Internationale Kommunikationskulturen

3. Verbale Kommunikation


von Margarete Payer

mailto: payer@hdm-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 - >: Internationale Kommunikationskulturen. -- 3. Verbale Kommunikation. -- Fassung vom 2011-01-11. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur03.htm. -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2000-10-12

Überarbeitungen: 2011-01-11 [kleine Korrektur]; 2006-03-13

Anlass: Lehrveranstaltung, HdM Stuttgart, 2000/2001; MAB der HdM Stuttgart und der Westsächsischen Hochschule Zwickau

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0. Übersicht



It's my belief we developed language because of our deep inner need to complain Wir haben die Sprache möglicherweise nur erfunden, um unser tiefes Bedürfnis zu stillen, uns zu beklagen.
Lily Tomlin, amerikanische Schauspielerin, als Trudy in The Search For Signs of Intelligent Life (1991) (ihre official website: http://www.lilytomlin.com/. -- Zugriff am 1.10.2000; 2011-01-10. -- Sehr lustig!)

1. Sprache und ihre Medien


Sprache als vermutlich wichtigstes menschliches Kommunikationsmittel kann in folgende Medien ausgedrückt werden

Abb.: Daumier, Honoré <1808 - 1879>: Drei Anwälte im Gespräch 1843/48) (Ausschnitt)

Abb.: Braille-Blindenschrift (©ArtToday)


Abb.: Computerunterricht für Taubstumme mit American Sign Language (ASL), Atlanta, Georgia, USA, 1986 (©Corbis)

Sprache unterscheidet sich durch die spezifische Sprachstruktur (Grammatik, Wortschatz, Bedeutung usw.) von anderen menschlichen Kommunikationsmitteln wie


Abb.: Musikpartitur: Moran, Robert <1937 - >: Four visions, No. 2 (1964)


Abb.: Piktogramm (©ArtToday)

Abb.: Ausdruck mit dem ganzen Körper: Hans Baldung, genannt Grien <1484 - 1545>: Eitelkeit


Abb.: Kommunikation durch eine Handlung  (©ArtToday)  


2. Verstehen von Sprache


Es ist wichtig, dass man sich immer bewusst ist, dass Verstehen keineswegs ein rein rezeptiver Vorgang ist, sondern immer ein konstruktives Vermuten, das sich an sprachlichen und außersprachlichen Gegebenheiten bewähren muss. Deshalb das für Anfänger oft erstaunliche Phänomen, dass ein Text nicht verstanden wird, obwohl man ihn grammatisch und lexikalisch voll analysiert hat.

Für Verstehen sprachlicher Äußerungen gilt:

"...so wird deutlich, dass die landläufige Auffassung von Verstehen einer Äußerung revidiert werden muss. Diese landläufige Auffassung sieht Verstehen einer Äußerung ja als eine Kombination der in den Elementen enthaltenen Information. Aber dass im Wort Klavier auch die Information schwer enthalten ist, das wird überhaupt erst manifest durch die Kombination mit dem Verb heben. Was beim Verstehen einer Äußerung abläuft ... ist offenbar nicht so sehr eine Analyse der einlaufenden Information, sondern es wird etwas Neues konstruiert und zu diesem Konstruktionsvorgang werden sowohl der aktuelle verbale Input als auch der weitere Kontext als auch die Situation herangezogen. Und weiter: Das, was da an Neuem konstruiert wird, bestimmt in hohem Maße mit, was den verschiedenen 'Lieferquellen` entnommen wird und entnommen werden kann."

[Hörmann, Hans <1924 - >: Psychologie der Sprache. -- 2., überarbeitete Aufl. -- Berlin [u.a.] : Springer, 1977. -- ISBN 3540081749. -- S. 179]

Beim Verstehen spielt nicht nur die linguistische Kenntnis des Verstehenden (Kenntnis der Grammatik und Wortbedeutungen) eine Rolle, sondern seine ganze Kenntnis sowohl seiner eigenen Welt als auch der des Verfassers des Textes bzw. Sprechers (Vorwissen beim Exegeten - Vorwissen beim ursprünglich intendierten Hörer/Leser/Erklärer).

Zur ganzen psychologischen Problematik des Verstehens ist sehr anregend, wenn auch etwas zu weitschweifig:

Hörmann, Hans <1924 - >: Meinen und Verstehen : Grundzüge einer psychologischen Semantik. -- Frankfurt/M. : Suhrkamp, 1978. --552 S. --  (Suhrkamp Taschenbücher Wissenschaft ; 230). -- ISBN 3518278304. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


Christiane Nord fasst die Grundfragen der Analyse eines Textes in Anlehnung an die Formel von H. D. Lasswell (1948) (Who says what  on which channel to whom with what effect):

  Frage Erklärung
Textexterne Faktoren Wer übermittelt Verfasser des Textes, Auftraggeber der Übersetzung
wozu Intention
wem Adressat
über welches Medium  
wo  
wann  
warum Anlass
einen Text mit welcher Funktion?  
Textinterne Faktoren Worüber sagt er Thema
was Inhalt
(was nicht) nur implizit Gesagtes
in welcher Reihenfolge Gliederung
unter Einsatz welcher nonverbalen Mittel z.B. Layout, typographische Gestaltung, Farben, Illustrationen
in welchen Worten  
in was für Sätzen  
in welchem Ton entweder stimmlich oder durch Hervorhebung im Druck, Absatzgestaltung, Interpunktion
  mit welcher Wirkung?  

[Zitiert in: Stolze, Radegundis: Übersetzungstheorien : eine Einführung. -- 2., vollständig überarbeitete Auflage. -- Tübingen : Narr, ©1997. -- (Narr Studienbücher). -- ISBN 3823349562. -- S. 213 - 214. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}]


3. Vorschau


Dieses Kapitel umfasst drei Unterkapitel:

3. 1. Sprachbarrieren: Vielfalt der Sprachen und Verkehrssprachen. -- URL:http://www.payer.de/kommkulturen/kultur031.htm

3.2. Überwindung der Sprachbarrieren. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur032.htm

3.3. Funktionen von Sprache. -- URL: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur033.htm

Nichtverbale Komponenten der Sprache -- wie Tonhöhe, Melodie, Intonation, Betonung, Lautstärke, Sprechtempo, Rhythmus, Akzenttakt, Flüstern u.ä. -- werden im Zusammenhang mit der nichtverbalen Kommunikation (Kapitel 4) behandelt.


4. Weiterführende Ressourcen


Weiterführende Ressourcen werden bei den einzelnen Unterkapiteln genannt. Für das gesamte Thema "Sprache" ist äußerst empfehlenswert:

Crystal, David <1941 - >: The Cambridge encyclopedia of language. -- 2. ed. -- Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, ©1997. -- 480 S. : Ill. -- ISBN 0521559677. --  [Das Standardwerk, auch für linguistische Laien sehr empfehlenswert!]. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}

Eine hervorragende deutsche Übertragung der ersten Auflage (1987) dieses Werkes ist:

Crystal, David <1941 - >:  Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. -- Köln : Parkland, 1998 (©1993). -- 478 S. : Ill. -- ISBN 3880599548. -- Preis: nur DM 49,90!. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch  bei amazon.de bestellen}


Zu Kapitel 3, Teil 1: Sprachbarrieren: Vielfalt der Sprachen und Verkehrssprachen