Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch!

Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos!

Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02

Teil 2: Chronik Boliviens

6. Von 1665 bis 1759


von Margarete Payer und Alois Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - > ; Payer, Alois <1944 - >: Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch! = Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos! : Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02. -- Teil 2: Chronik Boliviens. -- 6. Von 1665 bis 1759. -- Fassung vom 2002-11-12. -- URL: http://www.payer.de/bolivien2/bolivien0206.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: Anlässlich des Bibliotheksseminars in La Paz vorläufig freigegeben am 2002-09-19

Überarbeitungen:

Anlass: Fortbildungssemester 2001/02

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Payer, Margarete <1942 - > ; Payer, Alois <1944 - >: Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch! = Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos! : Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02. -- Teil 2: Chronik Boliviens. . -- URL: http://www.payer.de/bolivien2/bolivien02.htm

Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library


1665 - 1700

Carlos II (1661 - 1700) ist spanischer König. Er ist schwachsinnig, bekommt keine Kinder und ist der letzte basburgische spanische König.


Abb.: Diego Rodríguez de Silva y Velázquez <1599 - 1660>: Carlos II

"Die Praxis der Heirat unter Blutsverwandten jedoch hatte lange vor ihrer Regierungszeit begonnen.

Man wird sich noch erinnern, dass der Geisteszustand der Mutter Karls V. bereits zu wünschen übrig ließ. Karl V. aber heiratete Isabella von Portugal, seine leibliche Kusine.

Beider Sohn, Philipp II., der eine tagsüber praktizierte exzessive Frömmigkeit mit einem nachts ausbrechenden unstillbaren Durst nach Ausschweifungen verband — das Zeichen einer wenig ausgeglichenen Natur —, heiratete in erster Ehe seine Kusine Maria von Portugal. Ihr Sohn Don Carlos trug alle unheilvollen Zeichen der Degeneration an sich: er war kränklich, missgestalt, asozial, ohne Intelligenz.

Als Philipp seine vierte Gattin, Anna Maria, heiratete, verband er sich mit seiner eigenen Nichte.

Ihr Sohn, Philipp III., war von unheilbarem Schwachsinn befallen. Er vermählte sich mit seiner Kusine Margarete von Steiermark, und ihr Sohn Philipp IV. vereinigte die schmählichsten Makel auf sich. Um den eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen, heiratete er die Tochter seiner Schwester und zeugte — im Alter von sechzig Jahren nach fünfundzwanzig  Jahren eines ausschweifenden Lebens — denjenigen, der später Karl II. wurde.

Dieser, ein armes krüppelhaftes Geschöpf, das mit vier Jahren noch nicht die Spur eines Zahnes im Mund hatte, wuchs zu einem völlig stumpfsinnigen Monarchen, einer regelrechten Karikatur königlicher Machtvollkommenheit."

[Géoris, Michel: Die Habsburger. -- Lausanne : Rencontre, ©1968. -- (Die großen Dynastien Europas). -- S. 125f.]


1565 - 1815

Jährlich verkehrt einmal die Manila-Galeone zwischen Manila und Acapulco. Die Galeone besteht normalerweise aus einem Pulk von zwei Galeonen. und einem Aviso (leichteres Botenschiff). Die Galeone bringt vor allem Silber nach Manila. Als Gegenwert bringt sie Gewürze von den Molukken, chinesische Seide, Porzellan und andere chinesische Luxusgüter sowie chinesisches Quecksilber für die Amalgamierung bei der Silbergewinnung. Die Galeone braucht für die Strecke nach Manila drei bis sieben Monate, für die Rückreise unter Ausnutzung der Passatwinde acht bis zehn Wochen. Auf der Hinreise sterben bis zu 75% der Mannschaft.

1666 - 1667

Bernardo de Iturrizana, Presidente de la Real Audiencia, erfüllt die Aufgeben eines Vizekönigs von Perú


1667 - 1672

Pedro Antonio Fernández de Castro Andrade y Portugal (1632, Monforte de Lemos - 1672, Lima) ist Vizekönig von Perú

1669

Vizekönig Pedro Fernández Castro Andrade, Conde de Lemos <Vizekönig 1667 - 1672> klagt dem König [Karl II. <geb. 1661!>, in Wirklichkeit der Regentin: Maria-Anna von Österreich] die Ausbeutung der Indios:

"De las muchas tiranías y agravios que padecen los indios es la mayor obligarles a que trabajen de día y de noche en la mina de Potosí y no salgan de ella hasta el sábado. Entre V.M. en consideración como quedará un indio que, metido entre frialdades y el agua que están vertiendo las minas, trabaja todo el día en lo profundo de la tierra, con una barreta de 20 a 25 libras, desmontando la dureza de aquellos peñascos, y le obligan a que trabaje de noche. ¿Cuando descansa este indio?. ¿Cuando duerme?. No hay nación en el mundo tan fatigada. NO ES PLATA LO QUE SE LLEVA A ESPAÑA SINO SUDOR Y SANGRE DE INDIOS. Y así luego que tuve la noticia de este exceso le he mandado corregir y, aunque el corregidor se me ha hecho fuerte, proponiendo diferentes razones por no obedecerme, se lo he vuelto a mandar con graves penas, advirtiendo que por medios ilícitos no quiere V.M. todos los tesoros del mundo". Ein Jahr später schreibt er an den König: "Tengo por cierto que las piedras de Potosí y sus minerales están bañados con sangre de indios y que se exprime el dinero que de ellos se saca, ha de brotar más sangre que plata"

[Zitat in: La polémica en Bolivia : un panorama de la cultura de una nación a través de las grandes polémicas. -- La Paz : Temis. -- Tomo I. -- 1997. -- Depósito legal 4-1-1065-97. -- S. 40f. -- Dort Quellennachweis]

1671

Papst Clemens X. (1590 - 1676, Papst 1670 - 1676) spricht Rosa von Lima (geb. 1586 in Porco <Departamento Potosí> - gest. 1617 in Lima) heilig und erhebt sie zur Patronin aller Americas und der Philippinen.


Abb.: Rosa von Lima

"DIE HEILIGE ROSA VON LIMA

Am 23. August begeht die Kirche überall in der Welt das Fest der hl. Rosa von Lima. Die fromme Dominikanerterziarin wird als, die erste Blume der Heiligkeit Südamerikas' bezeichnet. In Rom ist zu Ehren der frühvollendeten Büßerin in der Kirche S. Maria sopra Minerva eine besondere Kapelle geweiht. Murillo und Carlo Dolci haben sie gemalt ebenso wie Rubens; Artus Quellinus d. J. hat eine prachtvolle Marmorstatue von ihr geschaffen, die in St. Paul in Antwerpen steht. In Venedig ist die Heilige auf einem Bilde von Tiepolo zu sehen, das sie mit zwei der anderen heiligen Frauen zu Füßen der Gottesmutter zeigt. Sie steht zwischen Katharina von Siena und Agnes von Montepulciano und hält das Jesuskind auf dem Arm, das mit einer Rose spielt. Rosa von Lima ist die erste in Amerika geborene Frau, die der Heilige Stuhl in Rom zur öffentlichen Verehrung zuließ: Clemens x. sprach sie 1671 heilig.

Sie kam am 20. April 1586 in Lima [richtig: Porco <Departamento Potosí>] in Peru zur Welt und war spanischer Abkunft. Die Heilige erhielt den Namen Isabella; als jedoch ihre Mutter über der Wiege des Kindes eine wunderbare Rose schweben sah, wurde sie Rosa genannt. Später nahm sie auf eigenen Wunsch den Zunamen, a Santa Maria' - von der Mutter Gottes - an. Schon von Kind auf erduldete Rosa heroisch vielerlei Leiden. Im Alter von fünf Jahren legte sie das Gelöbnis ewiger Keuschheit ab. Um ihre Eltern, die sehr arm waren, zu unterstützen, arbeitete sie von früh bis spät. Sie verdingte sich als Näherin oder verkaufte herrliche Blumen, die sie in ihrem Garten zog. Bei allem aber waren ihre Gedanken ganz auf Gott gerichtet. Rosa aß schon seit ihrem sechsten Lebensjahr keine Früchte mehr, fastete an drei Tagen in der Woche und nahm nur mehr Wasser und Brot zu sich. Dabei arbeitete sie angestrengt und kniete zudem stundenlang ins Gebet versunken in einem Winkel der Kirche. Dann war sie für die Außenwelt wie erstorben, oftmals erglühte ihr Gesicht, Feuerfunken schienen daraus wegzuspringen, so brennend war ihre Liebe zu Gott, so glühend ihre Andacht! Ihr Vorbild war die hl. Katharina von Siena. Wie diese trat sie mit sechzehn Jahren in den Dritten Orden des hl. Dominikus. Sie bezog eine armselige Holzhütte, die abgelegen im Garten ihres Elternhauses lag und führte dort ein strenges Bußleben. Auf ihrem Kopf trug sie einen harten Reifen, der innen mit scharfen Stacheln versehen war, um sich stets an die Leiden des Herrn zu erinnern. Auch geißelte sie sich und kasteite sich mit einem Bußgürtel, der tief in ihr Fleisch einschnitt. Als Bett hatte sie einen Tisch mit klobigen Holzstücken belegt und die Zwischenräume mit Scherben ausgefüllt - auf diesem Lager ruhte sie fünfzehn Jahre! Ihre Beichtväter mussten schließlich gegen derartige, über jedes Maß hinausgehende Selbstkasteiungen Einspruch erheben. In ihrer Schule des Leidens und der Buße hatte die Heilige aber auch, besonders in den letzten Jahren vor ihrem frühen Tod, alle Stadien der Finsternis zu durchlaufen. Jahrelang litt sie an unbeschreiblicher innerer Verlassenheit: kein Trost erquickte ihr ausgetrocknetes Herz, sie glaubte sich in die Hölle versetzt. Aber sie schwieg und verbarg ihre Sühneleiden sorgfältig vor der Welt. Jeder, der in Bedrängnis zu ihr kam, ging getröstet von ihr fort, voll von Bewunderung für ihren heiteren Seelenfrieden.

Ihre letzten drei Lebensjahre verbrachte die hl. Rosa in der Familie des königlichen Beamten Gundisalvi, dessen Gattin ihre Freundin geworden war. Sie entdeckte dieser vier Monate vor ihrem Tode - damals war sie 31 Jahre alt -, dass sie nach Ablauf dieser Zeit sterben werde, zuvor aber noch furchtbare Qualen an körperlichen Leiden, vor allem entsetzlichen Durst erdulden müsse. Drei Tage vor Ausbruch der schrecklichen Krankheit begab sie sich noch einmal in ihre kleine Zelle und sang dort zum Lobe Gottes ihr letztes Lied, so dass alle, die ihr heimlich zuhorchten, von Schauern ergriffen waren. Mit großer Heftigkeit warf sich die Krankheit auf die Schwergeprüfte, vergebens versuchten die Ärzte ihre qualvollen Schmerzen zu lindern. Doch erfüllte Gott ihre Bitte, dass sie bis zuletzt im Besitz ihres klaren Bewusstseins verblieb. Sie betete: „Herr, vermehre meine Leiden, aber vermehre auch Deine Liebe in meinem Herzen. " Nach langem Todeskampf starb die hl. Rosa am 24. August 1617 ohne das geringste Zeichen von Furcht mit den Worten: „Jesus, Jesus, Jesus, sei mit mir!"

Zahlreiche Wunder, darunter zwei Totenerweckungen schon Beerdigter, werden ihr zugeschrieben. Sie wurde zur Schutzpatronin von Südamerika ernannt, auf ihre Fürbitte erlangten reuige Sünder die Gnade der Bekehrung. Rosa von Lima ist Patronin für glückliche Entbindung, gegen Grind, gegen Wunden; Schutzheilige der Blumengärtner. Dargestellt wird die hl. Rosa als Dominikanerin mit einer Krone von Rosen, die mit Stacheln bewehrt sind, um das Haupt; eine Rose in der Hand, zwei Hasen neben sich, mit Anker und Jesuskind auf einer Rose.

Legende

Von dieser Heiligen mit dem lieblichen Namen erzählt die Legende anmutige Begebenheiten, neben denen ihr hartes Kreuz- und Sühnedasein schier zu verschwinden scheint. Die offenkundige Führung der heiligen Mystikerin durch Gott selber wird aus folgendem ersichtlich: als Rosa schon entschlossen war, sich einem Orden anzuschließen, aber noch nicht wusste welchem, machte sie sich an einem Sonntag mit ihrem Bruder auf, um in dem Kloster der Augustinerinnen um Aufnahme zu bitten. Unterwegs aber ging sie in eine Dominikanerkirche, um sich den Segen der heiligen Jungfrau zu erflehen. Ah sie ihr Gebet geendet hatte, fühlte sie sich plötzlich am Boden wie festgenagelt, unfähig sich zu rühren. Der Bruder mahnte sie zum Gehen, aber sie vermochte es nicht. Da legte er selbst Hand an, um ihr beim Aufstehen zu helfen, aber beide bemühten sich vergebens, sie war am Boden angewachsen wie ein Fels. Da erkannte Rosa, dass ihr Gott ihren Eintritt bei den Augustinerinnen nicht haben wollte, und kaum hatte sie ihre Augen zur Muttergottes erhoben und das Versprechen abgelegt, im väterlichen Hause zu bleiben, als sie sogleich federleicht und ohne jede Hilfe aufstand und nach Hause ging.

Ihre große Liebe zu Gott wird sinnfällig dadurch, dass sie sogar die unvernünftigen Geschöpfe zur Lobpreisung des Herrn zu bringen vermochte. Im Schatten der Bäume, welche ihre Zelle umgaben, hielten sich Scharen von Mücken auf. Sie bedeckten alle Wände. Bekanntlich ist der Moskitostich in heißen Ländern gefürchtet, und sie sind eine große Plage für die Menschen. Aber die Heilige blieb von ihnen unversehrt. Dagegen, sobald ihre Mutter oder sonst jemand ihre Klause betrat, fielen die Insekten sogleich über den Betreffenden her und stachen zu. Rosa, befragt wie sie das aushalte, gab zur Antwort: „Als ich mich hier niederließ, habe ich einen Freundschaftsbund mit diesen Tierchen geschlossen, und so bewohnen wir diesen Ort in aller Eintracht, ja, sie helfen mir sogar tapfer mit, das Lob Gottes zu singen. " So oft die Heilige nämlich ihre Zelle betrat, rief sie den Mücken zu: Eia Freunde, auf zum Lobe Gottes! - und sogleich begann ein wunderbares Singen, Surren und Summen. Abends machten sie es auf den Ruf der Heiligen ebenso, doch sobald sie ihnen Schweigen gebot, hörten sie auf zu singen und flogen ruhig ein und aus.

Im letzten Jahre ihres Lebens geschah es, dass während der ganzen Fastenzeit bei Sonnenuntergang eine kleine Nachtigall zu ihr geflogen kam, sich auf einen nahen Baum setzte und mit wunderlieblicher Stimme an zu singen fing, wenn die Heilige sie dazu aufforderte. Lind und süß begann der kleine Vogel zu schlagen und steigerte sich immer höher und lauter singend in sein Jubellied. Hatte er geendet, begann Rosa mit leiser Stimme ihren Gesang, und so wechselten sie beide wohl eine Stunde lang im Lobe der Herrlichkeit Gottes miteinander ab in großer Ordnung und wunderbarer Harmonie: wenn Rosa sang, zwitscherte der Vogel nicht einmal und verhielt sich ganz stille, hörte sie auf, so begann er sogleich, als habe er seinen Einsatz bekommen. Und so hielten sie es jeden Tag um die nämliche Stunde."

[Melchers, Erna ; Melchers, Hans: Das große Buch der Heiligen : Geschichte und Legende im Jahreslauf. -- München : Südwest, ©1978. -- S. 535 - 538. -- ["Mit kirchlicher Druckerlaubnis"]]

1672 - 1678

Baltasar de la Cueva Enríquez de Saavedra (1626, Madrid - 1686, Madrid) ist Vizekönig von Perú

1677


Abb.: Silberschmelze mittels Quecksilber, 1677

1678 - 1681

Melchor de Liñán y Cisneros, Erzbischof von Lima, ist Vizekönig von Perú

1680

Bartholomew Sharp erbeutet auf einem spanischen Schiff eine Sammlung von Seekarten und Segelanweisungen für die Pazifikküste Südamerikas. Damit wird das geographische Monopol der Spanier für den Pazifik gebrochen.

"Was den Pazifischen Ozean betraf, so war kein derartiges Zugeständnis gemacht und kein Preis für die Sicherheit entrichtet worden. Die Holländische Ostindien-Kompanie, Europas bei weitem stärkste Wirtschaftsmacht in der ostindischen Inselwelt, kümmerte sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten und war nicht daran interessiert, ihre Kapitäne zu nutzlosen Ozeanüberquerungen zu ermutigen. Außer den zwischen Panama und den Häfen des Vizekönigreichs Peru im Handelsverkehr entlang der Küste eingesetzten spanischen Schiffen sowie den berühmten Manila-Galeonen, die jährlich zwischen Acapulco und den spanischen Siedlungen auf den Philippinen verkehrten, befuhr kein europäisches Schiff regelmäßig pazifische Gewässer. Auf Ostkurs steuerten die Galeonen zunächst Kalifornien an und segelten dann an der Küste entlang nach Süden. Aber sie machten nirgendwo fest, und es wurde kein Versuch unternommen, die Küste zu vermessen, geschweige denn, sie zu besiedeln. Ja, die europäischen Kartographen waren uneins, ob Niederkalifornien eine Halbinsel oder eine Insel war. Mit Ausnahme der regulären spanischen Routen war der Pazifik von Europäern nicht nur praktisch unbefahren; er war auch noch unentdeckt. Im 17. Jahrhundert hatten die Engländer vom Südatlantik aus von Zeit zu Zeit Vorstöße unternommen. 1669 war eine von Sir John Narborough befehligte Expedition in den Pazifischen Ozean vorgedrungen, jedoch auf spanischen Widerstand gestoßen und nicht über Valdivia hinaus nach Norden gelangt. Freibeutergruppen passierten gelegentlich den Isthmus, kaperten spanische Schiffe, plünderten kleinere pazifische Häfen und kehrten auf dem gleichen Weg zurück. Im Jahr 1680 erbeutete einer dieser Marodeure, Bartholomew Sharp, auf einem spanischen Schiff einen geheimen derrotero, eine Sammlung von Seekarten und Segelanweisungen für die pazifische Küste, mit deren Hilfe er eine ausgedehnte Kreuzfahrt unternahm, und kehrte schließlich auf dem Seeweg nach Westindien zurück. Er war der erste Engländer, der Kap Hoorn umsegelte. Seine so kurz nach Abschluss des Vertrags von Windsor gemachte Beute erregte erhebliches Aufsehen; einige seiner Leute wurden später in Jamaika gefasst; einen hängte man als Sündenbock, die anderen ließ man laufen, sprach sie frei oder ermöglichte ihnen die Flucht. Sharp selber schiffte sich nach England ein. Er war sich des Werts seines Schatzes wohl bewusst: »Die Spanier«, schrieb er, »schrien entsetzt auf, als ich das Buch fand (Nun ade, Südsee!).« Die kostbaren Seekarten wurden von William Hack aus Wapping, einem ehemaligen Freibeuter oder Freibeuterkumpan und versierten Kartenzeichner, kopiert und zu einem hübschen Manuskript-Atlas, The Wagoner of the Great South Sea, zusammengestellt, den Sharp in beispielloser Unverfrorenheit Charles II. überreichte. Er wurde mit einem Kapitänspatent der Königlichen Marine belohnt, kehrte jedoch bald zur Seeräuberei zurück. Sharps Erfolg ermutigte andere selbsternannte Kaperschiff-Kommandanten zu ehrgeizigen Unternehmen: so insbesondere Cowley zu den Umschiffungen von 1683 bis 1686 und Dampier zu seinen zwischen 1679 und 1691 unternommenen weiten Erkundungsfahrten."

[Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. -- 683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 39f. -- Originalausgabe: Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

1681 - 1689

Melchor de Navarra y Rocafull (1626, Torrelacárcel - 1691, Panama) ist Vizekönig von Perú

1681

Recopilacion de leyes de los reynos de las Indias / Mandadas imprimir, y publicar por la Magestad catolica del rey don Carlos II, nuestro señor. -- Va dividida en qvatro tomos, con el indice general, y al principio de cada tomo el indice especial de los titulos, que contiene... -- Madrid : I. de Paredes, 1681. -- 4 Bde. : 34 cm

Zusammenstellung der bisher erlassenen Gesetze für Spanisch-Amerika. Neun Bücher in vier Bänden. Das sechste Buch enthält Gesetze bezüglich der Eingeborenen. Danach sollen die Eingeborenen in Reducciones zusammengefasst werden und vom Kontakt mit den Spaniern isoliert werden. Die Reducciones sind große Umerziehungskonzentrationslager, in denen die Eingeborenen "zivilisiert" (d.h. hispanisiert) werden sollen.


