Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch!

Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos!

Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02

Teil 2: Chronik Boliviens

13. Vom Bürgerkrieg (1899) bis 1909


von Margarete Payer und Alois Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - > ; Payer, Alois <1944 - >: Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch! = Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos! : Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02. -- Teil 2: Chronik Boliviens. -- 13. Vom Bürgerkrieg (1899) bis 1909. -- Fassung vom 2002-10-09. -- URL: http://www.payer.de/bolivien2/bolivien0213.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: Anlässlich des Bibliotheksseminars in La Paz vorläufig freigegeben am 2002-09-19

Überarbeitungen:

Anlass: Fortbildungssemester 2001/02

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Payer, Margarete <1942 - > ; Payer, Alois <1944 - >: Bibliothekarinnen Boliviens vereinigt euch! = Bibliotecarias de Bolivia ¡Uníos! : Berichte aus dem Fortbildungssemester 2001/02. -- Teil 2: Chronik Boliviens. . -- URL: http://www.payer.de/bolivien2/bolivien02.htm

Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library


PROGRESO
PROGRESO

Hubo un tiempo de amor contemplativo 
En que el saber, muy poco positivo, 
Confundiendo la tierra con los cielos, 
Ensalzaba las vírgenes modelos.

Y en que inspirándoles horror profundo
 La realidad prosaica de este mundo, 
Las muchachas de quince primaveras 
Se arrobaban en místicas quimeras.

Pero desde que el hombre sabio y fuerte, 
Compadecido de su incierta suerte, 
Discute con profundos pareceres 
La educación moral de las mujeres;

Desde que ha definido su destino, 
No señalándole más que un camino, 
Y ni virtud ni utilidad concilia 
Sin la maternidad en la familia;

Ya saben ellas desde muy temprano 
Que amar un ideal es sueño vano, 
Que su único negocio es buscar novio 
Y quedar solterona el peor oprobio.

Ninguna ha de quedar chasqueada hoy día 
Por elegir -- como antes sucedía --
Que hoy ocupa el lugar de la inocencia 
La prematura luz de la experiencia.

Hoy del amor, preciso es no hacer caso, 
Porque el amor es pobre y pide plazo, 
Y por salir cuanto antes del apuro 
Se acepta lo más próximo y seguro

De modo que todo hombre hoy al casarse 
Podrá con la certeza consolarse 
De que -- a no serlo suya -- siempre fuera 
Su adorada mitad de otro cualquiera.

Zamudio, Adela <1854, Cochabamba - 1928, Cochabamba>: Progreso. -- Abgedruckt in: Zamudio, Adela <1854, Cochabamba - 1928, Cochabamba>: Poesias. -- La Paz : IMPREBOL, 1993. -- Depósito legal 2-1-11-93. -- S. 138f.


Abb.: Adela Zamudio auf Geldschein, 1986

1898-12-15 bis 1899-04-22

Bürgerkrieg (Guerra Federal bzw. Revolución Federal) zwischen Liberalen und Konservativen.


Abb.: Barrikaden während des Bürgerkriegs, 1899

[Bildquelle: Rodriguez Rivaz, Julio (1908, Cochabamba - 1995, Cochabamba): Don Julio : retrato en los años cruciales de la turbulenta Bolivia 1843 - 1926. -- Cochabamba : Los Amigos del Libro, 1978. -- Depósito legal Cochabamba 35/78. -- Nach S. 278]

Der Bürgerkrieg als Krieg der Indios


Abb.: Indio-Kombattanten um Pablo Zárate Willka auf Seiten der Liberalen im Bürgerkrieg, 1899


Abb.: Pablo Zárate Willka (1871 - 1900), Aymaraführer

[Bildquelle: Antezana Salvatierra, Alejandro: Los liberales y el problema agrario de Bolivia (1899 - 1920). -- La Paz : Plural, 1996. -- (Colección historia agraria). -- Depósito legal 4-1-316-96. -- S. 31] [Bildquelle:  Baptista Gumucio, Mariano <1933, Cochabamba - >: La Paz y nacionalidad boliviana . biografía de la ciudad capitana de los Andes. -- La Paz, 1981. -- Depósito legal 147-81. -- S. 82]
 
Blei gegen Silber: Der Bürgerkrieg von 1899 als Indianer-Krieg

Nachdem der Putsch von La Paz vom 12. Dezember 1898 im Lande nur auf beschränkten Anklang stieß, fand sich für die rebellierenden Föderalisten "keine andere Alternative, als einen Indianeraufstand in Bewegung zu setzen" - in den strategisch für die Rebellen wesentlichen Gebieten von Sicasica, Omasuyos, Pacajes und Inquisivi. .

Diese kriegerische Mobilisierung der Aymarás des Zarate hat insgesamt den "Föderalisten" die Niederlage erspart. Als Regierungstruppen sich gegen die Aufständischen von La Paz in Bewegung setzen, wurden sie (wie Melgarejo 1871) von einem menschlichen Schutzwall von [[zwischen 5000 und] 40 000 Indianern um die Stadt herum konfrontiert. Dass zu diesem Zeitpunkt das militärische Losschlagen der Indianer fast des ganzen bolivianischen Hochlandes auf Initiative von Pando erfolgte, ist dokumentarisch bewiesen (wie aus den bahnbrechenden Archivforschungen von Ramiro Condarco Morales hervorgeht). Welche Zusicherungen Pando dafür den Aymarás des Pablo Zarate gemacht hat - von der sozialen Emanzipation der Indianer bis zur Einbeziehung des Zarate in Boliviens Regierung -, dafür gibt es nur Indizien. Laut dem zeitgenössischen Konsensus versprach Pando die Rückgabe ihrer Ländereien. Die persönliche Anhänglichkeit von Pando für Zarate gipfelte in dessen Gelöbnis, zu Füßen der Madonna von Copacabana für seine Gesundheit zu beten... Zarate erhielt den Rang eines Divisionsgenerals der "Föderalistischen" Armee. Seine Aymarás umschwärmten die Regierungstruppen, verhinderten deren Versorgung, deckten die Bewegungen von Pandos Soldaten ab und dienten ihnen als Kundschafter. Die Dokumentation von Ramiro Condarco bestätigt, dass ohne sie Pando kaum militärische Chancen gehabt hätte.

Entsprechend der Ausweitung des Bürgerkrieges weitete sich dieser Indianerkrieg aus - und mit der Demoralisierung der Regierungstruppen die Furcht der Stadtbevölkerung vor den Rebellen. Pando erhielt am 16. März 1899 einen vertraulichen Ratschlag: "Man muss die Indianerscharen für alles ausnutzen; danach werde ich einen Weg zeigen, um die Indianer loszuwerden." "Was für eine Moral!" Cslc3> lautet der Kommentar von Ramiro Condarco. (In einem so unterentwickelten Land wie Bolivien überlebt Moralismus in der Geschichtswissenschaft und wird nicht mit dem Prädikat "unerträglich" ... assoziiert.) So hat der Historiker von Zarate sich überhaupt nicht vor moralischen Werturteilen gescheut:

"Der Lenker der Indianer von 1898/99 hat wehr- und waffenlose Menschenmengen, durstend nach Gerechtigkeit und eines besseren Schicksals wert, in die Läufe der Kanonen ausgeschickt, nicht für die Wiedergutmachung von jahrhundertelanger Unterdrückung, sondern für die Befriedigung persönlicher, regionaler und parteilicher Ambitionen."

Da /von zwanzig Indianern nur einer Feuerwaffen führte, waren sie auf selbstmörderisches Vorstürmen in "menschlichen Lawinen" angewiesen, um den Gegner - um den Preis unermesslicher eigner Verluste - zu zwingen, sich ihren Stichwaffen zu stellen. Dies konnten sie nur während der sehr kurzen Pausen zwischen den gegnerischen Feuerstößen. Nach jeder Detonation gegnerischer Feuerwaffen mussten sie so dicht wie möglich an den Feind heranrobben, bevor der Zielwinkel des feindlichen Feuers umgestellt werden konnte. Die Waffen der Aymarás waren fast gänzlich auf Steinschleudern, Keulen und Speere beschränkt - mit nur akustischer Verstärkung durch "Pututa"-Blashörner. Laut Ramiro Condarco

"wussten die Indianer mit moralischer Kraft das zu ersetzen, was ihnen nicht ermöglicht wurde, in ihren Händen zu schwingen, im ungleichen Kampf, mit ihrer Selbstaufopferung zum Siege ihrer Anstifter beitragend, die sie ausnutzten und ... mit Undank bezahlten"

Indianische Erbitterung von Jahrhunderten entlud sich gegen das regierungstreue Regiment Sucre, rekrutiert aus unbesonnener "goldener Jugend" der nachkolonialen bolivianischen Hauptstadt dieses Namens, welches ihre Marschroute mit Körpern indianischer Guerillas markiert hatte und von Zivilisten Pferdefutter requirieren wollte, die daraufhin den Aymarás halfen, das Eliteregiment niederzumachen: Zu Ayoyo wurden in der Kirche 27 Verwundete zusammen mit drei Priestern und Regierungsanhängern massakriert. Am selben 24. Januar 1899 wurde zu Umala einer der Eintreiber der Indianersteuer zerfleischt. Zwei skandinavische Bergbauingenieure erschossen sich in Corocoro inmitten einer Pogromstimmung gegen alle Spanischstämmigen, auch die in der dortigen Kirche um die Rettung ihres Lebens betenden Frauen.

Das liberale Oberkommando suchte seinen indianischen Verbündeten die erbeuteten Feuerwaffen abzunehmen, musste jedoch im Februar feststellen, dass sie nicht "völlig zu beruhigen seien" . Aber noch brauchte man die Indianer des Zarate Willka militärisch: Sie waren es, welche die Regierungstruppen bis Oruro hinein verfolgten und dort belagern helfen sollten.


Abb.: Indiokämpfer auf Seiten der Liberalen, Oruro, 1899-04-13

[Bildquelle: Antezana Salvatierra, Alejandro: Los liberales y el problema agrario de Bolivia (1899 - 1920). -- La Paz : Plural, 1996. -- (Colección historia agraria). -- Depósito legal 4-1-316-96. -- S. 31]

Trotzdem misshandelten die liberalen Truppen in Mohoza nicht nur Indianer, um Requirierungen zu erzwingen. Daraufhin verweigerten zu Mohoza die Aymarás Pando den Gehorsam: Sie unterstanden ausschließlich Zarate, dem Willka. Und eine Aymara-Ratsversammlung beschloss, einen Werber niederzumachen. Auf überhebliche Willkür der (unbezahltes indianisches Vieh schlachtenden) liberalen Soldateska hin ging dort der Bürgerkrieg in einen Rassenkrieg über.

Mit Hochrufen auf den Willka wurden die liberalen Aufständischen von ihren Aymara-Hilfstruppen erst angegriffen und dann veranlasst, sich entwaffnen zu lassen. Nachdem letztere als Gleichberechtigungsnachweis ihnen "indianische" Beinkleider aus Flanell auf zwangen, zerrten in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1899 die Aymarás 120 Soldaten aus der Kirche von Mohoza heraus und ermordeten sie - wie auch die Familie eines Gutsherrn. Mehrere Haciendas wurden verwüstet. Den diese Aymarás anführenden Lorenzo Ramírez beförderte Zarate, der Willka, zum General.

Die letzterem nunmehr zugeschriebenen Aktionen zur "Ausrottung der Weißen" waren jedoch keineswegs von allen Aymara-Gruppen mitgetragen. Besonders galt dies für jene von Umala, Rivalen des Zarate, die das mit seiner Hilfe eingenommene Oruro vor ihm schützen sollten. Andererseits erhielt Zarate Ergebenheitsbezeugungen auch weit entfernter Aymara-Ayllus, "seinen Befehlen gehorchend, in Unterwürfigkeit ohne Einwände; auch Blonde und Hellhäutige huldigten ihm in Indianertracht. Kein eingeborener Einwohner hat seit den Anfängen der Republik solche moralische Autorität erreicht". Von ihm erwarteten die Indianer die Wiedergewinnung ihres durch Haciendas absorbierten Kommunallandes, bei Gutsherrn Panik verbreitend. Laut einer mündlichen Überlieferung hat er am 25. März 1899, als seine Indianer Caracollo einnahmen und die Konservativen wie überhaupt Weißen auf die Plaza zerrten (während ihre Frauen und Kinder um Gnade flehten), diese Gefangenen freigelassen. Und noch am 10. April ließ Pando in der Entscheidungsschlacht bei Crucero seine
Vorhut durch Zarate bilden, auch durch Lorenzo Ramírez, dessen Unterführer bei den indianischen Mordtaten von Mohoza.

Nach diesem gemeinsamen Sieg zog Pando in Oruro ein und am 13. April auch die Aymara-Partisanen von Zarate, dem Willka. Letzterer quartierte sich im Präfekturpalast ein."

[Sarkisyanz, Manuel <1923 - >: Kollasuyo : indianische Geschichte der Republik Bolivien. -- Idstein : Schulz-Kirchner, ©1993. -- 683 S. -- (Propheten des indianischen Aufbruchs ; [2]). -- ISBN 3-8248-0076-4. -- S. 80 - 84]

1899


Abb.: Einwohner von Sucre. -- 1899

[Bildquelle: Enciclopedia de Bolivia / Carlos Gispert ... -- Barcelona : Oceano, ©2000. -- ISBN 84-494-1428-8. -- S. 482]

1899

Jaimes Freyre, Ricardo <1866, Peru - 1933, Argentinien>: Castalia bárbara. -- 1899. -- [Gedichte]

"Jaimes Freyre, Ricardo
* 12..5.1868 in Tacna (Peru) als Sohn des bolivianisch Konsuls und Schriftstellers Julio Lucas Jaimes, 24.4.1933 in Buenos Aires. 1894 gründete er mit R. Dario in Buenos Aires die für den Modernismus bedeutende Revista de America. Ab 1900 lehrte er 20 Jahre lang Philosophie und Literatur in Tucumán. Danach war er bolivianisch Botschafter u.a. in Chile und den USA. 1927 legte er das Amt aus Protest nieder. Jaimes Freyres erster Gedichtband Castalia bárbara (1899) gilt neben R. Darios Prosas profanas und L. Lugones' Las montañas de oro als eins der repräsentativsten Werke des frühen Modernismus. Musikalität der Sprache, Gewähltheit und Suggestivkraft des Ausdrucks, Vielfalt der Metren und Rhythmen erfüllten das neue ästhetische Programm. Thematisch greift Jaimes Freyre auf die skandinavische und germanische Mythologie zurück. Er gibt jedoch dieser Motivwelt einen persönlichen Sinn, gestaltet sie um zu einer Metaphysik der Träume und Mysterien, der das lyrische Ich in einer Mischung aus Priestertum und Weltschmerz dient. Mit der Gedichtsammlung Los sueños son vida (1917) wird der beschrittene Weg fortgesetzt. Neu hinzugekommen sind Stoffe aus der griechischen Mythologie sowie eine Hymne auf das revolutionäre Russland. Zu seinen wichtigsten weiteren Werken zählen die wissenschaftlich fundierte und noch immer gültige Studie zu Prosodie und Metrik, Leyes de versificacion castellana (1912), und die geschichtliche Darstellung Historia del descubrimiento de Tucumán (1916). In der von ihm gegründeten Revista de Letras y Ciencias Sociales veröffentlichte er einige Erzählungen.

Ausgaben: Poesías completas. BA 1944, La Paz 1957. — Cuentos. La Paz 1975. "

[Autorenlexikon Lateinamerika / hrsgg. von Dieter Reichardt. -- Frankfurt

: Suhrkamp, ©1992. -- ISBN 3518404857. -- S. 141. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


1899-04-10 bis 1899-10-25

Ein Militär-Triumvirat (Junta Federal) hält de facto die Präsidentschaft

  • Serapio Reyes Ortiz (1822, Coroico - 1900, La Paz)

  • Macario Pinilla Vargas (1855, La Paz - 1927, La Paz)

  • José Manuel Pando Solares (1848, Araka - 1917, Achukalla)


Abb.: Die Junta Federal de Gobierno 1899. In der Mitte Präsident Pando

[Bildquelle:  Baptista Gumucio, Mariano <1933, Cochabamba - >: La Paz y nacionalidad boliviana . biografía de la ciudad capitana de los Andes. -- La Paz, 1981. -- Depósito legal 147-81. -- S. 80]


1899-10-26 bis 1904-08-14

Mayor General José Manuel Pando Solares (1848, Araka - 1917, Achukalla) ist aufgrund der Wahl durch die Convención Nacional verfassungsgemäß Präsident


Abb.: José Manuel Pando Solares

Erster Vizepräsident ist Lucio Pérez Velasco (1854, La Paz - 1904)


Abb.: Lucio Pérez Velasco

Zweiter Vizepräsident ist Aníbal Capriles Cabrera (1854, Cochabamba - )


Abb.: Aníbal Capriles Cabrera


1900

Der -- erstmals zuverlässige -- Censo (Volkszählung) ergibt als Bevölkerung Boliviens 1,8 Mio. Einwohner.

1900


Abb.: Vornehme Gesellschaft, La Alameda. La Paz, um 1900

[Bildquelle: La Paz 450 años : 1548 - 1998 / Alcaldía Municipal de La Paz. -- La Paz. -- Tomo I. -- 1998. -- ISBN 99905-47-00-9. -- S. 129]

1900


Abb.: Díaz de Oropeza, Clovis <1932 - >: Aymara-Bäuerin, La Paz, 1900. -- 1967


Abb.: Díaz de Oropeza, Clovis <1932 - >: Chola, Potosí, Anfang 20. Jhdt. -- 1967

Bildquelle: Paredes Candia, Antonio: La chola boliviana. -- La Paz : ISLA, 1992. -- Depósito legal 4-1-59-90. -- S. 475, 479

1900


Abb.: Reklame für Coca Wine

Sears, Roebuck and Co. (USA) Consumers' Guide (1900) preist den kokainhaltigen  Peruvian Wine of Coca an:

"...sustains and refreshes both the body and brain....It may be taken at any time with perfect safety...it has been effectually proven that in the same space of time more than double the amount of work could be undergone when Peruvian Wine of Coca was used, and positively no fatigue experienced....."

[Quelle: http://cocaine.org/cocawine.htm. -- Zugriff am 2002-03-16]

1900-01-13

Die katholische Wochenzeitung El Heraldo. -- Cochabamba [erscheint von 1877 bis 1932?] macht sich über eine Meldung lustig, in der gemeldet wird, dass in Santiago de Chile die vierte Frau als Medizinerin promoviert hat:

"Cosas del siglo XX, dirá alguno de nuestros lectores; pues sí señor: pasados algunos años nada extraño será ver al bigotudo papá de familia con delantal en la cintura cuidando de los niños, de los quehaceres de la casa y de la cocina, mientras la doctora mamá vaya a calmar los dolores de algún barbudo enfermo que se muere con un cólico, y de regreso de allí entrar en el casino para, en compañía de sus colegas, empinar algunas copitas de coctail.

