Materialien zur Religionswissenschaft

Menora

Menora -- der siebenarmige Leuchter nach Sacharja 4,2

Judentum als Lebensform

5. Gegenstände, Kleidungsstücke und Körperpflege


von Alois Payer

payer@Well.com


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Judentum als Lebensform. -- 5. Gegenstände und Kleidungsstücke. -- Fassung vom 26. April 1999. -- (Materialien zur Religionswissenschaft). -- URL: http://www.payer.de/judentum/jud505.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 21. Februar 1998

Überarbeitungen: 26. 4. 1999 [Hinzufügung von Buchbestell-Links zu amazon.de]

Anlaß: Lehrveranstaltung Wissenschaftskunde Religionswissenschaft / Theologie, HBI Stuttgart, WS 1995/96

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.


Übersicht



 

1. Zizit und Tallit -- Schaufäden und Gebetsmantel


Der Herr sprach zu Moses: Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Sie sollen sich Quasten (zizijot) an die Zipfel ihrer Kleider nähen, sie und ihre Nachkommen, und an jeder Zipfelquaste eine Schnur von violettem Purpur anbringen: Das soll   für euch ein Zeichen sein. Wenn ihr es anseht, sollt ihr aller Gebote des Herrn gedenken, nach ihnen handeln und nicht abschweifen nach den Gelüsten eurer Herzen und Augen, durch die ihr euch verführen lasset. So sollt ihr all meiner Gebote eingedenk sein, sie tun und heilig sein vor eurem Gott! Ich, der Herr, bin euer Gott, der euch von Ägypten hinweggeführt hat, um euer Gott zu sein: Ich bin der Herr, bin euer Gott!

Numeri 15, 37 - 41

Kleidungsstücke, die nicht vier oder mehr Ecken haben, brauchen keine Schaufäden (Zipfelquasten) zu bekommen. Dieses Gebot gilt nur für den Tag, denn es heißt "wenn ihr sie ansehet", deshalb trägt man beim Abendgottesdienst keinen Tallit.

"Obgleich in alten Zeiten viereckige Gewänder oder Roben üblich waren, hätte die Entwicklung der Kleidung, die nun keine vier Ecken mehr hat, diese Mizwa (Gebot), mit Erlaubnis des Gesetzes, vollkommen veraltet gemacht. Um das völlige Verschwinden einer Mizwa, die solch wichtige symbolische Bedeutung hat (denn sie dient dazu, an alle Gebote zu erinnern) zu verhindern, haben die Weisen geraten, ein speziell dafür hergestellte viereckiges Kleidungsstück zu tragen, damit man diese Mizwa erfüllen kann.

Sagt Maimonides [1135 - 1204]: 'Obgleich man nicht verpflichtet ist, ein viereckiges Gewand zu kaufen und zu tragen, nur um es mit Schaufäden zu versehen, ist es auch nicht richtig für einen frommen und gottesfürchtigen Mann, sich der Erfüllung dieses Gebotes zu entziehen. Er soll danach trachten, ein Kleidungsstück zu tragen, das Schaufäden erfordert, um dieses Gebot zu erfüllen. Und besonders während der Zeit des Gebets soll man dafür Sorge tragen.' (Hilchot Zizit 3:11)

So wurde der Tallit, eine viereckige Robe mit den erforderlichen Schaufäden [Zizit; Plural: Zizijot] das Gewand, das traditionsgemäß von Männern während des Morgengebets getragen wird. Er wird gewöhnlich auf Deutsch 'Gebetsmantel' genannt." [Donin, Chajim Halevy: Jüdisches Leben. -- Jerusalem : Zionistische Weltorganisation, ©1987. -- Einheitssachtitel: To be a Jew. -- S. 166. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]

 

Tallit

Abb.: Tallit -- Gebetsschal, eine der Arten, wie er getragen wird

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Abb.: Tallit -- Gebetsschal mit Zizijot -- Schaufäden

"Die Schaufäden (Zizit) an den vier Ecken des Tallit geben ihm seine religiöse Bedeutung. Der Rest seines Musters, ob einfach oder kompliziert, ob bunt oder einfarbig, mit jüdischen Symbolen bestickt oder nicht -- ist unwichtig für den Hauptzweck ...

