Zitierweise / cite as:
Payer, Alois <1944 - >: Kauţilîya-arthaśâstra : eine Einführung. -- 2. Autor und Entstehungszeit: die Argumentation R. P. Kangle's. -- Fassung vom 2002-11-04. -- URL: http://www.payer.de/kautilya/kautilya02.htm. -- [Stichwort].
Erstmals publiziert: 2002-11-04
Überarbeitungen:
Anlass: Lehrveranstaltung WS 2002/03
Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)
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Dieser Teil ist ein Kapitel von:
Payer, Alois <1944 - >: Kauţilîya-arthaśâstra : eine Einführung. -- 1. Einleitung. -- URL: http://www.payer.de/kautilya/kautilya01.htm.
Dieser Text ist Teil der Abteilung Sanskrit von Tüpfli's Global Village Library.
Grundlage:
Kau.tilya: The Kau.tilîya artha´sâstra / R. P. Kangle [1899 - ]. - Bombay : Univ. of Bombay. -- Part III: A study. -- 1965. -- 302 S. -- (University of Bombay studies : Sanskrit, Prakrit and Pali ; 3). -- Besonders S. 19 -39; 59 -115.
Der qualifizierteste Vertreter der Einheitlichkeit des Textes des Artha´sâstra und Kau.tilya 's als Verfasser ist R. P. Kangle (geboren 1899), der Herausgeber einer vorbildlichen Textausgabe und Übersetzung.
Zur Person R. P. Kangles siehe: Exkurs: Rajadhyaksha, M. V.: Professor R. P. Kangle. -- URL: http://www.payer.de/Kau.tilya/Kau.tilya02a.htm
Im Gegensatz zu den meisten anderen indischen Autoren kennt Kangle auch Arbeiten europäischer Autoren, die nicht in Englisch abgefasst sind, insbesondere die an Anregungen reiche Übersetzung von J . J . Meyer.
Kangle 's Argumentation lässt sich in folgender Weise systematisch - fast als Syllogismus - darstellen. Leider wird dies in Kangle 's Text nicht so offenkundig, so dass ich es für sinnvoll halte, das Argumentationsschema Kangle 's explizit darzustellen:
Im Folgenden Kangle's Argumentationsschritte im Einzelnen:
Kangle bezieht sich auf Jacobi, H. -- In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. -- 68. -- S. 605
[Kangle, R. P., III, 1965, S, 59 - 61]
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 61 lässt die Möglichkeit der Ansicht gelten, dass "there are no definite indications in the text which prove the authorship of Kau.tilya."]
Beweis:
Das Kolophon Kau.tilya 15.1.73:
yena ´sâstra.m ca ´sastra.m ca nanda-râja-gatâ ca bhû.h│ amar.senoddh.rtâny â´su tena ´sâstram ida.m k.rtam ║ |
"Dieses Lehrwerk wurde von dem verfasst, der ohne Nachsicht schnell das Lehrwerk, das Schwert und die Erde, die [unter die Herrschaft] der Nandas gekommen war, gerettet hat." |
kau.tilyena k.rtam ´sâstram vimukta-grantha-vistaram ║ |
"das Lehrwerk ist, frei ist von der Weitschweifigkeit der Bücher, von Kau.tilya verfasst worden." |
Kangle's Argumentation ist streng auf den Wissensstand zur Zeit der Abfassung des 3, Bandes seiner Kau.tilya-Ausgabe bezogen. Neue Argumente gegen eine einheitliche Autorschaft, die erst nach diesem Zeitpunkt bekannt geworden sind, müssen also gesondert betrachtet werden.
Kangle kennt folgende Gruppen von Gegenargumenten
Gegenargument | Erwiderung |
---|---|
1. Kau.tilya war nicht Minister Candragupta's: Weder
Pa.tañjali noch Megasthenes erwähnen ihn im Zusammenhang mit dem Hof Candraguptas. [Bezüglich Pa.tañjali: z.B. Bhandarkar, R. G. In: Proceedings of the 1st Oriental Conference. - Poona, 1919. - S. 24-25 (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 61f.; bezüglich Megasthenes: z..B. Winternitz, M., Bd. III, 1920, S. 519. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 62).] |
Pa.tañjali und Megasthenes erwähnen überhaupt
keinen Minister
Candraguptas; außerdem ist Megasthenes' Indika nur in Fragmenten erhalten.