Todo esto será lo más natural y parece que no sin razón, puesto que desde nuestros primeros padres Adán y Eva venimos los pobres hombres majándonos los lomos para llevar algún mendrugo de pan a la familia.

Es pues ya tiempo de que descansemos: que las mujeres trabajen y se hagan médicas, abogadas; y si aún tanto quieren, pueden con la gracia y permiso de Dios y de su Santidad el Papa, llegar a ser hasta obispos."

Dem stellt der katholische Redaktor das Frauenideal gegenüber:

  1. "Velando por la prosperidad de la familia, que se mantendrá tanto mejor, cuanto más discretamente fuere administrada.
  2. Educando a los hijos, que serán miembros útiles, inútiles o perjudiciales a la sociedad, conforme a la educación y la dirección de los que fuere dada.
  3. Edificando por sus cuidados y su enseñanza el porvenir nacional, que es la fortuna pública."

[Beide Zitate in: Un siglo en Cochabamba : mirando una ciudad desde La Taquiña. -- Cochabamba : Taquiña. -- Tomo I. -- 1995. -- Depósito legal 2-1-210-95. -- S. 147]

1900-05

Bolivien bittet das Deutsche Reich um Entsendung einer deutschen Militärmission. Der Kaiser lehnt wegen der Probleme im Dreieck Peru-Chile-Bolivien ab. Ende 1900 wirbt Bolivien mit Einverständnis der deutschen Behörden vier deutsche Offiziere im Ruhestand auf privater Basis a.

Um 1900


Abb.: Deutsche in La Paz, um 1900

[Bildquelle: Mitre, Antonio: Los hilos de la memoria : ascensión y crisis de las casas commerciales alemanas en Bolivia 1900 - 1942. -- La Paz : Anthropos, 1996. -- Depósito legal 4-1-1117-96. -- Nach S. 127]

Um 1900


Abb.: Selbstdarstellung einer Großgrundbesitzerfamilie (Haciendero), Jordan (Cochabamba)


Abb.: Selbstdarstellung einer Bauernfamilie (Campesino), Jordan (Cochabamba)

[Bildquelle: Guzmán Salvatierra, Guido <1952 - >: Patrones, arrenderos y piqueros : emergencia de una estructura agraria poblacional Toca-Cliza 1860 - 1920. -- Cochabamba : J.V., 1998. -- Depósito legal 2-1-1465-98. -- S. 43f.]

Anfang 20. Jahrhundert


Abb.: Passagiere am Hafen von Guayaqui, Titikakasee, Anfang 20. Jhdt.

[Bildquelle: La Paz 450 años : 1548 - 1998 / Alcaldía Municipal de La Paz. -- La Paz. -- Tomo II. -- 1998. -- ISBN 99905-47-01-7. -- S. 157]

Anfang des 20. Jahrhunderts


Abb.: Postkarte wie sie in besseren Bordellen in La Paz an die Kunden verteilt wurden, Anfang 20. Jhdt.

[Bildquelle: Paredes Candia, Antonio: De rameras, burdeles y proxenetas : historia y tradición. -- La Paz : ISLA, 1998. -- (La vida galante en mi pais ; 1). -- Depósito legal 4-1-295-98. -- S. 14]

1901


Abb.: Hospital Landaeta, La Paz, 1901

[Bildquelle: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.127]

1901

Mortimer, W. Golden:  Peru : history of coca, "the divine plant" of the Incas; with an introductory account of the Incas, and of the Andean Indians of today. -- New York : Vail, 1901.  -- 576 S. : Ill.


Abb.: Mama Coca (nach einem Quechua-Mythos). -- Aus dem Buch von Mortimer

[Bildvorlage: Usos de la hoja de coca y salud publica / mercedes Villena Cabrera ... -- La Paz : Instituto Boliviano de Biologia de Altura, 1997. -- Depósito legal 4-1-227-97. -- S. 89]

1901

Inserat für protestantische Bibelübersetzungen:

"LIBRO IMPORTANTE

Que todos deben poseer 
Este libro contiene los escritos mas antiguos del mundo.
Presenta la única historia de la creación del mundo y todas las cosas visibles é invisibles, que sea digna dé crédito. 
La única historia auténtica de la raza humana, durante los primeros siglos de su existencia, se encuentra en este libro. 
En este libro extraordinario se contiene más antiguas muestras de poesía, y los provervios y mas santos que jamas se hayan escrito. 
Este libro nos habla del destino del hombre y su estado futuro, sacando a luz la vida y la inmortalidad. 
Es el libro en que el Creador se revela á su criatura, ofreciendo á los hombres perdidos perdón y paz, eterna. 
Nos habla de Jesu-Cristo que fue concebido por el Espíritu Santo y nació de la Virgen María, que sufrió bajo Poncio Pilatos, fue crucificado, muerto y sepultado, al tercero dia resucitó de entre los muertos y subió al cielo.

«Las Santas Escrituras» 

Nadie debe despreciar esta oportunidad de comprar un ejemplar. 
Existen libros de todo precio y calidad 

Plaza San Pedro, calle Loayza N° 31 
C.G. Bentelspacher 
Agente."

[La Reforma. -- La Paz. -- 1901. -- Zitiert in: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.142]

1901

Vaughan, Kenelem: Descubrimento de los restos del venerable P. Julian de Lizardi de la Compañia de Jesús y su tranlación de Tarija a Buenos Aires.  Con la vida del martir por Pedro Lonzano. -- Buenos Aires : Cabart, [1901]. -- 278 S.


Abb.: Titelblatt und Vortitel

"El Venerable P. Julian de Lizardi de de la Compañia de Jesús ... murió en 17 de Mayo de 1735 asacteado por los Indios del Ingre en la Misión de los Chiqitanos, á los 38 años de su edad."

1901


Abb.: Menschen in den Yungas, 1901

[Bildquelle: Mortimer, W. Golden: Peru : history of coca, "the divine plant" of the Incas;, with an introductory account of the Incas, and of the Andean Indians of to-day. -- New York : Vail, 1901. -- Abgedruckt in: Baptista Gumucio, Mariano <1933, Cochabamba - >: Los Bolivianos en la historia : su contribución en todos los campos del pensiamento y la acción. -- La Paz, 1994. -- S. 35]

1901

Der katholische Priester Demetrio Salmón über Frauenbildung in ¡No sierve para mujer!:

"La literata y doctora,
Que aparenta gran saber,
Y es tan solo una habladora:
No es buena para mujer."

[Zitat in: Las mujeres en la historia de Bolivia : imágenes y realidades del siglo XX (1900 - 1950) (Antologia) / Luís Oporto Ordoñez. -- La Paz : Anthropos, 2001. -- Depósito legal 4-1-1654-00. -- S. 92]

1901

Spillmann, Joseph <SJ> <1842 - 1905>: Das Fronleichnamsfest der Chiquiten : ein Bild aus den alten Missionen Südamerikas. -- Freiburg i. Br. : Herder, 1901. -- 96 S. : Ill. -- (Aus fernen Landen ; 17. Bändchen)

"«Das Fronleichnamsfest der Chiquiten. Ein Bild aus den alten Missionen Südamerikas. Von Joseph Spillmann S. J.» Ein Kinderbüchlein mit einer Erzählung von Spillmann über die Ausweisung von Martin Schmid aus Chiquitos; historisch nicht gerade stichhaltig, aber erbaulich. Die Hauptperson ist ein Knabe, der Neffe des mit der Austreibung beauftragten Offiziers; er verachtet die Jesuiten, weil er vom Kolleg verwiesen wurde, doch beschließt er am Schluss, selbst Missionar zu werden und Schmids zerstörtes Werk fortzuführen. Vom Büchlein erschienen zahlreiche, unterschiedlich illustrierte Auflagen und auch Übersetzungen auf englisch, französisch und spanisch. In Chiquitos sind noch heute mehrere spanische Exemplare erhalten."

[Martin Schmid 1694 - 1772 : Missionar, Musiker, Architekt. Ein Jesuit aus der Schweiz bei den Chiquitano-Indianern in Bolivien  Hrsg. Eckart Kühne. -- Luzern : Historisches Museum, ©1994. -- S. 131]

Die Abbildungen dieses Büchleins


Abb.: Einbandtitel

Abb.: "Wie es dem Jüngling möglich war, noch eben aus dem Sattel zu springen, hat er niemals sagen können."

Abb.: "P. Martin [Schmid] betet noch vor seinem Kruzifixe auf den Knien, da klopfte es leise am Fenster."

Abb.: "Ignacio blies das Geschoß nach kurzem Zielen kräftig in die Höhe. »Getroffen!« jubelte der Spanier."

Abb.: "Mit Tränen heiliger Rührung in den Augen segnete der Greis [P. Martin Schmid] den Knaben."

1901-03-02

Der US-Kongress beschließt eine Reihe von Forderungen an Kuba (sogenanntes Platt Amendment), die trotz kubanischen Widerstands Bestandteil der kubanischen Verfassung [!] von 1902 wurde. Erst 1934 trat dieses Amendment außer Kraft. Der Inhhalt blieb bis jetzt Leitlinie der amerikanischen Mittel- und Südamerika-Politik. Dass das Platt Amendment die Beziehungen zu Lateinamerika vergiftete, ist verständlich.

"Provided further, That in fulfillment of the declaration contained in the joint resolution approved April twentieth, eighteen hundred and ninety-eight, entitled "For the recognition of the independence of the people of Cuba, demanding that the Government of Spain relinquish its authority and government in the island of Cuba, and withdraw its land and naval forces from Cuba and Cuban waters, and directing the President of the United States to use the land and naval forces of the United States to carry these resolutions into effect," the President is hereby authorized to "leave the government and control of the island of Cuba to its people" so soon as a government shall have been established in said island under a constitution which, either as a part thereof or in an ordinance appended thereto, shall define the future relations of the United States with Cuba, substantially as follows:

I.-That the government of Cuba shall never enter into any treaty or other compact with any foreign power or powers which will impair or tend to impair the independence of Cuba, nor in any manner authorize or permit any foreign power or powers to obtain by colonization or for military or naval purposes or otherwise, lodgement in or control over any portion of said island.

II. That said government shall not assume or contract any public debt, to pay the interest upon which, and to make reasonable sinking fund provision for the ultimate discharge of which, the ordinary revenues of the island, after defraying the current expenses of government shall be inadequate.

III. That the government of Cuba consents that the United States may exercise the right to intervene for the preservation of Cuban independence, the maintenance of a government adequate for the protection of life, property, and individual liberty, and for discharging the obligations with respect to Cuba imposed by the treaty of Paris on the United States, now to be assumed and undertaken by the government of Cuba.

IV. That all Acts of the United States in Cuba during its military occupancy thereof are ratified and validated, and all lawful rights acquired thereunder shall be maintained and protected.

V. That the government of Cuba will execute, and as far as necessary extend, the plans already devised or other plans to be mutually agreed upon, for the sanitation of the cities of the island, to the end that a recurrence of epidemic and infectious diseases may be prevented, thereby assuring protection to the people and commerce of Cuba, as well as to the commerce of the southern ports of the United States and the people residing therein.

VI. That the Isle of Pines shall be omitted from the proposed constitutional boundaries of Cuba, the title thereto being left to future adjustment by treaty."

"VII. That to enable the United States to maintain the independence

of Cuba, and to protect the people thereof, as well as for its own defense, the government of Cuba will sell or lease to the United States lands necessary for coaling or naval stations at certain specified points to be agreed upon with the President of the United States."

"VIII. That by way of further assurance the government of Cuba will embody the foregoing provisions in a permanent treaty with the United States."

[Quelle: http://www.fordham.edu/halsall/mod/1901platt.html. -- Zugriff am 2002-03-14]

In Übereinstimmung mit solchen Grundsätzen unternahmen die USA in Mittelamerika folgende Anzahl von offenen militärischen Interventionen (die verdeckten militärischen Interventionen in Lateinamerika sind unzählbar und oft schwer zu beweisen):

1902 - 1903

"Kautschukkrieg" mit Brasilien um Alto Acre.

"Antes de 1902

Quizá no está demás decir algo de lo que sucedió antes de 1902, siquiera sea como un llamamiento al estudio y apreciación de incidentes que se relacionan con la administración de las Delegaciones del Noroeste.

A la muerte de mi hermano don Francisco Suarez ocurrida en febrero de 1897, liquidó la casa de negocios F. Suarez y Compañía, de Pará, de la que él era socio principal. Y para reemplazarla preferentemente en el servicio de los despachos a Europa de la goma de Suarez Hermanos e internación a Bolivia por el Amazonas de mercancías extranjeras para la misma casa Suarez, yo establecí en Para la casa de negocios R. Suarez y Compañía, y entregué la gerencia de ella al señor Luis Trueco, que había desempeñado la gerencia de la extinguida firma F. Suarez y Compañía. Luego de esto el señor Trueco, persona que se recomendaba por la seriedad y corrección de sus actos, fue nombrado cónsul general de Bolivia en Para.

Cuando el gobierno boliviano hubo de interesarse por la administración de sus territorios del Acre y Purús, diez años o más hacía que eran activamente explotados por empresas industriales brasileras, quienes vendían o exportaban los productos con sujeción a las leyes de su país. Desde la barraca Carmen, pocos tornos abajo de Bahía, rumbo Norte, todo el Acre boliviano estaba ocupado por industriales brasileros, a excepción de Amelia, barraca de mi propiedad. En la cuenca del Purús no había pobladores bolivianos. Naturalmente, la actitud del gobierno de Bolivia y de sus autoridades provocó las resistencias de las empresas de navegación cuyos barcos discurrían entre el Amazonas y el Purús, y muy principalmente de los industriales gomeros de la zona que pretendía reivindicar la Administración boliviana. Poco a poco aumentaron esas resistencias cuya eficacia se comprende con sólo ver el itinerario a seguir por los funcionarios bolivianos hasta llegar a su destino : La Paz, Buenos Aires, Para, Amazonas ; ruta imposible por extensa, lenta y cara. Sin caminos adecuados para el comercio y para el servicio de la Administración, y sin elementos suficientes de transportes y comunicaciones, era en verdad un problema llegar al Acre y al Purús por el Orton y el Tahuamanu, y peor todavía por el Abuná. El supremo gobierno así lo comprendió y prefería despachar sus empleados por el Atlántico y el Amazonas. Pero frecuentemente los empleados llegaban a Pará sin dinero para los gastos de su estancia en la ciudad y para continuar su viaje hasta el Acre, y pedían recursos al Cónsul de Bolivia, señor Trueco, quien se vió en situaciones apuradas porque no disponía sino de limitados arbitrios pecuniarios. Con el propósito de salvar estas emergencias azarosas para el gobierno de mi patria, ordené al señor Trueco que subviniera con fondos de la casa R. Suarez y Compañía a los gastos precisos para el proveimiento de los empleados bolivianos en tránsito a la frontera del Noroeste, llevando la respectiva cuenta que sería pagada por las Delegaciones interesadas. Cumplió el señor Trueco mis instrucciones. Que el gobierno de mi país precisaba este apoyo moral y pecuniario, es evidente : así lo reconocieron en aquel tiempo varios ilustres compatricios. Como sobre estos sucesos no conservo documentos, me refiero a la breve relación que hace el mismo señor Trueco en la carta que me escribe desde su residencia de Bargagli, Italia, el 4 de octubre de 1923. Transcribo en seguida esta carta donde el señor Trueco nos recuerda días angustiosos para el patriotismo y apremios que él soportó, y los soportó con lealtad de caballero."

[Suárez Callaú, Nicolás <1851, Santa Cruz - 1940, Cachuela Esperanza>: Anotaciones y documentos sobra la camapaña del Alto Acre 1902 - 1903. -- Barcelona : La Academica, 1928. -- S. 77 - 79]


Abb.: Der Expansionismus Brasiliens seit 1830

[Vorlage der Abb.: Lombardi, Cathryn L. ; Lombardi, John V. ; Stoner, K. Lynn: Latin American history : a teaching atlas. -- Madison : Univ. of Wisconsin Press, ©1983. -- ISBN 0299097145. -- S. 58. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1902

Die Bevölkerung des Departamento La Paz setzt sich ethnisch so zusammen:


Abb.: Ethnische Zusammensetzung des Departamento La Paz

[Bildquelle: Antezana Salvatierra, Alejandro: Los liberales y el problema agrario de Bolivia (1899 - 1920). -- La Paz : Plural, 1996. -- (Colección historia agraria). -- Depósito legal 4-1-316-96. -- S. 30]

1902


Abb.: Laden mit europäischer Ware, La Paz, 1902

[Bildquelle: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.199]

1902

Aus dem Geschäftsbericht der hamburgischen Reederei Kosmos:

"... so darf man allerdings nicht außer acht lassen, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis das Angebot von Dampfern und Segelschiffen mit den Bedürfnissen des Verkehrs in Einklang kommt. Bis dahin wird uns durch die minimalen Frachtsätze, der in der sogenannten »wilden Fahrt« arbeitenden Schiffe - ähnlich wie es im Berichtjahre geschehen ist — noch mancher Nachteil verursacht werden. Andererseits aber ergeben sich für die in einem regelmäßigen Betriebe arbeitenden Linien, deren Schiffe dazu besonders ausgewählt, erbaut und eingerichtet sind, und deren wohlbestellte Organisation sich bis in die entferntesten Reiseziele erstreckt, ganz wesentliche Vorteile, und solcher Vorteile erfreut sich in hohem Grade sicherlich auch unsere Gesellschaft."

[Zitiert in: Seiler, Otto J.: Südamerikafahrt : deutsche Linienschiffe nach den Ländern Lateinamerikas, der Karibik und der Westküste Nordamerikas im Wandel der Zeiten. -- 2. Aufl. -- Herford : Mittler, ©1993. -- ISBN 3-8132-0415-4. -- S. 98]

1902

Das Deutsche Reich nimmt diplomatische Beziehungen zu Bolivien auf: der Kaiserlich Deutsche Gesandte in Lima (Perú), Dr. Gustav Michahelles, wird zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister für Bolivien ernannt.

1902

Bolivien bittet wie schon 1900 das Deutsche Reich um Entsendung einer deutschen Militärmission. Der Kaiser lehnt abermals ab.