Damit der Tallit als Kleidungsstück zählt, muß er groß genug sein, um den größeren Teil des Rumpfes zu bedecken. Ein richtiger Tallit ist kein schmales Halstuch, das keineswegs seine Bestimmung erfüllt."  [Donin, Chajim Halevy: Jüdisches Leben. -- Jerusalem : Zionistische Weltorganisation, ©1987. -- Einheitssachtitel: To be a Jew. -- S. 166f. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]

Den Tallit tragen Männer zu allem Morgenandachten der Woche, am Schabbat und an Festtagen.. Frauen dürfen keinen Tallit tragen, da dieser eine Männerkleidung ist und Frauen gemäß Deuteronomium 22,5 keine Männerkleidung tragen dürfen.

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Abb.: Auf dem Weg zur Gleichberechtigung: amerikanische Jüdin mit Tallit und Tefillin [Quelle der Abb.: Schneider, Susan Weidman: Jewish and female. -- New York : Simon and Schuster, ©1984. -- ISBN 0-671-42103-4. -- S.42.]

"Die Mizwa [Gebot] von Zizit wird nicht nur durch den während des Gebets getragenen Tallit erfüllt. Ein frommer Mensch wird auch einen kleinen Tallit (Tallit katan) erwerben. Das ist ein viereckiges Kleidungsstück, das auf den Schultern hängt, Brust und Rücken bedeckt und gewöhnlich unter dem Hemd getragen wird. So wird die Mizwa nicht nur während des Gebets, sondern während des ganzen Tages erfüllt."   [Donin, Chajim Halevy: Jüdisches Leben. -- Jerusalem : Zionistische Weltorganisation, ©1987. -- Einheitssachtitel: To be a Jew. -- S. 167]

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Abb.: Tallit katan

Manche Juden tragen den Tallit katan so, daß die Schaufäden (zizijot) offen sichtbar heraushängen. Ovadja Josef, ein ehemaliger sephardischer Großrabbiner von Israel, entschied, daß der sephardische Brauch, die Schaufäden des Tallit katan nicht nach außen sichtbar zu machen dem Gebot entspricht. Das Gebot, sie anzusehen, bedeute nur, daß man sie an jedem Morgen beim Anziehen ansehen müsse.


2. Tefillin -- Gebetsriemen


Höre Israel, der Ewige unser Gott, ist der Ewige der einzig Eine! Und liebe den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen. Es seien diese Worte, die ich dir heute gebiete ... binde sie zum Zeichen an deine Hand und sie seien zum Hauptschmuck zwischen deinen Augen, und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore.

Deuteronomium 6, 4 - 9

Dieser Text (und Parallelen) ist die Grundlage für Tefillin und Mesusa (s. unten).

 

Tefillin

Abb.: Tefillin -- Gebetsriemen

Die Tefillin (Gebetsriemen, Phylakterien) bestehen aus zwei kleinen schwarzen Hülsen, die kleine Pergamentrollen enthalten. Auf diese Pergamentrollen sind folgende Texte geschrieben:

Heilige mir alle Erstgeburt! Alles, was bei den Kindern Israels den Mutterschoß durchbricht, beim Menschen und beim Vieh, gehört mir. Moses verkündete nun dem Volke: Gedenket dieses Tages, an dem ihr aus Ägypten, dem Sklavenhaus, herausgezogen seid; denn mit starker Hand hat euch der Herr von dort herausgeführt; deshalb soll Gesäuertes nicht gegessen werden. Heute seid ihr ausgezogen, im Monat Abib. Wenn dich dann der Herr in das Land der Kanaaiter, Hethiter, Amoriter, Hiwwiter und Jebusiter gebracht hat, das dir zu geben er deinen Vätern durch Eidschwur versichert hat, ein   Land, das von Milch und Honig fließt, dann sollst du in diesem Monat folgendes Brauchtum üben: Sieben Tage lang sollst du ungesäuerte Brote essen, und am siebenten Tage soll eine Festfeier für den Herrn stattfinden. Nur ungesäuertes Brot darf diese sieben Tage lang genossen werden. Gesäuertes darf bei dir nicht einmal zu sehen sein. Du sollst es deinen Kindern einschärfen an jenem Tage: Dies geschieht um dessentwillen, was der Herr an mir getan hat, als ich aus Ägypten wegzog. Es soll zu einem Zeichen an deiner Hand sein und zu einem Erinnerungsmal zwischen deinen Augen, damit das Gesetz des Herrn in deinem Munde sei; denn mit gewaltigem Arm hat dich der Herr aus Ägypten herausgeführt. Du sollst diese Satzung beobachten zu ihrer festgesetzten Zeit von Jahr zu Jahr.

