Materialien zur Forstwissenschaft

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2. Das Ökosystem Wald

9. Die Wälder der Zonobiome

3. ZB III: Zone der heißen Halbwüsten und Wüsten


von Margarete Payer

mailto: payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 -- >: Materialien zur Forstwissenschaft. -- Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 9. Die Wälder der Zonobiome. --  3. ZB III: Zone der heißen Halbwüsten und Wüsten. -- Fassung vom 29. November 1997. -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0205.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 29. November 1997

Anlaß: Lehrveranstaltung 1997/98 an der HBI Stuttgart: Informationsnetze, Projekt CIFOR

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Übersicht



Obwohl Wüsten per Definition waldlos sind, sind doch einige Wüstengebiete erst durch die Entwaldung (bzw. Entbaumung) durch den Menschen geschaffen worden. Andrerseits gibt es Versuche der Aufforstung in Wüsten. Azonal sind waldähnliche Baumgemeinschaften in Oasen.


1. Klima


"Im allgemeinen wird man ein heißes Gebiet als Wüste bezeichnen, wenn der Jahresniederschlag unter 200 mm und die potentielle Verdunstung über 2000 mm (bis 5000 mm in der Zentral-Sahara) liegt. Die spärlichen Niederschläge fallen in ariden Gebieten zu verschiedenen Jahreszeiten. Dementsprechend wird das Zonobiom III in folgende Subzonobiome (sZB) unterteilt:

  1. sZB mit 2 Regenzeiten (Sonora-Wüste, Karoo)
  2. sZB mit einer Winterregenzeit (nördliche Sahara, Mohave Desert, Vorderasiatische Wüsten)
  3. sZB mit einer Sommerregenzeit (südliche Sahara, Innere Namib)
  4. sZB mit spärlichen zu jeder Jahreszeit möglichen Regen (Zentralaustralien)
  5. sZB der Küstenwüsten fast ohne Regen, aber mit viel Nebel (nord-chilenisch-peruanische Wüste, Äußere Namib)
  6. sZB der regenlosen vegetationslosen Wüsten (Zentrale Sahara)

...

Eine sehr wichtige Besonderheit aller ariden Gebiete ist die große Variabilität der Regenmenge in den einzelnen Jahren.

Die mittleren Werte besagen deshalb nicht viel. Jahre mit regen unter dem Mittel sind am häufigsten; es kommen aber wenige Jahre mit sehr hohen Niederschlägen vor, welche die Wasserreserven im Boden für Jahrzehnte wieder auffüllen. ...

Die ökologischen Verhältnisse in den einzelnen Jahren sind so verschieden, daß nur langjährige Beobachtungen ein richtiges Bild von den Ökosystemen in Wüsten vermittelt." [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen : Grundriß der globalen Ökologie. -- 6., verb. Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 137f.]

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Abb.: Beispiele zum Klimatypus von ZB III: Peru (arides Wüstenklima), Namibia (seltene Sommerregen, oft Nebel), Arabische Emirate (Winterregen)

[Quelle der Abb.: Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-W.: Ökologische Grundlagen in globaler Sicht. -- 2., bearb. Aufl. -- Stuttgart : Fischer, ©1991. -- (Ökologie der Erde ; Bd 1). -- ISBN 3-437-10454-8. -- S. 20]


2. Verbreitung


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Abb.: Wüsten der Erde (nicht nur heiße Wüsten!): Lage und Entstehung (kalte Meeresströmungen, austrocknende Winde) [Quelle der Abb.: Die Wüste / A. Starker Leopold ... -- [Amsterdam] : Time-Life, ©1969. -- S. 11]


3. Böden


Böden im eigentlichen Sinne kommen in Wüsten kaum vor, meist sind es Rohböden (Syroseme), die aus Verwitterungsschutt bestehen. Darum sind die Eigenschaften der Muttergesteine ausschlaggebend.

"Für die Pflanzen in ariden Gebieten ist die Niederschlagshöhe nur indirekt von Bedeutung. Ausschlaggebend ist vielmehr die Haftwassermenge im Boden, die ihnen zur Verfügung steht. ... In humiden Gebieten gelten die Sandböden als trocken, weil sie wenig Haftwasser zurückhalten, die Tonböden dagegen als feucht. In ariden Gebieten müssen wir umlernen; dort ist es gerade umgekehrt. ... Daraus folgt, daß im Gegensatz zu den Verhältnissen im humiden Gebiet die Tonböden für die Pflanzen im ariden Gebiet die trockensten Standorte sind, die Sandböden dagegen eine bessere Wasserversorgung gewährleisten. Zerklüftete Felsböden sind die feuchtesten Standorte, sofern der Regen in sie ungehindert eindringt und in den Felsspalten so viel Feinerde vorhanden ist, daß das Wasser gespeichert wird. ... Die günstigeren Wasserverhältnisse von Felsböden fallen in ariden Gebieten oft durch ihren Baumbestand auf inmitten einer niedrigen Vegetation auf feinkörnigen Böden." [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen : Grundriß der globalen Ökologie. -- 6., verb. Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 139 - 141]


