Einführung in

Entwicklungsländerstudien

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8. Grundgegebenheiten: Tierische Produktion

7. Geflügel: 1. Hühner und Perlhühner

Teil 2


zusammengestellt von Alois Payer

herausgegeben von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil I: Grundgegebenheiten. -- Kapitel 8: Tierische Produktion. --7. Geflügel. -- 1. Hühner und Perlhühner / zusammengestellt von Alois Payer. -- Teil 2. -- Fassung vom 2018-10-07. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw08712.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2000-05-26

Überarbeitungen: 2018-10-07 [grundlegend überarbeitet] ;2001-02-08 [Update]

Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien", HBI Stuttgart, 1998/99

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.


Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird.


0. Übersicht


Wegen des großen Umfangs ist dieses Kapitel auf drei Teilkapitel aufgeteilt:


6. Krankheiten und Gesundheitsprobleme von Hühnern


Einen Eindruck von möglichen Hühnererkrankungen mag folgende Übersicht (nach Hellmut Woernle) geben:

[Animal Disease control and treatment / IIRR. -- Cavite, Philippines: International Institute of Rural Reconstruction (IIRR), [1994]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]

Wichtige Probleme sind auch Verluste und Verletzungen durch Raubtiere, Ratten und Mäuse:

"Rats and mice are among the worst enemies of poultry. They kill young chickens, destroy eggs, eat or contaminate poultry feed, and damage poultry houses and equipment. They spread disease and parasites. Losses from rats and mice in a farm-size flock are usually very great but often go unnoticed because the losses are gradual. A ratproof poultry house is one of the best ways to guard against these pests."

[Homemaking handbook for village workers in many countries / Peace Corps. -- Washington, DC : Peace Corps, 1981. -- [Darin: The family poultry flock]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


Zwischen Haltungsformen und Erkrankungen gibt es eindeutig Zusammenhänge. Allerdings darf das nicht zum voreiligen Schluss fühlen, dass Hühner, die weniger Krankheiten ausgesetzt sind, auch "glücklicher" sind.

Paul Hilbrich gibt für Mitteleuropa folgende Zusammenhänge zwischen Haltung, Leistung und Krankheiten an:

bis 1920 1920 - 1950 1950 - 1960 1960 - 1983
Schlupfzeit Mai/Juni März/April ganzjährig ganzjährig
Brut Naturbrut Flächenbrüter Schrankbrüter Schrank-Großraum-
brüter
Aufzucht Naturglucke Kükenheim Aufzuchthaus
Junghennenhütte
Käfigaufzucht
Tiermaterial rasselos reine Rassen Hybridhuhn Hybridhuhn
Stall Verschlag Stall auf der Weide intensive Bodenhaltung Käfighaltung
Streu keine Wechselstreu Dauerstreu keine
Lebensdauer bis zum Tod 2jährig. Umtrieb 1jährig. Umtrieb 70 Wochen
Auslauf Hof - Wiese eigener Auslauf ganzjährige Stallhaltung ganzjährige Stallhaltung
Fütterung Hinterkorn Rezeptmischung Handelsmischfutter Handelsmischfutter
Legeleistung Eier 90 120 200 270
Krankheiten Tuberkulose, Pest, Cholera, Pocken, Parasitosen, Avitaminosen Pullorum,
Kokzidiose, Pocken, Parasitosen, Avitaminosen
Newcastle Disease, Infektiöse Bronchitis, Aviäre Encephalomyelitis, Mykoplasmose, Pocken, Parasitosen, Kokzidiose Kontrolle der Infektionskrankheiten durch Vakzination
(Prophylaxe)
Aufzuchtsverluste 25-50% 25-50% 20% 5%
Legehennenverluste 25-35% 25% 20% 8%

[Zitiert in: Henk, Friedrich ; Ehringer, Ingeborg: Hühnerhaltung ökonomisch-ökologisch. -- Graz : Stocker, ©1987. -- (Praxisbuch Tierhaltung). -- 370200534X. -- S. 227]


Zum Schutz vor Virusinfektionen gibt es Impfungen. Impfungen sind für Jungtiere unerlässlich, wenn sie getrennt von Alttieren gehalten werden: dadurch wird eine natürliche Immunisierung durch Übertragung wenig wirksamer Viren sehr erschwert. Auf die Dauer können aber die Viren nicht ferngehalten werden, deshalb ist eine Immunisierung durch Impfungen notwendig.

Als Beispiel sei der Impfkalender für Legehennen in Mitteleuropa angeführt. Für Entwicklungsländer werden entsprechende Impfprogramme empfohlen.

1. Lebenstag Impfung gegen Mareksche Krankheit (Marek Disease, MD) Injektionsimpfung, unerlässlich
3., 8., 16. Lebenswoche Impfung gegen Newcastle Disease (ND) und gegen Infektiöse Bronchitis (IB) als Kombinationsimpfung über das Trinkwasser ratsam
alternativ zu vorigem: 3., 8. Lebenswoche Impfung gegen Newcastle Disease (ND) über das Trinkwasser
5., 12. Lebenswoche Impfung gegen Infektiöse Bronchitis (IB)
16. Lebenswoche Kombinierte Impfung gegen Newcastle Disease (ND) und gegen Infektiöse Bronchitis (IB)
14. Lebenswoche Impfung gegen Aviäre Encephalomyelitis (AE) über das Trinkwasser, empfehlenswert
nach Legereife: alle Vierteljahre Kombinierte Impfung gegen Newcastle Disease (ND) und gegen Infektiöse Bronchitis (IB) über das Trinkwasser

[Vorlage des Impfkalenders: Woernle, Hellmut: Geflügelkrankheiten. -- Stuttgart : Ulmer, ©1994. -- (Patient Tier). -- ISBN 3800172909. -- S. 54. -- ]

Impfschutz

Abb.: Tierarzt impft Huhn, Afghanistan, 1994 (Quelle: FAO)

Abb.: Landwirtschaftsberater zeigt Bauern, wie man Huhn gegen Newcastle Disease impft, Honduras, 1995 (Quelle: FAO)

Abb.: Impfung von Küken gegen Newcastle Disease durch Augentropfen


Abb.: Intramuskuläre Impfung

[Quelle der Zeichnungen: Basic husbandry practices and veterinary care / IIRR. -- Cavite, Philippines: International Institute of Rural Reconstruction (IIRR), [1994]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]

Da die geflügelmedizinische Forschung bisher hauptsächlich auf die Industrieländer ausgerichtet war, ist die Einrichtung entsprechender Einrichtungen zur Forschung und Diagnose mit entsprechend geschultem und motiviertem Personal gerade in den ärmeren Entwicklungsländern sehr wünschenswert.

Forschung

Abb.: In Forschungslabor untersucht man Viren, die Hühner angreifen: die Haupthindernisse für Hühnerhaltung sind Newcastle Disease und Marek Disease, Sambia, 1994 (Quelle: FAO) Abb.: Nong Teng Impfstoffinstitut: Test eines neuen Impfstoffs an Huhn, Laos, 1995 (Quelle: FAO)

7. Hühnerzucht und Hühnerrassen


Die wichtigsten Fragen bei der Auswahl von Hühnerrassen bzw. deren Zucht sind:

  1. "BREEDS: Are there specific breeds for specific purposes?
  2. NUTRITION: Do these specific purposes require specific diets?
  3. DISEASE: Are there diseases which are pandemic, require vaccines, certain drugs for treatment, zoonotic?
  4. MANAGEMENT: What are the feed to gain ratios? How much feed/water do they need?
  5. HOUSING/EQUIPMENT: What are the feeder, waterer, floor space requirements? Do the animals have to be penned?"

