Internationale Kommunikationskulturen

3. Verbale Kommunikation

1. Sprachbarrieren: Vielfalt der Sprachen und Verkehrssprachen


von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 3. Verbale Kommunikation. -- 1. Sprachbarrieren: Vielfalt der Sprachen und Verkehrssprachen. --  Fassung vom 2011-01-11. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur031.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2000-10-12

Überarbeitungen: 2011-01-11 [kleine Korrekturen]; 2006-03-13

Anlass: Lehrveranstaltung, HdM Stuttgart, 2006; MBA der HdM Stuttgart und der Westsächsischen Hochschule Zwickau, 2011

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0. Übersicht



1. Sprachen und Dialekte


«Ich rede Berndeutsch und ich schreibe Deutsch. (...) Ich muss immer wieder die Sprache, die ich rede, verlassen, um eine Sprache zu finden, die ich nicht reden kann, denn wenn ich Deutsch rede, rede ich es mit einem berndeutschen Akzent. (...) Es gibt Kritiker, die mir vorwerfen, man spüre in meinem Deutsch das Berndeutsche. Ich hoffe, dass man es spürt. Ich schreibe ein Deutsch, das auf dem Boden des Berndeutschen gewachsen ist.»

Friedrich Dürrenmatt (1921–1990)

"Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Flotte."

Uriel Weinreich

David Crystal nennt stark vereinfachend fünf Arten der Beziehung zwischen Dialekt und Sprache (in Wirklichkeit ist es ein Kontinuum der Möglichkeiten):

gegenseitige Verständlichkeit kulturgeschichtliche Gemeinsamkeit Typ Beispiel
gegenseitig verständlich gemeinsame Kulturgeschichte gleiche Sprache britisches Englisch und amerikanisches Englisch
unterschiedliche Kulturgeschichte ? Norwegisch und Dänisch
gegenseitig teilweise (nicht) verständlich Überschneidungen in der Kulturgeschichte ? Türkisch und Usbekisch
gegenseitig nicht verständlich gemeinsame Kulturgeschichte ? Kantonesisch und Hakka (beides chinesische Sprachen)
unterschiedliche Kulturgeschichte verschiedene Sprachen Englisch und Hindi

[Vorlage: Crystal, David <1941 - >:  Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. -- Köln : Parkland, 1998 (©1993). --  ISBN 3880599548. -- S. 287. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


2. Vielfalt der Sprachen


Die folgenden Karten geben einen Eindruck von der Vielfalt der Sprachen der Welt. Diese Vielfalt stellt die wichtigste Sprachbarriere dar.


Abb.: Anzahl der in den afrikanischen Staaten gesprochenen Sprachen (Quelle: ETHNOLOGUE : Languages of the World/ SIL international. -- Internet version. -- URL: http://www.sil.org/ethnologue/. -- Zugriff am 7.9.2000)


Abb.: Anzahl der in einigen asiatischen Ländern gesprochenen Sprachen (Quelle: ETHNOLOGUE : Languages of the World/ SIL international. -- Internet version. -- URL: http://www.sil.org/ethnologue/. -- Zugriff am 7.9.2000)


Abb.: Anzahl der in südostasiatischen Staaten bzw. Regionen gesprochenen Sprachen (Quelle: ETHNOLOGUE : Languages of the World/ SIL international. -- Internet version. -- URL: http://www.sil.org/ethnologue/. -- Zugriff am 7.9.2000)


Abb.: Anzahl der in südamerikanischen Staaten gesprochenen Sprachen (Quelle: ETHNOLOGUE : Languages of the World/ SIL international. -- Internet version. -- URL: http://www.sil.org/ethnologue/. -- Zugriff am 7.9.2000)


3. Überwindung der durch die Sprachenvielfalt bedingten Sprachbarriere


Die Sprachbarriere lässt sich auf verschiedene Weisen teilweise überwinden:

  1. Übersetzungs- und Dolmetschdienste
  2. Sprachterritorien übergreifende Verkehrssprachen
  3. Mehrsprachigkeit
  4. Fremdsprachkenntnisse

Die Punkte 1,3,4 werden in Teil 2 behandelt. Im Folgenden wenden wir uns Verkehrssprachen zu. 


4. Verkehrssprachen




Abb.: Europastämmige Amtssprachen

Europastämmige Amtssprachen
Englisch (English) Französisch (Français) Spanisch (Español, Castellano) Portugiesisch (Português) Russisch (русский язык)
Europa

*Großbritannien
Irland
Malta

Belgien
*Frankreich
Luxemburg
Schweiz
(*)Spanien *Portugal *Russland
         
Nordamerika

Kanada
*USA

Kanada *Mexiko    
Lateinamerika und Karibik

*Antigua und Barbuda
*Barbados
*Bermuda
*Dominica
*Guyana
*Jamaica
Puerto Rico
*Trinidad und Tobago

*Guadeloupe
Haiti
*Martinique
*Argentinien
Bolivien
*Chile
*Costa Rica
*Dominikanische Republik
*Ecuador
*El Salvador
*Guatemala
*Honduras
*Kuba
*Nicaragua
Paraguay
Peru
*Uruguay
*Venezuela
*Brasilien  
Asien

Brunei
Indien
Philippinen
Singapur

    Timor-Leste (Osttimor) Kirgistan
Ozeanien und Australien

*Australien
*Fidschi
*Kiribati
Neuseeland
Papua-Neuguinea
Vanuatu

Vanuatu      
Afrika

Botswana
*Gambia
*Ghana
Kamerun
Kenia
Lesotho
*Liberia
Malawi
*Mauritius
*Namibia
*Nigeria
Ruanda
*Sambia
Seychellen
*Sierra Leone
*Simbabwe
Südafrika
Swaziland
Tansania
Uganda

*Benin
*Burkina Faso
Burundi
*Côte d'Ivoire
Dschibuti
*Gabun
Guinea
Kamerun
Komoren
*Kongo-Brazzaville
*Kongo-Kinshasa
Madagaskar
*Mali
*Reunion
Ruanda
*Senegal
Seychellen
*Togo
Tschad
Zentralafrikanische Republik
*Äquatorialguinea *Angola
*Guinea-Bissau
*Kap Verde
*Mosambik
*São Tomé und Principe
 
* = einzige Amtssprache


Abb.: Einige wichtige nicht-europastämmige Amtssprachen

Einige wichtige nicht-europastämmige Amtssprachen
Putonghua (普通话)
 = Guoyu (國語)
 = Mandarin
Arabisch (اللغة العربي) Bahasa Melayu (بهاس ملايو)
bzw. Bahasa Indonesia
Suaheli (Swahili) Eine Pidgin-Sprache
Asien
*China
Singapur
*Taiwan
*Bahrain
*Iraq
Israel
*Jemen
*Jordanien
*Katar
*Kuwait
*Libanon
*Oman
*Saudi-Arabien
*Syrien
*Vereinigte Arabische Emirate
Brunei
*Indonesien
*Malaysia
   
Ozeanien
        Papua Neuguinea (Tok Pisin, Hiri Motu)
Afrika
  *Ägypten
*Algerien
Dschibuti
Komoren
*Libyen
*Marokko
*Mauretanien
Somalia
*Sudan
Tschad
*Tunesien
  Tansania
Uganda
 
* = einzige Amtssprache

Im Folgenden werden exemplarisch einige der Verkehrssprachen näher behandelt.


4.1. Englisch als Verkehrssprache


"The English language ceased to be the sole posession of the English some time ago."

Salman Rushdie (born 1947 in Bombay, India)

"Englisch hörte schon vor einiger Zeit auf, das Eigentum der Engländer zu sein."

