Internationale Kommunikationskulturen

4. Nonverbale Kommunikation

3. Räumliches Verhalten, Kleidung  und Aussehen als Signale


von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 4. Nonverbale Kommunikation. --  3. Räumliches Verhalten, Kleidung  und Aussehen als Signale. --  Fassung vom 6. November 2000. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur043.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 6.10.2000

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung, HBI Stuttgart, 2000/2001

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeberin.

Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library


0. Übersicht



1. Räumliches Verhalten als Signal


"Im Interview berichtet Isabella Allende [chilenische Journalistin und Schriftstellerin, geb.1942] von ihrem vierjährigen Enkel, dem sein amerikanischer Kindergarten Sehstörungen zuschrieb, weil er den Abstand zu den Spielkameraden gering hielt."

[Weih, Florian Felix <1963 - >: Die ferne Haut : wider die Berührungsangst. -- Berlin : Aufbau, ©1999. -- ISBN 3351027990. -- S: 27. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


Abb.: Räumliches Verhalten als Signal (Proxemics) (©IMSI)

Zum räumlichen Verhalten zählt man:

Räumliches Verhalten ist zwar genetisch angelegt, aber weitgehend kulturell und individuell bestimmt. Folgender Witz drückt die kulturellen Unterschiede sehr pointiert aus:

Was ist der Unterschied zwischen zehn einander fremden Süditalienern in einem Spätzug mit zehn Wagen und zehn Norddeutschen in derselben Situation?

Alle zehn Süditaliener sitzen in einem einzigen Abteil (mit sechs Sitzen), bei den Deutschen sitzt in jedem Wagen ein Fahrgast.

Räumliches Verhalten signalisiert u.a.:


1.1. Nähe und Distanz


Wir haben um uns Zonen des Abstands, die -- wenn nicht äußere Umstände (z.B. überfüllte U-Bahn) einen solchen Abstand erzwingen -- verschiedene "Nähe" zum anderen ausdrücken. Für die USA hat man in den 1950er-Jahren vier solche Zonen festgestellt:

Zone ca. Abstand Eigenschaften
intim

bei intimen Beziehungen

50 cm Körperkontakt ist leicht; man kann den anderen riechen und seine Wärme fühlen; man kann ihn sehen; man kann flüsternd reden
persönlich

bei nahen Beziehungen

50 bis 120 cm man kann den anderen berühren; man kann ihn besser sehen, aber nicht seinen Atem riechen
sozial-beratend

bei unpersönlichen Beziehungen

2,5 bis 3,5 m z.B. von hinter einem Schreibtisch aus; eine lautere Stimme ist erforderlich
öffentlich

bei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und bei öffentlichen Anlässen 

3,5 m und mehr z.B. bei Hochschulvorlesungen

[Vorlage: Argyle, Michael <1925 - >: Körpersprache und Kommunikation. -- Paderborn : Junfermann, ©1979. -- (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften ; Bd. 5). -- ISBN 3873871718. -- S. 282. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Man hat signifikante Unterschiede im räumlichen Verhalten -- besonders der Nähe --  von Angehörigen verschiedener Kulturen messen können. Die folgenden Abbildungen illustrieren einige dieser Ergebnisse:

 Abstand und Orientierung beim Gespräch Räumliche Stellung zueinander im Zoo vor Tierkäfig

Abb.:: Nordamerikaner bzw. Araber beim Gespräch

Abb.: Mexikaner, schwarze US-Amerikaner, weiße US-Amerikaner

[Quelle der Abb.: Argyle, Michael <1925 - >: Körpersprache und Kommunikation. -- Paderborn : Junfermann, ©1979. -- (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften ; Bd. 5). -- ISBN 3873871718. -- S. 297f. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

"Man kann seine eigene Raumreaktion leicht überprüfen: Wenn man im Freien mit einem Menschen spricht und seinen Arm ausstreckt, dann kann man feststellen, mit welchem Teil des Arms man die Schulter seines Gesprächspartners berührt.