[Guidelines and references : Livestock training component / Peace Corps. -- Small Animal Husbandry. -- Washington, DC : Peace Corps, 1985. -- [From: Agricultural Development Workers Training Manual. -- Volume IV: Livestock]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


"In großem Umfang setzte sich die Rassenzucht beim Haushuhn jedoch erst in der Neuzeit durch, wobei der Ursprung einiger Hühnerrassen nachweislich auf Landhuhnrassen des späten Mittelalters zurückgeht. Dazu gehören solche Rassen wie

Die rezenten Rassen der Haushühner lassen sich grob in

einteilen.

Innerhalb der Wirtschaftsrassen kann man wiederum

unterscheiden.

Die wichtigsten Wirtschaftsrassen, wie z. B.

sind im wesentlichen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden.

[Legehuhnrassen]


Abb.: Weiße Leghorn (©Corbis)

Die Rasse Weiße Leghorn, die wohl verbreitetste Legehuhnrasse, geht auf italienische Landhühner zurück, die in der Zeit zwischen 1828 und 1831 aus der Toskana nach den USA gelangten. Dort sind die Hühner in der Folgezeit in Typ und Leistung (Legeleistung) gezielt verändert worden. Nach dem ersten Weltkrieg erfolgten dann umfangreiche Importe von Leghorn-Hühnern nach Europa. Die Herdbuchzucht der Leghorn begann in Deutschland um 1927. Die mittlere Legeleistung liegt heute bei etwa 200 Eiern im ersten Legejahr.

[Zweinutzungsrassen]


Abb.: New Hampshire, Henne

[Bildquelle: Barry Koffler. -- http://www.cyborganic.com/people/feathersite/Poultry/CGK/NH/BRKNH.html. -- Zugriff am 2001-02-08]

Die mittelschwere Rasse New Hampshire, eine wichtige Zweinutzungsrasse, ist ebenfalls in den USA, im gleichnamigen Bundesstaat, in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden. Das Ausgangsmaterial bildeten in Rhode Island gezüchtete Rhodeländer, die von Anbeginn auf zwei Leistungsmerkmale, und zwar auf hohe Legeleistung und hohen Fleischansatz, selektiert wurden. Im Jahre 1935 erfolgte die Anerkennung als Rasse. Nach Europa gelangten New Hampshire in großen Umfang erst nach dem zweiten Weltkrieg. Die Körpermasse der Hähne beträgt 3,8 kg, die der Hennen 3 kg. Als Legeleistung werden mindestens 200 Eier im 1. Legejahr gefordert.


Abb.: Rhodeländer, Henne

[Bildquelle: Barry Koffler. -- http://www.cyborganic.com/people/feathersite/Poultry/CGP/Reds/BRKRIR.html. -- Zugriff am 2001-02-08]

[Fleischhuhnrassen]

Zwei wichtige Fleischhuhn-Rassen, die vor allem in der Produktion von Grillhähnchen eine große Bedeutung haben, sind


Abb.: Weiße Plymouth Rocks (©Corbis)

Bei der Entstehung dieser schweren Rassen haben asiatische Hühnerrassen großen Anteil, so z. B. die Rassen Cochin, Brahmas und Malaien für die Züchtung der Weißen Plymouth Rocks, die in den USA am Ende des 19. Jh. entstanden sind.


Abb.: Cochin, Hahn


Abb.: Brahma Zwerghuhn


Abb.: Malaie, Hahn


Abb.: Asil, Hahn

[Quelle der Abbildungen.: Barry Koffler. -- http://www.cyborganic.com/people/feathersite/Poultry/BRKPoultryPage.html. -- Zugriff am 2001-02-08]

Die Rasse Weiße Cornish geht auf die Kreuzung von asiatischen Kämpferrassen (Asil und Malaien) zurück, die in England in den 60er Jahren des 19. Jh. an Altenglische Kämpfer angepaart wurden. Die zunächst hauptsächlich für Hahnenkämpfe gehaltenen Kampfhühner sind nach dem Verbot von Hahnenkämpfen allmählich auf hohe Fleischleistung selektiert worden. Die Einkreuzung weiterer Rassen, wie Wyandotten, Leghorn u. a., führte schließlich zur Entstehung der heutigen Weißen Cornish. Zuchthähne dieser Rasse haben eine Lebendmasse von 5 bis 6 kg, Hennen von 3 bis 4 kg.

Weiße Plymoutlh Rocks und Weiße Cornish weisen eine erstaunliche Wachstumsintensität auf. So erreichen Hähne dieser Rassen eine Körpermasse von 1900 g bereits im Alter von 44 Tagen.

[Kampfhuhnrassen]

Als relativ alte Rassen gelten allgemein die Kampfhühner. Das Zuchtziel dieser Rassen ist auf Kampffähigkeit und Kampfeslust ausgerichtet. Dem wurde durch die Herauszüchtung ganz unterschiedlicher Merkmale entsprochen. So zeichnet sich z. B. die indische Asilrasse durch eine breite Brust und kräftige, weit auseinandergestellte Beine aus, während die japanischen Shamo-Kampfhühner eine starke Kiefermuskulatur besitzen, durch die sie zu gefährlichen Beißern werden.


Abb.: Araukaner, Henne


Abb.: Araukaner, Hahn

[Quelle der Abbildungen.: Barry Koffler. -- http://www.cyborganic.com/people/feathersite/Poultry/CGA/Arau/BRKArauTrue.html. -- Zugriff am 2001-02-08]

Bemerkenswert ist auch die Rassegeschichte der Araucaner. Bei ihnen handelt es sich um eine alte, in Südamerika entstandene Hühnerrasse, die auf Haushühner zurückgehen soll, die bereits in vorkolumbischer Zeit wohl über die Südseeinseln auf den südamerikanischen Kontinent verbreitet worden sind. In späterer Zeit erfolgte eine Vermischung mit Hühnern europäischer Herkunft. Eine Besonderheit dieser Rasse ist die hellblaue bis türkisfarbene Farbe der Eischale, die ansonsten bei keiner anderen Hühnerrasse auftritt."

[Benecke, Norbert <1954 - >: Der Mensch und seine Haustiere : die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung. -- Stuttgart : Theiss, ©1994. -- ISBN 3806211051. -- S. 371 - 373]


7.1. Verbesserung der einheimischen "Landrassen"


Einige Hühnerrassen in Entwicklungsländern

Ugandahuhn, Hahn, Uganda Mauretanische Landrasse, Mauretanien

Camarines. Hahn und Henne, Philippinen Bolinao, Hahn und Henne, Philippinen
gefährdete Rasse
Omani (Baladi), Oman
 
"Majority of small and marginal farmers raise native chicken in their backyards. The native chicken are nondescript, mongrel birds that have evolved from jungle fowls interbred with domesticated ones brought into the country by early Chinese, Spanish and Dutch traders and settlers.

The native chicken have adapted themselves to adverse conditions in small farms - poor and scanty feeds, inadequate shelter, sudden changes of weather and rampant diseases. The birds are generally left to fend for themselves. As a result, they have acquired unusual hardiness.

These native birds supply the family with a few eggs and, occasionally, meat for home consumption, for barter or for sale. Their meat and eggs are claimed to be tastier and more savory than those of purebreds. Thus, inspite of their slow growth and small size, they are more costly. It takes them a year to obtain full size (1-1.5 kilograms). Under farm conditions, the hens give from 30-50 eggs in 34 cycles a year. The eggs are small and brown. The hens become broody for a long period after laying a clunch of 10-12 eggs. (farmers control the broodiness of native hens by soaking them in cold water, removing the laid eggs from their nests, or even placing some slat or powdered pepper on their cloaca and also by providing better feeds).

