Materialien zur Forstwissenschaft

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2. Das Ökosystem Wald

9. Die Wälder der Zonobiome

5. ZB V: Warmtemperate, regenreiche, episodisch frostbelastete Gebiete mit immergrünen Wäldern (= Lorbeerwaldgebiete)


von Margarete Payer

mailto: payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 -- >: Materialien zur Forstwissenschaft. -- Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 9. Die Wälder der Zonobiome. --  5. ZB V: Warmtemperate, regenreiche, episodisch frostbelastete Gebiete mit immergrünen Wäldern (= Lorbeerwaldgebiete). --  Fassung vom 7. Dezember 1997. -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0207.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 7. Dezember 1997

Anlaß: Lehrveranstaltung 1997/98 an der HBI Stuttgart: Informationsnetze, Projekt CIFOR

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.


Zur Inhaltsübersicht von Margarete Payer: Materialien zur Forstwissenschaft.


Übersicht



1. Klima


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Abb.: Beispiele zum Klimatypus von ZB V: Uruguay, Südafrika, Nordanatolien (hohe Niederschläge)

[Quelle der Abb.: Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-W.: Ökologische Grundlagen in globaler Sicht. -- 2., bearb. Aufl. -- Stuttgart : Fischer, ©1991. -- (Ökologie der Erde ; Bd. 1). -- ISBN 3-437-10454-8. -- S. 20]


2. Verbreitung


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Abb.: Zonobiom V und seine Übergangsgebiete [Quelle der Abb.: Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde. -- Stuttgart : Ulmer, ©1997l. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S 224f.]

Zonobiom V läßt sich nicht scharf abgrenzen: es ist eine Übergangszone zwischen den tropisch-subtropischen und den gemäßigten Gebieten. Man kann zwei Subzonobiome unterscheiden:


3. Böden


"Dem humiden Klima entsprechend bilden die Böden ebenfalls einen Übergang von den ferralitischen Böden der Tropen zu denen der gemäßigten Zone, wobei sie ersteren noch näher stehen.

Die Böden sind gut dräniert, aber erosionsgefährdet, ihre Reaktion ist sauer. Die Kieselsäure ist ausgelaugt, Al[uminium] und Fe [Eisen] sind im B-Horizont angereichert, teils als Silikate, mehr noch als Oxide. Die Fe-Oxide [Eisenoxide] bedingen eine rote oder gelbe Färbung der Böden. Man spricht deshalb von Roterden oder Gelberden, besser ist die Bezeichnung 'Rote bzw. Gelbe Waldböden'."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 231]


4. Subzonobiom mit Niederschlagsmaximum im Winter {sZB V(w)}


4.1. sZB V(w) in Nordamerika: Oregon und Washington


Feuchte, wenig kälteresistente Nadelwälder mit Baumhöhen im Süden von 80 bis 100 m, im Norden bis 60 m.

Typische waldbildende Bäume:

In der unteren Baumschicht sind Laubbäume vertreten, z.B. Ahorn (Acer spp.), oft dicht von Moosen und Farnen behangen.

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Abb.: Redwood-Wald (Photo von 1880)

"Es handelt sich hier wohl um einen der produktivsten Waldtypen der Welt, doch sind viele der älteren Bestände bereits genutzt und in junge 60-80jährige Baumplantagen umgewandelt. Die Kahlschlag-Methode der 'lumber-Gesellschaften' mit Bulldozern und Heliumballons wird als die rentabelste Waldnutzungsmethode angesehen."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 237]

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Abb.: Heliumballon zum Abtransport der Baumstämme

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Abb.: Kahlschlag in Redwood-Wäldern, 1960

Weiterführende Ressourcen zu den Redwood-Wäldern:

Hewes, Jeremy Joan: Redwoods . the worlds largest trees. -- New York : Gallery Books, 1984 [©1981 by Bison Books]. -- 192 S. : Ill. -- ISBN 0-8317-73181-2. -- [Sehr empfehlenswert]


4.2. sZB V(w) in Südwestasien: Nordanatolien


"Ein Gebiet in Nordanatolien müssen wir zum Subzonobiom des ZB V rechnen. Der Gebirgsabhang zum Schwarzen Meer erhält dort im Luv der Nordwestwinde vom Meer so viel Feuchtigkeit, daß zwar das Wintermaximum der Niederschläge erhalten bleibt, aber die Sommerdürrezeit verschwindet, so daß man bei Rize sogar Tee kultivieren kann. Im Windschatten dagegen sind die Sommer arid. Deshalb wechseln sich hier entlang der Küste Stellen mit dem ZB IV und dem ZB V ab."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 238f.]