1902-09


Abb.: William Payne

Bibelstreit in Cochabamba: der Baptist William Payne (gest. 1924, Santa Cruz) vertreibt Bibeln. Der Bischof von erhebt gegen ihn Anklage, dass er gegen die Verfassung verstößt, die ausdrücklich keine Kultfreiheit für Nichtkatholiken vorsieht. Die Regierung in La Paz lehnt die Anklage ab, da Payne nur ein Bibelverkäufer sei. Der Chef der Stadt Cochabamba, Benjamín Blanco y Unzueta (1832, Cochabamba - 1902, Cochabamba) schickt daraufhin an die Regierung ein Telegramm: 

"Payne no es vendedor de biblias y no las tiene. Con apoyo de las autoridades política y judicial (Caballero y Salinas) daba en su casa funciones de rito protestante invitando por tarjeta y empezando con cantos al piano de dos mujeres a su servicio.

Recitación de salmos y blasfemas contra la sagrada escritura y la Virgen Santísima, forman el espectáculo donde acuden a distraerse colegiales y gente desocupada.

La Municipalidad recibió una solicitud de amparo de lo más selecto de señoras de esta ciudad (...).

En consecuencia la Municipalidad mandó llamar a Payne que se portó descortés y le intimó que no podía dar semejantes funciones sin autorización de la Muncipalidad, que le prohibía  darlas en adelante.

Y sin embargo esa noche volvió a dar su función consabida, con apoyo de la autoridad política, que le mandó guardias  para no ser perturbado en sus ritualidades disidentes. El Concejo hasta la fecha no ha aplicado multa alguna.

Por correo seré más largo.
Benjamín Blanco."

[Quelle: Un siglo en Cochabamba : mirando una ciudad desde La Taquiña. -- Cochabamba : Taquiña. -- Tomo I. -- 1995. -- Depósito legal 2-1-210-95. -- S. 134f.; Bildquelle: S. 138]

1902-11-29

Isaac Tamayo (1844, La Paz - 1914, La Paz) gründet den Banco Agrícola, die erste Landwirtschaftsbank Boliviens. Die Bank hat ihren Hauptsitz in La Paz und Filialen in Santa Cruz, Trinidad, Villa Bella, Sorata, Chulumani, Totora. (1913 wurde diese Bank aufgelöst).

1903


Abb.: Adela Zamudio

[Bildquelle: Ciencia y cultura : revista de la Universidad Católica Boliviana. -- N° 9 (2001-07). -- S. 176]

Zamudio, Adela <1854, Cochabamba - 1928, Cochabamba>: Quo vadis?

¿QUO VADIS?

Sola, en el ancho páramo del mundo,
Sola con mi dolor, 
En su confín, con estupor profundo 
Miro alzarse un celeste resplandor:

¡Es El! Aparición deslumbradora
De blanca y dulce faz. 
Que avanza, con la diestra protectora 
En actitud de bendición y paz.

Inclino ante El mi rostro dolorido 
Temblando de ternura y de temor, 
Y exclamo con acento conmovido:
-¿A dónde vas, Señor?

- La Roma en que tus mártires supieron 
En horribles suplicios perecer 
Es hoy lo que los cesares quisieron: 
Emporio de elegancia y de placer.

Alí está Pedro. El pescador que un día 
Predicó la pobreza y la humildad, 
Cubierto de lujosa pedrería 
Ostenta su poder y majestad.

Feroz imitador de los paganos,
El Santo Inquisidor
Ha quemado en tu nombre a sus hermanos... 
¿A dónde vas, Señor?

Allá en rus templos donde el culto impera 
¿Qué hay en el fondo? 
O lucro o vanidad. 
¡Cuan pocos son los que con fe sincera 
Te adoran en espíritu y verdad!

El mundo con tu sangre redimido, 
Veinte siglos después de tu pasión, 
Es hoy más infeliz, más pervertido, 
Más pagano que en el tiempo de Nerón.

Ante el altar de la Deidad impura, 
Huérfana de ideal, la juventud 
Contra el amor del alma se conjura 
Proclamando el placer como virtud.

Las antiguas barbaries que subsisten, 
Sólo cambian de nombre con la edad; 
La esclavitud y aun el tormento existen 
Y es mentira grosera la igualdad.

¡Siempre en la lucha oprimidos y opresores! 
De un lado, la fortuna y el poder, 
Del otro, la miseria y sus horrores; 
Y todo iniquidad... Hoy como ayer.

Hoy como ayer, los pueblos de la tierra 
Se arman para el asalto y la traición, 
Y alza triunfante el monstruo de la guerra 
Su bandera de espanto y confusión.

Ciega, fatal, la humanidad se abisma 
En los antros del vicio y del error. 
Y duda, horrorizada de sí misma...
¿A dónde vas, Señor?

[Antología de la poesía boliviana / Yolanda Bedregal. -- 4. ed. -- Cochabamba [u.a.] : Los Amigos del Libro, 1997. -- ISBN 84-8370-185-5. -- S. 88f.]

Dieses Gedicht und andere kirchenkritische sowie pädagogische Schriften von Adela Zamudio riefen heftige Proteste des Klerus und der katholischen Reaktionäre (z.B. P. Francisco Pierini Serafini OFM (1871, Italien - 1939, Sucre), dem späteren (ab 1918) Erzbischof von Cochabamba, hervor. In Folge der katholischen Hetze -- vor allem auch der Liga de las Señoras Católicas Bolivianas --  gegen Zamudio nehmen die Eltern mindestens fünfzig Schülerinnen von der Escuela Fiscal de Señoritas, die von Adela Zamudio geleitet wird, und geben sie in die von P. Pierini gegründete Clase Superior de Señoritas.


Abb.: Adela Zamudio mit den Lehrerinnen der Escuela Fiscal de Señoritas, Cochabamba

[Bildquelle: Un siglo en Cochabamba : mirando una ciudad desde La Taquiña. -- Cochabamba : Taquiña. -- Tomo I. -- 1995. -- Depósito legal 2-1-210-95. -- S. 144]

1903

Ernennung von Juan Misael Saracho (1850, Tarija - 1915, Tupiza) zum Erziehungsminister. Saracho beginnt eine durchgreifende Erziehungsreform:

Saracho

1904


Abb.: Reisen auf einer guten Bergstraße, 1904

[Bildquelle: Geddes, Charles F.: Patiño : rey del estaño. -- 2. ed. -- s.l., 1984. -- ISBN 84-499-6850-X. -- Nach S. 40]

1904


Abb.: Dampfboot Iris, das Arthur Posnansky (1873, Wien - 1946, La Paz) ab 1899 in Acre benutzte

1904

Kapital- und Warenmarkt:

COMERCIAL
PRECIOS DE METALES
Cámara de comercio 

Plata en Londres....25 1/4 
Cobre en Liberpool....55.15

CAMBIO BANCARIO 
Los bancos han fijado ayer los siguientes tipos de cambios.

BANCO NACIONAL 
Sobre Londres..... 18 1/8 
Sobre París....... 1.91

BANCO INDUSTRIAL 
Sobre Londres.....19
- La casa Bancaria E. Perou ha fijado los siguientes tipos de cambios. 
Londres........... 191/16 d
París ........... 1.99
Lima ............ 132%
Arequipa......... 132%
Mollendo ........ 131 1/2
Chile .............. 92%
Buenos Aires ... 129 id.

PRECIOS DE PLAZA

La coca se vende á los siguientes precios: 
Coca de hacienda 1a clase ... Bs. 16.80 
Coca de hacienda 2a id............ 16
id -Coroico rescate.................... 14.80
id Coripata id ........................ 14.40
id Irupana id........................ 14.-
Café de Hacienda ..................... 32 qq
id de rescate ............................. 30 «
id de rescate ............................. 30 «
Cacao de Yungas ...................... 68 «
Azúcar blanca .......................... 15 «
id granulada ............................. 14.80 «
Arroz entero ............................. 14.80 «
Id partido ................................. 18 «
Harina ..................................... 12 «
Kerosene ................................... 6 «
id rosa ...................................... 25 «
Alcohol .................................... 13 Lata
Jabón Onneto ............................13 Cajón

Acciones
Compra á Bs. 120 «El Abono de Hojas» 976 P. Aramayo y Co."

[El Comercio. -- La Paz. -- 1904. -- Zitiert in: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.257]

1904

Suche nach Kautschukzapfern:

"AVISO
5000 PICADORES PARA GOMALES

Se necesita 5000 picadores como también contratistas para Suministrar picadores para la DIGA RUBEBER COMPANY. TIRAPAYA PERÚ. Esta compañía trabajando gomales sobre el Rio Huacamayo el Rio Arena el Rio Tambopata y el Rio Madre de Dios en el Departamento de Puno, pagará a contratistas ó picadores por el mejor grado de goma, 80 soles moneda peruana por el quintal, peso español, entregado a la barraca de la compañía más adyacente.

Se llega a los gomales de la Compañía Rica Tirapaya, Perú y hay caminos carreteros y corrientes bien distribuidos con servicio directo semanal de ida y vuelta hasta los gomales.

La compañía tiene barracas y almacenes establecidos en toda la extención del camino, provistos con existencia de alimentos y abastecimientos necesarios a precios módicos.

Por abrir bastantes entradas para ocupar los picadores empleados por el contratista, el precio será de S. 20 moneda peruana, por cada entrada de la que se conose por el nombre de entrada sencilla.

Los gomales son exentos de fiebres tercianas y la Compañía da los sercicios de un médico en el caso de enfermedad ó accidente.

Ningún adelanto de dinero se hará, salvo á personas responsables, quienes pueden ofrecer garantía buena y suficiente de su capacidad en el contrato, sea por goma o picadores.

Por más pormenores ocúrrase á la

DIGA RUBBER COMPANY TIRAPAYA PERÚ ó en La Paz WH FOULHES LANZA N° 9

G, W. BOEN - Gerente"

[El Comercio. -- La Paz. -- 1904. -- Zitiert in: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.264]

1904

In La Paz wird eine eigene Deutsche Gesandtschaft errichtet (seit 1902 wurde Bolivien von Lima aus diplomatisch betreut). Erster Ministerresident mit Amtssitz in La Paz ist Baron von Brück.

1904

Mehrere russische jüdische Emigrantenfamilien verirren sich und ziehen versehentlich nach Bolivien.

1904

Gründung der Vereinigung von "radicales-socialistas" Sociedad Augustín Aspiazu (benannt nach dem Gelehrten,  Politiker und Verteidiger der Meinungsfreiheit Augustín Aspiazu <1826 - 1897>).


Abb.: Vortragsankündigung der Sociedad Augustín Aspiazu, La Paz

[Quelle der Abb.:  Lora, Guillermo <1922 - >: Historia del movimento obrero boliviano. -- La Paz [u.a.] : Los Amigod del Libro. -- Tomo 2: 1900 - 1923. -- 1969. -- (Enciclopedia Boliviana). -- S. 44]

1904

Diplomatische Vertretung des Deutschen Reichs in La Paz.

1904

Vorschlag, in der deutschen Wehrmacht das Kokakauen einzuführen:

Vacano, Max Josef von: Eine Beigabe zum eisernen Bestand. -- In: Militär-Wochenblatt : unabhängige Zeitschrift für die deutsche Wehrmacht. -- Berlin : Mittler. -- 1904. -- Nr. 59:

"Die Kriegsvorbereitungen Argentiniens führten mich im Jahre 1898 nach den zu der Hochebene von Atacama hinaufführenden Calchaqui-tälern. Die Bevölkerung und mithin auch die Dienstpflichtigen setzen sich fast aus lauter, allerdings „zahmen" Indianern zusammen. Dort lernte ich zum ersten Male praktisch die Eigenschaften der Coca kennen. Dort, wie auch hier in Bolivien, wird dieses Blatt von den Indianern in großen Mengen konsumiert.

In dem kleinen Städtchen Cachi, wo ich mich zeitweilig aufhielt, waren zwei Infanteriebataillone konzentriert. Da wir unbeschränkte Vollmacht hatten, beorderte ich schon in den ersten Tagen 200 Mann des nicht eingezogenen Landsturmes zu Arbeiten auf Exerzierplatz und Scheibenstand.

Nachdem der Ansturm der einigermaßen verzweifelten Gutsbesitzer abgeschlagen war, verhandelte ich mit den Leuten über das ihnen zu liefernde Essen. Gehalt gab es nicht. Ich war sehr erstaunt, als man mich bat, statt des Essens einige „Tambores" (so nach der Verpackung genannt) Coca zu spenden. Wo wollten die Leute bei diesem nach meiner Ansicht mindestens überflüssigen Bedarfsartikel die Kraft zur Arbeit hernehmen? Ich wurde aber bald durch meinen liebenswürdigen Quartierwirt, einen hochgebildeten alten Herrn, der dort schon jahrelang in der Einsamkeit eines weltverlorenen Städtchens lebte, eines Besseren belehrt.

Ich gab also den Leuten ihre Coca, und habe es nicht bereut. Die Arbeiter kauten den ganzen Tag, und in etwa vierzehn Tagen hatte ich meinen Exerzierplatz und Scheibenstand. Was genossen diese Indianer mittlerweile an Speisen? So gut wie gar nichts, da sie auf ihren kärglichen Lohn verzichten mussten und ich nicht über die Mittel verfügte, ihnen einen Zuschuss in Geld zu geben.

Als ich nach hastig betriebenen Detailübungen zum ersten Male die Bataillone zusammenzog, stieß ich wieder auf die Coca. Es fiel mir auf, dass die Leute alle so dicke Backen hatten. Mein Adjutant, ein frisch ausgebildeter Offizier der Gegend, meinte gleichmütig: „Sie kauen Coca." Ja, da soll aber doch gleich . . . Und doch ließ ich ihnen schließlich ihren lieben Brauch, und habe es nicht zu bereuen gehabt.

Man hatte mir gesagt, dass der Indianer es fast acht Tage ohne Essen und ohne eine Abnahme seiner Kräfte zu spüren aushallen könnte, wenn ihm nur seine Coca nicht fehle. An diesem Tage war um 4 Uhr morgens angetreten worden. Auf schlechten Gebirgswegen marschierte die Truppe einige 20 km. Um Mittag war die Marschübung, an die sich ein zweistündiges Gefecht geschlossen hatte, zu Ende, und die Truppe ruhte auf dem Exerzierplatze. Da an diesem Tage wegen mangelnder Transportmittel die Verpflegung in bar ausgezahlt worden war, erwartete ich, dass die Leute sich auf die zahlreichen Verkaufsbuden stürzen würden. Dies fand aber nicht statt. Nur die Städter kauften Brot und Fleisch; die Indianer sparten ihre Groschen und kauten Coca. Nach einer Stunde Rast wurde an dem Tage noch eine Schießübung angestellt. Um 6 Uhr abends rückte die Truppe in ihre Quartiere. Und dabei hatte sie kaum einen Bissen genossen! Bei späteren Übungen habe ich mich überzeugen können, dass diese Leute tatsächlich tagelang ohne feste Nahrung den größten Anstrengungen gewachsen sind.

Dies hat mich auf den Gedanken gebracht, dass es wohl der Mühe wert wäre, in Deutschland Versuche mit diesem Blatt, behufs seiner Beigabe zum eisernen Bestand, anzustellen. Dass der Gebrauch der Coca wirklich einen Kräfteverfall auf Tage hinaus aufhält, habe ich praktisch erproben können, und zwar ist hierbei das Wichtigste, dass keinerlei nachteilige Nachwirkungen auftreten. Der Indianer sagt, Coca sei ein Nahrungsmittel. Das ist natürlich eine irrige Auffassung, aber es ist charakteristisch, dass er dies Blatt für ein solches hält. Die praktische Wirkung der Coca dürfen wir aber nicht nach den durch Cocain hervorgerufenen Symptomen bemessen, obgleich selbstverständlich innige Beziehungen zwischen diesem Extrakt und dem Cocablatt bestehen. Ich denke mir, die Magennerven werden abgestumpft, und das Hungergefühl tritt zunächst nicht ein. Dabei bleibt aber der Mann frisch und zu jeder Anstrengung befähigt.

Hier in Bolivien gibt es indianische „Sachsengänger", die zur Arbeit von der Puna nach der subtropischen Yungasgegend wandern. Die Fußreise dauert sieben bis acht Tage, und auf der ganzen Tour kaut der Indianer nur Coca."

[Bisher hat diese Anregung leider keinen Erfolg gehabt; welcher ungeheure Vorteil erreicht wird, wenn man die Truppe ev. ohne Nahrung für einen oder zwei Tage im Notfalle marsch- und gefechtsfähig erhalten kann, bedarf keiner Erörterung. Zu nährer Auskunft ist Oberstleutnant v. Vacano, La Paz, Bolivien gern bereit.]

Diesen Ausführungen fügen wir bei, dass bei den letzten Expeditionen bolivianischer Truppen nach dem Acregebiet ein Infanteriebataillon zwei Tage lang sich nur mit Coca frisch und marschfähig erhielt, trotzdem keine Lebensmittel zur Hand waren. Außerdem leistet die Coca bei Verdauungsstörungen und Magenschwäche gute Dienste und auch gegen Seekrankheit wird sie manchmal angewendet, sei es gekaut oder als Aufguss. Ihre, abgesehen von den Magennerven, im allgemeinen nervenanregende Eigenschaft scheucht den Schlaf und regt geistig an. Die gefürchtete Höhenkrankheit, Puna oder Soroche genannt, welche sich in Atemnot und Herzbeklemmungen äußert, wird ebenfalls durch die Coca gemildert. Bei den Indianern Boliviens, Männern und Weibern, ist der Cocagenuss etwa vom fünfzehnten Jahre an allgemein.

[Zitiert in: Vacano, Max Josef von ; Mattis, Hans: Bolivien in Wort und Bild : aus seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. --  2., vermehrte Auflage. -- Berlin : Reimer, 1911. -- S. 131 - 136]

1904-04-05


Abb.: ™Logo, 2002

In La Paz erscheint die erste Nummer der Zeitung El Diario. Sie existiert auch heute noch [Webpräsenz: http://www.eldiario.net/. -- Zugriff am 2001-11-07] 

1904-07-30

Der Concejo Municipal von La Paz verbietet den Indígena das Tragen der traditionellen Kleidung:

 


Abb.: In La Paz Verbotene Kleidung

"EL H. CONCEJO MUNICIPAL DEL DEPARTAMENTO DE LA PAZ

Considerando:

Que la cultura de nuestra época y las buenas reglas de higiene, imponen la conveniencia de elevar el nivel moral y material del pueblo,

Que las municipalidades, en virtud de las atribuciones que les confiere la ley orgánica del ramo, están en el deber de velar por el ornato y comodidad de las poblaciones y consiguiente corrección en el vestido de sus moradores.

DECRETA:

Artículo 1°.- El traje que persiste en usar la clase indígena de nuestras poblaciones, llevando los pies descalzos, el pantalón corto rasgado en su extremidad posterior y el cabello largo, es retrógrado y contrario a las buenas costumbre, en consecuencia lo condena y prohibe.