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 62.] |
Gegenargument | Erwiderung |
---|---|
2a) Im Artha´sâstra sind weder Candragupta noch Pataliputra noch die
Ausrottung der Nanda's erwähnt. [Bezüglich Candragupta und Pa.taliputra: Jolly, J, in: Kau.tilya, vol. l, 1923, Introduction S.43 (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 62. Anm.. 13.); bezüglich der Nanda's: Keith, A. B.: A history of Sanskrit literature. - 2.ed. -Oxford, 1941. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 62. Anrn. 14)] |
Das Kau.tilîya-Artha´sâstra sind keine Memoiren, sondern
ein theoretisches Werk.
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 62 - 63.] |
2b) Das Artha´sâstra ist nicht das Werk eines
praktischen Staatsmannes, sondern eines pedantischen Pandit. [Winternitz , M.: Some Problems of Indian literature. -Calcutta, 1925» ~ S „ 97. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 65. Anm. 20)] |
Das ist kein Gegensatz: in Indien wird von einem Minister
erwartet, dass er
ein Pandit ist [Kangle, R. P-, III, 1965, S. 65] |
2c) Der Verfasser des Kau.tilya gehört nach Südindien und kann keine Verbindung
zu Candragupta 's Reich gehabt haben [Jolly, J.in: Kau.tilya, vol. l, 1923, Introduction S. 43 -44 (zit„ bei Kangle, R. P., III, 1965, S« 113) und Meyer, J. J. in seiner Kau.tilya -Übersetzung S. LIV. Die Argumente sind: |
Die vorgebrachten Argumente überzeugen nicht, ja, wenn man diese
Argumentationslinie einschlägt, könnte man leicht beweisen, dass Kau.tilya ein
Nordinder war. [Im Einzelnen s. Kangle, R. P., III, 1965, S. 114 - 115.] |
2d) Der Text gibt im Siddhânta oft Kau.tilya in der dritten Person an«" "iti
Kau.tilya" oder "neti Kau.tilya". Dies ist ungewöhnlich. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 101.] |
Darin zeigen sich Intoleranz und
Selbstbewusstsein Kau.tilyas, was gut zu seinem Charakter als Vernichter der
Nandas passt.
[Kangle, R. P., III, 1965, S« 101 - 102.] |
Gegenargument | Erwiderung | |
---|---|---|
2e) Die Zustände, die im Artha´sâstra vorausgesetzt bzw.geschildert werden, sind wesentlich verschieden von denen zur Zeit Candraguptas. IM EINZELNEN: |
Kau.tilya will nicht gegenwärtige Zustände schildern,
sondern die traditionelle Staatslehre darlegen. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 67 - 68] |
|
2e1) Kau.tilya beschäftigt sich nur mit einem relativ kleinem Staat, nicht mit einem Staat in der Größe des Maurya-Reiches. | Ein zentraler Begriff ist vijigî.su, der
Eroberungsbegierige. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 63 - 65.] |
|
2e2) Kau.tilya und Megasthenes stimmen
nicht überein [Bes. Stein, O.: Megasthenes und Kau.tilya. - Wien, 1921. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 66 - 67) auch J. Jolly, M, Winternitz, A. B. Keith gehen in diese Richtung (Nachweise bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 67, Anm. 22.)] |
Grundsätzlich ist nach Kangle, R, P., III, 1965, S. 68 - 69,
dass nach
O.
Steins eigenen Forschungen Megasthenes alles andere als ein zuverlässiger
Zeuge für die indischen Zustände ist.
Auch muss man beachten, dass Megasthenes nur in Fragmenten erhalten ist. Auch wenn Breloer , B.- Megasthenes über die indische Gesellschaft. - In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. - N.F. 13(1934). - S. 130 - 164 nach Kangle, R. P. III, 1965, S. 73 - 74 in seiner Verteidigung der Glaubwürdigkeit des Megasthenes zu einem guten Teil recht hat, bringt das wenig für die Datierung des Kau.tilya "since the latter [i.e. Kau.tilya] does not claim to describe conditions in Candragupta's kingdom." |
|
z.B. bezüglich | 1) Wall: Pa.taliputra hat hölzernen Wall, wovon Kau.tilya abrät. | fraglich. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 69 - 70.] |
2) Metallbearbeitungstechniken: bei Kau.tilya fortgeschrittener. | stimmt nicht. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 70 - 72.] |
|
3) Militär- und Zivilverwaltung. | Megasthenes ist hierin unzuverlässig, schematisiert und ist vielleicht von
den NOMOI Platons abhängig. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 72 - 73.] |
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4) Steuern: Megasthenes kennt nur wenige Steuern und Abgaben, Kau.tilya eine Unmenge. | Vielleicht ist das Übrige bei Megasthenes verloren gegangen. Das
Maurya-Reich hätte von fünf Steuern und Abgaben nicht existieren können.