Abb.: Titelblatt

Der Inhalt der neun Bücher:

  1. Kirchliche Angelegenheiten
  2. Indienrat und koloniale Audiencias
  3. Politische Verwaltung, Vizekönigreiche, Gouverneure, militärische Verwaltung
  4. Entdeckung, Kolonisation, Gemeindeverwaltung, öffentliche Arbeiten
  5. Verwaltung und gewöhnliche Gerichtsbarkeit
  6. Indio-Angelegenheiten
  7. Unerwünschte Bevölkerungsgruppen und Strafrecht
  8. Finanzverwaltung
  9. Casa de la Contratación, Schifffahrt und Handel

1681

Die Universidad Real y Pontificia de San Francisco Xavier im heutigen Sucre erhält drei juristische Lehrstühle. Der Erzbischof Cristóbal Castilla y Zamora (1615, Lucena - 1683, La Plata, Erzbischof 1679 - 1683) begründet das so:

"Atendiendo a que para los estudios de esta ciudad en la Facultad de Cánones, parecen suficientes tres cátedras que son las de prima, la de vísperas, de Cánones y la de Instituta, que cursan los estudiantes para graduarse de bachilleres, licenciados y doctores -- tenemos el ejemplar del emperador Theodosio Jurii que tuvo por bastantes tres cátedras en Constantinopla para la enseñanza de la jurisprudencia --, resolvimos fundar las dichas tres cátedras y con efecto hacemos la fundación de ellas en esta Universidad, poniéndolas en la protección y defensa del Real Patronato y en la dirección de los señores arzobispos nuestros sucesores".

[Zitat in: Francovich Salazar, Guillermo <1901, Sucre - 1990, Río de Janeiro>: La filosofia en Bolivia. -- 3. ed. -- La Paz : Juventud, 1987. -- Depósito legal 4-1-261/87. -- S. 23f.]

1682

Gründung der Jesuitenmission Nuestra Señora de  Loreto. Ab jetzt führen die Jesuiten Rinder im Osten Boliviens ein.


Abb.: Jesuitenmissionen in Mojos (Beni)

[Quelle der Abb.: Lehm Ardaya, Zulema: Milenarismo y movimentos sociales en la Amazonia boliviana. -- Santa Cruz de la Sierra, 1999. -- Depósito legal 8-1-67-99. -- (Pueblos indígenas de las Tierras Bajas ; 15). -- S. 29]

1685--05-28

Der britische Freibeuter William Dampier (1652 - 1715) überfällt eine spanische Flotte in der Bucht von Panama.


Abb.: Thomas Murray: William Dampier, ca. 1697
[Bildquelle: http://www.galapagos.to/DampierW.HTM. -- Zugriff am 2002-04-02]

Er selbst beschreibt dies so:

"Die spanische Flotte bestand aus 14 Segeln, ungerechnet die Kanus, deren jedes zwölf bis vierzehn Ruder hatte. Ihre 6 großen Kriegsschiffe waren folgendermaßen beschaffen:
  • der Admiral führte 41 Kanonen und 450 Mann,
  • der Vizeadmiral 40 Kanonen und 400 Mann und
  • der Conteradmiral 36 Kanonen und 360 Mann.
  • Von den drei anderen Schiffen hatte das erste 24 Kanonen und 300 Mann,
  • das zweite 18 Kanonen und 250 Mann,
  • das dritte 8 Kanonen und 200 Mann.
  • Auch hatten sie noch zwei große Brander und sechs Fahrzeuge ohne Kanonen, worauf insgesamt weitere 800 Mann waren, d
  • dazu kamen noch 200 bis 300 Mann auf den Kanus.

Diese Nachricht der feindlichen Stärke erhielten wir von Kapitän Knight, der damals bei widrigen Winden vor der Küste von Peru kreuzte und diese Mitteilung anstatt sonstiger Beute von einigen Gefangenen empfangen hatte. Außerdem hatten die Spanier noch einige alte Truppen von Portobello, die sie in Lavelia angetroffen, aufgenommen; alles, was sie von Lima bekommen hatten und was die ganze Truppenstärke ausmachte, die das Königreich aufbringen konnte, zählte rund 3000 Mann. Um aber nichts zu riskieren, hatten sie zuvörderst ihre Schätze in Lavelia ausgeladen.

Wir hatten unser Geschwader auf zehn Segel vermehren können. Indes waren es nur zwei Schiffe, welche diesen Namen eigentlich verdienten: dasjenige Kapitän Davids, welches 38 Kanonen und ij6 Mann an Bord hatte, und das Schiff Kapitän Swans mit 16 Kanonen und 140 Mann. Die anderen hatten allesamt nur kleines Geschütz und waren bloß Kaufmannsschiffe und Barken, die man mit Mühe und Fleiß ausgerüstet hatte. Townley verfügte über no Mann, lauter Engländer, Gronet über 300 Franzosen; Harris hatte 100 Mann, meistens Engländer, und Branly 36 Mann, teils Engländer, teils Franzosen. Townleys, Swans und Davids Barken zählten je acht Mann Besatzung. Eine kleine Barke von 30 Tonnen, als Brander eingerichtet, welche alles Gerät für die Kanus nachführte, war das zehnte Fahrzeug der Flotte, deren gesamte Mannschaft sich auf 960 Leute bezifferte. Kapitän Gronet stieß allerdings erst wieder zu uns, nachdem alles vorüber war.

Das schlechte Ansehen unserer Kräfte machte uns dennoch nicht verzagt: vielmehr beschlossen wir, den Feind gleichwohl anzufallen, zumal wir den Vorteil des Windes auf unserer Seite hatten und es also an uns gelegen war, ob wir uns schlagen wollten oder nicht. Um vier Uhr nachmittags lichteten wir die Anker, und als wir alle unter Segel waren, liefen wir stracks auf den Feind zu, der auch den Vorteil des Windes zu gewinnen trachtete, um seinerseits auf uns loszugehen. Weil aber die Nacht darüber hereinbrach, feuerte man auf beiden Seiten nur einige Kanonenschüsse ab. Gegen Beginn der Dämmerung gab der spanische Admiral seiner Flotte das Zeichen, Anker zu werfen. Auch sahen wir auf dem Mastkorb seines Schiffes eine halbe Stunde lang ein Licht; danach verschwand es, doch sahen wir es kurz darauf wieder. Weil wir den Wind vor uns hatten, blieben wir unter Segel, indem wir vermeinten, das Licht wäre noch das auf des Admiráis Mastkorbe. Hernach wurden wir gewahr, dass wir das Opfer einer List geworden, denn das zweitemal war das Licht auf den hohen Mastkorb einer Barke gesteckt worden, welche die Spanier sich etwas hatten absetzen lassen. Dadurch wurden wir betrogen, denn wir waren immer noch unserer ersten Ansicht, dies sei das Licht auf dem Mastkorb des Admiralsschiffes und wir wären demnach noch immer oberhalb des Windes. Als nun der Tag anbrach, erkannten wir, dass wir den Vorteil des Windes verloren hatten und dass die Spanier mit vollen Segeln auf uns zukamen. Wir machten unterschiedliche Wendungen, das Verlorene wiederzugewinnen; als wir aber den ganzen Tag gleichsam halb auf der Flucht gefochten hatten und fast um die ganze Bucht von Panama herumgewandert waren, kamen wir wieder an die Insel Pacheque und ankerten dort. Solchergestalt lief das Treffen damals ab, und damit gingen alle Anschläge, die wir seit fünf oder sechs Monaten gemacht hatten, zugrunde, denn statt dass wir uns der spanischen Flotte und der Schätze, die sie mit sich führte, hätten bemächtigen können, durften wir obendrein noch froh sein, dass wir davongekommen waren. Dieses Glück hatten wir auf gewisse Weise der Zagheit unserer Feinde zu verdanken, da diese nicht das Herz hatten, sich ihres Vorteils recht zu bedienen.

Am 30. morgens sahen wir drei Meilen von uns die ganze spanische Flotte liegen. Bis gegen 10 Uhr war kaum Wind zu spüren, danach erhob sich ein schwacher Südwind, unter welchem sie nach Panama segelte. Was die Spanier bei dem Gefcht verloren, weiß ich nicht; wir selbst kamen mit einem einzigen Toten davon."

[Dampier, William <1652 - 1715>: Freibeuter : 1683 - 1691 ; das abenteuerliche Tagebuch eines Weltumseglers und Piraten / hrsg. und bearb. von Hans Walz. -- Stuttgart [u.a.] : Erdmann, 1997. -- (Alte abenteuerliche Reiseberichte). -- ISBN 3522610504. -- S. 53 - 56. -- Originaltitel: New voyage round the world (1697). -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1686

P. Cipriano Barace S.J.  (1641, Isaba - 1702, Baures) gründet Misión de la Santísima Trinidad (heute: Trinidad). Er bringt 12 Stück Rindvieh mit. Dies ist der Beginn der Rinderzucht in Beni. In Tarija wird das Jesuitenkolleg gegründet als Stützpunkt für die Missionierung der Chiriguanos, Mataguayes, Tobas und Mocobies.

1687-03-06

Mit königlichem Erlass werden alle Indios, die sich freiwillig zum Christentum bekehren, für 20 Jahre von allen Abgaben freigestellt.

1689 - 1705

Melchor Portocarrero y Lasso de la Vega (1636, Madrid - 1705, Lima) ist Vizekönig von Perú

1691

Alcalá Amurio, Juan de: Dirictorio del beneficio del asogue en los metales de plata. -- Manuskript. -- [La Paz], 1691


Abb.: Titelblatt

[Bildquelle: Enciclopedia de Bolivia / Carlos Gispert ... -- Barcelona : Oceano, ©2000. -- ISBN 84-494-1428-8. -- S. 430]

1691 

Gobernador Pedro de Enriquez schaft in Potosí die unbezahlte Mita ab, die Mitayos müssen einen Lohn erhalten.

1691-12-31

P. José Francisco de Arce y Rojas (1652, Santa Cruz de la Palma  - 1715, Payaguás) gründet mit San Francisco Javier die erste Jesuitenmission in Chiquito. Bis 1760 folgen weiter Gründungen von Misiones und Reducciones.


Abb.: Die Misiones Jesuíticas de Chiquitos

[Quelle der Karte: Las misiones jesuíticas de Chiquitos / Pedro Querejazu (ed. y compil.) ... -- La Paz : Fundación BHN, ©1995. -- Depósito legal 4-1-637-94. -- S. 256]

1694


Abb.: Melchor Pérez Holguín (1660/1665, Cochabamba - nach 1732, Potosí): Hl. Franziskus von Assisi (1694, La Real Casa de la Moneda, Potosí)


Abb.: Melchor Pérez Holguín auf Geldschein (1986)

1696

Indioaufstände im Osten.

1696

Eguiluz, Diego de <1625, Arequipa - 1704, Lima>: Relacion de la mission apostolica de los Moxos en la provincia del Peru, de la Compania de Jesvs, que remite su provincial. -- [o.O. : 1696]. -- 67 S.

Es  war üblich, dass in den Missiones die Indios mit Prügeln bestraft wurden:

"Un indio agigantado que aún no era cristiano faltó a la doctrina y envióle decir al Padre que viniese por la pena de su culpa, y así que vio al fiscal le dijo: "Tata, yo no he de llevar azotes de manos de éste sino de la tuya"; se hincó de rodillas en la puerta de la iglesia y se quitó la camijeta para recibirlos. Otro buen indio en quien parecía se representaba el Patriarca Abraham, fue con su hijo de sólo nueve años, muy manso y humilde, y le dijo al Padre: "Tata, azota a Francisco mi hijo, que el domingo no lo echaste menos en la misa y no la oyó, que se fue a ver la trampa que puse en la pampa a los pescados, y no quiero que Dios me lo castigue"; quieto el chiquillo de rodillas estuvo aguardando los azotes como el santo Isaac, muy humilde. De repente en muchas ocasiones se entran los indios a las viviendas de los Padres o en la iglesia donde están y se hincan de rodillas a pedir azotes por haber cometido alguna falta."

[Zitiert in: Roca, Joé Luis <1935 - >: Economía y sociedad en el oriente Boliviano : siglos XVI - XX. -- Santa Cruz, ©2001. -- ISBN 99905-0-114-9. -- S. 101. -- Dort Quellenangabe]

1698

Der Franzose Noël Danycan de l'Epine gründet mit Unterstützung des französischen Königs die Compagnie de la mer du Sud für direkten Peruhandel:

"1698 gründete Noel Danycan de l'Epine mit königlicher Unterstützung seine Compagnie de la mer du Sud, um mit Peru — wiederum gesetzwidrig, aber gewiss nicht heimlich — einen direkten Handel aufzunehmen. Wie bereits erwähnt, fusionierte dieser Konzern 1701 mit Jourdans Compagnie de Chine; aber Chinafahrten machten nur einen verhältnismäßig geringen Teil des gemeinsamen Geschäfts aus. Reisen nach Chile und Peru waren sehr viel häufiger — achtundachtzig solcher Fahrten wurden während des [spanischen Erbfolge-] Krieges unternommen — und in der Regel auch profitabler. Die Schiffe gelangten auf der Kap-Hoorn-Route, die erst seit kurzem für den regulären Handelsverkehr als technisch und wirtschaftlich geeignet erachtet wurde, in den Pazifischen Ozean. Die Waren, die sie in Callão und anderen Häfen löschten, mussten selbstverständlich mit anderen Handelsartikeln zumeist ebenfalls französischen Ursprungs konkurrieren, die auf dem offiziellen Weg über den Isthmus importiert wurden; aber in diesem Wettstreit waren die Schleichhändler wie immer im Vorteil, weil sie billiger verkaufen konnten. Der Handel über den Isthmus schrumpfte zudem bald auf ein kaum noch nennenswertes Volumen zusammen; in den Kriegsjahren erreichten vier kleine offizielle Flotten, die von französischen Seestreitkräften begleitet wurden, Vera Cruz; aber nur eine gelangte bis Puerto Belo.

Die spanische Reaktion auf den direkten Handel war entsprechend den jeweiligen Umständen unterschiedlich. Die Kolonisten in Peru begrüßten ihn; die consulado-Kaufleute beklagten ihn; frankophile oder auch bloß bestechliche Vizekönige drückten häufig ein Auge zu oder trafen doch zumindest keine wirksamen Maßnahmen, um ihn zu unterbinden. In Spanien riefen Berichte über den Handel große Beunruhigung in Regierungskreisen hervor und ließen ihn zum Gegenstand indignierter diplomatischer Demarchen werden. Die französische Politik war unbeständig. Zuweilen wurden die Interessen der Städte Nantes und St. Malo geopfert oder doch zurückgestellt, um die spanische Regierung zu besänftigen oder die in Spanien um sich greifende Empörung über die Fremden zu dämpfen; aber sehr viel öfter vermochten der Einfluss der Kaufleute und die Bedürfnisse des Schatzamts die politischen Bedenken Pontchartrains zu überwinden, und so war man geneigt, ein Auge zuzudrücken oder gar den Handel ganz offen zu gestatten. Für die englische Regierung lieferte er ein weiteres Beispiel unlauterer französischer Praktiken, denen es bei einem erfolgreichen Friedensschluss einen Riegel vorzuschieben galt."

[Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. -- 683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 181f.. -- Originalausgabe: Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

18. Jahrhundert

In der Sicherung des und im Kampf um den Verkehr zwischen Europa und Amerika setzt sich immer mehr der gegenüber der Galeone niedrigere, schlankere und wendigere Schiffstyp der be Fregatte durch.


Abb.: Fregatte

[Bildquelle: Neukirchen, Heinz <1915 - >: Seefahrt gestern und heute. -- 4., überarbeitete Aufl. -- Berlin <Ost> : VEB Verlag für Verkehrswesen, 1974. -- S. 144]

18. Jhdt.


Abb.: Musterbuch europäischer Textilien, wie sie in Perú begehrte Handelsware waren (Quito) [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 105]

1700-11 bis 1713-04-11

Spanischer Erbfolgekrieg. Carlos II stirbt kinderlos und setzt testamentarisch Felipe von Bourbon, Herzog von Anjou, den Enkel des französischen Königs Ludwig XIV. zum Nachfolger ein. Der Habsburger Kaiser Leopold I. erhebt für die Habsburger Thronfolgeanspruch (von Carlos I bis Carlos II waren die spanischen Herrscher Habsburger). Die Niederlande und England verbünden sich aus machtpolitischen Gründen mit den Habsburgern. Der Erbfolgekrieg wird mit dem Frieden von Utrecht beendet. Für Spanisch-Amerika bedeutet der Krieg vor allem, dass niederländische und englische Schiffe die Handelsflotte (Silberflotte) mit Freibeutern, Kaperern und Kriegsschiffen bedrohen.

"Der Spanische Erbfolgekrieg war in der Tat der erste größere europäische Konflikt, bei dem die Herrschaft über koloniale Territorien und kolonialen Handel zu den vorrangigen Zielen der Kriegführenden zählte. Die Aussicht auf eine bourbonische Erbfolge in Spanien führte zu einer radikalen Änderung der französischen, englischen und holländischen Haltung gegenüber dem spanischen Imperium. Seit etwa 1680 hatten England und Holland die spanische Oberhoheit in Westindien respektiert, weil ihre Untertanen Schmuggeln einträglicher und bequemer fanden als Plündern und Erobern und weil sie französische Aggressionen befürchteten; nach 1700 jedoch traten sie für die Aufteilung ein. Frankreich war der gemeinsame Feind gewesen, weil es Territorien in Besitz zu nehmen und sich Privilegien mit Gewalt zu sichern versucht hatte. Aber nach 1700 vertrat Ludwig XIV. die Interessen des Thronfolgers. Er entschloss sich, die Erbschaftsmasse zu sichern und zu mehren; französische Tüchtigkeit sollte spanischer Verwaltung zugute kommen. In den ersten Jahren des Krieges drängte Ludwig seinem Enkel viele Reformpläne auf; der Handel in Cadiz sollte reorganisiert werden, um Betrügereien einzuschränken; französische Seeoffiziere sollten auf die im Karibischen Meer operierenden Kreuzergeschwader abkommandiert werden, um dem holländischen und englischen Schmuggel Paroli zu bieten; die Transatlantikflotten sollten von französischen Kriegsschiffen eskortiert werden, um sie vor Angriffen feindlicher Seestreitkräfte und Überfällen durch Freibeuter zu sichern. Selbstverständlich musste für diese Dienste ein Preis gezahlt werden. Die vorgesehenen Reformen des Handels und der Seefahrt begünstigten schon als solche die Franzosen, die die bedeutendsten ausländischen Handelspartner von Cadiz waren und ihre eigenen Schleichhandelsgeschäfte in den karibischen Gewässern betrieben; aber es wurden eindeutigere Privilegien gefordert und gewährt. Zu den wichtigsten unter ihnen zählte der asiento, der im Jahr 1701 mit der französischen Guinea-Gesellschaft abgeschlossene Exklusiv-Vertrag, der dieser vom September 1702 ab auf die Dauer von zehn Jahren das Monopol der Belieferung Spanisch-Westindiens mit Sklaven zusprach."

[Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. -- 683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 178f. -- Originalausgabe: Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

um 1700

"Als Karl II. starb, war der Ackerbau auf den tiefsten Stand herabgesunken, waren Handel und Industrie ruiniert. Und die Regierung selbst erregte Kritik und Beunruhigung.

Das kläglichste Bild malte uns Gabriel Fernandez de Villalobos, der den spanischen Hof mit seinen Schriften überschwemmte. Villalobos, eine typische Erscheinung seiner Epoche, wurde um 1642 in Almendros geboren. Er war von niedriger Herkunft. Nur zwölf Jahre alt begab er sich nach Amerika. Er war dort Werkführer in einer Zuckerfabrik, Soldat, Matrose, Sklavenhändler und Schmuggler. Fünfmal überlebte er einen Schiffbruch, wurde in Brasilien gefangen, als Sklave nach den Barbados verkauft und durch die Holländer befreit. Im Jahre 1675 war er in Madrid. Dort empfing er den Titel eines Marqués de Varinas, wurde Admiral und Ritter des Ordens von San Jago. Im Jahre 1695 wurde er in den Kerker geworfen, und nach Oran verschickt, von wo er, beinahe erblindet, im Jahre 1698 zu fliehen vermochte. Von Algier aus bot er seine Dienste und seine Ideen Ludwig XIV. an, der sich aber anscheinend für die Pläne dieses Mannes nicht interessierte. Der Marqués schrieb eine Abhandlung, die den großartigen Titel trug:

«Wie all diese Übel durch die Habgier in Amerika und den ändern Herrschgebieten Eurer Majestät entstanden, zerfleischen sie und sind sehr wohl imstande, aus Gründen des Staates, die ganze Monarchie mitzureißen.» [den Originaltitel konnte ich leider nicht eruieren]

 Seine Erfahrung und seine Gedankengänge fasste er in den Worten zusammen: «Die Loslösung Amerikas von der Krone hängt an einem Haar.»"

[Zitat in: Jacquet, Jean-Louis: Die spanischen Bourbonen. -- Lausanne : Rencontre, ©1969. -- (Die großen Dynastien Europas). -- S. 10f.]