Some strategies in upgrading the native chicken

The government and agricultural universities as well as some private individuals have embarked on some strategies to improve the native chicken. In a majority of the villages where these programs have reached, the graded chicken have thrived and performed well by crossing the local chicken with purebreds and general purpose breeds like Rhode Island, Plymouth Rock, New Hampshire Australorp and Cantonese using the following strategies:

  1. Introduction of purebred hatching eggs. Once the native bird starts to be broody after laying a clunch of 10-12 eggs, all its eggs are replaced with purebred hatching eggs. The purebred chicks will then be raised by the native hen.
  2. introduction of purebred chicks. Day-old purebred chicks are placed in the evenings with the broody native hen, which is also rearing day-old native chicks. Rubbing all the chicks (native and purebred alike) with some coconut oil prevents the mother hen from recognizing her"real" chicks from the others.
  3. Cockerel exchange program. The Bureau of Animal Industry (BAI) introduced this method as a means to upgrade local chicken by exchanging a local cockerel with a purebred one. Thus, all native cockerels in the flock are eliminated.

     
    [Abb.:] Cockerel exchange program

  4. Local farmers buying male purebred broiler from small broiler raisers. These are then raised to become the breeders of the native chicken. Somehow, the farmers must eliminate also the native cockerels from his flock.

Coupled with these methods of upgrading, the farmer should also put up a poultry house of local materials as these purebred would not be able to roost on higher branches of trees. They also need protection during inclement weather.

The offsprings of these are called mestizos or grades, whose size and egg production almost equal those of the purebred parents. Further mating of the graded females to purebred males produce birds that could be mistaken for purebreds.

White leghorn males are mated with native hens to produce grades for better egg production. The offsprings may give more eggs at the start, but they are not so hardy enough to sustain this under farm conditions. The same case goes for the White Leghorn males' performance. Given this limitation, providing proper feed, proper care and management can do a lot to augment the situation."

[Livestock and poultry production / IIRR. -- Cavite, Philippines: International Institute of Rural Reconstruction (IIRR), [1992?]. -- ISBN: 0-942717-31-7. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


7.2. Araukaner -- das einheimische südamerikanische Huhn


"THE SOUTH AMERICAN CHICKEN. Early European explorers of South America were surprised to discover an abundance of unusual chickens that laid colored eggs and had feathers resembling earrings on the side of the head. While the origin of this bird - commonly called the araucanian chicken and classified as Gallus inauris -- is debatable, scientists generally agree that it is pre-Columbian. There is archeological evidence that this bird is native to the Americas. It is reported to have occurred in Chile, Ecuador, Bolivia, Costa Rica, Peru, and Easter Island. It still occurs in the wild in southern Chile and on Easter Island.

The araucanian has been called the "Easter-egg chicken" because it lays light green, light blue, and olive colored eggs. It lays well and has a delicious meat. In areas such as southern Chile the eggs are preferred over those of normal chickens because of their flavor and dark yellow yolk. This unusual bird has a high degree of variability; however, specimens of similar genetic background have been grouped to create "breeds" such as the White Araucanian, Black Araucanian, and Barred Araucanian. These are homozygotes and breed true.

The araucanian has been the subject of much public interest, clubs dedicated to its preservation have been formed in the United States, Great Britain, and Chile. Its possible exploitation as a backyard microlivestock deserves serious consideration."

[Microlivestock : little-known small animals with a promising economic future / Board on Science and Technology for International Development (BOSTID). -- Washington, DC : National Academy Press, Washington, 1991. -- [Darin: Chicken]. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


7.3. Wildhühner als genetisches Reservoir


Wildhühner bieten eventuell noch ein völlig unausgeschöpftes genetisches Potential zur Domestikation:

"Junglefowls should be under intensive study. They are easy to rear in captivity and do well in pens, even small ones, as long as they are sheltered from rain and wind. One drawback is their craze for scratching unless provided plenty of space they promptly tear up all grass and dirt. Another is that junglecocks are violent fighters and must be kept apart. (Cockfighting is probably a major reason why they were initially selected, and thus their aggressiveness is perhaps the reason we have the chicken today.)

These highly adaptable creatures live in a variety of habitats, from sea level to 2,000 m. Most, however, are found in and around damp forests, secondary growth, dry scrub, bamboo groves, and small woods near farms and villages. They are amazingly clever at evading capture and thrive wherever there is some cover.

Other junglefowl species might also provide useful poultry. They, too, can be raised in captivity with comparative ease, as long as the cocks are kept apart. Perhaps they might be tamed with imprinting and could prove useful as domestic fowl, especially in marginal habitats. They are everywhere considered culinary luxuries and their meat commands premium prices. Moreover, several have colorful feathers, giving them additional commercial value. These other species are:

  • La Fayette's Junglefowl (Gallus lafayettei). A very attractive bird of Sri Lanka, it is little known in captivity, and only in the United States are there any number in captivity.
  • Gray or Sonnerat's Junglefowl (Gallus sonnerati). A native of India, this colorful bird produces feathers that are used in tying the most prized trout and salmon flies. Demand is so great that certain populations have declined, and since 1968 India has banned all export of birds or feathers. Nonetheless, there are several hundred in captivity in various countries.
  • Green Junglefowl (Gallus varius). This is yet another striking bird. The cock has metallic, greenish-black feathering set off by a comb that merges from brilliant green at the base to bright purple and red at the top. Native to Java, Bali, and the neighboring Indonesian islands as far out as Timor, it is found particularly near rice paddies and rocky coasts. This species, too, can be raised without great difficulty, and there are at least 90 in captivity in various parts of the world."

[Microlivestock : little-known small animals with a promising economic future / Board on Science and Technology for International Development (BOSTID). -- Washington, DC : National Academy Press, Washington, 1991. -- [Darin: Chicken]. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


8. Formen der Hühnerhaltung


"Wenn Aini (1990) für die südostasiatischen Länder die Prädominanz traditioneller Haltungsformen (Backyard-System) der Hühner in den landwirtschaftlichen und vorstädtischen Gebieten feststellt, so trifft dies für alle anderen tropischen und subtropischen Länder sicher gleichermaßen zu. Es handelt sich hierbei um eine extensive Haltungsform, bei der die immer nur wenigen Hennen einer Herde (5 bis 30-50) in mehr oder weniger einfachen selbstgebauten Unterkünften, die ihnen nachts Unterschlupf gewähren, und auch mit anderen Haustieren zusammen gehalten werden, wobei sie nachts häufig auch auf dem Hof des Anwesens in Bäumen oder Sträuchern übernachten. Tagsüber schwärmen die Tiere unbeschränkt aus und sind mit der Futteraufnahme beschäftigt. Diese extensive Haltungsform gewährleistet naturgemäß weder ausreichenden Schutz vor Raubwild, Diebstahl oder Krankheit, noch ermöglicht sie ein auf hohe Legeleistungen orientiertes Management der Hühner. Mancherorts hat sich mit diesem Backyard-System trotz der damit verbundenen niedrigen Leistungen der zumeist einheimischen Hühner jedoch ein Markt speziell für diese Eier entwickelt, weil sie einer auch in tropischen und subtropischen Gebieten weit verbreiteten Ansicht nach besser schmecken als Eier aus modernen Hühnerhaltungen und denen gegenüber auch besondere therapeutische Eigenschaften besitzen sollen, wodurch sie oft sogar einen besseren Preis erzielen.

Dessen ungeachtet entwickeln sich aber in vielen tropischen und subtropischen Ländern in der Nähe von Großstädten oder anderen Verbraucherzentren Geflügelunternehmen, die je nach Größe mit unterschiedlichen Haltungssystemen eine effiziente Eier- und Geflügelfleischproduktion anstreben. Kenntnisse über mögliche Einwirkungen der Haltungsformen und -systeme auf die Leistungen der Hühner sind von daher gesehen auch für den tropischen oder subtropischen Geflügelproduzenten nützlich."