Artículo 2°.- Se excita al celo y civismo de los vecindarios del distrito, particularmente a las autoridades, Juntas Municipales y Agentes Cantonales, Párrocos y patrones para que estimulen a los indígenas a fin de que modifiquen su vestido poniéndolo al usual del que lleva la clase mestiza civilizada del pueblo.

Artículo 3°.- Se prohibe a los sastres especiales y a los maestros mayores del gremio, bajo pena de multa, la confección y uso de los trajes suprimidos.

Artículo 4°.- Los indígenas que se presentaren en los lugares públicos, en los días feriados o festividades del Santo Patrono de las poblaciones, con los trajes mencionados y los pies descalzos, serán multados y obligados a retirarse. Fuera de estos días no se impondrá esta pena.

(Firmado)

Macario Pínula y Rafael Berthin"

[Quelle von Text und Abb.: Ciudades de Bolivia de ayer y de hoy. -- Vol. 9: La Paz de ayer y de hoy. -- La Paz, 1998. -- S. 48]

1904

Ergebnis der Präsidentschaftswahlen:

Ismael Montes Gamboa (1861, Quru-quru - 1933, La Paz) (liberalismo gobernante) 32.884 76%
Lucio Pérez Velasco (1854, La Paz - 1904, La Paz)  (liberalismo disidente "puritano") 5.968 14%
Aniceto Arce Ruiz (1824, Tarija - 1906, Sucre) (conservadores) 3.376 8%

1904-08-14 bis 1909-08-14

General Rechtsanwalt Ismael Montes Gamboa (1861, Quru-quru - 1933, La Paz) ist durch Direktwahl verfassungsgemäß Präsident


Abb.: Ismael Montes Gamboa

Erster Vizepräsident ist Eliodoro Villazón Montaño (1848, Sacaba - 1939, Cochabamba)


Abb.: Eliodoro Villazón Montaño

Zweiter Vizepräsident ist Valentín Abecia Ayllón (gest. 1910, Sucre)


Abb.: Valentín Abecia Ayllón


1904-10-20

Friedensvertrag mit Chile.


Abb.: Karikatur auf den Friedensvertrag von 1904. -- In: El Duende. -- La Paz

[Bildquelle: Abecia Baldivieso, Valentín <1925 - >: Las relaciones internacionales en la historia de Bolivia. -- La Paz [u.a.] : Los Amigos del Libro. -- Tomo II. -- 2. ed. -- 1986. -- S. 251]

1904-12-06


Abb.: Theodor Roosevelt

In seiner jährlichen Botschaft an den Kongress formuliert US-Präsident Theodore Roosevelt (1858 - 1919; Präsident 1901 - 1909) das sogenannte Roosevelt Corollary to the Monroe Doctrine:

"Policy Toward Other Nations of the Western Hemisphere

It is not true that the United States feels any land hunger or entertains any projects as regards the other nations of the Western Hemisphere save such as are for their welfare. All that this country desires is to see the neighboring countries stable, orderly, and prosperous. Any country whose people conduct themselves well can count upon our hearty friendship. If a nation shows that it knows how to act with reasonable efficiency and decency in social and political matters, if it keeps order and pays its obligations, it need fear no interference from the United States.

Chronic wrongdoing, or an impotence which results in a general loosening of the ties of civilized society, may in America, as elsewhere, ultimately require intervention by some civilized nation, and in the Western Hemisphere the adherence of the United States to the Monroe Doctrine may force the United States, however reluctantly, in flagrant cases of such wrongdoing or impotence, to the exercise of an international police power. If every country washed by the Caribbean Sea would show the progress in stable and just civilization which with the aid of the Platt Amendment Cuba has shown since our troops left the island, and which so many of the republics in both Americas are constantly and brilliantly showing, all question of interference by this Nation with their affairs would be at an end. Our interests and those of our southern neighbors are in reality identical. They have great natural riches, and if within their borders the reign of law and justice obtains, prosperity is sure to come to them. While they thus obey the primary laws of civilized society they may rest assured that they will be treated by us in a spirit of cordial and helpful sympathy. We would interfere with them only in the last resort, and then only if it became evident that their inability or unwillingness to do justice at home and abroad had violated the rights of the United States or had invited foreign aggression to the detriment of the entire body of American nations. It is a mere truism to say that every nation, whether in America or anywhere else, which desires to maintain its freedom, its independence, must ultimately realize that the right of such independence can not be separated from the responsibility of making good use of it.

In asserting the Monroe Doctrine, in taking such steps as we have taken in regard to Cuba, Venezuela, and Panama, and in endeavoring to circumscribe the theater of war in the Far East, and to secure the open door in China, we have acted in our own interest as well as in the interest of humanity at large. There are, however, cases in which, while our own interests are not greatly involved, strong appeal is made to our sympathies. Ordinarily it is very much wiser and more useful for us to concern ourselves with striving for our own moral and material betterment here at home than to concern ourselves with trying to better the condition of things in other nations. We have plenty of sins of our own to war against, and under ordinary circumstances we can do more for the general uplifting of humanity by striving with heart and soul to put a stop to civic corruption, to brutal lawlessness and violent race prejudices here at home than by passing resolutions and wrongdoing elsewhere. Nevertheless there are occasional crimes committed on so vast a scale and of such peculiar horror as to make us doubt whether it is not our manifest duty to endeavor at least to show our disapproval of the deed and our sympathy with those who have suffered by it. The cases must be extreme in which such a course is justifiable. There must be no effort made to remove the mote from our brother’s eye if we refuse to remove the beam from our own. But in extreme cases action may be justifiable and proper. What form the action shall take must depend upon the circumstances of the case; that is, upon the degree of the atrocity and upon our power to remedy it. The cases in which we could interfere by force of arms as we interfered to put a stop to intolerable conditions in Cuba are necessarily very few. Yet it is not to be expected that a people like ours, which in spite of certain very obvious shortcomings, nevertheless as a whole shows by its consistent practice its belief in the principles of civil and religious liberty and of orderly freedom, a people among whom even the worst crime, like the crime of lynching, is never more than sporadic, so that individuals and not classes are molested in their fundamental rights--it is inevitable that such a nation should desire eagerly to give expression to its horror on an occasion like that of the massacre of the Jews in Kishenef, or when it witnesses such systematic and long-extended cruelty and oppression as the cruelty and oppression of which the Armenians have been the victims, and which have won for them the indignant pity of the civilized world. "

[Quelle: http://www.uiowa.edu/~c030162/Common/Handouts/POTUS/TRoos.html. -- Zugriff am 2002-03-14]

"Es ist nicht wahr, dass die Vereinigten Staaten landhungrig sind oder hinsichtlich anderer Nationen in der westlichen Hemisphäre irgendwelche Projekte planen, mit Ausnahme solcher, die für deren eigenes Wohlergehen notwendig sind. Alles, was dieses Land wünscht, sind Stabilität, Frieden und Gedeihen der ihm benachbarten Länder. Jedes Land, dessen Volk sich korrekt verhält, kann auf unsere herzliche
Freundschaft rechnen. Wenn eine Nation zeigt, dass sie imstande ist, wirkungsvoll und mit Anstand in politischen und sozialen Angelegenheiten zu handeln, wenn sie Ordnung aufrechterhält und ihren Schuldverpflichtungen nachkommt, braucht sie keine Einmischung von seilen der Vereinigten Staaten zu fürchten. Chronische Rechtsverletzungen oder Unfähigkeit, die auf eine allgemeine Auflösung der Grundsätze der zivilisierten Gesellschaft hinauslaufen, mag in Amerika, ebenso wie anderswo, letztenendes die Interventionen einer zivilisierten Nation notwendig machen. In der westlichen Hemisphäre kann das Festhalten der Vereinigten Staaten an der Monroe-Doktrin diese, wenn auch widerstrebend, dazu zwingen, in offensichtlichen Fällen von Rechtsbruch und Unfähigkeit die Rolle einer internationalen Polizeimacht zu übernehmen. Wenn jedes Land in der Karibischen See stabilen und echten zivilsatorischen Fortschritt an den Tag legte, [...] wie ihn so viele Republiken der beiden Teile des amerikanischen Kontinents [...] aufweisen, dann wären alle Befürchtungen hinsichtlich
einer eventuellen Einmischung dieser Nation in ihre Angelegenheiten grundlos. Unsere Interessen und die unserer südlichen Nachbarn sind in Wirklichkeit identisch. Sie besitzen große natürliche Reichtümer, und sofern in ihren Grenzen Recht und Gerechtigkeit herrschen, werden sie mit Sicherheit zu Wohlstand gelangen. Solange sie den Grundgesetzen der zivilisierten Gesellschaft Folge leisten, dürfen sie sicher sein, mit herzlicher und hilfreicher Sympathie behandelt zu werden. Nur als allerletzten Ausweg würden wir uns in ihre Angelegenheiten einmischen, und nur dann, wenn es offensichtlich würde, dass ihre Un-
fähigkeit oder Unwilligkeit, im eigenen Land für Recht und Ordnung zu sorgen, zur Verletzung von Rechten der Vereinigten Staaten geführt hat oder zum Schaden aller amerikanischen Nationen Anlass für eine ausländische Aggression abzugeben droht. Es ist ein Gemeinplatz zu sagen, dass jede Nation, ob in Amerika oder anderswo, der an der Erhaltung ihrer Freiheit und ihrer Unabhängigkeit gelegen ist, letztenendes einsehen muss, dass das Recht auf Unabhängigkeit nicht zu trennen ist von ihrem verantwortlichen Gebrauch."

[Übersetzung: Reden und Dokumente des 20. Jahrhunderts : Chronik Handbuch. -- Gütersloh [u.a.] : Chronik, ©1996. -- ISBN 3-577-14514-5. -- S.41f. -- Dort Quellenangabe]

Ab 1904


Abb.: Zeitgenössische Karikatur: Präsident Roosevelt treibt mit der "Politik des großen Knüppels" die Schulden der karibischen Staaten ein

[Bildquelle: Bahrmann, Hannes <1952 - >: Piraten der Karibik : Berlin <Ost> : Militärverlag der DDR, ©1990. -- ISBN 3-327-00886-8. -- S. 173]

US-Präsident Theodore Roosevelt (1858 - 1919; Präsident 1901 - 1909) wendet die Big Stick Policy [Politik des großen Knüppels] gegen Lateinamerika an: unter dem Vorwand, die Interessen von amerikanischen Staatsbürgern zu schützen, interveniert man in Lateinamerika mit politischem und militärischem Druck und entsprechenden Interventionen. Der Ausdruck geht auf das afrikanische Sprichwort "Speak softly and carry a big stick; you will go far" zurück. Der Ausdruck ist nur ein Euphemismus für die Anmaßung uneingeschränkten Interventionismus und Imperialismus. Roosevelts Nachfolger führen diese Politik weiter.

1905


Abb.: Miguel de los Santos Taborga, Erzbischof von Sucre (seit 1898)

[Bildquelle: Prosa y verso de Bolivia : antologia / Porfirio Diaz Machicao. -- La Paz [u.a.] : Los Amigos del Libro. -- 1. Tomo. -- 1966. -- S. 36]

Taborga Pizarro, Miguel de los Santos <1833, Sucre - 1905, Sucre>: El positivismo : sus errores y falsas doctrinas. -- 1905

"El método exptrimental es no sólo legítimo sino necesario para el conocimiento de la naturaleza; el error positivista consiste en no aceptar otro método que el experimental para todos los conocimientos humanos, y en desechar todo cuanto no puede comprobarse experimentalmente. Es el  materialismo en toda su crudeza . . .Niega la espiritualidad del alma, niega a Dios, y a todo trance quiere evadirse de la metafísica que demuestra esas grandes verdades con mayor evidencia que la de un teorema geométrico..."

[Zitat in: Guzman, Augusto <1913 - >: El ensayo en Bolivia. -- La Paz [u.a.] : Los Amigos del Libro, 1983. -- (Obras completas). -- ISBN 84-8370-056-5. -- S. 27]

1905

René-Moreno, Gabriel <1836, Santa Cruz - 1908, Chile>: Ensayo de una bibliografía general de los periódicos de Bolivia 1825 - 1905. -- Santiago de Chile : Universo, 1905. -- 344 S.

1905

In La Paz wird die Gewerkschaft der im Buchdruck Beschäftigten Union Gráfica Nacional gegründet. In der Folgezeit ist diese Gewerkschaft lange führend in der bolivianischen Arbeiterbewegung.


Abb.: Union Gráfica de Cochabamba, Direktorium und Mitglieder

[Quelle der Abb.:  Lora, Guillermo <1922 - >: Historia del movimento obrero boliviano. -- La Paz [u.a.] : Los Amigod del Libro. -- Tomo 2: 1900 - 1923. -- 1969. -- (Enciclopedia Boliviana). -- S. 31]

1905

Manuel Vicente Ballivián James (1848, Peru - 1921, La Paz) in einem Memorandum an den Congresso:

"Antigua convicción mía, profundamente arraigada, ha sido que el aislamiento en que ha vivido Bolivia ha tenido por causa principal el haber sido poco o mal conocida (!!). Es por eso que, ya como ciudadano particular o ya en mi calidad de hombre público, todos mis esfuerzos los he encaminado a difundir, dentro y fuera del país, los conocimientos geográficos, económicos y fisiográficos de Bolivia... Las publicaciones que frecuentemente se han dado a luz por la Oficina Nacional de Inmigración, Estadística y Propaganda Geográfica, cuya dirección conservo, han servido de poderosos elementos para atraer la atención de los industriales e inmigrantes extranjeros... Necesitamos abrir anchurosas vías al inmigrante y capital extranjeros... otra de las preocupaciones que abrigaba desde hace algún tiempo ha sido la fijación conveniente de las zonas más apropiadas a la colonización a fin de ofrecerlas de inmediato a la inmigración... debemos buscar todos los medios posibles para atraer el elemento extranjero..."

[Zitiert in: Antezana Salvatierra, Alejandro: Los liberales y el problema agrario de Bolivia (1899 - 1920). -- La Paz : Plural, 1996. -- (Colección historia agraria). -- Depósito legal 4-1-316-96. -- S. 123]

1905

Auf Ansuchen Boliviens trifft eine vierköpfige französische Militärmission in Bolivien ein. Sie wird 1910 durch die deutsche Militärmission unter Major Kundt abgelöst.

1905

Der Leipziger Chirurg Heinrich Braun (1862 - 1934) verwendet erstmals bei Operationen das vom Münchner Chemiker Alfred Einhorn (1857 - 1917) entwickelte Procainhydrochlorid (Markenname Novocain). Novocain ist ein Ersatz für Kokain, dessen Suchtgefährdung man unterdessen erkannt hat. Andere Ersatzmittel für Kokain als Betäubungsmittel sind um diese Zeit:

1905-06

Abb.: Lavandez Inchauste, José <1883, Ch'aki - 1967, La Paz>: Aires nacionales expresamente arreglados para la distinguida Señorita Esther Carvajal. -- Sucre,  Junio 1905. -- Manuskript der Universidad de San Francisco Xavier, Sucre

[Quelle der Abb.:  Rossells, Beatriz: Caymari vida : la emergencia de la musica popular en Charcas. -- Sucre : Editorial Judicial, , 1996. -- Depósito legal 3-1-464-96. -- S. 185, 187]

1905-10-01


Abb.: "En un pik nik baillando cueca". -- Zeitschrift Vida Nueva. -- Sucre. -- 1905-10-01

[Quelle der Abb.:  Rossells, Beatriz: Caymari vida : la emergencia de la musica popular en Charcas. -- Sucre : Editorial Judicial, , 1996. -- Depósito legal 3-1-464-96. -- S. 189]

1905-12-23

Staatlicher Reglamento de las Misiones: der Prefecto de las Misiones ist der Regierung gegenüber verantwortlich, jede Reducción wird von einem Padre Conversor verwaltet.

1906


Abb.: Guaqui-La Paz-Bahn und peruanische Anschlusstrecken (Karte ©Orell Füssli)

Eröffnung der Eisenbahnstrecke Guaqui - La Paz (Die Strecke wird 19010 für 350.000 £ an die Peruvian Corporation verkauft. Die Teilstrecke El Alto - La Paz hat eine  Steigung von 70 Promille und ist die erste elektrische Bahnstrecke Südamerikas. Über die Fährschiffe über den Titicacasee nach Puno (Peru) schafft diese Strecke eine Verbindung von La Paz nach dem peruanischen Hafen Mollendo sowie nach Cuzco (Peru)


Abb.: Bahnhof Tiwanaku an der (stillgelegten) Strecke Guaqui - La Paz (Bild: Payer, 2001-10)

1906


Abb.: Wichtigste Schifffahrtslinien nach Südamerika

[Bildquelle: Brockhaus : Kleines Konversations-Lexikon. -- 5. Aufl. -- Elektronische Volltextedition der fünften Auflage von 1906. -- (Digitale Bibliothek ;Band 50)]
 

1906

Es gibt in Bolivien 2530 Ausländer, davon 385 Deutsche.

1906


Abb.: Pius X.

Papst Pius X. (1835 - 1914, Papst seit 1903, heiliggesprochen 1954) protestiert dagegen, dass die Privilegien der katholischen Staatskirche etwas beschnitten werden.

1906


Abb.: Indios mit der Verpflichtung zu Dienstleistungen (servidumbre), um 1906

[Bildquelle: Antezana Salvatierra, Alejandro: Los liberales y el problema agrario de Bolivia (1899 - 1920). -- La Paz : Plural, 1996. -- (Colección historia agraria). -- Depósito legal 4-1-316-96. -- S. 251]

1906


Abb.: Arthur Posnansky (1873, Wien - 1946, La Paz), Ingenieur und Archäologe (Tiwanaku), in einem der ersten Autos in La Paz, 1906

[Bildquelle:  Baptista Gumucio, Mariano <1933, Cochabamba - >: La Paz y nacionalidad boliviana . biografía de la ciudad capitana de los Andes. -- La Paz, 1981. -- Depósito legal 147-81. -- S. 91]

1906

Erstmals wird in der Verfassung die Kultfreiheit für nichtkatholische Denominationen und Religionen anerkannt und garantiert. Die römisch- katholische Kirche bleibt Staatskirche.

1906

Reglamento de los Colegios Misioneros (de Propaganda Fide) (in Tarija, Tarata, La Paz, Sucre, Potosí, alle unter Leitung von Franziskanern).