1700 - 1746

Felipe V (1683 - 1746) ist spanischer König


Abb.: Louis Michel van Loo: Felipe V (2. von links) im Kreise seiner Familie

"Von den Grundsätzen, nach denen Philipp V. sein Verhalten einrichten sollte, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man die Ratschläge hört, die Don Manuel Arias ihm gab, und deren er sich noch vor Louville rühmte: «Er sagte unserm kleinen König, dass alle seine Diener seien, der Kardinal ebensogut wie die ändern, und er der Herr; dass er unabhängig und absolut sei, dass alles, was er wolle, ohne Widerrede und ohne Verzug zu geschehen habe, dass die ganze spanische Monarchie, wenn sie versammelt wäre, nichts als eine beratende Stimme hätte, dass schließlich die höchsten Minister und selbst der Herr Kardinal, vor dem er sprach, obgleich Erzbischof von Toledo, Primas des Königreichs und Kardinal, nur einen einzigen Schutzengel hätten, um sie zu lenken, alle Könige aber deren zwei besäßen, deren einer der Regierung ihres Staates vorsteht und viel geschickter ist als der andere. So dass er Don Manuel Arias, wie an einem Glaubensartikel daran festhalte, ein König, selbst von geringen Fähigkeiten, sei durch die Erleuchtung, die dieser geschickte Engel ihm beständig zukommen lasse, fähiger, seinen Staat gut zu regieren, als der größte Minister; dass er sich endlich daran erinnern solle, dass Gott ihn an die Spitze eines nicht bloß monarchischen, sondern despotischen Staates gestellt habe, despotischer als irgendein anderer Staat der Christenheit, so dass die Stimme von Einwänden nur auf seinen Befehl laut werden dürfe.»"

[Zitat in: Jacquet, Jean-Louis: Die spanischen Bourbonen. -- Lausanne : Rencontre, ©1969. -- (Die großen Dynastien Europas). -- S. 44f.]

"Louville ist es, der die Lage ausgezeichnet zusammenfasst:

«Keine Armee, kein Geld, keine Gerechtigkeit, keine Polizei, keine Freiheiten, keine Schranken. In den Kolonien Vizekönige, im Mutterland Generalkapitäne, ständig erneuert, nie ausgewählt, nie im Zaum gehalten; im Mittelpunkt eine Anzahl von Senaten, die unter den prunkvollen Bezeichnungen als Rat von Kastilien oder der Justiz, von Aragonien, Italien, Flandern, Amerika, der Ordnung, der Finanzen und des Krieges keinerlei andere Bürgschaft liefern als den königlichen Willen und in allen Dingen dem Volk antworten können: El rey así loquiere der König will es so, während sie doch, durch einen langen Gebrauch der Amtserschleichungen gekräftigt, oft genug zum König sagen: Se obedice la orden, y no se cumple — man empfängt Ihre Befehle, doch man schiebt die Ausführung hinaus. Eine wahre Oligarchie von Menschen, geeint durch die Hoffart, gespalten durch ihren Ehrgeiz und eingeschläfert durch ihre Faulheit.»

Und vom König berichtet uns Louville:

«Er kannte niemanden bei Hof, zu Beginn seiner Regierung sah er kaum andere als den Herzog von Harcourt und jene Granden, die den größten Anteil am Zustandekommen des Testaments gehabt hatten. Er sonderte sich freiwillig ab, um mit den wenigen Franzosen allein zu sein, die ihm gefolgt waren, und vor allem mit Louville. Zu ihm sagte er, wenn die Entmutigung ihn befiel, häufig, er würde gern wieder Herzog von Anjou werden und Spanien könne er nicht ertragen. Das kann einen erzittern lassen!»

«Unglücklicherweise», schreibt Louville auch, «da man Philipp bei seiner Erziehung alles gelehrt hatte bis auf die große Kunst, sich zu entschließen, überließ er ändern die Lenkung seiner selbst ebenso gern wie die seines Reiches.» ...


Schon waren Karikaturen in aller Händen. Darauf sah man den König von Spanien, vom Kardinal Porto-Carrero am Gängelband geführt, während der Herzog von Harcourt sagte: Anda, niño, anda, porque él cardinal lo manda!"

[Zitat in: Jacquet, Jean-Louis: Die spanischen Bourbonen. -- Lausanne : Rencontre, ©1969. -- (Die großen Dynastien Europas). -- S. 49 - 51]


Abb.: Spanisches Kriegsschiff mit 112 Kanonen, zur Zeit Felipe V. Solche Schiffe gaben den Schiffen zwischen Spanien und Spanisch-Amerrika Geleitschutz

[Bildquelle: http://www.cedex.es/cehopu/expomanila/p6in.htm. -- Zugriff am 2002-03-04]


1700


Abb.: Arzáns de Orsúa y Vela, Bartolomé <1676-1736>: Historia de la villa imperial de Potosí

Kritische Ausgabe:

Arzáns de Orsúa y Vela, Bartolomé <1676 - 1736>: Historia de la villa imperial de Potosí / por Bartolomé Arzáns de Orsúa y Vela ; edición de Lewis Hanke y Gunnar Mendoza. -- Providence : Brown University Press, 1965. -- 3 Bde. : Ill. -- (Brown University bicentennial publications : studies in the fields of general scholarship)

Auswahlausgabe:

Arzáns de Orsúa y Vela, Bartolomé <1676 - 1736>: Relatos de la villa imperial de Potosí / selección, introducción y cronología de Leonardo García Pabón. -- La Paz : Plural, 2000. -- 484 S. -- ISBN 99905-64-07-8.

Das Werk ist voller katholischem Aberglauben, Wundergeschichten und Moral.

Als Beispiel der Bericht über den Tod einer Hexe im Jahr 1646:

"Muerte de una hechicera [1646]

EN ESTE mismo año, siendo vecino de esta Imperial Villa de Potosí don Pedro Jacinto Requesenes, caballero de la orden de Alcántara, sucedió que habiendo estado algunos años divertido en la torpe amistad de una mujer se le trató casamiento con una doncella hermosa y en todo su igual. Alegróse mucho este caballero por la buena ocasión que se le ofrecía de apartarse de aquella ofensa de Dios, tanto por serlo como por la mujer forastera compañera de sus torpezas, que tenía créditos de excelente hechicera. Si dudase alguno si hay hechizo, dudaría también si hay demonios. Demonios hay, hechizos hay, pero hay hechizos porque hay demonios. Éstos por su natural sutileza, si Dios no se lo prohibe, tienen potestad sobre el cuerpo del hombre y sobre su imaginación. Con éstos pactan amistad infame los hechiceros para tener sobre el hombre mayor poder que el que tienen los hombres. Finalmente (aunque con algún recelo de que no fuese por aquella mujer maleficiado) él se apartó y celebró las bodas con doña Paula Camporrojo, natural de esta Villa, que así se llamaba la noble doncella, dándole en dote 300,000 pesos. Sintiólo con extremo la amiga, y después de haber hecho varios discursos para la venganza resolvióse en maleficiar a doña Paula y quitarle la vida, reservando la de su marido con la mira de que ella le haría volver a su amistad. Con esta diabólica traza, sin mostrar desabrimiento tornó a solicitar la amistad de don Jacinto significándole que no lo quería para torpes deleites de allí en adelante sino sólo para mostrarse agradecida de lo pasado. Era hombre don Jacinto, ya se ve,conque no fue mucho que habiéndola antes hecho dueño de su voluntad ahora de improviso la aborreciese, y más cuando ella le rogaba honestando su pretensión.

Asentada, pues, de nuevo la amistad alcanzó esta mala mujer que don Jacinto le diese un pedacillo de pan del bocado que mordiese su mujer, diciendo ser para el efecto de amarla como a su misma hija. Don Jacinto, que luego previno lo que pudiera suceder conociéndola, dio el sí a su infernal demanda con intención de trocar el instrumento que pedía, y hallando ocasión de tomarle el mismo pan de que comió esta mala mujer en una merienda se lo llevó el día siguiente diciéndo-le que era del que había comido o mordido su mujer. Agradeciólo aquella maldita, y habiendo hecho sus abominables diligencias se siguió el efecto en ella misma porque al punto se sintió con un grande adormecimiento de cuerpo. Envió a llamar a don Jacinto y con mucho sobresalto le preguntó que de dónde le había traído el pan, y el caballero la dijo claramente que era suyo.

Entonces aquella mala mujer dando un grito dijo: "¡Oh permisiones de Dios! Sabed, don Jacinto, que yo os lo pedí para quitar la vida a vuestra mujer, como sin remedio sucediera así si el bocado de pan hubiera sido suyo, porque en continuación de mis maldades tomé un sapo y abriéndole la boca le metí un pedacillo del pan que me trajiste, y yo misma en mi presencia hice enterrar en el Arenal el sapo dentro de una olla tapada, con término (según el demonio que me dio la industria) de tres días que muriendo aquel inmundo animal moriría vuestra mujer y yo quedaría en vuestra amistad, y ahora experimento lo contrario".

Diciendo esto se hizo llevar en una silla de manos al Arenal (que está un cuarto de legua del poblado) y habiendo hecho cavar el paraje donde habían enterrado la olla, no dieron con ella ni allí ni en varias partes que la buscaron. Volvióse a su casa aquella mujer, y antes que hiciese ninguna diligencia de cristiana se le quitó el habla y luego murió, pagándole el demonio el servicio en que muchos años se había empleado con notable daño de mucha gente." [Auswahlausgabe, S. 255f.]

18. Jhdt.


Abb.: Santiago Matamoros, St. Jakob der Heidenvernichter, Verherrlichung von "mit Kreuz und Schwert", Cuzco (Perú), 18. Jhdt.

18. Jahrhundert


Abb.: Anonymus: Die Hl. Jungfrau (Virgen) vom Cerro Rico, Potosí. -- 18. Jhdt.

18. Jahrhundert

Entwicklung der Handelsrouten vom 16. bis 18. Jhdt.
Routen und Häfen für den Handel, 18. Jhdt Routen und Häfen für den Handel, 17. Jhdt Routen und Häfen für den Handel, ab Mitte 16. Jhdt Routen und Häfen für den Handel, Anfang 16. Jhdt

[Quelle der Abbildungen: http://www.cedex.es/cehopu/expomanila/p3in.htm. -- Zugriff am 2002-03-04]

1701-04-22


Abb.: Anton Signoret

Der aus Piemont wegen seines Glaubens vertriebene waldensische Kaufmann Anton Signoret bringt aus seiner Heimat 200 Kartoffel verschiedener Sorten und Farben nach Schönenberg/Württemberg (bei Mühlacker) und schenkt sie dort dem waldensischen Pfarrer Heinrich Arnaud (1641, Frankreich - 1721, Schönenberg) der sie in seinem Garten pflanzt. Dies ist der erste Kartoffelanbau in Deutschland..

1702-10-22

Bei Vigo (Galicien) wird die spanische Silberflotte von englischen und holländischen Geschwadern zur Selbstversenkung veranlasst.


Abb.: Lage von Vigo (©MS Encarta)

Die folgende Schilderung gibt einen plastischen Eindruck von den Problemen der spanischen Amerika-Flotten:

"Die Galeonen traten ihre Seereise von Cádiz aus an und kehrten in Geleitzügen oder Flotten wieder dorthin zurück.

Auf der Hinreise brachten sie nach Amerika alle in Spanien oder Europa hergestellten Erzeugnisse, deren Fabrikation an Ort und Stelle verboten war. Dieses Verbot, das dem Mutterland weitere riesige Handelsgewinne sichern sollte, erwies sich für Spanien als Fehlschlag. Das Mutterland war nicht imstande, die Kolonisten mit dem Eisen, der Leinwand, den Waffen, den Geräten und den Weinen zu versorgen, an denen es ihnen ständig fehlte und die ihnen daher unter Lebensgefahr von englischen, französischen und holländischen Kaufleuten geliefert wurden, die auf diese Weise einen Teil des für Spanien bestimmten Goldes an sich brachten. Aber Spanien hatte, trotz seines guten Rechtes, nie die Macht, diesen Handel zu verhindern.
Bei der Abfahrt in Cádiz gab es mehrere Kontrollen: War das Schiff geeignet, die Reise ohne Gefahr für seine Passagiere und Mannschaften zu unternehmen? Entsprachen die Bewaffnung, die Ladung, die Takelage und die Instrumente, der Proviant den geltenden Bestimmungen? Waren die Frauen, wie es die Vorschrift verlangte, getrennt untergebracht? Hatten die verheirateten Männer die schriftliche und behördlich beglaubigte Einwilligung ihrer Ehefrau, den häuslichen Herd zu verlassen?

Bei der Rückkehr der Schiffe gingen die Sachverständigen der »Casa de Contratacion« auf offener See an Bord, überwachten alle Ausladearbeiten, erhoben die königlichen Abgaben und verließen das Schiff erst, wenn die Laderäume leer waren. Diese minuziösen Kontrollen hätten alle Unregelmäßigkeiten unmöglich gemacht, wären die Kontrolleure nicht selber daran interessiert gewesen, den Schmuggel zu begünstigen.
Von der Regierungszeit Karls V. an gab es in der Regel zwei Flotten in jedem Jahr: die Neuspanienflotte für den Norden des Antillenmeeres und den Golf von Mexiko und die Festlandflotte für ganz Südamerika und die südöstlichen Antillen.

Aber mitunter kam es vor, dass die Herbststürme oder die Furcht vor Korsaren die Flotten auf den Antillen festhielten, und dann gab es für ganz Spanien ein Jahr der Sorgen und Entbehrungen.

Im Jahre 1702 waren die spanischen Finanzen wieder einmal in bedenklichster Verfassung. Wie der Historische Merkur (Niederlande) dazu bemerkt: »Seit fast drei Jahren ist kein Goldstück, keine Unze Silber aus Amerika gekommen.«

Was war geschehen?

Die Festlandflotte hatte 1699 wie üblich Cádiz verlassen. Ihr Kommandeur war General Don Manuel Velasco de Tejada. Sie berührte die Kanarischen Inseln, ohne sie anzulaufen, gelangte ohne Unfall bis in Sichtweite von Trinidad, fuhr dann die südamerikanische Küste hinauf und sandte unterwegs ein Wachtboot nach der Insel Santa Margarita und je ein Handelsschiff nach Caracas, Maracaibo und La Guaira.

Nach einer Reise von zwei Monaten ankerten die Galeonen endlich in Cartagena.

Um eine Vorstellung davon zu geben, welche Frachten diese Schiffe befördern konnten, zitieren wir den zeitgenössischen Bericht von John Locke:

»Die Galeonen (Festlandflotte) laufen als ersten Ort Cartagena an. Gleich nach ihrer Ankunft sendet der General der Galeonen eine Botschaft an den Vizekönig von Peru, der seine Residenz in Lima, der Hauptstadt des Königreiches, hat. Der Vizekönig lässt unverzüglich alle Kaufleute benachrichtigen und gibt die notwendigen Anweisungen für den Transport des Goldes und Silbers, das auf dem Seeweg nach Panama und von dort auf Maultieren nach Portobello gebracht werden muss. Die Galeonen liegen für gewöhnlich vier Monate in Cartagena, treiben dort Handel und tauschen einen Teil ihrer Waren.

Die Geschäfte, die sie hier abschließen, erreichen einen Geldwert von über vier Millionen Eskudo. Von Cartagena fahren die Schiffe nach Portobello, wo ein großer Markt abgehalten wird, der fünfzig bis sechzig Tage dauert. Dort lassen sie europäische Waren im Wert von achtzehn bis zwanzig Millionen Eskudo und erlösen dafür ungefähr fünfundzwanzig Millionen Eskudo in Gold, Silber und anderen Erzeugnissen des Landes. Von Portobello kehren sie nach Cartagena zurück und bleiben dort weitere vierzehn Tage. Während ihres Aufenthaltes in den verschiedenen Häfen tauschen die Galeonen ihre Waren gegen Gold, Silber, Perlen, Smaragde, Amethyste und andere Edelsteine, Kampescheholz und Leder.

In der Regel bringen sie für zwei bis drei Millionen Eskudo Gold zurück, für zwanzig Millionen Eskudo Silber, für zweihunderttausend Eskudo Perlen, für dreihunderttausend Eskudo Smaragde, für dreißigtausend Eskudo Amethyste, für fünfzigtausend Eskudo Vicuñawolle, für die gleiche Summe Kampescheholz und für zweihundertsiebzigtausend Eskudo Leder.«

Aber die Kaufleute waren nicht die einzigen, die Geschäfte machten. Der General, die Admirale, die Kapitäne, Offiziere und hohen Beamten hatten ihren Dienstrang gegen beträchtliche Vorauszahlung dem König abgekauft, um sich in Westindien an den »Königszöllen« schadlos zu halten. Der sehr begehrte Rang eines Admirals wurde damals mit bis zu hunderttausend Eskudo bezahlt, alle übrigen entsprechend den damit verbundenen Betrugsmöglichkeiten. War der Rang einmal bezahlt, so musste man mitunter noch mehrere Jahre auf eine Ausfahrt warten, und so war jeder nach Kräften bestrebt, sein Geld mit hohen Zinsen wieder hereinzubekommen. Und der Schmuggel war so sinnreich organisiert, dass dies keine allzu großen Schwierigkeiten bot.

»Es steht fest, dass die Fracht der Galeonen stets um das Zwei- bis Zehnfache größer ist, als die Bücher ausweisen.« (Locke.)

Unsere Flotte war also nach Cartagena zurückgekehrt. Dort erwartete sie das Wachtboot von der Insel Santa Margarita, mit Perlen, Kakao und Silber beladen. Bald kamen auch die auf der Herfahrt nach Neu-Andalusien und den venezuelischen Häfen ausgesandten Handelsschiffe, die Laderäume vollgepfropft mit Silber und Cochenille, und vereinigten sich mit der Flotte.

Nach Abwicklung der letzten Handelsgeschäfte wurde Kurs auf Havanna genommen.

Von den regelmäßigen Ostwinden begünstigt, fuhr die Flotte die Küste hinauf bis zum Rio Grande, ließ Jamaika und seine Klippen im Osten liegen, umschiffte Kap San Antonio (westlichster Punkt Kubas) und segelte, um am Winde zu bleiben, auf Kap Säble im südlichen Florida zu.
Von dort gelangte sie schließlich nach Havanna, stets auf der Hut vor den heftigen Strömungen dieser Gewässer.

Lange Jahre, viele Abenteuer und zahllose Schiffbrüche waren nötig gewesen, um diese Navigationsregeln zu entwickeln, die sich auf eine gründliche Kenntnis der Küstenformationen und der Winde und Strömungen stützten.

Havanna mit seinen dicken Mauern, seinen starken Garnisonen und den zwei Zitadellen, die die Meeresküste verteidigten, war die bedeutendste Festung Westindiens. Hier wurden die Schiffe überholt und die Takelage ausgebessert. Man lud frischen Proviant, Wasser und Holz für die Heimfahrt nach Europa. Unsere Flotte hielt sich dort fast einen Monat auf, um ihre Schiffe instand zu setzen und noch Zucker, Tabak und Indigo an Bord zu nehmen.

Ende Juli des Jahres 1700 war die Flotte reisefertig. Es war Vollmond, die günstigste Zeit, in der die Strömungen die geringste Kraft haben.
Der Befehl zum Auslaufen kam nicht.

Das Antillenmeer wimmelte wieder einmal von Seeräubern (hauptsächlich Engländern) und Flibustieren jeglicher Art.

In bestimmten Jahren segelten sie in organisierten Geschwadern und lauerten auf die Galeonen. Zuweilen vereinigten sie sich mit englischen und holländischen Piraten; dreizehn Jahre zuvor hatten sie sich sogar mit einer gleich starken Flotte Ludwigs XIV. verbündet, um Cartagena zu plündern.
Diese Gefahr, mehr noch gefürchtet als die Stürme, war nur zu gut bekannt. Ihr waren so viele Galeonen zum Opfer gefallen, dass nunmehr die höchste Vorsicht geboten schien.

General Don Manuel, im letzten Augenblick vor einer verdächtigen Ansammlung von Bukanieren am Ausgang der Florida-Straße gewarnt, hatte seinen Kriegsrat einberufen.

Ein Kapitän schlug vor, die Reiseroute zu ändern, aber dieser Kniff war schon zu abgebraucht, und die Piraten hatten überall ihre Spione und Zuträger. Der Gouverneur von Kuba riet, alle verfügbaren Kriegsfahrzeuge schwer zu bewaffnen und mit ihnen die Galeonen zu geleiten, aber es waren so wenig Kanonen vorhanden, dass auch diese Idee aufgegeben wurde.

Man wartete.

Man wartete so lange, dass schließlich der September heranrückte. Im September aber wurden die Gegenströmungen immer heftiger und gefährlicher für so schwere und schlecht manövrierbare Schiffe wie die stets überladenen Galeonen. Außerdem erhoben sich in der Höhe der Bermudas oft plötzlich mörderische Orkane.

Die allgemeine Ansicht war, dass es klüger sei, die Abreise aufs nächste Jahr zu verschieben. Man brachte die Ladung hinter den Mauern der Festung in Sicherheit, entließ die Mannschaften, takelte die Schiffe ab und wartete im Schutz der beiden Zitadellen auf bessere Zeiten.

Ende August war die zweite Jahresflotte, die Neuspanienflotte, auf der Reede von Veracruz angelangt. Sie war ebenfalls von Cádiz abgesegelt und sollte den Tribut Mittelamerikas und Mexikos (Neuspaniens) in Empfang nehmen.

Vom Gouverneur von Porto Rico im Nothafen Aguada gewarnt, hatte sie den Piraten aus dem Wege gehen können — sehr zu ihrem Glück, denn noch nie hatte eine unzulänglicher bewaffnete Flotte sich auf die Meere hinausgewagt. Die spanische Kriegsmarine war auf etwa fünfzehn heruntergekommene Schiffe zusammengeschrumpft und nicht mehr imstande, die Sicherheit der Geleitzüge zu garantieren. Und die Handelsschiffe der damaligen Zeit, die nach den Vorschriften der »Casa de Contratación« schwer bewaffnet hätten sein sollen, waren in der Mehrzahl so alt und so schlecht betakelt, dass sie bei der ersten heftigen Bö die Masten verloren. In jenem Jahr passierte es sogar mehreren Schiffen, deren Reeder mit der Überholung geknausert hatten, dass ihr Rumpf mitten im Ozean aus den Fugen ging und die Mannschaften während der ganzen Überfahrt nicht aus dem Pumpen herauskamen.