[Hattenauer, Horst. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 428 - 429]

Zudem darf man nicht vergessen, dass eine Verbesserung der Versorgung der Mehrheit der Bevölkerung mit von Hühnern stammendem Eiweiß verbunden ist mit einer Senkung der Produktionskosten bei gleichzeitiger Steigerung des Einkommens der Geflügelhalter und in der Geflügelhaltung Beschäftigten. Sehr deutlich zeigt diese Zusammenhänge für die Bundesrepublik Deutschland folgende Übersicht:

Entwicklung der Einzelhandelspreise im Verhältnis zum Arbeitseinkommen Für den Lohn einer Arbeitsstunde konnte ein männlicher Industriearbeiter kaufen (in Gramm)
Jahr Koch-, Siede-
Rindfleisch
Schweine-
kotelett
Brat-
hähnchen
Eier
(Stück)
1960 522 412 485 12.8
1965 644 534 871 18.7
1970 1 027 773 1 618 34.7
1975 1 321 1 071 2 500 46.6
1980 1 629 1 345 3 065 56,6
1985 1 875 1 698 3 674 69.5
1990 2 352 1 964 4 811 81.4
1995 2 968 2 485 6 517 117.1
1998 3 063 2 543 7 093 159.9

"Anmerkung: Grobe Anhaltswerte. da nicht durchgängig gleichbleibende Berechnungsmethode möglich. Quelle: ZMP"

[Quelle: Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042. -- S. 94]

In Entwicklungsländer sind Eier oft ausgesprochen teuer!

Horst Hattenauer listet (a.a.O.) folgende wichtigsten Haltungsformen und Haltungssystem von Lege- und Zuchthennen auf:

Haltungsform Haltungssystem
Extensivhaltung
  • Haltung mit Freiauslauf
  • Kleinbäuerliche und Stadtrandhaltung mit unbegrenztem Auslauf (back-yard-System)
  • Hüttenhaltung auf Grasland
  • Stallhaltung auf Grasland mit beschränktem Auslauf
Halbintensivhaltung
  • Stallhaltung mit Wechselausläufen
  • Haltung in Strohhöfen
  • Ställe mit Solarien
Bodenintensivhaltung
  • Tiefstreuhaltung
  • Roststallhaltung
  • Stallsysteme mit hoher Besatzdichte (käfigalternativ)
    • Aviary-System
    • Perchery-System
Käfighaltung
  • Flachkäfighaltung
  • Stufenkäfighaltung
  • Legebatteriehaltung
  • Koloniekäfighaltung
  • get-away-Käfighaltung
Kombinierte Käfig-Boden-Haltung
  • Etagen-Terrassen-Haltung

8.1. Extensiv- oder Auslaufhaltung, Freilandhaltung



Abb.: Bäuerin füttert Hühner, Shan-Staaten, Myanmar (Birma), 1996 (Quelle: FAO)

Bei der Auslaufhaltung verbringen die Hühner die meiste Zeit des Tages auf einer -- meist mit Gras bewachsenen -- Weide. Die Nacht verbringen sie u.U. in Ställen, Hütten oder den Häusern der Menschen.

"Definition [für Legehennen in EU]:

  • Haltung der Legehennen in großen Gruppen in einem Stall mit flächenmäßig begrenztem oder unbegrenztem Zugang zu einem Auslauf;
  • in der Regel Stall mit Tageslichteinfall;
  • die Größe des Scharraumes entspricht oft derjenigen der Bodenhaltung;
  • Einstreu. z. B. Strohhäcksel oder Hobelspäne;
  • Besatzdichte im Stall sieben Hennen/m² Stallfläche oder bis 25 Tiere/m² (Voliere, mit oder ohne Einstreu);
  • Einzel- oder Familiennester mit Handsammlung oder Sammelautomatik der Eier;
  • automatische Versorgung mit Futter (Rundautomaten oder Futterketten) und Wasser (Nippel, Cups oder Automatik-Rundtränken) auf den verschiedenen Ebenen;
  • Sitzstangen, mindestens 15 cm/Tier (bei Volieren);
  • Gruppengröße im Stall durch Auslauffläche vorgegeben;
  • Auslauf überwiegend begrünt, bepflanzt mit Bäumen und/oder Sträuchern; Fläche je Tier nach EU-Vermarktungsnormen; 2,5m² (Intensive Auslaufhaltung) oder 10m² (Freilandhaltung); Zugang zum Auslauf ganztägig; im Auslauf gegebenenfalls Wasser, selten Futter; Wechselauslauf vorteilhaft;
  • überdachter Auslaufbereich mit Einstreu ausschließlich im Abdachbereich des Stalles (Kaltscharren; "Wintergarten").
Vorteile Nachteile
Tiergesundheit: festere Flügel- und Beinknochen durch Bewegung, normaler Krallenabrieb, weniger haltungsbedingte Zehen- und Krallen- sowie Gefiederveränderungen; insgesamt bessere Konstitution durch Kontakt mit dem Außenklima Kontakt mit Exkrementen erhöht das Risiko eines Befalls mit Darmparasiten (Kokzidien, Würmern), bei Holz als Konstruktionsmaterial, verwinkelter Bauweise, Altbauten und Nestern mit Einstreu erhöhtes Risiko eines Milbenbefalls; insgesamt höhere Krankheitsanfälligkeit und schnellere Ausbreitung von infektiösen Erregern; Gefahr von Atemwegs- und Augenerkrankungen bei hohem Schadgas- bzw. Staubgehalt der Luft; höhere Tierverluste einschließlich Verluste durch Raubwild, höherer Medikamentenbedarf; Auslauf schwierig zu reinigen und zu desinfizieren; Ballengeschwüre und Brustbeinverkrümmungen durch Sitzstangen; häufiger Knochenbrüche (Brustbein, Flügel) bei Volierengestellen im Stall; Belastung durch extreme Temperaturbedingungen; starke Verschmutzung der Tiere bei ungünstigen Witterungsbedingungen
Verhalten: Die meisten Verhaltensweisen sind uneingeschränkt möglich, insbesondere Scharren und Staub-/Sandbaden, Laufen, Rennen, Flügel-Bein-Strecken, Fliegen., Aufbäumen:; keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit; Fluchtmöglichkeit von abgedrängten Tieren: breit strukturierte Umwelt; erweiterte Nestwahl; Verringerung der Besatzdichte durch Auslauf Haltung in größeren Gruppen führt vermehrt zu sozialen Auseinandersetzungen sowie zu Federpicken bis hin zum Kannibalismus, besonders ausgeprägt bei Sonnenlicht; Schnabelkürzen ist in der Regel erforderlich; Verlegen von Eiern; häufiger auf Verhaltensweisen zurückzuführende Verletzungen
Umwelt: Klimagestaltung im Stall wie bei Bodenhaltung; im Auslauf jahreszeitliche Bedingungen Klima im Winter im Stall kühler als bei Bodenhaltung; erhöhte Zugluftentwicklung in Tierhöhe vor den Austrittsöffnungen; Verschmutzung der Einstreu durch Eintrag von Feuchtigkeit aus dem Auslauf; kaum Kontrolle der Emissionen im Auslauf möglich; große Sorgfaltspflicht hinsichtlich Vermeidung von extremen Immissionen in Boden (Kot) und Luft (Ammoniak) notwendig
Tierbetreuung: wie bei Bodenhaltung, jedoch umfangreicher durch Auslauf erfordert viel Erfahrung und Pflichtbewusstsein; hoher Managementstandard notwendig, insbesondere beim Auslaufmanagement; Schwierigkeiten beim Ausstallen der Tiere bei Volierengestellen im Stall; Hereintreiben der Tiere am Abend aufwendig, Sicherstellung eines Lichtprogramms zur Aufrechterhaltung der Legetätigkeit
Arbeitsplatzbedingungen: besser als bei intensiver Bodenhaltung, da Tiere tagsüber im Auslauf mäßige Staub- und Ammoniakbelastung der Stallluft, Befall von Milben oder anderen Parasiten wie in Bodenhaltung möglich; Sammeln von verlegten Eiern aufwendig; gehäuft Beschmutzungen der Eischalen, insbesondere von im Auslauf verlegten Eiern; Sammeln von verendeten Tieren auch im Auslauf
Produktqualität: siehe Bodenhaltung hohe Schalenbesiedlung mit Keimen, mit Kot verschmutzte Schalen, Gefahr von Medikamentenrückständen, Mangel an Frische durch ältere verlegte Eier; sehr ungleichmäßige Eiqualität innerhalb und zwischen Betrieben, insbesondere hinsichtlich der Dotterfarbe und der Schalenstabilität
Produktionskosten: .
Produktionskosten: höher als bei Bodenhaltung, intensive Auslaufhaltung günstiger als Freilandhaltung höchste Produktionskosten durch hohe Tierverluste und geringere Leistung; großer Flächenbedarf; höhere Tierarztkosten; sehr hoher Arbeitszeitbedarf

