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Zitierweise / cite as:
Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 4. Nonverbale Kommunikation. -- 2. Gesten, Körperbewegungen, Körperhaltungen und Körperkontakt als Signale. -- Fassung vom 2006-06-12. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur042.htm. -- [Stichwort].
Erstmals publiziert: 6.10.2000
Überarbeitungen: 2006-06-12 [Änderungen]
Anlass: Lehrveranstaltung, HBI Stuttgart, 2000/2001
Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)
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Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library
Zu was für Verwicklungen Gesten usw. bei interkultureller Kommunikation führen können, zeigen folgende Beispiele. Sie sind (mit Ausnahme des letzten) dem Buch
Axtell, Roger E.: Gestures : the do's and taboos of body language around the world. -- Revised and expanded ed. -- New York [u.a.] : Wiley, ©1998. -- 238 S. : Ill. -- ISBN 0471183423. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}
entnommen.
Besondere Vorsicht ist in den USA bei Berührungen und Gesten zwischen Mann und Frau am Arbeitsplatz geboten: schnell wird etwas als sexuelle Belästigung verstanden (oder auch missverstanden) und kann zu sehr unangenehmen rechtlichen Konsequenzen führen.
Wie unterschiedlich in verschiedenen Kulturen körperliche Verhaltensweisen sein können, schildert Helen Colton
[Colton, Helen: The gift of touch : how physical contact improves communication, pleasure, and health. -- New York : Kensington, ©1983. -- ISBN: 1575660121. -- S. 210. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
an der Situation, wie sich eine Frau verhält, wenn sie ein Fremder nackt beim Baden überrascht:
[Quelle. Bilderlexikon der Erotik. -- Wien, 1928 - 1932] |
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Geste definiert man als eine Handlung, die einem Zusehenden ein optisches Signal übermittelt (Geste = beobachtete Handlung).
Dies kann von Seiten des Sendenden
Man unterscheidet demgemäss
Abb.: Dürer, Albrecht <1471 - 1528>: Hände des zwölfjährigen Christus,
1506
Bei der Gestik als Kommunikationsmittel ist nicht entscheidend, welche Signale wir übermitteln wollen, sondern welche Signale andere empfangen. Für die nicht-missverstehende Interpretation von Gesten und Körperhaltungen ist meist die Kenntnis der Person und der Situation (des Zusammenhanges und Umfeldes) unerlässlich. Man hüte sich vor kurzschlüssigen Interpretationen der "Körpersprache", wie sie durch manche populäre Bücher und Fernsehsendungen verbreitet werden. "Körpersprache" ist alles andere als eindeutig.
Abb.: Ohne Kenntnis der Person und der Situation kann man die Körpersprache
dieser Frau nicht richtig interpretieren (©Corel)
Morris, Desmond <1928 - >: Der Mensch mit dem wir leben : ein Handbuch unseres Verhaltens. -- München [u.a.] : Droemer, ©1978. -- Originaltitel: Manwatching (1977). -- S. 24 - 35. -- [Taschenbuchausgabe: 1981. -- ISBN 3426036592. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}] unterscheidet folgende Arten von Gesten:
Abb.: Beiläufige Geste: "Herrlich dieses Wasser bei solchem
Durst"
Man kann solche Handlungen auch zu primären Gesten machen, indem man z.B. in einer Vorlesung demonstrativ gähnt (dies nennt man stilisierte beiläufige Geste).
Abb.: Stilisiert beiläufiges Gähnen (©ArtToday)
Zu den stilisierten beiläufigen Gesten gehören auch Höflichkeitsgesten, wie z.B., wenn wir ein Gericht, das uns nicht schmeckt, bewusst mit sichtbarem Appetit essen, um dem Gastgeber gegenüber Dankbarkeit zu zeigen. Beiläufige Gesten werden kulturell kontrolliert: die jeweilige Kultur gibt an, wo und wann man z.B. furzen, rülpsen oder gähnen darf
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Abb.: Reynolds, Joshua <1723 - 1792>: Age of Innocence |
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Alle Abb.: ©ArtToday |
Abb.: Soziale Mimikry: Li Fanwu, ehemals Gouverneur der Provinz
Heilongjiang, in der erzwungenen Pose der Scham vor einem Tribunal
der Roten Garde während der chinesischen Kulturrevolution, 1967
(Photo: Li Zhensheng)
Abb.: Gerichtsszene, klassisches chinesisches Theater
Abb.: Mimische Geste "Bitte lauter" (©ArtToday)
Abb.: Hindu-Geste für Kuh (dargestellt wird Kuheuter)
Abb.: Signal für die Bedienung lauter landwirtschaftlicher Maschinen:
Motor ausstellen
[Quelle der Abb.: http://ianrwww.unl.edu/pubs/safety/g284.htm.
