Einführung in

Entwicklungsländerstudien

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8. Grundgegebenheiten: Tierische Produktion

7. Geflügel: 1. Hühner und Perlhühner

Teil 1


zusammengestellt von Alois Payer

herausgegeben von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil I: Grundgegebenheiten. -- Kapitel 8: Tierische Produktion. --7. Geflügel. -- 1. Hühner und Perlhühner / zusammengestellt von Alois Payer. -- Teil 1. -- Fassung vom 2018-10-07. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw08711.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2000-05-26

Überarbeitungen: 2018-10-07 [grundlegend überarbeitet] ; 2001-02-08 [Update]

Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien", HBI Stuttgart, 1998/99

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.


Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird.


0. Übersicht


Wegen des großen Umfangs ist dieses Kapitel auf drei Teilkapitel aufgeteilt:



Abb.: Hahn (©IMSI)


Abb.: Fahrradwimpel der Stadt Lampang, Nordthailand


Abb.: Hahn (©IMSI)


Abb.: Stolze Hühnerhalterinnen, Panama (Quelle: gtz)


Audio: Hühnergegacker


Audio: Hahnenschrei


1. Zoologische Systematik



2. Allgemeines


Englischsprachiges Glossar:


"Haushühner zählen zu den am weitesten verbreiteten und am intensivsten genutzten Haustieren. Ihre große wirtschaftliche Bedeutung beruht im wesentlichen auf der einfachen Haltung und der schnellen Vermehrbarkeit von Hühnern sowie auf dem hohen ernährungsphysiologischen Wert ihrer Produkte (Fleisch, Eier). ...

Haustiergeschichtlich betrachtet stellen Hühner das älteste Hausgeflügel dar. Ihre Domestikation erfolgte möglicherweise bereits in den frühneolithischen Kulturen Südostasiens vor etwa 8000 Jahren. Mit Sicherheit sind sie aus dem Bereich der Industal-Kultur (3. Jt. v. Chr.) belegt. Damit gehören Hühner zu den ältesten Haustieren überhaupt. Während der langen Zeit im Hausstand sind sie entsprechend den Nutzungszielen (Fleisch- und Eierproduktion, Kampfhühner, Ziergeflügel) in vielfältiger Weise verändert worden, was unter den rezenten Hühnern in einer großen Rassenzahl zum Ausdruck kommt. Die Abstammung der Haushühner ist unumstritten; sie sind aus dem in Südostasien beheimateten Bankivahuhn (Gallus gallus Linne, 1758) hervorgegangen. ...

Neben dem Bankivahuhn leben in Südostasien drei weitere Kammhuhnarten:

Manche Forscher glauben, dass auch diese Wildhuhnarten an der Entstehung des Haushuhns zumindest beigetragen haben. Kreuzungen zwischen dem Haushuhn und den drei zuletzt genannten Wildhuhnarten bringen fruchtbare Nachkommen hervor. Von Java ist bekannt, dass hier häufig die Männchen des grünen Dschungelhuhns in Gefangenschaft aufgezogen werden, um sie mit Haushühnern zu paaren. Die Hähne, die aus diesen Kreuzungen hervorgehen, werden wegen ihres durchdringenden, langgezogenen und einsilbigen Krähens geschätzt. Viele Verhaltenseigentümlichkeiten bei unseren Haushühnern scheinen jedoch dafür zu sprechen, dass die Domestikation ausschließlich am Bankivahuhn ansetzte. Von den rezenten Hühnerrassen haben vor allein die Rebhuhnfarbigen Italiener das Aussehen (Federkleid, Färbung) der Stammart fast unverändert bewahrt."