[Quelle: Auszug aus „Stellungnahme der Arbeitsgruppe Haltungssysteme Legehennen zur Weiterentwicklung der Legehennenhaltung". -- Wieder abgedruckt in: Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042. -- S. 114 - 116]


Abb.: Hühnerhütte Typ "Colony", nur aus Material, das man im Dschungel findet, Papua Neuguinea

[Quelle: Liklik buk : a rural development handbook catalogue for Papua New Guinea. -- English ed. -- Lae, PNG : Liklik Book Information Centre, 1977. -- ISBN 0869350244. -- S. 168]


Abb.: Hühnerfarm, Molokai, Hawaii, USA, 1984 (©Corbis)


Abb.: Raubtiersichere Hühnerhütte, Sri Lanka

[Quelle: Ethnoveterinary medicine in Asia : an information kit on traditional animal health care practices / IIRR. -- Vol. 4: Poultry. -- Silang, Cavites, Philippines : International Institute of Rural Reconstruction, Silang, Cavite, Philippines, 1994. -- ISBN 0-942-717-627. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


Abb.: Genossenschaftliche Hühnerfarm, Madagaskar, 1994 (Quelle: FAO)


Abb.: Bäuerin füttert Hühner, Honduras, 1995 (Quelle: FAO)


Abb.: Geflügelgenossenschaft Tansania (©ArtToday®)


Abb.: Modell eines verbesserten Hühnerstalls, Togo, 1997 (Quelle: FAO)


8.2. Stall- oder Intensivhaltung


Vertreter der Intensivhaltung begründen diese so:

"Die Intensiv- oder ausschließliche Stallhaltung stellt nichts anderes dar, als die logische Folgerung einer Flucht vor der unkontrollierten Umwelt der Freilandhaltung in eine kontrollierte Umwelt, wo die Tiere geschützt werden vor ihren eigenen Ausscheidungen, vor den Einflüssen der jahreszeitlichen Witterung, vor Krankheitsüberträgern sowie vor Wild- und Greifvögeln. "

[Henk, Friedrich ; Ehringer, Ingeborg: Hühnerhaltung ökonomisch-ökologisch. -- Graz : Stocker, ©1987. -- (Praxisbuch Tierhaltung). -- 370200534X. -- S. 61]

Intensivhaltung wird betrieben als

Abbildungen zu Einrichtungen der Intensivhaltung findet man z.B. auf der Homepage des folgenden Herstellers:

SALMET International GmbH (D-63128 Dietzenbach). -- URL: http://www.salmet.de/. -- Zugriff am 2001-02-08


8.2.1. Bodenintensivhaltung


Als in den USA während des Zweiten Weltkriegs Arbeitskräftemangel herrschte, entdeckte man, dass Gesundheit und Wachstum von Küken und Legehennen nicht beeinträchtigt werden, wenn die Einstreu nicht in kurzen Abständen erneuert wird und die Tiere statt dessen auf einer sogenannten Tief- oder Dauerstreu gehalten werden. Voraussetzung ist, dass diese Tiefstreu mindestens 20 bis 30 cm tief ist und immer trocken bleibt.

Als Tiefstreu (allein oder im Gemisch mit anderen Materialien) eignen sich:

Material Produkte
Weichholz (Fichte. Kiefer. Pinie u.a.) Hobelspäne; Sägespäne; Spanholz; Rinden und Borken ( < 2.5 cm-Stücke)
Hartholz Hobelspäne; Sägespäne; Spanholz; Rinden und Borken ( < 2.5 cm-Stücke)
Getreidearten (Hirsearten. Mais. Reis u.a.) Strohhäcksel; Spreu; Hülsen; Schalen; zerkleinerte Stiele; Kolben
Kakaobohnen, Erdnüsse Hülsen; Schalen; Schoten
Ölfrüchte Hülsen; Schalen; Schoten; zerkleinerte Stiele und Stängel
Lokale pflanzliche Nebenprodukte (Zuckerrohr, Schrote und Kleien, Weinherstellung, Pilzzucht) Faserstoff; Schalen; Hülsen, Stängel; Weinbeerkerne; Pilzkulturenkompost; Pflanzenrückstände
Zerkleinerte Produkte der Papierindustrie Abfallpapier; Zeitungen und Zeitschriften (kein Glanzpapier), Kartonagen; Papiersäcke; Papierfaserstoff
Gemahlene Produkte der Braunkohlenindustrie Weichbraunkohle; Zeolith; Kalk; Torf

[Vorlage der Tabelle: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 462]

Bodenhaltung ist die gebräuchliche Haltungsform bei Masthähnchen für den Massenkonsum. Auch bei Legehennen (Eierproduktion) gibt es Bodenhaltung.

Abb.: Staatliche Hühnerzucht, Eritrea, 1996 (Quelle: FAO)

"Definition [für Bodenhaltung von Legehennen in EU]:

  • Haltung der Legehennen in großen Gruppen;
  • fensterloser Stall oder Stall mit Tageslichteinfall;
  • mindestens ein Drittel des Stallbodens mit Einstreu (EU-Vermarktungsnormen für Eier);
  • Einstreu (z. B. Strohhäcksel oder Hobelspäne);
  • Besatzdichte bis sieben Hennen/m² Stallfläche (EU-Vermarktungsnormen für Eier);
  • Einzel- oder Familiennester mit Handsammlung oder Sammelautomatik für die Eier;
  • automatische Versorgung mit Futter (Rundautomaten oder Futterketten) und Wasser (Nippel, Cups oder Automatik-Rundtränken);
  • Sitzstangen auf Kotgrube oder erhöht;
  • kein Zugang zu einem Auslauf.

Neuerungen:

  • erhöhte Sitzstangengerüste: Ruhezonen bzw. größerer Individualabstand;
  • Einstreubereich unter Stallabdach: Verbesserung des Stallklimas.
Vorteile Nachteile
Tiergesundheit: festere Flügel- und Beinknochen durch Bewegung, normale Krallenabnutzung durch Scharren, allgemein besseres Gefieder Kontakt mit Exkrementen erhöht das Risiko eines Befalls mit Darmparasiten (Kokzidien, Würmern); bei Holz als Konstruktionsmaterial, verwinkelter Bauweise, Altbauten und Nestern mit Einstreu erhöhtes Risiko eines Milbenbefalls; insgesamt höhere Krankheitsanfälligkeit und schnellere Ausbreitung von infektiösen Erregern, Gefahr von Atemwegs- und Augenerkrankungen bei hohem Schadgas- bzw. Staubgehalt der Luft; höhere Tierverluste und daher höherer :Medikamentenbedarf; Knochenbrüche während der Haltungsphase möglich
Verhalten: fast alle Verhaltensweisen sind möglich, insbesondere Scharren und Staub-/Sandbaden, Laufen, Rennen, Flügel-Bein-Strecken, Fliegen. Aufbaumen; geringe Einschränkung der Bewegungsfreiheit; strukturierte Umwelt Haltung in größeren Gruppen führt zu stärkeren sozialen Auseinandersetzungen und zu Federpicken bis hin zum teilweise extremen Kannibalismus, besonders ausgeprägt bei direktem Einfall von Sonnenlicht; Schnabelkürzen ist in der Regel erforderlich; Verlegen von Eiern (Bodeneiern)
Umwelt: Lüftung technisch einfacher, da weniger Einrichtungsgegenstände den Luftaustausch behindern Feuchte Einstreu führt im Winter leicht zu Klima- und Hygieneproblemen, wenn keine Heizung vorhanden ist; häufig hoher Gehalt an Schadgasen (Ammoniak) in der Luft; häufig zu geringe Temperaturen und zu hohe relative Luftfeuchtigkeit im Stall, Gefahr von Schwitzwasserbildung und Verbacken der Einstreu; im Sommer bei trockener Einstreu erhöhter Staubgehalt der Luft:
Tierbetreuung: leichtes Erkennen von kranken oder verletzten Tieren beim Kontrollieren erfordert viel Erfahrung; hoher Managementstandard notwendig; Einfangen von einzelnen Tieren zur näheren Kontrolle schwierig; Probleme: Vermeiden bzw. Begrenzung von Kannibalismus und verlegten Eiern
Arbeitsplatzbedingungen: kaum Geräuschentwicklung durch die Technik durch hohen Staub- und Ammoniakgehalt in der Luft hohe Belastung, Risiko von Atemwegserkrankungen und Allergien, Befall von Milben oder anderen Parasiten möglich; Sammeln von verlegten Eiern führt zu ergonomischen Problemen
Produktqualität: gut bei Verwendung von Nestern ohne Einstreu bzw. Automatiknestern mit Reinigung der Einstreu (Farmer Automatik) und bei automatischen Sammelvorrichtungen mittlere Schalenbesiedlung mit Keimen, mit Kot verschmutzte Schalen, Gefahr von Medikamentenrückständen, Mangel an Frische durch verlegte Eier
Produktionskosten: geringer als bei Auslauf-/Freilandhaltung Produktionskosten höher durch höhere Tierverluste, etwas geringere Leistung/höherer Futteraufwand, höhere Tierarztkosten sowie höhere Gebäudekosten/Tierplatz"

[Quelle: Auszug aus „Stellungnahme der Arbeitsgruppe Haltungssysteme Legehennen zur Weiterentwicklung der Legehennenhaltung". -- Wieder abgedruckt in: Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042. -- S. 112 - 114]

Hühnerhaltung in Oman

Quelle aller Abb.: FAO


8.2.2. Käfighaltung


Bei Käfighaltung kann man unterscheiden:


Konventionelle Käfighaltung

"Unter konventioneller Käfighaltung wird die Haltung von Legehennen in Käfigen ohne Ausgestaltungselemente verstanden. Dies entspricht dem heute dominierenden Typ des Käfigs.

Definition:

  • Einstreulose Haltung von Legehennen in kleinen Untergruppen auf Drahtgitter (drei bis sechs Hennen/Käfig);
  • Käfigtypen:
    • Flatdeck (eine Etage),
    • Stufenkäfige (zwei bis drei Etagen),
    • Batterie (zwei bis acht Etagen);
  • Platz pro Henne nach Legehennenhaltungsverordnung 450cm² (<2 kg Lebendmasse) bzw. 550 cm² (> 2 kg Lebendmasse);
  • bei Vier-Etagenbatterie 20 bis 25 Hennen/m2 Stallboden;
  • automatische Versorgung mit Futter (Futterketten oder Futterwagen) und mit Wasser (Nippel, seltener Cups);
  • automatische Entsorgung des Kotes (Kotbänder, Kotkanal. Kotkeller);
  • automatische Sammlung der Eier (Abrollgitter. Sammelbänder);
  • fensterloser Stall.

Neuerungen (sind nur zum Teil in heutigen Anlagen anzutreffen):

  • geschlossene Seitenwände zur Reduktion von Gefiederschäden und von sozialer Unruhe;
  • waagrechte Frontgitterstäbe zur besseren Ausnutzung des Futtertrogbereiches und zur Reduktion von Gefiederschäden im Halsbereich sowie von Verletzuneen beim Ausstallen der Tiere;
  • abgekantetes Abweisblech vor dem Futtertrog und mehr Querdrähte des Bodens im Trogbereich zur Vermeidung von Zehenveränderungen;
  • Krallenabriebflächen;
  • verringertes Bodengefälle zur Reduktion von Fußschäden bei gleichzeitig gutem Abrollen der Eier;
  • Pralldämpfungstechnik für abrollende Eier unter dem Trog zur Minimierung des Knickeieranteils;
  • Kottrockung über Kotbandbelüftune oder Wedellüftung:
  • Wärmerückgewinnung aus der Abluft zur Kottrockung und Erhöhung der Stalltemperatur im Winter.
Vorteile Nachteile
Tiergesundheit: durch Trennung von Tier und Exkrementen Minimum an Infektionsrisiko und Erkrankungen, sehr selten Darm- und Ektoparasiten, geringe Tierverluste; insgesamt kaum Einsatz von Medikamenten erforderlich; bei Verwendung von Medikamenten geringe Gefahr der Rückstandsbildung, da keine Wiederaufnahme durch Hennen möglich
Federverlust bzw. Beschädigungen des Gefieders durch Abrieb, geringere Knochenfestigkeit durch Bewegungsmangel, Gefahr von Knochenbrüchen beim Ausstallen; überlange Krallen durch fehlende Abnutzung, Verformungen der Zehen
Verhalten: stabile Sozialordnung, sehr wenig Auseinandersetzungen, wenig Kannibalismus, Schnabelkürzen in der Regel nicht erforderlich stark eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit, hierdurch Beeinträchtigung oder Verhinderung von Gehen, Rennen, Fliegen, Flügelschlagen und Flügel-Bein-Strecken; Fehlen von Strukturen bzw. Einrichtungen wie Einstreu zum Sand- bzw. Staubbaden, Nester zur Eiablage und Sitzstangen zum Ruhen; bei manchen Herkünften gesteigerte Unruhe vor dem Legen; keine Ausweichmöglichkeit für "Opfer" beim Auftreten von Kannibalismus
Umwelt: gute Klimakontrolle, aufgrund des hohen Besatzes günstige Stalltemperatur im Winter, daher keine Heizung erforderlich, wenig Schadgase (insbesondere bei Trockenkotanlagen), geringe Staubentwicklung und Keimbelastung kein Kontakt mit Außenklima; bei großen Anlagen stallnahe Staubbelastung
Tierbetreuung: aufgrund der kleinen Untergruppen einfach, beste Arbeitseffektivität, einfaches Management erfordert große Sorgfaltspflicht
Arbeitsplatzbedingungen: sehr gut, da einfache Handhabung der Technik und geringe Staubbelastung hoher Geräuschpegel durch Tiere und Technik; in der Regel kein Tageslicht
Produktqualität: geringe Keimbelastung der Eier, wenig verschmutzte Schalen, geringe Gefahr von Rückständen (Medikamente), keine verlegten Eier, kaum Schwankungen der Qualitätskriterien (Schalenstabilität, Eiklarhöhe, Dotterfarbe) keine Nachteile bekannt
Produktionskosten: gering durch hohen Technisierungsgrad, gute Futterverwertung, hohe und kontinuierliche Legeleistung, geringe Tierverluste und bessere Nutzung der zur Verfügung stehenden Stallfläche, hoher Anteil von Eiern der A-Qualität. Einrichtungskosten / Hennenplatz hoch bei kleinen Beständen, bei mangelhafter Technik vermehrt Knickeier, Eierfressen bei schlechter Beschaffenheit der Abrollgitter"

[Quelle: Auszug aus „Stellungnahme der Arbeitsgruppe Haltungssysteme Legehennen zur Weiterentwicklung der Legehennenhaltung". -- Wieder abgedruckt in: Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042. -- S. 107 - 109]


Modifizierte Käfighaltung

"Die modifizierte Käfighaltung unterscheidet sich von der konventionellen Käfighaltung in erster Linie durch das Vorhandensein von Strukturelementen im Käfig. Zu nennen sind hier
  • Nest,
  • Sandbad und
  • Sitzstangen.