In Veracruz lud die Flotte zweitausendfünfhundert Zentner Quecksilber aus. (Der Handel mit Quecksilber, das für die Arbeit in den Silberminen gebraucht wurde, war ein persönliches und sehr ergiebiges Monopol des Königs.)

»Die Flotte (Neuspanienflotte) segelt nach Veracruz« — ich zitiere wieder J. Locke —, »eine Stadt im Königreich Mexiko. Sie lädt hier gewöhnlich alle ihre Güter aus, und die Händler verkaufen sie dort oder transportieren sie anderswohin. Die Flotte bleibt in diesem Hafen von September bis Juni und segelt dann, beladen mit Gold, Silber, Leder, Cochenille und Indigo (Gold für etwa eine Million, Silber für zehn bis zwölf Millionen, Leder für siebzigtausend, Cochenille für eine Million und Indigo für fünf hunderttausend Eskudo), wieder nach Cádiz zurück.«

Zu all dem kamen noch die Erzeugnisse Chinas: gold- und silberbestickte Seidenstoffe, Nippsachen aus Jade und Elfenbein, Statuetten und Vasen aus Porzellan. Ein besonderes Schiff, die Galeone der Philippinen, brachte diese Schätze über den Stillen Ozean nach Acapulco. Die Philippinenroute war lange Zeit ein spanisches Geheimnis, das die Schiffer eifersüchtig hüteten.

Während des Aufenthaltes in Veracruz zogen die Beamten des Staatsschatzes die Abgaben ein, erhoben die Jahressteuern und Zölle aller Art.
Ende Mai segelten dann die Galeonen nach Havanna; das bedeutete drei Wochen harten Lavierens gegen die beständigen Ostwinde.

In Havanna mussten die Zölle für alle an Bord genommenen Güter entrichtet werden, denn ohne die bei der Abfahrt von Kuba vorschriftsmäßig ausgestellten Zollscheine hätten die Kontrolleure der »Contratación« die gesamte Ladung bei der Ankunft in Cádiz beschlagnahmt.

Im Hafen von Havanna traf die Neuspanienflotte mit der Festlandflotte zusammen, und beide warteten gemeinsam auf den Tag, an dem sie die Überfahrt wagen konnten.

Sie warteten noch ein weiteres Jahr.

Dann zerstreute ein Orkan die Piraten, und die Flotten gingen daran, in jedem Hafen das Jahreskontingent an Gold- und Silberbarren, an gemünztem Metall, Perlen und Edelsteinen an Bord zu nehmen.

Die in Havanna von neuem vereinigten Galeonen, nun noch viel reicher und noch viel vorsichtiger, verschoben abermals ihre Abreise. Man fürchtete jetzt schwerbewaffnete englische Korsaren, die bei den Azoren auf der Lauer lagen; ein kurz vorher aus Spanien eingetroffener Aviso war ihnen im Schutz der Nacht mit knapper Not entgangen. Vor allem aber war die politische Lage in Madrid alles andere als klar. In wessen Taschen würde das viele Gold fließen?

Die Zeit verstrich.

Wieder kam der Winter, und das dritte Jahr des Wartens begann.

Und von neuem füllten sich die bereits überlasteten Galeonen mit der gesamten Jahresproduktion des märchenhaften Kontinentes.
Die Situation wurde unhaltbar. Das Mutterland war mit seinen Hilfsmitteln am Ende, die Krone sah sich genötigt, bei Wucherern zu horrendem Zinsfuß Geld aufzunehmen. Der König von Frankreich wurde ungeduldig, die Entscheidung der Waffen, das Schicksal des Reiches und seiner Verbündeten hingen von der wohlbehaltenen Ankunft der Galeonen ab.

Im Jahre 1701 hatte Velasco einen Aviso nach Madrid gesandt, um dem König über die Lage zu berichten und eine Geleitflotte der Verbündeten anzufordern.

In Versailles hatte der Gesandte Seiner Katholischen Majestät von Ludwig XIV. ein starkes Geschwader verlangt, »um die reichste Flotte, die je den Fluten anvertraut wurde, zu geleiten und notfalls zu verteidigen«.

Ludwig XIV., der ebenfalls in Geldnöten war, wusste nur zu gut, was hier auf dem Spiele stand.

Er vertraute die verantwortungsvolle Mission dem Vizeadmiral Graf Château-Renault an, den Saint-Simon den »glücklichsten Seemann seiner Zeit« nannte.

Château-Renault stach also in Brest an der Spitze eines mächtigen Geschwaders in See; er hisste seine Flagge auf dem Linienschiff Le Fort, das mit sechsundsiebzig Kanonen bestückt war.

Diese ersten Kriegsvorbereitungen waren den Engländern nicht entgangen, ebensowenig wie die darauffolgenden ihren holländischen Verbündeten entgingen, denn im Juli traf in Den Haag der nachstehende Brief aus Madrid ein:

».. . Ducasse ist mit seinem Geschwader von La Corana nach Mexiko abgesegelt; er soll die Flotte Château-Renaults verstärken und hat den Herzog von Albuquerque, den neuen Vizekönig, sowie zweitausend in Galicien ausgehobene Soldaten an Bord. Wie es heißt, liegt die Silberflotte noch immer in Veracruz und bekommt trotz des Drängens der Franzosen keine Genehmigung zur Ausfahrt.«

Endlich, am 11. Juni 1702, nach dreijährigem Warten, verließ die Flotte mit starkem Geleit Havanna.

An der Spitze des Konvois fuhr mit wehenden Flaggen, unter Trommelwirbel und Pfeifenspiel, das Hauptschiff, die ]ésus-Maria y José, mit vierzig Kanonen und General Don Manuel de Valesco de Tejada an Bord. Schwerfällig folgten die wie gewöhnlich weit über die Sicherheitsgrenze hinaus beladenen Handelsgaleonen und zwei Wachtschiffe.

Dahinter kamen die beiden Admiralsgaleonen mit je vierundfünfzig Kanonen: die Bufona des Admirals José Chacón und die Almirante de Azoguez unter dem Befehl seines Bruders, des Vizeadmirals Don Fernando Chacón. Sie hielten sich am Ende des Geleitzuges: »um für gute Ordnung zu sorgen und notfalls den Kampf aufzunehmen«.

Die Nachhut schließlich bildeten die vierundzwanzig Linienschiffe und Fregatten des französischen Geschwaders, die mit allen Flaggen ihren Gruß entboten.

Von den buntbewimpelten Schiffen im Hafen erschollen die Zurufe und Abschieds^ grüße, die Wünsche für eine gute Reise. Der Gouverneur der Stadt ließ von den Batterien der beiden Zitadellen Salut schießen: Salven für den General, Salven für die Admirale, Salven für die französischen Verbündeten, und jeder Salut wurde von der Gegenseite ausgiebig beantwortet.

Für solche Höflichkeitsbezeigungen pflegte man so viel Pulver zu verschwenden, dass man bei einem feindlichen Angriff oft ohne Verteidigungsmittel dastand.

Um die Westwinde zu gewinnen, segelte die Flotte die Straße von Florida hinauf und steuerte die Bermudas an. Dann nahm man Kurs auf die Azoren.
Gegen eine Flotte von dreiundvierzig Schiffen konnten die Piraten nichts ausrichten; sie folgten also dem Geleitzug von weitem, in der Hoffnung, dass irgendeine Galeone in Schwierigkeiten geraten und von der Gruppe abkommen würde.

Das war ihre alte Taktik: die Jagd auf Nachzügler.

Aber die Winde waren günstig, und das Meer blieb ruhig.

Auf den Schiffen jedoch brach das Gelbe Fieber aus; es kostete zwei Admiralen, zwei Kapitänen und zahlreichen Matrosen, Offizieren und Soldaten das Leben. Eine derartige Sterblichkeit war auf den Flotten nichts Ungewöhnliches. Von der Epidemie abgesehen, verlief die Überfahrt bis zu den Azoren ohne Zwischenfall.

Dort erschienen zwei von Sevilla ausgesandte kleine Schiffe und überbrachten Don Manuel die Nachricht, dass unterdessen der Krieg ausgebrochen und Cádiz blockiert sei.

Siebzig englische und holländische Kriegsschiffe unter dem Befehl des Admirals Sir George Rooke belagerten Cádiz, und vierzig Truppentransporter hatten in Rota das zehntausend Mann starke Heer des Herzogs von Ormond an Land gesetzt.

General Velasco ließ einen Kanonenschuss abfeuern und an seinem Großtopp eine Flagge aufziehen. Das war das Signal, das alle Kapitäne zum Kriegsrat auf sein Hauptschiff berief. Er gab ihnen Bericht über den Stand der Dinge — man musste um jeden Preis Cádiz umgehen.

Château-Renault schlug vor, mit der Flotte nach Brest oder La Rochelle zu segeln. Don Manuel erhob Einspruch, er fürchtete wohl nicht ohne Grund, dass seine Schätze dann nie wieder aus Frankreich herauszubekommen wären. »Es fehlt uns an Wasser und Proviant«, sagte er, »und das Gelbe Fieber hat unsere Mannschaften dezimiert. Außerdem habe ich Befehl von meinem König, die Flotte in einen spanischen Hafen zu führen.«

»Wir müssen befürchten«, setzte José Chacón hinzu, »dass uns bei Kap Finisterre ein weiteres feindliches Geschwader erwartet, und eine solche Begegnung können wir nicht riskieren.« Seine Ansicht fand die lebhafte Zustimmung des Vizekönigs von Neuspanien, des Herzogs von Montezuma.
Da meldete sich der Chef der Steuerleute zum Wort. Er war einst in Vigo in Galicien gewesen und rühmte die Sicherheit der Bucht, die mehr als zwei Meilen tief ins Land hineinführe, ziemlich eng sei und überdies von einer befestigten Einfahrt verteidigt werde.

Der Vorschlag schien vernünftig, und man einigte sich auf Vigo. Die Flotte nahm also Kurs auf Galicien. Eine französische Fregatte verlor in einer Nacht bei stürmischer See die Verbindung mit dem Konvoi und erreichte San Lucar, drei andere segelten mit den beiden spanischen Hilfsschiffen, die die Nachricht vom Kriegsausbruch gebracht hatten, nach Santander.

Das restliche Geschwader, insgesamt vierzig Schiffe, blieb vereint bis zu den Cies-Inseln vor der Einfahrt von Vigo, wo es am 22. September eintraf.

In Vigo

Von der Festung Monte Real am Eingang der Bucht fuhr der Generalkapitän des Reidies, Fürst von Barbazon, von einem Feldmeister begleitet, in einer Schaluppe der Flotte entgegen. Er überbrachte General Velasco die letzten Kriegsnachrichten: In Cádiz wurde Rooke und sein mächtiges Geschwader noch immer in Schach gehalten, doch war zu befürchten, dass er auf die Kunde vom Eintreffen der Indienflotte in Vigo alle Anstrengungen machen würde, sie zu überrumpeln. Die Verteidigungsmittel der Bucht seien jedoch ganz unzureichend, erklärte der Fürst von Barbazon. Die Festung Monte Real in Bayona habe kaum mehr als sechzig Mann Besatzung, außerdem fehle es an Proviant und an Pulver. In Vigo selbst gebe es keine Ausrüstung für die Milizsoldaten. In Rande seien die Batterien unbrauchbar und die Forts im Verfall. Er rate daher, lieber El Ferrol anzulaufen, wo die Schätze der Flotte am besten verteidigt werden könnten.


Abb.: Nette Afteykeningh van het Veroveren der France en Spanse scheepen inde Bay van Vigos door de Engelsche en Hollande Vloot: den 22 Octo. 1702.  -- Amsterdam 1702/1711 [Bildquelle: http://www.rojea.arrakis.es/galplano.htm. -- Zugriff am 2002-04-18]

Aber auf allen Schiffen war der Proviant knapp, und die durch die Epidemie stark reduzierten Mannschaften waren erschöpft. Velasco hatte außerdem Nachricht erhalten, dass im Norden, zwischen Kap Finisterre und Kap Ortegal, ein weiteres englischholländisches Geschwader unter dem Befehl des Admirals Sir Cloudesley Shovel kreuzte, um ihm den Weg abzuschneiden.

Im Einvernehmen mit Château-Renault entschloss er sich daher, den günstigen Wind auszunutzen, um in die Bucht einzulaufen und dort vor Anker zu gehen. Die Bucht sollte dann unverzüglich in den bestmöglichen Verteidigungszustand gesetzt werden. In etwa acht Tagen glaubte er den größten Teil der Ladung in Sicherheit bringen zu können.

Die Bürger von Vigo drängten sich am Kai zusammen und sahen die ganze Flotte, mit einer frischen Westbrise im Rücken, an sich vorüberziehen.
Die Galeonen ankerten tief im Innern der Bucht von San Simón, südwestlich der gleichnamigen Inseln und an der Mündung des Ullo. Die französischen Schiffe gruppierten sich im Halbkreis in der Enge von Rande und am Eingang der Bucht. Ihre Geschütze beherrschten damit die ganze, kaum eine halbe Meile breite Einfahrt, in der der Feind seine Flotte nicht entfalten konnte.

Die Enge wurde von zwei Forts verteidigt, Corbeyro im Norden und Rande im Süden, beide seit langem verfallen und ohne Artillerie. Château-Renault ging sofort daran, sie wieder instand zu setzen.

Am Fuß von Fort Rande ließ er eine Plattform errichten und zwanzig Schiffsgeschütze, acht Bronzekanonen und zwölf Eisenkanonen, in Stellung bringen. In gleicher Weise verstärkte er das andere Ufer. Währenddessen hoben die Ortsmilizen rund um beide Plätze tiefen Gräben aus und befestigten die Zugänge. General Velasco ließ quer über die Enge eine schwimmende Sperre aus Booten, Flößen und Fässern, verstärkt durch Trossen, Mäste und Rahen, errichten. Die beiden am Fuße der Forts verankerten Enden wurden außerdem von der Bourbon mit achtundsechzig und der Esperance mit siebzig Kanonen geschützt. Der Generalkapitän von Galicien versammelte seinerseits den Adel und die Bauernmilizen, requirierte in der ganzen Provinz Lebensmittel und Pulver, rief die Garnison von Tuy und Truppen aus La Corana zu Hilfe. So gut er konnte, bewaffnete er die Batterien von San Sebastian, La Laje, La Guia und Teis. In das oberhalb Vigos gelegene Castillo del Castro ließ er große Proviant- und Wasservorräte schaffen. Es wurde der Belagerungszustand verhängt, an allen für eine Landung geeigneten Küsten zog man eiligst Gräben, und bewegliche Kavallerie- und Infanterieeinheiten hielten sich bereit, jeden bedrohten Punkt zu verteidigen.

So gerüstet, erwartete man standhaft den Feind.

Velasco jedoch, der auf seinen Schultern die Verantwortung für die reichste Silberflotte trug, die je den Ozean überquerte, war vor allem darauf bedacht, seine Schätze so schnell wie möglich auszuladen. Aber trotz der drohenden Gefahr wagte es der Fürst von Barbazon nicht, den Befehl zu dieser elementaren Vorsichtsmaßnahme zu erteilen. Er wusste, dass die Bestimmungen der »Casa de Contratación« eindeutig waren: Nichts durfte die Galeonen an einem anderen Ort als Cádiz und ohne strenge amtliche Kontrolle verlassen. Und das Konsulat von Sevilla, das eifersüchtig sein Monopol hütete und entschlossen war, sich seinen Anteil an den Schmuggelwaren zu sichern, verzichtete trotz der Umstände auf keines seiner Privilegien.

In aller Eile ließ das Konsulat mitteilen, dass die beladenen Galeonen notfalls so lange in ihrem Schlupfwinkel zu bleiben hätten, bis sie ihre Reise ohne Gefahr fortsetzen könnten. Im übrigen, argumentierte man, gebe es in Vigo niemanden, der berechtigt sei, die Kronzölle für die Güter zu erheben.
In der Tat hätte eine von uneingeweihten Beamten kontrollierte Ausladung für alle Beteiligten äußerst peinlich werden können, denn die Fracht der Galeonen überschritt stets bei weitem die in den Büchern eingetragenen Mengen (nach Locke um das Zwei- bis Zehnfache). Nach der Katastrophe bei Santa Cruz auf Teneriffa im Jahre 1657, wo eine ganze Flotte von dem Geschwader des Admirals Blake in seichtem Gewässer versenkt wurde, hatte man aus dem Innern der Galeonen einen großen Teil ihrer wertvollen Frachten bergen können. Zusammen mit dem, was vor dem Kampf ausgeladen worden war, kam man auf einen Gesamtwert, der die in den Büchern eingetragenen Summen um das Vielfache überstieg. Das königliche Schatzamt konfiszierte den Überschuss, und als im März des darauffolgenden Jahres das Ganze in Cádiz ausgeladen wurde, war der Ertrag größer, als wenn die Flotte ohne Unfall in den Hafen eingelaufen wäre.

Im Januar 1555 strandete das Admiralsschiff von Rodríguez Farfan bei Zahara in der Nähe von Cádiz. In dem Sturm verloren zweihundert Passagiere ihr Leben. Als man an die Rettung der Frachten ging, kamen aus dem Wrack fünfhundert» tausend Gold- und Silberpiaster statt der bei der Abfahrt deklarierten hundertfünfzigtausend zum Vorschein, und das war noch nicht alles, denn die Fischer des Ortes hatten unter dem Vorwand, bei der Bergung zu helfen, über hunderttausend Piaster verschwinden lassen. Ohne den Schiffbruch wären auf jeden deklarierten Piaster drei geschmuggelte gekommen.

Jedermann wusste das; jedermann wusste auch, dass wegen Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften der »Casa de Contratación« mehrere Flottengenerale exemplarisch bestraft und einige sogar auf Lebenszeit ins Gefängnis gesperrt worden waren.

Der Fürst von Barbazon begnügte sich infolgedessen damit, den Hof in Madrid über die Gefahr zu unterrichten, und betonte dabei die Zweckmäßigkeit einer unverzüglichen Ausladung.

Philipp V. führte in Italien Krieg. Die junge Königin Marie-Louise, die sich im Schloss von Aranjuez aufhielt, wandte sich in ihrer Unentschlossenheit an den »Consejo de las Indias« um Rat. Die Perückenträger überlegten sich die Sache lange. Die Beamten des Konsulats von Sevilla beharrten nachdrücklich auf ihren Forderungen. Die Kaufleute, zum größten Teil Eigentümer des Goldes und Silbers, der Perlen, Edelsteine und aller Handelsgüter, legten keinerlei Wert darauf, dass ihre kostbaren Waren ohne Kontrolle in einem fernen Städtchen im Norden ausgeladen wurden. Auch wenn man ihnen ihr Gold und ihre Juwelen nicht stahl, wenn ihr Kakao, ihr Tabak und ihre Spezereien nicht in diesem feuchten Klima verdarben oder bei einer improvisierten Ausladung zu Schaden kamen, hätten sie doch auf jeden Fall mit beträchtlichen Transportkosten zu rechnen, die zwanzig Prozent ihrer Profite verschlingen würden.

Andererseits befanden sich die Edelmetalle ihres Gewichtes wegen stets als Ballast in den untersten Schiffsräumen. Um an sie heranzukommen, wäre es also notwendig gewesen, aus jeder Galeone erst Hunderte von Tonnen der verschiedensten Frachten auszuladen.

Die Kaufleute glaubten an keine Gefahr, und nachdem sie nun drei Jahre lang gewartet hatten, kam es ihnen auf ein paar Wochen auch nicht mehr an.
Schließlich billigte der Indienrat die Ausladung der dem König gehörenden Edelmetalle, d. h. der »Königszölle« (siehe Kap. 4), sowie der Erzeugnisse aus den Minen, die sein Privatbesitz waren.

Für den Hof lagen die Dinge anders, denn die Kisten des Kronschatzes befanden sich ausschließlich auf den Admiralsgaleonen. Für den Schutz des Transportes standen Infanterie^ und Kavallerietruppen zur Verfügung, die einigermaßen zuverlässig waren und nichts kosteten, und die Fuhrwerke requirierte man zu behördlich festgesetzten Preisen. Der Befehl wurde von einem Sonderkurier nach Vigo gebracht. Zugleich traf der französische Ingenieur Renaud d'Elizagaray ein, den die Königin beauftragt hatte, die Befestigungen zu inspizieren.

In weiser Voraussicht hatte der Fürst von Barbazon schon fünfhundert Ochsenkarren für den Transport bereitstellen lassen. Doch die Gespannführer, des langen Wartens überdrüssig, waren zur Mehrzahl auf ihre Weinberge zurückgekehrt. Man trommelte sie schleunigst wieder zusammen, und der Fürst schickte noch am gleichen Tage, dem 5. Oktober, nach Túy und Santiago de Compostela einen Requisitionsbefehl für alle Fuhrwerke der beiden Provinzen.

Nach etwa zehn Tagen war der königliche Anteil an Barren und Geld, der sich ausschließlich im Hauptschiff und auf den beiden Admiralsgaleonen befand, ausgeladen. Mit je vier Kisten auf einem Fuhrwerk wurde er unter starker Bedeckung nach Pontevedra gebracht, von dort schafften ihn andere Wagen nach Padro und dann auf aufgeweichten Serpentinenwegen über die Berge nach Lugo. Dafür hatte man über zwölfhundert Karren aufgeboten.