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 73.] |
|
2e3 ) Im 2. Buch des Kau.tilya werden Orte im Zusammenhang mit bestimmten
Produkten genannt, die schwerlich im 4. Jhdt. v. Chr. in ein Traktat
aufgenommen worden sein können.
Das gewichtigste Argument dabei ist Cînabhûmi , das als Ursprungsort von Seide genannt wird. Cîna als Name für China ist erst ab 2. Hälfte des 3. Jhdts v. Chr. gebräuchlich. [z.B. Nag, K.: Les theories diplomatiques de l'Inde ancienne et l'Arthagastra. - Paris, 1923. - S. 118 nennt Hârahûra, Kapi´sa, Kamboja, Ara.t.ta, Bâhlika, Vanâyu, Tâmrapar.ni, Pa.n.dyakavâtaka , Suvar.naku.dya , Suvar.nabhûmi , Cîna, Nepâla. (Zit. Kangle, R. P., III, 1965, S. 74). Eine Auseinandersetzung im Einzelnen bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 75 - 76.] |
Seit 722 v. gibt es einen Staat Chin in China, der zwar noch nicht die
Oberherrschaft innehat.
Außerdem ist nicht sicher, dass Cîna = China ist, es könnte auch die Bezeichnung eines Volkes in der Gegend von Gilgit sein» Außerdem könnte dieses Sûtra eine vereinzelte spätere Hinzufügung sein. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 74 - 75.] |
|
2e4 ) Im Kau.tilya kommt das Wort suruńgâ (unterirdischer Tunnel) vor. Das
entsprechende griechische Wort συ̃ριγξ (SYRINX) kommt erst um 180 v. Chr. bei Polybios
vor
[Stein, O.: συ̃ριγξ und suruńgâ, - In: Zeitschrift für Indologie und Iranistik. - 3 (1925)- - S. 280 - 318. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S, 76).] |
συ̃ριγξ (SYRINX)
ist möglicherweise viel älter. Es ist auch nicht sicher , dass das Wort griechischen Ursprungs ist. Nach Breloer ist es babylonischen Ursprungs, nach Kuiper Santali + Khrner. [Breloer, B., 1927 - 34, III, 1934, S. 252, Anm. 2. (Zit. bei Kangle, R, P.,
III, 1965, S. 76). |
|
2e5 ) Im Kau.tilya wird Sanskrit für königliche Erlasse empfohlen, aber in
früher Zeit waren Prakrits die Sprache der Dekretinschriften. [Raychaudhury, H. C. in verschiedenen Werken (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 91.Anm. 101).] |
Dies gilt nur für Inschriften; alle Gesetze, die
überliefert sind, sind in Sanskrit. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 91]. |
Gegenargument | Erwiderung |
---|---|
2f) Aus dem Verhältnis des Kau.tilya zu anderen Werken ( Yâjñavalkya , Manu, ´Silpa´sâstra , A´svagho.sa , Kâmasûtra) ergibt sich ein viel späteres Datum für das Kau.tilya | Eine eingehende, detaillierte Prüfung der jeweils vorgebrachten Gründe, ergibt
für Kangle ihre Nicht-Stichhaltigkeit.
Ich muss hier aus Platzgründen diese Diskussion übergehen und auf die Diskussion bei Kangle verweisen. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 78 - 97.] |
Die Prüfung aller Gegenargumente zeigt also, dass sie nicht stichhaltig sind.
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 98]
[Anmerkung Payer: Aber
nicht auf Kau.tilya, so dass dies kein Argument ist. Kangle, R. P., III, 1965,
S. 98 "Nagärjuna ... refers to Arthavidya in deprecatory terms which can only
be understood of such a work as the Artha´sâstra of Kau.tilya" (Kangle, R.
P., III, 1965, S. 98) ist nicht sehr überzeugend.]
46 , R- p « > II1 > 1965, S. 98.
[Anmerkung Payer: Beachtenswert ist, dass Kangle nun genauso argumentiert, wie er es bei seinen Gegnern ablehnt!]
Also: Der Text ist in der Zeit entstanden, in die er durch die Tradition verwiesen wird. [Kangle, R. P,, III, 1965, S. 101.]