-- Zugriff am 24.10.2000]
Abb.:
American Sign Language: "love"
[Quelle: http://dww.deafworldweb.org/asl/.
-- Zugriff am 24.10.2000]
Abb.: Inderin (©IMSI)
Die Zulässigkeit von Redegesten ist kulturell sehr unterschiedlich: was manche Asiaten als unerträgliches Gefuchtel empfinden, können Lateinamerikaner als Ausdruck eines feurigen Redners schätzen.
Abb.: Gestik von traditionsgebundenen italienischen Männern
[Vorlage der Abb.: Schönpflug, Wolfgang ; Schönpflug, Ute: Psychologie. -- 3., vollständig überarbeitete Aufl. -- Weinheim : Beltz, ©1995. -- ISBN 3621272704. -- S. 448 (dort Quellenangabe). -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}].
Redegesten erfüllen u.a. folgende Signalfunktionen:
Heinrich Brüning (1885 - 1970),
deutscher Reichskanzler 1930 - 1932
Vanity Fair : "Sachlicher Redner" |
James Ramsay MacDonald (1886 - 1937),
britischer Premierminister 1924 und 1929 - 1935
Vanity Fair : "Furchtloser Redner" |
Benito Mussolini (1883 - 1945),
italienischer "Duce" 1925 - 1945
Vanity Fair : "Urbild des feurigen Redners" |
David Lloyd George (1863 - 1945),
britischer Premierminister 1916 - 1922
Vanity Fair : "Schöpft seine Wirkungen aus der inneren Überzeugungen" |
Aristide Briand (1862 - 1932), seit 1906
mehrmals französischer Ministerpräsident (u.a. 1929)
Vanity Fair : "Schöpft seine Wirkungen aus der Eindringlichkeit" |
Jossif Stalin (1878 - 1953),
Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion 1922 - 1953
[Kommt in Liste von Vanity Fair nicht vor] |
Niceto Alcalá Zamora y Torres,
spanischer Präsident 1931þ1936
Vanity Fair : "Redner der Leidenschaft" |
Adolf Hitler (1889 - 1945), deutscher
"Führer" 1933 - 1945
Vanity Fair : "Hat hypnotische Wirkung" |
Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma
(1869 - 1948), Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung
Vanity Fair : "Hat übersinnliche Wirkung" |
Quelle: Berliner Illustrirte
[!] Zeitung. -- 13.12.1931.
Begleittext: "Die amerikanische Zeitschrift Vanity Fair [http://www.vanityfair.com/. -- Zugriff am 21.10.2000] zeigt in einer Bilderreihe die bekanntesten Redner unserer Zeit unter dem Titel Der perfekte Demosthenes. Sie charakterisiert dabei die einzelnen Redner, wie sie vom amerikanischen Standpunkt aus erscheinen." [Die Charakterisierungen sind oben bei den Bildunterschriften eingefügt) |
Händeklatschen | Loango (Afrika, Kongo) |
Händeklatschen und mit Ellbogen auf Rippen trommeln | Balonda (Afrika, am Sambesi) |
Kleider hergeben | Assyrer |
Sich bis zum Gürtel entblößen | Abessinier |
Hut abnehmen oder Hut berühren, Händeschütteln | Amerikaner und Europäer |
Hände fassen und die Daumen zusammendrücken | Wanyika (Afrika) |
Hände fassen und mit einem Ruck trennen, so dass sie mit Daumen und Fingern schnalzen | Nigerianer |
Eine Art Rauferei betreiben, wobei jeder versucht, die Hände des anderen zu seinen Lippen zu heben, den Bart küssen | Araber |
Die Hände bei der begrüßten Person von den Schultern die Arme hinab bis zu den Fingerspitzen streifen, oder die Hände gegenseitig zusammenreiben | Ainu (Japan) |
Sich gegenseitig in die Hände oder die Ohren blasen | |
Über das eigene Gesicht mit den Händen des anderen streicheln | Polynesier |