Außerdem scheint sich Château-Renault angelegentlich damit beschäftigt zu haben, das Silber in Sicherheit zu bringen, das dem Sonnenkönig als Preis für seine Flotte zustand. Die Geschichtsbücher sagen im übrigen nichts darüber, mit welchen Mitteln er sich einige Zeit darauf ein prächtiges Schloss in der Touraine kaufte und dort ein Leben in großem Stil führte.

Über die restlichen Frachten hatte der Indienrat die Entscheidungsvollmacht einem Sonderbeauftragten, Don Juan de Larrea, erteilt, der an Ort und Stelle die Abrechnungen und alle notwendigen Kontrollen vornehmen sollte.

Don Juan de Larrea hatte es nicht besonders eilig. Vor seinem Aufbruch in Madrid nahm er sich noch Zeit, in der Kapelle de Los Teatinos zu beichten und im Hinblick auf die Gefahren der Reise sein Testament abzufassen. Dann packte er seine Sachen und machte sich in einer komfortablen Postkutsche auf den Weg. Er fuhr in kleinen Etappen über die staubigen Straßen von Estremadura und die feuchten Wiesen Galiciens.

Als er Mitte Oktober in Vigo eintraf, war der größte Teil der Barren und Gelder des Kronschatzes bereits ausgeladen und ins Innere des Landes gebracht worden.

In einer Atmosphäre allgemeiner Verdrossenheit und Unwilligkeit machte sich Larrea daran, die verschiedenen Formalitäten zur Ausladung der Privatgüter zu erfüllen, organisierte die Kontrollen und bereitete seine Listen vor.

Man war im Begriff anzufangen, als aus Cádiz ein über die Toppen beflaggtes Boot mit unverhofften Nachrichten eintraf: Nach schweren Verlusten hatten die Engländer und Holländer die Belagerung von Cádiz wegen Proviantmangels aufgeben müssen. Am Kap Säo Vicente hatte sich das Geschwader in zwei Gruppen geteilt; die eine kehrte in jämmerlichem Zustand nach England zurück, die andere segelte nach Indien. Ganz Andalusien stimmte Siegeslieder an und feierte in großen Festen diesen schönen Erfolg, dazu die glückliche Ankunft der Galeonen und die Siege König Philipps V. in Italien.

Alles atmete auf. Nachdem nun die Gefahr überstanden war, lud man die Frachten, die bereits an Land gesetzt waren, wieder ein, der Rat der Generale befahl, die Hafensperre zu zerstören, und fünf französische Schiffe machten sich bereit, nach Brest zurückzukehren. Die zwangsweise eingezogenen Milizsoldaten, die kein Dach über dem Kopf und keine ausreichende Verpflegung hatten, warteten nicht erst den Befehl ab, um sich aufzulösen, und die Schanzarbeiter ließen Hacke und Spaten im Stich.

Doch die Illusion währte nicht lange. Am Nachmittag des 19. kamen ein paar Kutter die portugiesische Küste heraufgesegelt und meldeten das Herannahen der feindlichen Armada, die man aufgelöst glaubte. Hundertfünfzig Schiffe fuhren langsam auf Vigo zu, und jeden Tag kamen kleine Küstenfahrzeuge und berichteten von den Bewegungen der Flotte.

Was war geschehen?

Nach der Schlappe vor Cádiz hatte das feindliche Geschwader die portugiesische Küste ansteuern müssen, um sich zu reorganisieren. Die Proviantknappheit hatte sich so weit verschärft, dass die Tagesration pro Mann auf zwei Schiffszwiebäcke herabgesetzt worden war. Admiral Rooke selbst litt schwer an Podagra-Anfällen.

Man hatte noch keinerlei feste Pläne gemacht, als am 17. Oktober die Pembroke, unter Kapitän Thomas Hardy, Lagos anlief, um dort Wasser aufzunehmen. Hier meldete ihm ein Bote des britischen Gesandten in Lissabon, Lord Thentuen, dass die Galeonen nach Mitteilung seiner Spione in Vigo lägen. Kapitän Hardy setzte sofort alle Segel, um die Nachricht den Admiralen Rooke und Van der Goes zu überbringen.

Die Uneinigkeit, die Indisziplin, die Ermattung nach der Niederlage, alles war im Handumdrehen vergessen. Sir George sah hier eine einmalige Chance, die vor Cádiz erlittene Schlappe wiedergutzumachen; man nahm Kurs auf Vigo, putzte die Kanonen und jubelte über den unverhofften Glücksfall.
In Vigo gab es ein bitteres Erwachen. Angesichts der Gefahr verließen die reichsten Bürger Hals über Kopf die Stadt und nahmen ihre wertvollste Habe mit. In allen Kapellen entzündete man Kerzen und flehte die Heilige Jungfrau um Schutz an.

Der ganzen Gegend bemächtigte sich Unruhe, die sich zur Panik steigerte; die alten Leute erzählten schreckliche Geschichten aus der Zeit ihrer Großeltern: Da war das Jahr 1589, als Francis Drake die Stadt angriff, die Häuser niederbrannte, die Kirchen schändete und das Land auf dreißig Jahre hinaus verwüstete; da war im Jahr 1617 der Ort Cangas von barbarischen Seeräubern geplündert worden, die keinen Stein auf dem anderen ließen, Kinder und Greise niedermetzelten, die Gefangenen mit Säbelhieben verstümmelten und den Frauen, darunter mehreren Nonnen, die Brüste abschnitten.

Da war schließlich der unselige Angriff einer portugiesischen Armee im Jahre 1665, an dessen Schrecken sich die Einwohner Vigos noch gut erinnern konnten.

Die Milizsoldaten bezogen ihre Stellungen, von Bayona bis Arcade verbarrikadierte sich die Zivilbevölkerung in ihren Häusern, man stapelte für mehrere Tage Lebensmittel und legte große Wasservorräte zur Bekämpfung von Bränden an.

In Rande arbeitete der Generalkapitän Galiciens fieberhaft daran, die verlorene Zeit wiederaufzuholen. Er ließ von neuem mit den Schanzarbeiten beginnen und die Hafensperre verstärken. Zweihundert französische Matrosen und Kanoniere unter Kapitän zur See Sorel und hundertfünfzig spanische Musketiere unter dem Befehl des Admirals José Chacón besetzten die Forts und die Batterien von Rande.

Am anderen Ufer, bei Corbeyro, ging Velasco selbst mit zwei seiner Kompanien, verstärkt durch zweihundert Milizsoldaten, in Stellung; weitere tausend bewachten die Mauern von Vigo, und mehrere hundert schickte man auf das Fort San Sebastian und aufs Castro. Auch La Laje und die Reede von Teis wurden von Ortsmilizen gehalten. Schließlich hatte der Fürst von Barbazon in den Gräben und in der Reserve noch an die dreitausend sehr schlecht bewaffnete Bürgersoldaten und dreißig Hidalgos zu Pferde.

Château-Renault ließ seine fünf besten Schiffe und die beiden Admiralsgaleonen einen Halbkreis um sein Flaggschiff Le Fort bilden. Er blockierte damit die ganze Enge hinter der Hafensperre. In den Zwischenräumen und in der zweiten Schlachtlinie stellte er die übrigen Linienschiffe und Fregatten auf.

Am Abend des 21. Oktober, während man noch die letzten Vorkehrungen traf, sichteten die Hafenwachen im Süden der Cies-Inseln die ersten feindlichen Schiffe. ...


Abb.: Vigos derde gesicht; in welke men gallioenen siet branden = Vigonis conspectus tertius; in quo classis hostilis conflagratio. Pieter Schenck, Amsterdam 1706?. [Bildquelle: http://www.rojea.arrakis.es/galgravado.htm. -- Zugriff am 2002-04-18]

Nach der Niederlage

Da die ausgebildeten Linientruppen, die er angefordert hatte, nicht erschienen waren, hatte der Fürst von Barbazon dem Feind keinen ernsthaften Widerstand entgegensetzen können. Er hatte die Operationen von der Höhe der Burg von Vigo verfolgt, deren Verteidigung er leitete.
Der Provinzhauptstadt La Coruña meldete er die Niederlage in folgenden Worten:

»Seine Durchlaucht der Herzog von Barbazon an die edle und getreue Stadt La Coruña:

Das englische und holländische Geschwader, das gestern in diese Bucht eindrang, um sich der Flotte zu bemächtigen und die französischen Kriegsschiffe zu zerstören, die sich im Schütze des Hafens befanden, ist heute nachmittag zum Angriff übergegangen, der zugleich vom Meer wie vom Lande erfolgte. Um zu verhindern, dass die Schiffe in Feindeshand fielen, wurden sie gesprengt und in Flammen gesetzt.

Da nach dem unglückseligen Ausgang der Schlacht die Feinde noch immer im Felde stehen, um die Operationen fortzusetzen, und ich infolge der Nichtbeachtung der Befehle, die Euer Gnaden ihren Milizen erteilten, nur sehr wenig Leute zur Verfügung habe, bleibe auch ich weiterhin in Kampfbereitschaft. Ich übermittle Euer Gnaden diese Nachricht mit dem großen Schmerz, der einem so verhängnisvollen Ereignis gebührt, damit Euer Gnaden ihrerseits zu dieser Kampagne mit allem beisteuern, was der Verteidigung des Königreiches dient, der ich mich widmen werde, ohne jegliche Mühe und Gefahr zu scheuen.

Denn wenn Euer Gnaden, wie ich von ihrem Eifer, ihrer Liebe zur Religion und ihrer Ergebenheit an Vaterland und König erhoffe, mich mit Soldaten und Proviant, wie ich es erbeten habe, unterstützen, vertraue ich auf die große Güte und Barmherzigkeit Gottes, dass er mir helfe, den Feinden zu widerstehen, und wir mit seinem Beistand das heilige und gerechte Ziel erreichen, für das wir kämpfen.
Gott schütze Euer Gnaden!

Vigo, 23. Oktober 1702.«

...

Als der letzte Engländer die Bucht von Rande verlassen hatte, nutzten die Bauern der Umgebung die allgemeine Verwirrung und stürzten sich auf Redondela. Sie plünderten Haus für Haus und trugen alles davon, was den Siegern zu geringfügig gewesen war: die Wäsche, das Geschirr, die Tische — »nicht ein Hemd ließen sie zurück und verwüsteten den Ort auf Jahre hinaus«.

Als dann kein Zweifel mehr bestand, dass der Feind wirklich fort war, besetzte eine in der Gegend stationierte Reiterkompanie die Stadt und raubte noch die letzten Habseligkeiten, die ihre verschiedenen Vorgänger übersehen hatten.

In Vigo, wo das Leben wieder seinen gewohnten Gang nahm, erhielten die französischen Soldaten Proviant, Kleidung und ärztliche Hilfe.

Barbazon schickte Taucher zu den Wracks hinunter, und mit Hilfe von Flößen, Winden und Ladebäumen konnte man »eine nicht unbedeutende Menge Silber und die Handelsgüter« heraufholen, »die das Meerwasser noch nicht verdorben hatte«.

Die Nachricht von der Katastrophe erreichte die junge Königin Marie-Louise peinlicherweise gerade zu der Stunde, als sie im Heiligtum von Atocha der Jungfrau Maria für die Siege ihres königlichen Gemahls in Italien Dank sagen und zu ihren Füßen die erbeuteten Fahnen des Feindes niederlegen wollte.

Die Königin vergoss bittere Tränen über das große Unglück von Vigo, »zeigte aber nicht die geringste Entmutigung und führte die Zeremonie ohne Unterbrechung zu Ende, mit einer Ruhe und Seelengröße, die die Anwesenden aufs höchste verwunderte und alle Herzen mit Zuversicht beseelte«.
Philipp V. erhielt die Nachricht in Genua, wo man ihm gerade einen glanzvollen Empfang bereitet hatte. Er entschloss sich, auf der Stelle nach Spanien zurückzukehren.

In Madrid und im ganzen Lande waren der Zorn und die Entrüstung um so größer, als nunmehr die phantastischsten Gerüchte umliefen. Im Dezember erzählte man sich in Puerta del Sol, dass Château-Renault in Vigo nur auf den Abzug der englischen Flotte gewartet habe, um die gesamte Ladung, Gold und Handelswaren, unbehindert in einen französischen Hafen zu führen. Der König stecke mit ihm unter einer Decke, er hätte sich das Ganze dann mit seinem Großvater, Ludwig XIV., geteilt, und die spanischen Händler wären die Betrogenen gewesen.
Die Kaufleute übersahen also ihre eigene beträchtliche Verantwortung und gaben die Schuld an der Katastrophe den Königen oder schoben sie auf die Unfähigkeit der hohen Beamten in Sevilla. Der Admiral de Castille wurde öffentlich des Verrats bezichtigt. Kurze Zeit darauf floh er bei Nacht nach Lissabon mit seiner Familie, seinen Bediensteten und seinem ganzen Hab und Gut, zu dessen Transport eine Karawane von hundertfünfzig Maultieren und fünfzig Fuhrwerken benötigt wurde.

König Philipp V. schien den bösen Zungen recht zu geben.

Im Alkazar von Segovia hatte man bis zu seiner Ankunft alles deponiert, was an ausgeladenen Gold- und Silberkisten gerettet worden war, ebenso die später geborgenen Güter, die den Kaufleuten in Sevilla gehörten.

Dazu kam noch all das, was die Polizei Seiner Majestät in den Brunnenschächten, unter den Küchenherden oder in den Scheunen der Umgebung von Redondela aufgestöbert hatte. Um die Einwohner zur Preisgabe ihrer Verstecke zu nötigen, standen der Polizei einige berühmte Spezialisten aus der Schule der Heiligen Inquisition zur Verfügung.

Über die Hälfte dieser Güter, Metalle, Edelsteine und wertvolle Handelswaren, gehörte in Wirklichkeit englischen und holländischen Kaufleuten, für die die Importeure in Sevilla nur als Strohmänner fungierten. Dieses einfache Verfahren, die alten Bestimmungen des spanischen Handelsmonopols zu umgehen, wurde seit eh und je und in aller Offenheit praktiziert.

In einem Dekret vom 6. Februar 1703 gab der König vor, »entdeckt« zu haben, dass der größte Teil dieser Handelswaren tatsächlich dem Feind gehöre, berief sich auf die Notwendigkeiten des Krieges und konfiszierte alles, was ausgeladen oder wieder heraufgeholt worden war, um es in die Kisten des Staatsschatzes wandern zu lassen.

Die geschädigten Kaufleute von Cádiz und Sevilla tobten: Dies sei »ein neuer Streich des Großvaters Ludwig«; sie nannten die Bourbonen »raubgierige Wölfe« und »Banditen« und entfesselten eine wütende Kampagne gegen den Hof.

Und zum zweitenmal schienen die Ereignisse ihnen recht zu geben, denn Philipp V. sandte dem Sonnenkönig zwei Millionen Piaster als Entschädigung für seine vernichtete Flotte und zur Unterhaltung seines Heeres sowie vierzigtausend an Château-Renault für seine treuen Dienste.

Die Seeschlacht von Vigo hatte politische Konsequenzen, die weit ernster waren als die materiellen Verluste.

Sie führte zum Abfall Portugals, das sich auf die Seite der Sieger schlug und endgültig in das Lager der Liga überging, und vor allem zum spanischen Bürgerkrieg, der so entscheidend zu dem unglücklichen Ausgang des Konfliktes beitrug, dem erst der schmähliche Friede von Utrecht im Jahre 1713 ein Ende machte."

[Stenuit, Robert <1933 - >: Die Schatzsucher von Vigo. -- Berlin [u.a.] : Ullstein, ©1959. -- S. 14 - 28, 32, 37f.. -- Originaltitel: Les épaves del''or (1958)]

1702

Marbán, Pedro <S.J.> <1647, Tiedra -1713, Mojos>: Arte de la lengua moxa con su Vocabulario y Cathecismo. -- Lima : Contreras, 1702


Abb.: Titelblatt

[Bildquelle: Enciclopedia de Bolivia / Carlos Gispert ... -- Barcelona : Oceano, ©2000. -- ISBN 84-494-1428-8. -- S. 443]

1705 - 1707

Miguel Nuñez de Zanabria, Presidente de la Real Audiencia, erfüllt die Aufgaben eines Vizekönigs von Perú


1707 - 1710

Manuel de Oms y Santa Pau ist Vizekönig von Perú


1708

Ein französischer Autor über die Hafenstadt Cobija (bolivianischer Litoral):

"Man findet in diesem Ort [Cobija] keine anderen Einwohner als einen Pfarrer, der sich manchmal dort aufhält und vielleicht 300 Einheimische, die in Hütten wohnen, die man aus Walfischknochen gebaut hat, mit einer Höhe von vielleicht vier Fuß, die mit Seewolfhäuten bedeckt und ummantelt waren, die einen fürchterlichen Gestank verbreiteten. Ich ging an Land, traf dort jedoch nur einen Negersklaven des Pfarrers, der mich darüber in Kenntnis setzte, dass der Pfarrer mit seinen Gemeindemitgliedern aus Furcht, wir seien Räuber, in die Berge geflüchtet sei. Diese armen Leute hatten entsetzliche Angst, mir ist schleierhaft aus welchem Grund, denn zu verlieren hatten sie ganz sicher nichts. Walfischknochen dienen ihnen als Stützpfähle an allen vier Ecken ihrer Hütten, und Walfischknochen bilden ihre einzigen Sitzgelegenheiten. Das sind ihre einzigen Möbel, denn sie haben weder Truhen noch Betten, sie schlafen auf Seewolfhäuten auf der Erde. Ich verhandelte lang und breit mit diesem Neger, um ihn dazu zu bringen, seinen Herrn davon zu überzeugen, dass wir nichts Schlechtes im Sinn hätten und dass er an uns eine größere Hilfe hätte als an all seinen Gemeindemitgliedern zusammen. Ich schrieb ihm in nachdrücklicher Weise, doch er ließ sich erst nach drei Botengängen überzeugen. Er kam aus den Bergen zurück, aber seine Schafe folgten diesem Hirten erst nach acht Tagen, und auch dann trieb sie erst der Hunger zu uns. Ich setzte ihn davon in Kenntnis, dass ich den Gouverneur siebzig Meilen weit im Landesinneren aufsuchen wolle. Er brachte mich jedoch von diesem Vorhaben ab, indem er mir versicherte, er wolle einen Boten aussenden, der dem Gouverneur die Nachricht von unserem Eintreffen übermitteln würde, der dann sicher nicht zögern würde, selbst zum Hafen zu kommen. Es war mir nicht unlieb, diese Reise vermeiden zu können, denn der Gestank der allgegenwärtigen Seewolfhäute hatte mir entsetzliche Kopfschmerzen verursacht. Ich begnügte mich daher damit, dem Gouverneur zu schreiben.

Nach acht Tagen erhielt ich Nachricht von ihm über einen Boten: Er wies mich darauf hin, dass er mir unter keinen Umständen Handelsgeschäfte erlauben könne, auf Grund der ausdrücklichen Verbote, die ihm von der Audiencia in Lima auferlegt worden waren (die Audiencia war zu dieser Zeit souverän, denn es gab dort noch keinen [neuen] Vizekönig). Wenn ich jedoch 800 Pfund Lamawolle zu zwei Piastern das Pfund ankaufen wolle, gegen entsprechende Nahrungsmittel würde er dieses Geschäft mit mir abwickeln. Diese Preisangabe zeigte mir gleich, dass es sich um einen Dummkopf handeln mußte, denn die Wolle war nicht einmal auf die Hälfte dieses Preises zu veranschlagen. Da ich erkennen mußte, dass Verhandlungen auf schriftlichem Wege mit diesem Menschen keinen Erfolg versprachen, brach ich doch auf, um ihn an seinem Amtssitz aufzusuchen. Ich nahm zu meiner Begleitung einen gesunden und kräftigen Matrosen mit sowie Vorräte, eine ganze Anzahl von Schiffszwiebacken, Käse und eine kleine Flasche Schnaps."

[Übersetzung: Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche / hrsgg. von Piet C. Emmer .... -- München : Beck, ©1988. -- (Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion ; Bd. 4). -- ISBN 3406306616. -- S. 110f. -- Dort Quellenangabe. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1709

Movima-Indianer (Mojos) töten P. Baltazar Espinosa SJ, den Gründer der Reduktion Santa Ana.


1710 - 1716

Diego Iadrón de Guevara, Bischof von Quito, ist Vizekönig von Perú

1711

Gründung der englischen South Sea Company mit dem Zweck, jede Handelskonzession auszubeuten, die Spanien abgerungen werden kann. Sie erhält das Monopol des englischen Handels mit Südamerika. Faktisch besitzt sie das Privileg zum Schleichhandel, z.B. zum Schmuggel über Buenos Aires nach Perú

1712

Da die spanische Flortte durch den Krieg zur Zwergflotte zusammengeschrumpft ist, erhält Antonio de Echeverz das Monopol für den ganzen Spanischamerikahandel außer Quecksilber und Silber. Der Handel geht sehr zäh vor sich, da der peruanische Markt von geschmugelten französischen Handelsgütern überschwemmt ist. Die Handelsflotte von Echeverz  gerät 1715 auf der Rückfahrt in einen Hurrikan und mehr als 1000 Mann kommen um.