Salman Rushdie, anglo-indischer Dichter, (geboren 1947 in Bombay, Indien)

"The price a world language must be prepared to pay is submission to many different kinds of use. The African writer should aim to use English in a way that brings out his message best without altering the language to the extent that its value as a medium of international exchange will be lost. He should aim at fashioning out an English which is at once universal and able to carry his peculiar experience . . . I feel that English will be able to carry the weight of my African experience. But it will have to be a new English, still in full communion with its ancestral home but altered to suit its new African surroundings."

Chinua Achebe (born 1930 in Ogidi, Nigeria), Morning Yet an Creation Day (1964)

"Der Preis, den eine Weltsprache zahlen muss, ist Unterwerfung unter vielerlei Arten des Gebrauchs. Der afrikanische Schriftsteller sollte versuchen, Englisch in einer Weise zu benutzen, die seine Botschaft am besten ausdrückt ohne die Sprache so stark zu verändern, dass sie ihren Wert als Mittel internationalen Austausches verliert. Er sollte versuchen, ein Englisch zurecht zu schneidern, das gleichzeitig universell ist und seine spezielle Erfahrung ausdrücken kann. ... Ich denke, Englisch wird fähig sein, das Gewicht meiner afrikanischen Erfahrung zu tragen. Es muss aber ein neues Englisch sein, das immer noch in voller Gemeinschaft mit dem Heim seiner Vorfahren steht, aber so verändert ist, dass es seiner neuen afrikanischen Umgebung angepasst ist."

Chinua Achebe, nigerianischer Dichter, (geboren 1930 in Ogidi, Nigeria), Morning Yet an Creation Day (1964)

Man muss sich darüber klar sein, dass es die Weltsprache Englisch (noch?) nicht gibt. Es gibt vielmehr viele Varietäten von Englisch, die jeweils ihre Eigenarten haben und deren "native speaker" andere Varietäten als fremdartig oder sogar komisch empfinden: "those funny English words" (US-Sprecherin über einen Brief in hervorragendem Oxford-Englisch), "that funny English accent" (australische Sprecherin über ein australisches Mädchen, das nach einem Jahr England-Aufenthalt zurückkam).

Wichtige Varietäten der Weltsprache Englisch sind:

Weltstandard Regionale Standard-Varietäten Regional verwendete Varietäten (Beispiele)
World Standard English (bildet sich heraus)
British and Irish Standard English BBC English
English English
Scottish English
Scots
Norn
Welsh English
Ulster Scots
Hiberno-English
etc. etc.
American Standard English Network Standard
Northern
Midland
Southern
Black English Vernacular
Gullah
Appalachian
Indian English
etc. etc.
Canadian Standard English Quebec English
Frenglish / franglais
Newfoundland English
Athabascan English
Inuit English
Ukrainian English
etc. etc.
Caribbean Standard English Jamaican Nation Language
Barbadian / Bajan
Trinidadian
Bahamian
Belizian
Guyanese
Nicaraguan
etc. etc.
West African Standard(izing)  English Nigerian English
Ghanian English
Cameroon English
Sierra Leone Krio
West African Pidgin
etc. etc.
East African Standard(izing)  English Kenyan English
Ugandian English
Tanzanian English
Zambian English
etc. etc.
South(ern) African Standard(izing)  English Zimbabwan English
South African English
etc. etc.
South Asian Standard(izing) English Indian English
Pakistani English
Bangladeshi English
Nepalese English
Sri Lankan English
Burmese English
etc. etc.
East Asian Standardizing English Hong Kong English
Singapore English
Malaysian English
Philippines English
Japanese English
Chinese English
etc. etc.
Australian Standard English Australian English
Aboriginal English
etc. etc.
New Zealand Standard English New Zealand English
Maori English
etc. etc.
South Pacific Standard English Tok Pisin
Bislama / Beach la Mar
etc. etc.

[Vorlage der Tabelle: Crystal, David <1941 - >:  The Cambridge encyclopedia of the English language. -- Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, ©1995. -- ISBN 0521401798. -- S. 111. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Einzelheiten der obigen Tabelle sind durchaus angreifbar bzw. noch zu wenig untersucht. Der Gesamteindruck ist aber korrekt.


4.1.1. Indian English


In Indien verwendeten 1996 schätzungsweise 40 Millionen Menschen Englisch als Verkehrssprache (in Großbritannien ca. 58 Mio., in den vereinigten Staaten 260 Mio.). In Indien bildete sich eine eigene Standard-Varietät des Englischen heraus sowie viele regionale Varietäten. 

Wichtige Merkmale des Indian English sind:

In einem leicht satirischen Artikel in The Hindu bringt Anuradha  Khati Rajivan folgende Beispiele für Indian English und seine regionalen gesprochenen Varietäten:

Indian English ("Inglish"): Inder haben einen Hang zu bombastischer Ausdrucksweise:
  • Inder fragen einander nach ihren "good names"
  • Beamte versprechen "to do  the needful''
  • Inder sagen nicht " give",  sondern "furnish
  • Inder sagen nicht einfach "read", sondern "persue''
Tamilian English ("Tinglish").
  • "Yevry Dom,  Tick  and  Gary  trying to disturb, zimbly?''  = Every Tom, Dick and Harry trying to disturb for no particular reason. 
  • "As I have to attend to a mythological  function  I may  be granted leave to which I am due.'' 
Südindien:
  • ``Saar ! Have we purchased one pleasure? We can take our papa for a drive.  Our family can also do some purchases''.  =  ``Sir! Have you bought a car? You can take your child for a drive.  Your  wife can also do some shopping'' 

It can  take  some time to get used to calling a car a pleasure. A ``papa'' is a not a  father, child. And family is a euphemism for a wife  which  is considered to be an unmentionable word. Using ``we'' for  ``you'' and ``our'' for ``your'' is considered polite. So ``our''  family  really means your wife!

Hindi English ("Hinglish"): 
  • "Fut-a-fut he  kholed  (opened) his book yaar!'' 
  • "Morning,  morning don't eat my head!''  = Subah, Subah meraa  sir mat  khaa
  • "That  fai-shun-ay-bull  lady  will duff-nut-ly  take  our country to  the  internaish-null  fai-shun maip!''  = That fashionable lady will definitely take our  country to the international fashion map.
Marathi English ("Minglish"):
  • I kept that ``shirt-a'' in my ``trunk-a'' and don't laugh, ``it's not vhery phunny [= funny]''. 
Gujarati English ("Ginglish"):
  • "Would you like to try some "aam-late'' [= omelete]  and "senweech?'' [=sandwich] 
Bengali  Englisch ("Binglish",  "Bonglish"): 
  • "The narse bill geeb you  shom  cord.'' = The nurse will give you some curd 

[Rajivan, Anuradha  Khati: English as she is spoken. -- In: The Hindu. -- 24-08-1996. -- S. 33. --  URL: http://www.webpage.com/hindu/960824/17/2433a.html. -- Zugriff am 21.9.2000]


4.2. Sprachprobleme Indiens


In Indien werden 407 verschiedene Sprachen gesprochen!


Abb.: Sprachen Indiens: jeder Punkt gibt das ungefähre Zentrum einer Sprache an

[Quelle der Abb.: Ethnologue : languages of the world / ed. Barbara F. Grimes. -- 13. ed. -- Dallas, TX : International Academic Publications, ©1999. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 1-55671-080-1]

Nach der Unabhängigkeitserklärung Indiens (1947) stand die verfassungsgebende Versammlung vor dem Problem, was die Nationalsprache(n) bzw. die nationale(n) Amtssprachen sein sollten:

Die verfassungsgebende Versammlung Indiens beschloss, Hindi zur offizielle Amtssprache Indiens  zu machen. Englisch sollte für eine Übergangsperiode von 15 Jahren vorübergehend Amtssprache bleiben. Gegen Ende der 15 Jahre kam vor allem aus dem drawidisch-sprachigen Süden die Forderung, Englisch als Amtssprache beizubehalten: die Gebildeten Südindiens zogen Englisch Hindi vor, da Englisch im Gegensatz zu Hindi nicht die Sprache einer indischen Minderheit ist, die den Rest Indiens so majorisiert. Auch aus Bengalen kam starker Widerstand gegen Hindi, da Bengalen Bengali als viel kultivierter als Hindi ansehen. Das indische Parlament beschloss 1963 folgenden Formelkompromiss: Hindi wird 1965 offizielle Amtssprache Indiens, aber Englisch bleibt zweite Amtssprache für eine unbestimmte Zeit nach 1965. Der Official Languages Act von 1967 präzisierte: Englisch bleibt offizielle Amtssprache so lange wie es mindestens ein nicht-Hindi-sprechender indischer Staat fordert. So ist Englisch bis heute Amtssprache in Indien.

