Internationale Kommunikationskulturen

4. Nonverbale Kommunikation

4. Geruch, Stimme, Örtlichkeiten und Umgebung, zeitliches Verhalten sowie Geschenke als Signale


von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 4. Nonverbale Kommunikation. --  4. Geruch, Stimme, Örtlichkeiten und Umgebung, zeitliches Verhalten sowie Geschenke als Signale. --  Fassung vom 2006-06-12. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur044.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 6.10.2000

Überarbeitungen: 2006-06-12 [Änderungen]

Anlass: Lehrveranstaltung, HBI Stuttgart, 2000/2001

Unterrichtsmaterialien (gemäß § 46 (1) UrhG)

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Dieser Text ist Teil der Abteilung Länder und Kulturen von Tüpfli's Global Village Library


0. Übersicht



1. Geruch als Signal


" With Nature's secret weapon "PHEROMONES" when you wear "PHEROMONE" women will become instantly 
sexually attracted to you. It will arouse the female sex glands, heighten her sensual responses to a feverish pitch and 
awaken her appetite for sex, the same as the smell of food awakens hunger. It's invisible, odorless, and undetectable. It's medical science's and nature's SEXUAL secret weapon of pleasure."
"Verwenden Sie ™PHEROMONE und die Frauen werden durch die Geheimwaffe der Natur, Pheromone [Sexuallockstoffe], sofort von ihnen sexuell angezogen. Die weiblichen Geschlechtsdrüsen werden dadurch erregt, ihre sexuelle Erregung wird zu einem fieberhaften Höhepunkt kommen, ihr Appetit auf Sex wird erwachen -- ebenso wie der Geruch von Essen Hunger weckt. ™PHEROMONE ist unsichtbar, geruchlos, nicht zu entdecken. Es ist die Sexuallustgeheimwaffe der Medizin und Natur."

[Quelle: http://www.howard.co.kr/gift/pheromone/pheromon.htm. -- Zugriff am 27.10.2000]

"Ich weiß, wie Huren und Madonnen riechen."

Gottfried Benn (1886 - 1956)

Sympathien und Antipathien der Menschen werden vom gegenseitigen Körpergeruch stark beeinflusst: Ich kann ihn nicht riechen, ist eine geläufige Redensart.

´

Abb.: Sich gegenseitiges Beschnuppern als Begrüßungsritual: Zeremonieller Nasenkuss zwischen einem deutschen Marineoffizier und der Maori-Häuptlingsfrau. Photo Irvinghton Clark. [Quelle. Bilderlexikon der Erotik. -- Wien, 1928 - 1932].

Der Eigengeruch von Menschen wird durch verschiedene Drüsen, Mundausdünstungen, Mikroorganismen auf Haut usw. bedingt.

Wichtige Geruchsdrüsen sind die Talgdrüsen und Schweißdrüsen. Die Sekrete dieser Drüsen sind zwar geruchlos, werden aber von auf der Haut lebenden Mikroorganismen in riechende Substanzen verwandelt.

Der Eigengeruch des Menschen hängt ab von

Der Einsatz von Parfüm ist ein so weites Gebiet, dass es hier nur erwähnt werden kann.


Abb.: Parfümverkäufer, Tunesien (©Corbis)


2. Geschmack als Signal



Abb.: Hochzeitstorte (©Corel)

Geschmackswahrnehmung im engeren Sinn, d.h. durch die Zunge, ist sehr begrenzt. Für den Geschmack von Speisen und Getränken spielt der Geruchssinn die größte Rolle. 

Da Essen und Trinken für Kommunikation eine sehr wichtige Rolle spielt, und da gerade hier kulturelle Unterschiede sehr groß sind, wird das Gebiet von Speis und Trank in einem gesonderten Kapitel (Kapitel 9) behandelt.


3. Nonverbale Laute und Stimmverhalten als Signale


Wie man in verschiedenen Ländern "au" schreit (wav-Audiodateien)
USA Kambodscha China
Deutschland Guatemala Türkei

[Quelle der Laute: http://www.diseaseworld.com/ouch/ouch.htm. -- Zugriff am 26.20.200. -- dort noch weitere Beispiele]

Folgende Übersicht ist eine der vielen möglichen Einteilungen von Stimmverhalten:

Stimmverhalten
verbal: Sprache  (s. oben, Kapitel 3)      
nonverbal mit dem Sprechen verbunden prosodische Merkmale Tonhöhe und Melodie
Lautstärke
Sprechtempo
Synchronisierungszeichen  (z.B. Schweigen)
Sprechstörungen  (z.B. man gerät in einer unangenehmen Situation ins Stottern)
vom Sprechen unabhängig emotionale Laute z.B. Babbel"sprache": "ei-ei-ei")
paralinguistische Merkmale Tonfall (z.B. ironisch)
Klangfarbe (z.B. Flüstern, rauchig-frivol)
persönliche Stimmbeschaffenheit und Akzent (z.B. Heiserkeit als Folge einer Erkältung)

Stimmverhalten muss wie das übrige sprechbegleitende nonverbale Verhalten zusammen mit der betreffenden (Fremd-)Sprache gelernt werden. Rechte Intonation und Sprechmelodie gehört zu den größten Schwierigkeit beim Erlernen einer fremden Sprache. Auch das Erkennen der in nonverbalem Stimmverhalten enthaltenen Informationen und Metainformationen (z.B. Ironie) ist für Auswärtige sehr schwierig und kann zu großen Missverständnissen führen. Deshalb sollte man im Gespräch mit Nichtmuttersprachlern solche Signale auf ein Minimum beschränken.