Alternative Möglichkeiten | Erwiderung | |
---|---|---|
a) Schüler des Kau.tilya schrieben das Kau.tilya | Unwahrscheinlich, da dies der indischen Tradierungsweise
widerspricht, die die ipsissima vox des Lehrers überliefert. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 103.] |
|
b) Schule des Kau.tilya verfasste das Werk [Keith, A. B. In: Journal of the Royal Asiatic Society» -1916.- S. 131 - 132. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 163 -164 ).] |
"Books are not written by schools, but by single men, by individuals, who
naturally had their own taste, their own inclinations and preferences adopting
new styles, new methods and new points of view." (P, Thieme ) [Thieme, P. In: Indian Culture. - 4(1937/8), - S. 209, (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 104).] |
|
c) Kau.tilya ist eine spätere redaktionelle Überarbeitung eines Werkes des
Kau.tilya. [Hillebrandt, A. (Zit. bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 104)] |
Was wäre das Motiv für ein solches Werk? Außerdem gibt es keine. stilistischen Unterschiede innerhalb des Kau.tilya: man kann keine früheren und späteren Schichten unterscheiden. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 104 - 105. Hier wird Trautmann, T. R,, 1971 ansetzen. |
|
Kangle setzt sich mit folgenden Hypothesen ablehnend auseinander, die größere Teile des Kau.tilya als spätere Zusätze behaupten | Hillebrandt,
A., 1923, S. 156: âdhikara.na 14 (aupani.sadikam - Die Geheimlehre) ist wie ein Appendix zum Kau´sika Sûtra. Deshalb ist seine Genuität zweifelhaft. |
Die purohita's mussten Experten im Atharvaveda sein. Der
Gebrauch geheimer Zaubermittel wird auch an anderen Stellen des Kau.tilya
empfohlen.
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 30] |
Bhandarkar, D. R." Sorne aspects of ancient Hindu polity. -Benares, 1929. - S. 62 - 63: Adhkara.na 15 (tantrayukti.h -- Gestaltungsverfahren) ist nicht genuin. | [Kangle, R. P., III, 1965, S. 30] | |
Nag, K.: Les theories diplomatiques de l'Inde ancienne et l'Arthaçâstra. - Paris, 1923. - S. 114: Adhikara.na 6 und 7 (ma.n.dalayoni.h sadgunyam -- Grundlagen eines Staatenkreises; Das sechsfache Verfahren - d.h. die Bücher über Diplomatie) sind homogener und logischer angeordnet als das Übrige. Sie unterscheiden sich in Stil und Methode so vom Rest, dass sie einen anderen Autor haben müssen. | Logische Ordnung und Homogenität kommt allen Adhikarana's zu, sind also kein Merkmal, das eine Quellenscheidung
rechtfertigen würde. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 31]
|
|
[Zu weiteren Fragen stilistischer Uneinheitlichkeit s. Kangle, R, P., III, 1965, S. 36-37 {sûtra-Stil - bhâ.sya-Stil (H. Jacobi); komplizierter Stil der Prosa - einfacher Stil der Verse (H. Breloer )] | ||
d) Das Kaut i l ya ist eine Redaktion von Bhasya's
(Kommentierungen),, die sich um Sûtren des Kau.tilya rankten.
Man bezieht sich dabei auf den folgenden Vers, der nach dem Kolophon des Kaut in den Manuskripten steht:
Deshalb betrachten die Kommentatoren die Titel der Prakara.na's als Sûtra 's, den Inhalt der Kapitel als Kommentar (bhâ.sya) zu diesen Sûtra's. Kangle, R. P,, III, 1965, S. 35. Ebenso: Ojha, K. C. In: Indian historical quarterly. ~ 28(1952). - S. 265 - 272 (Zitiert bei Kangle, R. P., III, 1965, S. 105): Kau.tilya, der ursprüngliche Autor von Sûtren, ist verschieden von Vi.s.nugupta, dem Redaktor des vorliegenden Kau.tilya |
Man kann im Kaut keine Sûtren von Bhâ.sya's trennen. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 36 - 37.106.] |
|
e) Nach Kau.tilya 1.1.18 enthält Kau.tilya 6000
´Sloka's:
Das stimmt nicht , wie immer man auch ´Sloka auffasst |
||
Erklärungen : | e1 ) Ein großer Teil (¼)
des Textes ging verloren.