1713-04-11

Friede von Utrecht beendet den spanischen Erbfolgekrieg.

"Außerdem ist der Allerchristlichste König [von Frankreich] damit einverstanden und versichert bindend, dass er nicht die Absicht hat, in Spanien oder Spanisch-Amerika irgendeine Änderung zugunsten seiner Untertanen durchzusetzen oder zu akzeptieren, weder hinsichtlich des Handels noch der Schifffahrt. . ., noch seinen Untertanen in den genannten Ländern einen Vorteil zu verschaffen, der nicht gleichzeitig auch im selben Umfang den anderen dort Handel treibenden Völkern und Nationen gewährt wird . . ."

[Übersetzung: Renaissance, Glaubenskämpfe, Absolutismus / bearbeitet von Fritz Dickmann -- 3. Auflage. -- München : Bayerischer Schulbuch-Verlag, ©1982. -- (Geschichte in Quellen). -- ISBN 3762760845. -- S. 543. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1714

Im Rahmen der von den Bourbonen nach französischem Vorbild durchgeführten Verwaltungsreformen wird das Sekretariat für Marine und Indien eingerichtet, das den König unmittelbar beriet. Es übernimmt auch einen großen Teil der dem Indienrat bisher zustehenden Angelegenheiten und erteilt Anordnungen an die lokalen Behörden in Amerika. Der Indienrat verliert dadurch mehr und mehr an Bedeutung.

1715


Abb.: Einzug des Erzbischofs von Charcas in Potosí. -- 1715

[Bildquelle: Enciclopedia de Bolivia / Carlos Gispert ... -- Barcelona : Oceano, ©2000. -- ISBN 84-494-1428-8. -- S. 433]

um  1715

In Potosí malt der Indio Luis Niño (keine Lebensdaten bekannt) das Gnadenbild Virgen de Sabaya


Abb.: Luis Niño: Virgen de Sabaya

1715-07-30

Die spanische Silberflotte und Echeverz's Handelsflotte gehen in einem Hurrikan auf dem Heimweg nach Spanien unter.

"Der Verlust der flota im Jahr 1715 war eine folgenschwere Katastrophe. Sie ruinierte zahllose Kaufleute, Schiffseigner und Gläubiger der Krone. Zudem stellte sie sich nicht als ein isoliertes Unglück dar, sondern als eine fatale Verschärfung der bereits bestehenden wirtschaftlichen Depression. Der Hurrikan hatte zum Totalverlust einer Flotte geführt, deren kommerzielles Vorhaben sich in jedem Fall als Fehlschlag erwiesen haben würde. Es mag unverständlich erscheinen, dass sich für Echeverz Nachfolger fanden; aber zwischen 1715 und 1720 wurden mehrere Kontrakte unterschrieben, die ähnlich lauteten wie der mit Echeverz geschlossene und die Entsendung von Gruppen registrierter Schiffe betrafen. Diese Vertragspartner blieben zwar von Hurrikans verschont; aber sie verloren allesamt Geld, während die mit ihnen konkurrierenden Schleichhändler erkleckliche Gewinne einstrichen. Ihre Misserfolge führten denjenigen Spaniern, die sich einen klaren Blick bewahrt hatten, die Schwäche Spaniens und die Verwundbarkeit seines Imperiums nur noch deutlicher vor Augen."

[Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. -- 683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 194f. -- Originalausgabe: Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

1716

Diego Morcillo Rubio de Auñon, (OST, Erzbischof von Charcas) (1642/1650, Villarorobledo - 1730, Lima), ist Vizekönig von Perú


1716 - 1720

Carmine Nicoló Caraccioli di Santobono (1671, Italien - 1726, Madrid) ist Vizekönig von Perú

1717

Die Casa de Contratación wird -- vor allem weil der Fluss Gualdaquivir versandet -- von Sevilla in die günstiger gelegene Hafenstadt Cádiz verlegt. Nun hat Cádiz das Handlesmonopol mit Spanisch-Amerika


Abb.: Lage von Cádiz (©MS Encarta)

"Durch die Umsiedlung der 'Casa de la Contratación' nach Cádiz im Jahre 1717 geriet Sevilla noch mehr ins Hintertreffen. Die Stadt protestierte mehrfach vergeblich. Im Jahre 1720 behauptete sie in einem 'Memorial', die Umsiedlung komme besonders den Ausländern zugute, welche in Cádiz dominierten. Die Sevillaner dagegen seien meist gute Untertanen des Königs. Im 'Consulado', der Gilde der Amerikakaufleute, hatten die Kaufleute von Sevilla dagegen weiterhin einen sehr großen Einfluss. Sie verfügten über 2 Konsuln und 20 Elektoren, Cádiz über 1 Konsul und 10 Elektoren« Sevilla war deshalb bevorzugt worden, um die Stadt für die Verlegung der 'Casa' zu entschädigen. Auf Antrag der Kaufleute von Cádiz wurde im Jahre  744 verfügt, dass in Zukunft beide Städte je einen Konsul und zehn Elektoren haben sollten. Die Städte Sanlúcar de Barrameda, Jerez de la Frontera und Puerto de Santa Maria sollten zusammen ebenfalls einen Konsul und zehn Elektoren stellen. Im Jahre 1784 kam es zur Teilung des 'Consulado' in die neuen 'Consulados' von Sevilla (einschließlich der Stadt Sanlúcar) und Cádiz (mit den Städten Jerez und Puerto de Santa Maria). "

[Driesch, Wilhelm von den: Die ausländischen Kaufleute während des 18. [achtzehnten] Jahrhunderts in Spanien und ihre Beteiligung am Kolonialhandel. -- Köln [u.a.] : Böhlau, 1972. -- (Forschungen zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ; 3). -- Zugleich: Köln, Univ., Wirtschafts- u. Sozialwiss. Fak., Diss. 1968. -- ISBN 3-412-92572-1. -- S. 444.]


Abb.: Anton van den Wyngaerde: Cádiz mit der Indienflotte (Nationalbibliothek Wien)

"Cádiz:  Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, Festung und Hafen, die älteste Stadt der Iberischen Halbinsel. Sie wurde um 1100 v.Chr. von den Phönikern gegründet, kam im Ersten Punischen Krieg an die Karthager und im Zweiten Punischen Krieg an die Römer. Schon damals war Cádiz eine »ehr wichtige Handelsstadt. 711 wurde sie von den Arabern erobert, 1262 von den Spaniern zurückerobert. Im 15. Jahrhundert war sie der wichtigste Umschlagplatz für den Handel zwischen Italien und den Niederlanden, »das große Warenlager für Südspanien und Westafrika, der Knotenpunkt des iberischen und muselmanischen Handels«. Im 16. Jahrhundert verlor Cádiz rasch an Bedeutung und zählte kaum noch 4000 Einwohner.


Abb.: Cádiz [Bildquelle: http://www.cedex.es/cehopu/expomanila/p25in.htm. -- Zugriff am 2002-03-04]

Paradoxerweise geschah dies in einer Zeit, in welcher der Atlantik anstelle des Mittelmeers zum wichtigsten Verkehrsweg des europäischen Handels wurde. Bedingt war der Abstieg durch die Tatsache, dass es in der Stadt keine bedeutenden Banken gab, aber auch dadurch, dass sie im Zug der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Spanien und den Seemächten des Nordens immer wieder von See her angegriffen wurde. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts setzte ein neuer Aufschwung ein, verursacht durch die Veränderungen im spanischen Amerikahandel und die große Pest der Jahre 1649-1650, die 60 Prozent der Einwohner des rivalisierenden Sevilla dahinraffte. Als ab 1680 die Flotten der Carrera Cádiz anliefen und 1717 die Casa de la Contratación von Sevilla nach Cádiz verlegt wurde (sie verwaltete den ganzen Verkehr und Handel mit Amerika), wurde Cádiz wieder zum wichtigsten Hafen und Handelsplatz der Halbinsel. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts kam es auf 80000 Einwohner, mit den dazugehörigen Häfen, vor allem Puerto de Santa Maria, erreichte es sogar mehr als 100000 Einwohner. Die ganze Stadt wurde neu aufgebaut; im 18. Jahrhundert stammten die ältesten Bauten aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Die bedeutsamsten Bauwerke wurden fast gleichzeitig fertiggestellt. Mit dem Bau der im Jesuitenstil errichteten Kathedrale begann man 1720. San Felipe de Neri, um die gleiche Zeit erstellt, ist rein barock. Ein Fünftel der Bevölkerung bestand aus ausländischen Kolonien; besonders die Genueser waren stark vertreten, und so finden sich auch architektonisch viele Anklänge an die italienische Baukunst jener Zeit. Im 18. Jahrhundert wurden rund 30 Prozent der amerikanischen Ausfuhr in Cádiz umgeschlagen; in der Stadt selbst verblieb jedoch nur wenig von diesen Reichtümern. Im 19. Jahrhundert verlor sie erneut ihre Bedeutung; die Einwohnerzahl sank erheblich unter 100000. Erst in jüngster Zeit wurde diese Zahl wieder erreicht."

[Chaunu, Pierre <1923 - >: Europäische Kultur im Zeitalter des Barock. -- Zürich : Ex Libris, ©1968. -- (Knaurs große Kulturgeschichte). -- S. 747f. -- Originaltitel: La civilisation de l'Europe classique (1966)]


Abb.: Cádiz, 1782 [Bildquelle: http://www.cedex.es/cehopu/expomanila/p1in.htm. -- Zugriff am 2002-03-04]

ab 1717

Aus Angst, die amerikanischen Besitzungen zu verlieren, setzt Spanien Haushaltsmittel vorrangig für den Wiederaufbau der Marine ein. In den spanischen Werften werden in ständig wachsender zahl modernste, nach französischem Muster konstruierte Schiffe gebaut.

1719

Diccionario demostrativo con la configuración o anatomía de toda la arquitectura naval moderna / Marquis of La Victoria. -- Cádiz, 1719-1756

Wichtig für die Kenntnis des spanischen Schiffbaus. Daraus folgende Abbildungen:


Abb.: Bau einer Fregatte


Abb.: Nahrungsmittel, die für die Reise mitgenommen werden mussten


Abb.: Ausrüstung der Besatzung


Abb.: Navigationsgeräte

[Bldquelle für alle Abb.: http://www.cedex.es/cehopu/expomanila/p5in.htm. -- Zugriff am 2002-03-04]

1720 - 1724

Diego Morcillo Rubio de Auñon, (OST, Erzbischof von Charcas) (1642/1650, Villarrobledo - 1730, Lima), ist Vizekönig von Perú

1720


Abb.: Um das Silber und andere Schätze von Schiffen, die in der Karibik oder den Kanaren sanken, retten zu können, fuhren auf den Flotten Taucher mit. Für sie gab es verschiedene Tauchanzüge und Taucherglocken [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 113]

1722

P. José Ignacio de la Mata SJ (1665, Logroño  - 1734, San Javier) gründet die Jesuitenmission Concepción in Chiquitos.


Abb.: Plan der Jesuitenmission Concepción

[Kartenquelle: Las misiones jesuíticas de Chiquitos / Pedro Querejazu (ed. y compil.) ... -- La Paz : Fundación BHN, ©1995. -- Depósito legal 4-1-637-94. -- S. 498]

1722


Abb.: Ein Beispiel der barocken Musikkultur in Bolivien: Weihnachtsmusik, Sucre, 1722

[Bildquelle: Seoane Urioste, Carlos ; Eichmann Oehrli, Andres: Lirica colonial boliviana. -- La Paz : Quipus, 1993. -- DEpósito legal 4-1-744-93. -- S. 143]

1723-09-23

Der Missionsprokurater der Jesuitenmissionen von Moxos bittet den Vizekönig um Erlaubnis, dass die Indios Gewehre besitzen dürfen, um sich gegen die Portugiesen (Brasiliens) zu verteidigen.

1724 - 1735

José de Armendariz (1670, Pamplona - 1740, Madrid?) ist Vizekönig von Perú

1724

Yapuguai, Nicolas: Explicación de el catechismo en lengua Guaraní / por Nicolas Yapuguai con dirección del P. Paulo Restivo. -- S. Maria La Mayor, 1724


Abb.: Titelblatt

1726 - 1740

Feijoo Montenegro, Benito Jerónimo <1676-1764>: Theatro critico universal, ò, Discursos varios en todo genero de materias, para desengaño de errores comunes / escrito por Benito Geronymo Feijoo Montenegro. --  Madrid : Mojados, 1726-1740. --  9 Bde.

"Disputaban indios y españoles ventajas en la barbarie: aquéllos porque veneraban a los españoles en grado de deidades; éstos porque trataban a los indios peor que si fuesen bestias. ¿Qué había de producirnos una tierra bañada con tanta sangre inocente? ¿Qué había de producirnos sino lo que nos produjo? La nota de crueles y avaros, sin darnos la comodidad de ricos. El oro de las Indias nos tiene pobres. No es eso lo peor, sino que enriquece a nuestros enemigos. Por haber maltratado a los indios somos ahora los españoles indios de los demás europeos".

[Zitat in: Francovich, Guillermo <1901, Sucre - 1990, Brasilien>: La filosofia en Bolivia. -- 3. ed. -- La Paz : Juventud, 1987. -- Depósito legal 4-1-261/87. -- S. 59]

1727

Indioaufstände in den Dominikanermissionen, angeführt von Aruma.

1728


Abb.: Der Apostel Jakobus hilft den Kastiliern und verfolgt die Indios

[Vorlage der Abb.: Cartas y cronistas del descubrimiento y la conquista / Francisco Carrillo. -- Lima : Horizonte, ©1987. -- (Enciclopedia historica de la literatura peruana ; 2). -- S. 61]

1729

Fernández, Júan Patricio <1667 - 1733>: Erbauliche und angenehme Geschichten derer Chiquitos, und anderer von denen Patribus der Gesellschaft Jesu in Paraquaria neu-bekehrten Völker, samt einem ausführlichen Bericht von dem Amazonen-Strom wie auch einigen Nachrichten von der Landschaft Guiana, in der Neuen Welt. Alles aus dem Spanisch und FRanzösischen in das Teutsche übersetzt von eiem aus erwähnter Gesellschaft. -- Wien, 1729. -- 774 S.


Abb.: Vortitel und Titelblatt 

"Der erste ausführliche Bericht über die Chiquitos-Mission wurde von Júan Patricio Fernández (1667-1733) auf spanisch geschrieben und erschien 1726 in Madrid. Martin Schmid berichtet davon 1727 aus Sevilla: «Es haben auch unser 5 patres ein buch von 50 bögen aus der spannischen in die teusche sprach übersetzet, (...) welches, weillen ess ein gantze neue mission in Paraquarien beschreibet, und denckwürdige sachen in sich begreifft, villeicht in truck ausgehen dörffte.»

Schmid ist also einer der anonymen Übersetzer, von denen es in der Einleitung zur deutschen Ausgabe heißt:

 «Übrigens habe ich diese Übersetzung, anderer Wille zu erfüllen, denen Neubegierigen zum Vergnügen, denen Seelen-Eiferern zur Nachfolg, mir selbst aber zum nutzlichen Zeit-Vertreib ausgefertiget.»

Das Buch von Fernández ist die wichtigste Quelle für die Geschichte der ersten Jahrzehnte der Chiquitos-Mission vor ihrer Konsolidierung, doch ist es voll von Legenden und Wunderberichten. Die deutsche Ausgabe enthält außer dem Bericht über Chiquitos zwei kürzere Berichte über den Amazonas und über Guayana. Der Kupferstich beim zweifarbig gedruckten Titelblatt zeigt eine idealisierend-allegorische «Abbildung der ersten wie auch der Paraquaischen Kirche», als Erfüllung der Biblischen Prophezeiung «Alsdann wird der Wolff bei dem Lamm wohnen, der Leopard und das Böcklein werden sich beyeinander lägern, ein Kalb und ein Löw, und ein Schaaf werden sich zusamm halten, und ein kleines Kind wird sie vor sich treiben. Jesaia 11,6»"

[Martin Schmid 1694 - 1772 : Missionar, Musiker, Architekt. Ein Jesuit aus der Schweiz bei den Chiquitano-Indianern in Bolivien  Hrsg. Eckart Kühne. -- Luzern : Historisches Museum, ©1994. -- S. 134]

1730

Mestizenaufstand in Cochabamba, angeführt von Alejo Calatayud (ca. 1700, Cochabamba - 1731, Cochabamba).

1730

Abb.: In der Casa de Moneda Potosí geprägte Münze. -- 1730

1735

Höhepunkt der Indioaufstände mit Unterstützung der Jesuiten in Paraguay. Die Konflikte schwelen seit 1725. 

Aufstand von Chiriguanos gegen die Jesuitenmissionare.

1735-Palmsonntag


Abb.: Palmsonntagspredigt in Chiquitano des Jesuitenpaters in San Rafael (Chiquitos), 1735 (Foto: Hans Ertl)

1735 - 1746

José Antonio de Mendoza Caamaño y Sotomayor (1675, Villagarcia de Arousa - 1745, Atlantischer Ozean) ist Vizekönig von Perú

1735

John Harrison baut den ersten Schiffschronometer. Durch die genaue Zeitbestimmung wird es möglich, den Längengrad der Schiffsposition genau zu bestimmen. Damit wird die Navigation ab jetzt auf eine ganz neue Grundlage gestellt. 1762 erfindet Harrison den Taschenchronometer.


Abb.: Ein Chronometer, wie sie in der Folgezeit gebaut wurden

[Bildquelle: http://mmbc.bc.ca/source/schoolnet/exploration/navigation.html. -- Zugriff am 2002-03-22]

1736-12-23

In Lima führt die Inquisition (die auch für Alto Perú zuständig ist) einen ihrer üblichen Auto de Fe's ["Glaubensakt"!] durch. Von diesem besitzen wir eine anschauliche Darstellung:

"DIARIO DEL AUTO DE FEE QUE SE HIZO EN ESTA CIUDAD DE LIMA, DOMINGO 23 DE DICIEMBRE DE 1736 AÑOS, SIENDO VIREY DE ESTOS REYNOS EL EXM. SEÑOR MARQUES DE VILLAGARCIA (1).

Por convite que hizo al Reximiento y caballeros de esta Ciudad, Don Thomas Chacón, Caballero del Orden de Calatraba, Alguacil mayor de la Ynquisicion, para pregonar el Auto de Fée que el Santo Tribunal mandó dar, señalando día para él, y para que todos los fieles christianos assistisen, es como sigue:

Martes 20 de Noviembre de 1736, a las 3 de la tarde se juntaron en la Ynquisicion los Caballeros y Rexidores convidados, Cole-xios y familiares, todos a caballo; y salieron de la Inquisición por todas las calles públicas, llevando por delante los timbales y clarines, siguiéndose los nuncios y ministriles de la Ynquisicion, en seguida el Alguacil mayor de corte y ciudad, y después los caballeros de dos en dos con música, galas y aderezos aue alegraban la vista; remataba el concurso Don Thomas Chacón, Alguacil mayor, con vara alta, y Don Joseph Aulestía Román, secretario del Santo Tribunal. Hízose el pregón en todas las plazas públicas, señalando el Domingo 23 de Diciembre para dicho Auto general de Fée.

Acabado el pregón, se mandó hazer un tablado en la plaza mayor, junto a las casas de Cabildo y Palacio, de tres varas de alto, cien-qüenta de largo de plan, y diez y seis de ancho, con mas diez varas para gradas por toda la circunferencia; todo muy fuerte y cubierto de velas de navio: tuvo el tablado dos escaleras, la una en cabeze-ra que hazia frente al Palacio Arzobispal, y la otra en el costado que hazia frente al portal de Mercaderes; ésta fue por donde subía la prosesion uno y otro dia con los reos: otro lado, frente de la escalera, se formó un pasadizo cubierto, á modo de puente para Palacio, por si Su Excelencia quiziese pasar a comer, u otra cosa que se ofreciese: delante de dicho pazadizo, un poco á mano derecha, se puso el Tribunal de la Ynquisicion, con dosel verde, en que se sentaron todos los Señores Ynquisidores teniendo al Señor Virrey en medio, siguiéndose la Real Audiencia y Tribunal de Qüentas; en frente de dicho dosel se puso el Altar, donde se colocó la cruz verde y Santo Domingo; y por delante, un poco á la mano izquierda, el pulpito; seguíase á su lado la Jaula donde pusieron los reos, mientras se les leían las causas: seguíanse mas atrás los reos con su pasadizo á la Jaula; por delante del Pulpito se puso la mesa del Señor Fiscal de la Inquisición, Alguacil mayor, Si« .trio y demás Ministros, con un cofre sobre la mesa donde estaban las causas de los reos; y conforme se habían de leer, se sacaban de dicho cofre y se entregaban al lector; y acabada, la volvía a entregar; y así se procedió hasta acabar todas: mas adelante, mano izquierda de los Secretarios y Ministros de la Ynquisición, seguíanse los Calificadores y Consultores, 'éctores de las causas, familiares, etc. Al salir del pasadizo, á mano izquierda, se sentó la familia de Su Excelencia, y por mas adelante el Cabildo y Reximiento de esta Ciudad, y por las espaldas otros convidados: en frente de dicho Cabildo se sentó la Universidad y Colejio Real de San Felipe con todos los Doctores con sus insignias, y mas adelante el Tribunal del Consulado; y por en medio se llenó todo el plano de Señoras.