[Benecke, Norbert <1954 - >: Der Mensch und seine Haustiere : die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung. -- Stuttgart : Theiss, ©1994. -- ISBN 3806211051. -- S. 363]


"Hühner gehören ebenso wie Rinder, Schweine und Pferde traditionsgemäß zum Tierbestand des bäuerlichen Betriebes. Geflügelfleisch und Eier waren stets geschätzte und meist gut bezahlte Produkte. Dennoch wurde die Geflügelhaltung über lange Zeit nicht als vollwertiger Betriebszweig angesehen. Die Haltung und Zucht wurden als Nebenbeschäftigung betrieben. Der Hauptzweck war die Selbstversorgung mit Geflügelfleisch und Eiern. Durch den Verkauf von Überschüssen wurde lediglich ein geringfügiges Einkommen erwirtschaftet.

Die relativ geringe wirtschaftliche Bedeutung im herkömmlichen bäuerlichen Betrieb hat verschiedene Ursachen. Hühner sind nicht so prestigeträchtig wie Pferd, Rind oder Schwein. Die Geflügelhaltung wurde deshalb auf dem bäuerlichen Betrieb meist Frauen und Kindern überlassen. Auch in der Forschung und Beratung wurde die Geflügelzucht über lange Zeit gegenüber der Großtierhaltung vernachlässigt. Hühner galten im allgemeinen als empfindlich gegenüber Krankheiten, und der häufige Ausbruch von Seuchen brachte der Geflügelhaltung den Ruf eines unzuverlässigen und risikoreichen Gewerbes ein.

Eine entscheidende Wende bahnte sich erst vor etwa 30 Jahren an. Intensive Forschung auf dem Gebiet der Züchtung, Haltung und Hygiene machten die Hühnerhaltung sehr schnell zu einem zuverlässigen und äußerst profitablen Betriebszweig. Intensive Haltungssysteme gewährten eine rasche und flächenunabhängige Ausdehnung der Produktion. Die Entwicklung von Impf- und Hygieneprogrammen reduzierte das Krankheitsrisiko drastisch. Somit wuchs auch das Interesse nicht-landwirtschaftlich orientierter Gesellschaften an der Geflügelhaltung, und ein immer größerer Anteil der Eier- und Fleischproduktion erfolgte in industriellen Großfarmen. Es musste deshalb befürchtet werden, dass dieser Betriebszweig nun völlig aus den bäuerlichen Betrieben verschwinden würde. Diese Befürchtung hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Es hat sich vielmehr gezeigt, dass der bäuerliche Betrieb auch heute noch die Möglichkeit hat, die Geflügelproduktion als rentablen Betriebszweig zu betreiben. Der Stand der Produktionstechnik bietet dem bäuerlichen Betrieb eine breite Palette von Möglichkeiten -- von der extensiven Auslaufhaltung bis zur Intensivhaltung -- die eine kostengünstige Produktion auch im begrenzten Rahmen des Familienbetriebes erlauben. Durch optimale Nutzung von vorhandenen Gebäuden, Arbeitskräften, Betriebsmitteln und hofeigenem Futter lassen sich Eier und Fleisch zu Kosten produzieren, die oft mit industriellen Geflügelfarmen vergleichbar sind. Die eindeutige Stärke des bäuerlichen Betriebes liegt jedoch in seiner Nähe zum Verbraucher. Besonders in den letzten Jahren hat es sich gezeigt, dass der Verbraucher in zunehmendem Maße die direkte Beziehung zum Produzenten von Eiern und Fleisch sucht. Dies schafft eine günstige Voraussetzung für die Direktvermarktung, von welcher der bäuerliche Betrieb und der Verbraucher in gleichem Maße profitieren. Sie sichert dem Verbraucher ein höchstes Maß an Frische und Qualität der Produkte und dem bäuerlichen Betrieb einen relativ günstigen und stabilen Preis.

Es besteht jedoch kein Zweifel, dass auf dem Geflügelsektor eine ständige Marktkonkurrenz vorhanden ist, die den Betrieb zu höchster Aufmerksamkeit verpflichtet. Die Voraussetzung für eine rentable Geflügelwirtschaft ist deshalb die ständige Verbesserung der Produktionstechnik zur Kostensenkung und die konsequente Nutzung der Marktnischen."