[So Kosambi , D. D., 1958 und 1959: im Vorwort zu A fragment of the Kautalya's Artha´sâstra alias Râjaasiddhânta / ed., by Muni Jina Vijaya. - Bombay : Bharatiya Vidya Bhavan, 1959. -- S. 4 - 5 = Kosambi, D.D.: The text of the Artha´sâstra. - In: Journal of the American Oriental Society. - 78 (1958). - S. 169 - 173. (Zit. in Kangle, R. P., III, 1965, S. 21. Anm. 4)] |
Die Angabe über die Prakara.na's in Kau.tilya 1.1.18 stimmt. Ein
Vergleich des Inhalts einzelner Prakara.nas mit dem entsprechenden Sm.rtimaterial zeigt,
dass die Behandlung im Kau.tilya mindestens ebenso umfassend, ja in
vielen Fällen umfassender ist. Man kann sich nicht vorstellen, wo die 25%
Textmaterial fehlen sollen. Die Lücken, die Kosambi annimmt, halten einer
Nachprüfung nicht stand
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 21 - 25.] |
e2 ) Kau.tilya war ursprünglich in Versen geschrieben --
ein Hinweis dazu findet sich auch im Da´sakumâracarita -- und wurde etwa im 4. Jhdt. n. Chr.
in Prosa gefasst, d.h. in Sûtraform umgewandelt. Dandin: Da´sakumâracarita / [ed.] M. R. Kâle. - Repr. der "adhî.sva tavad da.n.da-nîtim„ îyam idânîm âcârya-vi.s.nuguptena mauryârthe .sa.dbhi.h ´sloka-sahasrai.h sa.mk.sipta." "Lerne nur die Politikwissenschaft. Sie wurde soeben von Dr. Visnugupta für den Mauryer in sechstausend Sloka's zusammengefasst". [Bhandarkar , D. R. In: Annals of the Bhandarkar Oriental Research
Institute. -- VII (1927). -- S.77, 84; |
Eine Prosaisierung metrischer Werke ist völlig unüblich. Wenn eine solche "Sûtraisierung
" vorläge, warum wurden dann noch über 380 ´Slokas übrig gelassen? [Kangle, R. P., III, 1965, S. 32 - 33.] |
|
f ) Stilistische Unterschiede und Unterschiede in der Terminologie verweisen auf eine nicht einheitliche Verfasserschaft | Das Kau.tilya nennt sich selbst eine Kompilation und ist
es. Kaut. 1.1.1.:
[So scheint es Kangle, R. P., III, 1965, S. 33 - 35 wahrscheinlich, dass eine ganze Anzahl von Versen aus älteren Werken ziemlich unverändert übernommen wurden.] Deshalb gibt es Differenzen in der Terminologie und einige widersprüchliche Aussagen. [Kangle, R. P., III, 1965, S. 40 - 42 zählt solche terminologischen Unebenheiten und die wenigen widersprüchlichen Aussagen auf.] |
[Kangle, R. P., III, 1965, S. 26. Schon Keith, A. B»; A history of Sanskrit literature. - 2. ed. - Oxford, 1941. - S- 452 erwägt diese Möglichkeit (Zit. bei Kangle, R, P., III, 1965, S. 26. Anm. 8)]
Kangle, R. P., III, 1965, S. 26 - 31 weist auf mögliche spätere Einschübe, insbesondere auch darauf, wie Marginalnoten und Kommentare in den Text einfließen können, Kangle, R, P«, III, 1965, S. 30 kommt aber zum Schluss:
"It is possible that apart from the passages indicated above , there may be a few other sutras that are of doubtful authenticity. But considering the extent of the work , the interpolations do not appear to be either extensive or significant. Of an wholesale incorporation of later material there does not appear to be any indication at all."
Mir erscheint Kangle überzeugend in der Entkräftung der Argumente abweichender Meinungen? Ich glaube z.B. nicht, dass Scharfe, H., 1968, etwas wesentlich Neues bringt, das Kangle nicht schon entkräftet hätte.
Nicht überzeugend ist Kangle's positiver Nachweis, dass der Minister Candragupta's der Verfasser des Kau.tilya ist. Auf die Schwächen von Kangle's diesbezüglicher Argumentation habe oben hingewiesen.
Kangle's Argumente für die Einheitlichkeit des Artha´sâstra sind zumindest insofern überzeugend, als das Artha´sâstra das Werk eines intelligent arbeitenden Kompilator's - als was sich der Verfasser selbst (Kau.tilya l.1.1) bezeichnet - ist.
Zu Kapitel 3. Quellenscheidung mit Chi-Quadrat: T. R. Trautmann