Exodus 13, 1 - 10

Wenn dich der Herr also in das Land der Kanaaiter führt, das er dir und deinen Vätern durch Eidesschwur versprochen hat und es dir gibt, dann sollst du alles, was den Mutterschoß durchbricht, dem Herrn schenken; auch jeder Erstlingswurf des Viehs, der dir zuteil wird, gehört dem Herrn, wenn er [der Erstlingswurf] männlich ist. Jeden Erstlingswurf des Esels sollst du aber gegen ein Schaf auslösen; willst du ihn aber nicht auslösen, dann mußt du ihm das Genick zerbrechen. Jede menschliche Erstgeburt unter deinen Söhnen sollst du auslösen. Wenn dich künftighin deine Kinder fragen: Was hat dies zu bedeuten? Dann sollst du ihnen sagen: Mit starker Hand hat uns der Herr aus Ägypten herausgeführt, aus dem Sklavenhaus. Denn als der Pharao hartnäckig uns nicht freigeben wollte, da hat der Herr alle Erstgeburt im Ägypterland getötet, vom Erstgeborenen bei den Menschen bis zum Erstlingswurf des Viehs; darum opfere ich dem Herrn alles, soweit es männlich ist; jeden Erstgeborenen unter meinen Söhnen löse ich aber aus. Es soll zu einem Zeichen an deiner Hand sein und zu Merkmalen auf deiner Stirn, weil der Herr mit starker Hand uns aus Ägypten geführt hat.

Exodus 13, 11 - 16

Höre Israel, der Ewige unser Gott, ist der Ewige der einzig Eine! Und liebe den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen. Es seien diese Worte, die ich dir heute gebiete ... binde sie zum Zeichen an deine Hand und sie seien zum Hauptschmuck zwischen deinen Augen, und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore.

Deuteronomium 6, 4 - 9

Wenn ihr meinen Geboten, die ich euch heute anbefehle, gehorcht, d.h. den Herrn, euren Gott liebt, ihm dient aus eurem ganzen Herzen und aus eurer ganzen Seele, so verleihe ich eurem Land den Regen rechtzeitig, Frühregen und Spätregen, damit du dein Getreide, deinen Most und dein Öl ernten kannst. Auch will ich auf deinem Feld Gras für dein Vieh wachsen lassen, und du wirst dich satt essen. Seid aber davor auf der Hut, daß euer Herz sich nicht betören läßt, abzufallen, anderen Göttern zu dienen und sich vor ihnen niederzuwerfen. Dann würde des Herrn Zorn gegen euch entbrennen und den Himmel verschließen; kein Regen fällt, und der Boden gibt seinen Ertrag nicht mehr, und ihr werdet schleunigst aus dem herrlichen Land, das der Herr euch geben wird, verschwinden. So beherzigt diese meine Worte und nehmet sie euch zu Gemüte! Bindet sie euch als ein Zeichen auf eure Hand und traget sie als Merkmal auf der Stirne! Belehret darüber auch eure Kinder: du sollst davon sprechen, wenn du zu Hause weilst und auf dem Wege wandelst, wenn du dich niederlegst und aufstehst! Schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, damit eure Tage und die Tage eurer Kinder in dem Land, das der Herr euren Vätern mit einem Eidschwur zugesagt hat, so lange dauern, als der Himmel über der Erde steht.

Deuteronomium 11, 13 - 21

(Wer keine Tefillin legt, verletzt also acht Gebote der Thora: vier Bibelstellen, die sich jeweils auf zwei Tefillin beziehen)

Die vier Bibelabschnitte für die Handtefillin sind auf ein einziges Stück Pergament geschrieben, die für die Kopftefillin auf je ein Pergament. Die Kapsel für die Kopftefillin enthält vier Fächer: für jede Bibelstelle einen.