[Bessei, Werner: Bäuerliche Hühnerhaltung Junghennen, Legehennen, Mast. -- 2., überarbeitete und ergänzte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1999. -- ISBN 3800145375. -- S. 5.]


Kennzahlen für Hühner und Perlhühner
Hühner Perlhühner
Legebeginn 20 - 24 Wochen 32 Wochen
Paarungsverhältnis 1 Hahn für 8 - 12 Hennen 1 Hahn für 4 -5 Hennen
Eizahl in einer Legeperiode 250 - 290 Eier 170 - 180 Eier
Eigewicht 55 - 60 g 43 - 48 g
Dauer der Legeperiode 12 - 14 Monate 9 - 10 Monate
Wärmebedarf in der ersten Lebenswoche 32 - 35°C 36 - 38°C
Mastdauer 6 - 12 Wochen 12 Wochen
Futterverbrauch 5 - 50 kg 6 kg
Brutdauer 21 Tage 27 Tage
Unterbringung je m² Stallfläche 8 - 12 Stück 5 - 12 Stück
Auslauffläche je Tier 10 - 15 m² 5 - 10 m²

[Kennzahlen nach: Altrichter, Gerhard ; Braunsberger, Franz: Bäuerliche Geflügelhaltung : Produktion und Vermarktung von Eiern und Qualitätsgeflügel. -- 2., überarbeitete Aufl. -- Klosterneuburg : Österreichischer Agrarverlag, ©1997. -- ISBN 3704012254. -- S. 279 - 281. -- ]


3. Verbreitung der Hühner und Eignung für Entwicklungsländer


Abb.: Hühnerzucht als Aufbauhilfe nach Hurrikankatastrophe, Dominica, 1982 (Quelle: FAO)

In der folgenden Übersicht sind einzelne Länder nur aufgeführt, wenn ihr Hühnerbestand über 150 Mio. Tiere ist.

Weltbestände an Hühnern 1999
Welt 14,171 Mio.
Asien 7,068 Mio.
Lateinamerika und Karibik 2,179 Mio.
USA und Kanada 1,865 Mio.
Europa 1,793 Mio.
Afrika 1,158 Mio.
Ozeanien 107 Mio.
China 3,420 Mio.
USA 1,720 Mio.
Indonesien 1,000 Mio.
Brasilien 950 Mio.
Mexiko 420 Mio.
Indien 382 Mio.
Russland 350 Mio.
Japan 295 Mio.
Frankreich 241 Mio.
Iran 230 Mio.
Pakistan 223 Mio.
Vietnam 179 Mio.
Thailand 172 Mio.
Türkei 166 Mio.
Großbritannien 154 Mio.
Zum Vergleich: Deutschland

103 Mio.

[Quelle: FAOSTAT. -- URL: http://apps.fao.org/lim500/nph-wrap.pl?Production.Livestock.Stocks&Domain=SUA&servlet=1. -- Zugriff am 30.3.2000]

H.-J. Heynoldt nennt in Hinblick auf die Entwicklungsländer folgende Vor- und Nachteile "moderner" Geflügelproduktion, d.h. vor allem der industrieähnlichen Hühnerhaltung:

"Auf die Entwicklung der Geflügelproduktion, die sich als der gegenwärtig dynamischste Zweig in der Tierproduktion hinsichtlich der Zuwachsraten und des bio-technologisch-ökonomischen Fortschritts herausgebildet hat, wirken folgende Faktoren stimulierend
  • schneller züchterischer Fortschritt, verbunden mit einer hohen Reproduktionskapazität und einem kurzen Generationsintervall,
  • gutes Adaptionsvermögen,
  • umfassende Spezialisierung in den beiden Hauptproduktionsrichtungen Eier- und Fleisch-(Broiler)produktion einschließlich der Reproduktion,
  • flexible Produktionsorganisation (Herdengröße, Haltungsform, Reproduktionsrichtung),
  • kurzfristige und risikoarme Produktionsphasen verbunden mit einer schnell erreichbaren Rentabilität,
  • günstige Futterverwertung,
  • hohe und weltweite Verbraucherpräferenz für ein relativ billiges Nahrungsmittel (tierisches Eiweiß).