Sich gegenseitig die Wangen beriechen und sich mit den Nasen berühren und reiben | Mongolen, Malayen, Birmanen, Lappen |
Mit den Fingern schnalzen | Dahomen (Afrika) |
Hände an Hosennaht und Verbeugung ("gehorsamster Diener" = Gschamsterer) | Österreich, Deutschland, Argentinien |
Handkuss | Mitteleuropa, Lateinamerika |
Hände falten | Indien, Südostasien |
Verbeugung | China |
Umarmung | Lateinamerika und andere |
Leichte Kopfbewegung | Großbritannien |
usw. usw. |
[Nach: Argyle, Michael <1925 - >: Körpersprache und Kommunikation. -- Paderborn : Junfermann, ©1979l. -- (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften ; Bd. 5). -- ISBN 3873871718. -- S. 81 - 83 (dort Quellenangaben). -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
Argyle (a.a.O., S. 83) nennt folgende weitverbreitete Komponenten bei Begrüßungen:
Begrüßungsrituale hängen von der gegenseitigen Beziehung der sich begrüßenden Personen ab (Geschlecht, familiäre Beziehung, Freundschaft, sozialer Status usw.)
Abb.: USA: Familie (©Corbis) | Abb.: UdSSR/Kuba: Nikita Chruschtschow (1894 - 1971; 1958 - 1964 Ministerpräsident der UdSSR) begrüßt Fidel Castro (geb. 1926, seit 1959 Kubanischer Staatschef), New York, USA, 1960 (©Corbis) |
Abb.: Nepal: Bub macht Namaste (©Corbis) | Abb.: USA: Minnie Pearl und Ronald Reagan (geb. 1911, Präsident der USA 1981þ89), Nashville, Tennessee, USA, 1984 (©Corbis) |
Abb.: Tibet: Mädchen grüßt Tenzin Gyatso (geb.ÿ1935), 14. Dalai Lama, 1998, Dharamsala, Indien (©Corbis) | Abb.: USA: Geschäftsmann (karikiert) (© Corbis) |
Abb.: USA: Jugendliche (©ArtToday) | Abb.: Thailand: Verbeugung von Mönchen (und Laien) gegenüber höhergestellten Mönchen sowie den drei buddhistischen Juwelen (Buddha, Lehre, Erlöste) (©Corel) |
Abb.: Japan (©Corel) | Abb.: Japan (©Corel) |
Abb.: Japan: Der wichtigste Teil des Rituals zwischen Geschäftsleuten in Japan bei der ersten Begegnung: Austausch von Visitenkarten, Yokohama, Japan, 1994 (©Corbis) | Abb.: Japan: höfliche Verbeugung (beachte die unterschiedliche Tiefe der Verbeugung!) (©Corel) |
Um mit den Fingern herbeizuwinken, werden drei Formen häufig verwendet:
Abb.: José Antonio Dominguez Banderas (geb. 1960, spanischer Schauspieler), USA, 1991 (©Corbis)
Abb.: Herbeiwinken mit nach unten gerichteter Handfläche
Abb.: Professionelle Sexarbeiterin ruft Kunden herbei (©Corbis)
Ja:
Nein:
Geste | Bedeutungen |
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Alle Abb.: ©ArtToday |
Der vorangehende Abschnitt zeigte schon, dass viele Gesten obszöne Bedeutung haben können. Hier sei als Beispiel nur eine weitere genannt, die sogenannte "Feige", ein weit verbreitetes Zeichen für Geschlechtsverkehr. Dieses Zeichen wird auch als Amulett zur Dämonenabwehr getragen.
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Ein Gebiet der Körperbewegung, das immer wieder zur Diagnose von Persönlichkeitseigenschaften gebraucht bzw. missbraucht wird, ist die Handschrift. Dabei dient die Handschrift als Signal für feste Eigenschaften einer Person: man schließt aus Eigenschaften der Handschrift ("genau nach den Regeln") auf Eigenschaften der Person ("gewissenhaft").
