritik des Gothaer Programms (1875). -- In: Marx, Karl <1818 - 1883>; Engels, Friedrich <1820 - 1895>: Werke / [hrsg. vom] Inst. für Marxismus-Leninismus beim ZK d. SED. -- Berlin : Dietz. -- Bd. 19: [März 1875 bis Mai 1883] . -- 1962. -- S. 30.

5 Engels, Friedrich: Einleitung zur Ausgabe von 1891 von Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. -- In: Marx, Karl <1818 - 1883>; Engels, Friedrich <1820 - 1895>: Werke / [hrsg. vom] Inst. für Marxismus-Leninismus beim ZK d. SED. -- Berlin : Dietz. -- Bd. 17: [Juli 1870 bis Februar 1872]  . -- 1962. -- S. 620.

6 Erfurter Programm: die im Oktober 1891 auf dem Kongress zu Erfurt vorgenommene Revision des 1875er Gothaer Programms der deutschen Sozialdemokratie. Forderungen im Erfurter Programm:

5. Erklärung der Religion zur Privatsache. Abschaffung aller Aufwendungen aus öffentlichen Mitteln zu religiösen und kirchlichen Zwecken. Die kirchlichen und religiösen Gemeinschaften sind als private Vereinigungen zu betrachten, welche ihre Angelegenheiten vollkommen selbständig ordnen.

6. Weltlichkeit der Schulen. Obligatorischer Besuch der öffentlichen Volksschulen. Unentgeltlichkeit des Unterrichts, der Lehrmittel und der Verpflegung in den öffentlichen Volksschulen sowie in den höheren Bildungsanstalten für diejenigen Schüler und Schülerinnen, die kraft ihrer Fähigkeit zur weiteren Ausbildung als geeignet erachtet werden.

[Quelle: http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/spd/1891/erfurt.htm. -- Zugriff am 2004-12-19]

7 Lenin, Wladimir I.  <1870 - 1924>: Werke / ins Deutsche übertragen nach der 4. russ. Ausg. Die deutsche Ausg. wird vom Inst. für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED besorgt. -- Berlin : Dietz. -- Einheitssachtitel: Socinenija. -- ISBN: 3-320-00752-1. -- Bd. 25: Juni - September 1917. -- 1960. -- S. 463 

8  Stampfer, Friedrich <1874 - 1957>: Die Religion — eine Privatangelegenheit. -- In:  Stampfer, Friedrich <1874 - 1957> ; Vandervelde, Émile <1866 - 1938>: Sozialdemokratie und Religion, Moskau. -- 1907. -- S. 11 [kann von mit bibliographisch nicht nachgewiesen werden].

9 Èmile Vandervelde (1866 - 1938): Advokat (1885), seit 1894 sozialistisches Mitglied der Repräsentantenkammer, seit 1900 Präsident des Internationalen Sozialistischen Büros in Brüssel, Professor an der (sozialistischen) Brüsseler »Neuen Universität«.

10 Vandervelde, Émile <1866 - 1938>: Sozialistische Studien. --  Petersburg, 1906. -- S. 103 [kann von mit bibliographisch nicht nachgewiesen werden].

11 Pierre Vermeylen  (1904 - 1991). -- In: Socialist International information / Committee of the International Socialist Conferences. -- London. -- 26/1954. -- S. 467.

12 Lenin, Wladimir I.  <1870 - 1924>: Sozialismus und Religion (1905). -- In: Lenin, Wladimir I.  <1870 - 1924>: Werke / ins Deutsche übertragen nach der 4. russ. Ausg. Die deutsche Ausg. wird vom Inst. für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED besorgt. -- Berlin : Dietz. -- Einheitssachtitel: Socinenija. -- ISBN: 3-320-00752-1. -- Bd. 10:  November 1905 - Juni 1906. -- 1967. -- S. 72f. -- Online: Lenin, Wladimir I.  <1870 - 1924>: Sozialismus und Religion.  -- 1905. -- URL:  http://www.payer.de/religionskritik/lenin02.htm. -- Zugriff am 2005-01-31   

13 Karl Czernetz

"Czernetz, Karl, österr. Politiker, geb. 12.2.1910 Wien, gest. 3.8.1978 Wien

Czernetz absolvierte 1924-27 eine Ausbildung als Chemigraph und Photograph. 1924 schloss er sich der Sozialistischen Gewerkschaftsjugend an und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Parteivertretung. Seit 1928 Mitarbeiter von Parteizeitungen und -zeitschriften, wurde er 1934 Führungsmitglied der von Leopold Kucsar gegründeten illegalen "Gruppe Funke" und trat 1935 für die Zusammenarbeit mit der KPÖ ein. Bis November 1937 war Czernetz mehrmals inhaftiert, wurde Anfang 1938 durch die Schuschnigg-Amnestie befreit und emigrierte 1938 zunächst nach Paris, später nach London, wo er zusammen mit Oscar Pollak das dortige Büro der österr. Sozialisten leitete. Nach seiner Rückkehr nach Österreich war er seit 1946 Mitglied des Parteivorstandes der SPÖ und wurde 1948 zentraler Schulungsreferent und Leiter der Sozialistischen Bildungszentrale. 1949-78 gehörte er dem Nationalrat an, 1955-79 der parlamentarischen Versammlung des Europarats, deren Präsident er 1975-78 war. Czernetz publizierte eine Reihe politischer Schriften, darunter Der Sozialismus und seine Gegner. Vor der Entscheidung (1958). "

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

14 Karl Czernetz (1910 - 1978). -- In: Zukunft  / Hrsg.: Gesellschaft zur Herausgabe der sozialdemokratischen Zeitschrift "Zukunft". -- Wien. -- 4/1957. -- ISSN 0044-5452. -- S. 102.

15 Kupisch, Karl <1903 - 1982>: Das Jahrhundert des Sozialismus und die Kirche. -- Berlin : Vogt, 1958. -- S. 132
Umfang: 179 S

Karl Kupisch war ab 1954  Professor für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Berlin, seit 1957 Honorarprofessor an der TU Berlin

16 Bernstein

"Eduard Bernstein (* 6. Januar 1850 in Berlin; † 18. Dezember 1932 ebenda) war ein sozialdemokratischer Theoretiker und Politiker in der SPD.

Bernstein arbeitete von 1866 bis 1878 als Bankkaufmann. Im Jahre1872 stieß er zu den so genannten "Eisenachern" und trat der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) bei. Mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht bereitete er den Einigungsparteitag mit dem 1863 von Ferdinand Lassalle gegründeten ADAV (Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein) von 1875 in Gotha vor. Seit 1878 war er Privatsekretär des sozialdemokratischen Mäzens Karl Höchberg und arbeitete zur Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze, in der die Aktivitäten der Sozialdemokratie außerhalb des Reichstags verboten waren, in Zürich. Zwischen 1880 und 1890 war Bernstein Redakteur der Zeitung "Sozialdemokrat". 1888 wurde er auf preußisches Betreiben aus der Schweiz ausgewiesen und lebte seitdem in London. Dort hatte er enge Verbindung zu Friedrich Engels. 1891 nach der 1890 erfolgten Umbenennung der Sozialdemokraten in "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD), entstand das Erfurter Programm, in dem Bernstein den "praktischen" Teil verfasste. Zwischen 1896 und 1898 veröffentlichte er die Artikelserie "Probleme des Sozialismus", mit der die Revisionismus-Debatte in der SPD eröffnet wurde.1899 folgte die Veröffentlichung von "Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie". Bernstein geriet mit seiner revisionistischen Position in scharfen Gegensatz zu August Bebel, Karl Kautsky und Wilhelm Liebknecht. 1901 kehrte Bernstein nach Aufhebung des Einreiseverbots nach Deutschland zurück und wurde zwischen 1902 und 1918 Mitglied des Reichstages für den Wahlkreis Breslau-West. Im Jahr 1913 stimmte er im Reichstag mit der Fraktionslinken gegen die Rüstungsvorlage. Zwischen 1917 und 1919 wechselte Bernstein von der SPD zur USPD, die sich aus Protest gegen die Burgfriedenspolitik und damit der kriegsbilligenden und -unterstützenden Haltung der SPD im 1. Weltkrieg von dieser abspaltete. Nach der Novemberrevolution von 1918 / 1919, in deren Veraluf es in der USPD zur Bildung zweier Lager gekommen war, ging Bernstein aufgrund seiner im Grunde reformistischen Haltung wieder zurück zur SPD, wohingegen ein anderer Teil der USPD-Mitglieder nach und nach zur neu gegründeten KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) wechselte.