Daher entstehen gewisse Schwierigkeiten, wenn sich zwei Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander unterhalten. Redet beispielsweise ein britischer Diplomat mit einem italienischen oder arabischen Diplomaten, dann empfindet er bald ein gewisses Unbehagen, und ohne zu wissen warum, weicht er langsam vor seinem Gesprächspartner zurück. Rückt dieser daraufhin wieder ein Stückchen näher, weicht der Brite abermals zurück. Jeder versucht auf seine Weise, eine Beziehung zwischen den persönlichen Territorien herzustellen, die seiner Gewohnheit entspricht, doch ist das unmöglich. Der Brite fühlt sich bedroht, wenn der Araber näherrückt, und der Araber fühlt sich zurückgewiesen, wenn der Brite zurückweicht."

[Morris, Desmond <1928 - >: Der Mensch mit dem wir leben : ein Handbuch unseres Verhaltens. -- München [u.a.] : Droemer, ©1978. -- Originaltitel: Manwatching (1977). -- S. 131. -- [Taschenbuchausgabe: 1981. -- ISBN 3426036592. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]]

Distanz und Intimität

Abb.: Spitzweg, Carl <1808 - 1885>: Der Sonntagsspaziergang (1841) Abb.: Perfekt inszenierter Ausdruck von Intimität: "Pandit" Jawaharlal Nehru (1889 - 1964, indischer Ministerpräsident 1947 - 1964) und Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma, (1869 - 1948; Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung): Nehru arbeitete mit Gandhi seit 1916 zusammen und versuchte erfolgreich an dessen Charisma teilzuhaben (©Corbis)

1.2. Räumliche Orientierung zum Partner



Abb.: Dürer, Albrecht <1471 - 1528>: Die drei Bauern, um 1496/97

Mit räumlicher Orientierung meint man den Winkel, in dem jemand einem anderen gegenüber steht, sitzt, geht oder liegt. Die Orientierung zeigt sich z.B. an der Wahl des Sitzplatzes an einem Tisch. Diese Orientierung signalisiert, wie man seine Nähe und sein Verhältnis zu den Partnern sieht.

Abb.: Auf welchen freien Sessel würden Sie sich setzen, wenn auf dem einen (rot markiert) eine Ihnen unbekannte Person des anderen Geschlechts sitzen würde?


1.3. Höhe


Die relative Höhe, die man zu jemandem einnimmt, kann ein wichtiges Signal der Einstellung zu dessen Status usw. sein. So machen sich z.B. traditionell eingestellte Frauen in Thailand durch eine gebückte Haltung klein, wenn sie an einem Mönch vorbeigehen. Aufstehen, wenn jemand Höheres eintritt, sich als Erste hinsetzen und ähnliches sind Höhensignale, die auch bei uns geläufig sind.


1.4. Bewegungen innerhalb einer räumlichen Anordnung


Die Raumeinrichtung bzw. die Räume eines Gebäudes haben verschiedene territoriale Bedeutungen. So kann z.B. ein Angestellter sich nicht ohne weiteres hinter den Schreibtisch des Direktors setzen, während das Umgekehrte oft durchaus denkbar ist. Bürogebäude sind oft weniger nach praktischen Gesichtspunkten konstruiert, sondern nach Status- und Platzhirschbedürfnissen: je höher man z.B. mit dem Aufzug fahren darf, umso wichtiger ist man (bzw. nimmt man sich).

Analoges gilt für private Wohnungen. In Indien dürfen sich fremde Männer z.B. in "besseren" Häusern nie in den Frauenbereich (z.B. Küche) bewegen. In Städten Thailands sind Wohnungen selbst für Freunde oft tabu (man lädt im Allgemeinen nicht zu sich nach Hause ein, man führt auf keinen Fall durch seine Wohnung).


1.5. Territorialverhalten


Der Mensch ist ein territoriales Tier. Territorialverhalten ist dem Menschen angeboren, die Ausformungen dieses Verhaltens sind aber weitgehend kulturell und individuell bestimmt. So gibt es unterschiedlichste Methoden, temporäre Territorien zu markieren: Deutsche verwenden Badetücher um Liegeplätze am Strand zu markieren, eine Markierung, die z.B. Briten nicht anerkennen. Achten Sie in Bibliotheken auf die verschiedenen Markierungen für "belegte" Arbeitsplätze (Bücher, Schreibzeug, Handtasche, Jacke . . .). Territorien werden auch verteidigt: das geht von leichter Missbilligung bis zu handfesten Rechtstreitigkeiten (z.B. weil Nachbars Katze kein deutsches Rechtsempfinden hat).


1.6. Zum Beispiel: Räumliches Verhalten beim Gespräch


Die folgenden Bilder sollen für räumliches Verhalten beim Gespräch sensibel machen.