"En Bolivia, el Reglamento de los Colegios Misioneros (1906) contempla los siguientes valores, según Anasagasti:

  1. Una conexión amistosa entre el Gobierno y la Iglesia: ni el Gobierno podría controlar absolutamente a las etnias alejadas de toda civilización, ni la Iglesia podría cumplir su delicada misión sin la aprobación del Estado, sobre todo a partir de las leyes restrictivas de la República .
  2. El respeto a la dignidad del nativo, ignorado y despreciado en la práctica, y que en las Misiones adquiría toda su categoría humana y gozaba de todos sus derechos humanos, que entonces sólo se reconocía a los poderosos de la sociedad.
  3. La defensa humanísima y estricta de la persona del indio.
  4. La prohibición de todo abuso en los indígenas o en sus niños, al prohibir todo contrato indigno.
  5. La idea básica de que las Misiones sólo constituían una etapa en la promoción del indígena, estando los misioneros dispuestos a dejar su labor cuando éstas fueran pueblos bien formados.
  6. La justa retribución del trabajo de los neófitos nativos.
  7. La libertad del individuo, sin opresiones de paternalismo ni exigencias de enclaustramiento."

[Galeote Tormo, Jesús <OFM>: Misiones de Chiquitos : una mirada franciscana. -- Santa Cruz, 2000. -- Depósito legal 8-1-31-00. -- S. 50f.]

1906-06-15

Erstmals Reglementierung der Prostitution (Reglamento de las casas de tolerancia) in La Paz


Abb.: Vorschriften für Bordelle, La Paz, 1906

1906-12-1

Offizielle Gründung des 1905-12-07 genehmigten Banco Mercantil


Abb.: Banknote des Banco Mercantil, 1906


Abb.: Inserat des Banco Mercantil, 1911-12-31

 

1906

A. Z. [=Zamudio, Adela <1854, Cochabamba - 1928, Cochabamba>]: Juguete ortografico para las escuelas de instrucción primaria. -- Cochabamba : La Ilustración, 1906


Abb.: Umschlagtitelblatt

1906 - 1907, 1908, 1910 - 1911, 1913, 1925


Abb.: Percy Harrison Fawcett, 1911

Forschungsreisen von Percy Harrison Fawcett [1925 im brasilianischen Urwald verschollen] in Amazonien.

Texte von Fawcett erschienen 1953:

Fawcett, Percy Harrison <1867, Großbritannien - 1925?, Brasilien>: Exploration Fawcett / arranged from his manuscripts, letters, log-books, and records by Brian Fawcett. With decorations by Brian Fawcett. -- London : Hutchinson, 1953. --312 S. : Ill.

Deutsche Übersetzung:

Fawcett, Percy Harrison <1867, Großbritannien - 1925?, Brasilien>: Geheimnisse im brasilianischen Urwald / Percy Harrison Fawcett. Zusammengestellt. aus seinen Manuskripten, Briefen, Logbüchern und Aufzeichnungen durch Bryan Fawcett.  -- Zürich [u.a.] : Pan, 1953 -- 356 S. : mit Abb., 1 Taf., 10 Bl. Abb. --  Originaltitel: Exploration Fawcett (1953). -- [Im Folgenden zitiert nach der Ausgabe für den Europäischen Buchklub, o.J.]

 
Abb.: Lage von Rurenabaque und Riberalta (©MS Encarta)

 

"Rubber Boom

Selbst unter günstigen Umständen lag Rurenabaque mehr als eine Vierzehntagereise von La Paz entfernt, und Riberalta — wo ich ein gut Teil meiner Zeit verbringen musste — lag um weitere drei Wochen stromabwärts. Regelmäßige Passagierverbindungen zwischen diesen Orten gab es nicht. Man musste auf gut Glück warten, an abgelegenen Orten manchmal wochenlang, bis ein Floß oder ein anderes Fahrzeug eintraf. Ob man von Mapiri zur Hochebene gelangen konnte, hing von der Möglichkeit ab, Maultiere zu beschaffen. Die Flüsse der bolivischen Montana, der Waldregion, lagen unter diesen Umständen weiter von La Paz entfernt als England. Hier waren wir von allem abgeschnitten, mit der Aussicht auf drei Jahre schwierig-
ster und gefährlicher Arbeit — Jahre, die mit unserer Ankunft am Beni begann, wo uns Briefe aus der Heimat nur in langen Zwischenräumen erreichten; es gab keine Möglichkeit, in ein günstigeres Klima zur Erholung zu entrinnen.


Abb.: Rurrenabaque

Nun standen wir am Rand des Gummigebietes. Manche Leute hatten die Putumayo-Enthüllungen angezweifelt; dennoch stimmt es, dass seit dem Beginn der Gummiausbeutung in Bolivien wie in Peru erschreckende Grausamkeiten vorkamen. Die Regierungen beider Länder standen den Missbrauchen nicht gleichgültig gegenüber, sie waren im Gegenteil davon entsetzt, jedoch die große Entfernung der Gummibezirke von jeder wirksamen Kontrolle ermutigte skrupellose Ausländer, wie gleichgesinnte Inländer. Die meisten der Gummisammler wurden von der Chance angelockt, auf bequeme Art viel Geld verdienen zu können. Man mag es glauben oder nicht, aber die Arbeiter der Gummiindustrie begriffen kaum eine der wirklichen Ursachen, die jenen Übelständen zugrunde lagen. Die Arbeiter waren selbst nur zu gerne bereit, alles beim alten zu lassen, wenn dies der Wunsch ihres Patron war. Solange der einzelne nicht litt, kümmerte er sich wenig um das, was anderen zustieß.

Kein Regierungsinspektor, der sein Leben schätzte, hätte sich in das Gummigebiet vorgewagt und ehrlich Bericht erstattet. Der Arm der Vergeltung reichte weit, und in der Montana galt ein Leben wenig. So wurde ein Richter an den Acre geschickt, um Zeugen über einen besonders brutalen Mord an einem Österreicher anzuhören, und er entdeckte, dass einflussreiche Leute in den Fall verwickelt waren. Hätte er berichtet, was er wusste, hätte er den Ort nicht lebend verlassen können. Es war klüger, nichts zu sagen, mit einem hübschen Schweigegeld nach La Paz zurückzukehren und den Fall durch Anweisung eines kleinen Schadenersatzes an die Angehörigen abzuschließen.

In Rurenabaque fanden wir keine Instrumente. »Sie dürfen sich deswegen keine Sorgen machen«, sagte Oberst Ramalles. »Sie werden in Riberalta bereitliegen. General Pando hat sie wohl dort in Verwahrung.« »Je rascher wir weiterkommen, um so besser, es hat keinen Zweck hierzubleiben«, antwortete ich. »Ich werde natürlich alles tun, was ich kann, doch wird es Zeit erfordern. Mittlerweile haben wir Unabhängigkeitstag, und bei der Art, wie er hier gefeiert wird, zweifle ich, dass etwas getan wird, bis die Auswirkungen vorüber sind.«

Das Fest wurde mit einer Trinkorgie begangen und wurde von einer Periode des Nichtstuns gefolgt, die eine volle Woche dauerte. Dann trafen zwei Zollbeamte aus La Paz ein und hatten große Eile, nach Riberalta zu kommen; schließlich wurde ein Fahrzeug für sie bereitgestellt. Ein solches Batelón ist das schwerfälligste und schlechtestgebaute aller Boote. Es entsprang dem Kopf eines Ausländers, der nichts vom Schiffsbau verstand, behält aber seine Form trotz aller offensichtlichen Mängel bei. Der Kiel ist ein Baumstamm, der mit dem Beil ausgehauen und über einem Feuer ausgebrannt wird; Steven und Achtersteven sind grob gefügt; dicke Hartholzplanken sind wie bei den Karavellen mit langen auf der Innenseite umgebogenen Eisennägeln daran befestigt. Das Mittelschiff hat die Form eines stumpfen V; achtem ist eine Plattform mit einem Schutzdach aus Palmblättern für die Mannschaft. Das Boot leckt beständig wie ein Sieb, weil die Fugen nur mit Werg verstopft werden können; deshalb müssen ein oder zwei Mann der Besatzung beständig Wasser schöpfen. Das Batelón ist zwölf Meter lang, etwa dreieinhalb Meter breit und hat einen Tiefgang von etwa 90 Zentimetern. Das Freibord beträgt nur zehn Zentimeter, die Ladung beträgt meist um die zwölf Tonnen, die Besatzung besteht aus 10 bis 24 Indianern.

Wer von der Bevölkerung Rurenabaques nüchtern genug war, kam ans Ufer und verabschiedete sich mit Salven aus seinem Winchester-Karabiner. Glücklicherweise wurde niemand getroffen. Die Altamarani-Schnellen passierten wir dank eines glücklichen Zufalls, doch leckte das Boot so schlimm, dass wir uns 16 Kilometer unterhalb der Stadt gezwungen sahen, an Land zu gehen. Wir mussten die ganze Fracht ausladen und Palmenfasern mit den Knäufen unserer Machete zwischen die Fugen stopfen. Wir kampierten auf einem Gut, das dem englischen Maschineningenieur eines kleinen Regierungsdampfers gehörte. Dieser erfinderische Mann hielt sein Fahrzeug in Betrieb, indem er seine Antriebsteile mit Draht und Schnüren zusammenhielt.


Abb.: Río Beni bei Rurrenabaque (Bild: Payer, 2002-12

Während der Nacht überfiel uns ein gewaltiger Gewittersturm. Der Fluss stieg um über zweieinhalb Meter; das Boot wurde weggeschwemmt, überschlug sich seitwärts und wurde gegen die Bäume geworfen. Doch gelang es uns, das Gepäck zu retten. Wir waren auf dem Höhepunkt der trockenen Jahreszeit, doch muss man in den Amazonaswäldern bei Vollmond oder Neumond stets mit schweren Regenfällen rechnen — vor allem bei Neumond. Häufig werden sie vom Surusu, einem Süd- oder Südwestwind gefolgt, der eine so heftige Kälte bringt, dass die Pfützen am Morgen manchmal von einer dünnen Eisschicht bedeckt sind.

Fast so schnell, wie er gestiegen war, sank der Fluss wieder auf seinen Normalstand und hinterließ an den Ufern angehäuftes Strandgut, voll sterbender Vogel-Spinnen und halbertrunkener Schlangen. Als wir in Pearsons Wohnung frühstückten, kam Jose, einer seiner Angestellten, angelaufen: »Vergangene Nacht war ein Jaguar in meiner Hütte. Ich erwachte und sah ihn mitten im Raum stehen und meine brennende Laterne betrachten. Ich hätte mich aus der Hängematte beugen und ihn berühren können.« »Warum hast du ihn nicht erschossen?« fragte Pearson. In jener Gegend
schlief niemand ohne ein schussbereites Gewehr neben sich, auch Joses Winchester lag stets in Reichweite. »Er war zu nah bei mir. Hätte ich versucht nach meinem Gewehr zu greifen, hätte er mich wohl angegriffen. Wenn ich ihn nicht sofort töten konnte, war es um mich geschehen. Ich lag still wie ein Toter, und bald darauf entfernte er sich so still und rasch, dass ich kaum glauben konnte, er sei je dagewesen.«

Beide Ufer des Beni werden von Giftschlangen heimgesucht — schlimmer als viele andere Gegenden, da sie dieses Gemisch aus Urwald, Ebenen und Hügeln mit üppigem Dickicht bevorzugen. Am häufigsten ist die Klapperschlange. Es gibt fünf Arten, doch wird keine selten mehr als einen knappen Meter lang.


Abb.: Surucucu (Lachesis muta rhombeata) [Bildquelle: http://www.geobrasil2001.hpg.ig.com.br/grupo02/surucucu.htm. -- Zugriff am 2002-09-26]

Die größte Schlange ist die Surucucu, die mit Doppelfangzähnen bewehrt die erstaunliche Länge von viereinhalb Metern erreicht, an der dicksten Stelle misst sie 30 Zentimeter. Dann gibt es die Taya, eine graue bis hellbraune, sehr bewegliche Schlange, die während der Brutzeit Menschen angreift, sobald sie ihrer ansichtig wird. Anakondas oder Wasserschlangen, bis zu siebeneinhalb Meter lang, sind allgemein verbreitet.

Unweit von unserem Aufenthaltsort lebten die Barbaras, feindselige, von den Gummileuten am Beni sehr gefürchtete Wilde. Man erzählte mir haarsträubende Geschichten über sie; als ich sie jedoch später kennenlernte, schien mir manches daran übertrieben. Im Wald bei Altamarani lebte eine Halbblutindianerin mit ihrer Tochter. Die alte Frau war eine Hellseherin; sie besaß eine Kristallkugel und wurde von allen zwischen Rurenabaque und Riberalta am Fluss wohnenden Leuten konsultiert. Sie sah aus wie eine Hexe, war kräuterkundig und eine Wahrsagerin und bereitete auch Liebestränke. Obgleich man annahm, sie besitze ein beträchtliches Vermögen, wagte niemand sie zu belästigen; die Barbaras behandelten sie mit größter Achtung, sie aber verachtete die Wilden.

Alljährlich versammeln sich die Einheimischen im Urwald um einen Sternaltar und brauen ein Bier, das Chicha, von dem sie gewaltige Mengen konsumieren, und zwar haben sie dabei starken Tabak im Mund. Diese Mischung macht sie so toll, dass die Trinkerei in einer Orgie endet.
Die Barbaras benutzen Bogen aus Palmenholz, die eineinhalb bis drei Meter lang sind, und Pfeile von gleicher Länge. Die Bogensehnen werden aus Rindenschnüren gedreht. Die Knaben müssen den Gebrauch des Bogens erlernen, indem sie über eine Hütte hinweg auf eine Papaya schießen. Manchmal benützen sie den Bogen in der üblichen Stellung; manchmal auf der Erde liegend, indem sie mit beiden Füßen dagegen drücken und die Sehne mit beiden Händen zurückziehen. Frauen und Kinder sind mit Wurfspeeren aus Bambus bewaffnet, deren Widerhaken aus Affenknochen mit Baumwollfäden zusammengebunden und dann mit Gummiwachs befestigt sind. Zur Kriegführung werden Speere und Pfeile meist mit Gift getränkt.

Das Batelón war ausgebessert und wieder beladen, und wir fuhren flussabwärts weiter. Wir wanden uns mühsam durch die im Fluss liegenden Baumstämme und entgingen dem Unheil oft nur um Haaresbreite. Das Wasser schwemmt den schlammigen Ufergrund weg, worauf viele Bäume ins Wasser stürzen; manchmal ist nur ihr oberster Teil über dem Wasser sichtbar. Die gefährlichsten sind aber diejenigen, die einige Zentimeter hoch vom Wasser überflutet werden. Ihre stachligen Äste und eisenhartes Holz vermögen ein eilig dahinziehendes Boot aufzuschlitzen, als sei es aus Papier.
Wir trieben mit ungefähr fünf Kilometer Stundengeschwindigkeit Tag um Tag in tödlichem Einerlei dahin, denn die Szenerie an den Ufern wechselte nie. Enten und Wildgänse gab es reichlich und natürlich Affen, meist die schwarzen Marimono und Manechi; der letztere ist der südamerikanische Brüllaffe, der Bugio der Brasilianer. Wild ist hier meist schwer zu finden, weshalb die Affen als gute Nahrung gelten. Ihr Fleisch ist recht schmackhaft, doch anfänglich lehnte ich es ab, es zu genießen. Wenn Affen zum Abbrennen des Pelzes über ein Feuer gestreckt werden, sehen sie schrecklich menschenähnlich aus.

Am zweiten Tag unserer Fahrt rannten wir auf einen Baumstamm. Vier Mann der Besatzung wurden in den Fluss geschleudert, der Doktor sprang ihnen, von Panik ergriffen, nach, indes die Zollbeamten vor Schreck grün im Gesicht wurden. Im Moment des Aufpralls setzte der Rest der Besatzung über Bord, um das Boot zu erleichtern. Ich fürchtete, das Batelón sei erledigt, und war überrascht, dass es außer einigen neuen Lecks keinen Schaden genommen hatte. Rasch verstopften wir die Löcher und fuhren weiter. Wenn das Holz eines Batelóns neu ist, bedarf es wohl eines Riffs und einer Geschwindigkeit von dreißig Kilometern in der Stunde, um eine Planke zu spalten und die Nägel loszureißen.

Kaum waren wir wieder in Fahrt, als die Mannschaft aufgeregt zu schreien begann und wie toll auf eine große Sandbank zupaddelte, auf der wir ein Rudel Wildschweine erblickten. Das Boot wurde an Land gezogen, die ganze Besatzung machte sich hinter den Tieren her, und bald knallten Schüsse. Diese Tamupasa-Indianer sind ausgezeichnete Spurenleser; in nicht ganz einer Stunde kehrten sie mit zwei erlegten Schweinen zurück Im dichten Urwald kann ein Europäer, ohne Sonne oder Kompass zur Orientierung, kaum hoffen, sich nicht zu verirren, doch diese Indianer scheinen den Weg mit den nackten Fußsohlen zu erfühlen.

Sich von der Strömung treiben zu lassen machte keine Mühe, doch blieb unsere tägliche Strecke kurz; dies war ja die Jahreszeit, da die Schildkröten Eier legten, und wir hielten häufig an, um nach den Nestern zu suchen. Die Tartaruga oder große Schildkröte kommt am Purus und an den meisten Zuflüssen des Amazonas häufig vor; sie legt über 50 Eier pro Brut. Merkwürdigerweise findet man sie nicht am Beni. Statt dessen gibt es dort häufig die Tracaya oder kleine Schildkröte; sie legt etwa 20 Eier pro Brut. Sie gelten als Delikatesse, doch teilt der Mensch diesen Geschmack mit den Störchen, die sehr geschickt im Entdecken der Nester sind. Die Schildkröte legt ihre Eier nachts und versteckt sie, indem sie Sand darüber glättet. Die Natur hat aber vergessen, sie mit Werkzeugen zum Verwischen ihrer Spuren auszurüsten; wenn es nicht gerade regnet, ist es leicht, die Eier zu finden. Man muss sich allerdings erst an ihren leicht öligen Geschmack gewöhnen. Ihre Schalen sind weich und etwa von der Größe eines Golfballs.
Wir kampierten eines Nachts bei einem Engländer, der, der Zivilisation abtrünnig geworden, mit einer alten Indianerin im Wald wohnte. Seine Vergangenheit war düster — wie bei den meisten dieser Einsiedler. Als gebildeter Mann hatte er einst eine bedeutende Stellung eingenommen, doch nun fand er an diesem abgelegenen Ort den Frieden, den ihm die Welt da draußen versagt hatte.

Wir wurden von Sandfliegen gequält. Schwärme davon griffen uns tagsüber an und hinterließen Blutbläschen dort, wo sie zugestochen hatten. Die Stiche jucken abscheulich, und wenn man kratzt, gibt es leicht eine Blutvergiftung.