Die Verfassung Indiens zählt 15 Nationalsprachen auf. Aufnahmeprüfung in den indischen Verwaltungsdienst dürfen in jeder dieser Nationalsprachen oder auf Englisch abgelegt werden. 

Geschrieben werden die indischen Sprachen in verschiedensten Schriften, die alle -- mit Ausnahme der lateinischen und der perso-arabischen Schrift -- auf Sanskrit-Schriften zurückgehen und dieselbe Struktur haben. Deshalb wäre es sinnvoll, eine einheitliche Schrift zu übernehmen. Da aus nationalistischen Gründen sich dafür eine regionale Schrift nicht eignet, setzt sich eine Vereinigung namens Roman Lipi Parishad [= Verein für Lateinschrift] dafür ein, dass alle Nationalsprachen einheitlich in lateinischem Alphabet geschrieben werden. Diese Bestrebung konnte sich bisher nicht durchsetzen, u.a. weil die Gegner einer solchen Vereinheitlichung befürchten, dass diese eines der wichtigsten Symbole der regionalen Identität vernichten würde.

Die folgende Tabelle listet die Nationalsprachen Indiens (zuzüglich Englisch) auf.

Nationalsprachen Indiens
Sprache Sprecher in Indien (Muttersprache) Schrift

(jeweils: satyam eva jayate -- Nur die Wahrheit siegt)

Amtssprache der Staaten Wichtigste Varietäten
Indoeuropäische Sprachen
HINDI  
(हिन्दी)

180 Mio.(1991)

Devanagari

Delhi, 
Uttar Pradesh, Rajasthan, 
Punjab, 
Madhya Pradesh,
Bihar, 
Haryana, 
Himachal Pradesh.
Hindustani, 
Bangaru, 
Braj Bhasha, 
Kanauji, 
Bundeli;
ENGLISH (offiziell geduldete nationale Amtssprache)   Latein

satyam eva jayate

Manipur,
Tripura,
Meghalaya,
Nagaland,
8 Unionsterritorien
 
ASSAMESE
(অসমীয়া)

15 Mio. (1994)

Bengali

Assam HARWA (PIDGIN), MAYANG, STANDARD ASSAMESE, WESTERN ASSAMESE
BENGALI  
(বাংলা)

67 Mio.

Bengali

West Bengal

(Amtssprache von Bangladesh)

BARIK, 
BHATIARI, 
CHIRMAR, KACHARI-BENGALI,
LOHARI-MALPAHARIA,
MUSSELMANI,
RAJSHAHI, 
SAMARIA, 
SARAKI, 
SIRIPURIA.
GUJARATI  
(ગુજરાતી)
43 Mio. (1994) Gujarati

Gujarat STANDARD GUJARATI (SAURASHTRA STANDARD, 
NAGARI, 
BOMBAY GUJARATI,
PATNULI, 
GAMADIA (GRAMYA),
SURATI, 
ANAWLA, 
BRATHELA, 
EASTERN BROACH GUJARATI,
CHAROTARI,
PATIDARI, 
VADODARI, AHMEDABAD GAMADIA, 
PATANI, 
PARSI, 
KATHIYAWADI (JHALAWADI),
SORATHI, 
HOLADI, 
GOHILWADI,
BHAWNAGARI,
KHARWA, 
KAKARI, 
TARIMUKI (GHISADI). 
KASHMIRI
(کٲشُر, कॉशुर, कश्मीरी)
4 Mio. (1994) Perso-Arabisch

kein Staat BAKAWALI,
BUNJWALI,
STANDARD KASHMIRI (KASHTAWARI),
KISHTWARI, 
MIRASKI, 
POGULI, 
RAMBANI, 
RIASI,
SHAH-MANSURI,
SIRAJI OF DODA,
SIRAJI-KASHMIRI,
ZAYOLI, 
ZIRAK-BOLI.
MARATHI
(मराठी)
65 Mio.(1994) Devanagari

Maharashtra Konkani, 
Goanese, 
Deccan, 
Varhadi, 
Nagpuri, 
Ikrani, 
Gowlan
ORIYA
(ଓଡ଼ିଆ)
30 Mio. (1961) Oriya

Orissa MUGHALBANDI (ORIYA PROPER, STANDARD ORIYA),
SOUTHERN ORIYA,
BHATRI,
NORTHWESTERN ORIYA, 
WESTERN ORIYA (SAMBALPURI),
NORTH BALASORE ORIYA, 
MIDNAPORE ORIYA,
HALBI, 
KORAPUT ORIYA (DESIA ORIYA). 
PANJABI
(ਪੰਜਾਬੀ,پنجابی)
26 Mio. (1994) Gurmukhi

  Majhi, 
Doab, 
Bhatyiana, 
Powadhi, 
Malwa, 
Bathi
SANSKRIT
(संस्कृतम्)
6.105 (1981) die meisten der indischen Schriften kein Staat ("tote" Sprache)  
SINDHI
(سنڌي، सिन्धी)
3 Mio. (1986) Perso-Arabisch


Gurmukhi

  BHATIA, 
JADEJI, 
KACHCHHI, 
KAYASTHI, 
LARI, 
LASI, 
THARELI, 
THARI, 
VICCHOLI, 
VISHOLI.
URDU
(اردو)
46 Mio. (1994) Perso-Arabisch

Jamu and Kashmir

(Amtssprache von Pakistan)

 DAKHINI (DAKANI, DECCAN, DESIA, MIRGAN),
PINJARI, 
REKHTA (REKHTI).
Drawidische Sprachen
KANNADA
(ಕನ್ನಡ)
34 Mio. (1994) Kannada

Karnataka BIJAPUR, 
JEINU KURUBA, 
AINE KURUBA
MALAYALAM
(മലയാളം)
34 Mio. (1994) Malayalam

Kerala MALABAR,
NAGARI-MALAYALAM,
MALAYALAM, 
SOUTH KERALA,
CENTRAL KERALA, NORTH KERALA,
KAYAVAR,
NAMBOODIRI,
MOPLAH, 
PULAYA, 
NASRANI, 
NAYAR.
TAMIL
(தமிழ்)
59 Mio. (1994) Tamil

Tamil Nadu ADI DRAVIDA, 
AIYAR, 
AIYANGAR, 
ARAVA, 
BURGANDI, 
KASUVA, 
KONGAR, 
KORAVA, 
KORCHI, 
MADRASI, 
PARIKALA, 
PATTAPU BHASHA,
TAMIL, 
SRI LANKA TAMIL,
MALAYA TAMIL,
 BURMA TAMIL,
SOUTH AFRICA TAMIL,
TIGALU, 
HARIJAN,
 SANKETI, 
HEBBAR, 
MANDYAM BRAHMIN,
SECUNDERABAD BRAHMIN
TELUGU
(తెలుగు) 
66 Mio. (1994) Telugu

Andhra Pradesh BERAD, 
DASARI, 
DOMMARA, 
GOLARI, 
KAMATHI, 
KOMTAO, 
KONDA-REDDI,
SALEWARI, 
TELANGANA, 
TELUGU, 
VADAGA, 
VADARI, 
SRIKAKULA, VISHAKAPATNAM, 
EAST GODAVERI,
RAYALSEEMA, NELLORE, 
GUNTUR.

