Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch!

Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos!

Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02

Teil 2: Chronik Boliviens

7. Von 1759 bis zur Französischen Revolution (1789)


von Margarete Payer und Alois Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - > ; Payer, Alois <1944 - >: Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch! = Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos! : Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02. -- Teil 2: Chronik Boliviens. -- 7. Von 1759 bis zur Französischen Revolution (1789). -- Fassung vom 2004-10-01. -- URL: http://www.payer.de/bolivien2/bolivien0207.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: Anlässlich des Bibliotheksseminars in La Paz vorläufig freigegeben am 2002-09-19

Überarbeitungen:

Anlass: Fortbildungssemester 2001/02

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Payer, Margarete <1942 - > ; Payer, Alois <1944 - >: Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch! = Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos! : Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02. -- Teil 2: Chronik Boliviens. . -- URL: http://www.payer.de/bolivien2/bolivien02.htm

Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library


1759 - 1788

Carlos III (1716 - 1788) ist spanischer König


Abb.: Goya y Lucientes, Francisco José de <1776 - 1828>: Carlos III

"Ja, die Aufgabe war schwer. Der Ire Ward, Verfasser eines berühmten Wirtschaftsplans zur Verjüngung Spaniens, empfahl eine durchgehende Besichtigung des Landes und nannte das größte Laster der Spanier beim Namen, das darin bestand, «die Dinge in dem Zustand zu belassen, in dem sie sie vorgefunden haben, und ein Verhalten als große Vorsicht zu bezeichnen, das nur dazu dient, die Missbräuche, die Untätigkeit, die Lethargie im Land zu verewigen und jene Mittel abzulehnen, welche das Wohl der Monarchie erheischt.»

«Es hieße sich gewaltig täuschen, wenn man Spanien mit den Maßstäben Frankreichs beurteilen wollte», schrieb im Jahre 1759 der Marquis d'Aubeterre. «Die  Länder der erstgenannten Monarchie sind völlig entvölkert, es gibt weder Gewerbefleiß noch guten Willen; sozusagen gar keine Polizei und wenig Gerechtigkeit. Die Menschen sind träge und nicht sehr arbeitsam; es gibt im Innern keine Wege, keine Kähne, keine schiffbaren Flüsse, wenig Wagen. Mit einem Wort kann man sagen, dass dieses Land um mindestens zweihundert Jahre hinter den andern zurück ist.» ...

Spanien, das die Hälfte der Welt besaß, war darauf angewiesen, sich selber zu kolonisieren. ...

Nichts war also schwieriger, als in diesem Land das alteingewurzelte Misstrauen gegen alles Neue auszurotten. Ward bemerkt in seinem Wirtschaftsplan: «In Spanien sind drei Dinge, auf die sich die Größe und der Reichtum einer mächtigen Monarchie stützen, so ziemlich unausgenützt: der Boden, die Menschen und das Geld ... Zehntausend Meilen ausgezeichneten Bodens, zwei oder drei Millionen müßiger Hände und viele Millionen von Peseten, in den Truhen der Einzelnen vergraben. Gibt es eine reichere Mine auf der Welt?»"

[Zitat in: Jacquet, Jean-Louis: Die spanischen Bourbonen. -- Lausanne : Rencontre, ©1969. -- (Die großen Dynastien Europas). -- S. 167 - 171]


Essay
"Zeitalter der Aufklärung ?

In den letzten Lebensjahren der habsburgischen Dynastie (1665-1700) ist das Land fast völlig gelähmt: Nach der Wissenschaft, dem Handel und der Technik erstirbt allmählich auch die Malerei, die Lyrik, der Roman und das Theater. Besessen von dunklen, uneingestandenen Ängsten, von teuflisch-verführerischen Nachtgestalten männlichen und weiblichen Geschlechts, sind die Spanier dazu übergegangen, unerbittlich und grausam gegen sich selbst anzukämpfen, um so die Dämonen im eigenen Innern zu verjagen und auszurotten. Auf dem Altar dieses unmöglichen Exorzismus opferten sie der Reihe nach den Handel, die Industrie, die Wissenschaft und die Künste. Tausendmal zerquetscht, hinweggefegt, gebannt, ersteht das Gespenst aufs neue, und mit ihm der zähe Eifer, es zu unterdrücken, eine Stufe höher zu kommen auf der Treppe abstrakter Innerlichkeit. Die Dämonen streifen nun frei umher im Land und ergreifen Besitz vom Geist des letzten und unglücklichen Nachkommen der Reyes Católicos: Karl II., der Behexte, stirbt ohne Erben, und ein langer, blutiger Krieg wird zwischen Philipp von Bourbon und dem Erzherzog Karl von Österreich ausgetragen. Als der Vertrag von Utrecht (1713) den Triumph der französischen Dynastie besiegelt, hat der Satz Ludwigs XIV.: «II n'a plus de Pyrénées» (Es gibt keine Pyrenäen mehr), keinerlei Bezug mehr zur Realität. Die Pyrenäen stehen noch immer, ja sie sind höher als je zuvor: Spanien vegetiert dahin in Armut, Aberglauben und Unwissenheit. Es scheint, als gehe die Zeit nicht mehr weiter, als stehe sie still. In seiner detaillierten Studie über das Spanien des achtzehnten Jahrhunderts bemerkt [Jean] Sarrailh [1891 - 1964]:

«Der königliche Hof in seinem äußerlichen Prunk und Pomp scheint die Schönheit und Größe der Reglosigkeit zu verherrlichen. Einer unveränderlichen Etikette unterworfen, funktioniert er nach den Regeln feststehender Riten, die so heilig sind wie die der Religion. Die kleinsten Gesten sind durch ein überliefertes Reglement vorherbestimmt.»

Auch das dörfliche und ländliche Leben ist der Erstarrung und einem betäubenden Immobilismus anheimgefallen:

«Das Leben auf dem Lande ist trostlos. Man wiederholt die Gesten der Altvordern, die Äcker werden in derselben Weise bestellt wie eh und je. Es herrscht ein himmelschreiendes materielles Elend und eine geistige Dürre und Öde, die an das Nichts grenzt.» Die Armut in den Städten ist noch größer, «die Städte sind Skelette geworden», schreibt Gaspar Melchor de Jovellanos [1744 - 1811]; «jene Städte, die ehemals dicht bevölkert und voller Fabriken, Werkstätten, Lagerhäuser und Läden waren, bestehen heute nur noch aus Kirchen, Klöstern und Hospitälern, welche allerdings die Misere zu überdauern scheinen, die sie selbst verursacht haben.»

Die Zahl der Streuner und Bettler, die alle Straßen überschwemmen, beträgt - wie Rodríguez Campomanes [1723 - 1802]  im Jahre 1774 feststellte - über 140.000. Meléndez Valdéz [1754 - 1807]  beschreibt sie als zerlumpt, stinkend, hungrig, und Francisco Cabarrus [1752 - 1810] bemerkt bitter, es sei leichter, die raren Spanier aufzuzählen, die alles besitzen, als jene zu zählen, die nichts besitzen. In Sevilla besteht noch gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts eine Zunft der Blinden, die Litaneien singend durch die Stadt ziehen und deren Statuten vom Stadtrat anerkannt sind!

Der schon genannte Jovellanos schildert die Lethargie der spanischen Ortschaften, ihr beängstigendes langsames Sterben:

«Selbst an den Sonn- und Feiertagen herrscht auf den Straßen und Plätzen eine träge Untätigkeit, eine traurige Stille; die Passanten gehen mal hierhin, mal dorthin, ohne bestimmtes Ziel, und streifen ganze Stunden, ganze Nachmittage und Abende gelangweilt und müßig umher.»

Fügt man diesem Bild «die Verstaubtheit und den Schmutz der Ortschaften» hinzu, «die Armut und Verwahrlosung ihrer Bewohner, ihr trauriges und stummes Aussehen», so begreift man den Kummer, den der Autor angesichts eines so jämmerlichen Schauspieles empfand. Alle Zeugenberichte, die wir aus dieser Epoche haben, gleichen sich darin, dass sie uns ein verschlafenes und melancholisches Land vor Augen führen, das sich offensichtlich in sein Schicksal ergeben hat.

Als Casanova [1725 - 1798] die Halbinsel besucht, erregt diese Resignation in ihm einen recht verständlichen Zorn:

 «O Spanier! . . . Wer wird euch wachrütteln aus eurer dumpfen Schlafsucht? . . . Ein Volk, das heute armselig und bemitleidenswert ist, unnütz für die Welt wie für sich selbst - was fehlt euch? Eine kräftige Revolution, ein totaler Umsturz, ein schrecklicher Schock, eine wiederbelebende Eroberung; denn eure Schlaffheit ist nicht von der Art, die noch mit bürgerlichen Haus- und Bildungsmitteln zu kurieren wäre; Feuer braucht man, um die Wundfäule auszubrennen, die euch zerfrisst.»

Aber die Statistiken sind noch beredter. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts hatte Spanien zehn Millionen Einwohner, von denen 1.400.000 dem unproduktiven Adel und mehr als 200.000 dem Klerus und den religiösen Orden angehörten. In Altkastilien kam auf jeden dritten Einwohner ein Adelstitel, in Navarra auf jeden fünften. In dem einzigen industrialisierten Gebiet der Halbinsel, in Katalonien, betrug der Anteil der Nobilität jedoch nur 0,33 Prozent.

Den Reisenden und Wissbegierigen, welche die legendäre Genügsamkeit der Leute auf der Halbinsel rühmten, gab der Ire Bernard Ward [um 1782] die angemessene Antwort:

«Es gibt manche missverstandenen Tugenden, die politische Laster sind und ein großes Hindernis für die 66 Wirtschaft darstellen. Die Genügsamkeit der Spanier ist weithin die Ursache ihrer Trägheit: Wer sich mit wenig Nahrung und Kleidung zufriedengibt, wird, wenn er in drei Tagen verdient, was er für sechs Tage braucht, nicht mehr als drei arbeiten.»

Sarrailh hat mit großer Anteilnahme die übermenschlichen Anstrengungen geschildert, die eine «aufgeklärte» Minderheit unternahm, um das Land aus seiner Verschlafenheit und dumpfen Starrheit zu reißen. Männer wie Feijóo [1676 - 1764] und Jovellanos [1744 - 1811], Cadalso [1741 - 1782]  und Campomanes [1723 - 1802] suchen die Vorurteile und den Aberglauben zu überwinden, damit das um ein Jahrhundert zurückgebliebene Spanien den Vorsprung der übrigen europäischen Nationen aufhole. Hartnäckig widmen sie sich einer pädagogischen Aufgabe und der Pflege jener Disziplinen, die den Fortschritt der Gesellschaft am besten fördern können.

Jovellanos proklamiert die Reform des Latifundienwesens, fordert eine gerechtere Landverteilung und versucht, die Denkgewohnheiten, die in Spanien die Schaffung eines säkularisierten Reichtums und das Erstarken des Bürgertums unmöglich gemacht haben, an der Wurzel zu fassen und auszureißen. Unermüdlich wiederholt er, dass der Handel und die Industrie die Pfeiler für den Wohlstand eines Staates sind, und stützt seine These mit dem Hinweis auf das Beispiel Englands und Hollands. Capmany{1742 - 18139, Foronda, Cabarrús kämpfen gleichfalls unerschrocken gegen die nationale Unwissenheit und die taube Feindseligkeit ihrer Landsleute. Aber die Aufgabe ist übergroß, und ihre Bemühungen erlangen nicht den verdienten Lohn.

Während der Regierungszeit Karls III. lässt die Politik einiger «aufgeklärter» Minister (Aranda, Floridabianca, Campomanes) eine gewisse Hoffnung aufkeimen.

