Einführung in

Entwicklungsländerstudien

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8. Grundgegebenheiten: Tierische Produktion

7. Geflügel: 1. Hühner und Perlhühner

Teil 3


zusammengestellt von Alois Payer

herausgegeben von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Entwicklungsländerstudien / hrsg. von Margarete Payer. -- Teil I: Grundgegebenheiten. -- Kapitel 8: Tierische Produktion. --7. Geflügel. -- 1. Hühner und Perlhühner / zusammengestellt von Alois Payer. -- Teil 3. -- Fassung vom 2001-02-08. -- URL: http://www.payer.de/entwicklung/entw08713.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2000-05-26

Überarbeitungen: 2018-10-08 [grundlegend überarbeitet] ;2001-02-08 [Update]

Anlass: Lehrveranstaltung "Einführung in Entwicklungsländerstudien", HBI Stuttgart, 1998/99

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Bestandteil der Abteilung Entwicklungsländer von Tüpfli's Global Village Library.


Skript, das von den Teilnehmern am Wahlpflichtfach "Entwicklungsländerstudien" an der HBI Stuttgart erarbeitet wird.


0. Übersicht


Wegen des großen Umfangs ist dieses Kapitel auf drei Teilkapitel aufgeteilt:


9. Nutzung von Hühnern


9.1. Eier



Abb.: Hühnerei [Quelle: Leitfaden der Naturkunde, 1923]

In der folgenden Übersicht werden einzelne Länder nur aufgeführt, wenn ihre Hühnereierproduktion mehr als 0,5 Mio. t beträgt.

Hühnereierproduktion 1999
Welt 48,9 Mio. t
Asien 26,9 Mio. t
Europa 9,6 Mio. t
USA + Kanada 5,2 Mio. t
Lateinamerika und Karibik 4,8 Mio. t
Afrika 2,1 Mio. t
Ozeanien 0,2 Mio. t
China 17,3 Mio. t
USA 4,9 Mio. t
Japan 2,5 Mio. t
Russland 1,9 Mio. t
Indien 1,7 Mio. t
Mexiko 1,6 Mio. t
Brasilien 1,5 Mio. t
Frankreich 1,0 Mio. t
Deutschland 0,8 Mio. t
Türkei 0,8 Mio. t
Italien 0,7 Mio. t
Niederlande 0,6 Mio. t
Nigeria 0,6 Mio. t
Spanien 0,6 Mio. t
Thailand 0,6 Mio. t
Großbritannien 0,6 Mio. t
Iran 0,5 Mio. t
Philippinen 0,5 Mio. t

[Quelle: FAOSTAT. -- URL: http://apps.fao.org/lim500/nph-wrap.pl?Production.Livestock.Primary&Domain=SUA&servlet=1. -- Zugriff am 7.4.2000]

Besonders Chinesen zeigen, wie vielfältig Hühnereier (sowie Eier anderer Vögel) genutzt werden können. Chinesen verwerten Eier z.B.:

In manchen Gegenden Südostasiens bevorzugen Eier, in denen sich schon ein Fetus gebildet hat, so z.B. gelten in Südvietnam 10 Tage bebrütete Eier als besonderes Festessen, ähnlich die Tagal in Malaysia, sowie viele Völker der Philippinen.


Abb.: Selbst geflochtene Legenester für Hühner, Papua Neuguinea

[Quelle: Liklik buk : a rural development handbook catalogue for Papua New Guinea. -- English ed. -- Lae, PNG : Liklik Book Information Centre, 1977. -- ISBN 0869350244. -- S. 168]

Unter tropischen und subtropischen Bedingungen weisen Eier noch mehr Haltbarkeitsprobleme auf als in gemäßigten Zonen:

"Während der Aufbewahrung von Eiern verdunstet durch die Poren der Kalkschale ständig Wasser, wodurch sich im Bereich des stumpfen Eiendes eine Luftblase ausbildet. Der durch Verdunstung entstehende Masseverlust kann bei hohen Außentemperaturen und niedriger relativer Luftfeuchtigkeit bereits nach kurzer Zeit mehr als 10% betragen. Die Höhe der beim Durchleuchten der Eier sichtbar werdenden Luftkammer kann als Kriterium für die Frische der Eier benutzt werden und soll bei 4 bis 7 Tage alten Eiern 5 mm nicht übersteigen.


Abb.: Luftkammer bei altem gekochten Ei

Eier gehören zu den sehr leicht verderblichen Produkten. Bereits nach relativ kurzer Aufbewahrung erleiden sie durch chemische, physikalische, physikalisch-chemische und enzymatische Prozesse eine Qualitätsminderung. So tritt durch Abgabe von CO2 ein deutliches Ansteigen des pH-Wertes bis in den schwach alkalischen Bereich ein. Dieser Effekt kann durch Lagerung der Eier in einer CO2-Atmosphäre vermieden werden. Selbst bei den über längere Zeit unter günstigen Bedingungen gelagerten Eiern bildet sich ein typischer, oft nussartiger Altgeschmack heraus. Durch die poröse Eischale in das Eiinnere gelangte Mikroorganismen können die völlige Genussuntauglichkeit der Eier hervorrufen.

Von Onwudike und Sonaiya (1983) in Nigeria durchgeführte Versuche führten zu der Empfehlung, Eier bei einer Außentemperatur von 30 °C maximal eine Woche, bei einer Kühlschranktemperatur von + 5 °C nicht länger als 8 Wochen aufzubewahren. Ein weiteres speziell in der heißen Jahreszeit auftretendes Problem besteht in der Entwicklung des Embryos. Dadurch können die Eier bereits nach kurzer Zeit für die meisten Verbraucher ungenießbar werden. Als Schutzmaßnahmen werden 15minütiges Erhitzen der Eier bei 57 °C, Kühllagerung, 18stündiges Einlegen in Kalkwasser oder das Bestreichen der Eischale mit einem lebensmittelchemisch unbedenklichen Mineralöl empfohlen.

Wo es die Verhältnisse zulassen, sollten die frischen und sauberen Eier im Kühllagerraum bei ± 0 bis -1 °C und einer relativen Luftfeuchte bis zu 90 % aufbewahrt werden, wodurch Lagerzeiten von 6 bis 8 Monaten zu erzielen sind. Der Gefahr der Schimmelbildung am Lagergut muss durch kräftige Luftumwälzung und durch häufigen Luftaustausch vorgebeugt werden"

[Lossner, Günther. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 614]

Unter Produktionsbedingungen in tropischen und subtropischen Gebieten häufig auftretende Eiqualitätsprobleme und Hinweise zu ihrer Überwindung
Problem Ursache Abhilfe
zu große Luftkammer zu lange Eieraufbewahrung bei zu hohen Temperaturen und zu geringer Feuchtigkeit im Aufbewahrungsraum; schlechte Schalenqualität Häufige Eiervermarktung; Lagerung der Eier bei 10-15 'C und 70-80% Luftfeuchtigkeit; Versorgung der Hennen mit Muschelschalen und Grit
Blut- oder Fleischflecke Platzen von Blutadern während der Eibildung; schwankende Legeleistungen; erbliche Veranlagung Vermeiden von Aufregung oder roher Behandlung der Tiere; evtl. Wechsel der Herkunft der Tiere
Blutringe Abgestorbene Keime in befruchteten Eiern Entfernung der Hähne aus der Hühnerherde; Aufbewahrung der Eier unter 15 °C
Starke Dotterschatten beim Durchleuchten Wässriges Weißei Aufbewahrung der Eier bei 10-15 'C; wöchentlich 2- bis 3malige Eiervermarktung
zu dunkle Dotter Fütterung pigmentierten Futters oder von zu viel Grünfutter; zu hohe Temperaturen Reduzieren der Futterpigmente; Absperren der Hühner; Aufbewahrung der Eier bei 10-15 °C
Schwaches wässriges
Eiklar
Zu hohe Aufbewahrungstemperatur der Eier; zu lange Aufbewahrung; evtl. charakteristisch für Einzelhennen Aufbewahrung der Eier bei 10-15 'C und 70-80 % rel. Luftfeuchtigkeit; Entfernung von Material mit starken Gerüchen aus dem Lagerraum; Merzen von Hennen mit Atemgeruch
weiche oder dünne
Eischalen
Mineralstoff- und Vitaminmangel; lange Legeleistungsperiode; hohe Umgebungstemperatur der Hennen; Krankheiten, besonders Atmungserkrankungen Mineralstoff- und Vitaminanreicherung des Futters; reichlich Muschelschalen oder Kalkgrit; bei Körnerfutter unlöslichen Grit füttern; Vermeidung von Temperaturextremen; Schutzimpfungen gegen Atmungserkrankungen

[Hattenhauer, Horst. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976]

In Entwicklungsländern sind Methoden der Aufbewahrung und Konservierung von Eiern immer noch wichtig wie bei uns vor noch nicht zu langer Zeit:

"Wenn auch die Vorratshaltung früherer Tage für uns bei dem täglichen, reichlichen Angebot an Hühnereiern zu jeder Jahreszeit kaum noch eine Bedeutung hat, so ist es doch wichtig, zu wissen, wie man ein solch empfindliches Eiweißgebilde über längere Zeit haltbar machen kann.