[Quelle der Daten: Ethnologue. -- Indien. -- URL:  http://www.sil.org/ethnologue/countries/Inda.html. -- Zugriff am 15.9.2000]

Da die Staatengliederung, wie sie Indien von den Britten übernommen hatte, nicht immer den großen Sprachgrenzen entsprach, kam es nach blutigen Unruhen ab 1953 zu Neugliederungen und Neugründungen von indischen Staaten. Die folgende Karte gibt die heutige Situation wieder:


Abb.: Amtssprachen der indischen Staaten (meist: plus Englisch)

[In obiger Karte sind noch nicht die Grenzen der ab Oktober 2000 neuen indischen Bundesstaaten Uttaranchal, Chhatisgarh und Jharkhand eingezeichnet, die von Uttar Pradesh, Madhya Pradesh bzw. Bihar abgetrennt werden.]


4.3. Putonghua (普通话) = Guoyu (國語) = Mandarin -- die chinesische Verkehrssprache



Abb.: Sprachenkarte von China

[Vorlage der Karte: The Cambridge encyclopedia of China / ed. Brian Hook ... -- 2. ed. -- Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, ©1991. -- ISBN 052135594X. -- S. 328. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung und zur offiziellen chinesischen Ideologie sprechen nicht alle Han-Chinesen als Muttersprache "Chinesisch" bzw. chinesische Dialekte. Han-Chinesen sprechen vielmehr mindestens acht gegenseitig unverständliche chinesische Sprachen. Jemand aus Kanton kann sich mit jemandem aus Peking nicht in seiner Muttersprache (Kantonesisch) unterhalten. Er muss entweder Putonghua (Mandarin) als Verkehrssprache verwenden oder die beiden können mittels der sprachunabhängigen chinesischen Schriftzeichen miteinander kommunizieren.

Ausführlich zu einigen der Sprachen Chinas:

Payer, Margarete <1942 - >: Kulturen von Arbeit und Kapital. -- Teil 3: Kapitaleignerkulturen. -- 6. Asiatische Beziehungsnetzwerke. -- 5. Überseechinesen: Familienbande, Sprachgruppen, Verbände. -- URL: http://www.payer.de/arbeitkapital/arbeitkapital030605.htm

Neben den Han-Chinesen gibt es noch 55 offiziell anerkannte Minderheiten.

Die wichtigsten chinesischen Sprachen Chinas sind:

Wichtigste chinesische Sprachen Chinas
Sprache Verbreitung Dialekte Schätzungsweise Anzahl der Sprecher / Prozentualer Anteil an Gesamtbevölkerung
Gan
赣语
 Jiangxi,  Südost-Hubei, Dachi, Xianning, Jiayu, Chongyang, Teile von Anhui, Hunan, Fujian. 

Zur Not verständlich für Sprecher von Mandarin und Wu

CHANG-JING
YI-LIU
JI-CHA
FU-GUANG,
YING-YI

21 Mio. / 2% (1984)

Hakka
客家话
In vielen Teilen von Festlandchina, am stärksten verbreitet in Ost-Guangdong,  Fujian, Jiangxi, Guangxi, Hunan, Sichuan.  Dialects:   YUE-TAI (MEIXIAN, RAOPING, TAIWAN KEJIA),
YUEZHONG (ZENTRAL GUANGDONG),
HUIZHOU, 
YUEBEI (NORD GUANGDONG),
 TINGZHOU (MIN-KE),
 NING-LONG (LONGNAN), 
YUGUI, 
TONGGU.
26 Mio. / 2,5% in Festlandchina (1984)
2 Mio. in Taiwan (1991)
1 Mio. in Malaysia
0,6 Mio. in Indonesien (1982)
weltweit ca. 34 Mio. (1995)
Kantonesisch (Yue)
粤语
im Süden, vor allem Guangdong, Süd-Guanxi, Macao, Hongkong

In der Schrift werden viele für das Kantonesische spezifische Zeichen verwendet

YUEHAI (GUANGFU, HONG KONG CANTONESE, MACAU CANTONESE, SHATOU, SHIQI, WANCHENG), 
SIYI (SEIYAP, TAISHAN, TOISAN, HOISAN),
 GAOLEI (GAOYANG),
QINLIAN, 
GUINAN.

46 Mio. / 4,5% (1984) in Festlandchina
5 Mio. in Hongkong
0,7 Mio. in Malaysia
0,5 Mio. in Vietnam

weltweit ca. 66 Mio. (1991)

Mandarin
普通话
Ganz Festlandchina nördlich des Jangtse-Flusses (Chanchian), südlich des Jangtse ein Gürtel von Qiujiang (Jiangxi) bis Zhenjiang (Jiangsu), Hubei , Sichuan, Yunnan, Guizhou, the Nordwest-Guangxi, Nordwest-Hunan

In der Form von Putonghua offizielle Amts-, Schul- und Verkehrssprache

 HUABEI GUANHUA (NORD- MANDARIN),
XIBEI GUANHUA (NORDWEST- MANDARIN), 
XINAN GUANHUA (SÜDWEST MANDARIN),
 JINGHUAI GUANHUA (JIANGXIA GUANHUA, UNTERER-JANGTSE MANDARIN).  
836 Mio. / 70% (1990 Census)
weltweit ca. 885 Mio. (1991)
Nord-Min (Minbei)
闽北
Nordwest-Fujian   10 Mio. / 1,2% (1984)
Süd-Min (Minnan)
闽南
Süd-Fujian, Guangdong, Süd-Hainan, Süd-Zhejiang, Süd-Jiangxi XIAMEN, 
LEIZHOU (LEI HUA, LI HUA), 
CHAO-SHAN (CHOUSHAN), 
HAINAN (HAINANESE, QIONGWEN HUA, WENCHANG), 
LONGDU,
ZHENAN MIN. 
26 Mio. / 2,5% in Festlandchina
14 Mio. in Taiwan
2 Mio. in Malaysia
1 Mio. in Singapur
1 Mio. in Thailand
0,7 Mio. in Indonesien

weltweit ca. 49 Mio. (1991)

Wu
吳方
Teile von Anhui, Zheijiang, Jiangsu

Wu wird in Radio und Fernsehen für Soap-Operas, Familienplanungsratschläge und andere Ratschläge verwendet, Mandarin für Nachrichten und offizielle Mitteilungen

TAIHU, 
JINHUA (KINHWA),
TAIZHOU, 
OUJIANG, 
WUZHOU, 
CHUQU, 
XUANZHOU. 
77 Mio. / 7,5% (1984)
Xiang (Hunan)
湘語
Hunan, Teile von Sichuan, Guangxi und Guangdong 

Zur Not verständlich für Sprecher von Mandarin und Wu

CHANGYI, 
LUOSHAO, 
JISHU

 

36 Mio. / 3,5% (1984)

[Angaben in der Tabelle nach: Ethnologue. -- China. -- URL: http://www.sil.org/ethnologue/countries/Chin.html. -- Zugriff am 14.9.2000]

In China gab es immer schon Verkehrssprachen, die wichtigsten sind bzw. waren:


Abb.: Öffentlicher Schreiber, Kunming, Yunnan, China, 1988: da die chinesische Schrift sehr schwer zu erlernen ist, ist das alte Gewerbe der öffentlichen Schreiber immer noch gefragt: der Schreiber schreibt und liest für diejenigen, die keine ausreichende Zeichenkenntnis haben (©Corbis)

Das einigende "sprachliche" Band Chinas ist die Schrift. Da die chinesischen Zeichen, wenn sie einmal gebildet sind, in erster Linie Begriffe und nicht Phonemfolgen bezeichnen, sind die Zeichen für alle chinesischen Sprachen weitgehend sprachunabhängig. Ja die chinesischen Zeichen eignen sich sogar für Sprachen mit einer ganz anderen Struktur wie Japanisch und Koreanisch. Deshalb werden die Sprachen, die chinesische Zeichen benutzen als CJK-Sprachen (Chinesisch-Japanisch-Koreanisch) zusammengefasst.