Als begrenzende Faktoren, besonders für eine Intensivhaltung in den Entwicklungsländern, erweisen sich:

  • enger Zusammenhang von Leistungsniveau (Wirtschaftlichkeit) und Tiermaterial (Züchtung),
  • stabile Versorgung mit hochwertigen Futtermitteln,
  • hohe tierhygienische Erfordernisse (Prophylaxe),
  • Zusammenhang zwischen feuchtheißem Klima und Leistungsdepression,
  • unzureichend entwickelte Infrastruktur (Transportwesen, Vermarktungseinrichtungen),
  • starke Abhängigkeit der Großanlagen vom wissenschaftlich-technischen Fortschritt, teilweise als Importabhängigkeit (Ausrüstungen, Tiermaterial, Futtermittel).

Sofern die Geflügelproduktion nicht mehr nur auf der Stufe der traditionellen Kleinhaltung betrieben wird, hat sie in vielen Ländern zur Herausbildung einer Geflügelwirtschaft geführt, die neben der Produktion auch die Be- und Verarbeitung sowie die Vermarktung von Eiern, Schlachtgeflügel und anfallenden Nebenprodukten umfasst und möglichst auch die Mischfutterindustrie einbezieht. Sie wird in den entwickelten Industrieländern bereits in großem Umfang, in den Entwicklungsländern seit Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in wachsendem Maße als moderner Produktionszweig in spezialisierten Betrieben durchgeführt."

[Heynoldt, Hans-Joachim. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 323 - 324]


3.1. Probleme der kleinbäuerlichen Hühnerhaltung in Entwicklungsländern


"Throughout Asia, Africa, and Latin America, the problems of village chickens are mainly those discussed below.
  • High Hatching Mortality: Commonly, a hatch of eight or nine village chicks results in only two or three live birds after a few days. A survey in Nigeria, for instance, showed that 80 percent died before the age of eight weeks. Losses elsewhere are known to be similar. This is mostly because of starvation, cold, dehydration, predators (hawks, kites, snakes, dogs, and cats, for example), diseases, parasites, accidents, and simply getting lost -- all of which can be prevented without great effort.
  • Chronic and Acute Disease: Poultry diseases can become epidemic in the villages because there are few if any veterinarians. Newcastle disease, fowlpox, pullorum disease, and coccidiosis, for example -- all of which are endemic in the Third World -- can destroy the entire chicken population over large areas. Lice and other parasites are also prevalent. Scavengers and industrial birds seem to show no differences in their tolerance for such diseases and parasites.
  • Low Egg Production: A survey in Nigeria showed that the annual production per hen was merely 20 eggs. Such low production is common throughout the Third World and is caused by a combination of low genetic potential, inadequate nutrition, and poor management. Villagers rarely provide nest boxes or laying areas, so that some eggs are just not found. Some birds have high levels of broodiness, and eggs accumulating in a nest stimulates this. There are indications, however, that some village chickens (for example, some in China) have quite substantial egg-laying potential when provided with adequate feed.
  • Low Egg Consumption: In the tropics, many people choose not to eat eggs. Often this is because eggs are the source of the next generation of chickens; sometimes it is because of superstition. Further, eggs do not keep well because most are fertile and, exposed to constant tropical heat, undergo rapid embryo development.
  • Crop Damage: It is often necessary to confine the birds to protect young crops or vegetable gardens."