Man verwendete dazu einst irdene Töpfe, die mit einem flüssigen Konservierungsmittel wie

  • Wasserglas
  • Salz- oder
  • Kalkwasser (Kalkmilch)

gefüllt wurden. Dahinein wurden nun absolut saubere und unbeschädigte Eier gelegt, die sich bei entsprechend kühler aber frostfreier Umgebung über mehrere Monate »frisch«, d. h. genießbar, hielten. Je nach Konservierungsmethode und Konservierungszeit musste man Abstriche bei den Verwendungsmöglichkeiten für die Küche machen. In Salzwasser eingelegte Eier sind z. B. nicht mehr voll als frische Frühstückseier tauglich; auch wird man mit ihnen in der feinen Küche keinen Eischnee mehr zaubern können.

Eine weitere Möglichkeit des Haltbarmachens bestand darin, die Poren der Eier mit allerlei Mitteln zu verschließen. Man verwendete dazu u. a.

  • Fett,
  • Paraffin,
  • Firnis,
  • Glycerin,
  • Salizylsäurelösung,
  • Leim,
  • Gummi,
  • Schellack und auch
  • geschmacklose Vaseline."

[Peitz, Beate ; Peitz, Leopold: Hühner halten. -- 4., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1995. -- ISBN 3800173336. -- S. 158 - 159]

"A clean, unwashed and uncracked egg, kept in shade, should remain edible for up to two weeks. There are three ways of storing them longer without refrigeration. Store only good eggs - use a candler, if possible, to determine their quality.

  • Oil -- A thin film of oil on an egg fills its pores, and reduces evaporation and oxidation of the contents. With a wire basket, dip the eggs into slightly heated oil, about 11° C (20° F) warmer than the eggs. A light mineral oil is best, but almost any cooking oil (such as coconut) that doesn't turn rancid rapidly will do, If you re - use the oil, filter it and heat it to 116° C (240° F) to sterilize it. Oiled eggs will last for at least three weeks - longer if kept under 10° C (55° F).
  • Clay pot -- Place eggs in clay pot buried in the ground. Cover the pot tightly and be sure no water gets into the pot.
  • Water glass - For 100 eggs, use a 25 - liter (6.5 - gal.) pot or jar. Mix 5.25 liters (5 quarts) of previously boiled, cool water with 0.5 liter (1/2 quart) of water glass (sodium silicate). Place the eggs in the pot and cover them with the water glass solution. Cover the pot and keep it in a cool, shaded place. The eggs should keep for anywhere from 1 to 6 months.
  • Lime water -- Mix 2.3 kg (5 lbs.) of quick lime (finely powdered lime) in 6 liters (6.3 quarts) of boiled and cooled water and allow to stand overnight so that the lime settles. Place eggs and the clear lime solution in pot, cover and keep cool. The eggs should last more than a month. "

[ French, Kenneth M.: Practical poultry raising. -- Washington, DC : Peace Corps, [o.J.]. -- (Training and development ; M0011). -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]

Weitere, sehr interessante Konservierungsmethoden in:

Hou, Xiangchuan: Egg preservation in China. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}. -- [Das wichtigste daraus ist wiedergegeben im Kapitel über: Enten (Entwicklungsländerstudien)


9.2. Fleisch


Vermarktung von Hühnern

Abb.: Hühnerverkäuferin, Markt, Hanoi, Vietnam, 1994 (Quelle: FAO)

Abb.: Strassenverkäuferin von Hühnern, Hanoi, Vietnam, 1994 (Quelle: FAO)


Abb.: Hühnerverkäuferin, Markt, China (©ArtToday®)


Abb.: Hühner zum Verkauf, Markt, Tunxi, China (©ArtToday®)


Abb.: Hühnerverkauf, Markt, Tunxi, China (©ArtToday®)


Abb.: Hähnchenmetzgerladen, Acapulco, Mexiko (©ArtToday®)

Das Muskelfleisch von Hühnern wird mit zunehmendem Alter sehr deutlich zäh. Deshalb entspricht Hühnerfleisch in Entwicklungsländern oft nicht den Qualitätsstandards von Broilern. Die Züchtung von Broilern (Brathähnchen) ist allerdings auch in Industrieländern eine relativ junge "Errungenschaft":

"Im Jahr 1923 fällte eine Eierproduzentin aus Oceanview, Delaware [USA], eine geschäftliche Entscheidung, die die Wirtschaft der Halbinsel fortan verändern sollte. Mrs. Steele beschloss, ihre Legehennen nach nur zwei Jahren auszutauschen. Die Junghühner (heute als Broilers bekannt) wurden an einheimische Metzger verkauft, und das zartaromatische Geflügel, das sich auf vielfältige Art zubereiten ließ, wurde zu einem Riesenerfolg. Bis dahin galten Junghühner als seltener Luxus. Das fruchtbare Land eignete sich gut zum Anbau des Futters für die wachsende Geflügelzucht. Nach 70 Jahren produzierte die Junghuhnindustrie von Delmarva über elf Millionen Vögel pro Woche und nahm ein ganzes Netz an Brutanstalten, Futterwerken und Geflügelschlachthöfen unter Vertrag. Heute werden in Sussex County in Delaware mehr Junghühner erzeugt als in jedem anderen County des Landes. Durch die Nähe zu den wichtigsten Städten der Ostküste wird sichergestellt, dass die Hühner innerhalb von wenigen Stunden nach der Schlachtung die Verbraucher erreichen."

[Danforth, Randi ; Feierabend, Peter ; Chassman, Gary: Culinaria USA : eine kulinarische Entdeckungsreise. -- Köln : Könemann, ©1999. -- (Culinaria). -- ISBN 3829002580. -- S. 120. -- ]

Doch die "Hähnchenkultur" der USA breitet sich selbst in traditionell hochstehenden "Geflügelkulturen" wie China aus:

Abb.: Kentucky Fried Chicken in Peking, Tienanmen-Tor, China, 1987 (©Corbis)

Hühnergerichte

Abb.: Hühnchengericht, Touristresort, Kenia (©ArtToday®)

Abb.: Zubereitung von Huhn für traditionelles Gericht, Carizzo-Tal, Mexiko, 1995 (Quelle: FAO)


9.3. Federn


Hühnerfedern werden verwendet


9.4. Zucht von Legehühnern und Masthühnern


Abb.: Hühnertransport, Mexiko (©ArtToday®)


Abb.: Mit Kerosin beheizter Brutapparat für Hühnereier


Abb.: Mit Kerosin geheizter Wärmekorb für Küken

[French, Kenneth M.: Practical poultry raising. -- Washington, DC : Peace Corps, [o.J.]. -- (Training and development ; M0011). -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]

"Die sich in vielen tropischen und subtropischen Ländern aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Eiern und Geflügelfleisch neben der traditionell extensiven Geflügelproduktion in landwirtschaftlichen Kleinhaltungen entwickelnde Geflügelindustrie mit intensiven Haltungssystemen verlangt nach einer Züchtung leistungsfähiger Tiere mit Eignung für intensive Haltungsformen. Da einheimische Populationen hierfür nicht in Frage stehen und Entwicklungsländer in der Regel den erforderlichen hohen finanziellen, materiellen und personellen Aufwand nicht treiben können, kooperieren sie fast alle mit den weltweit arbeitenden multinationalen Zuchtunternehmen der USA und Europas.

Trotz bestehender Unterschiede in der Anpassung an die jeweils gegebenen ökonomischen und sonstigen Bedingungen sind die nachfolgend angeführten Kooperationsbeziehungen mehr oder weniger typisch für den Aufbau der Zuchtkette zur Sicherung leistungsfähigen Tiermaterials in diesen Ländern. Diese Beziehungen beinhalten auch immer organisatorische, produktionstechnische und umfassende fachliche Unterstützungen für die betreffenden Länder durch die Zuchtunternehmen.

Begonnen wird gewöhnlich mit dem Import von Elterntieren und mit dem Aufbau einer gut arbeitenden Organisation für die Versorgung der kommerziellen Produzenten mit den Zuchtprodukten als Eintagsküken, die der Elterntierbetrieb aus der Verpaarung der Elternlinien herstellt. Oft stellen zum Schutz vor 'genetischem Diebstahl' bereits beide Eltern selbst Hybriden dar. Für das importierende Land resultiert hieraus einerseits der Zwang zu ständigem Elterntierimport, um die Zuchtkette nicht abreißen zu lassen, andererseits aber auch die Möglichkeit, an dem vom jeweiligen Unternehmen erzüchteten genetischen Fortschritt zu partizipieren.