Zwischen 1910 und 1920 war Bernstein ebenfalls Stadtverordneter in seinem Wohnort Berlin-Schöneberg, danach unbesoldeter Stadtrat.

In der Bozener Straße 18 in Schöneberg erinnert eine Gedenktafel an ihn. Das Grab von Eduard Bernstein wird auf dem Friedhof Schöneberg als Ehrengrab des Landes Berlin gepflegt."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Bernstein. -- Zugriff am 2005-01-31]

17 Yearbook of the international socialist labour movement / under the auspices of the Socialist International and the Asian Socialist Conference. -- London : Lincolns-Prager Internat. Yearbook Publ. Co. --  [1.] 1956/57 (1956). -- S. 45

18 Reding, Marcel <1914 - 1993>: Der politische Atheismus. -- Graz [u.a.] : Styria, 1957. -- 361 S. ; 8°. -- S. 206

"Reding, Marcel, kath. Theologe, geb. 19.1.1914 Mecher (Luxemburg), gest. 27.5.1993 Berlin

Reding schloss das Studium der Theologie 1943 in Tübingen mit der Promotion ab und habilitierte sich dort 1947. Zunächst Dozent in Tübingen, ging er 1952 als o.Prof. nach Graz, war seit 1956 o.Prof. der Moraltheologie und Direktor des Katholisch-Theologischen Seminars an der Freien Univ. Berlin und wurde 1979 emeritiert. 1955 führte er ein Streitgespräch mit Professoren der Moskauer Akademie der Wissenschaften und eröffnete damit einen Dialog zwischen Christen und Marxisten. Ein besonderes Anliegen war ihm die Ökumene; besonders intensiv waren seine Kontakte zur griechisch-orthodoxen Kirche. Reding schrieb u.a. Metaphysik der sittlichen Werte (1949), Philosophische Grundlagen der katholischen Moraltheologie (1953) und Der Sinn des Marxschen Atheismus (1957)."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

19  Zitiert in: Probleme des Friedens und des Sozialismus : Zeitschr. der kommunist. und Arbeiterparteien für Theorie uund Information. -- Prag : Rudé Právo. -- Erschien in sechzehn Sprachen. -- ISSN 0032-9258. -- 8/1965

20 O. Bauer

"Otto Bauer

Am 5. September 1881 wurde Otto Bauer als Sohn eines wohlhabenden Textilfabrikanten in Wien geboren. Seine schulische Ausbildung beendete er in allen Fächern mit Auszeichnung. Mit 15 Jahren studierte er bereits Schriften von Karl Marx und hielt darüber im Kreise seiner Mitschüler Vorträge. Früh angezogen von den humanistischen Idealen des Sozialismus wurde er 1900 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Nach einem einjährigen Dienst in einem Infanterieregiment der österreichisch-ungarischen Armee begann Otto Bauer 1903 an der Wiener Universität Geschichte, Sprachen, Nationalökonomie, Soziologie, Philosophie und Jurisprudenz zu studieren. Während seiner Studienzeit schloss er sich der „Freien Vereinigung sozialistischer Studenten" und dem „Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein" an. Dort lernte er u.a. Karl Renner, Max Adler und Rudolf Hilferding kennen, mit denen er gemeinsam den Verein „Zukunft", der eine Arbeiterschule darstellte, ins Leben rief. 1904 nahm er zwecks Veröffentlichung seines Artikels „Marx' Theorie der Wirtschaftskrisen" in der „Neuen Zeit" Verbindung mit Karl Kautsky auf, der ihn für eine langjährige Mitarbeit an diesem theoretischen Organ der deutschen Sozialdemokratie gewinnen konnte. Nach seiner Promotion zum Doktor der Rechte im Jahre 1906 publizierte Otto Bauer in der „Neuen Zeit" zur Imperialismusanalyse, zu Marxismus und Ethik, zur Akkumulation des Kapitals sowie zu den politischen Gefahren des Reformismus in der Sozialdemokratie. 1907 erschien sein kontrovers diskutiertes Buch „Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie". Im gleichen Jahr konnte sich die österreichische Sozialdemokratie an den Parlamentswahlen beteiligen und stellte auf Anhieb die stärkste Fraktion. Victor Adler, der Führer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, beauftragte Otto Bauer daraufhin mit der Errichtung und Leitung ihres Sekretariates. Doch dadurch schränkte er seine wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit keineswegs ein. Gemeinsam mit Karl Renner und Adolf Braun gründete er die Monatsschrift „Der Kampf, dessen Schriftleiter er wurde. 1914 wurde er zur Armee einberufen, an der Ostfront eingesetzt und geriet bereits am 23. November 1914 in russische Kriegsgefangenschaft. Im September 1917 kehrte er über Petersburg nach Wien zurück und wird zunächst zur Dienstleistung im kriegswirtschaftlichen Bereich des Kriegsministeriums verpflichtet. Zu dieser Zeit übernahm Otto Bauer die Führung der sozialdemokratischen Linken, die in Opposition zur Kriegspolitik stehen und sich zur Antikriegshaltung Friedrich Adlers bekannten. Am 12. November 1918 war die österreichisch-ungarische Monarchie endgültig zusammengebrochen. Die demokratische Republik Deutschösterreich wurde ausgerufen und Otto Bauer 9 Tage später zum Leiter des Amtes für Äußeres ernannt. Von diesem Amt trat er jedoch bereits im Juli 1919 zurück, weil seine Politik des Anschlusses Österreichs an Deutschland mit dem Friedensvertrag von Saint-Germain gescheitert war. In der Nationalversammlung war er als Abgeordneter eines Wiener Wahlkreises seit März 1919 vertreten. Zwischen 1920 und 1923 trat er mit einer Reihe von Publikationen hervor, die die russische und österreichische Revolution thematisierten. Der russische Weg zum Sozialismus wurde von ihm begrüßt, aber ihr sozialistischer Charakter in Frage gestellt. Für westeuropäische Verhältnisse sei er nicht gangbar. Seine politische Haltung Anfang der 20er Jahre manifestierte sich in seinem Engagement für die Bildung der Wiener Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien (auch „Internationale zweieinhalb" genannt), der Parteien angehörten, die einerseits aus der sozialreformistischen K. Internationale wegen ihrer „Burgfriedenspolitik" ausgetreten waren, aber andererseits den Eintritt in die Kommunistische Internationale wegen der ideologischen Vormachtstellung der Bolschewik! ablehnten. Diese Arbeitsgemeinschaft schloss sich aber bereits im Mai 1923 mit der II. Internationale zur Sozialistischen Arbeiter-Internationale zusammen. Auf dem Gründungskongress referierte Otto Bauer zum Thema „Der internationale Kampf gegen die internationale Reaktion". Er bezeichnete den Gegensatz zwischen dem revolutionären Russland und dem internationalen Kapitalismus als Hauptwiderspruch und forderte dazu auf, jeder Form der Intervention gegenüber der UdSSR Widerstand zu leisten und diplomatische sowie wirtschaftliche Beziehungen zu ihr aufzunehmen. Am 3. November 1926 beschloss die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs auf ihrem Linzer Parteitag das von Otto Bauer vorbereitete Programm, das zu diesem Zeitpunkt als das bedeutendste Dokument des „demokratischen Sozialismus" galt. Nach der Niederlage des sozialdemokratischen Schutzbundes gegen das faschistische Dollfuß-Regime im Februar 1934 emigrierte Otto Bauer in die Tschechoslowakei und errichtete in Brunn das „Auslandsbüro der Österreichischen Sozialdemokratie". Er wurde Herausgeber der nunmehr illegalen „Arbeiter-Zeitung" und übernahm die Redaktion der Zeitschrift „Der Kampf. Im Februar 1936 legte er sein Buch „Zwischen den zwei Kriegen? Die Krise der Weltwirtschaft, der Demokratie und des Sozialismus" vor. Es wird als sein Hauptwerk und politisches Testament angesehen. Mit dem darin ausgeführten Konzept des „Integralen Sozialismus" entwickelte er Wege und Perspektiven des gemeinsamen Wirkens von Sozialdemokraten und Kommunisten gegen Krieg und Faschismus. Am 5. Juli 1938 erlag der inzwischen nach Paris übergesiedelte Otto Bauer einem Herzinfarkt. Sein Leichnam wurde auf dem Pariser Friedhof „Pere Lachaise" gegenüber dem Denkmal für die Kämpfer der Pariser Kommune von 1871 beigesetzt.