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Abb.: Waldvegetationsprofil vom Schwarzen Meer über die Außenkette und Innenkette der nordwestanatolischen Gebirgsschwelle zum inneranatolischen Hochland  [Quelle der Abb.: Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 239]

"Das starke Vorherrschen [in untersuchten Wäldern] von Buxus [Buchsbaum] ist anthropogen, denn die anderen Laubhölzer eignen sich besser für die Holzkohlen- und Schnittholzherstellung als das sehr harte Buxus-Holz. Da Buxus ein hohes Alter über 300 Jahre erreichen kann, sehr viel Schatten verträgt und sich gut verjüngt, nahm sein Anteil ständig zu. Er steht heute außerdem unter absolutem Naturschutz."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 243]


4.3. sZB V(w) in Chile


In Chile gehört zu sZB V(w) der Valdivianische Regenwald (Tique-Wald). "Der Tique-Wald aus Aextoxicon punctatum ist ein äußerst üppiger, 40 bis 50 m hoher Regenwald mit vorwiegend immergrünen Bäumen; Er ist floristisch außerordentlich reich und ähnelt nicht nur durch seinen Artenreichtum aus tropischen Gattungen und Familien sondern auch durch seine Bestandesstruktur dem tropischen Regenwald. Immergrüne Blätter vom Lorbeer- und Magnolientyp, tropische Blütenformen und -farben mit Kolibri-Bestäubung, einige Bäume mit Brettwurzeln, Epiphyten und Lianen kennzeichnen den Tique-Wald, der ein 'Tropischer Wald im nichttropischen Gebiet' darstellt. Hochspezialisierte Arten lassen auf ein hohes Entwicklungsalter schließen. ... Die Wälder sind sehr dicht und still." [Seibert, Paul: Farbatlas Südamerika : Landschaften und Vegetation. -- Stuttgart : Ulmer, ©1996. -- ISBN 3-8001-3357-1. -- S. 215]

An nassen und moorigen Stellen, vor allem der montanen Stufe wachsen 9 Arten von Nadelhölzern, die Relikte des Spättertiärs sind:

"Alle diese Arten sind äußerst langsamwüchsig, wenn sie auch z.T. bis 2000 Jahre alt werden können. Sie sind deshalb mit den Laubbäumen nicht wettbewerbsfähig und müssen sich in verschiedenen Höhenstufen und in verschiedenen Vegetationszonen mit gewissen ökologischen Nischen begnügen, d.h. dort wachsen, wo die konkurrenzkräftigen Bewerber ausgeschaltet sind. Ihr Holz ist z.T. sehr wertvoll. Dadurch besteht die Gefahr, daß sie ausgerottet werden, weil sie kaum nachwachsen. ... Keines der chilenischen Nadelhölzer wird als Forstbaum verwendet, vielmehr greift man auf exotische Arten zurück."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 244]

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Abb.: Alerce-Wald [Quelle der Abb.: Seibert, Paul: Farbatlas Südamerika : Landschaften und Vegetation. -- Stuttgart : Ulmer, ©1996. -- ISBN 3-8001-3357-1. -- S. 219]


4.4. sZB V(w) in Australien


In Australien gehören südöstliche Gebiete vor allem in Victoria sowie Tasmanien zum sZB V(w).