Chinesische Zeichen sind nicht nach einem einzigen Prinzip (z.B. Piktogramme) konstruiert, sondern es gibt sechs verschiedene Bildungsprinzipien:

Bildungsprinzipien chinesischer Schriftzeichen
Bildungsprinzip Beschreibung
Piktogramme (bildliche Darstellungen) -- xiangxing stilisierte Abbildungen von Gegenständen


Abb.: Piktogramm nü = "Frau, Mädchen, Tochter"

[Quelle der Abb.: Tan Huay Peng: Fun with Chinese characters : the Straits Times collection. -- Singapore [u.a.] : Federal Publications, ©1980 - 1983. -- 3 Bde. -- ISBN 9971-4-6072-6, 9971-4-6073-4, 9971-4-6074-2. -- [Sehr empfehlenswert!]]

Einfache Ideogramme (Darstellungen von Ideen) -- zhishi einfache logische oder abstrakte Zeichen 
oder Piktogramme, die durch auf bestimmten Teil hinweisende Zeichen modifiziert werden 


Abb.: Einfaches Ideogramm ben = "Wurzel, Grundlage"

Zusammengesetzte Ideogramme -- huiyi Kombinationen von zwei oder mehr Ideogrammen, die zusammen einen abstrakten Begriff bezeichnen


Abb.: Zusammengesetztes Ideogramm kan = "sehen"

Phonogramme (Repräsentationen von Lauten) -- xingsheng bestehen aus zwei oder mehreren Elementen: das eine Element zeigt die allgemeine Kategorie an (sinntragender Teil = Radikal), der die Bedeutung angehört, das zweite Element (ein- oder mehrteilig) gibt die ungefähre Aussprache (phonetischer Teil). 

Phonogramme sind die häufigste Form, womit neue Zeichen aufgrund des vorliegenden Zeichenbestandes gebildet werden (z.B. für neue technische und naturwissenschaftliche Begriffe). Ca. 90% der chinesischen Schriftzeichen gehören zu dieser Kategorie. 


Abb.: Phonogramm fang = "besuchen"

Phonetische Entlehnungen -- jiajie Vorhandene Zeichen werden mit leichten Ausspracheveränderungen auf neue Begriffe erweitert

Derivative Zeichen - zhuanzhu zu dieser Kategorie gehören nur wenige Zeichen. Es handelt sich um ursprüngliche Synonyme, deren Bedeutung sich später auseinander entwickelte (hier nur der Vollständigkeit halber genannt)

Pinyin (汉语拼音 - Hanyu pinyin): 1958 wurde Pinyin in der Volksrepublik China als neue Umschrift des Chinesischen in lateinischem Alphabet eingeführt. Da Pinyin die Töne nicht bezeichnet (im Unterschied etwa zum in Latein geschriebenen Vietnamesisch), eignet sich Pinyin nicht als Ersatz für die chinesischen Schriftzeichen. Auch Chinesen mit Peking-Mandarin als Muttersprache können wegen der sich aus dem Fehlen der Töne ergebenden Vieldeutigkeit einen in Pinyin wiedergegebenen längeren Passus nicht verstehen!


4.4. Bahasa Indonesia


In Indonesien werden über 700 Sprachen gesprochen.

Abb.: Sprachen Indonesien: jeder Punkt gibt das ungefähre Zentrum einer Sprache an

[Quelle der Abb.: Ethnologue : languages of the world / ed. Barbara F. Grimes. -- 13. ed. -- Dallas, TX : International Academic Publications, ©1999. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 1-55671-080-1]

Angesichts dieser Sprachenvielfalt stellt sich das Problem von "nationalen" Verkehrs- und Amtssprachen dringend. Indonesien löste das Problem durch eine normierte Form des Malaiischen, Bahasa Indonesia. Bahasa Indonesia basiert auf der malayischen Händlersprache, die jahrhundertelang der Kommunikation im ganzen indonesischen Inselreich gedient hatte. Da Malaiisch nur von wenigen Indonesiern als Muttersprache gesprochen wird, gibt es mit Bahasa Indonesia nicht das Problem der Majorisierung durch die Sprache einer Volksgruppe: für fast alle Indonesier ist Bahasa Indonesia eine Fremdsprache. Die Mehrzahl der Indonesier beherrscht Bahasa Indonesia mehr oder weniger. Da es eine Fremdsprache ist, spricht man Bahasa Indonesia gefärbt durch die Eigenarten der eigenen Muttersprache, also z.B. javanisch gefärbt, sundanesisch gefärbt usw.

Bahasa Indonesia hat u.a. folgende Eigenschaften:

Bahasa Indonesia und Bahasa Malaysia sind so ähnlich, dass es fast keine Kommunikationsprobleme gibt.


Abb.: Bahasa Malaysia in arabischer und lateinischer Schrift ("Minister für Kultur, Kunst und Tourismus, Malaysia")

Die malayische Händlersprache wurde 1928 beim Zweiten Indonesischen Jugendkongress in Jakarta zur Einheits-Sprache des einen Vaterlandes (= Indonesien) des einen Volkes (des "indonesischen Volkes") gewählt und in Bahasa Indonesia ("indonesische Sprache") umbenannt. 1945 wurde Bahasa Indonesia in der Verfassung des unabhängigen Indonesien zur Staatssprache erklärt.

Bahasa Indonesia ist Amtssprache und Schulsprache Indonesiens.

Als Beispiel für Bahasa Indonesia diene Pancasila (Aussprache: Pandschasila) -- die fünf Grundlagen der Staatsideologie, wie sie in der Präambel zur indonesischen Verfassung festgelegt sind:

1. Ketuhanan Yang Mahaesa Glaube an einen monotheistischen Gott
2. Kemanusiaan yang adil dan beradab Gerechte und zivilisierte Humanität
3. Persatuan Indonesia Die Einheit Indonesiens
4. Kerakyatan yang dipimpin oleh hikmah kebijaksanaan dalam permusyawaratan / perwakilan Demokratie, die geleitet wird von der Weisheit, die aus der Beratung von Repräsentanten entsteht
5. Keadilan sosial bagi seluruh rakyat Indonesia Soziale Gerechtigkeit für das ganze indonesische Volk

4.5. Standard Thai (ภาษาไทย)



Abb.: Sprachenkarte von Thailand 

[Vorlage der Karte: Smalley, William Allen: Linguistic diversity and national unity : language ecology in Thailand. -- Chicago [u.a.] : University of Chicago Press, ©1994. -- ISBN 0226762882. -- S. 68. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

William Allen Smalley illustriert die Sprachensituation in Thailand sehr anschaulich an einer Mittelschullehrerin in der Provinzhauptstadt Surin im südlichen Nordostthailand:

[Smalley, William Allen: Linguistic diversity and national unity : language ecology in Thailand. -- Chicago [u.a.] : University of Chicago Press, ©1994. -- ISBN 0226762882. -- S. 1. -- Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

In Thailand werden vier Hauptsprachen und über 70 Minderheitensprachen gesprochen. Dennoch ist es gelungen, ohne wesentliche Probleme Standardthai (im wesentlichen das Zentralthai wie es in Bangkok gesprochen wird) als einzige Amts-, Schul- und Verkehrssprache durchzusetzen. Dies obwohl nur ca. 20% der Bevölkerung Standardthai als einzige Muttersprache haben. Obwohl in Thailand etwa 20% der Bevölkerung chinesische Vorfahren hat (in Bangkok sogar 35%), ist Chinesisch (im Gegensatz zu Malaysia, Singapur  und Vietnam) ohne nennenswerte Bedeutung. 

Standard-Thai wird in Thaischrift geschrieben, einer Buchstabenschrift.