Unter Karl IV. und Godoy verflüchtigen sich alle Illusionen. Die Aufklärer predigen in der Wüste. Sie sind aufgepfropfte Reiser, nicht frische Triebe, am sterbenden Stamm der Nation. Durchdrungen vom Geist der Enzyklopädisten, suchen sie die französischen Ideen in Spanien heimisch zu machen, ohne zu bedenken, dass diese auf so dürrem Boden nicht gedeihen können. Ihre Kultur ist eine Importware, und der Glanz ihrer Gedanken ist - wie Américo Castro gezeigt hat - nur die Helligkeit, die ein Satellit reflektiert, nicht das Eigenlicht eines Sterns. Die naturwissenschaftlichen und humanistischen Disziplinen sind aus den spanischen Universitäten gänzlich verschwunden : In ihnen wird weder Mathematik noch Physik, weder Anatomie noch Naturgeschichte, noch «Leuterecht» - wie Cadaloso ironisch sagt -, sondern Kasuistik und Syllogismus gelehrt. Man diskutiert über die Zustände im Himmel: Sind die Glocken dort aus Metall, oder sind sie flüssig wie der leichteste Wein ? Andrés Piquer und Vicente Calatayud streiten sich darüber, ob die Engel fähig sind oder nicht, menschliche Wesen von Lissabon nach Madrid durch die Lüfte zu befördern. Und Desdevises du Dézert berichtet uns von einer gewissen Herzogin, die ihn beauftragte, zwecks Wiederherstellung der Gesundheit ihres Sohnes diesem «einen in Staub verwandelten Finger des heiligen Isidor teils im Getränk, teils im Klistier» zu verabreichen.


Abb.: Goya y Lucientes, Francisco José de <1776 - 1828>: El sueño de la razón produce monstruos -- Der Schlaf der Vernunft erzeugt Ungeheuer,1797

Die Satiren Feijóos gegen Hexenwahn und Aberglauben verhallen im Leeren: Dämonen, Hexen und Ungeheuer treiben ungehindert auf der Halbinsel ihr Wesen und warten auf den Grabstichel oder die Aquatinta Goyas, der sie unsterblich macht.

Die Inquisition verfolgt bis 1820 die intellektuelle Neugier der Spanier.

«Der Spanier, der heute seine Werke veröffentlicht», erklärt Cadalso, «schreibt sie mit unendlicher Vorsicht und zittert, wenn die Zeit naht, wo sie gedruckt werden sollen ... So kommt es, dass viele Männer, deren Schriften für das Vaterland von Nutzen wären, diese verbergen; und die Ausländer bekommen angesichts der Werke, die in Spanien ans Licht kommen, eine Meinung von den Spaniern, die diese nicht verdient haben. Ist das Urteil auch falsch, so ist es doch nicht mutwillig, denn die Werke, die Beifall verdienten, bleiben versteckt. Ich verkehre nur mit wenigen Leuten; aber ich wage zu behaupten, dass schon allein bei meinen Bekannten sehr wertvolle Manuskripte mit Beiträgen zu allen Sparten der Gelehrsamkeit zu finden wären . . . Von anderen Männern kann ich bezeugen, dass sie für einen Bogen, den sie veröffentlichten, neunundneunzig verborgen haben.»

Wie in früheren Zeiten wirkten sich die Unterdrückungsmaßnahmen des Heiligen Offiziums in zweierlei Bereichen aus: im intellektuellen und im sexuellen. Die alten Gespenster des jüdisch-unruhigen Intellekts und der mohammedanischen Sinnlichkeit gehen noch immer in den Köpfen der Inquisitoren um, obgleich es schon seit Jahrhunderten auf der Halbinsel keine Mohammedaner und keine Juden mehr gibt.


Abb.: Goya y Lucientes, Francisco José de <1776 - 1828>: Tribunal der Inquisition, 1812-1814

Die intellektuelle Aktivität ist versiegt, und neues Leben kann nur von draußen kommen: Die Inquisition versucht darum mit allen Mitteln, eine solche Ansteckung zu verhüten. Im Jahr 1502 hatten die Reyes Católicos, wie wir sahen, die Einfuhr von Büchern verboten, um die Verbreitung der Ideen von Exiljuden zu unterbinden, von Vertriebenen, die in Frankreich, England und Holland sich endlich frei ausdrücken konnten. Im achtzehnten Jahrhundert gilt die Überwachung vor allem den enzyklopädistischen Ideen. Die Bücher von Voltaire, Rousseau, Montesquieu, Diderot, D'Alambert, Holbach, Mirabeau werden mit Ingrimm verfolgt. Ein Marineoffizier wird angeklagt, weil er in seiner Wohnung eine Büste von Voltaire habe. Der Bericht der spanischen Zensoren über die «Bekenntnisse» von Rousseau enthüllt die zwiefache Besessenheit, von der wir vorher gesprochen haben: Der Autor ist nicht nur ein Ketzer und Gottloser, sondern er gefällt sich auch in «obszönen Beschreibungen» und «erzählt wirkliche oder vorgebliche Abenteuer mit Personen vom anderen Geschlecht, die geeignet sind, bei den Lesern lüsterne und unreine Gedanken zu erregen». Und als Olavide vor dem Inquisitionstribunal erscheint, begnügt sich die Anklageschrift nicht mit der Aufzählung seiner «Ketzereien», sondern sie beschuldigt ihn zugleich des Besitzes von Bildern, die unbekleidete Frauen darstellen. Die Darstellung des ganzen Kampfes zwischen den Aufklärern und dem verschlafenen, schlaffen Spanien würde zuviel Raum verlangen. Es genügte der Hinweis auf das bittere Wort von Blanco White, demzufolge man nur in den Registern des Heiligen Offiziums nachsehen müsse, um die Namen derjenigen Spanier zu erfahren, die selbständig dachten. Ohne es zu wissen, wiederholte Blanco damit auf seine Weise den Ausspruch des berühmten französischen Bischofs und Kanzelredners Jacques Bossuet: «Un hérétique est celui qui a une opinión - Häretiker ist derjenige, der eine eigene Meinung hat.» Zur Beruhigung des Lesers sei hinzugefügt: In Spanien hat es seit eh und je sehr wenige Ketzer gegeben."

[Goytisolo, Juan <1931 - >: Spanien und die Spanier. -- Zürich : Ex Libris, ©1969. -- S. 65 - 76]

1760

Auf Betreiben der Jesuiten führt dei Audiencia de Charcas in den Missionen eine Befragung durch:

"1a Pregunta: ¿Cuántos son los pueblos de las Misiones Vista o Desposorios está afuera o cerca de Santa Cruz? 

2a ¿Qué gente de armas tendrá? R.: Los 17 pueblos tendrán 4.000 indios de flecha, pero adviértase que nunca pudiera manejar esas armas actualmente dicha gente, pues la mitad o quizá más era necesaria para el acarreo de víveres, con canoas en tiempo de agua y por tierra en el de secas, por lo difícil y dilatado de los caminos. 

3a ¿Qué género de víveres y para cuánta tropa? R.: De los 17 pueblos los 13, unos con otros, tendrán 4.000 cabezas de ganado vacuno; los restantes, cosa de 1.000 unos con otros; de ganado de Castilla en todos los Mojos no habrá 400 cabezas; hay arroz, maíz, yuca, camotes y plátanos en bastante cantidad para mantenerse los pueblos y alguna gente de guerra, y por mucho tiempo.

 5a. Si el terreno permite que se haga la guerra con caballería. R.: En tiempo de secas se puede practicar en las entradas de los pueblos y en algunas llanadas de sus inmediaciones o campos descubiertos, exceptuando de todo esto a los pueblos de Santa Rosa, San Miguel, San Simón y San Nicolás, por estar en montañas o bosques impervios a cabalgaduras, si no es por sendas muy estrechas" 

[Zitiert in: Paz, Ramiro V. : Dominio amazónico. -- La Paz : Plural, 1999. -- ISBN 84-89891-56-7. -- S. 84 - 86. -- Dort Quellenangabe]

1761 - 1776

Manuel d'Amat y Junyent Planella Eimeric i Santa Pau (1707, Vacarisses - 1782, Barcelona) ist Vizekönig von Perú


Abb.: Manuel d'Amat y Junyent
[Bildquelle: http://www.puc.cl/sw_educ/historia/america/html/1_1_4.html. -- Zugriff am 2002-04-01]

1761

Der schweizerische Jesuit Martin Schmid (1694, Baar - 1773, Luzern) -- der Erbauer vieler Kirchen in Chiquitos -- gibt in einem Brief folgenden Erfolgsbericht der Seelenjagd:

"Vor einigen Jahren waren diese Indianer noch ganz wild und wollten ihre Wälder um keinen Preis verlassen. Jetzt aber habe ich dreihundert Männer ausgesandt, um sie aufzusuchen und einzuladen, hierher zu kommen und wie gläubige Christen zu leben... Endlich sind nach mehr als zwei Monaten unsere Leute wieder eingetroffen. Sie führten 103 Heiden mit."

In einem anderen Brief schreibt P. Schmid SJ:

".So sind (die Jesuiten) Ratsherren und Richter, Ärzte und Chirugen, sind die Maurer, Zimmerleute und Tischler, sind die Schmiede, Schlosser, Schreiner, Schuster, Müller, Bäcker, Köche, Hirten, Senner, Gärtner, Maler, Bildhauer, Drechsler, Wagner, Ziegelbrenner, Töpfer, Weber, Gerber, Wachsbleicher, Kerzengiesser, Zingiesser und was immer für Handwerker in diesen geordneten Gemeinwesen gefordert werden."

Über die von ihm in San Rafael erbaute Kirche

"Ich bin nit ingedenckt, ob ich euch schon geschriben habe, wie ich in dem dorf S. Raphael ein.neue kirchen aufgebauet. Wünschete, das ihr selbe sehen kanten, so würden ihr euch erfreuen und verwundern, wie es auch geschehen mit un-sern Indieren, welche nach ausgemachter kirchen gesaget, das sie ietzunder mit gröster freiid und begierde in die neue kirchen gehen. (...) Hat zwey orden der columnen, 8 auf ieder seitten. Disse columnae sein grosse dicke und lange bäum, wohl gearbeitet, wie Salomonische columnen. Die wend (...) seind zwar von ungebrenten zieglstein gemacht, scheinen aber hübst, weilen sie mit unterschidlichen färben schön gemahlet seyen, wie auch die gantze kirchen und altären (...) Der boden ist mit zieglsteinen bedecket, und das tach mit zieglen, welche wir das erste mahl für disse kirchen und hernach für unser gantze haus gemachet und gebrennet haben. Bishero waren unsere tächer nur mit grass oder stroh bedecket. Für disse neue und schöne kirchen eine neue und grössere orgel gemachet."

[Zitiert in: Martin Schmid 1694 - 1772 : Missionar, Musiker, Architekt. Ein Jesuit aus der Schweiz bei den Chiquitano-Indianern in Bolivien  Hrsg. Eckart Kühne. -- Luzern : Historisches Museum, ©1994. -- S. 89]

In einem Brief von 1744 begründet P. Schmid den Handwerksunterricht:

"Übrigends lehren wir sie diese Künste schon deshalb, damit sie ihre wilden Sitten nach un nach ablegen und mit der Zeit den Menschen ähnlicher und für das christliche Leben empfänglicher werden."

[Zitate (außer einem) in: Krekeler, Birgit <1956 - >: Historia de los Chiquitanos. -- La Paz, 1995. -- (Pueblos indigenas de las tierras bajas de Bolivia ; 2). -- Originaltitel: Weiße und Indianer : die Chiquitano in Ostbolivien 1542 - 1767 (unveröffentlichte Magisterarbeit, Univ. Bonn). -- S. 127, 139, 217. -- Dort Quellennachweise]

1764

Der österreichische Diplomat Graf Rosenberg berichtet Kaiserin Maria Theresia über die verheerende Finanzlage am spanischen Hof unter Carlos III:

"Um nun auch von der Beschaffenheit der hiesigen Finanzen einen kurzen Begriff abzufassen, so solle vorzüglich in Untertänigkeit anführen, dass die von weiland Könige Ferdinando VI. hinterlassene 30 Millionen Taler nunmehro gänzlich aufgezehret und folglich auch kein Geldvorrat mehr vorhanden sei. Es ist zwar nicht ohne, dass Marchese Squillace die jährliche Einkünften des Königes um ein paar Millionen vermehret, allein, wenn ich auch die Frage dahingestellet sein lasse, ob die hierzu eingeschlagene Mittel einen wahren und dauerhaften Nutzen verschaffen werden, so ist im Gegenteil nicht zu vergessen, dass auch die jährliche Ausgaben sich ungemein höher als jene des hochseligen Königes belaufen. Der Unterhalt des Hofes, die Jagden, die auf sechs Orten auf einmal unternommene Gebäude und mehr dergleichen Aufwendungen erstrecken sich auf so namhafte Summen, dass die nunmehrige, obwohlen vermehrte Einkünften kümmerlich dazu erklecken.