Übersteigt der Bedarf an Elterntieren eine Menge, die ihren ständigen Import für das betreffende Land als ungünstig, die Elternerzeugung im eigenen Lande ökonomisch aber rechtfertigen würde, dann erfolgt der Übergang zum Großelternimport, Das erfordert zusätzliche Investitionen für die Errichtung von Großelternbetrieben, in denen die Großelternlinien verpaart und die Elterntiere erzeugt werden, und einen höheren Grad der Produktionsorganisation innerhalb der Zuchtkette des betreffenden Landes. Die meisten Zuchtunternehmen unterhalten zahlreiche Großelternbetriebe in vielen Regionen der Erde, von denen aus sie auch benachbarte Länder mit Elternküken beliefern. Das erlaubt den Zuchtunternehmen gegebenenfalls durch Entwicklung zum Hauptprogramm kompatibler Unterlinien mit speziellen Eigenschaften, z. B. dunkles Gefieder und dunkle Haut bei Broilern, weiß- oder braunschalige Eier, große oder kleinere Eier bei Legehybriden, Geschlechtskenntlichkeit an der Gefiederfarbe oder nach der Befiederungsgeschwindigkeit etc., flexibel auf regional unterschiedliche Marktanforderungen zu reagieren.

Das bekannte Broilerzuchtunternehmen Arbor Acres [URL: http://www.aaf.com/home.htm. -- Zugriff am 2001-02-08] z. B. unterhielt 1989 in 26 Ländern Großelternbetriebe von denen aus Elternküken in über 70 Länder [im Jahr 2000: über 80 Länder] geliefert wurden.

Die Installation eigener Zuchtprogramme nahmen bisher nur wenige Länder vor, z.B. Indien, China oder Indonesien. Die dazu notwendigen Investitionen erscheinen ökonomisch dann gerechtfertigt, wenn die benötigte Anzahl Großelterntiere bei annähernd gleicher genetischer Qualität zu weltmarktähnlichen Kosten im eigenen Lande erzeugt werden kann. Die genannten Länder haben dazu Linien importiert -- Indien z. B. besitzt reine Linien aller bedeutenden Zuchtunternehmen -- und Zuchtorganisationen mit eigenen Zuchtprogrammen aufgebaut. In Indien flankieren die Vorhaben auch handelspolitische Maßnahmen, in Indonesien läuft das Zuchtprogramm mit Unterstützung amerikanischer Experten und des amerikanischen Basiszüchters."

[Hattenhauer, Horst. -- In: Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976. -- S. 538 - 324]


9.5. Hühnerkot


Hühnerkot bildet einen wertvollen Dünger. Folgender Text aus den Philippinen zeigt den möglichen Nutzen für Reisbauern:

"Chicken manure for lowland rice: The prohibitive costs of inorganic fertilizers have led farmers to look into less expensive substitutes. Among those with good potential, chicken manure is preferred because it is readily available and has a higher nutrient composition. A fresh litter can contain as high as 3.17, 3.05, and 2.35 percent of N. P and K, respectively. In addition, chicken manure slowly builds up the organic maker of the soil and supplies trace amounts of some micronutrients.

Chicken manure for lowland rice
Micronutrients Contribution in kilogram per 100 kg. dry chicken manure
Mg -- Magnesium 1.08
Fe -- Iron 1.17
Zn -- Zinc 0.055
Mn -- Manganese 0.175
Ca -- Calcium 0.25
Cu -- Copper 0.010
  1. Studies show that raising chickens year-round can assure the farmer a steady supply of fertilizer for his farm. One hundred (100) birds reared in 42 days (6 batches/yr) is expected to reduce requirement for urea by 27.4 %/ha/yr (2 croppings).
  2. The birds are raised following the all-in-all-out method, with two weeks interval between batches to allow for thorough cleaning of the poultry house. This also prevents possible pest outbreaks.
  3. The birds fed with commercial feeds are known to produce 0.045 kg./bird/day with 3.17, 3.25, 2.35% of N. P. K, respectively.
  4. Two batches with 100 birds per batch (3% mortality) could provide 366.66 kgs. chicken manure equivalent to 11.62 kg N, 11.92 kg P and 8.61 kg K.
Savings from substituting urea (45-0-0) with chicken manure from two batches of broiler chicken at 100 birds per batch.*
First Cropping**
Average kg urea (45-0-0) applied/ha 127.50
Multiplied by N content of urea x 0.45
Computed kg N applied/ha = 57.38
Less kg N from chicken manure - 11.62
Kg N required from urea = 45.76
Divide by N content of urea : 0.45
Kg urea that still needs to be applied = 101.69
Total kg urea substituted by chicken manure 25.81
Savings using chicken manure (total kg x price of urea P4.00) 103.24

Note: To avoid possible negative effects on the rice crop, chicken manure should be incorporated in the field during land preparation.

* Savings can be increased as the amount of chicken manure applied to the field is increased.

** All cost data were taken from the baseline survey on Navarro farmers conducted by the Research Division, llRR (2 croppings) in Navarro, General Trias, Cavite."

[Low-external input rice production (LIRP) : A technology information kit / Department International Institute of Rural Reconstruction. -- Silang, Cavite, Philippines : Department International Institute of Rural Reconstruction, [o.J.]. -- [Darin: Chicken manure for lowland rice]. -- In: Food and Nutrition Bulletin. -- Volume 03, Number 2, 1981. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


Hühnerkot dient nicht nur zur Herstellung von Dünger von Land, sondern auch zur Fischnahrung:

Abb.: Fischfarm: das Hüttchen über dem Wasser ist für Hühner: der Hühnerkot fällt so ins Wasser und trägt zur Fischnahrung bei, Vientiane, Laos, 1995 (Quelle: FAO)


Hühnerkot dient auch dazu, um Mäuse und Ratten von den Feldern fernzuhalten:

"Another use of chicken manure: Farmers in Bulalo, Cavite, Philippines, apply chicken manure around newly sown seeds and planted seedlings to ward off field mice. The manure of other animals can also fertilize the soil; but only chicken manure can prevent mice from destroying seeds and seedlings."

[Basic husbandry practices and veterinary care / IIRR. -- Cavite, Philippines: International Institute of Rural Reconstruction (IIRR), [1994]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


9.6. Hahnenkampf



Abb.: Lieblinsbeschäftigungen vieler Männer in Südostasien: Kosen des Kampfhahns und Siesta, Markt, Legazpi, Luzon, Philippinen, 1996 (©Corbis)

"Rangordnungen entstehen regelmäßig in Herden oder Scharen gesellig lebender Tiere. Dabei gibt es Unterschiede in den Spielregeln, aber wenn man zum Beispiel liest, was ein Forscher über halbwilde, primitive Rinder aus der Camargue berichtet, so ist man verblüfft, wie sehr sich Hühner und Rinder in ihrem sozialen Verhalten ähneln. Hier wie dort bestimmt zunächst das Alter den Rang, unter Gleichalten entscheidet Kampf in der Jugend. Bei Hühnern ebenso wie bei Rindern erkämpfen heranwachsende Männchen die Herrschaft über jedes Weibchen einzeln, und eine Umkehr des Ranges gibt es nur durch Kampf.

Hahn und Henne müssen stets kampfbereit sein, damit sie ihren Rang nicht verlieren. Besonders der Hahn muss sich immer wieder gegenüber Junghähnen und Rivalen behaupten, die aus Nachbarrevieren eindringen. Die Kampfbereitschaft ist im Frühjahr, wenn Werbung und Nebenbuhler es erfordern, am größten; während der Mauser gehen Hahn und Henne dem Kampf nach Möglichkeit aus dem Wege.


Abb.: Künstliche Sporen an Kampfhahn, Kolumbien, 1985 (©Corbis)

Alle Hühnerrassen kämpfen auf die gleiche Art; einige durch Zuchtauslese erzielte Abweichungen werde ich noch erwähnen.
Bei manchen Völkern sind Hahnenkämpfe ein beliebtes Vergnügen. Oft verstärkt man dabei die natürlichen Sporen der Tiere durch geschliffene Stahlsporen. Diese rohen Vergnügungen sind bei uns mit Recht verboten. An sich ist der Kampf zweier Hähne kein grausiges Geschehen, vielmehr ein Höhepunkt im Leben dieser Tiere und ein ganz natürliches Ereignis. Grausam ist es dagegen, einen besiegten Hahn weiterhin mit dem Sieger in einem eng begrenzten Gehege zu halten, weil er hier zumeist dauernd umhergejagt wird und sich nicht in die weitere Umgebung zurückziehen kann.

Man kann unterscheiden zwischen

  1. dem Haupt- oder Vollkampf der Hähne,
  2. dem Grenzgefecht der Hähne,
  3. dem Kampf der Hennen untereinander,
  4. dem Hennenkampf der Junghähne mit dem Ziel, bisher ranghöhere Hennen zu unterwerfen.
  5. (Von dem früher beschriebenen Erstkampf der Junghühnchen sehen wir jetzt ab.)"