Tefillinkapseln

Teffilinkapseln, geöffnet, mit Bibeltext [Quelle der Abb.: Vries, S. Ph. de: Jüdische Riten und Symbole. -- 1990.-- ISBN 3-499-18758-2. -- Abb. nach S. 32. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]

Jede der beiden schwarzen Hülsen hat Lederriemen (Rezuot) (60 bis 90 cm lang), die ermöglichen, die Hülse an den Arm zu binden bzw. oberhalb der Stirn zu tragen. Lederriemen, Hülsen und Pergament müssen von koscheren Tieren stammen, der Text muß durch einen Schreiber handgeschrieben sein.

Tefillin legt man nach folgendem Schema an:

Anlegen der Tefillin

Anleitung zum Anlegen der Tefillin [Quelle der Abb.: The first Jewish catalog. -- 1973. -- ISBN 0-8276-0042-9. -- S.60. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]

Rechtshänder legen die Handtefillin auf den linken Arm, Linkshänder auf den rechten. Sephardische Juden wickeln die Handtefillin im Uhrzeigersinn um den Arm, aschkenasische im Gegenuhrzeigersinn. Die Tefillin müssen direkt auf die Haut bzw. das Haar gelegt werden. Trägt man einen Verband, darf man keine Tefillin darüber legen.

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Handtefillin

Kopftefillin

[Quelle der Abb.: Donin, Chajim Halevy: Jüdisches Leben. -- Jerusalem : Zionistische Weltorganisation, ©1987. -- Einheitssachtitel: To be a Jew. -- S. 157]

Das Gebot, Tefillin zu tragen, kann nur tagsüber erfüllt werden, vorzugsweise beim Morgengebet. Tefillin werden nur an Wochentagen angelegt, nicht am Schabbat und an Festtagen.

Da das Gebot, Tefillin zu tragen, an eine bestimmte Zeit gebunden ist, müssen Frauen keine Tefillin tragen (denn Frauen sind von allen Geboten befreit, die an eine bestimmte Zeit gebunden sind). Tefillin trägt man ab der Religionsmündigkeit (Bar Mizwa).


3. Mesusa -- Pergamentrolle am Türpfosten


Höre Israel, der Ewige unser Gott, ist der Ewige der einzig Eine! Und liebe den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen. Es seien diese Worte, die ich dir heute gebiete ... binde sie zum Zeichen an deine Hand und sie seien zum Hauptschmuck zwischen deinen Augen, und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore.

Deuteronomium 6, 4 - 9

Dieser Text (mit Parallelen) ist die Grundlage für das Anbringen einer Mesusa, einer kleinen Pergamentrolle, an den Türpfosten. Auf das Pergament der Mesusa werden von Hand folgende Thora-Texte geschrieben:

Mesusa-Text

[Quelle der Abb.: The first Jewish catalog. -- 1973. -- ISBN 0-8276-0042-9. -- S.206]

Höre Jisrael: ER unser Gott, ER Einer! So liebe denn IHN deinen Gott mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht. So seien diese Reden, die ich heuttags dir gebiete, auf deinem Herzen, einschärfe sie deinen Söhnen, rede davon, wenn du sitzest in deinem Haus und wenn du gehst auf den Weg, wann du dich legst und wann du dich erhebst, knote sie zu einem Zeichen an deine Hand, sie seien zu Gebind zwischen deinen Augen, schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und in deine Tore!