Für die temperierten Eucalyptus-Nothofagus [Südbuchen]-Wälder Tasmaniens wurde der Zusammenhang der Zusammensetzung dieser Wälder mit der Häufigkeit von Waldbränden untersucht:

Diese Wälder "entstehen immer nach Waldbränden. Eucalyptus kann sich im tiefen Schatten unter Nothofagus nicht verjüngen. Erst wenn ein Brand den Wald   vernichtet hat, kommen Eucalyptus- und Nothofagus-Keimlinge gleichzeitig auf. Eucalyptus, als der viel rascher wüchsige Baum, gewinnt jedoch die Oberhand und bildet somit die obere Schicht." [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 250] Es gelten folgende Beziehungen:

  1. "Wenn ein Gebiet im Laufe von mindestens 350 - 400 Jahren (maximales Alter der Eukalypten) nicht abbrennt, was am feuchten Westhang Tasmaniens meistens der Fall ist, dann findet man nur fast reine Nothofagus-Wälder ... mit einer Baumfarnschicht ... Von Epiphyten kommen nur Farne ... und Moose vor. Je ärmer der Boden ist, desto artenreicher wird die Gesellschaft ...
  2. Bei Waldbränden, die sich häufiger als alle 350 Jahre wiederholen, entsteht ein gemischter Wald. ... Die obere Baumschicht dieser Wälder ist gleichaltrig, ein Zeichen dafür, daß die Keimung sofort nach einem Waldbrand erfolgte, bei dem alle Bäume vernichtet wurden. Die Samen in der Fruchtkapsel werden dabei nicht geschädigt und die Aussamung wird sogar gefördert. Da die jungen Eukalypten bedeutend rascher in die Höhe wachsen als Nothofagus, leiden sie nicht unter Lichtmangel und können sich behaupten.
  3. Erfolgen die Waldbrände 1-2mal innerhalb eines Jahrhunderts, dann wird Nothofagus in der unteren Baumschicht durch andere, rascher wachsende Bäume oder Straucharten ersetzt ...
  4. Wiederholt sich die Einwirkung ... alle 10-20 Jahre, so entsteht ein reiner Eucalyptus-Wald ...
  5. Bei sehr häufigen Waldbränden bilden sich savannenähnliche Bestände ...."

[Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 250f.]

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Abb.: Stark vereinfachtes Schema der Abhängigkeit der Waldstruktur von der Brandhäufigkeit [Vorlage der Abb.: Scenic wonders of Australia / ed. Harry F. Recher ... -- Sydney : Readers Digest, ©1976. -- ISBN 0-909486-34-4. -- S.34]


5. Subzonobiom mit Regenmaximum im Sommer {sZB V(s)}


sZB V(s) findet man an den Ostküsten der Kontinente, vor allem auf der Südhemisphäre. Die Niederschläge entstehen durch den Stau des Südostpassates, wenn das Küstenland steil ansteigt.

"In den Sommermonaten macht sich der Südostpassat, dem Sonnenstand entsprechend, auch in höheren Breiten um den 30. - 35.°S bemerkbar. Es ergibt sich dadurch ein Klima mit einem Regenmaximum im Sommer, das warmtemperiert ist und sich vom subtropischen schwer abgrenzen läßt. Der Hauptunterschied gegenüber letzterem ist, daß in den Wintermonaten schon regelmäßiger einzelne Fröste auftreten". [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 253f.]


5.1. Subzonobiom V(s) in Brasilien


"Die ganze Reihe der humiden Wälder von den tropischen über die subtropischen bis zu den warmtemperierten ist an der Ostküste Brasiliens von Recife über Rio de Janeiro bis Porto Alegre vertrete, wobei als warmtemperiert vor allem der Araucaria angustifolia-Wald auf der Hochfläche der Staaten Parana, Santa Catarina und Rio Grande do sul (Planalto in 600 - 800 m NN) zu betrachten ist. ... Auf feuchteren Stellen wachsen Podocarpus-Wälder." [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 259]

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Abb.: Verbreitung der Araukarienwälder 1953 [Quelle der Abb.: Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 260]