Lo perteneciente a las gradas fue para las Religiones y Colegios, costeando cada una lo que ocupó, entrando por sus antigüedades; la de Santo Domingo, como mns antigua, comenzó a mano derecha del pasadizo y a espaldas del Santo Tribunal de la Ynquisición: esta comunidad ocupó trece varas, teniendo debajo su rrírc-torio y cuarto para el predicador, que fue el M.R.P.M. Fray Juan de Gazitúa Condan, Provincial también: hicieron división para comunes, que tenia su puerta para entrar y salir y escalera. Siguiéronse: la de San Francisco ocupando las mesmas varas con las mesmas oficinas y escalera con su puerta; la de San Agustín, con doce varas; ia de la Merced, con doce varas; la de Sa¡n Francisco de Paula, con ocho varas: siguióse la de la Compañía de Jesús con diez y seis varas, refectorio bien proveído i bien dispuesto las comunes: siguió la de San Juan de Dios, con ocho varas; y dio fin hasta la escalera del costado, la comunidad de los Belemitas, ocupando ocho varas. A la mano izquierda del pasadizo entraron los clérigos del Oratorio de San Pedro, ocupando ocho varas: siguióse el Real Colegio de San Martin, con ocho varas; y después el del Seminario, con ocho varas; y lo restante hasta cerrarlo, lo costeó el tablagero para los que pagando quisieran ver la función; quedando la fábrica en forma de una artesa, todo cerrado.

Habiéndose echado bando, baxo de grandes penas, que todas las compañías de caballería e infantería del batallón, y comercio, de esta Ciudad estuviesen a la una del dia 22 de Diciembre (que fue Sábado) en la plaza mayor, y todas las Religiones citadas a las tres y media de la tarde en la Ynquisición, por la mañana de dicho dia la comunidad de Santo Domingo llevó de su convento, en prose-sion, con toda solemnidad, a la Capilla de la Ynquisición la Cruz Verde de San Pedro Mártir, de mas de dos varas de alto, con sun nudos; y la llevó al M.R.P.M. Fray Joseph de Peralta, Provincial actual, levantada en alto, y la depositaron en dicha Capilla. Y estando juntas, a las 2 de la tarde de dicho día, en la plaza mayor todas las compañías del Batallón, y Comercio, y puestas en fila por toda la plaza, por un lado y otro, donde habia de pasar la prosesion, marcharon a la Ynquisición cuatro compañías, dos de infantería, y dos de caballería. Y estando todos juntos, se comenzó en la manera siguiente:

Primeramente, marchó por delante la compañía de infantería, comandante, muy lucida, con mas de cien hombres, su capitán Don Francisco de Arébalo; siguióse otra del comercio, también lucida, su capitán Don Balíhasar Hurtado; siguióse otra de caballería, su capitán Don Joseph de Quesada: a que se siguió la prosesion en que iba por delante el Señor Don Mauro de Mendoza (pequeño espacio borrado) de Su Excelencia, llevando el estandarte de la Fée; a su lado derecho llevaba una borla el General del Callao Don Joseph de Llamas y a la izquierda con la otra el Theniente general Don Baltha-sar de Abarca. Siguióse la nobleza de esta Ciudad, muy dilatada y lucida, y remataba con una cruz blanca que llevaba el receptor general de la Ynquisición Don Esteban de la Peña. Seguíanse los colegios de San Martin y Santo Toribio, cada uno por su banda; la comunidad de San Juan de Dios, con la de los Belemitas; la de San Francisco de Paula, sola; la de San Agustín, con la de la Merced; la de Santo Domingo, con la de San Francisco. Llevaba aquí el R.P. provincial de Santo Domingo, la Cruz Verde, y a su lado derecho al Comisario general de San Francisco, y al izquierdo el Comisario general de la Merced. Yban alumbrando consultores y calificadores, con sus insignias, y algunos padres graves. Remataba la prosesion el Señor Fiscal de la Ynquisición, con el Alguacil mayor, Secretarios y demás Ministros; y por detras una compañía de a caballo.

Luego que asomó por la plaza el estandarte de La Fée, abatieron todas las compañías sus banderas hasta que pasó, dando vuelta por ella, y entraron en el tablado; y colocada la Cruz Verde en el Altar, pasaron ¡as compañías de caballos y Caballeros, con la blanca, á ponerla en su peaña en el quemadero; quedando una compañía de guardia aquella noche, con bayoneta calada, y bala en boca, sin permitir llegase nadie.

Acabada la prosesion, convidó la Religión de Santo Domingo a todos los sacerdotes que quisiesen quedarse aquella noche, para guardia y custodia de la Cruz, donde empezaron a celebrar desde las cuatro de la mañana, con bastantes luces, y decencia, para todas las personas que allí concurriesen sin haberla oído antes, como así mesmo para que la oyeren cuatro Caballeros nombrados por Su Excelencia para comissarios y gobernadores, que assistieron aquella noche y dia siguiente á las órdenes del Santo Tribunal; y lo fueron el Marqués de Monterrico, el Marqués de Salinas, Don Jerónimo de Boza, y Don Juan de Barrios, de la familia de Su Excelencia; todos con bastones negros, entrando por su orden a las personas señaladas, que habían de concurrir al Auto, de Señoras y personas principales.

Aquella noche llamó el Santo Tribunal á todos los Prelados de las Religiones, y á otros sugetos sobresalientes en ellas, para que aconsejasen á los reos relaxados; y por la mañana Domingo 23, entre 7 y 8, empezaron a marchar desde la plazuela de la Ynquisicion todas las compañías que allí estaban aloxadas en custodia, y después se seguía la cruz alta de la parrochia, cubierta con velo negro, significando el ir entre excomulgados, y luego se seguían prosesio-nalmente todos los Colegios expresados, los Doctores de la Real Universidad, y muchos Caballeros. Empezaron a salir los reos de la Capilla, y en la puerta por su orden fueron entregados por el Alguacil mayor y Secretario, cada uno a dos Caballeros. Fueron 27 los entregados; entre ellos quaíro estatuas con su caxon de huesos para que fuesen quemados; la última de todos fue Doña Mariana de Castro, judía de nación, la que fue entregada a los RR. PP. MM. Co-missario general de S. Francisco y Vicario general de la Merced, quienes con excesivo fervor y charidad fueron amonestándola. Después de los reos se seguían prosesionalmente el Cabildo Secular y los Ministros y los Thenientes de Alguacil mayor llevando las masas echadas sobre el brazo; y en medio de éstos iban, de golilla y ropones negros, los dos Secretarios del secreto, llevando un caxon de plata muy particular, en que iban las causas de los referidos reos. Seguíanse los Contadores mayores, el Alguacil mayor de Corte, y Señores Alcaldes del Crimen, la Real Audiencia, de dos en dos; y temataba el Señor Virrey con dos Señores Ynquisidores a sus lados; á cuias espaldas iba toda la familia de Su Excelencia, con el Jeneral de Caballería, los Capitanes de guardias y gentiles hombres; cerrando por detras el Capitán de Caballos con su Compañía, y después de ella todas las carrosas de Su Excelencia, de Oydores y Títulos.

Con esta orden llegaron a la plaza, y dieron vuelta por ella pasando por en medio de las compañías expresadas arriba, que estu-bieron formadas; y en la misma orden fueron entrando al tabladodonde se celebró el Auto y se leyeron las causas en público, siendo las primeras, las de las cuatro estatuas; de estas las dos a quienes representaban pidieron misericordia, y los otros dos, que fueron el P. Francisco de Ulloa de la Compañía de Jesús, de nación chileno y su disípulo Francisco Nuñez también chileno, murieron siguiendo su error, y así fueron sus estatuas hechadas al fuego; siguióse á estos Doña Mariana Francisca de Castro, judía de nación, esta pidió misericordia después de dada la sentencia, solo a fin de conseguir la vida, según se vio, pues después que vio no la conseguía se volvió a su error, y luego incontinenti se entregaron al brazo secular las dos estatuas con el caxon de huesos y Mariana Francisca de Castro; luego que fueron recebidos en manera que hizo fe, y puestos sobre unas muías aparexadas, en compañía del Escribano de Cabildo, y otro Público, Theniente y demás ministros de vara, todos á caballo pasaron al quemadero en concurso grabissimo de á pié, por estar mandado que no hubiese mas gente de á caballo que los militares; llegaron al quemadero, donde estaba la compañía de guardia de la Santa Cruz que allí estaba colocada; y abrió campo y entrada solo para los Ministros de Justicia y los Reos: la dicha dona Mariana llego allí con muestras de arrepentimiento en compañía de los Religiosos; diéronle garrote y la hecharon al fuego, en compañía de las estatuas que murieron en su error, allí quedaron las dos compañías de soldados en custodia de los referidos quemados; el Alguacil mayor y ministros se volvieron quedando allá los Escribanos, hasta dar fe de su total desíruision em el fuego, y los Señores Ynquisidores prosiguieron con las causas de los demás Reos. El Auto se acabó a las 3 y media de la tarde habiendo abrebiado con las causas, y de no se hubiera concluido a las ocho de la noche; dijo la misa el M. R. P. M. Fr. Blas ROxas del Orden de Predicadores: el S. Virrey, la Real Audiencia, Tribunal de qüentas» Cavildo y demás Caballeros y títulos, volvieron en la misma forma con los Reos, ya absueltos de la Excomunión, en Compañía de los Señores Ynquisidores asta el segundo patio de la Inquisición donde los dexaron".

"Rason de los reos que sacaron en el Auto general de Fée que se celebró el Domingo 23 de Diciembre de 1736 en la plaza mayor de Lima.

  • Antonio Osorio, de Truxillo, hereje.
  • Nicolás de Araus, Escolero en Lima, Brujo.
  • María Theresa Malania, quarterona, Bruja.
  • Teodora Villarroel, mulata, Bruja.
  • Bernabé, chino de nación.
  • Pascual de Solis Obando, chileno, es estatua.
  • Pedro Nuñes de la Ana, chileno, en estatua.
  • Juan Francisco Laso, chileno, en estatua.
  • El P. Francisco de Ulloa, chileno, en estatua.
  • Mariana Francisca de Castro, natural de Toledo, judía.
  • Rosa de Ochoa y por otro nombre la Palis, negra, por Bruja.
  • Michaela Sabala, de Lima, china, por Bruja.
  • María Feliciana alias Pulguiía, chilena, por Bruja.
  • María Hernández alias la Pulga, chilena, por Bruja.
  • Sabanina Rosalía, de Carabeli, por Bruja.
  • Juan de la Cerda, Español Quiteño, casado dos beces.
  • María Ignacia, negra Bruja y hereje.
  • Bernardo de Águirre, mulato casado 3 veces.
  • Matías de Cabrera, quiteño casado 3 veces.
  • Tomas Joseph, del Chicua, hereje, y Reo de herejías nuevas.
  • Mathias del Rosario, mulato, Brujo, blasfemo y casado dos veces. 
  • Felipe de la Torre, cuzqueño, apóstata, hereje y Brujo. 
  • Juan de Ochoa, hereje y Brujo Mro. lego de S. Domingo. 
  • Dr. Francisco Javier de Neira, clérigo chileno, por haber dicho misa indispuesto.
  • Joseph Ruis Miña, negro, Brujo y casado cuatro veces. 
  • Juan Bautista Gómez, quiteño, casado, tres veces. 

Según parece falta uno que seria olvido. Borrado el que lo escribiese otra vez porque me ha muerto los pulmones".

[1878 herausgegeben von Gabriel René-Moreno. -- Abgedruckt in: René-Moreno, Gabriel <1836, Santa Cruz - 1908, Chile>: Estudios de literatura boliviana. -- La Paz : Juventud. -- Tomo II. -- 1989. -- Depósito Legal 4-1-187/89. -- S. 243 - 248]

1739


Abb.: Anonymus: Der Tod, Kirche von Caquiaviri, Provinz La Paz, 1739

1739-11-21

Der englische Admiral Edward Vernon (1684 - 1757) kapert bei Porto Bello (Landenge von Panama) sechs Schiffe der spanischen Silberflotte. Dies gilt als Kriegshandlung innerhalb des englisch-spanischen Kriegs.


Abb.: George Chambers: Vernon überfällt die spanische Silberflotte bei Portobello

1740

Aufhebung des Flottensystems für Perú


1746 - 1759

Fernando VI (1713 - 1759) ist spanischer König


Abb.: Fernando VI


1746 - 1761

José Antonio Manso de Velasco y Sánchez de Samaniego (1689, Torrecilla de Cameros - 1767, Granada) ist Vizekönig von Perú


Abb.: José Antonio Manso de Velasco
[Bildquelle: http://icarito.tercera.cl/biografias/1600-1810/bios/mansodevelasco.htm. --Zugriff am 2002-04-02]

1747


Abb.: P. Dominik Mayr SJ, Missionar in Mojos 1718 - 1741 (aus dem unten genannten Buch)

Mayer, Dominikus <1680, Wald, Bayern -1741, Concepción?>: Neu-aufgerichteter americanischer Mayerhof, das ist: Schwere Arbeiten und reiffe Seelen-Früchten neuerdings gesammelt in neu-aufgerichteten Missionen in America von R.P. Dominico Mayer ... Nunmehre aber zu allgemeinem besten in unterschiedlichen Send-Schreiben zum Druck befördert ... -- Augspurg : Gedruckt und verlegt von Bernhard Homodeus Mayer, Cathol. Buchdrucker, 1747. -- 198 S.

[Bildquelle: Block, David <1945 - >: La cultura reduccional de los llanos de Mojos. -- Sucre : Historia Boliviana, 1997. -- Originaltitel: Mission culture on the upper Amazon (1994). -- S. 178]

1747

Campbell, John <1708 - 1775>: The Spanish empire in America. Containing, a succinct relation of the discovery and settlement of its several colonies; a view of theirrespective situations, extent, commodities, trade, &c. ... / by an English merchant.  -- London : Cooper, 1747. -- 330 S. -- [The "Concise history of Spanish America," pub. 1741, with a new title-page. Memoir concerning the settlements of the Jesuits in Paraguay, by a French officer: p. 321-330. ]

"Das spanische Konvoisystem

Der legale Handel zwischen Europa und Spanisch-Amerika liegt ausnahmslos in Händen der Spanier, er wird durch die Krone streng kontrolliert. Die Methode, mit der dieser Handel abgewickelt wird, ist in ihren Grundzügen allgemein bekannt, doch nur wenige [Autoren] berichten darüber auch Einzelheiten. Um jedoch eine möglichst anschauliche Übersicht über diese Dinge zu geben, werden wir von den Galeonen, von der Flota, von der Flotilla und von den Registerschiffen zu handeln haben. Wenn wir all das geschildert haben, wird unser Leser einen genauen Einblick in die geheimnisumwobene spanische Politik auf diesem Gebiet haben.


Abb.: Spanische Galleone, 17. Jhdt.

[Bildquelle: http://www.discoverhaiti.com/history00_6_1.htm. -- Zugriff am 2002-03-23]

Eine Galeone ist - einfach gesprochen - ein sehr großes Kriegsschiff, mit drei oder vier Decks, und sie ist in einer Art und Weise gebaut, die außer in Spanien völlig unüblich geworden ist. Der Grund, warum man in Spanien an diesem veralteten Schiffstyp festhält, liegt in dem Umstand, dass eine Galeone enorm viel Raum für die Unterbringung von Handelsgütern zur Verfügung stellt, mit denen die königlichen Schiffe gewöhnlich derart überladen sind, dass sie kaum noch imstande sind, sich bei Angriffen zur Wehr zu setzen.


Abb.: Formation einer Flota (Konvoi) [Vorlage: a.u.a.O, S. 65]

Die Flotte, die wir nach dem gängigen Brauch die „Galeonen" nennen wollen, besteht aus acht solchen Kriegsschiffen. Drei davon haben wahrhaft riesige Ausmaße, sie heißen la Capitana, la Almiranta und el Gobierno; zwei weitere sind kleiner und verfügen über 50 Geschütze, la Patacha und la Margarita; dazu kommt immer eine Fregatte als Meldeschiff mit 40 Geschützen.

Die Kauffahrteischiffe, die mit dieser Flotte segeln und die ihre Lizenzen für die Überfahrt mit sündhaft hohen Gebühren bezahlen müssen, zählen 12 bis 16 Schiffe, und in aller Regel haben sie eine mindestens um ein Drittel höhere Beladung als in ihren entsprechenden Frachtbriefen ausgewiesen ist. Diese Schiffe sind dazu ausersehen, alles, was auch immer in Übersee benötigt wird, sei es nun Kriegsgerät oder Versorgungsgüter für Peru, dorthin zu transportieren. Und darin liegt der grundsätzliche Unterschied zwischen dieser Galeonenflotte und der Flota, die für Mexiko bestimmt ist.


Abb.: Die spanischen Konvoi-Routen

[Vorlage der Abb.: Lombardi, Cathryn L. ; Lombardi, John V. ; Stoner, K. Lynn: Latin American history : a teaching atlas. -- Madison : Univ. of Wisconsin Press, ©1983. -- ISBN 0299097145. -- S. 35. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

In Friedenszeiten bricht regelmäßig einmal im Jahr eine Galeonenflotte in Cádiz auf; für ihr Ablegen ist kein fester Zeitpunkt vorgesehen, der genaue Aufbruch richtet sich jeweils nach dem Gutdünken der Krone und den Wünschen der Kaufleute. Von Cádiz aus steuern die Galeonen direkt die Kanaren an, wo sie — wenn die Flota mit ihnen im Konvoi segelt — zusammen mit dieser im Hafen von La Gomera Anker werfen. Dann nehmen sie Kurs auf die Antillen, und wenn sie auf deren Höhe angekommen sind, schert die Flota aus dem Konvoi aus, und die Galeonen segeln weiter Richtung Cartagena. Sobald sie Cabo de la Vela umschifft haben und vor der Mündung des Rio de la Hacha auftauchen, wird in alle Teile des Landes Nachricht von ihrer Ankunft gegeben, damit alles für ihren Empfang vorbereitet werden kann. Im Hafen von Cartagena ankern sie einen Monat lang und löschen in dieser Zeit all die Waren, die für die Audiencia von Tierra Firme bestimmt sind. Dann setzen sie erneut Segel und steuern Portobelo an, wo sie für die Dauer der Messe - in der Regel fünf bis sechs Wochen - Anker werfen. Nachdem sie die für Peru bestimmten Waren an Land verfrachtet und die Edelmetalle und sonstigen Schätze der Neuen Welt an Bord genommen haben, fahren sie wieder nach Cartagena zurück, wo sie bis zum Aufbruch in die spanische Heimat bleiben. In der Regel kehren sie innerhalb von zwei Jahren [gerechnet vom Tag der Abfahrt in Cádiz] nach Spanien zurück. Wenn sie die Order für die Rücktour erhalten haben, segeln sie zuerst nach Havanna und steuern, nachdem sie sich dort mit der Flota und sonstigen, nach Europa zurückkehrenden Schiffen vereinigt haben, durch die Straße von Florida bis auf die Höhe von Carolina. Mit den dort herrschenden Westwinden nehmen sie Kurs auf die Azoren. Auf Terceira versorgen sie sich mit frischem Wasser und setzen dann ihre Fahrt nach Cádiz fort.

Die Flota besteht, wie die Galeonen, aus einer bestimmten Zahl von Kriegsschiffen und aus einer bestimmten Zahl von Kauffahrern. Nur selten sind es mehr als drei Kriegsschiffe, la Capitana, la Almiranta und la Patacha. Meist handelt es sich um 16 Handelsschiffe, mit einer Ladekapazität von 500 bis 1000 Tonnen. Diese Flotte setzt um den Monat August herum Segel, damit sie mit den bis November im Atlantik vorherrschenden Winden ihre Reise nach Veracruz möglichst problemlos und zügig hinter sich bringen kann3. Auf ihrer Überfahrt macht sie Station in Puerto Rico, um sich mit frischem Wasser und Lebensmittelvorräten zu versehen, dann passiert sie in Sichtweite La Espanola, Jamaica und Kuba. Und der jeweiligen Jahreszeit und der Natur der herrschenden Winde entsprechend langt sie entweder an der Küste von Yucatán oder etwas weiter nördlich im Golf von Veracruz an, dabei legt sie ungefähr 260 Seemeilen in 12 Tagen zurück, für die gesamte Strecke [von Spanien nach Veracruz] von 1810 Seemeilen benötigt sie etwa 62 Tage. Da die Flota nicht nur für die Versorgung von Mexico, sondern auch für den europäischen Warenverkehr mit den Philippinen zuständig ist, sind die Schiffe gezwungen, sich dort im Hafen von Acapulco [gemeint: Veracruz] für einen längeren Zeitraum aufzuhalten, und wenn es erforderlich ist, überwintern sie in diesem Hafen auch. Die Ladung, mit der sie dann nach Spanien zurückkehren, ist nicht so wertvoll wie die Fracht der Galeonen. Aber einige Beobachter haben in jüngster Zeit festgestellt, dass der Wert [dieser Ladung] von Jahr zu Jahr steigt, was man wohl mit den Fortschritten in der Besiedlung dieses Landes, das die Spanier das Königreich von Neu-Spanien nennen, erklären kann.