Räumliches Verhalten beim Gespräch


Abb.: (©Corel)

Alle Abb.: ©ArtToday

2. Kleidung, Körperbau und andere Aspekte der körperlichen Erscheinung als Signale


Meister der Täuschung

Abb.: Asiatische Prostituierte, Singapur, 1970. In Wirklichkeit ein Mann! [Quelle der Abb.: Jenny, Hans A.: Die verrückteste Nostalgia : die haarsträubendsten Wundermenschen. -- Basel : Basler Zeitung, ©1995. -- ISBN 3-85815-288-9. -- S. 27] Abb.: Kleider machen Leute: Wilhelm Voigt (1849 - 1922), "Hauptmann von Köpenick", arbeitsloser Schuhmacher, der in Hauptmannsuniform 1906 das Rathaus in Köpenick (Berlin) besetzte, den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse beschlagnahmte (Zeichnung von Fritz Koch, 1906)

„Man stelle sich die folgende Szene vor: Herr und Frau Amerika wachen auf und bereiten sich für den Tag vor. Frau Amerika legt ihren Nacht-Büstenhalter ab und ersetzt ihn durch einen leicht gepolsterten Stütz-Büstenhalter. Sie entfernt ihren Kinnriemen und bringt sich dann mit einem Hüfthalter in Form. Sodann beginnt sie, »sich das Gesicht aufzusetzen«, Augenbrauenstift, Wimperntusche Lippenstift, Rouge, Lidstrich und falsche Augenwimpern. Darauf beseitigt sie die Haare unter den Armen und auf den Beinen und setzt sich ein Haarteil auf den Kopf. Falsche Fingernägel, Nagelpolitur, getönte Kontaktlinsen -- und dann folgen Deodorant, Parfum und endlose Überlegungen, welche Kleidung sie anziehen soll. Herr Amerika rasiert sich die Barthaare, setzt sich ein Toupet auf den Kopf und heftet sich sorgfältig seine neu erworbenen Koteletten an. Er nimmt seine falschen Zähne aus einer Lösung, mit der sie gebleicht werden, gurgelt mit einem Mundwasser, um den Atem angenehmer zu machen, nimmt sich sein Aftershave, holt sich die Schuhe mit hohen Absätzen und beginnt, sich seine Kleidung auszusuchen."

[M. L. Knapp. -- Zitiert in: Argyle, Michael <1925 - >: Körpersprache und Kommunikation. -- Paderborn : Junfermann, ©1979. -- (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften ; Bd. 5). -- ISBN 3873871718. -- S. 303. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Menschen in aller Welt nehmen solche Torturen auf sich, um ihre äußere Erscheinung zu manipulieren, um den sozialen Normen über Aussehen nachzukommen, und besonders oft, um als attraktiv zu erscheinen. Das Aussehen ist wesentlich auf Mitmenschen gerichtet und wird von diesen immer (bewusst oder unbewusst) interpretiert, unabhängig davon, ob das dem Sender passt oder nicht. Die Normen für Aussehen und seine Interpretation sind kulturell besonders wandelbar.


2.1. Körperbau und körperliche Erscheinung



Abb.: Heranbilden eines erwünschten Körperbaus (©Corel) Abb.: An diesem Gesicht einer japanischen Geisha ist fast nichts mehr im Originalzustand (©Corel)

Körperbau und körperliche Erscheinung geben wichtige Schlüssel dafür, wie man eine Person auf den ersten Blick einschätzt.  Auch versucht man immer wieder, wissenschaftlich Zusammenhänge zwischen Körperbau und Charakter herzustellen. In vielen Teilen der Welt wurde die Konstitutionenlehre des Tübinger Psychiaters Ernst Kretschmer (1888 - 1964) sehr beliebt in der Persönlichkeitsdiagnostik:

Kretschmer, Ernst <1888 - 1964>: Körperbau und Charakter : Untersuchungen zum Konstitutionsproblem und zur Lehre von den Temperamenten. -- Berlin [u.a.] : Springer. -- 1. Aufl. 1931, 26. [!] Aufl. 1977

Kretschmer teilt die Menschen nach ihrem Körperbau in drei Typen ein, denen er drei Temperamenttypen zuordnet:

Körpertyp Temperament


Abb.: Leptosomer (asthenischer) Typ

schizothym: Stimmung zwischen empfindlich und kühl, zwischen sprunghaft und zäh, gespannt, verhalten, lahm, gesperrt, steif