Unterhalb Rurenabaque liegt ein Landstrich am Beni, der die »Wüste« genannt wird; er liegt zu niedrig, um besiedelt werden zu können, und ist in der trockenen Jahreszeit der Aufenthaltsort von Wilden, die dort nach Schildkröteneiern suchen und fischen. Unsere Besatzung sagte, die Wilden hielten sich ans Westufer, daher wurde das Lager stets am gegenüberliegenden Ufer aufgeschlagen. Diese Gegend war der Schauplatz einiger Tragödien gewesen; die Wilden hatten sich für die an ihnen von Gummisuchern begangenen Grausamkeiten gerächt.

Ein Schweizer und ein Deutscher von einer Barraca unterhalb der Madidi-Mündung hatten kürzlich mit einer ansehnlichen Streitmacht die Wilden überfallen. Ein Dorf wurde zerstört, Männer und Frauen niedergemacht und die Kinder durch das Einschlagen ihrer Schädel an Bäumen getötet. Die Expedition kehrte mit 80 eroberten Kanus zurück und rühmte sich des Überfalls. Den einzigen Anlass dazu hatten einige scheue Indianer gegeben, die ins Lager gekommen waren; man fürchtete einen Überfall auf die Barraca. Jene Helden hielten es für einen großartigen Sport, Indianerkinder in die Luft zu werfen und auf den Spitzen ihrer Macheten aufzufangen. Anständige Leute entsetzten sich über diesen Raubzug, auch die Regierung war empört, konnte aber nichts dagegen unternehmen.

Überfälle auf die Wilden kamen häufig vor. Die Ansicht, die Barbaras seien nichts mehr als wilde Tiere, war für viele Untaten verantwortlich. Später stieß ich auf Guarayo-Indianer und fand sie intelligent, sauber und sehr viel höherstehend als die dem Trunk ergebenen »zivilisierten« Indianer an den Flüssen. Gewiss, sie waren feindselig und rachsüchtig, sie waren zu oft herausgefordert worden. Nach meiner Erfahrung sind nur wenige dieser Wilden von Natur aus schlecht, erst die Berührung mit den Weißen hat sie so gemacht.

Nach ihrem Brauch griffen sie in der Morgendämmerung an, indem sie die Moskitonetze mit ihren Pfeilen durchlöcherten. Wer diesen Regen von vergifteten Pfeilen überlebte, brauchte sich nicht zu beglückwünschen, wenn die Wilden ihn erwischten. General Pando, der den Heath bis in die Nähe des Madre de Dios heraufkam und die Sümpfe bis zum Oberlauf des Madidi überquerte, erzählte mir, dass er und seine Männer ihre Moskitonetze als Köder aufhingen und weit davon entfernt schliefen. Des Morgens fanden sie sie häufig von Pfeilen durchlöchert.

1896 reiste ein bedeutender bolivianischer Regierungsbeamter mit seiner Frau und Stieftochter den Beni hinauf; eines Morgens wurden sie in der Dämmerung von Guarayos angegriffen. Sie flüchteten zu ihrem Batelón, doch in der Panik wurde die Frau auf der Sandbank zurückgelassen, auf der man gezeltet hatte; man entdeckte ihr Fehlen erst, als das Schiff eine gute Strecke flussabwärts gefahren war. Die Wilden hielten die Frau einige Jahre in ihrem Dorf zurück, doch wurde sie später von Sklavenjägern gefunden. Der Führer brachte sie samt vier halbwilden Kindern ihrem Gatten zurück und forderte von diesem dafür 300 Pfund. Mittlerweile hatte der Gatte seine Stieftochter geheiratet, und der Schreck, seine Frau wiederzusehen, brachte ihn um. In Riberalta traf ich eine hübsche, lebhafte Österreicherin, die von Zeit zu Zeit allein in den Wald ging, um bei den Pacaguaras-Indianern zu leben.

In der lähmenden Hitze des Urwalds war man stets versucht, vom Batelón aus zu baden. Dies musste mit Vorsicht geschehen, wegen der Puraque oder Zitter-Aale. Es gibt in diesen Gewässern zwei Arten davon; die eine ist ungefähr 1,80 Meter lang und braun, die andere, die gefährlichere, ist gelblich und halb so lang. Ein Schlag genügt, einen Mann zu lähmen und ertrinken zu lassen, doch wiederholt die Puraque den Schlag, um des Opfers ganz sicher zu sein. Anscheinend muss der Aal seinen Schwanz bewegen, um den elektrischen Schlag auszulösen; bewegt er ihn nicht, kann er ohne Gefahr berührt werden.

Ein weiterer, in allen Flüssen des Amazonasbeckens und besonders in den Nebenflüssen des Madeira vorkommender, hassenswerter Fisch ist der Candiru. Sein Leib ist etwa fünf Zentimeter lang und acht Millimeter dick und endigt in einem Schwalbenschwanz. Er hat eine lange, knochige Schnauze und scharfe Zähne, seine Haut ist mit feinen Widerhaken bedeckt. Er sucht durch die natürlichen Leibesöffnungen von Menschen oder Tieren einzudringen; ist er einmal drin, kann er wegen der Widerhaken nicht mehr herausgezogen werden.

Giftige Stachelrochen lauern auf dem sandigen Flussbett. Sie sind nicht groß, aber der Hieb des schleimbedeckten, mit Widerhaken versehenen Stachels ist sehr schmerzhaft und gefährlich. Die Leute sagen, das beste Mittel sei, auf die Wunde zu urinieren.

Tagein, tagaus auf dem Strom dahinzutreiben, ohne etwas zu tun, als immer den gleichen Strand zu betrachten, erwies sich als zu viel für unsere Zollbeamten. Sie brachen die nach Riberalta bestimmten Postsäcke auf und bemächtigten sich der Zeitungen und Zeitschriften, die sie darin fanden. »Das macht nichts, die Zeitungen werden ohnehin Gemeingut, sobald sie dort sind«, sagten sie. Bis wir Riberalta erreicht hatten, gingen die meisten Zeitungen verloren. Wie viele Leute zählen die Tage von einer Post bis zur anderen. Sie mussten sich damit abfinden und geduldig die nächste Post abwarten, die nach einem Monat oder nach dreien kommen mochte.

An der Mündung des Madidi, am Rande der Ebenen von Mojos, liegt die Mission von Cavinas, wo Überreste eines Indianerstammes — eines Teiles der einst mächtigen Toromonas — in gutgehaltenen Hütten wohnte. Den Indianern gelang es immer, ihre Pflanzungen von Unkraut freizuhalten, wogegen die der Weißen davon überwuchert waren; Cavinas stand in einem angenehmen Kontrast zu den schlecht gepflegten Gütern der weißen Siedler.

Von hier an gab es zu beiden Seiten des Flusses Gummisucherhütten, doch nur in einer wurden wir willkommen geheißen. Die betrunkenen, verkommen aussehenden Besitzer hatten wohl alle ein schlechtes Gewissen. Die uns gastfreundliche Hütte lag in Concepción. Der Eigentümer war gebildet und weitgereist, seine Frau und die Kinder überaus charmant, sein Geschäft gedieh. Er war optimistisch über die Zukunft des Gummis am Beni, ich konnte ihm hier nicht beipflichten. Mir schien ein allmählicher Rückgang der Gewinnung unvermeidlich, wenn nicht das ganze Gebiet durch planmäßige Einwanderung entwickelt wurde.

Nach einer Reise von 20 Tagen ab Rurenabaque erreichten wir Riberalta am 28. August. Hier traf ich General Pando, den Expräsidenten der Republik und Delegierten der Provinz Beni, einen eindrucksvollen, sehr tüchtigen Mann. Er hatte weite Forschungsreisen unternommen und wusste wahrscheinlich mehr über dieses Land als irgend einer seiner Mitbürger. Zu meiner Freude wusste er, als einziger aller Beamten wirklich, welche Arbeit von der Kommission verlangt wurde.

Auch hier erwarteten mich keine Instrumente — ich würde sie in Bahía, oder wie es später genannt wurde, Cobija, finden, wurde mir gesagt. Ich wusste nun schon Bescheid und wollte erst daran glauben, wenn ich sie sah. »Wir werden Ihnen ein Boot überlassen, das Sie den Rio Orton hinaufbringt. Von Porvenir führt dann ein Pfad über Land zum Acre-Fluss« sagte General Pando zu mir. »Wieviel Zeit, glauben Sie, wird meine Arbeit am Acre beanspruchen?« fragte ich. »Ich fürchte, Sie werden es nicht leicht haben, Major. Wahrscheinlich werden Sie zwei ganze Jahre benötigen.« Ich hatte nicht die Absicht, zwei Jahre am Acre zu verbringen, gedachte aber auch nicht, unter meinen Füßen Gras wachsen zu lassen, soweit es die Arbeit betraf. Das sagte ich ihm allerdings nicht.

Wo der Beni und der Madre de Dios zusammenfließen, ist der Fluss von Ufer zu Ufer 450 Meter breit. Das am Zusammenfluss gelegene Riberalta glich einer Stadt, denn die Palmblätterhütten waren in Blocks erbaut, einige Dächer waren mit rostigem, hässlichem Wellblech gedeckt, und es gab sogar ein Lehmhaus, das Hauptquartier von Suarez Hermanos, der bedeutendsten Gummifirma. Obgleich das Suarez-Gebäude einstöckig um einen Innenhof herum errichtet war, hatte es über 12000 Pfund gekostet. Hier sind alle Preise 10 mal höher als in der übrigen Welt. Trotz den Preisen gab es reichlich zu essen, und auf unerklärliche Weise gelang es jedermann, auf Kredit zu leben. Brot war teuer, aber Ochsenfleisch, die Hauptnahrung, war reichlich vorhanden, denn das halbwilde Vieh aus den Ebenen von Mojos war billig. Der Käufer musste allerdings seine Ware nach vollzogenem Handel selbst einfangen — wenn er es wagte.

Fast in der Mitte des Kontinents gelegen, befindet sich Riberalta nur 150 Meter über dem Meer. Es wurde auf dem Grundriss eines alten, befestigten Dorfes erbaut; der Grund liegt nur eineinhalb Meter über dem höchsten Sommerwasserspiegel. Die Hitze kann hier nahezu unerträglich werden, doch treten häufig Gewitterstürme auf, bei denen die Temperatur plötzlich von 43,3 Grad im Schatten auf 15 Grad und weniger und manchmal sogar auf den Gefrierpunkt sinkt. In solchen Fällen ziehen sich die Leute in ihre zugigen Hütten zurück und begraben sich unter sämtliche Wolldecken, die sie besitzen.

Kurz vor unserer Ankunft war am Madre de Dios an der Mündung des Heath-Flusses eine Meuterei ausgebrochen, in deren Verlauf die Soldaten eines kleinen Detachements ihre Offiziere ermordeten und sich nach Peru flüchteten. Ein Soldat — ein Indianer — kehrte nach Riberalta zurück und sagte, er habe sich geweigert, sich an der Meuterei zu beteiligen. Daraufhin stellte man ihn vors Kriegsgericht, erklärte ihn für schuldig und verurteilte ihn zu 2000 Hieben mit der Katze, einem kurzen Stock mit vier geknoteten Riemen aus Rohleder. Man nahm an, das werde den Indianer töten. Der Doktor, der den Strafvollzug beobachtete, erzählte mir nachher Einzelheiten darüber.


Abb.: Titelvignette

Das Opfer musste sich mit gespreizten Armen und Beinen flach auf die Erde legen, links und rechts stand ein Soldat und versetzte ihm eine Minute lang je einen Hieb pro Sekunde; dann wurde die Katze dem nächsten schlangestehenden Soldat gereicht, der im gleichen Tempo mit den Schlägen weiterfuhr. Wer nicht hart genug zuschlug, bekam selbst 50 Streiche. Das Opfer wurde siebenmal bewusstlos; nach Beendigung der Exekution ließ man es liegen, wo es lag. Sein Fleisch war buchstäblich von den Knochen losgerissen — dennoch überlebte der Mann die Marter.

Zu jener Zeit wohnten drei Engländer in Riberalta. Der erste war ein sehr guter Mensch, unberührt von den Missetaten einer Gemeinschaft, in der er ein Vierteljahrhundert zugebracht hatte. Der zweite, ein sehr streitsüchtiger Mann, starb kurz nach unserer Ankunft. Einem entarteteren Menschen als der dritte war, bin ich niemals begegnet. Er hatte einen lukrativen Posten in einer der Gummifirmen bekleidet, verlor ihn jedoch, und schlug sich einige Jahre später in London den Schädel ein.

Auch hier spielte das Trinken die erste Rolle. Es gab genügend Vorwände dafür. Von Brutalität und tierischen Leidenschaften umgeben zu sein, in unglaublichem Schmutz leben zu müssen, die Isolierung durch die weiten Entfernungen, der Mangel an Wegen, die undurchdringlichen Urwälder: ist es da verwunderlich, wenn die Leute den einzigen ihnen bekannten Ausweg benutzen — die Flasche?

Ich sah General Pando öfter und ließ mir keine Gelegenheit entgehen, auf unsere Abreise zu drängen. Ich wollte so rasch wie möglich an die Arbeit gehen. Pando drang in mich: »Sie werden kaum vor drei bis vier Wochen nach Bahía aufbrechen können, und wenn Sie dort sind, wird es vermutlich eine Verzögerung geben bis zum Steigen des Flusses. Weshalb sollten Sie die Zeit nicht zur Vermessung einer Eisenbahnlinie zwischen Porvenir und Bahía verwenden? Sie würden der Regierung damit einen großen Dienst erweisen.«

Als ich die Einzelheiten der Grenzvermessung mit ihm besprach, beschloss ich, zuerst an die Teilstrecke am Acre zu gehen, dann nach Riberalta zurückzukehren, um einen Grenzplan zu entwerfen. Danach wollte ich das Mittelstück fertigstellen und erneut für die Planungsarbeit zurückkehren. Zum Schluss sollte das Stück am Abuna an die Reihe kommen. Wenn ich einen Monat für die Planung rechnete, dazu die Zeit für die Reisen und sechs Monate pro Teilstück, so waren zweieinhalb Jahre erforderlidi, also beinahe die ganze Zeit, die mein Vertrag lief.

Ein an Beriberi erkrankter Zollbeamter kam vom Acre zurück und ich fragte ihn, was wir an diesem Fluss zu gewärtigen hätten. »Ich habe ihn auf einer Länge von über 160 Kilometern auf einem großen Dampfer befahren. Er wurde schon früher erforscht — dort gibt es auf der ganzen Strecke Gummisucherhütten«, antwortete er."

[a.a.O., S. 47 - 57]


Abb.: Titelvignette

"Zur Trübsal geboren

Neun von zehn der Bewohner Riberaltas leiden an der einen oder anderen Krankheit. Da sind die teilweise gelähmten Opfer der Beriberi-Krankheit; manche haben das Dreitage-Fieber, andere die Auszehrung; viele leiden an Übeln, die die Ärzte nicht zu bestimmen vermögen. Alle Kaufläden machten ausgezeichnete Geschäfte mit Quacksalber-Arzneien. Ein gesunder Mann galt als Sehenswürdigkeit. Beriberi — eine Art Wassersucht — war das alltägliche Übel an den Flüssen, vermutlich wegen der schlechten Ernährung und des Vitaminmangels. Zwar gab es frisches Fleisch, doch die Hauptnahrungsmittel waren Charque (Streifen von gesalzenem, an der Sonne getrocknetem Fleisch) und Reis. Dieser kam aus Santa Ana, Santa Cruz oder Manaos in Brasilien und zwar meistens schimmelig, wenn er nach zweijährigem Lagern in den Handel gebracht wurde. (Ich erinnere mich einer Zeit am Acre, da man nicht einmal Reis bekommen konnte.) Das Charque wimmelte meist von Maden und roch so schlecht, dass es erst nach dreimaligem Kochen genießbar wurde; dabei kostete das Pfund in Riberalta einen Schilling und 18 Pence. Die Leute spülten diese Nahrung mit großen Schlucken Zuckerrohrschnaps hinunter. Kein Wunder, dass sie starben wie die Fliegen.

Es gab viele Waldindianer in der Stadt. Man hatte sie als Kinder eingefangen und sie der Kirche zugeführt. Einigen gelang es, sich dem neuen Leben anzupassen, die meisten blieben unzähmbar. Wurden sie als Knaben gefangen, so hörten sie früher oder später den Ruf der Wildnis und flohen in den Wald zurück; was man sie gelehrt hatte, vergaßen sie jedoch nie, und sie weihten nach der Rückkehr zu ihrem Stamm ihre Leute in die Geheimnisse der Zivilisation ein. Außergewöhnlich begabte Indianer wurden sogar zum Studium nach Europa geschickt. Der Besitzer eines gutgehenden Geschäftes in Riberalta, ein Deutscher, kaufte ein junges Mädchen aus einem wilden Stamm, ließ es in Deutschland erziehen und heiratete es. Ich trank wiederholt Tee mit ihnen und fand die Frau nicht nur hübsch, sondern auch sehr gut erzogen; sie beherrschte vier Sprachen, passte sich ihrem Mann vollkommen an und war Mutter reizender Kinder. Meist wurden die Waldmenschen jedoch entweder sofort wie gefährliche Tiere erschossen oder grausam verfolgt und als Sklaven an weit entfernte Gummipflanzungen verkauft, wo die Flucht unmöglich und jeder Fluchtversuch mit der Peitsche bestraft wurde.
Die tragischsten Fälle am Beni ereigneten sich in der Stadt und Provinz Santa Cruz de la Sierra. Dort brachte man die Indianer zusammengekettet herbei und verkaufte sie. Das war zwar gesetzwidrig, aber solange alle Flusstransporte in den Händen der großen Privatfirmen lagen, bestand für diese Menschen keine Hoffnung. Jeder Fluchtversuch endete ziemlich sicher mit dem Tod.

Einmal gelang es vier Männern aus einer französischen Niederlassung, in einem Kanu stromabwärts zu entkommen. Der Vorarbeiter machte sich auf die Verfolgung, holte sie ein und schlug ihnen, statt sie zurückzubringen, mit dem Gewehrkolben die Schädel ein, als sie ihn kniend um Verzeihung baten. Eine gesetzliche Ahndung solcher Vorfälle kam selten vor. Die lokalen Richter verdienten nur etwa 16 Pfund im Monat und waren daher auf Trinkgelder angewiesen. Solange die Gummigesellschaften alle Macht besaßen, gab es wenig Hoffnung, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.
Ich besuchte einen Franzosen im Gefängnis von Riberalta, der seinen Brotgeber in einem Eifersuchtsanfall ermordet hatte. Seine Frau brachte ihm das Essen in den Kerker. Als er sie eines Tages packte und erwürgte, wurde er zum Tode verurteilt. Er entwich und floh nach Brasilien; der Richter hatte ihm eine Feile verkauft.