Charakterkundliche Graphologie gehört immer noch zu den "Wissensgebieten", mittels derer man andere Menschen abzustempeln versucht. Charakterkundliche Graphologie beruht auf Intuitionen, die richtig oder falsch sein können, aber nicht auf empirisch abgesicherten Untersuchungen.
Wie sehr durch Graphologie Menschen abgestempelt werden, zeigen folgende Beispiele:
Schriftprobe | Graphologische "Diagnose" |
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Mangelnde Gewissenhaftigkeit
In der Schriftprobe "stehen die Schleifen des f in für und die beiden f in schaffe rechts vom Buchstaben. Das ist ein Zeichen von mangelnder Gewissenhaftigkeit, «lockrem» [!] Wesen und Unzuverlässigkeit." |
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Mäßige Gewissenhaftigkeit
In der Schriftprobe "ist am t des Wortes könnten die Schleife sehr vorschriftsmäßig gebildet, weniger dagegen am f in empfehlen, hier ist die Gewissenhaftigkeit also keine ganz vollkommene zu nennen." |
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Große Pflichttreue
"In der Schriftprobe .. sind die i-Punkte der Worte ich, richtiges und Handschrift als feiner, kleiner Punkt gebildet und daher korrekt über den dazu gehörigen Grundstrich gestellt, als ein Zeichen eines sehr entwickelten Pflichtgefühls." |
[Quelle der Abbildungen und Diagnosen: Praktische Menschenkenntnis / hrsg. von Reinhold Gerling ... -- Berlin [u.a.] : Bong, 1930. -- Graphologie / M. Ivanovic. -- S. 33]
Um herauszufinden, welche spezifischen Elemente nonverbalen Verhaltens unseres Gegenübers unsere spontane, sekundenschnelle Meinungsbildung über ihn/sie hervorruft, hat man die Methode der Skriptanimation entwickelt:
Es handelt sich dabei um eine stark abstrahierende Computeranimation natürlicher menschlicher Bewegung.
Grundlage bildet die Notation der Körperbewegungen nach dem Berner System. Dies ist ein System, das es gestattet menschliche Bewegung zu codieren. Der Bewegungsablauf wird dabei in 104 Dimensionen zerlegt und in seiner Abfolge notiert. Anhand dieses Zeitreihenprotokolls einer beobachteten natürlichen menschlichen Bewegung kann man das abstrakte Bewegungsverhalten auf dem Computer nachbilden. Durch gezielte Veränderung einzelner Bewegungskomponenten werden die Elemente ermittelt, die für den Eindruck des Betrachters wesentlich sind.
Abb.: Schema der Skriptanimation
[Quelle der Abb.: Frey, Siegfried: Die Macht des Bildes : der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. -- Bern [u.a.] : Huber, ©1999. -- ISBN 3456830882. -- S. 93. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
Abb.: Was bewirkt den Eindruck eines Fernsehauftritts von Jesse Helms (geboren 1921), seit 1972 konservativer US-Senator für North Carolina [http://www.senate.gov/~helms/. -- Zugriff am 21.10.2000] die Computeranimation (rotes Profil) bekommt fast die gleichen Eigenschaften zugeschrieben wie das "Original" (grünes Profil).
[Quelle der Abb.: Frey, Siegfried: Die Macht des Bildes : der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. -- Bern [u.a.] : Huber, ©1999. -- ISBN 3456830882. -- S. 137. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
Abb.: Daumier, Honoré <1808 - 1879>: Sechs Monate verheiratet:
Seelenharmonie
Der Mensch hat drei Hauptkörperhaltungen:
Von jeder dieser Haupthaltungen gibt es viele Varietäten.
Alle Abb.: (©Corel) |
Körperhaltungen dienen u.a.
In jeder Kultur gibt es für bestimmte Situationen anerkannte oder erwartete Körperhaltungen, z.B.
Obwohl die Art und Weise, wie Gefühle und interpersonale Einstellungen ausgedrückt werden, sehr kulturabhängig ist, haben doch manche dieser Ausdrucksformen gewisse Gemeinsamkeiten. So ist z.B. den Haltungen für z.B. Demut/Unterwerfung in den meisten Kulturen gemeinsam ein Beugen, Niederdrücken oder Senken des Körpers.