4. Wasserversorgung der Wüstenpflanzen


"Die Wasserversorgung der Wüstenpflanzen ist nicht so schlecht, wie man auf Grund der geringen Niederschlagshöhe anzunehmen geneigt ist. Denn die Niederschläge in mm bedeuten Liter Wasser pro m² Bodenoberfläche; man muß deshalb für die Beurteilung der Wasserversorgung der Pflanze auch die transpirierende Oberfläche pro m² Bodenoberfläche berechnen.

So verschiedenartig die einzelnen Wüsten der Erde sind, eines haben alle gemeinsam: die geringe Dichte der Pflanzendecke. ...

Daraus folgt, daß die Wasserversorgung in bezug auf die Einheit der transpirierenden Fläche in ariden und humiden Gebieten (Niederschlag 100 - 1500 mm/Jahr) mehr oder weniger gleich bleibt.

Je trockener ein Gebiet ist, desto weiter rücken die Pflanzen auseinander, desto mehr Bodenraum braucht die einzelne Pflanze für die Wasseraufnahme.

Diese Regel wird in Nordafrika für Ölbaumkulturen bestätigt: Die Zahl der Bäume pro ha wird proportional zur Abnahme der Regenmenge verringert, bis schließlich nur noch 25 Bäume je ha stehen. Dabei bleibt der Ertrag pro Baum im wesentlichen gleich, ein Zeichen, daß sich die Wasserversorgung nicht ändert. Auch für den Getreideanbau gilt, daß die Saatdichte mit abnehmenden Niederschlägen geringer sein muß. Um das Wasser aus einem größeren Bodenraum entnehmen zu können, muß die Pflanze ein größeres Wurzelsystem besitzen.

Das zweite wesentliche Merkmal ist deshalb, daß die Pflanzen mit zunehmender Aridität ihre transpirierende Oberfläche immer mehr reduzieren, aber das Wurzelsystem stärker entwickeln. ... Dabei dringen die Wurzeln in Trockengebieten nicht tiefer in den Boden ein, wie es meist dargestellt wird, sondern das Wurzelsystem wird immer flacher." ." [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen : Grundriß der globalen Ökologie. -- 6., verb. Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 145f.]


5. Aufforstung


"Wird bei Sandböden oder in Felsspalten der Boden bis zum Grundwasser durchfeuchtet, dann können die Wurzeln so tief wachsen, daß sie das Grundwasser erreichen; die Wasserversorgung der Pflanzen ist dann gesichert. Folgendes Beispiel sei hier erwähnt:

Nördlich von Basrah in Mesopotamien ist in 15 m Tiefe Grundwasser vorhanden, das durch Kiesschichten vom Euphrat und Tigris ständig gespeist wird. Da jedoch die Regenmenge nur 120 mm im Jahr beträgt, werden nur die oberen Bodenschichten befeuchtet, die Wurzeln der Pflanzen können das Grundwasser nicht erreichen; der Boden bedeckt sich nach dem im Winter fallenden Regen mit einer dürftigen ephemeren Vegetation. Die einheimische Bevölkerung hat jedoch Brunnen gegraben und benutzt das Wasser, um Gemüse zu ziehen, wobei die Pflanzen in Furchen gepflanzt und bei Tagesmaxima bis zu 50°C mehrmals am Tag bewässert werden. Infolge der stärkeren Verdunstung verbrackt der Boden rasch, so daß das Gemüse nur ein Jahr angebaut werden kann.

Aber zwischen die Gemüsepflanzen werden salztolerante Tamarix-Stecklinge gesteckt, die sich leicht bewurzeln. Wenn im zweiten Jahr die Furche kein Wasser erhält, so ist der Boden doch durch die starke Bewässerung im vorhergehenden Jahr bis zum Grundwasser durchfeuchtet. Infolgedessen wachsen die Wurzeln von Tamarix in den nächsten Jahren immer tiefer, bis sie das Grundwasser erreichen. Es entwickeln sich dann Bäume, die alle 25 Jahre für Brennholz geschlagen werden, aber wieder vom Stumpf als Stockausschläge austreiben. Alles frühere Gemüseland verwandelt sich auf diese Weise in einen Tamarix-Wald. Man kann somit Wüsten mit Grundwasser in größeren Tiefen aufforsten, wenn man die ersten Jahre nach dem Pflanzen der Bäume so stark bewässert, daß der ganze Boden bis zum Grundwasser durchfeuchtet wird." [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen : Grundriß der globalen Ökologie. -- 6., verb. Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 141]

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Abb.: Tamarix sp.