Aus: Michael Franzke / Uwe Rempe (Hrsg.) – Linkssozialismus, Texte zur Theorie und Praxis zwischen Stalinismus und Sozialreformismus, Leipzig 1998, ISBN 3-932725-36-0"

[Quelle: http://www.otto-bauer.net/. -- Zugriff am 2005-01-31]


21 Bauer, Otto <1881 - 1938>: Sozialdemokratie, Religion und Kirche : Ein Beitrag zur Erläuterung des Linzer Programms. -- Wien : Wiener Volksbuchhandlung, 1927. -- 62 S. ; gr. 8°. -- S. 21

22 a.a.O., S. 35

23 Neugebauer, Max <1900 - 1971>. -- In: Zukunft  / Hrsg.: Gesellschaft zur Herausgabe der sozialdemokratischen Zeitschrift "Zukunft". -- Wien. -- 4/5/1958. -- ISSN 0044-5452. -- S. 115.

"Neugebauer, Max, österr. Politiker, Pädagoge, geb. 8.9.1900 Barzdorf (Österr.-Schlesien), gest. 9.3.1971 Korneuburg (Niederösterreich)

Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Troppau arbeitete Neugebauer seit 1919 als Lehrer in Schlesien, seit 1921 in Niederösterreich und schloß sich 1923 der Sozialdemokratischen bzw. der Freien Lehrergewerkschaft an. Das Studium an der Univ. Wien schloß er 1939 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Seit 1935 war Neugebauer in Wien tätig, engagierte sich nach Kriegsende als Schulpolitiker und gehörte 1945-66 für die SPÖ dem Nationalrat an. 1960-69 amtierte er als Präsident des Wiener Stadtschulrats und war an dem 1962 vom Nationalrat beschlossenen Schulgesetzwerk beteiligt. "

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

24 Knoeringen, Waldemar (Karl Ludwig) Frh. von <1906 - 1971>. -- In: Vorwärts. -- 1965-08-11. -- S. 3

"Knoeringen, Waldemar (Karl Ludwig) Frh. von, Politiker, geb. 6.10.1906 Rechetsberg (Kr. Weilheim), gest. 2.7.1971 Höhenried/Starnberger See

Knoeringen war nach dem Besuch der Handelsschule im Volksbüchereiwesen tätig, wurde 1926 Mitglied der SPD und zum führenden Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend Münchens. 1933 emigrierte er nach Österreich, in die Tschechoslowakei, nach Frankreich und 1939 nach Großbritannien, wo er die unabhängige Sendestation "Europäische Revolution" leitete. Seit 1942 bemühte er sich um die Zusammenlegung antifaschistischer deutscher Kriegsgefangener in Großbritannien, Nordafrika und Italien, leitete die Kriegsgefangenensendungen des Londoner Rundfunks und unterrichtete an der Kriegsgefangenenschule. 1946 nach Bayern zurückgekehrt, wurde er in die Verfassunggebende Landesversammlung gewählt, war Mitglied des Bayerischen Landtags (bis 1970) und 1949-53 des Bundestags und 1947-63 Vorsitzender der bayerischen SPD. Knoeringen gehörte zu den Reformern der Nachkriegs-SPD, er war maßgeblich an der Gestaltung des "Godesberger Programms" und an der Gründung der "Georg von Vollmar-Akademie" sowie der "Akademie für politische Bildung", Tutzing, beteiligt."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

25 Zukunft  / Hrsg.: Gesellschaft zur Herausgabe der sozialdemokratischen Zeitschrift "Zukunft". -- Wien. -- 11/1966. -- ISSN 0044-5452. -- S. 12.

26 O. Pollak

"Pollak, Oscar, österr. Publizist, geb. 7.10.1893 Wien, gest. 28.8.1963 Hinterstoder (Oberösterreich)

Der Kaufmannssohn studierte Rechtswissenschaften in Wien, wurde, nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg, zum Dr. jur. promoviert und wandte sich dann dem Journalismus zu. 1923-26 war er gemeinsam mit seiner Frau Marianne Pollak im Sekretariat der Sozialistischen Internationale in London tätig und fungierte als Londoner Korrespondent der "Arbeiter-Zeitung". Nach seiner Rückkehr nach Wien war er außenpolitischer Redakteur dieser Zeitung, wurde nach dem Tod von Friedrich Austerlitz 1931 dessen Nachfolger als Chefredakteur und gehörte 1934 zu den Organisatoren des Widerstandes gegen das Dollfuß-Regime. Seit 1936 arbeitete Pollak im Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter-Internationale in Brüssel, gab die "Internationale Information" heraus und ging 1938 zum Hauptstandort der Internationale nach Paris. 1940 übersiedelte er nach London, baute hier gemeinsam mit Karl Czernetz die Auslandsorganisation der österreichischen Sozialisten auf und war 1945-61 wieder Chefredakteur der "Arbeiter-Zeitung" in Wien sowie Redaktionssekretär der Zeitschrift "Der Kampf". Pollak wirkte an der Neuorganisation der Sozialistischen Partei mit, war 1956-58 Präsident des von ihm gegründeten Internationalen Presseinstituts und 1961-63 redaktioneller Leiter der Zeitschrift "Die Zukunft". Er schrieb Der neue Humanismus (1962)."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

27 Pollak, Oscar <1893 - 1963>. -- In: Socialist International information / Committee of the International Socialist Conferences. -- London. -- 8/1958. -- S. 125

28 K. Kautsky

"Karl Kautsky (* 18. Oktober 1854 in Prag; † 17. Oktober 1938 in Amsterdam) war ein führender Theoretiker der deutschen und internationalen Sozialdemokratie (SPD).

1874 studierte er in Wien Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft. Arbeitete zugleich als Schriftsteller und Kunstmaler. Von 1880 bis 1882 war er Mitarbeiter des Privatgelehrten Karl Höchberg. Er freundete sich mit dem Sozialdemokraten Eduard Bernstein an, beschäftigte sich von da ab mit dem Marxismus. 1882 gründete er die Zeitschrift "Neue Zeit", deren Herausgeber und leitender Redakteur er bis 1917 blieb. Er schrieb politische und historische Studien, wurde zu einer Autorität auf dem Gebiet der marxschen Theorie. 1885 bis 1890 lebte er in London, war eng mit Friedrich Engels befreundet. Ab 1890 lebte er in Deutschland.