"Im südbrasilischen Bergland ist von 500 bis 1300 m der Subtropische Araukarienwald aus Araucaria angustifolia verbreitet, in der Serra da Mantiquera liegt sein Verbreitungsgebiet höher, nämlich bei 1500 bis 1800 m. Die Niederschläge sind in diesen Berglagen höher als im subtropischen teilimmergrünen Wald und liegen zwischen 1400 und 2500 mm, sie sind gleichmäßiger über das Jahr verteilt. Trotz Jahresmitteltemperaturen von 13 bis 18°C kann es Schneefälle geben, die für die Brasilianer eine Sensation darstellen. Die Wälder sind 25 bis 35 m hoch und denen des subtropischen Waldes nach ihrer Struktur und z.T. auch der Artenkombination recht ähnlich, nur in den höheren Lagen treten vermehrt Arten des Berg- und Nebelwaldes auf. Allerdings wird die 1. Baumschicht von der breitkronigen Araukarie dominiert, so daß diese Wälder einen eigenen, für die Tropen und Subtropen ungewöhnlichen Charakter erhalten. Wegen des kühlen Klimas und der reichlich anfallenden Nadelbaumstreu sind die Böden humusreich und schwach sauer (pH 6).

In der Exklave Campos do Jordâo in der Serra da Mantiquera bevorzugen die Araukarienwälder die weniger geneigten Flächen, nämlich die Hochflächen und die ebenen feuchten Standorte der Täler. In letzteren gesellt sich ein anderer Nadelbaum zur Araukarie, Podocarpus lambertii. Die Bestände sind strukturell einfacher und die Böden noch humusreicher als auf den Hochflächen. An den steilen Hängen dagegen wächst fast reiner teilimmergrüner Laubwald.

Nach oben grenzt der Araukarienwald an offene Kamp-Flächen mit hohen Grasbeständen. Im Gegensatz zu anderen Höhengrenzen des Waldes ist die Grenze scharf."  [Seibert, Paul: Farbatlas Südamerika : Landschaften und Vegetation. -- Stuttgart : Ulmer, ©1996. -- ISBN 3-8001-3357-1. -- S. 76 - 78]

Araucaria araucana bedeckte in Südbrasilien eine Fläche von 200 000 km². Sie wird wegen ihres wertvollen Holzes rücksichtslos ausgebeutet. Im Staate Parana wurden von 1931 bis 1950 50.000 km² Araukarienwald geschlagen. 1978 gab es nur noch 8% [!] der ursprünglichen Fläche an Araukarienwäldern. Aufgeforstete Flächen sind gegenüber diesem Raubbau ganz unbedeutend. Für Aufforstungen verwendet man vor allem Eukalyptus und amerikanische Fichten. Entscheidend für die rücksichtslose Waldzerstörung war auch der Kaffeeanbau seit 1834. Weite Flächen ehemaliger Kaffeekulturen ohne Schattenbäume sind heute ausgeplündertes Ödland.

Wachstumsstadien von Araucaria araucana:

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1. Keimling

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2. Keimling 30 cm hoch, Ausbildung der ersten Seitenästchen

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3. ein Jahr alt, 1 m hoch, Sproßdurchmesser 1 cm

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4. 5 bis 6 Jahre alt, Höhe ca. 5 m, untere Wirbel sind bereits abgeworfen

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5. 15 bis 30 Jahre alt, blühfähig

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6. erwachsener Baum mit breiter Krone und nur wenig Seitenästen am Stamm

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7. Altersform, Höhenwachstum minimal, nicht mehr blühend

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8. alter, licht stehender Baum mit durch Stammausschlag gebildeten sekundären Kronen (Etagenbildung)

[Vorlage:  Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 261]