Der Kredit ist ohnehin in Spanien bereits seit unbedenklichen Zeiten verloren, allein nunmehro ist das Mißtrauen annoch weit mehrers durch den außerordentlichen Haß, welchen man durch-gehends wider den Finanz-Ministre gefasset, auf das äußerste gestiegen.

Ich bin allerdings der Meinung, dass der Katholische König den eigentlichen Zustand seiner Monarchie nicht weiß. Er hat die Finanzangelegenheiten jederzeit [gescheut], es ist also billig zu vermuten, dass er nunmehro um so weniger sich damit beschäftige, da er leider überhaupt die Arbeit zu vernachlässigen angefangen und beinebst in den Marchese Squillace ein uneingeschränktes Vertrauen setzet."

[Zitiert in: Cable, Mary: Escorial. -- Luzern [u.a.] : Kunstkreis, ©1976. -- S. 122. -- Originaltitel: El Escorial (1972)]

1765

P. Franziskus del Pilar y Zapater OFM (1732, Zaragoza - 1803, Tapuitá) vom Propagandakolleg in Tarija beginnt seine Tätigkeit als Missionar unter den Chiriguanos, wo er bis zu seinem Tod 1803 wirkt. Er gilt als Apostel der Chiriguanos.

1767

Verbot des Jesuitenordens in allen Gebieten Spaniens. Die Jesuiten werden aus Bolivien ausgewiesen.


Abb.: Königlicher Erlass der Jesuitenvertreibung, Unterschriftenseite, 1767-04-05 [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 244]

"Die heftigste Demonstration des aufgeklärten Absolutismus ist die Vertreibung der Jesuiten (1767). Nachdem bereits Portugal (1759) und Frankreich (1762) mit dieser Maßnahme vorangegangen waren, fand auch die spanische Staatsführung Argumente, sich einer Macht zu entledigen, die als unerträgliches Hindernis für den Fortschritt empfunden wurde.

 »Diese Körperschaft ist eine offene Meuterei, die den Staat mit Interessen beunruhigt, die denen der öffentlichen Wohlfahrt diametral entgegengesetzt sind. Sie verbreitet überall Unwissenheit, Zügellosigkeit und Fanatismus, ja mehr noch: sie bekämpft Aufklärung und Redlichkeit. Innerhalb jedes Staates ist sie eine mit der Existenz und Erhaltung des Staates selbst ganz unvereinbare Bande, so dass das bürgerliche Regiment vor der Wahl steht, entweder zu erliegen und unterzugehen, oder diese todbringende Gesellschaft wie eine wahre politische Krankheit zu vertreiben, die eine der schlimmsten ist, die man je gekannt hat.«

So heißt es in der Consulta del Consejo Extraordinario vom 30. November 1767. Die Monopolstellung der Jesuiten im Erziehungswesen, ihre Verflechtung in politische und wirtschaftliche Unternehmungen, ihre angestammte Rolle als Avantgarde des Papstes, ihr übersteigerter Geltungsdrang, aber auch die Möglichkeit, durch Konfiskation ihres Besitzes die Staatskasse zu füllen, wie einst bei der Austreibung von Juden und Moriscos -- das alles wirkte zusammen, um einen feindseligen Akt zu vollziehen, der die tatsächlichen Verdienste der Gesellschaft Jesu unter den unwürdigsten Formen vergessen ließ. Angesichts der barbarischen Methoden, mit denen die Behörden dem Ausweisungsbefehl nachkamen, ist man einigermaßen betroffen über jene Heuchelei, mit der Karl III. seinen Entschluss Papst Clemens XIII. nicht nur mitteilt, sondern auch noch seinen Segen dazu erwartet:

»Ich bin gewiss, dass Eure Heiligkeit mir Gerechtigkeit widerfahren lassen und dieser Prozedur ihren heiligen und apostolischen Segen geben werden, wie ich ihn für alle jene erbitte, mit denen ich gleichfalls nichts andres im Sinne habe als die größere Ehre Gottes.«

Nicht weniger schockiert die Tatsache, dass die sieben Bischöfe, die zum Consejo Pleno gehörten, die staatliche Maßnahme bedingungslos guthießen, und dass nach zwei Jahren bei einer Befragung aller Bischöfe 42 von 56 der Austreibung zustimmten, 6 sich der Stimme enthielten und nur 8 eine ablehnende Stellung einnahmen. Wo blieb die brüderliche Gesinnung? Wo die kirchliche Solidarität? Berechtigte Kritik an den Verfemten hätte andere Lösungen suchen und finden können. Der französische Episkopat hat sich hier edelmütiger verhalten. Der spanische Radikalismus war bereit, auf die fähigsten Köpfe der Nation zu verzichten. Die Zahl der Betroffenen belief sich auf 4994, davon 2237 in Amerika. Wenn man bedenkt, wie außerordentlich dünn die Intelligenzschicht in der spanischen Gesellschaft gewesen ist und wie andrerseits gerade der Jesuitenorden eine geistige Elite verkörperte, wird man sich fragen müssen, ob die Einbuße an so viel gebildeten Leuten dem angesteuerten Fortschritt wirklich entsprochen hat. Der aufgeklärte Preußenkönig in Potsdam war jedenfalls der Meinung, dass er diese Männer gut gebrauchen könnte und öffnete ihnen die Grenzen seines Landes. Die ganze Blitzaktion erscheint wie das ferne Gcwittergrollen jener Gewalttaten, die sich im 19. und 20. Jahrhundert gegen die spanische Kirche richten sollten. Zunächst freilich entlud sich das Gewitter in seiner ganzen Vehemenz in der französischen Revolution, in deren Verlauf über 3000 französische Priester über die Pyrenäen flüchteten -- welche merkwürdige Gegenrechnung der Geschichte! -- und in den bischöflichen Residenzen gastlich aufgenommen wurden. Sie fanden in vielen Pfarreien auf längere Zeit an der Seite ihrer spanischen Brüder Verwendung in der Seelsorge, bis an eine Rückkehr gedacht werden konnte."

[Krinke, Johannes: Das christliche Spanien : ein Querschnitt durch die spanische Kirchengeschichte. -- Hamburg : Wittig, ©1967. -- S. 201f.]

Darstellung der Vorgänge durch einen Jesuiten:

"Was auch immer ihren Mitbrüdern in den portugiesischen und französischen Kolonien geschehen war, die Jesuiten im spanischen Südamerika hatten sich nicht bedroht gefühlt. Ihre Missionsstationen bezeichneten die Grenze der spanischen Kolonien von Panama bis nach Patagonien und beschützten sie gleichzeitig. Ihre Oberen in Rom, Visconti und dann Ricci, waren in der Rücksicht auf die Freundschaft mit der spanischen Krone so weit gegangen, wie es ihnen ihr Gewissen nur eben erlaubte. Aber 1759 folgte Karl III. seinem Bruder Ferdinand auf dem Thron. Er nahm sich als Berater einen gewissen Bernardo Tanucci, einen Anwalt, zu dem er als König von Neapel Vertrauen gefasst hatte. Tanucci aber stand mit Sebastian José de Carvalho aus Lissabon im Bund, der als der Marquis von Pombal bekannt war, und außerdem noch mit dem Duc de Choiseul in Paris. Diese drei hatten sich vorgenommen, den Einfluss der Kirche auszuschalten. Für sie war die Kirche das Haupthindernis auf dem Weg zu einer uneingeschränkten staatlichen Machtfülle. Gemeinsame Sache mit diesen Ministern machte eine Gruppe an der Universität erzogener Katholiken: »wirklichkeitsfremde Intellektuelle, Progressive, welche die traditionellen Werte, die zwar verstaubt, aber im Kern gesund waren, verachteten«. Karl III. war wohlmeinend, aber diesen Leuten geistig nicht gewachsen. Er musste erst noch für deren Plan gewonnen werden. Die Minister gingen in wohlberechneten Phasen vor. Zuerst einmal musste der Sinn Karls III. systematisch durch Verleumdung der Jesuiten, durch Unterstellungen und Lügen vergiftet werden. Dieser Vorgang wurde später durch ein Geständnis Pombals aufgedeckt; er legte es in einem Gerichtsverfahren ab, das nach seinem Sturz gegen ihn angestrengt wurde. Mit ihrer Intrige wollten die drei Minister Karl III. überzeugen, dass aus mysteriösen Gründen die Jesuiten beschlossen hätten, ihn von seinem Thron zu stürzen und an seine Stelle seinen jüngeren Bruder zu setzen. Um diese angebliche Verschwörung hatte Tanucci mit großer Geschicklichkeit ein ganzes Lügengespinst gewoben. Im richtigen Moment würden die Jesuiten der Welt kundtun, dass Karl ein illegitimer Sprössling seiner Mutter sei, die immer ihr Vertrauen auf die Jesuiten gesetzt hatte. Wenn der König Widerstand leiste, dann seien die Jesuiten entschlossen, seine und seiner Familie Ermordung gutzuheißen.

Dann wurden Beweise für diese Verschwörung geliefert: Als erstes ein Pamphlet, in dem das Komplott in aller Ausführlichkeit dargelegt wurde. Es sei im geheimen gedruckt worden und sollte für den Augenblick der Enthüllung bereitgehalten werden. Hinzu kam ein angeblich authentischer Brief des Jesuitengenerals Ricci, der die nämlichen Gedanken enthielt. Der General forderte ferner darin, dass diese Pläne unter den spanischen Jesuiten Verbreitung fänden. Später bekannte Pombal, dass er selbst der Verfasser sowohl des Pamphlets wie des Briefes war. Dieser »Beweis« belastete nun auch die Jesuiten in Paraguay. Der Guaraní-Krieg war etwas Handgreifliches gewesen, woran die Feinde sich halten konnten. In diesem Moment wurde die schon erwähnte Geschichte von den Münzen mit dem Bild des sogenannten Königs Nicolás aufgebracht und mit vielen Einzelzügen ausgeschmückt. Dann wurde das »Belastungsmaterial« dem König vorgelegt. Die Bevölkerung war auf diese Enthüllungen schon vorbereitet. Pombals erste Schmähschrift gegen die Jesuiten aus dem Jahr 1757 war bereits in alle europäischen Sprachen übersetzt. Es wurde darin behauptet, die Indianer erhielten von den Jesuiten in den Missionen statt einer Unterweisung in der christlichen Lehre Unterricht im Festungsbau und im Umgang mit Feuerwaffen. Bewiesen wurde das durch Aufzeichnungen, die bei einem gefangenen Guaraní von San Juan gefunden worden waren. Aber selbst in der Version von Pombal liefen diese nicht auf mehr hinaus als auf eine Anweisung zum frommen Leben. Das Ganze wurde dann noch untermauert durch den Brief des Cura [Pfarrer]  von San Javier an den Bürgermeister dieser Stadt, in dem jener diesem sein Gebet um Weisheit und Erfolg zusagte. Natürlich konnte es sich dabei nur um Erfolge im Krieg handeln. Einen solchen Zustand durfte der König auf keinen Fall dulden, besonders weil die Indianer den Patres so ergeben waren.