1875 wurde Kautsky in Österreich Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. 1891 bereitete er zusammen mit August Bebel und Eduard Bernstein das Erfurter Programm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) vor. Auf der Grundlage der marxistischen Theorie strebte es eine sozialistische Gesellschaft in Deutschland an. Nach dem Tode von Friedrich Engels wurde Kautsky der wichtigste und einflussreichste Theoretiker der SPD und stand an der Seite von August Bebel im damals marxistischen Zentrum der Partei.

1903 profiliert sich Kautsky in der Partei als Kritiker des Bernsteinschen Revisionismus, vermittelte zwischen der reformorientierten Parteiführung und der radikalen Linken. 1909 veröffentlichte er das Buch Der Weg zur Macht. 1914 brach er mit Rosa Luxemburg und der Parteilinken.

1917 trat Kautsky der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei. 1918 wandte sich scharf gegen die Oktoberrevolution in Russland, begründete das in der Schrift Die Diktatur des Proletariats. In der USPD war er bald isoliert, verließ die Partei 1919 und kehrte 1922 in die SPD zurück. 1925 war er Mitautor des Heidelberger Programms der SPD, das den Sozialismus durch Reformen erreichen wollte.

1918 und 1919 war Kautsky im Rat der Volksbeauftragten Staatssekretär im deutschen Auswärtigen Amt.

1924 ging Kautsky zurück nach Wien. Nach dem Anschluss Österreichs emigrierte er in die Niederlande und lebte im Exil in Amsterdam.

Kautsky war seit 1890 mit Luise Ronsperger verheiratet. Er hatte drei Söhne. Kautsky lebte lange Jahre in Berlin-Friedenau, am Haus Saarstraße 14 erinnert eine Gedenktafel an ihn. Rosa Luxemburg, die ebenfalls in Friedenau (Cranachstraße 58) wohnte, verband eine sehr enge Freundschaft mit seiner Frau Luise Kautsky."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Kautsky. -- Zugriff am 2005-01-31]

29 Kautsky, Karl <1854 - 1938>: Die Sozialdemokratie und die katholische Kirche. -- Moskau, 1906. -- S. 15 f. [ich kann bibliographisch nur die 2., durchges. Aufl. -- Berlin : Singer, 1919. -- 47 S. nachweisen]

30 a.a.O., S. 16

31 Pietro Nenni (1891 - 1980): Führender sozialistischer politiker Italien

32 Socialist International information / Committee of the International Socialist Conferences. -- London. -- 1965-06-26

33 Vgl. Informations catholiques internationales : ici ; l'actualité religieuse dans le monde. -- ISSN 0020-0041. -- 212/1964. -- S. 4.

34 W. Eichler

"Eichler, Willi, Journalist, Politiker, geb. 7.1.1896 Berlin, gest. 17.10.1971 Bonn

Eichler war nach kaufmännischer Tätigkeit und Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1924-27 Sekretär bei Leonard Nelson in Göttingen, wurde 1923 Mitglied der SPD und arbeitete seit 1925 journalistisch. Er organisierte bis zu seiner Emigration 1933 den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK), redigierte dessen Zeitschrift und war Chefredakteur der Berliner Zeitschrift "Der Funke". Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1945 beteiligte er sich als SPD-Bezirksvorsitzender am Aufbau der rheinländischen SPD und war bis 1951 Chefredakteur der "Rheinischen Zeitung". Seit 1946 war Eichler Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der SPD, 1947/48 des Landtags Nordrhein-Westfalens, 1948/49 des Frankfurter Wirtschaftsrats, 1949-53 des ersten Deutschen Bundestags. Als Chefredakteur leitete er die Monatszeitschrift "Geist und Tat". Eichler erlangte Bekanntheit durch seine Reden und Schriften zur Grundsatzprogrammatik der SPD und hatte an der 1958 präsentierten und 1959 angenommenen Fassung des Godesberger Programms entscheidend Anteil. Zu seinen Werken zählt Individuum und Gesellschaft im Verständnis demokratischer Sozialisten. Zur Einführung in den demokratischen Sozialismus (1972, postum)."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

35  Der Godesberger Parteitag und das Grundsatzprogramm der SPD.  -- 1. - 10. Tsd. -- Berlin : Dietz, 1960. -- 199 S. ; 8° [Beigefügt: Offener Brief d. ZK d. SED an d. Mitglieder, Funktionäre u. Freunde d. SPD : Aus d. Rede Hermann Materns auf d. 9. Tagung d. ZK d. SED]. -- S. 254

36 G. Nenning

Dr. Günther Nenning (* 23. Dezember 1921 in Wien) ist ein bekannter österreichischer Journalist, Autor und politischer Aktivist.

Nach ausgezeichnetem Abschluss des Gymnasiums leistete Nenning im Zweiten Weltkrieg ab 1940 fünf Jahre Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht. Er wurde dann von den amerikanischen Streitkräften gefangengenommen, aber bald wieder unter der Bedingung entlassen, den Westsektor nicht zu verlassen. So begann er in Graz Sprachwissenschaft und Religionswissenschaft zu studieren und erlangte in den Jahren 1949 und 1959 die Doktortitel (Dr. phil. und Dr. rer. pol.).

Journalismus

Bereits während des Studiums begann er seine journalistische Karriere, zunächst als Journalist, später als stellvertretender Chefredakteur der sozialistischen Tageszeitung "Neue Zeit". 1958 wechselte er als Miteigentümer zum Kulturjournal "FORVM" in Wien. 1965 übernahm er die Leitung des Journals von Friedrich Torberg als Eigentümer und Chefredakteur, und änderte den Namen zu "NEUES FORVM". Nenning überließ das Journal 1970 als gemeinschaftliches Eigentum einem Verein aus Journalisten und Mitarbeitern. 1973 gründete er eine Jugendzeitschrift, die er jedoch 1975 aufgrund rechtlicher und finanzieller Probleme einstellen musste. Seit den frühen 1970er Jahren schreibt er als Kolumnist unter anderem für "Profil" und "Neue Kronenzeitung".

Nachdem er der sozialistischen Fraktion des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) beigetreten war, wurde er 1960 zum Vorsitzenden der Gewerkschaftssektion Journalisten und zum Vizepräsident der Gewerkschaft Kunst und Medien gewählt. Aufgrund von Beschuldigungen, er habe vor eine eigene Mediengewerkschaft zu gründen, wurde er 1985 aus dem ÖGB ausgeschlossen, was hunderte von Journalisten veranlasste aus Protest aus dem ÖGB auszutreten. 1990 wurde Nenning vollständig rehabilitiert, und 2000 für 50jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.

Politik

Nenning bezeichnet sich selbst als "Rot-Grün-Hellschwarzer". Er nahm 1964 an den Protesten für eine österreichische Medienreform teil, in den frühen 1970er Jahren an den Protesten gegen den Vietnamkrieg, und 1978 an den Protesten gegen das geplante Kernkraftwerk in Zwentendorf.

1984 übernahm er eine führende Rolle bei den Protesten gegen das geplante Donaukraftwerk bei Hainburg, sowie der Besetzung der Hainburger Au, was ihm den Spitznamen "Auhirsch" einbrachte. Nenning war einer der führenden Mentoren der österreichischen Grünen in deren Gründungsphase. Seine grünen Aktivitäten und ökologisch motivierte Kritik an sozialistischen Nationalratsabgeordneten führten dazu, dass die Sozialistische Partei Österreichs ihn 1985 ausschloss. Nur einen Monat später trat Nenning den Schweizer Sozialisten bei.