Eine direkt angebotene Bestechung wird meist als Beleidigung empfunden. Es war üblich, Waren, die dem Richter gehörten, für einen sehr hohen Preis zu kaufen. Bevor man eine derart offenkundige Bestechung verdammt, sollte man bedenken, dass diese Orte weit abgelegen und sehr primitiv sind; vor Beginn des Industriezeitalters geschahen in England die gleichen Dinge.

War ein Mann erst in die Hände der großen Firmen geraten, fiel es ihm schwer, gegen den Willen seines Brotherren auszubrechen. Ein in Riberalta wohnender Engländer erzählte mir folgende Geschichte: »Ich reiste auf dem Orton mit einem Mann, der seine Arbeit für eine bekannte Firma verlassen hatte und mit allen seinen Ersparnissen, etwa 350 Pfund, ausgerissen war. Er war ein brauchbarer Mann, und sie wollten ihn nicht verlieren; daher lockten sie ihn an Land in eine ihrer Niederlassungen, wo sie ihn betrunken machten. Drei Tage lang hielten sie ihn in diesem Zustand, in dem
er nicht wusste, was er tat. Dann ließen sie ihn wieder nüchtern werden und schoben ihm eine Rechnung unter die Nase, die 75 Pfund mehr betrug als seine Ersparnisse. Was konnte er tun? Kein Gericht hätte sich seines Falles angenommen, falls er die Schwindler verklagt hätte. Er war gezwungen, Frau und Tochter zur Tilgung seiner Schulden zu verkaufen und dann wieder an die Arbeit zu gehen, die er verlassen hatte. Ich traf ihn auf seinem Rückweg; was ihn so wütend machte, war weniger der Trick, den sie ihm gespielt, als dass sie ihm die Frauen zu einem zu niedrigen Preis abgenommen hatten.«

Ich meinte, das sei weitgehend seine Schuld gewesen, er sei ja kein Sklave gewesen. Der Engländer erwiderte: »Das kommt aufs Gleiche heraus. Da ist der bekannte Fall von zwei Brüdern, die den Beni herankamen. Sie machten in einer Barraca halt, wo um hohe Beträge Poker gespielt wurde; sie machten mit, und der ältere verlor viel Geld. Als der jüngere am nächsten Morgen sein Boot besteigen wollte, hielt ihn der Majordomo auf, warf ihn an Land zurück und begann mit einer Peitsche auf ihn einzuschlagen. Sein älterer Bruder hatte ihn zur Tilgung der Schuld verkauft. Als er das vernahm, wurde der jüngere wütend und bekam daraufhin 600 Hiebe zur Beruhigung. Ich glaube, er entwich später, aber was aus ihm wurde, weiß ich nicht — jedenfalls dürfte er kaum brüderliche Liebe empfunden haben.«

Zwei der großen Firmen hielten sich Trupps bewaffneter Raufbolde für die Indianerjagd, bei der es richtiggehende Massaker gab. Gefangene wurden so weit von ihren Stämmen entfernt, dass ihr Orientierungssinn versagte, was die Flucht noch schwieriger machte. Man gab ihnen ein Hemd, Geräte und eine Portion Reis und befahl ihnen unter Androhung der Peitsche, jährlich etwa 700 Pfund Gummi zu ernten. Das mag nicht viel scheinen, doch waren die Gummibäume auf weite Gebiete verstreut und mussten unter endlosen Mühen gefunden und bearbeitet werden. Bei den hohen Gummipreisen jener Tage brachte dieses System den Firmen enorme Gewinne.

Je tüchtiger ein Mann war, um so schwerer fiel es ihm, sich aus den Klauen der Gummikonzerne zu befreien. Ob Weiße, Schwarze oder Indianer, sobald sie in Schulden geraten waren, blieb ihnen wenig Hoffnung, jemals wieder freizuwerden. Es wurde großzügig Kredit gewährt, um die Leute in einer Schlinge zu fangen. Das war ein leichtes für eine Firma, die ihre Arbeiter mit allem versorgte, dessen sie bedurften. Die Preise wurden so frisiert, dass sie immer Schulden hatten und damit Knechte blieben. Das war keine Sklaverei — schließlich wurden die Leute ja bezahlt.

Ein Neger wurde von einem Engländer in Riberalta für 30 Pfund gekauft. Es gab keine andere Aussicht für ihn, als als Sklave an eine Barraca verkauft zu werden, wo es ihm noch schlimmer ergehen würde. Die anderen in Riberalta wohnenden Europäer unterzeichneten eine Petition an die Regierung, in der die Freilassung des Negers gefordert wurde, und sandten Abschriften nach Lima und England. Es geschah nichts — wahrscheinlich gingen die Briefe niemals ab.

Schuldner mussten nicht nur 24 Stunden in Fußblöcken auf der Polizeiwache verbringen, sie hatten ihre Schuld auch bei ihren Gläubigern abzuarbeiten. Als ein auf einer Barraca angestellter Peruaner starb, wurden seine Frau und seine sechs Kinder in Riberalta mit Beschlag belegt und zum Sklavendienst auf eine andere Barraca der gleichen Firma geschickt.

Ein an eine große Firma verschuldeter Deutscher wurde in eine der abgelegensten Barracas geschickt, in der bisher alle Arbeiter gestorben waren. Es bestand kaum Aussicht für ihn, jemals von diesem Ort entfliehen zu können. Ein Engländer gründete in Riberalta ein Geschäft und erregte damit den Neid der großen Firmen. Sie unterboten ihn, ruinierten ihn, brachten ihn in Schulden und nahmen ihn zu einem nominellen Gehalt in Dienst — er war zwar kein Sklave, aber hoffnungslos gebunden.

Ich könnte Fall um Fall aus eigener Kenntnis erzählen, doch Riberalta war nur ein Ort in jener Hölle. Wenn ein Geflüchteter lange genug lebte, um gefangengenommen und zurückgebracht zu werden, standen ihm mindestens 1000 Hiebe — oder so viele er aushaken konnte, ohne zu sterben — bevor. Die von Sir Rogcr Casement enthüllten Putumayo-Grausamkeiten sind nur ein Bruchstück dieser entsetzlichen Geschehnisse. Sklaverei, Blutvergießen und Verbrechen regierten an den Flüssen, und es gab kein Ende, bevor die Gummigewinnung an Boden verlor. Die Arbeiter am Madeirafluss hielten im Durchschnitt fünf Jahre durch, an anderen Flüssen wenig mehr, östlich vom Sorata galt ein alter Mensch als Seltenheit. Südamerika ist kein Land von mittelmäßigen Proportionen. Alles geschieht dort in großem Maßstab, und die Gräuel der Tage des Gummi-Booms machten davon keine Ausnahme.

In Santa Cruz, ein nur 16 Kilometer von Riberalta entferntes Dorf, starben viele Leute an einem rätselhaften Fieber. Der Dorfgeistliche teilte den Friedhof in drei Abteilungen — Himmel, Fegfeuer und Hölle — und setzte die Preise für die Beerdigungen entsprechend fest.

Am 25. September verließen wir Riberalta auf einem kleinen Batelón mit zehn Ixiamas- und acht Tumupasa-Indianern, einem Steuermann und einem jungen Armeeoffizier, der als Übersetzer fungierte, seinem Vater, einem Schotten, der sein ganzes Leben in La Paz verbracht hatte, und seiner Mutter, einer Bolivianerin. Dieser junge Offizier entpuppte sich als guter Gefährte — wenn er nüchtern war."

[a.a.O., S. 58 - 61]


Abb.: Bootstransport über Land, um der Stromschnelle Cachuela de Riberon zu entgehen

[Alle Abbildungen aus der englischen Originalausgabe]

1906-02-09

Coronel Enrique Comejo gründet Cobija (benannt nach dem im Salpeterkrieg verlorenen Cobija im Litoral <Chile>)

1906-07-15

In La Paz wird mit einem Reglamento de las casas de tolerancia die Prostitution geregelt.

1907


Abb.: Frachtdampfer Rhakotis der DDG Kosmos (Hamburg): fährt ab 1907 im Liniendienst zwischen der südamerikanischen Westküste und Genua

[Bildquelle: Seiler, Otto J.: Südamerikafahrt : deutsche Linienschiffe nach den Ländern Lateinamerikas, der Karibik und der Westküste Nordamerikas im Wandel der Zeiten. -- 2. Aufl. -- Herford : Mittler, ©1993. -- ISBN 3-8132-0415-4. -- S. )$]

1907

Erster Handelsvertrag mit dem Deutschen Reich.

1907-03-18

Reglamento de Inmigración Libre (Decreto Supremo):

"Art. 1.- Se considera como inmigrante a todo extranjero, obrero, agricultor o industrial que teniendo menos de 60 años y comprobando su moralidad y aptitudes, quiera establecerse en el territorio de la República.

Art. 2.- El inmigrante que venga al país a establecerse gozará de las siguientes franquicias:

a) Transitar hasta el lugar de su destino por líneas férreas o empresas carreteras de la República.

b) Poder transportar su equipaje libre de derechos.

c) Ocupar una extensión de terrenos del Estado para implantar trabajos de agricultura, cría de ganados o industrias útiles. El terreno que pueda ocupar será de 50 hectáreas por personas, cuya avaluación se fija en 10 centavos la hectárea.

Art. 3.- Todo inmigrante tiene derecho a adquirir tierras del Estado.

Art. 4.- Los lotes serán demarcados y designados por los ingenieros que comisione el Ministerio de Colonización y Agricultura y la adjudicación se hará mediante escritura pública.

Art. 7.- El inmigrante que posee un lote definitivo podrá adquirir por compra u otro medio regular hasta dos lotes más, pero solamente después de tres años de residencia y cultivo real de su lote.

Art. 8.- Ningún inmigrante podra poseer más de tres lotes por compra, hipoteca u otro medio cualquiera.

Art. 10.- Los lotes serán entregados con la mensura y demarcación respectivas.

Art. 14.- Los consulados de la República en general y particularmente las oficinas consulares de Hamburgo, Viena, Amberes, Barcelona, París, Burdeos, Havre, Marsella, Lyon, Londres, Liverpol, Genova, Ñapóles, Roma, Turín, Milán, Stokolmo, Berna y Ginebra se constituyen como oficinas de información para inmigrantes y como agentes directos del Gobierno.

Art. 15.- Estas oficinas tienen la obligación de procurar a los inmigrantes e industriales informes detallados sobre el país y sus condiciones naturales, comerciales e industríales; gestionar con sus influencias facilidades al inmigrante para su movilidad y ventajosas condiciones de transporte.

Art. 29.- Los inmigrantes fuera de los derechos especiales que gozan por este Reglamento, disfrutan de las garantías concedidas a los extranjeros por la Constitución Política del 'Estado.

Art. 30.- Están obligados a observar las leyes y reglamentos especiales de inmigración y colonización que dictaren las autoridades constituidas".

[Zitiert in: Antezana Salvatierra, Alejandro: Los liberales y el problema agrario de Bolivia (1899 - 1920). -- La Paz : Plural, 1996. -- (Colección historia agraria). -- Depósito legal 4-1-316-96. -- S. 124]

Deutsche Übersetzung des ganzen Gesetzes:

"Gesetz in bezug auf freie Einwanderung.

  1. Über den Einwanderer und die ihm zukommenden Vorrechte.
    • Art. 1. Als Einwanderer wird betrachtet jeder Fremde, Arbeiter, Bauer oder Handwerker, welcher, unter 60 Jahre alt und seinen sittlichen Wandel und Fähigkeiten beweisend, sich im Gebiet der Republik niederzulassen wünscht.
    • Art. 2. Der Einwanderer, welcher das Land betritt, um sich niederzulassen, wird vorerst die folgenden Vorrechte genießen:
      1. Freie Reise bis zu seinem Bestimmungsort auf den Eisenbahnen oder öffentlichen Fuhrwerken der Republik.
        Dieses Vorrecht dehnt sich auf seine Frau und Söhne über 18 Jahre alt aus.
      2. Zollfreie Spedition seiner Effekten.
        Als Effekten werden betrachtet: Das Bettzeug und Haushaltungsund Küchenartikel, Werkzeuge und Instrumente für sein Handwerk. Eine Flinte.
      3. Besitznahme eines Staatsstreckengebiets zur Betreibung von Ackerbau, Viehzucht oder sonst nützlichem Gewerbe.
        Das Gebiet, welches jeder Einwanderer einnehmen kann, soll 50 Hektare per Person betragen und zwar zum festen Preise von 10 cents per Hektar.
        Kinder über 14 Jahre haben ein Anrecht an ein Los von 25 Hektaren.
      4. Zahlungserleichterung für das in Besitz genommene Gebiet.
        Diese Erleichterungen dehnen sich in folgender Weise aus: Der Einwanderer kann bar bezahlen oder in 5 jährlichen Raten, in welch letzterem Falle 5°/o per Jahr auf den Wert des besitzenden Gebietes berechnet wird; die Wahl, die Raten vom dritten Jahre seiner Niederlassung ab anzubezahlen und zwar mit 5°/o Rabatt für allenfallsige Vorausbezahlungen.
      5. Das Recht, vom Arbeitsbureau jegliche Auskunft, Empfehlung und Erleichterung diesem Gesetze gemäß zu verlangen.
  2. Von der Gebietsverteilung und den Verpflichtungen des Besitzers.
    • Art. 3. Jeder Einwanderer, welcher den Verpflichtungen dieses Gesetzes nachkommt, ist zur Erwerbung von Staatsgebiet unter folgenden Bedingungen berechtigt:
    • Art. 4. Die Lose werden von den Geometern, welche vom Ministerium der Kolonisation und des Ackerbaus dazu beauftragt sind, abgemessen und angewiesen und zwar laut öffentlicher Urkunde.
    • Art. 5. Die Einwanderer können das Los, welches sie in den für die Einwanderung bezeichneten Zonen wünschen, selbst wählen unter Zahlung des bestimmten Preises und zu den laut Artikel 2 erwähnten Bedingungen.
    • Art. 6. Söhne über 18 Jahre alt sind zur Erwerbung von Losen berechtigt, um sich auf Wunsch selbständig niederzulassen.
    • Art. 7. Der Einwanderer, welcher ein definitives Los besitzt, vermag durch Ankauf oder andere rechtmässige Mittel ein oder zwei weitere Lose sich anzueignen, dieses jedoch erst nach dreijährigem Besitztum und Bebauung seines Loses.
    • Art. 8. Nicht mehr als drei Lose können von einem Einwanderer, sei es durch Ankauf, Hypothek oder andere Weise erworben werden.
    • Art. 9. Im Falle der Verteilung eines Nachlasses ist es nicht erlaubt, ein Los unter 16 Hektare zu reduzieren.
    • Art. 10. Die Lose werden mit dem Maße und den betreffenden Grenzlinien überwiesen.
    • Art. 11. Bei der Abmessung wird ein Zwischenraum von je einem Lose in der Verteilung vorgemerkt.
    • Art. 12. Die Grundurkunden für die Einwanderer sind zweierlei Art: provisorisch und definitiv.
      1. Erstere werden den Einwanderern, welche ihr Land auf Kredit erwerben, durch den Regierungskommissar überwiesen und von ihm unterzeichnet; letztere, unterzeichnet von der Regierung vor einem Amtsnotar, werden denjenigen zugeteilt, welche bar bezahlt haben.
      2. Beide, die provisorischen sowohl wie die definitiven, werden den Einwanderern auf Verlangen kostenlos ausgestellt.
      3. Im Falle des Ankaufs auf Kredit ist es dem Einwanderer nicht gestattet, sein Land sowie eventuell angebrachte Verbesserungen jemandem zu übermachen, zu verpfänden oder es irgendwie zu belasten, insofern sämtliches unter Hypothek von der Regierung bleibt, bis die Vollbezahlung des Loses stattfindet.
        Die rechtmäßige Erbschaft ist in diesem Beschluß nicht eingeschlossen, da das Besitztum mit allen Lasten und Verpflichtungen an den Erben fällt.
      4. Die provisorischen und definitiven Urkunden werden in ein spezielles Buch im Arbeitsbureau eingetragen und auf dem Notariat registriert.
      5. Bei der Einschreibung der definitiven Urkunden ist vorzumerken:
        1. Genaue Beschreibung der Grenzlinien des Loses.
        2. Entfernungen und Richtungen der Scheidelinien.
        3. Quadratfläche und Namen der anstoßenden Lose.
        4. Bedingungen und Verpflichtungen, welchen die erwerbenden Kolonisten unterworfen sind.

        Jede Urkunde enthält einen kleinen Plan des Besitztums. Art. 13. Der Einwanderer, welcher innerhalb zwei Jahren seit der Erwerbung der Urkunde, vom Datum der Besitznahme an gerechnet, sich nicht förmlich niedergelassen, noch einen Anfang in der Bebauung seines Gebiets gemacht haben sollte, verliert das Anrecht an das Los, welches unter vorhergehender Kundgebung in öffentliche Versteigerung kommt.
        Von dem Erlös der Versteigerung wird abgezogen, erstens, der Betrag der Schuld an den Staat, sodann die Schulden, die auf der Liegenschaft lasten und der Rest wird dem Einwanderer ausgehändigt oder in seiner Abwesenheit im Nationalschatz deponiert.