Der astlose Stamm von Araucaria araucana ergibt "vorzügliches Schnittholz, aber im Wettbewerb mit den Baumarten der Angiospermen [Bedecktsamer], die eine breitausladende Verzweigung mit einer großen, den Sonnenstrahlen ausgesetzten Blattfläche haben. sind ihnen die Coniferen unterlegen. Deswegen werden die Araukarien-Wälder von den Holzarten der warmtemperierten Zone unterwandert. Araucaria araucana ragt in diesen Wäldern als dominanter Baum der obersten 35 m hohen Baumschicht heraus, verjüngt sich jedoch im Schatten der unteren, dichten Baumschicht nicht. Nur nach Bränden, die von Araucaria gut überstanden werden, kann sich auf der Brandfläche Jungwuchs bilden. Diese Art spielt somit in Brasilien etwa die Rolle wie im borealen Gebiet Europas die Kiefer (Pinus sylvestris). In den obersten Höhenstufen mit stärkerer Frosteinwirkung bildet Araucaria fast reine Bestände. Sonst findet man Jungwuchs nur an lichten Stellen. ...

Die Zusammensetzung der unteren immergrünen Baumschicht der Araukarien-Mischwälder ändert sich mit der Höhenlage. Sie ist meist aus Arten der verschiedensten Familien des feuchtwarmen Klimas zusammengesetzt. Oft kommt Araucaria mit Ocotea spp. zusammen vor.

Die Aufforstungen auf früheren Waldböden gelingen leicht mit 6-12 Monate alten Keimpflanzen, die man in Plastiksäcken oder Papiertöpfen anzieht und im 1,5 x 5 m Verband auspflanzt. Bei Aussaat der Samen sind die Verluste durch den Samenfraß (Nagetiere u.a.) zu groß.

Böden, die mehrere Jahre landwirtschaftlich genutzt wurden, sind so stark verarmt, daß die Kulturen eingehen. ...

In tieferen Lagen begrenzen häufig auftretende Trockenperioden die Verbreitung der Araukarien, die dann nur auf feuchteren Böden in den Flußtälern wachsen. In höheren Lagen werden durch die Frostperioden die Araukarien eher begünstigt, weil sie im Gegensatz zu den immergrünen subtropischen Holzarten frostresistent sind. ... Araukarien der hohen Lagen zeichnen sich durch einen genetisch bedingten, längeren Ruhezustand aus." [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 260 - 262]


5.2. Subzonobiom V(s) in Ostaustralien


Durch den Stau des Südost-Passats an der Great Dividing Range erhalten der Ostabfall dieses Gebirgszuges und das Vorland sehr hohe Niederschläge.

"Entsprechend findet man auch hier eine ähnliche Reihe von humiden immergrünen Wäldern wie an der Ostküste von Brasilien, beginnend mit den tropischen Wäldern in Nord-Queensland über die subtropischen in Süd-Queensland bis zu den warmtemperierten von New South Wales. Dabei enthalten diese Wälder im Norden teilweise für Australien fremde indomalayische Florenelemente und stocken auf nährstoffreichen, meist vulkanischen Böden, während man auf nährstoff-, insbesondere phosphorarmen Böden Eucalyptus-Wälder findet. ... Auf dem höheren Plateau von Süd-Queensland, somit in einem warmtemperierten Klima mit gelegentlichen Frösten im Winter, treten ... Araucaria bidwillii- und Araucaria cunninghamii-Wälder auf mit einem immergrünen Baumunterwuchs und Baumfarnen, also ganz ähnlich wie in Südbrasilien. Sie sind jedoch forstlich von geringerer Bedeutung und im Schwinden begriffen."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 263]

Wie fast überall in  Australien wird die Waldlandschaft vor allem durch zahlreiche Eukalyptuswaldtypen bestimmt.

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Abb.: Verbreitung von Eucalyptus spp. in Australien [Quelle der Abb.: The Ausmap atlas of Australia / Ken Johnson ... -- Oakleigh [u. a.] : Cambridge University Press, ©1992. -- ISBN 0-521-42122-5. -- S.58]

"Große Teile der Waldfläche in diesem Gebiet werden gerodet und dienen als Weide vor allem für Milchvieh."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 264]

 

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Abb.: Durch Weiße seit 1788 zerstörte und umgewandelte Gehölzvegetation in Australien