Er war und ist ein unermüdlicher Kämpfer für Frauenrechte, und bezeichnet sich selbst als "überzeugten Feministen".

Bücher und Fernsehen

Günther Nenning ist ein produktiver Autor und hat auch die Regie in zwei Fernsehfilmen und einer Dokumentation des österreichischen Fernsehens geführt. Neben anderen Sendungen hat Nenning den Club 2 (ORF) und die Talkshow III nach 9 (ARD) moderiert.

Für das 50-jährige Jubiläum der Zweiten Republik Österreich plant er die Herausgabe eines Sammelwerks mit Texten der wichtigsten österreichischen Autoren seit 1945 unter dem Arbeitstitel Austrokoffer."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_Nenning. -- Zugriff am 2005-01-31]

37 Nenning, Günther <1921 - >: Sozialdemokratie : Ein Versuch, insbesonderer für die Jugend. -- Wien ; Frankfurt ; Zürich : Europa Verlag, 1965. -- 216 S. ; 8° -- (Europäische Perspektiven). -- S. 31

38 Schulz, Klaus-Peter: Sorge um die deutsche Linke : eine kritische Analyse der SPD-Politik seit 1945 / Klaus-Peter Schulz. -- Köln ; Berlin : Verl. f. Politik u. Wirtschaft, 1954. -- 128 S. ; 8°. -- S. 80

39 ebenda

40 Enzyklika QUADRAGESIMO ANNO: Seine Heiligkeit Papst Pius XI. (1931) An die Ehrwürdigen Brüder, Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe und die anderen Oberhirten, die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle leben, und an alle christgläubigen Katholiken des Erdkreises, über die Gesellschaftliche Ordnung, ihre Wiederherstellung und ihre Vollendung nach dem Heilsplan der Frohbotschaft zum 40. Jahrestag des Rundschreibens Leo's XIII. "Rerum novarum" [Voller Text in Deutsch: http://198.62.75.1/www1/overkott/quadra.htm. -- Zugriff am 2004-12-19]

Quadragesimo anno:

117. ... Unserer väterlichen Hirtensorge Genüge zu tun, erklären Wir: der Sozialismus, gleichviel ob als Lehre, als geschichtliche Erscheinung oder als Bewegung, auch nachdem er in den genannten Stücken der Wahrheit und Gerechtigkeit Raum gibt, bleibt mit der Lehre der katholischen Kirche immer unvereinbarer müßte denn aufhören, Sozialismus zu sein: der Gegensatz zwischen sozialistischer und christlicher Gesellschaftsauffassung ist unüberbrückbar.

120. Enthält der Sozialismus - wie übrigens jeder Irrtum - auch einiges Richtige (was die Päpste nie bestritten haben), so liegt ihm doch eine Gesellschaftsauffassung zugrunde, die ihm eigentümlich ist, mit der echten christlichen Auffassung aber in Widerspruch steht. Religiöser Sozialismus, christlicher Sozialismus sind Widersprüche in sich; es ist unmöglich, gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Sozialist zu sein.

41 wohl Golo Mann (1909 - 1994)

42 Die Neue Gesellschaft / hrsg. für d. Friedrich-Ebert-Stiftung von Willy Brandt. hrsg. von Fritz Bauer [u.a.]. -- Bonn-Bad Godesberg : Verl. Neue Ges.. -- 3/1963. -- S. 185.

43 O. Probst

"Probst, Otto, österr. Politiker, geb. 29.12.1911 Wien, gest. 22.12.1978 Wien

Nach einer Ausbildung zum Lithographen besuchte P. 1926-30 die Fortbildungsschule für das graphische Gewerbe in Wien, trat 1926 der Sozialistischen Arbeiterjugend bei und war 1932-34 Mitarbeiter in der Jugendschutzstelle der Arbeiterkammer Wien. Seit 1930 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, gehörte er 1934-39 der Organisation der Revolutionären Sozialisten an und war 1935-37 mehrmals inhaftiert. Seit 1938 arbeitete Probst als Elektroschweißer, wurde 1939 von der Gestapo verhaftet und bis 1943 im Konzentrationslager Buchenwald interniert, bevor er in einer Strafkolonie der deutschen Wehrmacht an die Ostfront kam. 1945 kehrte Probst nach Wien zurück und war 1945-78 Abgeordneter zum Nationalrat, 1956-70 Zentralsekretär der SPÖ, 1963-66 Bundesminister für Verkehr, 1970-78 dritter Präsident des Nationalrats und 1970-74 Obmann der Wiener SPÖ."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

44 B. Kautsky

"Kautsky, Benedikt, österr. Politiker, geb. 1.11.1894 Stuttgart, gest. 1.4.1960 Wien

Der Sohn Karl Kautskys wuchs in Berlin auf, wurde 1917 eingezogen, desertierte und flüchtete nach Wien, wo er zunächst Mitarbeiter Victor Adlers, dann Privatsekretär Otto Bauers wurde. 1920 kehrte Kautsky nach Deutschland zurück, wurde in Berlin zum Dr. oec. promoviert und war 1921-38 Sekretär der Wiener Arbeiterkammer sowie Redakteur der Zeitschrift "Arbeit und Wirtschaft". 1938 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und war bis Kriegsende in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Auschwitz interniert. 1945-50 lebte Kautsky als freier Schriftsteller in Zürich und leitete 1950-57 die Wirtschaftsschule der Arbeiterkammer Graz. Nach der Habilitation 1954 wirkte er als Dozent an der Univ. Graz, seit 1958 an der Univ. Wien. 1958 wurde er stellvertretender Generaldirektor der Creditanstalt Bankverein. Kautsky war entscheidend an der Ausarbeitung des Programms der österr. Sozialdemokratie 1958 beteiligt. Er veröffentlichte u.a. Teufel und Verdammte. Erfahrungen und Erkenntnisse aus sieben Jahren in deutschen Konzentrationslagern (1948)"

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

45 Vgl. Das kleine Volksblatt. -- Wien. -- 1958-03-12

46 Vgl. ebenda.

47 F. Klenner

"Klenner, Fritz, österr. Gewerkschafter, Politiker, Publizist, geb. 13.8.1906 Wien, gest. 29.12.1997 Wien

Klenner, Sohn eines Postbeamten, war 1921-27 Bankangestellter, 1927-45 Angestellter der Zentralsparkasse in Wien. 1934-38 war er Funktionär der Revolutionären Sozialisten und der illegalen Freien Angestelltengewerkschaft, 1945-55 Pressereferent und Verlagsleiter des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), 1956-59 stellvertretender Generalsekretär, 1959 Obmann der Kontrollkommission des ÖGB. 1958-61 gehörte er für die SPÖ dem Nationalrat an. Bis 1972 war er Mitglied des Parteivorstandes der SPÖ, 1963-72 Generaldirektor der Bank für Arbeit und Wirtschaft, 1972-81 deren Aufsichtsratsvorsitzender. Er veröffentlichte u.a. Putschversuch -- oder nicht? (1951), Die österreichischen Gewerkschaften (1967, 61974), Chance oder Illusion? Zum Problem der betrieblichen wirtschaftlichen Mitbestimmung (1970), Sozialismus in der Sackgasse (1974), Eine Renaissance Mitteleuropas. Die Nationwerdung Österreichs (1978), Die Misere latenten Unbehagens. Versuch einer Analyse und Alternative (1982), Flucht in die Niederlage (1984) und Die österreichische Gewerkschaftsbewegung (1987). "

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

48 Zukunft  / Hrsg.: Gesellschaft zur Herausgabe der sozialdemokratischen Zeitschrift "Zukunft". -- Wien. -- 6/1958. -- ISSN 0044-5452. -- S. 147f.