[Baeumer, Erich: Das dumme Huhn : Verhalten des Haushuhns. -- Stuttgart : Frankh, ©1964. -- (Kosmos-Bibliothek ; 242). -- S. 50 - 51]


9.6.1. Zum Beispiel: Hahnenkampf auf Bali, Indonesien



Abb.: Übung zum Hahnenkampf, Bali, 1912 - 1914 (Foto: Georg Krause)

"This chapter is now pretty much history... When I wrote it, it was not. Cockfighting is a very old tradition in Bali, and before the Indonesian government banned gambling in 1981 the sport attracted huge crowds to the public wantilan arenas. Gambling was a large part of the attraction, but not the only one. Cockfights have a ceremonial purpose, and the government's ban includes an exemption -- three rounds of a cockfight may be carried out for the purposes of ritually spilling blood, an important appeasement of the demons that accompanies Hindu temple festivals.

A cockfight is not just allowed at every Balinese temple festival or religious ceremony, it is required. The blood is an offering to the hungry forces of evil, the butas and kalas. Since religious ceremonies are almost daily affairs all over Bali, and since Bali is a rather small island, one still has an excellent chance of seeing a cockfight, if he arrives at the right place and at the right time.

The Balinese call the cockfights for ritual purification tabuh rah, "pouring blood." Of course it is illegal to bet on these three matches. But the law is not easy to enforce, given the ancient traditions of betting on cocks and the predilection of the population for this sort of thing, plus the remoteness of many of the ceremonies and accompanying cockfights. Theoretically the cockfights at temples, called tajen telung seet, consist of only three matches -- telung means "three." This rule was (and still is) generally ignored. The Balinese can't resist continuing, often until sunset.

Cockfights used to be held on non-religious occasions. Sometimes a village might need money to renovate a temple or improve a public building. It could make quite a bit of money by staging a cockfight, because the house took a cut of the betting pot -- often as much as 25 percent. The biggest non-religious cockfights in Bali were held three days a week at a big public area in downtown Denpasar. The gambling there was intense and serious, and amateurs knew they had best stay away."

"Gambling on cocks has been responsible for the dissipation of a good many Balinese fortunes, large and small. Many a raja [Fürst] of old lost his palace, wives, and treasure by being "cock crazy," as the Balinese call an habitual bettor. I have heard from many of my.Balinese friends how their fathers or grandfathers were reduced to poverty by this addicting habit. There are now even troops of professional gamblers who go from fight to fight, pooling their financial resources to back a favorite in the central bet. Stories are told of wild rages and uncontrolled fury displayed by those who lose large sums of money. Countless friends have told me that they really should stop betting. But they never did.

Fighting cocks, cockfighting, and wagering on the fights have been popular obsessions with the Balinese for generations. The tourist who could worm his way into the sweating, jostling, noisy, gesticulating crowd of men and join them, standing around an open arena, watching the proceedings, might have wondered if he had stepped into a different country. Are these the graceful, deferential, dignified people whom he has seen in his hotel: Are these the same individuals who carry the offerings to the temples and pray with such heart-felt fervor? The boisterous crowd was a sight to behold. As it suddenly quieted down and the action began, the fast and furious flurries of engagement were punctuated with the "Ooohs" and "Aaahs" of the audience.

This opportunity is no longer available, and although this is probabiy beneficial in the long run to the Balinese people, it unfortunately transforms rather routine studies and photographs of cockfighting into irreplaceable historical documents. I hope that this discussion has given a taste of these wonderful events to the visitors who are now deprived of the privilege."

[Eiseman, Fred B. <Jr.>: Sekala & niskala. -- Vol. 2: Essays on society, tradition, and craft. -- Hongkong : Periplus, ©1990. -- ISBN 0-945971-05-2. -- S. 240f., 250]


9.7. Hühner in Religion und Aberglauben


Für Chinesen sind Eier nicht nur ein beliebtes und wichtiges Nahrungsmittel, sondern auch ein Zeichen für Glück und Freude. Deshalb schenkt man zur Geburt eines Kindes (wenn das Baby einen Monat alt wird) rot gefärbte Eier (Rot ist die Farbe des Glücks und der Freude). Eier verwendet man auch als Opfergaben, um die Götter um einen Gefallen zu bitten. Frauen, die sich einen Sohn wünschen, gehen mit roten Eiern zum Tempel. Kindern, die vor dem Examen stehen, gibt man in China keine roten Eier, da ein roter Kreis die Note Null (die schlechteste Note) bedeutet.

Hühner sind häufig Opfertiere:

Hühner als Opfertiere


Abb.: Hinduistisches Hühneropfer, Dakshinakali, Katmandu, Nepal, 1996 (©Corbis)


Abb.: Manobo-Männer bereiten auf einem Feld Plattform für Hühneropfer, Mindanao, Philippinen, 1995 (©Corbis)


Abb.: Hühneropfer durch Geisterpriesterin, Ban Vinai, Thailand, 1991 (©Corbis)


Abb.: Opfer aus Reis und Brathähnchen, Bali, Indonesien

Hühnereingeweide dienen oft als Orakel (s. unten)

Mit Hühnerfleisch sind selten Speisetabus verbunden (außer bei Vegetariern). Trotzdem können auch Hühner und ihre Produkte spezielle, religiös begründete Vorkehrungen benötigen, wie folgende Beispiele aus dem orthodoxen Judentum zeigen:

Hühner und orthodoxes Judentum

Abb.: Legehühnerfarm mit sabbatgerechter Ei-Sammelanlage: die Ei-Sammelmaschine arbeitet am Sabbat ohne menschliche Intervention und erlaubt so den Betrieb durch orthodoxe Juden, Yavne, Israel, 1970 (©Corbis)

Abb.: Hähnchenflügel mit Koscher-Bestätigung: es wird bestätigt, dass das Hähnchen unter Aufsicht des Central Rabbinical Congress koscher geschlachtet wurde, d.h. dass mit einem sehr scharfen Messer die Kehle durchschnitten wurde und dass dem Tier keine Schmerzen zugefügt wurden, Brooklyn, New York, USA, 1972 (©Corbis)


9.7.1. Zum Beispiel: Hahnorakel bei den Toba-Batak auf Sumatra



Abb.: Gutemiene beim Seher (©Delta, 1975)

Wie es dank Asterix (Bd. XIX: Der Seher) zum Allgemeinwissen gehört, dient Geflügel (und vor allem Hühner) oft zur Weissagung. Das Folgende ist eine anschauliche Beschreibung von Hahnorakeln bei den Toba-Batak in Nordsumatra, Indonesien.


Abb.: Lebensraum der Toba-Batak (Quelle: CIA)

"Das Orakel des 'hängenden Hahnes' (manuk gantung) ist gleichfalls, in erster Linie wenigstens, ein Kriegsorakel; es findet aber auch Anwendung bei der Bereitung eines großen pagar, eines Schutzzaubers für eine Dorfgemeinschaft. Als Kriegsorakel wird es oft erst noch befragt, wenn der Feind schon vor den Wällen des Dorfes steht. -- Man verwendet dafür einen jungen Hahn, wohl deshalb, weil bei ihm die meiste Aussicht besteht, dass keine krankhaften Veränderungen, sondern nur günstige Vorzeichen zu finden sind. Darum nennt man ihn: manuk tiur gorakgorahan. Der Zauberdoktor leitet die Handlung ein mit der zeremoniellen Frage nach der Veranlassung der Befragung des Orakels und erhält traditionell zunächst die allgemeine Antwort: 'Wir begehren Gesundheit und Gedeihen'. Erst auf die weitere Frage des datu [Zauberer] nach dem besonderen Anlass bringt man das eigentliche Anliegen vor, z.B. die Sorge und Erregung wegen der frechen Herausforderung des Feindes. Nun erst beginnt der Zauberer mit der Darbringung des Opfers und der Beschwörung. Während der Beschwörung hält er den Orakelhahn in der linken Hand, das Messer in seiner rechten, eine Lanze lehnt an seiner Schulter. Beim Schlachten hält er den Hahn an den Füßen und am Rumpf, während ein Gehilfe die Kehle des Hahnes durchschneidet. Der datu [Zauberer] beobachtet nun zunächst alle Erscheinungen, die an dem sterbenden Tiere auftreten, das Verhalten des Schnabels (ob er gefüllt oder leer ist), den Zustand der Augen (ob sie offen stehen, ob sie mit Blut gefüllt sind), die Stellung der kleinen Federn am Kopf, auf dem Rücken, unter den Flügeln (ob sie glatt anliegen oder sich sträuben), der großen Federn der Flügel und des Schwanzes. Darauf wird der Hahn gesengt und kunstgerecht zerlegt, um das Innere des Hahnes beschauen zu können.