  3. Über die Auskunftsbureaus und Aufnahme der Einwanderer.
    • Art. 14. Die Konsulate der Republik im allgemeinen und speziell diejenigen von Hamburg, Wien, Antwerpen, Barcelona, Paris, Bordeaux, Havre, Marseiile, Lyon, London, Liverpool, Genua, Neapel, Rom, Turin, Mailand, Lissabon, Stockholm, Bern und Genf bilden Auskunftsbureaus für Einwanderer und fungieren als direkte Agenten der Regierung.
    • Art. 15. Diese Bureaus sind verpflichtet, den Einwohnern und Industriellen auf Verlangen eingehende Auskunft über das Land und seine natürliche, kommerzielle und industrielle Beschaffenheit zu geben, dem Einwanderer durch ihren Einfluss Erleichterungen in bezug auf Transport, hauptsächlich bei den Dampferlinien, zu verschaffen, von welchen sie einen Rabatt herausschlagen dürften, welcher in der Regel einer Einwanderungsgruppe gewährt wird.
      Zu diesem Zwecke gibt das Kolonisations-Ministerium Propagandaschriften in den üblichsten Sprachen, sowie Angaben und genaue Anweisungen heraus.
    • Art. 16. Die Auskunftsbureaus erhalten eine spezielle Subvention zur Deckung der Propagandakosten.
    • Art. 17. Die Einwanderungsagenten haben über jede Einwanderungsgruppe eine Liste der Mitglieder einzureichen, worin die folgenden Einzelheiten angeführt werden müssen:
      Name des Dampfers, welcher die Ladung bringt; Datum der Verschiffung; Vor- und Zuname des Einwanderers, sein Alter, Geschlecht, Stand, Nationalität und Handwerk; ob er lesen und schreiben kann; Abgangs- und Bestimmungsort.
      Ferner ist anzugeben, ob die Einwanderer gleichsam privatim kommen oder durch Vermittlung einer Einwanderer- respektive Kolonisationsstelle.
    • Art. 18. Die Einwanderungsagenten müssen von den freien Einwanderern einen Beglaubschein von deren Heimatsgemeinde verlangen, worin Sittlichkeit, Gewerbe und Handwerk, das sie ausüben, und bekannte Personalien konstatiert sind.
    • Art. 19. Soll die Einwanderung in Sammlung stattfinden und zwar unter der Leitung von Unternehmern oder durch spezielle Anordnung, so hat der offizielle Regierungsagent den Vertrag in eigene Hand zu nehmen und für die Verschiffung, sowie eventuelle Bedürfnisse Sorge zu tragen.
      Ferner hat er darüber zu wachen, dass die Unternehmer den Einwanderern die volle Wahrheit sagen und die Vertragsbedingungen denselben erklären, damit sie nicht durch Versprechungen und übertriebene Angaben getäuscht werden, was zum Schaden des Landes ausfallen würde.
    • Art. 20. Im Ministerium für Kolonisation und Ackerbau wird ein spezielles Kontor unter dem Namen Arbeitsbureau errichtet, welches sich ausschließlich den Einwanderungszwecken widmet.
    • Art. 21. Das Arbeitsbureau ist beauftragt, die Einwanderer aufzunehmen, für ihren persönlichen und Effektentransport zu sorgen, die in Besitz zu nehmenden Gebietslose ihnen anzuweisen, ihnen Stellen zu verschaffen, und, falls Handwerker oder Arbeiter, ihre Namen in das betreffende Register einzutragen, sowie ihnen bis zu ihrer Anstellung an die Hand zu gehen.
    • Art. 22. In diesem Kontor wird ein Register gehalten, worin die Einwanderer nebst sämtlichen Einzelheiten eingeschrieben werden; ferner ein Register, die verteilten Gebietslose betreffend, sowie ein Buch oder Bücher für Ausgaben und sonstige Einträge.
    • Art. 23. Die für Ausdehnung der Einwanderung bestimmten Beträge werden durch das Bureau verwaltet werden.
    • Art. 24. Leute, welche Einwanderer zu kontrahieren wünschen, sei es unter den Personen, welche auf eigene Faust kommen, oder durch die europäischen Auswanderungsstellen, haben sich an das Arbeitsbureau zu wenden, wenn sie von den Vorteilen, welche dieses Gesetz bietet, Gebrauch machen wollen; in diesem Falle haben sie schriftlich beim Kolonisationsministerium um Erlaubnis einzukommen, um Einwanderer zu importieren und zwar unter Angabe der Personenzahl, welche sie zu bringen wünschen, der für sie in Aussicht genommenen Beschäftigung und ihres Einvernehmens mit den Vorschriften dieses Gesetzes.
    • Art. 25. Die Privatverträge der Einwanderer, welche vorstehende Bedingungen ermangeln, werden keine Nutznießung von den durch vorliegendes Gesetz erteilten Vorrechten haben.
    • Art. 26. In den Bezirkshauptstädten werden Einwanderungskomitees errichtet werden, bestehend aus dem Bezirksvorstand, einem Mitglied des Gemeinderats, sowie einem mit Gehalt speziell angestellten Sekretär, um dem Zentral-Arbeitsbureau in allen seinen Arbeiten, hauptsächlich in der Anweisung und Anstellung der Einwanderer in den für sie bestimmten Zonen und Gegenden beizustehen.
  4. Propagandagelder.
    • Art. 27. Als spezielle Gelder für Einwanderungs-Propagandazwecke sind anzusehen diejenigen Beträge, welche in dem dafür gemachten Überschlage erwähnt sind.
    • Art. 28. Die Verausgabung dieser Gelder sowie irgend welcher zu diesem Zwecke bestimmten Beträge wird in Deckung der Druckkosten von Flugschriften, Zahlungen an die Transportgesellschaften, für Fahrgelder und Ausgaben des Arbeitsbureaus, sowie der europäischen Einwanderungsstellen stattfinden.
  5. Rechte und Verpflichtungen des Einwanderers.
    • Art. 29. Die Einwanderer, abgesehen von den Rechten, die sie durch dieses Gesetz genießen, erhalten durch die Garantien, welche den Fremden von der politischen Landesverfassung gewährt werden, eine entschiedene Vergünstigung.
    • Art. 30. Die Einwanderer sind verpflichtet, die Landesgesetze und die speziellen Bestimmungen für die Einwanderung und Kolonisierung, welche die betreffenden Behörden erlassen, zu beobachten.
    • Art. 31. Die Einwanderungsverbände, welche 100 niedergelassene Familien aufweisen, erhalten vom Staat unterhaltene Schulen für beide Geschlechter.
    • Art. 32. Das Ministerium für Kolonisation und Ackerbau ist mit der Ausführung vorgehenden Dekretes beauftragt.


Gegeben in der Stadt La Paz am 18. März 1907.
(gezeichne«: ISMAEL MONTES.
M. V. BALLIVIAN."

[Offizöse Übersetzung: Sanjinés, Guillermo <Generalkonsul von Bolivien>: Das heutige Bolivien und seine Zukunft. -- Hamburg, 1913. -- 104 S. : Ill. -- S. 101 - 104]

1907-03-19


Abb.: Circulo Obrero San José mit P. José Zampa OFM, Potosí, 1906

Am Fest des Hl. Josef (des Arbeiters) gründet P. José Zampa Renzi OFM (1873, Italien - 1935, Sucre) in Potosí den Circulo Obrero San José (COSJ). Aus den Statuten:

"Artículo 28: Siendo notorio que la impiedad es la causa de la desmoralización de los obreros y, por la falta de instrucción religiosa, caen en socialismo, anarquismo y otros errores sociales, los miembros de este círculo, se imponen la obligación de profesar, conservar y practicar la Religión Católica con todo valor y de cuidar que entre los asociados no penetre la indiferencia religiosa ni herejía alguna. 

Artículo 34: El círculo considera la embriaguez, el juego y la blasfemia como los grandes enemigos del obrero y encarga a todos sus asociados combatirlos con la buena conducta.

Art. 35. Es obligación del directorio establecer escuelas nocturnas o diurnas para la clase obrera, dirigida por la respectiva comisión. El plan de materias y reglamentos aprobará el directorio, cuidando de dar preferencia en las distribuciones al catolicismo. En el art. 36 se establece: Bajo la responsabilidad del director del círculo, ha de procurarse que haya conferencias sobre puntos científicos e industriales, funciones dramáticas o musicales, donde el obrero encuentre recreo útil. En el artículo 38: El periódico del círculo debe publicarse, a lo menos una vez al mes. Contendrá lectura apologética del catolicismo, tesis moralizadoras y la crónica de los actos del directorio, separándose en todo caso de la lucha de partidos políticos. El periódico se distribuirá gratis en los talleres, ingenios y minas, lo mismo que a los socios, pero a estos se les recomienda subvenir a la impresión, siempre que puedan."

[Zitiert in: Rossi, Giuseppe <OFM> <1937 - >: Fray José Zampa : su obra. -- Potosí, 1983. -- Depósito legal 4-1-151-83. -- S. 86f.]


Abb.: Kopf der Zeitschrift La Propaganda

Der berühmte Dichter Carlos Medinaceli (1899 - 1949), der mit Padre Zampa zusammen Mitglied von Gesta Bárbara war, schrieb mehrere Erzählungen für La Propaganda.

1907-12-01


Abb.: Teófilo Loayaza: Padre José Zampa, Apostel der Kinder

P. José Zampa Renzi OFM (1873, Italien - 1935, Sucre) gründet in Potosí die ersten vier Escuelas de Cristo, drei für Mädchen, eine für Buben. Es sind Volksschulen für Straßenkinder "que vagaban en los cenziales sin que una mano caritativa extendiera el alivio espiritual ni material a estos huérfanos de la fortuna".  [Zitiert in: Rossi, Giuseppe <OFM> <1937 - >: Fray José Zampa : su obra. -- Potosí, 1983. -- Depósito legal 4-1-151-83. -- S.89f., Abb. aus diesem Werk]


Abb.: Erste Escuela de Cristo, Potosí, Mineroviertel, Aufnahme 1907

Escuelas de Cristo bestehen bis heute (2002).

1908


Abb.: Logo®

Gründung des Fußballvereins The Strongest, La Paz. [Webpräsenz: http://www.accesscom.com/~rtamayo/tigre.htm. -- Zugriff am 2002-09-10]

1908

Werbung für Büroarbeit:

Señoritas!
¿Por qué os sacrificáis trabajando todo el día con la aguja ganando una miseria?
Aprended la teneduría de libros, por partida doble y ganareis diez veces más que ahora con menos trabajo. Cajero preparo en 15 días.
¡Pensad que apreder lo útil, es procurando lo agradable! 
Calle Yllimani 9, frente al correo. Entrada independiente."

[El Comercio. -- La Paz. -- 1908. -- Zitiert in: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.308]

1908

Deutsch-bolivianischer Freundschafts- und Handelsvertrag. Der Vertrag legt fest:

1908-01

Verkauf einer Privatbibliothek:

"Biblioteca en venta- Se vende la hermosa biblioteca que fué del doctor Federico Zuazo. Pomenores en la calle Yanacocha N° 82."

[El Comercio. -- La Paz. -- 1908. -- Zitiert in: Añejerías publicitarias de La Paz 1873 - 1908 / Elizabeth de Col de Céspedes. -- La Paz, 1997. -- Depósito legal 4-1-419-97. -- S.295]

1908-05-04

Präsidentschaftswahlen. Ergebnis für den einzigen Kandidaten:

Fernando Eloy Guachalla (1853, Jilawaya - 1908, La Paz): 30.412 Stimmen.


Abb.: Fernando E. Guachalla

Guachalla stirbt am 1908-07-24 an einer Lungenentzündung ohne sein Amt angetreten zu haben. Die Verfassung sieht diesen Fall nicht vor. Es werden Neuwahlen für Mai 1909 angesetzt.

1908-08-01


Abb.: Güterzug auf dem Weg nach Uyuni in Oruro 2002 (Bild: Payer, 2002-01)

Eröffnung der Eisenbahnlinie Oruro Viacha


Abb.: Die Eröffnungsjahre der Teilstrecken der Eisenbahnstrecke Antofagasta - La Paz (Karte ©Orell Füssli)

Fahrpreise auf der neuen Strecke Viacha - Oruro

Die Fahrzeit beträgt ca. 9 Stunden. Personenzüge fahren in jeder Richtung zweimal pro Woche.

1908-11-19

Der Bischof von La Paz, Nicolás Armentía Ugarte OFM (1845, Spanien - 1909, La Paz) exkommuniziert mehrere Journalisten der sog. radikalen Presse wegen ihrer Angriffe auf ihn.

1909

Arguedas Díaz, Alcides <1879, La Paz -1946, Chulumani>: Pueblo enfermo. -- 1909. -- 281 S.

"Arguedas, Alcides
* 15. 7.1879 in La Paz, - 6.5.1946 in Chulumani/La Paz. 1898 nahm er am Bürgerkrieg teil, 1903 beendete er sein Jurastudium und lebte danach jahrzehntelang als Diplomat in Europa, besuchte jedoch häufiger seine Heimat, in der er auch politisch engagiert blieb. 1919 wurde er zum Botschafter in Kolumbien ernannt. Er trat aus Protest gegen die Verlängerung des Präsidentenamtes in Bolivien zurück. 1931 riet er seiner Regierung, den Konflikt mit Paraguay beizulegen, und wurde daraufhin seines Amtes entbunden. Ab 1940 war er u.a. Senator, Agrarminister und Vorsitzender der Liberalen Partei.

Arguedas ist Autor von Romanen, Essays und historiographischen Darstellungen. Der Kern seines gesamten Schaffens ist eine kritische, zum Pessimismus neigende Auseinandersetzung mit seinem Land, die erstmals in dem Essay Pueblo enfermo (1909) in einer an den Kolumbianer J. M. Vargas Vila erinnernden, leidenschaftlich anklagenden Rhetorik zum Ausdruck gebracht wird. Für Arguedas sind die degenerierten Indios, die Weißen und die Rassenmischung für das Elend des Landes verantwortlich; beim Vergleich mit den »übermäßig gepuderten« weißen Frauen werden die Indianerinnen jedoch letztlich positiv beurteilt. Arguedas' bedeutendste literarische Leistung ist der Roman Raza de bronce (1919). Ähnlich wie in der Erzählung Wata-Wara (1904) wird eine Jungverheiratete Indianerin vom weißen Großgrundbesitzer und seinen betrunkenen Kumpanen vergewaltigt. Sie verblutet, und ihr Mann findet sie tot auf. Es kommt zu einem Aufstand der Indios, die das Herrenhaus samt seinen Bewohnern verbrennen. Im zweiten Teil des Romans führen Rückblenden in die Regierungszeit des Diktators Melgarejo, der Hunderttausende Indios von ihren Ländern vertreiben ließ. Man hat in dem Roman manche künstlerischen Mängel entdeckt, und sicher gelingt es ihm im Vergleich mit dem Indigenismus des Peruaners J. M. Arguedas noch nicht, die Welt der Indios aus ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten, dennoch überzeugen viele Szenen durch ein monumentales Pathos als adäquater Ausdruck der Landschaft und sozialen Verhältnisse. Arguedas' ehrgeizigstes Werk sind die fünf Bände umfassende Historia de Bolivia (1920 - 29; Neuaufl. La Paz 1981), deren Publikation in Barcelona der bolivianisch Multimillionär Simón I. Patiño finanzierte. Die minutiöse Darstellung reicht von den Unabhängigkeitskriegen bis zum Jahr 1872.

Weitere Werke (Auswahl): Roman: Vida criolla (1905); Sonstiges: Etapas de la vida de un escritor (1963), Epistolario(1979), La danza de las sombras (1983); Ausgabe: Obras completas. ME 1959/60, 2 Bde."

[Autorenlexikon Lateinamerika / hrsgg. von Dieter Reichardt. -- Frankfurt

: Suhrkamp, ©1992. -- ISBN 3518404857. -- S. 135f. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1909

Chirveches Arróspide Pérez del Castillo, Armando <1881, Charupampa - 1926, Frankreich>: La candidatura de Rojas : novela.  -- Paris : Sociedad de ediciones literarias y artísticas, 1909. 276 S.

"Chirveches, Armande
*1881 in La Paz, 19.10.1926 (Selbstmord) in Paris. Nach einem Jurastudium trat Chirveches in den diplomatischen Dienst. Er schickte ab 1914 als Handelsattache in Brasilien regelmäßig Berichte über die brasilianische Literaturszene nach Bolivien. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Paris. Sein erfolgreichster Roman ist La candidatura de Rojas (1909), der zu den Hauptwerken des bolivianisch Realismus gezählt wird. Chirveches schildert den Wahlkampf des jungen Anwaltes Enrique Rojas, der für die Konservativen kandidiert, da ihm seine Partei, die liberale, keine Unterstützung gewährt. Er verliert zwar die Wahl, tröstet sich aber über die Niederlage durch Heirat mit seiner schönen Kusine hinweg. Der Roman zeigt die Ereignisse und das Leben in einem nicht näher bezeichneten Distrikt Boliviens auf, jedoch ohne soziologischen Anspruch und mit humoristischen Untertönen. Der Erfolg des Buches reichte bis nach Frankreich, wo es 1915 übersetzt wurde.

Weitere Werke (Auswahl): Romane: Celeste (1905), Casa solariega (1916), La virgen del lago (1920), Flor del trópico (1926), A la vera del már (1926).  Ausgabe: Obras escogidas. La Paz 1955."

[Autorenlexikon Lateinamerika / hrsgg. von Dieter Reichardt. -- Frankfurt

: Suhrkamp, ©1992. -- ISBN 3518404857. -- S. 139. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

1909

Dr. med. Néstor Morales Villazón (1878, Cochabamba - 1957, Argentinien) gründet in Cochabamba das erste bakteriologische Laboratorium Boliviens

1909


Abb.: Damen und Mädchen nach einem Festakt im Colegio de Educandas, Sucre, 1909

[Bildquelle: Ciudades de Bolivia de ayer y de hoy. -- Vol. 19: Sucre de ayer y de hoy. -- Sucre, 1994. -- S. 14]

1909

Alma Repsold beginnt in La Paz mit Privatunterricht für deutsche Kinder.

1909-05

Präsidentschaftswahlen. Ergebnis:

Eliodoro Villazón (1848, Cochabamba - 1939/40, Cochabamba) 37.845 93%
Eufronio Viscarra (1857, Misk'i - 1911, Misk'i)    

1909-05-06

Eröffnung der Lehrerbildungsanstalt Escuela Normal de Profesores y Preceptores  in Sucre durch den belgischen Pädagogen Georges Rouma (1861, Belgien - 1976, Belgien), dem Regierungsbeauftragten für Lehrerbildung.

"Rouma wurde 1883 in Belgien geboren, promovierte 1901 in Sozialwissenschaften, arbeitete mit Decroly an Untersuchungen sprachgestörter Kinder und wurde Professor der Pädagogik in Charleroi. In Bolivien untersuchte er die physische Entwicklung von 2.000 Kindern zwischen 6 und 12 Jahren und führte die anthropologische Forschung über die Aymara- und Quichuaindianer weiter. Er übernahm die Organisation der Lehrerbildung in Bolivien. 1914 fand unter seiner Leitung die 1. pädagogische Ausstellung in La Paz statt. Sie wurde auch auf der Weltausstellung in San Francisco gezeigt und erhielt dort die Goldmedaille."

[Bauer-Stimmann, Ingrid: Der gegenwärtige Erziehungsstand in Bolivien. -- Hamburg : Stiftung Europa-Kolleg; Hamburg : Fundament-Verlag Sasse, 1971.  -- 284 S. -- (Schriften der Stiftung Europa-Kolleg Hamburg ; Bd. 15). -- Zugleich: Hamburg, Univ., Fachbereich Philosophie, Psychologie, Sozialwiss., Diss. 1971. -- S. 228f.]


Zu Teil 14: Von 1909 bis 1917