Folgendes Beispiel ist ein kleiner Hinweis auf die Funktionen und Feinheiten der Sprachmelodie:

Wie man in Südengland no sagen kann
Melodie Bedeutung
Neutralster Ton; einfache Feststellung einer Tatsache, distanziert
Emotional beteiligt: je höher der fallende Ton ist, desto stärker ist der Sprecher betroffen. Welches Gefühl sich äußert (z.B. Erstaunen, Aufgeregtheit, Verärgerung), hängt weitgehend von Kontext und Gesichtsausdruck ab
Eine mechanische, unverbindliche Bemerkung: oft als »Gesprächsgeräusch« eingesetzt, während ein anderer spricht
Hier sind Kontext und Gesichtsausdruck entscheidend. Bei »freundlichem« Gesicht ist der Tonfall verständnisvoll und herzlich und fordert den Sprecher zum Weiterreden auf; bei »unfreundlichem« Gesicht ist er vorsichtig oder hart
Unglaube oder Schock -- die Stärke der Empörung wird durch die Weite des Tons bezeichnet
Leichter Zweifel oder Verwirrung; ein Tonfall, der oft als Echo auf soeben Gesagtes benutzt wird
Gelangweilt, sarkastisch, mechanisch
Mit »negativer« Miene ein Ton der Ungewissheit, des Zweifelns oder Zögerns, mit »positiver« Miene ein Ton der Ermunterung oder Dringlichkeit
Ein nachdrücklicher Ton der emotionalen Beteiligung; je nach Gesichtsausdruck und Kontext kann eine beeindruckte, herausfordernde oder zufriedene Haltung zum Ausdruck kommen

[Quelle der Abb. und Texte: Crystal, David <1941 - >:  Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. -- Köln : Parkland, 1998 (©1993). -- ISBN 3880599548. -- S. 171. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]

Folgende Audiodateien sollen an die Vielfalt emotionaler Laute erinnern:

Emotionale Laute (wav-Audiodateien)
Lautäußerungen von Gruppen
"Ahh!" Buh! Uh!
Applaus Applaus Applaus
Gekünsteltes Lachen Gekünsteltes Lachen Affektiertes Lachen
Lautäußerungen mit Händen bzw. Füssen
Applaus Powow  
Lautäußerungen von Individuen
Babygegigel Husten Gähnen
Häh! Oh! Wow!
Haha! Böses Lachen  
Alle wav-Dateien: ©Corel

4. Zeitverhalten als Signal


"About tomorrow"

Standard-Zeitanangabe einer thailändischen buddhistischen Nonne, 1978. Übersetzt bedeutet dies: "Vielleicht morgen, vielleicht gleich, vielleicht später, vielleicht auch gar nie"


Abb.: "Pünktlichkeit wird erwartet" (©Corbis)

Unterschiedliche Einstellungen im Zeitverhalten -- Pünktlichkeit, Abmachungen, Verlässlichkeit, Ausdauer u.ä. -- können zu den größten Problemen bei der Kommunikation führen. Deshalb ist dem Zeitverhalten ein eigenes Kapitel gewidmet (Kapitel 12). Hier soll nur darauf hingewiesen werden, dass kulturell bedingte unterschiedliche Auffassungen von Zeitverhalten zu völligen Fehlinterpretationen des Verhaltens des Partners führen können, z.B.


5. Örtlichkeit und Umgebung als Signal


Der Raum und die Umgebung, in der Kommunikation stattfindet, kann Signalfunktion haben. Allerdings muss man dazu die ortsüblichen Regeln kennen. So empfangen japanische Geschäftsleute ihre Partner möglichst nicht in ihrem Büro, sondern in einem Besprechungszimmer. In Thailand werden Geschäftsbesprechungen bei einem Mahl in einem guten Restaurant geführt, deshalb sind Videokonferenzen, Telefon, e-mail-Kontakte u.ä. für solche Besprechungen keine denkbare Alternative (obwohl man in Bangkok wegen des Verkehrsstaus stundenlang unterwegs ist, um zur Besprechung ins Restaurant zu kommen). Aber auch in westlichen Gesellschaften werden Umwelten für offizielle Gespräche meist bewusst gestaltet und sagen oft viel über das Image aus, das man dadurch gewinnen will. Folgende Bilder illustrieren dies:

Umwelten für geschäftliche Gespräche


Abb.: Abstand durch Schreibtisch und Dienstkleidung (©ArtToday)


Abb.: Schreibtisch als Imponierbarrikade ( ©ArtToday)


Abb.: Familiäre Umgebung (©ArtToday)


Abb.: An Swimming Pool von Ressort-Hotel, Tangolunda, Huatulco, Oaxaca, Mexico (©Corbis)


Abb.: Runder Tisch (©Corel)


6. Geschenke als Signale


Geschenke sind in sehr vielen Kulturen wesentlich um ein Beziehungsnetz aufzubauen und zu erhalten. Dieser Aspekt von Geschenken wird im Zusammenhang mit den sozialen Beziehungen (Kapitel 5) behandelt.

Hier nur einige wenige Hinweise auf mögliche Missverständnisse und Komplikationen, die sich aus der symbolischen Bedeutung, dem Signalcharakter mancher Geschenke in manchen Kulturen ergeben können:


Abb.: Der Wecker erinnert an die Stunde des Todes (©Corel)


Zu Kapitel 5: Kulturelle Faktoren: Soziale Beziehungen