[Microlivestock : little-known small animals with a promising economic future / Board on Science and Technology for International Development (BOSTID). -- Washington, DC : National Academy Press, Washington, 1991. -- [Darin: Chicken]. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


4. Zum Verhalten von Hühnern


Hackordnung: Wichtig und problematisch für die Hühnerhaltung ist die ausgeprägte Hackordnung unter Hühnern:

"Zu den Tieren mit der schärfsten Ausprägung der Rangordnung zählen die Hühner. Über die Rangordnung beim Haushuhn, die schon fast zum klassischen Beispiel einer straffen Regelung des Verkehrs von zusammenlebenden Tieren der gleichen Art geworden ist, gibt es noch viel zu berichten. Da sie sich bei allen Rassen und Schlägen herausbildet, nur durch Temperamente gemildert oder verschärft, dürfte das Verhalten der wilden Stammform kaum anders sein, was mir auch deren gelegentliche Beobachtung bestätigt hat. Die Verteidigung des Ranges innerhalb einer nach Schlaf- und Futterplatz in sich geschlossenen Schar hat den Vorrang gegenüber der Stillung des Hungers; sie ist auch wichtiger, weil der Verlust des Ranges dazu führen kann, dass das rangniedere Tier immer wieder von der Futterstelle verdrängt wird. Ein altes Huhn, gleich ob Hahn oder Henne, das aus Schwäche oder Krankheit kaum mehr Nahrung aufnimmt, rafft sich mit letzter Kraft zum Kampf auf, wenn ein im Rang tieferstehendes Tier droht. Aber auch erwachte Angriffslust gegen einen höhergestellten Artgenossen, die irgendwann in einem Huhn erwacht, lässt sich nur schwer ablenken.

Vor vielen Jahren, noch bevor ich die heute üblichen Bezeichnungen Rang-, Hack- oder Piekordnung las, gebrauchte ich in meinen Aufzeichnungen die Ausdrücke Plus- und Minushuhn, für Rangordnung Plus-Minus-Verhältnis. So wurde der Gegensatz zwischen „hacken dürfen" und „hinnehmen müssen" klargestellt. Diese Bezeichnungen werde ich auch weiterhin gelegentlich anwenden. Dafür ein Beispiel: Dem Zwerghahn Pascha war es nicht gelungen, die große Henne Alma zu unterwerfen. Zu den übrigen Hennen war er in ein klares Plus gekommen, aber die starke Alma wehrte alle seine Angriffe ab. Im Frühling duldete sie jedoch willig die Paarung. Nun schien seine Spitzenstellung im Hof unbestritten. Als aber Almas Legeperiode ablief, wurde sie wieder herrisch, Paschas schwaches Aufbegehren unterdrückte sie durch grobe Schnabelhiebe. Das Minusverhältnis des Hahnes war also während Almas Paarungszeit nur latent geworden. Auch ihm war sein Rang bewusst geblieben, sonst hätte er, inzwischen stärker geworden, sich energisch gewehrt. Übrigens schlug er im Spätherbst, nachdem er selbst schon ein neues Federkleid hatte, die nun erst mausernde und fast nackte Alma endgültig in kurzem Kampf.

Diese Geschichte nimmt einiges vorweg, das nun zu klären ist. Grundsätzlich besteht für Hühner beider Geschlechter in der Rangordnung kein Unterschied, doch streben die Hähne mit der Erreichung einer gewissen Größe und Reife danach, zu den Hennen, die ja zum Teil älter sind und bis jetzt höherrangig waren, in ein klares Plusverhältnis zu kommen. Es gibt allerdings Hähne, meist von spätreifen Rassen, die sich bis über die Zeit des Erwachsenwerdens hinaus nicht dazu aufraffen, ihre Führung durch Sieg klarzustellen. Sie wachsen allmählich in ihre Stellung hinein und werden dann von den Plushennen mal geduldet, mal gehackt, was ihnen nicht mehr viel ausmacht. Erst spät und längst körperlich überlegen, antworten sie auf den Puff einer Henne mit einem Angriff und siegen dann gewöhnlich leicht.