Im selben Jahr wie diese Schmähschrift war auch noch eine andere erschienen. Sie war betitelt: »Nicholas L, König von Paraguay und Kaiser der Mamelucken. « Auch sie war ein Produkt Pombals, wenn sie auch angeblich in einer Jesuitendruckerei in São Paulo gedruckt worden war. Darin wurde das von den Jesuiten in Südamerika errichtete Königreich so lebendig beschrieben, dass Cevallos, der neue Vizekönig, vor seiner Landung in Buenos Aires nachforschen ließ, ob die Stadt etwa schon in der Hand König Nicolás' sei. Für die Leute in Europa dauerte es natürlich noch viel länger, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Die Szene war vorbereitet, und es ging nur noch darum, das Drama vor den Augen des verwirrten Königs ablaufen zu lassen. Auf Befehl bestimmter Kreise wurden am Palmsonntag 1766 Unruhen in Madrid von Agenten ausgenutzt. Der Finanzminister hatte, um die Straßen bei Nacht sicher zu machen, 5000 Lampen installiert und das Tragen der modischen, breitrandigen Hüte und der langen Capes verboten, weil man darunter einen Dolch verbergen konnte. Für diese Lampen mussten zusätzliche Steuern bezahlt werden, was der unmittelbare Anlas für die Unruhen war. Um die Sache dramatischer zu machen, wurde der König nach Aranjuez, 75 km südlich von Madrid, in Sicherheit gebracht. Der Herzog von Alba, ein Anhänger der französischen Philosophen, gestand auf seinem Sterbebett, eine gewisse Unzufriedenheit zu einem Aufstand aufgeputscht zu haben, um dem König Angst einzuflößen, so dass er etwas gegen die Jesuiten unternahm, die für alles verantwortlich gemacht wurden. Das spanische Heer und die spanische Flotte waren erheblich verkleinert worden, weil das Land zu arm war, und nun drangen die ersten Forderungen nach Unabhängigkeit aus den Kolonien nach Europa. Offensichtlich bedeutete die militärische Stärke der Reduktionen eine Bedrohung für die spanische Krone. Schließlich handelte Karl III. Er erklärte, aus zwingenden Gründen, die er aber in seiner Brust verschlossen hielt, dazu bewogen worden zu sein. Versiegelte Befehle, die an einem bestimmten Tag und zu einer bestimmten Stunde geöffnet werden sollten, wurden an alle Gouverneure der Provinzen gesandt, die unter spanischer Herrschaft standen. Sie waren im geheimen von Kindern geschrieben worden, die man Dokumente hatte kopieren lassen, die sie nicht verstanden. Als Datum für die Ergreifung der Jesuiten war der 2. April 1767 ausgesucht, aber in Madrid wurde er um fünf Tage vorweggenommen. Alle Häuser der Jesuiten sollten umzingelt, ihre Insassen in vorausbestimmte Sammellager gebracht und von da auf dem Seewege aus dem Land geschafft werden. Sie durften keinerlei Verbindung mit Außenstehenden aufnehmen und, soweit es sich machen ließ, auch nicht untereinander. Den Beamten, die diesen Erlass auszuführen hatten, wurde die Todesstrafe angedroht, wenn auch nur ein einziger Jesuit, selbst wenn er krank war oder im Sterben lag, im Lande zurückblieb. Die Häuser der Jesuiten sollten durchsucht, ihr ganzes Eigentum beschlagnahmt und ein Verzeichnis davon angefertigt werden. Die Patres selbst sollten irgendwo im Kirchenstaat an Land gesetzt werden."

"In Potosi fanden tatsächlich bewaffnete pro-jesuitische Aufstände statt. Als Resultat sahen sich die spanischen Autoritäten der Provinz Charcas genötigt, eine Zeitlang die Jesuiten wieder einzusetzen. Dies musste als Entschuldigung herhalten, dass man die Jesuiten aus den Städten der Chiquitos nur mit großer Verzögerung entfernen konnte. Weit entfernt von Santa Cruz lagen sie inmitten eines Gebietes, das auch heute noch weithin unbekannt ist. Zu den Städten führten nur versteckte Pfade. 80 Jahre lang waren die Stämme der jesuitischen Führung gefolgt. Andere Herren hatten sie nie gekannt, und es war zu fürchten, dass sie sich erheben würden, wenn sie diese jetzt verlören.

Aber es gab dennoch keinen Widerstand. Viele der Patres waren alt und konnten es kaum glauben, dass man sie nicht in den Wäldern lassen würde, die sie zu ihrer Heimat gemacht hatten. P. Ignacio Chome, die große Autorität für die Sprache der Chiquitos war jetzt 70 Jahre alt und bettlägerig. Auf einer Hängematte wurde er von zwei Indianern, überwacht von einem spanischen Beamten, ohne Aufenthalt in die östlichen Anden getragen. In einem Bergdorf starb er. Seine linguistischen Manuskripte wurden nie wieder gefunden. P. Johann Mesner, 77 Jahre alt und an Asthma leidend, hielt man fünf Monate in Santa Cruz fest, weil seine Begleitung es für unmöglich hielt, dass er die Anden überqueren könne. Dann musste er seine Reise auf dem Rücken eines Maulesels doch fortsetzen, ungeachtet aller Leiden, welche die dünne Hochgebirgsluft ihm zufügte. Auf der Passhöhe nach Lima mussten die Tiere ausruhen. Der Pater bat, ihn dort zu lassen, dass er sterben könne. Aber er wurde wieder auf einen Maulesel gehoben, mit einem Mann an jeder Seite, damit er nicht herunterfiel. 24 Stunden später merkten seine Wächter, dass sie einen Leichnam stützten. P. Martin Schmid, der Architekt vieler heute noch bestehender Chiquito-Kirchen, war jünger und zäher. Zuerst konnte er an die Unmenschlichkeit der königlichen Befehle nicht glauben. »Ich bin 73, und ich werde bleiben«, hatte er nach Europa geschrieben. Dennoch verbrachte er fünf Monate auf dem Rücken eines Maulesels. Als er in Panama ankam, waren elf seiner Gefährten unterwegs gestorben."

[Caraman, Philip <SJ>: Ein verlorenes Paradies : der Jesuitenstaat in Paraguay. -- München : Kösel, ©1979. -- ISBN 3-466-42011-3. -- S. 276 - 280, 284f.]

Bei der Aufhebung der Jesuitenmissionen werden u.a. folgende Besitzungen inventarisiert:

Chiquitos
Mission Estancias (Großgrundbesitz) Stück Rindvieh Pferde
San Javier 6 6000  
San Rafael 3 3000  
Santa Ana 3 2000  
San Ignacio 2 6500  
San Miguel 2 1000  
Nuestra Señora 2 2400 200
Santo Corazón de Jesús 2 3800  
Santiago 2 3000 200
San Juan 2 6000  
San José 1   450
Total 25 31700 850
Mojos
Mission Einwohner Stück Rindvieh Pferde
Loreto 1700 10000 7000
San Ignacio 1400 5000 2000
Magdalena 3200 4000 400
San Joaquin 540 2000 2000
Exaltación 1150 1500  
Santa Ana 840 1000  
Trinidad 2450    
Concepción de Baures 2230    
San Ramón 3600 24500  
Buchbestände in Bibliotheken der Jesuitenmissionen
Mission Anzahl der Bände
San Javier 336
San Rafael 291
Santa Ana 155
San Ignacio 209
San Miguel 123
Concepción 202
Santo Corazon 253
Santiago 110
San Juan 195
San José 220
Total 2094


Abb.: Bevölkerungsentwicklung in den Jesuitenmissionen Boliviens und Paraguays

[Quelle der Abb.: Martin Schmid 1694 - 1772 : Missionar, Musiker, Architekt. Ein Jesuit aus der Schweiz bei den Chiquitano-Indianern in Bolivien  Hrsg. Eckart Kühne. -- Luzern : Historisches Museum, ©1994. -- S. 23]

1769

Atoñuelo, Peliquillo, Simonillo [La música de este villancico se encuentra en los reversos de algunas partes de la Xácara con dos violines y dos trompas del año 1769, de Mesa. Por la escritura musical debe corresponder más bien a fecha mucho más temprana. Faltan, aparentemente, algunas voces y el acompañamiento.]

Atoñuelo, Peliquillo, Simonillo 
bamo, bamo con la tambolilillo, 
tum a Belé, a Chiquillo, 
a plotal e Belé 
guachijá guachigé 
salanguagua salanguagüe. 
Bamo tulu cofralilla, 
pulu Jesu y Malía 
bamo, bamo 
guachijá guachigé.

Mila Atoñuelo 
que biaba palese 
que ta la boe 
salanguagüe salanguagua.

Bailemo, cantemo 
con tulu plazé, 
tulu tulu la neglo.

Compañelo, mila mulía, 
no la julga con la palo, 
mila que chúcala é.

Coplas:

  1. Siñoleya, tumo lible 
    ploque seño Manuele 
    ha vinilo chiquitilla 
    a complano su mesé 
    guachijá guachijá 
    guachigé gé gé gé gé 
    salanguá salanguá salangüé.

  2. De la tlibu de Julá 
    nace con glande plazé, 
    pala que quita tlisteza 
    la pícalo le Mamblé, 
    guachijá, etc..

  3. Llebemolí la plesente
     a la Niño y Sa José 
    y a la Siñola Malíya 
    que nos ha lalo eta bien, 
    guachijá, etc.."

[Quelle: Seoane Urioste, Carlos ; Eichmann Oehrli, Andres: Lirica colonial boliviana. -- La Paz : Quipus, 1993. -- Depósito legal 4-1-744-93. -- S. 83f]

1769/70


Abb.: Silbermünzen Carlos III, geprägt in Potosí 1769 (links), 1770 (rechts)

um 1770


Abb.: Münzprägestempel in Potosí für Carlos III (1716-1788, König von Spanien 1759-1788).

1770/1780

Pablo Abarca de Bolea, Graf  von Aranda (1718/19 - 1798; Präsident des Kastilienrats 1766 - 1773) schlägt dem König Carlos III vor, mit Ausnahme von Kuba und Puerto Rica aus Hispano-Amerrika drei selbständige Königreiche (Nueva España, Tierra Firme und Perú) zu bilden. Könige sollten die Infanten werden. Der König von Spanien sollte Kaiser sein, der von diesen Königreichen Tribute erhält. Carlos III lehnte dies ab. Aranda war der festen Überzeugung, "dass Südamerika unseren Händen entgleiten wird".

1772

Der Bischof von Santa Cruz, Francisco Ramón de Herboso y Figueroa (gest. 1782), schreibt in einem Erlass zur Rinderhaltung der Indios:

"Los indios no tienen estancias de ganado vacuno, y las que hoy poseen las formaron los Padres con el que trajeron de Santa Cruz y así, son comunes, administradas por los curas quienes ponen algunos indios para que las cuiden. Este es un importante objetivo en cuanto a lo temporal y de él depende la conservación de los pueblos, porque si les faltara carne se ocuparían de buscar monos, loros, y todo lo que sus flechas alcanzan, viviendo de resultas, separados, sin gobierno ni doctrina como acostumbran los infieles."

[Zitiert in: Roca, Joé Luis <1935 - >: Economía y sociedad en el oriente Boliviano : siglos XVI - XX. -- Santa Cruz, ©2001. -- ISBN 99905-0-114-9. -- S. 434. -- Dort Quellenangabe]

1772


Abb.: Pedro de Tagle Bracho (1722, Lima - 1802, Lima): Pläne für die Fasade der Casa de Moneda, Potosí, 1772 [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 177]

Um 1772

Eder, Franciscus Xaverius <1727, Schemnitz - 1772, Neusohl>: Brevis descriptio missionum Societatis Jesu provinciae Peruanae vulgo Los Moxos / auctore quodam eiudem Societatis sacerdote per XV annos missionis. -- Manuskript. -- Universitätsbibliothek Budapest.


Abb.: Titelblatt der Handschrift, UB Budapest

Ausgabe in spanischer Übersetzung:

Eder, Francisco Javier <S.J.> <1727, Schemnitz - 1772, Neusohl>: Breve descripción de las reducciones de Mojos  traducción y edición de Josep M. Barnadas. -- Cochabamba : Historia Bolivia, 1985. -- CIV, 413 S. : Ill. -- Depósito legal 2-1-170-85

1773-07-21

Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Klemens XIV. (1705 - 1774, Papst 1769 -1774) (Breve Dominus ac redemptor noster)


Abb.: Klemens XIV.