Deuteronomium 6, 4 - 9

Geschehn wirds, hört ihr, hört auf meine Gebote, die ich heuttags euch gebiete, IHN euren Gott zu lieben und ihm mit all eurem Herzen, mit all eurer Seele zu dienen, werde ich den Regen eures Landes zu seiner Frist geben, Herbstguß und Lenzschauer, einheimsen wirst du dein Korn, deinen Most, dein Ausbruchöl, ich werde Kraut auf deinem Feld für dein Vieh geben, du wirst essen und ersatten. Wahret euch: leicht möchte betört werden euer Herz, daß ihr abweichet, anderen Göttern dienet, ihnen euch hinwerft, -- dann flammt SEIN Zorn auf euch ein, er sperrt den Himmel, nicht fällt Regen mehr, der Boden gibt nicht sein Gewächs, ihr schwindet rasch hinweg von dem guten Land, das ER euch gibt. Legt diese meine Rede an euer Herz und an eure Seele, knotet sie zu einem Zeichen an eure Hand, sie seien zu einem Gebind zwischen euren Augen, lehret sie eure Söhne, davon redend, wann du in deinem Haus sitzest und wann du auf den Weg gehst, wann du dich legst und wann du dich erhebst, schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und in deine Tore, damit sich mehren eure Tage und die Tage eurer Söhne auf dem Boden, den ER euren Vätern zuschwor, ihnen zu geben, wie die Tage des Himmels über der Erde.

Deuteronomium 11, 13 - 21

Für das Schreiben der Mesusa gelten die Gesetze für das Schreiben der Thora:

Auf der (sichtbaren) Rückseite des Pergaments steht das Wort schadai.

Schadai

schadai

Akronym für :

Akronym

"Hüter der Tore Israels"

Auf der (sichtbaren) Rückseite des Pergaments der Mesusa stehen auch oft die drei Wörter kosu bemuchsas kosu:

dies ist eine Buchstabenumsetzung aus dem folgenden Text, wenn man jeden Buchstaben durch den benachbarten Buchstaben des hebräischen Alphabets ersetzt (also Alef durch Bet usw.)

Adonai elohenu

"Der Ewige unser Gott ist der Herr"

Jüdische Gelehrte lehnen das Hinzufügen von solchen Kryptogrammen als reinen Aberglauben ab. Der Brauch hat sich jedoch bis heute gehalten.

Das Pergament wird mit den Bibelstellen nach innen eingerollt und in eine Hülse aus Holz, Metall oder Plastik gesteckt, und zwar so, daß man das Wort Schadai durch eine Öffnung der Hülse sehen kann (manche Mesusa-Hülsen haben keine Öffnung).

Mesusa
Abb.: Mesusa: Silberbehälter mit Pergamentstreifen

Diese Hülse bringt man am Türpfosten an. Man kann auch in den Türpfosten eine Höhlung schneiden und die Pergamentrolle, mit oder ohne Hülle, hineinlegen.

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Abb.: Anbringung der Mesusa

Eine Mesusa wird angebracht:

 

Berühren der Mesusa

Abbildung: Beim Verlassen der Wohnung berührt man die Mesusa

Beim Verlassen der Wohnung berühren viele Juden die Mesusa mit den Fingerspitzen und küßt dann die Fingerspitzen mit den Worten:

Gott schütze mich bei meinem Fortgehen und bei meinem Ankommen, jetzt und in Ewigkeit.


4. Kopfbedeckung


Es ist üblich, unter dem Himmel nicht barhäuptig zu gehen.

Schulchan Aruch

Es gibt keine Gesetzesvorschrift, nicht unbedeckten Hauptes zu gehen. Es ist aber ein alter Brauch,daß Männer im Haus, draußen und in der Synagoge eine Kopfbedeckung tragen. Zu Haus tragen Männer meist ein Käppchen (Kippa, Jarmulke). Das Tragen einer Kopfbedeckung gilt als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott. Man stützt sich dabei auf folgende Talmudstelle: Huna ben Jehoshua (5. Jhdt.) pflegte zu sagen: "Ich bin nie vier Ellen weit mit unbedecktem Kopf gegangen, denn Gott wohnt über meinem Kopf." [Babylonischer Talmud, Kidduschin 31a]

Käppchen
Abbildung: Käppchen

Heute verlangt die jüdische Orthodoxie, daß der Kopf eines Mannes ständig bedeckt ist. Die meisten konservativen Juden meinen, daß der Kopf nur während des Gebetes bedeckt sein sollte. In den meisten Reformgemeinden bleibt es dem einzelnen überlassen, ob er sich beim Gebet den Kopf bedeckt.

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Abb.: Orthodoxe Juden in Zürich [Vorlage der Abb.: Schtetl Zürich : von orthodoxen jüdischen Nachbarn / Livio Piatti ; mit Texten von ... -- Zürich : Offizin, ©1997. -- ISBN 3-907495-78-0. -- S. 20. --{Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch direkt bei amazon.de bestellen}]


5. Bart und Schläfenlocken


Du sollst den Rand deines Bartes nicht verkürzen!