Die meisten Junghähne machen dagegen, etwa zwischen dem vierten und siebten Lebensmonat, ihre „Hennenkämpfe" durch. Unvermittelt, gewöhnlich morgens, greifen sie einzelne Hennen an. Diese reagieren darauf verschieden. Manche bekommen „Angst vor dem Hahnengesicht". Bisher hackten sie ungehemmt, je nach Stimmung und Gelegenheit, den halberwachsenen Junghahn. Nun tritt dieser ihnen plötzlich in der für den Hahn typischen Angriffsstellung entgegen, zum Ansprung geduckt, mit weitgespreiztem Halskragen. Solche Hennen stellen sich zwar noch zum Kampf, flüchten aber schreiend, sowie der Hahn springt, oft, ohne berührt worden zu sein. Andere Hennen lassen sich durch den Anblick nicht beeindrucken: sie greifen sofort selbst an und besiegen den Junghahn, der sein Ziel um Wochen zurückstecken muss, oder sie werden in echtem, hartem Kampf besiegt.

Bei diesen oft heftigen Kämpfen zwischen Althenne und Junghahn spielen auch geschlechtsbedingte Besonderheiten eine Rolle. Hähne mit großen, roten Kämmen siegen leichter als andere mit rassemäßig unauffälligeren Geschlechtsmerkmalen. Vor allem ist aber das Benehmen der Gegner nach einem Kampf zwischen Hahn und Henne anders als nach einem Kampf zwischen zwei Hähnen oder auch zwei Hennen. Während bei gleichgeschlechtlichen Gegnern der Sieger den Besiegten verfolgt, ist das Hacken oder Jagen nach dem Kampf Hahn gegen Henne nur kurz angedeutet. Zuweilen übt der Hahn schon im Kampf mit einer schwächeren Gegnerin sichtlich Zurückhaltung, wenn diese nicht mehr viel Widerstand leistet. Bald nach dem Kampf umwirbt er die Unterlegene, und nicht selten duldet sie nun die Paarung, anstatt zu flüchten."

[Baeumer, Erich: Das dumme Huhn : Verhalten des Haushuhns. -- Stuttgart : Frankh, ©1964. -- (Kosmos-Bibliothek ; 242). -- S. 21 - 23]


5. Zur Nahrungsaufnahme der Hühner


Abb.: Ein Termitenbau wird geöffnet, um die Termiten als Hühnerfutter zu verwenden, Madagaskar (©Corbis)


Fütterungssysteme

"Small-scale poultry raisers in Asia generally use two types of feeding:

  • free-range and

  • using feeders.

Free-range feeding: Free-range poultry eat household wastes, worms, grain seeds, leaves, grasses and insects. Their owners supplement this diet with a small amount of grain each day. The amount varies from household to household and with the household's economic situation. The mother hen forages and feeds her chicks. In doing so, she teaches the chicks to forage for themselves.

Feeders: Farmers put the grain in a feeder in the poultry house or pen. They also provide water to the birds.

Abbildungen: Anleitungen zum Selbstbau von Fütterungseinrichtungen für Hühner und Küken aus Dschungelmaterial, Papua Neuguinea

[Quelle: Liklik buk : a rural development handbook catalogue for Papua New Guinea. -- English ed. -- Lae, PNG : Liklik Book Information Centre, 1977. -- ISBN 0869350244. -- S. 167]


Ausgewogene Ernährung

Good nutrition: To give a balanced diet, make sure the birds eat ingredients from each of the four columns in the table below.