Der Zauberer bewertet nicht alle Vorzeichen gleich. Als untrügliche Zeichen gelten nur die Erscheinungen an der kleinen Ausstülpung am Dünndarm (in der Orakelsprache taradjuan omas genannt), an der Innenseite des Brustbeins (sialagundi porbalohan), an den inneren Venen des Brustkorbes (tolahan andarahasi) und an den beiden Blinddärmen (hatian sibola timbang).

Wird der 'hängende Hahn' als Kriegsorakel befragt, so ist das Brustbein der Ort der Vorzeichen für die neutralen Zuschauer, die Schiedsrichter und Friedensvermittler, sowie für die Vorfechter der beiden kriegsführenden Parteien. Zeigt sich etwas Blut an der Innenseite des Brustbeins, so wird der Vorfechter fallen, findet sich Fettansatz, so werden die Schiedsrichter Macht gewinnen, Frieden zu stiften. -- Bei allen symmetrisch gelagerten Teilen des Hahnes gelten die Vorzeichen auf der linken Seite der eigenen Partei, die auf der rechten Seite dem feindlichen Lager. Die langen, vom Brustbein schräg nach hinten laufenden Fortsätze (pator gandjang) sind der Platz der Vorzeichen für die Oberhäuptlinge, die kurzen Rippen sind der Ort der Vorzeichen für die Unterhäuptlinge.

Haftet etwas Blut an der Leber des Hahnes, dann werden Krieger fallen, wenn links an der Leber, bei der eigenen Partei; wenn rechts, auf der Seite des Feindes. Dieses Zeichen heißt in der Orakelsprache silampak ni bulu.

Ist der Vormagen (porbundagaan) des Hahnes mit Reiskörnern, Sand oder Steinchen gefüllt, so wird 'unser tondi [Seele] hart sein', d. h. wir werden unverletzt bleiben. Ist der Vormagen leer (saësaë), so werden unsere Reisfelder, so lange die Fehde dauert, schlechten Ertrag liefern.

Ist die Dünndarmschlinge silandjang buhit, die die Bauchspeicheldrüse auf zwei Seiten begleitet, langgestreckt, so ist das gut; ist sie gekrümmt wie ein Schöpflöffel (sonduk), dann muss man den tondi [Seele] der Hausfrau (sisanduk ni indahan, der Reisaufschöpferin) des Orakelveranstalters, also des Oberhäuptlings, 'belohnen', da ihr Gefahr droht.

Steht das taradjuan omas, die Ausstülpung am Dünndarm, aufrecht, so steht unserem Oberhäuptling Freude bevor; ist es zum Darm hingebogen, muss man mit den Bundesgenossen erst einig werden; wenn es nach links gebogen ist, hat man zu befürchten, dass einer der Dorfgenossen dem Feinde bei seinen Plänen hilft; wenn es nach rechts hin geneigt ist, wird sogar einer von der eigenen Partei zum Feinde hingehen als Verräter.

Schließlich untersucht der Zauberer noch das Verhältnis der Längen der einzelnen Teile des Hühnerdarmes zu einander. Zu dem Zwecke hält er den herausgelösten Magen-Darmkanal mit der einen Hand am taradjuan omas, mit der anderen am Ende des silandjang buhit. So hängt zwischen den beiden Händen der mittlere Teil des Darmes in der Form einer Schlinge herab, während auf der einen Seite Magen und Kropf, auf der anderen Seite die Blinddärme und der After des Hahnes herunterhängen. 'Sitzen' nun die Blinddärme auf dem Magen , d.h. reichen sie höher als dieser, so ist das ungünstig; ist das Verhältnis umgekehrt, dann ist das ein gutes Vorzeichen, die Frau des Oberhäuptlings koche den Reis für die sich zum Aufbruch rüstende Kriegerschar.

Waren alle Vorzeichen günstig, entsprachen sie den in der Beschwörung aufgestellten Bedingungen, so bricht der datu [Zauberer] in einen Freudenruf aus und erklärt, dass keine Gefahr vorhanden ist. Er fordert seinen Lohn und verordnet die Veranstaltung eines Freudenfestes. -- Bei unerwünschter Auskunft des Orakels wiederholt es der Zauberer an einem günstigeren Tage oder er verschreibt die Bereitung eines Ersatzmittels (saëm, porsili) oder eines Opferfestes zur Abwendung des Unheils und zur Sicherung des Sieges.


Abb.: Brustskelett des Huhns

Das Hahnenorakel manuk sitohotoho wird wie schon sein Name sagt, angewandt, wenn man eine Bestätigung für ein Vorhaben oder eine Erwartung sucht. Man befragt dieses Hahnorakel bei freudigen Anlässen, bei bevorstehender Geburt, bei der Heirat, bei Krankheit, vor dem Beginn einer Reise, vor Anfang der Feldarbeit, bei Vorbereitung eines Kriegszuges usw. Der datu [Zauberer] wendet sich in seinem Gebet an alle 'Götter der Ober-, Mittel- und Unterwelt', die oberen Götter, die drei boraspati, boru saniang naga, die debata idup, den sibaso na bolon [gemeinsamer Stammesahne], die Geister der Ahnen bis hinauf ins siebente Glied und die Geister, die in der Umgegend hausen. Als Opfer wird Reis mit Zitrone und Salz dargebracht. Der Reis wird mit Gebet zum padiruma tondi geweiht, zu einem Mittel, das den tondi [Seele] an seine Behausung, den Körper, bindet. Von dem geweihten Reis gibt der datu [Zauberer] eine Prise, und jeder streut sich die Körner auf das Haupt. Darnach beschwört der Zauberer die 'Gottheiten der Ober-, Mittel- und Unterwelt', nur günstige Vorzeichen in den Hahn zu legen. Ein junger Hahn (tiur gorakgorahan) wird geschlachtet, gesengt und kunstgerecht zerlegt.

Bei der Beschauung der Innenseite des Brustkorbes haben die Erscheinungen, die an den kurzen Rippen der linken Seite wahrgenommen werden, Beziehung zu den Geistern der Ahnen mütterlicherseits (ruma ni sumangot ni bao). Die weiter nach hinten, zwischen der sich gabelnden Rippe und der Spitze des Brustbeins auftretenden Vorzeichen gelten dem Feinde (ruma ni musu). Auf dem Brustbein selbst, nahe bei seinem hinteren Ende, ist der Ort für die begu [Geister der Toten]. Die Plätze der Vorzeichen, die sich auf den datu [Zauberer] beziehen, finden sich an der äußersten Spitze des Brustbeins und an dem Ursprung der langen Brustbeinfortsätze (pator gandjang). Der Platz für die sibaso (die weise Frau) liegt neben einer Grube vorn am Brustbein. An der rechten Seite desselben und an den rechtseitigen Rippen kennt der datu [Zauberer] 15 Punkte, an denen er die Vorzeichen für die Geister der Ahnen väterlicherseits und für die Familienglieder zu suchen hat. Wenn die Gallenblase unter der Leber hervorragt, wenn das silandjang buhit etwas gekrümmt ist, und das mata gao, die Grube am vorderen Ende des Brustbeins, vertieft erscheint, wenn sich an dem rippenlosen Teil des Brustbeins (agatagat) und an den Rippen Blutflecken oder -streifen zeigen, so bedeutet das alles noch nicht den Tod des Kranken; zeigt sich aber auch Blut, Fett oder Bindegewebe auf dem kurzen Stück der Schlagader, das auf ihrem Wege von der eröffneten Brusthöhle zu den Flügeln sichtbar wird (diese Arterie heißt in der Orakelsprache turak ni Bataraguru -- das Weberschiffchen des Batarguru), so wird der Kranke sterben. Doch kann man ihn durch ein Ersatzmittel (porsili) zu retten versuchen, er muss freilich die Hälfte seines Vermögens daranwenden. Gelingt es, den tondi [Seele] des Kranken zu bewegen, bei seinem Besitzer zu bleiben, so schlachtet man ein Huhn als 'Belohnung' für den tondi.

Bei den verschiedenen Stellen an den rechtsseitigen kurzen Rippen, wo sich die Vorzeichen für die Glieder der Familie finden, gilt die Regel, dass normale, frischrote Färbung günstig ist, schwärzliche Färbung dagegen ungünstig. Wird das Orakel bei Krankheit zu Rate gezogen, so kündet das günstige Vorzeichen Genesung, das üble den Tod. Leute, die das Orakel befragen, weil sie sich ein Kind wünschen, werden Söhne und Töchter bekommen, wenn das Vorzeichen an der für die Großmutter angewiesenen Stelle günstig ist. Man opfere ihr einen Fisch. -- Wenn ein Mensch, an dessen Platz sich das üble Vorzeichen zeigt, noch am Leben ist, so wird er sterben, ist er bereits tot, so verlangt sein Geist ein Opfer.