Abb.: Titelblatt

"Im Verlauf seiner Geschichte nahm vor allem in den katholischen Ländern das Misstrauen gegenüber dem Jesuitenorden zu. Ihre Ergebenheit dem Papst gegenüber brachte ihnen die Gegnerschaft nationalistischer Staatsmänner und Herrscher ein. Auf der anderen Seite erregte ihr eifriges Bestreben nach Kirchenreformen den Unmut der Kleriker in der katholischen Kirche. Der Orden wurde in mehreren Fällen aus den europäischen Ländern ausgewiesen, und 1773 sah sich Papst Klemens XIV. auf Drängen der Bourbonen dazu veranlasst, ein Breve zu erlassen, das den Orden aufhob. Friedrich II., König von Preußen, und Katharina II., Kaiserin von Russland, beide Bewunderer der jesuitischen Leistungen auf dem Gebiet von Erziehung und Lehre, erkannten das Breve nicht an. Dies führte dazu, dass in Preußen und Russland lokale Organisationen des Ordens bis 1814 weiter bestanden. In diesem Jahr wurde der Jesuitenorden durch eine Bulle des Papstes Pius VII. weltweit wieder hergestellt. Allerdings kam es auch wieder zu politischem und religiösem Widerstand sowie zu Ausweisungen des Ordens, der nur in Dänemark, Schweden, Großbritannien und den Vereinigten Staaten unbehelligt blieb."

Encarta Enzyklopädie Plus 2001

1774


Abb.: Frachtbuch der Casa de Moneda, Potosí, 1774

1776 - 1780

Manuel de Guirior ist Vizekönig von Perú


Abb.: Joaquín Gutiérrez: Manuel de Guirior [Bildquelle: http://www.banrep.gov.co/blaavirtual/credencial/junio2001/joaquin.htm. -- Zugriff am 2002-03-21]

1776

Errichtung des Vizekönigtums  (Vierreinato) Rio de la Plata mit der Hauptstadt Buenos Aires. Die Audiencia de Charcas (Sucre) kommt unter dieses Vizekönigtum.


Abb.: Verwaltungsgliederung von Spanisch-Amerika, 1776

[Vorlage der Abb.: Quintanilla de Nogales, Graciela ; Espada de Rosquellas, Rosa ; Montesinos Rollano, Germán: Nueva Geografía de Bolivia 1999. -- 8. ed. -- La Paz : Multimac, 1999. -- Depósito Legal No. 4-1-280-90. -- S. 47]


Abb.: Verwaltungsgliederung des Vierreinato del Rio de la Plata

[Vorlage der Karte: Mesa, José de ; Gisbert, Teresa ; Mesa Gisbert, Carlos D.: Historia de Bolivia. -- 4. ed. -- La Paz : Gisbert, ©2001. -- S. 285]


Abb.: Die Audiencia de Charcas und die von ihr abhängigen Gobernaciones de Mojos und Chiquitos, ab 1776

[Vorlage der Karte: Mesa, José de ; Gisbert, Teresa ; Mesa Gisbert, Carlos D.: Historia de Bolivia. -- 4. ed. -- La Paz : Gisbert, ©2001. -- S. 157]


Abb.: Wichtigste Handelswege als Charcas Lima unterstellt war


Abb.: Wichtigste Handelswege als Charcas Buenos Aires unterstellt war

Vorlage der Karte: Mesa, José de ; Gisbert, Teresa ; Mesa Gisbert, Carlos D.: Historia de Bolivia. -- 4. ed. -- La Paz : Gisbert, ©2001. -- S. 292

1776 - 1778

Pedro de Ceballos (1715, Cádiz - 1778, Córdoba) ist Vizekönig von Río de la Plata

1776


Abb.: Kochbuch von Josepha de Escurrechea

[Bildquelle: La gastronomia en Potosí y Charcas : siglos XVIII y XIX. 800 secretas de la cocina criolla / Beatriz Rossells. -- La Paz : Khana Cruz, 1995. -- Depósito legal 4-1-603-95. -- S. 299. -- Dort auch Textauszüge]

1776-10-01

In Potosí wird der private Banco de Rescate gegründet. Diese Bank finanziert Kleinmineure vor und nimmt ihnen ihr Metall ab, das sie mit entsprechenden Gewinnen (oder Verlusten, Spekulation!) vermarktet. Drei Jahre später wird die Bank vom Staat übernommen und ihr Name in Banco de San Carlos umgewandelt. 1881 schließt diese Bank.

1777

Im Vertrag von San Ildefonso regeln Spanien und Portugal ihre Gebietsabgrenzungen in Lateinamerika neu: Portugal anerkennt die Gebietszuwächse Brasiliens über die im Vertrag von Tordesilla (1494) vereinbarte Linie hinaus, Portugal verzichtet auf einen Zugang zum Río de la Plata.

1778 - 1784

Juan José de Vertiz y Salcedo (1716, Mexiko - ?) ist Vizekönig von Río de la Plata

1778

Mit dem Reglamento y aranceles reales para el comercio libre de España a Indias [Gesetze und Zollabgaben für den freien Handel zwischen Spanien und Spanisch-Amerika] wird fast allen spanischen und hispanoamerikanischen Häfen erlaubt, miteinander Handelsbeziehungen aufzunehmen. Damit wird das Handelsmonopol von Cádiz für den Hispanoamerikahandel offiziell aufgehoben.

1778-11-04

Eine messianische Bewegung bei den Chiriguanos

"En el día cuatro de Noviembre del año de 1778 llegó al pueblo de Mazavi (pueblo entonces de gentiles o de bárbaros chiriguanos...) un hombre desconocido acompañado de innumerable gentío o chusma de bárbaros de dicha nación chiriguana, el cual arrogándose sacrílegamente privilegios de deidad, les dijo a los indios que era llegado el día del juicio y que él se hallaba en poder para hacer llover fuego, convertir los hombres en piedras, arruinar pueblos, destruir ganados y acabar con todos los que no creyesen y no se sujetasen a su doctrina. Así predicaba la mayor parte de la noche en lengua nativa de los bárbaros y también en lengua castellana, ambas con bastante expedición y perfección, haciendo juntamente amenazas supersticiosas...

...el tal Dios fingido traía también en su compañía una mujer llamada María Chesu, de la cual afirmaba que era la verdadera Virgen María y persuadía frecuentemente a los oyentes indios que las imágenes de María que veneran los Cristianos eran estatuas solamente de madera sin que digan respecto alguno a otro original, por no haber otra persona que la dicha María Chesu. Además de esta adjunta persona, acompañaba también... otro individuo igualmente desconocido, el cual decía a los Bárbaros que era hermano del Rey Inga y que por haber degollado a éste los Españoles, venía él a recuperar sus caudales para enriquecer con ellos a los que se le sujetasen.

...Con todo lo dicho tenia el Dios fingido y su comitiva alborotada la Cordillera de los Chiriguanos, siendo ya muchos los que se le sujetaban; cuyas novedades y voces parece llegaron a ser creídas entre los barbaros de la Cordillera de Tarija y con tal adhesión o pasión, que el capitán Dn. José Barroso (vecino del valle de las Salinas, el cual había entrado con algunos otros cristianos salineros a los pueblos gentiles de la cordillera inmediata a Tarija), porque al oir este hablar de semejantes materias, despreció y contradijo a otro indio que se hacía dios (el cual quizá sería delegado del que vino a Masavi) le dieron los indios secuaces en el pueblo de Aguayrenda (que es uno de los cercanos al valle de Caiza) tantos palos y golpes que lo dejaron por muerto, y a Dios misericordia, se huyo de noche herido, desnudo y como pudo hasta su casa. Y quizo la fortuna que de allí a dos años saliese con algunos indios el tal segundo fingido Dios a los valles de las Salinas, y que allí en una pelea lo matasen ios cristianos salineros, la cual cosa consta de boca del mismo capitán Barroso"

"... los demás indios de Abapó... temerosos, se pusieron en fuga, abrigados de la oscuridad de la noche, más de ochocientas personas (sin dar noticia o aviso alguno a nuestros religiosos) abandonaron los cortos ajuares de sus casas y sus comestibles; y lo que es más abandonaban y dejaban las hijos a sus padres, éstos a sus hijos, los maridos a sus mujeres y éstas a sus maridos, y vadeando en confusa gritería el inmediato rio grande llamado Guapay, se empeñaron con todas sus fuerzas en seguir su derrota hasta Mazavi, en busca del Dios fingido, creyendo que a su abrigo se verían libres de la ruina y calamidades amenazadas, sin que las persuasiones y desengaños que les hacían nuestros religiosos (luego que estos supieron el dicho arresto) pudiesen contenerlos por más diligencias que practicaron dichos religiosos a la primera noticia que tuvieron de tal fuga" 

[Mingo de la Concepción, Manuel <OFM> >1726, Cuenca - 1807, Tarija>: Historia del origen, fundación y progreso del Colegio de Propaganda Fide de misioneros apostólicos franciscanos observantes de la Villa de Tarija y de. las Conversiones o Reducciones que están a la dirección y cargo del dicho colegio. -- Manuskript, Archivo Franciscano, Tarija, 1791. -- Zitiert in: Calzavarini, Lorenzo G. <1939 - >: Nación Chiriguana : grandeza y ocaso. -- Cochabamba [u.a.] : Los Amigos del Libro, 1980. -- (Enciclopedia boliviana). -- Depósito legal L.P. 248/80. -- S. 175f, 178]

1779

Abb.: Goldmünze für Carlos III, geprägt in der Casa de Moneda Potosí

1779

 


Abb.: Ansicht des Cero Rico, Potosí von Norden, 1779 [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 159]

1779-03-09


Abb.: Ildefonso Luján (ca. 1740 - 1801, La Plata): Plan von La Plata (Sucre), 1979-03-09 [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 167]

1781

"MOOR.

Hört ihrs wohl? Habt ihr den Seufzer bemerkt? Steht er nicht da, als wollte er Feuer vom Himmel auf die Rotte Korah herunterbeten, richtet mit einem Achselzucken, verdammt mit einem christlichen Ach! - Kann der Mensch denn so blind sein? Er, der die hundert Augen des Argus hat, Flecken an seinem Bruder zu spähen, kann er so gar blind gegen sich selbst sein? - Da donnern sie Sanftmut und Duldung aus ihren Wolken, und bringen dem Gott der Liebe Menschenopfer wie einem feuerarmigen Moloch - predigen Liebe des Nächsten, und fluchen den achtzigjährigen Blinden von ihren Türen hinweg; - stürmen wider den Geiz und haben Peru um goldner Spangen willen entvölkert und die Heiden wie Zugvieh vor ihre Wagen gespannt - Sie zerbrechen sich die Köpfe, wie es doch möglich gewesen wäre, dass die Natur hätte können einen Ischariot schaffen, und nicht der Schlimmste unter ihnen würde den dreieinigen Gott um zehen Silberlinge verraten. - O über euch Pharisäer, euch Falschmünzer der Wahrheit, euch Affen der Gottheit! Ihr scheut euch nicht, vor Kreuz und Altären zu knien, zerfleischt eure Rücken mit Riemen, und foltert euer Fleisch mit Fasten; ihr wähnt, mit diesen erbärmlichen Gaukeleien demjenigen einen blauen Dunst vorzumachen, den ihr Toren doch den Allwissenden nennt, nicht anders, als wie man der Großen am bittersten spottet, wenn man ihnen schmeichelt, dass sie die Schmeichler hassen; ihr pocht auf Ehrlichkeit und exemplarischen Wandel, und der Gott, der euer Herz durchschaut, würde wider den Schöpfer ergrimmen, wenn er nicht eben der wäre, der das Ungeheuer am Nilus erschaffen hat. - Schafft ihn aus meinen Augen!"