Weltweit gibt es ungefähr 1000 feststehende menschliche Körperhaltungen. Welche Körperhaltungen in einer bestimmten Kultur üblich sind hängt nicht nur von kulturellen Faktoren ab, sondern auch von natürlichen Faktoren (z.B. Feuchte oder Hitze) sowie von der getragenen Kleidung.
Unterwürfigkeit und Selbstbewusstsein | Imponiergehabe (Machismo) |
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Nachdenklichkeit | Ehrfurcht |
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1953 ließ man in einem Experiment einige Strichmännchen interpretieren. Dabei wurden folgende Zuordnungen gemacht (solche Zuordnungen sind gewiss kulturabhängig!):
[Quelle der Abb.: Argyle, Michael <1925 - >: Körpersprache und Kommunikation. -- Paderborn : Junfermann, ©1979. -- (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften ; Bd. 5). -- ISBN 3873871718. -- S. 256 - 258 (dort Quellenangabe). -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
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Abb.: Der Grundkörperkontakt Pflege der Nachkommen: Mutter -- Kind ©Corel) | Abb.: Grundkörperkontakt: Fortpflanzung: Dürer, Albrecht <1471 - 1528>: Junges Paar,1492 |
"Ein wohlerzogener Mensch [der britischen Oberschicht] berührt niemals einen anderen ohne dessen Zustimmung. Die geringste zufällige Berührung eines anderen erfordert eine Entschuldigung, selbst wenn dieser andere Mensch Vater oder Mutter oder eines der Geschwister ist." |
[Montagu, Ashley <1905 - >: Körperkontakt : die Bedeutung der Haut für die Entwicklung des Menschen. -- 9. Aufl.. -- Stuttgart : Klett-Cotta, 1997 (©1974). -- (Konzepte der Humanwissenschaften). -- Originaltitel: Touching (1971). -- ISBN 3608951547. -- S. 200. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
Berührungen haben vor allem folgende Funktionen:
Berührungen signalisieren u.a.:
Die Zulässigkeit von Körperberührungen hängt u.a. ab von:
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Abb.: Händeschütteln zwischen Männern, inzwischen weltweit verbreitet (©IMSI) | Abb.: Händeschütteln mit Schulterklopfen durch den Ranghöheren (©IMSI): versuchen Sie ja nicht die Rangordnung umzukehren! |
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Abb.: Händchenhalten zwischen Mann und Frau (©IMSI): in vielen Kulturen verpönt | Abb.: Handauflegung: Geistheiler, Malatapay, Negros, Philippinen, 1996 (©Corbis): weltweit verbreitete Geste von Heilern |
Abb.: Hellen Keller ertastet das Gesicht einer Frau. Westport, Connecticut, USA, 1955 (©Corbis): Bildung einer Tastwelt Helen Keller (1880 - 1968), amerikanische Schriftstellerin, verlor mit 19 Monaten Augenlicht und Gehör. |
Abb.: Gynäkologische Untersuchung, um 1830 [Aus: Maygrier, J. P. <1771 - 1835>: Midwiffery illustrated. -- New York, 1836] (©Corbis): zeigt drastisch, wie kulturelle Tabus sinnvollen Lösungen entgegenstehen können |
In Ausmaß und Art der Berührungen bestehen große kulturelle Unterschiede. Man kann solche schon zwischen Nord- und Süddeutschen feststellen.
In den 1960er-Jahren beobachtete ein Sozialpsychologie die Häufigkeit, mit der sich Paare innerhalb einer Stunde in Cafés gegenseitig berührten:
San Juan (Puerto Rico) | 180 mal |
Paris (Frankreich) | 110 mal |
Gainsville (Florida) | 2 mal |
London (UK) | 0 mal |
"Einstellung und Praktiken in bezug auf das taktile Verhalten schaffen eine weite Spanne der Klassen- und Kulturunterschiede, ein Feld dafür, die Beziehung zwischen taktiler Erfahrung und sozialen Unterschieden und in gewissem Sinn auch nationalen Eigenheiten zu erforschen. Im allgemeinen entwickeln sich die Unterschiede in der Überempfindlichkeit bei den einzelnen Familien, gerade weil und während die Kultur bestimmte sozialisierende Erfahrungen vorschreibt, denen der Säugling und das Kind ausgesetzt werden sollen. Die Glieder einer Familie können sich, was die vorgeschriebene Verhaltensweise betrifft, erheblich in ihrem Benehmen von anderen unterscheiden (mit größeren oder geringeren Konsequenzen für die betreffenden Menschen).