5.3. Subzonobiom V(s) in Neuseeland


"Eine sehr viel größere Rolle als in Australien spielt der warmtemperierte Wald auf Neuseeland. Auch hier finden wir im Norden der Nordinsel noch subtropische Wälder   mit Agathis [Kauri-Fichte], Palmen und vielen melanesisch-tropischen Elementen. Floristisch sind sie völlig von denen Australiens verschieden. Auf Neuseeland gibt es z.B. keine einheimische Eucalyptus- oder Acacia-Art. Die immergrünen Regenwälder mit Podocarpus-Arten und Dacrydium cupressinum reichen fast bis zum Südende der Südinsel, obgleich das Klima dort schon deutlich feuchttemperiert ist. Aber sie treffen hier mit den typischen, temperierten Nothofagus-[Südbuchen-]Wäldern zusammen, die nur aus einer oder wenigen Baumarten aufgebaut sind. Merkwürdigerweise läßt sich die Verbreitung der Wälder mit subtropischem Charakter und die der Nothofagus-Wälder klimatisch nicht erklären. ... Der mosaikartige Wechsel der beiden, sich gegenseitig ausschließenden Waldtypen macht es wahrscheinlich, daß die heutige Pflanzendecke nicht im Gleichgewicht mit dem Klima steht:"  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 266]

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Abb.: Vegetation und Kulturland in Neuseeland ca. 1970 [Vorlage der Abb.: Neuseeland : Antipode des Abendlandes / Walter Imber ... -- Bern : Kümmerly & Frey, ©1972. -- ISBN 3-405-11038-6. -- S.162]

In Neuseeland sind alle Monate des Jahres humid.

"Dem Klima entsprechend ist Neuseeland ein Waldland. Waldfreie Stellen wurden durch Katastrophen gebildet. Bei der Wiederbewaldung spielen die Podocarpaceen (Podocarpus, Dacrydium u.a.), die durch Vögel verbreitet werden, eine wichtige Rolle. ...

Nothofagus [Südbuche] bildet oft reine Bestände ...

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Abb.: neuseeländischer Nothofagus-Wald

Die Zunehmende Besiedlung von Neuseeland hat eine starke Veränderung der Landschaft zur Folge gehabt. Der Wald bot für die Farmer keine Existenzgrundlage. Er wurde im Flachland und in den Niederungen gerodet und dem feuchten Klima entsprechend vor allem in Weideland umgewandelt. Da es jedoch in Neuseeland keine großen herbivoren [pflanzenfressenden] Säuger gab, fehlten auch verbißresistente krautige Weidepflanzen. Es wurden deshalb europäische für die Weide geeignete Arten ausgesät. Infolgedessen unterscheiden sich die neuseeländischen Weiden floristisch von den europäischen fast überhaupt nicht. ...

Eine Veränderung des Landschaftsbildes erfolgte auch durch die großen dunklen Pinus radiata-Plantagen, die zur Gewinnung von Bauholz durch die deutschen Kriegsgefangenen im ersten Weltkrieg angelegt wurden."  [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 268f.]

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Abb.: Holzplantage auf der Nordinsel

Ein besonderes Problem stellt das eingeführte Wild dar:

"Die europäischen Siedler wollten dagegen nicht auf die Jagd und das Wildbret verzichten. Deswegen setzten sie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts viele Wildarten aus anderen Kontinenten aus. Nur wenige wurden eingebürgert, aber fünf wurden zu einer großen Gefahr und Plage.

An erster Stelle zu nennen ist der Europäische Rothirsch (Cervus elephus), an zweiter Stelle das australische Opossum (Trichosurus vulpicola), außerdem noch Ziegen, Gemsen und Kaninchen. ...

Unangenehmer sind die Gemsen im Hochgebirge, wo sie durch Überweidung die Bodenerosion fördern. Für Jäger sind sie in Neuseeland wertlos.

Viel gefährlicher ist das australische Opossum, das sich in seiner Ernährung an australische Baumarten angepaßt hat, vor allen Dingen an die Myrtacee Metrosideros lucida, die bis zum letzten Blatt abgefressen wird. ... Da Metrosideros lucida auf der Südinsel im Westen die Baumgrenze bildet, werden im Hochgebirge die Bannwälder gefährdet.