[Schiller, Friedrich <1759 - 1805>: Die Räuber : Drama. -- Stuttgart, 1781. -- Zweiter Akt]

1780


Abb.: Ein Indio erhält die Letzte Ölung

[Bildquelle: Merkl, Franz Josef: Ein Jesuit aus Bayerisch-Schwaben bei den Chiquitos in Bolivien : die Aufzeichnungen des Julian Knogler SJ (1717 - 1772) aus Gansheim, Donau-Ries. -- Augsburg : Wißner, ©1999. -- ISBN 3896391690. -- S. 84. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1780/85


Abb.: Olivares: Doña Ursula de Rojas y Foronda, ca. 1780/85

[Bildquelle: Las mujeres en la historia de Bolivia : imágenes y realidades de la colonia (Antología) / Eugenia Bridikhina. -- La Paz : Anthropos, 2000. -- Depósito legal 4-1-1402-00. -- S. 319]

1780/81

Der Jurist Juan José de Segovia Liendo <1729, Tacna - 1809, La Plata> wütet in einem [unveröffentlichten] Brief gegen die Indios:

"El indio si se mira como hombre, parece desdecir de la excelencia de la racionalidad la corta comprensión de su espíritu; pero al mismo tiempo se advierte en él una malicia muy adelantada con muchas prevenciones para su propia comodidad: por lo que se puede escribir que si no es el animal de Platón, es en el cuerpo, feo; en el ánimo, zorra; en el vestido, ridículo; en las costumbres, bárbaro; en la mesa, ebrio; en la hermosura, demonio; en la conversación, mudo; en los secretos, infiel; en la ciencia, agorero; en la fidelidad, falaz; en la religión, supersticioso; en el matrimonio, señor; y, en fin, son hombres que se mantienen de cuclillas todo el día". ,

"Apoderados los indios de la dominación, cargarán sobre los españoles todo el peso del trabajo". 

"Ellos fueran los que con sus lágrimas y sudor cultivaran las chacras y labraran las minas a beneficio de los dominantes". 

''Esta terrible metamorfosis se hiciera más sensible con la horrorosa caída en el espantoso piélago de la ignorancia; pues destruidas las ciencias, perdidos los maestros y abolidas las Universidades, todo fuera una cadena de errores, inepcias, y crasedades; a lo que inevitablemente conducen las reprobables costumbres de los indios, que no admiten el ejercicio de las más nobles potencias de la memoria y entendimiento". 

"De aquí se seguiría nuestra mayor pérdida y nuestro mayor daño, es decir el abandono de nuestra fe católica".

[Zitate in: Francovich Salazar, Guillermo <1901, Sucre - 1990, Rio de Jenairo>: La filosofia en Bolivia. -- 3. ed. -- La Paz : Juventud, 1987. -- Depósito legal 4-1-261/87. -- S. 45f.]

1780-03-13

Tupaq Katari (auch: Tupac Catari) (1750, Jayu-jayu - 1781, La Paz), seine Frau Bartolina Sisa Vargas (um 1761, Q'araqhatu - 1781, La Paz) und 80.000 Indios beginnen die Revolution, indem sie Puno (heute in Peru) besetzen.

1780-11-04

José Gabriel Tupac Amaru II <1738, Surimana - 1781, Cuzco>, der Sohn eines Kaziken,  ruft die Revolution aus. Diese wird im August 1781 niedergeschlagen.

1781


Abb.: Karte von La Paz von Florentino Olivares, 1781 (Casa Murillo. La Paz)

1781

Als Dank dafür, dass La Paz den Indioaufstand überstanden hat, verlegt der Gouverneur von La Paz La Feria de Alacitas o de la Virgen de La Paz vom 20. Oktober auf den 24. Januar. Für das Volk bleibt es aber La Fiesta del Ekhekho.


Abb.: Moderner Ekhekho

1781-08-24

Die Indio-Rebellin Bartolina Sisa Vargas (um 1761, Q'araqhatu - 1781, La Paz) wird gefangen und geschleift.

Bartolina Sisa

[Quelle der Abbildungen: Las hijas de Bartolina Sisa / Lucila Mejia ... -- La Paz : Hisbol, 1984. -- Depósito legal 4-1-231-84. -- S. 42 - 44]

1781-11-15

Der Führer der Indiorevolution Tupaq Katari (auch: Tupac Catari) (1750, Jayu-jayu - 1781, La Paz) wird in La Paz durch Vierteilung hingerichtet


Abb.: Hinrichtung von Túpaq Katari (Julián Apaza). -- Museo Costumbrista, La Paz

1782


Abb.: Von Moxos-Indios gezeichnete Kopfstudien, 1782

[Bildquelle: Las misiones jesuíticas de Chiquitos / Pedro Querejazu (ed. y compil.) ... -- La Paz : Fundación BHN, ©1995. -- Depósito legal 4-1-637-94. -- S. 369]

1784 - 1789

Nicolás de Campo (1740, Sevilla - 1803, Madrid) ist Vizekönig von Río de la Plata

1784

Am Amerikahandel sind weite Teile Europas beteiligt:


Abb.: Zahl und Herkunft der 1784 in Cádiz einlaufenden Schiffe

[Quelle der Abb.: Braudel, Fernand <1902 - 1985>: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts. -- München : Kindler. -- Bd. 2: Aufbruch zur Weltwirtschaft. -- ©1986. -- ISBN 3-463-40027-8. -- S.461. -- Originaltitel: Civilisation matérielle, économie et capitalisme XVe - XVIII siècle: Le temps du monde (1979)]

1785

José Antonio de San Alberto (OCD) (1727, El Frasno - 1804, La Plata), der neue (seit 1785) Erzbischof von La Plata (Sucre), in einem Brief an den spanischen König:

"Ya desembarcado en este mundo tan nuevo como monstruoso en todas sus facciones, me propuse llenar las obligaciones del ministerio hasta lo sumo y na aventurar treinta años de carmelita descalzo por los pocos que podía vivir de arzobispo. Por punto general, señor excelentísimo, siempre seré del dictamen de no convenir a la Religión ni al Estado que para obispos y arzobispos se elijan sujetos nacidos y criados en estas tierras; porque por muy buenos que parezcan y por acreditados que se hallen su talento y literatura, en los más de ellos son todas estas prendas muy superficiales y en los pocos que no es asi se hallan mezcladas con unas doctrinas nacionales y laxas, con una aversión o desafección natural a todo lo que es de España, que no pueden disimular sino con mucha violencia y sólo mientras logran los ascensos que les propone y facilita su ambición. En Indias no hay verdadera religión porque la de los indios es supersticiones heredadas de sus famosos gentiles incas. Las conservan en sus corazones tan terca e inviolablemente como el amor y esperanza de que han de volver a reinar. La de los criollos, aunque algo más sólida y brillante, pero no cual debe ser: santa e inmaculada, pues la mayor parte de ellos, tal vez los más visibles, que debieran ser el modelo o ejemplo de los infelices indios, la manchan y deshonran con las públicas y vergonzosas pasiones de lascivia, ira, ambición, soberbia y crueldad."

[Zitiert in: Rodriguez Rivas, Julio <1908 - >: Medicos y brujos en el Alto Perú. -- La Paz [u.a.] : Los Amigos del Libro, 1989. -- (Enciclopedia boliviana). -- ISBN 84-8370-169-3. -- S. 264f.]

1785

König Carlos III gründet im Gebäude der ehemaligen Börse (Casa Lonja) das Archivo General de Indias. In ihm werden alle Dokumente zur Neuen Welt gesammelt. [Webpräsenz: http://www.mcu.es/lab/archivos/AGI.html. -- Zugriff am 2002-03-07]


Abb.: Archivo General de Indias, Sevilla (©Corbis)

"EINE BIBLIOTHEK FÜR SCHATZSUCHER

Ein Wirbelsturm zerschlug im Jahre 1622 die spanische Galeone „Nuestra Señora de Atocha" an einem Riff vor der Küste Floridas. Das Schiff war im Konvoi mit 17 weiteren Seglern, alle mit Gold, Silber und Edelsteinen beladen, auf dem Weg von Havanna nach Spanien gewesen. Dreieinhalb Jahrhunderte später gelang es dem amerikanischen Taucher Mel Fisher, den Schatz zu heben. Wert: 400 Millionen Dollar. Fisher hatte jahrelang gesucht und mit empfindlichen Instrumenten, Metalldetektoren und Unterwassersonden, gearbeitet. Sein Erfolg beruhte aber vor allem auf einem Umstand: Es war gelungen, die Koordinaten jener Stelle exakt zu berechnen, an der sich die gesunkene Galeone befand. Zwei Experten für Paläographie, der Dechiffrierung alter Handschriften, hatten in Sevilla monatelang staubige Aktenbündel des Indienarchivs durchforstet:

Das Archivo de las Indias direkt neben der Kathedrale in der Avenida de la Constitución beherbergt den größten Teil der Dokumente des alten spanischen Imperiums. Nachdem die beiden Historiker Einschiffungspapiere, Beschreibungen von Überlebenden und die Berichte über ihre Rettung durchgesehen hatten, gab es kaum noch Zweifel, wo genau nach der „Nuestra Señora de Atocha" zu suchen war.

Die Correré de Indias, der Handelsweg nach Westindien, die goldene Route des Kolonialimperiums der kastilischen Krone, ist ein wahrer Schiffsfriedhof. Hunderte, vielleicht Tausende von Galeonen - viele vermutlich voller Edelmetalle -, ruhen auf dem Meeresgrund. Allein zwischen 1503 und 1560 wurden etwa 16000 Tonnen Silber im Hafen von Sevilla gelöscht, dem Eingangstor für Güter aus der Neuen Welt. Eine enorme Menge, dennoch nur ein Teil dessen, was tatsächlich in Amerika geladen worden war. In den ersten zwölf Jahren, die im Indienarchiv dokumentiert sind, liefen in Übersee 391 mit Edelmetallen beladene Schiffe in Richtung Andalusien aus, aber nur 269 erreichten ihr Ziel.

Natürlich dachte noch niemand daran, versunkene Schätze zu heben, als der von der Aufklärung beeinflusste König Karl III. im Jahre 1781 die Gründung des Indienarchivs in Sevilla veranlasste. Noch gab es für die königliehen Schatzkammern und die Finanzierung der Expansionsabenteuer des Imperiums genug Gold und Silber aus den Kolonien. Karls Sorgen waren anderer Art: Zwei Bücher, die das spanische System der Ausbeutung Amerikas verurteilten - eines von dem Franzosen Guillaume Raynal, das andere von dem schottischen Geschichtsschreiber William Robertson - begannen dem spanischen Ansehen und der königlichen Politik zu schaden. Um der Wirkung der sogenannten Schwarzen Legende zu begegnen, beauftragte Karl III. den Kosmographen Juan Bautista Muñoz mit der Ausarbeitung einer „Geschichte der Neuen Welt", die diese Vorwürfe widerlegen sollte. Die beschwerliche Suche des Historikers nach Dokumenten, die über die gesamten spanischen Territorien verstreut waren, führte dann dazu, alle die Überseekolonien betreffenden Schriftstücke an einem Ort zu sammeln.

Das Gebäude, das für die Lagerung von tausenden von Verwaltungsakten, Seefahrtskarten und Landkarten ausgewählt wurde, war seit 1598 Sitz der Lonja de Contratación, einer Art Warenbörse und gleichermaßen Treffpunkt der im Überseehandel tätigen Sevillaner Kaufleute. Hier schlössen Schiffsführer, Wein- und Ölexporteure ihre Verträge, ließen sich arbeitslose Seeleute anheuern, schifften sich Missionare in die Neue Welt ein.

Später, als die Bedeutung Sevillas und des Hafens für den Handel mit Westindien abgenommen und sich die Lonja aufgelöst hatte, zog unter der Leitung des Sevillaner Malers Bartolomé Esteban Murillo die öffentliche Akademie für Malerei in das Gebäude, das Juan de Herrera im Auftrag Philipps II. entworfen hatte (er war auch der Architekt des Escorial). Im hellen Innenhof lernten die Schüler Murillos, jene Immaculatas mit rosigen Wangen und blauem Umhang zu malen, die den Meister zum Lieblingskünstler des Hofes und der Kurie gemacht hatten.

Das hier seit 1785 untergebrachte Indienarchiv - wahrscheinlich das umfangreichste Kolonialarchiv der Welt - beherbergt die meisten Dokumente der spanischen Bürokratie aus der Zeit zwischen 1492 und 1898, aus den vier Jahrhunderten jenes Imperiums, 'in dem die Sonne niemals unterging'. Neben Einschiffungspapieren, Sklavenregistern und Protokollen von Schiffsunglücken findet sich zum Beispiel auch das Testament Júan Sebastián Elcanos, des ersten Mannes, der den Planeten umrundete, indem er dem Lauf der Sonne folgte. Auch eine Eingabe, mit der sich der Schriftsteller Miguel de Cervantes Saavedra, der Autor des 'Don Quijote', um eine Anstellung in den Kolonien bewarb, ist hier zu sehen. Ebenso das Original
des Vertrages von Tordesillas, in dem die Könige von Spanien und Portugal 1494 die Neue Welt unter sich aufteilten.