Abb.: Athletischer Typ

viscös: Stimmung zwischen explosiv und phlegmatisch, zäh, langsam, gemessen, schwerfällig, wuchtig


Abb.: Pyknischer Typ

cyclothym: Stimmung zwischen heiter und traurig, zwischen beweglich und behäbig, rund, natürlich, weich
Quelle der Abb. und Beschreibungen: Kretschmer, a.a.O. -- 21. Aufl. -- S. 25, 29, 33, 387

Solche wissenschaftlichen Typologien gehören vermutlich in den Bereich Aberglauben. Sie spielen aber leider bei der Bewertung von Bewerbern um eine Stelle bewusst oder unbewusst eine Rolle.

Überall auf der Welt haben es Menschen, die nach den jeweiligen Normen als schön oder attraktiv gelten, leichter im sozialen Leben. Die Normen für das, was als schön und attraktiv gilt, sind allerdings von Kultur zu Kultur, von Zeitpunkt zu Zeitpunkt sehr unterschiedlich und unbeständig:


2.2. Schönheitsideale


Abb.: Die idealen Maße der Japanerin (20er-Jahre) [Quelle. Bilderlexikon der Erotik. -- Wien, 1928 - 1932] Abb.: Europäische Schönheitsideal, 1915 [Quelle: dell' Antonio, C.: Die Verhältnislehre und plastische Anatomie des menschlichen Körpers : für die Kunstjünger und kunstliebenden Laien. -- München, 1915. -- S. 41

Abb.: Ein anderes europäisches Schönheitsideal: Rubens, Peter Paul <1577 - 1640>: Toilette der Venus (1612/15)

Abb.: Die Claudia Schiffer's und Verona Feldbusch's von 1882: Siegerinnen der Schönheitskonkurrenz zu Budapest am 20.8.1882 [Quelle: Leipziger Illustrirte [!] Zeitung. -- 14.10.1882]


2.3. Kleidung


 


Abb.: Haartracht und Kleidung als Mittel der Selbstdarstellung (©Corel)

Wegen ihrer Bedeutung für die Kommunikation wird Kleidung in einem gesonderten Kapitel (Kapitel 10) behandelt. Hier sollen nur einige Bemerkungen zu den Signalfunktionen von Kleidung folgen.

Kleidung ist u.a. ein Signal für

Kleidung als Ausdruck der Gruppenzugehörigkeit und des Status
Zugehörigkeit zu ethnischer Gruppe


Abb.: (©Corel)


Abb.: (©Corel)

Zugehörigkeit zu ethnisch-religiöser Gruppe


Abb.: Orthodox-jüdische Kinder (©Corel)


Abb.: Orthodox-jüdische Männer (©Corel) 

Zugehörigkeit zu religiöser Funktionärsgruppe


Abb.: Russisch-orthodoxe Geistliche (©Corel)


Abb.: Desmond Mpilo Tutu (geb. 1931) , Erzbischof von Kapstadt, Friedensnobelpreisträger 1984  (©Corel)

Zugehörigkeit zu Gesellschaftsschicht


Abb.: Englische Oberschicht (©Corel)


Abb.: Hochzeitspaar aus indischer Oberschicht (©Corel)

Zugehörigkeit zu Bildungsschicht


Abb.: Englische Professoren (©Corel)


Abb.: Schulkleidung (©Corel)

Zugehörigkeit zu Subkultur Zugehörigkeit zu ethnischer Gruppe und gesellschaftlicher Schicht


Abb.: (©Corel)


Abb.: Indira Gandhi (1917 - 1984), Indische Ministerpräsidentin seit 1966, mit Königin Elizabeth II. (geb. 1926) und Prinz Philipp (geb. 1921) (©Corel)

Zugehörigkeit zu Berufsstand

Abb.: Managerinnen (©Corel) Abb.: Japanische White-Collar-Worker  (©Corel)

Kleidung kann als Signal missverstanden werden. Dies kann zu sehr unangenehmen Erfahrungen in fremden Kulturen führen (wenn z.B. eine Frau, die sich bequem kleidet, als sexuelles Flittchen angesehen wird oder ein Mann, der sehr leger gekleidet ist, als Asozialer).