Diese Haltungsform umfasst von der Definition her sowohl die Get-away-Käfige als auch die in der Elterntierhaltung eingesetzten Großgruppenkäfige als auch die "furnished cages" oder "modified enriched cages". Die modifizierte Käfighaltung ist noch stark in der Entwicklung begriffen. Nur bei den Käfigen für Großgruppen liegen erste Erfahrungen aus Produktionsbetrieben vor.

Definition: entsprechend Käfighaltung (konventionell) mit folgenden Unterschieden:

  • Mindestplatzangebot je Elterntierhenne ab 675 cm² Gitterboden. insgesamt mindestens 1240 cm², da im Käfig zusätzlich Nest, Staubbad und Sitzstangen angeboten;
  • entweder Kleingruppenkäfige (drei bis sechs Hennen) oder Großgruppenkäfige (z. B. Elterntierkäfige mit bis etwa 100 Hennen).
Vorteile Nachteile
Tiergesundheit: Der Kontakt mit Kot ist geringer als in Boden-, Volieren- oder Auslauf- Freilandhaltung Federverlust bzw. mechanische Beschädigungen des Gefieders, geringere Knochenfestigkeit durch Bewegungsmangel, Gefahr von Knochenbrüchen beim Ausstallen; überlange Krallen bei Fehlen von Abriebflächen, Verformungen der Zehen; Risiko des Auftretens von Fußballengeschwüren und Brustbeinverkrümmungen durch Sitzstangen; höherer Infektionsdruck durch Sandbad, Sitzstangen und Nest; Gefahr des Milbenbefalls höher
Verhalten: Den Tieren steht ein etwas größerer Raum zur Fortbewegung zur Verfügung; ferner sind Sand- bzw. Staubbaden, Aufbaumen und Eiablage im Nest möglich Flügelschlagen und Fliegen sind nicht möglich; bei höheren Käfigen tritt in Verbindung mit den Sitzstangen in erhöhtem Maße Zehenpicken auf, bei größeren Gruppen Risiko stärkerer sozialer Unruhe und von Kannibalismus bei allen Tierherkünften, Schnabelkürzen dann vorher erforderlich
Umwelt: wie bei Käfighaltung (konventionell); Wärmehaushalt aufgrund geringerer Besatzdichten im Stall ungünstiger wie bei Käfighaltung (konventionell)
Tierbetreuung: aufgrund der kleineren Gruppen einfach, geringerer Arbeitsaufwand/Tier als bei Bodenhaltungsverfahren erfordert große Sorgfaltspflicht, durch Rückzug der Tiere in die Nester und in das Sandbad erschwerte Kontrolle; Arbeitsaufwand höher als bei konventioneller Käfighaltung
Arbeitsplatzbedingungen: besser als bei Bodenhaltungsverfahren weniger günstig als bei Käfighaltung (konventionell), Probleme beim Ausstallen; bei Staub-/Sandbademöglichkeit erhöhter Staubgehalt in der Luft, Risiko von Atemwegserkrankungen und Allergien beim Menschen
Produktqualität: geringe Gefahr von Rückständen (Medikamente), wenig verlegte Eier, kaum Schwankungen der Qualitätskriterien höhere Belastung der Eier mit Keimen durch Verschmutzungen im Nest
Produktionskosten: geringer als bei Boden- und Auslauf-/Freilandhaltung, gute Futterverwertung und hohe Legeleistung hoher technischer Aufwand, z. B. für Nester und Sandbad, bei gleichzeitig geringerer Besatzdichte; generell höhere Kosten je Tierplatz als bei konventioneller Käfighaltung, bei mangelhafter Technik vermehrt Knickeier
Entwicklungsstand: erste Untersuchungen in der Praxis bei Kleingruppenkäfigen noch nicht beendet; technische Verbesserungen noch erforderlich"

[Quelle: Auszug aus „Stellungnahme der Arbeitsgruppe Haltungssysteme Legehennen zur Weiterentwicklung der Legehennenhaltung". -- Wieder abgedruckt in: Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042. -- S. 109 - 110]


Volierenhaltung

"Die Volierenhaltung kann als Versuch angesehen werden, die Vorteile der Haltung der Hennen im Käfig und auf dem Boden miteinander zu kombinieren. Unter dem Begriff Volierenhaltung verbirgt sich eine ganze Reihe an technisch unterschiedlichen Haltungsvarianten.

Die stärkste Verbreitung dieser Haltungsform dürfte in der Schweiz sein. Die in der Schweiz verwendeten Volierensysteme müssen an der Geflügelzuchtschule geprüft und zugelassen worden sein. Hier einige Beispiele für Volierensvsteme,
ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben:

  • Rihs Boleg,
  • Voletage,
  • Marielund,
  • Rostvoliere,
  • Natura

usw.

Definition:

  • Haltung der Legehennen in großen Gruppen auf mehreren, frei wählbaren Ebenen;
  • Stall mit Tageslichteinfall oder fensterloser Stall;
  • Besatzdichte maximal 25 Hennen/m² Stallfläche (nach EU-Vermarktungsnormen); Haltung auf Einstreu nicht vorgeschrieben, meistens jedoch vorhanden; Einstreu, z.B. Strohhäcksel oder Hobelspäne; überdachter Auslauf unter erweitertem Stallabdach (Kaltscharraum) möglich;
  • die Größe des Scharraums hängt in der Schweiz von der Besatzdichte ab: bei geringer Besatzdichte (neun bis 14 Hennen/m²) 20 bis 65 % , bei hoher Besatzdichte (15 bis 30 Hennen/m2) 0 bis 40 % der Nutzfläche;
  • Einzel- oder Familiennester mit Handsammlung oder Sammelautomatik der Eier;
  • automatische Versorgung mit Futter (Rundautomaten oder Futterketten) und Wasser (Nippel, Cups oder Automatik-Rundtränken) auf den verschiedenen Ebenen;
  • oberste Etage auch als Ruhezone mit Sitzstangen möglich und eventuell mit Wasser;
  • Sitzstangen, mindestens 15 cm/Tier (EU).
Vorteile Nachteile
Tiergesundheit: festere Flügel- und Beinknochen durch Bewegung, normale Krallenabnutzung, weniger haltungsbedingte Zehen- und Krallenveränderungen Kontakt mit Exkrementen erhöht das Risiko eines Befalls mit Darmparasiten (Kokzidien, Würmern), bei Holz als Konstruktionsmaterial, verwinkelter Bauweise, Altbauten und Nestern mit Einstreu erhöhtes Risiko eines Milbenbefalls; insgesamt höhere Krankheitsanfälligkeit und schnellere Ausbreitung von infektiösen Erregern; Gefahr von Atemwegs- und Augenerkrankungen bei hohem Schadgas- bzw. Staubgehalt der Luft; höhere Tierverluste und daher höherer Medikamentenbedarf; schwieriger zu desinfizieren; Gefahr des gegenseitigen Bekotens; häufiger Knochenbrüche (Brustbein. Flügel), Brustbeinverkrümmungen durch Sitzstangen
Verhalten: Die meisten Verhaltensweisen sind möglich, insbesondere Scharren und Staub-/Sandbaden, Laufen, Rennen, Flügel-Bein-Strecken, Fliegen. Aufbaumen; geringe Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Fluchtmöglichkeit von abgedrängten Tieren, reichstrukturierte Umwelt Haltung führt aufgrund der größeren Gruppen zu stärkeren sozialen Auseinandersetzungen und zu Federpicken bis hin zum Kannibalismus, besonders ausgeprägt bei direktem Einfall von Sonnenlicht; Schnabelkürzen ist besonders in dieser Großgruppenhaltung in der Regel erforderlich; Verlegen von Eiern
Umwelt: Temperaturen im Winter günstiger als in Bodenhaltung aufgrund der höheren Besatzdichte Staubgehalt in der Luft hoch, Ammoniakgehalt abhängig vom Grad der Technik
Tierbetreuung: keine Erkenntnisse erfordert besonders viel Erfahrung; hoher Managementstandard notwendig; Schwierigkeiten beim Ausstallen der Tiere bzw. bei der Kontrolle einzelner Tiere Beunruhigungen
Arbeitsplatzbedingungen: keine Erkenntnisse durch hohen Staub- und Ammoniakgehalt in der Luft hohe Belastung, häufige Atemwegserkrankungen und Allergien des Menschen, Befall von Milben oder anderer Parasiten möglich; Sammeln von verlegten Eiern in Etagen und Einstreu schwierig, gehäuft Beschmutzungen; schwieriges Sammeln von verendeten Tieren; schwieriges Ausstallen und Einstreuentsorgen
Produktqualität: bessere Futterverwertung und Legeleistung als in der Bodenhaltung; Eiqualität (ohne Auslauf) wie in Bodenhaltung mittlere Schalenbesiedlung mit Keimen, mit Kot verschmutzte Schalen, Gefahr von Medikamentenrückständen, Mangel an Frische durch verlegte ältere Eier
Produktionskosten: bei guter Leistung der Tiere und bei hoher Besatzdichte günstig hohe Produktionskosten durch höhere Tierverluste, hohe Investitionskosten und etwas geringere Leistung, höhere Tierarztkosten; höherer Arbeitszeitbedarf, zum Teil hoher Arbeitsaufwand durch verlegte Eier"