Cereals

Meat and beans

Oilseeds

Vitamins and minerals

Barley

Crab meat

Lentils

Coconut cake

Green

Corn

Fish

Mungbeans

Copra

grasses

MiIIets

Insects

Soybeans

Cotton seed

Leucaena

Rice

Meat scraps

Brewer's

Groundnut

leaves

Wheat

Snails yeast

Linseed

Worms

(distiller's

Mustard seed

corn)

Sesame

Cowpea

Buttermilk

Sunflower

Gram (black,

Rice polish

seeds

green, horse, red

Skim milk

Medicinal additives: Farmers in India regularly provide these additives to prevent intestinal worms and other problems in their chickens.

[Ethnoveterinary medicine in Asia : an information kit on traditional animal health care practices / IIRR. -- Vol. 4: Poultry. -- Silang, Cavites, Philippines : International Institute of Rural Reconstruction, Silang, Cavite, Philippines, 1994. -- ISBN 0-942-717-627. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


Hühnerfutter in den Tropen:

  • "Coconut oil meal (copra meal)

    1. Plentiful source of protein in tropical countries.

    2. 40% can be used in both broiler and layer diets provided the diet contains good sources of methionine and lysine (coconut oil meal is deficient in these essential amino acids). Good source of these amino acids is Fishmeal.

    3. Possible problem with storage and processing in tropics because of severe mold growth which could be toxic to chickens. Prevention: Spray fresh copra with alcoholic solution of sodium propionate.

    4. Both coconut oil meal and Palm Kernel oil meal may represent potential poultry feed stuff for certain areas.

  • Sunflower Meal, Sesame Meal, and Safflower Meal

    1. In parts of the world, oilseed residues are important sources of protein.

    2. All are deficient in lysine, high in fiber and low in ME.

    3. Sesame is a good source of methinonine.

  • Cassava (Yuca/Manioc)

    1. Possible source of carbohydrate production in the tropics.

    2. Fiber also called cassava root. Meal is called tapioca.

    3. Staple food in West Africa, but must be processed very carefully, because the unpeeled roots contain a very poisonous compound, prussic acid.

    4. If fed to poultry, the meal must be mixed with water or molasses.

    5. Limit to 10% in broiler rations. Limit to 20% in layer rations. Up to 50% in chick rations can replace corn if supplemented with methionine (.15%), when the diet is a corn, soybean mixture.
      NOTE: Cassava is very low in protein, including methionine, so is soybean, for protein source, while corn is not.

    6. Other tubers such as yam, plantain, sweet potato, cocoyam, have been tested as an energy source in high production rations and only sweet potatoes improved the growth rate of chicks.

  • Dried Sugarcane Juice and Unrefined Sugar

    1. Dehydrated byproduct of sugar refining process which contains approximately 89% sugar, 3% crude protein, 3% ash, traces of fat and about 5% moisture.

    2. 20-25% can be used in layer and broiler diets, if diet is balanced in terms of protein, amino acids, minerals and vitamins.

    3. If sugar is a superabundant crop, this may be a possible carbohydrate source.

  • Rice Polishing and Rice Bran

    1. Byproduct of winnowing the chaff from the grain.

    2. Contains approximately 13% protein and 13% fat.

    3. Possible feedstuff, if free of adulteration with rich hulls, and high rice oil level can be stabilized by antioxidant so energy value will not be lost through oxidative rancidity.

  • Ipil-Ipil Leaf Meal

    1. Produced from the leaves of the leucaena, a leguminous tree found in tropical countries.

    2. Meal contains over 24% protein, 3.25% fat and about 14% fiber.

    3. Limited to 3-4% of the diet because it contains a toxic alkaloid known as mimosine. More in the diet will reduce growth rate in broilers and reduce egg production.

  • Fermentation Byproducts, yeast, and distiller dried solubles are products obtained from breweries and distilleries which are found all over the world.

    1. Distillers' dried solubles are obtained by drying the residue from the yeast fermentation of whatever grain (corn, rye, rice, molasses, etc.) after the removal of alcohol by distillation.

    2. The main use in poultry feeding is dried yeast (brewers, grain distillers' dried yeast, molasses distiller dried yeast) which are byproducts of the brewery or distilling industry.