49 Zukunft  / Hrsg.: Gesellschaft zur Herausgabe der sozialdemokratischen Zeitschrift "Zukunft". -- Wien. -- 11/1966. -- ISSN 0044-5452. -- S. 12.

50 Die Neue Gesellschaft  / hrsg. für d. Friedrich-Ebert-Stiftung von Willy Brandt. hrsg. von Fritz Bauer [u.a.]. -- Bonn-Bad Godesberg : Verl. Neue Ges.   . -- 3/1964. -- S. 174

51 Socialisme. -- 79/1967. -- S. 22.

52 Vorwärts. -- 1959-04-20 [Text des Godesberger Programms: http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/DieZuspitzungDesKaltenKrieges_programmGodesbergerProgramm/. -- Zugriff am 2005-01-31]

Der volle Text im Godesberger Programm lautet:

"Der demokratische Sozialismus, der in Europa in christlicher Ethik, im Humanismus und in der klassischen Philosophie verwurzelt ist, will keine letzten Wahrheiten verkünden - nicht aus Verständnislosigkeit und nicht aus Gleichgültigkeit gegenüber den Weltanschauungen oder religiösen Wahrheiten, sondern aus der Achtung vor den Glaubensentscheidungen des Menschen, über deren Inhalt weder eine politische Partei noch der Staat zu bestimmen haben."

53 Die Furche. -- Wien. -- 32/1967.

54 Dr. jur. Dr. rer. pol. Franz Klüber (geb. 1913), Professor für katholische Soziallehre an der Universität Regensburg

55 Vgl. Die Neue Gesellschaft  / hrsg. für d. Friedrich-Ebert-Stiftung von Willy Brandt. hrsg. von Fritz Bauer [u.a.]. -- Bonn-Bad Godesberg : Verl. Neue Ges.  -- 1/1964. --  S. 61.

56 kann ich nicht bibliographisch nachweisen

57 Zitiert nach: Reinhold, Otto: Freie Wirtschaft? : Bürgerl. u. kleinbürgerl. ökonom. Anschauungen in Westdeutschland. -- Berlin <DDR> : Verl. Die Wirtschaft, 1960. -- 156 S. ; 8°. -- S. 81

"Reinhold, Otto
geb. 8.12.1925 Altrohlau bei Karlovy Vary
Rektor der AfG beim ZK der SED

Reinhold wurde als Sohn eines Porzellanmalers geboren, besuchte die Oberschule und erlernte den Beruf des Schreibmaschinenmechanikers. 1945 wurde er Mitgl. der KPD, 1946 der SED und studierte 1946 bis 1950 Wirtschaftswiss. an der FSU Jena und der Universität Berlin mit Abschluß als Diplomwirtschaftler. 1950 bis 1953 war er Redakteur der theoretischen Zeitschrift der SED »Einheit« und zugleich ab 1951 Professor für Politische Ökonomie an der HU zu Berlin. Ab 1953 war er Lehrstuhlleiter für Politische Ökonomie an der PHS, 1956 bis 1961 stellv. Abteilungsleiter Propaganda im ZK der SED und dann stellv. Direktor und 1962 bis 1989 Direktor des IfG bzw. Rektor der AfG. 1967 bis 1989 war er Mitgl. des ZK der SED, ab 1969 ord. Mitgl. der AdW und ab 1976 auswärtiges Mitgl. der AdW der UdSSR.

Auszeichnungen: u.a. VVO in Bronze (1959), in Silber (1964), in Gold (1974); Karl-Marx-Orden (1985); Nationalpreis

Werke: u.a. Die allgemeine Krise und ihre Verschärfung nach dem zweiten Weltkrieg (1955); Die Akkumulation des Kapitals und die Verelendung der Arbeiterklasse im Kapitalismus (1957); Macht der Monopole, Macht des Staates (1964); Die Wirtschaftskrisen - Lehrhefte politische Ökonomie des Kapitalismus (1974); Antikommunismus heute (1981); Der Marxismus-Leninismus und die politische Ökonomie der Gegenwart (1985); Entwickelte sozialistische Gesellschaft und Arbeiterklasse (1975); Partei und Sozialismus (1976); Proletarischer Internationalismus (1977); Die Wirtschaftsstrategie der SED (1982); Gesellschaftsstrategien auf dem Prüfstand (1984)"

[Quelle: Biographisches Handbuch der SBZ/DDR : 1945 - 1990 / hrsg. von Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig. -- München : Saur, 1996 - 1997. -- ISBN 3-598-11130-4. -- 2 Bde. -- S. 698]

58 Vgl. Katholik und Godesberger Programm : Zur Situation nach Mater et Magistra. -- Bonn : Sozialdemokratische Partei, 1962. -- 52 S. ; 8°. -- S. 36

59 Vorwärts 1959-11-20. -- S. 18.  [Text des Godesberger Programms: http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/DieZuspitzungDesKaltenKrieges_programmGodesbergerProgramm/. -- Zugriff am 2005-02-03]

Der volle Text im Godesberger Programm lautet:

"Das private Eigentum an Produktionsmitteln hat Anspruch auf Schutz und Förderung, soweit es nicht den Aufbau einer gerechten Sozialordnung hindert. Leistungsfähige mittlere und kleine Unternehmen sind zu stärken, damit sie die wirtschaftliche Auseinandersetzung mit den Großunternehmen bestehen können."

60 Enzyklika MATER ET MAGISTRA (1961): Rundschreiben unseres Heiligen Vaters Johannes XXIII. durch Gottes Vorsehung Papst an die Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe und die andern Oberhirten, die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl leben, sowie an den gesamten Klerus und die Christgläubigen des katholischen Erdkreises über die jüngsten Entwicklungen des gesellschaftlichen Lebens und seine Gestaltung im Licht der christlichen Lehre. -- Gegeben in Rom, bei Sankt Peter, am 15. Mai 1961, im dritten Jahr Unseres Pontifikates.

Im Text übersetzt nach: Mater et Magistra, 113—114. -- La civiltá cattolica. --  1961. -- vol. III, quaderno 2667. -- S. 246.

Der volle Text lautet:

104. Quemadmodum fere oculis tenemus, factum est superioribus hisce annis, ut in maximis consociationibus bonis gignendis partes, quae a bona possidentibus agantur, in dies magis a partibus diductae sint, quas societatis moderatores agant. Id magnas sane difficultates facessit reipublicae principibus, quibus sedulo vigilandum est, ne quod sibi proponunt rectores praecipuarum administrationum, earumque potissimum quae maximum habent momentum in rebus oeconomicis totius civitatis, id ullo modo a communis boni rationibus dissideat. Quae porro difficultates, uti rerum usu cognitum habemus, non minores profecto sunt cum privati cives, quam cum publici coetus pecuniarum capita conferunt, ad magnas administrationes necessaria.

105. Nec minime latet, esse hodie frequentiores, qui ex recentissimis oeconomicis cautionibus ac multiplicibus securitatis [427] socialis rationibus habeant cur tranquillo animo in futurum tempus prospiciant; quae quidem tranquillitas olim in bonorum dominio, etsi modico, posita erat.

106. Contingit quoque nostris diebus, ut homines potius alicuius artis peritiam quam rerum possessionem excupiant; iidemque pluris faciant reditus, qui ex labore vel ex iuribus cum labore coniunctis oriantur, quam reditus, qui ex pecuniarum capite vel ex íuribus cum hoc coniunctis exsistant.

107. Quod quidem plane congruit cum nativa laboris indole, qui, cum a persona humana proxime procedat, anteferendus est externorum bonorum copiae, quae suapte natura instrumentorum loco habenda sunt; idque progredientis humanitatis indicium profecto est.