"Salzdrüsen hat auch ein wichtiger Baum, die Tamariske (Tamarix), die in ariden Gebieten durch viele Arten vertreten ist. Wenn man die Zweige dieses Baumes schüttelt, dann fällt Salzstaub von ihnen ab. Da Tamarix vorwiegend NaCl [Kochsalz] ausscheidet, überwiegen im Zellsaft die Sulfate und die Blattorgane sind nicht sukkulent." [Walter, Heinrich <1898 - 1989>: Vegetation und Klimazonen : Grundriß der globalen Ökologie. -- 6., verb. Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1990. -- (UTB ; 14). -- ISBN 3-8252-0014-0. -- S. 156]

"Neuerdings wird in den Arabischen Emiraten Meerwasser in die Küstenwüsten gepumpt, um damit Mangrovenpflanzungen zu bewässern. Der Traum einer 'grünen Wüste' steht hier im Vordergrund, da Mangroven kaum kommerziell verwertbar sind." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 173]


6. Verwüstung durch Menschen


Zwischen 1958 und 1978 wurden im Sudan durch gezielte Programme 200 000 km² Baumsavannen abgeholzt und in Ackerland verwandelt. Dies führte zu riesigen Wüstenbildungen und hat die Wüstengrenze um 100 bis 150 km nach Süden verschoben!

Vereinfachtes Schema einer "Methode"  der Wüstenbildung durch Menschen:

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 "Unberührt von Menschen ist dieses Land. Selbst Trockengebiete können, wenn sie ungestört bleiben, eine beträchtliche Vegetation tragen, die die Erdkrume vor dem Austrocknen schützt."

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 "Ackerbau in den Tälern und Holzeinschlag an den Hängen entblößt das Land von der schützenden Vegetation. So können Wasser und Wind ihre erodierende Kraft ungehindert entfalten."

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 "Die Böden im Tal veröden infolge der zu intensiven Nutzung, die Äcker wurden an die Hänge verlegt, die gegen Erosion allerdings noch empfindlicher sind. Im Tal weiden Viehherden."

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 "Die Krume wurde von den Hängen abgeschwemmt, und der mager gewordene Boden ist nur mehr als Weide verwendbar. Das Vieh aber, das die Hänge abgrast, beschleunigt die Erosion."

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 "Spärlicher wird die Vegetation an den Hängen; nur Schafe und Ziegen finden hier noch Nahrung. Das Kleinvieh aber zerstört auch das, was bisher von der Vegetation noch übrigblieb."

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 "Vollkommen ist die einst fruchtbare Landschaft nun verödet. Der Boden ist fortgeschwemmt, und der nackte Fels tritt hervor. Das unfruchtbare Land kann kein Leben mehr geben."

[Vorlage: Die Wüste / A. Starker Leopold ... -- [Amsterdam] : Time-Life, ©1969. -- S.166f.]


7. Oasen


 "Quellwasseraustritte am Rande von Senken und Becken zeigen, daß Wüstenklimate im Prinzip eine hohe Produktion erlauben würden. Entlang großer Flüsse, die Wüstengebiete durchqueren (Fremdlingsflüsse), wird dies noch deutlicher. Auf der Kitchener Insel im Nil bei Assuan gedeiht durch Bewässerung der Großteil der in Indien kultivierten Tropenpflanzen. Sogar ... Arten, wie sie für Regenwälder typisch sind, kommen zur Blüte." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S,169]


8. Weiterführende Ressourcen


George, Uwe <1940 - >: Die Wüste : Vorstoß zu den Grenzen des Lebens. -- Hamburg : Geo, 1981. -- 346 S. : Ill. -- ISBN 3-570-01665-X. -- [Herausragend in Text und Bild]

Die Wüste / A. Starker Leopold ... -- [Amsterdam] : Time-Life, ©1969. -- 92 S. : Ill. -- (Life Wunder der Natur)


Zu Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 9. Die Wälder der Zonobiome. --  4. ZB IV: Warmtemperate, dürre- und episodisch frostbelastete Gebiete mit Hartlaubwäldern (= mediterranes Zonobiom). -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0206.htm