In aller Regel verlässt die Flota den Hafen von Veracruz im Mai; manchmal wird sie aber in diesem Hafen auch bis August zurückgehalten. Dann brechen alle Schiffe, die die Flota bilden, zusammen in Richtung La Habana auf. Wenn die Galeonen und die Flota auch selten Spanien gemeinsam verlassen, so kehren sie doch fast immer in einem geschlossenen Konvoi dorthin zurück. Sobald sie glücklich in La Habana angelangt sind, stellen sie einige der schnellsten und besten Schiffe für eine schnelle Rückkehr nach Europa ab, die neben Geld und Waren auch eine exakte Aufstellung der gesamten Fracht sowohl der Flota als auch der Galeonen mit sich führen. Diese Schiffe nennen die Spanier treffend Flotilla, also: die kleine Flotte. Der Hauptgrund für dieses Verfahren liegt darin, dass man dem Hof zu Madrid Gelegenheit geben will, sich einerseits eine Meinung darüber bilden zu können, welche Art von Konvoi - angesichts der gerade herrschenden oder sich abzeichnenden politischen Verhältnisse — zur Eskortierung der großen Überseeflotte abgestellt werden soll, andererseits die Höhe des Indulto4 festzusetzen, der von den Kaufleuten jeweils im Verhältnis zu ihrem Anteil an den im Konvoi aus Galeonen und Flota transportierten Waren einzufordern ist. Dennoch wird der Leser vielleicht geneigt sein zu fragen, was den Flottenverb and dazu veranlasst, eine so lange Liegedauer in Havanna in Kauf zu nehmen. Dafür wird man zwei Gründe in Erwägung zu ziehen haben, zum einen das Warten auf günstige Winde, zum anderen das Warten auf die Registerschiffe, die der Flottenverband im Konvoi mit nach Spanien nehmen soll.

Ein Registerschiff wird so genannt, weil alle auf ihm mitgeführten, in Spanien bzw. in Übersee an Bord genommenen Werte und Handelsgüter in den Büchern registriert werden, die extra zu diesem Zweck in der Casa de la Contratación in Sevilla geführt werden. Da diese allgemeine Beschreibung kaum ein zureichendes Bild vermittelt, will ich es unternehmen, die Konturen dieser Sache deutlicher zu zeichnen: Wenn eine Gesellschaft von Kaufleuten guten Grund — warum auch immer - zu der Annahme hat, dass europäische Güter in bestimmten Häfen im Bereich der spanischen Besitzungen in Westindien benötigt werden, setzt sie eine entsprechende Denkschrift oder eine Petition auf, in der sie ihre Beweggründe möglichst eindringlich und nachdrücklich vorträgt. Diese Schrift reichen die Kaufleute beim Indienrat ein. Der Inhalt einer solchen Petition lautet etwa dahingehend, dass die Antragsteller um die Erlaubnis nachsuchen, ein Schiff von etwa 300 Tonnen (oder etwas darunter) Ladefähigkeit zu einem bestimmten Hafen entsenden zu können. Wenn diese Genehmigung erteilt ist, zahlen sie dafür einen bestimmten Betrag an die Krone, der sich gewöhnlich zwischen 30000 und 50000 Realen von Achten bewegt, zuzüglich natürlich zu den vorab den Beamten der Krone, vom niedrigsten Dienstgrad bis zum höchsten, verabfolgten Präsenten, wobei man keine falsche Sparsamkeit an den Tag legt. Damit jedoch keinerlei Verdacht auf betrügerische Machenschaften aufkommen kann, lassen sie ihr Schiff mit seiner Ladung so registrieren, dass diese auf ihrem Antrag mit der auf der erteilten Genehmigung genau übereinstimmt. Wie der Zufall (und der gute Wille des Zollhauses) es fügt, führt dann ein solches Schiff von [auf dem Papier] unter 300 Tonnen Ladefähigkeit reichlich über 600 Tonnen Waren mit sich und kann dennoch auch reisewilligen Passagieren noch Raum zur Verfügung stellen. Dann werden natürlich genaue Abschriften des zu den Akten genommenen Warenregisters an den zuständigen Gouverneur und die königlichen Beamten in eben jenen Hafen gesandt, für den das betreffende Schiff eine Anlaufgenehmigung erhalten hat. Ihre Sorgfalt in der Erfüllung des ihnen auferlegten Dienstes und ihre persönliche Integrität ist bei diesen Beamten nun von der Art, dass sie dieses Schiff nach dem Einlaufen in den Hafen einer äußerst genauen Inspizierung unterziehen. Dennoch wird selten oder eigentlich nie ein Betrug aufgedeckt, ganz im Gegenteil: Dieses Schiff mit gut über 600 Tonnen Ladung kehrt nach erfolgreichen Geschäften mit einem beurkundeten Zertifikat aus den Händen dieser Beamten nach Europa zurück, das bestätigt, dass das Schiff kaum 300 Tonnen Ladung führt, begleitet von einer Ladeliste, die in einer den Abfertigungsmodalitäten der Hinfahrt entsprechenden Weise ausgefertigt wurde. Mit solchen Registerschiffen kann man leicht einen Gewinn von 200 oder 300 Prozent erzielen. Das ermöglicht es den Eignern, so freigebig für den Betrug der Krone [Präsente] zu zahlen, wobei man das Geld praktisch durch Beraubung königlicher Untertanen [in Übersee] erwirtschaftet."

[Übersetzung: Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche / hrsgg. von Piet C. Emmer .... -- München : Beck, ©1988. -- (Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion ; Bd. 4). -- ISBN 3406306616. -- S. 64 - 68. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

»Streng genommen ist die Schwäche der Spanier die Schwäche ihrer Regierung. Es würde nicht an Leuten mangeln, und es würde auch nicht an der Verteidigungsbereitschaft mangeln, wenn es den Gouverneuren und anderen königlichen Beamten nicht an Pflichtbewußtsein mangelte...« Der Autor zählt die ausländischen Angriffe gegen spanische Kolonialbesitzungen auf, von denen einige erfolgreich waren, andere jedoch durch entschlossenen örtlichen Widerstand zurückgeschlagen wurden, und schließt mit der Feststellung: »Nach alldem scheint über jeden Zweifel hinaus erwiesen zu sein, daß es nicht so sehr die Schwäche der Spanier als vielmehr die Schwäche ihrer Kronräte gewesen ist, die ihre Verluste in jenen Gebieten herbeigeführt hat.«

[Zitat in: Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. -- 683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 55. -- Originalausgabe: Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

1747


Abb.: Genealogie der Inka und der spanischen Könige von Perú, Kupferstich, Madrid 1747: Die spanische Krone stellt sich als legitime Nachfolgerin der Inkaherrscher dar

[Bildquelle:  Amerika 1492 - 1992. Neue Welten - neue Wirklichkeiten : eine Dokkumentation. -- Braunschweig : Westermann, ©1992. -- ISBN 3-07-509508-7. -- S. 109]

1748 - 1767

Der  Jesuitenpater Julian Knogler (1717, Gansheim - 1772, Oettingen) betreibt die Reducción Santa Ana in der Chiquitanía. Nach seiner Vertreibung schildert er die Missionsmethoden der Jesuiten und seine Sicht der Indianer:

"Die weise selbe aus ihren wäldern herauszuzihen und in eine Völkerschaft gemeinschaftlich zu leben zusamzubringen ist dise.. Hiermit suchen sie [die wilden Indianer] niemand, sonder fliehen vielmehr, man mus sie suchen. Die Missionarii machen also auf folgende art ihre Missiones, die man wohl geistliche jagdten nennen kan. Der Pater zu zeit der trükne nimt 50.60 mehr oder minder schon Christliche Indianer mit sich auf den weg. Der marsch geht langsam, weil er lang dauern mus, insgesamt seind wenig, hundet meil, womit man 3. bis 4. monath zubringet... Wan man sich also nach und nach nähert, so ist grosse behutsamkeit vonnöthen, zu beobachten, ob keine fusstapfen voon menschen vorhanden, oder andere zeichen ihrer nachbarscjaft. Also ruckt man fort mit beständiger behutsamkeit und ausstehung, je näher, desto stiller mus es hergehen. Wan die wilde leüt etwas merken, flühen alle davon, oder wan sie vermeinen sich stark genug zu sein, greifen sie auch an, welches anno 66, geschehen... Die sach also recht anzugehen, wan man nahe bey ihnen zu sein vermeint, so theilet sich die begleitschaf t der Missionarii in einen zirkel, und in dieser form ruket man zusam, die wilde einzuschließen, damit keiner entwichen kan..."

"Erst anno 67, kaum ein halbes jähr bevor ich von dorth abgereiset, haben wir eine gute Jacht oder fang [von Indianerseelen] gehabt."

"Von gesitlichen bewegursachen verstehen sie wenig oder nichts, man mus ihnen also auch ihre zeitliche armeseligkeit vorstellen, das bestendige mihsame suchen der lebensmitl, die Unsicherheit wegen anderen wilden, ihren feinden, und dergleichen, dan insgemein seind sie nur haüflweis beysam, 15. 20 familien. Herentgegen sagt man ihnen die zeitliche komentlichkeiten, wan sie mitkommen wollen in eine grössere, ordentliche Völkerschaft, wo die Nahrung richtiger, der gewalt grösser wider die feind, und dergleichen. Man gibt etwan einem oder dem anderen, der unter ihnen einen rang, ein messer oder beyl mit ihm, den seinigen geneigt zu machen. Bisweilen geschiehet es, das sie sich das erste mahl ergeben. Bey anderen kostet es 2.3. reisen. Andere aber gestatten, das etliche junge pursch mit dem Pater bis in die Völkerschaft kömen, allwo sowohl die Missionarius als die Christliche Indianer gut vätterlich mit ihnen umbgehene, sie mit aller nothwenigkeit, so viel die eigene armuth zulasset, versehen, damit wan sie zuruk gehen, bey ihren landsleithen das beste reden und alle zu komen bewegen. Diese und dergleichen manieren hat die erfahrnus gelehret, das sie in dieser landschaft die beste seyen, die wilde Indianer zu gewinnen."

"Der unterschid der Sprachen ist hierzuland so vielfältig, das ein jeder hauffen oder besondere versamlungeiniger Indianer, etwa nur von 80 oder 100. Seelen, die sich in einem winkel eines diken walds beysam aufhalten, ein ganz oder gar andere sprach redet, also unterschieden von anderen, die sich etwa 50. oder 60 meil entfernet in einem anderen dergleichen winkl befinden,..."

"Sie betten keinen abgott an, den einzigen bauch zu befrieden ist ihr gröste sorg."

"Sie gehen ohne Kleidung... Doch haben sie ein zeichen eines untcrschids der Nationen und der sprachen an sich. Einige brauchen für ihren leib ein stuklein von einer wildhaut oder flechten etwas von past zusam, wie auch von wilder baumwoll."

"Wenn wir also in unserer Völkerschaft mit einigen neügefundenen anlangen, gibt man gleich allen beydes geschlechts ihre Hembter, so auch ihre kleidung sein mus, telt sie aus unter die Christen, die ihnen gern mit allen an die hand gehen ohne einzige Vergeltung, bis man ihnen selbst haüser und feldbau zurichtet. Die knaben müssen mit den Christlichen knaben, also auch die mägdlein mit ihres gleichen zur arbeit, zur Christlichen lehr, in allem gemeinschaftlich gehen, hiermit lehrnen sie bald die hauptsprach und alle gebrauch. Mit denen neuen erwachsenen geht es etwas längeres und härteres her, doch die gedult und mildigkeit überwindet alles... Die Christliche lehr in der Chiquitischen sprach ist alle tag des ganzen Jahrs. Die Predigt alle sonn und fürtag, wie auch täglich die hl. Mess und zu abend in der kirch der Rosenkranz, wo die Indianer darzu kömen."

"Im jahre 1764 und -65 sind einige von diesen Missionen übel abgelauffen, dan viele aus denen Christen wurden von denen barbaren getödtcd, viele verwundet und der Missionarius ist selbst auf dem platz gebliben. Das folgende Jahr 1766. sind auf einer Mission 45. Christen von den ungläubigen umb das leben gebracht worden... Überhaupts solang ich in Indien gewesen bin, seind nur von meinen bekannten Missionanis dieses Jahr hindurch 2. getödtet, und 2. stark verwundet, drei aus ihen waren durch pfeil verletzt, dem vierten wurde das haupt mit einem schweren hölzernen Schwert zerschmettert. Aber auch von denen schon Christlichen Indianern haben in diesen umbständen der Missionen wohl mehrere den todt und wunden ausgestanden bald da bald dorth."

[Zitate in: Krekeler, Birgit <1956 - >: Historia de los Chiquitanos. -- La Paz, 1995. -- (Pueblos indigenas de las tierras bajas de Bolivia ; 2). -- Originaltitel: Weiße und Indianer : die Chiquitano in Ostbolivien 1542 - 1767 (unveröffentlichte Magisterarbeit, Univ. Bonn). -- S. 126f., 132, 152f., 173, 207. -- Dort Quellennachweis]

1749-05-13


Abb.: Zusammenstellung der Fracht der Schiffssquadron, die am 1749-005-13 Havanna Richtung Spanien verließ [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 114]

1750

 

Abb.: Plan von La Plata (heute: Sucre), 1750

[Bildquelle: Ciudades de Bolivia de ayer y de hoy. -- Vol. 19: Sucre de ayer y de hoy. -- Sucre, 1994. -- S. 11]

1750-01

Im Vertrag von Madrid legen Spanien und Portugal die endgültigen Grenzen Brasiliens fest.

Der Paragraph 16 dieses Vertrages lautet:

"Respecto de las villas y aldeas que cede S. M. C. sobre la orilla oriental del Uruguay, los missioneros saldrán de ellas con sus muebles y objetos, llevando consigo á los indios para establecerlos en otras tierras pertenecientes á España. Los dichos indios podrán igualmente llevarse sus bienes muebles y semi-muebles (los ganados), armas, pólvora y municiones que poseyeran. Las villas y aldeas se entregarán bajo la forma indicada á la Corona de Portugal con todas sus casas, edificios y la propriedad rústica y urbana del terreno" »Die Missionare werden die doctrinas oder Dörfer, die Seine Katholische Majestät am Ostufer des Uruguay abgegeben hat, mit all ihrer beweglichen Habe verlassen und die Indianer mitführen, um sie auf spanischem Territorium neu anzusiedeln. Und die besagten Indianer dürfen ihre bewegliche Habe mitnehmen und außerdem die ihnen gehörenden Waffen nebst Schießpulver und Munition. Die Dörfer mit der Kirche, den Häusern, den anderen Gebäuden und dem übrigen Eigentum sowie der Landbesitz werden Eigentum der Portugiesen.«

Dies bedeutet, dass ca. 30.000 Guaranís aus Jesuitenreduktioen am linken Ufer des Río Uruguay umgesiedelt werden sollten. Dies führte verständlicherweise zum Widerstand der Guaraní, gegen den spanisch-portugiesische Truppen eingesetzt wurden. 1754-11 kam es dann zu einem Waffenstillstand zwischen Guaraní und spanisch-portugiesischen Truppen. Die Jesuiten mussten sich schon vorher auf spanisches Gebiet zurückziehen.

um 1750


Abb.: Hauptverkehrswege im Virreinato del Perú

[Vorlage der Karte: Mesa, José de ; Gisbert, Teresa ; Mesa Gisbert, Carlos D.: Historia de Bolivia. -- 4. ed. -- La Paz : Gisbert, ©2001. -- S. 291]

um 1750

Fuera, fuera : Navidad del Señor a seis.Los Indios : Chavarría. -- Sucre

"No borláis, pastor 
español, mera, 
todos somos gente 
hijos de el Adán, 
y la Niño todos 
veneron buscar, 
con perdón ¿no viste 
también, animal? 
Boye, mula, ppisco [Quechua: ave, pájaro]
en Belén están 
¿ima raicu mari [Quechua: ¿Por que será?]
gentes no haberán?, 
ay tal.
Todos somos mando
hijos de el Adán, 
ay tal. 
No borláis reyendo 
con su ha, ha, ay, ha."

[Zitiert in: Seoane Urioste, Carlos ; Eichmann Oehrli, Andres: Lirica colonial boliviana. -- La Paz : Quipus, 1993. -- DEpósito legal 4-1-744-93. -- S. 103]

Zwischen 1750 und 1800

Beginn des Kaffeeanbaus. Zunächst nur in kleinem Stil. Erst ab 1950 nimmt der Kaffeeanbau wirtschaftlich bedeutende Ausmaße an.

1755

Gründung des Colegio Misionero de Propaganda Fide in Tarija. Diese Kollegien unterstehen direkt der Missionskongregation in Rom (nicht dem Ortsbischof). Das Colegio wird von Franziskanern geführt. Besonderer Wert wird auf die einheimischen Sprachen gelegt.  Das Kolleg bernimmt die seit fast 200 Jahren unfruchtbare Mission unter den Chiriguanos im Chaco. 

1756


Abb.: Karte der Audiencia de Charcas aus: Bourgignon d'Anville, Jean-Baptiste <1697 - 1782>: Historia general de los viajes. -- 1756. -- 37 S.

1757


Abb.: Marqués Pombal

[Carvalho e Melo, Sebastião José de <Marquès de Pombal> <1699 - 1782>]:  Relação abbreviada da Republica, que os religiosos das provncias de Portugal, e Hespanha, estabelecerão nos dominios ultramarinos das duas monarchias, e da guerra, que nelles tem movido, e sustentado contra os exercitos hespanhoes, e portugueses.... [s.l.], [1757]. -- [Schmähschrift gegen die Jesuitenreduktionen in Lateinamerika, der vermutliche Verfasser ist Minister von König José I von Portugal <1750 - 1777>, der die ganze Politik im Sinne des aufgeklärten Absolutismus bestimmt; das Pamphlet wird schnell in alle europäischen Sprachen übersetzt und wird entscheidend die Vertreibung der Jesuiten aus Lateinamerika beeinflussen. Schon 1759 werden die Jesuiten aus allen portugiesiscehn Ländern vertrieben.]

1757-04-05

Rundverfügung Friedrich des Großen von Preußen (1712 - 1786; König 1740 - 1786) an die Land- und Steuerräte des Departements Breslau über die Förderung des Kartoffelanbaus:

"Es ist Euch bereits unter dem 26. März vor. Mon., und hernach wiederholt unter dem 3. März dieses Jahres aufgegeben worden, den, dem Lande, sonderlich der Armut, so nützlichen Anbau der Kartoffeln Euch bestens angelegen sein zu lassen, denen Kreis-Einsassen den großen Nutzen davon begreiflich zu machen und selbige zu fleißiger Anbauung dieser nahrhaften Frucht zu animieren und anzuhalten. Da wir nun aus denen eingegangenen Berichten wahrgenommen, dass es den meisten an Kenntnis fehle, wie diese Kartoffeln anzupflanzen, und welchergestalt sich selbige, ein jeder nach seinen Umständen, sonderlich aber der arme Mann zu nutze machen kann, so haben wir eine ordentliche Instruktion, wie die Kartoffeln anzupflanzen und wirtschaftlich zu nutzen, entwerfen und zum Druck befördern lassen. Ihr empfanget davon Exemplare mit dem gnädigsten Befehl, jedem Dominio und Gemeine zwei Exemplare zuzufertigen. . . Wenn auch viele kleine Leute keine Äcker in den Feldern haben, und denen gleichwohl diese Frucht hauptsächlich zu ihrem Unterhalt zu Nutze kommt, so müssen diese angewiesen werden, bei ihren Häusern und in ihren Gärten, wo nur ein leerer Platz zu finden, diese so nützlichen Kartoffeln anzubauen, da sie den Vorteil haben, dass sie bei müßigen Stunden nahe beim Hause diese Frucht abwarten und desto mehrern Gewinnst davon ziehen können.


Abb.: Robert Warthmüller: König Friedrich II. überwacht den Kartoffelanbau, 1886

[Bildquelle: Die Chronik der Menschheit. -- Augsburg : Weltbild, 1997. -- ISBN 3-86047-133-3. -- S. 571]

Übrigens müsset Ihr es beim bloßen Bekanntmachen der Instruktion nicht bewenden, sondern durch die Landdragoner und andere Kreisbediente Anfangs Mai revidieren lassen, ob auch Fleiß in der Anpflanzung gebrauchet werde; wie Ihr denn auch selbst bei Euren Bereisungen untersuchen müsset, ob man sich deren Anpflanzung angelegen sein lasse."

[Quelle: Renaissance, Glaubenskämpfe, Absolutismus / bearbeitet von Fritz Dickmann -- 3. Auflage. -- München : Bayerischer Schulbuch-Verlag, ©1982. -- (Geschichte in Quellen). -- ISBN 3762760845. -- S. 617. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Der preußische König Friedrich II. (1712 - 1786, seit 1740 König in Preußen) ; führt seit ca. 1750 in Preußen den Anbau der Kartoffel -- der größten Kulturleistung der Andenvölker -- ein.


Abb.: Kartoffelpflanzen in botanischen Gärten, Europas im 17. Jahrhundert


Abb.: Kartoffelanbau im 17. und 18. Jahrhundert

[Quelle der Abb.: Die Kartoffel : Geschichte und Zukunft einer Kulturpflanze / hrsgg. von Helmut Ottenjahn ... -- Cloppenburg : Niedersächsisches Freilichtmuseum, ©1992. -- (Arbeit und Leben auf dem Lande ; 1). -- ISBN 3-923675-30-5. -- S. 15. -- Dort Quellenangabe]

1758


Abb.: Die künstlichen Teiche bei Potosí zum Schwemmen des amalgamierten Goldes


Abb.: Potosí

Bilder von Gaspar Miguel de Berrío Bravo (1706 - nach 1762). -- 1758

Zu Teil 7: Von 1759 bis zur Französischen Revolution (1789)