108. Huius generis rerum oeconomicarum condiciones in causa profecto sunt, cur in vulgus sit ambiguum, utrum in praesentibus rerum adiunctis, vim suam amiserit, aut minoris sit aestimandum principium de re oeconomica et sociali a Decessoribus Nostris firmiter traditum ac propugnatum: principium dicimus, quo statuitur hominibus ius esse a natura datum privatim res possidendi, etiam bonis edendis aptas.

104. Augenscheinlich vollzieht sich in jüngster Zeit gerade bei den größten wirtschaftlichen Unternehmen eine immer schärfere Scheidung der Funktionen hier der Kapitaleigner, dort des Managements. Daraus erwachsen der staatlichen Führung recht schwierige Aufgaben. Diese hat ja darüber zu wachen, dass die Planungen der Leiter führender Unternehmen, besonders solcher, die für die gesamte Volkswirtschaft von entscheidender Bedeutung sind, nicht in dieser oder jener Hinsicht den Erfordernissen des Gemeinwohls zuwiderlaufen. Diese Schwierigkeiten bestehen, wie die Erfahrung zeigt, unabhängig davon, ob das für die großen Unternehmen notwendige Kapital sich in öffentlicher oder privater Hand befindet.


105. Wir wissen auch, dass heute immer mehr Menschen auf Grund der vielfältigen wirtschafts- und sozialpolitischen Sicherungen unbesorgt und zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Früher gründete ihre Zuversicht auf einem wenn auch bescheidenen Vermögen.


106. Heute bemüht man sich vielfach mehr um die Erlernung eines Berufes als um den Eigentumserwerb. Man schätzt das Einkommen, das auf Arbeitsleistung oder auf einem davon abgeleiteten Rechtsanspruch beruht, höher als das Einkommen aus Kapitalbesitz oder daraus abgeleiteten Rechten.


107. Das entspricht vollkommen dem eigentlichen Wesen der Arbeit. Denn diese ist unmittelbarer Ausfluss der menschlichen Natur und deshalb wertvoller als Reichtum an äußeren Gütern, denen ihrer Natur nach nur der Wert eines Mittels zukommt. Diese Entwicklung ist deshalb ein echter Ausdruck menschlichen Fortschritts.

108. Auf Grund dieser wirtschaftlichen Entwicklung sind nun Zweifel darüber entstanden, ob ein von Unseren Vorgängern mit Nachdruck vorgetragener und verfochtener gesellschaftswirtschaftlicher Grundsatz unter den gegenwärtigen Umständen seine Geltung verloren habe oder weniger bedeutsam geworden sei, der Grundsatz nämlich, dass dem Menschen auf Grund seiner Natur das Recht zukommt, Privateigentum, und zwar auch an Produktionsmitteln, zu haben.

Lateinischer Text der ganzen Enzyklika: http://www.vatican.va/holy_father/john_xxiii/encyclicals/documents/hf_j-xxiii_enc_15051961_mater_lt.html. -- Zugriff am 2005-02-03]

61 Mater et Magistra, 111. -- La civiltä cattolica. --  1961, vol. III, quaderno 2667. -- S.. 245 f. Vollen Text siehe bei Anm. 60.

62 Vgl. Vorwärts. -- 1965-08-11. -- S. 3

63 Enzyklika POPULORUM PROGRESSIO (1967): Rundschreiben unseres Heiligen Vaters Paul VI. durch Gottes Vorsehung Papst an die Bischöfe, die Priester, die Ordensleute, die Gläubigen der gesamten katholischen Welt und an alle Menschen guten Willens über die Entwicklung der Völker. -- Gegeben zu Rom bei St. Peter am Osterfest, dem 26. März 1967, im vierten Jahre Unseres Pontifikates.

64 Einleitung "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie"

"ZUR KRITIK DER HEGELSCHEN RECHTSPHILOSOPHIE. Einleitung

Gesellschaftskritische Schrift von Karl Marx, entstanden Ende 1843 – Anfang 1844, erschienen 1844 in den ›Deutsch-Französischen Jahrbüchern‹. – Obwohl von Marx als Beitrag zu seiner Kritik des Hegelschen Staatsrechts bezeichnet, bringt diese Abhandlung ganz neue Gesichtspunkte, ohne die der spätere Marx nicht zu verstehen ist.

Der Autor entwickelt zunächst die Religionskritik, die – durch Ludwig Feuerbach »im wesentlichen beendigt« – zur Voraussetzung auch der Kritik an illusorischen Ausdruck eines zur »verkehrten Welt« gewordenen Menschenwesens definiert. Dem hier ganz allgemein konzipierten Schema von Basis und Überbau entsprechend, knüpft Marx ans zeitgenössische Deutschland an, ohne vom Anachronismus des deutschen »Staatswesens« auszugehen. Die weltgeschichtliche Bedeutung des durch Hegel vollendeten »Staatswissens« sieht er darin, dass es nicht nur Spiegelung der deutschen Zustände, sondern als deren abstrakte Fortsetzung »die einzige mit der offiziellen Gegenwart [d. h. den liberalen Demokratien] al pari stehende deutsche Geschichte« ist. Dies vergisst die »praktische politische Partei« in Deutschland. Während sie glaubt, die Philosophie »aufheben« zu können, »ohne sie zu verwirklichen«, verfällt die »theoretische Partei« in den umgekehrten Fehler, Marx sucht beide Extreme zu vermeiden. Er will, dass mit der – im Sinne Hegels spekulativen – »Philosophie als Philosophie« auch das moderne Staatswesen aufgehoben, die Philosophie aber zugleich praktisch wird, indem sie schon als Hegelkritik sich »nicht in sich selbst, sondern in Aufgaben« verläuft, »für deren Lösung es nur ein Mittel gibt: die Praxis«. Primär ist sie als Religions- oder Gesellschaftskritik jedoch Radikalanalyse, die hinter dem illusorisch bzw. faktisch Bestimmenden (d. h. hinter dem jenseitigen »Übermenschen« bzw. dem diesseitigen »Unmenschen«) das Sich-selbst-Bestimmende sucht, das sein soll. »Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.«

Die nicht nur politische, sondern auch menschliche Emanzipation ist in der gleichzeitig entstandenen Schrift Zur Judenfrage ein eigenes Thema. Marx wendet sich in dieser Schrift gegen die in der Französischen Revolution erklärten Menschenrechte, da diese nur dem egoistischen Menschen gelten würden. Er fördert die Weiterentwicklung der Religionsfreiheit als Aufgabe der Religion überhaupt.

Die Schrift zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie geht dagegen von der Annahme aus, dass die Kritik der Religion in Deutschland schon vollzogen sei. Hier bedürfe es einer anderen Kritik. Die deutschen politischen Verhältnisse um 1844 sind »unter dem Niveau der Geschichte«, d. h. »unter aller Kritik«. Die Kritik braucht sie also nicht erst zu widerlegen, sondern bloß noch zu vernichten. Sie bleibt nur außerhalb dieser Verhältnisse Philosophie, indem sie als Analyse der modernen politisch-sozialen Wirklichkeit »zu wahrhaft menschlichen Problemen sich erhebt«, etwa zum Problem des Verhältnisses zwischen industriellem Reichtum und politischer Welt. Dabei sucht sie zu zeigen, dass das deutsche Staatswesen die »Unvollendung des modernen Staats« ausdrückt, der wie das Hegelsche Staatswissen »vom wirklichen Menschen abstrahiert oder den ganzen Menschen auf eine nur imaginäre Weise befriedigt«.