Leviticus 19, 27

Die Halakha versteht dieses Verbot so, daß man den Bart an Kinn, ober und unter den Ohren nicht mit einer Rasierklinge oder einem Rasiermesser schneiden darf.

Es war die Praxis der heidnischen Priester, ihre Bärte zu zerstören. Daher hat die Tora dies verboten ... aber man sündigt darin nur, wenn man ein Rasiermesser benutzt .. wenn also jemand seinen Bart mit einer Schere schneidet, so macht er sich keiner Übertretung schuldig.

Maimonides, Hilchot Awodat Kochawim 12:7

"Erst seit dem letzten Jahrhundert wurde es möglich,andere Mittel als das Rasiermesser zu benutzen, um die Gesichtshaare zu entfernen, so daß auch gesetzestreue Juden begannen, sich glatt zu rasieren. Zuerst wurden Schneidemaschinen (die wie eine Schere funktionieren und nicht wie ein Messer), Rasierpulver und andere haarentfernende Mittel eingeführt. Der moderne elektrische Rasierapparat (der auch im Prinzip wie eine Schere arbeitet, nicht wie eine Klinge) wurde von religiösen Autoritäten für erlaubt erklärt. Das ermöglichte es auch frommen Juden, glattrasiert zu sein oder einen kleinen Bart zu tragen, ohne das Toragesetz zu verletzen. Nichtsdestoweniger erweckt das vollbärtige Gesicht wahrscheinlich immer noch den Eindruck tieferer Frömmigkeit."   [Donin, Chajim Halevy: Jüdisches Leben. -- Jerusalem : Zionistische Weltorganisation, ©1987. -- Einheitssachtitel: To be a Jew. -- S. 191]

Die Ecke eures Haupthaares sollt ihr nicht abrunden!

Leviticus 19, 27

"Daher darf man die Schläfenhaare nicht vollständig abschneiden. Obgleich die halachische Entscheidung festsetzte, daß man mit Schere oder Haarschneidemaschine die Schläfenhaare kürzen darf, machen chassidische Juden von dieser Entscheidung keinen Gebrauch und rühren ihre Schläfenhaare nicht an; daher kommen die langen Schläfenlocken (Pejot), die am meisten bei Kindern und Knaben bemerkbar sind, deren Bart noch nicht gewachsen ist."  [Donin, Chajim Halevy: Jüdisches Leben. -- Jerusalem : Zionistische Weltorganisation, ©1987. -- Einheitssachtitel: To be a Jew. -- S. 191]

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Abb.: Schläfenlocke eines orthodoxen Jugendlichen


6. Gartl -- Gürtel


Chassidische und viele orthodoxe Juden tragen -- besonders während des Betens -- einen Stoffgürtel (Gartl) um die Taille. Der Brauch wurde in talmudischen Zeiten eingeführt, damit der Mensch immer daran denkt, daß es einen Unterschied zwischen dem oberen und dem unteren Teil des Körpers gibt.


7. Frauenbekleidung


Manche orthodoxe jüdische Frauen tragen aus religiösen Gründen eine Perücke (Scheitl) als Kopfbedeckung (Vgl. Jesaja 3,17). Ultraorthodoxe Frauen tragen statt der Perücke ein Kopftuch (Tichl). Ultraorthodoxe Frauen tragen auch nur Kleidungsstücke mit langen Ärmeln.


8. Amulette


Manche Juden hängen sich eine Miniatur-Mesusa an einer Kette um den Hals, benutzen sie als Krawattennadeln oder Menschettenknopf. Viele betrachten sie als Glücksbringer, andre als Symbol jüdischer Loyalität und Treue.

Auch Glücksbringer aus hebräischen Buchstaben werden am Hals getragen.

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Abb.: Amulett mit dem Buchstaben H (Österreich-Ungarn, 18. Jhdt.)

Auch der Davidsstern (Magen David = Schild Davids) wird als Anhänger benutzt.

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Abb.: Davidsstern als Männerschmuck (und Amulett ?)


Zum nächsten Abschnitt: 6. Die Synagoge