Missverständliche Kleidung

Abb.: "Irren ist männlich": hübsch, aber missverständlich: solche Kleidung wird vor allem in muslimischen Ländern als sexuelles Signal missverstanden. Abb.: Praktisch, aber missverständlich: informelle Kleidung (wie z.B. Shorts) wird in manchen Ländern außerhalb des Strandes als ungehörig oder gar unhöflich empfunden (©Corbis)


Abb.: Ärmellose Kleidung von Frauen wird in Südasien sowie muslimischen Ländern als anstößig empfunden (©Corel)


2.4. Accessoires



Abb.: Das Rauchen bestimmter Zigarrenmarken gilt in manchen europäischen und amerikanischen Gesellschaftskreisen als Statussymbol (für Präsident Clinton auch noch für andere Zwecke!) (©Corel)

Zu den Accessoires, die ausgesprochenen Signalcharakter haben, kann man rechnen:


2.5. Zum Beispiel: Ausländerinnen in muslimischen Ländern


Spezielle Probleme haben deutsche Frauen, sich in Kleidung, Aussehen und Verhalten in muslimischen Ländern so zu verhalten, dass sie keinen Anstoß erregen und nicht als sexuelles Freiwild betrachtet werden. Man hüte sich aber vor Stereotypen über "die" muslimische Frau: Benazir Bhutto, deren Äußeres gar nicht diesen Stereotypen entspricht, wurde immerhin als erste Frau Premierministerin eines muslimischen Landes (Pakistan)!

Muslimische Frauen

Abb.: Muslimin in Marokko  (©Corbis) Abb.: Muslimin in Südthailand, 1995  (©Corbis)


Abb.: Muslimin in Pakistan: Benazir Bhutto (geb. 1953; Premierministerin von Pakistan 1988 - 1990, 1993 - 1996) an ihrem Hochzeitstag, 1987, Karachi, Pakistan  (©Corbis) Abb.: Amerikanerin in Pakistan: Barbara Rowell (amerikanische Photographin: http://www.mountainlight.com/rowell.bcr.html. -- Zugriff am 27.10.2000) photographiert in Rawalpindi, Pakistan, ca. 1986 (©Corbis)

Christine Pollok gibt Europäerinnen, die muslimische Länder besuchen, folgende sehr beachtenswerte Ratschläge:

"Nach arabischer Vorstellung haben Frauen (also auch Europäerinnen) lange Haare, die bei Deutschen natürlich blond sind. Nicht immer wirst Du diesem Bild entsprechen und die Männer etwas verunsichern, besonders wenn Du kurze Haare hast. Sei Dir in jedem Fall der Bedeutung Deines äußeren Auftretens bewusst, bevor Du Deinen ersten Stadtgang antrittst.

In Anbetracht der tabuisierten Körperzonen, die sich hinter der Verschleierung der Frauen verbergen, solltest Du diese Richtlinien befolgen, um nicht als leibhaftige Provokation die Ventilfunktion für unterdrückte sexuelle Bedürfnisse zu übernehmen.

Das soziale muslimische Leben wird nicht durch verinnerlichte Verhaltensregeln wie bei uns bestimmt, sondern in erster Linie durch äußerliche Vermeidungsmechanismen, wie z.B. die Verschleierung. Alles, was dem nicht entspricht, ist eine Herausforderung gegen das muslimische Normensystem. Dabei wird den Frauen immer die Verantwortung für ausgelöste Konflikte zugeschrieben, da sie als machtvolle Verführerinnen aus dem Bannkreis ihrer häuslichen Welt getreten sind und die soziale Ordnung gestört haben.

Was Dich betrifft, so vermeide auf der einen Seite das Aussenden weiblicher Reize (zu leichte Kleidung, aufmunternd und immer als erotisch gedeutete Blickkontakte etc.). Betrachte aber auf der anderen Seite Deine Umgebung offen und so selbstbewusst, dass Du bestimmst, in welcher Art Dir die Menschen begegnen."

[Pollok, Christine <1956 - >: KulturSchock [!] Islam. -- 3., überarbeitet Aufl. -- Bielefeld : Rump, ©1996. -- ISBN 3894161647. -- S. 86 - 88. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


Abb.: Das Kopftuch ist nicht spezifisch muslimisch: Russische Frau (©Corel)


Zu Kapitel 4, Teil 4: Geruch, Stimme, Örtlichkeiten und Umgebung, zeitliches Verhalten sowie Geschenke als Signale