Etwa 7000 Landkarten, Stadtpläne und Zeichnungen sowie insgesamt 90 Millionen Seiten Handschriften, die in 43.000 Aktenbündeln geordnet sind, füllen die Regale aus amerikanischen Edelhölzern, die sich unter den Gewölben und dem Täfelwerk des gewaltigen manieristischen Bauwerks auf einer Länge von insgesamt neun Kilometern aneinanderreihen.

Gegenwärtig kann nur ein Teil des Gebäudes besichtigt werden. Über eine eindrucksvolle Marmortreppe gelangt man zu einer mit schönen Täfelungen geschmückten Galerie des oberen Stockwerks, Bilder und Stiche sind auf hölzernen Schreibpulten präsentiert. Für den Zugang zu allen weiteren Beständen des Archivs muss der Besucher einen Universitätsabschluss in einer geisteswissenschaftlichen Disziplin nachweisen. Dann darf er in die Lesesäle, zu einigen hundert Forschern, die im Jahre 1989 zum Beispiel 72.368 Aktenbündel und 4882 Landkarten einsahen, um Aufschluss zu gewinnen, was im vergangenen halben Jahrtausend die Gemüter in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kunst, Seefahrt, Fauna, Flora und Lebensart bewegt hat.

In Kürze wird die Forschungsarbeit im Indienarchiv einfacher sein. Dann wird man ein Drittel der gelagerten Dokumente per Computer erfasst haben, wird die langwierige Suche nach Manuskripten und Karten der Vergangenheit angehören. Kosten des Datenverarbeitungsprogramms: eine Milliarde Peseten. Auch Schatzsucher wie Mel Fisher werden dann leichter Hinweise finden, die sie zu jenen mit Gold gefüllten Schiffen hinabführen können, die immer noch auf dem Meeresgrund ruhen."

[Barbadillo, Pedro. -- In: Andalusien. -- (Merian. -- 43 (1990). -- Heft 12. -- S. 136f. -- ISBN 3-455-29012-4]

1786


Abb.: Allegorie Hispanoamerikas, Vignette eines Buchs zur Unterweisung von Regierungsbeamten, Madrid 1786

1786

San Alberto, José Antonio de <OCD> <Erzbischof von La Plata> <1727, El Frasno - 1804, La Plata>: Catecismo real. -- Madrid : Doblado, 1786. -- 129 S.

"Pregunta:: ¿Quién es superior al Rey?
Respuesta:: Sólo Dios en lo civil y temporal de su Reyno.

P:: ¿El Rey está sujeto al pueblo?
R: No, que esto sería sujetar la cabeza a los pies.

P: ¿Pues cómo dice Dios que en la multitud del pueblo consiste la dignidad del Rey?
R: Porque su gloria es mayor cuanto su pueblo es más numeroso.

P: ¿Cuáles son los empleos de un Rey?
R: Cuatro principales que están comprendidos en otros muchos.

P: ¿Cuál es el primero?
R: Gobernar el Reyno con justicia y equidad.

P: ¿Cuál es el segundo?
R: Sostener los derechos de su corona.

P: ¿Cuál es el tercero?
R: Defender el Reyno de sus enemigos.

P: ¿Cuál es el quarto?
R: Defender al pobre, al huérfano y a la viuda contra la violencia de los poderosos.

P: Según esto, toda la superioridad del Rey cede en favor de los vasallos.
R: Así es y por eso deben venerarlo y sostenerlo".

[Zitat in: Francovich Salazar, Guillermo <1901,Sucre  - 1990, Rio de Janeiro>: La filosofia en Bolivia. -- 3. ed. -- La Paz : Juventud, 1987. -- Depósito legal 4-1-261/87. -- S. 41f.]

1786 - 1798

Alcedo, Antonio de <1735-1812>: Diccionario geográfico-historico de las Indias Occidentales ó America : es á saber, de los reynos del Perú, Nueva España, Tierra Firme, Chile y Nuevo Reyno de Grenada ...  -- Madrid : Benito Cano, 1786-1789. -- 5 Bde. -- [Dieses Werk wurde von den Spaniern als so wichtig angesehen, dass der freie Verkauf und der Export verboten wurde, was aber seine Verbreitung eher förderte. 1812 bis 1815 erschien in London eine englische Übersetzung: Alcedo, Antonio de <1736-1812>: The geographical and historical dictionary of America and the West Indies, Containing an entire translation of the Spanish work of Colonel Don Antonio de Alcedo ... with large additions and compilations from modern voyages and travels, and from original and authentic information. By G.A. Thompson ...  -- London : J. Carpenter, 1812-1815. -- 5 Bde.

Als Beispiel diene der Artikel über Moxos:

"MOXOS. Provincia y País dilatado del Reyno del Perú: confina por el N. con la Santa Cruz de la Sierra y río Iténez o Guaporé, al S.E. mediando muchos bosques, tiene la de los Indios Chiquitos, al S. O. corre la Cordillera, detrás de la cual está la Provincia de Cochabamba, por el O. Con las Misiones de Apolabamba mediando el río Beni, según su graduación, que es de 11° gr. 17° min. de lat. y de 305° a 311° gr. de long.: tiene más de 120 leguas de largo N.S., y casi otras tantas de ancho E.O., aunque caminadas llegan a 180 por los rodeos y dificultades de los caminos: báñanla tres ríos caudalosos además de otros menos considerables: el primero es el Mamoré que nace en la cordillera y divide esta Provincia de la de Cochabamba, el segundo el Iténez que también llaman Guaporé, y el tercero el Beni hacia la parte occidental: el temperamento es cálido y húmedo por los muchos bosques y ríos que tiene, los cuales forman innumerables lagunas y pantanos, especialmente en tiempo de lluvias, que empiezan por Octubre, suelen durar hasta Mayo, en que son tan grandes las inundaciones que en muchas partes no se ve más que las copas de los árboles, siendo preciso entonces comunicarse de unos Pueblos otros en balsas, navegando a veces uno y dos días sin hallar tierra en que poner el pie: en esta estación enflaquecen los ganados por falta de pasto y mueren muchos y esta grande humedad junta a los fuertes calores que por falta de ventilación se experimenta, existe tal putrefacción en las aguas detenidas, que casi todos los años se levantan unas epidemias, tan fatales, que a veces han destruido Pueblos enteros, como sucedió con San Luis Gonzaga, San Pablo y San Miguel, que ya no existen, y a no ser por la fecundidad de las mujeres y por las reclutas que de Indios bárbaros han hecho los Misioneros, apenas hubiera Población: el terreno es tan ingrato para pan y vino como fecundo en aquellas plantas y frutos que piden mucho calor y humedad como maíz, cañas dulces, yucas o mandioca, arroz, camotes, plátanos, ajíes verdes, maní, etc.: en algunos Pueblos hacen muy buenas cosechas de cacao, y en todos de algodón; el grano del primero es tan grueso, tierno y mantecoso, que el chocolate que se hace de él es de muy exquisito sabor y nutritivo, pero tiene el defecto de enrranciarse si se guarda mucho tiempo, como sucede a todo lo que es muy oloroso: en los bosques se hallan muchos árboles, cuyas maderas o frutos son estimables como guayacanes, canelos, marías, de que se saca el azeyte de este nombre quinaquina, cuya semilla es muy fragante al quemarla, cedros, palmas, tajibos, almendros diferentes de los de Europa, copaibos, dragos, vainillas y otros: en los troncos fabrican cera muchas especies de abejas, unas blancas, otras amarillas, y en los hormigueros otras de color pardo, que es menos apreciable: se crían muchos animales silvestres, tigres, antas, venados, conejos, jabalíes y osos hormigueros, llamados así, porque con el hocico que es muy largo, sacan y comen millares de hormigas y no tienen otra defensa que sus uñas que son puñales y cuando riñen con un tigre es lo regular quedar muertos ambos, porque el oso se abraza con él y metiéndole las uñas por detrás hasta el corazón y entrañas mientras el tigre le desbarata con sus dientes la cara y cabeza: también hay culebras muy grandes que llaman boas, de cascabel, víboras, arañas pequeñas y grandes, alacranes, chinches que vuelan, mosquitos, jejenes, hormigas muy gruesas y fieras, murciélagos de un tamaño extraordinario y otras infinitas sabandijas venenosas, muchas aves conocidas y parleras y otras de canto muy rara: y en los ríos y lagunas abundancia de buen pescado, caimanes, rayas, palometas y toninas o delfines, que los Indios matan a flechazos: divídese esta Provincia en tres Partidos que son Moxos, Baures y Pampas; el primero consta de seis Pueblos a una y otra banda del río Mamoré con los nombres de:

  • Loreto 
  • S. Xavier 
  • La Exaltación 
  • Trinidad 
  • S. Pedro 
  • Santa Ana

El segundo de otros seis a la parte Oriental del mismo río llamados

  • Magdalena 
  • S. Joaq 
  • S. Nicolás 

Y el tercero tres, que son:

  • S. Ignacio 
  • S. Francisco de Borja
  • Los Stos. Reyes 

En todos los cuales hay 22 Indios de las Naciones:

  • Moxos 
  • Rotoroños 
  • Mayacamas
  • Tapacuras 
  • Mures
  • Tibois
  • Bolepas 
  • Erirumas 
  • Nairas
  • Coriciaras 
  • Canicianas 
  • Norris
  • Baures 
  • Pechucos 
  • Pacarabas
  • Itonamas 
  • Sapis 
  • Pacanabos
  • Heriboconos 
  • Cayubabas 
  • Sinabus
  • Meques 
  • Canacures 
  • Cuizaras
  • Boyomas 
  • Ocoronos 
  • Cabinas
  • Huarayos 
  • Chúmanos