Wenn an dem Platz des ompu na punu (des 'kinderlosen Großvaters'), d.h. an einer Stelle vor der ersten kurzen Rippe rechts, sich schwärzliche Verfärbung zeigt, so muss man dem Geiste des pangulubalang [Vorfechter in der Kriegsführung mit magischen Mitteln] ein Opfer bringen, bei gelblicher Färbung den oberen Göttern, bei schaumigem Aussehen der boru saniang naga [Schlangengottheit], bei Fettansatz dem Geiste eines Verstorbenen, der bei seinen Lebzeiten den Genuss von Schweinefleisch vermied. Gleich günstig für jedes Vorhaben ist das Zeichen harahiri, wenn ein Blutstreifen sich parallel zum Brustbein über die kurzen Rippen hinzieht, und wenn zugleich die Dünndarmschlinge silandjang buhit so lang ist, dass sie sich gerade um den Magen herumlegen lässt.

Steht die Herzspitze über der Leber nach vorn, so ist das für alle Fälle ein gutes Zeichen. Das Neugeborene z.B., das man zum ersten Male zum Badeplatz tragen will, wird gesund und wohlauf sein. Man bringe dem Stammesahnen ein Opfer dar. Ist der Herzbeutel eingerissen, so heißt es, dass der tondi [Seele] des Kranken mit den begu [Geistern der Toten] in Berührung kommt; man muss den tondi nach Hause winken (manghirap).

Befinden sich Steinchen im Vormagen des Hahnes, so kommt die Krankheit von einem sombaon [höchster Ahnengeist], findet sich Sand darin, dann von der boru saniang naga [Schlangengottheit]. Das Vorhandensein von Blättern kündet, dass die Krankheit die Folge eines Fluches ist, und zwar geht der Fluch von einem Lebenden aus, wenn die Blätter grün, dagegen von einem Toten, wenn sie welk sind. Die Anwesenheit von Haaren beweist, dass der Geist eines Selbstmörders die Krankheit verursacht hat, oder der begu [Totengeist] eines Menschen, der im Block gestorben ist. Maden und Würmer zeigen an, dass das Leiden von dem Geiste eines Dorfgenossen stammt, der in einem anderen Dorfe oder sonst wo in der Fremde gestorben ist."

[Winkler, Johannes: Die Toba-Batak auf Sumatra in gesunden und kranken Tagen : ein Beitrag zur Kenntnis des animistischen Heidentums. -- Stuttgart : Belser, 1925. -- S. 192 -196]


9.7.2. Zum Beispiel: das Giftorakel bei den Zande


Die Zande (Azande) sind eine große ethnische Gruppe im Süden des Sudan, im Nordosten von Kongo-Kinshasa und Südosten der Zentralafrikanischen Republik


Abb.: Ungefähre Lage des Lebensraums der Zande (Quelle: CIA)

In seinem grundlegenden, 1937 erschienen Werk Witchcraft, oracles, and magic among the Azande schreibt der britische Sozialanthropologe E. E. Evans-Pritchard <1902 - 1973>:

"Das Verfahren, Verborgenes dadurch aufzudecken, dass man Hühnern Gift verabreicht, ist in Afrika weit verbreitet; aber geradeso, wie die Zande das nordöstlichste Volk sind, das sich Hexerkraft als eine materielle Substanz im Bauch vorstellt, so bildet auch ihre Kultur die nordöstlichste Grenze der Verbreitung dieses Orakeltypus. Sie sind das einzige Volk im Anglo-Ägyptischen Sudan, das ihn anwendet.

Das Gift, das verwendet wird, ist ein rotes Pulver, das aus einer Waldschlingpflanze gewonnen und mit Wasser zu einem Brei vermischt wird. Die Flüssigkeit wird aus dem Brei in den Schnabel kleiner Haushühner ausgedrückt, die gezwungen werden, sie zu schlucken. Meistens sind heftige Krämpfe die Folge. Manchmal erweist sich die Dosis als tödlich, aber genauso häufig erholen sich die Hühner wieder. Bisweilen sind sie sogar unempfindlich gegen das Gift. Das Verhalten der Hühner unter diesem Ordal, besonders ihr Tod oder Überleben, gibt den Zande Antwort auf die Fragen, die sie dem Orakel vorlegen. ...

Das Giftorakel, benge, ist das bei weitem bedeutendste Orakel der Zande. Die Zande verlassen sich vollständig auf seine Entscheidungen, denen -- wenn sie auf Anordnung eines Prinzen eingeholt wurden -- Gesetzeskraft zukommt. Ein Besucher im Zandeland hört ebenso oft vom Giftorakel wie von Hexerei, denn wann immer Zweifel am Tatbestand eines Falles oder an irgendjemandes Wohlergehen aufkommt, trachten sie danach, darüber sogleich die Meinung des Giftorakels zu erfahren. In vielen Situationen, wo wir bestrebt sind, einen Urteilsspruch auf Beweismittel zu stützen, oder versuchen, unser Verhalten durch Abwägen der Wahrscheinlichkeiten zu regeln, befragt der Zande ohne Zögern das Giftorakel und befolgt dessen Weisungen mit unbedingtem Vertrauen.

Kein wichtiges Unternehmen wird ohne die Billigung des Giftorakels begonnen. Bei wichtigen gemeinsamen Unternehmungen, bei allen entscheidenden Punkten im Leben, bei allen gewichtigen Rechtsstreitigkeiten, bei allen Angelegenheiten, die das individuelle Wohlergehen direkt betreffen, kurz, bei allen Gelegenheiten, die von den Zande als gefährlich oder gesellschaftlich wichtig angesehen werden, geht eine Befragung des Giftorakels der Tätigkeit voraus.

Ich möchte kein Verzeichnis all der Situationen, in denen das Orakel befragt werden kann, erstellen, da man dann eine Liste von sozialen Situationen für jeden Lebensbereich der Zande machen müsste. Dort wo ein Bereich ohnehin beschrieben wird, wird auch die Rolle des Orakels angemessener wiedergegeben als in diesem Zusammenhang. Um dem Leser einen deutlichen Begriff von der Bedeutung des Giftorakels für die Zande zu geben, ist es dessen ungeachtet angebracht, einige der Anlässe aufzuzählen, bei denen das Orakel befragt werden muss. Wenn ich sage, dass das Giftorakel oder eines der anderen Orakel bei den unten angeführten Gelegenheiten befragt werden muss, heißt das, dass ein Zande bei Nichtbefragen dem Brauch zuwiderhandeln würde und sein gesellschaftliches Ansehen einbüßen könnte. Er könnte sogar rechtsgültige Strafen auf sich ziehen. Typische Anlässe für Befragungen sind:

  • Um festzustellen, warum eine Frau nicht schwanger geworden ist.
  • Während der Schwangerschaft der Frau: über den Ort der Entbindung, über ihre Sicherheit bei der Niederkunft und über die Sicherheit ihres Kindes.
  • Vor der Beschneidung eines Sohns.
  • Vor der Heirat einer Tochter.
  • Bevor der Sohn als Page an den Hof geschickt wird.
  • Bei Krankheit eines Familienmitglieds. Wird es sterben? Wer ist der verantwortliche Hexer? etc.
  • Um die Ursache irgendeines Unglücks zu ermitteln.
  • In der Vergangenheit beim Tod eines Verwandten: Wer tötete ihn? Wer soll den Hexer hinrichten? etc.
  • Bevor man mittels Magie Rache betreibt. Wer soll die Tabus halten? Wer soll die Magie machen? etc.
  • Bei Zauberei.
  • Bei Ehebruch.
  • Bevor man Orakelgift sammelt.
  • Bevor man Blutsbrüderschaft schließt.
  • Vor langen Reisen.
  • Bevor ein Mann heiratet.
  • Bevor man einem Prinzen Bier schenkt.
  • Vor großangelegten Jagden.
  • Wenn ein Gemeiner einen neuen Wohnplatz sucht.
  • Bevor man europäische Anstellung annimmt oder einem Abhängigen erlaubt, sie anzunehmen.
  • Bevor man Medizinmann wird.
  • Bevor man einem Geheimbund beitritt.
  • Bevor ein Mann und seine erwachsenen Söhne in den Krieg gehen.
  • In Fällen der Untreue gegenüber einem Prinzen.
  • Bevor ein Prinz Krieg führt.
  • Um die Aufstellung der Krieger, Ort und Zeit des Angriffs und alle anderen die Kriegsführung betreffenden Angelegenheiten festzulegen.
  • Bevor ein Prinz Regenten, Stellvertreter oder andere Beamte ernennt.
  • Bevor ein Prinz seinen Hof verlegt.
  • Wenn ein Prinz ermitteln will, ob eine gemeinschaftliche Zeremonie Dürre beenden wird.
  • Wenn ein Prinz die Unternehmungen des britischen Distriktbevollmächtigten bestimmen will.
  • Bevor ein Prinz Geschenk und Tribut annimmt."