[Quelle: Auszug aus „Stellungnahme der Arbeitsgruppe Haltungssysteme Legehennen zur Weiterentwicklung der Legehennenhaltung". -- Wieder abgedruckt in: Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042. -- S. 110 - 112]


8.3. Moderne Produktionsstrukturen für den Massenkonsum


Moderne Geflügelhaltung für einen Massenmarkt ist strikt organisiert, um einen reibungslosen Ablauf von Züchtung über Produktion bis zur Vermarktung zu ermöglichen. Nur so ist billiger Massenkonsum mit Rentabilität für die Produzenten vereinbar.

Organisation moderner Eierproduktion bzw. Masthähnchenproduktion

Zuchtunternehmen
Züchtung, Zucht und Aufzucht von Großelterntieren, Erzeugung von Elterntieren

Vermehrungsbetriebe
Haltung von Elterntieren zur Produktion von Bruteiern
Brütereien
Produktion von Küken der Endprodukte (Legehennen bzw. Masthühner)

Aufzuchtbetriebe
Aufzucht weiblicher Küken bis zur Legereife

Mästereien
in Erzeugerringen organisiert

Legehennenhalter
Produktion von Konsumeiern und Suppenhennen

Direktvermarktung

Eiererzeugerringe

Schlachtereien

Eiersammelstellen

Großhandel, Zentrale Vermarktungsorganisationen, Einzelhandel, Export

Verbraucher

[Vorlage der Übersicht: Bessei, Werner: Bäuerliche Hühnerhaltung Junghennen, Legehennen, Mast. -- 2., überarbeitete und ergänzte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1999. -- ISBN 3800145375. -- S. 117 - 118. -- ]

Zum Einzelnen:

Die Integration der einzelnen Produktionsstufen ist unterschiedlich:

Wichtig ist auch die horizontale Integration in Erzeugergemeinschaften: "Bäuerliche Familienbetriebe nehmen im Rahmen der integrierten Organisation als Vermehrer oder Mäster teil. Den Mästern fällt als dezentralisierte Produktionsstufe gegenüber der zentral organisierten Brüterei und Schlachterei eine schwächere Marktposition zu. Durch horizontale Zusammenschlüsse in Erzeugergemeinschaften kann die Stellung der Mäster bei Preisverhandlungen gestärkt werden. Solche Zusammenschlüsse haben außerdem den Vorteil, dass bei der gemeinsamen Beschaffung von Futter und Geräten Preisvorteile ausgehandelt werden können. Erzeugergemeinschaften werden [in Deutschland] durch die öffentliche Hand gefördert, wenn sie bestimmte Auflagen erfüllen."

In Deutschland muss eine Erzeugergemeinschaft, um staatlich gefördert zu werden, folgende Mindestmengen jährlich produzieren:

[Alle Zitate, falls nicht anders angegeben: Bessei, Werner: Bäuerliche Hühnerhaltung Junghennen, Legehennen, Mast. -- 2., überarbeitete und ergänzte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1999. -- ISBN 3800145375. -- S. 117 - 118. -- ]


8.4. Industrielle Hühnerhaltung


Das Grundprinzip industrieller Hühnerhaltung schildert unverblümt folgender Text aus der ehemaligen DDR. Diese -- die Hühner zu reinen Sachen degradierenden -- Prinzipien finden in gleicher Weise in Kapitalismus und Sozialismus ihre Anwendung.

"Auf Beschluss des VII. Parteitages der SED (1967) wurden industriemäßig arbeitende Großanlagen errichtet, um die Bevölkerung noch besser mit Frischeiern und hochwertigem Geflügelfleisch zu versorgen. Durch verbesserte Haltungs- und Fütterungsbedingungen in den Kombinaten für industrielle Mast (KIM) und Variieren des Legehennenalters in den verschiedenen Meisterbereichen wird eine nahezu kontinuierliche Eier- und Broilerproduktion gewährleistet.

Da die Arbeitsgänge weitgehend mechanisiert sind, ist eine hohe Arbeitsproduktivität zu verzeichnen. Die je Arbeitskraft erzielte Bruttoproduktion in Mark entspricht der eines Industriearbeiters in hochmechanisierten Fabriken. Im Geflügelwirtschaftsverband der DDR sind zusammengeschlossen: VEB KIM, industriemäßigproduzierende LPG, VEG und deren zwischengenossenschaftliche und zwischenbetriebliche Einrichtungen, sofern sie mindestens 100 000 Legehennenplätze für die Eierproduktion oder mindestens eine jährliche Produktion von 1 000 t Broilern haben. ...

Der Nachteil der Kleinhaltung für die Versorgung der Bevölkerung liegt in der diskontinuierlichen Produktion; im Winter werden erheblich weniger Eier dem Markt zur Verfügung gestellt als im Frühjahr. Die Bedeutung für die Eigenversorgung ist jedoch auch unter diesen Bedingungen unumstritten."

[Kleine Enzyklopädie Land, Forst, Garten / Hrsg.: Günter Markgraf ... -- Leipzig : VEB Bibliographisches Institut, 1984. -- S. 456]

Industrielle Hühnerhaltung und -verwertung


Abb.: Küken in Hühnerfarm, Nordkalifornien, USA, 1980er Jahre, (©Corbis)


Abb.: Hähnchenfabrik, Dänemark (©ArtToday®)


Abb.: Intensiv-Bodenhaltung von Hühner, USA (©Corbis)


Abb.: Industrielle Hähnchenverarbeitung, Italien, 1995 (Quelle: FAO)


Abb.: Industrielle Hähnchenverarbeitung, Italien, 1995 (Quelle: FAO)


Zu Kapitel 8,7,1,3: Hühner und Perlhühner, Teil 3