Es gibt Familien, in denen unbefangener und häufiger taktiler Kontakt mehr oder weniger selbstverständlich ist, und zwar nicht nur zwischen Mutter und Kind, sondern auch zwischen allen Familiengliedern. Aber es gibt im selben Kulturbereich Familien, in denen ein minimaler Kontakt zwischen Mutter und Kind und den anderen Angehörigen besteht. Es gibt ganze Kulturbereiche, in denen ein »Noli me tangere«, ein »Rühr mich nicht an« die Begegnung der verschiedenen Menschen beherrscht. In anderen Kulturen ist das Berühren so sehr ein Teil des Lebens, Umarmen, Streicheln und Küssen sind so selbstverständlich, dass es Nichttaktilen merkwürdig und peinlich vorkommt. Auch gibt es Kulturen, die jede nur mögliche Variation in bezug auf Taktilität durchspielen."
[Montagu, Ashley <1905 - >: Körperkontakt : die Bedeutung der Haut für die Entwicklung des Menschen. -- 9. Aufl.. -- Stuttgart : Klett-Cotta, 1997 (©1974). -- (Konzepte der Humanwissenschaften). -- Originaltitel: Touching (1971). -- ISBN 3608951547. -- S. 170. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]
Sehr grob vereinfachend kann man unterscheiden:
Kontaktreiche Kulturen | Kontaktarme Kulturen |
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Araber | Nordeuropäer |
Lateinamerikaner | US-Amerikaner, Kanadier |
Griechen, Türken | Asiaten |
einige afrikanische Kulturen |
Es ist aber ein breites Spektrum zwischen kontaktreich und kontaktarm, das auch nach Situationen usw. zu differenzieren ist (so ist z.B. in Thailand in der Öffentlichkeit Händchenhalten zwischen jungen Männern ein anerkanntes Verhalten ohne homoerotische Bedeutung, Händchenhalten zwischen Männern und Frauen aber Tabu).
Abb.: Auch in berührungsscheuen Kulturen lässt sich engster Körperkontakt
nicht vermeiden: U-Bahn in Japan (©Corel)
In der interkulturellen Kommunikation ist es sehr wichtig, die Körperzonen zu kennen, die für Berührungen tabu sind. So darf man z.B. südostasiatische Kinder nie am Kopf berühren: dies verletzt ihre "Seele". Der ganze Körper von Frauen ist in vielen asiatischen Ländern für Berührungen durch fremde Männer tabu (man gibt einer Frau nicht die Hand). Verletzung solcher Berührungstabus führt beim Partner zumindest zu großem körperlichem Missbehagen, wenn nicht zu viel größeren Komplikationen.
In den 1970er-Jahren haben amerikanische College-Studierende protokolliert, wo sie von wem berührt werden. Die folgenden Bilder stellen die Häufigkeit der Berührungen dar. Damit zeigen sich deutlich für bestimmte Partner offene sowie private (Tabu-)Zonen.
[Vorlage: Morris, Desmond <1928 - >: Der Mensch mit dem wir leben : ein Handbuch unseres Verhaltens. -- München [u.a.] : Droemer, ©1978. -- Originaltitel: Manwatching (1977). -- S. 204. -- [Taschenbuchausgabe: 1981. -- ISBN 3426036592. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]]
Folgender Bilderbogen soll das interkulturell "heikle" Thema des Küssens illustrieren. Während in einer Kultur oder Subkultur ein Kuss zwischen Mann und Frau keinerlei sexuell-erotische Konnotation hat, ist er in einer anderen Kultur der letzte Schritt vor Geschlechtsverkehr. Während es in einer Kultur unhöflich ist, Kinder nicht zu küssen, ist es für Kinder anderer Kulturen eine Folter, von Fremden geküsst zu werden. Während in einer Kultur sich Männer nie gegenseitig küssen, wird in anderen in bestimmten Situationen sogar ein Mundkuss zwischen Männern erwartet. . . .
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Zu Kapitel 4, Teil 3: Räumliches Verhalten, zeitliches Verhalten, Aussehen, Stimme, Örtlichkeiten und Umgebung als Signale