Que eran antes como manadas de fieras con apariencias de hombres: vivían sin muestra de Religión ni culto y sólo temían al demonio y al tigre a quien adoraban; algunos se erigían en sacerdotes, hechiceros y médicos, sin más conocimiento en enfermedades y remedios que chupar la parte enferma: hacían creer a los demás mil mentiras monstruosas como reveladas del demonio para que multiplicasen las ofrendas: sus adoratorios eran unas tristes y mal formadas chozas con el despreciable adorno de tutumas, mates, plumas, arcos, flechas y adargas que servían de altar, destinados más que para acto de Religión para emborracharse por muchos días con chicha de maíz y yuca podrida, siendo siempre funestas las resultas de sus solemnidades; porque apoderados del furor echaban mano a las armas, matándose bárbaramente y como no tenían concomiendo de la sociedad humana, se veían privados de todos los bienes que facilita, nunca se unían para procurarse comodidades, cada uno era dueño despótico de su familia: sin conocer cabeza alguna en lo político: en sus guerras, movidas por motivos bien leves, si reconocían Comandante por algún tiempo era el más furiosos, pero empezada la acción cada uno mandaba en ella; tan presto avanzaban como se retiraban y si en la violencia de aquel conseguían la victoria, abusaban de ella tan cruel y bárbaramente que se comían los muertos y los prisioneros, atormentando a éstos inhumanamente: aun la sociedad de el matrimonio no llegaba nunca a ser vínculo entre ellos, pues al menor disgusto sucedía el repudio y muchos tenían multitud de mujeres, pero nada era más desordenado que la crianza de sus hijos; el padre, respecto de estos era un esclavo, viviendo los hijos apartados enteramente de todos aquellos sentimientos de veneración y respeto que vinculó la luz de la razón en todo viviente, pero al mismo tiempo los padres condescendían en sus mayores desórdenes, sin que los más criminales de poner en ellos las manos tuviese el menor castigo; cuando por viejos eran más acreedores a el respeto y veneración, con suma insolencia les daban la muerte, porque ya no les podían servir, haciendo lo mismo con los hermanos pequeños que sobrevivían a sus padres para evitarles según decían las miserias de la orfandad: finalmente, apenas se puede imaginar abominación alguna, embriaguez, lascivia, superstición y crueldad de la más ruda barbarie que no se viera en estos gentiles, sin saber qué cosa era virtud antes que rayase sobre ellos la luz de el Evangelio; en medio de estos había alguna diferencia de costumbres en las Naciones referidas, que expresaremos en sus artículos. Empezó a reducirse esta multitud de fieras a sociedad con dádivas, persuasiones y promesas a mitad del siglo pasado por la constancia y fatigas de los Misioneros del la extinguida Compañía y a costa de las vidas de algunos, lograron domesticarlos y hacerlos racionales y Cristianos, formando Pueblos muy capaces y regulares, eligiendo después de varias tentativas los parajes menos malos y expuestos a las inundaciones de el País: construyeron Templos magníficos, con hermosos y ricos adornos donde los días festivos se oye una música excelente de voces e instrumentos de órganos, arpas, claves, violines, violones, flautas, chirimias, etc.: el gobierno espiritual es como el las Misiones de los Indios Chiquitos: oyen Misa todos los días temprano, y después se enseña la Doctrina: concurren todos al anochecer a rezar el Rosario y oír las Pláticas: el gobierno político consta de un Gobernador que nombra el Cura el primer día de el año con dos Alcaldes, Alguaciles y Capitulares, estos cuidan que no haya desordenes públicos: visitan las chacras de los Indios para que no decaiga la labranza y tengan con que mantener su familia: hay grandes vacadas en los potreros para proveerse de carne y son del común: los delincuentes se castigan después que el Cura les ha hecho reconocer la gravedad del delito con el número de azotes y otras penas que el mismo señala y al obstinado e incorregible se le echa del Pueblo: cada Indio desde que se casa tiene obligación de formar su chacra o hacienda, donde entre los frutos cultiva algodón para vestir su familia. La chacra del Cura es grande y la labra el común: su producto es para la manutención de él y de todos los oficios mecánicos que trabajan en sus oficinas dentro de la casa del Cura; en ella se fabrica azúcar, se beneficia la cera que se recoge en los bosques, se hace chocolate, tejidos de algodón muy finos, sobremesas, manteles, servilletas, toallas y otras telas primorosas y de estimación, mucho de esto se lleva por dirección de los Curas a vender a las Provincias de afuera y con su producto se compran todas las cosas necesarias de que carecen y entre ellas sal que no tienen. En esta Provincia andan mejor vestidos que en otras, los Indios se ven muchos con chupas y calzones de pañetes y algunos de seda, especialmente los Maestros de artes mecánicas y liberales, que hay excelente; en algunos Pueblos no sólo hay músicos sino compositores y algunos son tan hábiles que imitan cuanto ven, pero es raro el que sabe escribir y sin embargo se ha visto un Breviario hecho de pluma por uno de ellos que no se distinguía del impreso. Las armas comunes de estos Indios son el arco y flechas y en la entrada que hicieron las tropas Españolas en los años de 1762 a 1766 a desalojar a los Portugueses de la estacada que habían hecho al otro lado del río Iténez cerca del Pueblo de Santa Rosa, se acostumbraron a las armas de fuego, ayudaron mucho por ser contra los Portugueses de quienes han recibido muchos daños, cautivándolos para el trabajo de sus minas de Cuyaba y Matogroso y los llaman Certanistas: conquistó esta Provincia y la unió al Imperio del Perú el Inca Yupanqui XI Emperador."

[Zitiert in: Paz, Ramiro V. : Dominio amazónico. -- La Paz : Plural, 1999. -- ISBN 84-89891-56-7. -- S. 98 - 103]

1786

In den Yungas von La Paz existieren auf ca. 9.000 km² 345 Haziendas, deren wichtigstes Produkt Kokablätter ist.


1788 - 1808

Carlos IV (1748 - 1819) ist spanischer König. Wird 1808 von Napoleon I zur Abdankung zugunsten seines Sohnes Fernando VII gezwungen.


Abb.: Francisco de Goya y Lucientes <1776 - 1828>: Carlos IV im Kreise seiner Familie (Ausschnitt), 1800-1801


1788-12

Die 15 Personen umfassende sächsische Bergbaukommission des Barons Fuerchtegott Leberecht von Nordenflycht (1752, Mitau - 1815, Madrid) trifft in Potosí ein. Sie wurde 1786 von der spanische Krone verpflichtet, das Berg- und Hüttenwesen in Alto Perú zu verbessern.

"Die 15 Personen umfassende »sächsische« Kommission des Barons Fuerchtegott Leberecht (span. Timoteo) von Nordenflycht (1752-1815), die zur Hebung des Berg- und Hüttenwesens in Peru von der spanischen Krone im Jahre 1786 verpflichtet wurde, dürfte die erste geordnete, wenn auch vorübergehende Einwanderung Deutscher nach Peru gewesen sein. Die Gruppe war mit königlichen Garantien hinsichtlich Religionsausübung, Pensionsansprüchen, Spesengeldern und materieller Hilfe in Peru versehen. Über die Zusammensetzung dieser Kommission, die gemeinsam am 18. Oktober 1788 von Buenos Aires nach Peru aufbrach, gibt der am 16. August 1788 vom General-Superintendenten von Buenos Aires ausgestellte und an den Intendenten und Statthalter von Puno gerichtete Schutz- und Geleitbrief genaue Auskunft. Der an der Bergakademie von Freiberg ausgebildete von Nordenflycht landete im Oktober 1788 in Buenos Aires. Von hier aus begab sich die Expedition auf dem fast 3000 km langen Landweg nach Peru. Nach zweimonatiger Reise erreichte man Potosí im damaligen Hochperu, dem heutigen Bolivien Da von Nordenflycht noch längere Zeit mit der Fertigstellung von Hüttenanlagen beschäftigt war, reiste Anton Zacharias Helms (1750-1801) mit seiner Familie und fünf Bergknappen am 30. Januar 1790 über Cuzco nach Lima, wo er im April 1790 anlangte. Die abenteuerliche Reise hielt Helms in einem Buch fest: »Tagebuch einer Reise durch Peru, von Buenos Aires an dem großen Plataflusse über Potosí nach Lima, der Hauptstadt des Königreiches Peru« (Dresden 1798). Einige Wochen später siedelte Helms mit seiner Gruppe nach dem Quecksilberbergwerksort Huancavelica über, wo er am 6. Mai 1790 ankam. Ein halbes Jahr später, am 7. Dezember 1790, traf von Nordenflycht mit den übrigen Mitgliedern der Kommission in Lima ein. Auf der Reise von Potosí nach Lima wurde Huancavelica berührt, wo man am 30. Oktober 1790 eintraf. Nach seiner Ankunft in Lima richtete sich von Nordenflycht im Paseo de Aguas im Rimacbezirk ein Mineralogisches Laboratorium ein, aus dem später die erste Bergbauschule Perus, Esquela de Mineralogía, hervorging. Helms fiel die weitere Aufgabe zu, den Bergbaubezirk von Cerro de Pasco auf Verbesserungsmöglichkeiten zu untersuchen. Am 14. Januar 1791 verließ Helms mit seiner Familie Huancavelica. In Cerro de Pasco war er von Ende Februar bis zum 5. November 1791 mit der Verbesserung der metallurgischen Methoden tätig. Dann wirkte er in Cajatambo und Bellavista. Aus gesundheitlichen Gründen gab er seine peruanische Stellung auf und segelte Ende 1792 via Kap Hoorn nach Spanien zurück, wo er 1793 ankam. Er starb 1801 in Wien.

Von Nordenflycht sah sich während der zwei Jahrzehnte seines Wirkens in Peru, nicht zuletzt wegen Rechtsstreitigkeiten mit Micaela Villegas, der berühmt-berüchtigten Mätresse des Vizekönigs, immer wieder auf beruflichem Gebiet und im privaten Leben Angriffen ausgesetzt. 1803 wurde er sogar wegen Lesens von »schlechten Büchern« vor das Inquisitionsgericht geladen. Die Tätigkeit der deutschen Bergbaukommission wurde durch königliche Verfügung vom 22. Dezember 1811 als beendet erklärt. Von Nordenflycht begab sich nach Europa zurück, wo er in Madrid 1815 im Alter von 58 Jahren starb."

[Petersen, Georg <1898 - >; Fröschle, Hartmut <1937 - >. -- In: Die Deutschen in Lateinamerika : Schicksal und Leistung / hrsgg. von Hartmut Fröschle. -- Tübingen [u.a.] : Erdmann, ©1979. -- ISBN 3-7711-0293-6. -- S. 699f.]

1789


Abb.: Karte der Ethnien und Gruppen des Gran Chaco, 1789

[Bildvorlage: Ortiz Lema, Edgar <1935 - >: Los mataco noctenes de Bolivia. -- Cochabamba [u.a.] : Los Amigos del Libro, 1986. -- (Enciclopedia Boliviana). -- Depósito legal 2-1-278-86.-- S. 45f.]

1789

Campillo y Cosío, José del <1693-1743>: Nuevo sistema de gobierno económico para la América : con los males y daños que le causa el que hoy tiene, de los que participa copiosamente España; y remedios universales para que la primera tenga considerables ventajas, y la segunda mayores intereses. --  Madrid : Cano, 1789.  -- 317 S.

»Angesichts derart hoher Abgaben und derart restriktiver Frachtkontingente und anderer störender Behinderungen kann ohne Übertreibung gesagt werden, dass wir den Fabrikanten in Spanien die Tür nach Westindien verschlossen und alle anderen Nationen aufgefordert haben, die spanischen Kolonien mit diesen Waren zu versorgen, da ihnen jeder Hafen der 67 000 Kilometer langen Küste offensteht und jene Provinzen schließlich von irgendwoher versorgt werden müssen.«

[Zitat in: Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. -- 683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 54. -- Originalausgabe: Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

1789

Helms, Anton Zacharias <1750, Hamburg - 1801, Wien>: Tagebuch einer Reise durch Peru, von Buenos-Ayres an dem großen Plataflusse, über Potosi nach Lima, der Hauptstadt des Königreichs Peru / vom Königlich-spanischen Hüttendirektor Anton Zacharias Helms. -- Dresden : Waltherische Hofbuchhandlung, 1798. -- 300 S.

"Im Jahre 1789 reiste der Krakauer Silberfachmann Zacharias Helms in spanischem Auftrag in das Minengebiet der Anden, um dort neue Schmelzöfen einzurichten und den bisherigen unrationellen Abbau einzudämmen. Sein Erfahrungsbericht wirft aufschlussreiche Schlaglichter auf die Bevölkerung. Vor allem enthält er nicht das negative Urteil, das gemeinhin von vielen Seiten über Indianer und Indio-Mischlinge gefällt wurde.

»Im Grunde sind die Indios die arbeitsamste Klasse im Volke«, schreibt Helms in seinem Bericht. »Der Arbeit dieser geduldigen Packesel verdanken wir alles Silber, das in Spanisch-Südamerika gefördert wird. Weder Europäer noch Neger sind für das Klima und die harten Arbeitsbedingungen in der Minengegend kräftig genug. Diesen gutmütigen, geduldigen Menschen gönnen ihre Arbeitgeber als Belohnung für ihre Plackerei gerade so viel, dass sie sich ein karges Mahl aus Kartoffeln und gekochtem Mais erlauben können.« Helms übt weiter scharfe Kritik: »Wenn die Spanier mehr auf das allgemeine Wohl des Landes als auf die Förderung ihres Silbers bedacht wären, dürfte es nicht schwierig sein, die Indios durch Güte und friedlichen Handelsverkehr allmählich zu nützlichen Untertanen der Krone zu erziehen, wie es einige der zivilisierten Indianerstämme schon sind.«"

[Wendt, Herbert: Kurs Südamerika : Brücke zwischen zwei Kontinenten. -- Bielefeld : Ceres, ©1958. -- S. 36. -- Dort Zitat ohne Quellennachweis]


Zu Teil 8: Von der Französischen Revolution (1789) bis zur Unabhängigkeit (1825)