[Evans-Pritchard, E. E. <1902 - 1973>: Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande. -- Gekürzte Ausgabe. -- Frankfurt a. M. : Suhrkamp, 1988 (©1978). -- (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft ; 721). -- ISBN 3518283219. -- S. 182 - 184. -- ]


9.8. Hähne als Wecker


Schreiende Hähne dienen auch als Wecker. Kamelkarawanen führ(t)en oft einen Hahn mit, damit sie rechtzeitig in den kühlen Stunden der späten Nacht aufbrechen konnten. Die sprichwörtlichen Schreihähne sind allerdings gerade in abgelegenen Tropendörfern auch eine ziemliche Störung des Schlafes gerade zu den kühlen Nachtstunden, in denen der Schlaf am erquickendsten wäre: hat ein südostasiatisches Dorf mehrere Hähne, dann kreischen diese im Schichtbetrieb morgens von 3 Uhr bis 6 Uhr.


10. Perlhühner



Abb.: Perlhühner (©IMSI)

"Die Heimat des Perlhuhns ist Afrika. Als Stammform gilt das Helmperlhuhn (Numida meleagris Linné, 1758), das in etwa 20 Unterarten über fast ganz Afrika, Südarabien und Madagaskar verbreitet ist. ...

Seine Wiederentdeckung verdankt es portugiesischen Seefahrern, die in der Mitte des 16. Jh. an der Küste Westafrikas auf das Perlhuhn stießen und für seine erneute Ausbreitung sorgten. Der englische Name für das Perlhuhn »guineafowl« (Guinea-Huhn) erinnert daran. Perlhühner gelangten zu jener Zeit nicht nur nach Europa, sondern auch nach Amerika, Indien und Malaysia. In einigen Gebieten verwilderten Perlhühner bald nach ihrer Ankunft, so dass sich bei zusagenden Biotopbedingungen neue Wildpopulationen herausbilden konnten (z. B. Jamaika, Mittelamerika und Malaysia). Heute sind Perlhühner weit verbreitet. Den größten Anteil an der Weltproduktion dieses Hausgeflügels haben einige europäische Länder, voran Frankreich, gefolgt von Italien, Russland und Ungarn. Die Perlhuhnhaltung erfolgt in diesen Ländern, ähnlich wie beim Haushuhn, im Rahmen einer Intensivhaltung und ist auf hohe Mast und Legeleistungen ausgerichtet. Das Perlhuhn tritt heute in mehreren Farbschlägen auf."

[Benecke, Norbert <1954 - >: Der Mensch und seine Haustiere : die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung. -- Stuttgart : Theiss, ©1994. -- ISBN 3806211051. -- S. 390, 392]

"For Third World villages, the guinea fowl (Numida meleagris) could become much more valuable than it is today. The bird thrives under semi-intensive conditions, forages well, and requires little attention. It retains many of its wild ancestor's survival characteristics: it grows, reproduces, and yields well in both cool and hot conditions; it is relatively disease free; it requires little water or attention; it is almost as easily raised as chickens and turkeys; and it is a most useful all-round farm bird.

The guinea fowl's potential to increase meat production among hungry countries should be given greater recognition. The birds are widely known in Africa and occur in a few areas of Asia, but they show promise for use throughout all of Asia and Latin America and for increased use in Africa itself. Strains newly created for egg and meat production in Europe -- notably in France -- show excellent characteristics for industrial-scale production. Also, many semidomestic types in Africa deserve increased scientific assessment as scavenger birds.

Meat from domestic guinea fowl is dark and delicate, the flavor resembling that of game birds. It is a special delicacy, served in some of the world's finest restaurants. Several European countries eat vast amounts. Annual consumption in France, for example, is about 0.8 kg per capita.'

Guinea fowl also produce substantial numbers of eggs. In Africa, these are often sold hard-boiled in local markets. In the Soviet Union, they are produced in large commercial operations. In France, guinea fowl strains have been developed that not only grow quickly but lay as many as 190 eggs a year. Outside Europe, virtually all guinea fowl are raised as free-ranging birds. These find most of their feed by scratching around villages and farmyards. Their cost of production is small, and they yield food for subsistence farmers. In Europe, on the other hand, most are raised in confinement, with artificial insemination, artificial lighting, and special feeding. In the main, this is to produce meat for luxury markets.

Guinea fowl production is beginning to increase all over the world. During the last 20 years, for example, many of Europe's chicken farmers and breeders, wishing to diversify, have switched to this bird. The United States is now studying ways to establish industrial production, and both Japan and Australia are increasing their flocks. Nonetheless, there is still a vast untapped future for this bird."

"DISTRIBUTION

Europe dominates industrial production. France, Italy, the Soviet Union, and Hungary all raise millions of guinea fowl under intensive conditions, just as they raise chickens. Elsewhere, guinea fowl have become established as a semidomesticated species on small family farms. Native flocks are found about villages and homes in parts of East and West Africa, and free-ranging flocks can be seen in many parts of India, notably Punjab, Uttar Pradesh, Assam, and Madhya Pradesh. During the slavery era, they were introduced from Africa to the Americas to be used for food. In Jamaica, Central America, and Malaysia, the birds have reverted to the wild state and are treated as game."

"BEHAVIOR

These birds never become "tame," but neither do they leave the premises. Although they stray farther than chickens do, they always return. They like to hide their eggs in a bushy corner, often in hollows scratched in the ground. They can fly, although even in the wild they do not fly far. They prefer to roost on high branches and (unless pinioned) can be hard to catch during the day. "

"USES


Abb.: Gebratenes Perlhuhn, England, 1991 (©Corbis)

As noted, guinea fowl are valuable sources of both meat and eggs. They can also be used to control insect pests on vegetable crops.

Guinea fowl are good "watch animals"; they have fantastic eyesight, a harsh cry, and will shriek at the slightest provocation. Their agitation on sighting dogs, foxes, hawks, or other predators have saved the lives of many a chicken, duck, and turkey. They are brave and will attack even large animals that threaten them.

HUSBANDRY

Guinea fowl can be kept in confinement using the methods for raising battery chickens. In this system, breeding stock are housed in cages and artificially inseminated. It gives the best egg production and fertility but requires housing, equipment, and skilled labor.

These birds can also be kept in a semidomestic state in and around the farmyard. In such cases they are penned until they are 12 weeks old. Unaccustomed to foraging for natural food, they constantly return to their artificial food supply. Eventually, however, they learn to subsist by scavenging.

The birds have been called "the worst parents in the world," and are almost incapable of looking after their keets. Because the females are such indifferent mothers, the eggs are best hatched in incubators or under other birds, to avoid the keets' being lost by their natural mothers. In many African countries, eggs are hatched under chickens."

ADVANTAGES

Compared with the farmyard chicken the guinea fowl's advantages are:

  • Low production costs;
  • Premium quality meat;
  • Greater capacity to utilize green feeds;
  • Better ability to scavenge for insects and grains;
  • Better ability to protect itself against predators; and
  • Better resistance to common poultry parasites and diseases (for example, Newcastle disease and fowlpox).

Surprisingly, this semidomestic bird, which has been farmed for centuries, retains the characteristics (feather morphology, hardiness, social behavior) of its wild ancestor -- even when subjected to the most modern intensive-rearing methods employing battery cages and artificial insemination. Thus, it thrives under semicaptive conditions and needs little special care. The birds forage well for themselves and do not require much attention; their meat is tasty and they produce substantial numbers of eggs. Unlike chickens, they don't scratch to get insects out of the soil, so they are less destructive to the garden.

LIMITATIONS

In backyard production the guinea fowl is supreme, but when produced intensively it costs more to raise than chickens. In Europe, for instance, day-old keets cost about twice as much as day-old broiler chicks. (The major reason is that guinea fowl produce fewer hatching eggs and require a longer feeding period.) Guinea fowl are also more expensive to feed. Their feed conversion (for meat production at the marketing age) is about 3.3 - 3.6 as compared with a broiler's feed conversion of 1.8 - 1.9. Moreover, guinea fowl take about twice as long to reach marketable size: they are marketed for meat at age 12-14 weeks, compared with 7-8 weeks for the broilers. Therefore, the selling price of guinea fowl in the Western world is up to twice that of broilers.

Guinea fowl are nervous and stupid. They can be difficult to catch' and when panicking they can easily suffocate their keets.

They are susceptible to some of the common diseases of chickens and turkeys. Salmonella is the most prevalent, but others are pullorum disease, staphylococcus, and Marek's disease.

THE GUINEA FOWL'S WILD COUSINS

The domesticated guinea fowl is descended from just one subspecies of the family's seven known species and numerous subspecies. Some of the others may also have promise as poultry. They, too, generally occur in flocks in bushy grasslands and open forests in Africa. All feed on vegetable matter such as seeds, berries, and tender shoots, and on invertebrates such as slugs. They rarely fly except to roost. They acclimatize well are easy to maintain in captivity, and can survive long periods away from water. Their disposition is tame and nonaggressive, and they mix well with other birds.