Abb.: Die thailändische Nationalhymne


4.6. Arabisch (اللغة العربية)


(Neu)hocharabisch ist eine wichtige Verkehrssprache in weiten Teilen der islamischen  Welt. Hocharabisch ist zu unterscheiden von den vielen gesprochenen Varietäten ("Dialekten") des Arabisch. Diese Varietäten sind die eigentlichen Muttersprachen arabischsprechender Menschen, Hocharabisch ist für fast alle eine Fremdsprache, die aber als Sprache des Koran, der als Gottes Wort angesehen wird,  sozusagen von Gott selbst standardisiert wurde.

"Im 19. Jh. setzte dann im Libanon und in Ägypten die »Renaissance« der arabischen Sprache ein, bei der man sich auf die klassische Sprache zurückbesann. Die Bewegung wurde gefördert durch die Reformierung des Schulwesens, durch die Einführung des Drucks, der das Erscheinen von Zeitungen und die größere Verbreitung von Büchern erst möglich machte, und nicht zuletzt durch das allmähliche Aufkommen des arabischen Nationalismus, der an die große Vergangenheit erinnerte. Gleichzeitig drangen in diese arabische Sprache einer noch mittelalterlichscholastischen Welt die Ausdrücke der modernen europäischen Zivilisation, zunächst aus dem Italienischen, dann vor allem aus dem Französischen und schließlich auch aus dem Englischen ein. Auch die Phraseologie veränderte sich nach dem Muster der europäischen Sprachen beträchtlich. 

Als Gegenbewegung setzte schon Ende des 19. Jh.s der später von den Akademien offiziell übernommene Versuch ein, die europäischen Fremdwörter durch alte arabische Wörter oder durch Neubildungen zu ersetzen, um auf diese Weise die Sprache »rein« zu halten. Solche Vorschläge konnten sich aber bisher nur in relativ wenigen Fällen durchsetzen. 

Die Hinwendung zur klassischen Sprache bedingte in der neu entstehenden Literatur zunächst eine preziöse Verwendung altarabischer Wörter, die längst veraltet lediglich in den mittelalterlichen Wörterbüchern überliefert waren, doch setzte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr die Tendenz zum schlichteren Ausdruck durch. 

Das heutige »Neuhocharabisch«, insbesondere die Sprache der Presse und Wissenschaft, ist das Ergebnis all dieser im 19. Jh. einsetzenden Bewegungen und Entwicklungen. Es stimmt orthographisch, morphologisch und weitgehend auch syntaktisch mit dem klassischen Arabisch überein, unterscheidet sich von ihm aber in der modernen Terminologie und in der Phraseologie.

Dem künstlich auf dem Stand des klassischen Arabisch gehaltenen Neuhocharabischen stehen die gesprochenen Dialekte gegenüber, welche sich von der im 8. Jh. kodifizierten Form des klassischen Arabisch beträchtlich wegentwickelt haben. Sie unterscheiden sich vom Neuhocharabischen nicht viel weniger als etwa die romanischen Sprachen vom mittelalterlichen Latein. Während das Neuhocharabische von keinem arabischen Sprecher von Geburt an gesprochen wird, sondern in der Schule wie eine Fremdsprache gelernt werden muss, sind die arabischen Dialekte die eigentlichen Muttersprachen der Araber, in denen sie auch nach dem Erlernen des Neuhocharabischen vorwiegend denken und fühlen. 

Der Gebrauch des Neuhocharabischen ist auf das Schreiben und auf das Sprechen in formellen Situationen (z. B. Rundfunknachrichten, Ansprachen, Predigt, Vortrag) beschränkt; in allen anderen Situationen, vor allem im Alltag, herrscht unangefochten der Dialekt und wird vom Gebildeten nicht weniger als vom Ungebildeten gesprochen. 

Seit dem Ende des 19. Jh.s wurden immer wieder Versuche unternommen, diese »Zweisprachigkeit« mit all ihren negativen Folgen zugunsten der Dialekte zu ändern, doch scheiterten sie an der allgemein herrschenden Auffassung, dass dies eine Abkehr vom Islam, insbesondere dem Koran, vom literarischen Erbe und vom arabischen Nationalismus bedeuten würde, dessen wichtigste Stütze die gemeinsame Hochsprache ist. Die heutigen arabischen Dialekte sind untereinander z. T. sehr verschieden; es lassen sich verschiedene Gruppen unterscheiden, wie z. B. die Dialekte Zentralarabiens, die Dialekte Syriens und des Libanons, die Dialekte Ägyptens und die Dialekte Nordafrikas, die in sich jeweils wieder stark gegliedert sind. Am meisten Prestige dürfte heute der Dialekt von Kairo (»Ägyptischarabisch«) genießen; er wird durch den Einfluss des Kairoer Rundfunks, der ägyptischen Filme und der in anderen arabischen Ländern tätigen ägyptischen Lehrer in den meisten arabischen Ländern verstanden."

[Diem, Werner: Art. Arabisch. -- In: Lexikon der Islamischen Welt. -- Stuttgart [u.a.] : Kohlhammer, ©1974. -- Bd. 1. -- ISBN 3-17-002160-5. -- S. 52 - 53]

Standard-Arabisch wird in arabischer Schrift geschrieben.


Abb.: "Trink Coca Cola" auf Arabisch, Tunis, Tunesien, 1992 (©Corbis)

Ethnologue zählt folgende Varietäten von gesprochenem Arabisch auf:

Varietäten des gesprochenen Arabisch
gesprochene Varietät gesprochen in
Algerisch-Saharisches Arabisch Algerien, 
Niger
Algerisches Arabisch Algerien, Niederlande
Baballia kreolisches Arabisch Tschad

Bahrain-Arabisch

Bahrain, 
Oman

Tschad-Arabisch

Tschad, 
Kamerun, 
Niger, 
Nigeria

Zypriotisches Arabisch

Zypern

Dhofari Arabisch

Oman

Ägyptisches Arabisch

Vereinigte Arabische Emirate

Golf-Arabisch

Irak, 
Bahrain, 
Iran, 
Kuwait, 
Oman, 
Katar, 
Saudi Arabia, 
Vereinigte Arabische Emirate

Hadrami Arabisch

Jemen

Hassaniya Arabisch

Mauretanien, 
Mali, 
Marokko, 
Niger, 
Senegal

Hijazi Arabisch

Saudi Arabia

Judaeo-Iraki Arabisch

Israel, 
Irak

Judaeo-Marokkanisches Arabisch

Israel, 
Marokko

Judaeo-Tripolitanisches Arabisch

Israel, 
Italien

Judaeo-Tunesisches Arabisch

Tunesien, 
Frankreich, 
Israel

Judaeo-Jemenitisches Arabisch

Israel, 
Jemen

Libysches Arabisch

Libyen, 
Ägypten

Mesopotamisches Arabisch

Irak, 
Iran, 
Syrien

Marokkanisches Arabisch

Marokko, 
Belgien

Najdi Arabisch

Saudi Arabia, 
Irak, 
Jordan, 
Syrien

Nord-Levantinisches Arabisch

Syrien, 
Antigua, 
Argentinien, 
Belize, 
Dominikanische Republik,
French Guyana,
Jamaika, 
Trinidad and Tobago, 
Libanon

Nordmesopotamisches Arabisch

Irak, 
Syrien, 
Türkei

Nordostägyptisches Bedawi Arabisch

Ägypten, 
Jordanien, 
Palästina,
Syrien

Omani Arabisch

Oman, 
Kenia, 
Tansania

Saidi Arabisch

Ägypten

Sanaani Arabisch

Jemen

Shihhi Arabisch

Vereinigte Arabische Emirate, 
Oman

Süd-Levantinisches Arabisch

Jordanien, 
Israel, 
Palästina

Standard Arabisch

Saudi Arabia, 
Algerien, 
Tschad, 
Ägypten, 
Eritrea, 
Libyen, 
Marokko, 
Somalia, 
Sudan, 
Tansania, 
Tunesien, 
Bahrain, 
Irak, 
Israel, 
Jordanien, 
Kuwait, 
Libanon, 
Oman, 
Palästina, 
Katar, 
Syrien, 
Vereinigte Arabische Emirate, 
Jemen