Zu einer wahren Pest wurde der Rothirsch, dem auf Neuseeland die Südbuchenwälder ebenso zusagen wie in seiner Heimat die Rotbuchenwälder. Der Jungwuchs wird verbissen, und die Verjüngung der Wälder ist bedroht. Bis 1918 hat man die Schäden nicht beachtet, und die Hirsche breiteten sich immer mehr in den schwer zugänglichen Wäldern der Südinsel und im südlichen Teil der Nordinsel aus. ...

1927 begann man mit dem Abschießen der Tiere. Für die Hirschschwänze wurde eine Prämie bezahlt. 1931 betrug deren Zahl 20.870, aber die Hirsche vermehrten sich rascher, so daß man vom Flugzeug aus über die Wälder mit Strychnin vergiftete Karotten ausstreute, um die Hirsche zu vergiften. Das scheint die Gefahr verringert zu haben. Bodenerosion und Hochwasserkatastrophen haben aber trotzdem zugenommen." [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 270]

Bei einer auf der Nordinsel untersuchten Höhenstufenfolge ergab sich folgende Merkwürdigkeit:

"Das Auffallendste bei dieser Stufenfolge ist, daß jegliche scharfe Grenzen fehlen. Der Wald wird immer niedriger, geht dann allmählich in Gebüsch über, wird zu einem Zwerggesträuch, und nur das Tussock-Grasland ist schon von weitem an der gelben Färbung sichtbar abgegrenzt. Eine eigentliche Baumgrenze gibt es nicht. Einige Baumarten gehen durch alle Höhenstufen durch und sind schließlich kaum noch 50 cm hoch." [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 273]


5.4. Subzonobiom V(s) in Ostasien


sZB V(s) nimmt "im Anschluß an die tropischen und subtropischen Gebiete in Hinterindien den ganzen südlichen Teil des eigentlichen Chinas mit immergrünen Wäldern aus Quercus-[Eichen] und Schima-Arten sowie Lauraceen  ein, wobei   verschiedene Pinus-[Kiefer-]Arten und andere Coniferen sich dazu gesellen können. Dieses Waldgebiet greift dann auf die Südspitze der koreanischen Halbinsel und das südliche Drittel der japanischen Inseln über." [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 275]

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Abb.: Vereinfachte Gliederung der zonalen Vegetation Ostasiens  [Quelle der Abb.: Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 274]

Legende zur Abbildung:

Das Klima wird vom ostasiatischen Monsun beeinflußt und ist sehr feucht. Begrenzender Faktor für die Vegetation ist deshalb die Temperatur.

Zonobiom V in Ostasien ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde. Deshalb gibt es keine größeren Gebiete der natürlichen Vegetation. Wie in Mitteleuropa wurden alle tiefgründigen Böden schon vor langem gerodet und ackerbaulich genutzt. "Die Wälder der unteren collinen Stufe stehen den zonalen Wäldern nahe, insbesondere was die Baum- und Strauchschicht anbelangt. Das Ökosystem solcher Hangwälder, d.h. die unterste Stufe der Orobiome, die man als 'hypsozonal' bezeichnet, unterscheidet sich von der der zonalen Vegetation vor allem in Bezug auf die Böden: die Hangböden zeichnen sich durch einen gewissen Stofftransport von oben nach unten aus". [Walter ; Breckle, Bd. 4, S. 276]

Der zerstörerische Einfluß von Menschen in einzelnen Ländern:


6. Weiterführende Ressourcen


Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-Walter: Ökologie der Erde. -- Stuttgart : Fischer. -- (UTB : Große Reihe)

Bd. 4. -- Spezielle Ökologie der gemäßigten und arktischen Zonen außerhalb Euro-Nordasiens. -- ©1991. -- 586 S. : Ill. -- ISBN 3-437-20371-1. -- S. 231 - 292. -- [Materialreiches Standardwerk]


Zu Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 6. ZB VI: Winterkalte Gebiete mit laubabwerfenden Wäldern (= nemorales Zonobiom). -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0208.htm