Wild subspecies closely related to the domestic guinea fowl that might make future poultry in their own right include the following:

  • Gray-breasted guinea fowl (Numida meleagris galeata). This subspecies is the principal ancestor of domestic guinea fowls. It is found throughout West Africa and probably has many valuable genetic traits. There is much variation in the size and other characteristics among the various individuals. People along the Gambia, Volta, and Niger rivers have long traditions of breeding these birds.
  • Tufted guinea fowl (Numida meleagris meleagris). This subspecies is quite large and has black plumage thickly spotted with white dots. It is the probable ancestor of the birds reared in ancient Egypt and in the Roman empire. Hill farmers in the southern Sudan sometimes breed them in captivity.
  • Mitred guinea fowl (Numida meleagris mitrata). Probably the most popular game bird in East Africa, this type has a bright blue-green head and red wattles. It was once a common sight in the wild but it has now been decimated by overhunting. It is now most numerous in the Masai lands of Kenya and Tanzania. It has been kept in a semidomesticated form in Zanzibar for several centuries. Zoos and aviaries around the world have imported it, and it has bred well for them

Wild guinea fowl that are different species from the domestic one but that are still worth considering as potential poultry include the following:

  • Black guinea fowl (Phasidus niger or Agelastes niger). This bird of the tropical rainforests of West and Central Africa is the size of a small chicken. It has sooty black plumage, a naked head, and a pink or yellow neck. It is seldom hunted because the meat tastes dreadful but this is probably because of a particularly pungent fungus they eat in the forest. Raised on fungus-free forages, these birds are probably very palatable.
  • Crested guinea hen (Guttera spp.). Three species. These strange-looking birds have a thick mop of inky black feathers above their black, naked faces. Widely distributed in the thickly forested areas of sub-Saharan Africa. Unlike the other species, they prefer the rainforest. They have a musical trumpeting call. At least one species has bred well in Europe. For example, a flourishing colony has been established in the Walsrode Bird Park in Germany.
  • Vulturine guinea fowl (Acryllium vulturinum). The largest of all guinea fowl, this species is found in parts of Ethiopia, Somalia, and East Africa. One of the most striking looking of all birds, its head is bare and blue, its body black with white spots, and its breast bears long bright cobalt-blue patches on either side. This has been reared as an aviary bird in both Europe and America and might make a useful domesticate."

[Microlivestock : little-known small animals with a promising economic future / Board on Science and Technology for International Development (BOSTID). -- Washington, DC : National Academy Press, Washington, 1991. -- [Darin: Chicken, Guinea fowl]. -- In: Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}]


11. Weiterführende Ressourcen



11.2. Organisationen


International Network for Family Poultry Development (INFPD) / FAO. -- URL: http://www.fao.org/ag/aga/agap/lpa/fampo1/fampo.htm. -- Zugriff am 6.4.2000. -- [u.a. International Network for Family Poultry Development (INFPD) Newsletter. "Members will certainly notice important changes that were made to our Network. It was decided that membership and coverage of the Network be extended to Asia and Latin America. Moreover, the Network should deal with poultry development not only in "rural" areas but also in other poor areas, like the "peri-urban" ones. The extension of our activities into the peri-urban areas is appropriate since, in most cities of the Third World, the peri-urban areas show similarities to the rural areas in many aspects and, therefore, can be considered as "villages around cities". Thus ANRPD (= African Network for Rural Poultry Development) (or RADAR = Réseau Africain pour le Développement de l'Aviculture Rurale, in French) has been renamed INFPD (= International Network for Family Poultry Development) (or RIDAF = Réseau International pour le Développement de l'Aviculture Familiale, in French). These changes are very important because INFPD will have henceforth to deal with all aspects of family-related poultry production. Furthermore, development efforts should be devoted to other poultry species such as ducks, guinea fowls, turkeys and pigeons.]


11.3. Andere Internetressourcen


Breeds of Poultry / Oklahoma State University. -- URL:
http://www.ansi.okstate.edu/poultry/. -- Zugriff am 26.3.2000. -- [Hühner, Gänse, Enten, Puten. -- "For each breed we would like to have the history, a physical description and color photographs."]

FeatherSite. -- URL: http://www.cyborganic.com/people/feathersite/Poultry/BRKPoultryPage.html. -- Zugriff am 23.6.2000. -- ["The Poultry Page, an on-line zoological garden of domestic poultry. Includes photos, video and information about various breeds of fowl, such as chickens, ducks, geese, guinea fowl, peafowl, pigeons, and turkeys. Various wildfowl are also included."]

Poultry Times of India. -- URL: http://www.poultrytimesofindia.com/index.html. -- Zugriff am 23.6. 2000. -- ["Started in 1977 as India's first specialised news journal of the poultry farming and allied sectors, POULTRY TIMES OF INDIA is published in English from India's commercial capital, Bombay, now renamed Mumbai. It serves readers throughout the Indian sub-continent and is also read by opinion-makers worldwide.". -- Volltexte werden online angeboten. Empfehlenswert!]


11.4. Ressourcen in Printform bzw. auf CD-ROM


Altrichter, Gerhard ; Braunsberger, Franz: Bäuerliche Geflügelhaltung : Produktion und Vermarktung von Eiern und Qualitätsgeflügel. -- 2., überarbeitete Aufl. -- Klosterneuburg : Österreichischer Agrarverlag, ©1997. -- 288 S. : Ill. -- ISBN 3704012254. -- . -- [Enthält Kapitel über Hühner, Truthühner, Perlhühner, Wachteln, Enten, Gänse, Tauben. Empfehlenswert]

Baeumer, Erich: Das dumme Huhn : Verhalten des Haushuhns. -- Stuttgart : Frankh, ©1964. -- 88 S. : Ill. -- (Kosmos-Bibliothek ; 242). -- [Sehr interessante Beobachtungen zum Verhalten des Haushuhns]

Bessei, Werner: Bäuerliche Hühnerhaltung Junghennen, Legehennen, Mast. -- 2., überarbeitete und ergänzte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1999. -- 192 S. : Ill. -- ISBN 3800145375. --

Davis, Karen <1944 - >: Prisoned chickens, poisones eggs : an inside look at the modern poultry industry. -- Summertown, TN : Book Publishing Co., ©1996. -- 175 S. -- ISBN 1570670323. --

Henk, Friedrich ; Ehringer, Ingeborg: Hühnerhaltung ökonomisch-ökologisch. -- Graz : Stocker, ©1987. -- 352 S. : Ill. -- (Praxisbuch Tierhaltung). -- 370200534X

Humanity development library = HDL : for sustainable development and basic human needs. -- Version 2.0. -- Antwerp : Global Help Projects, 1998. -- 1 CD-ROM. -- [Enthält 800 Bücher, Reports und Broschüren sowie 430 Zeitschriften, insgesamt ca. 160.000 S. von Publikationen von mehr als100 Organisationen (z.B. FAO, gtz, Oxfam, Peace Corps, SKAT, UNESCO, UNICEF, WHO, World Bank); unentbehrlich!]. -- {Sie können diese CD-ROM für 30$ hier bestellen: http://www.oneworld.org/globalprojects/humcdrom/order.htm}. -- Online zugänglich: URL: http://media.payson.tulane.edu:8083/. -- Zugriff am 27.4.2000

Darin u.a.:

Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft : Jahrbuch des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. und seiner Mitgliedverbände. -- Stuttgart : Ulmer. -- ISSN 0447-2713
[Jahrgang] 2000. -- ©1999. -- ISBN 3800138042

Nutztiere der Tropen und Subtropen / Hrsg. Siegfried Legel. -- Stuttgart [u.a.] : Hirzel.. -- Bd. 3: Pferde/Esel, Schweine, Elefanten, Geflügel, Bienen, Seidenspinner. -- ©1993. -- ISBN 3777604976

Peitz, Beate ; Peitz, Leopold: Hühner halten. -- 4., verbesserte Aufl. -- Stuttgart : Ulmer, ©1995. -- 178 S. : Ill. -- ISBN 3800173336

Smith, Page <1917 - 1995> ; Daniel, Charles <1933 - >: The chicken book. -- Athens, GE : University of Georgia Press, 2000 (©1975). -- 380 S. : Ill. -- ISBN 082032213X. -- [Eine Kulturgeschichte des Huhns]. --

Tüller, Raimund: Alternativen in der Geflügelhaltung. -- Stuttgart : Ulmer, ©1999. -- 101 S. : Ill. -- ISBN 3800141302. --

Woernle, Hellmut: Geflügelkrankheiten. -- Stuttgart : Ulmer, ©1994. -- 128 S. : Ill. -- (Patient Tier). -- ISBN 3800172909. --


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