Sudanesisches kreolisches Arabisch

Sudan

Sudanesisches Arabisch

Sudan, 
Ägypten

Taizzi-Adeni Arabisch

Jemen, 
Djibuti

Tadschikisches Arabisch

Tadschikistan,
Afghanistan

Tunesisches Arabisch

Tunesien, 
Frankreich

Usbekisches Arabisch

Tadschikistan,
Usbekistan

4.7. Suaheli



Abb.: Sprachen Ostafrikas: jeder Punkt gibt das ungefähre Zentrum einer Sprache an

[Quelle der Abb.: Ethnologue : languages of the world / ed. Barbara F. Grimes. -- 13. ed. -- Dallas, TX : International Academic Publications, ©1999. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 1-55671-080-1]

Abb.: Verbreitung von Suaheli als Amts- bzw. Verkehrssprache

Suaheli (Swahili) ist die Amtssprache von

sowie Verkehrssprache im Großteil von Ostafrika sowie Teilen von Zentralafrika.


Abb.: Jomo Kenyatta

"The basis of any independent government is a national langugage, and we can no longer continue aping our former colonizers ... Those who feel they cannot do without English can as well pack up and go." "Die Grundlage jeder unabhängigen Regierung ist eine Nationalsprache. Wir dürfen nicht länger unsere früheren Kolonialisten nachäffen ... Wer glaubt, ohne Englisch nicht auskommen zu können, soll seinen Koffer packen und abhauen!."
Präsident Jomo Kenyatta <1894 - 1978>, Nairobi, Kenia, 1974

1989 gab es ca. 5 Mio. Personen mit Suaheli als Erstsprache und 30 Mio. oder mehr mit Suaheli als Zweitsprache.

Suaheli ist eine Bantu-Sprache, im Wortschatz stark beeinflusst von Arabisch und Englisch.

Suaheli wurde jahrhundertelang in arabischer Schrift geschrieben, heute wird es in lateinischer Schrift nach festen orthographischen Regeln geschrieben. Das Standard-Suaheli beruht im wesentlichen auf der auf Sansibar (Unguja) gesprochenen Varietät Unguja.

Suaheli-Varietäten (neben Standardsuaheli):

Beispiel für Suaheli:

Nationalhymne von Kenia
Suaheli Englische Übersetzung
Ee Mungu nguvu yetu
Ilete baraka kwetu

Haki iwe ngao na mlinzi
Natukae na udugu

Amani na uhuru
Raha tupate na ustawi.

O God of all creation
Bless this our land and nation

Justice be our shield and defender
May we dwell in unity

Peace and liberty
Plenty be found within our borders  

Amkeni ndugu zetu
Tufanye sote bidii

Nasi tujitoe kwa nguvu
Nchi yetu ya Kenya

Tunayoipenda
Tuwe tayari kuilinda             

Let one and all arise
With hearts both strong and true

Service be our earnest endeavour
And our homeland of Kenya

Heritage of splendour
Firm may we stand to defend.

Natujenge taifa letu            
Ee, ndio wajibu wetu            

Kenya istahili heshima          
Tuungane mikono                  

Pamoja kazini                    
Kila siku tuwe na shukrani   

Let all with one accord
In common bond united

Build this our nation together
And the glory of Kenya

The fruit of our labour
Fill every heart with thanksgiving.


4.8. Haussa


Haussa (Hausa) ist in Teilen Westafrikas die wichtigste Verkehrssprache. Sein Wortschatz ist stark durch Arabisch und Englisch beeinflusst. 

1995 sprachen ca. 38 Mio. Menschen Haussa als Erst- oder Zweitsprache.

 

Abb.: Sprachen Westafrikas: jeder Punkt gibt das ungefähre Zentrum einer Sprache an

[Quelle der Abb.: Ethnologue : languages of the world / ed. Barbara F. Grimes. -- 13. ed. -- Dallas, TX : International Academic Publications, ©1999. -- 1 CD-ROM. -- ISBN 1-55671-080-1]

Abb.: Ungefähre Verbreitung von Haussa (Hausa) als Verkehrssprache


Grundlage für Standard-Haussa ist die östliche Kano-Varietät. Haussa wurde über Jahrhunderte in arabischer Schrift geschrieben, wird aber heute meist in lateinischer Schrift geschrieben. Der Lautwert der Konsonanten ist ungefähr der im Englischen.

Varietäten von Haussa:

Abb.: Das Vaterunser auf Haussa


4.9. Tok Pisin und Motu (Hiri)



Abb.: Karte von Papua-Neuguinea (Quelle: CIA)

In Papua-Neuguinea werden bei einer Einwohnerzahl von 4,5 Mio. (1995) 817 Sprachen gesprochen.

Als Nationalsprachen und Verkehrssprachen hat man neben Englisch zwei Kunstsprachen gewählt, die beide Pidgins sind:

"Pidgin ist ein Kommunikationssystem, das zwischen Menschen entstanden ist, die keine gemeinsame Sprache haben, aber zum Aufbau von Handelsbeziehungen oder aus anderen Gründen miteinander sprechen wollen. Pidgins werden auch als »Behelfssprachen«, »marginale« oder »hybride« Sprachen bezeichnet. Sie haben einen begrenzten Wortschatz, eine reduzierte grammatikalische Struktur und im Vergleich mit den Sprachen, aus denen sie sich herleiten, einen deutlich eingeschränkten Funktionsbereich. Sie werden nicht als Muttersprache gesprochen, stellen aber ein wichtiges Kommunikationsmittel für Millionen von Menschen und einen bedeutenden Interessensschwerpunkt für Forscher dar, die Phänomene des Sprachwandels untersuchen.

Die stereotype Darstellung von Pidginsprachen, wie sie in Comics und Filmen seit Jahrzehnten verbreitet wird, ist unbedingt zu vermeiden. Das »Ich Tarzan, du Jane«-Klischee ist weit von der Realität entfernt. Pidgin ist keine zerrüttete Sprache; ebenso wenig ist es Ergebnis kindlichen Geplappers oder eine Folge von Faulheit, Verderbtheit, unterentwickelten Denkprozessen oder Geistesschwäche. Im Gegenteil: Pidgins sind nachweislich kreative Adaptionen natürlicher Sprachen und haben eine eigene Struktur und eigene Regeln. ...

Die meisten Pidgins beruhen auf europäischen Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch und Portugiesisch), was auf den Kolonialismus zurückgeht. Doch möglicherweise geht diese Beobachtung nur auf unsere Unkenntnis der Sprachen zurück, die in Teilen Afrikas, Südamerikas oder Südostasiens verwendet werden, wo häufig verschiedene Sprachen miteinander in Berührung kommen. Eines der besterforschten nichteuropäischen Pidgins ist Chmook Jargon, das einst von Indianern im Nordwesten der Vereinigten Staaten für den Handel gebraucht wurde. Ein weiteres ist Sango, eine pidginisierte Varietät des Ngbandi, das in weiten Teilen des westlichen Zentralafrika gesprochen wird.

Aufgrund ihrer begrenzten Funktion halten sich Pidginsprachen meist nicht sehr lange -- manchmal nur wenige Jahre und selten länger als ein Jahrhundert. Sie sterben, wenn der ursprüngliche Kommunikationszweck an Bedeutung verliert oder ganz verschwindet, also zum Beispiel die Sprechergruppen sich trennen oder eine die Sprache der anderen lernt. Im anderen Falle kann sich das Pidgin zu einer Kreolsprache entwickeln. ...