Schließlich fragt die Marxsche Kritik: »Kann Deutschland zu einer Praxis à la hauteur des principes gelangen, d. h. zu einer Revolution, die es nicht nur auf das offizielle Niveau der modernen Völker erhebt, sondern auf die menschliche Höhe, welche die nächste Zukunft dieser Völker sein wird?« Angeregt durch Lorenz von Stein postuliert Marx die »Bildung einer Klasse mit radikalen Ketten«, die durch diese Ketten selbst, und damit in zugleich ökonomischem und rechtlichem Sinn »durch die materielle Notwendigkeit« zur Revolution gezwungen wird. Würde diese Klasse – das Proletariat – durch die Geschichte, d. h. durch die industrielle Bewegung und deren »künstlich produzierte Armut«, tatsächlich erzeugt, so wäre allererst ein »naiver Volksboden« gegeben, in den von der (Marxschen) Philosophie her »der Blitz des Gedankens gründlich« einschlagen könnte. In der Revolution verwirklicht sich nach Marx die Philosophie, indem sie, nur noch materielle Gewalt bedeutend, durch »Denunziation« alles Bestehenden »die Massen ergreift«. Zugleich hebt sich das bis dahin erzeugte Proletariat selbst auf. »Das gründliche Deutschland kann nicht revolutionieren, ohne von Grund aus zu revolutionieren. Die Emanzipation des Deutschen ist die Emanzipation des Menschen.«"

[Quelle: Christoph Schefold ; Karl-Heinz Nusser. -- In: Kindlers Neues Literaturlexikon. -- München : Kindler, ©1996. -- s.v.]

65 Vgl. Vorwärts. -- 1967-04-06

66 Vgl. Der Spiegel. -- Hamburg. -- 48/1962.

67 Kafka, Gustav Eduard <1907 - 1974>: Der freiheitliche Sozialismus in Deutschland : das Godesberger Grundsatzprogramm der SPD in katholischer Sicht / Hrsg. vom Sozialreferat des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken. -- Paderborn : Verl. Bonifacius-Druckerei, 1960. -- 182 S. ; 8°. -- S. 171

"Kafka, Gustav E., Jurist, Politologe, geb. 4.2.1907 München, gest. 17.1.1974 Graz

Der Sohn Gustav Kafkas war nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Kiel und Leipzig und seiner Promotion zum Dr. phil. 1933 bis 1938 als Syndikus für private Industrieunternehmen tätig. 1938 emigrierte Kafka nach Frankreich, 1939 in die Niederlande, wurde 1940 von der Gestapo verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, konnte jedoch 1945 fliehen. Anschließend arbeitete er im Polizeihauptquartier in Graz, war dort 1952-55 Verlagslektor und habilitierte sich 1955 für politische Wissenschaften und österreichisches Verfassungsrecht an der Univ. Graz. Seit 1956 lebte Kafka in Bad Godesberg, wurde 1961 a.o.Prof. an der Hochschule für Welthandel in Wien und war seit 1965 o.Prof. und Direktor des Instituts für Politische Wissenschaften und Österreichisches Verfassungsrecht an der Univ. Graz. Seit 1965 zeichnete er als Mitherausgeber der "Zeitschrift für Politik"."

[Quelle: Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index. -- CD-ROM-Ed. -- München : Saur, 2001. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 3-598-40360-7. -- s.v.]

68 Socialist International information / Committee of the International Socialist Conferences. -- London. -- 9/1960. -- S. 134.

69 Katholik und Godesberger Programm : Zur Situation nach Mater et Magistra. -- Bonn : Sozialdemokratische Partei, 1962. -- 52 S. ; 8°. -- S. 30

70 Vgl. Vorwärts. -- 1966-08-19

71 Jesuit Gundlach

GUNDLACH, Gustav, Jesuit, Sozialwissenschaftler, * 3.4. 1892 in Geisenheim (Rheingau) als Sohn eines Weinhändlers, † 23.6. 1963 in Mönchengladbach.

Gundlach besuchte das Kaiser-Friedrich-Gymnasium in Frankfurt am Main und studierte 1910-12 Philosophie an der Universität Freiburg (Breisgau). Nach 5 Semestern trat er in den Jesuitenorden ein und widmete sich 1914-24 mit Unterbrechung eines dreijährigen Lazarettdienstes im 1. Weltkrieg dem Studium scholastischer Philosophie und der Theologie in Valkenburg (Niederlande). Gundlach war seit 1929 Professor für Sozialphilosophie und -ethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main und 1934-62 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach seiner Emeritierung übernahm er die Leitung der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach.

Gundlach bemühte sich um die Durchdringung und Verbreitung katholischer Soziallehren. Er übernahm das Erbe des Sozialphilosophen und Nationalökonomen Heinrich Pesch, des Begründers des christlichen Solidarismus. Gundlach war kirchlicher Sachverständiger für Sozialphilosophie und Nationalökonomie, Ratgeber der Päpste bei Abfassung entsprechender Rundschreiben und Kommentator ihrer Sozialenzykliken."

Quelle. Friedrich Wilhelm Bautz. -- http://www.bautz.de/bbkl/g/gundlach_g.shtml. -- Zugriff am 2005-02-03]

72 Kirche und Sozialismus : Klarstellungen zum neuen Programm d. Sozialistischen Partei Österreichs / Mit Beitr. von Gustav Gundlach [u.a.]. -- Innsbruck ; Wien ; München : Tyrolia-Verl., 1959. -- 107 S. ; 8°. -- (Sehen - urteilen - handeln ; Nr. 7). -- S. 9.

73 Prawda. -- 1963-06-27

74 Auszüge aus dem Protokoll des Parteitages der SPD in Köln vom 26. bis 30. Mai 1962, Bonn 1962. --  S. 39. [kann von mir bibliographisch nicht nachgewiesen werden]

75 Die Furche. -- Wien. -- 11/1957.

76 Plechanow

"Georgi Walentinowitsch Plechanow (russisch Георгий Валентинович Плеханов, wiss. Transliteration Georgij Valentinovič Plechanov; * 1856 in Gudalowka (Gouvernment Tambow); † 30. Mai 1918 in Terijoki, damals zu Finnland gehörend, heute Selenogorsk bei Sankt Petersburg)) war ein russischer Journalist und Philosoph, der die Erfahrungen des Scheiterns der russischen volksschwärmerischen und anarchistisch-terroristischen Bewegung, der Volkstümler (Narodniki), und den westeuropäischen Marxismus verband.

Er wurde der geistige Vater und erste Parteiführer der russischen Sozialdemokratie und wurde durch seine Arbeiten zum historischen Materialismus auch international bekannt und geachtet.

Er war namentlich für Lenin theoretische Vater- und Freund-Figur, bis beide auch persönlich die Spaltung in gemäßigte, politisch reformistische Menschewiki und radikale Bolschewiki (später Kommunisten) vollzogen.

Die russische Revolution von 1905 bis 1907, die folgende konterrevolutionäre Ära und der erste Weltkrieg spitzten die politische Situation und die theoretischen Fragen so zu, dass Plechanow bei den revolutionär-sozialdemokratischen Massen 1917 unbekannt und politisch einflusslos war.

Selbst im Leninismus galt Plechanow trotz der politischen Diskriminierung aber weiter als Autorität."

[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Georgi_Walentinowitsch_Plechanow. -- Zugriff am 2005-02-03]

77 Plechanow, Georgi Walentinowitsch [Плеханов, Георгий Валентинович] <1856 - 1918>: Ausgewählte philosophische Werke, Bd. III. --  Moskau, 1957. -- S. 304. [von mir bibliographisch nicht nachgewiesen]

78 Internationale Beratung der kommunistischen und Arbeiterparteien : Moskau, Juni 1969 ; Dokumente. -- [Berlin] : [SED], 1969. -- 48 S. ; 8°. -- S. 31


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