    3. These byproducts are good sources of protein and B complex vitamins. If dried properly, distillers' dried grains are still a potential feed source in Third world countries because they are still in the process of utilizing these byproducts.

  • Other feedstuffs used for poultry in other parts of the world are

    • grar meal,

    • carob meal,

    • coffee oil meal, and

    • various grass,

    • bean, and pea meals.

    • Torula yeast, a byproduct of the paper pulp industry and primary fementation of molasses is also a possible vitamin supplement.

FINAL NOTE
When a volunteer is considering possible feedstuffs he/she must remember to also consider whether a ration will be competing with feeds that people eat directly. If an energy feed is used to produce a protein food, and that protein food is too expensive for those people who depend on that energy food for their diet to buy, then producing a higher food value may have dubious, possibly harmful, results. Besides making money, small scale animal projects should try to increase the level of nutrition for those who need it the most. " [Guidelines and references : Livestock training component / Peace Corps. -- Small Animal Husbandry. -- Washington, DC : Peace Corps, 1985. -- [From: Agricultural Development Workers Training Manual. -- Volume IV: Livestock]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


Home-made rations for chickens: Mix the following:

[Quelle der Mixtur: Basic husbandry practices and veterinary care / IIRR. -- Cavite, Philippines: International Institute of Rural Reconstruction (IIRR), [1994]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]



Abb.: Verdauungsorgane des Huhns

[Quelle der Abb.: Keeping chickens / Institut africain pour la développement économique et social (Abidjan, Côte d'Ivoire). -- Rome : FAO, 1977. -- (Better farming series ; 13). -- ISBN 92-5-100618-0. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm} ]

Das Huhn hat keine Zähne. Es nimmt die Nahrung mit dem Schnabel auf. Im Mund wird die Nahrung ein wenig eingeschleimt und gelangt in den Kropf.

Der Kropf ist eine Ausbuchtung der Speiseröhre. Er ermöglicht, dass das Huhn größere Nahrungsmengen aufnehmen kann. Im Kropf wird die Nahrung gespeichert und in unregelmäßigen Schüben in den Magen befördert.

Das Huhn hat zwei Mägen,


Abb.: Mägen des Huhns [Quelle: Leitfaden der Naturkunde, 1923]

Der Drüsenmagen erzeugt Verdauungssäfte, die sich mit dem Futter zu einer schleimigen Masse vermischen. Die eigentliche chemische und mechanische Verdauung beginnt im Muskelmagen. Im Muskelmagen befinden sich kleine Steinchen, die das Huhn mit seiner Nahrung (als sogenannter Grit) aufnehmen muss. Der Muskelmagen erzeugt durch Muskelkontraktionen einen Reibungsdruck, durch den die Nahrung unter Hilfe der Steinchen zu einem sehr feinen Brei zermalmt wird. Im Muskelmagen wird die Nahrung ca. zwei Stunden behandelt, dann wird sie in den Darm transportiert.

Zusätzlich zu Dünndarm und Dickdarm besitzt das Huhn zwei Blinddärme. In den Blinddärmen wird Rohfaser durch Mikroorganismen aufgeschlossen und damit teilweise für das Huhn verdaulich gemacht.

Der Darm des Huhns ist relativ kurz. Deshalb ist auch die Darmdurchgangszeit der Nahrung kurz: 3 bis 6 Stunden nach der Nahrungsaufnahme beginnt die Ausscheidung.

Die nicht verwertbaren Stoffe werden durch die Kloake ausgeschieden. Das Huhn hat zweierlei Kot:

Ebenfalls durch die Kloake wird der Harn ausgeschieden. Der Harn des Huhnes ist die halbfeste, weißliche Masse, die zusammen mit dem Kot ausgeschieden wird.


Zu Kapitel 8,7,1,2: Hühner und Perlhühner, Teil 2