Manche Pidgins sind als Kommunikationsmittel zwischen mehreren Sprachen so nützlich geworden, dass ihnen eine förmlichere Rolle als reguläre Hilfssprachen zugestanden wird. Sie können sogar offiziellen Status als Verkehrssprache einer Gemeinschaft erhalten. Man nennt sie in diesen Fällen »erweiterte Pidgins«, da sie zusätzliche Formen aufgenommen haben, um den Bedürfnissen ihrer Benutzer gerecht zu werden, und wesentlich vielseitiger als vorher verwendet werden. Mit der Zeit bürgern sich diese Sprachen teilweise auch im Rundfunk und in der Presse ein, und eventuell entsteht darin sogar eine eigene Literatur. Zu den gebräuchlichsten erweiterten Pidgins gehören Krio (in Sierra Leone), das nigerianische Pidgin-Englisch und Bislama (in Vanuatu). In Papua-Neuguinea ist das örtliche Pidgin (Tok Pisin) die am weitesten verbreitete Sprache des Landes."

[Crystal, David <1941 - >:  Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. -- Köln : Parkland, 1998 (©1993). -- ISBN 3880599548. -- S. 334. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Die beiden Amtssprachen von Papua-Neuguineas sind:

Das Folgende stammt aus dem Rot Sefti Long Niuguini (1972), einem dreisprachigen Handbuch zur Straßenverkehrssicherheit (road safety = rot sefti) in Neuguinea:

Englisch Tok Pisin Hiri Motu
If you have an accident, get the other driver's number, if possible his name and address and report it to the police. Do not fight him or abuse him. Sapos yu kisim bagarap kisim namba bilong narapela draiva, sapos yu ken, kisim naim bilong em na adres tu, na tokim polis longen. Noken paitem em o tok nogut long em. Bema kerere davaria negansai, taraka o motuka taria tauna ena landana oi abia bona ena noho o gaukara gabuna danu abia. Taraka o motuka ena naba danu abia vadaeni Police hamaoroa. Oi heai bona hereva dika lasi.


Abb.: Comic Strip zu Malaria in Tok Pisin

[Quelle der Abb.:  http://www.ling.su.se/staff/robert/malaria.gif. -- Zugriff am 18.9.2000]


5. Künstliche Sprachen


Immer wieder gab und gibt es Versuche, die Sprachbarriere der Vielfalt der Sprachen mit Hilfe künstlicher Sprachen zu überwinden. Es sind ca. tausend solcher Projekte bekannt. Keine dieser künstlichen Sprachen konnte sich bisher durchsetzen.

Einige der Versuche sind in folgender Liste aufgezählt:

Sprache Erfinder Datum Merkmale
Volapük Johann Martin Schleyer (1831 - 1912) 1880 beruht weitgehend auf Englisch und Deutsch
Esperanto Ludwig Lazarus Zamenhof (1859 - 1917) 1887 hauptsächlich westeuropäischer Wortschatz, Syntax und Orthographie vom Slawischen beeinflusst
Latino sine Flexione Giuseppe Peano (1858 - 1932) 1903 Latein ohne Flexionen, Vokabular hauptsächlich Lateinisch
Interlingua International Auxiliary Language Association 1951 Grammatik beruht auf romanischen Sprachen, Wortschatz auf westeuropäischen Sprachen
Glosa W. Ashby and R. Clark 1981 Grundwortschatz aus 1000 Wörtern lateinischen und griechischen Ursprungs

In dieser Liste kommt keine einzige wirkliche Weltsprache vor, alle sind rein eurozentrisch. Der Anspruch der Erfinder steht also im Gegensatz zu ihrem sprachlichen Kirchturmhorizont.


6. Weiterführende Ressourcen


SIL International (früher: Summer Institute of Linguistics). -- http://www.sil.org/. -- Zugriff am 2006-03-13; 2011-01-10. -- ["The purpose of SIL International ...  to work with language communities worldwide to facilitate language-based development through research, translation, and literacy."

"Von dem amerikanischen Geschäftsmann und Prediger C. Townsend gegründete Missionsorganisation fundamentalistischer protestantischer Kirchen und Sekten in den USA. Das SIL hat sich zur Aufgabe gesetzt, bislang schriftlose Sprachen zu verschriften, die jeweilige Sprachgemeinschaft zu alphabetisieren und eine Übersetzungsliteratur zu schaffen, die ihrer Missionierung im Sinne extrem konservativer Spielarten des Protestantismus dienlich ist. Das SIL ist der weltweit größte Arbeitgeber für Linguisten und die wichtigste nichtstaatliche Agentur für Sprachplanung und Verschriftung. Seine Mitarbeiter haben Hunderte von Grammatiken, Wörterbüchern und ethnolinguistischen Beschreibungen erarbeitet. Einer der wichtigsten Kataloge der Sprachen der Erde, der Ethnologue, wird vom SIL herausgegeben; dort ist vermerkt, welchen Sprachgemeinschaften welche Bibel teile zugänglich sind oder nicht. ... Das SIL ist immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, mit dem amerikanischen Geheimdienst und/oder repressiven Regimes in Ländern, in  denen es Feldarbeit betreibt, zusammenzuarbeiten".

[ Metzler Lexikon Sprache / herausgegeben von Helmut Glück. -- Berlin : Directmedia, ©2000. --  1 CD-ROM. -- ( Digitale Bibliothek ; Bd. 34). -- ISBN 3932544471. -- Art. Summer Institute for Linguistics]

ETHNOLOGUE : Languages of the World/ SIL international. -- Internet version. -- URL: http://www.ethnologue.com/ -- Zugriff am 2006-03-13. -- [Auch Print-edition und CD-ROM. "The ETHNOLOGUE includes: 112 language maps (84 on the CD-ROM), 241 overviews of language situations by country, 682 bibliographic references, 6,703 language descriptions, Language name index: 39,000+ alternate names and dialect names, Language family index: 99 language family trees, 64,811 hypertext cross-references (CD-ROM )"]

Bausinger, Hermann <1926 - >: Dialekte, Sprachbarrieren, Sondersprachen. -- erweiterte Ausgabe. -- Frankfurt a. M. : Fischer, 1978 (©1972). -- 170 S. : Ill. -- (Deutsch für Deutsche ; Bd. 2). -- (Fischer Taschenbücher ; 6145). -- ISBN 3-596-26145-7

Bildatlas der Sprachen / Beratende Herausgeber: Bernard Comrie ... -- Augsburg : Weltbild, ©1996. -- 224 S. : Ill. -- ISBN 3828907075. -- Originaltitel: The atlas of languages (©1996). -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Concise Oxford companion to the English language / ed. Tom McArthur ... -- Oxford [u.a.] : Oxford University Press, ©1998. -- 692 S. -- ISBN 0192800612. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Crystal, David <1941 - >: The Cambridge encyclopedia of language. -- 2. ed. -- Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, ©1997. -- 480 S. : Ill. -- ISBN 0521559677. --  [Das Standardwerk, auch für linguistische Laien sehr empfehlenswert!]. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Eine hervorragende deutsche Übertragung der ersten Auflage (1987) dieses Werkes ist:

Crystal, David <1941 - >:  Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. -- Köln : Parkland, 1998 (©1993). -- 478 S. : Ill. -- ISBN 3880599548. -- Preis: nur DM 49,90!. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Crystal, David <1941 - >:  The Cambridge encyclopedia of the English language. -- Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, ©1995. -- 489 S. : Ill. -- ISBN 0521401798. -- [Herrausragend!] -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Crystal, David <1941 - >: English as a global language. -- Cambridge : Cambridge University Press, ©1997. -- 150 S. : Ill. -- (Canto). -- ISBN 0521629942. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

McCrum, Robert, Cran, William, MacNeil, Robert: The story of English. -- London [u.a.] : Faber and Faber, ©1989. -- 384 S. : Ill. -- (BBC books). -- ISBN 0571164439. -- [Gut lesbare Darstellung]. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}


Zu Kapitel 3, Teil 2: Überwindung der Sprachbarriere